Title: A Few Minutes
Author: Shendara
E-Mail: shendara@gmx.net

Date: 23.12.01
Fandom: Airwolf
Characters: Gabrielle, Stringfellow Hawke
Timecode: During "Shadow of the Hawke" (Pilot)
Rating: PG (a little bit off-screen violence)
Category: Drama, Romance

Summary: Hawke und Gabrielle hatten im Red Castle nur wenig Zeit für sich - sie beide wussten nicht, dass es die letzten gemeinsam verbrachten Minuten sein würden...

Copyright: Concept © 1984 by Bellisarius Productions, Story © 2001 by Roan

Notes: Ein "Neujahrs-Geschenk" für meine beste Freundin, Conny. Zu viele Gründe, um sie hier aufzuzählen - einfach danke dafür, dass du da bist. :)
Die Dialoge wurden 1:1 aus der Serie übernommen, ebenso wie die Handlungen der Charaktere. Alles weitere entspringt meiner Phantasie, hält sich jedoch so nahe wie nur irgend möglich an die Szene.

Kursiv steht für Gedanken.


A Few Minutes
by Shendara

Gabrielle wirkte müde und ausgelaugt, sie starrte abwesend in den Spiegel, während sie sich einige Strähnen des dunklen Haars aus dem Gesicht strich. Hawke hatte sich vergewissert, dass sie alleine war, bevor er den Umkleideraum der Tänzerinnen betrat - das folgende Gespräch ging niemanden außer ihnen beiden etwas an.

Fast augenblicklich drehte sie sich um, lächelte sofort, als sie ihn erkannte. Die Erschöpfung schien zu verschwinden, von einem Moment auf den anderen verwandelte sie sich von einer Agentin in eine Frau, die den Mann sah, auf den sie wartete - mit dem sie jedoch nicht gerechnet hatte.

Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen kam sie näher, Hawke konnte nicht sagen, von wem die Umarmung mit dem folgenden Kuss ausging...

Das Gefühl eines anderen Körpers, dicht an den seinen gepresst... Wie lange hatte er es vermisst? Zu lange, wie ihm mittlerweile klar geworden war. Für einen kurzen Moment zog er sie näher, vertiefte den Kuss noch einmal, bevor er sie sanft von sich wegschob. "Wie geht's dir?", fragte er leise, kaum, dass ihre Lippen sich voneinander gelöst hatten.

"Soweit ganz gut."

"Was tust du hier eigentlich?" Er wollte es von ihr hören, obwohl er die Antwort doch schon längst kannte. Solange Gabrielle es nicht sagte, wollte er es nicht wahrhaben, und vermutlich danach auch nicht. Es ist zu gefährlich, sich mit jemanden einzulassen, das müsstest du mittlerweile wissen.

"Das ist mein Job."

"Vorher war's Angelas Job, nicht wahr?"

Ein leises Seufzen war die einzige Antwort, als Gabrielle ihre Spielerei mit seiner Krawatte unterbrach und sich langsam umdrehte, sich schließlich vor dem Schminktisch niederließ und mit ihren Händen spielte. Noch ein leiser Seufzer, noch immer konnte sie ihm nicht in die Augen sehen. "Ja, ich hab davon gehört", sagte sie leise. "Eines der Mädchen sagte, dass man sie in der Wüste gefunden hat. Man hat sie erst gefoltert und dann getötet. Das Gleiche, was er mit den anderen Mädchen im White Sands getan hat." Eine längere Pause folgte, bevor sie wesentlich gefasster weitersprach: "Du hattest Recht mit Moffet, es geht ihm nicht ums Geld." Ihre Stimme wurde lauter, leidenschaftlicher und - vor allem - hasserfüllter. "Niemand macht ihm hier Vorschriften. Hier kann er seinen perversen Gelüsten nachgehen."

"Schon möglich", lautete sein einziger Kommentar.

"Wenn ich ihn sehe, bringe ich ihn um!" Gabrielles Tonfall und Haltung sagten deutlich, dass sie es ernst meinte.

Nein! Hawke stieß sich von der Tischkante, an die er sich gelehnt hatte, ab und kam näher. Knapp hinter Gabrielle blieb er stehen, beobachtete ihrer beider Spiegelbild, während er eine Hand sanft auf ihre Schulter legte und die andere auf ihre Stirn. Fast augenblicklich schloss sie ihre Augen und lehnte sich zurück - eine Geste die von solchem Vertrauen sprach, dass es fast schon weh tat. Mit sanften Bewegungen fuhr er über ihr Gesicht, versuchte, sie etwas zu beruhigen. Moffet gehörte ihm, beziehungsweise der Firma, Gabrielle sollte diesem Mann niemals von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Nicht, wenn er es verhindern konnte.

Während er ihr sanft durchs Haar strich, legte sie den Kopf schief, seufzte leise auf. Dieser Moment sollte nie wieder aufhören... Doch er hatte etwas zu erledigen. Mit Gabrielles Auftauchen war es persönlich geworden, er würde es jetzt durchziehen. Koste es was es wolle - außer ihrem Leben. Seine Hände kamen auf ihren Schultern zum Stillstand, Gabrielle hielt ihre Augen noch immer geschlossen. "Wo ist Airwolf jetzt?"

Ihre Augen öffneten sich, die Entspanntheit verschwand. "In Kafir", antwortete sie knapp. "Gaddafis Sommerpalast, das ist direkt an der Küste." Geistesabwesend drehte sie einen Lippenstift zwischen ihren Fingern... etwas so weibliches, während sie in er Zwischenzeit mit professioneller Kälte über einen hochtechnisierten Helikopter und einen Todfeind Amerikas sprach. Schon Sekunden, nachdem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, hatte Hawke gewusst, dass er sich von ihrer Erscheinung und Auftreten nicht irritieren lassen durfte, diese Frau war härter als einige Männer, die er in diesem Job kennen gelernt hatte. "Mirabelle Oil hat dort eine Funkstation ganz in der Nähe", fuhr sie fort, während sie nebenbei etwas auf einem Zettel notierte. "Angela hatte alles arrangiert - Papiere und einen Lastwagen für euch, damit ihr da rein könnt." Sie schüttelte leicht den Kopf, aus welchem Grund konnte Hawke nicht sagen. Er beobachtete sie genau, wollte sich jedes Detail merken. Aus irgend einem, ihm selbst nicht klaren, Grund wollte er sich an diesen Moment bis in alle Ewigkeiten erinnern können. "Hier ist die Adresse." Mit diesen Worten riss sie den Zettel ab und hielt ihn Hawke hin, ihr Blick noch immer fest auf den Spiegel gerichtet. Als ob es leichter wäre, ihm über dieses Hilfsmittel in die Augen zu sehen, als direkt... "Die Gewehre sind unter dem Sitz, ich treffe dich dort um Zwei."

Er ging nicht näher darauf ein, wandte sich stattdessen ab und blieb einige Schritte entfernt wieder stehen, Gabrielle den Rücken zugewandt. "Wie soll ich von der Funkstation in den Palast kommen?" Mittlerweile war jeder Hauch von Zuneigung oder gar Romantik aus ihrer beider Verhalten totaler Professionalität gewichen - die Fähigkeit, sich von privaten Gefühlen nicht beeinträchtigen zu lassen, war in diesem Job überlebensnotwendig. Zumindest, wenn man in der Liga spielte, in der sie beide sich befanden.

"Den Strand entlang", erwiderte Gabrielle, während sie aufstand und das erste Mal seit einigen Minuten seinem direkten Blick begegnete. Ein leichtes Lachen lag in ihrer Stimme, als sie "Was meinst du mit 'ich'?", fragte. Sie lehnte sich gegen den Tisch, nahm damit unbewusst die selbe Haltung ein, wie Hawke vor einigen Minuten. Sie lächelte kurz. "Wir sind beide da drin."

"Ich will, dass du den nächsten Flieger nimmst und von hier verschwindest."

"Nein, das ist nicht unser Plan."

"Nur ich kann Airwolf fliegen, du nicht." Eine Tatsache, gegen die niemand etwas sagen konnte. Er würde es alleine schaffen oder gar nicht - keine Chance, dass er sie da noch tiefer mit hineinzog. "Entweder du verlässt das Land oder ich."

Gabrielle schüttelte den Kopf, schloss für einen Moment die Augen - dann lächelte sie gequält. "Das ist nicht dein Ernst." Du bekommst mich von hier nicht weg, sagte ihr Blick. Er nickte fast unmerklich und ihr Lächeln verschwand, wich Resignation. Mit einer eleganten Bewegung stieß sie sich ab, brachte ihre beiden Hände knapp vor seiner Brust zum Stillstand. "Weißt du, Hawke", die Hände legten sich auf seine Brust, "ich bin nicht, wie die Anderen. Und ich will nicht hier unten sterben." Ihre Stimme klang sanft, aber gleichzeitig so sicher... fast hätte er ihr geglaubt, aber nur fast. Zu oft hatte er diese Worte schon gehört und war enttäuscht worden. "Ich habe vor, sehr alt zu werden - und keiner wird mich daran hindern." Sie lächelte, verpasste ihm einen leichten Stoß. "Mir passiert nichts, das versprech' ich."

In Hawke zog sich bei diesen Worten alles zusammen - warum gaben die Leute immer Versprechen, die sie nicht halten konnten? - doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken.

"Bitte entschuldige", murmelte sie, als ihr klar wurde, warum ihre Worte keine Reaktion verursacht hatten. "Das hab ich nicht so gemeint..." Ihre Stimme war erstickt, sie schien jeden Moment zu weinen... Statt einer Antwort zog er sie einfach näher, hielt sie so fest er nur konnte. Ich lasse dich nicht los, niemals, schwor er sich, während er spürte, wie sie ihren Kopf in seiner Schulter vergrub.

"Ich weiß", hauchte er, während er selbst gegen die Tränen ankämpfte. Gott wusste, er war kein emotionaler Mensch, aber das hier... Er war nicht aus Stein und diese Frau hier bedeute ihm mehr als - nein, noch nie hatte ihm jemand soviel bedeutet, sein Bruder ausgenommen. Aber zwischen Geschwisterliebe und der Liebe zu einer Frau bestand ein großer Unterschied, die beiden Gefühle konnte man nicht miteinander vergleichen.

"Wir sehen uns wieder." Die Sicherheit in ihrer Stimme hätte ihn fast überzeugt, aber leider nur fast. "Du kommst zurück, das weiß ich genau."

Sanft zog Hawke ihren Kopf zurück, verhinderte jedes weitere Wort durch einen Kuss. Ihre Lippen lösten sich voneinander, er hauchte noch einen letzten Kuss auf ihre Stirn, hielt sie dann einfach nur fest. "Ich komme immer zurück, Gabrielle. Das ist ja mein Problem." Mit diesen Worten ließ er sie los und ging, die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloss. Er konnte ihren enttäuschten und verletzten Blick regelrecht spüren, drehte sich jedoch nicht mehr um. Wenn er jetzt nachgab, würde er nicht mehr gehen können. Und er hatte einen Job zu erledigen.

Warum nur hatte er das dumpfe Gefühl, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte?

Finis