Title: Armageddon, Part 2 – Los Angeles
Author: Tegan

Fandom: Angel, Buffy
Rating:
Category: Neuanfang, Begegnungen
Characters, Pairing: Giles, Willow, Xander, Lilah Morgan, Lindsey McDonald / Moira (statt Buffy)

Summary: Die Jägerin wagt den Neuanfang in Los Angeles. Sie lebt sich gut ein und fühlt sich in ihrer neuen Heimat wohl. Ihr Leben verläuft wieder so wie sie es sich vorgestellt hatte. Und das Schicksal kreuzt ihren Weg mit einen Mann, der sich schon bald in ihr Herz schleicht ...

Dislaimer: Die Charaktere von Angel und Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon, David Greenwalt und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Ich mache es kurz und bündig: Mit diesen Teil führe ich natürlich auch die Liebe zwischen Anwalt und Jägerin ein, worauf ich noch näher eingehen werde. Leider muß ich sagen, ist Christian Kane ja inzwischen ausgestiegen. Aber wenn er seine erfolgreiche Hollywood-Karriere plant, müssen wir ihn ziehen lassen. Vielleicht gibt es ja mal ein Wiedersehen mit Lindsey McDonald und sei es nur eine Folge? Seine Fans wünschen sich das sehnlichst. Nun, ich wünsche viel Spaß beim Lesen und für Kommentare mailt mir einfach.


Armageddon, Part 2 - Los Angeles
written by Tegan
© 2001

~ 1. ~

[Einige Wochen später]

Alles war geregelt. Giles’ Freund hatte ihnen ein schönes Haus besorgt. Das Haus hatte eine gute Lage in Los Angeles. Gleich gegenüber war ein Park, wo Moira prima mit den dahergelaufenen Dämonen trainieren konnte. Das gefiel natürlich den Dämonen nicht, aber für Moira war es das perfekte Training um noch besser zu werden. Sie hatten den Schritt tatsächlich getan. Sie waren nach Los Angeles gezogen.

Gemeinsam mit ihren Freunden bezog die Jägerin das Haus. Es war wunderschön. Moira konnte es kaum glauben. In einen solchen Haus hatte sie schon immer leben wollen. Der Boden bestand aus Parkett und Teppiche lagen darauf. Es gab einen Kamin und die Möbel waren wundervoll. Die Wände waren im zarten gelb gestrichen. Moira war begeistert. Das Haus war wirklich toll. Und das sie mit ihrem Wächter und ihren besten Freunden zusammenwohnte ... das war etwas was ihr wirklich gefiel und ihrer Seele gut tat.

Xander hatte einen Job bei einer Baufirma angenommen. Willow hatte sich im College eingeschrieben und nahm ihr Studium wieder auf. Giles arbeitete drei Mal die Woche in der Stadtbibliothek. Moira ging gemeinsam mit Willow aufs College in Los Angeles. Außerdem kümmerte sie sich nachts um die Dämonen. Ihr Leben hatte wieder die Bahnen eingeschlagen, bevor sie diese Leere in sich verspürt hatte. Die Leere war weg. Sie hatte in L.A. gefunden, wonach sie sich gesehnt hatte.

In den ersten zwei Wochen hatten Moira und ihre Freunde alle Hände voll zu tun gehabt um den Krieg zwischen Vampire und Menschen zu beenden. Die Vampire hatten zuerst nicht geglaubt, daß sie die Jägerin war. Aber nach einer gründlichen Reduzierung der Vampire in L.A. hatten sie einsehen müssen, daß das Gerücht stimmte. Die Jägerin hatte Sunnydale verlassen und war nun in Los Angeles.

Sie hatte den Krieg zerschlagen und die Vampire in die Unterwelt zurück getrieben. Die Menschen in Los Angeles konnten aufatmen. Der Angriff der Vampire war vorbei. Jedenfalls waren die Vampire jetzt erst mal damit beschäftigt ihre Wunden zu lecken. Die Dämonen mußten sich daran gewöhnen, daß sie in dieser Stadt nicht mehr alles tun konnten was sie wollten. Den die Jägerin verdarb ihnen ihre Pläne.

Der Frieden kehrte nach Los Angeles zurück. Moira hatte es geschafft einen einigermaßen stabilen Frieden nach L.A. zu bringen. Nachdem die Vampire gemerkt hatten, daß die auserwählte Kriegerin wirklich in Los Angeles war, hatte sich die Situation schnell entspannt. Nun war die Jägerin in L.A. um ihnen das Leben schwer zu machen.

Ein Klopfen an seiner Tür ließ Lindsey McDonald aufsehen. „Herein“, rief er. Lindsey richtete seinen Blick wieder auf die Unterlagen, die auf seinen Schreibtisch lagen. Er griff nach der Tasse Kaffee, die neben ihm stand und trank einen Schluck. Die Tür zu seinen Büro ging auf und auf dem weichen, teuren Teppich waren gedämpfte Schritte zu hören. Es war das leise Geräusch von hohen Stöckelschuhen.

Lindsey sah auf. Seine Kollegin Lilah kam mit einen Lächeln auf seinen Schreibtisch zu. Sie hielt eine braune Akte in ihren Händen. „Ist sie das?“ fragte Lindsey, obwohl diese Frage völlig überflüssig war. Er wußte, daß es die Akte für sein Projekt war, das Wolfram & Hart ihm zugeteilt hatte. Es war ein sehr wichtiges Projekt. Lilah nickte und reichte ihm die Akte. Sie nahm auf dem Sessel vor Lindseys Schreibtisch Platz.

„Ich verstehe nicht, warum man Ihnen dieses Projekt zugeteilt hat“, meinte sie. Ein siegessicheres Lächeln huschte über Lindseys Gesicht. „Tja, vielleicht liegt es daran, daß ich der Juniorchef von Wolfram & Hart bin.“ „Ich weiß, daß sie hier ist“, sprach Lilah als Lindsey die Akte aufschlug. „Die Jägerin?“ fragte er nur. „Ja. Ich weiß, daß sie hier in Los Angeles ist. Warum ist sie so wichtig für diese Firma, daß sie zu einem Projekt wird?“ „Das geht Sie nichts an, Lilah!“ antwortete Lindsey. Das Projekt „Die Vampirjägerin“ war streng geheim und nur die wenigen Personen, die daran arbeiteten, wußten über alles Bescheid.

„Ist noch etwas Lilah?“ fragte Lindsey gelangweilt. Lilah verstand den Wink und erhob sich. Mit eleganten Hüftschwung stolzierte sie über den teuren Teppich zur Tür. Lilah hatte den Türgriff schon in der Hand als sie sich zu ihrem Kollegen umdrehte. „Was will Wolfram & Hart eigentlich von der Jägerin? Sie wird nie für uns arbeiten.“ „Danke, Lilah“, antwortete Lindsey bloß. Er war nicht gewillt Lilahs Fragen zu beantworten. Das Projekt unterlag der strengsten Geheimhaltung. Lilah zuckte mit den Schultern und ging. Sie war etwas enttäuscht das man ihr das Projekt nicht gegeben hatte. Aber sie konnte es nicht ändern. Die Tür fiel hinter ihr zu.

Lindsey widmete seine Aufmerksamkeit der Jägerin Moira Summers. Er studierte eingehend die Akte, wo alles wissenswertes über die Jägerin fest gehalten worden war. Aus der Akte fiel auch ein Foto, das die Jägerin zeigte. Lindsey nahm das Foto in seine Hände und sah sich die Frau darauf an. Ihr langes pechschwarzes Haar mit den roten Strähnen fiel wie ein Schleier ihre Schultern hinab. Lebensfreude entnahm Lindsey aus ihren tiefblauen Augen.

Die Jägerin war zweifellos eine hübsche Frau; eine sehr gefährliche Frau mit ihren Kräften. Sie war jung, stark und außerordentlich hübsch. Sie war eine Frau, die Lindsey persönlich sehr gefiel. Doch er durfte keine persönliche Bindung zu ihr aufbauen. Sie war die Jägerin. Und seine Pflicht war es auf sie achtzugeben das sie Wolfram & Hart nicht auf die Schliche kam. Moira Summers war nur ein Job, den er zu erledigen hatte.

Lindsey war klar das - sollte die Jägerin - von Wolfram & Hart erfahren, würde sie die Anwaltskanzlei zerstören wollen. Doch Lindsey würde das zu verhindern wissen. Er würde nicht zulassen, daß Moira alles zerstörte wofür sie alle hart gearbeitet hatten; wofür er hart gearbeitet hatte. Lindsey schlug die Akte zu und dachte noch einmal über seinen Auftrag nach. Es war seine Pflicht herauszufinden warum die Jägerin in Los Angeles war - ob sie hier war weil sie die Dämonen bekämpfte oder ob sie wegen Wolfram & Hart hier war. Das galt es herauszufinden und deshalb war die Jägerin ein ganz spezielles Projekt für die Anwaltskanzlei.

Wolfram & Hart setzten Spione auf die Jägerin an. Es waren vier Männer, die von der Firma den Auftrag erhalten hatten, die Jägerin zu beobachten und ihre Gewohnheiten auszukundschaften. Sicherheit war oberstes Gebot bei Wolfram & Hart. Je schneller sie den Grund für die Anwesenheit der Jägerin erfuhren, desto besser. Desto schneller konnten sie sich darauf einstellen und gewisse Vorbereitungen für ihren Schutz vornehmen.

Moira streifte durch die Nacht. Die Nacht in L.A. war ganz anders als die Nächte in Sunnydale. Vielleicht lag es daran das L.A. größer war und dadurch mehr Plätze für Dämonen zur Verfügung hatte. Sie hatte ihren Jagdbeutel bei sich und bog ab um einen Park zu betreten. Moira hatte dadurch Zeit über ihren Neuanfang nachzudenken. Der Neuanfang in Los Angeles war nicht so schwer gewesen wie sie angenommen hatte. Es war ihr sehr leicht gefallen. Das Gute daran war, daß das Gefühl der Leere verschwunden war. Sie war wirklich glücklich - auch mit ihrer Bestimmung. Und das war gut so. Ihr Leben verlief genauso wie sie es sich in L.A. vorgestellt hatte.

Als Moira den Park verließ, verdrehte sie genervt die Augen. Schon seit einiger Zeit waren vier Männer hinter ihr her. Sie spürte es. Manchmal mußte man das Opfer spielen um die Angreifer aus ihrem Versteckt zu locken. Aber langsam reichte es Moira. Es nervte sie. Doch Moira spielte auch ein anderes Spiel mit ihren Verfolgern. Sie durchstreifte mit schnellen, lautlosen Schritten die Nacht und lachte innerlich weil ihre Verfolger verzweifelt versuchten, sie nicht zu verlieren. Was gar nicht so einfach war ... den Moira jagte ihre Verfolger durch die halbe Stadt um sie müde zu machen. Diese Männer mochten glauben, daß sie Moira verfolgten. In Wirklichkeit aber jagte Moira ihre Verfolger.

Doch auch dieses Spiel wurde ihr bald langweilig. Die Jägerin wollte wissen wer ihre Verfolger waren. Und was noch wichtiger war: Sie wollte wissen warum diese Männer sie verfolgten; warum sie hinter ihr her waren. Es war an der Zeit ihre Verfolger zu stellen und zu erfahren warum sie es anscheinend auf die Jägerin abgesehen hatte. Moira bog in eine dunkle Gasse ein und wartete dort.

Ihre Verfolger gingen ihr in die Falle. Sie bogen in die Gasse ein und erstarrten als sie Moira wartend dort stehen sah. „Okay, ich hab jetzt meinen Spaß mit euch gehabt. Wer seit ihr und was wollt ihr von mir? Ich kann es nicht leiden, wenn mir nachgeschlichen wird“, sprach die Jägerin sauer. Ihre Verfolger zögerten einen Moment. Sie wußten nicht, was sie jetzt tun sollten. Sie mußten ihr Geheimnis wahren. Aber sie war die Jägerin und würde die Wahrheit aus ihnen rausprügeln. Nur zögernd griffen die Männer nach ihren Pistolen. Sie wußten, daß sie der Jägerin kein Haar krümmen durften, aber sie mußten sich wehren. Vielleicht schreckten die Waffen die Jägerin ab.

Doch da täuschten sie sich. Moira griff nach dem Erstbesten, der in ihrer Nähe stand, und hielt ihn fest. Sie zwang ihn mit einen harten, aber gekonnten Griff auf die Knie. Der Mann stöhnte; unterdrückte jedoch einen Schrei. Das war ein Zeichen von Schwäche. Und er war nicht schwach. Vor allem wollte er diese Schwäche nicht vor einer Frau zeigen. „Also, was ist los? Habt ihr eure Zungen verschluckt?“ Brutal trat sie zu und ihre Geisel fiel auf den Boden. Er keuchte.

Im selben Moment stürzten sich zwei der Männer auf Moira. Sie sprang hoch und schlug dem Ersten mit dem Fuß die Waffe aus der Hand. Sie flog durch die Luft und landete zwischen den Mülleimern. In der nächsten Sekunde hatte sie den Zweiten gepackt und der Waffe nachgeworfen. Der Mann flog durch die Luft und landete krachend zwischen den Mülleimern. Er war schon bewußtlos als er auf den Boden aufprallte.

Moira schlug ihrer Geisel hart ins Gesicht, so das dieser auch bewußtlos zu Boden glitt. Der Mann, dem sie die Waffe aus der Hand geschlagen hatte, stürzte sich auf sie. Er wollte nicht glauben, daß eine einzige Frau so stark war. Und er wollte ihre Stärke testen. Moira ließ sich auf ein Knie fallen und schlug dem Mann hart in den Magen. Sein Oberkörper kippte nach vorne, doch er konnte sein Gleichgewicht noch halten. Da war Moira schon wieder auf den Beinen und schlug dem Mann die Nase blutig.

Der Vierte von den Männern beobachtete das und steckte seine Pistole ein. Er drehte um und lief aus der Gasse. Es hatte keinen Sinn sich mit der Jägerin zu schlagen. Das wußte er. Sie war einfach zu stark. Und sie durfte nicht von ihnen erfahren. Ihr Auftrag war geheim. Wenn die Jägerin davon erfuhr, würde sie ihnen allen den Garaus machen. Die Jägerin durfte nicht von ihnen erfahren. Er entfernte sich vom Ort des Geschehens.

Ein Hagel Schläge prasselte auf den Mann nieder. Schützend hob er seine Hände, damit sie sein Gesicht nicht treffen konnte. Moira verpaßte ihm noch einen harten Faustschlag und der Mann ging zu Boden. Sie waren keine Gegner für sie gewesen. Moira blickte auf. Der Letzte war abgehauen. Er hatte wohl Angst bekommen. Irgend etwas an der Sache beunruhigte sie. Warum waren diese Männer ihr gefolgt? Sie mußten doch einen guten Grund dafür gehabt haben.

Bevor sie jedoch weiter über diese Männer nachdenken konnte reagierten ihre Jägerinnen-Instinkte auf eine drohende dämonische Gefahr. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Moira hob den Kopf. Das Gefühl war schwach, aber es war da. Sie ließ die Männer hinter sich und trat aus der Gasse. Konzentriert ließ sie ihre Augen über die Umgebung wandern. Sie nahm jedes Geräusch; jede Bewegung in sich auf. Das Gefühl wurde stärker. Der Dämon mußte ganz in der Nähe sein.

Moira ließ sich von ihren Instinkten treiben und das brachte sie immer näher an den Dämon, den sie gespürt hatte. Ihre Beine trugen sie immer näher an ein Gebüsch, das zum Wald eines Parkes gehörte. Lautlos näherte sich Moira dem Gebüsch. In der nächsten Sekunde hörte sie ein lautes Rascheln. Etwas bewegte sich im Gebüsch. Dann hörte Moira nur noch ein Knurren; ein ihr bekanntes Knurren. Es klang ganz nach einem ...

„Einen Werwolf“, stellte Moira fest. Die Jägerin blickte hoch zum Himmel. Am dunklen Sternenhimmel leuchtete der Vollmond in all seiner Schönheit. Moira seufzte. Ein Werwolf, dachte sie kopfschüttelnd. Dieses Wesen hatte ihr gerade noch gefehlt. „Na super“, stöhnte Moira laut. Dann rannte sie los und folgte den Spuren der Kreatur.

Sie wußte, daß es um Sekunden ging, die möglicherweise über Leben und Tod entschieden. Mit einem Werwolf war nicht zu spaßen. Sie mußte ihn finden und aufhalten, bevor er noch jemanden zerfleischte. Durch Oz hatte sie Gott sei Dank schon Übung darin sich mit einen Werwolf herumzuschlagen.

~ 2. ~

Es war kurz nach Mitternacht als Lindsey das Gebäude von Wolfram & Hart verließ. Von Tag zu Tag machte er mehr Überstunden. Lindsey war in Eile. Er wollte nur noch nach Hause, eine Dusche nehmen und dann noch ein wenig Heimarbeit erledigen. Lindsey ging durch die Empfangshalle, wünschte den Wachmännern eine gute Nacht und verließ das Gebäude.

Der Anwalt kramte in seiner Jackentasche nach seinen Autoschlüsseln als er über den schwach beleuchteten Parkplatz vor der Anwaltskanzlei ging. Lindsey entriegelte die Alarmanlage per Fernbedienung noch auf den Weg zu seinen schwarzen BMW. Die Alarmanlage gab einen Laut von sich als sie entriegelt wurde. Ein Geräusch ließ Lindsey aufhorchen. Er blieb stehen und sah sich um. Auf dem Parkplatz war jedoch niemand. „Idiot“, schimpfte Lindsey sich selbst kopfschüttelnd und wandte sich ab.

Er kam bei seinen Wagen an und stellte seinen Aktenkoffer für einen Moment ab. Da war schon wieder dieses Geräusch. Lindseys Kopf schoß hoch und er blickte sich um. Aber da war niemand. Jetzt mache ich mich schon selbst verrückt mit diesen ganzen Dämonengeschichten, dachte er schmunzelnd. Als das Geräusch wieder erklang, konnte er es endlich identifizieren. Es klang ganz nach einen Knurren. Ein wilder Hund vielleicht, überlegte Lindsey. Nichts was ihm Angst machen sollte. Ihm, dessen Mandanten zum größten Teil waschechte Dämonen waren.

Als er sich wieder seinen Wagen zuwandte sprang eine Kreatur aus dem Gebüsch vor ihm - eine sehr haarige Kreatur. Sie war ungefähr zwei Meter groß und sah wie ein Wolf aus. Geschockt wich Lindsey ein paar Schritte zurück. Mit groß aufgerissenen Augen starrte Lindsey auf den Werwolf, der auf der Motorhaube seines Wagens stand. Er konnte es nicht glauben. Noch nie war er einem Wesen dieser Art so nah gekommen. Er wurde täglich mit Dämonen konfrontiert. Aber ein Werwolf ... Das war etwas ganz anderes und sowas hatte er noch nie erlebt.

Vor seinen geistigen Auge lief Lindseys ganzes Leben ab. Alles zog an ihm vorbei. Seine Kindheit, seine Jugend, die Zeit seines Studiums und seine Arbeit bei Wolfram & Hart. Ihm wurde augenblicklich klar, daß in seinen Leben einiges fehlte. Er hatte immer hart gearbeitet. Doch sein Privatleben war auf der Strecke geblieben. Bis zum jetzigen Moment hatte er nicht einsehen wollen, daß auch er jemanden brauchte.

Es wäre schön gewesen, wenn es da einen Menschen gab, der ihn liebte und den er lieben konnte. Eine junge Frau, die abends in seiner Wohnung auf ihn wartete. Lindsey wurde klar, daß es das war was in seinen Leben fehlte. Eine Frau, Kinder - eine Familie. Einfach ein privates Glück. Erst jetzt - wo diese Kreatur über ihn stand und ihn anknurrte - wurde ihm klar, daß er doch einsam war.

Das niemand da war, wenn er abends nach Hause kam. Das es niemanden gab, der neben ihm im Bett schlief. Niemanden, den er halten konnte und dem er sagen konnte was er empfand. Es gab einfach niemanden. Und jetzt wurde ihm klar, daß es genau das war, wonach er sich insgeheim im Leben sehnte. Wie jeder Mann wollte er eine Frau, die ihn liebte und die er lieben konnte. Doch dafür war es jetzt zu spät. Er würde diese Frau niemals finden. Denn er würde die Gelegenheit dazu nicht mehr haben. Diese Kreatur würde ihn töten. Dessen war er sich sicher.

Der Werwolf fletschte seine Zähne und knurrte. Er wollte Lindsey gerade anfallen als hinter der Kreatur noch jemand aus dem Gebüsch brach. Lindsey sah nur noch den Schatten einer Frau als sie auf die Motorhaube sprang und den Werwolf zu Boden riß. Lindsey konnte gerade noch im letzten Moment aus dem Weg springen. Als die Frau auf die Beine sprang und sich für einen kurzen Moment zu ihm umdrehte um sich zu vergewissern, daß er okay war, erstarrte er. Er erkannte sie sofort. Es war die Jägerin Moira Summers.

Lindsey amtete erleichtert auf. Er war noch nie so froh gewesen einen zukünftigen Feind zu sehen. Sie hatte ihm gerade das Leben gerettet. Ihr Auftauchen hatte ihn jedoch etwas überrascht. Eigentlich hatte er vorgehabt sich ihr anders zu nähern um die Gründe ihrer Anwesenheit in L.A. zu erfahren, aber ... das war auch ein Weg. Er war froh, daß sie da war, um der Bestie Einhalt zu bieten.

Der Werwolf stellte sich zu seiner vollen Größe auf und knurrte die Jägerin wütend an. Moira ließ sich weder von seinen Zähnen, noch von seinen Krallen beeindrucken. Sie drehte sich um und verpaßte dem Tier einen harten Tritt gegen den Magen. Der Werwolf heulte auf und wich für einen Moment zurück. „Das hast du jetzt davon“, sprach Moira entschlossen. „Verzieh dich“, rief sie dem Werwolf zu. Doch das Tier fuhr seine Krallen aus. Moira wich einen Schritt zurück um den Krallen zu entgehen.

Das Tier richtete seine Aufmerksamkeit auf Lindsey. Der Anwalt starrte entgeistert auf den Werwolf, der sich ihm rasend schnell näherte. Moira funkte dem Werwolf dazwischen und trat ihm brutal gegen den Schädel. Der Werwolf jaulte laut auf und krümmte sich für einen Moment schmerzhaft zusammen. Moira nutzte die kurze freie Luft und stellte sich schützend vor Lindsey.

Lindsey bewunderte sie. Sie war bereit ihr Leben einfach so für ihn zu opfern. Ihren Mut bewunderte er wirklich und er erkannte diesen Mut auch an. Sie war bereit ihr Leben für ihn zu opfern, obwohl sie ihn nicht kannte. Ein Werwolf war auch eine sehr große Gefahr für eine Jägerin. Das wußte er. Und er hoffte - für Moira und für ihn - das sie es schaffte den Werwolf in seine Schranken zu verweisen.

Moira ging in Kampfstellung. Sie spannte ihre Muskeln an und konzentrierte ihren Körper auf ihren Gegner. Jeder Winkel ihres Körpers war angespannt und vollends bereit zuzuschlagen. Ihre Augen waren nur auf den Werwolf gerichtet. Entschlossen blickte sie das Tier an und wartete. Sie wartete, daß das Tier sie angriff, damit sie zuschlagen konnte.

Die Kreatur sprang auf und fletschte die Zähne. Dann stürzte sich der Werwolf auf Moira. Im letzten Moment stieß die Jägerin Lindsey zur Seite, damit er nicht zwischen die Fronten geriet. Er stolperte zurück und knallte mit dem Rücken gegen den Wagen. Lindsey sank für einen Moment zu Boden. Obwohl er einen kurzen Schmerz im Rücken verspürte ließ er sich davon nicht beeinflussen. Lindsey erhob sich und beobachtete mit angehaltenen Atem das Geschehen.

Der Werwolf fiel Moira an. Die Jägerin stellte fest, daß die Kreatur ihre ganze Kraft einsetzte um sie zu Fall zu bringen. Moira verlor unter dieser Kraft das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Sofort war der Werwolf über ihr und schnappte mit seinen langen Zähnen nach ihr. Moira packte das Tier am Fell und hielt es sich vom Leib. Verzweifelt versuchte sie den Zähnen zu entkommen. Das Tier durfte sie auf gar keinen Fall beißen. Sie wußte, was dann mit ihr geschehen würde.

Lindsey war klar, daß er etwas tun mußte. Auch die Kraft der Jägerin war irgendwann einmal erschöpft. Und wenn sie sich den Werwolf auf Dauer vom Hals halten mußte, würde auch die Jägerin müde werden. Und dann war sie verloren. Lindsey mußte etwas unternehmen. Er mußte ihr helfen. Die Kreatur mußte ausgeschaltet werden. Und es war offensichtlich, daß der Werwolf es darauf anlegte die Kraft der Jägerin zu erschöpfen. Der Werwolf wollte sie töten.

Moira versuchte noch immer sich das Tier vom Leib zu halten. Der Werwolf war über ihr und fletschte seine Zähne; schnappte nach ihr. Moira stöhnte. Sie fühlte wie das Tier über ihr immer schwerer wurde. Die Jägerin spürte, wieviel Kraft es sie kostete, sich den Werwolf vom Leib zu halten. Ihre Muskeln wurden müde; ihre Kraft ließ nach. Wenn ihr nicht bald etwas einfiel, würde der Kampf gegen den Werwolf sie ihre ganze Kraft kosten. Und was dann passierte ... darüber wollte sie gar nicht nachdenken.

Aus der Innentasche seiner Jacketts holte Lindsey sein Handy hervor und wählte eine Nummer. Er wählte die Nummer der Wachmänner in den Gebäude von Wolfram & Hart. „Kommen Sie sofort! Wir haben hier draußen ein Werwolf-Problem“, sprach Lindsey und er unterbrach das Gespräch. Die Wachmänner würden innerhalb von einer Minute hier sein. Aber das gab den Werwolf genügend Zeit um die Jägerin zu beißen. Lindsey wußte, er mußte etwas unternehmen.

Sie hatte ihm das Leben gerettet; hatte ihn vor der Attacke des Werwolfes bewahrt. Er empfand es als seine Pflicht jetzt ihr zu helfen. Lindsey blickte sich um. Etwas mußte er tun. Er  konnte nicht zulassen das Moira zerfleischt wurde. Doch er wußte, er ließ sich auf ein gefährliches Unternehmen ein. Aber darüber konnte er nicht mehr länger nachdenken. Er mußte Moira helfen.

Lindsey blickte auf seinen Aktenkoffer. Das war die rettende Idee. Ein Schlag mit dem Ding würde der Jägerin hoffentlich die wertvollen Sekunden verschaffen, die sie brauchte, um das Tier außer Gefecht zu setzen. Lindsey bückte sich und hob seinen Aktenkoffer auf. Mit all seiner Kraft schleuderte er den Aktenkoffer um den Schädel des Werwolfes. Das Tier heulte schmerzerfüllt auf und fiel zur Seite. Der Aktenkoffer sprang auf und Lindseys Unterlagen verteilten sich auf dem Boden.

Moira riß überrascht die Augen auf als der Werwolf von ihr abließ und zur Seite fiel. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie den Mann im Anzug stehen. Sein Aktenkoffer war aufgesprungen und die Papiere fielen zu Boden. Sie hatte die Situation sofort erfaßt. Er hatte dem Werwolf seinen Aktenkoffer über den Schädel gezogen. Moira atmete tief durch um ein wenig Luft zu bekommen. Das war wirklich knapp gewesen. Einen Werwolf ohne Kette oder Betäubungsgewehr außer Gefecht zu setzen ... war wirklich äußerst unmöglich, wie Moira feststellte.

Der Werwolf knurrte wütend und rappelte sich hoch. Die Augen des Tieres sprühten Funken und es fixierte Lindsey mit gefletschten Zähnen. Die Kreatur sprang auf und rannte auf Lindsey zu. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, dachte Lindsey in diesem Augenblick. Moira war schon im Ansatz aufzuspringen und Lindsey zu helfen als ein Schuß das Kampfgeschehen zerriß.

Lindsey hob den Kopf. In wenigen Metern Entfernung stand ein Wachmann mit einen Gewehr. Moira riß die Augen auf und sah wie der Werwolf mit einem lauten Jaulen zu Boden fiel. Sie blickte zum Wachmann und sah das Gewehr. Dann sah sie auf die Wunde am Bein des Werwolfes. Sofort wurde ihr klar was geschehen war. „Nein“, rief sie entsetzt. Sie konnte nicht glauben was sie sah. Man hatte tatsächlich auf den Werwolf geschossen - mit echten Kugeln und keinen Betäubungspfeil.

Der Werwolf wimmerte leise und versuchte sich weiter zu bewegen. Der Wachmann war näher gekommen und legte das Gewehr ein zweites Mal an. Doch Moira war da schon auf den Beinen und trat ihm das Gewehr aus der Hand. Das Gewehr fiel mit einen lauten Krachen zu Boden. „Sind Sie wahnsinnig?“ stauchte die Jägerin den Wachmann zusammen. „Das Tier ist die meiste Zeite seines Lebens ein Mensch.“ In diesem Moment versuchte sich der Werwolf aufzurappeln. Doch Moira war bei ihm und verpaßte dem Tier einen harten Faustschlag. Bewußtlos glitt der Werwolf zu Boden und blieb ruhig liegen.

Moira richtete ihre Augen auf den Mann. Er war äußerst gutaussehend. Kurzes, dunkles Haar, geheimnisvolle Augen, eine schlanke Figur ... Er war ein Mann, der ihr persönlich sehr gefiel. Doch er war sichtlich geschockt. Seine Augen kreuzten sich mit ihren. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber da war etwas in seinen Augen, das Moira fesselte. Es war Bewunderung, das da in seinen Augen glänzte. Er schien sie zu bewundern. Und das machte Moira irgendwie stolz.

„Ist alles okay?“ fragte sie den Fremden. „Ja“, antwortete Lindsey der Jägerin. Moira nickte leicht. Es schien sie zu erleichtern, daß er gesund war. Sie stützte sich mit ihren Händen auf den Knien ab und atmete tief durch. Moira spürte wie ihre Kraftreserven langsam, aber sicher erschöpft waren. Es hätte nicht mehr lange gedauert und ihre Kräfte hätten sie verlassen. Doch daran durfte sie gar nicht denken. Diese negativen Gedanken waren keine gute Idee. Sie hatte überlebt. Bis auf den Werwolf gab es keine Verletzte ... das war ein gar kein so schlechtes Ergebnis, fand Moira. Wenn man erkannte, daß sie keine Waffen außer ihrer Jägerinnenkraft gehabt hatte um sich gegen den Werwolf zu wehren.

Ihr Blick glitt zu dem Werwolf. Bewußtlos lag er am Boden. Seine Atmung ging unregelmäßig, was wohl an der Aufregung lag. Moira richtete sich auf. Sie mußte sich um das Tier kümmern und herausfinden, ob der Mensch hinter dem Werwolf wußte was er war. Und wenn nicht ... mußte sie ihn aufklären. Das war ihre Pflicht als Jägerin. Aber alleine konnte sie ihn nicht wegschaffen. Sie mußte Giles informieren.

Moira blickte den Mann an. „Haben Sie ein Handy?“ Lindsey nickte. „Kann ich mal telefonieren? Ich muß ... mich um das Tier kümmern“, sprach sie. Lindsey holte sein Handy hervor und reichte es der Jägerin. Moira wählte ihre eigene Nummer und entfernte sich ein paar Schritte von den Anwesenden. Sie mußten nicht mitbekommen was sie mit ihrem Wächter zu besprechen hatte.

„Rupert Giles“, meldete sich Moiras Wächter nach drei Mal Freizeichen. „Ich bin’s, Giles“, sprach Moira. „Ich brauche Ihre Hilfe.“ „Was ist passiert?“ fragte Giles sofort hellwach. „Ich hab einen Werwolf verfolgt und der ist angeschossen worden ... von einen Wachmann oder so. Jedenfalls müssen wir das Tier an einen sicheren Ort bringen.“ „Ich komme sofort. Wo bist du?“ fragte Giles. „Wo ich bin? Nun ...“ Moira blickte sich um.

„Tja, daß ist eine gute Frage. Ehrlich gesagt ... ich hab keine Ahnung“, gestand Moira. „Warten Sie einen Moment, Giles.“ Moira wandte ihre Aufmerksamkeit Lindsey zu. „Können Sie mir sagen, wo ich hier bin?“ „Anwaltskanzlei Wolfram & Hart, Evergreen Drive 105“, gab Lindsey der Jägerin bereitwillig Auskunft. Moira gab die Adresse ihrem Wächter durch. „Soll ich das Betäubungsgewehr mitnehmen?“ fragte Giles. „Eine gute Idee“, sprach Moira. „Bis gleich“, meinte Giles und er legte auf.

Moira gab Lindsey sein Handy zurück. „Danke“, sprach sie. Lindsey nickte und steckte das Handy wieder ein. Moira wandte sich zu den Wachleuten um. „Und jetzt zu Ihnen! Sagen Sie, haben Sie noch alle Tassen im Schrank? Sie können auf dieses Wesen nicht schießen - nicht mit echten Kugeln. Dieses Wesen ist ein Mensch. Die meiste Zeit seines Lebens jedenfalls.“ „Aber es ist eine Gefahr“, mischte sich Lindsey ein. Er gab den Wachleuten ein Zeichen das sie wieder an ihre Arbeit gehen konnten. Den Rest würde er alleine schaffen. Die Männer nickten und gingen zurück ins Gebäude.

Lindsey sah sich das Chaos an und seufzte schwermütig. Seine ganzen Unterlagen lagen auf dem Boden verteilt. Teilweise waren sie dreckig und er konnte sie schlichtweg vergessen. Sein Blick glitt zur Jägerin. Auf dem Foto hatte er sie schon als hübsch empfunden. Doch ihr gegenüber zu stehen war etwas ganz anderes als von ihr zu lesen. Außerdem war sie in natura noch schöner als auf dem Foto. Und ihre Stärke machte sie noch begehrenswerter.

Dieser Kriegerin gegenüber zu stehen war ein unglaubliches Gefühl. Sie war die Auserwählte. Eine junge Frau - auserwählt um gegen die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Ausgestattet mit besonderen Kräften und Instinkten. Man konnte sagen, sie war ein Wesen höherer Macht. Die Jägerin war von höheren Mächten zur Kriegerin auserwählt worden. Ja, sie war wahrlich ein Wesen höherer Macht.

Lindsey bückte sich und sammelte seine Unterlagen zusammen. Moira kniete sich zu ihm und half ihm. Gleichzeitig griffen sie nach einem Stück Papier. Ihre Finger berührten sich. Moira hatte das Gefühl, daß ein elektrischer Schlag ihren Körper durchfuhr. Moira blickte auf und sah genau in Lindseys Augen. Sie sahen sich eine Minute schweigend an. Dann hob Moira die Unterlagen auf und reichte sie Lindsey. „Danke“, murmelte dieser mit trockener Stimme. Er mußte sich räuspern und die seltsame Stimmung zwischen ihnen zerbrach.

„Mein Name ist Lindsey McDonald“, stellte er sich vor. Er vermied es Moira die Hand zu geben. Er hielt das für keine gute Idee. Diese Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrschte, würde dadurch nur noch verstärkt werden. „Ich bin Anwalt bei Wolfram & Hart.“ Er deutete mit dem Kopf auf das große Hochhaus hinter ihnen. Moira nickte nur. Sie blickte zur Straße und hoffte, das Giles bald kam. Der Werwolf mußte von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden - und zwar schnell.

„Ich heiße Moira Summers und ... ich glaube, ich sollte Ihnen das mit diesem Tier erklären“, begann sie zögernd. Sie mochte es nicht, wenn sie Zeugen bei ihrer Arbeit hatte. „Das brauchen Sie nicht“, unterbrach Lindsey die Jägerin lächelnd. Mann, hat der ein Lächeln, dachte Moira augenblicklich. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken. Ein Gefühl, daß sie schon lange nicht mehr heimgesucht hatte - seit Lester, um genau zu sein. Moira wurde klar, daß dieser Mann ihr sehr gefährlich werden konnte. Zwar nicht auf die Art und Weise wie Lester, aber ... Dieser Anwalt war ein Mann zum Verlieben.

„Wie meinen Sie das, ich brauche Ihnen das nicht erklären?“ fragte Moira verwirrt. Lindsey legte seine Unterlagen in den Aktenkoffer zurück und schloß ihn. „Ich weiß, was auf dieser Welt geschieht. Ich weiß, daß L.A. nur so von Dämonen wimmelt.“ „Tatsächlich?“ „Ja, ich weiß es. Allerdings hatte ich nicht geglaubt, daß es Werwölfe wirklich gibt. Ich dachte, diese Kreaturen wären nur Legenden; ein alter Mythos.“ Moira zuckte mit den Schultern. „Glaubte ich auch einmal. Bis ich eines besseren belehrt worden bin“, meinte sie. Lindsey öffnete die Fahrertür seines Wagens und warf seinen Aktenkoffer auf den Beifahrersitz.

„Aber fragen Sie sich gar nicht, warum ich Ihnen geholfen habe?“ sprach die Jägerin ein wenig mißtrauisch. „Ich denke, daß ist Ihre Pflicht als Vampirjägerin“, erwiderte Lindsey. Moira riß überrascht die Augen auf und öffnete den Mund. Sie wollte etwas sagen, aber fand keine Worte. Er wußte wer sie war? Woher? Moira schluckte schwer und sammelte sich.

„Woher ... wissen Sie das?“ meinte sie stammelnd. Lindsey zuckte mit den Schultern. Er sah, daß die Jägerin auf Distanz ging. Aber das lag ihr wohl im Blut. Jedem gegenüber mißtrauisch zu sein, die von ihrer Existenz wußte. Menschen, die sie nicht kannte. Lindsey lächelte. „Es ist ... eine lange Geschichte. Wir, von Wolfram & Hart, wissen von der Existenz von Dämonen und auch von der Kriegerin, die sie bekämpft“, erklärte Lindsey.

„Wir sind Anwälte. Wir haben schon sehr viel erlebt. Unsere Mandanten erzählen uns einiges. Die Dämonen bleiben den Menschen nicht ganz verborgen.“ Na super, Lindsey, tadelte er sich im nächsten Augenblick selber. Erzähl der Jägerin doch gleich, daß ihr für die Hölle arbeitet. Er seufzte leise. So hatte er sich die erste Begegnung mit der Jägerin nicht vorgestellt.

Doch Moira schien ihm zu glauben. Sie nickte nur und hielt nach Giles’ Ausschau. Wo blieb er nur solange? Ihr Blick glitt zu dem Werwolf. Der schlief noch immer friedlich. „Ich muß mich bei Ihnen bedanken, Ms. Summers“, meinte Lindsey neben ihr. Moira sah ihn fragend an. „Wofür?“ „Sie haben mich gerettet. Die Kreatur hätte mich getötet, wenn Sie nicht gewesen wären.“ „Den Dank kann ich nur zurückgeben. Ich hätte mir das Tier nicht mehr lange vom Hals halten können, wenn Sie nicht eingegriffen hätten. Die Aktion mit dem Aktenkoffer war nicht schlecht.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln.

Lindsey holte eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche und reichte sie Moira. „Wenn Sie mal einen Anwalt brauchen ...“, sprach er. „... Dann rufen Sie mich an. Es wäre mir eine Ehre Sie verteidigen zu dürfen.“ Moira lächelte und griff zaghaft nach der Karte. So recht wollte sie die Karte nicht annehmen, weil sie der Meinung war, sie würde nie einen Anwalt brauchen. Aber ... andererseits, hatte sie dann die Telefonnummer dieses süßen Anwaltes.

„Danke, aber ... ich werde Ihre Hilfe sicher nie brauchen“, meinte Moira zögernd. „Sagen Sie das nicht. Sie können nicht wissen was in der Zukunft passiert. Aber wenn Sie einen Anwalt brauchen, würde es mich sehr freuen, wenn Sie mich anrufen.“ „Ich denke, einen Anwalt Ihres Standardes kann ich mir gar nicht leisten.“ „Ich bin mir sicher, das Wolfram & Hart bei Ihnen eine Ausnahme machen würde.“ Moira lächelte und sah auf als ein Wagen auf den Parkplatz fuhr.

Der Wagen hielt vor Moira und Giles stieg mit Xander aus. Xander hatte das Betäubungsgewehr in den Händen. „Alles okay?“ fragte Giles. Moira nickte. „Ja, alles in bester Ordnung. Nur ... der Werwolf hat eine Kugel abbekommen. Sie können das doch verarzten, oder?“ fragte Moira besorgt. „Natürlich. Schaffen wir das Tier ins Auto.“ „Xander, betäube den Werwolf“, befahl Moira, die auf Nummer sicher gehen wollte. Xander tat wie ihm befohlen und schoß einen Pfeil ab.

Gemeinsam hievten Moira und Giles den Werwolf in den Kofferraum. Giles bedachte Lindsey mit einen Blick und stieg ins Auto. Er war sich sicher, daß Moira die Angelegenheit mit dem Zeugen schon regeln würde und es konnte. Moira wandte sich dem Anwalt zu. „Kommen Sie gut nach Hause, Mr. McDonald. Und ... es wäre besser, wenn Sie niemanden etwas von den Geschehnissen dieser Nacht erzählen.“ „Ich verstehe“, meinte er lächelnd. Moira erwiderte sein Lächeln und stieg zu Giles ins Auto. Der Wagen des Wächters fuhr vom Platz weg. Lindsey sah ihnen nach und stieg dann selbst ins Auto. Der erste Kontakt zur Jägerin war hergestellt. Nun konnte sein Auftrag beginnen.

~ 3. ~

Hinter dem Werwolf hatte ein junger Mann gesteckt, der sich das alles nicht so recht erklären hatte können. Moira und Giles hatten sich die Zeit genommen ihn aufzuklären. Sie hatte ihm auch gesagt, daß er sich bei drei Nächten im Monat einsperren mußte. Und wenn er Hilfe dabei brauchte, konnte er jederzeit zu ihnen kommen. Die Schußwunde war Gott sei Dank nur ein harmloser Streifschuß gewesen. Die Sache war einigermaßen gut ausgegangen.

Moira lag auf ihrem Bett und hielt die Karte von Lindsey McDonald in ihren Händen. Im Hintergrund lief leise die neue CD von Bon Jovi. Die Jägerin starrte auf die Decke und ihr Blick glitt immer wieder zu der Visitenkarte. Sollte sie ihn wirklich anrufen? Sie brauchte zwar keinen juristischen Rat, aber ... sie wollte ihn gerne wiedersehen. Sie wollte gerne mehr über ihn erfahren. Doch vor allem mußte sie noch klären, woher er sie kannte. Das hatte Giles ihr gesagt. Sie mußte herausfinden, was er von der Jägerin wußte.

Doch wenn sie ihn anrief ... würde er da nicht den Eindruck bekommen, daß sie aufdringlich war? Moira schüttelte den Kopf. Was soll’s, dachte sie und stand auf. Sie verließ ihr Zimmer und ging in die Küche. Xander machte sich gerade ein Sandwich als Moira die Küche betrat. „Hast du Hunger? Ich kann dir auch eins machen“, meinte er. Moira schüttelte den Kopf. „Nein, ich muß nur telefonieren. Und Willow telefoniert im Wohnzimmer gerade mit ihrer Mom. Deshalb ... könntest du mich bitte allein lassen?“ Auffordernd sah Moira Xander an. Dieser verstand den Wink und verließ die Küche.

Moira wählte die Nummer, die auf der Visitenkarte stand und wartete. Vier Mal ertönte das Freizeichen. Dann meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung. „Wolfram & Hart. Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte die Frau. „Mein Name ist Moira Summers. Ich möchte gern mit Lindsey McDonald sprechen.“ „Einen Moment, bitte“, sprach die Frau und warf Moira auf die Warteschleife. Moira zog einen Hocker heran und setzte sich. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf die Tischplatte.

„Lindsey McDonald“, meldete sich auf einmal eine Männerstimme auf der anderen Leitung. „Hier ist Moira, die Jägerin.“ „Ms. Summers, brauchen Sie doch einen juristischen Rat?“ Moira lachte. „Nein, den brauche ich nicht. Aber ich hatte gestern keine Zeit mehr etwas bestimmtes mit Ihnen zu klären.“ „Und was?“ „Woher kennen Sie mich? Ich würde das gerne herausfinden.“ „Das habe ich Ihnen doch schon erzählt, oder nicht?“ fragte Lindsey. Er drehte sich ihn seinen Sessel und blickte aus dem großen Fenster seines Büros.

„Nein, daß haben Sie nicht, glaube ich“, meinte Moira. „Aber Giles will mehr wissen. Ihm ist das nicht geheuer. Ich für meinen Teil glaube Ihnen, aber ...“ „Ihr Wächter ist also mißtrauisch“, stellte Lindsey fest. „Ja. Moment mal, woher wissen Sie, das Giles mein Wächter ist?“ „Nun, daß nehme ich an. Eine Jägerin hat auch einen Wächter an ihrer Seite und ich schätze, der Mann gestern war Ihr Wächter, Ms. Summers“, sprach Lindsey wissend.

„Ich bin Anwalt. Es gehört zu meinen Job zwei und zwei zusammenzählen zu können.“ „Verstehe ... nun auch egal! Jedenfalls, sollten wir darüber sprechen.“ Lindsey lächelte. Er wußte, daß es ein Vorwand war. Es war ein Vorwand um sich mit ihm zu treffen. Und es machte ihn gar nichts aus. Im Gegenteil: Er wollte mit ihr ausgehen; wollte einen Abend in der Gesellschaft dieser hübschen Frau verbringen.

„Was halten Sie von einen Abendessen, Ms. Summers“, schlug er vor. Moiras Herz machte einen heftigen Sprung. „Das wäre ... toll. Und wann?“ „Heute Abend? Ich kann meine Besprechung verschieben. Um acht Uhr?“ „Okay.“ „Kennen Sie das Restaurant La Rome?“ „Nein, daß ist mir nicht bekannt“, meinte Moira. „Dann wird es aber Zeit. Ich schlage vor, wir essen heute Abend dort zusammen.“ „Ich bin dabei. Holen Sie mich ab, Lindsey?“ „Natürlich, wenn Sie mir sagen wo.“ Moira gab ihm ihre Adresse durch. „Ich freue mich, Lindsey“, sprach sie noch und legte auf.

Den Rest des Tages verbrachte Moira damit zu duschen, ihre Haare zu waschen und sich zu stylen. Willow war das natürlich nicht entgangen. Und sie wollte alles wissen. „Magst du ihn?“ fragte sie, während sie Moira dabei zusah, wie sie sich schinkte. Moira saß vor ihrem Schminkspiegel und legte Make-up auf. Willow saß auf Moiras Bett und hielt das kleine Stoffschweinchen von ihr in den Händen.

Die Jägerin drehte sich kurz zu ihrer besten Freundin um und lächelte. „Ich finde ihn einfach süß. Ich weiß selbst nicht. Lindsey hat etwas an sich ... dem ich einfach nicht widerstehen kann. Ich kann nicht sagen was es ist. Er scheint einfach alles zu haben.“ „Was ist dir als erstes bei ihm aufgefallen?“ „Sein Lächeln. Dieser Mann kann lächeln ... das glaubst du nicht. Und seine Augen erst ...“ Moira mußte über ihre Schwärmerei selbst lachen und wandte sich wieder dem Spiegel zu.

Sie zog ihren Lidschatten nach und warf ihrem Spiegelbild ein Lächeln zu. Dann erhob sie sich und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Was denkst du? Wie sehe ich aus?“ Willow lächelte. „Du siehst echt toll aus. Er wird dir nicht widerstehen können.“ „Das hoffe ich doch.“ „Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Moira, aber ... du kennst den Mann gar nicht. Okay, du hast ihm das Leben gerettet, aber ... Denkst du nicht, daß du da zu schnell urteilst?“ Moira seufzte und setzte sich neben ihre Freundin.

„Ich weiß. Es kann auch sein, daß er mich gar nicht attraktiv findet.“ „Quatsch! Du bist eine hübsche Frau, Moira. Und dieser Anwalt müßte doch blind sein, wenn er das nicht sieht.“ „Danke. Weißt du, Willow, seit der Sache mit Lester ... bin ich sehr vorsichtig geworden. Er hat mich sehr verletzt.“ „Ich weiß.“ Willow griff nach Moiras Hand und drückte sie fest. Dabei lächelte sie aufmunternd.

„Das mit  Lester ist vorbei. Ich bin darüber hinweg. Aber ... ich wollte so schnell nichts neues mehr eingehen. Und jetzt bin ich Lindsey McDonald begegnet. Dieses Gefühl ist wieder da. Ich fühle, daß ich jetzt soweit bin; das ich mich neu verlieben kann. Und dieser Mann ist, denke ich, genau der Richtige für mich.“ „Das klingt toll. Denkst du, er ist normal? Ich meine, er weiß Bescheid.“ „Ich glaube nicht, das Lindsey ein Dämon ist. Er ist ganz anders als Lester. Ich spüre, er ist keine Gefahr für uns.“ „Ich wünsche es dir so sehr“, sprach Willow aufrichtig.

„Also, erzähl mehr über ihn. Was weißt du?“ „Nicht sehr viel. Außer ... das er sehr gut aussieht, von den Dämonen und mir Bescheid weiß und Anwalt ist.“ „Wie alt?“ „Ich schätze, Ende zwanzig oder Anfang bis Mitte dreißig.“ „Ist er nicht zu alt für dich?“ fragte Willow vorsichtig nach. Moira lachte kurz auf. „Mein letzter Freund war 150 Jahre älter als ich. Also, warum sollte dieser Anwalt zu alt für mich sein?“ Willow überlegte einen Moment und nickte dann bejahend. „Du hast recht.“ In diesem Moment hörten sie wie ein Auto vor dem Haus hielt.

Moira und Willow gingen gleichzeitig zum Fenster und sahen hinaus. Aus dem BMW stieg ein gutaussehender Mann im dunkelgrauen Anzug. „Das ist er“, meinte Moira. Willow beugte sich über Moiras Schreibtisch und sah den jungen Mann an. „Der schaut ja wirklich sehr süß aus.“ „Sag ich doch.“ „Und er macht einen sehr normalen Eindruck.“ „Genau das ist ein weiterer Pluspunkt für ihn. Also, kann ich so gehen?“ fragte Moira als Lindsey unten die Klingel betätigte.

„Du siehst wirklich fabelhaft aus“, bestätigte Willow ihrer besten Freundin noch einmal. Moira blickte noch einmal in den Spiegel. Ihr langes Haar war hochgesteckt. Zwei Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Sie trug dezentes Make-up. Moira hatte sich für einen langen, dunkelblauen Rock entschieden und eine schwarze Bluse, die ihre Schultern entblößte. Dazu trug Moira hohe, schwarze Stöckelschuhe.

„Wirke ich auch nicht zu aufgedonnert?“ „Nein, ganz und gar nicht. Du siehst echt toll aus.“ „Gut, dann kann ich ja gehen.“ Moira griff nach ihrer Handtasche und öffnete die Tür. „Mach dir einen schönen Abend. Du hast es dir verdient. Genieße den Abend.“ „Das werde ich auf alle Fälle. Ich werde mir diesen Abend von nichts und niemanden verderben lassen. Hoffentlich machen die Dämonen heute mal Feierabend“, sprach Moira und sie verließ das Zimmer.

Giles hatte Lindsey die Tür geöffnet und hatte ihn eintreten lassen. „Sie wissen also Bescheid?“ fragte Giles mißtrauisch. „Sie meinen über die Dämonen?“ Giles nickte. „Ja, ich weiß Bescheid.“ „Und wie haben Sie davon erfahren?“ Bevor Lindsey antworten konnte hörte er Schritte auf der Treppe und sah auf. Lindsey stockte der Atem als Moira langsam die Treppe herunter kam. Sie sah traumhaft aus. Niemals hätte er es für möglich gehalten das eine Jägerin so verführerisch ausehen konnte.

Lindseys Kehle wurde ganz trocken. In seinen Bauch nistete sich ein wohliges Gefühl ein. Moira lächelte ihn an und griff nach ihrer Jacke. „Lindsey, schön das Sie pünktlich sind“, sprach sie. „Ich halte viel von Pünktlichkeit. Ist Teil meines Jobs.“ „Ich hoffe, Sie sind privat hier und nicht als Anwalt.“ „Natürlich bin ich privat hier.“ Lindsey half ihr, damit sie problemlos in ihre Jacke schlüpfen konnte. „Danke.“ Die Jägerin wandte sich zu ihrem Wächter um.

„Warten Sie nicht auf mich. Es kann spät werden.“ Giles zog Moira zur Seite. „Hältst du es für eine gute Idee diesem Mann einfach so zu vertrauen?“ flüsterte er. Moira blickte zu Lindsey, dann sah sie ihren Wächter an. „Er ist ein normaler Mensch. Er ist keine Gefahr. Giles, ich will einfach einen schönen Abend verbringen, okay? Es ist alles in Ordnung.“ Sie griff nach der Türklinke. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Moira“, sprach Giles etwas besorgt. „Viel Spaß“, rief Willow ihrer Freundin nach als diese mit dem Anwalt das Haus verließ.

Sie gingen die Auffahrt hinunter zum Straßenrand. Lindsey hielt Moira galant die Beifahrertür auf. Die Jägerin stieg ein und Lindsey schlug die Tür zu. Er ging um den Wagen herum, nahm hinter dem Steuer Platz und startete den Wagen. Lindsey fuhr vom Platz weg und reihte sich in den Abendverkehr von L.A. ein.

„Ich hoffe, ich bin angemessen gekleidet. Ein Abendkleid findet sich in meinen Schrank nicht“, meinte Moira. „Sie sehen toll aus, Moira.“ „Auch fürs Restaurant geeignet?“ „Selbst für die Oper geeignet.“ „Wo ich nie hingehen werde“, fügte Moira hinzu. „Ich mag kein Klassik.“ „Tatsächlich? Und welche Musik bevorzugen Sie?“ „Bon Jovi. Außerdem habe ich keine Zeit für Musik, leider. Ich hab nicht einmal Zeit für ein Hobby.“ „Und welches Hobby würde Ihnen gefallen?“ fragte Lindsey mit einen Seitenblick.

„Schlittschuh fahren. Früher, als ich noch ein Kind war, bin ich immer mit meinen Dad zur Eisbahn gefahren. Das war wirklich schön. Damals wußte ich noch nicht was als Teenager auf mich zukommen würde. Und meine Eltern lebten auch noch zusammen.“ „Sie sind geschieden?“ „Ja, sind sie ... seit einigen Jahren. Ich hab das hinter mir gelassen. Meine Eltern lieben mich, auch wenn mein Vater alles andere als ein Vater mit viel Zeit ist. Egal, darüber will ich heute nicht reden. Keine schlechte Gedanken.“ „Eine gute Idee“, pflichtete Lindsey ihr bei als er den Wagen vor dem Nobelrestaurant La Rome hielt.

„Ich hab einen Tisch reservieren lassen“, erklärte er ihr als Moira ausstieg und ein Kellner den Wagen auf den Parkplatz fuhr. Das gehörte zum Service dazu. Moira hakte sich bei Lindsey ein und betrat das Restaurant. Am Empfang wurden sie sofort von einem Kellner begrüßt. „Mein Name ist Peter. Ich werde für heute Abend Ihr Kellner sein, Mr. McDonald. Bitte, folgen Sie mir“, bat er und ging voraus. „Kennt man Sie hier, Lindsey?“ flüsterte Moira. „Ich war schon ein paar Mal hier Gast -Geschäftsessen“, antwortete Lindsey.

Peter reichte ihnen die Speisekarten und Lindsey bestellte einen Champagner, der zu den teuersten Getränken in diesem Restaurant gehörte. Doch er arbeitete für eine renommierte Anwaltskanzlei. Außerdem war die Jägerin sein Auftrag. Der Mittelpunkt seines neuesten Projekt, das ihm von Wolfram & Hart zugewiesen worden war. Und für ein Projekt gab Wolfram & Hart gerne ein kleines Vermögen aus, wenn man am Ende das gewünschte Ziel bekam. Deshalb würde Lindsey Moira auch das Beste bieten was an diesem Abend möglich war. Den die Rechnung würde Wolfram & Hart bezahlen.

Moira hatte seit langer Zeit wieder das Gefühl eine ganz normale junge Frau zu sein. Eine Frau, die mit einem netten Anwalt einen schönen Abend verbrachte. Normalität war etwas was in ihrem Leben sehr selten vorkam. Und wenn ... dann genoß sie es in vollen Züge. So wie sie diesen Abend genießen würde. Sie war in diesem Moment eine normale junge Frau - ohne Bestimmung und ohne Pflichten.

Der Kellner kam an den Tisch und nahm die Essenbestellung auf. Dann ließ er seine Gäste auch wieder allein. Moira nahm einen Schluck von dem Champagner und beugte sich dann vor. „Woher wissen Sie das ich ... die Jägerin bin?“ flüsterte sie, damit niemand außer Lindsey sie verstand. „Eine sehr lange Geschichte.“ „Wie wäre es mit einer Kurzform?“ schlug Moira vor. Lindsey lächelte. Da hatte er Wolfram & Hart einiges eingebrockt. Aber es würde kein Problem für ihn sein eine passende Ausrede zu finden. Sie würde ihm glauben. Das sah er ihr an.

„Ich hatte mal eine Mandantin. Durch sie habe ich von alles erfahren. Die Dämonen, die Jägerin, ihr Wächter ...“ „Verstehe.“ „Beruhigt?“ Moira nickte und lehnte sich zurück. „Allerdings. Giles ist schrecklich neugierig, müssen Sie wissen. Er will alles erfahren, wenn jemand von uns weiß. Aber das ist Teil seines Jobs.“ „Genau wie bei mir. Ich muß auch alles über meine Klienten wissen.“ „Aber Sie bekämpfen keine Dämonen.“ „Dafür andere Monster; menschliche Monster. Ich denke, wir können genauso grausam sein wie so mancher Dämon.“ „Da könnten Sie recht haben, Lindsey“, pflichtete Moira ihm bei.

Der Kellner näherte sich ihrem Tisch und stellte die beiden Teller ab. „Ich wünsche einen guten Appetit“, sprach er und entfernte sich. Moira hatte ein Putenfilet mit Bratkartoffeln und Soße bestellt. Lindsey bevorzugte Fisch mit Bratkartoffeln und grünen Salat. „Sagen Sie, Lindsey, was halten Sie davon, wenn wir zum Du übergehen? Ich bin kein Mensch, der gerne Sie sagt“, meinte Moira. Er nickte. „Können wir gerne machen.“ Sie stießen mit den Gläsern an und ließen die Sie-Anrede für die Zukunft weg.

„Was macht die Jägerin hier in Los Angeles?“ fragte Lindsey. Moira lächelte. Doch es war ein fast schon trauriges Lächeln, wie Lindsey feststellte. „Ist eine lange und nicht sehr schöne Geschichte.“ Lindsey beugte sich vor und schenkte Moira ein umwerfendes Lächeln. „Erzähl mir die Geschichte. Ich hab Zeit.“ „Dann sitzen wir in drei Tagen auch noch hier. Sagen wir mal, ich hab ne Menge schlechte Dinge in Sunnydale erlebt. Ich fühlte mich leer und ausgebrannt. Und als mir ein guter Freund von dem Krieg zwischen Menschen und Vampiren hier in L.A. berichtet hat, da war mir klar, daß dies meine Chance auf einen Neuanfang war. Ich wollte neu anfangen und das habe auch getan.“ „Ich verstehe“, murmelte Lindsey.

Ihm wurde klar, daß die Sorge von Wolfram & Hart unbegründet war. Sie war wegen den Unruhen zwischen Menschen und Vampiren nach Los Angeles gekommen. Mit Wolfram & Hart hatte ihr Umzug nichts zu tun. Und so wie sie reagiert hatte, als sie das erste Mal von Wolfram & Hart gehört hatte, konnte man den Entschluß fassen, das die Anwaltskanzlei ihr bis zu diesem Zeitpunkt fremd gewesen war. Sie hatte noch nie von Wolfram & Hart gehört.

Lindsey wußte nicht, ob er das gut finden sollte oder nicht. Er beobachtete Moira. Wie würde sie reagieren, wenn sie von den Aktivitäten von Wolfram & Hart erfuhr? Lindsey konnte sich das denken. Er konnte ausmachen wie Moira reagieren würde. Wolfram & Hart würde zu ihrem Erzfeind Nummer eins werden, wenn sie von den wahren Aktivitäten erfuhr. Sie würde der Anwaltskanzlei den Krieg erklären und alles daransetzen sie zu vernichten.

Moira blickte Lindsey in die Augen. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. „Lindsey?“ Ihr Begleiter schreckte aus seinen Gedanken. „Ja?“ Fragend sah er Moira an. „Du hast so in Gedanken versunken ausgesehen. Ist alles in Ordnung?“ „Sicher.“ Er lächelte. „Es ist nur ... ich mußte wieder an den gestrigen Abend denken. Ich hätte niemals gedacht, das Werwölfe wirklich existieren. Und das sie ausgerechnet mir begegnen. Das gestern war ein ziemlicher Schock für mich. Ich muß mich erst davon erholen.“ Moira lächelte verständnisvoll. Das konnte sie ihm gut nachempfinden.

„Ich muß mich bei dir bedanken“, sprach sie auf einmal. „Bedanken? Bei mir? Was habe ich schon großartiges getan?“ meinte Lindsey kopfschüttelnd. „Du hast mir das Leben gerettet“, sprach Moira ernst. „Nein, daß habe ich nicht getan.“ „Doch“, widersprach Moira ihrem Begleiter. „Lange hätte ich mir das Tier nicht vom Hals halten können. Auch meine Kraft erschöpft irgendwann. Der Schlag mit dem Aktenkoffer ... er hat mich gerettet. Ich muß dir wirklich danken, Lindsey.“ „Du hast mir auch das Leben gerettet. Ich schätze einmal, wir sind quitt?“ Moira nickte. „Ja, wir sind quitt“, bestätigte sie ihm.

Die Zeit verrann. Doch Lindsey und Moira hatten kein Zeitgefühl mehr. Die Atmosphäre zwischen ihnen war sehr entspannt und sie verstanden sich einfach super. Lindsey sah sie nicht länger als Jägerin; als Teil eines Projekts. Er sah sie als eine junge, sympathische Frau, die ihm in diesen paar Stunden näher war als jede andere vor ihr. Und Moira selbst hatte das Gefühl richtig zu leben. Für einen Moment einfach die Gesellschaft eines netten Mannes zu genießen und für ihn völlig normal zu sein.

Lindsey und Moira stellte während diesen Stunden fest, daß sie einige gemeinsame Interessen hatten. Sie stellten fest, daß sie sich beide für Basketball interessierten. Genau wie bei Moira waren die L.A. Lakers auch Lindseys Lieblingsmannschaft. Außerdem war da bei beiden noch ein wenig Interesse an Eishockey. Der Musikgeschmack der Beiden unterschied sich zwar, aber Lindsey spielte Gitarre. Moira selbst hatte es auch einmal gelernt, aber seit ihrem ersten Jahr als Jägerin nicht mehr gespielt. Und dann war da noch die Vorliebe für spannende Thrillerromane. Auch dieses Interesse teilte Lindsey mit der Jägerin.

Gegen zwei Uhr morgens blickte Lindsey auf die Uhr. „Wir sollten langsam gehen. Ich muß morgen früh raus.“ „Du hast recht. Ich hab morgen Training.“ „Training?“ „Giles testet meine jägerischen Fähigkeiten. Was soviel heißt wie ... ich darf meinen Wächter verprügeln, damit er sieht, ob meine Kräfte einen erneuten Feinschliff brauchen.“ „Verstehe“, lachte Lindsey. Lindsey rief nach dem Kellner und verlangte die Rechnung. Er beglich sie mit der Visitenkarte von Wolfram & Hart. Die Rechnung würde bei seinen Arbeitgeber eingehen und sie würden bezahlen. Immerhin gehörte dies zu seinen Job - dieses Essen. Also, gingen alle Kosten, die anfielen, zu Wolfram & Hart.

Sie traten in die kühle Nacht hinaus. Ein Kellner fuhr den Wagen vor und hielt Moira die Beifahrertür auf. Sie glitt in den weichen Sitz und schnallte sich an. Lindsey fuhr auf die Straße. „Der Abend war echt toll“, meinte Moira. „Wir können ihn gerne wiederholen.“ Moira lächelte ihn warm an. „Das würde ich sehr gern tun. Ich würde dich gern wiedersehen.“ „Ich dich auch“, gestand Lindsey. Er schaltete das Radio ein. Leise Töne erfüllten das Innere des Autos. Sie schwiegen beide; genossen einfach den langsamen Ausklang ihres Abends.

Der Wagen hielt am Straßenrand zum Haus, wo Moira lebte. „Ich danke dir für den schönen Abend, Lindsey. Du weißt gar nicht wie gut mir das getan hat.“ „Man sieht es dir an“, sprach er als er sich zu ihr drehte. „Soll ich dich noch bis zur Haustür begleiten?“ „Hey, ich bin die Jägerin. Ich kann mich wehren. Aber du ... tust du mir einen Gefallen?“ „Wenn es in meinen Möglichkeitsbereich liegt.“ „Schaue, daß du nachts nicht allein auf die Straße gehst. Es ist einfach viel zu gefährlich, okay?“ „Ich werde es versuchen, versprochen.“ „Das beruhigt mich“, sprach Moira. Sie griff nach dem Türgriff und öffnete die Beifahrertür.

Moira drehte sich noch einmal zu ihm um. „Rufst du mich an?“ fragte sie hoffnungsvoll. „Ja, ich werde dich anrufen, sobald ich eine freie Minute zwischen meinen Terminen habe.“ „Okay. Danke für den schönen Abend.“ „Ich hab zu danken.“ Moira griff nach ihrer Tasche und stieg aus. Bevor sie jedoch die Tür hinter sich zuwarf, überlegte sie es sich noch einmal anders.

Sie beugte sich über den Beifahrersitz und verschloß Lindseys Lippen mit einen Kuss. Für einen kurzen Moment war Lindsey völlig überrascht, doch er hatte auch nichts dagegen. So schnell wie der Kuss gekommen war, war er auch schon wieder vorbei. „Gute Nacht, Lindsey“, flüsterte Moira und stieg aus. Sie warf die Autotür hinter sich zu und ging die Auffahrt hinauf.

Lindsey lehnte sich im Sitz seines Wagen zurück und sah Moira nach. Er konnte es nicht fassen. Sie hatte ihn geküßt. Und es hatte sich verdammt gut angefühlt. Das war ganz und gar nicht die Art von Recherche, die Wolfram & Hart von ihm erwartete. Das wußte er. Aber das zählte im Moment auch nicht für ihn. Lindsey atmete tief durch und startete den Wagen. Dann fuhr er in der Dunkelheit davon.

Moira drehte sich zum Wagen um als er wegfuhr. Sie lächelte verträumt; konnte selbst kaum fassen, daß sie ihn geküßt hatte - obwohl sie ihn noch gar nicht so lange kannte. Aber es hatte einfach sein müssen. Ansonsten hätte sie nicht ruhig schlafen können. Moira holte ihre Hausschüssel aus der Handtasche und schloß auf. Im Haus war es ruhig. Ihre Freunde schliefen schon. Leise stieg sie die Stufen zu ihrem Zimmer hoch. Sie wußte - sie spürte - es instinktiv. Lindsey McDonald war ein Mann mit dem sie glücklich werden konnte. Es hatte sie total erwischt. Schon nach dieser kurzen Zeit hatte sie sich heftig in Lindsey verliebt.

~ To be Continued ~


|| Home ||