Spoiler für 02x12 (Epiphany).

Vielen lieben Dank an Birgitt für die Beta. :)
Für den ff25-2 Prompt Monate.

One-Night-Stand
© by Shendara

"Das hier darf nie wieder passieren."

Neben ihm schnaubte Rodney verächtlich. "Denkst du etwa, das weiß ich nicht?" Seine Hand wanderte über Johns nackten Rücken und dieser versuchte nicht einmal, den Kontakt zu unterbrechen. Stattdessen schloss er nur die Augen und seufzte zufrieden.

"Nie wieder", wiederholte er leise.

"Schlaf jetzt", antwortete Rodney genauso leise. "Ich weiß", fügte er nach einigen Sekunden hinzu. "Glaub mir, ich weiß." Seine sanften Berührungen begleiteten John, als er wieder abdriftete.

Atlantis, war Johns erster Gedanke, als er aufwachte. Trotzdem konnte er es kaum glauben - zu oft hatte er in den vergangenen Monaten davon geträumt, nur um jedes Mal doch wieder neben Teer aufzuwachen.

Er versuchte, sich auf die Seite zu drehen, doch irgendetwas hielt ihn an Ort und Stelle… Es dauerte einen Moment, bis John realisierte, dass es ein Arm war, der sich um seine Taille geschlungen hatte, und noch einen Moment länger, bis er erkannte, dass der warme Körper, der sich gegen seinen Rücken presste, nicht Teers sondern Rodneys war.

John schluckte die aufkeimende Panik hinunter und zwang sich, ruhig liegen zu bleiben. Die Erinnerung an den gestrigen Tag - und die darauf folgende Nacht - kam langsam wieder und er wollte das hier keine Sekunde früher als unbedingt notwendig aufgeben. Immerhin war es seine einzige Chance auf einen Morgen in Rodneys Armen.

Er bemühte sich, seine Atmung ebenfalls unter Kontrolle zu halten, hatte aber nicht sonderlich viel Erfolg damit - sein Körper reagierte auf Rodneys Nähe und vielleicht auch auf Atlantis selbst. Nachdem er die Hoffnung, doch noch jemals hierher zurück zu kommen, schon aufgegeben hatte - und jetzt hasste er sich dafür, dass er Teers Beteuerungen, dass niemand mehr kommen würde, geglaubt hatte - war es geradezu überwältigend, wieder hier zu sein.

Das leichte Gefühl von Etwas in seinem Hinterkopf hatte ihn fast in die Knie gehen lassen, als er durch das Gate kam, so stark hatte er diese Präsenz vermisst. Und er hatte gedacht, dass die drei Wochen auf der Erde schlimm gewesen waren.

Rodney murmelte irgendetwas und zog John noch dichter an sich. "Es ist zu früh für eine Sinnkrise", murmelte er schließlich. Seine Hand wanderte für einen Moment über Johns Brust, bevor sie über seinem Herz liegen blieb. "Wenn ich dich schon einmal hier habe, gebe ich dich nicht schon vor Tagesanbruch wieder her."

John verzichtete darauf, Rodney darauf hinzuweisen, dass die Sonne bereits aufgegangen war, - zu froh war er darüber, noch ein wenig Zeit herausschlagen zu können. Und außerdem: Wow. Früher wäre der unleugbare Besitzanspruch in Rodneys Worten genug gewesen, um ihn davonlaufen zu lassen, doch jetzt waren sie eine willkommene Erinnerung daran, dass er endlich wieder dorthin zurückgekehrt war, wo er hingehörte.

"Du denkst schon wieder", sagte Rodney und John grinste leicht.

"Ich hatte in den vergangenen Monaten nichts anderes zu tun." Von Meditation wollte er zwar für den Rest seines Lebens nichts mehr hören, aber es war schwerer als erwartet, wieder in sein altes Leben zurückzufinden.

Hinter ihm erstarrte Rodney, bevor er heftig ausatmete und sich von John löste. John vermisste den Körperkontakt sofort, und rutschte etwas nach hinten. Rodney schien den subtilen Hinweis zu verstehen, denn er schlang seinen Arm wieder um John und drückte ihn für einen Moment fest an sich. "Erzähl' mir davon", verlangte er schließlich leise.

Ich will nicht. Der kindische Protest lag ihm zwar auf der Zunge, doch John widerstand der Versuchung und überraschte selbst damit, wie er nach kurzem Zögern Rodney von den ersten, schlimmen Tagen in der Höhle erzählte bis hin zum ersten Angriff des Monsters.

Rodney schwieg, als John seine Erzählung an diesem Punkt unterbrach. "Ist das Monster", fragte er schließlich mit deutlich fragender Betonung, während er mit den Fingern sanft über eine der Narben auf Johns Rücken strich, "für das hier verantwortlich?"

"Ja, aber nicht bei diesem Angriff", antwortete er nach einem Moment und schloss die Augen, als Rodney die Erkundung seines Körpers fortsetzte. "Die Dorfbewohner fanden mich und eine von ihnen - ein kleines Mädchen - konnte die Verletzungen heilen."

"Ein zweiter Angriff?", riet Rodney und diesmal nickte John bestätigend.

"Ein paar Monate später. Sie versuchte wieder, mir zu helfen, doch sie wurde nicht ganz fertig." Er sah keinen Grund dafür, auf die genauen Umstände einzugehen, und überraschenderweise fragte Rodney auch nicht weiter. Im Nachhinein erschien sogar ihm selbst der Wunsch, eine Erinnerung daran zu haben, Etwas getan zu haben, wahnsinnig.

"Du hättest mit ihnen gehen können."

Rodney wusste das bereits, also hatte John keine Ahnung, was von ihm jetzt erwartet wurde. Er beschränkte sich schließlich auf ein kurzes, zustimmendes Geräusch.

"Warum hast du es nicht getan?" Während er sprach, verstärkte Rodney den Halt seiner Arme. John presste seinen Rücken stärker gegen Rodneys Brust. "Ich will damit nicht andeuten… Ich meine…"

"Ich weiß, was du meinst", unterbrach John und grinste leicht. Gott, er hatte das hier vermisst. Und er hatte keine Ahnung, wie er die Frage beantworten sollte. Der Anflug von Belustigung verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war. "Ich schätze, ich war einfach noch nicht soweit." Wie knapp er davor gestanden hatte, wirklich mit Teer zu gehen, nur um endlich dieser ewigen Langeweile zu entkommen - und festzustellen, was mit seinen Leuten passiert war - war Etwas, über das er nicht nachdenken wollte. Dieses kleine Geheimnis würde er mit ins Grab nehmen.

Sie lagen derartig dicht aneinander gepresst, dass er Rodneys kurzes Nicken spüren konnte, und einmal mehr wunderte er sich über die ungewohnte Stille des anderen Mannes. Und zwar nicht nur die verbale.

"Ich bin froh, dass du geblieben bist."

"Ich ebenfalls." Das Gespräch ging in eine Richtung, die er absolut nicht wollte, und Rodney spürte wohl sein plötzliches Unbehagen und ließ ihn los. John vermisste den Kontakt zwar sofort, wusste jedoch nur allzu genau, dass er ihn nie zurückbekommen würde - also konnte er gleich anfangen, sich an den Verlust zu gewöhnen.

Trotzdem war es Rodney, der als erster das Bett verließ, während John sich instinktiv noch etwas mehr zusammenrollte. Er wartete, bis im Bad die Dusche rauschte, bevor er die Augen schloss.

Er musste wieder weggedämmert sein, denn das Nächste, was er spürte, war Rodneys Hand, die sanft seinen Nacken streichelte. "John? Es ist spät." Das du musst gehen blieb unausgesprochen.

"Ich weiß", seufzte er. Eine Antwort auf beides. Das hier darf nie wieder passieren. Seine eigenen Worte klangen noch immer nach und John hasste sie mehr als alles andere in seinem Leben. Er wartete einen Moment, bevor er sich hochstemmte und mit einer denkbar uneleganten Bewegung aus dem Bett stolperte. Rodney erwischte seinen Arm und hielt ihn fest, bis er halbwegs sicher auf den Beinen stand - seine Muskeln und Koordination schienen auf einmal nichtexistent.

"Danke", sagte er und überraschte sich selbst, als es nur als heiseres Flüstern herauskam.

"Jederzeit", antwortete Rodney, während er einen Schritt zurücktrat und John bereits damit beschäftigt war, seine Kleidung zusammenzusuchen. "Jederzeit", wiederholte er und John fing seinen Blick auf, als ihm die wahre Bedeutung des Wortes klar wurde.

Er nickte knapp, da er seiner Stimme nicht traute. Er war schon fast an der Tür, als er sich noch einmal kurz umdrehte; Rodney war direkt hinter ihm. Der Kuss war kurz aber überraschend zärtlich. Trotzdem fühlte John sich, als ob ihm jemand eine verpasst hätte.

Wortlos drehte er sich um und verließ Rodneys Quartier. Er hatte einen Report vorzubereiten und ein Meeting mit Elizabeth und Lorne vor sich… Seine Finger wanderten zu der Stelle an seinem Hals - jetzt Gott sei Dank von seinem Shirt verdeckt -, wo Rodney etwas zu enthusiastisch geworden war, und pressten fest darauf. Er schloss für eine Sekunde die Augen, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.

Vielleicht. Irgendwann, versprach er sich selbst. Auch wenn er nicht daran glauben konnte, war es eine nette Vorstellung.

= Ende =
(08.10.06)

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