Title: Der gefallene Engel, Teil 3 – Blutige Spur
Author: Tegan

Fandom: Angel, Buffy
Rating:
Category: Fight, Tod, a little bit X-Over
Characters, Pairing: Doyle, Cordelia, Buffy, Willow, Xander, Giles, Angelus / Tina (eig. Charakter)

Summary: Buffy reist nach Los Angeles um Angel zu helfen. Mit Doyle und Cordelia tritt sie den ewigen Mächten gegenüber und erfährt, was Angels wahre Bestimmung ist. Ihr bleibt nur eine einzige Möglichkeit, um die Welt vor Angelus und Tina zu bewahren. Sie muß sich ihrem schlimmsten Alptraum stellen ...

Disclaimer: Die Charaktere von Angel und Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon, David Greenwalt und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Der gefallene Engel ist somit fertig. Ich hoffe, das die Buffy-Fans mir das Ende verzeihen mögen. In diesen Teil wird es äußerst dramatisch. Buffy muß etwas tun, was sie niemals tun wollte, aber Angelus läßt ihr keine andere Wahl. Zuviel wird nicht verraten. Lest doch einfach selbt!


Der gefallene Engel, Teil 3 - Blutige Spur
written by Tegan
© 2001

~ 1. ~

Gemeinsam streiften sie durch die Nacht – Seite an Seite wie einst. Sorgfältig ließ Angelus seinen Blick über die Menschen gleiten, die an ihnen vorbei hasteten. Er suchte nach einen Opfer. Zufrieden sog er die Luft ein, obwohl sie nicht für ihn lebensnotwendig war. Dann glitt sein Blick zu Tina, die er lange anblickte und er lächelte leicht. „Was ist los?“ fragte sie. „Stimmt etwas mit meinen Haaren nicht?“ Leicht schüttelte Angelus den Kopf.

„Nein, es ist alles mit deinen Haaren in Ordnung. Du siehst wunderschön aus – wie immer. Du hast nicht aufgegeben, Darling. Ich bin dir sehr dankbar dafür, das du mich zurück verwandelt hast; das du mir geholfen hast, diese Seele wieder loszuwerden.“ „Ich wußte, das du es so aufnehmen würdest. Ich wußte, den wahren Angelus stört dieser verdammte Fluch, den man dir aufgezwungen hat. Und was machen wir jetzt?“ „Wir suchen uns ein Opfer“, sprach Angelus und er legte ihr einen Arm um die Schulter.

Suchend blickte Tina sich um. „Was hältst du von der jungen Frau da drüben?“ Angelus drehte den Kopf in die Richtung, in die Tina mit der Hand zeigte. Die Frau, die sie meinte, war dunkelhaarig und nicht älter als fünfundzwanzig. Freudig knurrte er leise. „Genau richtig. Du weißt eben was mir gefällt.“ „Ich habe es nicht vergessen. Wie willst du vorgehen?“ „Ich schnappe sie mir einfach. Ich will endlich wieder frisches Blut.“ „Wir müssen uns beeilen“, sprach Tina mit einen Blick zum Horizont. Die Sonne würde bald aufgehen.

„Bis zum Sonnenaufgang sind wir schon längst wieder in meiner Wohnung. Okay, wir treffen uns in zehn Minuten wieder hier“, beschloß Angelus. „Ich habe verstanden.“ „Du brauchst auch noch Blut. Du wirst schon etwas blaß“, bemerkte er besorgt und ließ seinen Finger zärtlich über ihre Wange gleiten. „Ich hole mir auch etwas zu trinken“, versicherte Tina ihm. „In zehn Minuten bist du wieder da, verstanden?“ „Natürlich.“ Angelus zog sie an sich und küßte sie. Dann ging er über die Straße. Seufzend blickte Tina ihm nach.

Es tat so gut ihn wieder in seiner altbekannten Kälte zu beobachten. Ein glückliches Lächeln huschte über ihre Lippen. Er war wieder der Angelus, den die Vampirwelt fürchtete. Sie war so froh ihn wiederzuhaben. Angelus war wieder der, den sie kannte und zu dem sie aufsah. Leicht schüttelte sie den Kopf und vertrieb die Gedanken, in denen sie schwelgte. Sie drehte sich um und heftete sich an die Fersen eines sechzehnjährigen Burschen.

Die dunkelhaarige Frau ging die Straße hinunter – ahnungslos, das sie verfolgt wurde. Angelus folgte ihr zuerst unauffällig, dann ließ er sie spüren, das jemand hinter ihr her war. Ihre Schritte wurden schneller und waren ein Zeugnis ihrer aufkeimenden Angst, die sie verspürte. Sie flüchtete sich in eine Gasse und drückte sich ängstlich an die Wand. Angelus ließ sie in den Glauben ihm entkommen zu können.

Doch dann wurde ihm dieses Spiel zu langweilig und wie aus dem Nichts stand er plötzlich vor ihr. Mit einer einzigen Bewegung zog er sie noch weiter in die schützende Dunkelheit der Gasse. „Nein, was wollen Sie von mir?“ rief die Frau panisch. Mit einer Hand hielt er ihr den Mund zu, mit der anderen hielt er sie fest. Sie stöhnte leicht auf als er sie mit einer hastigen Bewegung herumriß und sich vor ihren Augen verwandelte. Bevor die junge Frau reagieren konnte, hatte er sich schon über sie gebeugt und trank von ihrem Blut.

Ah, endlich wieder frisches Menschenblut, dachte er erfreut. Er genoß jeden Tropfen Blut, das seine Kehle hinunter floß. Es war frisch, lebendig und mit der richtigen Würze an Angst. So liebe ich es, dachte Angelus genießerisch. Er zog die halbtote Frau noch enger an sich und seine Zähne gruben sich noch tiefer in ihren Hals. Hilflos stöhnte die Frau auf. Sie wußte, sie war so gut wie tot. Diese Kreatur würde sie nicht am Leben lassen.

Ein großes Glücksgefühl – das er lange nicht mehr verspürt hatte – machte sich in Angelus breit. Das Blut ließ seine Sinne lebendig werden. Es schmeckte warm und zart. Mit einen wohligen Seufzer ließ Angelus die Frau los. Die Leiche fiel zu Boden. „Ah, das war fabelhaft“, rief er begeistert aus und stieg über die Leiche hinweg. Sein Blick wanderte zum Horizont. Nun mußten sie sich wirklich beeilen. In gut einer Stunde würde die Sonne aufgehen.

Am verabredeten Treffpunkt wartete Tina schon auf ihn. Sie sah ihn wissend an. Angelus legte locker einen Arm um sie und machte sich mit ihr auf den Heimweg. Doyle und Cordelia verließen gerade das Gebäude. Sie konnten einfach nicht glauben, das Angel nicht mehr da war. Als Doyle Schritte hinter ihnen vernahm, die sich schnell näherten, blickte er sich um. Er sah Angelus und Tina, die auf den Weg zur Wohnung waren.

Instinktiv reagierte er und zog Cordelia in eine Gasse, damit die beiden Vampire sie nicht sahen. Sie würden diese Begegnung nicht überleben, das wußte der Halbdämon. „Was soll das?“ fauchte Cordelia unverständlich. „Sch! Sei ruhig! Sag keinen Ton, da sind sie.“ Cordelia warf einen kurzen Blick auf die Straße. Ihr wurde eiskalt als sie Angelus erkannte. Sein Gang – alles wirkte anders, viel grausamer. Die beiden Vampire verschwanden im Gebäude ohne auf ihre Umgebung zu achten.

„Oh mein Gott“, flüsterte Cordelia geschockt, als sie wieder allein auf der Straße waren. Doyle zog sie bestimmt zum Auto. Sie durften keine Zeit verlieren. „Wir fahren zu dir. Du mußt Buffy anrufen. Sie muß wissen was geschehen ist“, sprach er als er Cordelia ins Auto schob. „Du hast recht“, flüsterte sie benommen und lenkte den Wagen auf den Highway.

„Aber ... wie ... wie soll ich ihr das sagen?“ „Mit deiner unverblümten Art, Cordy.“ „Doyle, dies ist keine Situation für deine derben Scherze“, fuhr sie ihn scharf an. Sie konnte es nicht glauben. Sie konnte nicht fassen, was geschehen war. Er war wieder Angelus. Dabei hatte sie ihm vertraut. Sie alle hatten ihm vertraut; hatten darauf vertraut, das es nicht noch einmal geschehen würde.

Als sie in ihrer Wohnung saßen, wählte Cordelia mit zitternden Fingern die Nummer der Jägerin. „Ja?“ „Willow, hier ist Cordelia“, sprach sie mit beklemmender Stimme in den Hörer. „Hi Cordy, wie geht es dir in Los Angeles? Wie geht es Angel?“ sprach Willow aufgeregt. „Ich muß mit Buffy sprechen. Es ist äußerst wichtig. Es ... geht um ... Leben und Tod“, murmelte die dunkelhaarige Schönheit.

„Einen Moment“, meinte die junge Hexe verwirrt und sie reichte den Hörer an Buffy weiter. Willow spürte, das etwas nicht stimmte. „Hallo Cordelia“, sprach schließlich Buffy. „Buffy ... es ist ... etwas schreckliches passiert“, begann Cordy. „Ist etwas mit Angel?“ fragte die Jägerin sofort alarmierend. „Ja, er ist ... er ...“ Cordelia war mit den Nerven am Ende. Sie war nicht in der Lage, Buffy zu sagen, was passiert war. Entschlossen nahm Doyle ihr den Hörer aus der Hand.

„Buffy, hier spricht Doyle. Ich bin ein Freund von Angel. Hör zu, die Sache ist sehr ernst und ich weiß auch nicht, wie ich dir das am schonendsten beibringe, aber ...“ „Was ist passiert?“ fragte Buffy scharf. Doyle seufzte leise. „Es ist etwas geschehen. Eine ehemalige Schülerin von Angel ist bei uns aufgetaucht. Sie hat ... sie hat mit Angel geschlafen. Sie hat ihn betrunken gemacht und danach verführt. Buffy, es tut mir leid, aber Angelus ist wieder da“, gestand er mit ernster Stimme.

Er hörte, wie die Jägerin am anderen Ende der Leitung scharf die Luft einzog. Dann glitt ihr langsam der Hörer aus der Hand und polterte zu Boden. Erstarrt blickte Buffy auf einen Punkt an der Wand. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade erfahren hatte. „Was ist los, Buffy?“ fragte Willow besorgt, die ihre Freundin in die Arme nahm. Doch Buffy reagierte nicht darauf. Sie war vollkommen geschockt. Sollte der Alptraum wieder von vorne losgehen? Es durfte nicht sein. Leise schluchzte sie vor sich hin. Tränen bannten sich einen Weg über ihre Wangen. Sie wußte, auch wenn sie sich der Wahrheit nicht stellen wollte, der Alptraum begann von neuem. Ihr schlimmster Alptraum war wieder Realität geworden.

Willow hob den Telefonhörer vom Boden auf und preßte ihn an ihr Ohr. „Hallo?“ rief sie. Es  mußte etwas schreckliches passiert sein, wenn Buffy so geschockt und gleichzeitig außer sich war. Die Jägerin sank auf ihr Bett, schlug die Hände vors Gesicht und fing bitter zu weinen an. Dieses Verhalten paßte normalerweise nicht zu ihr. Das geschah nur, wenn etwas wirklich schreckliches passiert war.

Das rothaarige Mädchen hatte eine Ahnung, doch sie betete innerlich, das es nicht so war. Aber das Gespräch mit Angels Freund zerstörte all ihre Hoffnungen. Doyle erklärte ihr, was geschehen war. Wie betäubt legte Willow auf. Doyle brauchte nicht fragen. Er wußte auch so, das Buffy nach L.A. kommen würde. Vielleicht konnte sie Angel noch helfen, aber an dieser Hoffnung hielt Doyle nicht fest.

Doyle wußte, das es für das blutrünstige Monster, das Angel nun wieder geworden war, keine Hilfe mehr gab. Er würde sie nicht annehmen. Im Gegenteil: Er würde Diejenigen, die ihm ihre Hilfe anbieten würden, verspotten, auslachen und dann töten. Angelus war wieder frei. Er fühlte sich erlöst. Sowohl in Sunnydale wie auch in Los Angeles trauerten und fürchteten die Menschen, denen Angel etwas bedeutet hatte, um den Vampir, der nun für immer verloren war.

~ 2. ~

Nachdem sie den ganzen Tag geschlafen hatten, waren die beiden Vampire fit für eine neue Nacht. Angelus hatte für diese Nacht etwas besonderes geplant. Er wollte alles aus dem Weg räumen, was ihn an sein Leben als wiedergutmachender Vampir erinnerte. Und anfangen wollte er mit denen, die ihm geholfen hatten und auserwählt hatten. Sein Weg führe ihn zu den Orakeln.

„Soll ich mitgehen oder hier warten?“ fragte Tina aufgeregt. Sie standen vor dem Tor, das ihnen Zugang zu den Orakeln verschaffte. „Natürlich kommst du mit. Das wird ein Spaß“, lachte Angelus kalt und er legte ihr einen Arm um die Taille. Das Tor öffnete sich und Angelus und Tina fanden sich in dem weißen, antiken Raum wieder. Vor ihnen standen die beiden Verbindungsleute zu den Mächten der Ewigkeiten, die auch schon mit Doyle gesprochen hatten.

„Hi“, grüßte Angelus fröhlich. „Angelus“, sprach der Mann. „Du besitzt die Frechheit uns aufzusuchen? Und das auch noch mit deiner Geliebten?“ Breit grinste der Vampir und trat einen Schritt vor. „Klar. Ich wußtet doch, das ich wieder der Alte bin. Also, warum habt ihr mir Zugang gewehrt?“ fragte er. „Bleib wo du bist, Kreatur“, forderte der Mann als Angelus noch weiter vortrat.

„Alles im Leben hat einen Sinn. Jeder muß seinen Schicksal folgen“, sprach die Frau mit sanfter Stimme. Im Gegensatz zu dem Mann beunruhigte sie das Erscheinen der beiden Vampire nicht. „Wie wahr, wie wahr“, spottete Angelus vergnügt. „Wißt ihr was? Ich bin hier um euer Schicksal in die Hand zu nehmen.“ „Du kannst nicht wissen was unser Schicksal ist“, erwiderte der Mann. „Doch ich kann“, widersprach Angelus knurrend und er verwandelte sich.

Mit einer schnellen, raubtierhaften Bewegung schoß er nach vorne und packte dem Mann am Kragen seiner Toga. Auch Tina hatte sich verwandelt und kümmerte sich um die Frau. „Was passiert, wenn ich euch töte? Werdet ihr dann von anderen ersetzt?“ fragte Angelus. „Das wirst du nie erfahren“, sprach der Mann. „Falsche Antwort.“ Angelus warf ihn durch den Raum. Der Körper des Mannes prallte brutal gegen die Wand. Schmerzerfüllt schrie er auf.

„Was seit ihr? Normale Menschen? Oder höhere Wesen, die auch Schmerz empfinden können?“ fragte Angelus wütend. Der Zorn kochte in ihm. Was bildeten diese Mächte sich überhaupt ein über sein Leben bestimmen zu wollen? „Wir wurden auserwählt den Mächten der Ewigkeiten zu dienen – so wie Doyle“, sagte die Frau, die sich unter Tinas harten Griff wandte. Doch sie kam nicht frei. Die Vampire hatten an diesem Spiel großen Spaß. Die Orakeln wußten, sie würden sterben. Das war ihr Schicksal ... durch die Hand des Kriegers zu sterben. Jetzt würde es sich erfüllen.

Tina hatte das Genick der Frau umfaßt. Angelus schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln. „Tue es, Liebling. Tue es für mich“, bat er mit Freude in seinen kalten Augen. Während er Tina beobachtete, packte er den Mann erneut an seiner Toga und zog ihn hoch. Tina erwiderte das Lächeln ihres Meisters und riß das Genick herum, das ein schauderhaftes Geräusch von sich gab. Die Frau kam nicht einmal mehr dazu einen Ton von sich zu geben. Ihr Körper sank schlaff zu Boden. Leblos lag sie vor Tinas Füßen.

„Oh Gott! Nein“, keuchte der Mann entsetzt. Er zappelte und wand sich; versuchte frei zu kommen, doch Angelus‘ Griff war zu eisern, zu fest. „Du warst der Krieger ...“, begann er verzweifelt. Obwohl er das Schicksal kannte, das der Krieger hatte, war er nicht bereit sein Leben einfach so aufzugeben. Er kannte auch sein persönliches Schicksal und er wollte – konnte – sich dem nicht einfach fügen. Sein Wille zu leben war stärker.

„Weißt du was? Euer Krieger pfeift euch was“, knurrte Angelus fröhlich. Angelus blickte Tina an, die zu ihm trat. „Komm, laß uns trinken“, schlug er vor. „Nein, tue das nicht ...“, flehte der Mann. „Zu spät. Ihr habt zu spät erfahren welche Gefahr ich wirklich bin.“ Angelus beugte sich über die Kehle des jungen Mannes und schlug ihm die Zähne in den Hals. Er grub sie tief in die Kehle.

Der Mann stöhnte leise auf. Tina hatte sein Handgelenk umfaßt und hatte ihre Zähne in diese Ader hinein gestoßen. Der Mann spürte, wie sein Leben von ihm wich. Das war ihr Schicksal, das sie nicht ändern konnten. Es war alles zu spät. Der Krieger hatte sich gegen Diejenigen gestellt, die auf seiner Seite waren; die ihn zu etwas auserwählt hatten, was er nicht sein wollte. Das Schicksal hatte sich erfüllt ... das Schicksal der Orakeln und des Kriegers.

Achtlos ließen die Vampire die Leiche zu Boden fallen. „Ich liebe es“, rief Angelus ausgelassen. Er nahm Tina in die Arme und wirbelte sie herum. „Du hast mich befreit, Süße“, sprach er. Tina schlang ihre Arme um seinen Nacken und er stellte sie wieder am Boden ab. Sie blickten sich zärtlich an und ihre Lippen versanken in einen leidenschaftlichen, aber voller Zuneigung gepaarten Kuss.

Da wurden sie von einen Geräusch aufmerksam. Sie hoben die Köpfe und sahen, daß das Tor sich öffnete. Die Orakeln waren tot. Nun war das Tor für jeden zugänglich. Doyles Verbindung zu den Mächten der Ewigkeiten war nicht mehr vorhanden. „Ihr schimpft euch Mächte der Ewigkeit, aber könnt nicht verhindern, das ich das hier getan habe“, rief Angelus. Wer immer diese Mächte waren, er wußte, sie waren anwesend. Sie waren da und hörten ihn.

„Ihr könnt mich alle einmal! Was ich euch schon immer mal sagen wollte ... ich bin nicht euer Diener, der die Drecksarbeit für euch erledigt. Ich bin euer Feind und mache nur das, was ich will. Ich bin wieder ein Teil der Mächte der Finsternis“, stellte Angelus klar. Er nahm Tina bei der Hand. „Gehen wir.“ Sie traten durch das Tor. „Es sollte so geschehen“, sprach eine Stimme hinter ihnen. Doch die Vampire hörten sie nicht mehr. Zum ersten Mal hatten die ewigen Mächte geantwortet.

„Willst du das wirklich tun?“ fragte Willow besorgt. Sie beobachtete wie ihre Freundin packte. Buffy legte ein paar Sachen in eine kleine Tasche. Xander saß auf Willows Bett und Giles stand am Fenster ohne ein Wort zu sagen. „Sie brauchen mich“, erwiderte Buffy und warf hastig ein paar Hosen in die Tasche. „Dieser Doyle ... nun er meint, die Sache ist äußerst ernst.“ Buffys Miene wirkte starr, aber entschlossen.

Die Jägerin war fest entschlossen nach L.A. zu fahren und Angel zu helfen. Sie wollte ihn nicht töten. Sie wollte ihm helfen. Aber wie? Das wußte sie selbst noch nicht. Doch sie würde einen Weg finden zu Angel durchzukommen. Nur in ihren Augen konnte man lesen wie sie wirklich fühlte. In ihren Augen las man ihren Schmerz, der durch Angels Verwandlung in sein altes Ich wieder aufgebrochen war.

Aber es gab da noch etwas, was sie tief traf und verletzte. Die Tatsache, das er mit einer anderen geschlafen hatte, tat mehr weh als das er wieder Angelus war. Warum hatte er das bloß getan? Was hatte ihn dazu getrieben? Er kannte doch die Konsequenzen, wenn er mit jemanden schlief. Liebte er diese Vampirin etwa? Energisch schüttelte sie den Kopf. Daran durfte sie nicht einmal denken. Auch wenn Buffy nun mit Riley einen lieben Freund gefunden hatte, waren ihre Gedanken und ihre Sehnsüchte noch oft bei Angel.

Es gab ihren Herzen einen schmerzhaften Stich, wenn sie daran dachte, das er mit einer Vampirin geschlafen hatte, die er womöglich mehr liebte als er sie je geliebt hatte. Aber er wußte doch, was geschah, wenn er sich auf so etwas einließ. Warum war er dieses Risiko eingegangen? Okay, er kannte diese Frau. Er hatte sie zu dem gemacht, was sie war, aber ... Tausend Gedanken schossen Buffy durch den Kopf.

„Wir müssen den Fluch erneuern“, sprach sie auf einmal als sie ihre Jacke anzog und die Tasche schulterte. Sie blickte ihre Freunde an. Alle waren betroffen. Sie alle erinnerten sich noch gut an all die schrecklichen Dinge, die Angel nach seiner Verwandlung getan und in Sunnydale angerichtet hatte. Sie alle hatten Angelus, die Geißel Europas, kennen gelernt und niemand wollte dieser extremen Form von Angel je wieder begegnen.

„Buffy, ich halte es für keine gute Idee, das du allein nach Los Angeles gehst“, brach Giles nun die Stille. „Angel, der ...“ „Giles, Sie werden hier gebraucht. Sorgen Sie dafür, das der Fluch erneut wird. Ich muß nach L.A. und Angel aufsuchen. Ich muß ihm helfen. Ich kann ihn unmöglich in Stich lassen“, sprach die Jägerin energisch. Da bemerkte sie den vielsagenden Blick, den Giles mit Willow austausche.

Beklemmend blickte Willow zu Boden. „Was ist los?“ hakte Buffy nach. Ihre Instinkte sagten ihr, das hier etwas nicht stimmte. Ihre ganzen Sinne waren sofort in Alarmbereitschaft. „Es gibt ... da ein Problem – mit dem Fluch“, räusperte sich Giles. „Und welches? Giles, sagen Sie es mir!“ forderte Buffy energisch. „Die Diskette ist weg. Sie ist nach dem Ritual nicht mehr aufgetaucht. Niemand weiß, was damit geschehen ist“, gestand er. Er hatte alles abgesucht, aber die Diskette blieb verschwunden.

Buffy seufzte schwer und blickte zu Boden. „Jenny hat ihn gefunden“, sprach sie und hob ruckartig den Kopf. „Dann können Sie das auch, Giles. Versuchen Sie es wenigstens. Wir müssen uns an jeden noch so kleinen Stromhalm klammern, den wir haben. Bitte, versuchen Sie es! Vielleicht haben wir ja Glück. Ich geh nach Los Angeles. Ich werde versuchen Angel aufzuhalten. Bitte, beeilen Sie sich. Uns läuft die Zeit davon“, sprach sie eindringlich auf ihren Wächter ein.

„Und wo willst du anfangen zu suchen? Immerhin ist Los Angeles unheimlich groß, ein wahrer Großstadtdschungel. Wo können wir dich erreichen?“ fragte Xander dazwischen. „Ich werde als Erstes zu Cordelia gehen. Dort könnt mir mich telefonisch erreichen. Ich werde mit ihr und diesem Doyle sprechen. Vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung.“ Giles nickte leicht. Niemand sagte etwas. Doch als Buffy schon die Tür geöffnet hatte, ertönte Willows Stimme hinter ihr.

„Buffy, was sollen wir Riley sagen, wenn er von seinen Einsatz früher als erwartet zurück kommt?“ Buffy schluckte schwer. Sie blickte dem rothaarigen Mädchen direkt in die Augen. „Erzählt ihm das Nötigste, aber nicht alles. Erzählt ihm, das Angel meine Hilfe braucht. Er muß nicht alles wissen. Riley versteht meine Bindung zu Angel nicht und das wird er nie. Ich brauche niemanden in L.A., der nicht versteht, warum ich das tue. Sorgt dafür, das er mir nicht folgt. Das mit Angel ... ist allein meine Sache. Ich will nicht, das er sich da einmischt“, sprach sie, dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloß und sie war gegangen.

Und während Buffy sich auf den Weg nach Los Angeles begab, breitete sich eine unheilvolle, grausame Stille im Zimmer des Campus aus. Niemand konnte glauben, was sie erfahren hatte. Es war wieder geschehen. Buffys schlimmster und mächtigster Gegner war zurück. Ihr Alptraum war wieder da. Und diesmal konnte man Angel vielleicht nicht mehr helfen. Was das bedeutete, wußten alle. Wenn dies eintraf ... dann hatte Buffy eine schwere Entscheidung zu treffen.

Die Jägerin grub ihre Hände in die Taschen der Jacke und ging gedankenverloren zur Bushaltestelle. Mit dem Bus war sie in gut drei Stunden in Los Angeles. Ihr fehlte das Geld für einen Flug. Wenn sie dort ankam, würde sie sofort Cordelia aufsuchen. Eine leichte Brise des Windes brachte ihr Haar durcheinander. Buffy stieg in den Bus nach L.A. ein und nahm in der hintersten Reihe Platz. Sie wollte von den anderen Fahrgästen in Ruhe gelassen werden. Ihre Gedanken kreisten nur um Angel. Tausend Fragen stürzten auf sie ein.

Warum hatte er das getan? Warum war er den Reden dieser Frau gefolgt? Natürlich war sie nicht mehr mit ihm zusammen, aber es tat furchtbar weh, zu wissen, das er mit einer anderen geschlafen hatte. Er hatte es getan, obwohl er die Konsequenzen kannte. Doch Doyle hatte erzählt, das die Vampirin ihn betrunken gemacht hatte. So konnte Angel doch nichts dafür, oder?

Ein schwerer Seufzer entrang sich Buffys Kehle. Sie betete, das sie nicht zu spät kam. Sie hoffte, das es noch Hoffnung für Angel gab. Hoffentlich konnte sie Angel noch retten – irgendwie. Es durfte noch nicht zu spät sein. Sie mußte einfach noch rechtzeitig kommen, um etwas tun zu können, um ihm zu helfen. Angel durfte einfach noch nicht verloren sein.

~ 3. ~

Verschlafen öffnete Angelus die Augen. Seine Instinkte sagten ihm, das die Dunkelheit heran gebrochen war. Er blickte neben sich und ein zärtliches Lächeln glitt über seine Lippen. Friedlich schlief Tina in seinen Armen. „Wach auf, Baby“, flüsterte er an ihren Ohr und seine Lippen streiften die ihren. Tina räkelte sich verführerisch und blickte ihn an.

Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Es wird Zeit für uns. Die Nacht ist hereingebrochen. Laß uns auf die Jagd gehen. Es sei denn, du bist nicht fit genug“, neckte er sie. „Warum soll ich nicht fit genug sein?“ „Nun ... wir haben einen erschöpfenden Tag hinter uns.“ „Sehr komisch!“ kommentierte Tina lachend. Sie setzte sich auf und bemerkte wie Angelus sie eingehend betrachtete. „Was siehst du mich so an?“ Er streckte seine Hand aus und strich durch ihr zerwühltes, blondes Haar.

„Du bist so unglaublich schön. Baby, du hast keine Ahnung wie sehr ich dich vermißt habe.“ „Hör sich das einer an! Du wirst doch auf deine alten Tage nicht sentimental werden, oder?“ amüsierte sich Tina über ihren Meister. Angelus lachte leise. „Das hat nichts damit zu tun. Ich war gefangen; bezwungen von diesen bescheuerten Fluch. Ich habe mich von toten Blut ernährt. Er hat mich einfach nicht raus gelassen. Und dann kamst du, mit deiner Absicht mich zurück zu holen. Ich fühlte seine Angst davor. Doch nun ... nun bin ich endlich wieder frei und diesmal für immer“, sprach er.

Instinktiv zog er sie an sich und küßte sie. „Du hast mir schrecklich gefehlt“, flüsterte Tina. „Ich weiß. Komm, laß uns raus gehen. Du brauchst dringend Blut. Du bist ein bißchen blaß um die Nase.“ „Ich werde es schon aushalten.“ „Süße, ich bin für dich verantwortlich. Du weißt doch, ich bin für dich verantwortlich. Ich habe mich immer um dein Wohl gekümmert. Du mußt dich stärken. Also komm!“ Sie zogen sich an und tragen gemeinsam in die dunkle Nacht hinaus.

Doyle hatte bei Cordelia übernachtet. Sie fühlte sich dadurch etwas sicherer. Immerhin hatte sie Angel eingeladen. Er konnte jederzeit bei ihr rein spazieren. Da klopfte es an der Tür. Erschreckt blickte Cordelia auf. „Vielleicht ist er das“, murmelte sie mit zitternder Stimme. „Er wird wohl kaum an die Tür klopfen, oder? Wenn er hier auftaucht wird er die Tür eintreten“, kommentierte Doyle trocken.

Eigentlich wollte er einen kleinen Witz machen um Cordelia aufzuheitern, aber das gelang ihm nicht. Sie strafte ihn mit einen bitterbösen Blick. „Mach die Tür auf, Doyle“, forderte sie energisch. „Ich? Das ist deine Wohnung.“ „Aber du bist hier der Mann oder so etwas ähnliches. Also, geh du hin“, sprach sie bissig. Unverständlich sah Doyle sie an. „Cordelia, hier ist Buffy. Bist du da?“ ertönte da eine Stimme von draußen.

„Buffy?“ Cordelia raste zur Tür und riß sie auf. Und da stand sie – die Jägerin. Mit ernster Miene und unglücklichen Augen blickte sie Cordelia an. Spontan fiel die dunkelhaarige Schönheit der Jägerin um den Hals. „Gott sei Dank, du bist da.“ Buffy schob Cordelia bestimmt zur Seite und betrat die Wohnung. „Du lebst schön“, kommentierte sie einsilbig.

„Eine tolle Wohnung, nicht?“ sprach Cordelia begeistert. „Sie war von einen bösen Geist bewohnt. Doch den haben wir vertrieben. Jetzt wohnt nur noch ein guter Geist hier. Dennis – er ist echt nett. Dafür das er ein Geist ist.“ Buffy nickte und stellte ihre Tasche am Boden ab. Da sah sie wie Cordelias Hausgeist die Tasche ins Schlafzimmer trug. Besser gesagt sah man nur die Tasche durch den Raum wandern. „Er ist ordentlich“, meinte Cordelia zu Buffy.

Buffy blickte den Mann an, der sich langsam vom Sofa erhob. Er macht einen sehr zerlumpten, aber freundlichen Eindruck auf sie. Das mußte Doyle sein, Angels Freund und Wegbegleiter. „Buffy Summers, die Jägerin, nehme ich an“, sprach er und reichte ihr die Hand. „Hallo Doyle.“ „Ja, der bin ich. Danke, das du gekommen bist.“ „Das ist doch selbstverständlich. Immerhin braucht Angel Hilfe.“ Buffy zog ihre Hand zurück. Ein kurzes Schweigen entstand.

Doyle konnte ihr ansehen, das all das nicht leicht für die Jägerin war. Angel hatte sie als sehr stark beschrieben und das glaubte Doyle gerne, aber jetzt ... sie war verzweifelt. Verzweifelt, weil ihr schlimmster Alptraum wahr geworden war – Angelus‘ Rückkehr. „Willst du dich nicht setzen?“ sprach Cordelia in die Stille hinein und deutete auf das Sofa. Buffy nickte leicht und setzte sich.

„Erzählt mir, was genau geschehen ist“, bat sie mit monotoner Stimme. Cordelia blickte Doyle an. Er mußte das machen. Sie konnte es einfach nicht. Doyle seufzte leise und begann. Das hatte er erwartet. Angel war ihr Freund gewesen. Wie konnte das nur geschehen? Noch immer konnten sie alle es nicht glauben. Jede Minute dachte Buffy daran, was in Sunnydale geschehen war. Die Erinnerung kam besonders jetzt, wo Angel wieder sein altes Ich angenommen hatte, hoch.

Es war einfach nicht fair. Warum hatte diese Tina ausgerechnet jetzt auftauchen müssen? Doyle erzählte ihr von den Orakeln und von dem, was sie ihm über Angels Bestimmung erzählt hatten. Nur am Rande nahm sie die Worte wahr. Das Böse – war es wirklich Angels Schicksal? Sie schüttelte den Kopf. Konnte nur er sich selbst besiegen? Wenn dem so war, war Angel wirklich verloren. Den Angelus liebte es böse zu sein.

„... Jedenfalls kamen wir zu spät“, beendete Doyle seine Erzählungen. Starr saß Buffy auf dem Sofa und hörte sich alles an. Sie trug es mit soviel Fassung, wie sie aufbringen konnte, obwohl sie am liebsten schreien könnte. Buffy gab weder Doyle, noch Cordelia die Schuld. Die Schuld lag ganz allein an dieser Tina. Sie hatte Angel verführt und war damit für dessen Verwandlung verantwortlich. Dafür werde ich sie töten, dachte Buffy entschlossen.

„Was ... ist mit diesen Orakeln?“ fragte Buffy dazwischen. „Die Orakeln?“ „Ja, du hast erzählt, was sie dir gesagt haben, aber ... welche Funktion haben die eigentlich wirklich?“ Doyle seufzte leise. „Nun ... wie du weißt, erhalte ich Visionen.“ „Ja.“ „Die schicken mir die Mächte der Ewigkeit. Sie sind dafür zuständig und die Orakel sind so etwas wie ihre Sprecher. Sie sind die Verbindung zwischen dieser Welt und der Mächte der Ewigkeit, kann man sagen“, erklärte Doyle.

„Du hast es schon erwähnt, Doyle, was sie dir gesagt haben, aber ich will haargenau wissen, was sie über Angel gesagt haben“, sprach Buffy. „Das wird dir nicht gefallen.“ „Ist mir egal, erzähl es mir“, forderte die Jägerin ihn auf. „Nun ... sie sprechen für die ewigen Mächte, mußt du wissen. Nachdem ich diese erschreckende Vision hatte, war die bei ihnen. Ich wollte nicht glauben, das es so ist, wie ich es gesehen habe. Doch sie raubten mir jegliche Hoffnung“, begann der Halbdämon mit gedämpfter Stimme.

„Sie teilten mir mit, das es Angels Bestimmung ist, böse zu sein. Angelus, die Geißel Europas, ist sein wahres Ich. Er ist der Vorbote der Hölle. Er ist ein Krieger der Mächte der –Finsternis. Niemand kann ihm helfen oder das Unvermeidliche aufhalten. Er wird wieder zu Angelus, den das soll sein Schicksal sein.“ „Aber ... ich dachte, er wäre der Auserwählte, der Krieger dieser Mächte“, widersprach Buffy. Das alles ergab doch gar keinen Sinn.

„Ich dachte das auch. Jedenfalls sagten sie, er ist nur dann wirklich würdig, wenn er sich selbst besiegt. Nur dann ist er wirklich der Krieger der ewigen Mächte. Es ist seine Bestimmung. Das teilte mir die Orakeln mit. Die Mächte der Ewigkeit wußten von Anfang an, das es so geschehen würde.“ „Und warum haben sie nichts dagegen unternommen?“ hakte Buffy mit scharfer Stimme nach. „Ich weiß es nicht. Sie sagen, es ist sein Schicksal. Und gegen das Schicksal können auch sie nichts ausrichten“, sprach Doyle seufzend.

„Das ist doch absurd“, rief Buffy erregt und sprang auf. Unruhig lief sie hin und her. Sie konnte das nicht glauben. Sein Schicksal? Das Böse soll Angels Schicksal sein? dachte sie kopfschüttelnd. „Nein, es ist nicht seine Bestimmung böse zu sein. Das kann einfach nicht sein“, flüsterte sie schockiert. „Es soll sein Schicksal sein? Das kann ich nicht glauben.“ „Wir können es auch nicht“, murmelte Cordelia. Buffy richtete ihren Blick auf Doyle. „Bring mich zu ihnen. Bring mich zu diesen Orakeln“, forderte sie energisch.

Sie gingen die Treppe hinunter. „Nach wie vor halte ich das für keine gute Idee“, meinte Doyle als er hinter Buffy die Stufen nahm. „Die Orakeln sind da sehr eigen. Sie werden dich niemals empfangen.“ „Du mußt mir nur das Tor öffnen. Den Rest erledige ich schon allein.“ „Abe du bist nicht würdig. Für die bist du ein niederes Wesen. Sie werden dir nicht zuhören, Buffy. Das haben sie schon bei mir nicht getan. Du darfst da nicht rein“, sprach Doyle eine Spur besorgt.

Die Jägerin wirbelte schlagartig herum und ließ ihren Blick zwischen Cordelia und Doyle hin und her wandern. Ihre Miene war aufs äußerste entschlossen. „Ich werde da rein gehen und ich werde ihnen sagen, was ich zu sagen habe. Wenn sie mir nicht freiwillig zuhören, werde ich eben nachhelfen. Aber sie werden mir zuhören. Wenn es sein muß, werde ich sie dazu zwingen. Und ich kann sehr überzeugend sein. Ich will Antworten. Ich muß wissen warum ...“ „Seht doch mal“, funkte Cordelia dazwischen.

Doyle und Buffy folgten ihrem verwunderten Blick. Das Tor zu der Verbindung der ewigen Mächte stand offen. Es war für jeden zugänglich. „Anscheinend haben sie dich schon erwartet, Buffy“, meinte Cordelia. „Nein“, mischte sich Doyle ein. Er hatte eine schlimme Ahnung. Es gab nur eine Möglichkeit, warum das Tor offen stand; warum jeder den Raum betreten konnte. Das konnte nicht sein oder war es wirklich eingetroffen?

„Doyle?“ Fragend sahen die Frauen den Halbdämon an. Sie lasen das blanke Entsetzen in seinen Gesicht. „Das kann nicht sein. Das Tor steht niemals offen. Man muß ein kleines Ritual führen und um Einlaß bitten. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit warum ...“ Ihm versagte die Stimme. „Und welche?“ hakte Buffy nach. Doyle blickte sie an. „Sie sind tot“, sprach er mit zitternder Stimme.

Langsam ging die Jägerin auf das Tor zu. Doyle stellte fest, das auch das gleißende, warme Licht verschwunden war, daß das Tor normalerweise umgab. Buffy blickte sich zu Doyle um, dann trat sie durch das Tor. Langsam folgten ihr der Halbdämon und die dunkelhaarige Schönheit. Der Raum war nach wie vor weiß. Die weißen Wände stiegen hoch in die Luft. Buffys Instinkte meldeten sich.

Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Etwas schlimmes, dämonisches war hier geschehen. Sie trat noch einen Schritt nach vorne und stieg gegen etwas oder jemanden. Eine Vorahnung im Hinterkopf blickte Buffy zu Boden. Und da lag sie – eine Leiche. Direkt vor ihren Füßen lag die Leiche eines Mannes, der in eine Toga gehüllt war. Ihr Blick glitt weiter über den Boden und entdeckte eine tote Frau, ebenfalls mit einer Toga bekleidet.

„Oh Gott“, flüsterte Doyle schockiert hinter Buffy. Die Jägerin drehte ihm das Gesicht zu. „Wer sind diese Menschen?“ „Das ... das waren die Orakel, die Verbindung zu den ewigen Mächten“, brachte er mühsam hervor. Was war hier bloß geschehen? Die Antwort lag auf der Hand. Angelus und Tina hatten den Orakeln einen Besuch abgestattet. Sie waren hier gewesen. Eine andere Erklärung gab es für diesen Blutbad nicht.

„Angel“, sprach Buffy den Gedanken aus. „Er war hier – mit seiner kleinen Freundin.“ Sie kniete sich zu der männlichen Leiche. Der Mann hatte Bißwunden am Hals und am Handgelenk. Anscheinend hatten sie zu zweit von ihm getrunken. Und der Frau hatte man das Genick gebrochen, das erkannte sie aus der Ferne. „Er hat sie umgebracht“, flüsterte Cordelia entsetzt. Sie suchte Halt bei Doyle und er legte ihr sanft einen Arm um die Schulter. Die Orakel waren tot. Was sollten sie jetzt machen?

~ 4. ~

„Sind sie anwesend?“ fragte Buffy, nachdem sie sich von dem ersten Schock erholt hatte. „Wer?“ hakte Doyle verwirrt nach. „Die ewigen Mächte.“ „Ich weiß es nicht. Ich hatte immer nur über die Orakel Kontakt zu ihnen. Sie zeigen sich nie. Sie sprachen durch die Orakel.“ „Das können sie jetzt nicht mehr. Wie wollen sie also Verbindung mit dir aufnehmen?“ Buffy bückte sich zu der Leiche der Frau und schloß ihre Augen. Sie hatte noch starr in die Luft geblickt.

Buffy erhob sich und fixierte Doyle mit ihren Blick. „Ich weiß es nicht“, gestand er. „Ich habe keine Ahnung, okay? Ich frage mich nur eines.“ „Was?“ „Wie kam Angel hier bloß rein?“ Einen Moment dachte Buffy darüber nach. Doyle hatte recht. „Hast du nicht gesagt, das man nur durch ein Ritual um Einlaß bitten kann?“ „Ja, aber er kennt das Ritual nicht“, sprach Doyle irritiert. „Das ist allerdings seltsam. Warum hat man Angel Zugang gewährt, wenn sie wußten, das er wieder böse ist?“ sprach Buffy zweifelnd.

„Weil es so geschehen sollte“, ertönte eine liebliche Stimme hinter ihnen. Die Jägerin und ihre Begleiter drehten sich um. Gleißendes Licht umrahmte eine Frau. Mit einen warmen Lächeln blickte sie Buffy an. Wo war diese Frau her gekommen? „Wer sind Sie?“ fragte Buffy scharf und ging sofort in Kampfstellung. „Schone deine Kräfte, Jägerin“, ermahnte die Frau sie mit sanfter Stimme.

Verdutzt blickte die Jägerin sie an. Woher kannte diese Frau sie? „Ich gehöre zu den Mächten der Ewigkeit“, sprach die Frau ruhig. Ungläubig riß Doyle die Augen auf. Sie war ein Mitglied der Mächte, denen er diente? „Allen Francis Doyle ... unser Bote ... es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen“, sprach sie und schenkte ihn einen warmen Blick. „Nein, es ... ist ... mir ... eine Ehre“, stammelte er.

„Was wissen Sie?“ fragte Buffy. Sie trat einen Schritt nach vorne. „Komm nicht näher. Mein Licht wird dich verbrennen, wenn du mir zu nahe kommst“, warnte die Frau sie. Buffy nickte leicht und trat wieder einen Schritt zurück. „Alles, was geschehen ist ... es sollte so geschehen.“ „Aber warum? Er hat sich geändert. Er ist nicht mehr der, der er einmal war“, rief Buffy energisch. Sie wollte nicht glauben, daß das Böse wirklich Angels Schicksal war.

„Verstehst du nicht, mein Kind? Die Orakel hatten die Bestimmung durch den Krieger zu sterben. Sie wußten es. Sie wußten, das er kommen würde. Und sie wußten, was geschehen würde, wenn er hier auftaucht. Den Orakeln war bekannt, das er wieder der Dämon war, der er einst war. Sie wußten, er würde sie töten.“ „Und warum haben Sie ihn soweit vorkommen lassen?“ fragte Buffy unverständlich. Wie konnten diese Mächte ihre eigenen Leute einfach so in den Tod schicken?

„Weil es ihr Schicksal war. Jeder – egal ob Mensch oder Dämon – hat ein Schicksal, das sich irgendwann erfüllt. Du müßtest es doch am Besten verstehen. Dein Schicksal ist es, die Jägerin zu sein.“ Buffy schluckte. Das stimmte. „Aber ... warum ist es Angels Schicksal böse zu sein?“ „Weil es so ist. Wir legen die Schicksale nicht fest, wir handeln nur dementsprechend. Als er damals verwandelt wurde, hatte er die Möglichkeit, sein Schicksal zu ändern – gut zu werden. Doch er zog das Böse vor. Und als er Tina traf und sie zu seinesgleichen machte, stand sein Schicksal fest. Angels Schicksal war es, eine lange Zeit zu leiden und dann ... von Tina erlöst zu werden. Auch wenn du es nicht glauben magst, das ist seine Erlösung“, sprach die Frau ruhig.

Verneinend schüttelte Buffy den Kopf. „Nein, nein, nein“, flüsterte sie. „Das kann einfach nicht sein. Warum? Sagen Sie mir warum!“ Ein leichtes Lächeln huschte über die Lippen der Frau. „Das kann ich nicht. Das Schicksal liegt nicht in den Händen der ewigen Mächte. Es ist einfach so.“ „Das akzeptiere ich nicht. Wer schmiedet das Schicksal eines jeden Einzelnen – egal ob Mensch oder Dämon?“ fragte Buffy energisch.

„Hohe Mächte, Mächte, die niemals ein Mensch oder Dämon zu Gesicht bekommen hat. Sie leben fern ab von dieser Welt. Nicht einmal wir kommen an sie ran. Sie schmieden die Schicksale so, wie es zu dem jeweiligen Charakter paßt. Es tut mir leid, aber wir können nichts an Angels Schicksal ändern.“ „Dann führen Sie mich zu diesen Mächten. Ich will zu ihnen“, forderte Buffy.

Die Frau schüttelte leicht den Kopf. „Ich kenne den Weg nicht. Niemand von uns kennt den Weg in ihre Welt. Ich weiß nicht wie man sie ruft. Aber sie würden darauf auch nicht reagieren. Sie legen jedes Schicksal so fest, wie es sein soll. Du kannst seine Bestimmung nicht ändern. Dann würde sich nämlich alles ändern, Jägerin. Die ganze Welt würde sich ändern und nicht nur sein Leben. Es tut mir leid“, sprach die Frau. Es klang aufrichtig und ehrlich.

„Wie kann ich ihn aufhalten?“ fragte Buffy hoffnungsvoll. Ein wenig Hoffnung hatte sie noch, das sich doch alles noch zum Guten wenden würde. Doch es war nicht sehr viel Hoffnung, was in ihr war. „Gar nicht“, kam die schlichte Antwort. „Das kann nicht sein. Es muß doch einen Weg geben. Angel kann noch nicht verloren sein“, protestierte Buffy heftig. Sie konnte nicht glauben, das es keine Rettung mehr für Angel gab.

„Es gibt keinen Weg, Jägerin. Er hat seine wahre Erlösung bekommen. Du kannst es nicht mehr aufhalten. Er ist verdammt. Er ist dazu bestimmt ein Verdammter zu sein. Angel gehört in die Welt der Dunkelheit. Die Finsternis ist sein Freund, seine Heimat. Er ist das personifizierte Böse. Das war er von Anfang an. Ich kann euch nicht helfen.“ „Was ist mit uns? Was ist unser Schicksal“ fragte Doyle dazwischen.

Die Frau lächelte leicht. „Das kann ich euch nicht sagen. Ich kann euch euer Schicksal nicht verraten, tut mir leid. Wer sein Schicksal kennt, wird alles versuchen, um es zu ändern. Und damit würde sich die ganze Welt verändern. Alles hat seinen Grund, seinen Sinn. Jede Bewegung, jedes Wort, jede Tat ... es geschieht aus einen bestimmten Grund. Es geschieht, weil es zu unseren Schicksal gehört“, erklärte sie.

„Und warum kenne ich dann meine Bestimmung?“ mischte sich Buffy wieder ein. Die Frau sah sie lange voller Wärme an. „Glaubst du wirklich, du kennst sie?“ erwiderte sie Buffys Frage mit einer Gegenfrage. „Natürlich. Ich wurde auserwählt die Menschheit vor den Mächten der Finsternis zu beschützen. Ich bin die Jägerin, ausgestattet mit besonderen Kräften und so weiter und so fort. Sie kennen die Geschichte ja.“ Die Frau schüttelte fast unmerklich den Kopf, so das Buffy sich fragen mußte, ob sie es tatsächlich getan hatte.

„Laß dir gesagt sein, Jägerin, das du deine wahre Bestimmung nicht kennst. Dein Schicksal wird sich jedoch bald erfüllen. Aber es wird anders sein als du es denkst, als du annimmst. Doch ich sage dir, habe keine Angst. Es geschieht alles aus einen bestimmten Grund. Fürchte dich nicht davor deinen Schicksal zu folgen. Alles wurde vorherbestimmt.“ „Wovon reden Sie?“ In Buffys Augen blitzte es gefährlich auf.

Sie wollte wissen, was auf sie zukam. Aber sie wußte, diese Frau würde es ihr nicht sagen. Die Mächte der Ewigkeit schienen sich nie zu zeigen. Diesmal jedoch war es eine einzige Ausnahme, das wußte die Jägerin instinktiv. Und dafür sollte Buffy dankbar sein. Sonst würden einige Fragen von ihr für immer unbeantwortet bleiben. Auch wenn ihr nicht gefiel, was sie über Angels Schicksal hörte, so kannte sie jetzt die Wahrheit.

„Du wirst noch erfahren, wovon ich rede. Dann, wenn es soweit ist ... wirst du verstehen. du wirst den wahren Sinn meiner Worte verstehen. Mehr kann ich dir nicht sagen. Alles muß so geschehen, wenn wir das Gleichgewicht in dieser Welt halten wollen.“ „Welches Gleichgewicht?“ fragte Buffy. „Das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse“, warf Doyle ein. Die Frau lächelte und nickte.

„Ja.“ „Jetzt verstehe ich“, sprach Doyle. „Angelus verkörpert das reine Böse; das Böse der Mächte der Finsternis. Und aus diesen Grund muß er auf dieser Welt sein. Ohne ihn kommt das Gleichgewicht durcheinander“, meinte der Halbdämon. Deshalb war es Angels Bestimmung böse zu sein. „Auch als böser Dämon ist er für diese Welt sehr wichtig. Das Gleichgewicht der Welt ist schon viel zu lange durcheinander geraten.“ „Davon habe ich aber nichts bemerkt“, sprach Buffy trocken.

Die Frau überhörte ihren bissigen Kommentar. „Du hast nun erfahren, was du erfahren solltest, Jägerin. Mehr kann ich dir nicht sagen.“ Das Licht wurde stärker und die Frau verschwand – so schnell, wie sie gekommen war. „Nein, warten Sie“, rief Buffy, doch es war zu spät. „Das waren also die Mächte der Ewigkeit“, meinte Cordelia. Doyle nickte leicht. „Siehst so aus. Buffy?“ Die Jägerin blickte auf die Stelle, an der die Frau vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Das konnte doch nicht sein. Angel mußte sein böses Ich wieder annehmen um das Gleichgewicht dieser Welt zu sichern? Sie schüttelte leicht den Kopf. Mit Doyle und Cordelia verließ sie wortlos den Raum.

Ein Geräusch ließ sie herumfahren. Sie sahen wie sich das Tor schloß – für immer, so hatte es den Anschein. Auf die Mächte der Ewigkeit konnten sie nicht mehr zurückgreifen. Sie hatten ihre Pflicht erfüllt. „Sie haben das Tor für immer geschlossen“, sprach Doyle. „Und jetzt?“ „Das bedeutet wohl, das ich nun arbeitslos bin; das ich keine Visionen mehr erleben werde und mir so die Kopfschmerzen erspart bleiben.“ Eigentlich müßte er sich darüber freuen, aber er tat es nicht. Wahrscheinlich würde er nie mehr eine solche Migräne bekommen, die er nach einer Vision immer hatte. Aber das war das einzig Gute an der Sache. Langsam und in stiller Eintracht stiegen sie die Treppen hinauf. Sie wußten ... Angel war für immer verloren. Ihr Freund existierte nicht mehr.

Zur selben Zeit mußten Buffys Freunde in Sunnydale einsehen, das sie keine Chance hatten, den Fluch zu erneuern. Die Diskette war unauffindbar und selbst die Version in seiner ursprünglichen Sprache war spurlos verschwunden. Sie konnten die Formel für den Fluch nicht finden. Es war fast so, als wäre jemand dagegen, das man Angel seine Seele zurückgab. Natürlich wußten sie nichts davon, was Buffy über Angels Schicksal erfahren hatte.

„Hast du sie angerufen und es ihr gesagt, Willow?“ fragte Giles und sah das Mädchen betrübt an. „Es war niemand zu Hause. Also habe ich Cordelia auf den Anrufbeantworter gesprochen. Ich hab das gesagt, was Buffy wissen muß.“ „Gut.“ „Und was machen wir jetzt?“ „Wir werden warten. Warten, bis sie sich gemeldet hat.“ „Glauben Sie, sie schafft das alles?“ fragte Xander sorgenvoll. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht“, flüsterte Giles. Ihnen allen war klar, was das bedeutete. Buffy mußte Angel vernichten. Und sie wußten, es würde ihr das Herz brechen. Diese Tat würde sie zerstören, doch sie hatte keine andere Wahl.

Still gingen Buffy und Angels Freunde die Straße entlang. Die Straße wurde von den Straßenlaternen beleuchtet. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Jeder hing seinen persönlichen Erinnerungen mit Angel nach. Auch wenn es weder Doyle, noch Cordelia ansprachen, wußte die Jägerin, was sie nun zu tun hatte ... was sie tun mußte. Sie hatte keine andere Wahl. Sie mußte sich Angelus stellen und ihn töten – ein für alle Mal. Es gab keinen anderen Ausweg mehr. Und wenn sie diesmal auf ihn traf, würde nichts ihn zurückbringen, das wußte sie.

Der Gedanke an den Fluch verflüchtigte sich. Buffy wußte, das der Fluch keinen Sinn mehr hatte. Er würde nicht mehr helfen. Angels Schicksal würde dafür sorgen. Es gab nur einen Weg. Sie mußte ihn vernichten – endgültig. Wenn der Fluch wirken würde, würde es wieder geschehen. Er würde wieder – irgendwann – seine Seele verlieren. Es würde so geschehen weil sein Schicksal es verlangte. Alles in Buffy wehrte sich gegen den Gedanken ihn zu vernichten. Doch es gab kein zurück mehr. Sie mußte es zu Ende bringen.

Und dann hörte sie es. Sie hörte dieses kalte, arrogante Lachen, das sie so sehr haßte. Ein Lachen, das ihr die Nackenhaare aufstellte. Wie angewurzelt blieb Buffy stehen und hob den Blick. Da war er – Angelus, in seiner ganzen Pracht und all seiner Kälte und Arroganz. Er hatte eine blonde Frau bei sich. Sie war hübsch, das mußte Buffy zugeben. Es gab ihr einen schmerzlichen Stich im Herzen als sie die Beiden sah.

Angelus zog Tina an sich, beugte den Kopf und küßte sie zärtlich auf die Lippen. Buffy schluckte schwer. Die Frau war eindeutig ein Vampir. Sie mußte Tina – Angels Schülerin – sein. Doyle und Cordelia hatten die beiden Vampire auch gesehen. Buffy blickte Angel verzweifelt an. Ihn so zu sehen, so grausam und kalt ... tat furchtbar weh. Sie sah ihn im zärtlichen Umgang mit einer Vampirin – einer anderen Frau – mit er ihm anscheinend soviel verband.

Buffy sah wie er Tinas Hand an seine Lippen führte und zart die Fingerspitzen küßte. Ein grausamer Schmerz bohrte sich tief in Buffy. Es tat so weh, ihn so zu sehen. Angelus lächelte die blonde Frau zärtlich an und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Buffy konnte es nicht glauben. Er hatte tatsächlich etwas für diese Frau übrig. Sie schien ihm viel zu bedeuten. Ja, er schien sie sogar zu lieben. Konnte Angelus wirklich so tiefe Gefühle empfinden? Buffy zweifelte daran; wollte es nicht wahrhaben.

Und dann, so als könnte er ihre Anwesenheit spüren, hob Angelus den Kopf. Buffy erstarrte regelrecht. Er sah sie lange an. Schließlich huschte ein breites Grinsen über sein Gesicht. Er zeigte ihr ein dämonisches, grausames Lächeln. Angelus wußte, warum sie hier war. Und doch wußte er, das es ihr nicht gelingen würde. Sie kam zu spät. Angelus nahm Tinas Hand in seine und ging schnurstracks auf die Jägerin zu. Er konnte nicht anders. Er mußte Buffy gegenübertreten. Diesen Spaß wollte er sich nicht nehmen lassen.

~ 5. ~

Ein leichtes Zittern ging durch Buffys Körper. Angelus kam direkt auf sie zu. „Sieh mal einer an, wer da den Weg nach L.A. gefunden hat“, spottete er vergnügt als Tina und er bei der kleinen Gruppe ankam. Cordelia und Doyle wichen vor ihm zurück. Ein heiteres Lachen entrang sich der Kehle des Vampirs. „Aber, aber, wer wird den da Angst vor seinen Freund haben?“ Tina lachte leise. Angelus legte einen Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich heran.

Buffy wußte, das er sie damit provozieren wollte; ihr weh tun wollte. Und es gelang ihm auch. Sie konnte den Schmerz nicht vor ihm verbergen. Zufrieden grinsend nahm er dies zur Kenntnis. „Hallo Buffy“, sprach er ruhig. Die Jägerin hörte den abfälligen Ton aus seiner Stimme heraus. „Angel, laß uns reden. Ich kann dir helfen und ...“ „Du hast es beim ersten Mal nicht kapiert. Du kapierst es auch jetzt nicht. Ich will deine Hilfe nicht“, herrschte er sie an.

Sie blickte ihn flehend an; wollte einen letzten Versuch unternehmen ihn zu retten. Angelus grinste und beugte sich vor, so das sein Gesicht dem ihren sehr nahe war. „Ich werde jetzt ganz langsam sprechen, dann verstehst sogar du mich. Ich ... bin ... frei – für immer. Du kannst deinen lieben, seelenguten Freund nicht zurückholen. Es ist vorbei. Du hast ihn für immer verloren.“ „Angel ...“, sprach Buffy hilflos, doch Angelus unterbrach sie kalt. „Ich bin Angelus. Angel ist tot, kapiere das doch endlich! Je schneller du es kapierst, desto besser, Kleine“, sagte der Vampir; machte sich einen Spaß aus ihrem Schmerz.

Angelus schob Buffy einfach zur Seite – so als wäre sie bloß eine lästige Last für ihn. Er nahm Tinas Hand und setzte seinen Weg mit ihr fort. „Du kannst doch nicht so einfach aufgeben, Angel. Du mußt kämpfen. Kämpfe gegen den Dämon an. Du kannst ihn besiegen, ich weiß es. Ich weiß, das da noch ein Teil von dir ist“, rief Buffy ihm verzweifelt nach. Angelus blieb stehen und rollte genervt mit den Augen.

Betont langsam drehte er sich zu ihr um. „Woher kenne ich diesen Quatsch bloß?“ sprach er ironisch. Er tat, als müsse er angestrengt nachdenken. „Richtig. Das hast du mir schon mal erzählt, Kleine – damals, in Sunnydale als du mich zur Hölle geschickt hast. Übrigens etwas, was ich dir noch nicht verziehen habe und wofür ich mich noch rächen werde. Es hat damals nicht gewirkt. Es wirkt heute schon gar nicht mehr. Du mußt endlich verstehen. Dein netter Freund ist tot. Und er kommt nie mehr zurück.“ Und dann zog Angelus Tina an sich und küßte sie leidenschaftlich.

Buffy wußte, er tat dies bloß, um ihr noch mehr weh zu tun. Mit einen fiesen Grinsen drehte Angelus seinen Kopf noch einmal in die Richtung der Jägerin und weitete sich einen Moment an ihren Schmerz. Es machte soviel Spaß sie zu quälen. Angelus und Tina warfen sich einen wissenden Blick zu und lachten. Dann gingen sie davon. Geschockt blickte Buffy ihnen nach. Es tat so furchtbar weh ihn so zu sehen. Und er machte sich noch einen Spaß aus seiner Verwandlung – nur, um auf ihren Gefühlen herum zu tanzen.

Mit traurigen, betroffenen Mienen sahen Doyle und Cordelia die Jägerin an. Sie fühlten mit ihr; hatten tiefes Mitgefühl mit ihr. Sie wußten alle – ohne es auszusprechen – was nun geschehen mußte. Es war Buffy, die ihn vernichten mußte. Seine Grausamkeit kannte keine Grenzen. Er war in diesen Zustand unberechenbar. Er mußte getötet werden. „Wir sollten gehen“, schlug Cordelia vor, der es unheimlich war, auf diesen dunklen Straßen zu stehen.

„Ja, da stimme ich dir zu. Jetzt kannst du sowieso nichts machen, Buffy“, meinte Doyle sanft. Noch immer blickte die Jägerin erstarrt die Straße hinunter. Sie blickte den Weg nach, den Angelus und Tina genommen hatten. Buffy blickte in die Dunkelheit. „Ich ... geht schon einmal nach Hause. Ich komme nach. Ich brauche jetzt dringend ein wenig Luft und Zeit für mich. Ich muß nachdenken; muß ein wenig alleine sein.“ „Buffy ...“ Doyle winkte Cordelias Protest mit der Hand ab und schob sie fort. „Lassen wir sie. Ich denke, sie braucht ein wenig Ruhe.“ Cordelia und Doyle gingen nach Hause – zu Cordelia. Und Buffy schlug einen anderen Weg ein.

Jedoch wußte niemand der drei, das Angelus und Tina Cordelia und Doyle folgten. Angelus wollte sie töten. Er gierte regelrecht danach. Unbemerkt folgten die beiden Vampiren ihnen. Diese Nacht würden sie nicht überleben. Vor Cordelias Wohnung – sie schloß gerade die Tür auf – griffen sie an. Die dunkelhaarige Schönheit und der Halbdämon konnten nicht mehr reagieren. Der Angriff ging furchtbar schnell über die Bühne.

Doyle wurde von Angelus in die Wohnung gedrängt, während Tina Cordelia gegen die Hausmauer warf. Angelus warf die Tür zu und Doyle stand ihm nun allein gegenüber. „Cordelia“, schrie Doyle. Er wollte hier helfen; hatte aber selbst ein Problem. „Angel, bitte, hör mir zu“, begann er. Der Vampir drängte ihn ins Wohnzimmer zurück. „Mich interessiert nicht, was du mir erzählst, Doyle“, spuckte Angelus verächtlich aus.

„Angel, das bist nicht du.“ „Oh, das bin nicht ich“, spottete der Vampir. „Du irrst dich, Halbdämon. Das bin ich sehr wohl und du weißt es. Du redest genau wie diese kleine Jägerin.“ Angelus kam drohend näher. Doyle griff nach einen Stuhl und warf ihn in Angelus‘ Richtung. Der Vampir wich aus ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich muß dich töten. Du erinnerst mich an mein altes Ich, das ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Endlich bin ich diesen Seelenquatsch los“, sprach Angelus mit einen kalten Lächeln.

„Das kannst du nicht machen. Wir sind Freunde. Angel, bitte, kämpfe dagegen an. Du bist stark genug um den Dämon zu besiegen.“ Angelus lachte aus lauter Kehle. Doyles Worte amüsierten ihn. „Wir waren niemals Freunde. Und weißt du, ich will gar nicht dagegen ankämpfen. Wieso sollte ich? Ich bin wieder ich, der wahre Angelus. Angel hat nur existiert, weil dieser Fluch mit bezwungen hat.“ Und dann schoß er nach vorne. Er verwandelte sich. „Angel, nein“, rief Doyle verzweifelt. Er versuchte sich aus dem eisernen Griff des Vampirs zu befreien, doch dieser war zu stark.

Und auf einmal wurde ihm klar, was die Frau der ewigen Mächte gemeint hatte. Ihr Schicksal würde sich erfüllen. Es war ihr Schicksal von Angelus getötet zu werden. Das mußte es sein. Und er wußte, er konnte Buffy nicht mehr warnen. Auch ihr galt dieses Schicksal. Angelus würde sie töten und sich dann wieder so austoben wie einst. „Verzeih mir“, flüsterte Doyle. Diese Worte galten seiner Ex-Frau Harry. Er hatte soviel falsch gemacht. Und er würde nie mehr die Gelegenheit haben es wiedergutzumachen. Es war alles zu spät. Angelus verdrehte ihm das Genick. Es brach und erfüllte ihn mit Freude. Der Körper sank ohne jede Kraft zu Boden. Und von draußen hörte er einen lauten, panischen Schrei.

Cordelia schrie aus lauter Kehle auf. Soeben hatte sich Tina in das Antlitz ihres wahren Wesens verwandelt. Und die dunkelhaarige Schönheit wußte, sie würde sterben. Tina beugte sich vor und stieß ihr die Fangzähne in den Hals. Schwach lag sie der Vampirin in den Armen. Es war zu spät. Sie würde sterben – genau wie Doyle. Cordelia stöhnte gequält auf als Tina ihre Zähne tiefer in ihre Ader stieß.

Langsam verließ sie jegliches Leben. Cordelia spürte, wie ihre Lebensenergie schwand. So fühlten sich also die Opfer der Vampire. So war es also, wenn man seines Blutes beraubt wurde und dadurch starb. Und dann spürte sie weitere Zähne, die sich in ihr Handgelenk bohrten. Für einen kurzen Moment öffnete sie schwach die Augen und erkannte Angel. Er war dazu gekommen und trank ebenfalls ihr Blut. Es gab Cordelia einen schmerzlichen Stich im Herzen. Es tat mehr weh als alles andere. Das er jemals von ihr trinken würde, hätte sie niemals für möglich gehalten.

Das warme, zarte Blut floß schnell die Kehlen von Angelus und Tina hinunter. Cordelias Körper wurde immer schwerer. Sie war dabei zu sterben; kam der Schwelle des Todes immer näher. Angelus hob für einen Moment den Kopf. Cordelia spürte, das er sie ansah und öffnete die Augen. Unter größter Anstrengung gelang es ihr ihn anzusehen. „Warum?“ Ihre Stimme war nur noch ein Hauchen. „Weil ich es liebe“, erwiderte der Vampir und stieß erneut seine Zähne in ihr Handgelenk. Die Beiden nahmen Cordelia jeden einzelnen Tropfen Blut.

Und dann ließ Tina die dunkelhaarige Schönheit los. Die Leiche polterte zu Boden. Von weitem sah Cordelia so aus als würde sie schlafen. Erst wenn man näher ran ging, würde man merken, das sie tot war. Angelus legte einen Arm um Tina. „Das wird ein Spaß, wenn Buffy die Beiden findet.“ „Dafür wird sie dich töten wollen“, meinte Tina. Angelus lachte. „An diesen Tag, wo sie es probiert, wird sie sterben“, versprach er. Und diesmal würde er es tun. Buffy Anne Summers, die Jägerin, war verloren. Der Tag ihres Todes würde schon bald eintreffen. Es wurde Zeit, das sie endlich starb.

~ 6. ~

Lange hatte Buffy nachgedacht. Sie kam von ihrem Spaziergang zurück. Alles war ruhig. Die Sonne ging auf und brachte einen neuen Tag. Doch als Buffy sah, das die Tür zu Cordelias Apartment offen stand, schrillten in ihr alle Alarmglocken los. Was war hier geschehen? In ihr machte sich eine böse Vorahnung breit. Buffy rannte los und blieb erstarrt vor dem Apartment stehen.

Sie blickte auf die leblose Gestalt, die vor der Tür lag. Es war Cordelia. Buffy kniete sich zu ihr. Sie sah die Bißwunden an Cordelias Hals und ihren Handgelenk. Die beiden Vampire hatten anscheinend eine Vorliebe dafür von ihren Opfern gemeinsam zu trinken. Cordelia war tot. Buffy nahm ihre Hand und flüsterte: „Vergib mir, Cordelia. Ich hätte da sein und euch beschützen sollen.“ Sie strich Cordelia durch das Haar. Eine einzelne Träne machte sich von ihren Augen los.

Mit einen mulmigen Gefühl im Magen betrat Buffy die Wohnung. Ein zerschmetterter Stuhl lag vor ihren Füßen. Ihr Blick glitt weiter über den Boden und dann sah sie ihn – Doyle, der aussah, als würde er schlafen. Doch Buffy wußte, er war tot. Angelus hatte ihm das Genick gebrochen. Anscheinend war ihm das Blut eines Halbdämons nicht gut genug gewesen. Ja, Buffy wußte es. Doch sie hatte nichts gesagt, weil sie erkannt hatte, das Cordelia keine Ahnung von Doyles wahrer Natur hatte.

Die Jägerin ging zu Doyle und schloß seine weit aufgerissenen Augen. „Ich schwöre, er wird dafür bezahlen. Es ist vorbei. Angel ist tot. Dies hier war das Werk von Angelus, der Geißel Europas“, sprach sie leise. Da sah sie, das der Anrufbeantworter blinkte. Zuerst wollte sie die Nachricht nicht abhören. Es konnte ja Cordelias Eltern sein. Aber was, wenn es Giles war? Er wußte, das Buffy bei Cordelia erreichbar war. Sie ging zum Anrufbeantworter und hörte sich die Nachricht an. Die Stimme von Willow ertönte:

„Buffy, hör zu. Wir haben den Fluch nicht gefunden. Es ist, als hätte er nie existiert. Es tut mir leid, aber ... du mußt Angel vernichten. Es tut mir so leid. Bitte, ruf uns an.“

Plötzlich schien Buffy ihre ganze Kraft zu verlieren. Sie sank zu Boden, schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Der Fluch war ihre letzte Hoffnung gewesen. Und sie wußte, warum der Fluch so einfach verschwunden war. Auch hier mischte sich Angels Schicksal ein. Man wollte nicht, das der Fluch erneuert wurde. Er mußte böse sein. Man hatte ihr gesagt, das es seine Bestimmung war.

Jedoch hatte man ihr nicht verboten ihn zu vernichten. Und genau das mußte – und würde – sie tun. Es mußte enden. Sie konnte diese ganzen Qualen, die Angelus ihr mit soviel Freude zufügte, nicht mehr ertragen. Ihn so zu sehen ... brach all die alten Wunden wieder auf. „Warum hast du das getan, Angel?“ flüsterte sie. Sie wußte, es war seine Entscheidung gewesen. Er hatte die Entscheidung getroffen mit Tina zu schlafen, obwohl er wußte, was dann geschehen würde. Das er betrunken war, spielte dabei keine Rolle mehr. Angel hatte diesen Weg gewählt.

Buffy schluckte schwer und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie trauerte um ihren Angel. Er hatte sie nun endgültig verlassen. Nun gab es nur noch Angelus, der alles daran setzte, sie fertig zu machen. Er hatte von Rache gesprochen – dafür, das sie ihn in die Hölle geschickt hatte. Buffy wußte, solange einer von ihnen nicht tot war, würde es nie aufhören. Sie konnte nicht mehr; hatte keine Kraft mehr. Es mußte geschehen. Sie mußte sich ihren schlimmsten Feind stellen und es beenden. Die Müdigkeit überfiel sie und Buffy schlief ein.

Es war schon Nacht als Buffy aufwachte. Sie zog sich um, band ihre Haare zusammen und nahm ihren Jagdbeutel an sich. Dann verließ sie die Wohnung. Zuvor verständigte sie noch anonym die Polizei, damit die sich um Cordelia und Doyle kümmerten. Buffy hatte etwas wichtigeres zu erledigen. Heute Nacht wird es enden, dachte sie als sie zu Angels Wohnung ging. Er war dort. Sie spürte es. Und wenn nicht, dann würde sie ihn ausfindig machen. Aber er würde für seine Taten – in der Vergangenheit und Gegenwart – bezahlen. Es mußte so sein. Auch wenn ein Teil von ihr mit ihm sterben würde; auch wenn es sie zerstören würde ... sie mußte es tun.

Vor dem Gebäude, in denen Angels Räume lagen, blieb Buffy einen Moment stehen. Dann gab sie sich einen Ruck und ging hinein. Der Raum war in Dunkelheit gehüllt. Sie nahm die Treppe und ging hinunter. Ausgeflogen, dachte sie. Die Vampire waren nicht da. Buffy blickte sich in der Wohnung um. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Buffy erblickte das zerwühlte Bett und wußte instinktiv, was die Beiden getrieben hatten.

Es gab ihr einen schmerzhaften Stich, aber sie weigerte sich, dem nachzugeben. Buffy dachte nach. Wo würde er hingehen? Was würde er als nächstes tun? Da erblickte sie ein Blatt Papier, das auf dem Küchentisch lag. Buffy ging näher ran. Es war eine Nachricht von Angelus. Er schien gewußt zu haben, das sie herkommen würde um es zu beenden. Auch er sehnte sich danach; sehnte sich danach von ihrem Blut zu trinken. Das Blut einer Jägerin gab einen Vampir besondere Stärke. Das war in der Dämonenwelt bekannt.

„Buffy, du findest mich im Park Südosten von hier. Ich warte auf dich. Diesen Kampf laß ich mir nicht nehmen. Ich freue mich schon auf dein zartes, starkes  Blut, Angelus“

Wütend zerknüllte Buffy das Blatt und schleuderte es in eine Ecke. Seine Unverfrorenheit war wirklich nicht mehr zu ertragen. Sie wußte, er würde niemals alleine dort sein. Immerhin wollte Angelus, das seine Gespielin ihn bewunderte. Buffy lief die Treppe hinauf und trat in die kühle Nacht hinaus. Es war soweit. Sie machte sich auf den Weg. Sie würde hingehen und es beenden – so wie es ihre Pflicht als Jägerin war.

Diesmal mußte der Kampf zu Ende gebracht werden. Diesmal würde einer von ihnen sterben. Auch wenn Buffy es tief in sich nicht wollte, so hatte sie doch keine andere Wahl. Er würde solange weitermachen bis sie sich ihm stellte. Er würde nach Sunnydale zurückgehen und ihre Familie und Freunde töten. Sie kannte ihn; hatte seine Grausamkeit schon einmal erlebt. Doch das würde sie nicht zulassen. Also würde sie ihn vernichten. Einer von ihnen würde in dieser Nacht sein Leben verlieren.

Angelus stand bei einer Lichtung des Parks. Buffy erkannte sofort, das Tina in der Dunkelheit an einen Baum lehnte – nicht weit von Angelus entfernt.  Seine Augen streiften seine Geliebte. Buffy sah, wie er sie zärtlich anlächelte und in seinen Augen ein verräterisches Blitzen auftauchte. Ein Blitzen, mit dem Angel sie früher betrachtet hatte. Er empfand eindeutig etwas für die blonde Frau und es tat ihr weh. Entschlossen zog Buffy ihren Holzpflock aus dem Beutel und ließ diesen ins Gras fallen.

Mit festen Schritten ging sie auf Angelus zu. Er machte eine theatralische Verbeugung und grinste schadenfroh. „Das mit deinen kleinen Freunden tut mir ja so leid“, spottete er vergnügt. Buffy verzog nicht einmal das Gesicht. „Spar dir das. Ich bin hier. Ich hoffe, deine kleine Freundin hält sich aus unseren Kampf heraus. Das ist eine Sache, die nur uns beide betrifft.“ „Wer wird das den so persönlich nehmen? Keine Sorge, Tina mischt sich nicht ein“, sprach Angelus ironisch. Die Vampirin lachte leise. „Können wir anfangen?“ warf Buffy ein. Sie wollte diesen Kampf, der der Schwerste ihres Lebens werden würde, so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Ohne Vorwarnung schoß Angelus nach vorne. Er packte Buffys Arm und lachte als er den Holzpflock sah. „Was willst du den mit diesen Zahnstocher, Kleine? Willst du mich damit kitzeln?“ „Nein, dieser Zahnstocher wird dich vernichten.“ „Ha, das will sehen“, lachte Angelus und er versetzte ihr einen harten Schlag ins Gesicht. Buffy stolperte, doch sie fing ihr Gleichgewicht. Sie trat Angelus, doch er drehte sich und entkam ihren Tritt.

„Ist das alles, was du draufhast, Jägerin? Komm schon, Buffy, ich weiß, das du es auch willst“, provozierte er sie. Er wußte, das sie sich daran erinnern würde. Sie kannte diese Worte. Und er wollte, das sie sich daran erinnerte. Er wollte sie reizen. Die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht kam in Buffy hoch. Sie erinnerte sich an sein grausames Verhalten danach. In ihren Augen loderte unbändige Wut auf.

Auf einmal kannte ihre Wut keine Grenzen mehr. Sie war blind vor Zorn und Schmerz. Blind vor dem, was er ihr angetan hatte – immer und immer wieder. Er war der Teufel ihrer persönlichen Hölle. Sie schlug und trat auf Angelus ein. Angelus ließ sie in den Glauben, das sie ihn besiegen konnte. Doch dann wurde ihm das zu langweilig und er schlug zurück. Angelus umfaßte ihren Arm und riß ihn brutal zurück. Der Holzpflock glitt aus Buffys Hand. Schmerzhaft schrie sie auf. Er hatte ihr soeben den Arm gebrochen.

„Tina, komm her! Laß uns mit ihr spielen“, rief Angelus amüsiert. Die blonde Vampirin löste sich aus dem dunklen Schatten und kam dazu. Angelus zwang Buffy mit einen eisernen, unnachgiebigen Griff auf die Knie. Tränen traten ihr in die Augen. Ihr wurde klar, das sie keine Chance mehr hatte. Und sie wollte auch nicht mehr. Sie war mit ihrer Kraft – körperlich wie seelisch – am Ende. Sie wollte nicht mehr kämpfen. Ihr Leben war vorbei. Angelus hatte ihr alles genommen. Bald würde eine neue Jägerin berufen werden, denn Buffy würde in dieser Nacht sterben.

Angelus‘ Schülerin schmiegte sich an ihn. Er zog sie an sich und küßte sie leidenschaftlich und lange. Es war, als könnte er nicht mehr von ihr lassen. Er wußte, es brach der Jägerin das Herz, das zu sehen. Zu sehen wie er eine andere küßte und ihr die Liebe schenkte – die er Buffy mit Seele geschenkt hatte – tat ihr mehr weh als alles andere. „Laß es uns gemeinsam beenden. Das Blut einer Jägerin gibt uns viel Stärke. Ich will, das du mit mir trinkst. Diesen Moment des Triumphes will ich nur mit dir teilen.“ Tina lächelte und strich ihren Meiste rüber die Brust. Angelus wandte sich wieder Buffy zu.

Brutal zog er Buffy an den Haaren hoch. Doch sie verbiß es sich aufzuschreien. „Willst du noch etwas sagen, Jägerin, bevor du stirbst?“ fragte er spottend. „Nein“, flüsterte Buffy. Sie hatte es einfach akzeptiert, das sie sterben würde – durch Angelus. Denn sie hatte erkannt, das dies ihr wahres Schicksal war. Die Frau der ewigen Mächte hatte genau das mit ihren Worten gemeint. Sie fürchtete sich nicht. Bald war alles vorbei und sie bekam ihren Frieden. Leb wohl, Mom, sprach sie im Stillen. Sie nahm Abschied von ihrer Familie und ihren Freunden.

Und dann konnte sie nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, nicht mehr handeln. Sie spürte nur noch wie Angelus seine Zähne in ihren Hals stieß und sich tief in ihre Ader grub. Sie spüre wie Tina das Gleiche bei ihrem Handgelenk tat. Es war vorbei. Gleich würde sie sterben. Das Blut wurde ihr genommen. Ihre Energie schwand, während sie hörte, wie die beiden Vampire genüßlich von ihr tranken. Ihr Blut würde ihnen eine besonderes Kraft geben, das wußte Buffy. Und dann fiel ihr Kopf langsam nach hinten zurück. Buffy schloß die Augen – für immer. Sie starb in den Armen von Angelus, ihren schlimmsten Feind.

Befreiend ließ er die Jägerin los. Die Leiche sank zu Boden und blieb im Gras liegen. Angelus nahm Tinas Gesicht in seine Hände und küßte ihre blutverschmierten Lippen. Er liebte es, ihre Lippen – an denen noch Blut haftete – zu küssen. „Es ist vorbei, Süße. Irgendwo auf dieser Welt wird jetzt eine neue Jägerin berufen. Doch niemand kann uns aufhalten“, flüsterte er mit gefährlicher Stimme. „Da hast du recht. Du hast es beendet. Buffy ist Vergangenheit.“ „Ich bin wieder da. Jetzt bin ich wahrhaft wieder der alte Angelus. Laß uns gehen. Wir haben hier nichts mehr verloren“, sprach Angelus gutgelaunt.

Tina schmiegte sich in seine starken Arme und engumschlungen verließen sie den Ort von Buffys Tod. Buffy Anne Summers war tot. Ihre Ära als Jägerin war zu Ende. Sie ließ Menschen zurück, die sie liebten und um sie trauern würden. Buffy war älter geworden als so manch andere Jägerin. Doch ihre Liebe zu einen Vampir war ihr zum Verhängnis geworden. Das Schicksal eines jeden Einzelnen hatte sich erfüllt. Und auf die Menschheit wartete eine grausame Finsternis. Eine grausame Welt mit Angelus, der mit dem Engelsgesicht und seiner Geliebten Tina. Niemand konnte sie aufhalten. Sie würden dort weitermachen, wo sie einst aufgehört hatten ...

Ende


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