Personen, Pairings: Duncan/Methos, Methos/Kronos

Rating: Slash, NC-17, Rape, Torture, und Gewalt, viel Gewalt, H/C
Beim erstmaligen Posten dieser Geschichte war eine gute halbe Seite an Warnungen dabei - diesmal nicht. Ich sage nur so viel: Das Rating ist nicht umsonst, genauso wie alle Key-Words einen Absatz weiter oben. Wer glaubt, damit nicht fertig werden zu können, soll jetzt einfach den Back-Button klicken, okay?

Summary: Methos erzählt Duncan etwas aus seiner Vergangeheit - etwas, das er am liebsten vergessen würde...

Disclaimer: Nicht meins (Gott sei Dank). Duncan, Methos & Kronos gehören den Firmen, die uns diese Serie beschert haben - und mir unzählige Ideen, mit ihnen zu spielen. Allerdings kriege ich für meine Arbeit hier kein Geld.

Danke an: Tegan für die Idee (Geh niemals mit einer ebenfalls HL-fanatischen Freundin auf den Kirtag, es kann nichts gutes dabei rauskommen), Natty wegen der allgemeinen Ermunterung und natürlich an meine zwei Betas - Birgitt und Kitty! Danke! :)

Archiv: Bitte nicht

Erklärungen: Es gibt hier keinen einseitigen POV - es werden die Gefühle / Eindrücke aller Beteiligten geschildert. Es sind Flashbacks, keine Erinnerungen (trotz des Titels).

Memories ist ein WIP, das allerdings nie mehr fertig werden wird (es sei denn, es geschieht ein Wunder und ich kehre zu HL als Schreibfandom zurück. Die Chance dafür ist allerdings mehr als gering). So, read at your own risk - and don't say I didn't warn you.


Memories

I.

Diffuses Halbdunkel, tödliche Stille, unglaubliche Kälte. Die Kälte ging nicht von der Umgebung aus, sondern stammte wohl eher vom Blutmangel in seinem Körper. Alle Glieder schmerzten, seine Haut war überempfindlich, reagierte sogar auf den leichten Lufthauch mit Schmerzen...

"Methos? Methos!"

Die lauten Schreie rissen ihn aus dem Traum, jedoch nicht aus den Erinnerungen. Noch immer spürte er die kalten Steine unter sich, die harten Metallfesseln an Armen, Beinen und am Hals. Mit einem lauten Keuchen fuhr er in die Höhe, versuchte panisch, etwas zu erkennen. Methos zuckte zusammen, als das Licht schließlich die Dunkelheit verdrängte.

"Was ist los?" Duncans Stimme klang belegt, er hatte ihn wohl aufgeweckt.

"Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken." Mehr brachte Methos nicht heraus, er krümmte sich zusammen, als unglaubliche Schmerzen durch seinen Unterleib zuckten, sich rasch ausbreiteten und schließlich seinen ganzen Körper erfassten.

"Schon gut", nahm er durch den Schleier der Schmerzen wahr. Er versuchte, sich auf Duncans Stimme zu konzentrieren, wieder zu sich selbst zu finden. Starke Hände schlossen sich von hinten um ihn, zogen ihn schließlich ein wenig zurück – bis er gegen Duncans Brust gelehnt in einer halb sitzenden, halb liegenden Position war. Er hasste sich selbst für diese Schwäche, dafür, dass er nicht damit fertig wurde, dafür, dass er Duncan mit unschöner Regelmäßigkeit aus seinem Schlaf riss.

"Nein... nicht gut..."

"Psss, Methos. Ganz ruhig." Duncan spürte den rasenden Herzschlag des älteren Unsterblichen, während er versuchte, Methos' Zittern zu stoppen. Vergeblich. Wie immer, wenn Methos in diesen Zustand verfiel.

Diesen Zustand. Eine harmlose Bezeichnung für etwas, das den ältesten Unsterblichen langsam aber sicher zerstörte, ihn über kurz oder lang vielleicht sogar töten würde. Endgültig.

Duncans düstere Gedanken wurden unterbrochen, als Methos sich mit einem Ruck von ihm löste und mit unsicheren Schritten ins Bad eilte. Kurz darauf hörte Duncan, wie er sich übergab. Das zeigte Duncan, wie schlimm es wirklich war. Die Alpträume suchten Methos mit erschreckender Regelmäßigkeit heim, die Schmerzen danach wurden auch immer heftiger... aber übergeben? Nein, das war bisher noch nie passiert.

Als Methos nach wenigen Minuten zurückkehrte, erwartete ihn ein besorgter und hellwacher Duncan, der ihn aufmerksam musterte. "Besser?", fragte der Schotte. Er klang selten so verzweifelt und hilflos wie in diesen Nächten – wenn Methos' Erinnerungen wieder einmal in schrecklichen Alpträumen zurückkehrten und den Unsterblichen geschwächt und hilflos zurückließen.

Der Angesprochene schüttelte nur leicht den Kopf und ließ sich schließlich am Fußende des Bettes auf dem Boden nieder.

"Nicht." Duncan stand ebenfalls auf, zog den anderen schließlich wieder zurück ins Bett. "Zieh' dich jetzt nicht von mir zurück."

Auf Methos' halbherzigen Protest ging er nicht weiter ein, und als er spürte, wie der ältere Unsterbliche sich schutzsuchend an ihn kuschelte, wusste er, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.

"Kann ich es dir erzählen?"

Duncan sah überrascht auf. Bisher hatte Methos auf seine Versuche, darüber zu reden, noch nie reagiert – jetzt bot er es freiwillig an? "Natürlich. Aber nur, wenn du es auch willst", gab er vorsichtig zur Antwort. Er wollte Methos unter keinen Umständen dazu zwingen, die Erlebnisse noch einmal durchmachen zu müssen. Duncan wusste, dass Methos' Träume nicht nur Alpträume sondern zu einem guten Teil Erinnerungen waren – soviel hatte der uralte Unsterbliche zugegeben. Aber bisher hatte er sich immer dagegen gewehrt, näher ins Detail zu gehen.

Er spürte, wie sich Methos wieder verspannte, sich seine Atmung beschleunigte und er sich näher an Duncan drückte. Es war offensichtlich, dass es ihm unendlich viel Überwindungskraft kostete, darüber zu reden, und Duncan war froh, dass Methos ihm genug vertraute, um sich soweit zu öffnen.

Als er wieder zu sich kam, stellte er als Erstes fest, dass er gefesselt am Boden lag. Hand- und Fußgelenke waren mit Metallfesseln am Boden angekettet, ein weiteres Metallband um seinen Hals verhinderte, dass er den Kopf bewegen konnte. Er war nackt, und entsetzt merkte er, dass seine Beine weit gespreizt waren – er war absolut schutzlos, egal was seine Entführer mit ihm machen wollten.

Der Gedanke allein reichte aus, um unkontrolliertes Zittern auszulösen. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, versuchte er, sich von den Fesseln zu befreien – mit dem einzigen Ergebnis, dass er sich die Gelenke aufschürfte und sich selbst die Luftröhre abdrückte. Keuchend und gegen die Bewusstlosigkeit ankämpfend gab er schließlich auf und blieb still liegen. Jetzt ging es darum, das Folgende mit möglichst viel Würde hinter sich zu bringen. Er hatte keine Ahnung, wer ihn gefangen hatte und warum - und im Moment war das auch gar nicht wichtig. Im Moment wollte er nur von hier weg...

"Nicht einschlafen!"

Das scharfe Kommando riss ihn aus dem Dämmerzustand, in den er nach einiger Zeit gefallen war. Langsam öffnete er die Augen und sah seinem Entführer ins Gesicht. Er war ihm unbekannt und sterblich. Wenigstens kann er mich dann nicht umbringen, schoss es ihm durch den Kopf.

"Du fragst dich sicher, was du hier tust, oder?"

Methos gab sich nicht die Mühe, auf diese Frage zu antworten, starrte den Mann weiterhin stumm an.

"Du willst also nicht reden?", fuhr dieser fort. "Das ist gut – ich will sowieso nicht, dass du redest." Mit diesen Worten holte er ein seltsames Band heraus, das Methos erst nach einigen Sekunden als Knebel erkannte. Und zwar als eine besonders unangenehme Abart. An einem Lederband befestigt, befand sich ein längliches Stück Holz – war das Band erst einmal fest zusammen gebunden, drang das Holz unweigerlich bis in den Hals vor, verhinderte dadurch fast vollständig die Atmung. Wenn man Glück hatte – hatte man Pech, verletzte es die Luftröhre, und das Opfer erstickte qualvoll langsam. Nicht, dass diese Gefahr bei ihm – einem Unsterblichen – drohen würde...

Methos biss die Zähne fest zusammen und schwor sich, dass dieses Ding auf keinen Fall bei ihm zum Einsatz kam. Nein, nie im Leben.

Doch sein Entführer hatte andere Pläne. Als er Methos' Entschlossenheit erkannte, lächelte er bloß leicht und ging neben ihm auf die Knie. Vorsichtig, fast zärtlich, strich er dem Unsterblichen das Haar aus der Stirn, bewegte seine Finger sachte weiter nach unten, bis seine rechte Hand schließlich Methos' Unterkiefer umfasste. Mit einem einzigen, brutalen Ruck, der Methos einen leisen Schrei entlockte, zwang der ihn dazu, den Mund zu öffnen. Methos hatte den Schmerz noch nicht einmal richtig verarbeitet, als er auch schon spürte, wie sich etwas in seinen Mund schob. Reflexartig schloss sich sein Mund wieder – genau das, was der andere von ihm erwartet hatte. Kaum, dass sein Mund – soweit das möglich war – geschlossen war, spürte er, wie die Lederbänder um seinen Kopf fixiert wurden. Und zwar verdammt fest; er verlor das letzte bisschen Bewegungsfreiheit, das er noch gehabt hatte.

"Und? Fühlst du dich jetzt etwas wohler?" Die Stimme des Mannes klang völlig teilnahmslos, als ob er über das Wetter redete. "Ach, du kannst dich ja nicht verständlich machen." Ein gemeines Grinsen umspielte seine Lippen, erinnerte Methos unwillkürlich an Kronos. Der Mann kniete noch immer neben ihm, seine Finger fuhren langsam über Methos' Gesicht. Der Unsterbliche spürte, wie die Panik von Neuem aufkeimte... das Resultat der letzten Berührung spürte er nur allzu deutlich. Sein Unterkiefer war wohl gebrochen – und aufgrund der unnatürlichen Haltung konnte er auch nicht heilen. Das Holzstück hatte sich tief in seiner Luftröhre vergraben, jeder Atemzug war eine Qual, sandte neue Schmerzen durch Hals und Kiefer. Dazu kam nach das verdammte Band um seinen Hals, das seine Atmung noch weiter einschränkte. Methos spürte, wie er langsam aber sicher unter Sauerstoffmangel zu leiden begann – seine Arme und Beine verloren mehr und mehr das Gefühl, als sein Kreislauf versuchte, die wichtigsten Organe weiterhin mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, versuchte, die Belastung zu kompensieren. Sein Sichtfeld verschwamm langsam, doch es war bei Weitem noch nicht genug, um ihn das Bewusstein verlieren zu lassen. Der Mann wusste offensichtlich genau, wie viel er Methos antun konnte, damit dieser noch immer in der Lage war, alles mit zu bekommen.

Die fremden Finger geisterten weiter über sein Gesicht, blieben schließlich auf seinen – mittlerweile geschlossenen – Augen liegen. Er übte leichten Druck auf die Lider aus – gerade genug, um unangenehm zu sein, jedoch noch nicht schmerzhaft.

"So schöne Augen", hörte Methos ihn leise murmeln. "Es wäre doch eine Schande, sie zu zerstören – oder was meinst du?" Ein kehliges Lachen folgte den Worten, löste eine erneute Panikattacke in Methos aus. "Aber es gibt ja noch so viele andere Stellen an deinem Körper, die es wert sind, dass man ihnen erhöhte Aufmerksamkeit schenkt – findest du nicht auch?"

"Hör' auf, wenn es nicht mehr geht." Duncan versuchte, so ruhig wie möglich zu klingen, während in seinem Inneren alles nach Vergeltung schrie. Vergeltung für das, was dieser namenlose Fremde Methos angetan hatte, Rache an allen, die daran Schuld trugen, dass der älteste Mensch der Welt weinend, zitternd und regelrecht verloren in seinen Armen lag und mit den Erinnerungen fertig zu werden versuchte.

Es war Mac schon lange klar, dass Methos nicht wirklich mit der Last seiner fünftausend Jahre fertig wurde, die Erinnerungen die meiste Zeit verdrängte. Doch in seinen Träumen kamen sie wieder – und in den letzten Wochen hatte dieses Verdrängen immer mehr Einfluss auf die Gesundheit des Unsterblichen. Methos war unkonzentriert, unaufmerksam, nahm fast nicht mehr am Leben teil. Joe hatte schon vor einiger Zeit bemerkt, dass etwas nicht stimmte, doch bisher war keiner der beiden Unsterblichen bereit, darüber zu reden. Duncan hatte seinen Beobachter mit Entschuldigungen abgewimmelt, hatte die letzten Wochen gemeinsam mit Methos fast nur zu Hause verbracht. Methos hatte abgenommen, aß mittlerweile so gut wie gar nichts mehr. Er war schwach, konnte sich manchmal nicht einmal richtig auf den Beinen halten, geschweige denn gehen.

"Ich will... muss...", flüsterte Methos leise.

Duncan nickte leicht; als ihm einfiel, dass Methos ihn ja nicht sehen konnte, murmelte er ein leises "Ja".

Der Druck auf seinen Lidern verringerte sich plötzlich, und einige Sekunden lang atmete Methos auf – doch als er kurz darauf etwas Kaltes, Spitzes auf seiner Haut spürte, wusste er, dass ihm das Schlimmste noch bevorstand und das Bisherige bloß eine perverse Art von Vorspiel gewesen war.

Er zwang sich dazu, seine Augen zu öffnen, und sah direkt auf die Klinge eines langen, schmalen Messers. Methos unterdrückte den Impuls zurückzuweichen, starrte die Waffe stattdessen ausdruckslos an. Seine Mimik verriet nichts von seiner Angst, er zwang seinen Körper dazu, sich zu entspannen.

"So, so – du glaubst also, dass du mir so davonkommst? Falsch gedacht!" Wieder dieses seltsame Lachen.

Das Messer schwebte mittlerweile nur Millimeter über Methos' Brust, eine kleine Bewegung und es würde verletzen. Schließlich war es soweit – der Mann setzte die Klinge leicht auf der Stelle direkt über dem Herzen an und zog sie langsam ein paar Zentimeter nach unten durch.

Ein erstickter Laut entkam Methos' Kehle – der Laut wurde sofort bestraft, indem sich das Holz des Knebels noch tiefer in seine Luftröhre drückte, das Atmen noch schwerer machte, als es ohnehin schon war. Methos schmeckte Blut; er hatte keine Ahnung, wo er sich verletzt hatte – und ehrlich gesagt wollte er es auch gar nicht wissen.

"Du sollst still sein!"

Als Erinnerung an diesen Befehl stieß der Mann den Dolch etwas tiefer in Methos' Brust, bis die Klinge leicht das Herz des Unsterblichen berührte. Es schmerzte wie die Hölle – doch bevor die Verletzung zu schwer wurde, wurde die Waffe wieder aus der Wunde entfernt. Sekunden später tanzte die Energie seines Quickenings über die Wunde, reparierte den angerichteten Schaden sofort. Seltsamerweise schien sein Folterer davon nicht überrascht zu sein. Er musste über Unsterbliche Bescheid wissen.

Verdammt! Das war der wohl schlimmste Alptraum eines jeden Unsterblichen – jemandem in die Hände zu fallen, der über ihre wahre Natur Bescheid wusste und keine Skrupel kannte, diese außergewöhnlichen Selbstheilungskräfte auszunutzen.

"Hmm... wo machen wir weiter? Ah ja..." Er sprach mittlerweile zu sich selbst, machte sich nicht einmal mehr die Mühe, mit Methos Blickkontakt aufzunehmen. Er hatte seine Aufmerksamkeit unterdessen weiter nach unten verlegt, erforschte mit dem Messer Methos' Beine sowie den Unterleib. Bei jedem kleinen Schnitt – jeder harmlos – zuckte der Unsterbliche unwillkürlich zusammen, brachte damit ein Lächeln auf die Lippen des Mannes.

Als die Klinge dicht neben dem Nabel verharrte, die Haut schließlich leicht verletzte, ballte Methos unbewusst seine rechte Hand zur Faust. Ihm selbst fiel diese kleine Bewegung gar nicht auf, er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich von seiner Angst abzulenken - sehr wohl aber dem Mann, der ihn quälte.

"Ich habe gesagt, du sollst dich nicht rühren! Kannst du nicht einmal einen einfachen Befehl befolgen?!" Der Mann griff nach Methos' Hand, zwang die geballte Faust mit brutalster Gewalt auseinander. Methos spürte, wie zwei Finger brachen, und zwang sich selbst dazu, ruhig zu bleiben und keinen Laut von sich zu geben. Lediglich seine, ohnehin schon rasche, Atmung wurde noch heftiger.

"Siehst du? Es geht doch. Du brauchst bloß ein wenig Zuspruch...", flüsterte er in Methos' Ohr, während er die Hand des Unsterblichen noch immer brutal zu Boden drückte. Auf einmal entflammte ein mit dem Vorherigen nicht im entferntesten vergleichbarer Schmerz in Methos' Hand – ein schneller Blick zeigte ihm, dass der Mann das Messer genau durch seine Handfläche getrieben hatte. Blut quoll aus der Wunde, die Waffe hatte Haut, Gewebe und Knochen spielend durchdrungen und steckte nun im harten Untergrund fest. Methos spürte, wie das letzte Blut aus seinem Gesicht wich, als der Schock schließlich nachließ und die Schmerzen noch schlimmer wurden.

Das Messer wurde nicht mehr entfernt. Auch nicht, als der Mann wieder verschwand und Methos zurückließ. Die Schmerzen ließen nicht nach – im Gegenteil. Auch wenn die Schnitte schnell heilten... die Waffe in seiner Hand sowie der Knebel in seinem Mund und Hals verursachten von Minute zu Minute mehr Schmerzen. Methos merkte erst jetzt, dass die Lederbänder des Knebels, zum Zeitpunkt als er ihn verpasst bekommen hatte, feucht gewesen waren – das nasse Leder trocknete und zog sich dadurch immer enger und enger zusammen; jagte neue Schmerzwellen durch den noch immer nicht verheilten Kiefer.

Es schienen Stunden vergangen zu sein, als das plötzliche Gefühl eines anderen Unsterblichen Methos aus einer seltsamen Mischung aus Bewusstlosigkeit und Schlaf holte. Alarmiert riss er die Augen auf, versuchte noch einmal, sich zu befreien – das Einzige, das ihm diese Aktion brachte, war, dass er sich die Wunde um das Messer herum erneut aufriss. Diesmal kümmerte er sich nicht mehr um das Verbot – ein lautes, ersticktes Geräusch – nur vage als Laut eines Menschen erkennbar – kam tief aus seiner Kehle. Dadurch wurde der Schmerz in seinem Hals wieder von Neuem erweckt und damit wurde alles schlimmer.

Seine rechte Hand pochte und schmerzte, der Fremdkörper in ihr verhinderte erfolgreich, dass die Blutung gestillt wurde. Der Knebel in seinem Hals sowie die Metallfessel außerhalb schnitten ihm die Luft ab, das enge Leder grub sich tief in sein Fleisch. Tränen des Schmerzes rannen über sein Gesicht.

Langsam begann Methos zu akzeptieren, dass er hier wohl sterben würde – endgültig. Was für ein Ende! Nach fast vier Jahrtausenden zu Tode gefoltert – vermutlich würde sogar sein Quickening verloren gehen. Es sei denn... schaudernd erinnerte er sich an den Unsterblichen, den er zuvor gespürt hatte. Steckte etwa er – oder sie, auch wenn Methos sich kaum vorstellen konnte, dass eine Frau hierfür verantwortlich sein konnte -  hinter all dem? War das alles nur eine Art Spiel, das ihn brechen sollte? Wenn ja, hatten sie verdammt gute Arbeit geleistet – im Moment wäre Methos der Tod wie eine Erlösung vorgekommen.

Kaum, dass er zu dieser Einsicht gekommen war, hörte er, wie die Tür geöffnet wurde und jemand mit schweren Schritten auf ihn zukam. Methos rechnete mit dem Mann von vorhin oder vielleicht auch mit dem unbekannten Unsterblichen – aber nicht damit, dass er den Unsterblichen kennen würde.

Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er erkannte, wer ihm gegenüberstand. Und auf einmal wurde alles klar – es gab bloß eine Person, die zu so etwas fähig war. Gut, vielleicht zwei. Aber Caspian hatte nicht die Mittel und Wege, geschweige denn die Finesse, so etwas zu inszenieren.

"Du hast mit mir gerechnet, nicht wahr, Bruder?" Kronos' Stimme klang sanft und einschmeichelnd, während seine Hände über Methos' Körper wanderten, dort Stellen berührten, die vorhin noch unberührt geblieben waren. Methos wusste, dass ihm das Schlimmste jetzt noch bevorstand – allein mit Kronos, er war gefesselt, absolut hilflos, konnte nicht einmal sprechen... resigniert schloss er seine Augen, versuchte, die Welt außerhalb seines Geistes auszuschließen.

"Methos... nicht." Kronos klang noch immer sanft, allerdings hatte sich ein scharfer Klang eingeschlichen, als er mit beiden Händen Methos' Kopf umfasste und fest zudrückte. "Sieh zu – oder du wirst nie wieder etwas sehen können."

Alarmiert öffnete er die Augen – besser das über sich ergehen lassen, als zu erblinden. Er wusste, dass Kronos Mittel und Wege hatte, selbst einen Unsterblichen auf diese Art zu verstümmeln und er wusste, dass Kronos nicht eine Sekunde lang zögern würde, sie bei ihm anzuwenden.

"Gut", murmelte Kronos. Er kniete mittlerweile zwischen Methos' Beinen und beobachtete die schwere Atmung des Gefesselten. Sein Blick wanderte weiter, über das geschwollene rechte Handgelenk, weiter zu der Waffe, die noch immer Methos' Hand untrennbar mit dem Boden verband, weiter zum Unterleib, bis hin zu den Genitalien. Er lächelte leicht, malte sich in Gedanken bereits aus, welchen Schaden er dort anrichten konnte. Anrichten WÜRDE.

Sanft, beinahe vorsichtig, berührte er Methos – und wurde dafür mit einem Zusammenzucken sowie einem geradezu panischen Blick von Seiten Methos' belohnt. Sein Gesichtsaudruck, eine Grimasse, die Methos klar machte, was ihn nun erwartete. Kronos fuhr mit seiner – vorerst noch sanften – Erkundung fort, beobachtete zufrieden wie sich auf Methos' Körper Gänsehaut bildete, sich schließlich Schweiß auf der blassen Haut sammelte.

"Ich habe dich so vermisst..." Er verstärkte seinen Druck, woraufhin Methos unkontrolliert zu zittern begann. "Nicht doch... gib' zu, dass es dir genauso geht. Du hast es vermisst. Die Dominanz, die Brutalität..." Er verstummte, als er in Methos' Augen eine ganz andere Botschaft erkannte. Nicht, dass er diese akzeptieren würde.

Eine Hand auf Methos' Unterleib, den Unterkörper fest gegen den Boden pressend, glitt seine andere Hand noch tiefer, bis schließlich ein Finger in Methos eindrang. Der ältere Unsterbliche zuckte noch stärker zusammen als zuvor, die pure Panik lag mittlerweile in seinem Blick.

"Möchtest du jetzt lieber sterben, als das hier durchzumachen?"

Methos versuchte zu nicken – er hätte im Moment alles getan oder gesagt, nur um diese brutale Invasion seines Körpers zu stoppen – doch er konnte sich keinen Millimeter rühren. Kronos' Linke drückte ihn weiterhin fest nach unten, während er spürte, wie dem ersten Finger ein zweiter folgte, bald ein dritter. Es tat weh – mehr als jemals zuvor in seinem Leben. Es war nicht so, dass er noch nie vergewaltigt worden war – aber noch nie war es auf diese Art und Weise geschehen. Noch nie hatte er sich so total unterwerfen müssen; noch nie war er einer Kreatur wie Kronos schutzlos ausgeliefert gewesen.

Nach einer wie eine Ewigkeit erscheinenden Zeitspanne spürte Methos, wie die Finger wieder verschwanden und sein verkrampfter Körper sich fast sofort um einiges entspannte. Kronos hatte ihn nicht ernsthaft verletzt – noch nicht. Trotzdem spürte er deutlich das Blut, das nun, da Kronos' fertig war, ungehindert über seine Beine rann. Er war in früheren Zeiten oft genug bei solchen Ritualen dabei gewesen – hatte Kronos sogar dabei geholfen. Er wusste, was noch auf ihn zukam, falls Kronos sich an das archaische Ritual seines Stammes halten sollte. Methos hegte keinen Zweifel daran, dass er genau das tun würde.

"Du weißt, was nun folgt", hörte er Kronos' tiefe Stimme dicht neben seinem Ohr. "Und ich weiß, wie sehr du es hasst, mir so hilflos ausgeliefert zu sein. Und wir beiden wissen, dass ich es genau darum mache. – Schließe deine Augen, Methos. Und öffne sie nicht, bevor ich es dir sage. Oder ich sorge dafür, dass du keine mehr hast – verstanden?" Eine kurze Pause. "Du musst nichts sagen, ich weiß auch so, dass du dich fügen wirst. Wie immer. Jetzt!"

Gehorsam schloss Methos seine Augen – insgeheim war er froh, dass Kronos es ihm erlaubte, er sich auf diese Art und Weise geistig ein wenig vom Missbrauch seines Körpers distanzieren konnte.

Minuten lang geschah gar nichts. Minuten der Ungewissheit, die Methos langsam aber sicher das letzte bisschen Selbstherrschung kosteten. Die Augen noch immer geschlossen, wartete er darauf, was Kronos sich als nächstes ausgedacht hatte - und mit jeder verstreichenden Minute stieg seine Furcht. Der Drang, die Augen zu öffnen, wurde immer stärker, gerade, als er nachgeben wollte, spürte er, wie Kronos aufstand und hinter ihn trat. Er hörte, wie der Unsterbliche dort irgend etwas tat – metallische Geräusche erfüllten den Raum. Methos presste seine Augen noch fester zusammen, sein Körper verkrampfte sich total. Er wusste, was jetzt kam, war selbst oft als Zeuge dabei gewesen. Doch in seinen schlimmsten Alpträumen hätte er nie gedacht, dass er selbst eines Tages in derselben Position sein würde, wie seine Sklaven. Hatte er anfangs Angst vor dem Tod und später vor einer Vergewaltigung gehabt, so wünschte er sich diese Dinge jetzt regelrecht.

Kronos bereitete alles für das traditionelle Opferritual seines Stammes vor – Methos kannte die Vorzeichen nur allzu gut. Und im Vergleich zu dem, was Kronos' Leute vor Jahrtausenden mit wehrlosen Opfern angestellt hatten, waren selbst ihrer beider Aktionen mit verschiedensten Sklaven zu den besten Zeiten der Reiter nur eine harmlose Spielerei gewesen.

Schwere Schritte sowie ein kühler Luftzug zeigten Methos, dass es jetzt bald losging. Er holte tief Luft – so gut es eben ging – und versuchte sich mental auf das Kommende vorzubereiten. Er wusste, dass man sich darauf nicht vorbereiten KONNTE, aber dadurch, dass er unzählige Male dabei gewesen war, hatte er eine ungefähre Vorstellung davon, was ihn nun erwartete. Er ahnte aber auch, dass Kronos das Ritual für ihn ein wenig modifiziert, also verschärft, hatte. Bei ihm musste man nicht Rücksicht nehmen, das Opfer am Anfang nur Schmerzen erleiden zu lassen, aber nicht zu sehr zu verletzen. Nein, ihn - einen Unsterblichen - konnte man von Anfang an bis aufs Blut und darüber hinaus leiden lassen. Wenn er in der Zwischenzeit einige Male starb... was machte das schon aus?! Er würde ja sowieso wieder aufwachen...

Sämtliche Gedanken wurden unterbrochen, als er spürte, dass sich Kronos erneut zwischen seinen Beinen niederließ, aber noch immer nichts tat. Das gehörte genauso zum Muster; das Opfer verunsichern, die Furcht wachsen lassen, die Phantasie einmal alle Möglichkeiten ausschöpfen zu lassen – um diese Phantasien dann noch bei Weitem zu übertreffen.

Seltsame Worte in einer uralten Sprache erreichten Methos, und er brauchte einige Sekunden, bis er sie übersetzt hatte:

"Du wirst büßen für deinen Verrat – mit deinem Blut, deinem Leben. Die Erlösung des Todes wird dir für immer verwehrt bleiben. Auf ewig sollst du an diesen Augenblick zurück denken – als Erinnerung daran, dass niemand, selbst der Tod persönlich nicht, sich den Göttern widersetzen darf. Du hast versucht, deiner wahren Bestimmung zu entkommen – aber kein Verrat bleibt ungesühnt..."

Die Worte waren anders als die, die Methos in Erinnerung hatte. Kronos hatte diese Beschwörung wohl extra für ihn kreiert. Welche Ehre.

Kronos' Hände legten sich sanft auf seinen Körper – die Rechte auf seinen linken Oberschenkel, die Linke berührte einmal mehr seinen Unterbauch. Auch das war Teil des Rituals – den Körper des Opfers kennen lernen, zu erforschen, wo es am empfindlichsten war. Nicht, dass Kronos diese Stellen nicht kannte... deshalb verharrten seine Hände nur kurz, begannen bald mit den weiteren Vorbereitungen, die unweigerlich zu einem grauenvollen, blutigen Tod Methos' führen würden.

Kronos wiederholte einige der Bewegungen von vorhin, fuhr – diesmal schon wesentlich rücksichtsloser – über Methos' Körper. Schließlich kehrte eine Hand wieder zurück, Methos spürte erneut das unangenehme Gefühl, als sein letztes Bisschen Intimsspähre von Kronos' Fingern erneut zerstört wurde. Diesmal war es wesentlich schmerzhafter – hatte Kronos vorhin nur seine Macht demonstriert, bereitete er Methos jetzt auf das Kommende vor. Aus drei wurden vier Finger und Methos hatte das dumpfe Gefühl, dass Kronos jeden Moment in seinen Eingeweiden sein würde. Er versuchte sich zu entspannen, die Muskeln möglichst locker zu lassen – vergeblich. Sein Körper reagierte aus Instinkt, nahm keine Befehle mehr vom Gehirn an. Er verkrampfte sich hilflos in seinen Fesseln, spürte, wie Kronos durch seine Barrieren drang, ihn weiter und weiter dehnte. Schließlich war er fertig – mit diesem Teil. Mit einem Ruck zog er seine Hand wieder zurück, verletzte Methos dadurch schwer. Unglaubliche Schmerzen schossen vom Unterleib in Methos' Gehirn, er schrie aus Reflex. Noch während er versuchte, seinen Schmerz hinauszuschreien, merkte er, wie das Holz in seinem Mund noch etwas weiter zurückrutschte, schließlich die Luftröhre durchstieß. Aus ersticktem Schreien wurde ein verzweifeltes Ringen nach Atem. Es war ihm unmöglich, Luft  zu holen, panisch riss er die Augen auf und sah verschwommen das Grinsen von Kronos.

Der jüngere Unsterbliche beugte sich langsam vor, riss an den Bändern des Knebels und schnitt diese schlussendlich einfach durch, als sie sich anders nicht öffnen ließen. "Sterben sollst du nicht – noch nicht", murmelte er mehr zu sich selbst, als zu dem halb bewusstlosen Methos. Mit diesem Worten riss er den Knebel weg und beobachtete zufrieden, wie Methos nach Luft schnappte. Die Verletzungen im Mund- und Halsbereich waren noch nicht verheilt; Methos bekam noch immer keine Luft. Er versuchte, sich zu wehren, instinktiv wollte er um sich schlagen – mit dem Ergebnis, dass er sich die Gelenke an den scharfen Rändern seiner Fesseln aufschnitt.

Die Schmerzen, die Blutungen und die mangelnde Sauerstoffzufuhr sorgten dafür, dass Methos langsam das Bewusstsein verlor. Erst schlossen sich seine Augen, dann wurde seine Atmung noch schwächer – Kronos kannte die Zeichen und wusste, dass – falls er jetzt nicht schnell handelte – der ältere Unsterbliche für längere Zeit unbrauchbar sein würde. Mit einer brutalen Ohrfeige riss er den halb Bewusstlosen in die Realität zurück. Als sich Methos' Augen langsam auf ihn fokussierten, wartete Kronos noch ab, bis sich seine Atmung stabilisierte und  die Verletzungen an Gelenken und Hals verheilt waren.

Er wollte Methos für das nun Folgende bei vollem Bewusstsein, er sollte alles mitbekommen, jede noch so kleine Verletzung spüren.

Methos hatte sich zusammengerollt, die Knie an die Brust gezogen, die Arme darum geschlungen. Sein Kopf ruhte in Duncans Schoß. Der jüngere Unsterbliche fuhr ihm langsam immer wieder durchs Haar, wischte die Tränen von seinen Wangen. Methos hörte selbst, wie schwach und gebrochen seine Stimme mittlerweile klang. Sein Körper schmerzte fast genauso schlimm wie damals, hinzu kamen noch diese entsetzlichen Magenkrämpfe und die Übelkeit. Methos wollte sich übergeben, spürte jedoch genau, dass dies nicht möglich war.

Unter Qualen zwang er sich dazu, seine ineinander verflochtenen Glieder auszustrecken, schnitt eine Grimasse, als die Blutzirkulation wieder in Arme und Beine zurückkehrte. Er brachte sich langsam in eine sitzenden Position – noch immer deutlich auf Duncans Hilfe angewiesen. Er lehnte sich schwer gegen den anderen Mann, versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Mac hatte schon lange nichts mehr gesagt – Methos ahnte, dass das weniger am Schock lag, als daran, dass er Methos nicht unterbrechen wollte. Der Ältere hatte während des Sprechens eine Art Trance erreicht, er spürte selbst, dass sein Geist sich einen Zufluchtsort gesucht hatte, er im Moment absolut nicht in der Lage war, sich selbst zu verteidigen. Deswegen war dieser Zustand für ihn immer so gefährlich – doch wenn MacLeod in der Nähe war, wusste er, dass er sich keine Sorgen machen musste. Er vertraute dem Schotten vollkommen, wusste, dass Mac ihn im Notfall mit seinem Leben verteidigen würde. Genauso wie er selbst es auch tun würde...

Duncan wiegte die zitternde Gestalt in seinen Armen langsam hin und her, versuchte Methos dabei zu helfen, die Erinnerungen wieder dorthin zu verbannen, wo sie sonst auch waren – so tief im Unterbewusstsein vergraben, dass Methos sich unter Tags nicht einmal daran erinnern konnte. Nur in der Nacht, im Schlaf, kamen die Qualen von damals wieder an die Oberfläche und verwandelten Methos gleichermaßen in ein mentales wie physisches Wrack.

"Versuch' noch ein wenig zu schlafen, Methos."

Der Unsterbliche flüsterte ein leises "Nein", hob den Kopf und fing Duncans Blick ein. "Ich will weiter..."

"Nein, lass' das. Du musst es mir nicht erzählen." Nicht um diesen Preis. Duncan konnte es nicht abstreiten – tief in seinem Inneren war er neugierig, wollte wissen, wie es weiterging, was Kronos seinem ehemaligen Bruder noch alles angetan hatte – doch er würde nie danach fragen. Er wollte Methos nicht weh tun – das hatten schon viel zu viele Menschen vor ihm getan, und er war der Letzte, der das wiederholen wollte. In den letzten Monaten, seit ihre Beziehung sich vertieft hatte, war Duncan MacLeod mehr und mehr zu Methos' Beschützer geworden – er schützte den uralten Unsterblichen vor allem vor sich selbst, vor fünf Jahrtausenden voller Erinnerungen, voller Schmerz. Bisher wussten nur wenige von ihrer Beziehung – und sie beide hatten auch nicht vor, das so schnell zu ändern. Es gab kein Verstecken, aber jeden ging es wirklich nichts an. Methos hatte noch immer sein eigenes Apartment, verbrachte allerdings die meiste Zeit im Dojo. In den letzten Wochen hatte er es nicht einmal mehr verlassen. Auf Joes neugierige und auch besorgte Anfrage hin, warum Methos schon lange nicht mehr in der Bar vorbeigesehen hatte, erfand MacLeod immer neue Ausreden – bis es eines Tages soweit war, dass er es mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren konnte, Methos alleine zu lassen.

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sich Methos in seinen Armen leicht bewegte, sich schließlich umdrehte und Duncan in die Augen sah. Er schlang seine Arme um Duncans Oberkörper und legte seinen Kopf vorsichtig auf die Schulter des Schotten. Er lächelte leicht, als sich Duncans Arme um seine Taille legten und ihn noch etwas näher zogen. Egal was Duncan sagte, er würde das zu Ende bringen. Vielleicht, aber nur vielleicht, würde es dann leichter werden. Vor einigen Monaten hätte er noch Angst davor gehabt, dass Duncan es möglicherweise falsch verstehen könnte, sich angewidert von ihm abwenden würde. Doch seit sie beide in einer Beziehung feststeckten, hatte Methos gelernt, dass er Duncan vollkommen vertrauen konnte, den Highlander endlich zu akzeptieren gelernt hatte. Er drückte sich noch etwas näher an den warmen Körper seines Liebhabers, während er versuchte, die damaligen Geschehnisse in Worte zu fassen.

Der Schmerz ließ langsam nach, sein Kiefer heilte und auch die von Kronos herbeigeführte Verletzung im Intimbereich verheilte, ließ nur Blut zurück. Kronos war unterdessen nicht untätig gewesen, hatte die restlichen Dinge, die er benötigte, zusammengesucht.

"Weißt du, was als nächstes auf der Liste steht?", fragte er leise, gab Methos unterdessen mit einem leichten Nicken zu verstehen, dass er die Erlaubnis zu sprechen hatte.

Der ältere Unsterbliche bewegte zuerst ein paar Mal lautlos den Kiefer – er wollte sichergehen, dass er auch wirklich geheilt war. "Ich weiß es." Er erkannte seine eigene Stimme fast nicht mehr. Erschöpft, resigniert – er hatte aufgeben. Er wusste, dass er hier niemals mehr lebend rauskommen würde. Aber bevor er endgültig starb, würde er sich den Tod noch einige Mal herbeiwünschen.

Die Einführung des Messerknaufs genau dort, wo vor wenigen Minuten noch Kronos' Finger gewesen waren, kam als Überraschung, und Methos konnte einen lauten Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Diesmal bestrafte ihn niemand dafür – Kronos liebte es, ihn schreien zu hören, erst das machte die Folter wirklich interessant. Kronos trieb die Waffe immer tiefer in Methos' Körper, bis der Widerstand zu groß wurde. Dann begann der damit, das mit Gravuren und Edelsteinen besetzte Heft hin und her zu bewegen – noch immer die Vorbereitung darauf, was Methos noch bevorstand. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf Kronos' Gesicht aus, als er die erstickten Laute Methos' hörte. Noch einmal riss er die Waffe mit voller Wucht herum, bevor er sie schließlich mit einem Ruck entfernte, die gerade erst verheilten Verletzungen aufriss und neue, innere Blutungen schuf.

Er wartete einige Minuten, bis er sich sicher sein konnte, dass Methos' Körper sich erholt hatte, dann begann er langsam und sorgfältig damit, sich auszuziehen. "Es wird Zeit für ein wenig Unterhaltung in eigener Sache", murmelte er leise, als er zu seinem Gefangenen zurückkehrte.

Das Bild des gefesselten, blutenden und gebrochenen Methos hatte Kronos' Erregung ins Unermessliche steigen lassen – es kostete ihn seine gesamte Selbstbeherrschung, sich nicht sofort auf den anderen Mann zu stürzen und sich zu holen, was er wollte. Nein, er würde das raffinierter angehen. Eine Kreatur wie Methos war nicht dafür geschaffen, einfach so genommen zu werden – nein, sein Körper allein lud schon dazu ein, Experimente zu starten, Neues auszuprobieren.

Andererseits... zur Hölle mit den Experimenten, mit all den Dingen, die er sich für diesen Moment ausgedacht hatte; er wollte – brauchte – Methos jetzt. Zu lange hatte er darauf gewartet, Zurückhaltung war jetzt nicht gefragt, genauso wenig wie Originalität – jetzt ging es nur darum, möglichst schnell in Methos' Körper eindringen zu können, endlich den angestauten Frust in Form von brutalstem Sex, wie er nur unter Unsterblichen möglich war, loszuwerden.

Langsam kniete er sich wieder auf seinem gewohnten Platz zwischen Methos' Beinen nieder, schob seine Hände unter das Becken des anderen Mannes und brachte es in eine akzeptable Position. Er seufzte leise, es würde ungemütlich werden, aber es könnte schlimmer sein. Er vergewisserte sich noch einmal, dass alles richtig vorbereitet war, dass Methos seine Augen noch immer auf ihn fixiert hatte - er genoss den Ausdruck stummem Horrors im Blick des Anderen -, bevor er schließlich tief in Methos eindrang, keinerlei Rücksicht darauf nahm, ob er sich oder sein Opfer verletzte. Er würde heilen, Methos auch – aber das war unwichtig. Immer wieder stieß er zu, immer schneller, immer brutaler – bis ein gequälter Schrei die gespenstische Stille, die nur durch die schweren Atemgeräusche der beiden Männer durchbrochen wurde, zerriss, und Methos Sekunden später das Bewusstsein verlor. Selbst einige harte Schläge konnten den Unsterblichen nicht wieder zu Bewusstsein bringen, und so gab Kronos auf. Nach seinem Höhepunkt – den Methos nicht einmal mitbekommen hatte – zog er sich zurück. Er würde sich jetzt einmal um sich selbst kümmern – dieser Akt hatte ihm eine Menge Kraft gekostet, außerdem hatte er das Bedürfnis, sich zu waschen. Er warf noch einen letzten Blick auf die bewusstlose Form seines Bruders, zuckte leicht mit den Achseln und verließ den Raum. Methos konnte ruhig in diesem Zustand bleiben – dreckig und von verschiedensten Körperflüssigkeiten bedeckt... Kronos brauchte ihn nur noch für andere Zwecke, nicht mehr für seine eigene Befriedigung. Er lächelte leicht – das vorhin war der beste Sex seit Jahrhunderten gewesen! Ihm war es egal, dass es eine Vergewaltigung gewesen war – er hatte bekommen, was er wollte, und das war alles, was zählte.

"Als ich wieder zu mir kam, waren die Verletzungen noch immer nicht verheilt – Kronos hatte Sorge getragen, dass sich meine Heilungskräfte verlangsamten, sogar fast ganz zum Erliegen kamen." Methos wagte nicht, Duncans Blick zu begegnen, starrte deswegen geradeaus.

Das leise "Wie?" des jüngeren Unsterblichen war unvermeidbar – nur die wenigsten Unsterblichen wussten, wie man einen der ihren in den Zustand zwischen Leben und Tod bringen konnte. Halbtot, zuwenig um zu sterben, zuviel um den angerichteten Schaden heilen zu können.

"Es gibt Mittel und Wege...", erklärte Methos langsam. "Gift ist eine Möglichkeit. Zu hoher Blutverlust eine andere. In diesem Fall war es Gift – heute würde man es als Nervengift bezeichnen, damals war es einfach nur eine Substanz, um die jeder halbwegs normale Mensch einen großen Bogen machte. Später zusätzlich noch der Blutverlust. Nachdem Kronos mit mir fertig war – ich habe noch währenddessen das Bewusstsein verloren, aber ich kann es mir nur so erklären – muss er mir das Gift injiziert haben. Es breitete sich in meinem Körper aus; ein Sterblicher wäre gestorben, doch mein Quickening hat es bekämpft. Das Gift war stark – zu stark, um aus meinem Kreislauf zu verschwinden. Und da sich mein Quickening darauf konzentrierte, das Gift aus meiner Blutbahn zu bekommen, konnten die anderen Verletzungen nicht heilen." Methos schluckte schwer und zwang sich dazu, Duncan anzusehen. Mac war blass, seine ganze Haltung drückte gleichzeitig Wut und auch Mitleid aus – es war fast so, als ob er die Schmerzen am eigenen Leib spüren müsste. "Zumindest ging der Heilungsprozess nur mit normaler Geschwindigkeit voran. Normal für einen Sterblichen. Was brutal gesagt heißt, dass sich mein Zustand gar nicht besserte, im Gegenteil – er verschlechterte sich." Er legte abermals eine Pause ein, zwang sich aber nach ein paar Minuten dazu, weiter zu erzählen.

Die Schmerzen waren unglaublich – Methos fragte sich, warum er noch nicht gestorben war. Hilflos lag er da, versuchte, so ruhig wie nur irgend möglich zu bleiben. Das Gift in seinem Körper verursachte Krämpfe in seinen sowieso schon von der eintönigen Haltung und schlechter Durchblutung schmerzenden Armen und Beinen, sein Magen spielte verrückt, sein Herz schlug viel zu schnell. Doch das alles war nichts gegen die Schmerzen im Unterleib – es fühlte sich an, als ob seine Eingeweide in Flammen stünden. Er meinte, noch immer Kronos in sich zu spüren, fühlte noch immer das brutale Eindringen. Er schätzte, dass er wohl ernsthafte innere Blutungen hatte – außerdem kam er langsam zu der Erkenntnis, dass Kronos irgend etwas in seinem Körper zurückgelassen hatte; sobald er sich nur leicht bewegte, oder auch nur etwas tiefer Luft holte, spürte er etwas Hartes in sich. Aber was? Er hatte keine Ahnung, nicht einmal eine vage Idee – so etwas hatte Kronos, seines Wissens nach, noch nie zuvor gemacht. Aber Kronos hatte auch noch nie einen Unsterblichen für seine Spielchen zur Verfügung gehabt. Zu Zeiten der Reiter hatte er diese Art von Ritual nicht durchführen können – das Lager war dafür einfach nicht ausgerüstet. Dazu brauchte man einen festen  Standpunkt, einen Platz, der einem Ruhe und Sicherheit bot.

Methos' Gedanken wurden von Kronos' Rückkehr gestört – die Tatsache, dass er die Ankunft eines anderen Unsterblichen nicht gespürt hatte, wurde ihm erst dann bewusst, als Kronos auf einmal grinsend über ihm stand.

"Methos... ich hoffe, du fühlst dich wohl. Du wirst wohl noch eine Weile in dieser Position aushalten müssen." Er stellte sich breitbeinig über Methos, blickte grinsend auf seinen Gefangenen hinab. Schließlich ging er in die Knie, setzte sich dann auf Methos Brust. Ein leises Knacken sowie ein erstickter Schrei verrieten Kronos, dass er wohl einige Rippen gebrochen hatte. Amüsiert beobachtete er, wie Methos nach Luft rang, bei jedem Atemzug seine Lunge an den gebrochenen Rippen verletzte. Nach einigen Minuten stand er wieder auf, nicht ohne Methos zuvor einen harten Kuss auf die Lippen sowie einen leichten Tritt in den Unterleib verpasst zu haben.

Abschätzend sah er sich den Schaden an, den er am Körper des älteren Unsterblichen angerichtet hatte. Die Verletzungen von der Vergewaltigung waren noch immer nicht verheilt, Blut drang aus Methos' Körper. Mittlerweile hatte sich zwischen seinen Beinen eine Lache gebildet – doch es war bei Weitem noch nicht genug, um Methos sterben zu lassen. Sein Blick wanderte weiter, zum geschwollenen Unterleib und Bauch – es war offensichtlich, dass Methos schwerste innere Verletzungen hatte. Kein Wunder. Sein Brustkorb hob und senkte sich sehr unregelmäßig; an der schlanken, fast mageren Gestalt konnte Kronos jeden Knochen erkennen – er sah genau die drei gebrochenen Rippen auf der rechten Seite.

"Was..." Methos versuchte zu sprechen.

"Warum ich das tue, willst du wissen?"

Methos versuchte den Kopf zu schütteln, schaffte es aber nicht. "Nein... was ist in..."

"Ach, du willst wissen, was ich mit dir gemacht habe?" Kronos lächelte bei den Worten leicht. "Ich hätte mir denken können, dass du es recht bald spürst und den richtigen Schluss ziehst. Du hast Recht, ich habe – während du... nicht  unter uns weiltest... – dafür gesorgt, dass du mich so schnell nicht vergisst. War ganz schön schwer, es einzuführen – du bist verdammt verkrampft und eng – selbst wenn du bewusstlos bist." Er schüttelte leicht den Kopf und begann damit, langsam auf und ab zu wandern. Methos hätte im Moment nichts lieber getan, als sich ebenfalls zu bewegen – Kronos wusste das, was zweifellos auch der Grund dafür war, dass er es tat. Er verstummte, zog die Spannung in die Länge. Er wusste, dass Methos keine Ahnung hatte, was sich in seinem Körper befand, und diese Unwissenheit ihn, den Planer, den Taktiker, der immer alle Eventualitäten berücksichtige, nervlich fertig machte. Kronos beschloss, diese Ungewissheit noch ein wenig länger aufrecht zu halten. "Weißt du was? Ich werde es dir nicht sagen – ich werde es dir zeigen. Aber ich muss es erst holen."

Er ging wieder vor Methos in die Knie, plazierte seine Finger erneut auf Methos' Intimbereich. Zufrieden bemerkte er, wie sich sämtliche Muskeln verkrampften, Methos versuchte, ihm keinen Einlass zu gewähren. Nicht, dass es geholfen hätte – Finger waren stärker als Schließmuskeln, die nicht dafür gedacht waren, diese Art von Fremdköper abzuwehren. Fasziniert sah er zu, als Methos sich schließlich wieder entspannte, sein Körper nicht länger in der Lage war, die Spannung aufrecht zu erhalten. Mit dem Zeigefinger drang er erneut in Methos ein – langsam, aber trotzdem darauf bedacht, Schmerzen zuzufügen. Das leichte Wimmern, das seine Ohren erreichte, zeigte ihm, dass er es richtig machte. Er berührte den Gegenstand leicht, stieß ihn noch tiefer in Methos' Körper, bevor er den Finger schließlich wieder aus Methos' Körper zurückzog. "Oh... es ist wohl zu tief drinnen, ich komme nicht ran", meinte er entschuldigend. Mit einer Hand fuhr er über Methos' geschwollenen Bauch, eine zarte Berührung, nicht dazu gedacht, Pein zu verursachen, es aber trotzdem tat. Methos' Haut war mittlerweile überempfindlich, bei jeder noch so kleinen Berührung schrie er leise auf. "Ich habe noch eins – ich werde es holen. Ich will dich ja schließlich nicht im Ungewissen lassen – zumindest nicht ewig." Er fuhr sachte über Methos' Wange, gab seinem Gefangenen einen leichten Kuss auf die Stirn und ließ ihn dann zurück. Er wusste, Methos würde weiterleben, sein Körper war mit dem Gift viel zu beschäftigt, und der hohe Blutverlust tat sein Übriges, um die Gnade des Todes zu verhindern.

"Ich glaubte, ich verliere meinen Verstand." Methos konnte fast nicht mehr sprechen, seine Stimme drohte ihm jeden Moment zu versagen. "Die Schmerzen wurden von Atemzug zu Atemzug schlimmer, die gebrochenen Rippen hatte meine Lunge zwar schwer verletzt – doch nur einseitig. Es reichte nicht für einen Erstickungstod. Dazu kam noch... das, das DING in mir... ich wusste damals noch nicht, was es war, und ich wünsche mir bis heute, dass er es mir nie gezeigt hätte. Es tat so weh, Gott, es tat so weh... bei jedem Atemzug hatte ich das Gefühl, dass es noch tiefer in meinen Körper eindrang, dort weiter verletzte. Vielleicht hat es das auch getan, gut möglich." Methos vergrub seinen Kopf noch tiefer in seinen Armen, wollte nicht, dass Duncan sein Gesicht sehen konnte. Er weinte, lautlos, wie er es schon vor langer Zeit gelernt hatte. Er spürte die sanften, Trost spendenden Berührungen Duncans, dankte ihm lautlos dafür, indem er sich leicht gegen ihn lehnte.

Duncan holte tief Luft, bevor er die Frage stellte, die ihn schon seit einiger Zeit beschäftigte. "Was war es? Was hat Kronos...", seine Stimme verklang, sie beide wussten, was er meinte.

Als Kronos wieder auftauchte, war Methos noch immer bei vollem Bewusstein – allerdings wesentlich schwächer. Er schaffte es gerade noch, die Augen offen zu halten und zu atmen – alles andere war zuviel. Selbst Denken strengte zu sehr an. Sprechen? Daran war nicht einmal zu denken.

"Tut mir leid, dass du solange warten musstest, aber ich hatte noch etwas zu erledigen. Ich hatte Durst", verkündete Kronos, wohl wissend, dass diese Aussage Methos wieder daran erinnerte, dass er seit Ewigkeiten nichts mehr getrunken hatte. Essen war unwichtig – daran konnte Methos mittlerweile zweifelsohne nicht mehr denken.

Erneut ging er auf die Knie, diesmal wieder zwischen seinen Beinen. Er kniete zwar in Blut, doch das war ihm egal. Er konnte es ja abwaschen und seine Kleidung verbrennen. Diesmal griff er mit zwei Fingern nach dem Fremdkörper, drehte und drückte ihn noch tiefer in Methos' Körper. "Ich will, dass du ihn spürst – nicht nur, wenn du dich bewegst, sondern IMMER. Bei jedem Schlag deines Herzens sollst du es spüren und daran erinnert werden, dass du mich verraten hast." Er grinste diabolisch, als Methos gequält aufschrie, sich mit neuer Kraft in seinen Fesseln wand. "Du wirst bald erfahren, was es ist, aber vorher sollte ich dich noch vorwarnen – du kannst es nicht entfernen, es sei denn, du findest jemanden, der bereit ist, dich aufzuschneiden und es herauszuholen. Es wird von selbst nicht rauskommen, und du alleine kannst es auch nicht entfernen. Und da du niemanden genug vertrauen kannst, das mit dir zu tun..." Er ließ die Worte einige Sekunden lang ihre volle Wirkung entfalten, erst als er sich sicher war, dass Methos sie verstanden hatte, fuhr er fort. "Ja, ich werde dich laufen lassen. Du wirst weiterleben, dein Körper wird heilen. Aber du wirst immer, bei jedem Schritt, an mich denken."

Er holte einen kleinen, metallischen Gegenstand in Kegelform hervor  und zeigte ihn Methos. "Das ist das Vorgängermodell von dem, was sich nun in deinem Körper befindet. Mit dem Unterschied, dass deines über Widerhaken verfügt, die es an Ort und Stelle halten. Dank deiner Heilungskräfte wird es mit dem Gewebe bald verwachsen sein und sich nicht mehr ohne Weiteres entfernen lassen." Er legte eine weitere Kunstpause ein, fuhr schließlich leise und eindringlich fort. "Es ist klein genug, dass deine normalen Körperfunktionen – sprich die Verdauung – nicht beeinträchtigt werden, aber groß genug, um bei jedem Schritt Schmerzen zu bereiten. Ich habe es bei jemand anderem ausprobiert – es verwächst zwar mit dem Gewebe, hält es aber trotzdem offen. Der Schmerz wird also nicht verschwinden, selbst wenn es Jahre lang an Ort und Stelle ist."

Methos schloss erschöpft und resigniert die Augen. Er hatte mit etwas Üblem gerechnet, aber damit? Nein, nie im Leben. Er gab den Kampf endgültig auf, jetzt war egal, was weiterhin mit ihm geschah. Er hörte, dass Kronos zu ihm sprach, konnte die Worte aber nicht mehr verstehen. Er spürte, wie er langsam in die Bewusstlosigkeit - vielleicht sogar den Tod - abdriftete, hieß das Vergessen, das Ende der Schmerzen willkommen.

Am Rande seiner Wahrnehmung bekam er noch mit, wie die Fesseln um seine Gelenke gelöst wurden, das Messer aus seiner rechten Handfläche verschwand. Der Schmerz in seiner Hand war das letzte, was er spürte.

"Ich weiß nicht, wie lange ich weg war, aber es musste recht lange gewesen sein. Als ich wieder zu mir kam, war ich in einem fremden Dorf. Ein paar Kinder hatten mich halbtot gefunden, und deren Eltern hatten sich entschlossen, zu versuchen, mein Leben zu retten." Ein bitteres Lächeln huschte über Methos' Gesicht. "Als ich das erste Mal zu mir kam, wünschte ich mir nichts sehnlicher als den Tod. Mein Zustand hatte sich etwas gebessert, ich war aber noch lange nicht gesund. Das Gift hatte verdammt gute Arbeit geleistet, mein Körper begann gerade erst damit, sich wieder zu erholen."

"Wie lange warst du bewusstlos, bevor du aufgewacht bist?", fragte Duncan leise, als Methos nicht weitersprach. Der Blick des ältesten Unsterblichen ging ins Nirgendwo, vermutlich sah er gerade dieses Erlebnis vor sich. Duncan wollte ihn nicht drängen, aber er wollte es auch endlich zu Ende bringen. Methos fühlte sich offensichtlich nicht im Geringsten besser, im Gegenteil, das Erzählen, das Aussprechen solcher Grausamkeiten, zog Methos nur noch weiter nach unten, verschlechterte seinen Zustand nur noch mehr. Der Unsterbliche war mittlerweile noch blasser als zuvor, er zitterte noch stärker. Duncan wusste, dass er bald etwas tun musste, oder er verlor Methos endgültig an seine eigenen Erinnerungen – etwas, das er unter keinen Unständen zulassen wollte. "Sprich mit mir, Methos. Wie lange?" Er musste ihn zum Sprechen bringen, dafür sorgen, dass er nicht vollständig abdriftete...

"Sie sagten, ich war zwei Tage bei ihnen, bevor ich aufwachte", gab Methos geistesabwesend zur Antwort. "Wie lange ich noch bei Kronos war, wie lange ich anschließend im Freien war, bevor ich gefunden wurde? Keine Ahnung... ich schätze, ich werde wohl mindestens eine Woche außer Gefecht gewesen sein."

Außer Gefecht. So eine harmlose Formulierung für etwas, das Methos leicht sein Leben hätte kosten können. Es hätte nur ein anderer Unsterblicher... Duncan schüttelte den Kopf, zwang sich dazu, nicht länger darüber nachzudenken. Es war nichts passiert, also brauchte er auch nicht darüber zu grübeln. Er sah wieder auf, bemerkte, dass Methos ihn mittlerweile ansah, ihn auch wirklich zu sehen schien.

"Bist du in Ordnung, Duncan?"

Oh Gott... Mac wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte – Methos hatte ihm eben ein grauenhaftes Erlebnis aus seiner Vergangenheit erzählt und fragte dann IHN, ob es ihm gut ginge.

"Nein", gab er zu. "Aber mir geht es besser als dir, also überlass' diese Art von Fragen mir, okay?" Er versuchte beruhigend zu lächeln, versagte aber kläglich. Er bemerkte die verkrampfte Haltung Methos' und versuchte, ihn aus seiner unangenehmen Haltung zu befreien. "Versuch' dich zu entspannen", bat er leise. Ein wenig besorgt nahm er zur Kenntnis, wie Methos sich widerstandslos ergab. Er half dem Älteren vorsichtig dabei, die verkrampften Gliedmaßen auszustrecken, ließ Methos schließlich sanft zurück aufs Bett sinken. "Hast du Schmerzen?"

Methos nickte leicht, gab jedoch keine Antwort. Die Augen hielt er geschlossen, sein Körper folgte nicht länger seinem Willen.

"Wo?" Duncan... er klang so verzweifelt, so hilflos - und gleichzeitig so entschlossen. Als er keine Antwort erhielt, ließ er seinen Blick abschätzend über Methos' Körper gleiten. Ein perfekter Körper, ohne Narben, ohne irgend etwas. Dafür war seine Seele verletzt, verursachte Schmerzen, die viel schlimmer waren als jede physische Verletzung.

Methos spürte, wie sich Duncans Hände vorsichtig auf seine Brust legten, nur leicht, gerade genug, um Körperkontakt zwischen ihnen beiden herzustellen. Duncan bemerkte die Verspannung im Körper seines Freundes, fuhr mit den sanften Bewegungen fort, in er Hoffnung, so die Schmerzen etwas lindern zu können. Er berührte Methos' Bauch, spürte die Verspannung, fühlte das Zusammenzucken Methos', als ob diese Berührung Schmerzen bereitete. Er erinnerte sich daran, was Methos erzählt hatte – die inneren Verletzungen, die nicht heilten. Außerdem erinnerte er sich daran, wie Methos sich vorhin übergeben hatte... "Bauchkrämpfe?"

Die Frage kam so leise, so vorsichtig, dass Methos sie fast nicht gehört hätte. "Ja", antwortete er schwach. Duncan zog sich sofort zurück, er wollte Methos nicht noch mehr Schmerzen bereiten. Sofort bereute Methos seine Antwort. Er öffnete seine Augen und griff mit seiner Hand langsam nach der des Schotten. Vorsichtig zog er sie zurück, drückte sie schließlich leicht gegen seinen Magen. "Aber ich will nicht, dass du aufhörst." Er lächelte leicht bei den Worten. Ein Lächeln, das nicht von Freude kündete, sondern von Vertrauen. Er vertraute darauf, dass Duncan ihm nichts tat. Duncan nickte leicht, folgte der Bitte. Mit langsamen Bewegungen begann er, den anderen Mann zu massieren, versuchte Verspannungen und Schmerzen aufzulösen. Seine Hände glitten über Methos' Oberkörper, gelangten schließlich wieder an der Stelle an, wo Methos vorhin zusammengezuckt war. Er drückte etwas fester, eine Bewegung, die Methos ein leichtes Stöhnen entlockte – allerdings eines, das von Schmerzen zeugte.

Mit einem Mal kehrte die Frage, die er sich schon vor einiger Zeit gestellt hatte, wieder in Duncans Bewusstsein zurück. "Wie lange hattest du es in dir?"

"Was?" Methos klang verwirrt, wusste im ersten Moment nicht, was Duncan meinte. Als einzige Antwort drückte Duncan etwas fester gegen Methos' Unterleib, was ihm einen leisen Schrei entlockte.

"Hier war es, oder?", fragte er vorsichtig. Er hielt seine Hand noch immer auf der Stelle, darauf bedacht, keinen Druck auszuüben. Das leichte Nicken des älteren Unsterblichen bestätigte seinen Verdacht. "Wie lange?", wiederholte er. Er spürte die weiche Haut und die Muskeln darunter, wurde wieder daran erinnert, dass sein Liebhaber viel zu dünn war. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es war, einen Fremdkörper in sich zu haben, bei jedem Schritt Schmerzen zu haben, bei jeder falschen Bewegung wieder an dieses schreckliche Erlebnis erinnert zu werden.

"Ich weiß es nicht", gab Methos nach einigen Sekunden zu. "Ich weiß nur noch, dass Kronos mir nicht zuviel versprochen hat." Die letzten Worte kamen mit einer Bitterkeit, die Duncan überraschte.

"Wie meinst du das?"

"Es hat nicht aufgehört... genau wie er es mir versprochen hatte. Ich spürte es bei jedem Schritt, am Anfang tat es so weh, dass ich mich gar nicht bewegte. Mit der Zeit wurde der Schmerz zwar nicht weniger..."

"Aber?", hakte Duncan sachte nach.

"... aber ich lernte, damit zu leben. Irgendwann wird es wohl - entgegen Kronos' Prophezeiung - aus meinem Körper verschwunden sein. Ich schätze, es hielt doch nicht so gut, wie er geplant hatte."

"Aber du weißt es nicht?", fragte Duncan alarmiert nach. "Es könnte also noch genauso gut in dir sein?" Der bloße Gedanken machte ihn krank – die Vorstellung, dass während all den Jahren Methos immer dieses... dieses Ding in sich hatte...

"Mac..." Methos klang ungeduldig. "Es ist über tausend Jahre her. So lange KANN es gar nicht an Ort und Stelle bleiben. Außerdem – ich konnte mich zwar daran gewöhnen, ich bezweifle aber, dass ich mich soweit anpassen könnte, dass ich es gar nicht mehr spüren würde. Nein, es ist weg, schon ewig." Er versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, wollte unter keinen Umständen zugeben, dass Duncan genau das ausgesprochen hatte, was er befürchtete. Der bloße Gedanke daran, dass er sich so sehr daran gewöhnt hatte... NEIN! Es war weg, ganz sicher. Solange konnte es nicht überdauert haben.

Duncans Blick wanderte von Methos' – mittlerweile etwas entspannterem – Gesicht wieder zurück zu seiner eigenen Hand, die noch immer auf der Stelle lag, an der Kronos für so lange Zeit sein Zeichen hinterlassen hatte. Wie konnte man nur überhaupt auf eine derart kranke Idee kommen? Er war froh, als er auf diese Frage keine Antwort fand.

Er spürte, wie sich die Verkrampfungen unter seiner sanften Massage langsam lösten, auch Methos selbst langsam wieder etwas ruhiger wurde. Die Atmung des älteren Mannes wurde wieder gleichmäßiger, seine Mimik entspannte sich, zeigte das erste Mal seit Wochen so etwas wie Ruhe. Vielleicht hatte es doch geholfen, über eines der Ereignisse, das ihn in den letzten Wochen mehr und mehr an den Abgrund getrieben hatte, zu sprechen.

Duncans Finger wanderten weiter nach unten, doch erst bei Methos' leisem Seufzen wurde ihm bewusst, was er tat. Rasch brachte er seine Hände wieder weiter nach oben, massierte schließlich die Schultern des anderen Unsterblichen. "Besser?", fragte er leise.

"Ein wenig", lautete die Antwort.

Trotz dieser - eher schlechten - Aussichten lächelte Duncan zufrieden. Die Tatsache, dass Methos nicht "Sehr gut" gesagt hatte, deutete darauf hin, dass er die Wahrheit sagte.

Zum hundertsten Mal fragte Duncan sich, was er tun konnte, um Methos zu helfen. Gegen die Alpträume, gegen die Unkonzentriertheit – gegen die Erinnerungen im Allgemeinen.

"Du kannst gar nichts tun." Methos richtete sich langsam auf, fing Duncans Hände geschickt ein und hielt sie fest. Erst jetzt wurde dem Highlander klar, dass er laut gedacht hatte. "Wenn du es mit mir aushalten willst, musst du dich an diese Phasen gewöhnen", erklärte Methos sanft. "Hin und wieder wird einfach alles zuviel, und ich klappe zusammen. Aber es geht vorbei. Es dauert manchmal einige Zeit, aber ich habe mich noch immer erholt." Er bemerkte Duncans skeptischen Blick. "Vertrau' mir", murmelte er in Duncans Ohr, ließ seinen Kopf danach wieder auf Duncans Schulter sinken. "Es ist alles in Ordnung."

Duncans Antwort erfolgte nicht in Worten – sanft umarmte er den anderen. Als er sich schließlich wieder hinlegte, zog er Methos sanft mit sich. Der ältere Mann veränderte seine Position noch einmal, bettete seinen Kopf schlussendlich auf Duncans Brust. Das regelmäßige Pochen von Duncans Herz beruhigte ihn, und nach einigen Minuten schlief er schließlich wieder ein, noch immer dicht an Mac gepresst.

"Schöne Träume", flüsterte Duncan leise und gab Methos noch einen letzten Kuss auf die Stirn. Kurz darauf war auch er eingeschlafen, mit der Gewissheit, dass morgen alles besser sein würde. Methos hatte sich in den letzten Minuten entspannter und mehr wie er selbst verhalten als in all den Wochen zuvor – es schien so, als ob der alte Mann Recht hatte, und es wirklich nur eine Art Phase war. Und falls es wieder einmal passierte... sie beide würden es schaffen, dessen war er sich ganz sicher.


II. - Too Many Times

Too many times you ran away and need to cry
Too many times your body lies awake

Too many times you've woken up depressed
Too many times you put your life to the test

Too many times your body can't take
Too many times you haven't realized

TOO MANY TIMES YOUR MIND BECAME PARALYZED

["Too Many Times" © by Kai Tracid]

Am nächsten Morgen erwachte Duncan mit dem gewohnten Gefühl eines anderen Körpers, der sich dicht an den seinen presste. Sein Blick fiel auf Methos - der ältere Unsterbliche wirkte selbst im Schlaf noch erschöpft. Dunkle Ringe unter den Augen, der ganze Körper angespannt, rasche, flache Atmung.

Methos' Kopf ruhte auf Macs Brust, direkt über dem Herzen, sein linker Arm lag quer über den Oberkörper des jüngeren Mannes. Obwohl Methos in den letzten Wochen massiv an Gewicht verloren hatte, wurde diese Haltung langsam aber sicher ungemütlich. Vorsichtig schob Duncan den Arm von sich und bettete Methos' Kopf zurück auf den Polster. Ein leiser Laut des Unmuts und Methos sank wieder zurück in etwas tieferen - hoffentlich traumlosen - Schlaf.

Mit langsamen Bewegungen stand Duncan auf und ging ins Bad. Obwohl er nichts lieber getan hätte, als weiterhin bei Methos zu bleiben und ihm einfach nur beim Schlafen zuzusehen um sicher zugehen, dass er nicht noch mehr träumte - er hatte Dinge zu erledigen. Außerdem sollte er wieder einmal bei Joe vorbeisehen, sein Beobachter machte sich mittlerweile bestimmt schon Sorgen. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er sein Spiegelbild erblickte: Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, dass er es war, der von Alpträumen heimgesucht wurde. Er sah um nichts besser als Methos aus - ungesunde Blässe und dunkle Ringe unter den Augen. Unwillig schüttelte er den Kopf - hier ging es nicht um ihn, er sollte sich besser auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

Als er wenige Minuten später das Bad wieder verließ, wurde er bereits von Methos erwartet. Der ältere Unsterbliche hatte sich gegen die Rückwand des Bettes gelehnt und musterte Duncan müde. "Du gehst aus?" Die Frage klang neutral, aber anhand Methos' Körperhaltung konnte Duncan erkennen, dass er nicht allein gelassen werden wollte. Bitte bleib' bei mir.

"Ich muss. Wir brauchen etwas zu essen", erwiderte er so ruhig wie möglich.

"Ich komme mit." Eine Feststellung.

"Methos..."

"Nein, Duncan. Ich will..." Methos verstummte kurz, holte tief Luft. "Bitte", flüsterte er nach einigen Sekunden. "Ich will nicht allein..." Er konnte nicht weitersprechen, seine Augenlieder fest zusammengepresst erwartete er Duncans Erwiderung, dass solch ein Verhalten kindisch und absolut unangebracht war.

"Dann bleibe ich hier. Ich kann auch liefern lassen." Duncans Stimme drang zu ihm durch, er spürte, wie Duncan ihn langsam in seine Arme zog und ihm sanft durchs Haar strich. "Ich lasse dich nicht allein. Nie", flüsterte er beruhigend. Sanft wiegte er Methos hin und her - wie ein kleines Kind, nicht wie das ältesten Lebewesen des Planeten. "Ruhig, ich bleib' ja da." Duncan wischte sanft die Tränen aus dem Gesicht seines Gefährten, spendete lautlosen Trost. Nach einigen langen Minuten hatte Methos sich soweit wieder beruhigt, dass er Duncans Blick erwidern konnte.

"Tust du das für mich?", fragte er zögernd. Als Antwort zog Duncan ihn nur noch fester in seine Arme. "Danke." Er schloss seine Augen abermals, zwang sich dazu, die Erinnerungen, die die vergangene Nacht wieder an die Oberfläche gerissen hatte, zu verdrängen.

"Ich werde dich nie allein lasen. Niemals", wiederholte Duncan sanft. "Nicht solange du mich nicht loswerden willst." Der letzte Satz war weder wie ein Scherz gemeint, noch klang er so. "Methos?"

"Ja?"

"Das was du mir letzte Nacht erzählt hast..."

"Es war kein Alptraum, wenn du das meinst. Es ist wirklich passiert."

"Nein, das meine ich nicht. Ich habe das nie angezweifelt." So sehr ich mir auch wünschte, dass es nur ein Alptraum wäre. "Dieser... dieses... das, was Kronos in dir zurückgelassen hat..." Duncans Stimme brach, aber er zwang sich dazu, weiterzusprechen. "Ich weiß, dass es nicht das einzige Mal war, dass er dich derart gequält hat."

"Wie meinst..." Methos klang alarmiert, beinahe ruckartig setzte er sich auf und sah Duncan an. Der Jüngere wirkte unsicher, verzweifelt, verängstigt, wütend... das volle Spektrum der Gefühle und sie alle waren auf einmal in Duncans Mimik zu erkennen. "Was ist passiert?"

"Es ist mir noch nie zuvor passiert, das musst du mir glauben. Ich weiß nicht warum ausgerechnet..." Duncan holte tief Luft, bevor er es schließlich schaffte, es auszusprechen. "Als du mir erzählt hast, was Kronos damals mit dir gemacht hat... ich habe nicht nur deiner Erzählung gelauscht und mir das Entsprechende vorgestellt - ich habe es VOR mir gesehen. Und ich weiß, dass es keine Phantasie sondern eine wirklich Erinnerung war."

"Erinnerung? Aber woher... das Quickening." Die Erkenntnis kam urplötzlich und ließ Methos erschaudern. Er hatte nie gewollt, dass Duncan mit dem konfrontiert wurde, was in Kronos' krankem Hirn vor sich gegangen war. Er wollte seinen Geliebten doch immer nur schützen, verhindern, dass er starb... "Es tut mir leid", schloss er schließlich.

"Das muss es nicht. Es war meine Entscheidung. Ich habe Kronos enthauptet - aus freien Stücken." Duncan schüttelte kurz den Kopf, um die ungewollten Bilder zu vertreiben. Er hielt Methos noch immer im Arm - oder war es umgekehrt? - als er darüber nachdachte, wie er das Folgende für sie beide am schmerzlosesten formulieren konnte. "Ich weiß auch, was geschah nachdem du das Bewusstsein verloren hattest." Ich muss es ihm sagen, jetzt, wo ich diese Erinnerung habe, kann ich sie ihm nicht vorenthalten. Er hat ein Recht darauf, zu erfahren, was mit ihm geschah. Was Kronos ihm angetan hat...

"Was..?" Die Frage wurde fast lautlos gestellt - Methos hatte Angst. Angst vor dem, was Duncan erzählen könnte, Angst davor, alles noch einmal durchmachen zu müssen...

"Bist du dir sicher? Ich will nicht..." Das leichte Nicken von Seiten Methos' reichte, um Duncans Einwände zum Erliegen zu bringen. Er hat ein Recht darauf...

Zufrieden starrte Kronos auf Methos' Körper. Mit der Zunge fuhr er sich leicht über die Lippen, während er mit einer Hand über die Gesichtszüge des Bewusstlosen strich. Er war noch immer in Methos... der ältere Unsterbliche hatte erst vor Sekunden das Bewusstsein verloren. Selbst in diesem Zustand drückte seine Mimik puren Horror aus - ein Anblick, den Kronos in den vergangen Jahrhunderten vermisst hatte. Nein, eigentlich nicht. Als sie noch zusammen waren, war es anders gewesen. Sie beide - Tod und Pestilenz - vereint in dem Bestreben, sich die Welt untertan zu machen. Gleichgestellt. Brüder. Doch jetzt? Methos war schwach geworden, hatte seine Brüder, sein ganzes Leben verraten. Durch diesen Verrat hatte er alles verwirkt - er war jetzt nicht mehr wert als jeder andere Mensch auf der Welt.

Seine Finger glitten weiter, über das - viel zu enge - Metallband, das um Methos' Hals geschlossen war, weiter über den Oberkörper, der sich regelmäßig hob und senkte. Keine Spur der vorherigen Verletzungen war zu erkennen - mit Ausnahme des Messers, das noch immer in seiner rechten Handfläche steckte. Die Wunde hatte mittlerweile aufgehört zu bluten, das Blut hatte sich rund um die Waffe verkrustet. Sobald man es nur leicht bewegen würde... kaum, dass der Gedanke geboren war, griff Kronos schon nach der Waffe, zog sie leicht zurück, nur um sie gleich darauf mit aller Wucht wieder zurückzustoßen. Zufrieden bemerkte er das leichte Aufstöhnen des Bewusstlosen. Frisches Blut quoll wieder aus der Wunde.

Noch ein paar brutale letzte Stöße... alles Denken wurde unmöglich, als Kronos kam und dabei alles um sich herum vergaß. Er blieb noch einige Minuten in der selben Stellung - ein Teil von ihm noch immer in Methos, sein Körper lag auf dem des anderen Unsterblichen. Schließlich quälte er sich in die Höhe - es war anstrengender gewesen als erwartet. Aber er war noch nicht fertig; bevor Methos das Bewusstsein wiedererlange, mussten noch einige Dinge getan werden. Sein Blick wanderte zu dem Tisch, der hinter Methos stand - mehrere äußerst praktische Folterinstrumente waren dort aufgereiht. "Was können wir denn noch ausprobieren?", murmelte er zu sich selbst. Sein Blick blieb auf einem Metallstück hängen - keine richtige Waffe, dennoch konnte man damit verletzen. Das eine Ende war stumpf und mehrere Zentimeter dick, das andere dünn und spitz genug um damit einen Menschen zu erstechen.  "Nein, erst wenn er wieder wach ist..." Verschiedenste Dinge fielen im in die Hände, doch nicht das Richtige. Schließlich hatte er es - zufrieden hob er den kleinen, kegelförmigen Gegenstand hoch und hielt ihn ins Licht. Oh ja, das war das Richtige...

Das und noch einiges andere... leise vor sich hinsummend brachte er die ausgewählten Dinge zurück zu Methos. Er legte sie rechts von sich auf den Boden, ging schließlich wieder zwischen Methos' Beinen in die Knie. Interessiert beobachtete er den Verlauf der Heilung - der gesamte Bereich um die Genitalien war blutverschmiert, doch die Blutungen selbst hatten schon lange aufgehört. Die Reste von Kronos' Orgasmus hoben sich deutlich vom dunkelroten Blut ab und er grinste zufrieden. Allein der Gedanke daran, dass ein Teil von ihm noch immer in Methos war, reichte, um ihn erneut zu erregen. Mit äußerte Willensanstrengung zwang er sich dazu, den Gedanken daran, wie es war in Methos zu versinken, ihn seinem Willen zu unterwerfen, zu verdrängen. Er hatte diesen Punkt abgehakt - jetzt war es Zeit für etwas Neues.

Er nahm das Metallstück und studierte es eingehend. Ein prüfender Blick sagte ihm, dass Methos sich schon zu weit erholt hatte - er musste seinen Plan ein wenig abändern. Vorsichtig - er wollte Methos nicht verletzen, nicht jetzt zumindest - drückte er das Becken des Gefesselten mit der linken Hand in die Höhe, während er mit der Rechten das Metallstück mit dem stumpferen, dickeren Ende einführte. Dieses Ende war fast etwas zu groß - wäre Methos bei Bewusstein gewesen, hätte er sicher Höllenqualen erlitten. Ein wenig bedauerte Kronos es, dass Methos nicht schrie, doch er tröstete sich mit der Tatsache, dass er noch andere Möglichkeiten hatte. Er ließ das Metallstück an Ort und Stelle, als er sich langsam aufrichtete. Es war tief in Methos' Körper vergraben - er war sich fast sicher, dass er das kühle Metall in Methos' viel zu dünnem Körper fühlen könnte, wenn er nur danach suchte. Er unterdrückte den Wunsch, es zu versuchen, richtete seine Aufmerksamkeit stattdessen auf die anderen Dinge, die er ausgewählt hatte...

Mit einem leisen Keuchen kam Methos wieder zu sich - nur um direkt in Kronos' grinsendes Gesicht zu sehen. Kronos bemerkte, wie viel Überwindung es dem Älteren kostete, keinen Laut von sich zu geben und seinen Blick starr zu erwidern.

Schließlich brach Kronos den Blickkontakt, nur um sich wieder mit Methos' Körper zu beschäftigen. "Gut, dass du wieder unter uns weilst", meinte er abwesend. "So wird das alles viel interessanter..." Probeweise stieß er das Metall etwas tiefer in Methos - doch ein leises, gequältes Aufstöhnen war die einzige Reaktion, die er erhielt. "Du willst dich widersetzen? Sehr gut - so macht es viel mehr Spaß, dich zu brechen."

Mit einem Ruck zog er den Fremdkörper heraus - nur um ihn sofort durch zwei seiner Finger zu ersetzen. Er beobachtete, wie Methos' Selbstkontrolle langsam aber sicher zerbröckelte. Bei jeder Bewegung, die entweder er oder Kronos machte, biss er die Zähne zusammen, stöhnte manchmal sogar leise auf. Doch es war noch nicht genug - es war noch LANGE nicht genug! Kronos' Finger entfernten sich wieder - nur um Sekunden später durch etwas Eiskaltes ersetzt zu werden. Im ersten Moment war der Schock zu groß - doch als zusätzlich zur Kälte nur ein brennendes Gefühl in seinem Unterleib einsetzte, schrie Methos laut auf.

"Jaaa. So ist's gut. Ich will dich schreien hören." Leises Lachen folgte den Worten. Methos konnte nicht sehen, was Kronos mit ihm machte, und diese Tatsache half Kronos nur noch mehr dabei, Methos in den Zustand  zu bekommen, in dem er ihn wollte. Empfänglich für jeden noch so kleinen Schmerz, gebrochen, ohne jeglichen Überlebenswillen.

Die Tortur schien eine Ewigkeit zu dauern... das Brennen wurde stärker und stärker, bis Methos schließlich glaubte, er stünde innerlich in Flammen. Atmen war fast nicht mehr möglich, der Schmerz hatte alle höheren Funktionen ausgeschaltet. Er hatte schon vor langer Zeit zu schreien aufgehört; mittlerweile beschränkte sich alles, was er noch von sich geben konnte, auf ein leichtes Wimmern.

"Genug!", hörte er Kronos. Er spürte, wie das Ding, das eben noch eiskalt gewesen war, langsam und schmerzhaft wieder entfernt wurde. Mittlerweile war es glühend heiß und jagte noch mehr Schmerzen durch seinen Körper. Schmerzen, für deren Empfindung er sich schon längst nicht mehr fähig gehalten hätte. Es wurde durch irgend etwas anderes ersetzt, etwas, das sich anfühlte wie eine Art Verschluss. Entsetzt erkannte er, dass - was auch immer Kronos ihm vorhin verabreicht hatte - es durch diesen neuen Fremdkörper am abfließen gehindert wurde. Er hatte irgendetwas in sich - etwas, das wie die Hölle brannte - und es konnte aus seinem Körper auch nicht heraus.

Kronos übte erst sanften, dann stärkeren Druck auf seine Bauchdecke aus - etwas, das alles nur noch verschlimmerte. Methos fühlte sich, als ob er jeden Moment platzen müsste - sein Magen brannte und schmerzte, was für eine Flüssigkeit Kronos auch immer verwendet hatte, sie entfaltete ihre volle Wirkung erst jetzt.

Er wollte schreien, bitten, weinen... doch kein Ton kam über seine Lippen. Er kämpfte darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Einerseits wäre es die Erlösung, nach der er sich so sehr sehnte, auf der anderen Seite wusste Methos, dass Kronos ihn nicht so leicht aufgeben würde. Verlor er das Bewusstsein, würde Kronos warten und anschließend weitermachen. Besser, es gleich hinter sich zu bringen. Und vielleicht sogar zu überleben.

"Ich..."

"Psss. Lassen wir das Thema." Duncan berührte mit einer Hand leicht Methos' Lippen, als dieser weitersprechen wollte. "Du hast genug durchgemacht für heute." Für den Rest deines Lebens.

"Ich kann mich nicht erinnern." Das Geständnis kam so leise, dass Duncan es fast nicht gehört hätte. Er nickte leicht, richtete seine Aufmerksamkeit wieder vollständig auf Methos.

"Ich weiß."

"Woher?"

"Ich habe es daran erkannt, wie du mir alles erzählt hast." Duncan seufzte leise. "Du hast Passagen ausgelassen, vor allem den Teil nach... nach der..." Er schluckte und holte tief Luft. "... nachdem er dich vergewaltigt hatte." Die Worte kamen nur zaghaft, es tat weh, sie auszusprechen. Wenn er Methos so vor sich sah... er sah den Mann, den er liebte, ein wunderschönes Geschöpf, das es wert war, dass man sich darum kümmerte. Und was hatte Kronos - und so viele andere - getan? Versucht, diese Schönheit zu zerstören, den eisernen Willen dahinter zu brechen. Und einige hatten es auch geschafft, wie Duncan widerwillig zugeben musste.

Jetzt, in diesem Augenblick, sah er sich mit den Nachwirkungen dieser Versuche konfrontiert - auch wenn Methos all seine Peiniger überlebt hatte, waren die Qualen nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Im Gegenteil... sie hatten ihn schwerer getroffen, als Duncan bisher erkannt hatte. Erst in der vergangen Nacht hatte er erfahren, wie schlimm es um seinen Geliebten wirklich stand. Wie knapp Methos davor war, wirklich - und diesmal endgültig - zu zerbrechen.

Langsam zog Duncan den älteren Mann in eine Umarmung, wie schon so oft zuvor. Kein Wort wurde gesprochen, keiner von ihnen wollte den Moment zerstören. Nach einer - wie es schien - halben Ewigkeit rührte Methos sich leicht. Seinen Kopf noch immer auf Duncans Schulter gelegt, ihrer beiden Körper dicht aneinander gepresst, wagte er endlich, die Frage zu stellen, die ihn schon die ganze Zeit verfolgte. "Was passierte anschließend?"

"Methos..." Duncan klang hilflos und verzweifelt - aber er musste es wissen.

"Bitte, Duncan. Ich muss es wissen." Ich will es wissen.

Methos hatte abermals das Bewusstsein verloren - Kronos hatte mittlerweile aufgehört zu zählen wie oft. Jedes Mal dauerte es länger, bis Methos wieder zu sich kam, immer schneller driftete er in einen todesähnlichen Zustand ab. Das Gift, das er Methos, zusammen mit dem brühheißen Wasser, eingeflößt hatte, hatte den erwünschten Effekt erzielt.

"Methos..." Der seltsame Tonfall in Kronos' Stimme ließ Methos aufhorchen. Er war müde, erschöpft... er wollte nur noch seine Ruhe haben. Nicht, dass er erwartete, diese zu bekommen. Er zwang sich dazu, die Augen zu öffnen.

Kronos kniete wieder auf seinem angestammten Platz zwischen Methos' Beinen, in der Hand hielt er wieder den Metallstock, mit dem er Methos schon vorhin verletzt hatte. Diesmal hielt er das spitze Ende auf Methos gerichtet - das war die einzige Vorwarnung, die er erhielt. Er unterdrückte einen Schrei, als sich die Waffe in seinen Bauch, knapp über dem Nabel bohrte. Er spürte, wie das Metall durch seinen Körper glitt, Gewebe zerfetzte und Blutgefäße zerstörte.

"Schrei' für mich, Methos. Komm' schon", meinte Kronos sanft. Er zog die Waffe wieder zurück und bemerkte zufrieden, wie die Wunde offen blieb. Das Gift wirkte noch besser, als er erwartet hatte. Bloß eines störte ihn noch - Methos' extrem hohe Schmerzgrenze. Jeder andere Mensch - oder Unsterbliche - hätte schon längst pausenlos geschrieen.

Oh ja, Methos hatte schon geschrieen, doch es war bei weitem noch nicht genug. Das Gift hatte sich, zusammen mit dem kochenden Wasser, in dem es gelöst war, mittlerweile in Methos' Körper verteilt, machte den Unsterblichen noch empfänglicher für Schmerzen. Mit einer raschen Bewegung entfernte Kronos den kleinen Holzpflock, der dafür gesorgt hatte, dass das Gift nicht wieder aus Methos' Körper fließen konnte. Wieder trat Blut aus, wieder lächelte Kronos befriedigt. Sanft fuhr er über die verletzten Stellen, übte sanften Druck aus. Nur leicht, er hörte auf, als er Methos leise stöhnen hörte. Die Verletzungen heilten nicht, Kronos bezweifelte, dass sie es in absehbarer Zeit tun würden.

Schließlich griff er nach dem Gegenstand, den er sich bis fast zum Schluss aufgehoben hatte. Vorsichtig nahm er das kleine Metallstück zwischen zwei Finger und beobachtete es genau. Es war perfekt - und er hatte das perfekte Opfer gefunden. Niemand, außer Methos, war jemals dafür in Frage gekommen.

Mit einem Grinsen beugte Kronos sich abermals vor, führte den Gegenstand vorsichtig ein. Er musste aufpassen - es sollte jetzt noch nicht verletzen; Methos blutete schon genug und noch mehr würde die Prozedur nur noch unnötig erschweren. Es war so schon schwer genug... es war fast zu groß und Methos zu verkrampft. Aber nur fast. Mit ein wenig Gewalt hatte Kronos es schließlich an Ort und Stelle, er vergewisserte sich noch einmal, dass es tief genug eingedrungen war, dann drückte er noch etwas fester, versuchte, es so gut es ging zu fixieren. Erst, als es sich nicht mehr ohne größere Anstrengungen bewegen ließ, war er zufrieden.

Sein Blick wanderte nach oben, insgeheim rechnete er damit, dass Methos wieder das Bewusstsein verloren hatte. Umso überraschter war er, als sein Gefangener seinen Blick müde erwiderte. Hass und Abscheu standen in Methos' Augen, genau wie Schmerz und Angst. Er wusste genau, was Kronos mit ihm gemacht hatte, spürte den Fremdköper in seinem Inneren.

"Töte mich."

"Tu' es."

Die Worte... damals wollte Methos nur noch sterben um den Schmerzen zu entkommen. Und jetzt? Jetzt wollte er das selbe. Fünftausend Jahre - er war bereit, all das aufzugeben um nicht mehr mit den Erinnerungen leben zu müssen.

"Niemals." Duncan löste sich etwas von Methos, versuchte, den Blick des Älteren einzufangen. Vergeblich. Methos hatte den Kopf gesenkt, sein Blick ging ins Leere. Sanft nahm Duncan Methos' Kopf und zwang ihn mit einer sanften Bewegung nach oben.

Ausdruckslos starrte Methos zurück, kein Gefühl war zu erkennen. Es war zuviel, erkannte Duncan. Ich hätte nie... Doch jetzt war es zu spät und er musste versuchen, den angerichteten Schaden irgendwie zu reparieren. Methos' Tod war keine Option, war es noch nie gewesen.

Methos wollte protestieren, Mac begreiflich machen, dass es keinen anderen Weg gab... nur um dann doch nur stumm zu nicken. Er kannte Duncan gut genug, um zu wissen, dass er es niemals tun würde. Und jemand anders kam dafür nicht in Frage. Nein, seit jenem schicksalhaften Tag, an dem sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, war für Methos klar, dass niemand anderer als Duncan MacLeod sein Quickening bekommen sollte.

Erschöpft ließ er sich einfach fallen, verkrampfe Muskeln lösten sich. Er hatte das Gefühl zu fallen, endlos. Erst nach einiger Zeit bemerkte er, dass Duncan mit im redete. Unverständliche Worte erreichten seine Ohren, einzelne Silben, die jedoch keinen Sinn zu ergeben schienen. Erst als er sich stärker konzentrierte, all sein Denken auf das Gesprochene fixierte, konnte er Duncan folgen.

"... Hörst du mich? Ich werde es nicht tun, verstanden? Verlang' das nie wieder von mir..." Wut und Zorn lagen in Duncans Stimme, genauso wie Angst. "Du kannst mich nicht alleine lassen."

Der letzte Satz weckte Methos' Aufmerksamkeit, brachte ihn wieder zurück ins Hier und Jetzt. "Warum?", fragte er leise, seiner Stimme nicht trauend.

"Weil ich dich brauche", antwortete Duncan leise, fast lautlos. "Ich weiß, dass es nicht ewig dauert und dass es eines Tages passieren wird - auf die eine Weise oder die andere. Aber ich bin noch nicht dafür bereit. Ich kann und will dich nicht verlieren. Nicht jetzt... nie." Beide wussten, dass es die Wahrheit war - dem Spiel würden sie beide nicht entkommen, auch wenn sie es noch so sehr versuchten. Allerdings war es noch nicht soweit und Methos erkannte, dass Duncan mit den letzten Worten mehr über sich und ihrer beide Beziehung verraten hatte als jemals zuvor. Dass Duncan ihn liebte, hatte Methos nie bezweifelt, genauso wenig wie die Tatsache, dass er es war, der zwischen Duncan und dessen Abgrund stand. Er hatte schon miterlebt, wie schnell Mac aufgeben konnte, bereit war, sein Leben einfach wegzuwerfen.

Aber erst jetzt erkannte in vollem Ausmaße, wie sehr Duncan ihn brauchte. Der jüngere Unsterbliche wirkte verzweifelt, versuchte es sich allerdings nicht anmerken zu lassen. Typisch. Er leidet, will es aber nicht zeigen. Erinnerungen, die er längst verdrängt hatte, kehrten zurück, zeigten ihm Bilder, die seinen schlimmsten Alpträumen entsprachen... und dabei doch wirkliche Erinnerungen waren.

Duncan - am Boden kniend, den Kopf stolz erhoben - bereit durch O'Rourkes Schwert zu sterben.

Duncan - auf seinen Knien in Darius' alter Kirche. Gefangen in sich selbst, versuchend, Sean Burns' Quickening zu verarbeiten, gleichzeitig verzweifelt und erfreut.

Duncan - in der Quelle, kurz nachdem er den Kampf gegen sein dunkles Ich gewonnen hatte. Dieser Blick... vertrauend, hoffnungsvoll. Die wenigen, kostbaren Minuten danach, in denen er sich einfach nur von Methos halten ließ, versuchte, das Geschehene zu akzeptieren...

Bilder voller Schmerz, voller Trauer und Verlust. Tod und Todessehnsucht.

Die Nacht von Richies Tod - er, Methos, hatte Duncan damals die Gnade des Todes verwehrt; wer war er, dass er jetzt von Mac erwarten konnte, dass er ihm seinen größten Wunsch erfüllte?

Es ist nicht fair.

Andere Erinnerungen, aus jüngeren, glücklicheren Tagen:

Er und Duncan, zusammen unterwegs in Paris. Das Gefühl der Freude, als Duncan seine Hand genommen hatte, der Welt damit gezeigt hatte, dass sie zusammengehörten.

Der Umzug nach Seacouver, das gemeinsame Einrichten des Dojos.

Der Abend, an dem Duncan ihm von Tessa und Richie erzählt hatte... eine kleine Familie, die viel zu früh zerrissen wurde. Duncan hatte gelächelt, Tränen standen in seinen Augen, doch er wollte diese Erinnerungen mit Methos teilen...

"Methos?" Duncans sanfte Stimme riss ihn zurück, verscheuchte die schönen Erinnerungen und konfrontierte ihn mit der trostlosen Gegenwart. Waren es wirklich erst wenige Wochen, in denen seine Erinnerungen derart überhand nahmen? Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor. Eine Ewigkeit aus Schmerz und Einsamkeit. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass Duncan ihn besorgt musterte, eine Hand auf seine Wange gelegt hatte, während die andere verhinderte, dass Methos nach hinten fiel. Er fühlte sich leicht, geborgen... beinahe schwerelos. Ihm fielen die Augen zu und er tat nichts dagegen, ließ sich einfach nur fallen. Er lächelte leicht, als die schönen Erinnerungen erneut wiederkehrten, die graue Wirklichkeit verdrängten.

"Methos?" Duncan wiederholte noch mehrere Male den Namen seines Geliebten, gab schließlich auf. Was auch immer los war - es war offensichtlich, dass Methos ihn nicht mehr hörte, nicht mehr wahrnahm.

Ein leichtes Lächeln lag auf den Lippen des älteren Unsterblichen, er wirkte fast zufrieden. Und mehr in Frieden mit sich selbst als in den vergangenen Wochen, musste Duncan feststellen. Er machte sich Sorgen - Methos hatte nur einmal kurz die Augen geöffnet, schien ihn aber nicht wahrgenommen zu haben. Dann hatten sich seine Augen unendlich langsam wieder geschlossen, dieses mysteriöse Lächeln huschte über sein Gesicht... und schließlich hatte sein, zuvor schon entspannter, Körper einfach nachgegeben und er war regelrecht zusammengesunken. Hätte Duncan ihn nicht gehalten - er wäre einfach zurück gefallen. Vorsichtig ließ Duncan ihn zurückgleiten, stellte sicher, dass Methos in einer bequemen Position lag.

Sanft strich er Methos das Haar aus der Stirn, seine Hand glitt weiter, kam schließlich an der Halsschlagader zur Ruhe. Methos' Puls war langsam - fast zu langsam - und auch seine Atmung war flacher und langsamer als sonst. Fast wie in Trance. Doch das war unmöglich, nicht in dieser kurzen Zeit, nicht ohne Vorbereitung. Und ganz sicher nicht in einer Situation wie dieser.

Methos reagierte weder auf die sachten Berührungen, noch auf Duncans Stimme. Doch Mac wollte noch nicht soweit gehen, es mit Gewalt oder Schreien zu versuchen - nicht jetzt, wo Methos das erste Mal seit Wochen so etwas wie Frieden mit sich selbst gefunden zu haben schien. Er würde sich später darum kümmern - jetzt war es wichtig, dass Methos zur Ruhe kam, schlief, ohne dass Alpträume ihn aufschreckten. Vorsichtig zog Duncan den anderen Unsterblichen zu sich, bis Methos' Kopf an seiner Schulter lag. Instinktiv drückte Methos sich etwas näher an den vertrauten Körper, doch ansonsten zeigte er keine Reaktion.

"Schlaf' dich aus, du brauchst es", flüsterte Duncan. Aber komm' wieder zu mir zurück, bitte.

Die Sonne schickte ihre letzten, schwachen Strahlen durch die Bäume, verlieh dem Wald fast so etwas wie ein magisches Flair. Duncan lächelte leicht und streckte die Hand nach Methos aus. "Komm schon, oder willst du ewig hier stehen?"

"Ich bin nicht mehr der Jüngste, könntest du nicht etwas Rücksicht nehmen?", gab Methos zurück. Er grinste Duncan entgegen, als er langsam näher kam.

"Ich habe noch nie bemerkt, dass du unter Altersschwäche leidest."

Methos ergriff Duncans ausgestreckte Hand und ließ sich in eine leichte Umarmung ziehen - er genoss es, dass sie beide endlich soweit waren, dass sie auch in der Öffentlichkeit zeigen konnten, dass sie zusammen gehörten. Auch wenn hier nicht wirklich andere Menschen sind, schoss es Methos durch den Kopf. "Das kommt noch", meinte er scherzhaft.

"Ich hoffe aber nicht heute Abend." Mac zog Methos etwas näher zu sich, lächelte leicht, als der Ältere die Augen schloss und das Kommende neugierig erwartete. Lippen trafen auf Lippen, Hände fanden ihren Weg zum Körper des jeweils anderen...

Ein leichtes, zufriedenes Stöhnen von Methos ließ Duncan erwachen. Behutsam wand er sich aus Methos' fester Umarmung und schob den anderen Unsterblichen sachte von sich. Ein leichter Laut des Unmuts war alles, was Methos von sich gab. Er wirkte entspannter und ruhiger als in den vergangen Wochen - das erste Mal seit langer Zeit schien er wieder traumlos zu schlafen. Duncan hauchte einen sanften Kuss auf Methos' Stirn, bevor er schließlich mit einer Hand nach dem Telefon griff, während er mit der anderen Methos, der sich wieder an ihn gedrückt hatte, festhielt.

"Dawson?"

"Joe, ich bin's." Duncan seufzte lautlos. Besser jetzt als nie; er musste es hinter sich bringen. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn schon seit Tagen, es war wirklich höchste Zeit, dass er sich wieder bei seinem Beobachter meldete. Und außerdem konnte er sich so vielleicht etwas ablenken, wenn auch nur für ein paar Minuten.

Eine kurze Pause folgte, die MacLeod klarmachte, wie überraschend sein Anruf sein musste.

"Ich hätte nicht mehr damit gerechnet, dass du dich meldest." Joe klang verletzt - und das auch aus gutem Grund.

"Es tut mir leid", begann Duncan langsam, nur um sich dann selbst zu unterbrechen. "Ich hätte mich gemeldet, wenn es gegangen wäre", stellte er knapp fest.

Irgendetwas in seiner Stimme musste Dawson alarmiert haben; die nächsten Worte des Beobachters klangen bei weitem nicht mehr so schroff, wie anfangs. "Was ist passiert?"

Was ist passiert? Eine klare Frage, Mac fragte sich unwillkürlich, ob er wirklich so leicht zu durchschauen war. "Nichts... es ist nichts..."

"Es geht um Methos, nicht?"

"Es ist alles in Ordnung." Eine Standardantwort, bei der Joe genau wusste, dass sie nicht der Wahrheit entsprach. Ein leises Seufzen war alles, was der Beobachter erwiderte.

"Ich melde mich morgen wieder, ja?" Noch bevor Joe auch nur den Hauch einer Chance hatte, etwas zu erwidern, hatte Mac die Verbindung unterbrochen und das Telefon weggelegt. Das leise Poltern des auf den Boden knallenden Geräts nahm er nicht mehr war, seine Aufmerksamkeit wurde von dem leisen, kaum wahrnehmbaren Wimmern Methos' vollkommen beansprucht.

Es war klar, dass der Ältere Worte formulierte, doch konnte Mac sie nicht verstehen. Er konnte auch nicht genau feststellen, ob es sich um Worte in einer uralten Sprache oder doch nur um unbewusstes Gemurmel handelte – er wusste nur, dass es für Methos nicht angenehm war. Was auch immer der Unsterbliche träumte, 'Alpträume' schien dafür noch ein sanfter Ausdruck zu sein. Duncan hatte schon früher erlebt, wie Methos auf schlimme Träume reagierte, von lauten Schreien bis hin zu leisem Schluchzen hatte er schon die ganze Bandbreite miterlebt. Und daher wusste er auch, dass dieses leichte Murmeln, das Schlimmste von allem war... Wenn Methos nicht einmal mehr dazu in der Lage war, zu schreien, er kaum noch genug Kraft aufbrachte, um überhaupt noch reagieren zu können...

"Methos", versuchte er es erneut – vergeblich. Der Ältere reagierte noch immer nicht auf die leisen Rufe, war noch immer in seinen Träumen gefangen. Schließlich gab Duncan auf, hauchte einen zarten Kuss auf Methos' Stirn und hoffte inständig, dass es bald vorbei ging...

Mit langsamen Bewegungen zog Duncan sich wieder zurück, löste sich vorsichtig aus der gemeinsamen Umarmung. "Es tut mir leid." Die Worte waren so leise, so unsicher, dass Methos ihre Bedeutung fast nicht verstanden hätte.

"Was?" Er verstand nicht, war sich nicht sicher, ob er das überhaupt wollte.

"Für das, was noch kommen wird." Noch bevor Methos reagieren konnte, kam Duncan wieder näher, umfasste mit beiden Händen seinen Kopf. Die vertrauten Hände übten sanften Druck aus, sandten ein angenehmes Gefühl durch seinen Körper. "Ich liebe dich, Methos. Das musst du mir glauben."

Verwirrt öffnete der Angesprochene seine Augen, versuchte den Blick seines Geliebten einzufangen. Vergeblich.

Der Blick, der zu ihm zurückkam, war nicht mehr der sanfte, liebende von Duncan, sondern der eines Alptraumes aus tiefster Vergangenheit, zurückgekehrt, um erneut sein Leben zu zerstören und ihn dann alleine zurück zu lassen.

"Was willst du hier?" Methos' Stimme zeigte nicht mehr die Angst früherer Zeiten, einzig Hass und Wut waren zu erkennen. Er fürchtete sich nicht länger – oh nein, er war darüber hinweg...

"Dich und deine Liebe zerstören", kam die leise Antwort.

"Das kannst du nicht", erwiderte Methos mit einer Sicherheit, die er nicht empfand.

"Nein? Ist sie es vielleicht schon?"

Methos' Kopf schoss nach oben, begegnete dem Blick des anderen. "Niemals!"

"Bist du dir da so sicher? Wie lange wird MacLeod das noch mitmachen? Wie lange wird es noch dauern, bis es ihm zuviel wird? Deine Vergangenheit, die dich - die ihn - immer wieder einholt. Die alten Freunde, die auftauchen und die er dann für dich tötet? Und zu guter Letzt - wie lange wird er noch mitansehen, wie du dich in deiner Traumwelt verkriechst, wie lange wird er dich noch beschützen, wenn du selbst dazu nicht mehr in der Lage bist?" Eine kurze Pause. Und schließlich der Satz, auf den Methos schon die ganze Zeit gewartet hatte, von dem er wusste, dass er unvermeidlich war. "Wie lange wird es noch dauern, bis er deiner Bitte entspricht und dich von deinem Leiden erlöst? Du weißt genau, dass er mit dieser Schuld nicht leben könnte."

"Er wird es niemals tun!"

"Und warum hast du ihn dann überhaupt darum gebeten?"

Fragen über Fragen... Methos hatte sie sich selbst schon unzählige Male gestellt, war jedoch nie zu einer Antwort gekommen. Damals, als ihrer beider Beziehung noch am Anfang gestanden hatte... mit der Zeit hatte er gelernt, die Fragen ins Unterbewusstsein zu verdrängen, nicht mehr daran zu denken. Würde Duncan es tun - unter den richtigen Voraussetzungen?

"Denk' darüber nach, Methos."

Die Dunkelheit war wieder hereingebrochen, düstere Schatten an der Wand spiegelten Methos' Gefühlsleben perfekt wieder. Ein suchender Blick verriet ihm, dass Duncan nicht hier war, doch das vage Gefühl eines anderen Unsterblichen verriet Methos, dass der Schotte nicht weit sein konnte. "Duncan?"

Keine Antwort. Was, wenn es nicht Duncan, sondern jemand anders war? Ein Jemand, der draußen vor dem Gebäude lauerte, auf der Suche nach einem Kampf? Nein, die Präsenz war einmalig - es konnte nur Duncan sein, niemand anderes. Er rief noch einmal - wieder keine Reaktion.

Langsam stand er auf, tastete nach dem Lichtschalter, um die Schatten zu verdrängen. Er hatte in den letzten Wochen genug davon gehabt, jetzt war es wieder an der Zeit, das Licht in sein, nein in ihrer beider, Leben zurückzubringen.

"Mac?"

"Im Bad", kam die erstickte Antwort.

Methos stieß die angelehnte Tür auf. Ein leises Lächeln huschte über Methos' Gesicht, verschwand jedoch sofort, als er den jüngeren Unsterblichen sah. Duncan war blass, wirkte regelrecht krank. "Was ist passiert?" Methos kam näher, berührte sanft das Gesicht des Anderen. Aus den Augenwinkeln konnte er sie beide im Spiegel erkennen - zwei verschwommene Figuren, beide wirkten erschöpft und krank. Die Reflektion war verzerrt, das schwache Licht, das aus dem Wohnraum herein fiel, reichte gerade aus, um ein Bild zurückzuwerfen. Es wirkte nicht real, wie eine Szene aus einer anderen, wesentlich düstereren Welt.

"Kronos ist passiert", flüsterte Duncan.

"Was soll das heißen?" Die Frage an sich klang unpersönlich, beinahe distanziert, doch das Zittern in Methos' Stimme verriet seine wahren Gefühle.

"Er ist hier... in meinem Kopf." Duncan seufzte leise, schloss die Augen und trat einige Schritte zurück, lehnte sich schließlich gegen die nächstbeste Wand. "Ich weiß nicht warum, aber seitdem du..." Seine Stimme verklang, doch Methos ahnte, was er sagen wollte.

"Seitdem ich es dir erzählt habe?" Methos ließ sich an Ort und Stelle am Boden nieder, die Beine überkreuzt und sah zu Duncan hinauf. In dieser Haltung war er eindeutig der, der sich ergeben hatte, sich im Moment nicht wehren konnte. Ein Beweis seines Vertrauens gegenüber dem jüngeren Unsterblichen.

Ein knappes Nicken war die einzige Bestätigung, die Methos erhielt. Einige Minuten vergingen... Duncan war mittlerweile in die Knie gegangen, beide Hände gegen die Schläfen gepresst, als ob er Erinnerungen aus seinem Geist vertreiben wollte. Seine - oder die von Kronos?

"Ich sehe es vor mir, so als ob ich dabei gewesen wäre." Überrascht, dass Duncan von sich aus zu reden begann, blickte Methos auf. Das Bild, das sich ihm präsentierte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Duncan hatte sich zusammengekauert, die Augen halb geschlossen, Tränen schimmerten an den Wimpern. Methos unterdrückte den Impuls, ihn zu umarmen, ihm Trost zuzusprechen. Er ahnte, dass das jetzt das letzte war, dass Duncan wollte. Oder etwa doch...? Das erste Mal, seit langer Zeit, war er sich wirklich unsicher, was Duncan wirklich wollte. Sonst musste er darüber nicht eine Sekunden nachdenken, wusste instinktiv, was sie beide wollten. Aber jetzt? Er hatte von seiner Vergangenheit erzählt, in der Hoffnung, dass Mac ihn ein wenig besser verstand, um eine der letzten Barrieren zwischen ihnen etwas zu verkleinern - seine Vergangenheit. Aber anscheinend hatte er sich aufs Entsetzlichste verkalkuliert und alles schlimmer gemacht...

"Was siehst du?" Methos stellte die Frage nur zögernd, hatte Angst vor der Antwort. Er konnte sich denken, was er nun zu hören bekam, wollte aber sicher gehen.

"Dich", lautete die leise Antwort. "Dich und Kronos." Mac stöhnte leise auf, hob den Kopf von den Knien und lehnte sich schwer gegen die kalten Fliesen. "Und zwar mehr, als ich jemals wissen wollte."

Kronos streckte seine Hand aus, bekam den vorübergehenden Mann am Arm zu fassen. Sein ohnehin schon fester Griff verstärkte sich noch mehr, hielt Methos gefangen. "Wohin willst du?", fragte er leise, eindringlich.

"Zum Wasser, was denkst du denn?" Mit einer raschen Drehung befreite der Angesprochne sich aus Kronos' Griff und trat einige Schritte zur Seite. "Hör' endlich auf, mir dauernd nachzuspionieren. Und hör' auf, mich dauernd festhalten zu wollen." Ein kühles Lächeln umspielte Methos' Lippen. "Du müsstest mittlerweile wissen, dass das zwecklos ist. Ich gehe, wohin ich will - nicht dorthin, wo du mich haben willst." Verärgert wandte er sich ab und setzte seinen Weg fort.

"Bleib stehen!"

Methos reagierte nicht auf die Aufforderung, sondern ging weiter. Was sollte Kronos schon groß tun?

"Ich habe gesagt, dass du stehen bleiben sollst." Selten klang Kronos' Stimme so sanft, wie in jenen wenigen Momenten, in denen er etwas wirklich wollte.

"Und ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der etwas leichtgemacht haben will." Methos legte den Kopf etwas zur Seite, fixierte den anderen Unsterblichen mit seinem Blick. "Oder irre ich mich da?" Trotz des fragenden Tonfalls war es keine Frage, sondern eine Feststellung. Methos beobachtete zufrieden, wie Kronos den Köder schluckte und langsam näher kam.

"Du kennst mich zu gut, Bruder."

"Man muss kein Genie sein, um diesen Aspekt deines Wesens zu erkennen." Methos erlaubte sich ein leichtes Lächeln. Immer vorsichtig, immer auf der Hut - es war immer das Gleiche. Erst tanzten sie umeinander herum, leichte Andeutungen, ein wenig Beleidigung - bis es schlussendlich wirklich interessant wurde.

"Jetzt geht das schon wieder von vorne los", kommentierte Caspian angewidert. Er und Silas hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass die beiden älteren Unsterblichen bei ihren Spielchen auf keinen Fall gestört werden wollten - ansonsten konnte es unangenehm werden. Caspian erinnerte sich noch mit Schaudern an seinen dreitägigen Tod, als er die beiden einmal auseinander bringen wollte - es war scheußlich, drei Tage lang tot mit einem Dolch in der Brust herumzuliegen. Und zur Krönung seiner Erniedrigung hatte, als er wieder erwachte, sein liebstes Spielzeug in Methos' Zelt eine neue Heimat gefunden.

"Lass' sie doch spielen", gab Silas ungerührt zurück. Er hatte schon längst akzeptiert, dass Kronos und Methos sich von Zeit zu Zeit auf diese Art und Weise abreagierten... in ein paar Stunden (oder Tagen) war alles wieder vorbei und alles konnte wieder seinen gewohnten Lauf gehen.

"Es geht mir trotzdem auf die Nerven, verstanden?" Caspian warf Silas noch einen letzten, angewiderten Blick zu, dann verschwand er in seinem Zelt. Er hatte Besseres zu tun, als den Beiden beim flirten - oder was sie halt darunter verstanden - zuzusehen.

"Ich sehe das alles vor mir, verstehst du?" Duncan klang mittlerweile regelrecht verzweifelt. "Wie ihr Caspian und Silas zugesehen habt, wie ihr schließlich zum Wasser gegangen seid. Wie er die Kontrolle übernommen hat und du gekämpft hat - bis im Endeffekt keiner gewonnen hat." Tränen standen mittlerweile in Duncans Augen, doch Methos konnte nicht sagen, ob der Highlander wegen der Bilder, die er sah, weinte, oder wegen dem, was Methos ihm vorher erzählt hatte. "Ihr habt euch verstanden, Kronos hat dich geliebt." Als Methos nicht reagierte, hob der jüngere Unsterbliche den Kopf und begegnete Methos' entsetztem Blick. "Er hat dich geliebt", wiederholte er noch einmal mit Nachdruck. "Und deshalb konnte er deinen Verrat nicht überwinden."

Duncan bezog sich auf die Folter, die fast Tausend Jahre später stattgefunden hatte. Methos war noch immer zu überrascht, um etwas zu sagen, starrte einfach weiterhin ungläubig auf Duncan. Dieser schien sich mittlerweile wieder etwas gefasst zu haben und legte eine Hand vorsichtig auf die Stelle, an der Kronos damals sein Zeichen hinterlassen hatte. "Deswegen hat er dir das angetan", erklärte er leise. Er strich vorsichtig über Methos' Unterleib, als hätte er Angst, dass er den älteren Unsterblichen verletzen könnte. "Weil er dich verloren hatte und nicht wusste, warum. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass du ihm nicht dieselben Gefühle entgegen gebracht hast wie er dir."

Methos biss die Zähne zusammen, auch wenn es nur Einbildung war, tat die leichte Berührung weh. Er hatte Jahre gebraucht, bis er den Schmerz nicht mehr fühlte - ob er ihn verdrängt hatte oder ob es einfach nicht mehr schmerzte, konnte er nicht sagen. Doch mit den Erinnerungen waren auch die Schmerzen zurückgekehrt - etwas, das er nur von sich selbst kannte. Er hatte noch nie von einem anderen Unsterblichen gehört, der an Phantomschmerzen litt - erst recht nicht, wenn der Auslöser bereits Jahrhunderte zurück lag. Aber ich war schon immer anders als die anderen, dachte er abwesend. Duncans Hand kam wieder zur Ruhe, blieb genau an der Ausgangsposition zum Liegen.

"Ich weiß, dass es weh tut", flüsterte er leise.

Methos hatte weder dir Kraft, noch den Willen, mit mehr als einem sanften "Woher?" zu reagieren.

"Wie du dich bewegst, deine Reaktion auf meine Berührung..." Duncan verstummte, erst nach einigen Sekunden sprach er weiter. Jedes Wort kam vorsichtig, langsam, er überlegte genau, wie er es am Besten ausdrücken sollte. "Methos, bist du dir sicher, dass es weg ist?" Diese Frage quälte ihn, seit Methos ihm davon erzählt hatte. Was wäre wenn...? Allein die Vorstellung übertraf alles, was Duncan sich vorstellen konnte - oder wollte. Der Gedanke daran, dass jedes Mal, wenn er und Methos sich geliebt hatten... dass die ganze Zeit über dieses Ding im Körper des ältesten Unsterblichen steckte. Gut versteckt, mittlerweile eins mit Methos' Körper. Nein! Duncan schüttelte diesen Gedanken ab. Nicht jetzt - später. "Komm, steh' auf." Duncans verkrampfte Muskeln schrieen auf, als er sich viel zu schnell in eine aufrechte Haltung brachte, doch er ignorierte den Schmerz, konzentrierte sich stattdessen darauf, Methos auf die Beine zu bringen. Langsam und vorsichtig zog er den älteren Unsterblichen in die Höhe, als Methos sich schwer an ihn lehnte, schlang Duncan instinktiv einen Arm um Methos' Taille, um ihn zu stützen. "Ganz ruhig, pssss, gleich ist es vorbei..."

Methos rang nach Luft, sein Körper gab einfach nach, erinnerte ihn an Schmerzen, die ihm vor Jahrtausenden zugefügt worden waren. Jetzt, wo die Erinnerungen freigesetzt waren reagierte er darauf - an die damaligen Ereignisse konnte er sich kaum mehr erinnern, doch die Schmerzen waren noch immer genauso schlimm wie damals. "Ich weiß es nicht." Er erkannte seine eigene Stimme nicht mehr, sie klang schwach und beinahe weinerlich - und viel zu erschöpft.

"Was weißt du nicht?" Duncan blieb stehen um Methos eine kurze Pause zu gönnen. Nur noch wenige Meter und sie waren beim Bett... Methos lehnte schwer gegen Duncan, seine Beine schienen nicht mehr in der Lage zu sein, sein Gewicht zu tragen.

"Nichts, vergiss es einfach."

Duncan seufzte leise, wusste nicht, wie er reagieren sollte. Es war ihm klar, was Methos sagen wollte, doch solange der ältere Unsterbliche nicht von sich aus redete... Ein Blick in Methos' Gesicht, überzeugte ihn davon, dass er in absehbarer Zeit keine Antwort bekommen würde. Zumindest keine ehrliche. Methos hatte die Augen halb geschlossen, er atmete schnell und unregelmäßig, seine Muskeln verkrampft - Duncan hatte keine Ahnung, was er gerade durchmachte. Oder, wie er Methos helfen konnte.

"Ich weiß es", meinte er schließlich sanft. Er zuckte erschrocken zusammen, als Methos in mit einem tödlichen Blick fixierte, aber nichts sagte. "Du musst es nicht sagen."

"Muss was nicht sagen?" Methos klang aggressiv, verärgert - wie ein verletztes Tier. Und Mac war dabei, es zu reizen.

"Du weißt nicht, ob es noch da ist. In deinem Körper..." Er wollte noch mehr sagen, fand jedoch keine Worte. Die Geschehnisse der letzten Stunden gingen über alles, was er sich in seinen schlimmsten Alpträumen jemals hatte vorstellen könnten und Duncan hatte keine Ahnung, wie er mit einer Situation wie dieser umgehen sollte. Verdammt, wer wusste schon, wie man mit einem fünftausend Jahre alten, verängstigten und in die Enge getriebenen Mann umgehen musste?

"Es ist nichts."

Dieser Satz und Methos Verhalten waren genug, um Duncans Ahnungen zu bestätigen. Die Tränen in Methos' Augen, sein Weigern, ihm weiterhin in die Augen zu sehen... Er hatte befürchtet - geahnt -  dass er diese Antwort bekam. Und so sehr er es auch nicht wahrhaben wollte - es war wahrscheinlich, dass Methos recht hatte. 'Weil du niemanden genug vertraust.' Das waren Kronos' Worte gewesen - und er hatte seinen ehemaligen Bruder besser gekannt, als sonst jemand in fünftausend Jahren. "Ruh' dich aus." Er murmelte sanfte Worte, Beruhigungen, versuchte damit, Methos bei sich zu behalten, zu verhindern, dass er wieder abdriftete. Und gleichzeitig versuchte er damit, sich selbst wieder unter Kontrolle zu bringen. Vorsichtig führte er den älteren Unsterblichen zum Bett zurück, trug ihn bei den letzten Schritten schon fast. Sanft deckte er Methos zu, strich ihm leicht über das Gesicht. Methos wirkte noch erschöpfter als zuvor - kein Wunder, wie Duncan zugeben musste. "Kronos hatte Recht, nicht wahr?"

"Womit?"

"Damit, dass du niemanden genug vertraust. Genug, um..." Duncan ließ den Satz unvollendet, beide wussten, was er meinte.

Methos lachte leise auf, ein harsches, völlig unerwartetes Geräusch, das Duncan zusammenzucken ließ. "Wem hätte ich vertrauen sollen? Etwa einem Sterblichen? 'Entschuldigung, aber ich bin unsterblich und ein Mann, denn ich vor ein paar Tausend Jahren kannte, hat irgend etwas in meinen Eingeweiden versteckt - könntest du es bitte rausholen?' Oder, andere Variante; diesmal die unsterbliche: 'Kannst du kurz dieses Ding aus mir rausholen? Ach ja, noch was - ich brauche meinen Kopf noch.'" Er schloss die Augen, teils aus Resignation, teils aus Erschöpfung. "Ich konnte niemanden genug vertrauen. Keinem Sterblichen mit meinem Geheimnis und ein anderer Unsterblicher... du weißt, was die meisten in dieser Situation tun würden."

"Die meisten - aber nicht alle", erwiderte Duncan leise. Er saß noch immer auf der Bettkante und beobachtete Methos. Er wusste nicht, was er tun sollte, fühlte sich absolut hilflos. Er musste irgend etwas tun, aber was? Alles, was klar war, war, dass es so nicht weitergehen konnte - lange würde Methos die Schmerzen nicht mehr aushalten. Und Mac weigerte sich, daran zu denken, was dann passieren konnte...

"Nein, nicht alle", stimme Methos nach einer Weile zu. Er hatte den Kopf abgewandt und starrte aus dem Fenster, ohne etwas bewusst zu sehen. Er fühlte sich gefangen, gefangen in seinem eigenen Körper. Eine nutzlose Ansammlung von Knochen und Muskeln, die jetzt nicht einmal mehr zuließ, dass er sich bewegte. Seine Gelenke schmerzten, als ob die Fesseln eben erst entfernt worden wären, seine Muskeln protestierten bei jeder noch so kleinen Bewegung... "Aber jetzt ist es zu spät, um daran noch etwas zu ändern."

Der resignierte Klang in seiner Stimme war für Duncan das Schlimmste - er konnte sich nicht daran erinnern, Methos jemals so hoffnungslos gesehen zu haben. Er erinnerte sich an seine Vision - oder was auch immer es gewesen war - nachdem Methos ihn erschossen hatte, um zu verhindern, dass O'Rourke seinen Kopf bekam. In dieser anderen Welt hatte Methos sich, dank Kronos' Hilfe, wieder in jenen eiskalten Killer zurückverwandelt, der er einst gewesen war.

Nach diesem Erlebnis lebte Mac eine Zeit lang in der Angst, dass es tatsächlich passieren könnte, Methos wieder in jenes Verhaltensmuster zurückfiel - doch jetzt erkannte er, dass das unmöglich war. Nicht dieser, sein Methos. In dieser Welt war der älteste Unsterbliche von diesen Aspekten seines Wesens so weit entfernt... Mac wünschte sich fast, dass etwas von Deaths Kämpferinstinkt zurückgeblieben wäre. Death hätte nicht aufgeben, er hätte gekämpft, um sein Leben, gegen diese Erinnerungen...

"Was weißt du noch?" Die Frage riss Duncan aus seinen Gedanken.

"Inwiefern?"

"Du sagtest, dass du weißt, dass es nicht das einzige Mal war, dass Kronos mich gequält hat." Langsam zwang Methos sich in eine sitzende Position, versuchte, seine Schmerzen nicht allzu deutlich zu zeigen. "An was erinnerst du dich noch?"

"An nichts."

"Mac..." Methos schüttelte kurz den Kopf. "Schon gut, ich glaube, ich will es ohnehin nicht wissen", sagte er leise und viel zu nachgebend für Duncans Geschmack. Aber er würde das Thema sicher nicht vertiefen - jetzt nicht und nie mehr. "Und was jetzt?", fragte Methos leise. Auf Duncans fragenden Blick hin zuckte er leicht mit den Schultern - und unterdrückte jeden Laut. "Es kann so nicht weitergehen."

Stimmt. Aber wie soll es weitergehen? Wir sind am Ende der Sackgasse - und ich bin nicht bereit, denselben Weg noch einmal zurück zu gehen. Duncan schüttelte hilflos den Kopf. "Keine Ahnung", gab er zähneknirschend zu. Er saß neben Methos, beobachtete den älteren Mann... doch plötzlich konnte er es nicht mehr sehen. Er wollte dieses Bild nicht mehr sehen. Schaudernd schloss er seine Augen, versuchte sich an andere, glücklichere Zeiten zu erinnern. An die frühen Tage ihres Zusammenseins, als alles noch neu und unentdeckt war. Später, als sie einander schon besser kannten - in körperlicher Hinsicht. Noch später, als Methos sich langsam zu öffnen begann und Duncan einiges über seine Vergangenheit erzählte. Die Reiter und andere brutale Episoden aus seinem Leben. Aber auch schöne Erinnerungen - Geschichten über seine Ehefrauen und die Kinder, die er großgezogen hatte... alles Dinge, die er, Duncan MacLeod noch nie erfahren hatte und wohl auch nie würde. Andere mochten sein Leben vielleicht als erfüllt betrachten - Geld, viele Freunde, Respekt in der Gesellschaft - doch ihm selbst kam es leer und sinnlos vor. Mit Tessa war es anderes gewesen... die Liebe, jeden Tag neu entdecken... dann kam Richie hinzu und aus ihnen wurde eine kleine Familie.

Mit Tessas Tod und Richies Unsterblichkeit änderte sich alles - Richie ging fort, versuchte auf eigene Faust klarzukommen, zu überleben. Und er? Er blieb allein zurück. Gelegentliche Besuche von Amanda, einige kurze Affären mit anderen Frauen... doch im Grunde genommen war er allein. Bis... ja, bis Methos endlich einmal geblieben ist. Er lächelte leicht, als er sich an jenen schicksalshaften Tag erinnerte - er war noch nie zuvor mit einem Mann ins Kino gegangen, außer Richie. Und das war mehr oder weniger... ja, was? Zeitvertreib? Eine Lehrer-Schüler-Veranstaltung? Er wusste es nicht. Aber mit Methos war es anders gewesen... nie zuvor wäre er auch nur im Traum auf die Idee gekommen, sich einen Science Fiction Film anzusehen. Und dann noch Matrix... nein, definitiv nicht sein normales Programm. Zu seiner größten Überraschung musste Mac jedoch feststellen, dass der Film gar nicht so schlecht war - Methos' ironische Kommentare hatten den an sich recht ernsten Film in eine reine Komödie verwandelt.

"Du glaubst doch nichts ernsthaft, dass diesem Film auch nur ein Hauch von Realismus zugrunde liegt, oder?",  hatte Methos am Ende gefragt. "Das ist nur pures Entertainment, sonst gar nichts. Aber das Drehbuch war ja nicht schlecht, wie ich zugeben muss..."

Mac hatte bloß lachend den Kopf geschüttelt. "Für was hältst du mich eigentlich? Ich kann sehr wohl noch zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Der Film war gut, ja, aber auch nicht mehr."

"Gut zu wissen. Ich habe schon befürchtet, dass du jetzt auf Neos Spuren wandeln..."

In Ermangelung einer besseren Idee hatte Duncan sich einfach vorgebeugt und Methos mit einem leichten Kuss zum Schweigen gebracht - trotzdem konnte er nicht sagen, überrascht gewesen zu sein, als Methos den Kuss erst zögernd, dann immer heftiger erwiderte... Dass sie noch immer im Foyer des Kinos standen, störte keinen von ihnen beiden wirklich, erst als einer der Angestellten sich dezent räusperte, fuhren sie ertappt auseinander. Und das war erst der Anfang gewesen...

Am nächsten Morgen bestand die unausgesprochene Abmachung, dass es jetzt so bleiben würde - Methos würde nicht wieder einfach verschwinden und Duncan würde sich in Bezug auf Kämpfe etwas zurückhalten. Ein Kompromiss, den beide mit nach einigem Zögern eingingen und noch nie bereut hatten.

"Mac?" Als er keine Reaktion erhielt, versuchte Methos es noch einmal, diesmal schon wesentlich lauter. "Duncan?"

Der jüngere Unsterbliche fuhr hoch, er war in Gedanken so weit weg gewesen, dass er alles um sich herum vergessen hatte. Ich würde alles dafür geben um wieder in jene Zeit zurückkehren zu können. Das alles hier ungeschehen zu machen. Noch immer zeigte ihm sein Unterbewusstsein Bilder, die er lieber vergessen wollte, oder - noch besser - ungeschehen machen. Mit einem Stöhnen presste er seine Hände gegen die Augen, versuchte, die Erinnerungen auszuschließen. Nicht seine Erinnerungen... Kronos'. Und Caspians. Methos'. Verdammt, warum kann ich nicht auch positive Dinge sehen? Das Leben besteht doch nicht nur aus Blut, Tod und Schmerzen... Doch für Kronos war es das, musste er sich eingestehen. Genau wie für Caspian, Silas... und Methos. Jahrhunderte lang hatte sein Leben nur aus Tod und Terror bestanden, hatte er Angst und Schrecken in alle Teile der Welt gebracht. Kein Wunder, dass er noch heute darunter leidet. Er war länger Death, als ich lebe...

"DUNCAN!" Der laute Schrei riss ihn zurück in die Realität, vertrieb jedoch nicht die Bilder. Er sah Methos - seinen Methos - vor sich, geschwächt, am Ende seiner Kraft und offensichtlich besorgt. Auf der anderen Seite sah er vor seinem inneren Auge noch immer Szenen aus den Tagen der Reiter vor sich, Bilder von unglaublicher Brutalität. Was Methos getan hatte. Zusammen mit Kronos. Allein. Doch neben dem Täter sah er auch noch das Opfer...

Methos, hilflos auf einem altarähnlichen Gebilde angekettet, Arme und Beine so weit gestreckt, dass das bloße Hinsehen schon schmerzte. Er war nackt und überall an seinem Körper haftete Blut. Er lebte, aber es war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde. Blut drang aus der Wunde an der Brust. Genau an der Stelle, an der einmal das Herz gewesen war... Die flehenden Blicke eines Sterbenden, der nur um Erlösung, einen möglichst schnellen Tod bat. Stattdessen starb er langsam, Ersticken oder Verbluten? Was würde schlussendlich die Todesursache sein? Egal, beides war gleich schlimm. Das letzte, gequälte Einatmen, schließlich erstarrte Methos, die offenen Augen drückten selbst im Tod noch immer Schmerz und Kummer aus. Er wirkte jünger als je zuvor und halb verhungert. Wie lange brauchten unsterbliche Heilungskräfte, um derart massive Verletzungen zu heilen?

"Nein." Der als Schrei gedachte Laut kam nur als Flüstern über Duncans Lippen, als das Bild seines sterbenden Geliebten die Welle der Erinnerungen beendete. Doch im Gegensatz zu den anderen verschwand es nicht, im Gegenteil, es drängte sich mehr und mehr in den Vordergrund. Gegenwart? Realität? Nichts zählte mehr, nur dieser Blick der absoluten Hoffnungslosigkeit, den Methos ihm unmittelbar vor seinem Tod zugeworfen hatte. Ihm? Nein, oder? Wen hatte er angesehen, wen hatte er um Gnade gebeten? Seinen Mörder, einen Zeugen? Und was hatte das alles zu bedeuten? "Nein, nicht." Duncan hörte die leisen Worte, die seinen Mund verließen, nicht, war viel zu gefangen in Methos' Erinnerungen. Noch nie hatte sich das Band zwischen ihnen derart deutlich gezeigt... oder war es jener Teil von Methos' Quickening, der nach Bordeaux in ihm geblieben war, der ihm jene Szene zeigte? "Hört auf!" Beide Hände noch immer fest gegen seinen Kopf gepresst, ging Duncan neben dem Bett in die Knie, registrierte weder Methos besorgte Rufe, noch die Bemühungen des Älteren, ihn wieder zurückzuholen. Ich will es nicht mehr sehen. Er hatte keine Kraft mehr, ergab sich willenlos der Dunkelheit, die ihn willkommen hieß.

"Mac?" Langsam, seine verzögerte Reaktionsfähigkeit verfluchend, ging Methos neben Duncan in die Knie, versuchte zu dem Anderen durchzudringen. Erfolglos. Mac starrte ins Leere, schien nichts und niemanden mehr bewusst wahrzunehmen. Nach einigen Sekunden entspannte Duncans Körper sich und der jüngere Unsterbliche fiel bewusstlos in sich zusammen. Methos schaffte es nur knapp und mit einiger Anstrengung, den schwereren Mann aufzufangen. "Gott, bist du schwer!"

Mit Mühe schaffte er es, ihrer beiden Plätze zu tauschen. Duncan lag im Bett und Methos saß neben ihm... seltsam, wie schnell sich die Bedingungen in wenigen Sekunden ändern konnten. "Duncan?" Noch immer keine Reaktion. Methos tastete nach dem Puls des Bewusstlosen - viel zu schnell und auch zu flach, um normal zu sein. Schock, diagnostizierte er nüchtern. Aber warum? In den Sekunden, bevor Mac zusammengebrochen war, hatte Methos einen Hauch von purem Horror und Entsetzen gespürt - Gefühle, die eindeutig nicht von ihm selbst gekommen waren. Duncan? Vermutlich. Aber wie und warum? "In was für Schwierigkeiten hast du uns diesmal wieder gebracht?", fragte er leise.

Mit einem müden Seufzen lehnte er sich zurück, versuchte, zumindest einen Teil der Verspannungen zu loszuwerden. Sein Körper schmerzte noch immer, jede Bewegung wurde zur Qual. Wenigstens wird es nicht mehr schlimmer, schoss es ihm durch den Kopf, als sich vorsichtig bewegte. Von 'in Ordnung sein' konnte noch lange keine Rede sein, aber es ging ihm etwas besser, als noch vor wenigen Minuten. Oder war es nur seine Sorge um Duncan, die ihn dazu brachte, seinen eigenen Zustand zu verdrängen? Egal...

"Mac?", versuchte er es erneut, als der Schotte sich langsam zu bewegen begann. Erst nach einigen Minuten öffnete Duncan seine Augen, versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Alles war verschwommen und unklar... nur langsam kamen die Erinnerungen wieder... Oh mein Gott... Methos' fragendem Blick ausweichend wandte Duncan den Kopf ab, schloss schließlich wieder die Augen. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Er konnte nicht so weitermachen wie bisher, das war klar. Aber wie dann? Er konnte Methos nicht davon erzählen, der ältere Unsterbliche hatte in den vergangenen Stunden schon weitaus mehr durchgemacht, als ein normaler Mensch ertragen hätte - um nichts in der Welt würde Duncan ihn dazu bringen, andere, vielleicht sogar noch schmerzhaftere, Erinnerungen ans Tageslicht zu zerren.

Die Augen noch immer geschlossen spürte er, wie Methos sich hinter im leicht bewegte, vorsichtig, jede Bewegung eine Qual. Trotzdem lehnte der Ältere sich über ihn, versuchte, seinen Blick einzufangen. "Duncan?" Die pure Besorgnis in Methos' Stimme veranlasste Duncan, die Augen zu öffnen und den fragenden Blick zu erwidern. Wie eine Maske legte sich wieder jener Ausdruck des Leids über Methos' besorgte Gesichtszüge, vermischte sich Gegenwart mit Vergangenheit.

"Es geht mir gut, wirklich", brachte er nach einigen Sekunden hervor. Er versuchte, die Bilder zu verdrängen - er wusste ja nicht einmal mit Sicherheit, ob jene Ereignisse wirklich geschehen waren oder nur ein Produkt seiner überaktiven Phantasie, angestachelt von Methos' früherer Erzählung. Warum nur konnte er nicht an diese Möglichkeit glauben?

~ Ende, wenn auch nicht beendet ~