The Magnificent Seven

Breaking the Waves

Author: Shendara
Mail:
shendara@gmx.net

Fandom:
Mag7
Universe:
OW
Characters:
Ezra, Nathan
Category:
Post-Episode
Rating:
G
Spoiler:
The Trial

Note:
Geschrieben, während der Young Guns II Soundtrack auf voller Läutstärke lief (nach einem Jahr noch immer die CD, um mich in OW-Stimmung zu versetzen). Das hier ist speziell für Birgitt, Beta meines Vertrauens - auch für diese Story hier - dafür, dass sie die Erste war, die vor einem Jahr meine Mag7-Begeisterung teilte und für Hunderte von informativen und gedankenanregenden Mails, die trotzdem in erste Linie noch immer Spaß machen. :)

A penny for your thoughts now, baby
Looks like the weight of the world's
On your shoulders now

I know you think you're going crazy
Just when it seems everything's
Gonna work itself out
They drive you right back down

-- Miracle, Jon Bon Jovi --

"Mr. Jackson?"

"Ezra." Nathan begrüßte den anderen Mann mit einem leichten Nicken und sah fragend auf. Ezra stand in der Tür, doch eher im Freien als im Raum. Generell weckte sein gesamtes Auftreten den Verdacht, dass er nur einen Gedanken von Flucht entfernt war und er im Moment alles lieber täte, als sich in der Klinik aufzuhalten. "Was ist?", fragte Nathan, als Ezra keinerlei Anstalten machte, etwas zu sagen.

"Ich..." Eine Pause. Neugierig geworden schloss Nathan sein Buch und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf seinen Besucher - wenn Ezra einmal kein Wort mehr herausbrachte, musste es ernst sein.

"Was ist los?"

Für einen Moment huschte so etwas wie Unsicherheit über Ezras Gesicht, bevor sein übliches Pokerface jedes seiner Gefühle versteckte. "Es tut mir leid, dich gestört zu haben", meinte er mit einem leichten Neigen des Kopfes. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verschwand genauso schnell und leise, wie er auch gekommen war. Zurück ließ er einen überraschten und auch besorgten Nathan Jackson, der versuchte, Sinn in das Verhalten des Südstaatlers zu bringen - vergeblich, wie immer. Nach einigen Momenten gab Nathan auf und widmete sich wieder seinem Buch; obwohl Ezras unübliches Verhalten noch immer einen Teil seines Gehirns beschäftigte.

[Drei Tage später]

"Nathan." Dadurch, dass er ihn mit seinem Vornamen ansprach, hatte Ezra sofort die volle Aufmerksamkeit des Heilers.

"Ja?" Nur mit Mühe konnte er sich ein ungeduldiges Was ist? verkneifen, als auf seine Frage keine unmittelbare Antwort folgte.

"Ich möchte mich entschuldigen." Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, war Ezra schon auf halbem durch die Tür - doch ein plötzlicher Griff an seinem linken Handgelenk hielt in fest. Nicht fest genug, als dass er nicht entkommen könnte, wenn er wollte, doch die Botschaft war klar: Bleib.

"Wofür?" Nathan hielt Ezras Handgelenk zwar noch immer fest, lockerte den Griff jedoch sofort, als er sich sicher war, dass der andere Mann nicht noch einmal versuchen würde zu verschwinden.

"Für..." Pause. Ezra wusste zum ersten Mal seit langer Zeit nicht, wie er sich ausdrücken sollte - etwas, was sicherlich zu einem guten Teil auch mit der Tatsache zu tun hatte, dass er sich schon lange nicht mehr entschuldigt hatte und es auch ernst gemeint hatte - während Nathan schlicht und ergreifend nicht wusste, wofür Ezra sich entschuldigen wollte. Nicht, dass ihm nicht auf Anhieb einige Dinge einfielen, nein, sondern eher, für welchen Zwischenfall der Südstaatler sich entschuldigen wollte.

"Ezra?", fragte er nach, als nach einiger Zeit noch immer kein Wort zu hören war. "Wofür willst du dich entschuldigen?" Gott hilf mir! Ich hätte nie erwartet, einmal den Tag  zu erleben, an dem Ezra Standish dazu ermutigt werden muss, den Mund aufzumachen!

Für alles, war die erste Antwort, die Ezra in den Sinn kam, doch er beherrschte sich noch rechtzeitig. "Für mein Verhalten während der Verhandlung", erklärte er schließlich. Nathans Verwirrung war fast greifbar; weitere Erklärungen wurden notwendig. "Ich bin gekommen, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich mich - während dein Vater einem Mordprozess gegenüberstand - meine Aufmerksamkeit auf das weitaus unwichtigere Vorhaben, meiner Mutter und einem ihrer...", Ezra hielt kurz inne, als ob er das richtige Wort suchte, "Verehrer zu einer für beide Seiten akzeptablen Vereinbarung zu verhelfen, konzentriert habe." Er schluckte und fixierte seinen Blick auf seine linke Hand, die sich noch immer in Nathans Griff befand. "Ich hätte stattdessen dir und deiner Familie helfen sollen; ich bin davon überzeugt, dass es wesentlich sinnvoller gewesen wäre." Die letzen Worte wurden von einem bitteren Lächeln begleitet. "Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest..."

"Nein!" Dadurch, dass Ezra merklich zusammenzuckte, erkannte Nathan, dass das einzelne Wort viel zu harsch geklungen hatte. "Nein", wiederholte er, diesmal wesentlich leiser und sanfter. "Geh' nicht."

"Warum nicht? Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte - es gibt keinen Grund dafür, dass ich mich noch länger hier aufhalte."

"Falsch." Nathan gab keine weitere Erklärung ab, sondern deutete nur mit einer leichten Geste in Richtung des Bettes. Es gab in dem Raum nur einen Sessel und Nathan hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie das nun folgende Gespräch - und sie würde ein Gespräch führen, vorher würde er Ezra nicht wieder gehen lassen - am besten von der selben Ausgangsposition aus führten.

Nebeneinander.

Gleichgestellt.

Nathan unterdrückte ein leises Lachen bei diesem Gedanken. Wer hätte jemals gedacht, dass er, Nathan Jackson, von Anfang an der größte Fürsprecher dafür, Ezra Standish besser noch gestern als heute loszuwerden, eines Tages ein ernsthaftes Gespräch mit ihm führen würde. Einfach nur aus dem Grund, um zu versuchen, diesen fast schon als Scham zu bezeichnenden Ausdruck aus seinen Augen zu bekommen.

Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst. Ich habe niemals erwartet, dass du meinen Vater verteidigst. Er seufzte innerlich. Genauso wenig wie ich es von Chris oder Vin erwartet hatte - und ihnen habe ich es auch nicht übel genommen. Aber Ezra war immer anders, nicht wahr? Mit einem einzelnen Wort konnte man den Mann tiefer verletzen, als es mit einem Messer oder einer Kugel jemals möglich wäre. Und Ezra war der Typ Mensch, der niemals Hilfe suchte, egal wie schlecht es ihm ging... Bis es ihn eines Tages einmal umbringt. Kein Gedanke, der es wert war, weiter verfolgt zu werden.

"Setz dich." Mit leichtem Druck brachte Nathan den anderen Mann dazu, sich hinzusetzen. Misstrauen und ein Hauch von Angst schimmerten in Ezras Augen, als er - nach kurzem und schwachen Widerstand - nachgab und sich niederließ. Wachsam verfolgte er jede Bewegung Nathans, als dieser sich neben ihm setzte und fast erwartungsvoll ansah. "Wir werden reden, Ezra", stellte Nathan klar. "Ob es dir gefällt oder nicht." Erst jetzt bemerkte er, dass er Ezras Handgelenk noch immer leicht festhielt. Für einen Moment verstärkte er seinen Griff - eine Erinnerung daran, dass Davonlaufen diesmal nicht zur Diskussion stand -, dann ließ er los.

"Nathan, ich..."

"Sei still und hör zu." Es war schwer, verdammt schwer, doch Nathan schaffte es, seine Stimme diesmal nicht zu heben. Gott wusste, ihm fielen auf Anhieb tausend einfachere Dinge ein, als in Ezras Gegenwart ruhig zu bleiben... dabei hatte er im Grunde genommen überhaupt nichts gegen den Mann. Ein tiefer Atemzug und einen Seufzer später war Nathan soweit, den Versuch einer Erklärung zu starten. "Ich habe von dir nicht erwartet, dass du meinem Vater hilfst."

Offensichtlich die falschen Worte - wie sonst sollte er sich Ezras Zusammenzucken und plötzlich noch verschlosseneres Gesicht erklären?

"Ich habe es von dir genauso wenig erwartet wie von Chris, Vin oder selbst Buck - falls ihn jemand gefragt hätte." Er lachte kurz auf, ein Geräusch, das nicht das Geringste mit Humor zu tun hatte. "Ich war ja schon überrascht, dass mich keiner dafür ausgelacht hat, als die Frage aufkam."

"Warum?"

Warum was?

Ezra musste seine Verwirrung bemerkt haben, denn er bemühte sich um eine Erklärung. "Warum ausgelacht? Du und dein Vater... ihr habt Hilfe benötigt und darum gebeten. Was soll so falsch daran sein?"

Wenn du das Konzept so gut verstehst, wie kommt es, dass du selbst nie um Hilfe fragen kannst? Eine interessante Frage - eine, die Nathan Ezra irgendwann einmal stellen musste. Irgendwann... wenn er nicht gerade versuchte, seine eigenen Ängste und Unsicherheit zu überwinden um Ezra über die seinen hinweg zu helfen.

"Die Frage meinst du nicht ernst."

"Doch, tue ich." Ezra schüttelte leicht den Kopf, als wollte er einen ungewollten Gedanken vertreiben, bevor er aufstand und sich einige Schritte vom Bett entfernte. "Oder sind wir wieder beim alten Thema, dass Schwarze angeblich weniger wert sind als Weiße?" Auf Nathans tödlichen Blick hin lachte er bitter auf. "Ich hätte es mir denken sollen. Einmal eine schlecht gewählte Formulierung und sie verfolgt einen bis in alle Ewigkeit." Er seufzte leise, resigniert. "Ich habe nichts gegen Schwarze, ganz im Gegenteil."

"Ich weiß."

An jedem anderen Tag hätte Nathan mit Freuden für den Anblick eines völlig überraschten Ezras, der endlich einmal nicht mehr dazu fähig war, sich selbst und seine Gefühle hundertprozentig zu kontrollieren, seinen gesamten Wochenverdienst geopfert. Aber unter diesen Umständen war er einfach nur traurig darüber, dass Ezra noch immer glaubte, ihnen allen eine Maske zeigen zu müssen, obwohl er doch wissen musste, dass er längst durchschaut worden war.

"Bitte?" Nur ein einzelnes kurzes Wort und doch kam darin mehr von Ezras wahren Gefühlen durch, als in einem seiner fünfminütigen Vorträge. Nathan konnte sehen, wie die Barrieren in den nächsten Sekunden hastig wiederaufgerichtet wurden. Am Ende zeigte sich ein leichtes, arrogantes Grinsen auf seinem Gesicht. "Ich weiß nicht, wovon du redest."

"Wenn du das nicht weißt, ist deine Menschenkenntnis nicht einmal annähernd so gut, wie du uns andauernd glauben machen willst." Nathan stand ebenfalls auf, hielt jedoch Abstand. "Der Einzige in dieser Stadt, dem du noch etwas vormachst, bist du selbst. Der Rest von uns weiß schon lange, was los ist."

"Ach, und das wäre?" Die Selbstkontrolle war wieder vollständig hergestellt und mit einem Mal wurde Nathan wieder klar, warum es ihm immer so leicht fiel, auf Standish wütend zu sein und ihn zum Teufel zu wünschen.

"Vergiss' es", erwiderte er scharf. "Geh' zurück in den Saloon und raff' mehr Geld zusammen." Den letzten Satz war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ezras ohnehin schon starre Haltung versteifte sich noch mehr, bevor er seinen Kopf noch etwas weiter hob und versuchte, Nathan Aug in Aug gegenüberzustehen. Erfolglos wie immer; selbst ein Meisterschwindler wie Ezra Standish konnte sich nicht größer machen, als er war. Zumindest in dieser Hinsicht würde Nathan ihm immer überlegen bleiben.

"Genau das werde ich jetzt tun", sein Tonfall war noch kühler als Nathans. "Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst... ich habe den Verdacht, dass es in diesem Territorium noch ein oder zwei Farmer gibt, die ich noch nicht um ihren letzten Cent erleichtert habe." Ein leichtes Nicken und er war verschwunden.

Erst, als die Tür hinter ihm zufiel, ließ Nathan seinen angehaltenen Atem explosionsartig entweichen. Langsam trat er ans Fenster und sah gerade noch, wie Ezra im Saloon verschwand. Zweifelsohne, um ein Spiel zu finden. Ebenso zweifelsohne würde keiner seiner Gegner mehr verlieren, als er sich leisten konnte. Wie immer.

Nathan konnte und wollte nicht verstehen, wie ein derart intelligenter Mensch es schaffte, sich selbst dermaßen zu belügen. Trotzdem... die Entschuldigung war ein Anfang, auf den sich bauen ließ. "Irgendwann, Ezra", murmelte er zu sich selbst, "wird dir auch noch klar, warum du diese Spielchen mit dir selbst spielst." Und an diesem Tag würden sie ein wirkliches Gespräch führen und ein paar Dinge ein für alle Mal aus der Welt schaffen.

|| Fiction ||