Phänomen der Nacht
2.914 Worte PG-13 gerateter Remus/Severus-Slash.

Never say never... Meine erste HP-Story - nachdem ich mir geschworen hatte, dass ich die Bücher niemals lesen werde. Ursprünglich als Teil einer wesentlich größeren Story geplant, hat diese Szene ein Eigenleben entwickelt und ist nun das Prequel zu dieser anderen Story (in jener ich auch darauf eingehe, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass Remus sich freiwillig zu Snape begibt - diesen Spaß würde ich mir niemals entgehen lassen). Mein größter Dank geht an Catz und Kitty für die Beta, ohne die ich verloren wäre.


Licht an sich schien den Gang vor Severus Snapes Räumen zu hassen, daran änderten auch die wenigen Fackeln an den Wänden nichts. Es war wahrlich nicht das erste Mal, dass Remus dieser Gedanke kam, als er langsam, fast schon vorsichtig, den Weg zurücklegte, der ihm mittlerweile fast schon so vertraut war wie der zu seinem eigenen Quartier.

Wie aus einmal monatlich mindestens einmal in der Woche geworden war, war noch immer etwas, dass ihn in Erstaunen versetzte, sobald er sich gestattete, darüber nachzudenken - was nicht oft der Fall war, ganz im Gegenteil. Den überwiegenden Teil der Zeit über verdrängte er jeden Gedanken an diese nächtlichen Besuche aus seinem Bewusstsein. Die Alternative wäre... undenkbar, selbst wenn Snape dazu bereit gewesen wäre, sie zu akzeptieren. Snape, nicht Severus. Nur in den wenigen kurzen Stunden der Nacht, wenn sie die Lasten des Tages und der Vergangenheit wirklich abgelegt hatten, erlaubten sie es sich, sich mit den Vornamen anzusprechen. Oder auch nur zu denken.

Ein tiefer Atemzug, ein geflüstertes Wort und die Tür zu den wohl geheimnis- und gerüchteumwittersten Räumen des gesamten Schlosses schwang auf.

"Du kommst zu spät." Der trockene Kommentar hätte untertags gereicht, um Remus auf die Palme zu treiben und den Großteil aller Schüler in Panik zu versetzen. Die üblichen Roben waren heute nicht zu sehen, stattdessen trug Severus eine schwarze Hose und ein schlichtes, weißes Hemd. Ungewohnt - und alarmierend. Normalerweise legte Snape Wert auf den vollen Staat, sobald auch nur die Chance bestand, dass jemand anderes ihn sehen konnte.

"Es ging nicht früher", antwortete Remus mit einem leichten Schulterzucken. Die alten Regeln galten hier und jetzt nicht. Was ansonsten eine Beleidigung gewesen wäre, diente jetzt bloß dem Ausdruck von Ungeduld... vielleicht sogar vermischt mit einem Hauch von Sorge, doch Remus konnte sich dessen nicht wirklich sicher sein.

Ein herausfordernder Blick war Snapes einzige Antwort. Remus seufzte, unterdrückte jedoch den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. "Wie geht es dir?", fragte er stattdessen. Als ob sein heiseres Wispern nicht schon Beweis genug dafür war, dass Snape die vergangene Nacht wieder einmal schreiend unter Voldemorts Gnade anstatt in seinem Bett verbracht hatte.

Diesmal bekam er einen tödlichen Blick, kombiniert mit einem leisen Schnauben. "Sieh' selbst", sagte Snape schließlich und hob den rechten Arm. Ein Vertrauensbeweis, wenn es jemals einen gegeben hatte. Ein leichtes Zittern war zwar zu sehen, doch das gröbste Zeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung war, war die Grimasse des Schmerzes, die fast sofort wieder von Snapes Zügen verschwand.

"Schon wieder?", kam Remus' Frage. Oh, wie er den Tag herbeisehnte, an dem Snape nicht mehr zu diesem Monster von Voldemort zurückkehrten musste. Nicht mehr nach Tage langer Abwesenheit mitten in der Nacht halb tot nach Hogwarts zurückkehrte... Wunschträume, die auf ihre Erfüllung wohl leider noch einige Zeit warten lassen würden. Dass sie niemals mehr in Erfüllung gehen würden, weigerte sich Remus zu akzeptieren.

"Offensichtlich."

Remus verbiss sich jedes weitere Wort in diese Richtung - aus eigener Erfahrung wusste er, dass nichts Gutes herauskommen würde. "Ich brauche kein Mitleid", lag ihm noch immer Snapes Zischen in den Ohren, als er einmal den Fehler seine Hilfe anzubieten begangen hatte. Dass es kein Mitleid gewesen war, das ihn dazu veranlasst hatte, Snape damals auf die Beine helfen zu wollen, war egal.

Aber er hatte aus seinem damaligen Fehler gelernt.

Statt zu fragen, ging er einfach zu Snape und hielt ihm einen Arm hin - nach kurzem Zögern und einem kurzen Seitenblick, ob wirklich niemand sie beobachtete, ergriff er den angebotenen Arm und ließ sich widerwillig aufhelfen. Die erste Schlacht ist gewonnen, dachte Remus und versuchte zu vergessen, wie viele wohl noch vor ihm lagen.

Der direkte Körperkontakt verriet, dass Snape sich noch weitaus schlimmer fühlen musste, als Remus anfangs vermutet hatte. Wie sonst ließ sich erklären, dass der andere Mann sich tatsächlich soweit gehen ließ, sich gegen Remus zu lehnen? Umarmungen waren nicht wirklich Snapes Stil - sehr zu Remus' Missfallen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, gäbe es weder diese Versteckspielchen, noch die kühle Distanz unter Tage - und wesentlich mehr als bloßen Sex im Schlafzimmer.

Nicht mit Severus Snape, oh nein. Remus war nicht naiv genug zu glauben, dass sich das jemals ändern würde - aber er war auch noch nicht verbittert genug, um nicht zu hoffen. Hoffnung... oft war sie alles was ihm blieb.

Remus war sich nicht sicher, was genau letzte Nacht geschehen war - ob es eine verspätete Schockreaktion oder doch schlichter Schmerz war -, was Severus jetzt in seinem Armen zittern ließ. Automatisch veranlasste es die Nähe zwischen ihnen, dass er nicht mehr an Snape sondern an Severus dachte. "Du solltest dich ausruhen", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu dem anderen Mann.

Ein heiseres Lachen war die Antwort. "Versuch' du doch mal zu schlafen, wenn dein ganzer Körper in Flammen steht..." Die leisen Worte kamen derart emotionslos, dass Remus einen Moment brauchte, um ihre Bedeutung auch wirklich zu erfassen. Gequält schloss er die Augen und unterdrückte den Impuls, die Umarmung zu verstärken - halb zerquetscht zu werden war so ziemlich das Letzte, was Severus jetzt gebrauchen konnte.

Ohne darauf einzugehen, dirigierte Remus den anderen in das angrenzende Schlafzimmer. Nach kurzem Zögern folgte Severus der sanften Führung - es war offensichtlich, dass er nicht allzu sicher auf den Beinen war. Ich töte den, der ihm das angetan hat, dachte Remus, obwohl er genau wusste, dass er das niemals tun würde. In Momenten wie diesem hier schien sein Hass stark genug zu sein, um selbst Voldemort höchstpersönlich für immer und ewig zu vernichten.

Sanft aber bestimmt drängte er Severus in Richtung Bett. Dass das, weswegen er heute eigentlich gekommen war, nicht stattfinden würde, war klar. Ebenso wie die Tatsache, dass er jetzt nicht wieder verschwinden würde - was genau das war, was Severus jetzt von ihm erwartete.

"Lass das." Mit einer ungeduldigen Bewegung, für die er sicher im selben Moment noch teuer bezahlte, schüttelte Severus den stützenden Arm ab und wandte sich von Remus fort. "Ich brauche keine Hilfe", zischte er.

Remus erachtete es als Fortschritt, dass am Ende des Satzes nicht einmal ein angedeutetes 'und schon gar nicht von dir' zu hören gewesen war. So, wie die Dinge zwischen ihnen immer gestanden hatten, war das eine Besserung von fast schon unglaublichen Ausmaßen. "Natürlich nicht", stimmte er trocken zu und zwang sich dazu, still an Ort und Stelle zu verharren, als Severus sich langsam durch den Raum quälte. Mit einem leisen Stöhnen ließ er sich am Rand des Bettes nieder und erst jetzt wagte es Remus, ihm zu folgen. "Du bist am Ende, Severus", sagte er nach einigen Minuten. "Du brauchst Ruhe." Wenn du schon keinen Schlaf finden kannst, fügte er in Gedanken hinzu. Und dass dieser weit außerhalb Severus' Reichweite lag, war leider nur allzu offensichtlich.

"Was ist passiert?", fragte er erneut, während er mit einer Hand sanft über Severus' Rücken strich. Der andere Mann zuckte leicht zusammen, doch ob vor Schmerz oder wegen der Frage konnte Remus nicht sagen. Dass er, von dieser leichten, automatischen Reaktion abgesehen, die Berührung ohne Protest erduldete, sprach Bände. Bildete Remus es sich nur ein, oder bewegte Severus sich tatsächlich etwas näher an ihn heran?

"Das sollte selbst für dich klar ersichtlich sein", gab Severus zurück, doch seiner Stimme fehlte der übliche sarkastische Unterton. Remus seufzte, sagte jedoch nichts mehr, während seine Finger weiterhin sinnlose Muster auf Severus' Rücken zeichneten. Natürlich wusste er was geschehen war - ein Schüler im zweiten Jahr hätte das erkannt. Was Remus aber interessierte war das Warum. "Cruciatus", murmelte Severus schließlich. Für einen Moment hielt Remus inne, überrascht, dass er tatsächlich eine Antwort bekommen hatte, wenn auch eine vergleichsweise unbrauchbare, doch dann fuhr er mit seinen Berührungen fort. Es war ungewöhnlich, fast schon abnormal, dass Severus den Kontakt derart lange zuließ, doch Remus war der Letzte, der sich darüber beschwerte. Stumm wartete er weiterhin ab, in der Hoffnung, noch etwas mehr Information zu bekommen.

Seine Geduld wurde belohnt.

Nach einiger Zeit atmete Severus tief durch und Remus ahnte, dass er eine Entscheidung getroffen hatte. "Es war eine Bestrafung", sagte er schließlich.

"Bestrafung wofür?" Remus hasste sich und den Rest des Ordens dafür, dass sie Snapes Spionagetätigkeiten Jahre lang als gegeben gesehen hatten. Niemand von ihnen, Dumbledore vielleicht einmal ausgenommen, hatte auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, was genau Severus alles mitmachen musste. Mord und Folter, unglaubliche Grausamkeiten nicht nur Muggeln oder Feinden Voldemorts gegenüber, sondern auch in den eigenen Reihen.

"Der dunkle Lord war verärgert... und ich das Nächstbeste, um seinen Zorn auszuleben." Das beantwortete alles und doch gleichzeitig gar nichts - vermutlich genau das, was Snape auch beabsichtigt hatte.

Das Nächstbeste, wiederholte Remus in Gedanken und verzog dabei das Gesicht. Nicht einmal eine Person, nein, für Voldemort sind seine Gefolgsleute einfach nur Dinge. Zwar beileibe keine neue Erkenntnis, was sie jedoch auch nicht leichter zu ertragen machte. Vor allem nicht im Zusammenhang mit dem Mann den er... ja, was eigentlich? Mochte? Liebte? Keines war das richtige Wort, um seine komplizierten Gefühle gegenüber Severus Snape zu beschreiben. Verdammt, genaugenommen waren sie doch nicht einmal Freunde - und trotzdem trafen sie sich mit steigernder Häufigkeit zu dem bloßen Sinn und Zweck, miteinander ins Bett zu gehen. Bist du dir sicher, dass du ihn nicht liebst?, flüsterte es in seinem Unterbewusstsein, und Remus konnte diese Frage beim besten Willen nicht beantworten. Falls er es noch nicht tat, war es nur noch eine Frage der Zeit. Eine völlig andere hingegen war es, wie es um Severus' Gefühle stand. Besser nicht darüber nachdenken. Zweifelsohne würde nichts Gutes dabei herauskommen.

"Und wie oft bist du das Nächstbeste?" Der kaum unterdrückte Ärger in Remus' Stimme ließ Snape zusammenzucken und langsam löste er sich von dem anderen Mann.

"So oft wie es notwendig ist, wenn ich dafür Informationen bekomme", entgegnete er kühl.

Doch Remus war nicht bereit, diese Ausflüchte gelten zu lassen. Nicht heute, nicht in der Zukunft... nicht, wenn er endlich dabei war, zu begreifen, was hinter ihren Treffen stand. "Und wie viele Informationen hast du heute bekommen?" Oh ja, wenn er wollte, konnte Remus seine Stimme genauso als Waffe einsetzen, wie auch Snape es mit jedem zweiten Satz tat. "Waren sie wichtig genug um das hier", und bei diesen Worten berührte er sachte Severus' noch immer leicht zitternde Hand, "zu rechtfertigen?" Sein Tonfall war hart, doch seine sanfte Berührung machte klar, dass er nicht wirklich verärgert war. Zumindest nicht, was Severus betraf.

Dieser reagierte trotzdem mit einem leisen Zischen und zog seine Hand zurück. Doch er gab keine Antwort und schien es für einen Moment nicht einmal zu schaffen, Remus' herausforderndem Blick zu begegnen. "Nein", sagte er schließlich. Nur ein einziges Wort und doch so viel mehr als die meisten anderen Menschen an seiner Stelle herausgebracht hätten.

Nicht diesmal, nicht die vergangenen beiden Male... wie lange soll das noch so weitergehen?, fragte Remus sich im Stillen, hütete sich aber davor, seine Gedanken laut auszusprechen. Sie hingen ohnehin schon schwer genug im Raum. "Du brauchst Ruhe", kehrte er schließlich wieder zu seiner ursprünglichen Aussage zurück. "Ich werde dich alleine lassen." Zwar das Letzte, was er tun wollte, aber trotzdem...

Severus' leises "Bleib'" ließ ihn erstarren, noch bevor er sich richtig erhoben hatte. Auf seinen fragenden Blick hin erhielt er keine weitere Reaktion; Severus starrte stur geradeaus und vermied es, Remus' Blick zu begegnen. "Bleib' hier", wiederholte er schließlich, als Remus schon glaubte, dass die Spannung ihn zerriss. Keine weitere Erklärung, kein gar nichts.

"Einverstanden." Die Zustimmung quälte sich regelrecht über Remus' Lippen, doch kaum, dass er sie ausgesprochen hatte, schien Severus sich ein wenig zu entspannen. Ein kurzes Nicken war das einzige offensichtliche Zeichen, dass er Remus gehört hatte. Seltsam. Bisher hatte er noch nie Gesellschaft nach einem seiner Besuche bei Voldemort gewollt. Das Letzte, was er im Sinn hatte, war jetzt zu verschwinden - und trotzdem schrieen seine all seine Instinkte ihn an, genau das zu tun. Zu unsicher war er, was er jetzt tun sollte, warum Severus ihn überhaupt hier haben wollte, wenn er es noch nie zuvor getan hatte. Und es hatte schon Nächte gegeben, in denen es ihm weitaus schlechter gegangen war und Remus sich im Stillen die Frage gestellt hatte, wie er den Schmerz alleine durchstehen wollte.

Nur weil er heute physisch nicht am Ende ist, bedeutet das noch lange nicht, dass er seelisch in Ordnung ist. Der Gedanke war so neu wie auch unwillkommen und so sehr Remus ihn auch schleunigst wieder verdrängen wollte, konnte er es nicht. Zu fremd war Severus' Verhalten in dieser Nacht. Sämtliche alte Regeln schienen nicht mehr zu gelten und Remus hatte keine Ahnung, wie sich die nächsten Stunden entwickeln würden, geschweige denn, wie er darauf reagieren sollte. "Was war heute los?", fragte er abermals und es war klar, dass er nicht nur die Bestrafung durch den Cruciatus-Fluch meinte, sondern schlicht und ergreifend alles.

Severus seufzte leise und zuckte mit den Schultern. "Dasselbe Theater wie jedes Mal. Große Reden von Seiten Malfoys", bei dem Namen verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus, "kleinere Streitereien zwischen ein paar Niederen, und Bellatrix hat wieder einmal gnadenlos auf ihren neuen Status als engste Vertraute Voldemorts hingewiesen." Remus wusste nicht genau wie, doch er schaffte es, bei Bellatrix' Erwähnung nicht zusammenzuzucken. Mit einem Mal suchte Severus seinen Blick und hielt ihn fest, während seine ohnehin schon leise und gequälte Stimme endgültig zu einem heiseren, kaum mehr hörbaren Flüstern verkam. "Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dem Orden noch von Nutzen bin", sagte er schließlich unnatürlich ruhig.

"Wie bitte?" Mehr ein atemloses Geräusch als wirkliche Worte, trotzdem schien Severus ihn zu verstehen.

"Ich befinde mich nicht mehr im engsten Kreis, schon seit einiger Zeit nicht mehr", erklärte Severus und vertrieb damit zumindest die akutesten Alptraumbilder, die sich in Sekundenschnelle in Remus' Gedanken gebildet hatten. Er seufzte leise. "Genauso wie Lucius, aus mir völlig unbegreiflichen Gründen."

Die Erwähnung Malfoys nahm Remus fast nicht wahr, zu sehr beschäftigten ihn die vorangegangenen Worte. "Warum nicht?"

Severus warf ihm einen giftigen Blick zu, entschied sich aber nach einigen Momenten doch dazu, die Frage mit einer Antwort zu beehren. "Ich weiß es nicht." Seine Stimme klang beherrscht und es war offensichtlich, dass er, hätte er die Kraft dazu gehabt, durch den Raum getigert wäre. "Tatsache ist aber, dass wir schon seit geraumer Zeit nicht mehr über Voldemorts Pläne informiert sind - zumindest nicht mehr in dem Ausmaß, wie es früher der Fall war. Ich fürchte, dass er mich zumindest verdächtigt...", er zögerte kurz, "... oder aber schon längst weiß, für welche Seite ich wirklich arbeite. Was Lucius betrifft... ich habe keine Ahnung."

Grauenhafte Aussichten. Und Malfoy war ihm immer noch egal. Remus zwang sich dazu, langsam auszuatmen und seinen Körper dazu, sich zu entspannen. Er verzog kurz das Gesicht, als ein scharfer Schmerz durch seine Schulter jagte - der letzte Vollmond lag erst wenige Tage zurück und seinen Muskeln hatten sich noch immer nicht ganz von dieser Tortur erholt. Er lehnte sich zurück, bis er den Kopfteil des Bettes hinter sich spürte. "Du musst mit Dumbledore sprechen", sagte er schließlich. "Du kannst nicht mehr zurück. Die Gefahr ist..."

"... zu groß, ich weiß, ich weiß. Albus hat dasselbe gesagt", unterbrach Severus. Er folgte Remus ans Kopfende des Bettes und gehorchte der leichten Geste, mit der Remus ihn so quasi bat sich endlich hinzulegen. Der Sieg schmeckte mehr als bitter. "Und ich habe ihm dieselbe Antwort gegeben, die ich auch dir jetzt gebe: Ich gehe solange zu den Treffen, wie ich auch nur den Hauch einer Chance auf Informationen habe." Seine Stimme war hart wie Stahl, doch sie war noch immer kaum mehr als ein Wispern und das Zittern wurde auch stärker. Schock, diagnostizierte Remus für sich. Er ist endgültig am Ende seiner Kräfte. Und eine Diskussion darüber, welcher Wahnsinn es war, unter diesen Umständen noch weiter unter den Todessern zu spionieren, würde Severus nur noch weiter unnötig schwächen.

"Wir sprechen noch darüber", versprach er leise. Severus warf ihm einen fragenden Blick zu, auch wenn er die Augen kaum noch offen halten konnte. "Aber nicht jetzt." Statt einer scharfen Erwiderung, wie eigentlich erwartet, gab Severus kampflos auf und schloss seine Augen. "Schlaf'", murmelte Remus, während er versuchte, seinen protestierenden Körper in eine etwas bequemere Position zu bringen. Nein, heute würde er nirgendwo mehr hingehen; es sei denn, Severus brachte die Kraft auf, ihn eigenhändig rauszuwerfen.

Keine Chance darauf - der andere Mann schien mittlerweile in leichten und unruhigen Schlaf verfallen zu sein. Remus zweifelte keinen Moment daran, dass diese Gnade nicht lange anhalten würde, doch er war froh über jede Minute Ruhe, die Severus bekam. Am nächsten Morgen würde der Stress und das normale Leben wieder von vorne losgehen: Unterricht, die Gesellschaft der anderen Lehrer... Remus verzog beim bloßen Gedanken daran leicht das Gesicht. Er verstand Severus mittlerweile nur zu gut und mied Versammlungen so gut es ging, verbrachte seine Zeit lieber alleine oder mit einigen, wenigen Menschen die ihn kannten und denen er vertraute.

Was nur einen verdammt kleinen Kreis übrig ließ.

Schluss damit, befahl er sich selbst und schloss für einen Moment müde die Augen. Er warf noch einen letzten, prüfenden Blick auf Severus, der mittlerweile - anscheinend ruhig - schlief, doch ihn Wahrheit wohl einfach zu erschöpft war, bevor er etwas tiefer rutschte und seine halb liegende, halb sitzende Haltung damit zu Gunsten des Liegens verschob. Gute Nacht schien unangebracht, so wie alle anderen Worte auch, deshalb berührte Remus Severus nur einmal kurz an der Wange, bevor er ebenfalls die Augen schloss und wenige Atemzüge später ebenfalls in die Welt der Träume hinüberglitt.


|| Ende || 03.10.04 ||
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