Fandom: Die 2 (aka The Persuaders aka Eine alte 70er Jahre Serie mit Tony Curtis und Roger Moore in den Hauptrollen)
Rating: PG-15
Category:
slashige Comedy
Pairing: Die Frage ist ein Scherz, oder?

Summary: Brett schleppt Danny mit zu seinem Date, Danny ergreift die Flucht und greift zur Flasche, Brett kommt ihm nach, das Unvermeidbare passiert und ich schaffe es wirklich nicht, diese Story sinnvoll zusammenzufassen. (Obwohl... Sinn und Die 2? Schließt sich gegenseitig aus.)

Disclaimer: Weder Lord Sinclair noch Mr. Wilde gehören mir (ist auch gut so, nachdem die werten Herren für mich etwas überaltert wären; abgesehen davon, dass sie sowieso nur sich selbst brauchen...).

Notes: Ich schwor mir, niemals eine Die 2 Story zu schreiben. Darüber, was das hier vorliegende Werk jetzt über meine Konsequenz aussagt, will ich lieber gleich gar nicht nachdenken. Ich hoffe jedenfalls, den Witz und Esprit der Serie halbwegs gut eingefangen zu haben (versucht hab ich es auf alle Fälle!) und die Beiden nicht zu totalen OMCs zu degradieren.
Geschrieben wurde das Ganze aus zwei Gründen:
1) Die pure Herausforderung. Meine Mutter ist der Ansicht, die Dialoge zwischen Sinclair und Wilde sind schriftlich nicht niederzuhalten - sie wird meinen Versuch eines Gegenbeweises auch nicht zu lesen bekommen.
2) Birgitt und Silke von der FFP. Warum? Die beiden suchten Stories zum Geburtstag von Atti (Listmom und Archivarin des FanFiction-Paradieses) in unbekannten Fandoms, bzw. mit ungewöhnlichen Pairings.
Danke, wie immer, an Birgitt für die Beta!


Kein Zurück

Bla, bla, bla... Danny ließ die sinnlosen Worte, die Brett hinter ihm seiner aktuellen Flamme des Tages fütterte, ungehört über sich hinweggleiten - nichts, was Brett von sich gab, konnte ihn noch überraschen. Jede Anmache, jede Floskel, jede Silbe hatte er schon hunderte von Malen gehört. Er kannte sie alle in- und auswendig - und hatte sie manchmal schon an seinen eigenen Dates praktiziert. Ohne Erfolg. Muss irgend etwas mit diesem bläulichen Blut zu tun haben... Wie sonst ließe sich erklären, dass die Damenwelt Lord Brett Sinclair zu Füßen lag, bei Danny Wilde aber nur dankend ablehnte, wenn er sich auf den selben Bahnen versuchte? Angesichts der katastrophalen Ergebnisse, die sein Floskel-Klau heraufbeschworen hatte, war Danny schon nach wenigen Versuchen wieder zu seinem Hausrezept zurückgekehrt - mit unschlagbarem Erfolg. Selbst an einem Tag wie heute, wo er absolut keine Lust auf weibliche Gesellschaft hatte, hatte er schon vor drei sehr weltoffenen - und aufdringlichen - Verehrerinnen die Flucht ergriffen, die deutlich klar gemacht hatten, dass drei Frauen und ein Mann keine schlechte Kombination war. Problem war nur, dass er sich nicht sicher war, ob er eine solche Nacht überleben würde. Selbst seine Standhaftigkeit war endlich - nicht, dass er das jemals zugegeben hätte. Den Dreien folgte die Fünfergruppe am anderen Ende der Bar, die ihn seit über eine Stunde beobachtete, wie ein Löwe seine mittägliche Antilope.

Es hing ihm zum Hals raus.

"... Danny? Erde an Mr. Wilde… jemand auf Empfang?" Erst langsam wurde ihm bewusst, dass er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand - ein Platz, an dem er sich normalerweise pudelwohl fühlte und den er dementsprechend auch mit schöner Regelmäßigkeit aufsuchte.

Aber nicht heute. Heute wollte er einfach nur seine Ruhe haben - Pläne, die Brett dadurch effektiv durchkreuzt hatte, indem er ihn zu seiner Verabredung mitschleppte. Seiner Verabredung. Nicht einmal ein Double-Date. Eine Frau und zwei Männer. Scherzhaft als "Anstandsdame" von Seiten "Ihrer Brettschaft" bezeichnet, hatte er sich bald von der Unterhaltung - und dem Geschehen um ihn herum - zurückgezogen, um seine Ruhe zu finden. Man konnte auch in einem vollgestopften Restaurant mit einer Flirtmaschine und deren Opfer direkt vor der Nase absolut alleine sein...

Mit einem leisen Seufzen, das er fast sofort in ein breites Grinsen verwandelte, konzentrierte Danny sich wieder um sein Umfeld. "Was ist, Eure Hochwohlgeborenheit?" Ihm entging weder Bretts leicht indignierter Gesichtsausdruck, noch das verhaltene Lachen seiner Begleiterin - Diane? - auf die Anrede.

"Gehe ich recht in der Annahme, dass du die letzten Teile unserer angeregten Konversation nicht mehr mitverfolgt hast?" Ein entwaffnendes Lächeln begleitete die Aussage und Danny hielt nur mit Mühe an seinem sorgfältig komponierten, nichtssagenden Grinsen fest.

"Letzte Teile?", wiederholte er. "Ich fürchte, ich war mir nicht einmal dessen bewusst, dass ihr konversiert habt." Eine Untertreibung. Er hatte sogar Dianes Anwesenheit verdrängt und seine Aufmerksamkeit zu ungleichen Teilen auf die Fünf und Brett konzentriert. Wobei "ungleich" eine neunzig zu zehn Prozent Aufteilung zu Gunsten Lord Brett Sinclairs bedeutete. Die restlichen zehn Prozent hätten sich gerne den Neunzig angeschlossen, doch Danny hatte schon vor langer Zeit gelernt, Frauen, die es auf ihn abgesehen hatten, immer unter Beobachtung zu halten. Was passierte, wenn er es nicht tat, war nichts, worüber er gerne nachdachte. Schon gar nicht, wenn gleich fünf von ihnen ihn auf ihrer Abschussliste hatten.

Verdammt, manchmal war es wirklich ein Fluch, mit einem derart guten Aussehen und Charisma gesegnet zu sein.

Brett reagierte mit einem lauten und übertriebenen Seufzen. "Siehst du, meine Liebe, mit was ich mich tagein, tagaus abgeben muss? Beleidigungen der schlimmsten Sorte und das auch noch..."

"... vom bestaussehendesten Mann im Umkreis von zehn Meilen", unterbrach Danny grinsend. "Wenn ihr", er hauchte einen Luftkuss in Richtung Brett, während er gleichzeitig Diane zuzwinkerte, "mich jetzt bitte entschuldigen würdet. Ich habe heute noch eine Verabredung, die ich unter keinen Umständen verpassen darf."

"Verlässt deine Ur-Großmutter mal wieder ihre Festung, um ihren Lieblingsanverwandten zu begutachten?"

Natürlich hatte er keine Ur-Großmutter - zumindest keine, die er jemals gekannt hatte, geschweige denn lebte irgend jemand seiner Verwandtschaft in einer Festung (Alcatraz vielleicht einmal ausgeschlossen) - trotzdem gab er die erwartete Antwort. "Genau, mein Lieber. Zweifellos, um mir wieder einmal eindrücklichst klarzumachen, dass ich mich endlich mit Frau und Kegel zur Kindererzeugung niederzulassen habe. Also, wenn ich bitten darf..."

"Aber natürlich darfst du. Richte der werten Verwandtschaft meine besten Grüße aus." Dann, in etwas zu lautem Geflüster, um nicht von Danny gehört zu werden, wandte Brett sich an Diane: "Ein Jammer, dass die gute Frau einfach nicht einsehen will, dass der perfekte Mann für ihren Danny schon längst aufgetaucht ist..."

Eventuelle weitere Kommentare von Seiten Bretts oder gar Dianes Antwort - ohne Zweifel ein amüsiertes Lachen - gingen im plötzlichen Rauschen in seinen Ohren unter, und ohne eine weitere Bemerkung zurückzufeuern, unterdrückte Danny den Drang nach einem neuem Sprintweltrekord und zwang sich dazu, die Bar mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einer gemäßigten Geschwindigkeit zu verlassen.

Nur, um dem Drang in dem Moment, als die Tür hinter ihm zu- und die kalte britische Nachtluft ihm entgegenschlug, nachzugeben.

Im Nachhinein gesehen war er davon überzeugt, an jenem Abend jeden olympischen Rekord von Gegenwart und Zukunft gebrochen zu haben.

***

Lautes, vehementes Klopfen an der Eingangstür riss ihn eine knappe Stunde später aus dem wundervollen Reich des Selbstmitleids, in das er sich zurückgezogen hatte. Ohne einen Blick in Richtung Tür zu werfen, knurrte er ein unfreundliches "Niemand zu Hause" in Richtung Brett Sinclair. Kein Zweifel daran, dass genau dieser vor seiner Tür stand - niemand sonst schlug zu dieser Uhrzeit seine Tür ein. Um es genau zu nehmen, gab es niemanden sonst in London, der seine Tür zu irgend einer Uhrzeit einschlug...

Der Gedanke wurde zu ungemütlich, um weiter verfolgt zu werden, und wurde mit einem leisen Seufzen fallen gelassen.

Zurück ins Reich des Vergessens und der Phantasie - dank seines vierten Drinks, seit er hier angekommen war, keine schwere Aufgabe. Auf halben Weg dorthin riss ihn das Geräusch eines sich im Schloss drehenden Schlüssels auf unangenehme Art und Weise wieder zurück in die Realität.

Verdammt sei der Tag, an dem er Brett den Reserveschlüssel für das Apartment gegeben hatte...

Egal, sollte Sinclair tun und lassen, was er wollte. Danny wollte im Moment nur in Ruhe gelassen werden.

***

"Danny? Danny, ich schwöre..."

Was genau Brett zu schwören gedachte, würde wohl für immer ein Geheimnis bleiben, denn ein gnadenloser Gott wählte genau diesen Moment aus, um Danny erkennen zu lassen, dass seine Vision einen britischen Lords, der direkt vor seiner Nase kniete und versuchte, zu ihm durchzudringen, keine Einbildung, sondern echt war.

Verdammt. So nett die Realität war, in einer Phantasiewelt wäre er in der Lage gewesen, diesen Moment richtig auszukosten.... Aber was, wenn es doch Phantasie war? Angesichts seines Alkoholspiegels konnte er sich nicht sicher sein, ob das, was er als echt ansah, auch wirklich echt war. Und falls das hier wirklich bloß seine Einbildung war und er diesen Moment - der so echt wirkte - jetzt nicht nutzte, würde er sich für den Rest seines Lebens dafür hassen.

Bevor er weiter darüber nachdenken konnte und er das Risiko einging, dass seine Überlegungen vielleicht sogar Sinn machten, lehnte Danny sich vorne. Zumindest war das der Plan. Die Realität - zumindest die Realität seiner Phantasie - äußerte sich dadurch, dass er das Gleichgewicht verlor und direkt in Bretts Arme fiel. Auch kein schlechter Aufenthaltsort, egal ob echt oder nicht.

Schritt eins des Plans mehr oder weniger erfolgreich ausgeführt. Schritt zwei erforderte etwas mehr Koordination, doch nach einigem Hin und Her - nicht zu vergessen einigen schmerzhafte Lauten von Seiten Bretts, die ihn eigentlich hätten davon überzeugen müssen, dass es doch keine Phantasie war - schaffte Danny es, sich in eine halbwegs aufrechte Position zu bringen und sein Ziel anzuvisieren.

Letzte Chance für letzte Zweifel, Danny-Boy, tönte etwas, das sich verdammt nach seinem Gewissen anhörte, doch er schob die lästige Stimme - die verräterischerweise wie Sinclair klang - mit einem mentalen Achselzucken zur Seite. Die Zeit für Sorgen war später. Noch während der letzte Rest seines rationalen Verstandes versuchte, ihn von seinem selbstzerstörerischen Kurs abzubringen, überbrückte Danny die letzten paar Zentimeter, die sein und Bretts Gesicht noch voneinander trennten und erfüllte sich seinen Wunsch.

Ein Kuss.

In seiner Phantasie bereits bis zum Exzess durchgespielt übertraf dieses eine Mal alles Vorangegangene um Längen. Zumindest für die paar Sekunden, die Dannys alkoholgetränktes Hirn brauchte, um zu erkennen, dass der Kuss - entgegen seiner übrigen Phantasien - nicht erwidert wurde und sein Partner unter ihm zur Salzsäule erstarrt war.

Verdammt. Doch echt.

Schnelles denken und schnelle Ausreden - etwas, das ihm selbst unter Umständen wie diesen nicht schwerer fiel als sein nächster Atemzug - waren außer Frage. Blieb ihm nichts anders übrig, als still auf den unvermeidlichen Ausbruch zu warten und es wie ein Mann hinzunehmen. Selbst der Alkohol, der bis vor ein paar Momenten alles so klar und einfach erscheinen hatte lassen, verließ ihn nun und ließ ihn stocknüchtern und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte - und Erinnerungen - zurück.

Nichts besser als ein ordentlicher Adrenalinschock, um eine Alkoholleiche wieder zurück auf den Boden der Tatsachen zu bringen.

Der erwartete und gefürchtete Ausbruch kam auch nach mehreren Minuten noch nicht und schließlich riskierte Danny es, den Kopf zu heben und seine Augen wieder zu öffnen. Er war sich nicht sicher, ob es die legendäre britische Selbstbeherrschung oder ob es doch nur ein simpler Schock war, was ihm bis jetzt das Leben gerettet hatte, doch ein Blick auf das erstaunte - erstaunt, nicht geschockt - Gesicht Bretts machte ihm klar, dass es keins von beiden war.

"Also das war es, was dich heute dazu gebracht hat, wie ein Hase vor dem Fuchs zu flüchten?" Ruhige und kontrollierte hundert Prozent englischen Lords, herangezüchtet über zig Generationen, stellten die Frage.

Eine bewundernswerte Selbstbeherrschung, über die Danny Wilde noch nie verfügt hatte und es wohl auch niemals würde. Und zum ersten Mal seit Jahrzehnten verließen ihn sowohl schnelles Denken wie auch dumme Sprüche und er brachte nicht viel mehr als ein Nicken zusammen.

Das leichte und geradezu unheimliche Lächeln, das er zur Antwort bekam, sorgte auch nicht gerade dafür, dass eine Nerven sich beruhigen, im Gegenteil. Mit wachsender Besorgnis, aber noch immer unfähig, auch nur die geringste Eigeninitiative zu zeigen, ließ er sich auf die Beine ziehen. Ein ungeschicktes und unelegantes Manöver angesichts der Tatsache, dass er den Alkohol vielleicht nicht mehr spürte, er sich aber durchaus noch in seinem Körper befand. Just verlor er abermals das Gleichgewicht, wurde jedoch sofort wieder aufgefangen.

"Willst du das zur Gewohnheit werden lassen, oder was?"

"Keine schlechte Idee - wenn du es zur Gewohnheit werden lässt, mich aufzufangen." Ups, eigentlich hatte er nicht geplant, den Gedanken laut auszusprechen. Noch bevor er Zeit hatte, rot anzulaufen, geschweige denn eine passende Nachbemerkung von sich zu geben, kam wieder dieses unglaubliche Sinclair-Grinsen.

"Ich denke, das lässt sich einrichten." Irgendetwas - und er wollte verdammt sein, wenn er wusste was - verriet Bretts nächste Absicht. Trotzdem war Danny mehr als nur überrascht, dass der Kuss diesmal nicht von ihm initiiert wurde; nichtsdestotrotz reagierte er sofort. Sein letzter bewusster Gedanke, bevor jedes rationale Denken in einer Flut von Alkohol und Erregung ertränkt wurde, war die Frage, welche Entschuldigung Brett am nächsten Morgen anführen würde. Er selbst konnte ja temporäre Unzurechnungsfähigkeit durch übermäßigen Alkoholkonsum anführen, aber Sinclair? Egal, war nicht sein Problem. Das einzige Problem, über das er heute noch nachzudenken gedachte, war, wie er sie beide ins Schlafzimmer brachte, bevor der letzte Rest von Verstand den Bach runterging.


16.02.03