Summary: Mac sucht Antworten - aber was er findet, übertrifft seine schlimmsten Erwartungen.

Notes: Obwohl der Titel eindeutig von "Words" inspiriert wurde, und ich auch einen Teil des Songtextes verwendet habe, entstammt die Inspiration für diese Story dem wunderschönen "The Mummer's Dance" von Loreena MacKennitt. Der Song ist schon seit ewigen Zeiten ein Favorit von mir, und er spiegelt IMO die Stimmung der Story wieder.


Unspoken Words

Smile an ever lasting smile
A smile can bring you near to me
Don't ever let me find you gone
'Cause that would bring a tear to me

This world has lost its glory
Let's start a brand new story
Now my love

You think that I don't even mean
A single word I say

[Taken from "Words", © by Boyzone]

Du liegst vor mir, regungslos, blass, fast unwirklich. Auf den ersten Blick könnte ich glauben, dass du nur schläfst, doch dann sehe ich, dass du nicht atmest, die unnatürliche Haltung deines Kopfes. Ich gehe ihn die Knie, suche nach einem Zeichen von Leben. Vergeblich. Ich weiß nicht, was passiert ist und diese Unsicherheit zerrt an meinen Nerven.

Ich bin hierher gekommen, um mit dir zu reden. Stattdessen knie ich nun hier und starre auf deinen leblosen Körper hinab. Vorsichtig, als ob ich dir wehtun könnte, hebe ich dich auf und lege dich auf dein Bett - du gibst noch immer kein Lebenszeichen von dir. Es macht mir Angst, egal, was passiert ist, du hättest mittlerweile erwachen müssen.

Die Minuten vergehen und ich warte noch immer. Auf ein Zeichen von Leben, darauf, dass du wieder zu mir kommst. Ich kam hierher, in der Hoffnung mit dir reden zu können. Über das, was in den letzten Monaten passiert ist. Vielleicht unsere Freundschaft zu retten, die diesmal du abgebrochen hast. Stattdessen sitze ich jetzt hier und wache über dich. Du kannst dich nicht wehren - es wäre so einfach, jetzt zuzuschlagen... was, in Teufels Namen, hat dich dazu gebracht, dich in diese verletzliche Position zu bringen? Du hättest doch wissen müssen, dass irgend jemand vorbeikommen und... Unsinnige Gedanke jagen mir durch den Kopf, einer sinnloser als der andere. Komm' wieder zu dir, bitte. Schrei' mich an, was ich noch hier suche, jetzt, wo du mich doch aus deinem Leben ausgeschlossen hast. Streite mit mir, strafe mich mit Ignoranz - nur komm endlich wieder zu dir!

Ich suche nur nach deinem Puls, will sehen, ob du wieder erwachst. Automatisch wandern meine Finger weiter, streichen über dein Gesicht. Du hast dich verändert - nicht nur äußerlich. Ein wenig schlanker, ein wenig durchtrainierter; man merkt, dass Adam Piersons kampfloses Leben seit einigen Jahren zu Ende ist. Aber das sind kleine Details, dir nur mir auffallen. Nein, es ist eher der Ausdruck auf deinem Gesicht, der selbst jetzt - im Tod - verrät, dass du leidest. Ich weiß, wie du aussiehst, wenn du glücklich bist, ich erkenne, wann du leidest. Aber jetzt? Seit dieser einen Nacht kenne ich dich nicht mehr, weiß nicht mehr, was du denkst.

Und weißt du was? Es ist mir egal. Es ist mir egal, was du getan hast, und das schon seit langer Zeit. Du hast mir damals vorgeworfen, dass ich nicht über meinen eigenen Schatten springen und dir vergeben kann - dabei bist du es, der sein Misstrauen nicht überwinden konnte. Ich habe dir schon vor langer Zeit vergeben, aber ich befürchte, du hast es nicht bemerkt... Welche Ironie des Schicksals - Fünftausend Jahre Menschenkenntnis aber du konntest nicht erkennen, was in dem Mann vorging, mit dem du drei Jahre lang zusammen gelebt hast.

Als ich heute gekommen bin, wusste ich nicht warum. Jetzt weiß ich es. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass ich dich wieder in meinem Leben haben will. Ich wollte dich nie daraus ausschließen - du warst es, der gegangen ist. Ich glaube, du wolltest wirklich nur deine Freiheit haben. Das kann ich akzeptieren. Was ich nicht akzeptieren kann ist, dass du einfach nur verschwunden bist - ohne mir einen wirklichen Grund zu sagen. Sobald du erwachst, und du mir einen Grund gesagt hast, den ich akzeptieren kann, werde ich verschwinden. Versprochen.

Wenn du endlich aufwachen würdest.

Dein erster Atemzug klingt wie der letzte eines Sterbenden. Ich habe schon vor langer Zeit bemerkt, dass das Erwachen für dich die größere Qual ist - noch ein Grund mehr, besser auf dich aufzupassen, Methos. Oder mich auf dich aufpassen zu lassen. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich Tränen in den Augen habe. Der Anblick deiner reglosen Gestalt hat mich tiefer getroffen, als ich bemerkt habe. Du atmest, bist aber noch nicht bei Bewusstsein. Du stöhnst leise, fast scheint es mir, als ob du nicht zurück willst. Aber du bist unsterblich, du hast keine Chance.

Vorsichtig halte ich dich fest, beruhige dich mit leisen Worten, als dein Körper sich verkrampft. Ich weiß noch immer nicht, warum du gestorben bist und im Moment interessiert es mich auch nicht, ich werde es später schon noch erfahren. Im Moment ist das einzig Wichtige, dass du wieder zu mir zurückkommst...

Deine Augen öffnen sich, aber du scheinst mich nicht zu sehen - oder zu erkennen. Du kämpfst gegen meine Umarmung an, versuchst dich zu befreien. Doch im selben Maße, in dem deine normale Wahrnehmung zurückkehrt, beruhigst du dich, bis du schließlich ruhig in meinen Armen liegst, schwach und reglos. Es tut weh, dich so zu sehen. Deine Augen schließen sich wieder und für einige Sekunden habe ich Angst, dass ich dich wieder verliere. Doch dann siehst du mich wieder an, scheinst mich diesmal wirklich zu sehen.

"Mac?", fragst du leise und ich nicke, kann meine Tränen nicht länger zurück halten.

Du drückst dich etwas fester an mich, versuchst, möglichtst viel Kontakt zwischen unser beiden Körper herzustellen. Gut, das heißt, du willst nicht wirklich von mir fort...

"Was...?" Du beendest die Frage nicht, siehst mich nur weiterhin fragend an. Deine rechte Hand fährt über meine Wangen, wischt sanft die Tränen fort. Langsam setzt du dich auf, schließlich knien wir uns einander gegenüber. Du sagst kein Wort mehr, nimmst mich stattdessen in die Arme. Langsam, vorsichtig, als ob du dir deines Platzes in meinem Leben unsicher wärest, beugst du dich vor. Ich rühre mich nicht, warte gespannt das folgende ab. Deine Lippen kommen näher, treffen schließlich meine. Die Berührung ist nur leicht, wenn ich wollte, könnte ich jederzeit zurück. Aber ich will nicht - und ich denke, das weißt du auch. Langsam erwidere ich den Kuss, öffne meine Lippen. Du vertiefst den Kuss und ich überlasse dir die Kontrolle - wie schon so oft zuvor. Weißt du eigentlich, dass du die einzige Person auf Erden bist, der ich mich so ergeben kann? Oder will?

Alles wird unwichtig, als du mich noch etwas näher ziehst. Du brichst den Kuss ab, eine wortlose Entschuldigung für das Geschehene, sowie das Versprechen, es mir zu erklären. Ich kann in deinen Augen lesen, wie du in den Meinen...

Ich nicke leicht. Entschuldigung angenommen. Du lächelst leicht, fast scheu. Dann kommst du wieder näher, ergreifst erneut die Kontrolle. Ich lächle zurück, als ich deinen Kuss abermals erwidere, diesmal jedoch nicht nur passiv bleibe. Die Tränen, die jetzt über meine Wangen rinnen, sind die der Erleichterung. Trotzdem, du wirst mir noch erklären müssen, warum ich dich heute mit gebrochenem Genick in deiner Wohnung gefunden habe.

~ finis ~