Title:
Armageddon, Part 4 – The Initiative
Fandom:
Angel / Buffy X-over Summary: Während Moira noch immer keine Zweifel an Lindsey hegt, plagt diesem das schlechte Gewissen. Unterdessen wagt Riley Finn, Tutor von Professor Walsh, es endlich, Willow zu einem Date einzuladen. Eines nachts macht Moira die Bekanntschaft von geheimnisvollen Soldaten, die ihre Pflicht stören ... Disclaimer: Die Charaktere von Angel und Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon, David Greenwalt und anderen. Diese Story ist FanFiction, mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen. Note: Zwar hat es lange gedauert, bis der vierte Teil von Armageddon endlich sein Ende findet, aber nun ist es soweit. Hier baue ich die Buffy-Storyline der – wie der Titel schon verrät – Initiative ein. Ich habe sie einfach nach Los Angeles verlegt. Zuviel will ich allerdings nicht verraten, deshalb lest es doch einfach selbst, wie sich die Soldaten aus dem Buffyversum in der Stadt der Engel machen.
Armageddon,
Part 4 - The Initiative ~ 1. ~ Allein streifte Moira durch das nächtliche Los Angeles. Eigentlich sollte sie zu Hause sitzen und ihre Aufmerksamkeit ihrem Studium widmen. Doch wie immer fehlte ihr einfach die Zeit dafür. Seit einigen Nächten streunte eine ganze Horde Vampire durch die Gegend und zog eine Blutspur hinter sich her. Moira mußte sie schnellstens finden, bevor sie noch mehr Unheil anrichteten. Und das bedeutete, dass ihre Ausbildung mal wieder zu kurz kam. Ein lautloses Geräusch zog Moiras Interesse auf sich. Ihre Jägerinneninstinkte reagierten sofort, ihre Nackenhaare stellten sich auf. Die Bewegung hinter ihr kam von einem Dämon. Langsam blieb die Jägerin stehen und horchte angestrengt. In der selben Sekunde tauchte auch schon eine Gruppe von mehreren Vampiren auf. Augenblicklich wußte Moira, dass sie die blutige Horde gefunden hatte. “Hey, ich dachte nicht, dass die Suche so schnell vorbei sein würde”, sprach Moira und holte zwei Holzpflöcke aus ihrem Jagdbeutel hervor. Selbstsicher blickte sie ihre Gegner an. Ein Vampir trat vor und grinste breit. “Jägerin”, knurrte er. Es war offensichtlich, dass es sich bei ihm um den Anführer der Gruppe handelte. “Wenigstens brauche ich mich nicht mehr vorstellen”, erwiderte Moira gelangweilt. “Du wirst bald tot sein”, versprach der Vampir ihr. Lässig zuckte sie mit den Schultern und ging in Kampfstellung. “Wenn ich jedesmal – wenn mir das jemand androht – einen Dollar kriegen würde, wäre ich jetzt schon Millionärin”, spottete sie. Darauf reagierte der Vampir nicht, sondern stürzte sich wütend auf sie. Gleichzeitig griffen zwei weitere Mitglieder seiner Gang an. Geschickt duckte sich Moira unter dem Angriff hinweg und mit einer flinken Bewegung vernichtete sie den ersten Vampir, den sie in die Finger bekam. Sie schenkte dem Ascheregen keine Beachtung und drehte sich um die eigene Achse. Hart traf sie dem Anführer der Vampire mit einem harten Tritt im Gesicht und landete hinter ihm. Doch der Vampir konnte ihrer Attacke ausweichen, indem er einen seiner Kumpanen vor sich zog. Die Spitze von Moiras Holzpflock bohrte sich in das untote Herz und das zweite Geschöpf der Dunkelheit zerfiel zu Staub. “Es ist ziemlich feige von dir, das untote Leben deiner Freunde zu opfern, um mir zu entkommen. Etwas, was dir sowieso nicht gelingen wird. Früher oder später wirst auch du Bekanntschaft mit meiner Waffe machen”, prophezeite Moira, nicht im geringsten beunruhigt. “Das sind meine Leute. Es ist ihre Pflicht zu tun, was ich ihnen sage”, fauchte der Vampir zornig. Die Coolness der Jägerin machte ihn noch wütender, als er es bereits war. Seit Nächten war sie hinter ihnen her, wollte ihren endgültigen Tod. Langsam, aber sicher ging sie ihm auf die Nerven. Und Casper, so der Name des Anführers, hatte genug davon, ständig von ihr verfolgt zu werden. Diese Jägerin hatte schon viele seiner Art getötet, dass wußte er. Sie war eine äußerst gefährliche Kriegerin. Man durfte sie nicht unterschätzen. Aber ihr Glück würde in dieser Nacht enden, dass schwor er sich. “Das kann mir nur Recht sein. Damit ersparst du mir eine Menge Arbeit, mein Süßer”, spottete Moira und bombardierte den Vampir mit harten Schlägen. Casper taumelte und wurde von der Wucht der Schläge zu Boden befördert. Wie konnte eine einzige Frau nur so dermaßen stark sein? Als Moira über ihm stand, stürzten sich die anderen vier, die bist jetzt nur zugesehen hatten, auf die Jägerin, um ihren Boß, der in starke Bedrängnis gekommen war, zu beschützen. Moira ließ von ihrem Gegner ab und kümmerte sich um dessen Anhänger. Zwei Vampire rissen sie zu Boden. Moira rang mit ihnen und stieß sie kräftig von sich. Sie spürte Blut an ihrer Wange und tastete nach der Verletzung. Bei dem Gerangel war es einem der Vampire gelungen, ihr einen tiefen Kratzer an der rechten Wange zuzufügen. “Das war ein Fehler”, sprach sie und in ihre Augen blitzte es wütend auf. Mit einen gezielten Tritt gegen den Brustkorb beförderte sie den Kleinsten der Vampire zu Boden. Sie beugte sich zu ihm und rammte ihn den Holzpflock mitten ins Herz. Die Kreatur hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit aufzustöhnen. In der selben Sekunde, als sich der Vampir in einen Ascheregen verwandelte, schellte Moira hoch, drehte sich in der Luft und vernichtete den Vampir, dem sie den Kratzer zu verdanken hatte. Mit sicheren Beinen kam sie am Boden wieder auf und streckte beide Hände von sich. Die letzten beiden Untertanen des Anführers liefen genau in die scharfen Spitzen von Moiras Holzpflöcken hinein und explodierten in einer Staubwolke. Ein zufriedenes Lächeln huschte über Moiras Lippen und sie richtete ihre Aufmerksamkeit dem letzten Vampir zu. Casper wollte das Kampfgeschehen nutzen, um unbemerkt zu entkommen. Er lief die verlassene Gasse hinunter und hoffte, dass die Jägerin ihm nicht folgen würde. Kurz bevor er völlig in die Dunkelheit eintauchte, hob sie den Arm und warf einen ihrer Holzpflöcke gezielt durch die Luft. Die Waffe gab im Flug ein leises Zischen von sich und traf ihr Ziel Millimeter genau. Von hinten bohrte sich der Pflock in das Herz des Vampirs. Noch in seiner Bewegung zerfiel er zu Staub. Moira straffte ihre Schultern, hob ihre Jagdbeutel auf und verließ die Gasse. Nach einer guten Stunde beendete Moira ihre nächtliche Patrouille. Sie wollte noch ein wenig Zeit haben, um zu lernen und Schlaf zu finden. Moira ging zu Lindsey, da sich all ihre Bücher in seiner Wohnung aufhielten. Es war für sie schon selbstverständlich geworden, zu ihm zu gehen, wenn ihre Patrouille vorbei war. Inzwischen ging sie bei ihm ein und aus. Es war ein schönes Gefühl, einen Ort zu haben, an dem man sich zurückziehen und wohl fühlen konnte. Und die Wohnung ihres Freundes war für die Jägerin ein solcher Ort. Die Tür fiel ins Schloß. Moira tastete neben sich und schaltete das Licht ein. “Lindsey?” Doch ihr Ruf verhallte in der Stille der Wohnung. Seufzend zog sie ihre Jacke aus und warf sie auf die Garderobe. Achtlos legte sie ihre Jagdbeutel beiseite und rief noch einmal seinen Namen. Nachdem sie kurz in sein Arbeitszimmer gesehen hatte, war ihr klar, dass er noch nicht da war. Wahrscheinlich hat er schon wieder die Zeit übersehen, dachte Moira kopfschüttelnd und ging in die Küche. Sie nahm sich aus dem Kühlschrank ein Glas Orangensaft, holte ihren Rucksack und machte es sich im Wohnzimmer gemütlich. Zur selben Zeit stand Lindsey vor dem Aufzug bei Wolfram & Hart und wollte gerade gehen, als er zurück gerufen wurde. “Warten Sie einen Moment, Lindsey”, ertönte die Stimme von Holland Manners über den Flur. Ein leiser Seufzer entrang sich der Kehle des jungen Anwaltes. Ein Gespräch mit Holland hatte ihm gerade noch gefehlt. Noch immer hielt Lindsey seine Liebe zu der Jägerin geheim. Die Firma durften niemals davon erfahren. Und auch Moira hatte keine Ahnung, dass sie bloß ein Projekt seiner Kanzlei war und er den Auftrag hatte, sie zu beobachten. Ein furchtbar schlechtes Gewissen plagte Lindsey. Wenn Moira jemals dahinterkam, was er tat, würde sie ihn hassen. “Ich wollte gerade Schluß machen”, sprach Lindsey und setzte sein automatisches Anwaltslächeln auf. “Ich halte Sie nicht lange auf. Sagen Sie mir, wie Ihr Projekt läuft”, forderte Holland zu wissen. “Mein Projekt?” fragte Lindsey verwirrt, im ersten Moment nicht wissend, wovon sein Vorgesetzter sprach. “Die Jägerin”, erinnerte Holland ihn vielsagend. Langsam nickte Lindsey. Ich kann das nicht länger machen, dachte er gequält. Er wußte, mit seinen Lügen zerstörte er jegliches Vertrauen, dass Moira ihm entgegenbrachte. Wenn sie die Wahrheit erfuhr, würde es ihre Liebe vernichten, dessen war sich Lindsey sicher. Niemals würde sie ihm das vergeben. “Es ist alles okay. Das Projekt läuft gut”, wich er geschickt aus. “Vertraut sie Ihnen?” hakte Holland unerbittlich nach. “Ja, dass tut sie.” Obwohl ich dieses Vertrauen nicht verdiene, fügte Lindsey in Gedanken hinzu. “Wir ... sind Freunde, kann man sagen.” “Ausgezeichnet! Das paßt hervorragend in unsere Pläne. Ich will, dass Sie die Jägerin herbringen. Machen Sie ihr irgendwie klar, dass es besser ist, wenn sie ein Teil unserer Firma wird.” “Was?” entfuhr es Lindsey unbeherrscht. Entgeistert starrte er seinen Chef an. Das konnte Wolfram & Hart nicht ernsthaft in Betracht ziehen? Warum gab es plötzlich eine solch gravierende Änderung in ihrem Plan? “Aber wieso auf einmal? Wenn die Jägerin ein Teil der Firma wird, dann ... sie könnte hinter unsere Aktivitäten kommen”, protestierte er. “Sie wird es erst merken, wenn es zu spät ist.” “Was wollen die Seniorpartner von ihr?” fragte Lindsey vorsichtig nach, obwohl er eine Ahnung hatte, die er ablehnte, zu glauben. “Sie haben sich entschieden. Sie wollen, dass die Jägerin unsere neue Problembeseitigerin wird. Mit ihren Stärke wird sie eine Bereicherung für unsere Firma sein”, sprach Holland sachlich. Lindsey kannte die wahre Bedeutung dieser Worte. Moira sollte für Wolfram & Hart auf Befehl töten. Nein, dass werde ich nicht zulassen, dachte er entschlossen. Er wußte, dies wäre Moiras Vernichtung. Mit dieser Belastung würde sie nicht umgehen können. Für Wolfram & Hart töten, dass war etwas, was sie innerlich zerstören würde. Es genügte Lindsey, wenn er in diesen Sog aus Blut und Finsternis gefangen war. Für ihn gab es daraus kein Entrinnen. Dazu war er zu sehr in die übernatürlichen Geschäfte seiner Firma involviert. Die Kanzlei wollte Macht und Zerstörung unter die Menschen bringen. Moira hingegen rettete jede Nacht Unschuldigen das Leben. Und Lindsey würde es zu verhindern wissen, dass Moira in die tiefen Abgründe von Wolfram & Hart hineingezogen wurde. “Kümmern Sie sich darum. Die Seniorpartner wollen die Jägerin bald in unseren Räumen sehen. Erledigen Sie das, Lindsey, und zwar schnell”, legte Holland ihm den Wunsch von Wolfram & Hart nahe. Leicht nickte der Angesprochene. Er verstand zu gut. “Kommen Sie gut nach Hause, Lindsey”, meinte Holland fröhlich, nichts ahnend, was er soeben von seinem Angestellten verlangt hatte. Dann ging er zurück in sein Büro. Lindsey stieg in den Fahrstuhl ein und wartete, bis die Türen sich schlossen. Verzweifelt fuhr er sich durchs Haar. Was sollte er jetzt nur tun? Ihm war klar, dass er Moira nicht ewig belügen konnte. Wenn er ihr jedoch die Wahrheit sagte, würde er ihr das Herz brechen. Und wenn er nicht mit der Wahrheit herausrückte, würde es sie auch zutiefst verletzen. Lindsey wußte sich keinen Rat. Egal, was er auch tun würde ... Moira würde ihm sein Verhalten nie verzeihen. Das Licht in seiner Wohnung überraschte Lindsey nicht. Er hatte schon geahnt, dass Moira nach ihrer Patrouille zu ihm gehen würde. Zu oft hatte sie das in den letzten Wochen bereits getan. Es war ein wunderbares Gefühl, zu wissen, dass die Frau, die man liebte, auf einen wartete. Lindsey stellte seinen Aktenkoffer ab und entdeckte Moira schlafend auf dem Sofa. Neben ihr lag ein aufgeschlagenes Buch, das langsam zu Boden rutschte. Ein liebevolles Lächeln huschte über Lindseys Lippen. Leise kniete er sich neben das Sofa und entzog Moira das Buch. Kopfschüttelnd legte er es auf dem Glastisch ab. In diesen Augenblick sah sie nicht wie die starke Kriegerin aus, die auserwählt worden war, die Menschheit vor den dunklen Mächten zu beschützen. Sie wirkte so verletzlich auf ihn. Man sah ihr nicht die Pflicht an, die sie jede Nacht zu erledigen hatte. Die Last, die sie bei sich trug, war so schon schwer genug für sie. Das, was Wolfram & Hart von ihr verlangen würden, wäre zuviel für sie. Sein Blick fiel auf den Kratzer an ihrer Wange. Die Wunde sah sehr frisch aus. Lindsey brauchte kein Hellseher sein, um zu wissen, dass sie sich diese im Kampf zugezogen hatte. Es war das erste Mal, seit er sie kannte, dass er sie mit einer Verletzung sah. Die Angst, dass ihr in ihren Kämpfen etwas schlimmeres zustieß, überwältigte ihn beinahe. Auch wenn sie äußerst stark war, konnte sie jede Nacht ihr Leben verlieren. Energisch schüttelte Lindsey den Kopf. Solche Gedanken wollte er nicht weiter verfolgen. Zärtlich strich Lindsey ihr über die verletzte Wange. “Moira”, sprach er ruhig. Zuerst bekam er keine Reaktion, doch dann schlug sie die Augen auf. “Wie spät ist es?” fragte sie verschlafen. Lindsey warf einen Blick auf seine Armbanduhr. “Kurz nach ein Uhr”, teilte er ihr mit. “Bist du erst jetzt gekommen?” “Ja.” “Du arbeitest zuviel”, murmelte sie. “Möglich. Warst du heute auf Patrouille?” Moira nickte leicht und richtete sich auf. “Hast du Schmerzen?” erkundigte er sich unvermittelt. Irritiert blickte Moira ihn an, wußte nicht, wovon er sprach. “Was meinst du?” “Die Wunde an deiner Wange. Tut es weh?” Moira hörte die Besorgnis, die in seiner Stimme aufkam. “Es ist nur ein Kratzer, nichts ernstes. In ein paar Tagen ist nichts mehr zu sehen. Eine Jägerin erholt sich von Verletzungen schneller als ein gewöhnlicher Mensch.” “Ich kenne das Phänomen.” “Das wundert mich gar nicht”, erwiderte Moira und küßte ihn leicht. “Du solltest ins Bett gehen, Moira. Du benötigst dringend Schlaf. Wenn du so weitermachst, wirst du bald keine Kraft mehr haben”, tadelte er sie. “Ich muß noch lernen”, protestierte Moira, als Lindsey sie bestimmend hochzog und ins Schlafzimmer führte. “Hast du eine Prüfung?” Bejahend nickte sie. “Jetzt ist es sowieso schon zu spät. Zu dieser späten Stunde kriegst du auch nichts mehr in deinen hübschen Kopf hinein. Du bist nicht mehr aufnahmefähig.” “Aber ich muß ...” “Du mußt jetzt nur eines: Nämlich schlafen”, befahl Lindsey und schlug die Bettdecke zurück. Moira war zu müde, um Lindsey zu widersprechen. Also folgte sie seiner Aufforderung. “Bleibst du noch auf?” “Ich komme bald nach, Liebling”, versprach er der Jägerin und küßte sie zärtlich auf die Stirn. Einen Moment wartete Lindsey noch und sah sie einfach nur an. Mit einer sanften Handbewegung strich er ihr das Haar zur Seite. Einen leisen Seufzer folgend, drehte er das Licht ab und verließ das Schlafzimmer. Lindsey war noch nicht einmal richtig aus der Tür, da schlief Moira schon tief und fest. Im Wohnzimmer legte Lindsey Musik von Brahms auf. Während die klassischen Töne den Raum einhüllten, goß er sich ein Glas Scotch ein. Er räumte Moiras Unterlagen zusammen, die er in ihren Rucksack zurück tat. Lindsey ging ins Schlafzimmer und lehnte sich gegen den Türrahmen, eine Hand in der Hosentasche, in der anderen hielt er das Glas. Er beobachtete Moira, konnte sich von ihrem Anblick nicht mehr losreißen. Wie sehr sie sein Herz berührte, konnte sie sich gar nicht vorstellen. Seine Gedanken schweiften zu Hollands Forderung zurück. Das, was von ihm verlangt wurde, konnte er unmöglich in die Tat umsetzen. Lindsey wußte, er steckte in einer Zwickmühle. Wenn er nicht tat, was der Wunsch seiner Firma war, würde er in große Schwierigkeiten geraten. Und wenn er nicht endlich den Mut aufbrachte, Moira die Wahrheit über seine Arbeit und Wolfram & Hart sagte, würde es seine Beziehung zu ihr auf ewig belasten. Jedoch, wenn er ihr die Wahrheit gestand, würde er sie für immer verlieren. Sie würde ihn hassen – dafür, dass er sie so sehr hintergangen und belogen hatte. Moira würde ihm seine Lüge niemals verzeihen. Wolfram & Hart hatten ihre Entscheidung getroffen und erwarteten von ihren Mitarbeitern, dass sie genau diese auch herbeiführten und nichts in Frage stellten. Lindsey sollte einfach tun, was man ihm auftrug, doch das konnte er nicht. Er konnte Moira nicht zu Wolfram & Hart bringen. Er konnte nicht zulassen, dass sie aus dem herzensguten Mensch, der sie war, eine Killerin machten. Lindsey mußte einfach eine Weg finden, sie von seinen Leuten fernzuhalten. Lindsey nahm einen Schluck seines Scotchs und stieß sich von der Tür ab. Zurück im Wohnzimmer lauschte er den Klängen von Brahms. Nie war ihm bewußt gewesen, was Wolfram & Hart für eine Firma war. Jetzt, wo er Moira kannte und liebte, sah er viele Dinge anders, die sein Leben betrafen. Mit frischen, neuen Blick stand er nun seiner Arbeit gegenüber. Moira hatte sein Leben auf eine Art und Weise beeinflußt, die er sich selbst nicht erklären konnte. Sie hatte ihm das gegeben, wonach er solange gesucht hatte. Jedoch war die Hoffnung, es jemals zu finden, in den letzten Jahren verschwunden. Wahres Glück – die Jägerin hatte es ihm geschenkt. Im Augenblick seiner tiefsten Verzweiflung, spürte Lindsey eine Wut in sich, wie er sie noch nie empfunden hatte. Zornig auf sich selbst warf er sein Glas Scotch gegen die Wand. Laut zerbrach es an der Wand und die Splitter verstreute sich auf dem Boden. Fassungslos schüttelte Lindsey den Kopf. Er konnte selbst nicht glauben, in was für eine Situation er da hineingeraten war. Er fuhr sich durchs Haar und stützte sich auf dem Tresen ab. Lindsey hob den Kopf und blickte in den Spiegel, der über der hauseigenen Bar hing. Zum ersten Mal in seinen Leben verachtete er sich selbst. Noch nie hatte er einen solchen Hass auf sich verspürt. Ein Zittern ging durch seine Hände. “Ich werde dich vor dem, was sie mit dir vorhaben, beschützen. Diese Abscheulichkeit lasse ich nicht zu, Moira”, murmelte er. Ich werde es zu verhindern wissen – irgendwie, sprach er im Stillen. Lindsey griff nach der Fernbedienung der Stereoanlage und schaltete sie aus. Er löschte das Licht in seiner Wohnung und ging ins Schlafzimmer zurück. Sein Blick blieb automatisch bei der Frau in seinen Bett hängen, die stärker hätte nicht sein können. Und trotzdem war Moira ein äußerst sensibles Wesen. Obwohl er ihr die Erschöpfung ansah, die sie befiel, sah er auch, wie wohl und geborgen sie sich in seiner Wohnung fühlte. Ihr Leben war wahrlich nicht einfach. Zuviel belastete sie, was ihr die Chance auf Normalität nahm. Lindsey wußte, sie mutete sich im Moment viel zuviel zu. “Ich gebe dich nicht auf, Liebling. Ich werde um dich kämpfen. Egal, was ich dafür opfern muß”, sprach er leise und glitt auf dem Schlafplatz neben ihr. Zärtlich nahm er Moira in seine Arme, darauf bedacht, sie nicht aufzuwecken. Vertrauensvoll schmiegte sie sich im Schlaf an ihn. Ihm war bewußt, dass er ein gefährliches Spiel eingegangen war. Er hatte mit dem Feuer gespielt und sich heftig verbrannt. Aber für eine Umkehr war es längst zu spät. Doch Lindsey war fest entschlossen, seine Liebe zu der Jägerin nicht aufzugeben – egal was Wolfram & Hart gegen ihn unternehmen würden, wenn sie jemals davon erfuhren ...
~ 2. ~ Aufmerksam verfolgte Willow dem Psychologieunterricht von Maggie Walsh. Neben ihr war Moira auf ihrem Platz schon längst eingeschlafen. Willow warf ihrer Freundin ein liebevolles Lächeln zu und wandte sich wieder dem Unterricht der Professorin zu. Im Augenblick hatte Moira es nicht leicht, dass wußte sie. Es war eigentlich immer dasselbe: Nachts war sie unterwegs, um Dämonenleben zu verringern und dadurch ging ihr der nötige Schlaf verloren, genau wie ihr die Zeit fehlte, wie jeder normale Student für die Uni zu lernen. Am Tag nickte Moira dann im Unterricht ein. Es war der Kreislauf der Jägerinnen und der ließ sich nicht ändern. Willow beneidete ihre beste Freundin nicht um ihr Leben. Mal von all den Dingen abgesehen, hatte eine Jägerin keine besonders lange Lebenslinie. Doch bis jetzt hatte Moira alle Gefahren überstanden und vernichtet, die ihren Weg gekreuzt hatten. Wie lange würde dies jedoch weitergehen? Wie lange entkam sie dem Tod noch? Willow wußte, irgendwann würde ein Dämon kommen, der stärker war als Moira. Und wenn er dann noch einen glücklichen Tag erwischte ... Energisch schüttelte das rothaarige Mädchen den Kopf, vertrieb diese schlechten Gedanken. Sie wollte nicht über den Tag nachdenken, an dem Moira ihrem Gegner unterliegen würde. Willow hoffte, das er noch sehr lange entfernt war und sie ihre Freundin nicht so bald verlieren würde. Es würde sowieso schrecklich für sie alle werden. Moiras Tod, das war etwas, womit sich niemand auseinandersetzen wollte, aber insgeheim bereits darüber nachgedacht hatte. Für keinen von ihnen würde es leicht werden. Wenn der Tag kam, an dem Moira ihr Leben gab, würde sich alles ändern. Danach würde für die Gang nichts mehr so sein, wie es einmal gewesen war. Aber Willow hatte auch Grund, sich mit Moira über das zu freuen, was ihr in L.A. widerfahren war. Die Jägerin hatte endlich Stabilität im Leben gefunden. Durch Lindsey schien sich ihr Leben etwas normalisiert zu haben. Moira hatte in dem Anwalt ihre große Liebe gefunden, dessen war sich Willow bewußt. So glücklich, wie sie es jetzt war, hatte sie ihre Freundin noch nie gesehen. Lindsey gab ihrem verrückten Leben als Kriegerin den Halt, nachdem sich Moira so lange gesehnt hatte. Und darum beneidete Willow sie ein wenig. Auch sie wünschte sich wieder einen Partner. Noch immer vermißte sie Oz. Das Gefühl des Verlustes war noch nicht ganz verschwunden. Immerhin war er ihre erste, große Liebe gewesen und das Ende ihrer Beziehung war nicht sehr zivilisiert verlaufen. Der Schmerz saß noch tief, doch Willow arbeitete daran, darüber hinweg zu kommen. Sie seufzte leise und versuchte sich auf den Vortrag von Professor Walsh zu konzentrieren. Willows Blick glitt zu Maggie Walsh‘ Tutor – Riley Finn. Er war ein junger Student, der Maggie im Unterricht unterstützte. Willow fand, dass er eigentlich ganz niedlich war. Und was ein weiterer Pluspunkt für ihn war: Er erschien ihr ganz normal, ja, sogar fast langweilig. Doch sie konnte sich auch täuschen. Oz sah man auch nicht an, dass er sich zu Vollmondzeiten in einen Werwolf verwandelte. Aber wenn Riley ein Dämon wäre, hätte Moira es schon längst erkannt und etwas unternommen. Dem war aber nicht so. Also konnte sie beruhigt über Riley nachdenken. Ruckartig hob er den Kopf und blickte Willow direkt in die Augen. Dann glitt ein Lächeln über seine Lippen. Zögernd erwiderte sie es und richtete ihren Blick sofort wieder auf die Professorin. Es war Willow unangenehm, dass Riley sie dabei erwischt hatte, wie sie ihn beobachtete. Neben ihr rührte sich Moira leicht und schlug die Augen auf. Willow beugte sich zu ihr. “Guten Morgen”, flüsterte sie, um nicht die Aufmerksamkeit von Professor Walsh auf sich zu lenken. Moira strich sich ihr Haar zurück und rieb sich leicht über die müden Augen. “Oh, habe ich etwa die ganze Stunde verschlafen?” fragte sie leise. “Nun ... fast”, erwiderte Willow. “Hat sie etwas durch genommen, was wichtig für die nächste Prüfung ist? Die Letzte habe ich ziemlich in den Sand gesetzt”, sprach Moira etwas zerknirscht. Lindsey hatte Recht gehabt, dass sie zu der späten Stunde, wie sie probiert hatte zu lernen, nichts mehr in ihrem Kopf hinein bekommen hatte. “Nein, hat sie nicht. Du kannst aber trotzdem meine Unterlagen haben, wenn du willst – damit du auf dem aktuellen Stand bleibst”, schlug Willow ihr freundschaftlich vor. “Danke, Will! Was würde ich bloß ohne dich machen?” lächelte Moira. “Ich helfe dir gerne, dass weißt du doch. Wie war die Patrouille gestern?” “Normal. Ein paar Vampire und Dämonen weniger. Ich bin relativ spät ins Bett gekommen”, erklärte Moira. “Du übernachtest momentan oft bei Lindsey. Wenn ich so darüber nachdenke, wohnst du bereits mehr bei ihm als bei uns”, murmelte Willow nachdenklich. “Du übertreibst! So oft bin ich nun auch wieder nicht bei ihm”, stritt Moira ab. “Wann hast du das letzte Mal in deinen eigenen Bett geschlafen?” Einen Moment dachte Moira darüber nach, mußte sich jedoch eingestehen, dass sie es nicht wußte. “Vor vier Wochen”, beantwortete Willow sich ihre Frage selbst. “Das ist mir gar nicht aufgefallen”, gab Moira zerknirscht zu. “Denkst du, ich vernachlässige euch in letzter Zeit?” fragte sie geradeheraus. “Nein, das denke ich nicht. Du trainierst ja weiterhin mit Giles bei uns und bist auch sonst oft da, aber ansonsten tauchst du gar nicht mehr auf. Aber wir verstehen das. Du bist verliebt, hast einen echt netten Freund. Da muß das schon erlaubt sein.” “Danke für euer Verständnis”, erwiderte die Jägerin lächelnd. Als sie den Blick nach vorne richtete, fiel ihr auf, dass Riley Willow beobachtete. “Ich denke, du hast einen neuen Verehrer”, flüsterte sie. “Ich? Oh nein! Mich beachtet doch keiner”, stritt Willow energisch ab. “Dann schau dir mal unseren Professor-Assistenten an. Unser lieber Riley Finn scheint mehr als ein Auge auf dich geworfen zu haben”, bemerkte Moira. Schüchtern folgte Willow der Aufforderung ihrer Freundin und stellte überrascht fest, dass sie Recht hatte. Rileys Blick hing noch immer an ihr. “Aber wieso sollte er Interesse an mir haben? Ich bin doch ein total uninteressanter Typ.” “Das stimmt nicht, Will”, widersprach Moira heftig. “Du bist sehr attraktiv. Schau doch mal genauer in den Spiegel! Das rote Haar, die tiefgründigen Augen, die schlanke Figur, dein Lächeln ... Du bist unheimlich hübsch. Also, untergrabe das nicht immer so, okay?” “Ich werde es probieren”, versprach Willow. In diesem Moment ertönte die Glocke. Der Unterricht bei Professor Walsh war zuende und die Studenten konnten es gar nicht erwarten, den Vorlesungssaal zu verlassen. Die beiden jungen Frauen sammelten ihre Unterlagen zusammen und schlossen sich den anderen an. “Ich sage dir, dass ...”, begann Moira, konnte jedoch nicht aussprechen, da eine männliche Stimme sie daran hinderte. “Willow, warte doch bitte”, rief Riley und kam durch die Tür. Die Beiden blieben stehen und warteten auf ihn. “Hast du kurz Zeit, Willow? Ich würde ... dich gern was fragen”, sprach Riley unsicher. Moira verstand sofort. “Ich muß sowieso in die Bibliothek. Ich muß ... ein Buch zurückgeben”, meinte sie hastig und verschwand im Strom der davoneilenden Studenten. Schweigend standen sich Willow und Riley gegenüber. So recht wußte er nicht, wie er ihr sein Anliegen näher bringen sollte. “Du ... wolltest mir etwas sagen”, sprach Willow schließlich. “Ja, Willow, ich ... ich frage mich, ob du heute schon etwas vor hast.” “Nein, wieso?” “Nun, ich ... ich mache es mir wohl selbst am schwersten. Ich dachte nicht, dass mir die Sprache fehlt, wenn ich dir gegenüberstehe”, gestand Riley freimütig. “Was ist denn so schwer?” fragte Willow verwirrt. “Dich einzuladen. Ich hab es tausend Mal vor dem Spiegel geübt, aber jedes Mal, wenn ich dich sehe, bringe ich es nicht über mich.” “Oh”, kommentierte sie leise. “Du willst mich einladen?” fragte sie in derselben Sekunde. Bejahend nickte Riley. “Wir könnten ausgehen – in einen Club oder so. Du kannst deine Freundin gerne mitnehmen.” “Das wäre toll! Ich meine, dass ... mit der Einladung. Wann?” “Heute Abend?” Willow nickte. “Ja, sagen wir ... so gehen acht Uhr?” “Das geht in Ordnung.” Willow riß ein Stück Papier von ihrem Block und schrieb ihre Adresse auf. Dies reichte sie Riley. “Ich freue mich”, sprach sie. “Ich mich auch”, erwiderte er. Willow lächelte zögernd und ging dann in die Richtung, die Moira eingeschlagen hatte. Sie drehte sich noch einmal zu Riley um, bevor sie am Gang abbog und endgültig aus seinem Sichtfeld verschwand. Mit einem breiten Lächeln blickte Riley auf das Blatt Papier in seiner Hand. “Ja”, sprach er leise, begeisternd. “Hast du es endlich fertig gebracht sie einzuladen?” fragte Graham hinter seinen Freund. Riley drehte sich zu Graham und Forest um. Dann nickte er leicht. “Ich habe Willow eingeladen. Wir gehen heute Abend aus”, erklärte er, während er mit seinen Freunden das Hauptgebäude der Uni verließ und sich mit ihnen zu ihrem Verbindungshaus begab. “Und was werdet ihr unternehmen?” “Wir gehen tanzen.” “Du tanzt doch gar nicht gerne”, sprach Forest überrascht. Schwach zuckte Riley mit den Schultern und stieg die Treppe zu ihrem Haus hinauf. “Das weiß ich selbst”, knurrte er. “Und warum läßt du dich dann darauf ein?” hakte Graham nach. Ein leiser Seufzer entrang sich Rileys Kehle. “Es ist ... Willow ist einfach ein süßes Mädchen. Ich mag sie und irgendwie muß ich sie ja kennenlernen. Übrigens kam der Vorschlag von mir, nicht von ihr. Es kam so schnell, dass ich es nicht mehr zurücknehmen konnte”, erklärte er. Riley legte seinen Rucksack ab und ging mit seinen zwei besten Freunden in den ersten Stock. “Du denkst also, es könnte etwas ernstes mit ihr werden? Deshalb willst du auch etwas normales mit ihr machen”, bemerkte Graham. “Ich weiß nicht, ob daraus etwas wird”, erwiderte Riley nachdenklich. “Sie kennt mich gar nicht. Und es gibt so vieles, was ich geheimhalten muß. Ich habe Geheimnisse, die ich niemals preis geben darf.” Die Drei stellten sich vor einem großen Wandspiegel auf. Ein Laserstrahl scannte ihre Augen und der Spiegel ging zu zwei Türen auseinander. Die drei Männer traten in den Lift, der sich dahinter verbarg, ein und die Türen schlossen sich wieder. “Ihr Stimmencode”, bat eine Computerstimme. “Riley Finn, Spezialagent 75329”, wies Riley sich aus. “Stimmencode akzeptiert”, sprach dieselbe Stimme, dann setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung und fuhr hinunter. Die Türen gingen auf und die Freunde befanden sich auf einem geheimen Militärstützpunkt, der tief in die Erde gelegt worden war. “Du meinst, ein Geheimnis wie das hier?” meinte Graham mit einer ausholenden Handbewegung. “Genau das meine ich”, erwiderte Riley und stieg die Stufen hinunter. Niemand wußte etwas von dem Militärstützpunkt unter der Universität. Und so sollte es auch bleiben. [Eine Stunde später] Lindsey saß im Arbeitszimmer seiner Wohnung und beschäftigte sich mit den Unterlagen, die er aus dem Büro mitgebracht hatte. Er hörte, wie sich der Schlüssel in der Haustür drehte und wußte, dass Moira gekommen war. Zur selben Minute klingelte sein Telefon. “McDonald”, meldete er sich geschäftlich. “Holland hier”, sprach die Stimme seines Chefs am anderen Ende der Leitung. Lindsey verdrehte die Augen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Moira hörte die Stimme ihres Freundes und legte irritiert die Stirn in Falten. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war erst kurz nach drei Uhr nachmittags. Was tat Lindsey schon um diese Uhrzeit hier? Zielstrebig ging sie in sein Arbeitszimmer. Sie klopfte an die angelehnte Tür. “Warten Sie bitte einen Moment, Holland”, bat Lindsey und legte eine Hand auf die Hörmuschel, damit sein Vorgesetzter nicht mitbekam, wer gerade in den Raum gekommen war. Ein Lächeln glitt über seine Lippen, als er Moira erblickte. “Was machst du hier?” fragte sie verwundert. “Zufällig wohne ich hier”, erwiderte er. Moira lächelte leicht über seine Aussage. Lindsey deutete auf den Hörer. “Ich muß ein wichtiges Gespräch führen.” “Ich habe schon verstanden. Komm in die Küche, wenn du damit fertig bist”, meinte sie nickend und zog die Tür hinter sich zu. “Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Holland”, sprach Lindsey in den Hörer. “Wie weit sind Sie mit der Jägerin?” erwiderte Lindseys Chef kurz angebunden. Der junge Anwalt seufzte schwer und rieb sich über die müden Augen. “Es geht ... nur langsam voran. Es ist nicht leicht, sie für eine Anwaltskanzlei zu gewinnen”, wich er aus und hoffte, das seine Lüge überzeugend klang. “Strengen Sie sich mehr an. Sie sind doch ein kluges Kerlchen, Lindsey! Also unternehmen Sie endlich etwas”, forderte Holland. “Ich werde mein Bestes tun”, versprach er. “Ihr Bestes wird nicht ausreichen, um die Seniorpartner zufrieden zu stellen. Sie werden langsam ungeduldig. Das Projekt dauert Ihnen bereits zulange. Lindsey, Sie werden Ihre außergewöhnlichste Leistung, die Sie jemals vollbracht haben, zeigen müssen.” “Ich habe verstanden”, murmelte er. “Das hoffe ich – für Sie. Wenn Sie scheitern, wird Ihrem Leben das nicht gut bekommen”, erwiderte Holland und legte auf. Diese Drohung überraschte Lindsey nicht. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er sie zu hören bekommen würde. Seufzend legte er den Hörer zurück auf die Gabel. Einen langen Moment noch starrte Lindsey auf das Telefon, als würde es plötzlich für alles stehen, was er verabscheute – einschließlich seines unverzeihlichen Verhaltens gegenüber Moira. Die Situation war wirklich nicht einfach für ihn zu handhaben. Und er wußte sich keinen Rat. Leicht schüttelte er schließlich den Kopf, wollte nicht länger darüber nachdenken. Lindsey schob seine Arbeit beiseite und ging in die Küche. Moira räumte gerade seinen Kühlschrank aus. “Was machst du da?” erkundigte er sich. Sie drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein Lächeln. “Ich habe den ganzen Tag noch nichts anständig gegessen. Ich werde uns einen Salat machen.” “Zu deinen Salaten sag ich nie nein.” “Ich weiß. Also, was machst du hier?” fragte Moira, während sie den Salat zubereitete. “Um diese Zeit bist du normalerweise im Büro.” Aus einem Schrank holte Lindsey eine Flasche Wein und köpfte sie. Er goß zwei Gläser auf, während Moira Teller und Besteck aus den Schränken holte. Sie stellte den fertigen Salat auf den Tisch und setzte sich. Lindsey nahm ihr gegenüber Platz. “Im Büro ist soviel los, da ist es mir nicht möglich, mich zu konzentrieren. Deshalb habe ich die Arbeit mit nach Hause genommen. Ich habe heute keine Besprechungen, also ist es egal, wo ich arbeite”, erklärte er. “Stellt das kein Problem für deine Firma dar, wenn du mal einen Tag nicht im Büro bist?” “Nein, gewiß nicht”, meinte Lindsey und nahm einen Schluck des Weins. Er bemerkte, wie Moira nachdenklich auf ihre Salat blickte. Vor wenigen Minuten nach war sie völlig begeistert gewesen und jetzt war ihre Stimmung im Keller, so schien es. “Stimmt etwas nicht, Liebling? Ist dir der Hunger vergangen?” hakte Lindsey besorgt nach. Ruckartig hob Moira den Kopf. Sie war mit ihren Gedanken abschweift. Ihre Gedanken hatten sie zu Lester zurück gebracht und zu dem, was zwischen ihnen vorgefallen war. Sie schluckte schwer und blickte Lindsey in die Augen. Ihr war klar, dass sie es nicht ewig aufschieben konnte. Irgendwann mußte sie ihm davon erzählen. Lindsey hatte ein Recht darauf alles zu erfahren. Auch wenn sich innerlich alles dagegen wehrte, hatte Moira keine andere Wahl. Es war Lindsey gegenüber nicht fair, ihm diese Geschichte, die sie so sehr beeinflußt hatte, vorzuenthalten. Sie wollte, dass er wußte, was geschehen war. Der Zeitpunkt ist gekommen, dachte sie. Willow hatte Recht gehabt. Sie würde es spüren, wenn es soweit war. Moira schob ihren Teller von sich. Eine solche Ernsthaftigkeit, wie es ihre Augen jetzt in Besitz genommen hatte, hatte Lindsey noch nie an ihr gesehen. Daher wußte er, dass etwas äußerst wichtiges sie beschäftigte. “Lindsey, ich muß dir etwas erzählen”, gestand die Jägerin.
~ 3. ~ “Lester war meine erste, große Liebe”, begann Moira. Sie saß mit Lindsey in der Küche. Das Essen beachtete keiner der Beiden mehr. Aufmerksam hörte er ihr zu. Er sah ihr an, dass ihr dieses Thema nicht leicht fiel. Am liebsten würde sie es für immer aus ihren Gedanken verbannen, doch das war nicht möglich. Moira litt noch unter dem, was Lester ihr einst angetan hatte. Doch das sie ihm davon berichten wollte, zeigte Lindsey, wie sehr sie ihm vertraute. “Er war ein gutaussehender Mann – blondes Haar, blaue Augen, von schlanker Gestalt. Er hatte etwas an sich, was mich sofort faszinierte. Es war schwer, ihn nicht attraktiv zu finden. Lester wußte, wer ich bin, als er mir das erste Mal begegnete. Ich lernte ihn kennen als er mir gegen ein Dutzend Vampire half. Als er mir sagte, dass er mich kannte, erzählte er mir, dass er ein Hexenmeister ist, ein mächtiger Magier der schwarzen Macht. Lester teilte mir jedoch mit, dass er der schwarzen Magie abgeschworen und sich aus ihrem Bann befreit hatte”, sprach Moira ernst. Sie schwieg kurz, um ihre Fassung zu sammeln, und fuhr schließlich fort. “Ich glaubte ihm. Es gab keinen Grund, ihm zu mißtrauen. Immer wieder half er mir und erschlich sich so mein Vertrauen. Es kam, was kommen mußte. Ich verliebte mich in Lester, ohne zu ahnen, welch böse Absichten er wirklich mit mir vorhatte.” Wieder hielt die Jägerin mitten in ihrer Erzählung inne. Lindsey ließ ihr die Zeit, die sie brauchte, um ihre Nerven zu beruhigen. Für sie war es schwer, die Erinnerung wieder leben zu lassen. Aber sie wollte, dass Lindsey wußte, wieviel Schmerz man ihr in der Vergangenheit zugefügt hatte. “Ich glaubte Lester alles, was er mir erzählte. Ich mißtraute seinen Worten nicht. Für eine kurze Zeit machte er mich wirklich glücklich. Ich liebte ihn wie noch keinen Mann zuvor. Und dabei sah ich nicht die Gefahr kommen, die von ihm ausging. Er hat mich benutzt, mich ausspioniert, meine Schwachstellen entdeckt und mit mir gespielt.” “Was ist passiert?” fragte Lindsey leise. Moira zuckte hilflos mit den Schultern. “Ich sah nicht, wie gefährlich er wirklich für mich und für meine Freunde war. In Giles‘ Besitz war ein magischer Stein, der einem Dämon oder Hexenmeister unbesiegbare Kräfte verlieh, wenn er diesen Stein zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Ritual opferte. Nur darauf hatte Lester es abgesehen. Er stahl den Stein und zeigte mir sein wahres Gesicht. Er hat mir furchtbar weh getan. Ich konnte ihn nicht aufhalten und so verschwand er mit dem Stein. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was geschehen ist. Während ich unter meinen tiefen Herzschmerz litt, bereitete Lester in aller Ruhe das entscheidende Ritual vor”, sprach Moira und seufzte schwer. “Nachdem Lester alles für das Ritual getan hatte, was nötig war, beging er einen folgenschweren Fehler. Er griff Giles an und hätte ihn um ein Haar getötet. Giles landete schwer verletzt im Krankenhaus. Erst da erwachte ich aus meiner Trauer. Ich litt so sehr, ihn verloren zu haben, konnte nicht glauben, wie weh er mir getan hatte. In diesen Momenten war mir klar, dass ich nicht in der Lage war, ihn zu töten. Ich brachte es einfach nicht fertig. Dafür liebte ich ihn zu sehr.” “Doch du hast es getan”, warf Lindsey ruhig ein. Moira nickte leicht. “Als Giles in Gefahr geriet und Lester ihn mir nehmen wollte, bekam ich meinen Lebenswillen zurück. Ich erwachte und war bereit zu kämpfen – bis zum bitteren Ende”, erzählte die Jägerin. “Ich stellte mich Lester und bestritt den schwersten Kampf meines Lebens. Nicht weil er hinterlistiger oder stärker war als andere meiner Gegner, sondern weil ich ihn geliebt habe. Ich habe Lester getötet und der Stein wurde vernichtet. Er kann keinen Schaden mehr anrichten. Die Welt steht auch noch”, meinte sie mit einen leichten Schulterzucken. “Weißt du, Lindsey, die Geschichte über diesen magischen Stein besagt, dass Derjenige, der sich seine Unbesiegbarkeit sichert, damit die Welt in den Untergang stürzt. Ich konnte beides verhindern – auch wenn es mir das Herz brach, Lester getötet zu haben.” “Bedeutet er dir noch etwas?” hakte Lindsey nach. Er wollte diese Frage nicht stellen, mußte es aber wissen. Er mußte erfahren, ob Moira noch Gefühle für ihren Ex hegte. Verneinend schüttelte sie den Kopf. “Nein, es ist vorbei. Ich empfinde nichts mehr für Lester, dass kannst du mir glauben. Es ist nur, mir fällt es schwer über diese ganze Sache zu reden. Er hat mich schwer enttäuscht und sehr tief verletzt, Lindsey. Danach wollte ich mich nie mehr verlieben. Doch dann ... dann traf ich dich und mir wurde klar, dass Lesters Bösartigkeit eine Ausnahme war. Du würdest mich niemals so verletzen wie er.” Ihre letzten Worte trafen Lindsey hart und unerwartet. “Ich werde jedenfalls mein bestes tun, um dich glücklich zu machen”, sprach er mit trockener Stimme. Ein leichtes Lächeln huschte über Moiras Lippen. “Du kannst mich nicht so sehr verletzen wie Lester es tat. Dazu bist du nicht in der Lage, Lindsey. Im Gegensatz zu Lester liebst du mich wirklich. Ich weiß, du bist ein guter Mensch. Du würdest mich niemals so belügen wie Lester es getan hat”, meinte Moira sanft. Das habe ich schon längst getan, dachte er voller Schuld. “Warum erzählst du mir all das?” hakte Lindsey nach, um von seinen eigenen schlechten Gedanken abzulenken. “Ich will, dass du es weißt. Ich will, dass du weißt, warum ich so bin, wie du mich kennst. Ich habe eine schwere Enttäuschung hinter mir. So etwas will ich nicht noch einmal erleben. Es hat so verdammt weh getan – damals. Die Geschichte mit Lester hat mich gezeichnet. In Sachen Liebe bin ich vorsichtig geworden. Mein Herz ist sehr zerbrechlich, Lindsey.” Er stand auf und kam um den Tisch herum. Spontan zog er Moira in seine Arme. “Ich werde mich bemühen, es nicht zu zerbrechen”, versprach er. “Ich weiß, dass du es niemals brechen wirst. Ich liebe dich, Lindsey”, flüsterte Moira an seinen Ohr und schmiegte sich an ihn. Sie sah nicht, wie er gequält die Augen schloß. Ihre ganze Beziehung war auf seinen Lügen aufgebaut. Moira vertraute ihm wie keinen anderen Menschen in ihrem Leben, dass hatte er längst erkannt. Wäre dies nicht der Fall, hätte sie ihm nicht erzählt, was mit Lester geschehen war. Und es beschämte Lindsey zutiefst, dass er ihr blindes Vertrauen zu ihm so dermaßen ausnutzte. Den Moment der Stille zwischen ihnen zerstörte das Klingeln des Telefons. Seufzend ging Lindsey ins Wohnzimmer und hob ab. “McDonald”, meldete er sich. “Hier ist Willow. Ist Moira da?” “Ja, einen Moment!” Lindsey gab den Hörer an Moira weiter. “Für dich. Es ist deine Freundin.” Irritiert runzelte Moira die Stirn. Warum rief Willow sie hier an? Ja, ihre Freunde kannten Lindseys Nummer für den Notfall. Bis jetzt hatten sie jedoch noch nie angerufen. “Ist etwas geschehen, Willow?” fragte die Jägerin besorgt und hoffte, dass mit ihrer Gang alles in Ordnung war. “Du brauchst dir keine Sorgen machen. Stell dir vor, Riley hat mich eingeladen heute mit ihm auszugehen”, rief Willow begeistert. “Das ist toll. Ich wußte, er mag dich”, sprach Moira und machte es sich auf dem Sofa bequem. “Nicht wahr? Er meinte, du könntest mitgehen. Was hältst du davon, wenn Lindsey und du uns begleiten? Riley will mit mir in einen Club gehen. Ich könnte deine moralische Unterstützung gebrauchen. Immerhin ist es das erste Date – nach der Sache mit Oz”, meinte Willow, nun schon zögerlicher. Sie wußte nicht, ob ihre Freundin bereits Pläne für den Abend hatte. Wenn ja, wollte sie diese auf keinen Fall zerstören. “Tanzen gehen? Eine fabelhafte Idee! Warte eine Sekunde”, bat Moira und wandte sich Lindsey zu, der neben ihr saß. “Hast du für heute Abend etwas geplant.” “Nein, eigentlich nicht. Wieso fragst du?” “Wir könnten mit Willow und ihrem Date einen Club besuchen.” “Ich füge mich deinen Wunsch”, sprach er lächelnd. Moira preßte den Hörer wieder an ihr Ohr, um Willow mitzuteilen, dass sie sie begleiten würde. “Wir sind dabei. Hat Riley gesagt, in welchen Club er dich ausführt?” “Keine Ahnung, aber er will tanzen gehen. Ich habe ihn nicht so eingeschätzt, als würde er das gerne tun”, bemerkte Willow. “Ich auch nicht. Aber wenn er den Vorschlag gemacht hat, werden wir dem folgen.” “Genau. Riley holt mich um acht Uhr ab”, informierte Willow ihre beste Freundin. “Lindsey und ich werde da sein”, versprach Moira. “Danke noch mal”, verabschiedete sich Willow und beendete das Gespräch. “Seit wann beschäftigen wir uns mit Doppel-Dates?” fragte Lindsey amüsiert, als Moira den Hörer auf die Gabel zurück legte. “Wenn du etwas dagegen hast, hättest du es sagen sollen.” “Das ist es nicht, Moira. Aber sag mir, warum will Willow, dass wir ihrem Date bewohnen?” hakte er in seiner typischen Anwalt-Art nach. “Verhörst du mich etwa?” lachte Moira und glitt auf seinen Schoß. “Möglich. Also, weshalb hat sie dich darum gebeten?” meinte Lindsey ernster. Moira legte ihre Arme um seinen Nacken und wartete einen Moment mit der Antwort. “Sie braucht meinen Beistand.” “Wieso?” “Ihre letzte Beziehung ist ziemlich dramatisch in die Brüche gegangen.” “Inwiefern?” “Willow war lange mit Oz zusammen. Er war auch etwas anders.” Fragend hob Lindsey eine Augenbraue. “Oz war ein Werwolf”, gestand Moira. “Du willst jetzt aber nicht sagen, dass der Werwolf, der mich angegriffen hat ...” “Nein”, fiel sie ihm hastig ins Wort. “Oz war Derjenige, der mich informierte, was hier in L.A. los ist. Er sagte mir, dass zwischen den Vampiren und Menschen dieser Stadt Krieg herrscht.” “Er hat dich quasi hergeschickt”, sprach Lindsey. “So ungefähr”, bestätigte Moira. “Als du von einem Werwolf angegriffen wurdest, hatte er L.A. längst wieder verlassen.” “Was ist zwischen deiner Freundin und ihm passiert?” Moira seufzte schwer. “Die Beiden waren wirklich schwer verliebt, ein echt süßes Paar - Willow, meine Superhexe und Oz, der stille Werwolf. Doch ihr Glück fand ein jähes Ende als Veruca Oz‘ Weg kreuzte”, erzählte sie ruhig. “Veruca war Mitglied in einer Band, genau wie Oz. Aber da war mehr. Es herrschte eine Anziehungskraft zwischen den Beiden, die ich mir am Anfang nicht erklären konnte.” “Jugendliche Hormone?” schlug Lindsey vor. Energisch schüttelte Moira den Kopf. “Nein, es war irgendeine Art von Magie, etwas übernatürliches. Ich konnte es zuerst nur nicht richtig einordnen. Wie sich dann herausstellte, war Veruca von derselben Art wie Oz, ein Werwolf. Aber im Gegensatz zu ihm liebte sie es, lebte es voll aus und schloß sich nicht irgendwo ein. Du mußt wissen, in den besagten drei Nächten haben wir Oz immer eingesperrt, damit er niemanden verletzt. Er hat das immer von sich aus getan. Wir haben ihn dabei unterstützt, so gut wir konnten”, sprach Moira offen. “Ich schätze einmal, dass irgend etwas schiefgegangen ist”, tippte Lindsey. “Das kannst du laut sagen. Oz sah nur einen Weg, Veruca davon abzuhalten, ihrer Natur freien Lauf zu lassen. Er holte sie zu sich in den Käfig und schlief mit ihr. Am nächsten Morgen ging Willow wie immer zu ihm, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Sie fand die Beiden. Wie du dir vorstellen kannst, gab es heftigen Streit. Daraufhin wollte Veruca Willow töten, um Oz für sich alleine zu haben. Doch er hat das verhindert, indem er Veruca ausschaltete. Doch er konnte nicht den Vertrauensbruch gutmachen, den er begangen hatte. Oz verließ Sunnydale und auch Willow.” “Das muß ziemlich dramatisch gewesen sein”, bemerkte Lindsey ruhig. “Das war es auch. Willow hat sehr unter der Trennung und unter den Umständen, wie diese zustande kam, gelitten. Ich habe mir große Sorgen um sie gemacht. Auch wenn sie mit mir darüber geredet hat, hatte ich das Gefühl, dass ich ihr nicht wirklich helfen konnte. Dabei weiß ich, was sie durchgemacht hat. Mir ging es genauso als ich erkannte, dass Lester von Anfang an ein falsches Spiel mit mir gespielt hat.” “Wie geht es ihr jetzt? Hat sie es überwunden?” erkundigte er sich. Schwach hob Moira die Schultern. “Im Großen und Ganzen denke ich schon. Natürlich sitzt der Schmerz noch tief und es wird noch einige Zeit dauern, bis sie es wirklich verdaut hat, aber sie hat es akzeptiert. Immerhin hat sie Rileys Einladung angenommen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Sie schaut wieder nach vorne. Riley ist Tutor unserer Psychologie-Professorin. Wenn man seinen Blicken glaubt, fährt er total auf Willow ab. Das sie heute mit ihm ausgeht, ist ein Zeichen dafür, dass sie die Sache mit Oz einigermaßen gut verdaut hat. Sie wird noch Zeit brauchen, um endgültig damit abzuschließen, aber sie ist auf den besten Weg dorthin. Vielleicht ist Riley ein Neuanfang. Vielleicht ist sie schon soweit, auch in der Liebe wieder nach vorne zu sehen”, sprach Moira hoffnungsvoll. Sie wünschte sich so sehr, dass auch Willow wieder anfing, an die Liebe zu glauben. Sie wollte sie nicht traurig sehen. Das Glück ihrer Freundin war ihr sehr wichtig. “Dann sollten wir zusehen, dass sie sich heute gut amüsiert – mit Riley. Wann müssen wir bei dir sein?” “Um acht Uhr. Riley holt sie ab. Aber wir müssen früher hin. Ich muß mich noch umziehen. In diesen Klamotten kann ich unmöglich ausgehen.” “Dagegen könnten wir etwas unternehmen”, bemerkte Lindsey vielsagend. “Das wäre?” “Ich könnte in meinen Kleiderschrank Platz machen – für deine Sachen.” Überrascht blickte Moira ihn an. Meinte er das wirklich so, wie sie es verstanden hatte? “Worauf willst du hinaus, Lindsey?” fragte sie vorsichtig nach. “Vielleicht ist es dazu noch etwas zu früh, Moira, aber da du bereits einen Schlüssel zu meiner Wohnung hast, könntest du hier einziehen. Du könntest zu mir ziehen”, sprach er. Verblüfft blickte die Jägerin ihren Freund an. Hatte sie etwa richtig gehört? Hatte Lindsey ihr gerade das Angebot gemacht mit ihm zusammenzuziehen? “Du willst, dass ich hier – bei dir – einziehe? Verstehe ich das richtig?” fragte sie schließlich. “Ja, ich will mit dir zusammenziehen. Ich will mit dir leben, Moira. Du gehst hier sowieso schon ein und aus. Du fühlst dich hier wie zu Hause. Warum also nicht? Spricht irgend etwas dagegen?” “Hast du keine Bedenken? Wir kennen uns noch nicht solange und ...” “Moira, wenn du nicht willst, dann sag es. Ich bin sicher nicht sauer, wenn du keine Lust hast”, fiel er ihr lächelnd ins Wort. “Das ist es nicht. Ich würde es wirklich gerne tun, aber ...” “Aber was?” hakte er nach. “Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Schritt schon gehen sollte – für mich und auch für dich. Versteh mich nicht falsch, Lindsey. Es ist nur ... ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich das Haus, in dem ich lebe, gerne zum Kampfplatz gegen Dämonen verwandelt. Willst du diesen Risiko wirklich tragen?” “Damit rechne ich, obwohl bis jetzt noch nichts passiert ist”, erwiderte er unbekümmert. “Außerdem bin ich erst nach Los Angeles gezogen. Jetzt soll ich wieder umziehen? Ich weiß auch nicht, wie Giles darauf reagieren wird, wie er das finden wird. Er ist mein Wächter und seine Meinung ist mir sehr wichtig.” “Ich weiß. Moira, als Jägerin wäre es vielleicht nicht klug von deinen Freunden, die dich aktiv im Kampf gegen das Böse unterstützen, wegzuziehen, dass gebe ich zu. Aber als Mensch wäre es die einzig richtige Entscheidung. Tue einmal etwas für dich.” Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Im Grunde hatte er Recht. Obwohl sie erst seit kurzem ein Paar waren, konnte ihre Beziehung nicht stärker sein. “Denkst du, du würdest es mit mir aushalten?” fragte sie herausfordernd. Lindsey lächelte breit. “Ich kenne dein Leben und dich. Und ich würde dir diesen Vorschlag nicht machen, wenn ich mir nicht sicher wäre. Es liegt allein an dir, Moira.” Zärtlich strich sie ihm durch das kurze Haar. “Warum eigentlich nicht? Wir können ja einen Versuch wagen. Ich würde gerne bei dir leben”, willigte sie schließlich ein. “Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.” “Sie müssen wohl immer Recht behalten, Herr Anwalt”, neckte Moira ihn und zog ihn näher an sich heran. “Das ist ein Teil meines Berufes”, erwiderte Lindsey lächelnd und verschloß ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss. Engumschlungen sanken die Beiden in die Kissen des Sofas zurück. “Da wir noch ein wenig Zeit haben, sollten wir uns beschäftigen”, murmelte Moira, während sie langsam Lindseys Hemd aufknöpfte. “Von einer Jägerin laß ich mich gern verführen”, flüsterte er. Wieder trafen sich ihre Lippen zu einen langen Kuss. Die Zeit schien stillzustehen. Alle Sorgen, die Lindsey heimsuchten, gerieten in Vergessenheit, sobald er die Frau, die er liebte, in seinen Armen hielt. Mehr brauchte er im Augenblick nicht zum glücklich sein.
~ 4. ~ “Vielleicht sollte ich doch den dunkelroten Rock anziehen?” sprach Willow mit einen zweifelnden Blick in den Spiegel. Sie wußte einfach nicht, was sie für ihre Verabredung mit Riley anziehen sollte. Die junge Hexe war froh, dass Moira vor einer guten halben Stunde gekommen war und sie beriet. “Du machst dir viel zu viele Gedanken, Will. Egal, was du auch trägst, Riley wird begeistert sein”, beruhigte die Jägerin ihre Freundin. “Ich weiß, aber ... ich bin einfach so aufgeregt. Immerhin hatte ich lang kein Date mehr”, sprach Willow und entschied sich gegen den langen Rock, der mit ihren anderen Klamotten ausgestreut auf dem Bett lag. “Hör zu, Willow: Sei einfach du selbst, dann kann gar nichts schiefgehen. Riley mag dich so wie du bist.” “Nur sollte er nicht erfahren, dass ich eine Hexe bin.” “Jetzt noch nicht. Wenn du ihm vertraust und dir sicher bist, dass er auch dichthalten kann, kannst du ihm alles erzählen – einschließlich meiner Identität. Du mußt dem ganzen nur ein wenig Zeit geben”, warf Moira ein und griff zielsicher nach einen weißen Top, dessen Träger im Rücken gekreuzt waren. “Das solltest du anziehen”, meinte sie. “Aber ich habe nichts, was dazu passen könnte. Der rote Rock ist viel zu elegant für einen Club”, beschwerte sich Willow seufzend. “Ich bin gleich wieder da”, sprach Moira nachdenklich und verließ das Zimmer. Sie holte aus ihrem Schrank ein bestimmtes Kleidungsstück und kehrte damit zu Willow zurück. Willows Augen hellten sich auf, als sie den Rock in der Hand ihrer Freundin sah. “Dein dunkelblauer Rock? Das ist dein Lieblingsstück! Unmöglich kannst du mir das borgen”, blockte Willow kopfschüttelnd ab. “Du bist meine Freundin. Natürlich kannst du ihn anziehen. Ich hatte den Rock bei meiner ersten Verabredung mit Lindsey an. Mir hat er in der Liebe Glück beschert. Nun soll er auch dir Glück bringen”, sprach sie und reichte Willow den Rock. “Danke, Moira”, erwiderte diese gerührt und umarmte sie liebevoll. Während Moira ihrer Freundin bei ihrem Outfit für den Abend half, stand Lindsey mit Giles in der Küche. “Wie läuft Ihre Arbeit?” erkundigte sich der Wächter. “Gut, ich kann mich nicht beklagen.” “Lindsey, meinen Sie es ernst mit Moira?” fragte Giles geradeheraus. “Natürlich. Zweifeln Sie daran?” “Ich bin mir nicht sicher. Sie scheinen ihr gut zu tun. Ich habe sie selten so zufrieden erlebt. Aber ich sorge mich stets um ihr Wohl. Moira ist nicht bloß mein Schützling. Ich fühle mich für sie verantwortlich als wäre sie meine Tochter”, sprach Giles ehrlich. “Dessen bin ich mir bewußt. Sorgen Sie sich nicht, Giles. Ich liebe sie aufrichtig.” “Das sehe ich. Tun Sie mir den Gefallen und achten Sie ein wenig auf sie. Moira neigt dazu, es mit ihrer Pflicht zu übertreiben. Sie überschätzt ihre Kräfte.” “Das habe ich schon festgestellt. Sie arbeitet – egal auf welchem Gebiet – bis zur totalen Erschöpfung. Keine Sorge, ich behalte das im Auge.” “Das beruhigt mich ein wenig. Ich weiß zwar nicht, wie Sie das machen, Lindsey, aber meine Jägerin fühlt sich außerordentlich wohl bei Ihnen”, bemerkte Giles ernst. Dies kommentierte Lindsey bloß mit einem Lächeln. Die Lügen, die er erzählen mußte, um nicht aufzufliegen, kamen ihm immer schwerer über die Lippen. “Kann ich so gehen?” fragte Willow und blickte Moira erwartungsvoll an. “Du siehst fabelhaft aus. Riley wird sich von dir nicht mehr losreißen können.” Moira selbst hatte sich an diesen Abend für ihre schwarze Hose und ein schwarzes Oberteil mit durchsichtiger Bluse entschieden. Dazu trug sie ihre Stiefel, die bereits auch die Dämonenwelt kennen gelernt hatten. Diese Stiefel waren in Verbindung mit ihrer übernatürlichen Stärke als Jägerin ein wirksames Mittel für die Vernichtung von Dämonen, die sich mit ihr anlegten. “Ich bin nervös”, gestand Willow, als sie mit Moira die Treppe hinunterging. “Dazu hast du keinen Grund”, redete Moira beruhigt auf ihre Freundin ein. “Wow, du siehst echt klasse aus, Will”, rief Xander, um ihr Mut zuzusprechen. Er war froh, dass es endlich jemanden gab, mit dem sie ausgehen wollte. Er kannte Riley vom sehen und fand, dass er ein netter Typ war. Riley konnte ihr helfen, mit der herben Enttäuschung ihrer letzten Beziehung abzuschließen, dessen war sich Xander sicher. Willow mußte nur bereit sein, dem Studenten eine Chance zu geben. Giles und Lindsey kamen aus der Küche. “Wohin geht ihr eigentlich?” erkundigte sich der Wächter. “Mal sehen, wohin Riley uns ausführen will. Wenn er in keinen bestimmten Club will, bin ich mir sicher, dass Lindsey einen ganz guten kennt, oder?” meinte Moira und blickte ihren Freund vielsagend an. “Ich wüßte da schon ein paar Läden.” “Wußte ich es doch! Mein Anwalt, kennt so ziemlich alles und jeden”, scherzte Moira und küßte ihn leicht. Sie hatte nie die Scheu gehabt, vor ihrem Freunden zu zeigen, wieviel Lindsey ihr bedeutete. In diesem Augenblick hallte das Geräusch der Türklingel durch das Haus. “Mein Gott, er ist da”, flüsterte Willow aufgeregt. Neugierig standen Giles und Xander im Flur. Sie wollten unbedingt einen Blick auf Riley werfen und ein paar Worte mit ihm wechseln, um herauszufinden, ob er wirklich gut für Willow war. Doch da machte Moira ihnen einen Strich durch die Rechnung. “Ihr beide habt nichts mit diesem Date zu tun. Also verschwindet ins Wohnzimmer”, befahl die Jägerin mit dem Tonfall, der keinen Widerspruch gelten ließ. Seufzend schüttelte Xander den Kopf und folgte Giles in den besagten Raum. Moira warf ihrer Freundin ein aufmunterndes Lächeln zu und öffnete die Tür. Davor stand ein sichtlich nervöser Riley. “Hi! Du bist äußerst pünktlich”, sprach Moira und bat ihn ins Haus. “Riley, dass ist mein Freund Lindsey McDonald. Wir würden gern dein Angebot annehmen und euch begleiten. Vorausgesetzt, du willst das noch. Wir wollen euer erstes Date nicht stören”, erklärte Moira hastig. Riley schüttelte leicht den Kopf. “Ich habe nach wie vor nichts dagegen”, meinte er, während seine Augen ausschließlich bei Willow hängen blieben. “Du siehst toll aus”, sprach er leise. “Danke. Wir sollten langsam aufbrechen. Wohin gehen wir?” erkundigte sich Willow scheu. “Es gibt da einen neuen Club in der Stadtmitte. Er nennt sich ‘Damnation‘. Wir könnten uns den mal ansehen.” “Von dem Club habe ich schon gehört. Er hat einen guten Ruf in der Presse, absolut aktuell zur Zeit”, warf Lindsey an. “Dann gehen wir”, schlug Moira vor und zog ihre Jacke an. Willow griff nach ihrer und die beiden Paare verließen das Haus. Sie fuhren mit zwei Wagen. Giles und Xander standen am großen Wohnzimmerfenster und verfolgten das Geschehen neugierig. “Scheint ganz nett zu sein, der Junge”, kommentierte Giles. “Allerdings. Ich denke, es wird Willow guttun, dass sie wieder ausgeht und sich einfach amüsiert. Die Trennung von Oz war sehr schmerzhaft für sie.” “Ja, sie hat lange gebraucht, um es zu akzeptieren. Jetzt scheint sie sich davon erholt zu haben. Sie ist auf dem richtigen Weg. Und Moira wird schon aufpassen, dass sie sich wohl fühlt.” “Sie haben Recht, Giles. Wir haben keinen Grund zur Besorgnis”, warf Xander ein und wandte sich vom Fenster ab. Wenig später sah er fern, während Giles ein Buch las. “Damnation? Was ist das bitte für ein Name für einen Club?” fragte Moira in Lindseys Wagen zweifelnd. “Beunruhigt dich die wahre Bedeutung dahinter?” “Ja, schon. Das regt meine Instinkte als Jägerin an. Glaubst du wirklich, der Club ist friedlich?” “Moira, nicht hinter jeder Tür steckt ein Dämon. Ich habe nur gutes über diesen Club gehört, dass kannst du mir glauben.” “Ich vertraue dir, dass weißt du doch. Wichtig ist heute Abend nur, dass Willow sich gut mit Riley versteht und daraus sich vielleicht mehr entwickelt”, meinte sie mit einen leichten Lächeln. Ein helles Schild über dem Club wies ihn als solchen aus. Das Gebäude an sich wirkte alt, so als würde es jeden Moment in sich zusammenfallen. In blutroten Buchstaben strahlte das Wort ‘Damnation‘ in der dunklen Nacht auf. Willow und Riley unterhielten sich bereits angeregt, als sie den Club betraten. “Das Eis ist bereits gebrochen”, sprach Moira zufrieden und hakte sich bei Lindsey ein. Während Lindsey ihren Eintritt bezahlte, blickte sie sich in der düsteren Gegend um. “Soviel zur Stadtmitte”, murmelte sie. “Es ist eine Seitengasse, Moira. Was erwartest du also? Die Straße liegt gleich da vorne”, erwiderte Lindsey und deutete nach rechts. “Danke, darauf brauchst du mich nicht aufmerksam machen. Die sehe ich selbst”, spottete sie. Eine schattenhafte Bewegung im Dunkeln erweckte ihr Interesse. Lindsey spürte die Veränderung, die plötzlich durch sie ging. Er wandte ihr das Gesicht zu und sah, dass sie auf einen bestimmten Punkt blickte, bei dem er jedoch nichts erkennen konnte. “Was ist los?” erkundigte er sich. “Ich weiß nicht. Aber ich habe das Gefühl, das dort etwas ist. Ich spüre irgend etwas übernatürliches. Dort in der Dunkelheit befindet sich etwas. Vielleicht sollte ich nachsehen”, sprach sie nachdenklich. “Bist du dir sicher?” “Nein, aber ich verlasse mich auf meinen Instinkt. Geh schon mal rein. Ich komme gleich nach.” “Und was sage ich Willow und ihrem Freund?” “Laß dir was einfallen! Als Anwalt weißt du sicher, wie man auf Kommando lügt”, zog Moira ihn auf und löste sich von ihm. Dann entfernte sie sich auch schon vom Eingang. Seufzend schüttelte Lindsey den Kopf und ging hinein. Auch wenn er wußte, dass sie auf sich aufpassen konnte, sorgte er sich um sie. Aber als Jägerin war es nun einmal ihre Pflicht, ihrem Instinkt nachzugehen. Er hatte das Funkeln in ihren Augen gesehen. Genau das hatte sie auch gehabt, als sie ihm das erste Mal begegnet war. In ihrem Kampf gegen den Werwolf hatte er das kämpferische Funkeln in ihren Augen ebenfalls bemerkt. Inzwischen wußte Lindsey, was es bedeutete. Wenn sie diesen Blick aufsetzte, war sie zu allem entschlossen. Dann konnte sie niemand von ihrem Vorhaben abbringen. Lindsey entdeckte Willow an einen Tisch und drängte sich an den Menschen, die nah beieinander standen, vorbei. Seufzend ließ er sich auf einen freien Stuhl fallen. “Wo ist Moira?” fragte Willow. Der Tisch befand sich in einer ruhigeren Ecke des Clubs, wo die Musik nicht so laut ertönte, das man dagegen anschreien mußte, um auch nur ein Wort zu verstehen. “Ihre Pflicht als Jägerin ruft”, teilte Lindsey ihr knapp mit. Willow verstand und hakte nicht weiter nach. Moira war am Ende der Gasse angekommen und blickte sich aufmerksam um. Die Musik des Clubs geriet in weite Ferne, wurde immer leiserer. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, witterten eine dämonische Gefahr. Kurz entschlossen schwang sich Moira über den hohen Zaun und landete auf der anderen Seite auf sicheren Beinen. Ein dichtes Waldgebiet breitete sich vor ihre Augen aus, doch Moira wußte, wohin ihr Weg sie führte. Sie folgte den fast lautlosen Geräuschen, die ihr ausgeprägtes Jägerinnengehör wahrnahm. Zwischen den Bäumen fand Moira schließlich auch, was sie angelockt hatte. Es waren drei Dämonen, die ein Mädchen – nicht älter als siebzehn Jahren – bedrohten. Ängstlich blickte das Opfer auf die Kreaturen. Sie konnte nicht einmal schreien. Beim Anblick der Dämonen versagte ihre Stimme völlig. Das man sie töten würde, daran zweifelte das Mädchen nicht. Das grausame Lachen ihrer Angreifer ging ihr bis tief in die Knochen. Etwas abscheulicheres hatte sie noch nie gehört. Mit einer kräftigen Bewegung stieß man sie zu Boden. “Wieso legt ihr euch nicht mit jemanden an, der euch gewachsen ist?” ertönte auf einmal eine starke, weibliche Stimme. Die Dämonen fuhren ruckartig herum und blickten Moira entgegen. Ein wütendes Blitzen ging durch die dunklen Augen der Höllenkreaturen. “Jägerin”, sprach einer. “Toll erraten!” spottete Moira und vollführte einen Überschlag. Sie landete direkt zwischen den Dämonen und ihrem Opfer. Kurz wandte sich Moira dem Mädchen zu. “Los, verschwinde”, befahl sie und richtete ihre ganze Konzentration wieder auf die Wesen, die ihr gegenüberstanden. “Du willst wohl sterben, Mädchen, oder?” meinte einer der Dämonen und grinste breit. “Nein, aber ihr. Eigentlich wollte ich einen friedlichen Abend verbringen, aber da macht ihr mir wieder einen Strich durch die Rechnung. Das hättet ihr besser nicht tun sollen”, teilte Moira ihnen mit. “Tötet sie”, rief einer der Dämonen, der anscheinend der Anführer der kleinen Gruppe war. Die anderen Zwei stürzten sich auf Moira und ein harter Kampf entbrannte. Riley kam mit den Getränken an den Tisch zurück. Sich mit vier Gläsern einen Weg durch die Menge zu bannen, war gar nicht so einfach. Willow hatte ihm gesagt, was Moira und Lindsey trinken würden, deshalb hatte er für die Beiden auch gleich bestellt. Seufzend stellte er die Gläser ab. “Ich hoffe, Willow hat sich nicht getäuscht, und Sie bevorzugen Scotch, Lindsey”, sprach Riley und nahm neben seiner Verabredung Platz. “Gewiß! Danke”, erwiderte er und trank einen Schluck. “Wo ist Moira?” “Sie kommt gleich nach. Sie muß ihr Haar überprüfen”, log Willow und hoffte, die Ausrede klang überzeugend. “Verstehe! Willst du tanzen?” Bejahend nickte die junge Frau. Die Beiden erhoben sich und gingen auf die Tanzfläche. “Ich muß dir aber gestehen, dass ich kein besonders guter Tänzer bin”, sprach Riley zögernd. Willow schenkte ihm ein zartes Lächeln. “Das ist nicht wichtig, Riley”, beruhigte sie ihn. Da ein langsamer Song gespielt würde, legte Riley einen Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich heran. Seine Nähe löste ein wohliges Gefühl in Willow aus. Lange war dieses Gefühl nicht mehr da gewesen. Es war, als hätte sie es mit Oz verloren. Vielleicht gibt Riley mir das zurück, dachte sie und legte leicht ihren Kopf an seine Schulter. Durch diese kleine Geste machte sie es Riley – ohne es zu wissen – leichter, sich zu entspannen. Langsam fiel seine Nervosität von ihm ab. Instinktiv wußte er, dass der Abend ein voller Erfolg werden würde. Brutal wurde Moira gegen einen Baum geschleudert. Schmerzhaft prallte sie dagegen und sank zu Boden. Als der Dämon nach ihr greifen wollte, schoß ihr Bein hoch und traf ihn am Kopf. Er taumelte zurück und stieß einen quälenden Schrei aus. Moira sprang auf und bearbeitete den zweiten Dämon mit harten Tritten und Schlägen. Immer mehr brachte sie die Kreatur in Bedrängnis. Hastig sah sie sich nach einer Waffe um. Mit den Holzpflock, den sie stets bei sich trug, würde sie bei diesen Dämonen nicht weit kommen. Für diese Art von Dämonen brauchte sie eine scharfe Klinge. Verdammt, ich sollte mir angewöhnen, auch ein Messer in mein Standard-Waffenarsenal einzuführen, dachte sie, auf sich selbst wütend, dass ihr das nicht schon früher aufgefallen war. Jetzt war es dafür zu spät. Nun mußte sie sehen, wie sie anders diese Dämonen ausschalten konnte, damit sie nicht länger Schaden anrichten konnten. Auf einmal stürzten sich alle drei Dämonen auf sie. Jedoch schienen sie die Stärke einer Jägerin unterschätzt zu haben. Etwas, was ihre Gegner gerne mal taten. Doch Moira zeigten ihnen rasch, wie falsch sie mit ihrer Einschätzung lagen. Während einer der Dämonen durch die Luft segelte und mitten in den Büschen landete, nutzte sie den Schwung des anderen und warf ihn gegen seinen Kumpanen. Die Beiden kamen wieder auf die Beine und ein wütendes Knurren zog sich durch ihre Münder. “Wirklich beeindruckend”, spottete Moira. Wild griffen sie die Jägerin an und rissen sie zu Boden. Mit einen harten Tritt hielt sie sich einen der Dämonen vom Leib. Als sie gerade den zweiten von sich schleudern wollte, wurde er nach hinten gezogen. Irritiert blickte Moira auf und sah vier in Militäruniformen gekleidete Männer, deren Gesichter sie nicht erkennen konnte, da sie schwarze Skimasken trugen. “Hey, was soll das? Mit diesen Typen werde ich schon alleine fertig”, beschwerte sich Moira und kam elegant wieder auf die Beine. Erst da bemerkte sie die Waffen, die die Soldaten bei sich trugen. Nun wurde ihr doch etwas mulmig zumute. Die Soldaten schossen Betäubungspfeile auf die Dämonen und warfen Netze über sie, um sie fortzuschaffen. Sie taten ihre Arbeit, ohne Moira zu bedachten. Doch die Jägerin war nicht bereit, dass einfach so hinzunehmen. “Sagt mal, seit ihr taub, oder was? Ich will eine Erklärung für diese abgedrehte Show”, rief sie und packte den ersten Soldaten am Arm. Dieser wirbelte herum und wollte sie mit einen gezielten Schlag außer Gefecht setzen, als er mitten in der Bewegung inne hielt. Seine Augen weiteten sich und Moira konnte das Entsetzen darin lesen. Er schien nicht zu glauben, wen er da vor sich hatte. Verwirrt runzelte Moira die Stirn. Wer war er und woher kannte er sie? Sie wollte ihm die Maske über den Kopf ziehen, um zu sehen, wer dahintersteckte, als sie einen herben Schlag im Nacken spürte. Augenblicklich sackte Moira in sich zusammen und blieb bewußtlos am Boden liegen. “Verschwinden wir”, sprach der Soldat, der sie mit seiner Waffe nieder geschlagen hatte. Einen langen Moment blickten die beiden Soldaten noch auf Moira, dann wandten sie sich ab. Mit den Dämonen im Schlepptau verschwanden die Männer in der Dunkelheit des Waldes.
~ 5. ~ Unruhig blickte Lindsey auf seine Armbanduhr. Moira hätte schon längst wieder zurück sein müssen. Nun begann er, sich ernsthafte Sorgen um sie zu machen. Lindsey sah zur Tanzfläche, wo Willow und Riley sich bestens amüsierten und sich bereits näher kamen. Kurz entschlossen erhob er sich und verließ den Club. Am Ende der Gasse konnte er Moira nirgendwo sehen. Obwohl ihm etwas mulmig zumute war – immerhin besaß er nicht die Kräfte seiner Freundin – beschloß er, nachzusehen. Während Lindsey über den hohen Zaun kletterte, hoffte er inständig, dass ihr nichts zugestoßen war. Wenn Moira etwas passierte, dann ... Energisch schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht darüber nachdenken. Zu sehr belasteten ihn bereits die Lügen, die er Moira von Anfang an erzählt hatte, um sich ihr Vertrauen zu erschleichen. Und wenn Wolfram & Hart wüßten, dass er gerade dabei war, womöglich sein Leben für die Jägerin aufs Spiel zu setzen, würde ihnen klar sein, was mit ihm los war. Suchend blickte Lindsey sich um. Welchen Weg sollte er einschlagen? Wohin war Moira wohl gegangen? Die Entscheidung nahm ihm ein leises Stöhnen von links ab. Dies war eindeutig Moiras Stimme. “Mein Gott”, flüsterte Lindsey und folgte hastig dem gequälten Geräusch. Er fand sie zwischen einer Reihe von Bäumen, am Boden liegend. Es war offensichtlich, dass sie bewußtlos gewesen war. “Moira”, rief Lindsey und kniete sich neben sie. Sie schüttelte leicht den Kopf, unterließ diesen Versuch jedoch sofort wieder, als sie heftige Schmerzen im hinteren Bereich spürte. “Lindsey, was machst du hier? Du solltest doch im Club warten”, murmelte sie. “Ich habe mir Sorgen gemacht, da du bereits solange weg bist.” Vorsichtig setzte Moira sich auf. “Was ist passiert? Bist du verletzt? Brauchst du einen Arzt?” erkundigte er sich und legte ihr sanft einen Arm auf die Schulter. “Nein, alles in Ordnung. Ich habe drei Dämonen vorgefunden. Ich hätte sie erledigt, wenn ...” “Wenn was?” hakte Lindsey nach, als sie nicht zuende sprach. Verwirrt blickte Moira ihren Freund an. “Soldaten haben mich gestört. Sie haben mich nieder geschlagen und die Dämonen mitgenommen.” “Soldaten? Bist du sicher, dass du nicht doch eine Gehirnerschütterung davon getragen hast?” warf Lindsey zweifelnd ein. Die Idee, dass Soldaten hinter Dämonen her waren, klang selbst für ihn ziemlich absurd. “Ich weiß, wie das klingt, Lindsey, aber sie waren da. Einer von denen scheint mich zu kennen. Er hat so schockiert auf mich reagiert.” “Weißt du, wer er war?” “Nein, sie trugen Skimasken. Ich konnte niemanden erkennen, aber ich habe deutlich die Militäruniformen gesehen.” Moira erhob sich, schwankte jedoch leicht. Der Schlag, der sie getroffen hatte, war doch härter gewesen, als sie zuerst gedacht hatte. Lindsey stützte sie und half ihr auf die Beine. “Welchen Grund sollte das Militär haben, in die Dämonenwelt einzugreifen?” fragte er, als sie zurückgingen. “Das ist die Frage, die es zu beantworten gilt. Ich muß mit Giles sprechen – so schnell wie möglich. Tut mir leid, aber unser freier Abend fällt wohl ins Wasser.” “Das braucht dir nicht leid tun. Ich bin nur wegen dir hier”, erklärte Lindsey. Ein leichtes Lächeln huschte über Moiras Lippen. Am Zaun angekommen, überwanden sie das Hindernis und gingen auf den Club zu. “Wie unterhalten sich Willow und Riley?” erkundigte sich Moira. “Gut, soweit ich das sehen konnte. Willst du sie mit einbeziehen?” Die Jägerin seufzte schwer. “Ich gönne ihr diesen Abend wirklich, aber ... sie muß bei der Besprechung mit Giles dabei sein.” Moira blickte sich um und entdeckte Willow mit Riley an der Bar. “Ich geh schon mal zum Wagen.” “Okay, ich hole Willow, dann kommen wir nach.” Bevor Moira auf die Bar zusteuerte, umfaßte Lindsey ihre Arm und verschloß ihre Lippen zu einen zärtlichen Kuss. “Ist dir wirklich nichts schlimmes passiert?” hakte er sanft nach. “Außer Kopfschmerzen geht es mir gut”, versicherte Moira ihm. Sie sah Lindsey die Erleichterung an. Moira löste sich aus seinen Armen und kämpfte sich durch die tanzende Menge. Lindsey nahm seine Autoschlüssel und trat in die kühle Nacht hinaus. Er hatte den Wagen am Anfang der Gasse geparkt. Als er die Türen entriegelte, fiel sein Blick sofort auf das Handy. Bewußt hatte er es im Wagen gelassen. An diesen Abend wollte er von niemanden gestört werden. Ein Anruf von Wolfram & Hart würde ihn nur wieder an sein schlechtes Gewissen erinnern. Wie erwartet hatte Holland angerufen. Lindsey mußte seine Mailbox nicht abhören, um zu erfahren, was sein Vorgesetzter wollte. Gequält schloß er die Augen und lehnte sich gegen den Wagen. Wie sollte das bloß weitergehen? Je länger er Moira belog, desto mehr belastete er damit ihre Beziehung. Das er sich selbst damit in die Enge trieb, war Lindsey inzwischen völlig egal. Was Wolfram & Hart mit ihm tat, interessierte ihn längst nicht mehr. Doch das Schicksal, dass seine Firma für Moira bereithielt, jagte ihm mehr Furcht ein als jemals etwas anderes zuvor. “Mein erster Tag als Professor Walsh‘ Tutor war die Hölle. Die Studenten haben mich angesehen, als wäre ich von einem anderen Stern”, erzählte Riley und entlockte Willow damit ein charmantes Lachen. “So schrecklich kann es nicht gewesen sein.” “Doch! Dazu kam, dass ich so nervös war, das mir die Unterlagen aus der Hand fielen und sich auf dem Boden verstreut haben. Mein Einstieg als Tutor war nicht sehr berauschend”, meinte er. “Dafür machst du deinen Job aber gut”, sprach Willow anerkennend. “Danke! Bei so hübschen Studentinnen im Raum fällt das einem auch leicht”, erwiderte er und sein tiefer Blick ließ keine Zweifel daran, dass er Willow mit seiner Aussage meinte. “Wie lange willst du mich eigentlich schon einladen?” lenkte sie von sich selbst ab. “Viel zulange. Wie gesagt, ich habe es mir selbst am schwersten gemacht. Wenn ich gewußt hätte, dass du meine Einladung annimmst, hätte ich es bereits früher probiert”, gestand er mit einem breiten Lächeln. Kurzes Schweigen entstand zwischen ihnen. Die Musik trat in weite Ferne. Riley zögerte noch einen Moment, dann beugte er sich vor und küßte Willow sanft. In der ersten Sekunde war sie nicht in der Lage zu reagieren. Doch der Kuss fühlte sich einfach zu gut an, um Riley Einhalt zu gebieten. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und erwiderte die hauchzarte Berührung seiner Lippen. Inzwischen hatte sich Moira einen Weg durch die Menge gebannt und blickte überrascht auf das Paar, das sich in den Armen hielt. Ein zufriedenes Lächeln Moiras sagte alles aus, wie sie über diese Sache dachte. “Und ausgerechnet jetzt muß ich Willow von ihm loseisen”, murmelte sie. Ihr schlechtes Gewissen war dagegen, sich einzumischen, aber etwas anderes blieb ihr nicht übrig. Irgend etwas ging in dieser Stadt vor und Willow wurde für die Recherchen gebraucht. Gemeinsam mußte die Gang beraten, wie sie mit diesen Soldaten umgehen sollten. Und was noch viel wichtiger war: Sie mußten herausfinden, wer sie überhaupt waren und weshalb sie die Dämonen mitgenommen hatten. Ein piepsendes Geräusch drang zu Willow durch. Woher kam es plötzlich? Verwirrt hob sie den Kopf. “Was ist das?” fragte sie. Erst jetzt wurde Riley klar, dass es sein Piper war, der sich meldete. Er blickte auf das Display und erkannte die Nummer der Initiative. Wenn sie ihn in seiner Freizeit zu sich beorderten, war etwas wichtiges geschehen. Ein schwerer Seufzer entrang sich seiner Kehle. Er wollte das Date mit Willow nicht abbrechen. Nicht jetzt, wo sie sich näher kamen. Andererseits wußte er, dass die Initiative ihm keine andere Wahl ließ. “Willow, ich ...”, begann er, wurde jedoch von Moira unterbrochen. “Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber wir müssen dringend nach Hause, Will. Ein Notfall, du verstehst?” sprach sie vielsagend. “Oh ... ja! Muß das ausgerechnet jetzt sein?” warf sie enttäuscht ein. “Ja, leider. Giles braucht unsere Hilfe.” “Stimmt etwas nicht?” fragte Riley und musterte Moira, die so aussah, als käme sie gerade aus dem Krieg. Als sie seinen Blick begegnete, wurde ihr klar, dass ihr Aufzug Mißtrauen in ihm wecken würde. “Familiäre Schwierigkeiten, Riley! Willow und ich müssen uns um eine bestimmte Sache kümmern, die nicht aufgeschoben werden kann. Tut mir echt leid, aber ihr könnt euer Date ja wiederholen. Und dann schwöre ich, wird niemand euch dazwischenfunken”, beteuerte Moira. Willow verstand, dass es wirklich ernst sein mußte, wenn ihre Freundin so sehr auf ihre Anwesenheit beharrte. Seufzend nickte sie und blickte Riley an. “Ich muss gehen! Hoffentlich kannst du mir das verzeihen.” “Nur, wenn wir uns wieder treffen”, lächelte Riley, der über diese kleine Störung ganz dankbar war. So mußte er Willow nicht erklären, warum er plötzlich weg mußte. “Ich würde dich gerne wiedersehen.” Sie überlegte kurz, dann küßte sie Riley spontan und folgte Moira nach draußen. Riley blickte den beiden Frauen nach und wartete ein paar Minuten. Schließlich holte er seine Jacke und verließ den Club, um so schnell wie möglich den Stützpunkt der Initiative aufzusuchen. [Eine halbe Stunde später] “Was haben Soldaten mit den Dämonen zu schaffen?” sprach Giles nachdenklich. Die Gang hatte sich im Wohnzimmer versammelt und Moiras Erzählung über die geheimnisvollen Soldaten gelauscht, die sie angegriffen hatten. “Das klingt ziemlich verrückt”, meldete Xander sich zu Wort. “Denkst du, dass weiß ich nicht?” gab Moira zurück. “Im ersten Moment habe ich geglaubt, ich sehe nicht richtig. Aber es waren eindeutig Soldaten. Sie hatten Uniformen an und trugen Waffen bei sich.” “Hast du ihre Gesichter gesehen?” fragte Giles und blickte auf, als Lindsey aus der Küche kam. Er setzte sich neben Moira auf das Sofa und reichte ihr den Eisbeutel, den er geholt hatte. Dankbar lächelte sie ihn an und legte ihn sich auf ihren schmerzenden Nacken. Die wohlige Kühle war genau das, was sie jetzt brauchte. “Nein, habe ich nicht. Sie trugen schwarze Skimasken. Wahrscheinlich wollen sie nicht, dass man sie identifizieren kann. Aber ich könnte schwören, dass einer der Soldaten mich kennt. Jedenfalls hat er so auf mich reagiert”, seufzte die Jägerin. Sie genoß die Kühle, die beruhigend auf die Schmerzen in ihrem Nacken wirkte, und schloß die Augen. Der Schlag auf ihren Nacken war ziemlich brutal vonstatten gegangen, da sich die Schmerzen bis in ihren Kopf ausbreiteten. “Stark sind sie auf jeden Fall”, murmelte sie. Beruhigend legte Lindsey ihr eine Hand auf den Oberschenkel. “Übernatürlich?” hakte Giles nach. Moira schlug die Augen auf und blickte ihren Wächter an. “Nein, irgendwie anders. Wären da übernatürliche Mächte im Spiel gewesen, hätte ich es wahrgenommen. Aber nichts dergleichen habe ich gespürt”, erklärte sie ernst. “Das ist wirklich seltsam. Ich habe noch nie davon gehört, dass Soldaten sich in die Belange der Dämonenwelt einmischen. Aus welchem Grund sollte das Militär das auch tun?” überlegte Giles laut. “Ich weiß es nicht. Giles, wir müssen rauskriegen, was das zu bedeuten hat. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass dahinter edle Motive stecken.” “Da gebe ich dir Recht. Wir müssen mehr über die Soldaten erfahren, die dich attackiert haben. Ich mache mir aber auch um etwas anderes Sorgen”, gab der Wächter zu. “Und was wäre das?” hakte Willow nach. “Wenn Moira von einem der Soldaten erkannt worden ist, besteht die Möglichkeit, dass man gegen sie vorgehen wird. Wir haben keine Ahnung, wer dieser Soldat war. Doch wenn er dich kennt, wirst du ihm bereits begegnet sein.” “Sie machen sich darüber zu viele Gedanken, Giles. Außerdem könnte uns das helfen, die Identität dieser Soldaten heraus zu bekommen”, warf Moira ein. “Inwiefern?” meinte Xander verwirrt. “Dieser Soldat kann mich nur kennen, wenn ich ihm bereits irgendwo begegnet bin, wie Sie sagten, Giles. Und wenn er weiß, dass ich gegen Dämonen kämpfe, kann er das vielleicht nicht verbergen.” “Stimmt! Achte ein wenig auf dein Umfeld. Wenn sich jemand dir gegenüber ungewöhnlich verhält, wäre das ein Zeichen, dass er sich verraten hat.” “Ich werde mich darum kümmern”, versprach Moira. “Wir machen uns an die Recherche. Irgendwer muß ja etwas über die Soldaten wissen”, sprach Willow, bereit, den Soldaten auf die Schliche zu kommen. “Das werden anstrengende Tage werden”, prophezeite Giles, der nicht wußte, wo sie überhaupt anfangen sollten. Immerhin waren dies Menschen, keine Dämonen. Und damit schieden seine Bücher über die Dämonenwelt aus. “Es gibt da noch etwas, was ich euch sagen will”, warf Moira in den Raum und blickte Lindsey wissend an. Er las in ihren Augen, was sie loswerden wollte. Immerhin wußte noch keiner ihrer Freunde über ihre Pläne Bescheid. “Lindsey und ich werden zusammenziehen”, brachte Moira die Sache kurz und bündig auf den Punkt. “Was?” Überrascht blickte Giles seine Jägerin an. “Ich werde bei ihm einziehen.” “Bist du dir sicher, dass dies eine gute Entscheidung ist?” “Giles, ich weiß, Sie denken, es wäre noch zu früh, da wir noch nicht solange zusammen sind, aber ich habe mich bereits dazu entschlossen.” “Ich finde das toll”, sprach Willow und umarmte ihre beste Freundin, um ihr Glück zu wünschen. “Und wann willst du das durchziehen?” erkundigte sich Xander. “Bald”, sprach Lindsey, bevor Moira antworten konnte. “Ich werde gut auf sie aufpassen.” “Das hoffe ich doch. Nun ja, begeistert bin ich zwar nicht davon, da ich der Meinung bin, ihr kennt euch noch nicht lang genug für diesen Schritt. Aber es ist dein Leben, Moira, und ich freue mich, dass du für dein Privatleben Zukunftspläne machen kannst. Deinen Vorgängerinnen ist das nicht immer gelungen. Wenn es jedoch jemand schafft, dann du”, erklärte der Engländer lächelnd und gab Moira somit die Zustimmung, die sie sich insgeheim von ihm gewünscht hatte. Reger Betrieb herrschte in der weiträumigen Halle der Initiative. Überall waren Soldaten zu sehen, die sich um ihre Aufgaben kümmerten. Riley blickte zu dem Team, dass diese Nacht Dienst gehabt hatte. “Was ist so wichtig, dass ich herkommen mußte?” fragte Riley seinen Freund Graham, der auf ihn zukam. “Das wirst du nicht glauben! Wir haben drei Dämonen eingesammelt, die eine junge Frau angegriffen haben. Jedenfalls dachte ich das”, erklärte er und stieg die Treppe hinunter. Die gesamte Computerüberwachung befand sich im unteren Teil des Stützpunktes. Ein langer Tisch mit Stühlen diente dazu, um Besprechungen abzuhalten. “Gut, dass Sie sofort gekommen sind, Agent Finn”, sprach eine weibliche Stimme. Sie gehörte zu Professor Maggie Walsh, die die Leiterin der Initiative Los Angeles war. “Weshalb wurde ich gerufen?” fragte Riley geradeheraus. “Bei der heutigen Mission hat Graham etwas herausgefunden, worüber ich nicht im Klaren bin”, erklärte Maggie. Sie nickte Graham auffordernd zu, damit er einen Bericht darüber ableistete, was vorgefallen war. “Wie ich dir bereits erzählte, haben wir drei Dämonen festgenommen. Sie befinden sich bereits im Labor. Doch es geht um die Frau, bei der wir versehentlich dachten, sie würde angegriffen werden.” “Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst”, sprach Riley verwirrt. “Die Frau hat einen der Dämonen mit einer Kraft von sich gestoßen, wie ich es noch nie bei einem Menschen gesehen habe. Sie hat mich am Arm gepackt. Ich habe die Stärke gespürt, die sie unmöglich besitzen kann”, teilte Graham ihm mit, ohne von sich zu geben, was er noch gesehen hatte. “Ein Dämon?” hakte Riley nach. “Unwahrscheinlich. Aber dennoch hat sie die Kraft, sich mit den Kreaturen der Hölle auf eine Art und Weise zu messen, die wir niemals aufbringen werden. Ich bin mir absolut sicher, wären wir nicht gekommen, hätte sie alle drei Dämonen alleine vernichtet.” “Irgend etwas hältst du zurück”, bemerkte Riley ernst. Er kannte Graham lang genug, um zu wissen, wann er etwas verheimlichte. “Wir kennen sie. Bei dieser Frau handelt es sich um Moira Summers”, offenbarte Graham sein Wissen. “Willows Freundin? Das ist unmöglich. Das Mädchen ist vollkommen normal und ...”, rief Riley, verstummte jedoch mitten im Satz. Er erinnerte sich an das Bild, wie Moira im Club erschienen war. Sie hatte wie nach einen harten Kampf ausgesehen. Außerdem hatte sie vor ihm nicht sagen wollen, welchen Notfall es gab, dass sie Willows Hilfe benötigte. “Agent Finn?” sprach Maggie ihn an. Ruckartig hob er den Kopf und begegnete der Strenge ihrer Augen, die keine Lüge zuließ. “Ich war heute mit Willow verabredet. Moira und ihr Freund haben uns begleitet. Sie kam verspätet in den Club, weil sie angeblich ihr Haar noch richten mußte. Als ich Moira das nächste Mal sah, hat sie den Eindruck auf mich gemacht, als käme sie frisch aus dem Krieg. Außerdem hat sie Willow geholt, wegen eines Notfalles. Jedoch wollte sie in meiner Gegenwart nichts davon näher erklären. Jedenfalls hatte ich dieses Gefühl”, erzählte Riley von den Geschehnissen, die er an diesen Abend beobachtet hatte. “Warum kämpft eine normale Frau gegen Dämonen? Was hat sie mit dieser Welt zu tun?” warf Graham die offensichtliche Frage ein. “Noch wissen wir das nicht, aber wir werden es herausfinden. Beobachtet das Mädchen! Teilt mir jede Kleinigkeit mit, die euch an ihr auffällt. Wir werden erfahren, was es mit ihr auf sich hat, woher sie ihre Kräfte hat. Agent Finn, finden Sie mit Ihrem Team alles über Moira Summers heraus, wie es Ihnen möglich ist”, befahl Maggie und wandte sich von den beiden Soldaten ab. Graham und Riley wechselten einen verwunderten Blick miteinander. Die Frage, was Moira mit den Dämonen zu tun hatte, war wirklich berechtigt. “Was denkst du, Riley? Woher hat dieses Mädchen ihre Stärke?” “Keine Ahnung, aber wir werden es herausfinden. Ob Willow davon weiß?” murmelte Riley besorgt. “Wie war dein Date mit ihr?” erkundigte sich Graham. “Es war viel zu früh zuende”, teilte Riley ihm mit. “Kümmern wir uns um die Arbeit.” Ein Nicken war Grahams einzige Antwort. Doch die Erkenntnis, dass Moira irgendeine Rolle in der Dämonenwelt spielte, ging Riley nicht mehr aus dem Kopf. Er hoffte, dass Willow nicht in Gefahr war. Gerne würde er sie darauf ansprechen, um mehr über Moiras mysteriöse Stärke zu erfahren, aber das war ihm nicht möglich ohne sich selbst zu entlarven. Wenn er sie fragte, müßte er zugeben, dass er einem Regierungsprojekt angehörte, von dem niemand wußte. Und es war Rileys Pflicht als Soldat Stillschweigen darüber zu wahren. Aber die Zeit würde kommen, wo alle Geheimnisse gelüftet werden würden. To Be Continued ... || Home || |