The Magnificent Seven

Das nächste Mal

Author: Shendara
Mail:
shendara@gmx.net

Fandom:
Mag7
Rating:
PG (wegen einiger Ausdrücke)
Category:
Drama / Vignette
Characters:
Chris Larabee
Universe:
OW (original setting)

Note:
Pony ist Chris' Pferd, Four Corners die Stadt, in der die Sieben schlußendlich zusammenfinden und die sie anschließend beschützen. Die beiden Namen sind einzig und allein Fanon, der jedoch vom Großteil der (logischerweise englischen) Szene ohne Murren übernommen wurde. Und ich bin einfach nur froh, Namen zu haben, die ich verwenden kann. :)
Ein großes Dankeschön geht an meine zwei Betas - Atti und Birgitt. Außerdem noch Danke an alle, die sich für die Beta gemeldet haben.

Eine Kugel. Eine Kugel und es wäre vorbei, ein für allemal. Mit ausdruckslosem Gesicht starrte Chris Larabee auf die Waffe in seiner Hand; wie oft er schon in genau dieser Haltung, mit genau denselben Gedanken im Kopf in verschiedensten Hotelräumen gesessen war, wusste er schon längst nicht mehr. Drei Jahre waren eine verdammt lange Zeit, vor allem, wenn man in seinem Leben keinen Sinn mehr sah.

Chris wusste genau, dass er den letzten Schritt heute genauso wenig machen würde wie all die Male zuvor; nicht, dass er nicht bereit gewesen wäre, zu sterben - zum Teufel, seit drei Jahren versuchte er nichts anderes, als einen akzeptablen Weg dafür zu finden - aber sein eigenes, gottverdammtes Ehrgefühl verbot es ihm.

Ich will nicht sinnlos sterben.

Dadurch fiel Selbstmord von vornherein flach, genauso wie sich von einem der jungen Typen, die ihn in unregelmäßigen Abständen herausforderten, umlegen zu lassen. Er hatte diesen Ruf nie haben wollen, aber er hatte es auch nicht vermeiden können. Wer ein paar Mal schneller als sein Gegner war, galt automatisch als schießwütiger Revolverheld, egal, welche Motive dahinter standen.

Mit einem leisen Seufzen ließ Chris die Waffe wieder im Holster verschwinden und griff nach einer der beiden Whiskeyflaschen, die er mitgebracht hatte. Wenn Sarah mich jetzt sehen würde... Er unterbrach den Gedanken sofort, das letzte was er wollte, war ihr Andenken zu entehren, indem er als Betrunkener an sie dachte. Was ihn zum nächsten Problem brachte - was, zum Teufel, tat er eigentlich hier?!

Hier - das war irgendein gottverlassenes Kaff in der Nähe der Grenze - er konnte sich nicht einmal an den Namen erinnern, geschweige denn, wie er  hierher gekommen war. Eigentlich war es auch egal; er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich darum zu kümmern, wo er sich aufhielt. Die ersten Monate nach dem Feuer existierten nur noch als vage Erinnerungen; nicht, dass er es anders wollte. Wenn es nach ihm ginge, hätte er die vergangenen drei Jahre aus seinem Gedächtnis gestrichen. Die erste konkrete Erinnerung nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes bestand darin, wie er es endlich und endgültig geschafft hatte Buck Wilmington in die Flucht zu schlagen.

Gott wusste, es war ein langer und harter Kampf gewesen - aber so stur Buck auch war, Chris schaffte alles, was er sich vornahm.

Alles? Ein bitteres Lachen entkam ihm bei dem Gedanken, wenn es wirklich so wäre, würde seine Familie noch leben. Oder er hätte zumindest ihren Mörder gefasst. Oder er hätte es geschafft, sich auf elegante Art und Weise aus dem Leben zu verabschieden.

Aber nein, was tat er stattdessen? Sich in einer billigen Absteige nach der anderen sinnlos betrinken, sich immer und immer wieder von jungen Möchtegern-Revolverhelden herausfordern lassen und, zu guter Letzt, in seinem eigenen Selbstmitleid ertrinken. Ich bin genau zu dem geworden, was ich immer verabscheut habe. In einem plötzlichen Anfall von Wut schleuderte er die halbvolle Flasche gegen die Wand, empfand einen kurzen Moment der Zufriedenheit, als die Flüssigkeit langsam die Mauer hinablief und sich am Boden in einer Lache um die Bruchstücke des Glases sammelte. Der Geruch von Alkohol, vermischt mit dem von ungewaschenem Mann, erfüllte den Raum und brachte Chris zum Husten - er musste hier raus, und zwar sofort.

Ein Besuch im Badehaus war schon längst überfällig, außerdem sollte er nach Pony sehen und dann würde er sich wieder auf den Weg machen. Er hatte Gerüchte über noch so ein Kaff, nur knappe drei Tagesritte von hier entfernt, gehört... Chris versuchte krampfhaft, sich an den Namen zu erinnern, plötzlich - und das erste Mal seit drei Jahren - war es ihm wichtig, zu wissen, wohin er ging.

Four Corners.

Der Name erschien wie aus dem Nichts in seinem Gehirn, und er war sich nicht wirklich sicher, ob er überhaupt stimmte, aber das war unwichtig. Chris hatte ein Ziel vor Augen, auch wenn es nur so etwas Sinnloses wie das Erreichen einer abgelegen Grenzstadt war.

Ob er wollte oder nicht, die Welt würde sich weiterdrehen - mit oder ohne ihn. Und Chris Larabee war, trotz aller Aktionen, die das Gegenteil zu auszudrücken schienen, noch nicht bereit zu sterben.

Vielleicht das nächste Mal, wenn er dann in Four Corners in einem schäbigen Motelraum saß und über die Ungerechtigkeit des Schicksals nachdachte. Vielleicht dann, aber definitiv nicht hier und heute.

|| Fiction ||