Title: Der gefallene Engel, Teil 1 – Blut, Tod und Leidenschaft
Author: Tegan

Fandom: Angel
Rating: NC-17
Category: Tod, Verwandlung
Characters, Pairing: Spike / Drusilla, Angelus / Tanila aka Tina (eig. Charakter)

Summary: Im Jahr 1885 streift Angelus mit Drusilla und Spike durch die Gegend. Bei einem Fest einer sterblichen Familie begegnet er Tanila und ist fest entschlossen, sie zu einer der ihren zu machen ...

Disclaimer: Die Charaktere von Angel gehören nicht mir, sondern Joss Whedon, David Greenwalt und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Eigentlich war diese Story als abschließende Story gedacht, aber dann habe ich mich doch entschlossen, einen Mehrteiler daraus zu machen. Es ist natürlich – mal wieder – eine Angelus-Story. Was soll ich sagen? Ich bin verrückt nach diesen Kerl! Außerdem sehen wir Angel ja regelmäßig, da er ja seine eigene Serie hat. Die Auftritte von Angelus sind da ja wirklich was kostbares, jedenfalls für mich. Den Titel „Der Gefallene Engel“ ist der deutsche Titel einer Buffy-Folge. Ich habe ihn mir nur ausgeliehen. So, jetzt halte ich euch nicht länger auf, sondern wünsche viel Spaß beim Lesen.


Der gefallene Engel, Teil 1 - Blut, Tod und Leidenschaft
written by Tegan
© 2001

~ 1. ~

[London/England, Jahr 1885]

Die Dunkelheit brach herein und ihre Zeit begann mit den letzten, schwachen Sonnenstrahlen. Es war die Zeit des Tötens und des Spiels – ihr bekanntes Spiel. Es war das altbekannte Spiel der Vampire. Zu dritt zogen sie nun schon seit einiger Zeit durch die Gegend; reisten gemeinsam durch die Welt. Spike, seine Schöpferin Drusilla und Angelus, der mit dem Engelsgesicht. Er war der Grausamste von ihnen allen. Selbst seine Artgenossen fürchteten ihn und gingen ihm lieber aus dem Weg.

Spike duldete ihn nur weil er Drusillas Meister war. Er hatte Drusilla zum Vampir gemacht. Und Drusilla war von Angelus fasziniert. Sie vergötterte ihn. Das schmeckte Spike nicht sehr. Früher waren sie zu viert gewesen. Darla – sie hatte Angelus erschaffen – hatte sie früher begleitet. Doch vor einiger Zeit hatte sie beschlossen sich von ihren Freunden zu trennen. Sie brauchte etwas Zeit für sich. Also zogen sie zu dritt durch die Lande und jagten den Menschen Angst und Schrecken ein.

Gemeinsam streiften sie durch die Straßen von London. Früher hatte Angelus von London immer geträumt. Damals war er noch ein Sterblicher gewesen. Doch nun war London bloß eine Stadt von vielen, die er besucht und gesehen hatte. Er warf Drusilla einen kurzen Blick zu. Sie trug ein rotes Kleid und hatte sich bei Spike eingehakt. Ihr langes, dunkles Haar war elegant hoch gesteckt. Spike trug wie Angelus einen eleganten Anzug.

Die drei Kreaturen der Nacht waren auf den Weg zu einem Fest, daß in einen noblen Haus stattfand. Sie waren eingeladen worden. Drusilla hatte sich mit der Hausherrin angefreundet. Angelus lachte innerlich. Es würde ein wahres Festmahl für sie werden. Viele, viele Menschen – Menschen, die nur feiern wollten und nicht ahnten, welch gefährliche Wesen sich auf der Party befanden. Das wird ein Spaß, dachte Angelus zufrieden. Sie gingen über die Straßen und kamen in die feinere, elegantere Gegend von London.

Eine Magd öffnete den Vampiren ahnungslos die Tür als diese beim Haus der Familie Cravefort ankamen. „Kommen Sie herein“, bat sie die Herrschaften mit einen freundlichen Lächeln. Die Vampire ließen sich die Mäntel abnehmen und gingen in den Salon. Sie rochen das frische, lebendige Blut der Gäste. Doch noch wollten sie sich beherrschen und sich amüsieren. Sie holten sich jeder ein Glas Wein und mischten sich unter die Menschen.

Elizabeth Cravefort – die Dame des Hauses – kam auf Drusilla zu. Die Vampirin begrüßte die Hausherrin freundlich. „Es freut mich, daß Sie Ihre Freunde mitgebracht haben“, sprach Elizabeth auf die Vampirin ein. Drusilla schenkte ihr ein seliges Lächeln. „Wir sind der Einladung gerne gefolgt. Sagen Sie, Elizabeth, warum feiern Sie dieses Fest?“ erkundigte sich Angelus neugierig.

„Meine Tochter Tanila ist wieder zu Hause“, erklärte die Hausherrin. „Wir haben sie im Alter von fünfzehn Jahren in ein Kloster geschickt, damit sie dort die höflichen Gepflogenheiten erlernt. Dort hat sie fünf Jahre verbracht. Nun ist sie nach Hause zurück gekehrt. Mein Mann ... er hat schon großes mit ihr vor“, sprach Elizabeth verlegen. „Entschuldigen Sie mich!“ Mit diesen Worten kümmerte sich Elizabeth wieder um ihre anderen Gäste.

Über die Lippen der Vampire huschte ein breites Grinsen. „Das arme Mädchen“, spottete Angelus vergnügt. „Fünf Jahre hat sie im Kloster verbracht und nun kommt das nächste Gefängnis auf sie zu. Der Vater plant eine Heirat für das süße Töchterlein“, lachte Angelus. Spike grinste breit. Angelus nahm einen Schluck von seinen Wein. Die Familie war reich, daran bestand kein Zweifel. Und die heimgekehrte Tochter würde nur einen ebenfalls wohlhabenden Mann heiraten. Angelus kannte solche Familie zur Genüge. Wahrscheinlich hat der Hausherr die Kleine ins Kloster geschickt damit sie eine gute Ehefrau wurde, überlegte der Vampir amüsiert.

Verächtlich stöhnte Angelus. Die jungen Dinger konnten einem fast leid tun. Wenn sie so einen Vater hatten, kamen sie von einem Gefängnis ins andere und würden den wahren Spaß im Leben nie kennenlernen. Aber was juckte es ihn? Er hatte Freude daran die Ladys auszusaugen. Ihr Blut war jung und frisch. Ihre Haut weich und zart. Der Atem so unschuldig; genau wie der Blick. Oh ja, daß liebe ich, dachte Angelus angeregt.

Drusilla schmiegte sich an Angelus und schnurrte leise. Doch ihr Meister – immerhin hatte er sie verwandelt – beachtete es gar nicht. Langsam, aber sicher wurde sie eine Last für ihn. Wie ein Kind hing Drusilla an ihm. Sie hatte doch Spike und das war Angelus nur recht. Er hatte sein Interesse an der dunkelhaarigen Vampirin verloren. Aber das sagte er nicht, sonst wäre sie eingeschnappt. Und Angelus genoß ihre Aufmerksamkeit viel zu sehr um das zu riskieren.

Die Bewunderung, die Drusilla ihm schenkte, gefiel ihm außerordentlich. Jedesmal, wenn sie ihn ansah, las Angelus die Bewunderung in ihren Augen. Sie wünschte sich – genau wie Spike – so zu sein wie er. Aber sie würden es niemals schaffen. Ich bin genial. So wie ich kann niemand sein, überlegte Angelus zufrieden. Da blickte er die Treppe hoch und erstarrte förmlich. Ein junges Mädchen kam die Stufen herunter. An ihren Gesichtsausdruck sah der Vampir, daß sie im Moment nicht sehr glücklich war.

Angelus befreite sich aus Drusillas Umarmung und trat einen Schritt vor. Das blonde Mädchen war überaus hübsch und hatte faszinierende blaue Augen. Im Gegensatz zu den anderen weiblichen Gästen hatte sie ihr Haar nicht hochgesteckt. Wie ein goldener Schleier fiel es ihr locker über die Schultern. Sie trug ein Kleid aus dunkelblauer Farbe. Es war aus Samt und lag wellig an ihren schmalen Körper an. Von der ersten Sekunde an war Angelus‘ volle Aufmerksamkeit geweckt.

Sie war das schönste Mädchen, daß er jemals gesehen hatte. Und Angelus hatte eine Schwäche für blonde Mädchen – vor allem, wenn sie so anmutig und gleichzeitig scheu waren, wie das Mädchen, daß gerade die Treppe herunter kam. Das mußte wohl die heimgekehrte Tochter der Craveforts sein. Das sah er auf den ersten Blick. Sie hatte eine nicht zu übersehene Ähnlichkeit mit ihrer überaus redegewandten Mutter. In Angelus‘ dunklen Augen blitzte es freudig auf.

Drusilla beobachtete Angelus‘ Reaktion auf das fremde Mädchen. Sofort erfaßte tiefe Eifersucht sie. Seit so vielen Jahren war er von keinen sterblichen Mädchen mehr so angetan gewesen – oder von einer Vampirin. Sie hatte Angst ihn zu verlieren. Spike war es nur recht, wenn Angelus seine Aufmerksamkeit auf eine andere Schönheit lenkte. Es war dem blonden Vampir nur recht, wenn Angelus endlich jemanden fand, der ihm gefiel. Dann hatte er wenigstens Drusilla wieder für sich allein. Drusilla schmollte und beobachtete argwöhnisch Angelus und die junge Sterbliche.

Angelus setzte sein charmantestes Lächeln auf und trat an den Treppenansatz. Er blickte den Mädchen direkt in die Augen. Angelus wußte nur zu gut was sie sah – groß, dunkles Haar, dunkle Augen, eine schlanke Figur. Egal ob Sterbliche oder Vampirin ... er wußte um seine Wirkung auf Frauen. Und seine Aufmerksamkeiten und Zärtlichkeiten verfehlte seine Wirkung niemals. Niemand konnte ihm widerstehen. Es war ihm jedenfalls noch nie jemand begegnet.

„Guten Abend“, grüßte Angelus mit einen sinnlichen Lächeln. Er hielt dem Mädchen die Hand entgegen. Skeptisch blickte sie ihn an, dann ergriff sie zögernd seine Hand. „Guten Abend“, erwiderte sie. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie so anstarre, aber mir ist noch nie ein schöneres Geschöpf auf Erden begegnet. Und ich bin sehr viel herum gereist, daß können Sie mir glauben.“ Angelus sah, wie sie leicht errötete. Wie süß; noch so unschuldig, die Kleine, dachte er mit einen inneren Lachen.

„Darf ich erfahren wer Sie sind?“ hakte das Mädchen nach. „Oh, wie unhöflich! Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Angelus“, stellte sich der Vampir mit einen charmanten Lächeln vor. „Ich bin Tanila Cravefort.“ „Woher kommt der Name Tanila? Für England ist er äußerst selten“, bemerkte Angelus. „Ich weiß. Meine Großmutter ist gebürtige Spanierin. Ich wurde nach ihr benannt“, erklärte die Tochter des Hauses.

„Ein spanischer Name, sehr schön! Haben Sie auch das Feuer einer Spanierin?“ „Nein, daß habe ich nicht.“ „Sie sind also die heimgekehrte Tochter?“ wechselte Angelus geschickt das Thema. „Ja.“ „Wie hat das Kloster Ihnen gefallen?“ „Nun ... es ist ein Kloster. Es ging dort sehr streng zu“, erklärte Tanila ohne große Begeisterung. Noch immer standen sie an der Treppe. Tanilas Blick fiel auf ihre Hände. Noch immer hatte er ihre zarte Hand umfaßt. Mit einen entschuldigenden Lächeln entzog sie Angelus ihre Hand.

Sie betrat den Salon. Angelus blieb an ihrer Seite und reichte ihr ein Weinglas. „Danke, aber ... ich darf keinen Alkohol trinken“, erklärte Tanila scheu. „Nun ... man kann doch eine Ausnahme machen“, sprach Angelus lächelnd. „Schließlich sind Sie wieder zu Hause, Tanila. Darf ich Sie so nennen?“ „Natürlich.“ Tanila blickte sich nervös um. Angelus war klar, nach wem sie Ausschau hielt.

Tanila blickte sich nach ihren Eltern um. Sie hoffte, daß man sie nicht erwischte wie sie mit einen fremden Mann sprach. Es war ihr nicht gestattet, daß sah Angelus. In diesen Haus herrschten für die beiden Töchter strenge Regeln, die sie ohne Widerspruch zu befolgen hatten. Der Vampir jedoch hatte Spaß an diesen kleinen Spiel. Ihre Schüchternheit faszinierte ihn. Vom ersten Augenblick an ... war er heftig angetan von ihr. Er war hin und weg von dieser jungen, unschuldigen Frau.

Dieses zarte Mädchen hatte etwas an sich was seine Leidenschaft geweckt hatte. Sein Körper reagierte völlig unbewußt auf ihre Schönheit. Er war einfach von ihr hingerissen. „Machen Sie sich keine Sorgen! Ich habe nichts ... unsittliches vor“, flüsterte Angelus leise. Sofort errötete Tanila wieder. „Sie sind ein anständiges Mädchen. Hat Ihnen das schon einmal jemand gesagt?“ „Nun ... ich wurde gut erzogen.“ „Ja, das stimmt. Sie wurden wirklich gut erzogen“, sprach Angelus leicht amüsiert und er blickte auf.

Tanilas Vater steuerte direkt auf seine Tochter zu. Angelus schenkte Tanila noch ein sinnliches Lächeln, bevor er sich zurückziehen würde – vorerst. „Tanila, wir sehen uns später noch! Ich laß Sie jetzt allein“, verabschiedete er sich. Er drehte sich um und kehrte zu seine Freunden zurück. Spike war allein. Drusilla gönnte sich auf der Straße einen kleinen Schluck – aus Frust, weil Angelus anscheinend einen neuen Liebling gefunden hatte.

„Nun, wie lautet dein Analyse?“ stichelte Spike. Ein Grinsen huschte über Angelus‘ Lippen. „Sie ist ein wahrer Unschuldsengel. Sie sie dir an, Spike! Sie ist scheu und unschuldig; eben das typische wohlerzogene Mädchen aus wohlhabenden, reichen Haus. Und sie ist unberührt, daß sieht man ihr an der Nasenspitze an. Spricht ein Mann sie an und schäkert ein wenig mit ihr herum, errötet sie bis auf die Haarspitzen. Wird man vertraulicher, reagiert sie genauso scheu. Wirklich süß! Die Kleine ist niedlich; ein wahrer Leckerbissen“, erklärte Angelus begeistert.

„So euphorisch, Angelus? Das warst du schon lange nicht mehr, wenn es um deine Opfer ging“, bemerkte Spike. „Sie ist mehr als ein Opfer“, erwiderte Angelus ruhig. Nachdenklich beobachtete er Tanila. „So? Schön, mir soll es recht sein. Dann habe ich Dru wenigstens für mich allein, wenn du dich anderweitig beschäftigst.“ Angelus funkelte Spike gefährlich an. Grimmig starrte Spike zurück. Sie waren Freunde, aber gleichzeitig auch Rivalen.

„Du kannst Drusilla haben. Ich stehe dir nicht im Weg. Ich liebe ihre Bewunderung, mehr nicht. Für Drusilla habe ich schon lange keine Gebrauch mehr“, sprach Angelus eine Spur verächtlich. Spike nickte zufrieden, obwohl ihm die Worte Angelus‘ nicht sehr versöhnlich stimmten. „Wenigstens da sind wir uns einmal einig. Und – was willst du jetzt mit dem jungen, unschuldigen Ding machen?“ fragte Spike neugierig nach.

Angelus grinste über das ganze Gesicht. „Sie wird mein neuer Liebling“, erklärte er ruhig. Spike verstand, was er damit sagen wollte. Angelus‘ Blick glitt zu Tanila hinüber. Ja, sie war genau richtig. Schon bald würde sie von seiner Art sein. Er würde die wohlerzogene Tochter aus reichen Haus zu einem Vampir machen und sie alles lehren. Sie sollte seine Schülerin – seine Geliebte – werden. Schon bald würde Tanila eine Tochter der Nacht sein.

~ 2. ~

Schon bald sollte Tanila von Angelus hören. Das Fest war vorüber und Angelus plante jeden Schritt – jede Begegnung – mit dem reichen Mädchen. Noch wußte Tanila nichts von den Kreaturen der Nacht. Noch wußte sie nichts davon, daß sie bald dazu gehören würde. Angelus wußte genau, wie er sie auf seine Seite ziehen konnte. Er ließ sie nicht mehr aus den Augen; verfolgte sie regelrecht. Angelus kam einfach nicht von ihr los. Die Faszination, die sie auf ihn ausübte, zog ihn einfach zu ihr.

Abends brachte eine Kutsche Tanila von der Kirche nach Hause. Ihr Vater bestand darauf, daß sie die Kirche regelmäßig besuchte. Was die Erziehung seiner Töchter anging, ließ Paul Cravefort nicht mit sich reden. Genau wie Tanila, würde auch ihre zwölfjährige Schwester mit fünfzehn ins Kloster gehen um dort richtigen Anstand zu lernen. Angelus stand unter einer Brücke und beobachtete Tanila. Es wunderte ihn nicht, daß der Butler des Hauses sie begleitete. Der Butler hielt ihr die Haustür auf und Tanila verschwand im Inneren ihres Elternhauses.

Geduldig wartete Angelus. Aufmerksam beobachtete er das Haus. Im ersten Stock ging ein Licht an und er sah eine weibliche Silhouette. Augenblicklich wußte er, daß es Tanila war. Einige Momente wartete Angelus noch; wartete darauf, daß es im Haus und auf der Straße völlig ruhig war. Dann ging er hinüber und schwang sich geschickt auf das Vordach. Er kam sich wie ein verliebter Teenager vor, der seiner Liebsten einen heimlichen Besuch abstattete und nicht vom Vater erwischt werden wollte.

Aber was macht man nicht alles für sein Ziel? dachte Angelus kopfschüttelnd. Er mußte Tanila für sich gewinnen, bevor er sie verwandelte. Angelus wollte mehr von ihr als nur ihr zartes Blut. Sie sollte ihm gehören; ihm ganz allein. Leise klopfte der Vampir an das Fenster. Heftig schrak Tanila zusammen. Was war das bloß gewesen? Verwirrt blickte sie sich in ihren Schlafzimmer um.

Die Kerze brannte noch vor sich hin. Sie wollte gerade schlafen gehen. Wieder ertönte dieses Klopfen. Diesmal war ihr klar, daß das Geräusch vom Fenster kam. Nach kurzem Zögern entschloß sich Tanila nachzusehen. Sie warf sich ein langes Tuch über die Schultern und zog die Vorhänge zurück. Einen Moment blickte sie überrascht auf den Mann, der vor ihr stand. Sie erkannte ihn. Es war der Mann von der Party. Mit einen freundlichen Lächeln deutete er ihr an, das Fenster zu öffnen. Zögernd schob Tanila den Riegel zurück.

„Wie kommen Sie hier herauf?“ fragte sie irritiert. „Ich bin sehr gelenkig.“ Mit diesen Worten sprang Angelus durch das Fenster. „Nein, sie können nicht hier bleiben. Was wollen Sie überhaupt?“ „Tanila, Sie haben einen unglaublichen Eindruck auf mich gemacht. Ich wollte Sie sehen. Ich konnte nicht anders.“ „Aber Sie können nicht bleiben. Sie müssen wieder gehen. Was, wenn jemand Sie gesehen hat?“ sprach Tanila hastig.

Angelus schenkte ihr ein mildes Lächeln. „Beruhigen Sie sich! Mich hat niemand gesehen.“ Er blickte sie ernst an. Angelus sah ihr an, daß sie ihm so gerne vertrauen würde. Na, dann sorgen wir dafür, daß sie mir auch vertraut, sprach Angelus im Stillen mit sich selbst. Er blickte sich um. Sein Blick begegnete erneut dem von Tanila. Sie war nervös, er sah es. „Angelus, ich bitte Sie: Gehen Sie wieder“, bat sie inständig.

„Ich kann einfach nicht“, erwiderte Angelus ruhig. „Wieso nicht?“ fragte Tanila ihn mit unverständlichen Blick. Angelus drehte sich zu ihr um und schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. „Sie sehen nicht sehr glücklich aus. Und ich gehe nicht, bevor ich nicht weiß, was Sie so traurig stimmt.“ „Ich bin ... nicht traurig“, widersprach Tanila heftig. Doch Angelus sah ihr an der Nasenspitze an, daß sie log.

„Doch, das bist du, Tanila“, erwiderte der Vampir ruhig. Die förmliche Sie-Anrede wurde ihm langsam zu blöd. „Vertrau mir“, sprach er eindringlich. Angelus streckte seine Hand aus und strich über ihre langen, lockigen Haare. Tanila wehrte seine Berührung nicht ab. Ich wußte es. Die Kleine ist sehr empfänglich für Zärtlichkeiten, dachte er zufrieden. Diese Erkenntnis würde es ihm noch leichter machen an sein Ziel zu gelangen.

„Mein Vater ...“, begann Tanila zaghaft. „Der schläft. Nun, warum bist du so traurig?“ „Mein Vater plant meine Hochzeit“, gestand sie ihm seufzend. Der Mann ist schnell, überlegte Angelus, aber es beunruhigte ihn nicht. Am Ende würde er doch kriegen, was er wollte. „Das ist doch ein freudiges Ereignis“, sprach er unbeteiligt. „Nicht für mich. Ich habe den reichen Kerl, den ich heiraten soll, kennen gelernt. Er ist nicht das, was ich mir vorstelle.“ „Sag es deinen Vater“, schlug Angelus scheinheilig vor. Verneinend schüttelte Tanila den Kopf.

„Das ... ich kann das nicht. Er würde es mir nie verzeihen. Dafür hat er ... zuviel für mich getan“, flüsterte sie. „Du wirst dein ganzes Leben lang unglücklich sein, wenn du dem Wunsch deines Vaters nachkommst.“ „Ich ... kann mich ihm nicht widersetzen. Er wird mich aus dem Haus werfen, wenn ich das tue. Wohin soll ich dann? Ich würde auf der Straße landen“, flüsterte Tanila kopfschüttelnd.

„Soweit wird es niemals kommen, Tanila, das garantiere ich dir. Ich würde mich um dich kümmern. Du könntest mit mir kommen. Ich würde dir eine Welt zeigen, die so prachtvoll ist, daß du dir das nicht einmal in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst“, sprach Angelus mit weicher, beruhigender Stimme. Tanila richtete ihre Augen auf ihn und sah, wie er sich zu ihr beugte.

Ihre Lippen waren weich und warm, wie Angelus feststellte. Zuerst stemmte sie schwach ihre Hände gegen seine Brust; wollte den Kuss abwehren. Doch dann ergab sie sich seiner Verführung und wurde vollends schwach. Angelus war sich dessen sicher: Die feine, brave Tochter der Craveforts konnte ihm einfach nicht widerstehen. Sie war verrückt nach ihm. Er hatte sie schon für sich gewonnen als er sie angesprochen hatte. Ein siegessicheres Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Du ... du mußt jetzt gehen“, sprach Tanila mit zitternder Stimme. „Ich komme wieder“, versprach er ihr. Angelus klettere aus dem Fenster und schwang sich elegant vom Vordach. Er ging über die Straße und drehte sich an der Brücke noch einmal kurz um. Tanila blickte ihm nach. Oh, wir werden ein geiles Gespann abgeben. Du bist perfekt um an meiner Seite leben zu können, dachte er zufrieden. Alles lief genau so, wie er sich die Sache vorstellte.

[Zwei Wochen später]

In den letzten Tagen hatte Angelus Tanila immer wieder besucht. Jedoch weihte er sie noch nicht in das Geheimnis seiner Existenz ein. Er liebte dieses Spiel. Drusilla schmollte. Angelus widmete seine ganze Aufmerksamkeit seiner neuen Errungenschaft. Und genau wie bei Drusilla vergriff er sich zuerst an Tanilas Familie. Ihr Vater Paul ging am Abend nach Hause. Angelus folgte ihm. Der Mann bog in eine dunkle Gasse ein. Was für ein Fehler, dachte der Vampir hungrig.

„Mr. Cravefort?“ rief er unschuldig. Der Mann blieb stehen und drehte sich um. „Ja?“ „Erinnern Sie sich an mich?“ Angelus kam näher und trat in das schwache Licht der einsamen Gasse. „Ich war auf Ihrem Fest vor einigen Wochen.“ „Ah, Sie waren in Begleitung von Drusilla, nicht wahr?“ „Richtig. Ich bin Angelus. Ich möchte mit Ihnen über Tanila sprechen.“ „Sie wollen über meine Tochter sprechen?“ fragte der Mann mißtrauisch. Und Angelus gefiel das. Das altbekannte Spiel konnte beginnen.

„Was ist mit ihr?“ Angelus machte auf unschuldig. „Man kann sagen, ich habe mich mit Tanila angefreundet“, gestand er. „Davon habe ich nichts bemerkt.“ Paul Cravefort blickte den gutaussehenden Mann äußerst skeptisch an. „Wir treffen uns heimlich.“ „Ich dachte, ich hätte meiner Tochter verboten sich mit fremden Männern zu treffen. Sie wird bald heiraten“, sprach er knapp. „Ich weiß. Und genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen“, erwiderte Angelus ernst.

„Ich weiß, daß ich kein Recht habe mich einzumischen. Aber ich finde, Sie sollten erfahren, daß Tanila nicht heiraten möchte.“ „Der junge Mann kommt aus wohlhabenden Hause. Er wird bald in die Politik gehen und Karriere machen. Sie wird ein gutes Leben führen.“ „Sie will diesen Mann aber nicht heiraten“, behaarte Angelus auf seiner Meinung. „Woher wollen Sie das wissen?“ fragte Paul scharf.

„Wie ich schon sagte ... wir sind befreundet. Sie hat es mir gestanden. Doch Tanila traut sich nicht, Ihnen die Wahrheit zu sagen, weil sie weiß, wie Sie reagieren werden. Sie hat Angst vor Ihrer Reaktion.“ „Tanila ist meine Tochter. Sie wird tun was ich ihr befehle. Und Sie lassen meine Tochter in Ruhe. Ich will nicht, daß ihr Ruf im Vorfeld der Hochzeit wegen Verruchtheit leidet. Das würde ihr nur schaden.“ Paul ließ Angelus stehen und ging weiter. Seiner Meinung nach, war alles gesagt worden.

Angelus drehte sich und holte ihn ein. Ernst, fast gequält, blickte er Tanilas Vater an. „Ich kann ohne sie nicht mehr leben. Ich brauchte Tanila, können Sie das nicht verstehen? Sie können sie mir nicht wegnehmen“, sprach er mit gespielter, überzeugender Qual. Oh, ich liebe dieses Spiel, dachte der Vampir erregt. Er hatte Spaß daran; wußte er doch, das seine potenziellen Opfer immer darauf ansprangen.

Paul blieb stehen und blickte Angelus mit ernster Miene an. Diesmal tauchte in seinen Augen schon etwas Angst auf. „Auf welche Art sind Sie eigentlich mit meiner Tochter befreundet?“ hakte er mißtrauisch nach. Ein breites Grinsen huschte über Angelus‘ Gesicht. „Wir sind uns schon ... sehr nahe gekommen, kann man sagen“, gestand er offenherzig. Mit Freuden beobachtete Angelus Pauls Reaktion. Der Mann fiel aus allen Wolken; konnte nicht glauben, was er da hörte.

„Lassen Sie meine Tochter in Ruhe, haben Sie verstanden? Sie ist ein braves, anständiges Mädchen“, rief er und er ging hastig weiter. Und wieder holte Angelus ihn ein. Er hielt den Mann auf. „Als ich sie geküßt habe, kam sie mir bei weitem nicht mehr so anständig vor. Tanila hat wirklich viel Feuer im Blut.“ Angelus schwieg einen Moment, damit seine Worte die gewünschte Wirkung erzielten. Und Paul Cravefort enttäuschte ihn nicht.

„Ich laß nicht zu, daß mir jemand Tanila wegnimmt – egal, wer dieser Jemand ist, klar? Das Mädchen gehört mir“, sprach Angelus nun drohend. „Sie sind verrückt“, stieß Paul hervor. Angelus roch seine Angst. Panik stieg in Tanilas Vater auf. Das Blut in seinen Adern und sein Herz pochten laut. Angst breitete sich im ganzen Körper des Mannes aus. „Lassen Sie uns in Ruhe oder ich werde die Polizei einschalten“, sprach Paul so ernst wie möglich. Doch die Angst in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Nicht einmal die Polizei kann mich aufhalten. Die kann nicht gegen ein Wesen, wie ich es bin, kämpfen. Tanila gehört mir. Es wäre besser, wenn Sie ihre Hochzeit absagen.“ „Ist das eine Drohung?“ „Nein.“ Angelus lächelte scheinheilig. Mit sanfter Stimme fügte er hinzu: „Es ist ein gut gemeinter Rat.“ „Was meinen Sie damit ... ein Wesen wie Sie?“ hakte Paul nach. Ein grausames Grinsen huschte über Angelus‘ Lippen. Im Grunde wollte Paul nicht wissen, was hinter den menschlichen Antlitz dieses Mannes steckte.

„Lassen Sie die Finger von meiner Tochter“, sprach er noch einmal. Erneut grinste Angelus. Wie oft will er das jetzt noch sagen? fragte sich der Vampir amüsiert. Die Angst des Mannes gefiel ihm. Ihm gefiel, daß er nicht mehr wußte, was er sagen sollte. Und ihm gefiel, daß Paul ahnte, sein Gegenüber war kein Mensch. Doch mit Bestimmtheit konnte er es nicht sagen. Angelus beschloß, seinen Gesprächspartner endlich sein wahres Gesicht zu zeigen. Es war Zeit dafür.

Vor Paul Craveforts Augen verwandelte er sich. Entsetzt starrte Paul in Angelus vampiristische Natur. Er konnte nichts mehr sagen. Die Stimme versagte ihm. Er konnte nichts tun. Sein Körper schien ihm nicht mehr zu gehorchen. Vor ihm stand ein Monster; ein Dämon. Es gab sie wirklich. Er hatte nie daran geglaubt, aber nun ... Und diese abscheuliche Kreatur war hinter seiner anständigen, hübschen Tochter her.

Angelus packte Paul am Hals und drängte ihn gegen die nasse Mauer der Gasse. „Du hast es noch immer nicht kapiert, mein Junge! Deine Tochter gehört mir.“ „Was ... was ... bist du?“ stammelte Paul mit zitternder Stimme. „Ich bin ein Vampir, der Grausamste meiner Art.“ „Du ...“ Angelus‘ Opfer versagte die Stimme. Die Angst war zu groß. Kalt lachte Angelus. Es klang nicht menschlich. Sein Lachen war das Schrecklichste, was Paul Cravefort jemals gehört hatte. Und es sollte das Letzte sein, daß er in seinem Leben hörte.

Paul blickte in diese kalten Augen. Er war vor Angst ganz starr. Angelus stieß ihm seine Zähne tief in den Hals. In einen letzten verzweifelten Versuch, probierte Paul sich zu befreien, aber es war ihm nicht möglich. Er spürte, wie seine Kraft schwand; wie das Leben aus seinem Körper wich. Und er wußte, er war verloren. Paul wurde immer schwächer. Er würde sterben, daran bestand kein Zweifel.

Zufrieden trank Angelus sein Blut. Er nahm sich das Blut seines Opfers bis zum letzten Tropfen. Dann hob er mit einen breiten Grinsen den Kopf und ließ den leblosen Körper los. Die Leiche polterte zu Boden. Ein letztes Mal blickte Angelus auf den Vater von Tanila. „Deine Tochter gehört mir. Und jeder, der sich mir bei diesem Ziel in den Weg stellt, ist dem Tode geweiht“, sprach Angelus siegessicher zu der Leiche. Er ließ sie einfach liegen und ging leise davon.

Noch am selben Abend suchte die Polizei die Familie Cravefort auf. Mit ernster Miene erzählte der leitende Kommissar Lloyd Mitchell – was seiner Meinung nach – geschehen war. Der Fall war ein Rätsel für die Polizei. Solch eigenartige Wundmale, wie Paul Cravefort sie am Hals hatte, hatten sie noch nie an einer Leiche gesehen. Dieser Mord stellte sie vor ein Rätsel. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, was geschehen war; wer oder was Paul getötet hatte.

Elizabeth war bestürzt. Angelus beobachtete die Familie durch ein Fenster. Tanila war bei ihrer Mutter um ihr beizustehen. „Was genau ist geschehen?“ fragte Elizabeth zögernd nach. „Das wissen wir nicht – jedenfalls nicht genau. Er wurde wohl von einem Tier angefallen“, sprach Lloyd Mitchell mit ernster Miene.“ „Mein Gott!“ Tanila konnte es nicht glauben. Ihr Vater war tot. In diese angespannte Situation platzte Tanilas zwölfjährige Schwester, die durch die fremden Stimmen im Haus aufgewacht war.

„Was ist den hier los? Mom, was wollen diese Männer hier?“ fragte sie mit ihrer kindlichen Stimme. Elizabeth blickte ihre älteste Tochter an, die sofort verstand. „Komm, Mary, wir gehen nach oben.“ Sie nahm das Kind bei der Hand und führte sie nach oben in das Zimmer der Kleinen. Die Polizei sprach noch eine ganze Zeit mit Elizabeth um einige Fragen zu klären. Gegen Mitternacht gingen sie. Elizabeth sprach noch lange mit ihren Töchtern, bevor sie endlich ins Bett gingen.

~ 3. ~

[Ein paar Tage später]

Im Haus der Craveforts war die Stimmung bedrückt. Die Beerdigung von Paul war klein und intim gewesen. Bei der Trauerfeier, die abends stattfand, begegnete Angelus Daniel, dem Mann, den Tanila heiraten sollte. Angelus war in Begleitung von Drusilla und Spike gekommen. „Spike, was hältst du davon, den jungen Kerl da drüben ein wenig zu beißen?“ „Ist das nicht der Typ, der deine Errungenschaft heiraten soll?“ erkundigte sich Spike.

Bejahend nickte Angelus. „Genau das ist er.“ „Ich hätte Hunger“, überlegte Spike grinsend. „Dann solltest du ihn dir schnappen. Ich muß meinen Plan folgen.“ Spike war das nur recht. Unauffällig schnappte er sich Daniel und holte sich sein Blut. Und Angelus suchte währenddessen nach einer Möglichkeit sich ungestört mit Tanila unterhalten zu können. Das war aber nicht so einfach, da ihre Mutter ständig bei ihr war.

Unauffällig ging er zur Küche. Er lehnte sich an die Wand und wartete geduldig. Elizabeth ließ ihre Tochter kurz allein. Angelus‘ vielsagender Blick sagte Tanila alles, was sie wissen mußte. Sie ging in den Vorraum, der vor der Küche war. Der Vampir folgte ihr. „Wie geht es dir?“ fragte er sanft. „Ganz gut“, murmelte sie. „Das mit deinem Vater tut mir sehr leid“, meinte Angelus überaus einfühlsam. Tanila lächelte schwach.

Angelus hob ihr Kinn an. „Ich werde auf dich achtgeben“, versprach er ihr und küßte sie. „Wir können ... das ... nicht hier tun“, sprach Tanila zögernd. „Vielleicht ist es die falsche Zeit. Ich komme später wieder“, sprach er. „Warum sehe ich dich eigentlich nur nachts?“ fragte Tanila unvermittelt. „Ich bin ein Nachtmensch“, erklärte er ihr freimütig. Dann kehrte er zu seinen Freunden zurück.

Noch am selben Abend wurde Daniels Leiche gefunden. Die Polizei startete sofort ihre Ermittlungen, doch sie fanden nicht einen Hinweis auf den Täter. Daniel hatte auch diese geheimnisvolle Wundmale am Hals. Konnte es wieder dieses wilde Tier sein, daß auch schon den Vater der Familie angegriffen hatte? War er demselben, unbekannten Täter zum Opfer gefallen? Die Polizei stand wirklich vor einem nicht lösbaren Rätsel.

Elizabeth war von Daniels Tod mehr getroffen als Tanila, die sogar etwas froh darüber war. So blieb ihr wenigstens diese Zwangsheirat erspart. Doch was sollte nun aus ihrer Familie werden? Sie wußte, daß Angelus für ihre Familie niemals gut genug sein würde. In den Augen ihrer herrischen Mutter würde er bloß ein Herumtreiber sein; jemand, der für sie nicht gut genug war. Wer war dieser Mann überhaupt? Tanila wußte, so gut wie gar nichts von ihm. Sie saß in ihren Nachthemd vor dem Spiegel und dachte über Angelus nach.

Woher er kam, wußte sie nicht; auch nicht, was er beruflich machte und wie alt er war. Sie wußte bloß, daß er sehr charmant war und seine Küsse erst ... Tanila seufzte leise auf. Ja, küssen konnte er - und wie. Angelus war erfahren, daß merkte sie an der Art, wie er sie küßte. Sie sollte dies nicht mit ihm tun, aber ... er rief unbekannte Gefühle in ihr wach. Schon einmal hatte er von einer Welt gesprochen, die unglaublich wundervoll war. Was für eine Welt war das nur? Zweifelnd blickte sie in den Spiegel. Wer war dieser geheimnisvolle Mann nur? Tanila hoffte, es noch zu erfahren.

[Ein paar Stunden später]

Leise öffnete Angelus das Fenster. Der Riegel war nicht vorgeschoben. Sehr nachlässig, dachte er spöttisch. Doch es konnte ihm nur recht sein. Heute Nacht würde er sie zu sich holen. Heute würde er sein Werk beenden. Friedlich schlief Tanila. Wie süß, dachte er grinsend. Er war bereit für den letzten Schlag. Heute Nacht würde sie eine Tochter der Finsternis werden, eine Kreatur der Nacht. Heute würde er sie endlich verwandeln.

Angelus setzte sich auf das Bett und beobachtete Tanila eingehend. Er ließ sich Zeit. Diesen Moment wollte er auskosten. Bewußt ließ er Tanila spüren, daß sie nicht länger allein war. Müde schlug sie die Augen auf. Instinktiv wollte sie schreien, doch Angelus hielt sie davon ab. „Ich bin es nur. Also, beruhige dich“, sprach der Vampir besänftigend auf sein Opfer ein.

Tanila zog die Decke höher und umklammerte die Enden mit festen Griff. Angelus war der erste Mann, der sie im Nachthemd in ihren Schlafzimmer besuchte und sie war nervös. Sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. „Angelus, was ... was machst du hier? Wie kommst du hier rein?“ „Durch das Fenster. Du hast den Riegel nicht vorgeschoben“, erwiderte er. „Oh! Ich dachte ... ich dachte nicht, daß du heute noch kommst.“ „Spontanentschluß! Außerdem wollte ich mit dir reden.“ „Über was?“ fragte sie skeptisch.

„Ich habe dir einmal von einer neuen Welt erzählt, die ich dir gerne zeigen möchte“, begann er harmlos mit unschuldiger Miene. Sanft entzog er Tanila die Enden der Decke. „Du ... solltest ...“, begann sie. Doch er ließ sie nicht aussprechen. „Ich tue dir schon nichts. Du kannst mir vertrauen“, sprach er leise. Angelus zog die Decke bis zur Taille hinab. Sein verlangender Blick war Tanila unangenehm. Noch nie hatte sie jemand so betrachtet.

„Angelus, ich ...“ Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und ließ ihn langsam tiefer gleiten – bis über ihren Hals. „Du ... wolltest doch mit mir reden“, stammelte Tanila. „Später. Ich habe dir versprochen, daß ich mich um dich kümmern werde. Und genau das werde ich auch tun. Ich pass auf dich auf. Und ich werde dir die Welt zeigen, versprochen“, flüsterte Angelus.

Mit flinken Fingern öffnete er die beiden Bänder, die ihr züchtiges Nachthemd zusammenhielten. Angelus streifte es ihr von den Schultern. Ich wußte, sie ist eine Schönheit, dachte er begeistert. Ohne sich dessen bewußt zu sein, knurrte er leise. „Was war das den?“ Angelus schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Ich bin von deinen Anblick überwältigt.“ Er sah, daß sie leicht zitterte. Zärtlich begann er sie zu streicheln.

„Angelus, bitte! Hör auf! Das ... es darf nicht sein.“ „Vergiß, was du im Kloster gelernt hast“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Ich ... kann nicht. Du kennst diese Gesellschaft. Man verzeiht dir alles. Diebstahl, sogar Mord ... aber wer vor der Ehe liebt ... wird schlimmer als eine Aussätzige behandelt.“ Angelus schüttelte den Kopf. „Ich verspreche dir, daß dies nicht der Fall sein wird. Du wirst Diejenige sein, die sich alles erlauben kann - in meiner Welt schon.“ „Wovon sprichst du?“ fragte Tanila. Jetzt ist sie neugierig. Jetzt habe ich sie, dachte Angelus zufrieden. Doch zuerst ...

Er griff nach dem Saum ihres Nachthemds und zog es ihr über den Kopf. „Man könnte uns erwischen“, warf Tanila zögernd ein. Sie war sich nicht sicher, ob sie diesen Schritt wirklich wagen sollte; ob sie seinen Worten Glauben schenken konnte. „Was muß ich tun, damit du deine Zweifel verlierst? Man wird uns weder hören, noch wirst du ausgestoßen. Vertraust du mir nicht?“ Er klang bitter enttäuscht und beleidigt.

„Ich sollte wieder gehen. Es wird nicht schön werden, wenn du mir nicht vertraust. Und ich sehe es dir an: Du hast kein Vertrauen zu mir. Dabei meine ich es wirklich ernst mit dir.“ Angelus stand auf. Er wußte aus Erfahrung, das dies bei Frauen immer zog - so auch jetzt. Tanila griff nach seinen Arm. „Warte! Natürlich vertraue ich dir.“ „Wirklich?“ „Ja. Ich vertraue dir, Angelus.“ „Willst du, daß ich bleibe?“ Sie überlegte einen Moment. Sein Blick war so offen ... so ehrlich. Er würde ihr nichts böses tun.

„Du ... wirst mir nicht weh tun, oder?“ Angelus setzte sich zu ihr aufs Bett. „Nein. Und ich werde mich um dich kümmern. Heute Nacht zeige ich dir meine Welt.“ Er beugte sich über sie und küßte sie. Währenddessen zog er sich aus. Er legte sich zu ihr. „Du bist wunderschön! Aber es wird Zeit, daß du deine Schüchternheit ablegst.“ „Ich bin so erzogen worden und ...“ „Ich weiß, Süße! Und es ist sehr reizvoll.“ Erneut küßte er sie.

Leidenschaftlich, wie ein Hungernder, kostete er von ihren Lippen. Sie verlor ihre Scheu. Ihrer Schüchternheit wich feuriger Leidenschaft. Einer Leidenschaft, wie er es ihr gar nicht zugetraut hatte. Sie streichelte seine starken Schultern, seinen sehnigen Rücken. Und sie war genauso wie er es sich fast gedacht hatte. Sie war eine leidenschaftliche Frau; eine feurige Geliebte. Sie enttäuschte ihn nicht ...

Danach lagen sie eine Weile nebeneinander. „Nun, habe ich dir zuviel versprochen“, sprach der Vampir und er sah Tanila an. „Nein, das hast du nicht. Es war überwältigend.“ „Mit mir wird es immer so sein“, versprach Angelus ihr. Er setzte sich auf und betrachtete Tanila eingehend. Es hatte ihr nicht geschadet, daß sie sich ihm hingegeben hatte. Sie sah wirklich –wunderschön aus.

Ausgebreitet lag ihr Haar auf den Kissen und ihre Augen glänzten. Es hatte ihr wirklich gut getan. Und obwohl sie noch so unerfahren war, war sie toll gewesen. Mit ihr würde er sehr viel Freude haben. Es würde ihm Spaß machen, sie in die Welt der Vampire einzuführen und ihr alles beizubringen, was sie wissen mußte. Und dann erst die Zeit im Bett ... Ein Lächeln glitt über seine Lippen. Sie würde sein Mädchen – seine Vampirin – sein.

„Warum lächelst du?“ Tanilas Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. „Ich dachte nur gerade nach. Du wirst wunderbar in meine Welt passen“, sprach Angelus. „Willst du mir nicht endlich mehr erzählen? Mach es doch nicht so spannend.“ Sie biß an. Er hatte den Köder ausgeworfen und nun reagierte sie darauf. „Meine Welt ist anders als deine – ganz anders. Und sie ist klasse; das Beste, was es gibt. Du kannst machen was du willst und niemand zieht dich zur Rechenschaft.“ „Wirklich?“ Neugierig setzte Tanila sich auf.

Sie hatte die Decke eng um ihren Körper geschlungen. „Wirklich! Ich zeige sie dir, wenn du willst. Es ist deine Entscheidung. Ich führe dich in meine Welt ein, wenn du es wirklich willst. Entscheide dich, Tanila. Du kannst ein Teil meiner Welt werden. Sie wird dir gefallen, glaube mir.“ Tanila dachte kurz nach. Dann nickte sie leicht. Die Entscheidung fiel ihr nicht schwer. Sie wollte mit diesen Mann leben. „Ist das ein ja?“ „Ja, ich will deine Welt kennenlernen.“ Angelus grinste breit. Das war sein Stichwort.

Vor Tanilas Augen verwandelte er sich in einen Vampir. Im nächsten Moment stieß er ihr die Zähne in den Hals. Von seiner Kraft überwältigt, sank Tanila in die Kissen zurück. Sie konnte nicht glauben, was er war. Er war ein Vampir und trank von ihrem Blut. Bewegungslos lag sie in seinen Armen. Sie wehrte ihn nicht ab; sie schrie nicht. Dazu hatte sie keine Kraft. Sie konnte nicht beschreiben, was in diesem Moment mit ihr geschah.

Tanila spürte, daß etwas von ihr gerissen wurde; das sie schwächer wurde. Angelus hob den Kopf und griff nach seinen Dolch, den er immer bei sich hatte. Er schnitt sich eine Wunde ihn den Arm. „Du hast die Wahl, Süße – jetzt, wo du weißt, was ich bin. Entweder stirbst du oder du trinkst mein Blut. Dann wirst du von meiner Art sein.“ Schwach blickte sie ihn an. Sein Gesicht lag halb im Dunkeln. Angelus war sich sicher, daß sie das ihr angebotene Blut trinken würde.

Zuerst wollte sie nicht. Sie wußte nicht einmal wie das ging. Aber ein Instinkt tief in ihr, drängte sie dazu. Etwas in ihr wollte, das sie es tat. Angelus bot ihr den Arm; bot ihr sein Blut an. Und plötzlich erfaßte ein unglaublicher Hunger sie; eine unbekannte Gier nach Blut. Tanila packte seinen Arm und tat es. Sie trank sein Blut – gierig und hastig. Triumphierend lächelte Angelus. Er hatte sein Ziel erreicht. Nun war sie seine Vampirin. Er hatte es geschafft. Sie konnte nicht genug von seinen Blut bekommen. „Es reicht, Tanila“, sprach er nach einer gewissen Zeit und entzog ihr den Arm.

Die Beiden blickten sich an. Ihre Seele war verschwunden. Ihre Schüchternheit war genauso weg wie ihre Anständigkeit. In ihren Blick lag etwas Gefährliches, aber auch ein Funke Ungewißheit. „Keine Angst, Süße! Ich bin für dich da. Du wirst alles von mir lernen. Wir beide werden ein Schreckenspaar.“ „Zeige mir deine Welt“, bat sie. „Gerne. Zieh dich an. Wir haben noch etwas zu erledigen. Es gibt noch zwei Personen aus deinen sterblichen Leben, die wir aus dem Weg räumen müssen. Freust du dich?“ „Ich will alles von dir lernen.“ „Das hört der Meister gerne“, meinte Angelus als er sich anzog.

Auch Tanila zog sich an. „Nun ... willst du weiter Tanila genannt werden oder suchst du dir einen neuen Namen?“ „Kann ich das?“ „Du kannst alles, meine Schöne.“ Angelus trat hinter sie und legte ihr die Arme um die Taille. „Tina. Mir gefiel dieser Name schon immer.“ „Tina! Schön, das klingt wild und feurig. Und so sollst du sein. Meine Tina, gefällt mir.“ Sie blickte in den Spiegel. Nun hatte sie kein Spiegelbild mehr.

Überrascht drehte sie sich zu Angelus um. Er lächelte milde. „Vampire haben kein Spiegelbild. Wir reagieren allergisch auf Weihwasser und Kruzifixe. Das mit der Sonne muß ich dir sicher nicht erklären, oder?“ „Nein.“ „Ach ja, halte dich von Holzpflöcken fern. Bekommt uns auch nicht sehr gut.“ „Verstehe.“ Angelus streckte ihr die Hand entgegen. „Und nun komm, meine schöne Tochter der Finsternis.“ Sie legte ihre Hand in seine.

Angelus stieß die Tür zum Schlafzimmer ihrer Mutter auf. Unsanft weckte er die Frau aus ihrem Schlaf. Er fiel einfach über sie her und zerfetzte ihr die Kehle. Tina stand daneben und hatte keine Gefühle. Sie fühlte nichts außer Freude über dieses Blutbad. Danach gingen sie zu ihrer zwölfjährigen Schwester. „Deine Beute! Du mußt dich von etwas ernähren; dein erstes Menschenblut.“ Angelus machte eine theatralische Handbewegung.

Tina setzte sich zu ihrer Schwester aufs Bett. „Nur keine Angst! Es wird dir gefallen. Glaube mir“, ermutigte Angelus sie. Sie zögerte keine Sekunde mehr. Ihre Schwester riß überrascht die Augen auf, aber sie hatte keine Chance. Tina nahm ihr das Blut bis zum letzten Tropfen. Dann hob sie den Kopf. Angelus war mit seiner Schülerin zufrieden. Oh ja, wir beide werden großen Spaß haben, dachte er. Sie verließen das Haus. Tanila war tot und Tina war geboren.

~ 4. ~

Angelus war unglaublich stolz auf seine neue Eroberung. Er war schon neugierig, wie Spike und Drusilla darauf reagieren würde. Wie Spikes Reaktion ausfallen würde, daß konnte sich Angelus denken. Aber Drusilla ... die würde schlichtweg ausflippen. Sie würde einen ihrer berühmten Anfälle bekommen. Noch immer sah sie Angelus als ihr Eigentum an. Er war ihr Meister und sie dachte, daß er noch an ihr interessiert wäre. Aber die Wahrheit war, daß Drusilla ihn langweilte.

Tina jedoch ... sie war eine Augenweite – blond, jung und frisch. Außerdem war sie äußerst temperamentvoll. Es überraschte Spike nicht, das blonde Mädchen an Angelus‘ Seite zu sehen als er in ihr altes Haus kam. Die Menschen wußten, daß es von ihnen bewohnt wurde. Und natürlich tuschelten sie. Sie waren ihnen nicht geheuer. Doch niemand traute sich, ihnen zu nahe zu kommen oder öffentlich über sie zu lästern. Aber die Vampire gaben darauf nichts. Sie wußten, daß sie in ihrem Haus – das eigentlich Angelus gehörte, da er es bezahlt hatte – sicher waren.

„Nun, was sagst du, Spike?“ fragte Angelus erwartungsvoll. Gelangweilt blickte Spike von seinem Buch hoch. „Was meinst du?“ „Ich will deine Meinung über Tina hören.“ „Oh ... Tina“, spottete Spike. Gefährlich funkelte Angelus seinen Gefährten an. „Nun, sie ist schön. Und in dir findet sie sicher einen Meister, der ihr alles über die Vampire und ihre Grausamkeit beibringt.“ „Danke, Spike. Ich hätte mir denken können, das du die Sache nicht so ernst nimmst.“ „Tja, solange du Drusilla in Ruhe läßt“, sprach der blonde Vampir.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich an Dru nicht mehr interessiert bin“, sprach Angelus scharf. „Du hast ja ein neues Spielzeug.“ Angelus schoß blitzschnell zum Sessel und packte Spike am Kragen. Mit funkelten Augen knurrte er ihn an. „Spike, mein Alter! Sei nicht so respektlos. Tina ist ein Juwel.“ „Schon verstanden“, murmelte der Jüngere. „Nun sei nett und begrüße sie.“ „Willkommen unter den Vampiren“, knurrte Spike. Angelus ließ ihn los. „Es geht doch.“ Dann zeigte er Tina das Haus, in dem sie lebten.

„Das glaube ich einfach nicht! Er hat es gewagt, dieses kleine Miststück hierher zu bringen“, fauchte Drusilla als sie von Spike erfahren hatte, daß Angelus seinen neuen Liebling zum Wesen der Nacht gemacht und sie hergebracht hatte. „Achtung, Drusilla! Er ist mir schon an die Kehle gegangen weil ich einen blöden Spruch abgelassen habe. Er wird dir die Kehle zerfetzen, wenn er dich hört“, warnte Spike seine Meisterin.

„Nein, mir wird er das nicht antun“, widersprach Drusilla kopfschüttelnd. „Doch, das wird er. Glaub mir, er wird dir an die Kehle springen“, erwiderte Spike angefressen. Er haßte es, wenn Drusilla Angelus so anhimmelte und ihn verehrte. Drusilla schmiegte ihr Gesicht in Spikes Arm und schnurrte leise um ihn zu besänftigen. „Vertraue mir, Spike. Ich kenne meinen Meister. Wo ist er?“ „Ich schätze, er vergnügt sich mit seiner neuen Schöpfung.“ Drusilla erhob sich und ging unruhig im Salon auf und ab.

„Warum tut er mir das an?“ fragte sie entsetzt. „Wie bitte? Drusilla, wie kannst du so etwas sagen?“ stieß Spike überrascht aus. „Entschuldige, Darling, so war das nicht gemeint.“ „Hör mal, Dru, es wäre besser, wenn wir ihn verlassen. Angelus braucht uns nicht. Er wird mit Tina durch die Lande ziehen. Wir sind ihm egal. Er will sicher nicht mehr mit uns herum hängen.“ „Nein, wir werden ihn nicht verlassen – auf keinen Fall. Du täuscht dich, Spike: Er braucht uns.“ Verächtlich schnaufte der blonde Vampir.

„Nein, daß tut er nicht. Er hat uns nie gebraucht. Drusilla, du interessiert ihn nicht mehr. Er genießt nur deine Aufmerksamkeit.“ Dru starrte Spike entsetzt an. „Irgend jemand muß dir ja mal die Wahrheit sagen“, kommentierte Spike gereizt. „Das ist nicht wahr! Du lügst! Wie kannst du so etwas bloß sagen? Du sagst das nur weil du eifersüchtig auf ihn bist. Angelus wird nie sein Interesse an mir verlieren“, behauptete sie zornig. Sie war nahe daran sich auf Spike zu stürzen und ihn für seine Aussage zu bestrafen.

„Aber er hat recht“, ertönte plötzlich Angelus‘ Stimme. Sein kalter Tonfall hallte im Salon wider. Drusilla drehte sich zu dem Vampir um, der sie erschaffen hatte. „Spike hat recht, Dru. Du interessiert mich nicht mehr. Tina hat viel mehr Feuer als du es jemals besitzen wirst.“ Die dunkelhaarige Vampirin starrte Angelus an. „Das ist nicht wahr“, rief sie erbost. „Doch ist es. Ich bin hier weil ich mit euch reden will.“ Angelus goß sich ein Glas Wein ein und blickte zum Vorhang, der vor den großen Fenstern zugezogen war. Die Sonne ging langsam auf.

„Und worüber willst du mit uns sprechen?“ erkundigte sich Spike neugierig, obwohl er da schon eine Ahnung hatte. „Ich will, daß ihr mein Haus verläßt. Ich will mit Tina allein sein. Und deshalb fordere ich euch auf mein Haus zu verlassen – und mein Leben. Wenn ihr nicht freiwillig geht, werfe ich euch mit Gewalt raus. Und ihr wißt, ich bin stärker als ihr beide. Ihr könnt bleiben solange die Sonne scheint. Wenn sie untergeht, seit ihr verschwunden – ihr beide.“ Dabei blickte er Drusilla vielsagend in die Augen. Sie konnte nicht glauben, was er da sagte. Er wollte, daß sie ging? Wie konnte er das nur von ihr fordern?

Spike ergriff das Wort. „Wir werden gehen. Wenn die Nacht herein gebrochen ist, werden Drusilla und ich gehen. Ich dachte mir schon, daß du uns aufforderst dein Haus zu verlassen.“ Die dunkelhaarige Vampirin erwachte aus ihrer Erstarrung. „Ich werde nicht gehen“, beschloß sie. „Doch, du wirst“, fuhr Angelus sie laut an. „Und wenn du nicht gehst, werde ich dich töten“, fügte er im schmeichelnden Ton hinzu. Spike sprang auf und mischte sich ein.

„Das wirst du nicht wagen. Du wirst Drusilla nicht anrühren.“ Angelus lächelte spöttisch. „Spike, du bist nicht stark genug um mich zu schlagen und das weißt du auch. Du könntest es nicht verhindern, wenn ich Drusilla was antue.“ „Das werden wir ja noch sehen. Um ehrlich zu sein, würde ich dich liebend gern töten, Angelus“, gestand Spike. Doch der ältere Vampir lachte darüber nur. „Aber klar! Das du das auch fertig bringst. Versuch es erst gar nicht. Ihr seit verschwunden, wenn die Sonne untergegangen ist“, beschloß Angelus. Dann drehte er sich um und verließ den Salon.

„Dru, wir brauchen ihn nicht. Wir kommen ohne Angelus klar“, sprach Spike an seine Gefährtin gewandt. „Du hast recht. Ich habe ja dich“, schnurrte sie. Aber man sah ihr an, daß ihr Angelus‘ Entscheidung nicht gefiel. „Wir werden irgendwo auf dieser Welt ein schönes Fleckchen für uns finden. Was hältst du von Paris? Frankreich soll um diese Zeit sehr schön sein“, schlug Spike vor.

Drusilla blickte ihm in die Augen und nickte zustimmend, obwohl sie gern bei Angelus bleiben würde. Sie konnte nicht verstehen, warum er sie quasi aus dem Haus warf. „Du hast recht. Wir sollten eine Zeitlang in Frankreich leben.“ Spike wußte, daß Drusilla trotz ihrer schönen Worte niemals aufhören würde, zu hoffen, daß Angelus seine Meinung ändern würde. Aber er würde es nicht tun. Er war seine Freunde überdrüssig.

Tina war in ein Buch vertieft als Angelus die Tür des Schlafzimmers hinter sich schloß. „Meine Freunde werden uns bald verlassen.“ Sie hob den Kopf und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Ich schätze einmal, sie haben es nicht gut aufgenommen.“ Angelus kniete sich vor dem Sessel nieder. „Spike war ganz froh darüber, aber Drusilla ... nun, sie wird darüber hinweg kommen. Wie gefällt dir dein Leben als Vampir bist jetzt?“ fragte er lächelnd.

„Ich kann dich verstehen, warum du es so liebst – die Angst, die du unter die Menschen bringst; die Furcht, wenn sie durch deine Hand sterben. Ich habe es gefühlt als ich das Blut meiner Schwester getrunken habe.“ „Ich habe die richtige Wahl getroffen. Aber du hast noch viel zu lernen.“ „Ich möchte alles von dir lernen“, flüsterte Tina. Sie beugte sich vor, so das ihr Gesicht nahe dem seinen war. „Du wirst alles lernen, was ich weiß. Wir beide werden den Sterblichen lehren, was wahre Furcht ist.“ Angelus knurrte leise und seine Augen leuchteten erwartungsvoll.

Er zog Tina hoch und tanzte mit ihr durch den Raum. „Erkläre mir eines, Angelus“, sprach Tina. „Was?“ „Warum scheuen wir vor Kruzifixe zurück?“ Der Vampir lächelte nachsichtig. „Kreuze sind ein Zeichen des Lichtes, der Güte. Wir sind Kreaturen der Nacht, seelenlose Geschöpfte der Finsternis. Wir sind böse und gehören nicht dem Licht an. Das vereint sich nicht besonders gut. Deshalb verbrennst du dich auch, wenn du ein Kreuz berührst.“ „Was passiert, wenn ein Mensch sich mit einen Kreuz vor uns schützt?“ fragte sie neugierig nach. Angelus lächelte sie warm an.

„Nun, es ist ... als wenn dir jemand die Luft abschnürt. Nur das wir anders atmen als Menschen. Eigentlich atmen wir gar nicht richtig. Immerhin ist unser Herz tot. Deshalb nennt man uns auch Untote, aber egal.“ Gleichgültig zuckte Angelus mit den Schultern. „Zurück zu deiner Frage: Wenn dir ein Kreuz ins Gesicht gedrückt wird, hast du das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Es ist nicht sehr angenehm. Berührst du ein Kreuz mit der Hand, wirst du sie sofort zurückziehen und Schmerzen haben. Du verbrennst dich. Also, unterlaß den Versuch.“ Sie lächelte leicht. „Das werde ich. Ich wußte von Anfang an, daß du etwas besonderes bist.“ Erkläre mir das“, bat Angelus freudig.

Der Vampir ließ sich mit seiner neuen Gefährtin auf das zerwühlte Bett fallen. „Nun, du hast etwas besonderes ausgestrahlt. Ich konnte mir bloß nicht erklären, was es war, aber irgend etwas hat mich magisch zu dir gezogen. Ich war bereit dich überallhin zu folgen.“ „Das hast du ja auch getan.“ Angelus beugte sich über Tina und küßte sie. Leidenschaftlich umarmte sie ihn. Er streifte ihr das Kleid vom Körper. „Du hast Drusilla zum Vampir gemacht, richtig?“ fragte sie zwischen den Küssen.

„Warum fragst du mich das jetzt?“ murmelte Angelus. „Weil es mich interessiert. Ich habe schon auf der Party meiner Familie gemerkt wie sie dich mit ihren Blicken regelrecht verschlang.“ „Nun, daß stimmt. Ich machte sie zu einem Wesen der Nacht. Aber sie hat angefangen mich zu langweilen. Außerdem ist sie gar nicht mein Typ.“ „Deine Schwäche sind blonde Frauen“, stellte Tina fest.

„Gut beobachtet. Du scheinst mich schon sehr gut zu kennen“, bemerkte Angelus. „Ich hoffe, du servierst mich nicht so ab wie Drusilla.“ Angelus blickte sie an und fing dann schallend zum lachen an. „Was?“ fragte Tina unverständlich. „Du hast einen wunderbaren Sinn für Humor, Liebste.“ „Würdest du bitte aufhören zu lachen?“ „Tut mir leid. Glaubst du wirklich, ich laß dich einfach fallen, nachdem ich dich so sorgfältig ausgesucht habe?“ hakte Angelus nach.

„Ich weiß nicht.“ „Tina, du bist töricht. Wir beide werden eine lange Zeit ein Paar sein. Keine ist wie du. Da bin ich mir sicher. Wir werden viel Spaß zusammen haben. Hör also auf, eifersüchtig zu sein. Du hast keinen Grund dafür – auch, wenn ich deine Eifersucht ganz süß finde. Reicht dir das als Versprechen?“ „Natürlich.“ Und wieder versanken sie in einem tiefen Kuss. Weder Angelus, noch Tina verschwendeten auch nur einen weiteren Gedanken an Drusilla oder Spike. Sie liebten sich leidenschaftlich und genossen ihr Beisammensein. Obwohl Tina erst seit kurzem ein Vampir war, fühlte sie sich wohl und glücklich an der Seite des bösesten Vampirs von allen.

~ 5. ~

Die Sonne war am Horizont verschwunden und die Dunkelheit brach herein. Eine Kutsche stand vor Angelus‘ Haus, die seine Freunde von ihm wegbringen würde. Spike war abreisefertig und wartete nur noch ungeduldig auf Drusilla. Die dunkelhaarige Vampirin nahm sich alle Zeit der Welt. Sie wollte den Abschied von ihrem Meister solange wie möglich hinausschieben. Sie wollte sich nicht von ihm trennen. Doch schließlich war es Angelus, der sie drängte, endlich zu verschwinden.

„Willst du dich nicht richtig von mir verabschieden? Ein Kuss wäre doch das Mindeste, was du mir zum Abschied geben kannst, oder?“ fragte Drusilla mit honigsanfter Stimme. Genervt verdrehte Angelus die Augen. Tina trat an ihn heran und legte ihre Hand auf seine Schulter. Eindeutig signalisierte sie Drusilla damit, daß sie keine Ansprüche mehr auf Angelus hatte. Drusilla kochte vor Wut. Tina jedoch blieb völlig ruhig, genauso wie Angelus. Der freute sich weil Tina ihre Zuneigung so offen zeigte.

„Ich denke, es ist besser, wenn du endlich fährst, Drusilla. Spike wartete nur darauf endlich verschwinden zu können“, gab Tina der Vampirin zu verstehen. Drusilla funkelte sie zornig an und trat einen Schritt nach vorne um Angelus einen Abschiedskuß zu geben. Der schob sie jedoch auf die Kutsche zu. „Ich wünsche euch eine schöne Zeit und nun haut ab“, sprach Angelus und er setzte damit ein deutliches Zeichen, daß er sie loswerden wollte. Spike half Drusilla in die Kutsche, drehte sich aber noch einmal zu Angelus um.

„Du wirst uns nicht so schnell wiedersehen“, sprach er. „Das hoffe ich. Nun, dein Wunsch erfüllt sich, Spike. Du hast Drusilla nun ganz für dich allein. Und jetzt verschwindet endlich.“ Spike stieg ein und schloß die Tür hinter sich. Angelus befahl den Kutscher loszufahren. Die Pferde setzten sich in Bewegung. Der Kutscher brachte Spike und Drusilla zum Hafen. Von dort würden sie mit einem Schiff nach Frankreich fahren. Angelus war froh, daß die Beiden endlich aus seinem Leben verschwanden.

„Laß uns ausgehen“, bat Tina neben ihm. „Ich bin hungrig.“ „Du hast recht. Komm, gehen wir auf die Jagd.“ Gemeinsam streiften sie durch das Nachtleben von London. Auf der Straße herrschte Leben. Tina blickte sich London an als wäre sie das erste Mal in der Stadt. Jetzt, als Vampirin, sah sie alles anders; alles mit anderen Augen. Angelus beobachtete sie amüsiert. „Die Nacht ... ich habe sie noch nie so schön gefunden. Diese Dunkelheit ist erstaunlich. Es ist, als lebe die Finsternis“, sprach Tina.

„Jetzt siehst du mit den Augen eines Vampirs. Ein Vampir sieht die Dunkelheit anders als ein Sterblicher“, erklärte Angelus. „Das stimmt! Es ist unglaublich. Ich hätte niemals gedacht, daß ich diese Stadt einmal so ... faszinierend sehen würde.“ „Du besitzt jede Macht. Und ich will, daß du diese Macht ausübst und richtig einsetzt.“ „Aber wie kann ich sie richtig einsetzen?“ fragte Tina neugierig. „Das wirst du mit den Jahren von mir lernen“, versprach Angelus ihr. Sie blickte zu ihm hoch. Angelus beugte seinen Kopf und küßte sie.

Sein Kuss war federleicht; eine zärtliche Berührung wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Angelus liebte es zu provozieren und er wußte, daß ihm dies auch wieder vollends gelang. Solche Offenbarungen von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit waren nicht sehr gesehen. Aber sie waren Vampire und hatten die Macht alles zu tun, was sie tun wollten. Tina hakte sich bei ihm unter. Langsam schritten sie durch die dunkle Nacht. Sie beobachteten die Menschen, die mit Kutschen an ihnen vorbei fuhren oder an ihnen vorbei gingen.

„Natürlich kannst du wahllos töten, so wie Spike es tut. Aber die wahre Kunst ist es, sich einen Sterblichen sorgfältig auszusuchen und ihn dann zu schnappen. Erschleiche dir sein Vertrauen und dann schlage zu. Zeige deinen Opfern, welche Macht du hast. Töte mit Kunst, mit der Macht, die du in ihr hast und nicht unkontrolliert. Es macht nur dann wirklichen Spaß, wenn du mit ihnen spielst, dich an ihrer Furcht erfreust und ihnen das zarte Blut nimmst. Nähre dich von ihrer Angst.“ Fasziniert hatte Tina ihm zugehört. Das, was er ihr erzählte, erregte sie. Ihre Leidenschaft wurde durch seine Worte geweckt.

Und dann sah sie den jungen Mann. Er trug einen feinen Anzug und sein helles Haar fiel ihm in die Stirn. Tina erkannte ihn sofort. Sie hielt Angelus auf. „Ich kenne ihn. Er ist ein Freund meiner Familie gewesen.“ „Willst du ihn?“ fragte Angelus bloß. „Ja.“ „Dann hole ihn dir. Ich werde dabei zusehen. Ich will ihn sterben sehen. Keine Sorge, er wird mich nicht entdecken. Ich bin ein Meister darin mit dem Schatten zu verschmelzen.“ „Ich bin darin nicht geübt. Was soll ich tun?“ fragte Tina ihn. Sie hatte keine Angst. Sie wußte, Angelus würde ihr alles beibringen.

„Wirf ihm einen Köder hin. Laß ihn zappeln und warte, bis er anbeißt. Locke ihn in eine dunkle Gasse. Da kannst du in aller Ruhe über ihn herfallen ohne das dich jemand sieht. Und sollte es wirklich Probleme geben ... bin ich auch noch da. Dann regle ich den Rest. Aber es kann gar nichts schiefgehen. Ich weiß, daß es funktioniert. Du bist einzigartig, vergiß das niemals“, sprach Angelus sanft.

„Es wird keine Schwierigkeiten geben, Darling. Sicher, du mußt noch viel lernen, aber du hast mich als Lehrer. Was kann da schon schiefgehen?“ „Du hast recht“, stimmte Tina ihm zu. Angelus gab ihre Hand frei. Leicht streifte er ihre Finger mit seinen Lippen. Dann zog er sich zurück und wurde eins mit dem dunklen Schatten der Nacht.

Langsam schritt Tina auf Peter zu. Mit zitternder Stimme rief sie seinen Namen. Sie stand einige Meter von ihm entfernt. Fasziniert beobachtete Angelus die Szene. Sie war mehr als gut. Tina erschien ihm wie ein verängstigtes, junges Mädchen, daß nicht wußte, wo es hin gehörte. Der junge Mann biß sofort an und schöpfte an der ganzen Situation keinen bösen Verdacht.

„Tanila?“ fragte er. Das Licht auf der Straße war gedämpft. Man konnte nur die Hälfte ihres Gesichtes sehen. Langsam bog Tina in die nächste dunkle Gasse ein und wartete dort. Peter folgte ihr. „Tanila?“ „Ja, ich bin es.“ „Mein Gott, was ist passiert? Deine Familie ist tot und du bist spurlos verschwunden.“ „Ich weiß.“ „Was ist geschehen?“ Peter kam näher. Tina hatte ihm den Rücken zugedreht. Angelus war lautlos in die Gasse getreten um alles ganz genau sehen zu können.

Der junge Mann war ganz nahe an Tina heran getreten. Er berührte sie leicht an der Schulter. „Erzähl mir bitte, was geschehen ist. Wo warst du die ganze Zeit?“ In diesen Moment fuhr Tina herum. Sie packte ihn an der Schulter. Geschockt riß Peter die Augen auf. Im nächsten Augenblick hatte sie sich auch schon über ihn gebeugt und trank sein Blut.

Energisch wehrte Peter sich. Doch sein Widerstand brach langsam. Er hatte keine Kraft mehr. Jegliche Lebensenergie schwand aus seinem Körper. Tina fühlte seine Angst. Sie spürte, wie sein Blut schnell durch ihre Adern floß. Tina wurde immer gieriger. Das erste Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich lebendig. Sie war noch nie so am Leben gewesen wie in diesem Augenblick.

„Tina, du kannst aufhören. Er ist tot“, sprach Angelus, der unbemerkt an ihre Seite gekommen war. Tina blickte auf und ließ die Leiche fallen. „Wow! Ich bin beeindruckt. Das war eine echt tollte Vorstellung. Aber was anderes hatte ich auch nicht erwartet“, lobte Angelus sie. „Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt.“ „Das ist dein wahres Ich, Süße. Du bist dazu bestimmt böse zu sein.“ „Das weiß ich jetzt auch.“ Sie schmiegte sich an Angelus.

Bereitwillig nahm der Vampir sie in den Arm. Er blickte in ihre leuchtenden Augen. Sie strahlte Gier und Mordlust aus. Oh, wie liebe ich diese Vampirin, dachte Angelus entzückt. Er küßte sie leidenschaftlich, ehe sie die Gasse verließen und sie ihre Jagd nach frischem Menschenblut fortsetzten. Nach einer aufregenden Nacht kehrten sie schließlich in ihr Haus zurück. Und dort vergnügten sie sich, bevor die beiden Vampire ein wenig Schlaf fanden.

Gemeinsam streiften Angelus und Tina durch England; durch das ganze Land. Tina bat Angelus bald, ihr die Welt zu zeigen. Und er ging mit ihr auf Reisen. Überall, wo sie hinkamen, hinterließen sie einen Weg des Todes. Eine Zeitlang lebten sie in Norwegen. Doch da wurde es den beiden Vampiren – selbst für ihre Verhältnisse – bald zu kalt.

Eines Tages überraschte Angelus sie mit einer Schiffsreise nach Amerika. „Du weißt, was ich mir wünsche“, flüsterte Tina ihm ins Ohr. „Amerika wird dir gefallen.“ „Aber Europa für immer verlassen?“ fragte sie zweifelnd. „Wir kommen zurück“, versprach Angelus als sie das Schiff betraten. Nun waren sie schon seit so vielen Jahren ein Paar und obwohl Angelus selten für jemanden etwas empfand ... für Tina empfand er Zuneigung. Und die zeigte er ihr auch.

Amerika war ein Land, daß ihnen gefiel. Ihre Grausamkeit kannte keine Grenzen und sie tobten sich richtig aus. Sie nahmen sich was sie wollten – egal, ob Land, Geld oder Leben. Für viele waren sie ein unheimliches Paar. Die Menschen begegneten ihnen mit Skepsis und einige versuchten, ihnen aus dem Weg zu gehen. Doch Angelus konnte das Mißtrauen der Sterblichen mit seinen unverwechselbaren Charme in den Hintergrund treten. Er hatte Tina gelehrt ihren mädchenhaften Charme richtig einzusetzen. Und es funktionierte immer wieder.

Angelus war unglaublich stolz auf seine Tochter der Nacht. Jede Nacht, wenn er mit ihr auf die Jagd ging, wußte er, er hatte die Richtige ausgesucht. Noch nie hatte ihn jemand so fasziniert wie Tina. Noch nie war jemand genauso böse wie er gewesen. Und noch nie hatte jemand seine Zuneigung so verdient wie Tina. Sie waren das böseste Liebespaar unter den Vampiren. Und das sollten sie für eine lange Zeit bleiben ...

To Be Continued ...


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