Duncan und Tessa - meiner Meinung nach eines der schönsten und romantischsten Paare der TV-Geschichte. Das hier ist eine Art Tribut an ihre Liebe.
Soundtrack, wie immer, von Wolfsheim:

Underneath the veil... I saw a stirring... underneath the veil...


Underneath the Veil

Er hatte die Arme um ihre Taille geschlungen und den Kopf in ihrem Nacken vergraben. Ihr Parfum - nicht zuviel, gerade genug, um überhaupt wahr genommen zu werden, selbst auf diese geringe Distanz - stieg ihm in die Nase und weckte Erinnerungen an die vergangene Woche.

Urlaub. Urlaub von allem und jeden - außer ihnen beiden. Duncan lächelte. "Und? Wie gefällt es dir?"

Tessa lachte und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen. Er ließ sie zwar nicht los, gestattete aber, dass sie sich umwandte, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Für diese Aktion erntete er noch ein kurzes Lachen - das schönste Geräusch des Universums.

"Es ist perfekt, und du weißt es auch", antwortete sie schließlich. Sie legte etwas mehr Kraft hinter ihren nächsten Versuch sich zu befreien und Duncan ließ sie los. "Aber", fuhr sie fort, während ihre Hände damit beschäftigt waren, die Knöpfe seines Hemds zu öffnen, "überall ist es perfekt, so lange du bei mir bist." Sie lachte wieder und es war klar zu erkennen, dass die sentimentalen Worte mehr Wahrheit in sich hatten, als sie es eigentlich verdient hätten. "Du bist perfekt", flüsterte sie, bevor sie schließlich Worte ganz hinter sich ließen, um sich ausschließlich auf nonverbaler Ebene zu verständigen.

"MacLeod? Erde an MacLeod! Jemand da?"

Methos' Stimme durchdrang den Schleier der Erinnerungen und mit einem leisen Seufzen ließ  Duncan die Vergangenheit hinter sich, um sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren. "Ich bin da", beantwortete er Methos' Frage. Mit den Gedanken war er vielleicht wieder im Hier und Jetzt, vor seinen Augen sah er allerdings noch immer die Szene, die sich vor gut sechs Jahren abgespielt hatte.

Tessa. Er seufzte, diesmal allerdings lautlos. "Ich bin nur... abgelenkt." Er spürte, dass Methos' Neugierde damit noch nicht wirklich befriedigt war, hatte jedoch keinerlei Ambitionen, sich noch weiter zu erklären.

"Okay." Die einfache Akzeptanz, so völlig im Gegensatz zu dem, was Duncan erwartet hatte, riss auch den Rest von ihm aus den Erinnerungen. Gerade noch rechtzeitig, um Methos' "Jeder hat solche Tage" zu hören.

"Welche Tage?", fragte er, noch bevor er darüber nachdenken konnte.

Methos zuckte mit den Schultern. "Tage, an denen man nichts lieber tun würde, als sich in der Vergangenheit zu verlieren - und es manchmal auch tut." Ein kurzes Grinsen kam und verschwand genau so schnell wieder. "Etwas, das ich nicht allzu oft tue. Aber manchmal... Heute ist Tessas Geburtstag, nicht?", wechselte er abrupt das Thema.

Nicht wirklich überrascht, dass Methos den Anlass für seine Melancholie kannte, nickte Duncan bloß. "Jedes Jahr habe ich versucht, sie für ein paar Tage aus dem Alltag weg zu bekommen - nicht immer mit Erfolg. Aber trotzdem... es war immer ein besonderer Tag. Es waren besondere Jahre..." Er sprach nicht weiter, wusste nur zu genau, dass gerade Methos nur allzu gut wusste, was er meinte.

"Ja", erwiderte Methos, "ich weiß, wie das ist." Er berührte Duncan am Arm, als ob die simple Berührung genug war, um die Trauer zu vertreiben. Natürlich tat sie es nicht, doch seltsamerweise fühlte Duncan sich etwas besser.

"Es beginnt schon", meinte er nach einiger Zeit.

"Was?"

"Die schlechten Zeiten verblassen und die guten wirken um so besser." Er schloss die Augen und atmete tief aus, um die Tränen zu verbannen, bevor sie überhaupt in seine Augen stiegen. "Und ich dachte nicht, dass es noch möglich wäre, Perfektion zu übertreffen."

"Erinnerungen sind subjektiv." Das Statement, in Methos' üblichen halb ernsten, halb ironischen Tonfall, spendete nicht den geringsten Trost. Abgesehen davon... Duncan hatte diese Tatsache schon vor langer Zeit erkannt, wenn auch nicht wirklich akzeptiert.

"Ich vermisse sie." Ich will dich zurück, Tessa. Und wenn auch nur für einen Tag... Er unterbrach den Gedanken, die Erinnerungen an die Welt seiner Visionen noch zu frisch, um ihn erträglich zu machen. Ein Millennium mit dir wäre nicht genug. Das kam schon eher an die Wahrheit heran.

Methos' Hand auf seinem Arme wanderte weiter und kam schließlich auf seinem Nacken zum Stillstand. Der verletzliches Punkt eines Unsterblichen und trotzdem war es fast reflexartig, dass Duncan sich zurücklehnte, um den Kontakt zu vergrößern. Dass er dabei seinen Hals entblößte, ähnlich einem Wolf, der sich einem Stärkeren beugte, kam ihm nicht in den Sinn.

Sie verharrten noch eine Weile in dieser Haltung, bevor Duncan sich widerwillig loslöste und zum Fenster wanderte. "Danke", sagte er schlicht. Danke, dass du hier bist. Danke, dass du verstehst.

"Kein Problem. Immer wieder gerne."


28.10.03