Title: In the Shadows
Author: Shendara
Mail: shendara@gmx.net

Fandom: Lord of the Rings - The Fellowship of the Ring; Movieverse
Rating: PG
Category: Drama, Pre-Slash
Pairing: Aragorn/Legolas

Archiv: bitte fragen

Summary: Die Mienen von Moria sind gefährlich - nicht nur wegen Orcs und Balrog.

Disclaimer: Das Buch und die Charaktere gehören selbstverständlich J. R. R. Tolkien, ich borge sie mir nur aus, um ein wenig mit ihnen zu spielen.

Notes: Die Beta hat wieder einmal Birgitt auf sich genommen - danke! Entstanden ist die Idee durch das Lesen einer anderen (englischen) Story, in der nebenbei erwähnt wurde, dass Mienen und Elben nicht sonderlich kompatibel sind. Ich kann mich an den Namen nicht mehr erinnern, aber diese eine Absatz hat meine Phantasie aufgeweckt.


Walking in shadows
Feel like I'm drifting away
Never able to touch a heart
Too cold to live this way
On the dark side of the glass
Alone on the edge

~ Dark Side of the Glass, Lori Yates


[Die Minen von Moria]

Weicher Stoff, der ihm die Sicht nahm, ihn noch eingesperrter fühlen ließ, als es ohnehin schon der Fall war.

Hartes Leder, das seine Hände zusammenband, ihn noch wehrloser machte, als er es in dieser riesigen, fast unendlichen Finsternis ohnehin schon war.

Stille, seit Ewigkeiten nicht mehr erneuerte Luft umgab ihn, kalter Stein war dort, wo er Bäume, Erde und Helligkeit gewohnt war.

Das einzige, das ihn davon abhielt, sich völlig dem Horror, der seit Betreten der Minen von Moria an ihm nagte, zu ergeben, waren die Arme, die sich um seine Taille geschlungen hatten, ihn derart fest hielten, dass das Atmen selbst schon zu einer Herausforderung wurde.

Genau das, was er wollte.

Genau das, was er brauchte.

Etwas, das ihn daran erinnerte, wer er war, dass er nicht alleine war, dass, sollte er sich hier wirklich selbst verlieren, jemand da war, der ihn zurückholen würde.

"Vertraust du mir?" Worte, in sein Ohr geflüstert, während der Halt der Arme sich noch weiter verstärkte, ihm einen leisen Laut des Schmerzes entlockten.

Ein leichtes Nicken war seine Antwort, und selbst das überstieg schon fast seine Fähigkeiten in diesem Moment. Der Horror war noch immer da, von Minute zu Minute schlimmer, intensiver, bloß die Arme des Menschen hielten ihn jetzt noch davon ab, den Abgrund in den Wahnsinn hinabzustürzen.

Er war ein Elb, er war ein Geschöpf des Lichts... ihn hier, an diesem furchtbaren, dunklen, toten Ort einzusperren war das Schlimmste, das seiner Art angetan werden konnte. Angst, Verzweiflung, Depression, Wahnsinn... Tod. Er kannte den Weg, der ihm bevorstand, und bloß die Anwesenheit der anderen Acht hatte ihn bisher davor bewahrt, die Schwelle von Depression zu Wahnsinn zu überschreiten. Doch es war knapp, zu knapp und er war sich sicher, es nicht mehr länger hinauszögern zu können; er hatte ohnehin schon länger durchgehalten, als jeder andere Elb es an seiner Stelle vermocht hätte.

"Ich... ich kann nicht mehr." Geflüstert in seiner Muttersprache die schwersten Worte, die er in den über zweitausend Jahren, die er schon lebte, jemals auszusprechen gezwungen war. "Verzeihe mir..." Der Abgrund, an dessen Rand er seit Tagen wandelte, wurde größer, tiefer, noch dunkler, wenn das überhaupt noch möglich war. Er spürte den Sog, wusste, dass es an der Zeit war, den Kampf aufzugeben.

"Nein! Legolas, bleib!" Laute, panische Worte, die seine Ohren in dem Moment erreichten, als er sich fallen lassen wollte. Hin und her gerissen zwischen zwei Befehlen - bleiben oder gehen - gab sein Geist auf, ließ ihn bewusstlos zu Boden sinken, noch bevor er seine Entscheidung treffen konnte.


"Legolas!" Einige endlose Sekunden verstrichen, bis Aragorn erkannte, dass sein Freund nur das Bewusstsein verloren hatte. Gefesselt, die Augen durch schwarzen Stoff verdeckt war er im ersten Moment davon überzeugt gewesen, Legolas für immer verloren zu haben - etwas, das absolut inakzeptabel war. "Barad! Ich hätte mich von dir niemals dazu überreden lassen sollen." Mit schnellen, dennoch vorsichtigen Bewegungen löste er den festen Knoten des Tuches, das Legolas' Augen verband, bevor er sich den Fesseln an den Handgelenken widmete und die Gelenke behutsam massierte, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Niemals, niemals... und doch hatte er es getan. Hatte er mit seinem Einverständnis den Vorschritt des Verfalls nur noch mehr beschleunigt? Der bloße Gedanke an diese Möglichkeit ließ ihn erschauern und gab seiner Selbstverachtung neue Nahrung.

Ein schneller Blick in alle Richtungen überzeugte ihn davon, dass sie wirklich alleine waren - in weiser Voraussicht hatte er einen weit vom Lager abgelegenen Nebentunnel für diesen Versuch ausgewählt - dann zog er Legolas in seine Arme. "Ich hätte es wissen müssen." Ein Vorwurf, den er sich immer und immer wieder machte - er hätte es wissen müssen. Legolas war schon zu verzweifelt, die ungewohnte Enge der Minen und das absolute Fehlen von Sonnenlicht hatte innerhalb kürzester Zeit seine Auswirkungen gezeigt, doch er, Aragorn, hätte erkennen müssen, wie sinnlos Legolas' Vorschlag war. "Komm zu mir zurück, bitte." Er konnte ihn jetzt nicht verlieren... nicht jetzt, nicht, nachdem er Arwen freigegeben hatte, um ihr weiter ein unsterbliches Leben zu ermöglichen. Nicht jetzt, wo das Unternehmen, den Ring zurück nach Mordor zu bringen, von ihnen allen abhing.

Nur neun Leute, jeder einzelne davon wurde dringend gebraucht - und Legolas brauchte Aragorn am dringensten von ihnen allen. Nein, er würde Legolas nicht an die Dunkelheit verlieren, so sicher wie sie Frodo auch nicht im Kampf gegen das Monster vor den Toren Morias verloren hatten.

"Komm zurück zu mir." Leise Bitten, gefolgt von etwas lauteren Befehlen... wäre die Gefahr, die Anderen zu wecken, nicht zu groß, hätte er geschrieen. Legolas reagierte auf nichts von alledem. Noch immer bewusstlos konnte Aragorn unmöglich wissen, ob es schon zu spät war und er Legolas an den Wahnsinn - und damit den sicheren Tod - verloren hatte oder nicht.


Dunkelheit und Kälte, nur entfernt, so weit weg, dass er es kaum noch erkennen konnte, war ein Schimmer von Licht zu erkennen. Das Licht rief ihn zu sich, wollte ihn zurück aus der Dunkelheit holen, bloß konnte er kaum atmen, geschweige denn sich bewegen. Festgefroren in der Dunkelheit lähmte ihn die Angst, während das Licht langsam aber sicher schwächer wurde, sich noch weiter entfernte.

Legolas wusste instinktiv, dass es sein Leben und Aragorn waren, die sich unaufhaltsam von ihm entfernten. Oder war es vielleicht nicht doch umgekehrt? Vielleicht entfernte er sich vom Licht, obwohl er glaubte, sich nicht zu bewegen... Was war real, was Phantasie? War er überhaupt wirklich hier oder was das alles, die Dunkelheit, die Kälte, nur eine Ausgeburt des Wahnsinns, der ihn für sich beanspruchte?

Er wusste es nicht. Die einzige Gewissheit in diesem Moment war die Tatsache, dass er zum Licht musste. Egal wie, egal wie lange es dauerte... er musste ins Licht. Zu Aragorn...

Zurück. Jetzt. Das Licht wurde heller, kam näher. Vorsichtig, als ob eine falsche Bewegung es wieder vertreiben könnte, streckte er eine Hand aus, konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken, als Finger sich fest um sein Handgelenk schlossen und in endgültig zurück ins Leben zogen.


Es war weit nach Mitternacht, als Aragorn langsam einem völlig erschöpften Legolas zurück ins Lager half. Beide waren froh, dass bis auf Gandalf, der sich in den letzten Tagen seltsamerweise immer wieder zur Wache meldete, alle schliefen, und dadurch unangenehme Fragen weitestgehend vermieden werden konnten.

Unangenehme Fragen warum Legolas zu schwach war, um selbst zu gehen, oder aber warum er selbst halb von Aragorn getragen kaum einen Fuß vor den anderen setzten konnte.

"Was ist passiert?" Die geflüsterte Frage brachte weniger Neugier denn Sorge zum Ausdruck, als Gandalf Aragorn half, den mittlerweile schon halb schlafenden Legolas sanft zu Boden gleiten zu lassen.

"Wir haben versucht, ein paar Dämonen auszutreiben", erwiderte Aragorn, weigerte sich jedoch, weitere Erklärungen abzugeben.

Mit einem leichten Nicken nahm Gandalf die Worte zur Kenntnis, bevor er sich wieder zurück zum Feuer begab.

Aragorn war sich nicht sicher, ob er die Worte "Ich hoffe mit Erfolg" wirklich gehört hatte, oder ob sie doch nur ein Echo seiner eigenen Gedanken waren.


[Die nächste Nacht]

Leise Schritte kündigten Frodo an, der sich nach einem kurzen Blick auf den schlafenden Legolas neben Aragorn auf den Boden setzte. "Ich hoffe, es geht ihm besser", murmelte der Hobbit und überraschte damit den Menschen. Aragorn hatte nicht realisiert, dass ihre Abwesenheit in der letzten Nacht von irgend jemand außer Gandalf bemerkt worden war.

"Das tut es."

"Gut. Er braucht jedes bisschen Frieden, das er finden kann."

Eine seltsame Aussage, vor allem von Frodo, der Aragorn bisher immer das Gefühl vermittelt hatte, etwas abseits der Wirklichkeit und ihnen allen zu stehen.

"Was?"

Für einen kurzen Moment flackerte Kummer in Frodos Augen auf, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. "Pass auf dich auf, Aragorn", erwiderte er schließlich. "Vor allem, wenn du in die Nähe von Klippen kommst. Legolas wird es dir danken, glaub mir." Kaum, dass er ausgesprochen hatte, stand Frodo auf und verschwand, nicht jedoch, ohne vorher noch einen letzten Blick auf die beiden Männer am Boden zu werfen. Er lächelte traurig, als er die beschützende Haltung Aragorns und Legolas' unbewusste Suche nach möglichst viel Körperkontakt bemerkte.


Gandalf verloren, Boromir so gut wie tot, keine Chance mehr, ihn zu retten, und Aragorn dazu verdammt, in einer Schlacht sein Leben zu lassen und damit auch Legolas' mit in den Tod zu ziehen... der Ring zeigte ihm seit Tagen Visionen einer Zukunft, die er weder kennen, geschweige denn erleben wollte...

The End


barad - verdammt

~ Quelle: http://sindarin.de