Spoiler für SG-1 10x03 (The Pegasus Project) und SGA 03x03 (Irresistible).
while they rise into the
wild wind / it picks them up before it strikes / steals away the urgent
faces / lifts their spirits to the skies / and their language's soft and
broken / but still I understand it well / we talk about the ones we care
for / and of all the things we lost
-- Spindrift by Covenant. |
Spindrift Obwohl er Pilot war, war Gehen für Cam schon immer der beste Weg gewesen, um sich und seine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen. In den letzten Tagen, seit der Zerstörung des Supergates, war er stundenlang durch Atlantis geirrt und hatte doch fast nichts von der Stadt wahrgenommen. Wir haben ein Orii-Schiff zerstört. Immer und immer wieder wiederholte Cam im Geiste die Worte, während er ziellos durch Atlantis wanderte. Ein Orii-Schiff. Er warf zwei an ihm entgegenkommenden Zivilisten ein schnelles, automatisches Lächeln zu, und schüttelte den Kopf, als er einen Fetzen ihrer Unterhaltung mitbekam: "… und das wievielte Hive-Schiff war das jetzt eigentlich?" Überall redeten die Leute nur über das zerstörte Wraith-Schiff, keiner verlor ein Wort über die Orii. Oder das Supergate. Oder die Odyssey, die angedockt auf die Ersatzteile, die in zwei Wochen mit der Daedalus eintreffen würden, wartete. Hive-Schiffe, ein Typ namens Michael (Cam hatte noch immer keine Ahnung, was es genau mit ihm auf sich hatte; außer, dass es sich um einen Wraith zu handeln schien - er sollte sich wirklich endlich über die Berichte der Atlantis-Mission hermachen) und die bevorstehende Ankunft der Daedalus - das waren die Themen, mit denen die Expedition sich beschäftigte. Wir haben ein Orii-Schiff zerstört. Noch immer brachten die Worte ein zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht, während er sich tiefer und tiefer in die bisher kaum erforschten Gebiete der Stadt vorarbeitete. "Jackson an Mitchell." Er seufzte, als das Funkgerät ihn aus seinem geistigen Freudentanz rief, bemühte sich aber, seine Stimme nicht allzu frustriert klingen zu lassen. "Mitchell." Er verzog das Gesicht, als er selbst hörte, wie wenig es ihm gelungen war. Nicht, dass Jackson sich davon beeindrucken ließ… "Wo sind Sie?" "Uh..." Suchend sah er sich um, aber da die Antiker anscheinend nicht viel von Straßennamen gehalten hatten, fand er keinerlei Anhaltspunkte. "Irgendwo in der Stadt", sagte er schließlich. "Keine Sorge, ich finde den Weg zurück schon wieder", fügte er hinzu, als er Jacksons Seufzen hörte. "Ich bin immerhin Pilot." Lachen drang über den offenen Kanal, bevor Weirs Stimme ertönte. "Das ist Colonel Sheppard auch, und trotzdem gibt es niemanden, der sich freiwillig seinem Orientierungssinn anvertraut, wenn er sich am Boden befindet." Sheppard hier, Sheppard da, McKay hier drüben. Noch so ein Thema, das hier zu Tode geredet wurde. "Ich bin nicht Sheppard", schnappte er zurück, "und ich finde meinen Weg zurück. Mitchell aus." Seine Wut verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war, und Cam blieb einen Moment stehen und lehnte seine Stirn gegen die kühle Wand, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Erst O'Neill, dann Sheppard, dachte er resigniert. Wird eigentlich irgendwann einmal auch jemand mit mir verglichen? O'Neill war okay, musste Cam sich eingestehen. Der Mann was es wert, ständig als leuchtendes Vorbild benutzt zu werden. Aber Sheppard?! Er hatte die Dienstakte des Mannes gelesen und nichts, was er seitdem gehört oder gesehen hatte, konnte ihn von der Meinung abbringen, dass Lieutenant Colonel John Sheppard wohl so ziemlich die ungeeignetste Person für den Posten des Militärkommanders von Atlantis war, ATA-Gen hin, ATA-Gen her. "Mitchell ist nicht gerade in deinem Fanclub." Die Worte waren zwar leise gesprochen, doch Cam konnte auch so McKays Stimme - Gott, Sam hatte wirklich nicht übertrieben, als sie von der grenzenlosen Arroganz dieses Menschen gesprochen hatte! - nur allzu leicht erkennen. Er seufzte leise und schloss die Augen, rührte sich aber nicht von der Stelle. "In deinem aber auch nicht, Rodney." Sheppard. Ihm blieb heute aber auch nichts erspart, oder? Es konnte nur purer Masochismus sein, der ihn dazu veranlasste, wieder Haltung anzunehmen und in die Richtung der beiden Stimmen zu gehen. Ein kurzes Lachen, gemischt mit einem Hauch von Bitterkeit. "Wer ist das schon? Zumindest am Anfang", fügte McKay hinzu und Cam verdrehte die Augen. "Ich hatte nie was gegen dich", sagte Sheppard. "Stimmt", erwiderte McKay nach einer kurzen Pause. "Aber wir wissen ja beide, dass du anders bist, nicht wahr?" "Hey!", protestierte Sheppard, doch er lachte dabei. Cam blieb stehen, als er die beiden gut hören konnte, ohne dabei Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden. Er hatte keine Ahnung, was Sheppard und McKay in einen derart abgelegenen Teil der Stadt getrieben hatte - es konnte wohl kaum der Wunsch nach Ruhe gewesen sein, der ihn selbst zu seinem Spaziergang animiert hatte. "Komm her", sagte McKay schließlich. Anscheinend gehorchte Sheppard, denn Cam konnte danach nichts mehr hören. Morbide Neugier trieb ihn weiter, bis er sich schließlich vorsichtig um die Ecke beugte, hinter der er die beiden Männer vermutete. Nichts. Er sah sich weiter um, bis er sie schließlich auf einem der unzähligen Balkone der Stadt - Atlantis war wirklich ein atemberaubender Anblick, dass musste er sich eingestehen - stehen sah. Etwas zu dicht beieinander, um noch harmlos zu wirken und die Implikation ließ Cam für einen Moment erstarren, bevor er ein paar Schritte weiterging, um freies Sichtfeld zu haben. Dreh dich nicht um, flehte er, als Sheppard sich schließlich rührte. Seine Bitte wurde erhört, Sheppard beugte sich nur weiter nach vorn und ließ den Kopf hängen. "Hey. Alles in Ordnung mit dir?" Cam hätte niemals gedacht, dass McKays nervtötende Stimme derart sanft und fast schon besorgt klingen könnte. Sein halb gefasster Vorsatz, die beiden allein zu lassen, verpuffte und er blieb wie angewurzelt stehen. Er war weder dumm noch blind; er erkannte wahre Zuneigung, wenn er sie sah. Und dieses Schauspiel hier zeigte ihm nur allzu deutlich, dass McKays "in Wirklichkeit stehen wir uns ziemlich nahe" kein verzweifelter Versuch, sich in einem besseren Licht darzustellen, gewesen war. "Natürlich", lautete Sheppards Antwort und McKay schüttelte frustriert den Kopf. "Natürlich", wiederholte er und schaffte es, zehn Tonnen Sarkasmus in das Wort zu legen, während seine Hand leicht über Sheppards Rücken strich. Cam schüttelte ebenfalls den Kopf - dass Sheppard nicht in Ordnung war, konnte ein Blinder erkennen. Der Mann war erschöpft, kurz vor dem Zusammenbruch… und McKay ging es auch nicht viel besser. Oder sonst irgendjemandem der Stadt, wenn er ehrlich war. Mit einem Seufzen entspannte Sheppard sich schließlich und legte seinen Kopf auf McKays Schulter. "Wieder ein Hive weniger", stellte er fest und Cam konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, seinen Kopf gegen die Wand zu knallen. "Wir haben einen guten Schnitt." "Aber nicht gut genug", antwortete McKay. "Und glaube nicht, dass ich dir die Zitrone so schnell verzeihe." Sheppard seufzte. "Natürlich nicht. Außerdem dachte ich nicht…" "… dass Mitchell es wirklich tun würde, ich weiß." Cam hielt die Luft an und zwang sich weiterhin, der Szene zuzusehen. Im Nachhinein betrachtet war die Aktion wirklich kindisch und unnötig gewesen. Etwas, auf das auch Sam ihn hingewiesen hatte. "Das auch nicht, nein." Sheppard richtete sich wieder auf, obwohl es ihm sichtlich schwer fiel. "Aber wenn du mir jetzt erzählen willst, dass eine Zitrone vor deiner Nase schon genug für eine Reaktion ist…" McKay schnaubte abfällig. "Natürlich nicht. Wenn ich derartig empfindlich wäre, wäre ich ja wohl kaum mehr am Leben, oder?" Sheppard zuckte zusammen. Oder hatte er es sich nur eingebildet - Cam war sich nicht sicher. "Solange ich nichts Zitrushaltiges esse oder trinke, kann mir auch nichts passieren. Trotzdem war es ein Schlag unter die Gürtellinie." "Ja, Rodney." Cam grinste. Sheppards. Was auch immer du sagst, Rodney, hörte er in Gedanken Sheppards Stimme in einem Tonfall, der wohl so alt wie menschliche Kommunikation selbst war. "Weir an McKay." Cam sprang fast in die Luft, als der Ruf durch das öffentliche Funknetz kam. Mit ein wenig Schadenfreude sah er, wie McKay und Sheppard auseinander sprangen, als ob Weir direkt vor ihnen aufgetaucht wäre. Er zog sich etwas zurück, um nicht entdeckt zu werden, als die beiden sich wieder der Stadt zuwandten. McKay berührte sein Headset. "Ja, Elizabeth?" "Sie wollten mich sprechen?" McKay suchte nach einer Antwort, bis Sheppard ihn am Arm packte und mit den Lippen ein Wort formte. McKay warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Ja. Colonel Carter hatte eine interessante Idee, wie wir unseren Kontakt mit der Erde verbessern könnten, und nachdem ich einige Daten durchgegangen bin…" "Wir treffen uns in fünfzehn Minuten im Konferenzraum, okay?", unterbrach Sheppard. "Ich denke, SG-1 sollte auch dabei sein, also könnten Sie sie bitte verständigen?" "Natürlich. Bis gleich." Weir unterbrach die Verbindung und Cam hatte gerade noch genug Geistesgegenwart, sein eigenes Funkgerät abzuschalten. Mit ein paar schnellen Schritten erreichte er die Nische, die er bereits als Versteck auserkoren hatte, und presste sich gegen die Wand, als die beiden Männer den Balkon verließen. Kaum, dass sie ins Innere gekommen waren, stoppte McKay Sheppard, indem er ihm die Hand auf die Brust legte. Der Kuss war kurz und sanft und reichte, um die letzten Puzzlestücke endgültig an ihren richtigen Platz zu bringen. "Komm heute Abend zu mir, okay?", flüsterte McKay. "Du solltest wieder einmal eine Nacht durchschlafen, anstatt durch die Stadt zu rennen." "Ich werde da sein", versprach Sheppard, bevor er einen Schritt zurücktrat. McKay tat es ihm gleich und überließ ihm den Vortritt zum Transporter. Die Tür hatte sich kaum hinter ihnen geschlossen, als Cam auch schon mit zitternden Fingern sein Funkgerät aktivierte. "Mitchell hier", meldete er sich so ruhig er nur konnte. "Cam?" Sam. Er warf noch einen letzten Blick auf die Transportertür, bevor er sich einen Ruck gab und den Korridor zurückging, über den er hierher gekommen war. Er würde die lange Route zurück nehmen - zumindest bis er einen anderen Transporter gefunden hatte. "Ja?" "In fünfzehn Minuten ist ein Meeting im Konferenzraum, um den Brückenplan im Detail durchzusprechen. Du solltest dabei sein." "Ja, Sam. Ich werde da sein." Erst als er die Verbindung unterbrochen hatte, bemerkte er, dass er den denselben Tonfall verwendet hatte wie Sheppard gegenüber McKay. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für uns. Der Gedanke war erschreckend und erfreulich zu gleich.
= Ende = |
.:. SGA :: LJ-Comment .:. |