Title: Armageddon, Part 1 – The Vampire Slayer
Author: Tegan

Fandom: Angel, Buffy
Rating:
Category: Schmerz, Entscheidung, Freundschaft
Characters, Pairing: Giles, Joyce, Oz, Willow, Xander, Moira (statt Buffy)

Summary: Der große Fight gegen Bürgermeister Wilkins und Faith ist vorbei. Moira, die Jägerin, empfindet danach eine große Leere und weiß nicht, was sie dagegen unternehmen soll. Doch ein einziger Anruf macht es ihr leicht, eine Entscheidung zu treffen ...

Disclaimer: Die Charaktere von Angel und Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon, David Greenwalt und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Als erstes ... wer mich kennt, weiß, das mir der Name Buffy nicht besonders gefällt, obwohl ich die Serie liebe. Aber was für ein Name ist Buffy? Also, gab ich der Jägerin den Namen Moira. Auch vom Verhalten her ist sie etwas anders als Buffy, so das man ruhig sagen kann, sie ist mein eigener Charakter. Aber da Joss Whedon die Jägerin erschaffen hat, ist es auch seine Erfindung.
Angel kommt in dieser Story auch nicht vor, da es rein um Lindsey McDonald, dem süßen Anwalt von Wolfram & Hart, geht. Wenn ich Angel dazu genommen hätte, wäre ich selbst in einen kleinen Konflikt geraten. Dies ist eine FanFiction, die Lindsey gewidmet ist. Ich bin begeistert von ihm. Leider hat er die Serie Angel inzwischen verlassen. So können wir nur hoffen, daß es irgendwann ein Wiedersehen mit Lindsey gibt, oder?
Außerdem nehme ich einige Folgen von Angel sowie Buffy und gehe auf die Themen in diesen Folgen ein. Natürlich schreibe ich sie nach meinen Vorstellungen – mal wieder. Ich schreibe sie also um. Also, wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und für Kommentare mailt mir doch einfach.


Armageddon, Part 1 - The Vampire Slayer
written by Tegan
© 2001

~ 1. ~

Dunkel legte sich die Nacht über Sunnydale. Moira starrte aus dem Fenster. Die Flammen des großen Feuers waren noch immer am Horizont zu sehen. Es waren die Flammen jenes Feuers, das sie zu verschulden hatte; das sie gelegt hatte um die Welt zu retten ... so wie es ihre Pflicht war. Sie seufzte leise und wandte sich ab. Der Kampf war vorbei. Ihr großer Kampf gegen den Bürgermeister Richard Wilkins III. und der zweiten Jägerin Faith. Ihre Feinde hatten verloren.

Moira konnte es noch immer nicht glauben. Es war tatsächlich vorbei. Faith - sie lag im Koma. Und der Bürgermeister? Tja, der hatte sich in eine Riesenschlange verwandelt. Moira hatte es geschafft ihn zu besiegen. Und das war nur möglich gewesen indem sie ihn zusammen mit dem Rathaus von Sunnydale in die Luft gejagt hatte. Ihr Sieg gegen den Bürgermeister war schwer erkämpft worden. Ihn zu besiegen war nicht leicht gewesen. Und sie hatte ihn nur besiegen können weil Faith ihr im Traum erschienen war und ihr einen Tip gegeben hatte. Ja, ihr großer Kampf war wirklich vorbei. Sie hatte gewonnen und die Welt erneut gerettet.

Die Jägerin schleppte sich ins Bad. Dort blickte sie zweifelnd in den Spiegel. Sie war älter geworden als so manch andere Jägerin. Und sie sah ziemlich ramponiert aus. Ihr langes pechschwarzes Haar mit den roten Strähnen fiel aus dem Knoten. Über ihren blauen Augen zeichneten sich tiefe Schnittwunden ab. Die Schnittwunden verteilten sich auf ihrem ganzen Körper. Außerdem spürte sie noch andere Blessuren und Schrammen. Aber die würden wieder heilen.

Seit fünf Jahren war sie die Jägerin. Doch so einen schweren Kampf hatte sie noch nie gehabt. Moira wußte, daß sie fast drauf gegangen wäre. Sie hatte den Bürgermeister nur besiegen können weil ihre Freunde ihr geholfen hatten und weil ihr Faith den richtigen Rat gegeben hatte. Moira hatte Glück gehabt - diesmal.

Doch was würde in Zukunft geschehen? Wie lange würde ihr Glück noch andauern? Wie lange noch würde sie als Siegerin aus einem Kampf herausgehen? Moira wußte, irgendwann würde ihr Glück sie verlassen. Ein Dämon würde auftauchen, der stärker war als sie. Und dann würde sie sterben - so wie all die Jägerinnen vor ihr.

Moira wusch sich das Gesicht und verband sich ihre Verletzungen. Sie zog sich um und legte sich ins Bett. Sie wollte nur liegen und sich ausruhen. Schlafen - nach diesem Kampf wollte sie nur noch schlafen. Sie wollte sich in ihre Träume flüchten und für eine Weile einfach vergessen. Sie wollte einfach ihre Welt vergessen. Eine Welt, in der sie schon so lange lebte und ihr immer wieder die schreckliche Wahrheit über ihr Schicksal als Jägerin offenbarte.

Doch die Jägerin konnte kein Auge zumachen. Der Showtown gegen den Bürgermeister hatte ihr mal wieder nahe gebracht, das ihr Leben jede Nacht enden konnte. Eines Tages würde ein Dämon kommen, der viel stärker war als sie. Ein Dämon, der sie töten würde. Das war das Schicksal aller Jägerinnen. Sie starben im Kampf und eine neue Jägerin wurde gerufen um den ewigen Kampf gegen das Böse fortzusetzen.

Es gefiel Moira nicht, daß sie so verdammt machtlos gegen ihr Schicksal war. Sie kannte ihr Schicksal seit fünf Jahren. Die Mächte der Finsternis würden eines Tages einen besonders bösen Dämon ausgraben und sein Weg würde sich mit dem der Jägerin kreuzen. Und dann war es soweit. Dann würden die Mächte der Finsternis sie töten. Moira war sich dessen deutlich bewußt. Und es gefiel ihr nicht. Es gefiel ihr einfach nicht, daß sie es so hinnehmen mußte weil es das Schicksal aller Jägerinnen war. Sie wußte, es war ihre Bestimmung, die sie eines Tages töten würde.

Sie hatte sich dieses Leben nicht ausgesucht. Sie war einfach von höheren Mächten dazu auserwählt worden. Moira war nicht einmal gefragt worden. Eines Tages war Merrick – ihr erster Wächter - in ihrem Leben aufgetaucht und hatte sich ihr vorgestellt und ihr erklärt, daß es jetzt ihre Pflicht war die Vampire und Dämonen zu vernichten. Man hatte ihr nie eine Wahl gelassen. Man hatte einfach über ihr Leben entschieden und sie vor vollendete Tatsachen gestellt.

Eigentlich hatte Moira ihre Bestimmung akzeptiert. Sie wußte, es war nunmal so. Sie war die Jägerin und das konnte sie nicht ändern. Doch es gab Stunden in denen die bösen Gedanken sie überfielen. Dann dachte sie über all diese Dinge nach und über das was sie niemals haben würde.

Warum ich? fragte sich Moira nieder geschlagen. Ich hab nie darum gebeten die Jägerin zu sein, dachte sie. Moira kannte die alte Prophezeiung; hatte schon oft genug davon gehört und auch einiges darüber gelesen. Moira wußte, daß manche Jägerin vor ihr nicht einmal ihren sechzehnten Geburtstag erlebt hatte; das diese Mädchen nie ein halbwegs normales Leben geführt hatten. Moira hatte es erreicht. Sie hatte Freunde, die ihr im Kampf halfen und ihr beistanden. Sie hatte mehr erreicht als so manch andere Jägerin.

Moira hatte ihren sechzehnten Geburtstag erlebt. Sie hatte mehr erlebt als andere vor ihr. Sie war nun einundzwanzig - eine junge, erwachsene Frau. Moira war ihren Weg gegangen. Trotz ihrer Bestimmung hatte sie es geschafft ein Leben zu haben ... ein Leben mit Freunden und ihrer Mom; ein Leben, das halbwegs normal war. Und dafür war sie dankbar. Sie hatte mehr als andere Jägerinnen vor ihr.

Doch dann war da die andere Seite ihres Lebens. Die Seite, die sie völlig ausfüllte; die sie beherrschte und manchmal regelrecht gefangen hielt. Sie hatte soviel schreckliches gesehen - auf der Jagd, im Kampf, mit den Dämonen. Soviel Tod, so viele Leichen und soviel Blut ... wie lange mochte es noch so weitergehen? Wie lange konnte sie das alles noch verkraften? Was mochte noch alles passieren, bevor sie unter ihrer Last zusammenbrach? Moira hoffte, daß dieser Tag niemals kommen würde.

Nach einen besonders harten Kampf suchten diese bösen Gedanken Moira immer heim. Dann wünschte sich Moira ihre Erlösung durch den Tod. In einen solchen Moment verspürte Moira eine gewisse Todessehnsucht. Doch ihr Wille zu leben war stärker, als ihr manchmal aufkommender Todeswunsch. In solchen Minuten wurde ihr klar, daß ihr Leben sich immer zwischen Leben und Tod abspielte. Und das sie inmitten dieses Chaos lebte und versuchte es als Jägerin zu reduzieren. Moira wußte, sie hatte keine andere Wahl. Sie hatte nie eine Wahl gehabt. Gegen ihre Bestimmung konnte sie sich nicht wehren.

Die Jägerin wußte, das es wenig Sinn hatte sich gegen das zu wehren, wofür sie auserwählt worden war. Es hatte keinen Sinn zu sagen, daß sie nie mehr kämpfen würde. Ihre Bestimmung löste sich dadurch nicht auf. Und dadurch war sie auch nicht zu Ende. Die Dämonen kamen trotzdem und versuchten unschuldige Menschen zu töten. Die Dämonen suchten sie trotzdem auf um sich mit ihr zu prügeln. Nein, es hatte keinen Sinn nichts zu tun. Das Böse kam trotzdem.

Und dies hatte Moira akzeptiert. Es gefiel ihr nicht, daß ihr Leben niemals so sein würde wie bei anderen; das sie niemals ein normales Leben haben würde ... das sie nicht einmal ihr Leben als Teenager hatte genießen können. Doch das war vergangen. Es war nicht mehr wichtig. Sie hatte ihr Leben halbwegs normal im Griff. Und für diese kleine Normalität im Leben sollte sie einfach dankbar sein und nicht nach mehr verlangen. Denn Moira wußte nicht was am nächsten Tag geschehen würde; was der nächste Tag für sie bereithielt.

Moira dachte über ihre Freunde nach. Willow und Xander wußten was sie war; gegen was sie kämpfte. Und wozu Moira auserwählt worden war. Und sie unterstützten sie bei Leibeskräften. Sie recherchierten. Sie halfen Moira nachts beim Kampf. Am Anfang hatte sich Moira dagegen gewehrt weil die Jägerin allein kämpfte. Doch ihr war wichtiger gewesen das es ihren Freunden gut ging; das sie im Kampf nicht umkamen. Moira wußte, daß ihre Freunde im Kampf drauf gehen konnte. Wenn sie kämpfte, konnte sie ihre Freunde nicht beschützen. Da mußte sie sich auf ihre Gegner konzentrieren. Und Moira hatte Angst, daß ihre Freunde dabei draufgehen - nur weil sie sie nicht beschützen hatte können.

Sie hatte oft Einwände; versuchte ihre Freunde davon zu überzeugen sich aus ihrem ewigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis heraus zu halten. Doch Willow und Xander weigerten sich, Moira den Kampf alleine zu überlassen. Sie waren bereit - wie Moira - ihr Leben für die Menschheit zu opfern. Nur mit dem einen Unterschied, daß sie es freiwillig taten und Moira einfach dazu auserwählt worden war. Ja, sie hatte Angst um ihre Freunde die ihr felsenfest beistanden. Und dann war da noch Giles, ihr zweiter Wächter, der nach Merriks Tod dessen Platz eingenommen hatte.

Er war ausgebildet worden für diesen Kampf. Giles kannte die Gefahren; konnte sie gut einschätzen. Als ihr Wächter wußte er davon. Er war dafür ausgebildet worden die Jägerin zu unterrichten und ihr im Kampf beizustehen. Wie Moira war sich Giles der Gefahr, in der sie sich im Kampf gegen die Dämonen befanden, sehr wohl bewußt.

Aber wenn man es genau nahm war Giles nicht mehr ihr Wächter. Der Rat der Wächter hatte ihn entlassen weil er nicht nach ihren Regeln gespielt hatte. Er hatte nicht ihre Anweisungen befolgt und dafür war Giles als Wächter abgestellt worden. Moira hatte für kurze Zeit einen neuen Wächter bekommen, doch den hatte sie bewußt vertrieben. Und nachdem sie dem Rat der Wächter den Rücken zugewandt hatte, hatte man den neuen Wächter nach England zurück beordert. So gesehen hatte Moira keinen Wächter mehr. Giles war es nicht mehr. Sie war auf sich allein gestellt. Sie schien nun allein zu kämpfen.

Doch sie war nicht allein. Giles war bei ihr. Und in gewisser Weise war er noch immer ihr Wächter. Sie brauchte ihn. Ohne ihn würde sie diesen Kampf nicht schaffen. Er würde ihr immer eine Hilfe sein; als Wächter und als Freund. Und das wußte er. Giles hatte eine Zeitlang darunter gelitten das der Rat ihn gefeuert hatte. Doch es hatte ihn stolz gemacht, daß sich Moira auf seine Seite gestellt und sich vom Rat gelöst hatte. Moira brauchte keine Organisation hinter sich, die nur Befehle erteilten und nicht einmal mitbekamen was in Sunnydale so vor sich ging. Was wirklich in dieser Stadt geschah wußte der Rat nicht. Und deshalb hatte Moira ihnen den Rücken zugewandt - für immer, wenn es nach ihr ging.

Moira grub ihr Gesicht in die Kissen. Sie seufzte leise. Sie kuschelte sich in ihr Bett und wollte eine Weile der Wirklichkeit entfliehen. Sie wollte für eine gewisse Zeit nur allein sein; die Welt verlassen. Sie wollte ihre Welt verlassen. Eine Welt, die nur aus Dämonen und aus Kämpfen bestand. Moira wollte einfach nur sie selbst sein - eine normale junge Frau. Keine Jägerin, keine Kämpfe, keine Dämonen. Einfach nur hier im Bett liegen und ihren Gedanken nachgehen.

Leise ging die Tür auf. Moira hörte Schritte, doch sie hob den Kopf nicht. Sie rührte sich nicht. Sie wußte, nur ein Mensch konnte das sein - jetzt, um diese Uhrzeit, ihr Zimmer betreten. Es konnte nur ihre Mutter sein. „Moira?“ ertönte in diesem Moment die Stimme von Joyce Summers. Joyce stellte eine heiße Tasse Tee auf den Nachttisch neben dem Bett. Sie setzte sich neben ihre Tochter und strich ihr über das lange Haar - beruhigend und tröstend.

„Du hast gewonnen, Schatz“, stellte Joyce sachlich fest. Moira nickte nur leicht. Joyce seufzte. Solche Momente waren auch für die Mutter der Jägerin nicht leicht. Erst vor kurzem hatte Joyce erfahren was ihre Tochter wirklich Nacht für Nacht tat; wozu Moira wirklich auserwählt worden war. Jahrelang hatte sie keine Ahnung von der Bestimmung ihrer Tochter gehabt. Durch Zufall hatte sie erfahren, daß ihre Tochter die Auserwählte war. Es war vor einigen Wochen geschehen als Moira und ihre Freunde sich auf den großen Kampf gegen Faith und den Bürgermeister vorbereitet hatten. Nun wußte Joyce, daß Moira die Vammpirjägerin war.

Für Joyce war es ein Schock gewesen als sie davon erfahren hatte. Sie hatte es zwar noch nicht akzepiert, aber sie würde ihre Tochter nicht damit allein lassen. Sie würde Moira unterstützten und für sie das sein - so gut es ging. Joyce mußte mit der Angst klarkommen, daß Moira eines Tages ihren Kampf verlieren würde. Jede Nacht, wenn Moira das Haus verließ, würde Joyce sich Sorgen machen. Denn sie wußte, ihre Tochter konnte jede Nacht nicht mehr nach Hause kommen.

Auf Moiras ausdrücklichen Wunsch hin war Joyce der diesjährigen Stadtfeier fern geblieben. Sie war zu Hause geblieben während Moira gegen den Bürgermeister in den Kampf gezogen war. Nun lag ihre Tochter in ihrem Bett und hing ihren Gedanken nach. Sie hatte gesiegt. Doch um welchen Preis? Würde sie eines Tages mit ihrer Seele oder ihrem  Leben für ihren Sieg bezahlen? Joyce hoffte, daß es niemals geschehen würde. Doch wie Moira wußte sie, daß es bloß Wunschdenken war.

Joyce’ Blick glitt zum Fenster. Am Horizont sah man noch die Flammen. Das Rathaus brannte lichterloh. Moira hatte es in die Luft gesprengt - gemeinsam mit dem Bürgermeister, der sich als Monster entpuppt hatte. Sie hatte ihre Pflicht getan, daß wußte Joyce. Das Rathaus stand zwar nicht mehr, aber dafür hatte ihre Tochter die Welt vor dem Untergang gerettet. Joyce hatte gewartet und gehofft - gebetet - das Moira lebend nach Hause kommen würde. Und nun lag sie da - regungslos in ihrem Bett und erholte sich von dem wohl härtesten Kampf ihres Lebens.

Und jetzt sprach sie kein Wort. Sie war ganz still und in sich gekehrt. Der Kampf hatte sie mehr mitgenommen als Joyce es für möglich gehalten hatte. Ihre Tochter war stark, daß wußte sie. Moira war nicht nur körperlich sehr stark und sogar manchen Mann überlegen. Sie war es auch seelisch. Doch Joyce machte sich Sorgen um ihre Tochter. Wie lange konnte sie all das noch ertragen? Wie lange konnte sie die Last, die auf ihr lag, noch tragen? Wie lange mochte es noch dauern bis Moira unter all diesen Druck als Jägerin zusammenbrach?

Diese Momente, die sie nach einen harten Kampf hatte, machten Joyce Angst. Sie lag da und hing ihren schlechten Gedanken nach. Daran konnte Joyce erkennen, daß Moira dem ganzen Druck nicht immer so cool gegenüberstand wie sie tat; das es doch Momente gab, wo sie drohte, darunter zusammenzubrechen. Zärtlich strich Joyce ihrer Tochter übers Haar. Obwohl Moira sie oft aus ihrem Leben ausgeschlossen und ihr vieles nicht erzählt hatte, war sie dennoch sehr stolz auf ihre Tochter.

Moira seufzte und kuschelte sich in den Arm ihrer Mutter. In solchen Situationen war Trost sehr gut für ihre Seele. Hier bei ihrer Mutter war sie nicht die Jägerin. Hier war sie nur ihre Tochter. Und das tat ihr sehr gut. Moira wußte, daß sie ihre Mutter oft enttäuscht hatte; sie aus ihrem Leben ausgeschlossen und auch angelogen hatte. Sie wußte, sie war nicht die Tochter, die Joyce sich immer gewünscht hatte. Sie war nicht einmal so wie sie selbst sich das wünschte. Aber sie beide versuchten damit klar zu kommen. Und Moira wußte, ihre Mutter war stolz auf sie.

Es war schön nur Tochter zu sein und nicht immer nur die Jägerin. Hier, im Haus ihrer Mom, war sie eine normale junge Frau, die ihr ungewöhnliches Leben irgendwie bewältigen mußte. Eine junge Frau, die versuchte ihrem Leben eine Spur Normalität zu geben. Moira wußte, egal was auch geschehen mag, ihre Mutter würde immer hinter ihr stehen. Joyce konnte zwar noch nicht akzeptieren das ihre Tochter die Jägerin war, aber sie hielt zu ihr. Egal was auch geschah, Moira konnte immer hierher zurückkommen.

Nach einen harten Kampf zog es Moira in das Haus ihrer Mutter zurück. Dann wollte sie in ihrem Zimmer schlafen und bei ihrer Mom sein. Hier konnte sie sich zurückziehen und sich erholen; ihre Kräfte sammeln und sich stärken. Im Haus ihrer Mutter fühlte sie sich wirklich sicher. Hier war sie sicher wie nirgendswo anders. Aber vor allem fühlte sie sich hier normal.

„Es ist vorbei“, murmelte Moira plötzlich und brach die Stille in ihrem Zimmer. „Der Bürgermeister ist tot“, erklärte Moira ihrer Mutter, obwohl diese es schon wußte. „Und Faith?“ fragte Joyce vorsichtig nach. „Sie liegt im Koma. Niemand weiß, ob sie jemals wieder aufwachen wird.“ Joyce nickte verständlich, obwohl das alles nicht so verständlich für sie war. Faith hatte einen netten Eindruck auf sie gemacht. Niemals hätte sie gedacht das Faith, die auch eine Jägerin war, sich gegen ihre Tochter stellen würde.

„Es war mein schwerster Kampf, Mom. So hart habe ich noch nie um die Sicherheit der Welt gekämpft. Ich wäre fast drauf gegangen. Ich wäre um ein Haar ums Leben gekommen. Ich hatte den Tod schon so gut wie vor Augen, verstehst du?“ Moira setzte sich auf und blickte ihre Mutter an. Joyce strich ihr eine Haarsträhne zurück und lächelte sie aufmunternd an. „Weißt du, mir wurde heute bewußt, daß ich eine sehr kurze Lebenserwartung habe. Das mein Leben kürzer ist als bei anderen.“ „Das stimmt nicht, Schatz“, widersprach Joyce ihrer Tochter energisch.

„Ich bin mir sicher, das Mr. Giles dir das schon oft gesagt hat. Aber du bist älter geworden als so manch andere Jägerin.“ Moira nickte. „Ich weiß, ja. Aber wie lange hält mein Glück noch an? Ich bin nicht unbesiegbar. Irgendwann wird ein Dämon kommen, der stärker ist als ich. Und er wird mich töten. Das weiß ich, das weiß Giles und meine Freunde. Und auch du weißt es.“ „Aber so schnell wird dieser Tag nicht kommen.“ „Wie lange hält mein Glück noch? Das kann mir niemand sagen“, sprach Moira mit fester Stimme.

„Hör mir mal zu, Moira: Das hat nichts mit Glück zu tun, daß du älter als die anderen Jägerinnen geworden bist. Du bist stärker als alle anderen Jägerinnen vor dir. Es ist deine Berufung; deine Bestimmung. Du bist die Jägerin, die Einzige. Du bist die Auserwählte. Ich habe dich schon einmal kämpfen gesehen, Liebling. Und ich weiß wie gut du bist. Natürlich streite ich nicht ab, daß ich Angst um dich habe. Ich bin deine Mutter und ich werde mir immer Sorgen um dich machen. Ich werde mir jede einzelne Nacht Sorgen machen, in der du unterwegs bist. Aber ich weiß auch, daß du eine mutige, junge Frau bist. Und das du sehr stark bist. Diese Tatsache beruhigt mich ein wenig“, sprach Joyce auf ihre Tochter ein.

„Ich hab auch Angst, Mom“, gestand Moira ihrer Mutter. „Weißt du, ich weiß nie worauf ich nachts treffe. Ich weiß aber, das irgendwann ein Dämon auftauchen wird, der stärker ist als ich. Irgendwann werde ich meinen Kampf gegen das Böse verlieren.“ „Sag so etwas nicht. Daran darfst du nicht einmal denken“, protestierte Joyce lautstark. „Du bist eine gute Jägerin. Ich glaube, du bist die beste und stärkste Jägerin, die es jemals gegeben hat. Vergiß nicht, du bist die Auserwählte. Und du hast Freunde, die mit dir kämpfen. Mr. Giles ist auch noch da und unterstützt dich. Du bist nicht allein. Ich weiß, daß Mr. Giles niemals zulassen wird das dir etwas geschieht.“ „Ich weiß“, meinte Moira lächelnd.

Das Gespräch mit ihrer Mutter tat Moira gut. Sie fühlte sich schon etwas besser. „Mom, ich danke dir.“ Sie umarmte ihre Mutter. „Ich möchte jetzt gerne schlafen.“ Joyce nickte verständnisvoll. „Sicher, schlaf ruhig. Du hast einen harten Kampf hinter dir.“ Joyce stand auf und schloß die Tür hinter sich. Sie wußte, daß ihre Tochter diesen Kampf erst einmal verdauen mußte. Auch mußte Moira verkraften, daß ihre Freundschaft zu Faith gestorben war. Der Kampf hatte ihr Kind ins Grübeln gebracht. Gedanken, die nicht gut für Moira waren, schlichen sich in ihrem Kopf ein. Und Joyce hoffte, daß ihre Tochter sich bald wieder fing.

Moira stand auf und schaltete das Licht aus. Sie zog die Vorhänge zu und kehrte ins Bett zurück. Die Müdigkeit schlich genauso durch ihren Körper wie die dunklen Gedanken. Sie kreisten ihr durch den Kopf und ließen sie einfach nicht mehr los. Schon öfter hatte sie sich solche Gedanken gemacht. Aber so intensiv hatte sie sie noch nie erlebt. Und es gab eine Frage, die sich immer und immer wieder in ihr hoch drängte: Warum ich?

Aber die Auserwählte wußte, daß sie auf diese Frage niemals eine Antwort bekommen würde. Tatsache war ... sie war die Jägerin in dieser Generation. Daran konnte weder sie, noch jemand andere etwas ändern. Niemand konnte ihr Schicksal ändern. Und wie immer würden auch diese schlechten Gedanken wieder verschwinden. Das wußte Moira. Es war nur der Moment, der sie so mitnahm. Das Feuer am Horizont verschwand langsam. Die Löscharbeiten gingen voran. Die Feuerwehr schien es endlich unter Kontrolle zu haben. Moira hatte gesiegt - auch wenn ihr Kampf sehr schwer gewesen war. Und die Jägerin starrte noch lange in die Dunkelheit ...

~ 2. ~

Moira betrat das Krankenzimmer. Sie war auf der Intensivstation. Moira schluckte schwer als sie Faith im Zimmer erblickte. Die andere Jägerin war an einige Geräte angeschlossen. Darunter befand sich auch ein Beatmunsgerät, das ihr das Atmen erleichterte. Jegliche Farbe war aus Faiths Gesicht gewichen. Sie war total blaß. Erstarrt blickte Moira auf Faith.

Sie konnte nicht glauben was aus ihrer Freundschaft zu Faith geworden war. Auf Moira machte sie den Eindruck als wäre sie tot; als wäre Faith dem Tod näher als dem Leben. Und das tat Moira weh. Sie hatte all das niemals gewollt. Sie hatte nicht gewollt, daß es so zwischen ihnen kam; das es so geendet hatte. Es war wirklich schlimm zwischen ihnen geworden und ausgegangen.

Die Jägerin zog einen Stuhl an das Bett und richtete ihre Augen auf Faith. Sie zitterte leicht als sie Faiths Hand in ihre nahm. Ihre Finger umschloßen die kalte Hand der anderen Jägerin. Moira wußte nicht so recht was sie tun sollte. Die Krankenschwester, die für die Intensivstation verantwortlich war, hatte ihr erklärt, das sie ruhig mit Faith sprechen könnte. Sie würde es hören und vielleicht wachte sie auch auf, wenn sie eine bekannte Stimme hörte.

„Faith“, begann Moira ruhig. „Es tut mir alles so leid. Ich möchte, das du weißt, daß ich all das niemals gewollt habe. Ich wollte diesen Zustand von dir nicht. Es tut mir so leid. Doch du hast mir keine Wahl gelassen. Ich wollte nie gegen dich kämpfen. Du warst meine Freundin. Du hast mich gezwungen gegen dich zu kämpfen.“ Moira seufzte schwer. Es verletzte sie sehr Faith in diesen Zustand zu sehen. „Ich wollte nie das es soweit kommt. Das mußt du mir einfach glauben. Ich bete, daß du irgendwann wieder aufwachst. Ich will nicht, daß du stirbst. Du warst meine Freundin, Faith.“ Moira blickte auf das blasse Gesicht der anderen Jägerin und seufzte schwermütig.

„Doch wenn du aufwachst, wird nichts mehr so sein wie früher. Ich hoffe, daß du aufwachst. Und ich hoffe, du findest deinen Weg ins Leben zurück. Wenn du aufwachst, Faith, wird nichts mehr so sein wie du es kennst. Diese Welt wird nicht mehr so sein wie du sie kennst. Alles wird sich verändert haben. Doch ich werde für dich da sein. Ich weiß, daß du der Polizei in die Hände fallen wirst. Aber ich verspreche dir ...“ Ein Klopfen an der Fensterscheibe ließ Moira aufsehen.

Willow und Xander standen hinter der Fensterscheibe und wollten sie abholen. Moira gab ihnen mit einen Handzeichen zu verstehen das sie gleich kommen würde. Die Jägerin richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Faith. „Ich verspreche dir, das ich dir beistehen werde. Ich werde da sein, Faith, wenn du es willst.“ Moira drückte Faiths Hand fest um ihr Mut zu geben. Lange blickte sie die andere Jägerin an. Fast unmerklich schüttelte Moira den Kopf. Sie streckte ihre Hand aus und strich zart über Faiths Haar. Ein trauriges Lächeln huschte über Moiras Gesicht.

„Es hätte nicht so enden müssen, Faith“, sprach sie leise. Moira wollte das Zimmer verlassen. Doch an der Tür drehte sie sich noch einmal zu Faith um. Ihr Blick fiel auf ihr Armband, das sie am rechten Handgelenk trug. Sie ging zu Faith zurück und nahm das silberne Armband ab. Moira legte es um Faiths rechtes Handgelenk und drückte ein letztes Mal ihre Hand.

Dann verließ Moira das Zimmer. Vor der Tür warteten ihre Freunde. Xander wirkte betreten; Willow war besorgt. Moira lächelte ihnen aufmunternd zu und gemeinsam verließen sie die Intensivstation. Faith in diesen schrecklichen Zustand zu sehen war nicht einfach. Weder für Moira, noch für ihre Freunde. Sie alle hatten Faith ihre Freundschaft geschenkt. Aber Faith hatte diese abgelehnt. Moiras Freunde hatten immer den Eindruck gehabt, daß Faith sie nur akzeptierte. Sie schien nur Moira wirklich gemocht zu haben. Vielleicht weil sie wie Faith eine auserwählte Jägerin war.

Moira und ihre Freunde hatten alles getan um Faith einen Grund zum Leben zu geben. Faith war anders gewesen als Moira. Sie war auf einen selbstzerstörerischen Trip gewesen, so schien es. Und sie alle hatten alles in ihrer Macht stehende getan um Faith zu halten. Sie hatten ihr möglichstes getan um Faiths Absturz zu verhindern; um zu verhindern, daß Faith sich auf die Seite des Bösen stellte. Doch sie hatten es nicht verhindern können. Faith hatte sich einfach nicht helfen lassen. Sie hatte keine Hilfe gewollt. Und jetzt lag sie reglos im Krankenhaus und vegetierte vor sich dahin. Faith hatte ihren Kampf verloren. Nicht nur ihren Kampf gegen Moira, sondern auch den Kampf gegen die inneren Dämonen - den Kampf gegen sich selbst.

„Glaubst du, sie wacht wieder auf?“ fragte Willow als sie das Krankenhaus hinter sich ließen. Moira zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung, Will“, gestand sie ehrlich. „Wir werden es sehen.“ „Der Besuch war nicht einfach für dich, nicht wahr?“ „Faith so zu sehen ... hat weh getan. Sie war meine Freundin. Ich hab gedacht, daß ich sie retten kann. Nicht nur vor den Einfluß des Bürgermeisters, sondern auch vor sich selbst. Ich hab es nicht geschafft.“ „Faith wollte keine Hilfe“, sprach Willow tröstend. „Ich weiß. Und das tut auch weh. Sie hat sich selbst zerstört“, meinte Moira. Sie straffte die Schultern und lächelte zart.

„Wie geht es euch? Habt ihr Schrammen abbekommen?“ fragte Moira. Willow schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, alles okay. Wir haben den Kampf gestern gut überstanden.“ „Giles hat es erwischt“, mischte sich Xander ein. „Er hat einen langen Kratzer an der Stirn. Aber es ist nichts schlimmes.“ Moira nickte. Das war gut zu hören. Das erleichterte sie. Wenigstens war ihren anderen Freunden nichts schlimmes passiert. Das war ein Trost, wenn man an das Schicksal von Faith dachte. „Ich wollte gerade zu Giles. Kommt ihr mit? Ich wollte mit ihm über den Kampf gestern sprechen.“ „Wir kommen mit“, sprach Willow sofort.

„Tja, Leute, jetzt ist es vorbei. Wir haben den großen Kampf gewonnen“, sprach Moira auf den Weg zu ihrem Wächter. „Ja, es ist wirklich vorbei“, stimmte Willow ihrer besten Freundin zu. „War ein großes Feuerwerk - gestern“, bemerkte Xander mit betretener Stimme. „Allerdings“, stimmte Moira ihm zu. Die Stimmung war noch etwas bedrückt. Aber sie alle waren froh, daß der große Kampf vorbei war. Willow und Moira hakten sich bei Xander ein und suchten Giles auf.

Giles hörte das Klingeln und ging an die Tür. Vor ihm stand seine Jägerin und ihre Hilfsjäger. Er lächelte und nahm Moira in die Arme. Auch er war froh, daß es vorbei war. Und das sie alle wohlauf waren. Er ließ die kleine Gruppe ins Haus und schloß die Tür hinter ihnen. „Wie geht es Ihnen, Giles?“ fragte Moira besorgt. Sie musterte den langen Kratzer an seiner Stirn. Giles lächelte. „Ich bin okay, Moira. Das ist nur ein Kratzer“, beruhigte er sie. Die Freunde machten es sich im Wohnzimmer auf dem Sofa gemütlich während Giles in seiner kleinen Küche Tee machte.

Willow blickte Moira an. „Und was machen wir jetzt?“ fragte das rothaarige Mädchen. „Warten bis die nächste Katastrophe auf uns zukommt“, antwortete Moira schlagfertig. „Wir warten einfach bis ein Dämon wieder wahnsinnige Pläne hat und retten dann wieder die Welt.“ Sie zuckte mit den Schultern. Moira lehnte sich zurück und schloß für einen Moment die Augen.

Giles stellte ein Tablett auf den Wohnzimmertisch und setzte sich neben seine Jägerin. Sie öffnete die Augen und nahm dankend die heiße Tasse Tee entgegen. Vorsichtig trank sie einen Schluck während Giles den anderen einschenkte. Sie lehnten sich alle zurück und genossen den Tee und einfach die Ruhe an sich, die herrschte. Für einen Moment war es ganz still im Haus des Wächters. Sie alle genossen einfach den Augenblick.

Dann räusperte sich Moira und stellte die Teetasse ab. „Ich hoffe, daß die Mächte der Finsternis sich jetzt ein wenig zurück halten. Ein wenig Ruhe wäre schön. Einfach mal ein normales Mädchen sein und sei es nur für einen Tag.“ „Du hast dir die Ruhe verdient“, sprach Giles. „Ich denke, du wirst deine Ruhe bekommen. Die Dämonen werden sich ein wenig zurückhalten - was den Weltuntergang angeht. Aber die einfachen Vampire werden dir trotzdem auf die Nerven gehen.“ „Das ist mir egal. Hauptsache es passiert kein großes Ding.“ „Das wird es nicht. Die Dämonen werden jetzt eine Weile im Untergrund verschwinden. Wie immer, wenn sie einen großen Kampf verloren haben“, erklärte Giles Moira seine Theorie, die er in den letzten Jahren aufgestellt hatte. Moira nickte. Sie hoffte, es war wirklich so.

„Das wäre mir sehr willkommen. Und die paar Vampire ... mit denen werde ich mit einer Hand fertig. Mir ist nur wichtig, daß ich morgen nicht erneut den Untergang der Welt verhindern muß. Ich will ein wenig Ruhe vor den richtig großen Kämpfen. Ich möchte gern mein einigermaßen normales Leben eine Weile genießen.“ Giles sah sie fragend an. „Na, Sie wissen schon“, antwortete Moira auf seinen Blick hin.

„Ausgehen, Freunde treffen, tanzen ... einfach Spaß haben und das Leben genießen.“ Moira lächelte. Das war ein schöner Traum und den würde sie in den nächsten Tagen verwirklichen. Die schlechten Gedanken waren vergessen. Es war ein normaler Tag. Der berühmte Tag danach. Ein normaler Tag nach dem großen Kampf. Es war vorbei. Sie hatten erneut die Welt gerettet und konnten zufrieden mit ihrer Leistung sein.

Das Leben ging weiter. Die Erde drehte sich auch für die Jägerin weiter. Doch es war nun alles anders. Moira hatte das Gefühl, daß nichts mehr so war wie früher. Sie hatte das Gefühl, das nach dem Kampf gegen den Bürgermeister, sich für sie alle etwas geändert hatte. Sie fingen von vorne an; machten einen Neuanfang und lebten ihr Leben weiter.

Doch für Moira hatte sich etwas geändert. Sie besuchte Faith nicht mehr. Es machte sie nur traurig und erinnerte sie zu sehr an ihr eigenes Schicksal als Jägerin. Es zeigte ihr, das sie nicht unbesiegbar war. Genau wie Faith hatte sie ihre Grenzen. Und sie fragte sich, wo ihre Grenzen waren. Wie weit konnte sie gehen bis sie an ihre Grenzen stieß? Moira machte sich immer öfter Gedanken darüber. Sie nahm ihr Studium an der Universität von Sunnydale wieder auf. Doch wirklich glücklich war sie nicht.

Moira dachte immer öfter nach - über sich, über ihre Bestimmung und über ihr Leben. Was wollte sie wirklich mit ihrem Leben anstellen? Wollte sie wirklich studieren? Was wollte sie wirklich machen? Sie wußte selbst, daß sie nicht viele Perspektiven für die Zukunft hatte. Das war ihr klar. Immerhin war sie die Jägerin und mußte Dämonen jagen. Welche Chancen für die Zukunft hatte sie, wenn sie nicht gerade die Welt retten mußte? Moira wußte sich keinen Rat.

Seit ihrem Kampf gegen den Bürgermeister hatte sich Moira verändert. Sie verspürte etwas was früher nicht dagewesen war: Leere. Sie fühlte eine gewisse Leere in sich. Eine Leere, die sie sich nicht erklären konnte. Etwas fehlte in ihrem Leben. Doch Moira wußte nicht was es war. Giles kannte ihr Problem. Er sah es ihr an. Und er wollte ihr gerne helfen; wußte jedoch nicht wie. Auch wußte er, daß er es nicht konnte.

Mit der Leere in sich mußte Moira allein klarkommen. Da mußte sie selbst ihren Weg herausfinden. Moira mußte selbst entscheiden wie ihr Leben weitergehen sollte. Sie allein mußte entscheiden welchen Weg sie außerhalb ihrer Bestimmung gehen wollte. Und bei dieser Entscheidung konnte ihr niemand helfen. Und niemand konnte ihr die Leere im Leben nehmen.

Sunnydale hatte sich wieder erholt. Die Tage verliefen wieder friedlich. Über den Tod des Bürgermeisters wurde nicht gesprochen; wußten doch alle in dieser Stadt das nichts so war wie es scheint. Die Leute wußten es. Aber sie sprachen nicht darüber. Und auch der Tod des Bürgermeisters hatte etwas mit unheimlichen Mächten zu tun. Und die Menschen in Sunnydale lebten nach der Devise: Was ich nicht sehe, existiert nicht.

Moira ging wieder auf Patrouille - so wie früher. Während sie durch die Nacht schlich, wurde ihr klar, das sich auch an ihrem Verhalten als Jägerin etwas verändert hatte. Sie war nachts nicht mehr draußen um die Vampire zu erledigen weil es ihre Pflicht war. Sie ging auf Patrouille weil sie die Vampire töten wollte; weil sie genau darauf aus war. Und sie wußte, das hatte mit der Leere zu tun, die sie seit einiger Zeit verspürte. Es gefiel ihr nicht. Aber sie erledigte die Vampire und nur das war wichtig für sie - Schadensbegrenzung lautete das Stichwort.

Als Jägerin hatte Moira vor langer Zeit gelernt eins mit der Dunkelheit zu werden, damit ihre Feinde sie nicht sofort sahen. Lautschlos schlich Moira durch die Wälder des Campus und blickte sich aufmerksam um. Auf die paar Studenten, die vorbeikamen, achtete sie nicht. Ihre Konzentration war ganz ihrer Aufgabe gewidmet. Ihre Instinkte als Jägerin waren hellwach und aufmerksam. Sobald etwas ungewöhnliches und irdisches in ihrer Nähe war würde sie es spüren. Ihre Instinkte waren wie eine Alarmanlage; waren Dämonen in der Nähe gingen sie sofort los und meldeten es ihr.

Moira bog ab und ging an der Musikhalle vorbei. Da schrillten ihre Instinkte los. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und signalisierten ihr, das Gefahr in der Nähe war. Da war jemand. Es mußten Dämonen in der Nähe sein, ansonsten hätten ihre Instinkte nicht reagiert. Moira griff in ihren Jagdbeutel und holte ihren Holzpflock lautlos heraus. Ihre Augen wanderten umher und konzentrierten sich auf die Dunkelheit um sie herum. Sie nahm jedes Geräusch, jede Bewegung, wahr. Langsam ging sie weiter. Sie ließ sich nicht anmerken, daß sie von der Anwesenheit ihrer Feinde wußte. Manchmal mußte sie das Opfer spielen um den Angreifer zu schnappen. Und ihre Theorie bewahrheitete sich auch diesmal. Auch diesmal fielen ihre Feinde darauf herein.

Aus dem Gebüsch vor ihr sprangen zwei Vampire und knurrten. Sie stürzten sich sofort auf die Jägerin. Moira, die den Angriff erwartet hatte, machte einen Überschlag über die Vampire und landete auf sicheren Beinen hinter den Vampiren. Sie hob ihre Hand mit dem Holzpflock und nutzte den Überraschungsmoment für sich aus. Die Vampire erkannten ihren Fehler. Sie hatten nicht erkannt, daß dieses Mädchen die Jägerin war. Moira trieb den Holzpflock in die Brust des ersten Vampirs und sah zu wie er innerhalb von Sekunden zu einen Häufchen Staub wurde. Zufrieden nickte Moira. Das war der Erste und der Zweite wird ihm gleich folgen, dachte sie kampfbereit.

Sie lächelte kalt. „Sieh mal an! Du bist ja noch da“, spottete sie und blickte den zweiten Vampir an. „Jägerin“, knurrte er wütend. Er mußte noch sehr jung gewesen sein als er verwandelt worden war. Der Vampir trug ein einfaches Shirt und eine Jeans. Seine Nase wurde von einen Piercing geziert. Als er verwandelt worden war mußte er in Moiras Alter gewesen sein.

Doch das machte keinen Unterschied für Moira. Vampir war Vampir. Sie waren Dämonen und nährten sich vom Blut der Lebenden. Und das akzeptierte sie nicht. Das war der Grund für ihre Pflicht. Es war einfach: Er war ein Vampir und sie die Jägerin. Also mußte er sterben. „Na los“, forderte Moira ihn auf. „Bringen wir es hinter uns.“ Das ließ der Vampir sich nicht zwei Mal sagen. Moira sah ihm an das er Angst hatte. Er hatte Angst vor ihr, der Jägerin. Doch es gab kein zurück mehr. Dafür war es zu spät. Dem Vampir blieb nur die Flucht nach vorne.

Mit dem Mut der Verzweiflung griff er die Jägerin an. Moira wich ihm aus und bombadierte ihn mit harten Faustschlägen. Mit einer einzigen Bewegung steckte sie ihren Holzpflock in den Gürtel und ließ einen Hagel Schläge auf den Vampir nieder prasseln. Der Vampir schaffte es sich zu befreien und stieß Moira von sich. Sie flog durch die Luft und sank zu Boden. Doch Moira landete knieend auf ihren Beinen. Verblüfft starrte der Vampir sie an. Moira grinste und nahm den Kampf wieder auf.

Der Vampir stürzte sich auf sie. Doch Moira sprang hoch, drehte sich in der Luft und traf den Vampir mit ihrem Stiefelabsatz hart im Gesicht. Der Stiefelabsatz bohrte sich tief in die Haut. Der Vampir schrie auf und zuckte vor Schmerz zurück. „Du bist so gut wie tot, du Miststück“, fauchte der Vampir. Er packte sie an den Schultern und schleuderte sie über sich hinweg. Moira knallte auf eine Bank und verbiß sich einen Schrei. Eine alte Regel, die Giles und auch Merrik sie gelehrt hatte, lautete: Zeige deinen Feind niemals deine Schwächen.

Moira lächelte gezwungen als der Vampir sich mit seinen entblößten Fangzähnen über sie beugte. Ihr Bein schoß hoch und traf ihn an der Kehle. Die Wucht des Schlages schleuderte den Vampir zurück. Das verschaffte ihr die wertvollen Sekunden sich zu erheben. Da war der Vampir schon wieder bei ihr. Moiras Bein schoß erneut hoch. Sie trat den Vampir gezielt zwischen die Beine. Der Vampir schrie schmerzerfüllt auf und fiel zu Boden. Er krümmte sich vor Schmerzen zusammen. Moira verzog das Gesicht. Ein solcher Tritt zählte zwar nicht unbedingt zu ihren Lieblingsaktionen, aber es war ein wirkungsvolles Manöver - selbst gegen einen Vampir.

Der Vampir knurrte wütend. Unter Schmerzen erhob er sich und streckte seine Hand nach der Jägerin aus. Doch diese grinste kalt und vernichtete ihn. Überrascht riß der Vampir die Augen auf als der Holzpflock sich mit seiner Spitze voran durch das untote Herz bohrte. Der Vampir stöhnte auf; wollte noch etwas sagen. Aber er kam nicht mehr dazu. Denn er wurde mitten in der Bewegung zu einem Ascheregen. Zufrieden beobachtete Moira wie der Vampir zu Staub zerfiel. Dann beachtete sie ihn nicht mehr, sondern bückte sich nach ihrem Jagdbeutel, den sie während des Kampfes verloren hatte. Sie ließ ihren Holzpflock im Beutel verschwinden und ging weiter. Die Nacht war noch nicht vorbei.

~ 3. ~

[Samstagabend, Wochenende]

Moira und ihre Freunden hatten beschlossen dem Bronze fern zu bleiben und sich einen ruhigen Videoabend zu machen. Sie hatten es sich bei Moiras Mom auf der Couch bequem gemacht und sahen sich „Spiel mir das Lied vom Tod“ an. Willow und Moira diskutierten mit Xander gerade über die Philosophie des Filmes während sie Popcorn in sich hineinstopften.

„Solche Abende könnten ruhig öfter sein“, seufzte Moira zufrieden und sie kuschelte sich noch tiefer in die Kissen der Couch. Diesen Abend ging sie nicht Patrouille. Das war nicht nötig. Die Vampire hatten Angst vor ihr und hatten sich zurück gezogen um ihre vielen Wunden zu pflegen. Alles war normal. Und eigentlich konnte und sollte Moira glücklich sein. Aber sie war es nicht.

Die Leere in ihrem Leben war noch immer da. Sie empfand diese große Leere noch immer. Und sie wußte nicht was sie dagegen unternehmen sollte. Ihr war klar, daß sie etwas ändern mußte. Sie mußte etwas in ihrem Leben ändern. Nur was? Ihre Bestimmung konnte sie nicht ändern. Das war zwecklos. Und das wußte sie auch. Aber was sollte sie dann ändern? Viel gab es da nicht mehr. Etwas fehlte ihr. Irgend etwas fehlte entsetzlich in ihrem Leben. Und Moira mußte herausfinden was es war. Sie mußte herausfinden, was es war, daß diese Leere in ihrem Leben entstehen ließ.

In der Mitte des Films kam Joyce ins Wohnzimmer, wo die Kids ihren Videoabend genossen. „Moira?“ „Ja, Mom?“ fragte Moira ohne vom Fernseher aufzusehen. „Telefon für dich.“ „Ich komme.“ Moira stand auf und reichte Willow die Schüssel voller Popcorn. Sie stieg über Xanders Füße hinweg und bannte sich einen Weg aus dem Deckenchaos, daß da überall herumlag. Sie folgte ihrer Mutter in die Küche.

Joyce deutete auf den Telefonhörer, der auf dem Küchentisch lag. „Es ist ein Anruf aus Los Angeles“, sagte sie. „Aus Los Angeles?“ fragte Moira verwirrt. Sie kannte dort niemanden. Ihr Vater hatte eine Zeitlang in L.A. gelebt. Aber er war vor kurzem umgezogen weil er ein tolles Jobangebot bekommen hatte. Nun lebte Hank Summers in Kanada. „Ich kenne dort doch niemanden“, sprach Moira. „Oder ist Dad zurück?“ „Nein, Schatz. Es ist Oz“, erklärte Joyce ihr und räumte den Geschirrspüler ein. „Oz?“ Nun war Moira erst recht verwirrt.

Oz hatte vor wenigen Wochen Sunnydale verlassen. Er hatte einen heftigen Streit mit Willow gehabt. Die Beiden waren fast drei Jahre lang ein Paar gewesen. Irgendwann hatten sich dann die Probleme eingestellt. Und das Oz ein Werwolf war, war natürlich auch nicht von der Hand zu weisen gewesen. Doch die Beiden hatten es hingekriegt - bis zu dem Zeitpunkt als Veruca aufgetaucht war.

Sie war Sängerin in einer Band gewesen und dadurch hatte sie Oz kennengelernt. Doch zwischen den Beiden war etwas anders gewesen. Eine seltsame Stimmung, die Moira am Anfang nicht so recht einordnen hatte können. Aber dann hatte sich heraus gestellt, daß Veruca nicht nur ihre musikalische Karriere mit Oz verband, sondern auch ihre Art. Veruca war ein Werwolf wie Oz. Und er hatte ihr nicht widerstehen können. Oz hatte Willow betrogen. Als Veruca sich jedoch auf Willow stürzen wollte, hatte er sie getötet. Aber es hatte nichts ändern können.

Er hatte die Beziehung zu Willow zerstört. Sie hatten sich getrennt und Oz hatte Sunnydale verlassen. Er war gegangen um ein Heilmittel gegen den Werwolf in ihm zu suchen. Sein Weggang hatte Willow das Herz gebrochen. Nicht nur, daß er sich von ihr getrennt hatte. Er war auch einfach so gegangen. Viele Nächte hatte sie sich in den Schlaf geweint. Doch sie litt noch etwas unter der Trennung von Oz. Moira wußte das. Seit seinem Weggang hatte sich Oz nicht mehr gemeldet. Was wollte er jetzt von ihr? Warum rief er an? Ob etwas passiert war? überlegte Moira noch als sie den Hörer ans Ohr drückte.

„Hallo Oz“, begrüßte sie ihn. „Hallo Moira“, erwiderte der Musiker ihren Gruß. „Es tut mir leid, wenn ich so spät noch anrufe, aber es ist sehr wichtig“, erklärte er mit brüchiger Stimme. Es war ihm nicht ganz wohl dabei Moira anzurufen. Das merkte Moira und das konnte sie auch nachvollziehen. Aber er hatte keine Wahl gehabt. Die Sache mit Willow war jetzt nicht mehr wichtig. Er mußte mit der Jägerin sprechen. Sie mußte wissen was er gesehen hatte. Das was er gesehen hatte fiel eindeutig in die Pflicht der Jägerin.

„Ist schon okay. Wir waren noch wach. Was ist los, Oz? Was machst du in Los Angeles?“ „Nun ... eine lange Geschichte. Aber deshalb ruf ich nicht an. Es ist hier einiges geschehen was du wissen solltest. Immerhin bist du die Jägerin.“ „Jetzt fängst du an mir Angst zu machen“, warf Moira ein. Moira zog einen Hocker heran und setzte sich. Sie stützte sich mit den Ellbogen auf der Platte des Küchentisches ab.

„Eigentlich wollte ich schon längst nicht mehr in L.A. sein“, erklärte Oz ihr gerade am anderen Ende der Leitung. „Aber ich bin aufgehalten worden. Hör mir zu, Moira: Du mußt sofort nach Los Angeles kommen. Hier wird dringend die Jägerin gebraucht. Jemand, der Schadensbegrenzung macht. Du wirst in Los Angeles gebraucht.“ „Wieso? Was ist los?“ fragte Moira irritiert. Ihre Instinkte sagten ihr, daß es wirklich wichtig war; das etwas nicht stimmte. Ihr Gefühl sagte ihr eindeutig, das in Los Angeles etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Und dazu mußte sie nicht einmal die Jägerin sein um die Sorge in Oz’ Stimme zu hören.

„Moira“, begann Oz in seiner typischen ruhigen Art. „Hier in Los Angeles ist die Hölle los. Hier gehen alle aufeinander los. Die Vampire scheinen durchzudrehen und es gleichzeitig zu genießen, das sie hier keine Jägerin an ihren Plänen hindert. Das hier ist die reinste Abschlachterei von unschuldigen Menschen.“ „Das klingt gar nicht gut“, bemerkte Moira besorgt.

„Das ist der reinste Krieg - Menschen gegen Vampire. Und das die Menschen keine Chance haben brauche ich dir, glaube ich, sicher nicht sagen. Die brauchen dringend Hilfe. Die Polizei ist völlig überlastet. Außerdem ... wie sollen die Vampire vernichten? Die brauchen dringend Hilfe. Moira, die brauchen die Jägerin hier. Die Vampire machen was sie wollen und niemand bekämpft sie.“ „Ich verstehe“, murmelte Moira nickend.

„Das ist auch der Grund warum ich anrufe. Ich dachte, es ist besser, wenn du über diese Zustände Bescheid weißt. Ich dachte, es interessiert dich was die Vampire in dieser Stadt machen. Unheimliche Dinge gehen hier in L.A. vor.“ „Das ist nunmal so, wenn Dämonen ihre Finger im Spiel haben. Dann wird es immer unheimlich“, erwiderte Moira gelassen. Unheimliche Dinge waren Normalität bei Dämonen. Das war einfach so, wenn Dämonen etwas planten.

„Nein, so meine ich das nicht. Ich meine, so richtig unheimliche Dinge. So unheimlich, das ich nicht einmal beschreiben kann was es ist. Aber sowas habe ich noch nie erlebt. Auch wenn ich nicht sagen kann was es ist, glaube ich, daß wir mit so etwas noch nie zu tun gehabt haben. Diese Stadt wird von irgend etwas heimgesucht. Aber ich kann wirklich nicht sagen was es ist. Doch ich fühle es. Ich fühle eine unheimliche Macht, die mir nicht geheuer ist. Vielleicht solltest du herkommen und dir das mal ansehen“, schlug Oz vor.

„Danke, Oz. Ich werde mich darum kümmern.“ „Gern geschehen. Und ... sag bitte Willow nicht das ich angerufen habe, Moira.“ Moira zögerte. Sie wollte ihre beste Freundin nicht anlügen. Aber andererseits war es besser, wenn sie es nicht erfuhr. „Okay“, sagte sie nur und legte auf. Sie drehte sich auf dem Hocker um und erstarrte. Willow stand im Türrahmen und sie sah so aus als hätte sie einiges von dem Gespräch gehört.

„War das Oz?“ fragte sie leise. Verdammt, dachte Moira. Es wäre besser gewesen, wenn sie nichts von seinen Anruf erfuhr, aber ... nun war es auch schon zu spät. Moira nickte langsam bejahend. „Was ... was hat er gesagt?“ stammelte Willow. Sie war völlig durch den Wind. Willow erkannte, daß er nicht mit ihr hatte sprechen wollen.

„Er hat wegen beunruhigenden Zuständen in Los Angeles angerufen. Er war ... ist noch dort, glaube ich. Aber nicht mehr für lange. Ich denke, er ist gerade dabei Los Angeles zu verlassen. Oz wollte mich nur informieren. Er ist der Meinung, daß ich dringend in Los Angeles gebraucht werde.“ „Verstehe“, murmelte Willow niedergeschlagen. Moira seufzte und rutschte vom Hocker. Sie nahm ihre beste Freundin in die Arme und tröstete sie. 

„Ich weiß, daß es dir weh tut, aber ...“ „Ich weiß. Du mußt zu Giles und mit ihm die Lage besprechen.“ Moira nickte. „Was genau hat Oz den gesagt?“ fragte Willow mit schmerzhaften Blick. Es tat ihr noch weh. Wenn sie seinen Namen hörte zuckte sie zusammen. Den die Erinnerung an die letzten Wochen mit ihm taten ihr noch weh. Moira hatte Mitleid mit ihrer besten Freundin. Sie wußte wie es Willow jetzt ging; was sie fühlte. Wie schrecklich sie sich momentan fühlte. Ihre Beziehung zu Oz war zerstört. Es war einfach zuviel zwischen ihnen geschehen. Das wußten sie alle. Und Moira? Ihre Beziehung zu einem Hexenmeister hatte sich auch als Fehlschlag erwiesen. Dieser Schuß war gründlich nach hinten losgegangen.

Wenn Moira über ihre Beziehungen und die ihrer Freunde nachdachte, fiel ihr auf, daß ausgerechnet Xanders Beziehung zu funktionieren schien. Komischerweise funktionierte seine Beziehung zu Anya wirklich. Früher hatte Anya noch den Namen Anyanka getragen. Da war sie noch eine Rachedämonin gewesen, die es auf Männer abgesehen hatte. Verzweifelte und verletzte Frauen hatten sie gerufen und sie um Hilfe gebeten, wenn ihre Männer etwas falsch gemacht hatten. Als Dämonin hatte sie sich dann an den Männern gerächt.

Doch jetzt hatte sie ihre Macht verloren und war in einen sterblichen Frauenkörper gefangen. Am Anfang hatte es Anya war nicht gefallen. Aber Moira glaubte, daß sich das jetzt geändert hatte. Anya und Xander waren sich sehr nahe gekommen und waren tatsächlich eine Beziehung eingegangen. Und es sah sehr ernst aus. Moira war der Meinung, daß Anya Xander wirklich liebte. Daran zweifelte die Jägerin nicht mehr. Na, wenigstens hat einer von uns Glück in der Liebe, dachte Moira ironisch.

Moira verdrängte diese Gedanken. Dafür hatte sich jetzt keine Zeit. Sie mußte sich um wichtigere Dinge kümmern. „Mom!“ Joyce hatte während dem Telefonat ihrer Tochter die Küche verlassen. „Ja?“ Sie kam in die Küche zurück. „Kann ich deinen Wagen haben? Ich muß sofort zu Giles.“ Von Moiras Schrei angelockt kam Xander ebenfalls in die Küche. Er hatte wohl den alarmierenden Ton in der Stimme der Jägerin gehört.

„Ist etwas passiert?“ fragte Joyce besorgt. „Das weiß ich noch nicht genau. Aber wenn Oz recht hat, dann herrscht in Los Angeles Krieg zwischen Menschen und Vampiren. Und wenn dem so ist ... muß ich sofort nach Los Angeles. Dann ist es meine Pflicht dort zu sein. Deshalb muß ich sofort zu Giles. Ich muß mich mit ihm besprechen.“ Joyce sah, daß ihre Tochter sich ernsthaft Sorgen machte. Die Situation mußte wirklich schlimm sein in Los Angeles. Wortlos reichte sie ihrer Tochter die Wagenschlüssel.

~ 4. ~

Wenig später saß die Gang bei Giles auf dem Sofa. Moira hatte ihrem Wächter alles erzählt. „Oz meinte, es wäre ein richtiger Bandenkrieg. Das reinste Massaker“, sprach die Jägerin besorgt. Giles hatte in seiner typischen Art seine Brille abgenommen und putzte diese. Das tat er immer, wenn er beunruhigt war oder Informationen weitergab. „Das alles klingt sehr ...“  Giles suchte nach dem richtigen Wort. „Schlecht?“ half Moira ihm auf die Sprünge. Der Wächter nickte bejahend.

„Was ... was machen wir jetzt?“ fragte Willow. Sie sah sehr besorgt, ja, fast ängstlich aus. Ihr Blick wanderte von der Jägerin zu ihrem Wächter und wieder zurück. Xander, eigentlich ständig am reden, war ganz in sich gekehrt und ruhig. Die Zustände in Los Angeles ließen ihn nicht kalt. Sie beunruhigten ihn sehr. Das konnte man Xander an der Nasenspitze ansehen. Moira blickte ihre Freunde an, dann ihren Wächter. Und ihr wurde klar, was sie zu tun hatte.

„Giles, ich muß sofort nach Los Angeles“, sprach sie in der nächsten Sekunde auch schon. „Was?“ Giles blickte Moira an. „Ich muß nach Los Angeles. Ich muß dorthin und die Vampire aufhalten. Ich werde dort gebraucht.“ „Aber ... du wirst auch hier gebraucht, Moira“, sprach Giles zögernd. Er wußte, daß sie recht hatte. Sie mußte nach Los Angeles. Aber er hielt es für keine gute Idee das sie Sunnydale verließ. Das war doch genau das, worauf die Dämonen am Höllenschlund warteten. Doch Moira konnte sich nicht teilen. Irgend etwas mußte sie hinter sich lassen.

Moira erwiderte den Blick ihres Wächters. Sie schüttelte den Kopf. „Im Moment ist hier doch alles ruhig. Ich werde hier nicht gebraucht. Giles, der Höllenschlund ist zu. Wir haben ihn geschlossen und vernichtet. Der Höllenschlund ist zerstört. Sie wissen so gut wie ich, daß er nie mehr aufbrechen kann. Hier ist alles ruhig. Ich muß nach Los Angeles. Die Menschen dort brauchen Hilfe. Sie brauchen die Jägerin. Und ich bin die Jägerin. Es ist meine Pflicht dort zu sein, wo ich am meisten gebraucht werde. Das haben Sie mir beigebracht, Giles.“ Der Wächter nickte. „Ich weiß“, erwiderte er.

Doch da war etwas, was die Aufmerksamkeit des Wächters weckte. Da war etwas in den Augen seiner Jägerin. Er erkannte das alte Glänzen in ihren Augen. Das Glänzen, daß sie früher immer gehabt hatte, wenn sie entschlossen in den Kampf gezogen war. Nach ihrem Kampf gegen Faith und Bürgermeister Wilkins war das verloren gegangen. Nun war dieses Glänzen wieder da.

Es war mehr als dieses Glänzen in ihren Augen. Ihre Augen funkelten und zeigten ihm ihre Entschlossenheit. Auch das war verloren gegangen. Doch jetzt hatte sie ihre Entschlossenheit und ihr Feuer zurück gewonnen. Irgend etwas an dieser ganzen Situation in Los Angeles schien ihr die neue Entschlossenheit gegeben zu haben. Moira dachte nach. Giles sah es ihr an. Und er wüßte gerne worüber sie nachdachte.

Moira dachte nach, ob sie diesen Schritt wirklich wagen sollte. Es wäre ein Neuanfang. Sie selbst spürte wie ihr Feuer zurückkam. Und das, seit sie wußte, was in Los Angeles los war. Moira fühlte wie die Geschichte in Los Angeles ihre Leere verdrängte. Schlagartig wurde ihr klar was ihr fehlte im Leben: Eine neue Herausforderung, ein richtiger Neuanfang. Und das war ihre Chance. Sie wußte nun was sie zu tun hatte. Was sie tun mußte um ihrem Leben wieder einen richtigen Sinn zu geben.

Giles räusperte sich. „Moira?“ Er sah sie fragend an. Moira blickte auf und begegnete dem fragenden Blick ihres Wächters. „Woran denkst du? Hast du einen Plan?“ fragte Giles. „Nun, ein ... Plan ist es nicht gerade. Aber es gibt da etwas, worüber ich mit euch sprechen will.“ Die Freunde wurden hellhörig. „Und worüber willst du mit uns sprechen?“ hakte Giles nach. Moira stand auf und ging zum Regal. Sie lehnte sich dagegen und blickte die Runde an.

„Seit wir gegen den Bürgermeister gekämpft haben ... war ich fast jede Nacht unterwegs.“ „Auf Patrouille?“ fragte Giles. Moira schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, auf der Hatz. Ich bin raus gegangen um die Vampire zu töten. Ich hab das nicht getan weil es meine Pflicht ist, sondern weil ich sie töten wollte.“ Giles blickte Moira ungläubig an. Sie war nachts raus gegangen weil sie wirklich auf der Hatz gewesen war?

„Ich weiß, daß ihr es nicht verstehen könnt, aber ... ich hab verzweifelt versucht die Leere in meinen Leben dadurch zu füllen. Aber das war nicht das was mir fehlte. Es war nicht das, wonach ich suchte. Mir fehlt etwas im Leben. Ich fühle eine Leere wie ich sie noch nie verspürt habe.“ Giles nickte. „Das war mir bewußt. Allerdings wußte ich nicht wie verzweifelt du dich danach sehnst diese Leere wieder zu verlieren.“ Moira zuckte mit den Schultern.

„Nun, ich will meinen Leben einen neuen Sinn geben. Giles, ich will alles hinter mir lassen; alles was in den letzten Jahren geschehen ist. Ich trage unglaubliche Erinnerungen in mir. Ich will nochmal von vorne anfangen. Ich will einen Neuanfang wagen, wenn Sie es so wollen. Und das ist meine Chance. Die Chance, auf die ich gewartet habe; die mir diese innere Unruhe und die Leere nimmt.“ „Deine Chance worauf?“ fragten Xander und Willow gleichzeitig. „Noch einmal ganz von vorne zu beginnen“, erklärte sie ihren Freunden ruhig. „Noch einmal das Leben neu zu beginnen. Und ich will - ich muß - diese Chance nutzen“, sprach Moira. „Du meinst ...“ sprach Giles, der ihre Gedanken erriet. Moira nickte entschlossen. „Ich werde nach Los Angeles ziehen“, sprach sie.

Ihre Freunde starrten sie entgeistert an. Sie konnten nicht glauben was Moira da gerade gesagt hatte. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein, oder doch? Die Freunde wechselten einen Blick miteinander. Das konnte sie einfach nicht ernst meinen. Moira war die Jägerin, die auserwählte Kriegerin um gegen die Dämonen und die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Der Höllenschlund war in Sunnydale. Hier war ihr zu Hause. Moira konnte Sunnydale nicht einfach so verlassen. Sie wurde hier in Sunnydale gebraucht. Immerhin zog der Höllenschlund - obwohl er verschlossen war - die Dämonen magisch an.

„Starrt mich nicht so an“, flüsterte Moira. Unruhig ging sie auf und ab. Sie wußte selbst, daß ihre Entscheidung eine totale Überraschung für ihre Freunde war. Das war sie für sie selbst auch. Aber es war genau das was sie im Leben brauchte. Sie wußte, daß es richtig war. Richtig für sie ... richtig für ihr Leben. Moira blieb stehen und blickte ihre Freunde an - einen nach dem anderen.

„Hört mal, Leute! Ich weiß, daß meine Entscheidung euch unklug erscheint. Aber ... seit ich den Bürgermeister besiegt habe, hat sich etwas verändert. Für mich, versteht ihr? Ich hab das Gefühl, daß nichts mehr so ist wie früher. Und das hat nichts mit dieser Leere in meinen Leben zu tun. Etwas hat sich verändert; ich hab mich verändert. Etwas fehlt in meinen Leben. Ich konnte bis jetzt nicht sagen was mir fehlte. Doch jetzt weiß ich es - eine neue Herausforderung, ein richtiger Neuanfang. Und ich bin mir sicher, alles was ich suche, werde ich in Los Angeles finden.“ Moiras Wächter räusperte sich. Dann blickte er seine Jägerin ernst an.

„Moira, deine Entscheidung ...“, begann er vorsichtig. „Nein, Giles“, unterbrach die Jägerin ihren Wächter. „Hören Sie mir bitte zu“, bat sie. Sie setzte sich neben Giles und sah ihm entschlossen in die Augen. „Ich weiß, daß Sunnydale ein magischer Anziehungsort für Dämonen ist. Aber der Höllenschlund ist zerstört. Er kann nichts mehr anrichten, daß wissen Sie, Giles. Ich werde in Los Angeles gebraucht. Die Jägerin muß dort sein, wo sie am dringensten gebraucht wird. Das hat ... Merrik, mein erster Wächter ... einmal gesagt“, sprach Moira mit ernster Miene.

„Die Situation in L.A. ist äußerst gefährlich und droht aus den Fugen zu geraten. Es könnte eskalieren. Und ich bin die Einzige, die diesen Wahnsinn stoppen kann. Das werde ich auch tun“, sprach sie entschlossen. „Aber ... ich schaffe das nicht in ein paar Tagen. Ich kann das nicht in einer Woche oder so regeln. Dazu brauche ich mehr Zeit. Ich will in Los Angeles leben. Dort kann ich von vorne beginnen und die Leere in meinen Leben vertreiben.“ Giles nickte. Er konnte ihren Entschluß nachvollziehen. Er konnte es verstehen.

„Ich werde mit dir gehen“, sprach er auf einmal. Moira blickte ihren Wächter an und schüttelte den Kopf. „Nein, daß kann ich nicht von Ihnen verlangen, Giles. Das muß wirklich nicht sein. Immerhin ist hier Ihre Heimat und ...“ „Mein Platz ist an der Seite der Jägerin“, fiel Giles ihr ins Wort. „Wenn du nach Los Angeles willst und du dort leben willst ... dann werde ich dich begleiten.“ Moira lächelte ihn dankbar an. Sie war erleichtert, daß er das sagte. „Danke, Giles.“ Giles drückte sie kurz an sich. Dann wandte sich Moira ihren Freunden zu.

„Niemand von euch soll ich gezwungen fühlen mit nach Los Angeles zu kommen. Giles ist mein Wächter und ich die Jägerin. Wir haben eine gewisse Pflicht, um dort zu sein, wo es am schlimmsten es. Das ist mein Kampf und nicht eurer. Ich will nicht, daß ihr etwas tut was ihr nicht wollt. Ihr habt ein Leben ohne Dämonen und Tod verdient. Wenn ihr also hierbleiben wollt ist das kein Problem. Ich werde euch sicher nicht böse sein. Schließlich kann ich nicht erwarten, daß ihr ständig mit mir in den Kampf zieht.“ Xander und Willow hatten ihr ruhig zugehört. Sie brauchten nicht lange darüber nachzudenken was sie tun wollten.

„Wir lassen dich nicht allein. Wir werden mitkommen“, beschloß Willow für Xander und sie. Sie wußte, daß er das Gleiche dachte. „Aber ... dein Studium“, warf Moira ein. Das rothaarige Mädchen zuckte mit den Schultern. „In Los Angeles gibt es auch eine gute Uni. Da kann ich auch studieren. Wir werden mitkommen. Es ist schon lange nicht mehr nur dein Kampf. Wir haben uns freiwillig dafür entschieden dich zu unterstützten. Und dabei bleiben wir. Wir werden nach Los Angeles mitkommen.“ Moira lächelte ihre Freunde an. „Danke.“ Iher Freunde wußten nicht wieviel das der Jägerin bedeutete.

„Ich werde mich um ein Haus für uns kümmern“, mischte sich Giles wieder ein. „Ich habe ... einen alten Freund in Los Angeles. Er kann uns sicher ein gutes Haus besorgen. Ich werde ihn anrufen und ihn bitten, daß er sich darum kümmert“, meinte Giles. „Das wäre toll“, rief Moira aus. „Wir alle unter einem Dach. Außerdem wären wir ungestört um gegen die Dämonen zu kämpfen. Da hätten wir schon eine Zentrale für die Recherchen.“ Giles nickte wissend. Genau das beabsichtigte er auch mit seinen Vorschlag. Es war wichtig, das sie in ihrem Kampf gegen das Böse ungestört waren. Das niemand hinter das Geheimnis kam, daß die Gang miteinander teilte.

„Ich ... muß jetzt zu meiner Mom und ihr alles erklären. Vor allem muß ich ihr beibringen warum ich nach Los Angeles ziehen will. Sie wird mit Bestimmtheit nicht begeistert davon sein.“ Moira seufzte. Ihre Mutter würde es sich nicht verstehen. Aber sie wußte auch, daß Joyce Summers es akzeptieren würde - irgendwie. Moira wußte auch, daß die Eltern von Willow und Xander nicht sehr begeistert von dem Umzug sein würden. Aber da mußten sie jetzt durch.

Moira griff nach ihrer Jacke und zog sie an. Dann ging sie mit festen Schritten zur Tür. Schließlich mußte sie das Gespräch mit ihrer Mom noch hinter sich bringen. Sie hatte die Tür schon geöffnet als Giles sie zurückrief. „Moira?“ Die Jägerin drehte sich um. Fragend sah sie ihren Wächter an. „Ja, Giles?“ „Bist du dir sicher, daß du das wirklich tun willst?“ Moira nickte langsam. „Ja, ich bin mir sehr sicher“, sprach sie entschlossen. Dann fiel die Tür hinter ihr zu und die Jägerin war gegangen. Die Freunde blickten sich gegenseitig an. Sie konnten kaum glauben, daß sie tatsächlich nach Los Angeles umziehen würden. Doch die Entscheidugn war gefallen.

Die Jägerin parkte den Wagen ihrer Mutter in der Auffahrt. Sie stieg aus und stieg die Stufen zur Veranda hoch. Moira zögerte einen Moment. Ihre Entscheidung Sunnydale zu verlassen würde für ihre Mom nicht einfach zu verstehen sein. Ein Seufzer entrang sich aus Moiras Kehle. Sie mußte es endlich hinter sich bringen. Sie betrat das Haus ihrer Mutter und ging in die Küche, weil sie dort ihre Mutter hörte. Lautlos betrat Moira die Küche. Joyce war gerade damit beschäftigt den Geschirrspüler auszuräumen. Moira räusperte sich und Joyce schreckte hoch. Sie drehte sich um und sah ihre Tochter im Türrahmen stehen.

„Hast du mich erschreckt, Schatz“, stöhnte Joyce und sie lächelte ihre Tochter warm an. „Hast du alles mit Mr. Giles besprochen?“ Joyce hielt inne und mustere ihre Tochter. Moira sah sehr ernst aus. Instinktiv wußte Joyce, daß etwas gar nicht in Ordnung war. „Was ist los? Was hat Mr. Giles gesagt?“ fragte sie alarmierend. Moira atmete tief durch. „Ich hab mit Giles gesprochen. Und jetzt muß ich mit dir sprechen. Es ist sehr wichtig.“ Moira setzte sich auf einen Hocker und legte ihre Hände auf die Tischplatte. Joyce war verwirrt und tat es ihrer Tochter gleich.

„Was ist den los? Du macht mir ja richtig Angst“, meinte Joyce besorgt. „Das ist nicht meine Absicht“, erwiderte Moira. Sie seufzte und suchte nach den richtigen Worten. Für ihre Mutter würde es sicher ein herber Schlag sein. Aber es war nicht fair, es ihr nicht sofort zu sagen. „Mom, du hast einmal zu mir gesagt, das ich meine eigenen Wege gehen muß.“ „Ja.“ Joyce nickte. „Du bist jetzt erwachsen. Und du bist eine junge, hübsche Frau mit einer Bestimmung. Aber es muß auch ein Leben außerhalb deiner Bestimmung geben.“ Moira strich sich ihr Haar zurück.

„Ich möchte, daß du weißt, das ich seit einiger Zeit eine gewisse Leere verspüre“, sprach Moira ernst. Sie blickte ihre Mutter an. „Diese Leere frißt mich langsam auf. Ich wußte nicht was ich dagegen tun sollte. Ich wußte es nicht ... bis zum heutigen Tag. Ich weiß jetzt was ich zu tun habe; was ich tun muß um meinen Weg zu gehen.“ „Wovon sprichst du, Moira?“ Ein ungutes Gefühl machte sich in Joyce breit. Wovon sprach ihre Tochter? Und was mußte sie tun?

„Ich werde nach Los Angeles gehen.“ „Um dort gegen die Dämonen zu kämpfen“, warf Joyce ein. Moira schüttelte verneinend den Kopf. „Nicht?“ Fragend zog Joyce eine Augenbraue hoch. „Nicht nur“, verbesserte Moira sich. „Ich werde ... ich werde nach Los Angeles ziehen. Die Menschen dort brauchen die Jägerin. Ich werde dort dringender gebraucht als hier. Außerdem ist es meine Chance mein Leben neu zu ordnen.“ Moira blickte auf die Tischplatte. Joyce blickte ihre Tochter geschockt an. Entsetzen machte sich in ihrem Gesicht breit. Das Geständnis ihrer Tochter brachte sie völlig aus der Fassung. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.

„Du willst nach L.A. ziehen? Warum?“ fragte Joyce überrascht. Moira hob den Blick und sah ihre Mutter an. „Weil ich hier nicht mehr leben kann“, gestand Moira offen, die diese Wahrheit endlich erkannt hatte. Sie konnte nicht länger in Sunnydale leben. Zuviel war passiert - mit Lester, dem Hexenmeister, und Faith und allen anderen. Es war einfach zuviel geschehen. Hier würde diese Leere in ihr immer da sein. Wenn sie in einer anderen Stadt von vorne anfing ... würde sie auch ihrem Leben einen neuen Sinn geben.

„Es ist ... einfach zuviel passiert, Mom. Ich möchte gern von vorn anfangen. Aber hier in Sunnydale schaffe ich das einfach nicht, verstehst du? Doch ich habe jetzt die Möglichkeit nach L.A. zu gehen. Ich weiß, das ich es dort schaffe; das ich dort einen Neuanfang wagen kann. Mom, ich weiß, du kannst das nicht verstehen. Aber ich bin eine erwachsene, junge Frau. Und ich bin die Jägerin. Ich muß dort sein, wo ich am meisten gebraucht werde.“ Moira atmete einmal tief durch und fuhr fort.

„Ich muß meinen eigenen Weg gehen - als Mensch und als Jägerin. Und meine Instinkte sagen mir, daß ich in Los Angeles dringender gebraucht werde als hier. Meine Instinkte sagen mir, daß ich dort meinen Neuanfang im Leben durchführen kann. Hier in Sunnydale habe ich meine Pflicht getan. Ich hab hier alles getan um die Stadt sicherer zu machen. Aber ich werde jetzt in L.A. gebraucht, verstehst du?“ Moira begegnete den Blick ihrer Mutter und Joyce nickte leicht.

„Ich kann nicht anders, Mom. Ich muß gehen. Los Angeles braucht jetzt die Hilfe der Jägerin. Ich muß dorthin und ich muß dort meinen Kampf gegen das Böse weiterführen. Doch du kannst beruhigt sein. Ich werde nicht alleine gehen. Giles wird mich begleiten und mich als mein Wächter und Freund weiter unterstützten. Und auch Willow und Xander kommen mit. Aber ich muß gehen, Mom. Ich muß es einfach tun.“ Joyce seufzte und blickte ihre Tochter eindringlich an.

Dann huschte ein trauriges Lächeln über Joyce’ Gesicht. „Ich weiß, daß Mr. Giles auf dich aufpassen wird. Aber ... ich kann dich nicht hindern zu gehen, nicht wahr?“ „Nein, daß kannst du nicht.“ „Ich weiß, daß du als Jägerin dort sein mußt, wo du wirklich gebraucht wirst. Das ist mir klar. Weißt du, Moira, ich hatte immer gehofft, das du hier in Sunnydale bleiben würdest. Das der Tag niemals kommen wird ... an dem du in eine andere Stadt mußt. Doch der Tag ist jetzt da.“ Joyce strich sich eine Locke ihres Haares zurück.

„Moira, du weißt, das du immer hierher zurück kommen kannst. Du weißt, daß meine Tür dir immer offen steht. Wenn du Hilfe brauchst ... oder sonst irgend etwas passiert ... du kannst zurück kommen. Hier ist dein zu Hause. Und das weißt du.“ Moira nickte. Sie griff nach der Hand ihrer Mutter und drückte sie fest. „Ja, ich weiß, daß hier mein zu Hause ist. Ich weiß auch, daß ich immer zurück kommen kann. Aber ich muß meiner Pflicht folgen. Ich muß dorthin gehen, wo ich am meisten gebraucht werde.“ „Dann geh“, riet Joyce ihr.

„Du mußt selbst wissen was für dich das Beste ist. Und nur du kannst die Gefahr richtig einschätzen. Ich weiß, daß du deiner Pflicht folgen mußt. Und ich werde dich auch nicht daran hindern. Wenn du glaubst, das du in Los Angeles gebraucht wirst ... ist es besser, du gehst. Du bist die Jägerin. Du mußt diesen Menschen helfen. Das weiß ich.“ Moira lächelte leicht. „Danke, Mom.“ Joyce umarmte ihre Tochter und drückte sie fest an sich.

„Bist du dir wirklich sicher?“ erkundigte sie sich. Moira blickte ihrer Mutter in die Augen und nickte entschlossen. „Ja, ich bin mir sicher. Ich weiß, daß es richtig ist. Ich fühle es.“ „Aber du versprichst, daß du mich besuchst?“ „Natürlich. Ich werde dich sooft wie möglich besuchen. Und wenn irgend etwas ist rufst du mich an. Dann komme ich sofort, vesprochen.“ Moira hob feierlich die Hand und schwor es ihrer Mutter. Joyce lachte und nahm ihre Tochter noch einmal in den Arm.

„Das erleichtert mich ein wenig. Du wirst mir trotzdem sehr fehlen. Ich bin deine Mutter und ich werde dich sehr vermissen.“ „Du wirst mir auch fehlen, Mom. Aber wir werden uns sooft wie möglich sehen. Ich verspreche es dir.“ Joyce drückte ihre Tochter fest an sich. Sie wußte, daß es sein mußte. Moira ging ihren eigenen Weg - als Tochter und als Jägerin. Und wenn ihre Hilfe in L.A. gebraucht wurde ... dann mußte sie gehen. Joyce verstand das. Immerhin trug ihre Tochter eine große Verantwortung mit sich herum. Ja, sie mußte wirklich dort sein, wo sie gebraucht wurde. Und Joyce würde sie nicht hindern zu gehen.

Später saß Moira auf dem Vordach des Summers-Hauses und blickte den schönen Sternenhimmel an. Schon bald würde sie Sunnydale den Rücken gekehrt haben. Sie würde gehen. Und sie würde ihr Leben noch einmal von vorn beginnen. Moira verließ sich darauf das Giles alles regelte. Schon bald würde sie in Los Angeles für Ruhe und Ordnung sorgen - so wie es ihre Pflicht war. Doch sie würde ihren Weg gehen. Nicht nur als Jägerin, sondern auch als erwachsene Frau.

Sie mußte einfach dort sein, wo sie am meisten gebraucht wurde. Und nur sie konnte die Vampire in ihre Schranken weisen. Sie würde ihren Instinkten folgen. Ihre Instinkte trieben sie nun einmal nach Los Angeles. Doch da war auch ein anderes Gefühl. Ihr Unterbewußtsein roch Gefahr in Los Angeles. Moira vertrieb dieses Gefühl jedoch und schüttelte es ab. Sie schenkte dem keine Beachtung. Aber das hätte sie besser machen sollen. Den in Los Angeles lauerte eine große Gefahr von der Moira noch nichts wußte. Aber sie würde es bald erfahren.

To Be Continued ...


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