Title: Armageddon, Part 3 – A New Love
Author: Tegan

Fandom: Angel, Buffy
Rating: NC-17
Category: Love, Sex, a little bit Trauer
Characters, Pairing: Holland Manners, Joyce, Giles, Xander, Willow, Lindsey McDonald / Moira (statt Buffy)

Summary: Lindsey und Moira genießen ihre frische Liebe, obwohl Giles seine Zweifel hat, das Lindsey ihnen gegenüber ehrlich ist. Und auch Holland Manners warnt Lindsey, seinen Auftrag als Job zu sehen. Doch diese Warnung kommt längst zu spät ...

Disclaimer: Die Charaktere von Angel und Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon, David Greenwalt und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Zu diesem Teil gibt es nicht sehr viel zu sagen. In diesem Teil wird die Liebe zwischen Anwalt und Jägerin näher beleuchtet und es wird auch auf den Tod von Merrik, den ersten Wächter, eingegangen. Jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Für Kommentare mailt mir doch einfach.


Armageddon, Part 3 - A New Love
written by Tegan
© 2001

~ 1. ~

Holland Manners erwartete Lindsey McDonald in seinem Büro. Er wollte wissen, wie das spezielle Projekt lief. Wolfram & Hart wollte wissen, wie weit Lindsey mit dem Projekt war. Doch vor allem wollten sie wissen, ob er überhaupt mit dem Projekt umgehen konnte; ob er dem würdig war. Ein Klopfen ertönte an der Tür. „Herein“, befahl Holland im strengen Tonfall. Die Tür ging auf und Lindsey betrat das Büro seines Vorgesetzten.

Lindsey wirkte irgendwie nervös; richtig unruhig. Und Holland fragte sich, warum Lindsey nervös war. Er sah außerdem sehr müde aus. „Kommen Sie näher, Lindsey.“ Lindsey nahm vor dem Schreibtisch Platz. „Sie sehen müde aus. Waren Sie gestern Abend aus?“ Lindsey nickte. „Ja, ich hab die Jägerin kennen gelernt.“ Holland hob fragend eine Augenbraue und lehnte sich zurück.

„Was ist passiert?“ „Sie hat mich vor einem Werwolf gerettet. Wußten Sie, das wir einen in Los Angeles haben?“ „Nein. Die Jägerin hat Sie also gerettet“, stellte Holland fest. Der erste Kontakt war hergestellt. „Und?“ „Ich war gestern mit ihr essen.“ „Tatsächlich?“ Lindsey nickte. „Haben Sie ihr erzählt, daß Sie von den Dämonen wissen?“ „Ja, sie hat mir meine Erklärung geglaubt.“ „Das ist gut. Welchen Eindruck haben Sie von ihr? Und was viel wichtiger ist: Warum ist sie in Los Angeles?“ Holland lehnte sich in seinen Sessel zurück und wartete auf eine Antwort.

„Sie ist nicht wegen uns hier“, sprach Lindsey ruhig. „Wirklich nicht?“ „Nein, sie kam wegen den Unruhen zwischen Vampire und Menschen hierher. Sie hat von uns noch nie etwas gehört. Wolfram & Hart war ihr völlig fremd als sie nach Los Angeles gekommen ist. Die Jägerin ist keine Gefahr für uns.“ „Aber sie kann eine werden“, widersprach Holland Lindsey scharf.

„Sind Sie sicher, daß die Jägerin nichts von uns wußte als sie herkam?“ fragte Holland bestimmend nach. Lindsey nickte bejahend. Er war sich ganz sicher. „Ich bin mir absolut sicher.“ „Und welchen Eindruck haben Sie von ihr?“ „Nun ... Moira ist die Jägerin. Sie macht einen sehr starken und selbstbewußten Eindruck auf mich.“ „Moira?“ Holland blickte Lindsey interessiert an. Da war doch etwas im Busch. Und wenn er sich das Glänzen in den Augen von Lindsey ansah ... Da war wahrlich etwas im Busch. Das Projekt schien Lindsey nun mehr zu interessieren als am Anfang.

„Sie mögen die Jägerin also?“ Lindsey hielt den scharfen Blick seines Gegenübers stand. Er wollte es nicht zugeben, aber es war so. Er mochte Moira. Er mochte sie sogar sehr. Für Wolfram & Hart viel zu sehr. „Sagen Sie mir die Wahrheit, Lindsey“, forderte Holland. „Ja, ich mag sie. Sie ist ein sehr sympathischer Mensch und ein Wesen, wie keines außer ihr existiert.“ „Es freut mich zu hören, daß Sie die Jägerin mögen. Das erleichtert Ihren Auftrag.“ „Wie meinen Sie das?“ „Sie werden die Jägerin beobachten. Ich will über jeden einzelnen Schritt der Jägerin Bescheid wissen. Haben Sie verstanden?“ Lindsey nickte bejahend.

„Ich werde Sie über jede Tätigkeit der Jägerin auf dem Laufenden halten“, versprach er seinen Chef. „Das ist gut. Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit.“ Lindsey verstand den Wink und erhob sich. Er hatte den Türgriff schon in der Hand als Hollands Stimme hinter ihm noch einmal ertönte. „Lindsey!“ „Ja?“ Er drehte sich zu seinen Vorgesetzten um. „Sie werden doch nicht den Fehler machen und sich in die Jägerin verlieben, oder?“ Lindsey zuckte mit den Schultern. „Nein, diesen Fehler mache ich bestimmt nicht“, sprach er und verließ das Büro.

Die Tür zu Lindseys Büro fiel hinter ihm zu. Er ließ sich in seinen Sessel sinken und fuhr sich durchs Haar. Die ganzen Stunden, in denen er allein gewesen war, hatte er an Moira denken müssen. Der Kuss hatte ihn total durcheinander gebracht. Lindseys Gefühlen spielten verrückt. Er wollte mehr Zeit mit Moira verbringen – nicht mit der Jägerin, sondern mit der geistreichen und hübschen Frau hinter der auserwählten Kriegerin. Moira konnte ihm sehr gefährlich werden. Nicht als Jägerin, aber als Frau, die sein Herz in Flammen aufgehen ließ.

Willow und Moira gingen über den Flur. Ihr Unterricht war gerade zu Ende gegangen und sie waren auf dem Heimweg. „Nun, erzähl schon. Wie war dein Abend?“ Moira warf das Haar zurück und lächelte glücklich. „Der Abend ... war traumhaft. Ich hab noch nie so einen tollen Abend erlebt. Lindsey war einfach ... Willow, ich glaube, ich bin verliebt“, gestand Moira. „Wirklich? Oh ... das ist toll“, rief Willow. „Ich hab dir das so sehr gewünscht. Hoffentlich hat er sich auch verliebt.“ Moira lächelte. „Das hoffe ich auch“, murmelte sie.

Da ertönte hinter ihnen ein Hupen. Moira und Willow sahen auf. Ein Wagen fuhr an den Straßenrand. „Das ist Lindsey“, stellte Moira überrascht fest. Sie lächelte glücklich. Ihr Herz schlug sofort schneller und in ihren Bauch sammelte sich ein Schwarm Schmetterlinge. Lindsey hielt den Wagen und stieg aus.

„Moira, hallo“, sprach er. „Hi!“ Sie wirkte etwas nervös. Wie würde er auf sie reagieren? Der Kuss hatte ihn ganz schön überrascht. Sie hatte ihn völlig damit überrumpelt. „Was machst du hier?“ „Ich genieße meine Mittagspause. Ich wollte was essen. Kommst du mit?“ „Klar.“ Moira blickte Willow an. „Kann meine Freundin mitkommen?“ „Sicher.“ „Ne, ist nicht nötig“, mischte sich Willow ein. „Ich hab ... noch ... nun ... ich muß noch lernen“, sprach sie hastig. „Aber geh du nur. Ich richte Giles aus, daß du später kommst.“ „Okay.“ Willow blinzelte Moira zu und ging weiter.

„Sie hat gar nichts zu tun, richtig?“ „Nein. Sie ist nur diskret und will uns allein lassen.“ „Verstehe. Was hältst du von chinesischen Essen? Ich kenne da ein gutes Restaurant.“ Moira trat an den Wagen heran. „Eigentlich ... habe ich Lust auf etwas gewöhnlicheres.“ „Und das wäre?“ Moira lächelte. „Laß dich überraschen“, sprach sie und stieg ein. Lindsey zuckte mit den Schultern und stieg ebenfalls ein. Er ließ sich von Moira durch den Straßenverkehr dirigieren.

Wenig später saß er mit Moira in der Sonne auf einer Parkbank - nicht weit von einen Inbißstand entfernt. Er konnte es kaum glauben. Seit Jahren hatte er seine Mittagspause nicht mehr auf diese Art verbracht. Sie saßen nebeneinander und aßen Hotdogs mit Pommes. Dazu trank Moira eine Dose Cola und Lindsey ein Bier.

„Und? Was hältst du von diesem Essen?“ hakte die Jägerin nach. „Nun, ist nicht unbedingt das was ich mir vorgestellt habe, aber ...“ „Aber was?“ fragte Moira. „Aber eine schöne Abwechslung. Ich hab schon fast vergessen wie das ist.“ „Klingt nicht sehr schön“, stellte Moira fest. Lindsey seufzte und lockerte seine Krawatte.

„Ich komme aus armen Verhältnissen; hatte im Leben nicht viel Glück. Ich bin in einem sehr armen Viertel geboren worden. Dort bin ich auch aufgewachsen.“ „Lindsey ...“, begann Moira. „Nein, laß mich erzählen.“ „Okay.“ „Ich hab sehr hart gearbeitet, um dort zu sein, wo ich heute stehe. In der Schule hab ich härter als alle anderen gearbeitet. Meine Mitschüler kamen aus guten Häusern; konnten sich das College bezahlen. Ich nicht.“ „Deshalb hast du so hart gearbeitet um ein Stipendium zu kriegen“, stellte Moira fest. Lindsey nickte bejahend.

„Ja. Ich hab es auch bekommen und hab Jura studiert. Meine ganze Zeit widmete ich nur meinen Studium. Ich bekam danach das Angebot von Wolfram & Hart. Und ich hab es angenommen. Heute bin ich Anwalt und kann mir die Dinge, von denen ich als Kind immer geträumt habe, endlich leisten. Ich hab mir geschworen, daß ich nie mehr so arm sein will. Das ich niemals dorthin zurück gehe, wo ich herkomme.“ „Das alles ... Wenn ich das höre, frage ich mich, welche Probleme ich eigentlich habe“, meinte Moira betroffen.

Lindsey hob den Kopf und schenkte der Jägerin ein Lächeln. „Ich wollte dir nicht deine gute Laune verderben“, sprach er. Moira schüttelte den Kopf. „Es ist nicht wichtig, woher du kommst, Lindsey.“ „Nein?“ fragte er. „Nein. Es ist nur wichtig, wer du heute bist.“ Moira trank einen Schluck von ihrer Cola. „Was ist mit dir?“ fragte Lindsey. „Mit mir?“ „Ja, mit deinem Leben. Erzähl davon.“ Moira zuckte mit den Schultern.

„Da gibt es nicht viel zu erzählen“, wich sie aus. Sie sprach nicht gerne über die Dinge, die sie schon gesehen und erlebt hatte. „Komm schon. Du kennst meine Geschichte“, forderte Lindsey sie auf. „Meine kennst du auch. Du weißt, wer ich bin.“ „Aber davor ... hattest du doch ein Leben; ein anderes Leben. Du hast mir erzählt, daß deine Eltern geschieden sind. Und das du früher gerne Schlittschuh gelaufen bist.“ Moira lächelte.

„Stimmt.“ „Und? Ihr habt nicht immer in Sunnydale gelebt, oder?“ „Du willst es wirklich wissen“, sprach Moira und sah Lindsey an. Er nickte. „Na gut. Geboren und aufgewachsen bin ich in San Francisco. Ich war dort ... das typische Highschool Girl.“ „Wie soll ich das verstehen?“ „Nun, ich war Cheerleaderin, war beliebt und hatte nur Mode und Jungs im Kopf.“ „Und dann?“ Moiras Miene wurde ernster.

„Eines Tages stand Merrik vor mir.“ „Merrik?“ Lindsey trank ein Schluck seines Biers und sah die Jägerin fragend an. „Merrik war ... mein erster Wächter“, erklärte Moira stockend. „Was ist mit ihm passiert?“ „Nun, als erstes erklärte Merrik mir, wer ich bin; wozu ich auserwählt wurde. Ich war damals gerade einmal sechszehn, Lindsey. Das, was mir Merrik erzählte, war ein großer Schock für mich. Aber ich mußte es akzeptieren. Es war meine Bestimmung. Auch wenn Merrik mit seinen Auftauchen mein ganzes Leben aus den Fugen gerissen hatte.“ „Und dann?“ fragte Lindsey.

„Er hat mich ausgebildet. Meine Eltern haben eine Veränderung an mir fest gestellt, doch ich schwieg. Ich hielt mich an das was mir Merrik gesagt hatte. Niemand durfte von meiner wahren Identität wissen. Ich zog mich immer mehr zurück. Und alles, was für mich mal wichtig war, verlor seine Bedeutung.“ Sie klang nieder geschlagen. Lindsey hatte das Bedürfnis sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Er wollte die schlechten Gedanken vertreiben. Traurigkeit stand diesem hübschen Gesicht nicht.

„Eines Tages hatten wir eine Veranstaltung in der Schule. Zu dieser Zeit hatten sich meine Eltern schon getrennt und meine Mom hatte die Scheidung eingereicht. Aber die Veranstaltung wollte ich genießen. Doch das konnte ich nicht.“ „Was ist geschehen?“ „Eine Horde Vampire hat die Schule gestürmt. Die Menschen sind in Panik weggelaufen. Nur ich blieb in der Turnhalle und kämpfte gegen die Vampire. Merrik kam dazu und wollte mir helfen. Doch ... er wurde getötet. Ich konnte ihn nicht retten und auch nicht beschützen.“ Tränen stiegen in Moiras Augen auf als sie an ihren ersten Wächter zurückdachte.

Merrik hatte sein Leben für sie gegeben. Er war für sie gestorben. „Er hat sich geopfert um mich zu retten. Mein großer Feind damals war Lothos, eine Art Vampirmeister. Lothos wollte uns alle töten. Und er wollte mich töten. Doch in der Turnhalle stellte sich Merrik dazwischen und wurde vor meinen Augen von Lothos getötet. Er hat mir das Leben gerettet ... indem er seins geopfert hat.“ Die Tränen lösten sich von Moiras Augen und rieselten ihre Wangen hinab.

Sie tat Lindsey leid. Er sah, daß sie sich den Tod ihres ersten Wächters bis heute nicht verziehen hatte. Lindsey legte einen Arm um Moiras Schulter um sie zu trösten. „Er kannte die Gefahr seines Jobs“, sprach er. „Ich weiß. Aber ... ich kann es mir einfach nicht verzeihen - vor allem ... weil ... weil ich ihn nicht beerdigen konnte.“ „Wie meinst du das?“ „Ich mußte handeln. Ich konnte nicht allein gegen diese Horde von Vampire kämpfen; mußte etwas tun. Und der einzige Weg, sie zu vernichten, war ... sie brennen zu lassen. Ich mußte die Turnhalle abfackeln um die Vampire und Lothos zur Strecke zu bringen.“ „Ich verstehe“, murmelte Lindsey.

„Weil du die Turnhalle angezündet hast, verbrannte auch Merriks Leiche.“ Moira nickte. „Er hat diesen Tod nicht verdient. Er war für mich da und unterstützte mich.“ „Und jetzt ist Giles für dich da.“ „Ihm kann das Gleiche passieren.“ „Moira, sie sind Wächter. Und sie kennen die Gefahren. Das mit Merrik ... war ein Unglück. Du mußtest die Vampire aufhalten. Merrik hätte das sicher verstanden“, sprach Lindsey ruhig.

„Ich hab ihn in Stich gelassen“, flüsterte sie betroffen. „Nein, daß hast du nicht. Ich kann nicht sagen, was damals alles passiert ist ... ich war nicht dabei. Aber ich bin mir sicher, das Merrik sein Leben geopfert hat, damit du weiterleben kannst. Ich bin mir sicher, daß er es getan hat weil er dich gern gehabt hat. Das hilft dir vielleicht nicht, aber ... das was Merrik getan hat, war sehr selbstlos - sein Leben für einen anderen zu opfern. Nicht jeder Wächter würde das tun.“ Moira atmete tief durch.

„Ich weiß. Aber es tut weh. Es tut so weh.“ „Das ist der Lauf der Welt. Menschen, die wir lieben, sterben. Und wir sind machtlos dagegen. So ist das Leben nunmal. Der Tod gehört dazu.“ Lindsey schenkte Moira ein aufmunterndes Lächeln. Und sie erwiderte es. „Ich bringe den Tod“, flüsterte Moira. Lindsey verstand sie fast nicht weil sie so leise sprach. Doch als die Worte zu ihm durchdrangen, erschrak er heftig. Es klang so ... endgültig.

„Moira, das ist Blödsinn“, widersprach er. „Nur weil du die Jägerin bist ... heißt das nicht ...“ „Du verstehst das nicht.“ „Dann erkläre es mir“, bat er. „Ich bin die Jägerin. Ich kämpfe jede Nacht gegen Dämonen und den Rest der Finsternis. Meine Freunde und mein Wächter begeben sich in Gefahr weil sie mir helfen wollen; weil sie mich unterstützen wollen. Aber das ... es ist nicht leicht für mich. Ich meine, im Kampf kann ich sie nicht beschützen. Verstehst du? Und wenn ein Kampf vorbei ist und einer von ihnen tot da liegt ... das kann ich nicht verkraften. Merrik starb schon in diesem Kampf. Ich will meine Freunde nicht verlieren.“ „Das ist ihnen sicher klar“, sprach Lindsey ruhig.

„Aber sie kennen diese Gefahren. Giles ist dein Wächter. Als Wächter ist er sich diesen Gefahren bewußt. Er kennt es nicht anders, genau wie du. Deine Freunde hast du über diese Gefahren aufgeklärt. Sie haben die Entscheidung getroffen dir zu helfen; mit dir zu kämpfen. Das war die Entscheidung deiner Freunde. Und die haben sie allein getroffen. Die kannst du ihnen nicht abnehmen“, erklärte Lindsey.

„Ich weiß, aber ...“, stammelte die Jägerin. „Moira“, unterbrach Lindsey sie. „Ich bin mir sicher, deine Freunde wissen, worauf sie sich da eingelassen haben und was sie tun. Du mußt ihnen vielleicht nur ein bißchen mehr Vertrauen schenken; einfach daran glauben, das sie mehr draufhaben als sie den Anschein geben.“ „Du hättest auch Psychologe werden können“, meinte Moira lachend.

„Tja, ich hab noch andere Talente als vor Gericht zu stehen“, erwiderte Lindsey mit einen Lächeln. „Geht es dir jetzt besser?“ Moira nickte. „Ja. Danke, Lindsey.“ „Schon gut. Manchmal tut ein Ratschlag von jemanden, der ein Außenstehender ist, ganz gut.“ „Stimmt. Wie lange dauert deine Mittagspause eigentlich noch?“ Lindsey blickte auf die Uhr. „Noch eine Stunde.“ „Was machst du sonst solange, wenn du nicht gerade mit jemanden essen gehst?“ „Du wirst es nicht glauben.“ „Du arbeitest“, stellte Moira lachend fest.

„Ja. Ich arbeite.“ „Du arbeitest viel zu viel, Lindsey.“ „Und was ist mit dir?“ „Ich arbeite für mein Studium grade soviel, wie nötig ist, um durchzukommen.“ Lindsey sah sie vielsagend an. „Ich hab nicht viel Zeit“, verteidigte die Jägerin sich. „Das glaube ich dir gern. Deine Freundin sagte, sie würde Giles ausrichten das du später kommst. Erwartet er dich?“ „Er will mit mir trainieren. Aber das können wir am späten Nachmittag auch noch machen“, meinte Moira und schob sich die letzte Pommes in den Mund.

Sie griff nach einer Serviette und wischte sich das Fett von den Fingern. „Du hast doch noch eine Stunde Zeit, oder?“ „Ja.“ „Wir könnten zum Strand fahren“, schlug Moira vor. „Um diese Zeit?“ „Wieso nicht?“ „Der Strand ist um diese Zeit voll.“ „Egal. Wir könnten ein wenig spazieren gehen. Das tun andere um diese Zeit auch. Außerdem schadet es dir nicht, wenn du mal was anderes siehst außer deinem Büro.“ Lindsey zerknüllte seine Serviette und warf sie in die Mülltonne neben sich.

„Du hast recht. Die frische Meeresluft tut sicher gut. Wieso eigentlich nicht? Abwechslung schadet nicht“, meinte Lindsey mit zuckenden Schultern. „Sag ich doch.“ Moira stand auf. Lindsey folgte ihr. „Ich komme selbst nicht oft zum Strand“, erklärte Moira ihm als sie zu seinen Wagen gingen. „Dann genießen wir die wenige Zeit, die wir am Strand haben“, schlug Lindsey vor und er entriegelte die Alarmanlage des Wagens. Moira lächelte ihn an. Sie wollte so viel Zeit wie möglich in seiner Nähe verbringen.

~ 2. ~

Familien tummelten sich am Strand. Die Jugendlichen genossen ihre Freizeit. Lindsey und Moira gingen zwischen diesen Menschen am Ufer spazieren. Moira roch die frische Meeresbrise und war für den Moment glücklich. Sie hakte sich bei Lindsey ein. Ihre Blicke trafen sich und er lächelte. Moira erwiderte sein Lächeln und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Es war einfach ein tolles Gefühl.

Auch Lindsey war zufrieden. Ihm gefiel das Gefühl, das sich in ihm breit machte. „Woran denkst du?“ fragte Lindsey. Moira hob den Kopf. „Als Kind war ich immer sehr gern am Strand. Ich hab auch schon am Strand mit diversen Monster gekämpft. Doch meine Kindheitserinnerungen an die Strandbesuche mit meinen Eltern sind geblieben. Wieso überwiegt jedoch die Gewalt meine ganzen Erinnerungen?“ „Kann ich dir nicht beantworten“, sprach Lindsey ehrlich. „Das, was die wichtigste Rolle in deinen Leben spielt, überwiegt – denke ich – alles andere.“ „Bei mir ist es mein Dasein als Jägerin. Und bei dir?“ „Ich bin Anwalt und das ist mein Leben“, sprach Lindsey.

Moira lächelte. „Du arbeitest wirklich zuviel.“ „Und was ist mit dir? Jede Nacht bist du unterwegs und kämpfst gegen Dämonen. Du kommst spät ins Bett und setzt immer wieder dein Leben aufs Spiel. Du arbeitest mindestens genauso viel wie ich.“ Moira lachte. „Stimmt“, bestätigte sie ihm und legte spontan ihre Arme um seinen Nacken.

„Hältst du das für eine gute Idee?“ flüsterte Lindsey. „Ich denke schon. Lindsey, ich will ehrlich sein. Du weißt, ich habe ein kompliziertes Leben.“ Lindsey nickte. „Das ist mir klar.“ „Und ich weiß – ehrlich gesagt nicht – ob in meinen Leben Platz für einen normalen Mann ist. Doch ich will daran glauben. Ich mag dich, Lindsey. Ich mag dich wirklich sehr gern.“ Lindsey schenkte ihr ein warmes Lächeln.

Er hatte gehofft, daß sie ihn mögen würde. Ihm fiel ein was Holland gesagt hatte. Doch Lindsey wußte, die Warnung war nicht mehr von Bedeutung; war nicht mehr wichtig. Die Warnung war zu spät gekommen. Es war schon längst geschehen. Es war wohl schon bei der ersten Begegnung mit ihr geschehen. Lindsey hatte den Fehler gemacht, vor dem Holland ihn gewarnt hatte: Er hatte sich in die Jägerin verliebt.

„Wo liegt das Problem?“ fragte Lindsey. „Du weißt, wer ich bin. Du kennst die Gefahren in meinen Leben. Bist du wirklich bereit das einzugehen?“ fragte Moira. Sie wollte Lindsey das nicht fragen, doch sie mußte es wissen. Sie mußte einfach wissen, woran sie bei ihm war. Die Enttäuschung, das er mit einer Jägerin nicht leben konnte, wäre einfach zu groß, wenn er ihr schon sehr nah gekommen wäre. Deshalb mußte sie es jetzt sofort wissen.

Lindsey lächelte sie warm an und zog Moira an sich. Seine Antwort war der zärtliche Kuss, den er ihr gab. Lindsey zog sie eng an sich. „Ist das Antwort genug?“ flüsterte er. Moira nickte. „Allerdings“, lächelte Moira und schmiegte sich an ihn. „Versprich mir aber, daß du dich aus meinen Kämpfen heraus hältst, Lindsey. Das Kämpfen ist meine Sache.“ „Ich verspreche es dir“, sprach Lindsey und er küßte sie erneut.

Da klingelte sein Handy. Moira seufzte. „Ich hoffe, das wird nicht zur Gewohnheit.“ „Das hoffe ich auch“, sprach Lindsey und holte sein Handy heraus. „Lindsey McDonald“, meldete er sich. Er hörte kurz zu und nickte. „Ich komme sofort.“ Er sah Moira an als er das Handy zuklappte. „Tut mir leid. Ich muß los, ein wichtiger Termin.“ „Verstehe. Ich muß mich auch langsam bei Giles blicken lassen. Ich muß noch trainieren.“ „Ich fahr dich nach Hause. Soviel Zeit hab ich noch“, sprach er lächelnd.

Der Keller im Haus von Giles und Moira war zu einen großen Trainingsraum umgebaut worden. Nach ihrem Treffen mit Lindsey hatte Moira sich umgezogen und mit dem Training begonnen. „Glaubst du wirklich, man kann diesem Anwalt trauen, Moira?“ fragte Giles während Moira auf seine Attacken reagierte, auswich und zurückschlug. „Er heißt Lindsey McDonald, Giles“, sprach Moira und sie trat zu.

Giles wich den Tritt aus. „Okay, glaubst du man kann Lindsey trauen“, korrigierte sich Giles. „Natürlich. Ansonsten hätte ich ihn nicht geküßt und wäre jetzt nicht mit ihm zusammen“, sprach Moira sachlich. Giles blieb irritiert stehen. „Du bist mit ihm zusammen?“ fragte er. Moira konnte ihren Schlag nicht mehr stoppen. Ihre Faust traf Giles im Gesicht und beförderte ihren Wächter zu Boden.

„Oh ... Giles, tut mir leid“, sprach sie mit einen zerknirschten Lächeln und sie half ihrem Wächter auf die Beine. „Schon gut“, sprach er. „Dein Geständnis hat mich nur etwas verwirrt. Du kennst den Mann doch erst seit ein paar Tagen.“ Moira seufzte und strich sich eine Haarsträhne zurück, die sich aus dem Knoten gelöst hatte.

„Ich mag ihn sehr, Giles. Und ich glaube, ich kann mit ihm glücklich werden. Giles, ich spüre es: Lindsey ist der Richtige für mich.“ „Ich hoffe, du hast recht“, erwiderte er mit einer Sorgenfalte in der Stirn. „Ich habe recht“, bestätigte Moira selbstbewußt und mit diesen Worten beendete sie das Training mit ihrem Wächter. Sie war glücklich und nur das zählte für sie.

In den nächsten Tagen traf sie sich so oft es ging mit Lindsey. Und dadurch lernten sie sich besser kennen und lieben. Sie genossen die Gesellschaft des anderen und schon bald ging Lindsey im Haus der Jägerin ein und aus. Er hatte ihre Freunde kennen gelernt und irgendwie mochte er Willow und Xander. Giles hatte am Anfang noch Mißtrauen gegenüber Lindsey verspürt, doch auch das war bald verschwunden.

„Hi Mom“, sprach Moira in den Hörer als ihre Mutter am anderen Ende der Leitung ans Telefon ging. „Moira, schön das du dich meldest. Wie geht es dir?“ fragte Joyce. „Mir geht’s prima. Sag mal, Mom, bist du am Freitag zu Hause?“ „Natürlich. Wieso?“ „Ich hab gedacht, ich kann da vorbei kommen. Mit dem Auto sind es ja nur zwei Fahrtstunden nach Sunnydale.“ „Ich würde mich freuen, Schatz. Ich werde dein Lieblingsessen kochen“, sprach Joyce. „Ähm ... könntest du dann bitte für drei kochen?“ „Wieso für drei? Kommt Mr. Giles mit dir?“ „Nein. Ich möchte dir gern jemanden vorstellen. Du wirst ihn sicher mögen.“ „Ihn?“ fragte Joyce verwirrt.

„Ich hab einen sehr netten Mann kennen gelernt, Mom. Er ist Anwalt und heißt Lindsey McDonald. Und weißt du, was das Beste an ihm ist?“ „Nein, was?“ „Er ist kein Hexenmeister, so wie mein letzter Freund. Er ist ein normaler Mensch mit einen normalen Beruf. Ich würde dir Lindsey gerne vorstellen.“ Joyce lächelte. Sie war froh, daß ihre Tochter jemanden kennen gelernt hatte.

„Okay, ich werde für drei kochen. Ich freue mich darauf ihn kennenzulernen.“ „Das ist schön. Bis Freitag dann, Mom.“ „Ja, bis Freitag. Wann werdet ihr den kommen, Moira?“ „Ungefähr so gegen ein Uhr mittags. Kann aber auch später werden. Lindsey arbeitet zuviel.“ „So wie du“, sprach Joyce. Moira lachte. „Ja, wir ergänzen uns sehr gut.“ „Okay, ich erwarte euch. Ich freue mich darauf mal wieder meine Tochter zu Gesicht zu bekommen“, sprach Joyce und sie legte den Hörer auf. Und sie freute sich darauf, diesen jungen Mann kennenzulernen, der anscheinend das Herz ihrer Tochter erobert hatte.

[Freitag, Sunnydale]

Gegen ein Uhr mittags fuhr vor dem Summers-Haus der Wagen von Lindsey vor. Joyce hörte den Wagen und öffnete die Haustür. Ein glückliches Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie sah ihre Tochter, die aus einem feinen BMW stieg und die Auffahrt herauf kam. Joyce lief die Stufen hinunter und nahm ihre Tochter herzlich in die Arme.

„Hi Mom“, grüßte Moira. „Moira, ich bin so froh, dich mal wieder zu Gesicht zu bekommen“, sprach Joyce und sie drückte ihre Tochter an sich. Hinter Moira stieg ein äußerst gutaussehender Mann aus dem Wagen und kam die Auffahrt zu den beiden Frauen herauf. Geduldig wartete Lindsey bis die überschwengliche Begrüßung zwischen Mutter und Tochter beendet war.

„Mom, darf ich dir Lindsey McDonald vorstellen? Lindsey, das ist meine Mutter Joyce Summers“, stellte Moira die Beiden vor. Lindsey reichte Joyce die Hand. „Es freut mich Sie kennenzulernen, Mrs. Summers.“ „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Kommt rein“, sprach Joyce und sie legte einen Arm um die Schulter ihrer Tochter. Gemeinsam gingen sie ins Haus um das Essen – das Joyce gekocht hatte – zu genießen.

„Das Essen war wirklich hervorragend, Mrs. Summers“, sprach Lindsey eine Stunde später. „Nennen Sie mich Joyce“, bat Moiras Mutter. „Danke, Joyce. Ich hab selten so gut gegessen.“ „Es freut mich, daß es Ihnen geschmeckt hat, Lindsey.“ Joyce stand auf und räumte das Geschirr in die Küche. „Ich helfe dir, Mom“, sprach Moira. „Sie mag dich“, flüsterte sie Lindsey ins Ohr und folgte ihrer Mutter in die Küche.

„Er ist nett“, sprach Joyce, als ihre Tochter ihr half, den Geschirrspüler einzuräumen. „Ja, das ist er.“ „Was ist er von Beruf?“ „Er ist Anwalt.“ „Liebes, weiß er von deiner Berufung?“ fragte Joyce vorsichtig nach. Moira lächelte und nickte. „Ja, er weiß es.“ „Wie hast du ihn kennen gelernt?“ „Ich hab Lindsey das Leben gerettet; hab ihn vor der Attacke eines Werwolfes bewahrt. Am nächsten Abend bin ich mit ihm essen gegangen. Ich kenne ihn zwar noch nicht so lange, aber ... ich spüre, er ist der Richtige.“ Joyce lächelte zufrieden. Das hörte sie gerne.

„Das freut mich. Ich mag ihn. Und ich glaube, er tut dir gut.“ „Irgendwann muß ich ja den richtigen Mann finden. Ich meine, nach Lester ...“ Joyce nickte. Die Sache mit Lester war noch immer ein sehr empfindliches Thema im Haus Summers. „Wirst du ihm von Lester erzählen?“ Moira blickte durch die Tür und sah Lindsey im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzen.

 „Wenn die Zeit reif dafür ist – ja“, sprach sie. „Ich will nicht mehr an Lester denken. Er ist Vergangenheit. Lindsey ist meine Zukunft, ich weiß es“, lächelte die Jägerin glücklich. Joyce drückte ihre Tochter an sich. „Ich wünsche es dir von ganzen Herzen. Geh zu ihm. Ich mache den Kaffee.“ „Okay.“ Moira legte das Geschirrtuch auf den Tresen und ging ins Wohnzimmer zurück.

Sie nahm neben Lindsey Platz. „Das ist ein schönes Haus“, meinte er. „Ja, das ist es. Es ist schöner, als das, in dem ich mit Mom und Dad gewohnt habe.“ „Bereust du es, daß du nach Los Angeles gegangen bist?“ fragte Lindsey. Moira schüttelte den Kopf. „Nein, ich bereue es nicht. Es war die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit. Außerdem, wäre ich nicht gegangen, wären wir uns nie begegnet.“ „Stimmt! Das ist Grund genug, das du es nicht bereuen darfst“, sprach Lindsey. Moira lachte. „Du bildest dir überhaupt nichts auf dich ein, oder?“ „Ich hab eine besondere Frau an meiner Seite. Niemand hat so eine Frau wie ich“, flüsterte Lindsey und küßte Moira zärtlich auf die Lippen.

Joyce kam mit einen Tablett ins Wohnzimmer und stellte es auf den Tisch ab. Sie reichte jeden eine Tasse Kaffee. „Erzählen Sie von sich, Lindsey“, bat sie. „Von mir gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin Anwalt.“ „Er ist immer so. Ich hab dir ja gesagt, er arbeitet zuviel“, sprach Moira. „Genau wie du. Ich hoffe, du bist vorsichtig“, sprach Joyce. „Mom!“ Moira verdrehte die Augen. „Ich bin die Jägerin. Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.“ „Das stimmt. Es ist schon bewundernswert wie sie diesen Werwolf in seine Schranken verwiesen hat“, meinte Lindsey.

„Und es macht Ihnen nichts aus das meine Tochter anders ist?“ erkundigte sich Joyce. „Das sind wir doch alle. Ich schätze, wahre Normalität gibt es auf dieser Welt nicht mehr. Wir sind alle irgendwie anders – auf die eine oder andere Art und Weise. Aber Moira kann wirklich ganz gut auf sich selbst aufpassen.“ „Ich weiß, aber ... sie ist mein einziges Kind. Und wenn man dann noch erfährt, das sie die Jägerin ist ...“ Joyce seufzte leise. „Es war nicht leicht, daß zu verstehen.“ „Kann ich mir vorstellen, aber ... sie ist stark. An ihr beissen sich die Dämonen die Zähne aus.“ „Das sollen sie ja auch“, meinte Moira. „Ich hoffe, Sie passen gut auf meine Tochter auf, Lindsey?“ Er nickte. „Natürlich tue ich das“, erwiderte er. In aller Ruhe tranken sie ihren Kaffee.

Gegen den Nachmittag verabschiedeten sich Moira und Lindsey. „Kommt mich bald wieder besuchen, ja?“ „Das machen wir, Mom. Paß auf dich auf“, sprach Moira und umarmte ihre Mutter. „Und du paß auf dich auf, mein Schatz.“ „Auf Wiedersehen, Lindsey. Es hat mich gefreut Sie kennenzulernen“, sprach Joyce und reichte Moiras Freund die Hand. „Wiedersehen, Joyce.“ Gemeinsam stiegen Moira und Lindsey die Stufen hinunter und gingen zum Wagen. Moira winkte ihrer Mutter noch einmal und stieg dann ein. Joyce ging ins Haus als die Beiden wegfuhren.

~ 3. ~

Xander raste zur Tür als es klingelte. „Hallo Lindsey!“ sprach er und ließ Moiras Freund eintreten. „Sie ist unten im Keller“, erklärte Xander ihm. „Danke.“ Lindsey ging zur Kellertür und stieg die Stufen hinunter. In den letzten Wochen war er schon zum Dauergast im Jägerinnen-Haus geworden und er kannte es schon so gut wie seine eigene Wohnung. Niemand störte sich an seinen Besuchen.

„Moira?“ Sie bearbeitete gerade den Sandsack. „Lindsey, hallo“, sprach sie lächelnd, als sie in ihrer Bewegung innehielt. Sie kam zu ihm und küßte ihn. „Was machst du hier?“ „Eine Einladung überbringen.“ „Verstehe ich jetzt nicht ganz.“ „Ich lade dich zum Essen ein. Heute Abend, in meiner Wohnung.“ „In deiner Wohnung?“ fragte Moira überrascht. „Ja. Das heißt, wenn du Zeit hast.“ „Klar habe ich Zeit. Wenn ich so darüber nachdenke, war ich noch nie in deiner Wohnung. Ich komme gern. Und was für einen Anlaß gibt es zu feiern?“ „Nichts besonderes“, sprach Lindsey. „Ich will nur, daß du kommst.“ „Okay, ich werde da sein. So gegen acht Uhr?“ fragte Moira.

„Das geht in Ordnung. Ich laß dich jetzt weiter trainieren.“ „Danke. Ich freue mich auf heute Abend. Soll ich was mitbringen, Lindsey?“ fragte Moira als sie schon den Sandsack mit harten Schlägen und Tritten bearbeitete. „Nein. Es ist nur deine Anwesenheit erwünscht.“ „Okay. Ich richte mich nach dir“, sprach sie. Lindsey nickte und ließ sie allein. Er hatte noch einiges vorzubereiten. Immerhin sollte dieser Abend etwas besonderes werden – für sie beide.

„Er hat dich in seine Wohnung eingeladen?“ fragte Willow. Moira stand vor Willows Kleiderschrank und nickte. In ihrem Schrank hatte sie nichts gefunden, was für diesen besonderen Abend angemessen war. Deshalb hatte sie Willow um Hilfe gebeten. „Ja, er hat mich endlich eingeladen. Ich meine, ich weiß gar nicht wie er lebt. Ich denke, er will unsere Beziehung jetzt festigen.“ „Wäre das toll?“ fragte Willow. Moira schenkte ihrer Freundin ein Lächeln.

„Natürlich wäre das toll, aber ...“ „Aber was?“ „Willow, es gibt da einige Sachen, die er nicht weiß.“ „Lester?“ fragte Willow vorsichtig nach. Moira nickte. „Ja, Lester. Die Sache mit Lester ... er weiß es nicht.“ „Willst du ihm davon erzählen?“ Langsam nickte Moira. „Ja, daß will ich, aber ... ich weiß nicht wie ich anfangen soll oder wann der richtige Zeitpunkt für ein solch schwieriges Gespräch ist. Es tut noch weh und ... ich würde meine alten Wunden wieder aufreißen.“ „Aber?“ hakte Willow nach.

„Ich muß es ihm erzählen. Er hat ein Recht darauf es zu erfahren. Es ist nur ... es wird schwierig. Du kennst die Geschichte mit Lester. Du weißt, was passiert ist; wie sehr er mich verletzt hat. Weißt du, wovor ich am meisten Angst habe?“ „Nein, wovor?“ fragte Willow. Moira seufzte und blickte aus dem Fenster. „Ich hab Angst davor ihn zu verlieren. Ich spüre, daß Lindsey der Richtige ist; das er mich wirklich glücklich machen kann. Aber ich habe Angst um ihn. Ich bin die Jägerin. Er könnte zwischen die Fronten geraten und ... draufgehen. Oder er könnte mich verlassen weil er nicht mit meinen Leben klarkommt. Und genau diese Gedanken ertrage ich nicht“, gestand Moira und schloß Willows Kleiderschrank.

Moira setzte sich neben ihre beste Freundin. „Darf ich dir einen Rat geben?“ „Sicher. Ich bin auf deine Tips angewiesen, Will.“ „Denk nicht daran!“ „Wie meinst du das?“ „Vertreibe die schlechten Gedanken. Laß sie nicht zu, Moira. Genieße einfach deine Beziehung mit Lindsey. Ich weiß, du wirst es richtig machen. Und die Zeit wird kommen ... da wirst du es für richtig halten Lindsey von Lester zu erzählen. Glaub mir, du wirst wissen wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Du wirst es spüren, Moira.“ Willow lächelte. Und Moira erwiderte ihr Lächeln.

„Du hast recht. Du hast ja immer recht, Willow.“ „Nein, nicht immer. Ich ... versuche nur dir eine gute Freundin zu sein.“ „Okay, anderes Thema“, sprach Moira. „Was soll ich jetzt den anziehen? Ich spüre, daß Lindsey etwas besonderes für diesen Abend geplant hat; das dieser Abend etwas besonderes ist. Und ich will etwas anhaben, daß ihn richtig vom Hocker haut.“ „Nun ...“ Da klingelte es an der Tür. Doch Moira und Willow achteten nicht darauf.

„Moira?“ ertönte wenige Minuten später die Stimme von Xander. „Ich bin in Willows Zimmer“, rief sie laut. Xander öffnete die Tür und trug eine große Schachtel bei sich. „Was ist das?“ fragte die Jägerin neugierig nach. „Das hat gerade ein Bote für dich abgegeben“, sprach Xander und reichte Moira die Schachtel.

„Für mich?“ „Ja.“ Um die weiße Schachtel war eine dunkelblaue Schleife gebunden. In der Schleife steckte eine Karte. Moira entdeckte sie und zog das Kärtchen aus dem kleinen Kuvert. „Von wem ist das?“ fragte Willow interessiert. „Von Lindsey“, sprach Moira mit einen glücklichen Lächeln. Sie reichte Willow die Karte.

Moira entfernte die Schleife und öffnete die Schachtel. Aus dem Seidenpapier zog sie ein Traumkleid hervor. Moira und ihre Freunde staunten nicht schlecht. Vorsichtig hielt Moira das Kleid in ihren Händen. Es bestand aus fließender Seide und war weiß. Die dünnen Träger wurden im Rücken gekreuzt zusammen gebunden, damit das Oberteil hielt. Ab dem Oberschenkel war der Stoff links und rechts durchsichtig, so das man die Beine erkennen konnte. Der Stoff würde sich automatisch an den Körper schmiegen, der dieses Kleid tragen würde.

„Das ist ...“, stammelte Moira. „Er ist verrückt. Dieses Kleid ist von einen berühmten Designer. Es kostet ein Vermögen.“ „Er hat gewußt, das du nichts zum anziehen finden würdest. Und er schickt dir um acht Uhr eine Limousine her, die dich zu ihm bringt.“ „Woher weißt du das?“ fragte Xander. „Steht auf der Karte“, sprach Willow und reichte Xander Lindseys Botschaft weiter.

„Ich ...“ Moira versagte die Stimme. Sie konnte nicht fassen was für ein Kleid Lindsey ihr gekauft hatte. Willow stand auf um das Kleid näher zu betrachten. „Oh ... da ist noch etwas in der Schachtel“, sprach das rothaarige Mädchen und zog noch etwas hervor. Sie hielt eine Schmuckschatulle in den Händen und reichte sie Moira, die vorsichtig das Designerkleid auf das Bett legte.

Moira öffnete das Schmuckkästchen. „Wow“, stießen Moira, Willow und Xander gleichzeitig aus. Auf dunkelblauen Samt lag ein Paar Perlenohrringe. Dazu gab es ein schlichtes Kollier – das ebenfalls aus zarten und echten Perlen bestand. „Er ist wirklich ... wahnsinnig“, stammelte Moira überwältigt. „Er will den Abend wirklich zu etwas unvergeßlichem machen“, sprach Willow. „Das hat er schon jetzt geschafft. Ich ... geh jetzt duschen und ziehe mich um.“ Moira nahm das Kleid und den Schmuck und verließ Willows Zimmer um sich fertig zu machen.

Als es zwei Stunden später erneut klingelte machte Xander auf. „Ich soll Miss Summers abholen“, sprach der Chauffeur. „Sie wird gleich kommen.“ „Ich warte beim Wagen“, sprach der Mann und drehte sich wieder um. Xander schloß die Tür und eilte die Treppen hinauf. „Moira, dein Abholdienst ist da“, rief er, klopfte an ihre Zimmertür und trat ein. An der Tür blieb er überrascht stehen.

Moira hatte ihr Haar mit ein paar Nadeln hochgesteckt. Sie trug den Schmuck, den Lindsey ihr geschenkt hatte. Das Kleid selbst ... war ein Hammer. Der fließende Stoff schmiegte sich wie selbstverständlich an ihren Körper. An den Seiten war das Kleid durchsichtig, so das man ihre Beine erkennen konnte. Der durchsichtige Stoff gab den Ganzen einen geheimnisvollen Flair. Dazu trug sie hochhackige weiße Schuhe, die sie sich von Willow ausgeliehen hatte. Sie sah ... einfach traumhaft aus. Und Xander wurde klar: So schön hatte Moira noch nie ausgesehen.

„Und?“ fragte Moira, während Willow noch ein wenig am Kleid herum zupfte. „Wow“, sprach Xander perplex. „Du hast noch nie so schön ausgesehen. Bist du sicher, daß du zu einen Date mit Lindsey gehst und nicht zu deiner Hochzeit?“ Moira lachte. „Sehe ich wirklich wie eine Braut aus?“ „Nun ... nicht wirklich, aber ... solltest du mal heiraten, kannst du diesen Anblick hier gar nicht mehr überbieten.“ „Danke, Xander. Ich geh jetzt.“ „Einen schönen Abend“, rief Willow ihr nach als Moira die Treppen hinunter eilte.

Es überraschte Moira nicht, das vor dem Haus eine schwarze Limousine stand. Der Chauffeur lächelte ihr freundlich zu und hielt ihr die Wagentür auf. „Ich wünsche einen guten Abend, Miss Summers“, sprach er. „Danke.“ Moira stieg ein und der Chauffeur schloß die Tür hinter ihr. Wenig später setzte sich der Wagen in Bewegung und Moira fuhr mit klopfenden Herzen einen aufregenden Abend entgegen.

~ 4. ~

Lindsey sah auf als es an der Tür klingelte. Er sah noch einmal in einen Spiegel und strich sich die Haare zurück. Dann atmete Lindsey tief durch. Dieser Abend würde etwas ganz besonderes werden. Erneut klingelte es. „Ich komme schon“, rief Lindsey und eilte zur Tür. Er riß sie auf und blickte überrascht auf die Frau, die vor ihm stand.

„Hi“, grüßte Moira. „Hi“, sprach Lindsey verblüfft. „Was ... ist? Stimmt etwas nicht?“ „Nein ... du ... du siehst wunderschön aus. Ich hatte keine Ahnung, daß dir dieses Kleid so stehen würde. Es ist ... wie für dich gemacht. Komm rein“, bat er und ließ Moira eintreten. Er schloß die Tür hinter ihr.

Moira sah sich in seiner Wohnung um. Sie war wirklich geschmackvoll eingerichtet. Lindsey wohnte in einen Penthouse eines Apartmenthauses. Im Wohnzimmer stand eine schwarze Couchgarnitur mit einen Glastisch. An der Wand war ein Bücherregal. Das Wohnzimmer füllte den meisten Platz des Raumes aus. Der Boden bestand aus hellgrauen Teppich. In einer Ecke war ein Tresen mit einer Bar. In einer anderen Ecke stand ein Fernsehgerät. Eine Tür führte zu Lindsey Schlafzimmer; eine andere zu seinen Arbeitszimmer und den Badezimmer. Vom Wohnzimmer führte eine Schwingtür in die Küche.

Die Jägerin drehte sich zu ihm um. Lindsey trug einen dunkelblauen Anzug. „Du hast dir die Haare geschnitten“, stellte sie überrascht fest. Erst jetzt fiel ihr der Kurzhaarschnitt ihres Freundes auf. „Ja, ich war heute beim Friseur. Ich dachte mir, ich probiere mal etwas neues aus.“ „Sieht klasse aus“, sprach Moira. „Lindsey, daß mit dem Kleid und dem Schmuck ... es wäre nicht nötig gewesen.“ „Ich weiß, aber ... ich ahnte, daß du nichts zum anziehen finden würdest. Deshalb habe ich dir die Entscheidung einfach leichter gemacht.“ „Danke“, meinte Moira mit einen Lächeln.

Moira bemerkte das neben den Tresen ein Tisch mit zwei Stühlen hergerichtet worden war. Der Tisch war mit feinsten Silberbesteck schon gedeckt worden. In der Mitte stand eine Kerze, die stumm vor sich hin flackerte. „Und ... was gibt es zu essen?“ „Das wirst du schon noch sehen. Ich verschwinde kurz in die Küche.“ „Hast du selbst gekocht?“ „Natürlich“, sprach Lindsey an der Schwingtür.

„Ich wußte nicht, daß du kochen kannst.“ „Ich tue es auch nicht oft weil ich die Zeit nicht habe. Aber ... wenn ich schon eine so schöne Frau in meiner Wohnung habe, muß ich selbst kochen.“ Lindsey verschwand hinter der Schwingtür. Moira sah sich um. Er hatte sich wirklich Mühe gemacht. Ja, der Abend würde ihr für immer im Gedächtnis haften bleiben.

Wenig später kam Lindsey mit zwei duftenden Tellern ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch. „Frau Jägerin, darf ich zu Tisch bitten?“ „Natürlich.“ Moira setzte sich während Lindsey eine Flasche Champagner köpfte und die Gläser auffüllte. Lindsey hatte sich für den Abend etwas besonderes ausgedacht. Er hatte Fisch mit Bratkartoffeln und Gemüse gekocht. „Ich hoffe, ich hab deinen Geschmack getroffen“, sprach er als er Moira gegenüber Platz nahm.

„Ich würde so gut wie alles essen was du kochst“, sprach sie und nahm einen Bissen des Fisches. „Es freut mich, daß meine Kochkünste dir zusagen“, meinte Lindsey. Moira lächelte. „Das tun sie. Also, sagst du mir den Grund für diesen ... schönen Abend?“ „Romantik. Ich dachte mir, ich bereite dir einen schönen romantischen Abend und sorge dafür, das du dich für ein paar Stunden wie eine normale, junge Frau fühlst. Keine Dämonen, keine Jägerin.“ „Das ist süß von dir.“ „Gelingt es mir?“ „Auf ganzer Linie“, antwortete Moira mit einen Nicken.

„Wo ist Moira?“ fragte Giles als er in ihrem Haus die Freunde der Jägerin vor dem Fernseher sitzen sah. „Sie hat ein Date mit Lindsey. Er hat sie zu sich eingeladen – zum Essen“, informierte Willow den Wächter der Jägerin. Giles nickte. „Stimmt etwas nicht?“ „Nun ...“ Giles setzte sich auf den Couchsessel und putzte seine Brille.

„Ich finde es gut, das Moira einen Freund hat, der weiß wer sie ist. Aber ... ich vertraue Lindsey MacDonald nicht so sehr.“ „Wieso nicht? Er ist doch furchtbar nett, Giles.“ „Ich hab so ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. Ich hab einfach das Gefühl, das er etwas vor uns verbirgt.“ „Giles, ich glaube nicht, daß Lindsey uns etwas vorspielt. Es ist sicher so ... das Sie dieses Gefühl aufgrund der Geschichte mit Lester haben, oder?“ meinte Willow.

„Kann sein.“ „Wir sind alle geschädigt in dieser Hinsicht. Ich meine, Lester schien völlig gut zu sein und dann hat er Moira in eine tödliche Falle gelockt. Sein Plan hat sie fast umgebracht. Es ist doch normal, das Sie da vorsichtig sind. Sie können Moira vertrauen. Sie besitzt eine ganz gute Menschenkenntnis und ... wenn sie sagt, Lindsey ist okay ... ist er das auch. Also, geben Sie ihm eine Chance.“ Langsam nickte Giles. „Vielleicht hast du recht, Willow“, murmelte er und lehnte sich zurück.

„Das Essen war herrlich, Lindsey“, sprach Moira und sie stand auf. „Ich bin gleich wieder da“, sprach er und brachte die Teller in die Küche. Moira öffnete die Terrassentür und trat in die kühle Nacht hinaus. Von Lindseys Penthouse hatte man einen wunderschönen Ausblick auf das nächtliche Los Angeles. In all seiner Schönheit glitzerte die Stadt in hellen Lichtern im Mondschein.

Moira hörte ein Geräusch an der Terrassentür und drehte sich zu Lindsey um. „Das ist wunderschön“, sprach sie. „Wie lange wohnst du schon hier?“ „Ungefähr fünf Jahre. Das Gebäude gehört Wolfram & Hart und deshalb ist die Miete auch günstiger für mich – weil ich ja Firmenmitglied bin.“ „Ich finde es sehr schön hier.“ „Ich hab noch was für dich“, sprach er und kramte in seiner Hosentasche herum.

„Was den noch? Das Kleid, der Schmuck, das Essen ... du hast schon soviel für mich getan – an diesen Abend.“ Lindsey hielt etwas in seinen Händen. Moira blickte auf den Schlüssel. „Was ... soll das?“ „Das ist der Zweitschlüssel zu meiner Wohnung. Ich will, das du ihn nimmst.“ „Aber ... Lindsey ...“, stammelte Moira überrascht. „Es würde mich freuen, wenn du hier ein und aus gehst. Du kannst jederzeit herkommen. Wenn du auf Patrouille bist oder du ein wenig Ruhe vor deinem Leben brauchst ... hier kannst du dich immer verkriechen.“ „Danke, Lindsey“, murmelte Moira und sie nahm den Schlüssel an sich.

„Ich ... muß dir auch was sagen“, begann Moira vorsichtig. „Nicht heute. Keine Dämonengeschichten, Moira“, unterbrach Lindsey sie. Er ließ ihr gar nicht die Möglichkeit ihm die Geschichte mit Lester zu erzählen. Ich werde es dir noch erzählen, versprach Moira im Stillen. Sie durfte nicht zulange damit warten. Er mußte es endlich erfahren. Doch nicht heute, entschied Moira. Der Abend war zu schön um ihn mit schlechten Geschichten aus ihrer Vergangenheit zu ruinieren.

„Willst du nicht lieber reingehen? Sonst erkältest du dich noch“, schlug Lindsey vor. Moira nickte und ging wieder hinein. Lindsey schloß die Terrassentür hinter sich. Moira bemerkte, das im Hintergrund leise Musik lief. „Du hast Klassik aufgelegt“, sprach sie überrascht. Lindsey nickte und legte seine Arme um ihre Taille.

„Laß uns tanzen“, sprach er. „Also, warum Klassik?“ hakte Moira nach. Lindsey lächelte. „Ich dachte, ich bringe dich der klassischen Musik etwas näher.“ „Wenn du so weitermachst, machst du aus mir noch einen total kulturellen Menschen.“ „Und? Hast du was dagegen? Ich will dich nicht verändern, Moira. Ich liebe dich so wie du bist, aber ... ich will das du mein Leben verstehst.“ „Das tue ich doch.“ Lächelnd schüttelte Lindsey den Kopf während sie sich langsam zu den musikalischen Klängen bewegten.

„Nein, daß tust du nicht wirklich. Moira, ich ... ich hab in deiner Nähe einfach das Gefühl, das ... ich nicht gut genug für dich bin. Du bist die Jägerin. Du bist um einiges stärker wie ich und ein Mann verkraftet es nur schwer, das seine Freundin stärker ist als er selbst“, gestand Lindsey zögernd. Verblüfft blickte Moira Lindsey in die Augen.

„Bedrückt dich das etwa?“ Lindsey nickte. „Das braucht es aber nicht. Lindsey, ich liebe dich. Du bist das Beste, was mir jemals passieren konnte. Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dich kennen gelernt zu haben. Du machst mich – mein Leben – vollkommen. Vor dir hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben.“ „Die Hoffnung worauf?“ „Die Hoffnung, daß ich mein erträumtes Glück doch noch finde. Ich spüre – nein, ich weiß – bei dir habe ich es gefunden. Also, stell dich nicht unter mich. Du bist gleich viel wert wie ich. Du stehst neben mir und nicht unter mir, kapiert?“ „Ja“, sprach Lindsey und er zog sie noch näher an sich heran.

Ihre Lippen fanden zu einen zärtlichen Kuss zusammen. Moira schlang ihre Arme um seinen Nacken und genoß die Wärme seines Körpers. Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher. Sie konnten sich nicht mehr voneinander los reißen. „Lindsey?“ flüsterte Moira. „Ja?“ „Willst du, das ich heute Nacht gehe?“ Sie blickten sich lange in die Augen. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich will nicht, das du gehst.“ „Gut. Ich will es nämlich auch nicht.“ „Aber ... bist du dir sicher?“ Moira schüttelte bejahend den Kopf. „Ja, ich will bei dir bleiben – heute Nacht.“ Und wieder küßten sie sich zärtlich.

Sie fanden wie von selbst ihren Weg in Lindseys Schlafzimmer. Sie sprachen beide kein Wort. Das war nicht nötig. Es war schon genug gesagt worden. Moira kickte ihre Schuhe in eine Ecke und ließ sich auf das weiche Bett fallen. Sie blickten sich tief in die Augen. Moira streckte ihre Hand nach ihm aus. Lindsey ergriff sie und kniete sich zu ihr.

Engumschlungen sanken die Beiden in die Kissen zurück. Moira griff nach seinen Hemd und knöpfte es auf. Sie streifte es ihm über die Schultern. „Ich wußte nicht, daß unter diesen ständigen Anzügen auch Muskeln stecken“, flüsterte Moira. „Tja, du weißt eben noch nicht alles von mir.“ „Aber ich will alles über dich wissen“, erwiderte Moira und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

Lindseys Hände glitten zu ihrem Rücken und öffneten die Bänder, die das Oberteil des Kleides zusammenhielten. Langsam zogen sie sich gegenseitig aus. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fand seinen Platz auf dem Boden. Lindsey und Moira ließen sich Zeit; erforschten gegenseitig den Körper des anderen. Doch schon bald genügte ihnen das nicht mehr. Sie wollten mehr. Sie wollten sich spüren. Und in Lindseys Armen fand Moira endlich ihr lang ersehntes Glück ...

~ 5. ~

Von leisen Geräuschen aus der Ferne wachte Moira am nächsten Morgen auf. Sie griff neben sich; mußte aber feststellen, das der Platz leer war. Verwundert öffnete Moira die Augen. Sie war allein im Schlafzimmer. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und blickte auf den digitalen Wecker von Lindsey. Es war kurz vor halb acht. Moira hörte Lindsey in der Küche und entschloß aufzustehen. Sie wickelte sich das weiße Laken um den Körper und ging in die Küche.

„Guten Morgen“, sprach Moira. Lindsey stand mit dem Rücken zu ihr. Überrascht drehte er sich um und lächelte. „Du bist ja schon wach“, sprach er. Moira erwiderte sein Lächeln. „Ich hab dich gehört und bin aufgewacht.“ „Oh, tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken.“ Lindsey trank eine Tasse Kaffee während vor ihm einige Unterlagen lagen. Er war schon in voller Anwaltsmontur.

Moira kam zu ihm und küßte ihn zärtlich. „Schon okay. Du wolltest doch nicht einfach zur Arbeit fahren ohne dich von mir zu verabschieden, oder?“ tadelte Moira ihn. Lindsey schenkte ihr ein sanftes Lächeln. „Ich hätte mich schon noch von dir verabschiedet. Nur hättest du es nicht mitbekommen weil du noch geschlafen hättest.“ „Verstehe.“ Lindsey warf einen Blick auf seine Uhr.

„Ich muß leider los. Ich hab um acht Uhr eine Besprechung“, sprach er und verstaute seine Unterlagen in seinen Aktenkoffer. „Du kannst solange hier bleiben wie du willst. Frühstücke in aller Ruhe. Nur schließ ab, wenn du gehst.“ „Natürlich tue ich das. Aber ... ich werde mich unwohl fühlen, wenn du nicht da bist“, sprach Moira offen. „Wieso?“ fragte Lindsey überrascht.

Moira lächelte zerknirscht. „Es ist deine Wohnung. Mir ist sie fremd. Ich kann hier doch nicht einfach herumlungern und deine Sachen durchsehen.“ „Natürlich kannst du das.“ „Nein, ich habe das Gefühl, das ich in deiner Privatsphäre herumschnüffle.“ „Das tust du nicht. Ich weiß, daß du die Akten in meinen Arbeitszimmer in Ruhe läßt.“ „Die würde ich nie durchsehen. Das ist deine Arbeit. Und wenn du mir was von deiner Arbeit erzählen willst ... wirst du das schon tun.“ „Eben. Moira, ich will, daß du dich hier wie zu Hause fühlst. Ich will, daß du dich hier wohl fühlst. Diese Wohnung soll ein zweites zu Hause für dich werden. Also, benimm dich als wärst du in deinem Haus“, sprach Lindsey und er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.

Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Fühle dich hier wie zu Hause, okay?“ „Okay. Wann sehen wir uns wieder?“ „Ich habe heute Abend keine Zeit. Ich hab ein Geschäftsessen. Und das kann ich nicht absagen.“ „Ich hätte heute auch keine Zeit. Ich muß auf Patrouille gehen. Ich habe mal wieder Lust ein paar Vampire durch die Gegend zu prügeln.“ „Ich verstehe. Aber ich ruf dich an – wenn ich Zeit habe.“ „Okay.“ Lindsey zog sie leicht an sich und küßte sie.

„Ich liebe dich“, sprach er. „Ich liebe dich auch.“ Lindsey nahm seinen Aktenkoffer. Moira begleitete ihn noch zur Tür. Erst da fiel ihr die Gitarre auf, die hinter der Tür lehnte. „Lindsey, spielst du etwa auch noch Gitarre?“ „Ja. Aber das habe ich dir schon einmal erzählt.“ „Tut mir leid, muß ich vergessen haben.“ „Kein Problem! Das verzeihe ich dir“, sprach Lindsey lächelnd. „Du kochst, bist ein engagierter Anwalt und spielst auch noch Gitarre? Sag mal, hast du noch ein Talent von dem ich nichts weiß?“ „Momentan fällt mir nichts ein.“ „Spielst du mir mal was vor?“ „Sicher“, versprach Lindsey ihr. Dann fiel die Tür hinter ihm zu und Moira war allein in seiner Wohnung.

Im ersten Moment fühlte sie sich ziemlich unwohl. Doch dann ging sie zur Stereoanlage, schaltete das Radio ein und ging ins Badezimmer. Sie ließ ein heißes Schaumbad ein und schnappte sich das schnurlose Telefon von Lindsey. Einen Moment zögerte sie noch, dann wählte sie ihre eigene Telefonnummer. Lindsey würde sicher nichts dagegen haben, das sie telefonierte.

Moira stieg in das angenehme Schaumbad und wartete bis jemand abhob. War den niemand ihrer Freunde zu Hause? „Rupert Giles“, meldete sich ihr Wächter. „Guten Morgen, Giles“, sprach Moira. „Moira, wo bist du?“ „Ich bin bei Lindsey. Sagen Sie, ist Willow noch da?“ „Ja. Ich hole sie. Warte einen Moment“, sprach Giles und er rief nach Willow. Wenig später übergab er ihr den Hörer.

„Guten Morgen, Moira“, sprach Willow fröhlich. „Wie war der Abend?“ „Oh ... der Abend war wundervoll. Ich meine ... dieser Mann kann so dermaßen romantisch sein, wenn er will. Er hat gekocht.“ „Er hat selbst gekocht? Ich wußte nicht, das Lindsey kochen kann.“ „Ich auch nicht. Und er kann super kochen. Das Essen war fabelhaft. Der ganzer Abend ... ich hab mich irgendwie wie Aschenputtel gefühlt. Es war ... als hätte Lindsey es sich in den Kopf gesetzt mich zu verwöhnen.“ „Ist es ihm gelungen?“ fragte Willow neugierig nach.

„Oh ja und wie“, seufzte Moira glücklich. „Der Abend war ein Traum.“ „Und ... du hast bei ihm geschlafen?“ Moira grinste. „Ja. Wir haben ... na, du weißt schon ...“ „Und? Wie war es?“ fragte Willow. „Wunderschön“, seufzte Moira. „Ich glaube, mit Lindsey habe ich den ganz großen Fang gemacht.“ „Es ist schon eine ganze Weile her, daß du so glücklich geklungen hast“, bemerkte Willow.

„Ich weiß. Und es ist ein tolles Gefühl so glücklich zu sein. Jedoch habe ich manchmal Angst.“ „Angst? Wovor denn? Das dich Lindsey mit Haut und Haaren frißt?“ Moira lachte und schüttelte den Kopf, obwohl sie wußte, das ihre Freundin es nicht sehen konnte. „Nein, das nicht. Ich ... ich hab, daß ich irgendwann aufwache und feststelle, das all das nur ein Traum war. Ich hab Angst, das es irgendwann vorbei ist; das es nicht real ist. Das dieses Glück, daß ich mit Lindsey erlebe, nicht real ist; daß es bald wieder vorbei ist. Ich kann nicht fassen, das ich wirklich so glücklich bin. Ich – die Jägerin.“ „Genieß es einfach“, schlug Willow vor.

„Das tue ich. Dieser Mann ... er ist einfach ein Traum. Und er macht mich so glücklich wie niemand sonst vor ihm. Ich muß manchmal ... manchmal da muß ich Lindsey einfach anfassen, um sicherzugehen, das er Realität ist; das er kein Traum ist.“ Willow lachte. „Du kannst es ruhig glauben. Also, halte Lindsey für real und liebe dein Glück.“ „Das werde ich“, versprach Moira ihrer Freundin und legte auf.

Moira genoß den freien Vormittag – da sie auch keine Vorlesung hatte – und begann sich in Lindseys Wohnung wohl zu fühlen. Sie wußte: Er hatte recht. Hier würde sie ein neues zu Hause bekommen. In Lindseys Gegenwart fühlte sie sich einfach geborgen. Moira sank tiefer in das Schaumbad und schloß die Augen.

Wie würde ihre Beziehung zu Lindsey weitergehen? Würde seine Liebe ihrer Bestimmung standhalten? Würde er es ertragen und damit leben können, das sie sich jede Nacht für die Menschheit in Gefahr begab? Moira seufzte. Sie wußte selbst, daß sie sich mit diesen Gedanken nur verrückt machte. Und sie sollte nicht daran denken. Für den Moment zählte nur eines: Sie war restlos glücklich und so sollte es bleiben.

To Be Continued ...


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