The Magnificent Seven

In the Morning Light

Author: Shendara
Mail:
shendara@gmx.net

Fandom:
Mag7
Rating:
PG
Category:
Drama, h/c, POV, Pre-Slash
Characters: Chris, Vin
Universe:
ATF

Note:
Sequel zu Fire in My Blood, diesmal aus Chris' POV. Ist es Romance? Nicht wirklich. Aber solange das Schmalz nicht aus dem Monitor rinnt, bin ich noch glücklich und zufrieden. Danke, wie immer, an Birgitt für die Beta!

I cannot take this anymore
Saying everything I've said before
All these words, they make no sense
I've found bliss in ignorance

-- One Step Closer, Linkin Park --

Eigentlich ein perfekter Tag - Sonnenschein, weit und breit keine Wolke zu sehen und leichter Wind, der die Blätter der Bäume leicht tanzen ließ.

Es war perfekt - aber Chris konnte der Schönheit, die sich direkt vor seinen Augen befand, nichts abgewinnen, im Gegenteil. Bewegungslos lag er im Bett und starrte aus dem Fenster... Genauso wie auch schon gestern Nachmittag. In der gleichen Haltung, in der er eingeschlafen und Stunden später auch wieder aufgewacht war. Hinter ihm war unvertraute Wärme - das Gefühl eines anderen Menschen, der sich dicht an seinen Rücken presste. Chris wusste, dass es Vin war, trotzdem konnte er weder die Energie dafür aufbringen, sich umzudrehen und den anderen Mann anzusehen oder sich auch nur über seine Anwesenheit in seinem Bett wundern. Genauso wenig, wie er die Energie für irgend etwas anderes aufbringen konnte.

Es war ein Wunder, dass er überhaupt die Kraft dazu hatte, seine Augen offen zu halten und regelmäßig Luft zu holen. Obwohl... seine Augen hatte er nur geöffnet, weil er wusste, was ihn erwartete, sobald er sie schloss - etwas, das er um jeden Preis vermeiden wollte.

"Chris..." Sein Name war mehr ein Seufzen als ein richtiges Wort, als Vin sich noch etwas näher an ihn drückte - obwohl Chris geschworen hätte, dass das nicht mehr möglich war. Was er jedoch sicher wusste war, dass er so gut wie gar keine Bewegungsfreiheit mehr hatte - Vin hatte beide Arme um seinen Oberkörper geschlungen, sein Kopf lag auf Chris' Schulter und selbst ihre Beine waren miteinander verschlungen. Fast mit einer Schlingpflanze zu vergleichen, doch der Vergleich war zu negativ... Chris musste zugeben, dass es mehr als angenehm war. Chris spürte, dass Vin noch tief schlief, deshalb unterdrückte er den plötzlichen Drang, sich umzudrehen und den anderen Mann anzusehen.

Vor wenigen Minuten hatte er noch kaum die notwendige Energie gehabt, um einen klaren Gedanken zu fassen - jetzt hätte er nichts lieber getan, als ihre Position zu vertauschen und Vin in seine Arme zu nehmen.

Woher das plötzliche Verlangen kam, konnte Chris beim besten Willen nicht sagen - Dankbarkeit kam nicht einmal mehr annähernd an das heran, was er im Moment fühlte. Die Verzweiflung und der Ärger gegen sich selbst waren noch immer da, er wäre besorgt gewesen, wenn das nicht der Fall wäre, doch er konnte und wollte nicht abstreiten, dass neue Gefühle ebenfalls einen Platz in ihm beanspruchten.

Aber was für Gefühle?

Eine Frage, die er auch nach mehreren Minuten nicht beantworten konnte, und schließlich ließ er sie fallen. Kein Sinn, darüber nachzudenken, wenn er ohnehin nicht weiterkam...

Vins Atmung wurde stärker, unregelmäßiger, und Chris wusste, dass er gleich aufwachen würde. "Du hast mich gebeten, heute nacht hier zubleiben, schon vergessen?" Der leicht neckende Tonfall konnte nicht im Geringsten über die Besorgnis in der Stimme des anderen Mannes hinwegtäuschen. Besorgnis? Vielleicht nicht doch eher Angst vor Chris' Reaktion?

"Habe ich?" Obwohl er die Frage scherzhaft stellte, war Chris auf die Antwort neugierig - er konnte sich an fast nichts erinnern, das gestern geschehen war. Zumindest nicht ab dem Zeitpunkt, an dem... Er unterbrach den Gedanken, bevor es zu weit gehen konnte. Besser, es hinter sich zu lassen und weiterzuleben - zu langes Verweilen in der Vergangenheit brachte ihm nur wieder einen Besuch beim Department-Psychologen ein. Etwas, auf das Chris nur zu gut verzichten konnte - Harris hätte ihn schon das letzte Mal am liebsten vom Dienst suspendiert. Grund: Depression. Und in seinem jetzigen Zustand sah er keine Chance, gegen eine solche Entscheidung angehen zu können.

"Ja, hast du." Ob Absicht oder nicht konnte Chris nicht beurteilen, doch noch während er sprach, presste Vin sich noch etwas fester gegen ihn. Automatisch reagierte sein Körper und machte Platz - eine Geste, die Vin als offensichtlich als Ablehnung interpretierte. "Sorry", murmelte er leise und es tat weh, die Traurigkeit in Vins Stimme zu hören.

"Wofür?", fragte Chris, und noch bevor er bewusst darüber nachdenken konnte, drehte er sich auf den Rücken um, Vin anzusehen. "Ich wehre mich nicht, oder?"

"Nein, tust du nicht." Noch während er redete fuhr Vin kurz über Chris' Wange, zog seine Hand jedoch sofort zurück. "Aber vielleicht bist du auch noch nicht wach genug, um zu verstehen."

"Ich bin wach genug." Wach genug um sich Dinge zu wünschen, an die er im Traum nie gedacht hätte.

"Wirklich?" Vin lächelte leicht und Chris wurde auf einmal die Absurdität der ganzen Situation bewusst und irgendwie - er hatte keine Ahnung, wie - schaffte er es, ein leichtes Lächeln auf seine Lippen zu bringen. Ein ehrliches noch dazu.

"Wirklich", bestätigte er leise. Und dann, etwas lauter und herausfordernder: "Und was verstehe ich jetzt genau?" Er liebte solche Spielchen; etwas, das sich wohl die meisten Menschen, die ihn kannten, nicht vorstellen konnten. Vor allem Sarah hatte es immer geliebt, wenn sie ihn in aller Früh, wenn sie schon hellwach war und er noch immer halb schlafend, aus dem Bett zu locken versuchte. Aber dies hier war nicht Sarah... doch als ob er das Drehbuch gelesen hätte, folgte Vin dem altvertrauten Muster:

"Ich denke, du weißt das genau."

"Tue ich das?" Chris legte seinen Kopf leicht schief. "Ja, tue ich", murmelte er schließlich. Langsam, und Vin jede Möglichkeit gebend, dem nun Folgenden doch noch auszuweichen, beugte er sich nach vorne.

Der Kuss war kurz und flüchtig - ihre Lippen berührten sich kaum, bevor sie beide gleichzeitig zurückschreckten. Chris wusste wirklich, was er wollte, und anscheinend ging es Vin nicht anders. Instinkt. Das und nichts anderes war es gewesen, das den Kuss veranlasst hatte, oder?

Chris war sich nicht sicher, ob irgend einer von ihnen dazu bereit war, weiter zu gehen - und das Läuten des Handys verhinderte, dass er es herausfand.

"Larabee." Kein wirkliches Knurren, doch das leichte Grollen in seiner Stimme war unverkennbar.

"Chris? Tut mir leid, Sie jetzt schon stören zu müssen..." Travis. Chris seufzte und das leise Geräusch war genug, um Vin aus der verträumt- verspielten Stimmung von vor wenigen Sekunden in eine ernsthafte zurückzuversetzen. Obwohl es in Rekordzeit geschah, konnte Chris regelrecht zusehen. Verdammt, noch ein Grund, diesen Anruf zu hassen.

"Kein Problem. Was ist los?" Er hatte zwar vage Ideen, doch Hoffnung schadete niemals, oder?

Eine merkliche Pause am anderen Ende der Leitung, gefolgt von einem Seufzen von Seiten Travis. "Die IA sitzt mir wegen gestern im Nacken. Sie wollen Ihre Aussage - am besten noch vorgestern." Wieder eine Pause, als ob Travis nach passenden Worten suchte. "Sehen Sie sich dazu in der Lage, heute noch..."

"Kein Problem", unterbrach Chris. Es gab nicht viel Schlimmeres, als diese Typen warten zu lassen - aus Erfahrung wusste er, dass allen geholfen war, wenn diese Interviews möglichst schnell erledigt wurden. Darüber, was die IA von ihm wollte und wie er damit umging würde er sich später beschäftigen. So viel später als irgend möglich. "Um elf?", fragte er nach einem Blick auf die Uhr. Das würde ihm und Vin zwei Stunden geben, dreißig bis fünfundvierzig Minuten für die Autofahrt nach Denver miteingerechnet. "Ihr Büro?"

"Einverstanden. Und Chris? Es tut mir leid." Nicht mehr, kein falsches Mitleid, Business wie immer. Die Art und Weise, die Chris bevorzugte. Er gab keine Antwort und Sekunden später hatte Travis aufgelegt.

"Ich mache Frühstück, du verschwindest ins Bad", schreckte Vins Stimme ihn aus seinen Gedanken. Noch bevor Chris eine Chance hatte, die Worte richtig zu registrieren, war Vin auch schon aus dem Zimmer und in Richtung Küche verschwunden.

Und ihm blieb nichts anders übrig, als dem ihm von anderen vorgegebenen Weg zu folgen und zu hoffen, dass er heute Abend die Zeit und Energie dafür hatte, über die Geschehnisse von vor ein paar Minuten nachzudenken.

Chris bezweifelte, dass er die haben würde. Er würde - wie immer - nach Instinkt gehen.

|| Fiction ||