Autor: Shendara
E-Mail
: shendara@gmx.net
Kategorie
:
Missing Scene, Methos POV
Zeitpunkt:
Während der Folge To Be / Not To Be
Summary:
Duncan weilt in seiner Traumwelt – was passiert in der Zwischenzeit in der realen Welt?
Anmerkung:
Eine kleine Gedankenspielerei und gleichzeitig auch ein Experiment. Mein erster Versuch, etwas in der ersten Person zu schreiben – ich hoffe, es ist nicht allzu schief gegangen.
Beta by Spacy; verbleibende Fehler gehen trotzdem auf mein Konto.

Disclaimer:
Nicht meins, Highlander & Co gehört den Produktionsfirmen, die damit auch Geld machen.


Reality

"Mac? ... MacLeod! Wo zur Hölle steckst du?" Ich weiß nicht mehr, wie lange ich jetzt schon hier herumirre, irgendwo auf diesem verlassenen Güterbahnhof. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. So wenig Zeit... und so viel zu tun.

Als erstes – MacLeod finden... wo steckt er bloß? Ich glaube nicht daran, dass er verschwunden ist; das würde nicht zu ihm passen. Es muss etwas passiert sein – aber was?

Was passiert ist, fragst du dich? Du hast zugelassen, dass er erschossen wird, das ist passiert!

Gott, ich hasse diese Stimme! Muss wohl mein Unterbewusstsein sein, oder etwas in die Richtung. Nicht mein Gewissen; das habe ich schon lange abgeschaltet.

Aber er hat es wieder aktiviert, nicht wahr? Dank ihm bist du nicht nur wieder im Spiel, dank ihm finden dich nicht nur deine alten Feinde wieder – nein, dank ihm entdeckst du deine Gefühle, dein Gewissen wieder, ist es nicht so?

Ich muss Mac finden, muss sehen ob es ihm gut geht. Ich muss verhindern, dass er sich töten lässt... ich will nicht, dass er stirbt. Nein, nicht auch noch er. Bitte.

Ich gehe weiter, bleibe schließlich vor einer alten Lokomotive stehen. Seltsamerweise scheint sie sich erst vor kurzem bewegt zu haben – oder ist es doch nur Nebel, der von den Maschinen aufsteigt? Ich bin mir nicht sicher... und es ist auch egal. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr – ganze fünf Minuten sind seit dem Alptraum vergangen. Aber den Anblick werde ich mein Lebtag nicht vergessen: Duncan auf seinen Knien, O'Rourke – so heißt der Bastard, oder? – mit hoch erhobenen Schwert über ihm. Gott weiß, ich hasse diese Ausgeburt der Hölle allein schon dafür. Es ist nicht so, dass es mich nicht berührt hat, als ich die beiden gesehen habe:

Amanda – erschossen, einfach so, ohne jeden Grund.

Joe – er ist sterblich... O'Rourke wollte auch ihn töten, auf der Kugel stand quasi schon sein Name.

Es tat weh, die beiden so zu sehen. Doch als ich Mac sah... die Resignation, die Todessehnsucht in seinen Augen... der Blick, der von soviel Verlust, soviel Schmerz erzählte... egal wie wichtig mir Amanda und Joe sind; als ich Duncans Blick sah, zeriss es mir fast das Herz. Schwer zu glauben, nicht? Sogar der Tod hat ein Herz. Er ist ein Freund, er weiß wer und was ich bin... sollte ich nicht das Gleiche tun? Aber ich kann nicht, ich kann ihn nicht seinem Schicksal überlassen. Nicht, wenn er sich umbringen will. Er ist doch noch so jung! Zumindest nach meinen Maßstäben.

Einem Instinkt folgend nähere ich mich der Lokomotive. Ich weiß nicht, was mich dazu treibt. Ich glaube nicht an Dinge wie den Sechsten Sinn. Manche Menschen mögen sensibler sein als andere, versteckte Dinge wahrnehmen – aber ich nicht. Es ist wie ein Drang, ich habe das Bedürfnis dorthin zu gehen. Als ich bis auf wenige Meter an die stillstehende Zugmaschine herangekommen bin, sehe ich ihn. Duncan MacLeod vom Clan der MacLeod. Tot. Erschossen. Durch meine Schuld. Nur deswegen – weil ich es zuließ, dass er starb – hat er noch seinen Kopf. Ironie... töte jemanden um sein Leben zu retten. Es ist passend. Für ihn; für mich... für uns Unsterbliche.

Ich komme näher, berührte vorsichtig sein Gesicht. Es ist kalt, ein Schatten des Schmerzes ist selbst im Tod noch zu erkennen. Nicht der körperliche Schmerz, nein, der psychische der ihn seit Monaten langsam auffrisst, ihn hier und heute  zerbrechen ließ. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal erleben muss. Wie er aufgibt, sterben will. Eher hätte ich erwartet, dass Ahriman eines Tages vor meiner Tür steht und mir das anbietet, was ich am meisten will.

Wenn ich so überlege... was wäre das gewesen? Was will ich am meisten? Ich weiß es nicht. Aber im Moment wäre es sicher, dass Duncan überlebt. Dass er sein Feuer zurückgewinnt. Er hat es verloren, ich kann es sehen. Richies Tod war zuviel für ihn, nein, alles in den letzten Jahren war zuviel für ihn. Es zeichnete sich schon damals ab, als er das Dark Quickening erhielt – damals hätte ich schon wissen müssen, dass er nicht mehr lange so weitermachen kann. Aber ich  habe die Zeichen ignoriert, mir eingeredet, dass er stark genug ist. Stärker als ich; stärker als jeder andere Mensch. Doch wenn ich ihn jetzt so vor mir liegen sehe... ich verstehe endlich, dass ich mich geirrt habe. Er ist nicht so stark, wie ich dachte. Niemand kann das sein. Ich habe in ihm das gesehen, was ich selbst gerne wäre. Manchmal.

Ich schüttle meinen Kopf und versuche diese Gedanken zu vertreiben. Sie sind jetzt nicht wichtig. MacLeod ist es. Ich ziehe mich am Geländer hoch, stehe jetzt direkt über ihm. Er rührt sich noch nicht, die Kugeln haben ganze Arbeit geleistet. Das Erwachen wird nicht angenehm werden. Aber das ist es nie. Ich beuge mich zu ihm hinunter, verpasse ihm ein paar leichte Ohrfeigen. "Verdammt, MacLeod, wach endlich auf!" Ich versuche normal zu sprechen, nicht zu schreien. Ich will mich, ihn – UNS nicht verraten.

Meine Schläge werden härter, schmerzhafter, als ich spüre, dass er wieder zu sich kommt. "Wach endlich auf!"

"Methos?"

Seine Stimme klingt überrascht und entsetzt. Ich schiebe das auf den Schock. Er scheint mich zu fürchten und gleichzeitig unendlich wütend zu sein. Nein, das ist unmöglich. Nicht mehr. Ich habe nichts getan, das ihn dazu bringen könnte mich zu hassen. Zumindest nicht in den letzten – ich sehe auf meine Uhr – zehn Minuten. Er packt mich am Shirt, macht mir Vorwürfe, dass ich Joe und Richie getötet haben soll. Ich schüttle nur meinen Kopf. Der Schock, die Kugeln, die Angst – was auch immer. Es ist egal. Denn er lebt noch. Ich rede mit ihm, versuche ihm alles zu erklären. Wir gehen gemeinsam zurück zu den anderen. Gemeinsam. Haben wir das jemals getan? Zusammen zu einem Kampf gegangen? Nicht, dass ich  mich erinnern könnte. Nicht so wie jetzt. Plötzlich sehe ich etwas – jemanden – aus dem Schatten auf mich zukommen. Das nächste, was ich spüre, ist der Schmerz einer Kugel, die ihn meinen Körper eindringt. "Verdammt!" Ich schaffe es noch zu fluchen bevor ich sterbe.