Disclaimer: Die Figuren von Angel und Buffy gehören nicht mir sondern Joss Whedon und anderen. Jedoch gehört die Figur Tajana allein mir und darf ohne mein Wissen nicht weiter verwendet werden – genauso wie diese Story. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld sondern schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Inhalt: Angel versucht in Los Angeles alles zu vergessen was in Sunnydale passiert ist. Gemeinsam mit seinen Team und doch einsam bestreitet er seinen Kampf gegen das Böse. Doch dann verändert sich sein Leben als er auf Tajana trifft ...

WARNING: Diese Warnung gilt für alle Spike-Fans! Wer es nicht ertragen kann das seinen Liebling Spike etwas zustößt oder noch schlimmeres mit ihm passiert sollte JETZT aufhören weiterzulesen und sich von dieser Story abwenden. Wenn jemand es nicht ertragen kann das Spike Schmerzen und noch schlimmeres zugefügt wird – STOP!!! NICHT WEITERLESEN!!! Diese Warnung ist ernst gemeint. Wer aber trotzdem weiterliest tut dies auf eigene Verantwortung!

Kommentar: Endlich ist meine erste über 100 Seiten FanFiction fertig. Als erstes möchte ich mich bei Shendara für ihre Unterstützung bedanken. Ohne sie wäre diese Story nicht so geworden wie sie jetzt ist. Außerdem hoffe ich, das die Spike-Fans in der weiten Welt da draußen nicht all zu sauer auf mich sein werden – wegen dem, was ich mit Spike getan habe. Ein anderer Schluß wäre aber niemals in Frage gekommen. Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Lesen. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen ...


Wilde Herzen, Teil 1
written by Tegan

~ Prolog ~

Krachend flog Angel gegen die Mauer. Danach klatschte er in das Wasser, daß durch den Kanal rann. Er stand bis zu den Knöcheln im verdreckten Wasser. Der Dämon ihm gegenüber grinste. Er war viel stärker als Angel gedacht hatte. Der Dämon war eine häßliche Kreatur. Stacheln ragten aus seinem Kopf und seinen Armen. Spitze Zacken liefen aus seinen Schulterblättern.

Er war fast so groß wie Angel. Seine Haut war schuppig und irgendwie grünlich. Der Typ erinnerte Angel stark an einen Fisch. Und genauso stank dieser Dämon auch. Und wenn er lächelte entblößte er spitze Zacken statt richtige Zähne. Angel spürte, wie das Raubtier in ihm die Kontrolle übernahm. Im nächsten Moment blitzten zwei spitze Fangzähne im düsteren Licht auf. Seine gelben Augen glühten vor Wut.

„Ah, ich wußte es. Ich wußte, du bist kein normaler Mensch. Ich habe schon überlegt wo ich dich hintun soll, Fangzahn.“ Angel knurrte wild. „Ich bin ein Vampir und ich ziehe es vor als solcher bezeichnet zu werden.“ „Aber warum stellst du dich gegen die Dämonen?“ fragte dieses Monster als Angel ihm am Kragen packte und gegen die Mauer schleuderte. „Ich habe eine Seele in Gegensatz zu euch anderen.“ „Verstehe. Dann bist du dieses Sonderexemplar.“ „Stimmt genau.“ Angel wich einen Angriff der spitzen Schulterhacken aus und trat dem Dämon in die Magengrube. Der Dämon stöhnte und wich zurück. Angel griff an und ließ einen Hagel harter Schläge auf die Brust des Dämons niederprasseln. Der Dämon heulte wild auf. Angel hatte selten ein so schreckliches Geräusch gehört.

Der Dämon senkte seinen Kopf und rammte Angel seine Hörner in den Bauch. Der Vampir schrie vor Schmerz auf. Schließlich wurde er gegen die andere Seite der Mauer geschleudert. Schmerzhaft fiel er mit dem Gesicht voran in das dreckige Wasser. Angel fuhr hoch; ließ sich von den Schmerzen nicht irritieren. Er knurrte. Ob aus Wut oder Schmerz ... das konnte er nicht sagen.

„Das war ein Fehler“, sprach Angel zornig und griff an. Er prügelte den Dämon fast in die Bewußtlosigkeit. Der Dämon hatte gegen die unkontrollierbare Wut des Vampirs keine Chance. Angel drängte ihn zur Mauer. „Und? Was jetzt?“ fragte der Dämon höhnisch. „Du kannst mich nicht mit bloßen Händen töten. Du weißt, daß ein Zauberschwert dafür nötig ist. Und du bist ohne Schwert hier“, stellte der Dämon triumphierend fest.

Angel hörte Schritte. „Du freust dich zu früh“, knurrte er. Eine Hand lag fest um der Kehle des Dämons damit er nicht abhauen konnte. Er zappelte und schnappte nach Luft aber Angel ließ ihn nicht los. Da tauchten Doyle und Cordelia auf. „Na endlich!“ „Tut uns leid, daß es so lang gedauert hat aber wir mußten erst einmal jemanden finden der Zauberschwerte herstellt“, erklärte Cordelia hastig. Doyle wickelte das Schwert aus dem Tuch und warf es Angel zu. Mit seiner freien Hand fing er es geschickt auf ohne hinzusehen. „Wow! Wie macht er das?“ fragte Cordelia den Halbdämon Doyle. Sie wußte allerdings nicht das Doyle ein Halbdämon war. Er hatte es ihr noch nicht gestanden.

Gebannt beobachteten sie den Kampf. Angel holte mit dem Schwert aus als der Dämon ihn mit aller Kraft zur Seite stieß und weglaufen wollte. „Angel!“ kreischte Cordelia laut. Sie ging hinter Doyle in Deckung. Angel stellte den Dämon, holte aus und schlug ihm den Kopf ab. Eine grüne Flüssigkeit spritzte aus der offenen Wunde und verteilte sich im Raum.

Hauptsächlich über Angel, der vor dem Dämon stand. Er schloß angewidert die Augen und merkte wie schrecklich diese Flüssigkeit stank. Erschöpft ließ er das Schwert sinken. „Toll gemacht!“ lobte Cordelia ihn. Angel schwankte. Die Verletzung machte sich bemerkbar. Verletzungen heilten bei Vampire viel schneller als bei Sterblichen. Aber Angel wußte, daß es sich um eine schwere Verletzung handelte und sie noch ein paar Stunden weh tun würde.

Cordelia lief zu ihrem Boß und stützte ihn. „Danke, Cordelia“, stöhnte Angel. „Mach ich doch gerne. Wir bringen dich nach Hause. Oder ... müssen wir den Dämon entsorgen?“ fragte sie in einen Anflug von Panik. Angel lächelte matt während Doyle an seine andere Seite eilte und ihn ebenfalls stützte. Doyle nahm das Schwert in die freie Hand. „Nein. Der Körper verfault. In einigen Stunden ist nichts mehr von ihm übrig.“ „Igitt!“ machte Cordelia angewidert. „Wie schrecklich. Gut, daß mir der Anblick erspart bleibt.“ „Ja, daß wäre nichts für dich, Cordy. Bringt mich nach Hause.“ „Sicher. Komm, Alter!“ Sie stützten den Vampir und fuhren ihn nach Hause.

Nachdem Cordelia ihn verarztet hatte war Angel ins Bett gekrochen und sofort eingeschlafen. Sie verabschiedete sich von Doyle und begab sich auf den Weg nach Hause; in ihre schicke neue Wohnung. Ein böser Geist hatte hier gehaust doch er war vertrieben worden. Nun, einen Geist hatte Cordelia noch immer als Mitbewohner. Aber Dennis war harmlos und als Geist ganz niedlich. Sie bemerkte kaum das er da war.

Aber es gab ihr ein sicheres Gefühl, daß mußte sie sich eingestehen. Sie wußte, Dennis war da und wartete auf sie wenn sie nach Hause kam. Ein angenehmes Gefühl. Außerdem glaubte sie das er sie beschützte. Vor anderen bösen Geistern die ihr vielleicht was antun wollten. Dennis würde das niemals zulassen. Ihre neue Wohnung war eine Wucht. Sie liebte sie einfach. Sie hatte viel Platz und Raum. Dazu eine traumhafte Einrichtung und die Aussicht war natürlich nicht zu vergessen.

Da die Geschäfte in Los Angeles noch nicht zu hatten - es war Schlußverkauf - beschloß Cordelia noch kurz in einige Läden zu schauen. In billige Läden. Was anderes konnte sie sich nicht mehr leisten. Ihr Leben war jetzt anders als früher als sie noch in Sunnydale gelebt hatte. Früher hatte sie Klamotten vom Designer besessen. Ihre Familie war reich gewesen. Doch dann hatten sie alles verloren weil ihr Vater sich nie die Mühe gemacht hatte seine Steuern zu bezahlen. Nun mußte sie mit dem Schlußverkauf der Geschäfte klar kommen. Und das gefiel ihr gar nicht.Sie war mit großen Träumen nach L.A. gekommen. Sie wollte Schauspielerin werden. Doch es war alles anders gekommen als sie gedacht hatte. Angel hatte sie vor einen grausamen Vampir gerettet und seit dem arbeitete sie bei ihm - bei „Angel Investigations“. Sie waren sowas wie Privatdetektive. Er half Menschen, die sich nicht einmal mehr an die Polizei wenden konnten. Nur auf Drängen von Cordelia und Doyle hatte Angel das Geld seiner Kunden angenommen.

Cordelia nahm einen kurzen roten Rock vom Ständer. Sie seufzte. Niemals ziehe ich den an, dachte sie. Sie schlenderte weiter. „Entschuldigen Sie!“ Cordelia drehte sich um. Vor ihr stand eine Frau. Sie war zierlich und hatte langes, blondes - fast goldenes - Haar dazu hellblaue Augen. Eine wilde Lockenmähne. Ein sympathisches Lächeln lag auf ihren Lippen. „Ja?“ „Ich habe Sie beobachtet. Sie haben eine unglaubliche Ausstrahlung, wissen Sie das? Ich würde Sie gern fotografieren ...“ Die Frau hielt plötzlich inne. „Oh, wie unhöflich. Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Tajana Spencer. Ich bin Fotografin. Ich arbeite in der Agentur meines Vaters.“ Sie zog eine Visitenkarte aus ihrer Tasche und reichte sie Cordelia.

Ungläubig starrte Cordelia auf den Schriftzug. „Agentur Spencer“, las sie laut. Darunter stand: „Models, Schauspieler & Künstler“. Danach stand der Name des Besitzers. Dann stand der Name der Frau dort und ihre Telefonnummer mit der Durchwahl. „Sie haben ein unglaublich schönes Gesicht. Sie sind nicht zufällig Model, oder?“ „Nun, ich war Schönheitskönigin in meiner alten High School in Sunnydale.“ Cordelia wollte noch einen drauf setzen, aber sie ahnte das sie dieser Frau nichts vormachen konnte.

Die Frau konnte nicht älter als dreiundzwanzig sein. „Ich bin vierundzwanzig“, erklärte Tajana. „Woher ...“ „Ich bin Fotografin. Es ist meine Pflicht die Mienen der Models zu verstehen.“ „Ich bin Cordelia Chase.“ „Cordelia, haben Sie eine Setcard?“ „Nein“, gestand Cordelia. „Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Ich werde Sie anrufen. Ich muß das mit meinen Vater noch absprechen, aber ich denke wir können eine Setcard von Ihnen machen. Vorausgesetzt Sie sind damit einverstanden.“ Cordelia strahlte.

„Natürlich. Das würde ich gern machen.“ Cordelia zog die Visitenkarte von Angel heraus und reichte sie der Fotografin. „Ich arbeite in einem Büro. Bei Angel Investigations“, erklärte sie. „Ich werde morgen anrufen. Ich kann Ihnen nichts versprechen aber viele unserer Talente haben einige Aufträge durch uns bekommen. Allerdings klappt das nicht bei jedem.“ „Das habe ich schon fest gestellt.“ „Sie sind mit großen Träumen nach Los Angeles gekommen, stimmt’s?“ fragte Tajana einfühlsam. Die Karte von Angel verschwand in ihrer Tasche. „Ja. Ich wollte Schauspielerin werden.“ „Jetzt werden wir erst einmal eine Setcard machen. Und dann sehen wir weiter. Vielleicht können wir Ihnen einen Gastauftritt in einer Serie beschaffen.“ „Das wäre toll.“ Cordelia strahlte. „Bis morgen, Cordelia.“ „Bis morgen.“ Die Frau ging davon. Cordelia fuhr nach Hause.

Sie hielt es nicht aus und rief bei Angel im Büro an. „Angel Investigations. Wir helfen den Hoffnungslosen“, meldete sich Doyle. „Doyle? Hier ist Cordy. Gib mir bitte Angel“, forderte Cordelia ohne lange darüber nachzudenken. „Cordy, er erholt sich von seinen Verletzungen. Er schläft.“ „Na, dann muß ich es halt dir erzählen“, meinte sie. Doyle machte in Angels Büro ein unverständliches Gesicht. „Ist etwas passiert?“ Er bemerkte an ihrer Stimme, daß sie total aufgeregt war. „Ja, was tolles.“ „Und was?“ Hoffentlich hat sie nicht ihren Traummann kennengelernt, dachte Doyle.

Er hatte nämlich eine Schwäche für die hübsche Dunkelhaarige. „Ich hab gerade eine Fotografin getroffen. Sie ist die Tochter eines Mannes, dem eine Agentur gehört. Sie hat mich angesprochen und will eine Setcard machen. Vielleicht können diese Leute mir helfen meine Karriere als Schauspielerin in Gang zu setzen. Dann kann ich natürlich nicht mehr bei euch arbeiten. Das versteht sich dann von selbst“, meinte Cordelia.

„Bist du schon unter Vertrag?“ fragte Doyle. Er hoffte, daß er nicht zu enttäuscht klang. Natürlich wünschte er Cordelia das sie Erfolg haben würde, aber wenn sie Karriere machte hieß das auch das sie ging. Und das wollte er nicht. Angel will es sicher auch nicht, dachte Doyle. Obwohl Angel es nicht oft zeigte war er doch sehr froh das Cordelia bei ihnen war. „Nein, natürlich nicht. Aber die Agentur will morgen anrufen. Doyle, ich muß jetzt aufhören. Danke, daß du zugehört hast.“ Und schon hatte sie aufgelegt. Doyle seufzte. Der nächste Tag dürfte sehr interessant werden.

~ 1. ~

Angel war überrascht als Cordelia am frühen Morgen schon vor ihm da war. „Du bist schon hier?“ fragte er. „Ja. Ich kriege einen Anruf. Von einer Agentur. Die wollen eine Setcard mit mir machen.“ „Eine was?“ „Angel, bist du von gestern?“ Sie überlegte einen Moment. „Ach stimmt ja, du bist von vorgestern.“ Sie ließ Angel gar keine Möglichkeit zu protestieren. „Eine Setcard sind Fotos in einer Mappe womit Künstler sich bewerben. Ist das nicht toll? Ich werde bald ein gefeierter Star sein“, meinte sie glücklich. Angel zog sich in sein Büro zurück.

Wenig später kam Doyle herein. „Was hat Cordy vor? Will sie das Telefon fressen?“ fragte er. Angel blickte von seinen Buch auf. „Das könnte leicht sein. Es würde mich nicht wundern. Sie sitzt schon den ganzen Vormittag vor dem Telefon und wartet darauf das diese Agentur anruft. Mir hat sie schon drei Mal an diesem Morgen vorgeworfen das unser Telefon nicht mehr funktioniert. Was natürlich Blödsinn ist.“ „Sie ist nervös, Angel. Ich meine, es wäre eine unglaubliche Chance für sie.“ Angel nickte.

„Sicher.“ „Angel, was ist los?“ Doyle bemerkte das Angel über etwas nachdachte. Der Vampir legte das Buch auf den Schreibtisch. „Nun, ich muß sagen, ich habe mich an Cordelia gewöhnt. Sie würde ... ja, sie würde mir fehlen wenn sie geht. Natürlich wünsche ich ihr das all ihre Träume in Erfüllung gehen, aber ...“ „Ich weiß was du meinst.“ „Du findest sie scharf, daß ist was anderes.“ „Aber wir beide wollen sie beschützen. Wir wollen nicht das ihr was geschieht.“ „Das stimmt“, bestätigte Angel nur. Er blickte durch das Fenster. Cordelia schimpfte vor sich hin. „Ich hätte es mir denken können. Natürlich kann ich in dieser Stadt nicht so ein Glück haben. Ich hätte es mir denken können das die nicht anrufen.“ „Wir sollten sie aufheitern“, meinte Doyle. Angel und Doyle gingen ins Nebenzimmer.

„Wißt ihr, ich hätte mir gleich denken können das eine so große Agentur für einen so unwichtigen Menschen wie mich keine Zeit hat“, schimpfte Cordelia als sie die beiden Männer im Türrahmen stehen sah. „Cordelia, sie werden sicher noch anrufen. Da bin ich mir sicher“, sprach Doyle. „Na klar! Das sagen diese Agenturen doch immer. Und wißt ihr was? Ich habe gerade fest gestellt das es niemanden in Los Angeles gibt der sich um mich sorgt.“ Doyle und Angel sahen sich an. Doyle gab Angel einen Stoß in die Rippen.

„Nun, daß stimmt nicht, Cordy. Wir ... sind deine Freunde“, sprach Angel zögernd. Cordelia zog fragend eine Augenbraue hoch. „Bei Doyle weiß ich es. Aber bei dir? Du sprichst nie über das was du empfindest. Wieso ist das für dich so ein Problem, Angel?“ Er lächelte entschuldigend. „Cordelia, ich kann dir nur sagen wenn du uns verlassen würdest ... nun, du würdest mir fehlen.“ „Echt?“ Ihre Augen leuchteten. „Ja.“ „Das ist toll. Ich ...“ Da ging die Tür auf.

Cordelias Miene hellte sich auf. Angel und Doyle blickten die junge Frau an die gerade die Tür schloß. „Miss Spencer!“ rief Cordelia aus. „Ich dachte, Sie wollten anrufen.“ „Ja, daß wollte ich auch. Aber gute Neuigkeiten teile ich gerne persönlich mit.“ „Gute Neuigkeiten?“ „Ja. Ich nehme an einer dieser Herren ist Ihr Chef?“ „Ja, das ist Angel, mein Boß. Und der kleine Zwerg daneben ist Doyle.“ Doyle protestierte laut aber Cordelia überhörte ihn. „Ich bin Tajana Spencer.“ Sie reichte zuerst Doyle die Hand und dann Angel. Doyle merkte sofort wie die Beiden sich in die Augen blickten. Angel entkam sogar ein kleines Lächeln. Dann wandte sie sich an Cordelia, die ihr sofort einen Stuhl anbot.

„Danke.“ Angel und Doyle blieben im Raum stehen; hielten sich jedoch im Hintergrund. „Ich habe gestern mit meinen Vater gesprochen. Sie müssen wissen, daß er immer etwas skeptisch ist, Cordelia. Ich darf Sie doch so nennen, oder?“ „Natürlich.“ Angel sah, das ihre Hände zitterten. Sie war total aufgeregt. „Wir wollen ein paar Fotos mit Ihnen machen. Danach gebe ich Ihnen einen Termin mit meinen Vater. Und wenn er von Ihnen begeistert ist dann werden wir die Setcard auf unsere Kosten machen.“ „Das ist klasse“, rief Cordelia. „Und wann sollen diese Fotos gemacht werden?“

„Am besten gleich. Sie werden mit mir zusammenarbeiten.“ „Nun, ich weiß nicht, ob ich ...“ Angel lächelte. „Nun geh schon, Cordy.“ „Danke, Angel.“ Cordelia nahm ihre Jacke und ihre Handtasche. „Wir wollen die Fotos gerne sehen, Cordelia“, warf Doyle ein. „Sie bekommt Abzüge.“ An der Tür drehte sich Tajana noch einmal um. „Sagen Sie, Angel, sind Sie auch Künstler?“ „Ich? Nein.“ „Schade.“ Tajana lächelte und verließ mit Cordelia die Büroräume. Doyle und Angel sahen sich an. Wenn für Cordelia alles gut lief würde sie bald eine große Karriere in Angriff nehmen. Und sie würden eine Freundin verlieren. Und das gefiel ihnen nicht.

Tajana war ein Profi, daß erkannte Cordelia sofort. Sie hatte ein ganzes Team, daß das Set aufgebaut hatte. Sie waren in einem Fotostudio, daß in einer der exklusivsten Gegenden Los Angeles’ lag. Cordelia wurde von einem Profi geschminkt und gestylt. Tajana gab ihr genaue Anweisungen. Schon nach einigen Minuten bewegte sich Cordelia wie ein Profi. Es machte ihr unglaublichen Spaß. Tajana zeigte ihr die Fotos.

„Ich bin zufrieden“, erklärte sie Cordelia in einer Pause. Sie saßen bei einer Tasse Kaffee zusammen während Cordelia neu geschminkt wurde. „Du kommst gut rüber. Meiner Meinung nach. Ich hoffe, mein Vater ist ebenfalls dieser Meinung. Wir werden uns auf jeden Fall melden. Sag mal, Cordelia, dein Chef ... was kannst du mir über ihn erzählen?“ „Warum?“ „Nun, Angel ist ... ein sehr gutaussehender Mann“, gestand Tajana. Cordelia warf ihr einen wissenden Blick zu. Anscheinend hatte die talentierte Fotografin ein Auge auf Angel geworfen. Das wäre nicht einmal so schlechte, dachte Cordelia.

„Angel hilft Menschen in Not.“ „Ein Detektiv?“ „Sowas in der Art. Wir kümmern uns um scheinbar aussichtslose Fälle. Fälle, wo die Polizei oft nicht mehr weiter weiß.“ „Verstehe. Und wo wohnt er?“ Cordelia lächelte. Das Tajana sich für Angel interessierte war offensichtlich. Und Cordelia freute das. Angel war einsam. Und er brauchte dringend eine Partnerin. Das war auch die Meinung von Doyle. Tajana versprühte Lebenslust. Vielleicht war sie genau die Richtige für Angel. Vielleicht brauchte er gerade eine Frau, die sehr temperamentvoll war und mit beiden Beinen fest im Leben stand.

Natürlich war da noch sein ‘Problem’ aber das konnten sie lösen. Dessen war sich Cordelia sicher. „Seine Wohnung liegt genau unter den Büroräumen. Ein Lastenlift und eine Treppe führen zu ihm hinunter. Sie ist toll. Es ist zwar etwas düster da unten aber er hat sie toll eingerichtet. Mit altertümlichen Kram und alten Waffen, die an den Wänden hängen.“ „Was für altertümlicher Kram?“ „Nun ... für mich ist das alles Schrott, aber er schwört das die Sachen etwas wert sind.“ Tajana überlegte.

„Ich interessiere mich für Antiquitäten. Ich würde die Sachen gerne mal sehen.“ „Oh, ich kann Angel fragen. Er zeigt sie Ihnen sicher.“ „Das wäre nett, Cordelia. Was hältst du davon wenn wir uns duzen?“ „Okay. Ich finde das toll. Seit ich in L.A. bin habe ich noch keine richtige Freundin gefunden. Sicher, ich habe Angel und Doyle, aber sie sind Männer. Ich kann mit ihnen nicht über Frauenprobleme quatschen.“ „Das verstehe ich. Ich weiß, das L.A. eine Höllenstadt ist. Sag mal, hat Angel eigentlich eine Freundin?“

Cordy lachte fast laut auf. Er verkroch sich vor der weiblichen Welt. Anders konnte man es nicht nennen. „Nein. Er ist einsam. Sehr einsam. Du würdest ihn sicher mögen wenn du ihn näher kennst.“ „Ich würde ihn gern näher kennenlernen.“ „Ich werde ihn mal fragen. Wegen seinen alten Sachen.“ „Danke, Cordelia. Komm, machen wir weiter.“ Und sie gingen wieder an die Arbeit.

Angel hatte sich in seine Wohnung zurück gezogen. Doyle war oben und bewachte das Telefon. Unruhig schlich Angel durch seine Wohnung. Schließlich setzte er sich auf das Sofa. Er starrte die Axt an der Wand an. Einsamkeit. Vielleicht war das die Strafe, die er für all seine Schandtaten bekommen hatte. Natürlich ... Doyle war sein Wegbegleiter und auch Cordelia war ihm sehr wichtig, aber ... von seiner wahren Einsamkeit wußten sie nichts.

Cordelia hatte ihm schon mehr als einmal vorgeworfen das er seine wahren Gefühle verbarg. Die Wahrheit war, er würde sein Leben geben um seine Freunde zu schützen. Doyle wußte, das Angel es sich niemals verzeihen würde wenn Cordelia im Kampf gegen das Böse was zustoßen würde. Das würde Angel wahnsinnig machen. Genau wie Doyle machte er sich Sorgen um sie. Doch sie war stärker als sie beide angenommen hatten.

Ein Seufzer drang aus der Kehle des Vampirs. Er war froh, seine Freunde zu haben doch er war einsam. Seine Einsamkeit wurde ihm heute mal wieder überaus deutlich bewußt. Als diese junge Fotografin im Büro gestanden hatte - Tajana Spencer. Eine unglaublich hübsche, junge Frau, wie er fand. Angel sah ihr Gesicht noch immer vor sich. Sie sah fast wie ein Engel aus. Mit diesen hellblauen, sanften Augen und den langen, goldenen Locken. Sie hatte äußerlich überhaupt keine Ähnlichkeit mit Buffy und dafür war er dankbar.

Tajana war unglaublich süß, was er vor seinen Freunden niemals zugeben würde. Eine Frau, mit der er sich eine Beziehung vorstellen könnte. „Vergiß den Gedanken, Angel“, sprach er sich selber zu. Sie war eine bodenständige Frau. Sie würde niemals damit klarkommen das er ein Vampir war. Außerdem wollte er niemanden verletzen. Und er wußte, früher oder später würde er ihr weh tun. Glückseligkeit - es war ihm nicht gegönnt. Er war dazu verdammt in einen Moment wahren Glücks seine Seele wieder zu verlieren. Und was dann geschah ... das wußte er nur zu gut.

Er hatte Buffy mehr als nur weh getan als er nach ihrer gemeinsamen Nacht seine Seele verloren hatte. Er hat Jenny Calendar getötet und Giles seine große Liebe genommen. Er hat ihnen viel Schmerz und Leid zugefügt – ihnen allen. Er würde es sich selbst nie verzeihen. Und Angel würde nicht zulassen das dies noch einmal geschah. Das hieß, daß es nur einen Weg gab. Er durfte dieser Tajana Spencer nicht mehr über den Weg laufen. Sie war unglaublich schön und Angel fühlte sich von ihr angezogen. Er mußte sich von ihr fernhalten. Er wollte sich nicht verlieben; ihr keinen Schmerz zufügen.

Angel hatte im Laufe der Jahre gelernt sich unter Kontrolle zu haben; seinen Gefühlen nicht nachzugeben. Jetzt wußte er, was geschah wenn er Glückseligkeit erlangte. Es sollte nie mehr geschehen. Er hatte schon Buffy verletzt. Doch Buffy war die Jägerin, die eine wesentlich bessere Chance gegen den bösen Angelus hatte als eine normal Sterbliche. Auch wenn diese Entscheidung bedeutete das er einsam und allein sein würde. Das er nie mehr die Geborgenheit und das Glück der Liebe erfahren würde. Er war verdammt.

Oben im Büro machte Doyle sich seine Gedanken. Er hatte gesehen das Tajana Spencer Angel gefiel. Und er wußte auch das der gutmütige Vampir alles versuchen würde um der Dame aus dem Weg zu gehen. Er hatte Angst. Nicht Angst vor der Liebe. Sondern Angst davor wieder so zu werden wie er einst war - der böse Angelus. Der Grausamste aller Vampire. Selbst seine Artgenossen hatten ihn gefürchtet.

Es war Angel anscheinend nicht bestimmt tief zu lieben. Und er tat Doyle leid. Er litt unter dem was er Buffy angetan hatte; was er Giles genommen hatte. Das war der Grund warum Angel sich selbst verboten hatte jemals wieder zu lieben. Das Risiko, was er den Menschen dadurch antun würde, war einfach zu groß. Doch Doyle fand, das Angel sich Tajana öffnen sollte. Der Vampir war einsam. Er glaubte, Doyle würde das nicht wissen. Aber er wußte es.

Er sah es. Sah es an der Art wie Angel sich bewegte. Wie er oft teilnahmslos in seinen Büro oder der Wohnung saß und Löcher in die Wand starrte. Die Einsamkeit fraß ihn innerlich auf. Doch was sollte Doyle tun? Angel wollte nichts unternehmen. Und schon gar keine Frauen kennenlernen. Aber der Halbdämon spürte das Tajana eine Chance hatte zu Angel durchzudringen wenn sie nur hartnäckig genug war. Was sie von Angel dachte hatte man in ihrem Blick lesen können. Doyle würde nicht zusehen wie Angel blind an einer neuen Chance vorbeilief. Er würde dafür sorgen das der Vampir der Fotografin wenigstens eine Chance gab.

Im Fotostudio wurde das Set gerade abgebaut und Tajana packte ihre Sachen zusammen. Sie würde Cordelia die Abzüge der Fotos in zwei Tagen vorbei bringen. Cordelia hatte ihr versprochen bis dahin mit Angel gesprochen zu haben. Im Geiste sah sie den geheimnisvollen in schwarz gekleideten Mann noch einmal vor sich. Groß, schlank und sicher sehr stark. Kurzes kastanienbraunes Haar, dunkle Augen und ein sinnliches Gesicht. Er war der attraktivste Mann der ihr jemals begegnet war. Und sie hatte schon viele gesehen. Vor allem Models. Tajana entriegelte ihren Wagen. Sie legte ihre Ausrüstung auf den Beifahrersitz und fuhr los. Sie fuhr durch die exklusive Gegend und bog an der Kreuzung links ab. Es war eine gewohnte Strecke. Sie kannte den Weg schon so gut wie auswendig.

Angel verbarg etwas, daß spürte sie. Ein Geheimnis. Irgend etwas dunkles umgab diesen Mann. Etwas das er auf gar keinen Fall preisgeben wollte. Die Frage war nur was? Sie hatte in seine Augen gesehen und seinen Schmerz gelesen. Ein Schmerz, den er so offensichtlich mit sich herumtrug. Was konnte geschehen sein, daß er so traurig - ja, wehmütig - schaute? Tajana wollte mehr von ihm wissen; wollte alles über ihn wissen. Sie wollte wissen warum er so traurig war; warum man soviel Leid in seinen Augen lesen konnte.

Die junge Frau hielt den Wagen vor ihrem Haus. Sie bewohnte ein kleines Häuschen in einer vornehmen Gegend. Ihr Vater hatte es ihr vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt. Sie konnten es sich leisten mit dem Geld um sich zu werfen. Sie war in eine reiche und vornehme Familie hinein geboren. Tajana konnte sich alles kaufen was man konnte. Aber auch der Reichtum machte nicht immer glücklich. Denn jedesmal wenn Tajana Menschen wie Cordelia traf wurde ihr klar das alles einmal vorbei sein konnte.

Tajana schloß die Tür auf und schaltete den Lichtschalter ein. Es war leer und still im Haus. Die Haushälterin war schon gegangen. Sie ging in die Küche, holte sich ein Glas Orangensaft und ging dann in ihr Arbeitszimmer. Viele Unterlagen waren auf ihrem Schreibtisch verstreut. Sie nahm ihre Aktentasche und legte alles auf den Tisch. Ihr fiel die Karte in die Hände die Cordelia ihr gegeben hatte. „Wer bist du, Angel?“ fragte sie sich laut als sie den Namen seiner Detektei las.

Sie wollte ihn kennenlernen. Sein Geheimnis lüften und ihm helfen seinen Schmerz zu überwinden. Es war komisch. Tajana konnte es selbst nicht erklären aber sie fühlte sich irgendwie mit ihm verbunden. Er hatte ihr seinen Schmerz offenbart. Und sie war sich sicher das er dies nicht bei jedem tat. Als sie in seine Augen geblickt hatte, hatte ein seltsames Gefühl sich in ihr breit gemacht. Ein Gefühl der Vertrautheit. Sie hatte Angel sofort vertraut obwohl sie ihn nicht kannte. So gut wie nichts über ihn wußte. Und doch vertraute sie ihm. Kein Funke Mißtrauen war da wenn sie an Angel dachte. Tajana wollte wissen wer er war und was ihm so zu schaffen machte.

~ 2. ~

Cordelia stürmte übermütig am nächsten Morgen ins Büro. „Das Shooting war klasse“, rief sie laut. Doyle kam sofort zu ihr. „Das freut mich. Hast du die Fotos dabei?“ „Die werden morgen gebracht. Ich seh natürlich wie immer toll aus.“ „Sicher. Ich hätte nie was anderes gedacht.“ Angel kam die Treppen herauf, nahm sich eine Tasse Kaffee und verschwand in seinem Büro. Er zog die Tür hinter sich zu ohne ein Wort zu sagen.

„Was ist los mit ihm?“ fragte Cordelia. „Er ist seit gestern schon so komisch. Ich glaube, es hat mit dieser Tajana zu tun.“ „Ah, ich muß dir was erzählen.“ „Willst du nicht mit Angel zuerst darüber sprechen?“ stichelte Doyle. Cordelia verzog die Lippen zu einen schiefen Lächeln. „Nein, daß geht ihn nichts an. Noch nicht.“ „Und was ist es?“ „Ich glaube, Tajana ist scharf auf ihn“, gestand Cordelia Doyle.

Doyle blinzelte verwirrt. „Cordy, bist du dir sicher? Ich meine ...“ „Hör mal, du Schlaumeier, du hast doch gestern diesen Blick auch gesehen. Du hast doch auch gesehen wie sich die Beiden angeguckt haben.“ „Ja, daß räume ich ein. Was Angel betrifft bin ich mir sicher das er sich zu ihr hingezogen fühlt. Aber du kennst ihn. Er will ihr nicht weh tun. Er will das Risiko nicht eingehen.“ „Er hat Angst. Er ist ein Feigling. Er stellt sich furchtlos den Dämonen und sonstigen ekligen Kreaturen. Aber wenn er eine Frau trifft, die ihm gefällt, macht er einen Rückzieher. Er gibt keiner eine Chance sich ihm zu nähern. Er blockt alles ab.“ „Cordelia, beruhige dich“, sprach Doyle. „Oh entschuldige! Jedenfalls hat Tajana mich über ihn ausgefragt.“ „Echt?“ „Ja.“ „Und was hast du erzählt?“ fragte Doyle mißtrauisch.

„Ich habe sein kleines Problem natürlich weggelassen und sein Alter. Nur das wesentliche. Das wir Menschen helfen und er allein ist.“ „Das ist gut. Angel mag sie. Das sieht man ja.“ „Natürlich sieht man das. Das Problem ist nur, Doyle, wie bringen wir ihn dazu Tajana eine Chance zu geben?“ Doyle rieb sich das Kinn. „Das ist eine gute Frage. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.“ „Nun, ich hab Tajana von seinem alten Kram erzählt. Sie würde es gern sehen. Sie interessiert sich für Antiquitäten.“ „Nun, dann sollten wir dafür sorgen das er sie auch einlädt.“ „Morgen wäre nicht schlecht. Sie bringt mir morgen die Fotos vorbei.“ „Gut. Dann frage ihn.“ „Ich? Wieso?“ „Cordelia, dir kann er so leicht nichts abschlagen. Hast du es noch immer nicht bemerkt? Angel würde alles tun damit du glücklich bist. Du bist ihm sehr wichtig.“ Cordelia lächelte und klopfte an Angels Tür.

„Komm rein, Cordelia“, sagte er als er sie sah. Sie schloß die Tür hinter sich. „Wie sind die Fotos geworden?“ fragte er. „Klasse. Morgen bringt Tajana die Abzüge.“ Cordelia blickte ihm in die Augen. Sie trat nahe an ihn heran. „Was willst du?“ „Hör mal, Angel, ich will das du mir einen Gefallen tust.“ „Welchen? Solch ich wieder einen Geist aus deiner Wohnung vertreiben?“ „Nein. Dennis ist ein lieber Geist das weißt du doch. Es geht um Tajana.“ „Ich habe keine Zeit“, erwiderte er. Cordelia beugte sich zu ihm.

„Ich habe doch noch gar nicht gesagt was du für mich tun sollst.“ „Mir egal! Cordy, ich habe besseres zu tun als mich um deine Fotografin zu kümmern.“ „Sei nicht so eingeschnappt. Hör zu, Angel, sie will gerne deine Antiquitäten sehen. Sie interessiert sich dafür. Tue mir den Gefallen und lade sie ein. Du kannst mit ihr ja einen Kaffee trinken.“ Angel schüttelte verneinend den Kopf. „Bitte!“ „Hör auf zu betteln. Warum ist dir das so wichtig?“ „Nun ... weil ... du tust soviel für mich. Jetzt will ich mal was für dich tun. Du kannst dich mit ihr anfreunden.“ „Das will ich aber nicht.“ Cordelia verdrehte die Augen.

„Du bist ein Feigling, Angel.“ „Das bin ich nicht.“ „Sicher bist du das. Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen das du Angst vor Frauen hast. Aber nein ... du hast nur Angst davor wieder zum bösen Buben zu mutieren.“ „Das ist doch verständlich. Cordy, hast du vergessen was mit Buffy geschehen ist?“ Cordy hob theatralisch die Hände. „Wie könnte ich das vergessen? Du wolltest damals doch dieses schreckliche Ding erwecken.“ „Acathla“, meinte Angel voller Schmerz. „Genau. Willow wurde dabei verletzt. Aber egal ... jedenfalls wird es diesmal anders sein.“ „Das glaubst du doch selbst nicht. Jetzt denk doch mal nach, Cordelia.“ „Das tue ich doch. Du bist einsam und allein. Du brauchst dringend eine Partnerin. Und deshalb wirst du sie zu einem Kaffee einladen.“ Cordelia verließ sein Büro bevor er die Gelegenheit hatte nein zu sagen.

Am nächsten Tag arbeitete Cordelia am Nachmittag am Computer. Angel lungerte in seinen Büroraum herum und blickte immer wieder zur Tür. Doyle saß bei Cordelia. Er sprang auf als Tajana ins Büro trat. „Hast du die Fotos?“ fragte Cordelia aufgeregt und wandte sich der Frau zu. Tajana zog einen braunen Umschlag aus ihrem Rucksack. „Ja, hier sind sie. Sie sind sehr gut geworden. Meinen Vater gefallen sie.“ Cordelia war nervös. Sie sah sich die Fotos an. „Sie sind echt gut.“ Doyle war begeistert. Cordy sah toll aus wie immer. „Du siehst echt super aus, Cordelia.“ „Ich weiß.“ Cordelia sah, wie Tajana Angel durch das Fenster beobachtete. Er wußte, daß sie da war. Und anscheinend hatte er beschlossen sie absichtlich zu ignorieren.

„Er ist heute nicht gut drauf“, bemerkte Doyle. „Er will mich nicht sehen.“ „Nein, oh nein, daß ist es nicht. Er kennt Sie nicht.“ „Cordelia hat mir erzählt, er wäre einsam.“ „Das stimmt.“ „Ich verstehe das nicht. Er ist ein gutaussehender Mann. Wie kann er da einsam sein?“ Doyle und Cordelia blickten sich an. „Nun ... das ist ein wenig schwierig. Ich denke, daß muß er selbst erzählen.“ „Kann ich die Fotos behalten?“ fragte Cordelia dazwischen.

„Natürlich. Mein Vater erwartet dich morgen um zwei Uhr.“ „Klasse. Ich hab mit Angel gesprochen. Wegen seinen alten Kram.“ „Und?“ „Nun ... er war zwar etwas bockig - wahrscheinlich war er wieder schlecht drauf - aber er hat sich schließlich doch bereit erklärt sie dir zu zeigen.“ „Bist du sicher? Auf mich macht er eher den Eindruck das er mich nicht sehen will. Hab ich ihm was getan?“ „Nein. Das ist seine Art“, erwiderte Doyle schnell. „Geh einfach rein zu ihm“, schlug Cordelia vor. Tajana tat es einfach.

Sie schloß die Tür hinter sich. Angel sah auf. Langsam ließ er das Buch sinken. Er war von ihrem Anblick überwältigt. „Hi Angel!“ „Hi.“ Ein kurzes Schweigen entstand. Angel fühlte sich etwas unbehaglich. „Sie ... interessieren sich für Antiquitäten?“ fragte er nach einer Weile.

„Ja. Cordelia erzählte mir das Sie eine hübsche Sammlung haben.“ „Nun ... das ... das stimmt.“ „Wenn es Ihnen Umstände bereitet dann gehe ich wieder.“ „Das ist es nicht.“ „Haben Sie etwas gegen mich, Angel?“ „Ich kenne Sie doch gar nicht.“ „Dann verstehe ich nicht warum Sie versuchen mich zu ignorieren?“ Angel lächelte leicht. „Tut mir leid.“ „Wovor haben Sie Angst, Angel?“ „Vor einiges.“ Tajana sah, daß er darauf nicht weiter eingehen wollte. „Zeigen Sie mir nun ihre Antiquitäten?“ Angel nickte. Cordelia und Doyle sagten kein Wort als er Tajana die Treppen nach unten führte.

Tajana war begeistert. „Wow! Sagen Sie, Angel, sind Sie ein Waffennarr?“ „Nein.“ „Ihre Sammlung behauptet das Gegenteil.“ „Wollen ... wollen Sie einen Kaffee?“ fragte er. „Gerne.“ „Mit Zucker?“ „Ja.“ „Zucker habe ich keinen da. Ich ... kriege selten Besuch.“ „Das macht nichts.“ Tajana legte ihren Rucksack auf den Tisch. „Sie haben wirklich eine hübsche Sammlung“, bemerkte sie als sie sich an den Tisch setzte. Angel reichte ihr eine Tasse und setzte sich ihr gegenüber.

„Sagen Sie, Angel, woher haben Sie all diese Sachen? Ich meine, diese Axt auf der Wand stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert, wenn ich das richtig erkannte habe.“ Angel war überrascht. „Woher wissen Sie das?“ „Nun ... wie Cordelia schon sagte, ich interessiere mich für all diesen Kram. Ich hab ein wenig Ahnung, kann ich sagen. Woher haben Sie also diese Axt? Solche Waffen aus den achtzehnten Jahrhundert kriegt man heutzutage schwer. Die meisten, so heißt es, sind verschollen.“ „Nun ... es ist eine echte. Ein ... Freund hat sie mir besorgt.“ „Verstehe.“ Tajana blickte sich um.

„Täusche ich mich oder haben Sie hier unten keine Fenster?“ „Sie täuschen sich nicht.“ „Warum nicht? Haben Sie Angst vor der Sonne?“ Angel überlegte. Was konnte er ihr sagen? „Ich ziehe dunkle Räume vor.“ „Es paßt zu Ihrer Aura.“ „Zu meiner Aura?“ fragte Angel verblüfft. „Ja. Ich bin Fotografin, schon vergessen? Die Ausstrahlung der Menschen ist sehr wichtig bei Models und Schauspieler. Sie haben eine seltsame Ausstrahlung, Angel.“ „Erklären Sie mir das“, bat Angel verwirrt. Tajana lächelte.

Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück und nahm einen Schluck ihres Kaffees. Sie schien zu überlegen wie sie es am besten ausdrücken sollte. Schließlich: „Sie sind ein geheimnisvoller Mann, Angel. Sie haben ... eine etwas düstere Aura. Ja, so würde ich es nennen. Eine mystische, dunkle Aura. Was natürlich nicht unbedingt etwas schlechtes sein muß, aber ... ich würde gerne wissen wer Sie wirklich sind.“ Angel schwieg. Eine mystische, dunkle Aura. Sie wußte nicht wie recht sie damit hatte.

„Nun, ich ...“ „Sie haben ein Geheimnis“, machte Tajana weiter. Angel wich ihrem Blick aus. „Sie verbergen irgend etwas. Und Sie leiden.“ Angel sah sie an. „Was hat Cordelia Ihnen erzählt?“ fragte er. Tajana lächelte. „Gar nichts. Das haben Sie mir erzählt.“ „Unmöglich.“ Angel stand auf. „Ihre Augen haben es mir verraten.“ „Meine Augen?“ Er drehte sich zu seinen Gast um.

„Ja. Als ich herkam um Cordelia für das Shooting abzuholen. Als wir uns angesehen haben hat Ihr Blick mir Ihr Leid verraten. Ihre Augen offenbarten mir Ihren Schmerz, Angel.“ „Da täuschen Sie sich.“ „Nein. Ich habe sehr viel mit Menschen zu tun. Ich habe gelernt die Gefühle der Menschen in ihren Blick zu lesen. Sie haben Ihren Schmerz mit mir geteilt.“ Tajana stand auf und trat zu Angel, der am Herd stand.

Als sie ihre Hand auf seine legte sahen sie sich an. Angel zog die Hand zurück als hätte er sich verbrannt. „Sie offenbarten mir Ihren Schmerz. Ich durfte ihn in Ihren Augen lesen. Warum ... das müssen Sie selbst wissen. Aber seit diesen Augenblick finde ich keine Ruhe mehr.“ Tajana schwieg einen Moment; entschloß sich aber weiter zu sprechen. „Ich frage mich ständig was Sie erlebt haben müssen um so voller Leid zu sein. Was für einen Schmerz müssen Sie erlebt haben.“ „Einen großen“, antwortete Angel leise. „Eine gescheiterte Beziehung?“ fragte Tajana. Angel nickte.

„Aber deshalb ...“ „Das können Sie nicht verstehen. Die Sachlage liegt etwas anders als Sie es sich denken.“ „Das tut mir leid. Es ist auch nicht meine Sache.“ Tajana blickte auf die Uhr. „Es wird Zeit für mich. Ich habe jetzt noch einen wichtigen Termin. Ich danke Ihnen, Angel.“ „Wofür?“ Sie lächelte. „Ich denke, Sie wissen wofür“, antwortete Tajana. Angel wußte es. Es war nicht seine Bereitschaft ihr seine Sachen zu zeigen sondern die Offenbarung seinen Schmerz mit ihr zu teilen.

„Was machen die da unten solange?“ fragte Cordelia nervös. Sie lief unruhig hin und her und blickte immer wieder zur Treppe. Doyle saß auf einen Stuhl und nahm das alles etwas lockerer. „Du wolltest doch das sie sich unterhalten.“ „Du wolltest es auch.“ Cordelia dachte an das Schlimmste. „Oh Gott!“ „Was?“ „Was ist wenn ... na wenn sie ... du weißt schon ...“ „Das glaubst du doch selbst nicht. Die Beiden kennen sich kaum.“ „Und? Tajana findet ihn attraktiv und er ... er fühlt sich zu ihr hingezogen. Sie weiß doch nicht das Angel ... dieses Problem hat“, sprach Cordelia ihre plötzliche Sorge aus. „Aber Angel weiß es. Er wird es nicht so weit kommen lassen“, versuchte Doyle sie zu beruhigen. „Ja, schon, aber ... was ist wenn er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Wenn sein Verlangen stärker ist als die Vernunft und ...“ Cordelias Worte sorgten dafür das nun auch Doyle besorgt reagierte. Er wollte schon nachsehen gehen als sie Schritte hörten.

Angel und Tajana traten in die Büroräume. Sie sagten beide kein Wort. „Cordelia, vergiß bitte nicht den Termin bei meinen Vater. Morgen, zwei Uhr. Er haßt Unpünktlichkeit. Wenn du pünktlich bist hast du schon die halbe Miete.“ „Ich bin auf jeden Fall pünktlich, versprochen. Muß ich sonst noch auf etwas achten?“ fragte sie aufgeregt. „Nein. Sei einfach du selbst. Aber ich gebe dir den Rat verstell dich nicht. Mein Vater merkt das sofort. Er kann das nicht leiden. Sei einfach du selbst, Cordy.“ „Okay. Danke.“ „Schon gut. Der Rest liegt in deiner Hand.“ Sie drehte sich zu Angel um.

„Danke, Angel.“ „Ich habe zu danken.“ Sie reichte ihm die Hand und verabschiedete sich. „Angel?“ Doyle und Cordelia sahen den Vampir an als Tajana verschwunden war. Er wandte den Blick und ging wortlos in sein Büro. Leise schloß er die Tür hinter sich. Ein Zeichen dafür das er jetzt nicht gestört werden wollte. „Nun werden wir nie erfahren was zwischen ihnen geschehen ist“, murmelte Cordelia. Doyle nickte nur. Er konnte ahnen was in Angel vorging. Einerseits wollte er diese Frau aber andererseits wollte er die Gefahr nicht eingehen. Angel vertiefte sich wieder in sein Buch.

~ 3. ~

Zehn vor zwei Uhr betrat Cordelia das mächtige Hochhaus inmitten einer der exklusivsten Geschäftsgegenden von Los Angeles. Sie war überwältigt. Eine Sekretärin hatte ihr den Weg zu dem Büro von Kevin Spencer erklärt. Sie schritt durch einen langen Gang, der vom Lift wegführte. Kunstvolle Bilder hingen an den Wänden. Schließlich stand sie vor der Tür. Cordelia blickte auf die Uhr. Fünf vor zwei. Sie hatte noch einige Minuten.

Schnell huschte sie in den Waschraum und kontrollierte ihr Make-up. Ihre Frisur war auch okay und sie hatte nichts zwischen ihren Zähnen. Cordelia trug ein mindfarbenes Kleid, daß ihr bis zu den Knien reichte. Dazu paßten ihre schwarzen Sandalen. Sie umklammerte ihre Handtasche als sie aus dem Waschraum trat und die Tür des mächtigen Büros öffnete. Eine weitere Sekretärin saß vor einer erneuten Tür, hinter der Kevin Spencer sein Büro hatte.

Cordelia trat vor den Schreibtisch der Frau, die sehr elegant gekleidet war. „Ich bin Cordelia Chase. Ich habe einen Termin bei Mr. Spencer“, erklärte sie der Frau. Die Frau mußte Mitte dreißig sein. Sie lächelte Cordelia freundlich an und sah dann in einen Kalender. „Ja. Setzen Sie sich bitte da drüben hin. Mr. Spencer wird gleich Zeit für Sie haben. Er führt gerade ein wichtiges Telefonat.“ Cordelia setzte sich auf das Sofa. Sie war nervös. Eine Seltenheit bei ihr. Eigentlich trat sie immer mit dem gleichen Selbstbewußtsein auf wie in Sunnydale. Aber jetzt? Dies war eine ganz andere Situation als jede die sie in Sunnydale erlebt hatte. Von diesem Gespräch hing es ab ob sie ihre Träume verwirklichen konnte oder ob sie wie eine Seifenblase platzen würden.

Ein großer Geschäftsmann aus L.A. wollte mit ihr sprechen und ihr vielleicht eine Chance geben. Vielleicht konnte jetzt etwas wahr werden wovon sie immer geträumt hatte. Cordelia hatte gelernt das sie bei solchen Vorsprechtermine nicht allzu große Hoffnungen haben durfte. Ihre Träume hatte sie hinunter geschraubt. Sie ging nicht mehr mit den ganz tollen Träumen und Hoffnungen in ein Vorstellungsgespräch. Sie hatte aus der Vergangenheit gelernt. Cordelia nahm eine Zeitschrift und blätterte darin.

Die Gegensprechanlage der Sekretärin knarrte. „Rose, bitten Sie Ms. Chase herein“, ertönte eine Stimme. Rose, die Sekretärin, stand auf. „Kommen Sie, Ms. Chase.“ Cordelia folgte ihr. Rose öffnete die Tür. „Ms. Chase“, sagte sie und ließ Cordelia eintreten. Dann schloß sie die Tür hinter Cordelia. Ein teurer orientalischer Teppich füllte den gesamten Boden aus. Wertvolle Kunstschätze waren aufgestellt worden. „Ms. Chase?“ fragte der Mann hinter dem Schreibtisch.

„Ja, ich bin Cordelia Chase.“ „Kommen Sie ruhig näher. Ich beiße nicht“, lächelte der Mann beruhigend. Tajanas Vater war ein sehr stattlicher Mann, wie Cordelia überrascht fest stellte. Er war Anfang fünfzig, schätzte sie. Sein braunes Haar zeigte schon graue Stellen auf. Doch er war für sein Alter noch recht attraktiv. Cordelia setzte sich auf den bequemen Sessel mit dunkelroten Polstern vor dem Schreibtisch. Vorher reichte sie Kevin Spencer die Hand. Es war ein warmer Händedruck der sie etwas lockerer machte.

Sie erkannte das auf seinen Schreibtisch viele Fotos lagen. Darunter auch ihre. „Ms. Chase, meine Tochter ist sehr begeistert von Ihnen“, begann er. „Die Fotos sind gut. Erzählen Sie mir von sich. Woher kommen Sie?“ „Aus Sunnydale. Ich habe den Abschluß an der Sunnydale High School gemacht. Ich habe dort einige Pokale gewonnen - Schönheitswettbewerbe. Nach dem Abschluß bin ich nach Los Angeles gekommen mit den Traum Schauspielerin zu werden.“ „Verstehe. Es hat nicht geklappt, nicht wahr?“ „Nein. Ich arbeite jetzt in einen Büro. Irgendwie muß ich schließlich Geld verdienen.“ „Was ist mit Ihren Eltern? Bekommen Sie von Ihren Eltern keine finanzielle Unterstützung?“ Cordelia druckste ein wenig herum, entschloß sich aber ihm die ganze Wahrheit zu erzählen.

„Meine Eltern hatten ein Haus. Wir waren ... wohlhabend, kann ich sagen. Aber dann haben wir alles verloren. Mein Vater hatte es nie für nötig gehalten Steuern zu zahlen.“ „Verstehe.“ Kevin dachte kurz nach. „Ms. Chase, Sie sind eine hübsche junge Frau. Aber ich will ehrlich sein: Ich bin nicht einer Meinung mit meiner Tochter. Sie sind wirklich hübsch, aber ... ich kenne Hollywood. Ich kenne Los Angeles. Und ich muß Ihnen leider sagen, daß Sie nicht das nötige Potential haben um den Durchbruch zu schaffen.“ „Verstehe“, murmelte Cordelia enttäuscht.

„Es ist nichts persönliches. Aber hübsche Mädchen stellen sich jeden Tag bei mir vor. Ich habe Erfahrung. Viel Erfahrung. Diese Agentur steht seit fast zwanzig Jahren. Sie sind nicht das was Hollywood momentan will. Es tut mir sehr leid. Ich zerstörte Ihre Träume nur ungern, aber ...“ „Schon gut. Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit.“ „Es tut mir leid.“ Und Kevin Spencer meinte es auch so. Cordelia bedankte sich für seine Mühe und verließ niedergeschlagen das Hochhaus.

Gedankenverloren ging sie zur Bushaltestelle. Der Bus fuhr ihr direkt vor der Nase weg. „Na toll. Das auch noch.“ Sie ging zur nächsten Telefonzelle. Cordelia kramte Kleingeld heraus und wählte Angels Nummer. „Angel Investigations. Wir helfen den Hoffnungslosen,“ meldete sich Doyle. „Doyle, hier ist Cordelia. Kannst du mich bitte abholen?“ Doyle erkannte sofort das sie niedergeschlagen war. Ihre Stimme verriet es.

„Cordelia, ist was passiert?“ fragte er besorgt. „Ich ... hol mich einfach ab, okay? Mir ist der Bus vor der Nase weggefahren.“ „Okay. Wo bist du?“ Sie gab ihm die Adresse durch. „Gegenüber dem Hochhaus ist eine Telefonzelle. Ich warte dort auf dich.“ „Okay. Ich bin schon unterwegs.“ Doch da hatte Cordelia schon eingehängt. Doyle hinterließ Angel eine Nachricht und nahm die Autoschlüssel für Angels Cabrio.

Doyle erkannte Cordelia schon von weitem. Ihre Haltung zeigte an das ihr Gespräch mit Kevin Spencer nicht sehr erfreulich gewesen war. Doyle fuhr an den Straßenrand und hielt neben Cordelia. Sie stieg wortlos ein. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ fragte er. „Nein. Ich kann auch gleich mit der Arbeit bei Angel anfangen. Das ist das Einzige was ich noch tun kann.“ Doyle fuhr los. An einer Ampel mußte er halten da sie auf rot umsprang. Er wandte sich der stillen Cordelia zu. So still war sie sonst nie.

„Willst du mir erzählen was passiert ist?“ fragte er vorsichtig. „Meine Träume kann ich vergessen“, antwortete sie. „Komm, Cordy, Kopf hoch. Nur weil dieser Heini dich nicht will, heißt das doch nicht ...“ Cordelia unterbrach ihn. „Er hat mir erklärt das ich nicht das bin was Hollywood will. Er hat eine Erfahrung von fast zwanzig Jahren. Ich meine, er muß es doch wissen. Ich sollte mich damit abfinden das ich den Durchbruch nicht schaffe. Ich sollte meine Träume abschreiben und mir neue suchen. Doch meine alten Träume kann ich vergessen.“ Doyle fuhr weiter.

„Es tut mir leid, Cordelia.“ „Mir auch.“ „Hör mal, du solltest dir das nicht so sehr zu Herzen nehmen. Ich meine, Cordy, du bist unheimlich hübsch und mutig. Du bist intelligent. Und sehr direkt. Du sagst, was du denkst. Wenn diese Leute nicht wissen was sie an dir haben dann sind sie es nicht wert das du überhaupt nur einen Gedanken an sie verschwendest. Du bist ein lieber Mensch. Mit besonderen Werten.“ Cordelia blickte Doyle von der Seite aus an.

„Danke, Doyle.“ „Dafür bin ich doch da. Ich bin dein Freund. Angel und ich glauben an dich, Cordelia. Und das wird sich nie ändern. Hey, wir sind ein Team. Ohne dich würde dieses Team nicht funktionieren.“ „Du bist doch nicht so ein schlechter Kerl wie ich mal gedacht habe“, meinte Cordelia und wandte den Blick. „Danke.“ Doyle fuhr den Wagen in die Tiefgarage. Er ließ Cordelia in Ruhe. Sie brauchte jetzt ein wenig Zeit um das alles zu verarbeiten. Und er gab ihr diese Zeit. Doyle zog sich mit der Zeitung in Angels Büro zurück.

Am Nachmittag kam Angel ins Büro. Er merkte sofort das mit Cordelia etwas nicht stimmte. „Cordy, was ist los?“ fragte er sofort. Sie hob nicht einmal den Blick. „Tajanas Vater hat mir erklärt das ich den Durchbruch nicht schaffen werde.“ Und dann erzählte sie ihm alles. „Es tut mir leid, Cordelia.“ „Danke.“ Angel blickte sie ernst an. „Kommst du damit zurecht?“ Sie hob den Kopf und lächelte tapfer.

„Ja, ich bin Cordelia Chase. Ich bin stark.“ „Das stimmt. Es tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“ „Das hast du längst getan, Angel. Ich danke dir.“ „Du kannst dir heute gern frei nehmen wenn du willst.“ „Nein. Das ist lieb von dir aber ich will nicht. Dann sitze ich nur zu Hause rum und grübele nach. Dann bin ich wie du. Und das will ich nicht. Arbeit lenkt mich ab zuviel darüber nachzudenken.“ Angel nickte. „Okay, aber ... wenn du gehen willst, dann gehe ruhig.“ „Ich komme damit schon klar. Keine Sorge.“ Dann wandte sich Cordelia den Akten zu die sie aus einem Schrank genommen hatte. Es waren Akten ihrer Kunden die in den PC ein getippt gehörten. Und das tat Cordelia dann auch. Langsam wurde sie eine wirklich gute Sekretärin.

Angel leistete Doyle in seinen Büro Gesellschaft. Er schloß die Tür. „Sie ist ganz schön traurig“, stellte Doyle fest. Doyle setzte sich auf den Sessel vor Angels Schreibtisch damit Angel auf seinen gewohnten Platz sitzen konnte. Angel legte die Beine auf den Tisch. „So kenne ich sie gar nicht. Eigentlich ist sie eine Quasselstrippe aber so traurig und niedergeschlagen ... so habe ich sie noch nie erlebt.“ Angel klang etwas besorgt.

„Glaubst du, sie schafft es?“ fragte Doyle und blickte Cordelia an die sich in ihre Arbeit vergrub. „Ja, ich denke schon. Sie ist stark. Vergiß nicht, sie hat sogar einen bösen Geist gedroht und mit diesem Geist geschrien. Cordelia wird darüber hinwegkommen. Da bin ich mir sicher. Sie wird nur etwas Zeit brauchen. Außerdem hat sie jetzt auch eine Freundin. Sie schafft es.“ Und Doyle glaubte Angel. Immerhin kannte Angel Cordelia ein bißchen besser als er.

„Sag mal, Angel, was ist gestern eigentlich passiert?“ „Was meinst du?“ „Angel, weich nicht aus. Du hast dich gestern lange mit Tajana unterhalten. Was ist passiert?“ „Das geht dich nichts an.“ „Ach komm schon! Sag es mir. Worüber habt ihr gesprochen?“ „Über einiges.“ „Angel!“ protestierte Doyle. Nur widerwillig gab der Vampir nach.

„Wir haben zuerst über die Antiquitäten gesprochen. Sie hat Ahnung, daß muß ich zugeben. Dann hat sie angefangen über meine dunkle, geheimnisvolle Aura zu sprechen. Und ...“ „Und über was?“ drängte Doyle. „Über meinen Schmerz. Teilweise jedenfalls.“ „Wie soll ich das verstehen?“ Doyle wußte damit nichts anzufangen. „Das ist schwer zu erklären. Doyle, ich hab das Gefühl das sie mich versteht. Das mich diese Frau nur ansehen muß um zu spüren was ich fühle.“ „Du hast dich verliebt“, stellte der Halbdämon lächelnd fest.

„Ja ... ich glaube.“ „Was heißt, du glaubst es?“ „Weißt du, ich habe Buffy geliebt. Wirklich geliebt. Als ich mich von ihr getrennt habe, habe ich geschworen niemals mehr so zu lieben. Aber ... jetzt ist Tajana in mein Leben getreten. Und mir wurde bewußt wie einsam und allein ich doch bin. Wie sehr ich mich nach Liebe und Geborgenheit sehne. Aber ich kann und darf mich nicht mit ihr einlassen.“ „Warum nicht?“ „Wie soll ich ihr den erklären das ich ein Vampir bin? Sie lebt in einer Welt in der für sie sowas nicht existiert.“

„Dann bringe es ihr bei. Du schaffst das schon. Du brauchst eine Partnerin. Eine Frau, die zu dir steht. Die dich liebt so wie du bist.“ „Und was ist mit dem Fluch? Ich werde sie nie lieben können. Niemals ... ohne ihr danach weh zu tun. Ich will nie mehr zu dem Monster werden das ich einst war“, widersprach Angel. Doyle konnte ihn verstehen. Konnte ihn nur zu gut verstehen. „Angel, dabei kann ich dir nicht helfen. Das mußt du selbst entscheiden. Aber diese Frau wäre das Richtige für dich. Glaube mir! Ihr könntet alle Probleme bewältigen wenn du ihr nur genug vertraust. Und sie dir. Hab ein wenig Vertrauen“, meinte Doyle ernsthaft. Aber Angel konnte nicht daran glauben. Das Risiko war zu hoch. Doch was konnte er gegen seine Gefühle für Tajana machen? Er wußte sich keinen Rat.

~ 4. ~

Cordelia brauchte ein paar Tage um über die herbe Enttäuschung hinweg zu kommen. Aber schon bald war sie wieder die Alte. Angel und Doyle konnten aufatmen. Sie hatten sich wirklich Sorgen um Cordelia gemacht. Aber sie meisterte diese Enttäuschung wie alles andere auch. Sie traf sich immer öfter mit Tajana. Die Beiden wurden die besten Freundinnen. Abends, die Sonne war schon untergegangen und die Lichter erhellten die Stadt, tauchte Tajana in Angels Büro auf.

„Tajana, hi!“ rief Cordelia. „Hallo. Hat dein Chef Zeit?“ „Sicher. Was willst du von ihm?“ „Ihn überreden mit mir ins Kino zu gehen“, antwortete Tajana. „Oh, daß wird schwer. Er ist ...“ „Ich weiß. Ein sturer Kerl. Aber ich bleibe dran. So leicht gebe ich nicht auf. Ich habe ihm einige Zeit gegeben über alles nachzudenken. Jetzt werde ich aktiv.“ „Eine gute Idee“, mischte sich Doyle ein. „Halt die Klappe, Doyle! Deine Meinung ist nicht gefragt“, erwiderte Cordelia. „Frag ihn einfach“, schlug sie Tajana dann vor. „Du hast recht. Ich sollte ihn einfach fragen.“

Angel blickte au, als seine Bürotür geschlossen wurde. Vor ihm stand Tajana. In einen traumhaften schwarzen Kleid. „Hi!“ brachte er überrascht raus. „Hi. Haben Sie zu tun, Angel?“ „Nun ... nicht wirklich.“ Sie beugte sich über den Schreibtisch. „Angel, ich würde Sie gerne ins Kino einladen.“ „Nein, danke“, lehnte er sofort ab. Doch Tajana hatte diese Reaktion erwartet. „Sie brauchen mich nur begleiten. Ich zahle alles. Außerdem, was hältst du davon wenn wir uns duzen?“ „Von mir aus.“ „Komm mit. Bitte.“ „Ich kann nicht.“ „Du hast keine Arbeit. Das sieht man doch. Du lungerst nur hier herum. Du kannst dich doch sicher für ein paar Stunden von deinen so interessanten Buch loseisen? Was liest du da überhaupt?“ Sie nahm ihm das Buch aus der Hand. „Die alten Geschichten der keltischen Dämonen“, las sie laut vor. „Das interessiert dich?“ „Ja.“ Sie legte das Buch zur Seite.

„Das kannst du später auch noch lesen“, entschied sie energisch. „Bitte, Angel, komm mit.“ Sie blickte ihn mit verführerischen Augenaufschlag an. Sie stand nahe bei ihm. Angel wußte, er brauchte nur die Hand ausstrecken und schon würde sie in seinen Armen liegen. Nur eine Bewegung und er konnte sie berühren; konnte über ihre zarte Haut streicheln. Er konnte ihr Parfüm riechen; ihren unverwechselbaren Duft. Angel stellte sich vor wie er ihre zarten Lippen küßte und ... Er schüttelte den Kopf. Nein, es kann nicht sein. Es darf niemals sein. Nie wieder. Angel wich einen Schritt zurück. Tajana betrachtete ihn skeptisch.

„Wenn ich es nicht besser wüßte würde ich sagen das du Angst vor mir hast“, meinte sie. „Das ist Blödsinn.“ „Bitte komm mit! Im Kino ist der neue Film von Bruce Willis angelaufen. Ich würde mir den gern ansehen. Mit dir.“ „Du hast doch bestimmt viele Freunde. Frag doch einen von denen.“ „Ich will aber mit dir ins Kino gehen. Nur ein Besuch im Kino. Mehr nicht. Ich will dich kennenlernen.“ Angel blickte sie an. Ihre Augen waren so klar und schön. „Okay. Ich komme mit.“ „Das finde ich schön.“ Angel nahm die Autoschlüssel und seinen Mantel.

„Wo geht ihr hin?“ fragte Cordelia unschuldig. „Ins Kino. Ihr kommt doch ein paar Stunden ohne mich aus, oder?“ fragte Angel. Doyle sprang von seinen Platz auf. „Sicher. Sollte ... wenn es Probleme gibt ruf ich dich auf deinen Handy an.“ „Okay. Ich bin in spätestens vier Stunden wieder da.“ „Laß dir ruhig Zeit“, meinte Cordelia. „Wir kommen eine Nacht auch mal ohne dich aus. In letzter Zeit war es ruhig. Es wird schon nichts passieren.“ Angel war noch immer nicht sehr überzeugt. Doyle nahm ihn zur Seite.

„Das ist die richtige Entscheidung. Du wirst es sicher nicht bereuen. Genieß den Abend. Du gehst mit einer hübschen Frau ins Kino. Genieß es.“ „Ich weiß.“ Angel ging zu Tajana, die an der Tür wartete. „Ruft mich an wenn es Probleme gibt.“ „Sicher. Viel Spaß, Angel!“ Das war Cordelia. Angel und Tajana verließen das Büro. Cordelia und Doyle sahen sich an. „Yeah!“ Dann schlugen sie die Handflächen aneinander. Der erste Schritt war getan. Den Rest mußte Angel selbst entscheiden.

„Ein Cabrio? Cool.“ Angel hielt ihr die Beifahrertür auf. Danach setzte er sich hinter das Lenkrad und fuhr los. „Ich hätte niemals gedacht das du mitkommst.“ „Warum nicht?“ „Nun, daß zeigt dein ganzes Verhalten. Aber ich will nicht mit dir diskutieren. Ich will nur den Abend genießen. Was für Probleme erwartest du eigentlich?“ „Probleme?“ wiederholte Angel verblüfft.

„Ja. Du hast gesagt wenn sie Probleme haben sollen sie dich anrufen.“ „Nun ... das ... ist schwer zu erklären.“ „Du willst nicht darüber sprechen. Genauso wenig wie über deine Ängste. Schon verstanden.“ Angel entdeckte eine Parklücke und lotste den Wagen geschickt hinein. Als Tajana ausstieg sagte sie an ihn gewandt: „Aber ich würde eines Tages gern alles über dich erfahren. Wenn du es von dir aus erzählt. Ich hoffe, du vertraust mir eines Tages so sehr.“ Sie ging auf die Kinokasse zu. Angel folgte ihr. Was soll ich nur tun? fragte er sich erneut.

Tajana hatte in der letzte Reihe Plätze bekommen. „Popcorn?“ fragte sie und hielt Angel die Tüte hin. „Nein, danke.“ „Sag mal, Angel, hast du eigentlich eine offizielle Lizenz für dein Büro?“ „Nicht wirklich. Es ist ...“ „Etwas schwierig?“ neckte sie ihn. „Ja.“ „Stimmt es was Cordelia gesagt hat?“ „Dafür müßte ich wissen was sie schon wieder über mich erzählt hat.“ „Nun, daß du ... Menschen hilfst die in sehr schwerer Not sind. Fälle, wo die Polizei auf der Leitung steht.“ Fragend sah sie ihn an. „Ja, solche Fälle.“ „Interessant.“

Tajana legte ihre Handtasche auf den Boden - direkt zwischen ihre Füße. Als sie den Oberkörper wieder hob begegnete sie Angels Blick. Sie sahen sich wie verzaubert an. Angel nahm ihre Hand. Wie gebannt blickten sie sich in die Augen. Tajanas Lippen bebten. „Sorry! Kann ich mal vorbei?“ Der Kinobesucher, der sich an ihnen vorbei drängte, brach den Zauber zwischen Angel und Tajana. Angel räusperte sich. In diesem Moment wurde es im Kinosaal dunkel. Tajana wandte sich wie ihr Begleiter der Leinwand zu.

Angel war total verkrampft. Er wußte, wäre dieser Kinobesucher nicht gewesen hätten sie sich geküßt. Er fragte sich wie es wohl gewesen wäre sie in seinen Armen zu halten. Unruhig rutschte er auf seinen Sessel hin und her. Was soll ich tun? fragte er sich. Angel konzentrierte sich nicht so sehr auf den Film. Er dachte über alles nach. Tajana war eine unglaubliche Frau.

Sicher, sie war ganz und gar nicht wie Buffy und das war auch gut so. Sie war keine Kämpferin. Wenn er tatsächlich mit ihr eine Beziehung anfing dann war es für sie eine große Gefahr. Sie konnte in einen Kampf geraten und dabei ums Leben kommen. Das würde er sich nie verzeihen. Sie war eine zarte, verletzliche Frau. Wie sollte er sie beschützen? Er würde es nicht immer können. Angel blickte sie an. Im Dunkeln waren ihre Gesichtszüge nur zu erahnen. Aber er wußte, daß sie ihn ansah. Und das sie lächelte.

Tajana lehnte sich zurück und blickte wieder auf die Leinwand. Angel war schon ein komischer Vogel. Sie mußte sich immer wieder fragen warum er so zurückhaltend war? Warum er ihr aus dem Weg gehen wollte? Tajana war sich noch nie so sicher gewesen. Sicher wegen ihrer Gefühle. Sie hatte sich verliebt. Aber das war bei Angels Aussehen auch kein Wunder. Doch es war nicht nur das. Es war seine ruhige Art und diese tiefgründigen, dunklen Augen. Sie wollte wissen wer er war. Woher er kam und was diese Traurigkeit bei ihm ausgelöst hatte. Seine Schwermütigkeit. Woher kam sie?

Jedesmal wenn sie in seine Augen blickte hatte sie das Gefühl das ihn etwas schwer belastete. Und sie würde nicht aufgeben bevor sie wußte wer Angel wirklich war. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und legte sie auf seine. In der Dunkelheit blickten sie sich an. Angel lächelte leicht und entspannte sich. Er nahm ihre Hand fest in seine. Diese zärtliche Geste war ein Anfang. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Sie lösten ihre Hände während der ganzen Zeit nicht. Als die Lichter wieder angingen zog Angel seine Hand zurück. Im Dunkeln war alles viel einfacher wie er mal wieder fest stellte. „Hast du ... dein Wagen ... steht er vor meinen Büro?“ fragte er stockend als sie langsam aus dem Kino traten. „Nein. Ich bin zu Fuß gekommen. Angel, fährst du mich nach Hause?“ „Sicher.“ Wieder hielt er ihr die Tür auf. Tajana nannte ihm ihre Adresse.

„Wow! Die Gegend ist sehr exklusiv.“ „Ja.“ „Sag mal, mußtest du heute Abend nicht arbeiten?“ „Ich arbeite nur gelegentlich für meinen Vater. Wenn er mich braucht. Aber ich habe dort meine eigene Durchwahl. Mein Vater ist schon ein komischer Kauz.“ Genau wie du, fügte sie in Gedanken hinzu. „Ich verstehe.“ „Warum fragst du?“ „Nur so. Es interessiert mich.“ Tajana lächelte.

„Was?“ „Es interessiert dich. Das ist schön. Echt schön. Das bedeutet, daß du ...“ Sie verstummte. „Das ich was?“ „Ach nichts. Vergiß es. Du mußt da vorne links abbiegen“, lenkte sie geschickt ab. Angel tat was sie sagte. „Einfach geradeaus. Es ist das dritte. Das kleinste Häuschen hier in der Gegend.“ Bei dem ihm genannten Haus fuhr er an den Straßenrand.

„Es ist ... nett.“ „Es ist zu groß für einen Menschen, richtig?“ „Nun ... ja ... schon irgendwie.“ Tajana blickte Angel an. „Ich danke dir für diesen schönen Abend. Und vor allem danke ich dir dafür das du mitgekommen bist. Es hätte nicht sein müssen. Danke, Angel. Es war ein sehr schöner Abend.“ „Das finde ich auch.“ Tajana machte keine Anstalten auszusteigen. Angel fand es angenehm so. Mit ihr im Wagen zu sitzen und einfach nur reden. Es war schön. Obwohl er wußte das er eine gefährliche Sache einging.

„Meinst du, wir könnten es wiederholen?“ fragte Tajana vorsichtig nach. Sie wußte nicht woran sei bei Angel war deshalb war es besser etwas behutsam vorzugehen. „Sicher. Warum nicht?“ kam sofort über seine Lippen obwohl die Vernunft ihm sagte das er ablehnen sollte. „Was hältst du von Lunch?“ „Tajana, ich kann über den Tag nicht. Ich habe nur ... abends Zeit.“ „Oh ... verstehe! Nun ...“ „Ich rufe dich an“, sprach er. Warum habe ich das jetzt gesagt? fragte sich Angel. Er sah das Strahlen in ihren Augen. „Das ist toll. Ich hoffe bald.“ „Natürlich.“ Tajana griff nach der Türklinke.

„Willst du noch mit rein kommen?“ „Das ist keine gute Idee. Wir sollten diesen Abend jetzt beenden.“ „Sicher ... natürlich.“ Dann lächelte sie und Angel schenkte ihr ebenfalls ein warmes Lächeln. „Gute Nacht, Tajana.“ „Gute Nacht.“ Sie stieg aus. Dann schien sie noch einen Moment zu überlegen und beugte sich zu ihm. Sie küßte ihn auf die Wange. „Ich danke dir“, meinte sie leise und ging auf das Haus zu. „Ich habe zu danken“, sprach Angel leise. Er startete den Motor und fuhr weg. Tajana blickte ihm nach wie er langsam in der Dunkelheit verschwand.

~ 5. ~

„Wie war der Abend gestern?“ fragte Doyle. Er war die Treppe zu Angels Privaträume herunter gekommen und fand Angel nachdenklich auf dem Sofa. Angel blickte nicht einmal auf. „Es war ein schöner Abend“, meinte er nach einer Schweigeminute. „Und? Was ist passiert?“ Doyle setzte sich zu Angel und blickte ihn ernst an. Der Vampir zuckte mit den Schultern. „Wir waren im Kino. Danach habe ich sie nach Hause gefahren.“ „Kein Kuss? Nichts?“ fragte Doyle ungläubig. „Sie hat mich auf die Wange geküßt und mir für den Abend gedankt.“ Angel stand auf und ging unruhig hin und her.

Dann drehte er sich zu Doyle um. „Ich habe sie schon viel zu sehr in mein Leben gelassen. Ich hab ihr gesagt, daß ich sie anrufen werde.“ „Aber das hast du nicht vor?“ „Doyle ...“, begann Angel. Er seufzte leise und fuhr dann fort: „Denk doch mal an die Konsequenzen. Was würde passieren wenn ich mich wirklich mit ihr einlasse?“ „Du findest endlich Liebe und Geborgenheit. Du hast selbst gesagt das du das Gefühl hast sie würde dich verstehen. Und das mit dem ... Fluch ... das kriegst du auch geregelt. Da bin ich mir sicher.“ Angel schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht.“ „Nein? Was dann?“ „Sie weiß nicht was ich bin. Sie hat keine Ahnung. Sie kennt die Welt nicht in der ich lebe. Wie soll ich ihr den erklären warum ich Blut im Kühlschrank habe?“ Angel schüttelte den Kopf.

„Sie ist eine bodenständige Frau die mit den Mächten der Finsternis noch nie konfrontiert wurde. Sie hat keine Ahnung von den Dämonen die da draußen leben. Tajana ist keine Kämpferin. Sie kann nicht kämpfen. Eine Beziehung mit mir ... das könnte sie töten. Sie könnte dabei ums Leben kommen.“ Doyle nickte. Allmählich bekam er einen größeren Einblick in das Dilemma von Angels Gefühlswelt.

„Verstehe. Du würdest es gerne wagen aber du hast Angst um ihr Leben.“ „Ich kann sie nicht immer beschützen, Doyle. Ich kann es nicht.“ „Dann lehre es sie.“ „Was?“ Doyle grinste schief. „Bringe ihr das Kämpfen bei. Lehre es sie. Zeige ihr wie sie sich gegen einen Vampir verteidigen kann. Zeige ihr ein paar Tritte die reichen um einen Dämon zu entkommen. Sie soll es wie Cordelia machen.“ „Du meinst, ein paar gezielte Tritte wenn der Dämon zu stark ist und dann weglaufen?“ Doyle nickte. „Dann müßte ich damit anfangen ihr zu offenbaren was ich bin.“ „Und das ist das eigentliche Problem“, stellte Doyle fest.

Angel hob hilflos die Arme. „Ich kann es ihr nicht sagen. Ich kann es nicht.“ „Vertraut sie dir?“ „Mein Gott, Doyle! Ich kenne diese Frau noch gar nicht so lange.“ „Und doch willst du sie schon beschützen.“ Jetzt mußte Angel lächeln. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen das ihr was zustößt. Sie ist die Tochter eines reichen Mannes. Was soll ich da schon tun? Was kann ich der Frau schon bieten? Das Leben an der Seite eines ausgestoßenen Vampirs – klasse, genau das was sie sich wünscht“, sprach Angel sarkastisch.

„Du bist was Besonderes, Angel. Vergiß das nicht. Du bist der Krieger.“ „Ja, der Krieger! Ein Krieger der nicht lieben soll oder darf.“ „Das hat nie jemand gesagt. Angel, ich werde dir jetzt etwas verraten was ich dir eigentlich nicht sagen dürfte. Du müßtest es eigentlich selbst erfahren.“ „Was?“ Doyle seufzte. Wahrscheinlich wird das Orakel mich dafür bestrafen, dachte er, aber dieses Risiko mußte er eingehen.

„Du sollst lieben, Angel. Die Mächte der Ewigkeiten würden es gerne sehen. Liebe gibt einen Kraft. Sie gibt dir dort Mut wo du keinen mehr hast. Sie nimmt dir die Hoffnungslosigkeit und die Verzweiflung. Sie gibt dir Hoffnung. Und sie erfüllt dich mit neuem Leben. Außerdem nimmt sie dir die Einsamkeit und schenkt dir Geborgenheit.“ Doyle schwieg für einen Moment. „Gibt es da noch etwas was ich wissen sollte?“ fragte Angel mißtrauisch. Sein Instinkt sagte ihm das Doyle noch etwas zurückhielt. „Sag es mir.“ „Nun, es ist dir bestimmt zu lieben. Es war dir nur nicht bestimmt Buffy zu lieben.“ Angels Augen wurden trüber als sonst.

„Das weiß ich inzwischen auch“, murmelte Angel. Doyle stand auf und schlug seinen Freund auf die Schulter. „Denk nicht mehr daran. Ich weiß, daß du Tajana den Schmerz ersparen willst den Buffy durch dich erlitten hat.“ Angel nickte. „Doch du hast die Chance dies alles gut zu machen. Du hast die Chance endlich zu lieben. Nutze sie. Laß Tajana nicht gehen. Sie könnte deinen Leben einen neuen Sinn geben.“ Doyle ließ seinen Freund allein. Er wußte, Angel mußte jetzt darüber nachdenken. Und er hoffte, Angel würde die richtige Entscheidung treffen.

Cordelia blickte ins Fenster von Angels Büro und zog ihren Lidschatten nach. „Du bist schön genug“, ertönte eine Stimme hinter ihr. Cordelia fuhr zusammen. Angel hatte das Büro betreten. Lautlos. Wie es seine Angewohnheit war. „Gott, Angel! Mußt du immer so leise durch die Gänge schleichen? Kannst du nicht irgendein Geräusch machen damit die Leute gewarnt sind?“ Cordelia blickte ihn genervt an. „Tut mir leid. Ich wollte ... dich nicht erschrecken.“ Angel blickte die Unterlagen durch. Er ließ sie auf Cordelias Schreibtisch zurück. Er öffnete die Tür zum inneren Büro. „Sie hat angerufen, Angel.“ Er blieb abrupt stehen und drehte sich zu Cordelia um. „Was?“ Cordelia lächelte.

„Tajana. Sie hat angerufen.“ „Wann?“ Angel fühlte ein wohliges Kribbeln in seinen Bauch. Etwas, daß schon lange nicht mehr dagewesen war. „Ich hab es aufgeschrieben. Der Zettel klebt am Bildschirm.“ Angel ging zum Computer. Ein gelbes Post-it klebte am Bildschirm, so wie Cordelia es gesagt hatte. Er entfernte ihn und las die Nachricht die Cordelia für ihn aufgeschrieben hatte. „Schöner Gruß von Tajana“, las er verwirrt. Er blickte zu Cordelia.

„Ja. Und die Telefonnummer unter die du sie erreichen kannst. Falls du sie verlegt hast“, fügte Cordelia hinzu. Angel nickte nur. „Sie hat mir ein wenig von euren Abend erzählt.“ „Was hat sie dir erzählt?“ „Nichts. Nur ... das sie dich sehr gern hat.“ Cordelia lächelte geheimnisvoll. Sie wußte mehr über Tajanas Gefühle, daß sah Angel ihr an. Doch sie hatte Tajana wahrscheinlich versprochen darüber zu schweigen. Angel tippte, daß es genauso war.

Angel war hin und her gerissen. „Was soll ich tun?“ fragte er sich leise. Es zog ihn zu Tajana. Das erste Mal, seit er sich von Buffy getrennt hatte, fühlte er sich wieder richtig wohl. Doch ihre beider Welten waren so verschieden. Sie paßten einfach nicht zusammen. Buffy war die Jägerin gewesen. Bei ihr war es etwas anderes gewesen. Sie konnte damit leben das Angel ein Vampir war. Sie kannte seine Welt.

Doch Tajana? Angel schüttelte den Kopf. Er nahm ein Buch aus seinen Regal und versuchte sich darauf zu konzentrieren. Doch es gelang ihm nicht. Seine Gedanken kreisten immer wieder um Tajana. Sie war schön und geistreich. Und sie interessierte sich für alte Waffen. Etwas was sie mit Angel gemeinsam hatte. Seufzend legte er das Buch wieder zur Seite. Er blickte auf die Telefonnummer.

„Was denkst du?“ Cordelia und Doyle beobachteten Angel durch das Fenster als der Vampir den Telefonhörer in die Hand nahm und eine Nummer wählte. „Er ruft sie an. Dessen bin ich mir sicher.“ Doyle überlegte einen Moment. Dann griff er nach Cordelias Handtasche. „He! Was soll das?“ „Komm mit. Ich lade dich ein.“ „Wozu lädst du mich ein?“ fragte Cordelia unverständlich als Doyle sie zur Tür schob.

„Wie wäre es mit einen Cappucino?“ „Einverstanden. Aber warum lädst du mich plötzlich ein? Das tust du doch sonst nie. Du hast doch nie Geld.“ Doyle lächelte innerlich. Er hätte sie schon längst zum Essen eingeladen wenn er sich trauen würde. Aber Cordelia wußte nicht einmal das er ein Halbdämon war. Das mußte er ihr zuerst erzählen. Genau aus diesem Grund konnte er Angels Vorbehalte verstehen. „Es ist besser wenn wir Angel allein lassen“, meinte Doyle und lud sie in eine Bar ein.

„Angel!“ Tajana klang wirklich erfreut seine Stimme zu hören. Sie hatte nicht damit gerechnet das er sich tatsächlich noch einmal melden würde. „Hi. Cordelia hat mir ausgerichtet das du angerufen hast.“ „Ja. Ich war mir nicht sicher ob du meine Privatnummer hast.“ „Nein ... die hatte ich nicht. Ich hätte Cordelia gefragt.“ „Dann hätte sie wieder was zum Klatschen gehabt.“ Ein kurzes Schweigen entstand.

„Kannst du herkommen?“ fragte Angel schließlich. „Willst du, daß ich komme? Ich hatte zwar den Eindruck das du den Abend genossen hast. Aber ich hatte auch das Gefühl das du dich nicht so schnell melden würdest.“ „Nun ... da lagst du gar nicht so falsch. Aber ... ich würde dich gerne sehen.“ „Ehrlich?“ „Ja.“ „Gut, dann komme ich. Bist du im Büro?“ „Ja.“ „Ich bin in einer Stunde da“, versprach Tajana und legte auf.

Tajana öffnete die Tür und atmete tief durch. Sie erkannte das Cordelia nicht da war. Auch Doyle war nicht im Büro. „Angel?“ Er kam gerade aus seinen Büro. Einen Moment wirkte er überrascht. Er hatte nicht erwartet das sie so schnell da sein würde. „Oh ... hi.“ Tajana sah toll aus, wie Angel fand. Ihr Haar war hochgesteckt. Ein paar Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Sie trug schwarze Stiefel. Dazu eine dunkelgrüne Hose und eine weiße Bluse. Darüber eine schwarze Jeansjacke.

„Angel?“ Sie sah ihn fragend an. „Du ... siehst toll aus.“ „Danke. Wo ist Cordelia?“ „Sie ist mit Doyle weggegangen. Wann hast du heute angerufen?“ „Am Morgen. Es war gegen neun Uhr.“ „Hast du Cordelia etwas erzählt? Von unseren Abend?“ „Nur wie es war. Wieso?“ „Sie lächelt die ganze Zeit schon so komisch.“ Tajana grinste. Sie wußte, an was Cordelia gedacht hatte.

Sie hatte Cordelia alles erzählt. Auch, daß sie sich in Angel verliebt hatte. „Willst du einen Kaffee?“ fragte Angel. „Gerne.“ „Du kannst ruhig schon mal in mein Büro gehen. Oder willst du lieber runter in meine Wohnung?“ Tajana lächelte. „Nein. Dein Büro ist okay.“ Tajana ging an ihm vorbei und setzte sich. Angel holte zwei Tassen Kaffee. „Er ist nicht besonders gut“, sagte Angel zu Tajana als er ihr die Tasse reichte. „Er steht, glaube ich, schon zwei Tage herum.“ „So schlimm wird es wohl nicht sein.“ Tajana trank einen Schluck und verzog das Gesicht. „Ich habe mich getäuscht. Cordelia ist keine gute Kaffeeköchin, oder?“ Angel schüttelte verneinend den Kopf. „Nicht wirklich. Aber sie wird es schon noch lernen.“ „Sie hat es nicht leicht gehabt.“ Angel sah Tajana verwundert an.

Tajana zuckte mit den Schultern. „Sie hat mir viel erzählt. Sie ist eine gute Freundin geworden. Sie hat mir erzählt wie es war von Sunnydale nach Los Angeles zu ziehen. Der ganze Geldverlust ihrer Eltern ...“ „Verstehe. Warum hast du mich angerufen?“ Tajana sah Angel prüfend an. „Dich beschäftigt etwas“, meinte sie nach einer Weile. „Ich wollte ... dich sehen.“ „Lügner! Es gibt einen Grund warum du mich sehen wolltest“, tadelte sie ihn. „Komm schon, Angel, rede mit mir. Sag mir was dich bedrückt.“ Angel seufzte. „Tajana, der Abend war wirklich sehr schön. Ich hab ihn sehr genossen.“ „Aber ...“ Angel nahm einen Schluck des bitteren Kaffees.

„Du kennst meine Welt nicht. Wir leben in zwei verschiedenen Welten.“ „Dann laß mich deine Welt kennenlernen“, meinte Tajana sanft. „Du weißt nicht was du da redest.“ „Angel, was ist das Problem?“ Tajana verstand nicht worauf er hinauswollte. Sie stand auf und trat zu Angel, der bei der geschlossenen Tür lehnte. Angel wich für einen Moment ihren Blick aus. Doch dann sah er ihr in die Augen. „Ich weiß nicht was du erlebt hast, Angel. Es muß etwas schreckliches sein.“ „Ich habe viele schreckliche Dinge gesehen.“ Und getan, fügte er im Stillen dazu. „Meine letzte Beziehung ...“ „Muß sehr weh getan haben, oder?“ Angel nickte. „Ich hab ihr sehr weh getan. Ich will ... es dir ersparen.“ „Du mußt nicht die gleichen Fehler machen, Angel“, sprach Tajana sanft.

„Wenn das so einfach wäre.“ „Das ist es nie. Aber du kannst dich deswegen nicht verkriechen. Du mußt es noch einmal probieren. Noch mal von vorn anfangen. Jeder tut das“, sprach sie leise. Sie blickte zu Angel hoch. Seine dunklen Augen hielten ihren Blick gefangen. Es schien ihr als wollte er sie nie mehr freigeben. Ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit. Tue es endlich, bat Tajana im Stillen. Er näherte sich ihr bis auf wenige Zentimeter. Sie würde jetzt alles willenlos mit sich geschehen lassen. Egal was Angel jetzt tun würde. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie an sich. Sie wußte es instinktiv. Er würde sie jetzt küssen - endlich. Es schien ihnen vorherbestimmt zu sein. Tajana hob ihre Arme und legte sie um Angels Nacken.

Angel beugte seinen Kopf und küßte sie. Die Berührung ihrer Lippen ließ sie beide erbeben. Tajana wurde von ihren Gefühlen überwältigt. Sie klammerte sich an ihn. Wollte ihn nie mehr loslassen. Für einen verrückten Moment hatte Tajana das Gefühl sie würde den Boden unter den Füßen verlieren. Angel konnte nicht mehr anders. Er mußte sie einfach berühren. Sie in den Armen halten. Tajana spürte wie kalt Angel war. Verwundert machte sie sich von ihm los. „Was ist?“ Sie berührte seine Handfläche. „Du bist so kalt. Dein Körper ... du hast keine normale Körpertemperatur. Wie ist das möglich?“ Angel wußte, er sollte es ihr sagen. Jetzt war ein guter Zeitpunkt ihr alles zu erklären. Mit der Wahrheit herausrücken. Doch Angel konnte es nicht tun.

„Nun ... ich weiß, daß meine Körpertemperatur nicht normal ist.“ „Es ist doch keine Krankheit, oder?“ „Nein. Es ist nicht ansteckend. Bei mir war das schon immer so.“ „Und wie hältst du dich warm?“ fragte Tajana zweifelnd. „Mit warmen Kleidern. Es ist nichts gefährliches.“ Sie blickte ihn noch immer zweifelnd an. „Glaube mir.“ „Okay, wenn du meinst.“ In diesen Moment ging die Tür auf und Angels Freunde traten ein.

„Du bist unmöglich, Doyle“, meinte Cordelia im vollem Ernst. Überrascht blieben sie stehen als Angel die Tür zu seinen Büro öffnete. „Hi. Was machst du hier, Tajana?“ Doyle warf Cordelia einen warnenden Blick zu. Es war doch offensichtlich was Tajana hier tat. Die dunkelhaarige Schönheit ignorierte den Blick jedoch. „Ich hab Angel besucht“, erklärte Tajana freimütig.

Sie drehte sich zu ihm um. „Was hältst du von morgen Abend? Heute ... hab ich zu tun“, meinte Angel. „Klingt gut.“ „Ich hole dich von zu Hause ab.“ „Okay. Ich freue mich schon.“ Erst jetzt bemerkte Doyle das Angel ihre Hand hielt. Das ist ja interessant, dachte er. Er scheint sich dafür entschieden zu haben es zu wagen, überlegte Doyle. Cordelia holte verblüfft Luft als Angel Tajana auf die Lippen küßte. „Cordy, hast du heute Abend Zeit?“ „Das kommt darauf an ob mein Chef so gütig ist und mir frei gibt?“ Cordelia blickte Angel erwartungsvoll an. „Du hast frei.“ „Danke.“ Cordelia wandte sich ihrer Freundin zu. „Hast du was geplant?“ fragte sie neugierig. Tajana schmunzelte.

„Was hältst du von einen absolut angesagten Club? Dort verkehren sogar einige Künstler. Sting war auch schon dort.“ Cordelia strahlte. „Das hört sich klasse an. Kommen wir da überhaupt rein? Das ist doch ein Privatclub, oder?“ „Ja. Mit mir kommst du dort rein, keine Sorge. Heute Abend, acht Uhr?“ „Klar.“ „Okay.“ Tajana drehte sich noch einmal zu Angel um. „Bis morgen.“ „Ja.“ Er lächelte als Tajana ging. Doyle und Cordelia sahen ihn fragend an. „Was?“ „Angel, gibt es da etwas was wir wissen sollten?“ begann Doyle. Angel lächelte nur und ging dann hinunter in seine Wohnung.

~ 6. ~

Angel traf Tajana nun regelmäßig. Cordelia merkte deutlich eine Veränderung bei ihrem Chef. Er war jetzt öfter gut gelaunt und ging mit viel mehr Enthusiasmus an seinen Kampf gegen die Dämonen ran als früher. Doch bis jetzt hatte er Tajana verschwiegen was er war. Er hatte den Mut zur Wahrheit noch nicht gefunden. Doyle drängte ihn es ihr endlich zu sagen.

„Warum hast du Cordelia verschwiegen das du ein Halbdämon bist?“ konterte Angel. „Nun ... ähm ... das ist ein klein wenig anders. Cordelia redet ständig schlecht über Dämonen. Ich kann es ihr nicht sagen. Aber du ... Tajana weiß nichts davon. Sie kennt die Welt der Dämonen nicht. Du solltest es ihr endlich sagen.“ „Ich weiß“, seufzte Angel. „Aber wie? Es gibt keine vernünftige Erklärung für das was ich bin“, meinte der Vampir leise. Doyle blickte ihn an. Er konnte ihn verstehen. „Aber es wird Zeit“, sagte der Halbdämon.

„Wer ist der junge Mann mit dem du dich die ganze Zeit schon triffst?“ fragte Kevin Spencer seine Tochter als sie bei ihm zu Abend aß. „Sein Name ist Angel. Er ist Privatdetektiv. Angel ist der Chef von Cordelia Chase.“ „Verstehe. Und wann lerne ich ihn kennen?“ fragte Kevin so beiläufig wie möglich. Das war ein Thema, daß Tajana nicht so sehr mochte. Sie stellte ihre Freunde ihrem Vater nicht gerne vor. Sie kannte ihn. Kevin hatte die Angewohnheit ihre Freunde bis aufs Blut auszufragen. Tajana legte die Gabel zur Seite. „Weißt du, Dad, daß mit Angel ist noch so frisch. Ich ... wir brauchen Zeit.“ „Verstehe.“ Kevin lächelte gezwungen. Es gefiel ihm zwar nicht aber schließlich war Tajana erwachsen.

„Dad, es gibt da noch etwas womit ich mit dir sprechen wollte“, räumte Tajana vorsichtig ein. Sie wußte ihr Vorhaben würde ihrem Vater nicht gefallen. Doch wenn sie jetzt nicht darüber sprach würde sie nie den Mut dazu finden. Für sich selbst hatte Tajana schon entschieden diesen Weg zu gehen. Jetzt mußte sie nur noch ihren Vater über ihre Pläne aufklären und ihn davon überzeugen das es das Richtige für sie war. „Und was? Willst du wieder einen Auftrag für mich erledigen? Ich hätte da was ... obwohl, du lebst ja gern auf meine Kosten.“ Kevin schüttelte den Kopf. „Ich habe dich eindeutig zu sehr verwöhnt.“ „Dad, stop!“ Tajana sah ihren Vater warnend an.

„Weißt du, genau das ist es worüber ich mit dir reden will. Ich will mein Leben ändern. Es wird Zeit das ich es endlich tue.“ „Wie meinst du das?“ „Nun ... ich bin die Tochter eines reichen Mannes und lebe von deinen Geld. Ich sollte wirklich etwas tun um das zu ändern.“ „Liegt das vielleicht an diesen Angel mit dem du dich regelmäßig triffst?“ Tajana lächelte. „Ja, so ungefähr. Weißt du, er braucht nicht viel Luxus um zu leben. Er braucht einfache Dinge und ist zufrieden. Man kann eine Menge von ihm lernen. Jedenfalls, hab ich beschlossen das Haus zu verkaufen und ...“ „Du willst das Haus verkaufen?“ rief Kevin entsetzt.

 Tajana lächelte entschuldigend und gestand: „Nein. Ich hab es schon verkauft. Ich hab eine Wohnung gefunden und bin dort schon eingezogen. Und ich werde mir einen Job suchen. Geld habe ich noch ein bißchen auf dem Konto. Damit komme ich für zwei, drei Monate über die Runden. Ich werde schon einen Job finden.“ Kevin setzte an um etwas zu sagen doch Tajana ließ das gar nicht erst zu.

„Nein, Dad. Ich werde nicht mehr bei dir arbeiten. Ich will mal was anderes machen. Und ich werde schon was finden. Vertrau mir.“ Tajana stand auf. „Bist du sicher das du das willst?“ fragte Kevin. Sie lächelte und küßte ihren Vater auf die Wange. „Ja. Ich muß etwas ändern.“ „Dieser Angel scheint ein toller Kerl zu sein wenn er so einen Einfluß auf dich hat.“ „Das ist er. Er ist unglaublich“, meinte Tajana und wurde vom Butler hinaus begleitet. Kevin war überrascht. Seine Tochter schien das wirklich ernst zu meinen.

Angel holte gerade seinen Mantel. „Ihr kommt ja auch mal ohne mich aus. Momentan ist sowieso nicht viel los“, erklärte er Doyle. Doyle nickte nur. Er war froh wenn Angel etwas mit Tajana unternahm. Es tat dem Vampir gut, der momentan etwas einsam war. Doch Tajana konnte all das ändern. „Sicher kommen wir ohne dich aus. Was hast du vor?“ Angel wich dem scharfen Blick seines Weggefährten aus.

„Ich treffe mich mit Tajana.“ „In letzter Zeit warst du oft mit ihr zusammen. Es bannt sich also was ernsteres an, oder?“ Angel nickte. „Ja, ich denke schon. Sie ist süß. Ich hab sie gern. Und ...“ „Du liebst sie“, stellte Doyle fest. Angel nickte schwach. „Ich bin in sie verliebt, ja. Den Rest muß man einfach sehen. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Ich habe keine Ahnung. Es wird nicht einfach werden. Egal wie es weitergeht.“ „Du hast sie schon viel zu gern, nicht wahr?“ „Ja“, gab Angel zu.

„Wann willst du es ihr sagen?“ fragte Doyle unvermittelt. „Ich weiß es nicht. Ich weiß, es wäre besser wenn ich es ihr so schnell wie möglich sage, aber ... ich schiebe es immer wieder vor mich her. Wie soll ich ihr das nur begreiflich machen?“ In diesen Moment ging die Tür auf. „Können wir gehen, Angel?“ fragte Tajana mit einen Lächeln. „Sicher. Doyle, du hast ja alles, oder?“ Vielsagend sah Angel den Halbdämon an. „Na klar. Du kannst ruhig gehen, Chef. Es ist ja nicht viel los. Wie du schon gesagt hast.“ Doyle senkte seine Stimme. Nur Angel konnte ihn verstehen. „Sag es ihr. Lüg sie nicht länger an“, riet er dem Vampir. Angel sagte nichts sondern verließ mit Tajana das Büro. Sie hatten einen weiteren Kinobesuch geplant.

Nach dem Kinobesuch wehte ein kühler Wind. „Der Film war ...“, begann Tajana. „Nicht so besonders?“ meinte Angel. „Ja. Nicht so besonders.“ Tajana blickte Angel ernst an. „Ich hab mit meinen Vater gesprochen.“ „Worüber?“ Sie gingen die Straße hinunter. Angels Wagen parkte am Ende, da es der einzige freie Parkplatz in der Nähe des Kinos gewesen war. „Nun ... über mein Leben und so. Ich hab ihm erzählt das ich das Haus verkauft habe und umgezogen bin. In eine Wohnung. Und ich hab ihm gesagt das ich mir einen Job suchen werde. Einen normalen Job.“ „Und was hat er gesagt?“ Tajana lächelte. „Nun begeistert war er nicht. Aber ... er wird es akzeptieren. Er hat nach dir gefragt.“ Überrascht blieb Angel stehen.

„Er hat nach mir gefragt?“ wiederholte Angel. „Ja. Er wollte wissen wer du bist und wann ich dich ihm vorstelle.“ Jetzt wurde es Angel doch etwas mulmig zumute. Es war sicher noch nicht an der Zeit ihrem Vater gegenüberzutreten. „Aber ich habe ihm gesagt das er noch etwas warten muß.“ „Tatsächlich?“ Überraschung tauchte in Angels Stimme auf.

„Ja. Das zwischen uns ... ist noch so frisch. Außerdem ist mein Vater eine Nervensäge. Er würde dich bis aufs Blut ausfragen. Er ist in diesem Punkt schrecklich.“ „Ich denke ... Väter werden bei ihren Töchtern immer so sein“, erwiderte Angel. Tajana lächelte ihn an. „Allerdings. Aber er hat endlich akzeptiert das ich nicht mehr seine kleine Tochter bin. Ich danke dir, Angel.“ „Wofür?“ „Dafür, daß wir uns begegnet sind. Ich hätte ... weiter vom Geld meines Vaters gelebt. Du hast mir gezeigt das es auch anders geht.“ Angel erwiderte ihr Lächeln.

„Das hast du mit Cordelia gemein. Sie war ... früher auch so.“ „Es muß für sie eine große Umstellung gewesen sein. Jetzt ... wo sie kein Geld mehr hat ...“ „Sie kommt ganz gut klar“, meinte Angel zuversichtlich. Jetzt, wo sie ihre neue Wohnung hatte, ging es ihr besser. Das merkte man ihr an. Und sie hatte einen Job und eine neue Freundin. Jetzt ging es ihr wirklich besser. Die Enttäuschung, daß sie es nie zum großen Star schaffen würde hatte sie auch überwunden. „Ja, sie schafft es. Da bin ich mir auch sicher.“ Tajana hakte sich bei Angel unter und sie gingen weiter. Sie schwiegen beide. Die Nacht war zu schön um jetzt auch noch irgendwelche Worte zu verlieren.

Die Gasse, durch die sie gingen, war dunkel und von Dampf, der aus der Kanalisation stieg, eingehüllt. Doch Tajana wußte an der Seite von Angel konnte ihr gar nichts passieren. Nur ihre Schuhe schmerzten ein wenig. Sie blieb für einen Moment stehen. „Was ist?“ „Meine Schuhe ... sie tun höllisch weh“, gestand sie Angel. „Warum hast du nicht andere angezogen?“ „Weil ich sie erst gekauft habe und sie zu meinen Outfit passen, Angel. Ich denke, ich werde die Schuhe Cordy schenken.“ Angel schüttelte amüsiert den Kopf. Er blickte Tajana an und nahm sie in die Arme. Tajana schmiegte sich in seinen Arm und sie küßten sich.

Auf einmal hatte Angel dieses Gefühl. „Dürfen wir euch mal unterbrechen?“ ertönte plötzlich eine Stimme. Tajana und Angel sahen auf. Unbemerkt waren drei fremde Kerle vor ihnen aufgetaucht. Vampire. Angel roch es. Na wunderbar, dachte er. Das hat mir gerade noch gefehlt. „Verschwindet!“ meinte Angel mit scharfer Stimme. Einer der Vampire lachte. Er hatte blondes Haar und sah wie ein Student aus. Wahrscheinlich war er es gewesen bevor man ihn verwandelt hatte. „Tut mir leid, Kumpel, aber wir haben Hunger.“ Tajana blickte Angel an.

Sie schien zu spüren das etwas nicht stimmte. „Angel?“ fragte sie leise. „Bleib wo du bist“, befahl er und trat nach vorn. „Wenn ihr keinen Ärger wollt dann verschwindet ihr besser“, warnte er die drei Vampire. Sie lachten. Anscheinend wußten sie nicht mit wem sie es zu tun hatten. Wahrscheinlich sahen sie in Angel nur einen Menschen. Sie wußten nicht das er einer von ihnen war. Das erkannte er. Sie waren noch nicht lang Vampire ansonsten wüßten sie es.

Angel wußte, wenn er mit ihnen kämpfte konnte er den Dämon in ihm nicht länger kontrollieren. Er würde zu dem Tier werden das er war. Und Tajana würde die Wahrheit herausfinden. „Verzeih mir“, flüsterte er. Den er wußte, sie würde ihm nicht verzeihen das er sie belogen hatte. Die Vampire traten langsam auf Angel zu. „Du hältst dich wohl für sehr mutig, Junge, nicht wahr?“ spottete einer. „Wißt ihr, so lange könnt ihr noch nicht unter uns sein. Ansonsten wüßtet ihr wer ich bin“, erwiderte Angel kalt. Der blonde Vampir schnappte sich den Deckel eines Mülleimers. „Das nenn ich eine Waffe“, meinte Angel ironisch. Der zweite Vampir, als er starb mußte er so um die dreißig gewesen sein, griff Angel an.

Der sanftmütige Vampir wehrte den Schlag ab. Er schlug mit der rechten Faust zu. Seine vampiristischen Kräfte konnte locker mit denen der anderen mithalten. Die drei Vampire verwandelte sich. „Oh Gott!“ Angel hörte den Ausruf von Tajana. Sie hatte es gesehen. Angel schnappte sich den Vampir, mit dem er rang und warf ihn durch die Luft. Der Vampir drehte sich und landete laut polternd zwischen den Mülleimern. Er wurde von einer Mülltonne begraben. „Du bist stark, Kumpel. Aber nicht stark genug. Du hast keine Ahnung womit du dich hier anlegst“, drohte der blonde Vampir. Er schlug Angel mit dem Deckel ins Gesicht. Angel wurde von der Wucht des Schlages zu Boden befördert. „Angel!“ Tajana hatte Angst um ihn obwohl das nicht nötig war. Aber sie wußte nicht das auch er zu diesen Kreaturen zählte.

Angel spürte, wie das Tier in ihm die Oberhand gewann. Wie der Dämon darum kämpfte frei gelassen zu werden. Dann verwandelte er sich. Gelbe Augen und spitze Fangzähne kamen zum Vorschein. Er sprang auf. Der blonde Vampir wich geschockt zurück. „Du bist ...“ „... Einer von euch“, sprach Angel mit dunkler Stimme. „Jetzt bin ich wirklich sauer. Das hättest du dir verkneifen sollen“, knurrte er. Angel verpaßte den blonden Vampir einen harten Tritt in den Magen. Der Vampir schlug zurück. Doch sein Schlag ging ins Leere. Angel duckte sich und tauchte hinter dem Vampir auf. Er umfaßte das Genick des Vampirs und riß es herum. Es knackte und für einen Moment fiel der Vampir zu Boden. Doch das würde ihn nicht lange blockieren. Er würde schon bald wieder auf den Beinen sein.

In seinen Kampf konzentriert drehte er sich um. Tajana sah sein Gesicht. „Oh ... mein ... Gott“, flüsterte sie schockiert. Angel erstarrte für einen Moment. Er sah sie an. Sah das Entsetzen in ihren Gesicht. Und er wußte, sie hatte es erkannt. Doch bevor er ihr alles erklärte mußte er diese Vampire beseitigen. Wer wußte schon wie viele unschuldige Menschen sie getötet hatten und es noch tun würden.

Angel bückte sich und brach einen provisorischen Holzpflock aus einer Holzkiste. Sie war nicht sehr stabil. Er drehte sich in dem Moment um als der blonde Vampir aufwachte. Er stöhnte und erhob sich langsam. Aber Angel schickte ihn mit einen gezielten Schlag zurück auf den Boden. Dann sauste der Holzpflock auf den Vampir nieder und er wurde zu einen Ascheregen. Angel blickte den dritten Vampir an. Der Zweite hatte sich aus den Mülltonnen befreit und ergriff die Flucht.

Angel nahm die Verfolgung auf. In der Bewegung drehte er sich um die eigene Achse und der Vampir neben ihn wurde zu Staub ehe dieser sich entscheiden konnte ob er blieb oder doch lieber abhauen sollte. Dann fixierte Angel den davoneilenden Vampir. Er schätzte die Entfernung ab und warf den Holzpflock durch die Luft. Ein Zischen ertönte und der Pflock bohrte sich mit der Spitze voran durch den Rücken des Vampirs direkt in sein Herz. Er stöhnte und machte noch einen Schritt. Mitten in der Bewegung zerfiel er zu Staub.

Angel blickte noch für einen Moment auf das Häufchen Staub. Doch er konnte es nicht länger hinaus ziehen. Die Vampire waren tot. Es war nun Zeit mit der Wahrheit herauszurücken. Es war an der Zeit mit Tajana über alles zu sprechen; ein offenes Geständnis abzulegen. Er hatte keine andere Wahl. Die Situation zwang ihn dazu – das was er war – endlich zu gestehen. Jetzt war es Zeit sich der Wahrheit zu stellen.

Er drehte sich zu Tajana um. Sie blickte ihn noch immer geschockt an. Sie konnte nicht glauben was sie soeben gesehen hatte. „Tajana ...“, begann Angel und kam vorsichtig näher. Sie wich vor ihm zurück. „Was ... was bist du?“ fragte sie stockend. Angel seufzte. Er hatte wieder sein menschliches Gesicht angenommen. Jetzt mußte er es ihr sagen. Es war zu spät um es ihr in aller Ruhe zu sagen. Sie hatte gesehen was er war. Und sie wollte die Wahrheit wissen. Also gestand Angel: „Ich bin ein Vampir.“

~ 7. ~

Tajana saß in Angels Wohnung auf dem Sofa und blickte seit Minuten starr auf dem Boden. Angel saß auf einen Stuhl und wartete. Nur mit Mühe hatte er sie überzeugen können mit zu ihm zu kommen. Und mit ihm zu reden. Bis jetzt hatte sie keine einzige Frage gestellt. Sie schwieg einfach. Doch plötzlich hob sie den Kopf und sah ihn an.

„Wie lange ... seit wann bist du ein Vampir?“ fragte sie. „Seit 1753.“ Aus großen Augen blickte sie ihn an. „Wow! Dann bist du ...“ „247 Jahre alt, ja.“ „Oh Gott!“ „Tajana, es tut mir leid.“ „Was?“ „Ich hätte es dir früher sagen sollen. Aber ich ... ich hab nicht den Mut gehabt. Es tut mir leid. Ich wollte nicht das du es so erfährst. Ich weiß, daß es für dich ein Schock sein muß.“ „Ein Schock? Ich dachte immer Vampire existieren nicht. Doch das was ich heute gesehen habe ... ich kenne das nur aus dem Film.“ Angel nickte. Er konnte es verstehen.

„Warum ... warum bist du nicht so wie deine Artgenossen?“ „Du meinst kalt, skrupellos und gierig?“ Sie nickte. Angel seufzte. „Nach meiner Verwandlung zum Vampir war ich es. Damals nannte ich mich noch Angelus, der mit dem Engelsgesicht. Die Geißel Europas. Ich war böse. Ich war abgrundtief böse. Die Wahrheit ist ... ich war der Böseste von allen. Selbst meine Artgenossen fürchteten mich. Ich liebte es meine Opfer zu quälen und zu foltern bevor ich sie tötete. Ich nahm ihnen alles. Die Familie, die Freunde, die Sicherheit und Hoffnung. Dann habe ich sie getötet. Ich hab das geliebt.“ Angel sah, das Tajana schmerzhaft zusammenfuhr als er davon erzählte. „Ich will, daß du es weißt. Ich will, daß du weißt was ich war. Was ich bin“, flüsterte er. „Jedenfalls ließ ich mir immer neuere und grausamere Foltermethoden einfallen.“ „Aber du ... du bist jetzt anders. Oder war das alles nur eine Täuschung?“ „Nein“, erwiderte Angel sanft.

„Eines Tages führte mich mein Weg nach Rumänien. Es war so um das Jahr 1898 oder 1899. Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht mehr. Ich sah ein Zigeunermädchen und mein Hunger nach ihrem Blut war unstillbar. Ich erschlich mir ihr Vertrauen und tötete sie. Doch dies war ein Fehler.“ „Warum? Was ist geschehen?“ „Es war ein Fehler den Angelus machte. Die Zigeuner, ihr Stamm, dachten sich die perfekte Strafe für mich aus. Sie belegten mich mit einen Fluch. Sie gaben mir meine Seele zurück. Und seit dem leide ich. Es ist schrecklich zu wissen was ich mal getan habe und dafür bereue ich. Ja, ich bereue und leide unter meinen Taten.“ „Sie gaben dir deine Seele wieder?“ Angel nickte verständnisvoll. Für Tajana war es schwer das alles zu akzeptieren. Es zu hören und ihm Glauben schenken. Im Moment ein Ding der Unmöglichkeit.

„Dieser Fluch ... was genau bewirkt er?“ fragte Tajana vorsichtig nach. „Ich ernähre mich nicht von lebendigen Menschen, falls du das glaubst. Mein Gewissen erlaubt es nicht. Ich trinke totes Blut. Der Fluch verhindert das ich böse bin. Es gibt da aber einen Haken.“ Angel mußte es ihr sagen. Sie hatte das Recht alles zu erfahren. Sie hatte das Recht zu wissen worauf sie sich einließ. „Welcher Haken?“ „Tajana, du bist unglaublich süß. Und ... ich hab mich in dich verliebt. Aber ... ich werde dich nie lieben können.“ „Wie meinst du das?“ Fragend sah sie ihn an.

„Ich kann dich nie so innig und tief lieben wie du es willst. Wie ein normaler Mann es tun könnte.“ Angel sah vielsagend ins Schlafzimmer. Sie verstand. „Und warum nicht?“ „Wenn ich nur einen Moment vollkommenen Glücks erfahre bin ich dazu verdammt, die Seele die ich einst bekommen habe, wieder zu verlieren. In einen Moment vollkommenen Glücks wird mir die Seele wieder genommen und ich werde wieder zu dem Monster das ich einst war. Ich will dir diesen Schmerz ersparen. Ich würde dich dann verfolgen und dich töten. Ich bin eine Gefahr für dich.“ Angel schwieg.

Tajana kam ein Verdacht. „Diese Beziehung, die du hattest ...“, begann sie vorsichtig. Angel nickte. So als wüßte er was sie sagen wollte. „Buffy und ich ... wir haben es getan. Wir wußten nicht was geschehen würde. Nachdem die Seele von mir gerissen wurde habe ich sie verfolgt und gequält.“ „Ist sie tot?“ „Nein. Buffy ist die Auserwählte. Das war auch ein Problem. Sie wurde dazu auserwählt gegen Vampire und die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Sie ist die Jägerin. Es war uns nicht bestimmt. Ich hab mich von ihr getrennt und bin hierher gekommen. Um für meine Sünden zu bezahlen. Ich wollte damals die Welt vernichten. Buffy schickte mich in die Dämonendimension wo ich für lange Zeit gequält wurde. Ich kam zurück. Doch unsere Liebe ... sie hatte nie eine wirkliche Chance.“ Tajana war fassungslos.

„Eine Dämonendimension?“ „Ja. Du mußt wissen, es gibt außer den Mächten der Finsternis noch viele Dimensionen, wo ... nicht alles ganz normal ist. In diese Dimensionen kommen nur Dämonen. Du zahlst dort für deine Sünden. Und das auf sehr grausame Art und Weise. Die Zeit dort verläuft anders. Ein Jahr hier sind dort viele Jahrhunderte. Und solange wurde ich gefoltert. Auf ... nun es war sehr grausam. Ich will nicht weiter ins Detail gehen. Aber ich kam zurück. Es sind so viele Dinge passiert ... ich kann dir heute nicht alles erzählen. Ich denke ... wir sollten es für heute lassen. Du hast genug erfahren. Und das mußt du sicher erst verdauen.“ Sie nickte langsam.

„Was ist mit den Gerüchten über Vampire?“ „Was meinst du?“ „Die Scheu vor Sonne, Kruzifixe und Weihwasser?“ „Stimmt alles. Aber wir schlafen nicht in Särgen. Das haben wir nie getan. Unsere Wunden heilen schnell. Man kann uns nur durch Einwirkung der Sonne töten. Oder wenn man uns den Kopf abschlägt ...“ „Oder einen Holzpflock durchs Herz treibt“, sagte Tajana. „Ja.“

Sie stand auf. Angel merkte, daß sie auf Distanz ging. „Warum bist du hinter den Mächten der Finsternis her? Ich meine, ich weiß jetzt inzwischen das du nicht nur deine Artgenossen jagst. Deine Detektei befaßt sich mit Fällen wo Dämonen in Spiel sind, nicht wahr?“ „Nicht nur. Ich jage sie um eines Tages Erlösung zu finden, Tajana. Doyle ist ein Halbdämon. Er hat Visionen über Menschen in Not. Er steht in Verbindung mit den Mächten der Ewigkeit. Sie meinen, ich wäre ihr Krieger. Ich büße für meine Taten. Vielleicht kann ich so etwas gutmachen. Und kriege eines Tages meine Erlösung“, meinte er traurig. Tajana ging zur Treppe. Bei der ersten Stufe drehte sie sich zu Angel um.

„Als du sagtest, wir leben in zwei verschiedene Welten wußte ich nicht was du meinst. Du sagtest ich kenne deine Welt nicht. Ich bestand darauf sie kennenzulernen. Ich hatte jedoch keine Ahnung was du damit gemeint hast. Jetzt weiß ich es.“ Sie schwieg für einen Moment. „Ich kann dich verstehen wenn du jetzt für immer gehst. Wir gehen beide ein großes Risiko ein. Ich will dir nicht weh tun, Tajana“, meinte Angel. Auch wenn es ihn schmerzen würde, wenn sie ihn für immer den Rücken zuwenden würde ... er würde es akzeptieren. „Es ist deine Entscheidung, Tajana. Du hast alle Zeit der Welt. Ich bin hier wenn du reden willst oder ... Fragen hast.“

„Ich weiß. Angel, daß ist für mich nicht leicht. Ich bin mit etwas konfrontiert worden was ich nicht kenne. Etwas, von dem ich nicht einmal gewußt habe das es existiert. Meine ganze Welt ist durcheinander gekommen. Plötzlich sehe ich mich einen Vampir gegenüber. Ich weiß jetzt warum du so zurückhaltend warst.“ Sie seufzte. „Da draußen gibt es viel mehr, nicht wahr?“ „Ja. Leider.“ „Ich brauche Zeit, Angel. Ich muß mir darüber im Klaren werden. Das ist nicht einfach zu akzeptieren. Es ist nicht einmal einfach zu verstehen.“ „Das verstehe ich doch. Wenn du gehen willst dann laß ich dich auch gehen. Ich werde dich nicht zwingen zu bleiben. Aber ich will, daß du weißt ... das ich mich schon seit langem nicht mehr so wohl gefühlt habe wie bei dir. Doch ich akzeptiere es wenn du wegen meiner Vampirexistenz nicht mit mir zusammen sein kannst.“ Sie lächelte.

„Angel, ich liebe dich. Ich denke, daß weißt du. Ich brauche dich nur ansehen und fühle mich wohl. Deine Nähe ... sie hat sowas beruhigendes. Du wirkst auf mich sehr beruhigend. Ich wußte, du hast ein Geheimnis. Doch ich hätte niemals gedacht das es sowas ist. Ich brauche einfach Zeit. Ich ... werde mich melden.“ „Okay.“ Mehr konnte Angel darauf nicht sagen. „Ich weiß nicht ob ich das kann“, flüsterte Tajana und ging die Treppe hoch. Angel hoffte, daß sie nicht für immer ging.

Es würde genauso weh tun wie bei der Trennung von Buffy. Er mußte es endlich einsehen. Man konnte seine Gefühle nicht kontrollieren. Nicht, wenn es um die Liebe ging. Ja, er hatte sich verliebt. Er liebte Tajana. Und jetzt mußte er um sein neues, zerbrechliches Glück fürchten. Es konnte das letzte Mal gewesen sein das er Tajana sah. Es konnte das letzte Mal gewesen sein das sie ihn verließ; das sie ein für alle Mal ging und nie mehr zurück kommen würde.

~ 8. ~

Als Doyle und Cordelia am nächsten Abend ins Büro kamen saß Angel im Dunkeln. Das künstliche Licht, daß Cordelia einschaltete, blendete ihn für einen Moment. Er hatte nicht damit gerechnet das auf einmal das Licht anging. „Warum sitzt du hier im Dunkeln?“ fragte Doyle. Angel seufzte. „Sie weiß es.“ „Was weiß sie?“ fragte Cordelia. „Tajana. Ich hab ihr alles erzählt.“ „Wie hat sie reagiert?“

Angel zuckte mit den Schultern. „Geschockt. Sie ist gegangen. Und ich weiß nicht ob sie je wiederkommen wird. Ich hab ihr gesagt was ich empfinde aber auch was ich einmal war. Sie sagte sie braucht Zeit.“ Doyle erkannte den Ernst der Lage. Cordelia auch. Sie verzog sich ins Nebenzimmer. Angel wollte mit Doyle allein sprechen, daß sah man ihn an. Und Cordelia respektierte seinen unausgesprochenen Wunsch.

„Hast du es ihr selbst gesagt?“ fragte Doyle. „Nein. Als wir vom Kino kamen wurden wir von drei Vampiren angegriffen. Ich hab mit ihnen gekämpft und hab sie erledigt aber dabei habe ich mich verwandelt. Sie hat es gesehen. Danach hab ich ihr alles erzählt. Sie ist auf Distanz gegangen. Was ich auch verstehen kann. Ihr ganzer Glaube wurde erschüttert. Doyle, sie hat Angst vor mir“, meinte Angel. „Hat sie das gesagt?“ fragte der Halbdämon. Angel schüttelte verneinend den Kopf. „Aber ich ... werde dieses Gefühl nicht mehr los. Ich hab ihr auch gesagt was passiert wenn ich einen Moment vollkommenen Glücks erfahre.“ „Hast du ihr auch erzählt was in Sunnydale passiert ist?“ fragte Doyle zögernd nach. Angel nickte.

„Das Wesentliche.“ „Wie hat sie auf all das reagiert?“ fragte Doyle. Angel seufzte. „Relativ gefaßt und schockiert. Ich meine, sie hat nicht geschrien und ist auch nicht weggelaufen aber ...“ „Du hast trotzdem die Befürchtung das es das war.“ Angel nickte. „Keine Sorge! Sie kommt zurück.“ „Woher willst du das wissen?“ „Ich hab es im Gefühl. Sie liebt dich, Angel. Und sie wird euch eine Chance geben dessen bin ich mir sicher“, sprach Doyle ruhig.

Tajana hatte sich Bücher des Okkulten und der mystischen Vampirwelt aus der Bücherei ausgeborgt. Nun saß sie zu Hause und studierte sie. Sie las alles was Angel früher einmal getan hatte. Seine Taten beschrieben wirklich das reinste blutige Grauen. Tajana konnte einfach nicht glauben das er wirklich so hinterhältig und skrupellos gewesen war. Er war doch so sanft und gutmütig. „Der Fluch“, flüsterte sie. Tajana legte das Buch, daß sie gerade las, zur Seite. Sie seufzte und rieb sich den Nacken.

Sie hatte keine Ahnung wie lange sie nun schon auf war und diese Bücher durchforstete. Tajana stand auf und fütterte ihre Fische. Sie blickte in das Aquarium. „Was soll ich nur tun? Er ist ein Vampir, aber ein Guter. Kann ich es - trotz all der Hindernisse von denen er mir erzählt hat - wagen?“ fragte sie ihre Goldfische. Diese starrten sie nur an. „Na, ihr seit mir eine große Hilfe“, lachte Tajana und kehrte zum Wohnzimmertisch zurück. Die Bücher waren darauf ausgebreitet.

Nach Stunden des Lesens hatte Tajana alles erfahren was sie wissen mußte. Nachdenklich saß sie mit einer heißen Tasse Tee auf der Couch. Sie schloß die Augen und ließ alles noch einmal Revue passieren. Von Anfang an war Angels Nähe sehr beruhigend gewesen. Doch sie hatte auch gespürt das er etwas vor ihr verbarg. Tajana hatte sich die ganze Zeit, als sie sich mit ihm getroffen hatte, gefragt was wohl sein Geheimnis war. Das er sich als Vampir entpuppte und Dämonen jagte ... damit hatte sie nicht gerechnet. „Was soll ich bloß tun?“ Er hatte ihr alles erzählt. Konnte sie damit leben? Konnte sie damit klar kommen? Sie wurde mit etwas konfrontiert an das sie nie geglaubt hatte. Doch Angel war der beste Beweis dafür das die Mächte der Finsternis sehr wohl existierten. Tajana schlief über ihren Gedanken ein.

Angel stand in der Dunkelheit verborgen auf der anderen Straßenseite. Er konnte Tajana durch das große Wohnzimmerfenster sehen. Sie lag auf der Couch und schlief. Er seufzte. Eigentlich hatte er gar nicht kommen wollen. Doch seine Sehnsucht hatte ihn zu ihr getrieben. Sie sah erschöpft aus. Bücher stapelten sich am Tisch und rund um die Couch herum. Sie hatte sich informiert; hatte in seiner Vergangenheit nachgeforscht.

Er wußte es. Er fühlte es. Angel hatte sie einfach sehen müssen. Sie war durcheinander aber das war kein Wunder. Wenn man plötzlich erfuhr, das die Welt nicht das war was sie schien, war es für jeden ein Schock. Angel drehte sich um und ging langsam davon. Er mußte sich von ihr losreißen. „Ich hab sie schon viel zu nah an mich heran kommen lassen“, murmelte er während er auf Jagd nach Vampiren ging.

Die Tage vergingen. Doch Tajana meldete sich nicht. Das zerrte an Angels Nerven. „Cordy?“ Cordelia sah vom Computer auf. „Ja, Angel?“ „Hat ... hat Tajana sich bei dir gemeldet?“ „Nein. Seit eurem Gespräch hält sie sich von mir fern. Sie hat auf keinen meiner Anrufe reagiert.“ „Verstehe.“ „Angel, sie wird sich schon melden. Glaub mir. Sie braucht einfach Zeit. Das ist nicht einfach. Ich weiß das.“ „Cordelia, bei dir war das etwas anderes. Ich meine, du warst mit Xander zusammen.“ Die dunkelhaarige Schönheit schüttelte sich. „Erwähne nie mehr diesen Namen. Alexander Harris war ein Fehler. Ich hatte einen Aussetzer zu dieser Zeit. Ich war nicht ganz ich selbst, okay?“ Angel nickte. „Schon verstanden. Aber ... wenn Tajana sich bei dir doch meldet ...“ „Dann rede ich mit ihr. Versprochen.“ „Danke.“ Angel ging in sein Büro zurück.

Tajana suchte Rat bei ihrem Vater. Natürlich würde sie ihm nicht genau sagen was los war, aber ... ihr Vater hatte ihr in solchen Dingen immer Rat geben können. Obwohl die Situation jetzt etwas anders war. „Es freut mich, daß du mich besuchst, Tajana“, meinte Kevin als sie bei ihm im Büro auftauchte. „Dad, ich muß mit dir reden.“ Kevin merkte sofort das etwas nicht stimmte. Seine Tochter war ein lebensfroher, lustiger Mensch. So ernst war sie selten. „Ist etwas passiert?“ „Ich brauch deinen Rat.“ „Okay, ich höre.“ Er deutete auf die Sofagarnitur, die in einer Ecke stand. Sie setzten sich. Tajana wußte nicht so recht wie sie anfangen sollte.

„Es geht um Angel“, begann sie. „Hat er dir weh getan?“ fragte Kevin alarmierend. „Nein, nein ... das hat er nicht. Es ist nur ... er hat mir vor einigen Tagen etwas erzählt, daß ist unglaublich. Er ist ganz anders als ich gedacht habe.“ „Wie anders?“ „Das ... kann ich dir nicht sagen, Dad. Aber was würdest du tun, wenn du herausfindest, daß die Person die du liebst, ganz anders ist?“ Kevin überlegte. „Er ist doch in keine illegalen Geschäfte verwickelt?“ „Nein. Ganz und gar nicht. Er ist nur ... anders. Ich kann dir wirklich nicht sagen was es ist. Aber bitte vertrau mir. Was würdest du tun?“

Tajana blickte ihren Vater flehend an. „Nun ... es kommt darauf an wie sehr du ihn liebst.“ „Sehr.“ „Dann halte zu ihm“, riet Kevin seiner Tochter. „Auch, wenn die Beziehung dadurch ungeahnte Schwierigkeiten bekommt?“ „Wenn du ihn tief genug liebst dürftest du auch das schaffen. Hilft dir das?“ „Ja, Dad. Danke.“ Tajana umarmte ihren Vater und ließ ihn allein. „Hoffentlich weißt du was du tust“, meinte Kevin leise. Doch er vertraute ihr. Sie würde schon das Richtige tun.

„Wie geht es ihm?“ fragte Doyle als er endlich im Büro erschien. „Nicht gut. Er leidet. Tajana hat sich noch immer nicht gemeldet.“ „Kannst du da nichts machen? Immerhin bist du ihre Freundin.“ Cordelia seufzte. „Nein. Ich kann nichts machen. Ich habe schon mehrmals versucht sie zu erreichen aber sie hebt nicht ab. Sie geht einfach nicht ans Telefon.“ Doyle seufzte. „So kenne ich Angel gar nicht. Er hat sich vollkommen zurückgezogen.“ „Er hat Liebeskummer. Auch ein Vampir kann den haben“, erklärte Cordelia. „Cordy, wir müssen was tun. Wir müssen ihn aufheitern.“ „Ja, wie denn?“ meinte Cordelia vorwurfsvoll. „Nichts kann ihn aufheitern.“ „Ich verstehe nicht warum Tajana sich soviel Zeit läßt“, meinte Doyle. Cordelia lachte bitter.

„Was?“ „Also wenn ich einen netten Typ kennenlernen und er entpuppt sich als Dämon wäre ich auch schockiert“, meinte Cordelia offen. „Ich meine, du gehst mit dem Kerl aus, hältst ihn für normal und dann ist er eine Kreatur der Hölle. Keine angenehme Vorstellung. Ich meine, Angel ist zwar eine Ausnahme, aber ... ich hasse Dämonen.“ Doyle schluckte. Das alte Thema. Es war kein Wunder das er nicht den Mut hatte alles Cordelia zu sagen. Immerhin redete sie bei jeder Gelegenheit schlecht über Dämonen. „Aber wie du sagtest, es gibt Ausnahmen“, erwiderte er. Cordelia funkelte ihn an. „Nein. Angel ist die Ausnahme. Ansonsten gibt es keine Ausnahmen, kapiert?“ „Oh ... ja. Natürlich.“ Warum habe ich nicht den Mut es Cordelia zu sagen? fragte sich Doyle wieder einmal.

Da ging auf einmal die Tür zum Büro auf. „Guten Tag ...“, quatschte Cordelia drauf los. Ihr blieb der Satz im Hals stecken als sie sah wer da durch die Tür trat. Es war Tajana. „Tajana, hi.“ „Hi.“ Tajana sah sich unsicher um. Sie entdeckte Angel in seinen Büro. Er hatte ihre Ankunft nicht bemerkt. „Er starrt schon seit Stunden auf das Buch. Er hat nicht einmal umgeblättert“, bemerkte Cordelia.

„Wie geht es dir?“ „Ganz gut. Ich hab lange darüber nachgedacht.“ Doyle und Cordelia sahen sich erschreckt an. „Bist du hier um ihm zu sagen das es vorbei ist?“ fragte Doyle schroffer als er es beabsichtigte. Cordelia strafte ihn mit einen bösen Blick. Tajana blickte von einem zum anderen. „Ich kann es nicht“, erklärte sie. „Was?“ „Ich meine, sicher wird es Probleme geben ... aber ich liebe ihn. Ich kann ihn nicht verlassen“, erklärte Tajana den verdutzten Helfern von Angel.

Sie klopfte an die Tür und öffnete sie. Angel sah nicht auf. „Ich will meine Ruhe haben. Cordelia, wann begreifst du das endlich?“ knurrte er. Da er keine Antwort bekam sah er auf. Das Buch glitt zu Boden als Angel erkannte wer da in seinen Büro stand. „Tajana“, flüsterte er und stand auf. Sie schloß die Tür mit einen leisen Klicken und trat langsam auf ihn zu. Er war tatsächlich nervös. Wie würde ihre Entscheidung wohl ausfallen?

„Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen“, meinte sie. „Nein. Ganz und gar nicht. Ich hab doch gesagt das ich hier bin wenn du mit mir reden willst. Das willst du doch, oder?“ Sie lächelte. „Ja, ich will mit dir reden.“ Ihre Augen waren ernst. Sie blickte ihn klar und offen an. „Du bist hier um mir zu sagen das es vorbei ist, richtig? Ich kann dich verstehen, aber ...“ „Angel!“ unterbrach sie ihn. „Ja?“ „Halt die Klappe!“ Verblüfft sah er sie an. Dann trat Tajana auf ihn zu und küßte ihn auf die Lippen. „Ich werde dich nicht verlassen“, flüsterte sie.

~ 9. ~

Angel blickte sie an. War das ihr Ernst? „Ist das wahr?“ fragte er leise. Sie nickte und trat einen Schritt zurück. „Ich hab lang darüber nachgedacht. Ich hab vieles gelesen. Vieles über dich. Du warst sehr grausam, Angel.“ Er schluckte. „Ich weiß. Und ich bin auch nicht stolz darauf, daß kannst du mir glauben. Weißt du, worauf du dich da einläßt?“ fragte er eindringlich. Sie lächelte leicht und griff nach seinen Arm.

„Ja. Ich will es probieren. Weißt du, Angel, ich hatte immer Probleme mit Männern. Sie wollten ... nun, sie wollten alle nur das eine. Dann traf ich dich. Du warst nicht so. Du hast nicht einmal Anstalten gemacht mich ins Bett zu kriegen. Ich dachte zuerst es wäre deine Art oder du würdest mich nicht attraktiv finden. Nun kenne ich die Wahrheit. Es ist ein schönes Gefühl. Bei dir weiß ich, du liebst mich meiner Selbstwillen und nicht wegen meines guten Aussehens.“ Angel zog sie in seine Arme.

Er seufzte erleichtert auf. Sie würde bleiben. Hoffentlich funktioniert es auch, dachte Angel eine Spur besorgt. Ihre Beziehung würde nicht einfach werden. Das wußte er. Konnten sie ihre Leidenschaft wirklich im Zaum halten? „Denk nicht soviel nach, Angel“, tadelte Tajana ihn. „Tut mir leid. Es ist nur ...“ „Angel“, sprach Tajana eindringlich. „Mach dir keine Gedanken. Wir werden das schon irgendwie schaffen. Okay?“ „Du hast recht. Wir finden schon einen Weg.“ „Genau. Ich möchte gern mit dir reden.“ „Worüber?“ fragte Angel verwirrt. „Über alles. Ich möchte ... mehr über deine Existenz erfahren und über das was mit ... Buffy geschehen ist.“ Angel schluckte. Seine Beziehung zu Buffy. Tajana hatte ein Recht alles zu erfahren. Auch wenn es nicht einfach war. Aber er mußte damit abschließen. Die Liebe zu Buffy war vorbei. Er hatte nun ein neues Glück. Und vielleicht würde es diesmal funktionieren.

„Okay. Du hast ein Recht es zu erfahren; alles zu erfahren. Ich will dich nicht länger anlügen. Ich will, daß du alles erfährst.“ Tajana lächelte. Doyle und Cordelia blickten durch das Fenster. „Was meinst du?“ „Sieht ziemlich positiv aus“, erwiderte Doyle. „Ja. Dann werden sie es wohl versuchen.“ „Er muß ihr noch etwas erzählen.“ „Und was? Sie weiß doch schon das er ein Vampir ist. Und diese dämlichen Gerüchte der Filmindustrie über Vampire hat er sicher auch schon aus der Welt geschafft.“ „Das meine ich nicht“, sagte Doyle mit ernster Stimme. „Was dann?“ „Buffy“, sprach er schlicht. Cordelia verstand. „Die Story mit Buffy. Du meinst, er erzählt es ihr?“ „Ja. Er muß es ihr erzählen um mit dieser Geschichte endlich abzuschließen.“ Da ging die Tür auf.

Doyle und Cordelia fuhren hoch. „Habt ihr eigentlich nichts besseres zu tun als durch das Fenster zu schauen?“ meinte Angel, der sie dabei ertappte wie sie ihm nach spionierten. „Oh ... wir ...“ Angel holte zwei Tassen Kaffee. „Ist der frisch?“ fragte er argwöhnisch. „Ja“, gab Cordelia hastig zur Antwort. Angel holte zwei Tassen. „Warum seit ihr so neugierig?“ fragte Angel. „Weil es uns interessiert“, gab Doyle zur Antwort. „Tja, da muß ich euch jetzt enttäuschen.“ „Warum? Ihr trennt euch doch nicht, oder?“ Angel schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich geh mit Tajana runter in meine Wohnung. Das was ich ihr zu erzählen habe braucht ihr nicht hören.“ Tajana kam aus dem Büro und ging mit Angel hinunter. „Wie gemein“, kommentierte Cordelia nur.

Tajana und Angel setzten sich an den Küchentisch. „Was genau ist eine Jägerin?“ fragte Tajana. „Eine Vampirjägerin. Ein Mädchen ausgestattet mit besonderen Kräften. Auserwählt von höheren Mächten. Sie allein hat die Kraft gegen Dämonen und die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Sie allein kann den Weltuntergang verhindern.“ „Und was passiert wenn sie stirbt? Im Kampf?“ „Eine Jägerin wird nie besonders alt. Wenn sie stirbt wird die nächste Jägerin aktiviert. Buffy ist älter geworden als so manch andere Jägerin.“ „Liebst du sie noch?“ fragte Tajana zögernd. Angel sah ihr in die Augen.

„Ich habe sie geliebt. Wir haben eine Menge miteinander erlebt. Und da waren nicht nur gute Sachen dabei. Aber ... ich habe mich von ihr getrennt. Es ist vorbei. Die Liebe ... ist erloschen. Jetzt, wo ich dich kenne. Mir wurde klar das es auch eine Welt außerhalb des Kampfes gibt. Das zwischen uns wird ... anders sein als das mit Buffy.“ „Wie anders?“ „Ich hoffe, ohne all den Schmerz. Ich hoffe, daß es eine intakte und gute Beziehung wird. Eine Beziehung mit Hoffnung.“ „Das hoffe ich auch. Willst du wirklich darüber sprechen? Ich meine, es nimmt dich noch sehr mit.“ „Ja, ich will darüber sprechen. Ich will keine Geheimnisse mehr vor dir haben.“ „Okay.“ Angel seufzte und nahm einen Schluck seines Kaffees.

Er sah Tajana in die Augen und begann zu erzählen: „Zwischen Buffy und mir hat es sofort gefunkt. Sie wußte nicht das ich ein Vampir bin als wir uns kennenlernten. Aber sie hat es bald raus gefunden. Es war von Anfang an schwierig. Aber wir waren entschlossen es zu meistern. Ich erzählte ihr von den Fluch und davon was ich einst gewesen bin. Ich erzählte ihr von meinen Taten. Buffy ist als Jägerin stärker als ich. Wir kämpften Seite an Seite. Bekämpften gemeinsam das Böse. Es ist uns auch gut gelungen. Unsere Beziehung ... die haben wir irgendwie in den Griff bekommen. Doch es war schwierig. Sogar sehr schwierig.“ „Angel“, sprach Tajana. Er sah auf.

„Entschuldige, wenn ich dich unterbreche ...“ „Ist schon okay. Frag ruhig.“ „Wußtest du nicht was geschieht wenn du mit ihr schläfst?“ Diese Frage lag ihr brennend auf der Zunge. Sie mußte es einfach wissen. Angel schüttelte verneinend den Kopf. „Nein. Ich wußte es nicht. Man gab mir meine Seele zurück ohne mir zu sagen wie ich sie wieder verlieren konnte. Ich wußte nicht was geschieht. Ich wußte es erst als es zu spät war.“ „Verstehe.“ „Wo bin ich stehen geblieben?“ fragte Angel. „Das deine Beziehung zu Buffy sehr schwierig war.“ „Genau.“ Angel überlegte wie er ihr die ganze Sache am einfachsten begreiflich machen konnte.

„Wir bekamen die Beziehung trotz aller Umstände in den Griff. Es hat irgendwie - auf skurrile Art und Weise - tatsächlich funktioniert. Ich hatte immer Angst um sie. Angst darum das sie einen Kampf nicht überlebt.“ „Und was ist dann geschehen?“ „Drusilla und Spike, zwei ziemlich böse Vampire, wollten einen Dämon zusammensetzen. Den Richter.“ Und dann flossen die Worte nur so aus ihm raus. Angel war gesprächig wie noch nie zuvor seit seinen Dasein als Untoter. Er erzählte ihr alles. Hatte einfach das Bedürfnis sich alles von der Seele zu reden. Von seiner grausamen Verwandlung zu Angelus bis hin zum Tod von Jenny Calendar. Tajana saß ihm gegenüber und hörte ihm ruhig zu.

Er erzählte ihr von Acathla und seinen wahnsinnigen Plan die Menschheit auszurotten. Den Weltuntergang herbei zu führen. Die Folterung von Giles ... der Kampf gegen Buffy ... und wie sie ihn zur Hölle geschickt hatte ... seine Rückkehr ... und natürlich die unüberwindbaren Probleme zwischen Buffy und ihm. Nach seiner Rückkehr war nichts mehr wie vorher. Der Kampf gegen Faith und den Bürgermeister. Und sein Weggang von Sunnydale. Er erzählte Tajana alles. Ließ nicht ein kleines Detail aus.

Tajana unterbrach ihn nicht. Ließ Angel einfach sprechen. „... Das war dann das Ende unserer Liebe. Ich kam hierher nach Los Angeles um meinen eigenen Kampf zu führen. Ich wollte nie mehr lieben. Ich hab es mir selbst verboten.“ „Und dann?“ Angel lächelte. „Dann bist du aufgetaucht. Ich hab mich gegen diese Gefühle gewehrt. Ich wollte nicht. Dir wollte ich all den Schmerz ersparen denn ich Buffy zugefügt habe. Ich hab versucht mich von dir zurückzuziehen ... aber du ... du warst so dermaßen hartnäckig. Du hast einfach nicht aufgegeben. Ich verliebte mich in dich. Es ist anders wie mit Buffy. Und das ist gut so. Ich hab noch eine Chance bekommen. Und ich weiß jetzt das ich diese Chance nutzen will.“ Angel lächelte.

Tajana stellte ihre Kaffeetasse ab. „Danke, Angel.“ „Wofür?“ „Dafür, daß du mir das alles erzählt hast. Ich weiß, daß es nicht leicht für dich war. Du hattest eine schwere Zeit, Angel.“ „Kann man sagen. Aber ich hab damit abgeschlossen. Ich muß damit abschließen. Buffy ist Vergangenheit. Von der einstigen großen Liebe ... ist heute nicht mehr viel übrig. Wir haben uns beide weiter entwickelt. Jetzt ... ist es vorbei. Wir kennen uns nicht einmal mehr. Wir wissen nicht mehr wer der andere ist.“ Angel seufzte.

Er hatte es endlich erkannt. Er hatte sich zu weit von Buffy entfernt. Sie hatten sich beide weiter entwickelt und waren nun Fremde füreinander. Angel blickte Tajana an. „Ich bin weiter gekommen. Jetzt schon. Als ich hierher kam war ich der feste Überzeugung das ich immer an der gleiche Stelle stehen würde. Ich war davon fest überzeugt. Doch dann habe ich dich kennengelernt. Und alles hat sich für mich verändert. Auch wenn ich die Sonne niemals sehen kann ... mit dir ist sie für mich aufgegangen.“ Tajana lächelte zögernd.

„Hör auf, Angel“, bat sie. „Das ist zuviel der Komplimente.“ „Ich will es dir immer wieder sagen.“ „Du klingst wie ein verliebter Teenager“, neckte Tajana ihn. Angel lachte. „So fühle ich mich auch“, gestand er. Tajana schob ihre Kaffeetasse zur Seite und stand auf. Sie kam um den Tisch herum und setzte sich auf Angels Schoß. „Irgendwie kriegen wir das schon hin. Aber ich muß dich noch um einen Gefallen bitten.“ „Welchen?“ „Du mußt einen Abend mit meinen Vater verbringen.“ „Das ist doch wohl ein Scherz, oder?“ „Nein. Er will dich kennenlernen. Ich kann es nicht länger hinausschieben. Bitte, Angel.“ Er seufzte. „Na gut. Wenn du es irgendwie einrichten kannst das er nichts von meinem wahren Wesen merkt“, gab Angel nach.

„Der Dämon ist nur ein Teil von dir, Angel. Du bist auch ein Mensch.“ „Nein, ich bin ein Dämon.“ „Aber ein Dämon zum Verlieben“, antwortete Tajana lächelnd. Angel lächelte zurück und legte seine Arme um Tajana. Dieses Gefühl tat so gut. Wohlige Wärme machte sich in Angels Körper breit. Er hatte eine neue Chance bekommen. Und diesmal würde er es besser machen. Tajana hob den Kopf. Angel beugte sich zu ihr und küßte sie zärtlich. Diesmal würde es besser laufen. Diesmal würde er es nicht noch einmal verbocken. Er würde alles tun um Tajana glücklich zu machen. Er würde alles tun damit diese Beziehung funktionierte.

„Was die wohl da unten machen?“ fragte sich Cordelia laut und lugte zur Treppe. Doyle saß auf der Couch. Irgendwie kam ihm diese Szene bekannt vor. Vor einigen Wochen hatte Cordelia das Selbe gefragt. Damals war Tajana das erste Mal bei Angel gewesen. Die Situation amüsierte Doyle. „Beruhige dich, Cordy.“ „Aber was ist wenn sie es tun? Immerhin sind sie jetzt zusammen.“ „Er hat sie aufgeklärt, Cordy. Sie weiß es. Die Beiden kriegen das schon hin. Wir müssen Angel nur ein wenig Vertrauen schenken.“ Cordelia nickte. Natürlich mußten sie Angel vertrauen und sie tat es auch, aber ... sie hatte auch nicht vergessen was in Sunnydale mit ihm geschehen war. „Vertrau ihm einfach“, riet Doyle ihr. Schließlich tat er es auch.

Plötzlich bewegte sich der Lastenlift. „Aha ... sie nehmen nicht die Treppe“, kommentierte Doyle nur. Der Lift fuhr nach oben. Jedoch wurde das Gitter nicht sofort zurück gezogen. „Angel?“ Von seiner Neugier angetrieben stand Doyle auf und schob das Gitter hoch. Das laute Geräusch holte Angel und Tajana in die Wirklichkeit zurück. Doyle war das sichtlich peinlich als er Tajana in den Armen des Vampirs sah. „Sorry. Das ... tut mir leid“, stotterte Doyle.

„Brauchst du was, Doyle?“ fragte Angel. „Nun ... ich wollte nur nachsehen ob alles in Ordnung ist, weil du ... nicht sofort das Gitter hoch geschoben hast“, stammelte der Halbdämon. „Es ist alles okay, Doyle.“ „Verstehe.“ Doyle lächelte wissend und setzte sich wieder auf das Sofa. Cordelia meldete sich: „Seit ihr nun fest zusammen?“ „So könnte man es nennen.“ „Angel“, warnte sie ihn. „Ich hoffe, du weißt was du tust. Du weißt doch ...“ „Tajana weiß alles über den Fluch. Wir kriegen das schon hin.“ Sie stiegen aus dem Lastenlift.

Angel begleitete Tajana zur Tür. Zärtlich ließ er seinen Finger an ihrer Wange entlang gleiten. Doyle und Cordelia blickten interessiert zu ihnen. Doch Angel raubte ihnen die Sicht, da er mit seiner Größe Tajana verdeckte. Die Beiden mußten nicht alles mitkriegen. „Das hat man davon weil er so breite Schultern hat“, flüsterte Cordelia genervt. Angel stand mit Absicht so zu ihnen. Er kannte Cordelias Neugier. Und alles mußte sie nun auch wieder nicht wissen. Sie schnüffelte schon viel zu sehr in seinen Leben herum.

„Ich rufe dich an wann du meinen Vater kennenlernst. Wann mein Vater Zeit hat“, meinte Tajana. „Okay. Danke, daß du mir zugehört hast. Es hat gut getan das alles einmal aufzuarbeiten. Es zu erzählen und endlich loszuwerden. Es befreit einen. Danke.“ „Angel, wir sollten aufhören uns ständig zu danken“, meinte Tajana. „Du hast recht.“ Angel küßte Tajana. Sie verabschiedete sich von seinen Freunden und ging. Angel blickte ihr verliebt nach.

~ 10. ~

Angel hielt sein Cabrio vor dem großen Haus. Er blickte Tajana zweifelnd an. „Keine Sorge, mein Vater beißt nicht“, neckte Tajana ihn. Ein Lächeln glitt über Angels Lippen. „Glaubst du, daß geht gut?“ „Ich hab ihm gesagt das wir nicht lange bleiben können. Er will nur ein Glas Wein mit uns trinken.“ Tajana stutzte für einen Moment. „Du kannst doch Wein trinken, oder?“ „Sicher. Ich empfinde nur nichts dabei.“ „Verstehe. Du kämpfst gegen Monster und Dämonen. Schlimmer kann das hier ja nicht sein, oder?“ „Das hier ist etwas anderes“, gab Angel zurück als sie ausstiegen.

„Du weißt, ich kann das Haus nicht betreten wenn er mich nicht einlädt.“ „Ich weiß“, sprach Tajana. Sie klingelte. „Hast du keinen Schlüssel?“ „Nein. Ich hab ihm den Schlüssel zurück gegeben.“ „Verstehe.“ Angel hörte Schritte dann öffnete sich die Tür. Es war Tajanas Vater, der öffnete. „Tajana, schön das ihr gekommen seit.“ Kevin umarmte seine Tochter. „Kommen Sie rein, Angel“, sprach er. Innerlich seufzte Angel erleichtert auf. Wie hätte er es Kevin Spencer auch erklären können warum er das Haus nicht betreten konnte? Wenigstens ein Problem weniger um das er sich kümmern mußte. Die unsichtbare Mauer verschwand und Angel betrat das Haus.

Er reichte Kevin die Hand. „Kommt rein.“ Kevin ging voran in den Salon. „Wissen Sie, Angel, Tajana hat schon viel über Sie erzählt. Ich hab meine Tochter gedrängt das Sie mir diesen jungen Mann endlich vorstellt. Ich hoffe, es paßt in Ihren Terminkalender?“ Kevin drehte sich zu Angel um. Angel bemerkte Tajanas erstarrten Gesichtsausdruck. Er drehte seinen Blick zur Seite. Angel stand direkt neben einen Spiegel. Tajana schob ihren Vater schnell weiter damit dieser nicht sah das Angel kein Spiegelbild hatte. „Es paßt ihm in den Kram. Nicht wahr, Angel?“ „Natürlich.“ Das war knapp gewesen.

Im Salon setzte Angel sich so auf das Sofa das kein Spiegel sein wahres Wesen verriet. Tajana saß neben ihm. Der Butler brachte eine Flasche Rotwein und drei Gläser. Kevin dankte ihm und wartete bis der Butler gegangen war. Dann schenkte er ein und reichte Angel und seiner Tochter ein Glas. „Tajana erzählte mir das Sie Privatdetektiv sind. Verdienen Sie gut damit?“ Angel schluckte. Es fiel ihm schwer den Menschen eine Rechnung auszustellen denen er geholfen hatte. Cordelia hatte ihn immer dafür getadelt und das selbst in die Hand genommen. So konnte Angel damit leben.

„Ja, kann man sagen.“ „Wie viele Angestellte beschäftigen Sie?“ „Zwei.“ Tajana wußte, daß einige kleine Notlügen jetzt notwendig waren. Und sie war ihm auch nicht böse deshalb. Es mußte einfach sein. Ihr Vater könnte die Wahrheit niemals verstehen. „Und wie alt sind Sie?“ Tajana verschluckte sich an ihrem Rotwein. „Schatz, ist alles in Ordnung?“ fragte Kevin besorgt. „Natürlich.“ Sie lächelte gezwungen. „Dreißig“, log Angel. Seine Miene war so ehrlich das man ihm alles glauben würde was er einem erzählte.

„Und wie stellen Sie sich die Zukunft vor? Familie? Kinder?“ Ein hartes Thema für Angel. Er würde niemals Kinder haben. „Nun ...“ Tajana rettete ihn. „Dad, du hast mir versprochen ihn nicht auszufragen. Bitte, halte dich zurück. Angel und ich sind noch lange nicht soweit. Wir stehen erst am Anfang.“ Und das in allen Punkten, dachte Angel. Kevin räusperte sich. „Tut mir leid. Ich bin manchmal ziemlich direkt. Ich ... übertreibe oft wenn es um meine Tochter geht. Ich möchte nunmal wissen mit wem sie sich trifft. Ist es Ihnen ernst, Angel?“ „Dad!“ protestierte Tajana laut.

Angel lächelte. „Schon okay. Ja, es ist mir ernst. Ich hoffe, daß es funktioniert.“ Kevin lehnte sich gemütlich zurück. „Ich denke schon. Sie sind ein bodenständiger junger Mann. Ich denke, daß wird schon klappen. Sie haben Tajana verändert. Ich hätte niemals gedacht das sie eines Tages mein Geld nicht mehr will. Nicht, daß ich etwas dagegen habe - ich sehe mein Mädchen gern versorgt - aber ... es hat mich überrascht. Sie hat ihr Haus verkauft und hat mich seit dem nie mehr um Geld gebeten. Sie kommt super klar. Was ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht hätte.“ „Danke, Dad“, meinte Tajana ironisch.

„So war das nicht gemeint, Schatz. Ich denke, dieser junge Mann hat einen guten Einfluß auf dich. Ich bin froh das ihr euch kennengelernt habt.“ „Ich auch“, meinte Angel und nahm Tajanas Hand zärtlich in seine. „Es geht mir nicht darum einen guten Einfluß auf Ihre Tochter auszuüben. Ich will nur das sie sich wohl fühlt.“ „Meine Tochter hatte nicht immer Glück mit Männern. Aber ich fühle es ... Sie sind der Richtige, Angel.“ Tajana lächelte verlegen. Wie recht ihr Vater doch damit hatte.

Nach gut einer Stunde verließen sie Kevin Spencer wieder. Erleichtert startete Angel den Wagen und fuhr los. „Das war wirklich knapp“, meinte Tajana. Angel wußte, was sie damit meinte. Die Szene mit dem Spiegel. „Da hast du recht. Wie hätten wir ihm auch erklären sollen das ich kein Spiegelbild habe?“ „Tja, mein Vater hätte auf die Wahrheit bestanden und solange nach gebohrt bis er sie raus gefunden hätte. Tut mir leid.“ „Was? Das du mich zu deinen Vater geschleift hast?“ Tajana schüttelte den Kopf.

„Nein. Das er dich so ausgefragt hat. Das wollte ich nicht.“ „Du hast mich ja vor gewarnt. Es war nicht so schlimm.“ „Du hast dich nicht wohl gefühlt“, stellte Tajana fest. „Seine Fragen über die Familie ... sie sind dir sehr nahe gegangen.“ Angel seufzte und bog auf den Highway ab. „Es ging dir sehr nah und hat dich tief getroffen“, stellte Tajana fest. „Du wirst niemals Kinder haben können. Und die Fragen meines Vaters ... du kannst nicht abstreiten das es dir nicht nahe ging. Es ging dir nahe. Ich hab es dir angesehen“, sprach Tajana. Angel seufzte und lenkte den Wagen geschickt über den Highway.

„Es hat mir nur wieder klar gemacht, daß ich ... nie eine eigene Familie haben werde. Und du auch nicht wenn du mit mir zusammen bist.“ „Angel“, seufzte Tajana. „Darüber haben wir doch gesprochen, oder?“ Er wandte ihr das Gesicht zu. „Wir haben nicht darüber gesprochen. Über Familie, Kinder ... ist dir klar das du mit mir nie eine Familie haben wirst? Du wirst nie Kinder haben wenn du bei mir bleibst.“ „Das weiß ich.“ „Warum setzt du das aufs Spiel?“ fragte Angel und fuhr Richtung Innenstadt.

„Weil ich nur dich brauche um glücklich zu sein“, gestand Tajana ehrlich. Angel stieg eine Spur zu heftig aufs Gaspedal. Sofort drosselte er das Tempo und warf Tajana einen Blick zu der Bände sprach. Das war runter gegangen wie Öl und es gab Angel eine Spur Sicherheit. Eine große Portion Sicherheit. Sicherheit, daß sie es wirklich ernst meinte. „Angel, ich liebe dich. Das weißt du doch oder zweifelst du daran?“ Verneinend schüttelte der Vampir den Kopf.

„Nein, daran zweifle ich nicht, aber ... ich habe Angst.“ „Wovor denn?“ „Davor, daß du irgendwann genug hast. Genug von mir und dem komplizierten Leben mit mir. Ich habe Angst, daß du dann gehst -  mich verläßt. Das würde ich nicht verkraften.“ „Das wird nicht der Fall sein, Angel. Ich schwöre es dir.“ Feierlich hob Tajana die Hand. Angel lächelte. „Angel?“ „Ja?“ „Bring mir bei mich zu verteidigen.“ „Was?“ Er war schon in der Nähe seines Büros.

„Bring mir das Kämpfen bei.“ „Ich will nicht, daß du mit mir in den Kampf ziehst. Das ist meine Sache. Du könntest dabei umkommen.“ Energisch schüttelte er den Kopf. „Angel, daß habe ich nicht gesagt, aber ...“ „Du denkst, du könntest in Gefahr geraten? Daran habe ich auch schon gedacht. Ich kämpfe gegen Dämonen und Vampire. Du könntest zwischen die Fronten geraten.“ „Dann willst du doch sicher das ich mich verteidigen kann, oder?“ „Natürlich will ich das du dich wehren kannst.“ „Wer könnte es mich besser lehren wenn nicht du?“ Angel zögerte. Wußte er doch das sie recht hatte. „Ich bringe es dir bei“, seufzte er. „Du wirst es nicht bereuen.“ „Abwarten! Danach wirst du dich sicher nicht mehr rühren können“, meinte Angel lächelnd.

Angel und Tajana stolperten durch die Tür. Verwundert blickten Angels Freunde auf. „Was ist denn mit euch los?“ fragte Cordelia sofort geradeheraus. „Wir verstehen uns nur. Das ist alles“, antwortete Angel. „Wie war der Besuch bei Tajanas Vater?“ mischte sich Doyle ein. „Es war okay. Aber ich muß es nicht unbedingt wiederholen.“ Tajana boxte Angel in die Rippe. „Er ist mein Vater, Angel“, meinte sie mit einen strafenden Blick. „Das sehe ich ein. Und ich mag ihn auch. Er ist nett. Aber trotzdem muß ich es nicht wiederholen. Jedenfalls nicht so bald“, meinte er mit einem liebevollen Blick auf seine Freundin.

„Lift oder Treppe?“ fragte Angel. „Treppe“, antwortete Tajana und schlenderte darauf zu. „Sie bleibt?“ fragte Doyle. „Doch hoffentlich nicht über Nacht“, schrillte Cordelia los. „Angel, du kennst sie noch gar nicht solange. Ich weiß, du bist verliebt und wenn man verliebt ist macht man verrückte Sachen. Aber die verrückteste Sache die du tun kannst ist mit ihr ... zu schlafen. Das kannst du nicht tun. Du hast eine Verantwortung zu tragen. Wenn du wieder böse ...“ Sie verstummte als sie merkte wie Angel und Doyle sie verwundert ansahen.

„Wir nehmen nur noch einen Drink zu uns. Danach fahre ich sie nach Hause, Cordelia“, sprach Angel verwirrt. „Oh.“ Das war alles, was Cordelia zu sagen hatte. „Sorry“, knirschte sie. „Schon gut. Cordelia, vertrau mir. Ich weiß, was geschieht. Ich müßte es doch am besten wissen. Glaubst du nicht, daß ich Tajana all das ersparen will?“ „Sicher, aber ... im Affekt der Leidenschaft ...“ Angel seufzte. „Er hat recht. Wir müssen ihm vertrauen. Wir können ihm vertrauen“, mischte sich Doyle ein. Angel lächelte kurz, nahm zwei Gläser und ging nach unten.

Tajanas Jacke lag auf der Lehne eines Stuhls in der Küche. „Tajana?“ Sie kam aus dem Schlafzimmer. „Egal wo man hinsieht ... überall Waffen. Diese Axt hast du wirklich aus dem achtzehnten Jahrhundert, richtig?“ „Welche Axt?“ „Über die wir bei meinem ersten Besuch hier gesprochen haben. Erinnerst du dich?“ „Wie könnte ich das vergessen? Ja, ich habe sie seit damals.“ „Wow!“ Angel holte eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank. „Ich dachte, du hast nur totes Blut da drin.“ „Nun ... seit ich dich kenne hab ich es für besser gehalten wenigstens eine Flasche Sekt hier zu haben“, gestand Angel und goß die zwei Gläser voll.

Eines davon reichte er Tajana. Sie setzten sich auf die Couch. Tajana nahm einen Schluck des Sekts. Angel legte seinen Arm um sie. „Angel, wer hat dich verwandelt? Wie war es?“ Angel verschluckte sich fast am Sekt. „Was?“ „Erzähl mir wie deine Verwandlung war. Bitte.“ „Nun ... ihr Name war Darla, was ich dir ja schon erzählt habe. Es war ... als hätte ich bei meiner eigenen Hinrichtung zugesehen. Ich spürte, daß etwas von mir gerissen wurde. Was es war konnte ich damals - in diesem Moment - nicht sagen. Ich fühlte mich immer schwächer. Dann spürte ich den ersten Tropfen Blut in meinen Mund.“ Er seufzte leise. Die Erinnerung war noch so stark.

„Ich wußte instinktiv was ich machen mußte. Und ich trank. Eine starke Macht überschwemmte mich. Überfiel mein ganzes Bewußtsein. Und erst dann wußte ich das es meine Seele war die mir entrissen wurde. Sie wurde mir weg genommen und ich wurde zum Verdammten.“ „Du bist kein Verdammter“, sprach Tajana einfühlsam und streichelte sanft über sein Haar. „Das sagst du. Ich frage mich warum ich damals nicht anders reagiert habe. Warum ich nicht einfach gestorben bin. Ich hätte mich weigern sollen Darlas Blut zu trinken. Es wäre besser gewesen.“ „Nein“, sprach Tajana sanft.

„Nein?“ wiederholte Angel. „Wir hätten uns nie kennengelernt. Die Welt hätte nie erfahren wer du bist. Und wenn doch ... wärst du nur der Sohn einen irischen Mannes gewesen. Ein junger Mann dessen Vater nicht stolz auf ihn war. Für die Welt wärst du dann nur Liam gewesen. Aber nicht Angel. Angel, der Beschützer der Welt. Der Retter der Menschheit.“ „So ist das auch wieder nicht“, stritt Angel ab. „Sei nicht so bescheiden, Angel. Du hast schon vielen Menschen geholfen. Und du wirst es weiter tun. Und warum?“ „Weil ich für meine Sünden büßen muß.“ „Auch. Aber du tust es auch weil du die Menschen nicht leiden sehen kannst. Du hast ein gutes Herz. Dafür, daß es nicht mehr schlägt.“ „Sehr komisch“, kommentierte Angel.

Zwei Stunden blieb sie bei ihm. Sie redeten über Gott und die Welt und genossen einfach das Gefühl der Geborgenheit das der Andere ihnen vermittelte. Angel trug die Gläser in die Küche und drehte sich zu Tajana um. „Ich werde dich jetzt nach Hause fahren“, meinte er. Lächelnd blickte er auf die schlafende Gestalt auf seiner Couch. Tajana war eingeschlafen. Angel kniete sich zu ihr. Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne zur Seite.

„Tajana“, flüsterte er. „Liebes, wach auf.“ Schwer öffnete sie die Augen. „Was ist?“ „Du bist eingeschlafen.“ „Oh ... so spät schon. Ich muß wirklich nach Hause“, flüsterte sie als sie auf ihre Armbanduhr blickte. Tajana erhob sich und schwankte schlaftrunken. Haltsuchend griff sie nach Angel. Der Vampir fing sie geschickt auf. „Vielleicht solltest du besser hier schlafen“, meinte er. „Angel, daß ... geht doch nicht. Der Fluch, der auf die lastet ...“, protestierte Tajana schwach während Angel sie ins Schlafzimmer trug.

Sanft ließ er sie am Bett nieder. „Ich schlafe auf der Couch. Du kannst das Bett haben. Es hätte keinen Sinn wenn ich dich jetzt noch nach Hause fahre. Bis ich dich ins Bett geschafft habe ist schon längst die Sonne aufgegangen. Du willst doch sicher nicht das ich zu Staub zerfalle, oder?“ „Nein. Natürlich nicht. Aber ... ich kann nicht in meiner Kleidung schlafen.“ „Reicht ein Hemd oder ein Pullover von mir?“ „Ja. Ein Pullover wäre besser. Du lebst nicht gerade warm hier. Natürlich brauchst du Wärme nicht. Aber ich schon.“ Er nickte wissend. Angel holte einen langen Pullover aus seinem Schrank. „Hier. Denn kannst du anziehen.“ „Danke, Angel.“

Angel legte den Pullover neben Tajana. Tajana griff nach seiner Hand. „Angel?“ Fragend sah er sie an. „Was ist?“ „Kann ich darauf vertrauen, daß du ... dich zurückhältst? Ich will nicht dafür verantwortlich sein das du dich veränderst.“ Angel setzte sich zu Tajana. „Natürlich kannst du darauf vertrauen. Du kannst mir vertrauen, daß weißt du doch. Dieser Fehler wird sich nicht wiederholen. Bekommst du Zweifel?“ „Nein“, rief sie hastig. „Ich ...“ „Du bist müde, Liebling. Geh schlafen. Wenn du was brauchst ich bin nebenan.“ „Okay.“ Angel hob ihr Kinn an und küßte sie zärtlich. Dann stand er auf und schloß die Tür hinter sich.

~ 11. ~

Tajana saß am Küchentisch und genoß das Frühstück, das Angel ihr gemacht hatte. Er stand unter der Dusche. Doyle stutzte als er die Treppe herunter kam. Tajana hatte ein Bein angewinkelt und trug einen schwarzen Pullover von Angel. „Guten Morgen“, meinte er etwas skeptisch. Tajana fuhr herum. Ihre Lockenmähne wirbelte um ihr Gesicht. Sie schob eine widerspenstige Locke hinter ihr Ohr und lächelte. „Guten Morgen, Doyle. Willst du einen Kaffee? Oder Brötchen? Für einen Untoten macht Angel fabelhaft Frühstück“, sprach sie.

Doyle kam näher. „Ich dachte, er hätte dich nach Hause gefahren“, meinte er und sah sich um. Doyles Blick fiel auf das zerwühlte Bett. Oh nein, dachte er sofort. „Wir haben es nicht getan, Doyle“, sprach Tajana. „Was?“ Der Halbdämon richtete seinen Blick auf die junge Frau, die gerade nach noch einen Brötchen griff und Butter darauf strich. „Angel und ich ... wir haben es nicht getan wenn das deine Befürchtung ist. Ich bin gestern eingeschlafen. Er hat mich dann ins Schlafzimmer gebracht und mir den Pullover zum schlafen gegeben. Angel selbst hat auf der Couch geschlafen.“ Erst jetzt blickte Doyle zur Couch wo noch das Bettzeug von Angel lag.

„Oh. Das ... tut mir leid.“ „Schon okay. Nun, wie wäre es jetzt mit Frühstück?“ „Gute Idee.“ Doyle setzte sich zu ihr und griff nach einen Brötchen. „Du tust Angel gut.“ „Wirklich?“ „Ja. Er ist jetzt ... etwas zufriedener; ja ausgeglichener.“ „Danke, Doyle. Ich weiß, daß es nicht leicht sein wird.“ „Das hat auch nie jemand behauptet. Aber ihr beide werdet das schon schaffen.“ „Daran glaube ich auch. Ich muß dieser Beziehung wenigstens eine Chance geben.“ „Das ist nur fair. Außerdem finde ich ...“ Da kam Angel aus dem Badezimmer.

„Guten Morgen, Angel“, rief Doyle fröhlich. Angel war einen Moment verblüfft. „Was machst du hier?“ „Nach dem Rechten sehen“, gab er Halbdämon ehrlich zu. Angel knöpfte sein Hemd zu und legte das Handtuch, mit dem er sein nasses Haar etwas getrocknet hatte, auf die Lehne eines Stuhls. Er beugte sich zu Tajana und küßte sie. „Danke für das Frühstück, Angel.“ „Tja, ich mußte improvisieren. Deine Übernachtung hier war nicht geplant.“ „Wo hast du die Brötchen eigentlich her?“ fragte Doyle. „Ich hab Cordelia angerufen. Sie hat es heute Morgen hergebracht. Natürlich gegen einen Extrabonus.“ Doyle lachte. Das sah Cordelia Chase mal wieder ähnlich. Für solche Arbeiten verlangte sie immer einen Extrabonus.

Angel öffnete den Kühlschrank. „Vielleicht solltet ihr euch umdrehen“, meinte er. „Wieso?“ „Es sieht nicht sehr appetitlich aus wenn ich Blut trinke“, erwiderte Angel. „So schlimm wird das doch nicht sein“, widersprach Tajana. Angel zweifelte jedoch das es ihr wirklich nichts ausmachen würde. Er griff nach einer Blutkonserve und riß sie auf. Tajana verzog das Gesicht als er das Blut trank. Ihr drehte sich der Magen um. „Ich werde nie mehr hinsehen“, meinte sie mit einem flauen Gefühl im Magen. „Das ist ja eklig.“ Angel lächelte entschuldigend.

„Ich hab dich gewarnt, Schatz.“ „Schon gut. Ich merke es mir fürs nächste Mal.“ Angel warf die leere Konserve in den Mülleimer und setzte sich an den Tisch. Er goß sich eine Tasse Kaffee ein. „Doyle, kannst du Tajana nachher nach Hause fahren?“ „Klar.“ „Ich kann auch den Bus nehmen.“ „Nein, daß will ich nicht. Es ist mir lieber wenn Doyle dich fährt.“ „Es hat keinen Sinn mit dir zu streiten, oder?“ Angel sah sie entschlossen an.

„Nein. Ich will, daß Doyle dich nach Hause fährt.“ „Na gut. Ich beuge mich deinen Willen. Kann ich vorher noch duschen?“ „Natürlich. Ich hab dir frische Handtücher hingelegt. Laß dir ruhig Zeit.“ „Woher wußtest du das ich noch duschen will?“ „Vielleicht weil ich dich in dieser kurzen Zeit schon viel zu gut kennengelernt habe.“ „Möglich“, murmelte sie. Tajana schob sich den letzten Bissen ihres Brötchens in den Mund.

„So, ich geh jetzt duschen.“ „Kein Kuss?“ fragte Angel. „Nein. Du hast gerade Blut getrunken. Hab kein Interesse an diesem Geschmack in meinen Mund.“ Angel lächelte. „Kann ich verstehen. Du weißt, für mich ist es lebensnotwendig.“ „Ich weiß.“ Angel griff nach ihrer Hand und küßte sie auf die Handfläche. Tajana lächelte und verzog sich ins Badezimmer.

„Sie ist toll“, bemerkte Doyle. „Ja, daß ist sie“, erwiderte Angel verliebt. „Ich wußte nicht das sie hier geschlafen hat. Cordelia und ich sind eine Stunde nach eurem Erscheinen gegangen.“ „Sie ist eingeschlafen, Doyle. Bis ich sie nach Hause gebracht und sie ins Bett gesteckt hätte wäre der Tag schon angebrochen. Also habe ich sie hier einquartiert.“ „Die Versuchung war doch sicher da, oder? Ich meine, sie ist jung und schön. Eine sehr attraktive und gleichzeitig intelligente Frau. Du mußt doch daran gedacht haben?“ sprach Doyle. Angel schüttelte den Kopf.

„Nein?“ „Nein. Und selbst wenn ... sie war viel zu müde. Sobald sie sich umgezogen hatte und ins Bett gekrochen war hat sie auch schon tief geschlafen.“ „Woher weißt du das?“ „Weil ich eine Viertelstunde später nachgeschaut habe ob auch alles mit ihr okay ist. Da hat sie schon geschlafen. Und das erste Mal seit langer Zeit habe ich mich wieder richtig wohl gefühlt, Doyle. Sie hat ausgesehen wie ein Engel. So friedlich. So sanft. Das ist wahres Glück. Sie gibt mir Halt, Doyle.“ „Ein zufriedenes Privatleben wirkt sich gut auf die Arbeit aus“, meinte Doyle. „Sehr poetisch! Es ...“

„Angel!“ Die Badezimmertür ging auf. Tajana trug ihre Kleider vom Vortag. „Ja?“ „Ich weiß ja, daß du als Vampir kein Spiegelbild hast, aber ... hast du nicht doch irgendwo einen Spiegel? Einen kleinen vielleicht?“ fragte sie hoffnungsvoll. „Tut mir leid. Aber ich habe nicht damit gerechnet das ich eines Tages einen Spiegel brauchen würde. Für meine Freundin. Wie du weißt, wollte ich mich nie mehr verlieben.“ „Ich weiß. Verdammt!“ „Was?“ „Ich brauche einen Spiegel. Angel, kannst du deine Wohnung nicht Frauen freundlicher umräumen? Kannst du nicht wenigstens einen Spiegel anbringen? Irgendwo? Deine Wohnung ist ja groß genug.“ Er seufzte. „Ich werde einen für dich anbringen, okay?“ Sie lächelte. „Du bist ein Schatz, Angel.“ Dann ging Tajana ins Schlafzimmer und holte ihre Tasche.

Es polterte laut. „Entschuldige mich einen Moment“, sprach Angel zu seinen Wegbegleiter und stand auf. „Tajana?“ rief Angel. Er bekam jedoch keine Antwort. Angel blickte ins Schlafzimmer. Tajana hatte den Inhalt ihrer Tasche auf dem Bett ausgestreut und ihr Lippenstift war auf den Boden gefallen. „Was machst du da?“ „Ich schau, ob ich meinen Handspiegel eingepackt habe.“ Angel bückte sich und hob den Lippenstift auf. Er kam ans Bett.

„Danke, Angel“, sprach Tajana und nahm ihm den Lippenstift aus der Hand. „Du bist doch schön genug. Wozu brauchst du einen Spiegel?“ „Um mich zu schminken.“ „Das hast du doch gar nicht nötig.“ Tajana hob den Kopf und strahlte Angel an. „Das ist echt süß von dir. Wenigstens hattest du einen Fön hier.“ „Oh ... der ist noch von Cordelia.“ „Von Cordelia?“ wiederholte Tajana verblüfft. „Ne alte Geschichte. Sie hat es in ihrer Wohnung nicht mehr ausgehalten. Ihre Wohnung war voller Kakerlaken. Deshalb tauchte sie bei mir auf. Sie hat mich ganz verrückt gemacht und wir haben ihr die neue Wohnung besorgt.“ „Verstehe.“ „Den Fön hat sie vergessen. Ich hab gar nicht mehr daran gedacht.“ „Das ist auch gut so“, meinte Tajana. Sie wühlte in ihren Sachen herum.

„Ich hab ihn“, rief sie auf einmal begeistert. „Was?“ „Den Spiegel, Angel, den Spiegel.“ Sie hielt einen handgroßen, runden Spiegel in ihrer rechten Hand. „Oh ... gut.“ Angel verzog sich ohne ein weiteres Wort. Er spürte, das Tajana jetzt ein wenig allein sein wollte. Er schmunzelte als er zu Doyle zurückkehrte. „Was ist denn so lustig?“ fragte Doyle neugierig. „Das Verhalten von Frauen ist mir ein Rätsel. Das war es schon immer. Ich lebe schon so lange aber es ist mir noch immer ein Rätsel.“ „Frauen sind nunmal so, Angel“, sprach Doyle.

Wenig später hatte Tajana all ihre Sachen eingesammelt und sie betrat das Wohnzimmer. „Ich bin fertig“, meinte sie. Doyle stand auf. „Tja, kann können wir ja fahren.“ Angel griff nach Tajanas Hand und zog sie zu sich. „Doyle, warte oben“, befahl Angel. „Schon verstanden, Boß.“ Doyle wandte sich der Treppe zu und ging hinauf. „Ich warte bei der Tür“, rief er noch.

„Warum hast du ihn weggeschickt?“ fragte Tajana obwohl sie die Antwort schon kannte. „Weil er nicht alles mitbekommen muß“, flüsterte Angel und bestätigte damit ihre Vermutung. Zärtlich küßte er Tajana. Sie seufzte sehnsuchtsvoll auf und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Für einen Vampir brauchst du aber viel Zuwendung“, flüsterte sie zwischen ihren Küssen. „Ich mußte darauf lange verzichten. Ich hab einiges nachzuholen.“ „Dann sollten wir es nachholen.“ Wieder und wieder küßten sie sich. Es war Angel, dessen innere Stimme zur Vernunft riet.

„Du mußt jetzt gehen“, flüsterte er. „Ja, ich weiß. Es war schön. Danke, daß ich bei dir übernachten durfte.“ „Ich verspreche, ich werde meine Wohnung etwas Frauen freundlicher einrichten“, meinte Angel und hob feierlich die Hand. „Das wäre schön. Ein Spiegel reicht mir schon. Nur ein einziger. Wenn es dich nicht zu sehr quält.“ „Warum soll es mich quälen?“ fragte er verwundert. „Weil du dadurch an deine Dämonenexistenz erinnert wirst.“ „Es ist okay. Ich kann damit leben. Aber ich sehe ein das du einen Spiegel brauchst, wenn du ... vielleicht wieder hier übernachtest.“ Ein Lächeln glitt über seine Lippen.

„Ich denke schon. Ich meine, es wird sicher nicht das erste Mal sein das ich hier übernachte. Oder?“ Zweifelnd sah sie ihn an. „Du kriegst einen Spiegel wenn es dein Wunsch ist.“ „Ja, es ist mein Wunsch.“ „Okay. Dann bekommst du deinen Spiegel auch.“ „Was ist mit deinen Fluch? Denkst du nicht das es eine zu große und ständige Versuchung ist wenn ich öfter hier übernachte?“ „Wir kriegen das schon hin. Du bist doch Diejenige, die hier immer optimistisch ist.“ „Das bin ich auch weiterhin.“ Von oben ertönte Doyles ungeduldige Stimme: „Seit ihr endlich fertig?“

„Sie kommt gleich hoch“, rief Angel. Sein Blick wanderte zu Tajana. Wieder küßten sie sich. Sie konnte sich nicht voneinander trennen. Zu schön war das Gefühl zwischen den Frischverliebten. „Wann sehen wir uns wieder?“ flüsterte Tajana. „Ich hab heute Abend einen Auftrag zu erledigen. Auch wenn ich verliebt bin schläft die Arbeit nicht. Ich muß auch etwas dafür tun um meine Sünden gutzumachen. Es geht heute Abend nicht.“ „Schade. Nun ... du bist hier der Privatdetektiv. Ich halte mich an deine Termine.“ Angel lächelte.

„Morgen Abend? Wir könnten trainieren“, schlug er vor. „Okay. Ich werde herkommen.“ Angel nickte. Ein letztes Mal küßten sie sich dann stieg Tajana die Treppen hoch. Angel seufzte zufrieden. Er war rundum glücklich. Seine Beziehung zu einer normal Sterblichen schien wirklich zu funktionieren. Es war anders wie mit Buffy. Er kannte die Gefahren und in Tajana hatte er eine Partnerin gefunden die ihn verstand.

~ 12. ~

Tajana und Angel verbrachten jede Minute miteinander in denen sie Freizeit hatten. Sie waren schon so gut wie unzertrennlich. Und sie benahmen sich wie jedes frisch verliebte Paar. Nur mit dem einen Unterschied das Angel ihr seine Liebe niemals körperlich zeigen konnte. Und das nagte doch ein wenig an ihm. In seinen Augen hatte Tajana etwas besseres verdient. Doch Tajana sprach es nie an. Sie akzeptierte es einfach.

Angel trainierte sie. Brachte ihr die Grundgriffe des Kampfes bei. Sie war eine gelehrige Schülerin. Angel konnte mit allem zufrieden sein. Tajana leistete Cordelia im Büro Gesellschaft. Angel und Doyle waren unterwegs. „Sag mal, Cordy, du warst doch damals dabei ... als er böse wurde, oder?“ „Ja.“ „Wie war er da? Ich meine, er hat mir viel erzählt aber er hat es sicher verharmlost.“ Cordelia schauerte. „Es war schrecklich. Das jemand so sein kann ... er hat es geliebt - das Böse.“ Tajana seufzte.

„Es war wirklich schrecklich. Sei froh, daß du es nicht erlebt hast. Oder erleben wirst. Warum fragst du?“ „Weil ich ... ich will es verhindern.“ „Du weißt, worauf du dich eingelassen hast. Ich meine, es funktioniert sogar wenn du bei ihm schläfst. Das ist erstaunlich. Aber glaubst du nicht, daß die Leidenschaft zwischen euch mal stärker sein wird als die Vernunft?“ „Nein. Das glaube ich nicht. Ich bin zuversichtlich.“ „Das ist toll.“ Da ging die Tür auf.

Doyle und Angel kamen herein. Verdutzt blickten die beiden Frauen auf die Männer. Sie sahen ziemlich fertig aus und eine fremdartige grüne Flüssigkeit hing überall an ihrer Kleidung. „Was ist passiert?“ fragte Tajana. „Zwei Dämonen. Sie sind tot aber wir haben das Meiste von ihrer Flüssigkeit abbekommen“, meinte Doyle und setzte sich auf das Sofa um tief durchzuatmen. „Ich gehe nach Hause. Mich umziehen“, erklärte er und verließ das Büro.

„Ich geh unter die Dusche.“ „Das würde ich dir auch raten, Angel“, stichelte Tajana. „Wieso?“ fragte er unverständlich. „Nun ... das riecht man bis hierher.“ „Tut mir leid.“ Angel lächelte zerknirscht. Er ließ die beiden Frauen allein und fuhr mit dem Lift in seine Wohnung hinunter. Cordelia und Tajana sahen sich an und lachten schallend los.

„Seine Gesichtsausdrücke sind ja phantastisch“, meinte Cordelia lachend. „Das kannst du laut sagen. Ich meine, er schaut ja so oder so immer grimmig drein. Aber wenn er zufrieden ist schaut er nicht ganz so grimmig.“ „Da hast du recht. Oder wenn man einen Witz erzählt denn er nicht versteht. Dieses Gesicht ist einfach köstlich.“ „Oh ja! Aber nichts gegen seine Miene wenn sich eine Frau schminkt. Also, daß ist wirklich die Härte. Ich muß mich jedesmal so zusammenreißen damit ich während dem schminken nicht zum Lachen anfangen. Einfach hinreißend ... dieser Gesichtsausdruck.“ Cordelia nickte und lachte.

Angel hörte die beiden Frauen oben laut lachen. Er wollte gar nicht wissen worüber sie sprachen. Jetzt, nach der Dusche, fühlte er sich schon viel besser. Er war gerade auf den Weg nach oben als er an der Kante eines Regals anstieß und dabei ein Buch zu Boden fiel. Seufzend bückte sich Angel danach und wollte es zuklappen. Doch etwas hielt ihn davon ab. Neugierig betrachtete Angel die Seite näher.

Der Ring von Amara. Angel erstarrte, als er erkannte was er da las. Der Ring von Amara verlieh Unsterblichkeit. Das wußte er. Doch er hatte nie großes Interesse daran gehabt den Ring von Amara zu suchen. Schließlich sollte er für seine Taten büßen. Er sollte sühnen. Doch wie sollte er das wenn er sich mit diesem Juwel am Tag bewegen konnte? Der Ring von Amara schützte einen Vampir vor der Sonne. Der Vampir wurde dadurch unbesiegbar; unverwundbar. Angel hatte Angst den Blick für die Menschen die ihn wirklich brauchten zu verlieren wenn er diesen Ring trug. Doch etwas hielt ihn davon ab das Buch zur Seite zu legen.

„Angel?“ Tajanas Stimme ließ ihn hochfahren. „Ja?“ rief er laut. „Ist alles okay? Du kannst doch nicht so lange beim duschen brauchen.“ „Ich bin okay. Ich komme gleich hoch. Ich muß nur ... noch schnell etwas wegräumen.“ „Okay“, rief sie, dann war alles ruhig. Angel seufzte. Er setzte sich an den Küchentisch um sich mehr auf das Buch konzentrieren zu können. Er legte das Buch auf die Tischplatte. Und dann las er etwas was seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.

Der Ring von Amara beschützte einen Dämon auch vor den Konsequenzen eines Fluch. Ein Gedanke brannte sich in Angel. Ließ ihn nicht mehr los. Fesselte ihn. Konnte es sein, daß ... Angel schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Das war einfach unmöglich. Es konnte nicht stimmen. Aber ... dieses Buch ... es stand doch hier geschrieben. Angel vertiefte sich so sehr in dieses Buch das er völlig die Zeit vergaß. Er wollte alles über den Ring von Amara und dessen Fähigkeiten wissen.

Erst als er Tajanas Hände spürte, die sich um seinen Nacken legte, zuckte er zusammen. Er sah auf. Tajana lächelte ihn an. „Was ist?“ fragte Angel. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du bist seit gut zwei Stunden hier unten“, meinte sie. „Wirklich?“ Tajana streckte ihre Hand aus und zeigte ihm ihre Armbanduhr. Überrascht stellte Angel fest wie schnell die Zeit doch vergangen war. Ich hab alles vergessen, dachte er. Bevor Tajana einen Blick auf das Buch erhaschen konnte schlug er es hastig zu.

„Was hast du da gelesen?“ fragte sie neugierig. Angel winkte mit der Hand ab. „Nicht so wichtig. Ich mußte nur was nachsehen und hab wohl die Zeit etwas vergessen.“ Angel brachte das Buch in sein Schlafzimmer und legte es auf den kleinen Tisch daneben. Er würde später weiterlesen. Dann wann er mehr Zeit hatte. Er mußte zuerst recherchieren. Ausgiebig recherchieren. Denn wenn das stimmte, was da stand, dann ...

Fragend blickte Tajana ihn an. Angel lächelte und zog sie in seine Arme. „Du wirkst so nachdenklich“, bemerkte Tajana. „Obwohl ... das tust du ja immer aber diesmal etwas mehr als sonst.“ „Danke. Dein Humor wird immer bissiger. Genau wie bei Cordelia. Worüber habt ihr da oben eigentlich gelacht? Man hat euch bis hier runter gehört.“ Tajana lächelte verlegen.

„Nun, wir ... Frauengespräche“, wich sie aus. „Ihr habt über mich gesprochen“, stellte Angel fest. „Woher weißt du das?“ „Du wirst immer so verlegen wenn du mich anlügst. Du kannst mich nicht anlügen. Ich merke das sofort.“ „Oh.“ Tajana legte ihre Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn. Angel beugte den Kopf und küßte sie. „Kommst du dann?“ fragte sie leise und ging wieder nach oben. Innerlich hoffte er, daß der Ring von Amara ihm wirklich das gab was er auch versprach. Denn wenn das stimmte, dann ... Er würde sie lieben können. Doch zu viele Hoffnungen wollte er sich nicht machen. Die Enttäuschung würde dann zu groß werden.

Angel würde Tajana noch nichts davon erzählen. Er wollte ihr nicht zu viele Hoffnungen machen. Er selbst würde mit der Enttäuschung leben können. Aber Tajana ... er wollte ihr das nicht antun. War die Beziehung zu ihr doch noch etwas schwierig und wandelten sie gemeinsam noch auf dünnen Eis. Zuerst würde er ein wenig recherchieren und dann, wenn er es für nötig hielt, würde er Tajana aufklären. Er würde es ihr sagen wenn er wußte ob all das stimmte und wo der Ring war. Das war genau der richtige Zeitpunkt um Tajana damit zu überraschen.

Reiß dich zusammen, Junge, ermahnte Angel sich selbst. Er hatte Tajana versprochen sich diesen Abend um sie zu kümmern. Und genau das würde er auch tun. Er hatte seine Arbeit getan. Außerdem war dieser Ring von Amara noch lange kein Grund sich solche Hoffnungen auf etwas zu machen was er sich selbst verboten hatte. Was er sich verbieten mußte. Es blieb ihm keine andere Wahl. Er wußte, was sonst geschah. Und das, was er Buffy ohne Seele angetan hatte, würde er Tajana niemals antun. Deshalb hatte er einfach keine Wahl. „Aber vielleicht habe ich sie bald“, flüsterte Angel und ging Tajana hinterher damit er einen schönen Abend mit ihr verbringen konnte.

~ 13. ~

Doyle blickte Angel nachdenklich an. „Du meinst ...“, fing er dann an. „Ja.“ Angel nickte. „Doyle, ich könnte sie so lieben wie sie es verdient hat. Der Ring von Amara würde mich schützen. Er würde verhindern das ich meine Seele erneut verliere.“ „Das ist gut. Wo ist der Ring?“ „Ich weiß es nicht“, stöhnte Angel. Er klang frustriert.

„Ich werde mich mal ein wenig umhören. Angel, bist du dir sicher?“ „Ja, daß bin ich. Ich hab bis in die Morgenstunden an dem Buch gelesen. Es besteht kein Zweifel. Der Ring schützt mich vor den Auswirkungen des Fluches. Ich könnte ... Tajana lieben. Und ich muß dann nicht fürchten das ich meine Seele verliere. Ich würde am nächsten Morgen wieder Ich sein und es bleiben.“ „Das wäre toll. Tja, dann würde ich sagen machen wir uns an die Arbeit.“ „Danke, Doyle. Noch etwas ... behalte es für dich. Ich will nicht, daß Tajana etwas davon erfährt. Jetzt noch nicht.“ „Okay. Ich höre mich mal in den Bars um.“ Doyle stand auf und fuhr weg.

Über Tage und Woche recherchierten Doyle und Angel und fanden immer mehr über den Ring von Amara heraus. Nur wo er vergraben war ... das hatten sie noch nicht heraus gefunden. Der Ring war gut versteckt weil er viel Unglück bringen konnte wenn er in die falschen Hände kam. Doch Angel war fest entschlossen ihn zu finden. Er wollte Tajana das Glück schenken das auch er sich wünschte. Und der Ring brachte ihm die Hoffnung sie lieben zu können ohne zu einem Monster zu werden.

Fast könnte man meinen, das Angels Beziehung zu Tajana ganz normal war. Wie versprochen hatte er einen Spiegel für sie an die Wand gehängt. Langsam, aber sicher, machte es sich Angel zur Angewohnheit seine Handtücher und Kleider herumliegen zu lassen, da er wußte, daß Tajana sie wegräumte und wusch. Sie hielt seine Wohnung sauber. Am Anfang hatte er es nicht gewollt aber Tajana hatte darauf bestanden. Und Angel hatte sie einfach tun lassen was sie wollte. Er hatte schnell festgestellt das sie stur war und sich einfach um ihn kümmern wollte. Deshalb hatte er eine Diskussion gelassen.

„Angel?“ Ihre Stimme kam aus dem Schlafzimmer. „Ja?“ Er war in der Küche. „Ist der graue Pullover zum waschen oder ziehst du den noch einmal an?“ „Der ist zum waschen. Ich hab ihn gestern im Kampf angehabt.“ „Verstehe.“ Tajana sortierte seine Kleidung aus als das Telefon auf dem Tisch neben dem Bett klingelte. Tajana zögerte einen Moment. Aber da Angel das Klingeln nicht hörte ging sie ran. „Ja?“ Einen Moment herrschte Stille. Niemand meldete sich. „Wer ist da?“ fragte Tajana.

„Mein Name ist Buffy. Und wer sind Sie?“ Buffy, dachte Tajana erschrocken. Sie blickte zur Tür. Angel stand mit dem Rücken zu ihr und hatte den Anruf gar nicht bemerkt. Oh mein Gott, seine Ex. Tajana konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Mein Name ist Tajana.“ Buffy schwieg einen Moment. Warum hob eine ihr fremde Frau bei Angel ab? „Ist Angel da?“ fragte sie kurz angebunden. „Einen Moment.“ Am liebsten würde Tajana den Hörer auf die Gabel knallen und vergessen das Buffy angerufen hatte, aber ... es war Angel gegenüber nicht fair.

„Angel, kommst du bitte mal?“ rief sie deshalb. Sie atmete tief durch. Bedeutete sie ihm wirklich nichts mehr? Tajana wußte, daß würde sie nur jetzt erfahren. Angel erschien im Türrahmen zu seinen Schlafzimmer. „Was ist?“ fragte er neugierig. Tajana hielt ihm den Hörer entgegen. „Es ist ... es ist Buffy“, meinte sie stockend und überreichte Angel den Hörer. Verblüfft nahm er den Hörer entgegen. „Ich laß dich besser allein. Du willst sicher allein mit ihr sprechen“, murmelte Tajana und ging an ihm vorbei. Angel hielt sie am Arm fest und schüttelte den Kopf. „Sei nicht albern. Bleib ruhig hier. Ich hab keine Geheimnisse vor dir. Du weißt, sie bedeutet mir nichts mehr.“ Dann preßte Angel den Hörer ans Ohr.

„Hallo Buffy“, sprach er ruhig. Seine Miene war ernst, doch Tajana wußte das er sich fragte warum Buffy sich ausgerechnet jetzt bei ihm meldete. „Hallo Angel! Darf ich fragen wer diese Frau bei dir ist?“ Angel blickte Tajana an. „Tajana ist meine Freundin. Ich bin mit ihr zusammen“, erklärte Angel Buffy freimütig. Er sah, wie Tajana lächelte. Das tat ihr gut, daß er so sehr zu ihr stand. Und das noch vor Buffy. Angel hörte wie Buffy scharf einatmete.

„Deine Freundin?“ wiederholte sie schockiert. „Ja, aber deshalb rufst du sicher nicht an. Was willst du?“ „Gerüchte sind hier in Sunnydale aufgekommen. Gerüchte, daß du den Ring von Amara suchst. Stimmt das?“ „Ja, daß tue ich. Ich ... will ihn zerstören“, log Angel. Buffy mußte nicht die Wahrheit wissen. „Der Ring ist hier ... hier in Sunnydale.“ „Tatsächlich? Woher weißt du das?“ „Weil er in Giles’ Besitz ist. Wir haben ihn Spike abgenommen. Du willst ihn zerstören? Wieso?“ „Weil er Unglück bringt wenn er in die falschen Hände gerät. Zum Beispiel Spike. Aber zuerst ... will ich einen Sonnenuntergang betrachten. Einmal in meinen Leben. Ich hab ganz vergessen wie das ist.“ „Ich verstehe“, murmelte Buffy. „Oz muß bald nach Los Angeles. Er wird ihn dir bringen.“ „Danke, Buffy.“ Es klang ehrlich und aufrichtig. „Ja ... dann, bis bald.“ Buffy legte auf.

Angel hatte an ihrer Stimme erkannt das sie enttäuscht war. Das er eine neue Liebe in seinen Leben hatte, das war etwas, womit Buffy nicht gerechnet hatte. Angel sah Tajana an. „Du hast nicht damit gerechnet das ich zu dir stehe? Und das vor ihr, richtig?“ „Nein. Tut mir leid, wenn ich dir so wenig vertraue, aber ... Du und Buffy, ihr habt eine gemeinsame Vergangenheit.“ „Und wir haben eine gemeinsame Zukunft“, sprach Angel. „Was wollte sie überhaupt?“ Angel seufzte. Es wurde Zeit. Er würde den Ring bekommen. Es wurde Zeit das er Tajana aufklärte. Diesmal wollte er ihr eine solch wichtige Sache nicht zulange verschweigen.

„Ich muß mit dir sprechen. Es ist wichtig.“ „Und worum geht es?“ „Über uns“, gestand Angel. Angel setzte sich auf das Bett. „Tajana, ich hab eine Möglichkeit gefunden, wie wir ... uns noch näher kommen können.“ „Ich verstehe nicht. Sind wir uns nicht schon nah genug?“ Angel lächelte. „Ich hab dir gesagt welches Handicap ich habe. Das ich, daß wir ... niemals miteinander schlafen können.“ „Ja, daß weiß ich.“ „ Was würdest du sagen wenn ich eine Möglichkeit gefunden habe das wir es doch tun können? Ohne das ich wieder zu einen Monster werde und so bleibe wie ich jetzt bin?“ „Wie soll das gehen?“ Angel lächelte erneut.

„Es gibt da einen Ring. Er nennt sich das Juwel von Amara. Er verleiht einen Vampir Unsterblichkeit. Wenn ein Vampir diesen Ring trägt, ist er unverwundbar, kann sich am Tage draußen aufhalten und er kann lieben ohne zum Monster zu werden. Der Ring schützt mich vor dieser Auswirkung.“ „Das würde bedeuten ...“ Angel nickte. „Wir könnten uns lieben so wie ganz normale Paare, ohne das wir Angst haben müßten du verlierst deine Seele?“ Fragend sah sie Angel an. „Ja, genau das bedeutet es. Ein alter Freund bringt in ein paar Tagen den Ring hier vorbei.“ „Oh Angel!“ Tajanas Augen wurden größer. Freude spiegelte sich in ihnen wider.

Sie fiel Angel um den Hals und hielt ihn fest. „Das ist ...“ „Ich weiß. Ich kann es selbst kaum glauben.“ „Aber glaubst du wirklich das es stimmt?“ „Doyle hat ausgiebig recherchiert. Er hat mit einen alten Dämon gesprochen der die Auswirkungen des Ringes gut kennt. Es stimmt. Wir können uns so nah kommen wie alle anderen. Ohne das sich die Geschichte wiederholt und mir die Seele wieder geraubt wird. Es wird alles genauso sein wie wir es uns wünschen.“ Tajana lächelte. Auch wenn sie es Angel nicht zeigte das es ihr etwas ausmachte, wußte er doch das sie sich wünschte sie könnte die Nächte in seinen Armen liegen. Und nun ... schien dieser Traum endlich wahr zu werden. Für beide.

Oz kam drei Tage später in Los Angeles an. Abends fuhr er zu Angels Büro. Giles hatte ihm die Adresse gegeben. Buffy hatte Oz erzählt das Angel eine neue Liebe hatte. Deshalb war sie vollkommen am Boden zerstört. Cordelia und Tajana saßen an Cordys Schreibtisch und unterhielten sich über ganz normale Alltagsprobleme von Frauen. Oz öffnete die Tür. Sein Blick fiel sofort auf die junge hübsche Frau neben Cordelia. Eines muß man Angel lassen ... er hat wirklich Geschmack, dachte Oz.

„Mein Gott, Oz!“ rief Cordelia und stand auf. Spontan umarmte sie ihren alten Freund aus Sunnydale. „Wie geht es den anderen?“ fragte Cordelia aufgeregt. „Alles okay“, erwiderte Oz in seiner typischen ruhigen Art. „Oz, daß ist Tajana. Angels Freundin und meine neue beste Freundin“, stellte Cordelia die Zwei vor. „Das ist Oz. Ein alter Freund aus Sunnydale.“ Tajana stand auf und reichte Oz die Hand. „Hallo Oz!“ „Hallo Tajana. Wo ist Angel?“ fragte Oz an Cordelia gewandt. „Ich hole ihn.“ Tajana drehte sich um und stieg die Treppen hinunter.

„Fühlt er sich wohl?“ fragte Oz Cordelia. Cordelia strahlte. „Ja und wie. Weißt du, Oz, nicht einmal als er mit Buffy zusammen war hat er so glücklich ausgesehen. Das zwischen Tajana und ihm ist etwas völlig anderes als die Sache mit Buffy. Er hat Buffy überwunden. Er liebt Tajana abgöttisch.“ „Warum will er den Ring von Amara wirklich?“ fragte Oz nach. „Weil der Ring ihn schützt wenn er Tajana lieben will. Er wird danach nicht wieder zum Monster.“ „Deshalb also“, murmelte Oz. Cordelia nickte. „Ich werde Buffy nichts davon sagen. Es ist besser so.“ „Finde ich auch“, bestätigte Cordelia.

Da hörten sie Schritte und wenige Sekunden später erschien Angel mit Tajana. „Hallo Oz!“ „Schön, dich wiederzusehen, Angel. Ich hab hier was für dich. Das, worum Buffy mich gebeten hat es dir zu bringen.“ Oz kramte in seiner Hosentasche und holte ein Schmuckstück heraus. Er hielt es Angel entgegen. Tajana stockte der Atem. Sie wußte, um was für ein Schmuckstück es sich hier handelte.

Angel schluckte. Der Ring war aus Gold und im altertümlichen Stil geformt. Ein violett grüner, funkelnder Stein wurde umfaßt. „Das Juwel von Amara“, sprach Angel leise. „Er gehört dir“, meinte Oz. Angel griff nach dem Ring. Er nahm ihn in die Hand. „Danke, Oz.“ „Ich wünsche dir viel Glück.“ Oz blickte Tajana an. „Ich wünsche euch beiden viel Glück. Ich werde dann wieder fahren. Ich hab noch einen Gig.“ „Wann hast du deinen Gig und wo?“ mischte sich Cordelia ein. „Im Club ‘Fighting Darkness’. Heute Abend um zwanzig Uhr. Ihr seit alle herzlichst eingeladen.“ „Wir kommen gern“, rief Cordelia. Angel und Tajana sahen sich an.

Sein Blick sagte ihr alles was sie wissen mußte. Sie nickte. „Wir beide ... verzichten, Oz“, sprach Angel. „Aber ich bin mir sicher das Doyle gerne kommt.“ „Gut, dann bist bald, Angel.“ Oz und Angel reichten sich die Hände. „Bis heute Abend, Cordelia“, rief Oz zum Abschied und ging. Cordelias Augen hatten Feuer gefangen. Sie freute sich schon auf den Abend. „Ihr wollt wirklich nicht mitkommen?“ fragte Cordelia. Angel lächelte. „Nein.“ „Oh ... ich verstehe. Natürlich. Bis morgen.“ Cordelia nahm ihre Tasche und ging ebenfalls. Sie ging bei Doyle vorbei und würde mit ihm gemeinsam zu Oz’ Konzert gehen.

~ 14. ~

Angel und Tajana standen sich gegenüber. „Er ist schön“, stellte Tajana fest. „Ja, daß ist er.“ „Willst du ihn nicht anstecken?“ „Ehrlich gesagt ... habe ich ein wenig Angst davor“, gestand Angel. „Ich hätte niemals gedacht das ich noch einmal soweit komme. Aber ... ich frage mich, ob es das ist, was man von mir erwartet. Wurde ich dazu auserwählt? Ist es mein Schicksal wirklich zu lieben?“ Tajana seufzte und trat nahe zu ihm.

„Es ist dein Schicksal. Du hast es verdient. Jede Nacht setzt du für unschuldige, hilflose Menschen dein Leben aufs Spiel. Du hast es verdient. Du weißt, ich liebe dich. Ich hab noch nie so tief geliebt wie jetzt. Angel, ich will dich spüren.“ „Ich dich auch“, gestand er. Angel streifte sich den Ring auf den Finger. Einen Moment hatte er das Gefühl in tiefes helles Licht getaucht zu werden. Er blickte Tajana an und wußte, es würde gutgehen. Er wußte es instinktiv. Er konnte sie lieben ohne vor den Morgen Angst haben zu müssen.

„Angel, ich würde mich gerne umziehen. Ich komme in einer Stunde zurück.“ „Okay. Das gibt mir Zeit einiges vorzubereiten.“ „Was willst du vorbereiten?“ fragte Tajana neugierig. „Das wirst du schon sehen. Bleib nicht zu lange weg. Ich will nicht so lange auf dich warten.“ „Das werde ich nicht. Ich bin so schnell wie möglich zurück - versprochen. Ich will nur, daß dieser Abend etwas ganz besonderes für uns beide wird.“ „Das will ich auch.“ Zärtlich küßten sie sich noch einmal dann war Tajana gegangen.

Der Vampir stieg die Stufen hinunter und begann einige Sachen für die Nacht mit Tajana vorzubereiten. Er blickte auf seine Hand. Der Ring würde ihn schützen. Das wußte er. Endlich konnte er sie lieben. Diesmal würde sich die Geschichte nicht wiederholen. Auf keinen Fall. Diesmal hatte er Vorsorge geleistet um genau das zu verhindern. Er wollte Tajana nicht das antun was er Buffy angetan hatte. Tajana hatte nicht den Hauch einer Chance gegen das Monster, das er einst gewesen war. Angel schüttelte die schlechten Gedanken ab und machte sich an die Arbeit. Er wollte nicht an die Vergangenheit denken. Jetzt gab es nur noch Tajana und ihn. Das war das Einzige, daß für Angel im Moment zählte.

Eine Stunde später hörte Angel wie der Lastenlift nach unten fuhr. Er wußte Tajana war da. Angel atmete noch einmal durch. Er sah sich um. Hoffentlich gefällt es ihr, dachte er. Angel trat zum Lift und lächelte als er Tajana sah. Er schob das Gitter hoch. „Du siehst toll aus“, meinte er ergriffen. Tajana lächelte. „Du hast ... dir wirklich Mühe gegeben“, sprach sie verblüfft. Tajana ging ins Schlafzimmer und blickte sich um.

Das Bett war mit schwarzem Satin bezogen. Rund herum standen Kerzen, die alle angezündet waren. „Nun ich dachte ... ich probier mal was anderes aus“, sprach Angel hinter ihr. Er sah sie an. Tajana fielen die Locken über die Schultern. Seidig und weich. Sie trug ein rotes Kleid, daß sich wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegte. Außerdem duftete sie nach Lavendel. Angel roch es. „Es gefällt mir, Angel. Wirklich“, sprach sie und drehte sich zu ihm um. Ihr Blick glitt auf seine Hand. Er trug den Ring.

„Willst du noch ein Glas Champagner trinken?“ fragte Angel als er sie fasziniert anblickte. „Nein. Ich will dich“, antwortete Tajana spontan. „Ich will dich auch“, sprach Angel und nahm sie in seine Arme. Aus ihren zarten, zärtlichen Küssen wurden bald mehr. Angel brannte vor Verlangen nach ihr. Er wollte sie spüren. Er wollte sie lieben. Und er wollte sie nie wieder von sich weggehen lassen. Sie sollte immer bei ihm bleiben. Niemals sollte sie ihn verlassen. Angel brauchte sie ... so wie die Menschen die Luft zum atmen brauchten.

Angel hob Tajana hoch und trug sie zum Bett. Sie unterbrachen ihre Küsse nicht als Angel sie auf das Bett in die schwarzen Laken legte. „Angel?“ flüsterte Tajana. „Ja?“ „Warum schwarz?“ „Es soll alles anders sein ... als zwischen Buffy und mir“, flüsterte er. „Oh“, sprach sie mit einer anfänglichen traurigen Miene. „Ich will, daß es schöner wird“, fügte er hinzu und entlockte Tajana damit ein glückliches und strahlendes Lächeln. Sie zog sein Gesicht näher zu sich und küßte ihn. Sie küßte ihn mit all der Liebe, die sie für ihn empfand.

Langsam streifte Angel die Träger ihres Kleides von den Schultern und berührte jeden Millimeter Haut, den er entblößte. Er küßte ihre Schultern und zog langsam den Reißverschluß hinunter. Dann streifte er ihr das Kleid vom Körper und warf es neben dem Bett auf den Boden. „Du bist wunderschön“, flüsterte er. Angel beugte sich über sie und küßte sie auf die Lippen. Seine Lippen wanderten zu ihren Wangen und zu der Stirn. Zärtlich knabberte er an ihren Ohrläppchen. Tajanas Hände glitten zu seinen Haar und vergruben sich darin.

Angels Hände wanderten über ihre Arme; streichelten über ihre Brust und über ihren Bauch. Er vernahm ihr Stöhnen; vernahm ihr Verlangen und ihre Sehnsucht nach ihm. Tajana setzte sich auf. Sie griff nach seinen Pullover und zog ihn über seine Schultern hinweg. Tajana atmete tief durch. „Was ist?“ fragte Angel. Sie lächelte. „Ich weiß, daß du einen gut durchtrainierten Körper hast, aber ... dich so nah zu spüren ... das ist etwas ganz anderes.“ Ihre Hände glitten über seinen Oberkörper. Ein wohliger Seufzer entrang sich Angels Kehle.

Engumschlungen sanken sie in die Kissen zurück. Angel hatte das Gefühl, daß ihm der Verstand geraubt wurde. Mit jedem Kuss - jeder Berührung - sehnte er sich mehr danach Tajana zu spüren und sie in seinen Armen zu halten. Sie ließen sich Zeit. Sehr viel Zeit. Gegenseitig erkundeten sie ihre Körper - berührten und streichelten sich. Für einen Moment sah Angel auf seine Hand. Der Ring war noch dort wo er sein sollte. Er blickte Tajana in die Augen. Sie nickte. Der Rest der Kleider flog auf den Boden.

„Ich liebe dich“, sprach Angel. „Ich liebe dich auch.“ Und dann vereinigte er sich mit ihr. Angel hatte das Gefühl den Himmel zu sehen. Es war, als würde Tajana ihn an einen Ort bringen an dem absoluter Frieden herrschte. Seine Seele quälte ihn nicht mehr. Er hatte seinen Frieden gefunden und ließ sich von den Gefühlen, die ihn überschwemmten, treiben. Gemeinsam mit Tajana tauchte er in eine Welt ein nach der er sich immer gesehnt hatte. Er bekam all die Liebe, die er sich von Tajana wünschte. Und er schenkte ihr all seine Liebe ...

Sie lagen nebeneinander und sprachen kein Wort. Angel und Tajana genossen einfach die Stille und das Nachbeben ihrer Leidenschaft; ihrer Liebe. Schließlich hob Tajana den Kopf. Ihre Locken fielen wild durcheinander. „Wie fühlst du dich?“ fragte sie. „Unbeschreiblich glücklich“, meinte Angel und zeigte ihr ein Lächeln das Herzen brach.

„Ich habe dich noch nie so lächeln gesehen“, meinte Tajana erstaunt. Doch sie erwiderte sein Lächeln mit all ihrer Liebe. „Tja, daran siehst du wie glücklich ich bin“, sprach Angel. „Keine Veränderung?“ fragte sie vorsichtig nach. Angel schüttelte den Kopf. „Nein. Ich fühle mich genauso wie vorher. Doch ... wenn wirklich was schiefgeht stellen wir das erst morgen fest.“ „Verstehe“, murmelte Tajana. „Nun, wenn das so ist sollten wir vielleicht ...“ Sie lächelte verschwörerisch.

Angel verstand. Konnte ihre Gedanken und Wünsche in ihren Augen lesen. „Du hast recht. Wir sollten die Nacht genießen. Immerhin ist sie lang. Wer weiß schon was morgen ist? Morgen wissen wir ob der Ring hält was er verspricht.“ „Du sagst es. Und was ist, wenn ... wenn er nicht hält was er verspricht?“ fragte Tajana zögernd. „Dann verschwinde von hier solange du kannst“, meinte Angel, auch wenn es ihm nicht leicht fiel das zu sagen. Er lächelte. „Es wird nicht so kommen. Keine schlechte Gedanken, Tajana. Nicht heute. Es wird alles gutgehen. Du vertraust mir doch?“ „Ja, daß tue ich“, sprach Tajana. Angel zog sie an sich und küßte sie. Und dann begann das Spiel von neuem ...

~ 15. ~

Schritte waren zu hören. „Er schläft sicher noch“, meinte Cordelia. Doyle drehte sich zu ihr um. „Ich denke, wir sollten nachsehen.“ „Du wirkst besorgt. Du wußtest doch das er die Nacht mit ihr verbringen wollte. Deshalb hat er doch nach diesem Ring gesucht.“ „Ja, ich weiß ... aber trotzdem mache ich mir ein paar Sorgen. Ich bin beruhigt wenn wir nachgesehen haben.“ „Aber sei leise“, forderte Cordelia den Halbdämon auf. „Sie schlafen vielleicht noch.“ Doyle nickte und stieg die letzte Stufe zu Angels Wohnung hinunter.

Die Tür zu Angels Schlafzimmer war nur angelehnt. Doyle und Cordelia gingen darauf zu. Leise schob Doyle die Tür ein Stück zur Seite. „Also, worüber machst du dir Sorgen?“ flüsterte Cordelia. Das Bild, daß sie sah, ergriff sie. Angel lag hinter Tajana. Seine Arme lagen um ihrer Taille. Sein Gesicht war in ihrem Haar vergraben. Beide schliefen mit einen seligen Lächeln auf den Lippen. „Gehen wir wieder“, drängte Cordelia, die sich sichtlich unwohl dabei fühlte Angel und Tajana in einer solchen Situation zu beobachten. Sie schob Doyle die Stufen hinauf.

„Cordy? Doyle?“ fragte auf einmal eine Stimmte hinter ihnen. An den Stufen drehten sie sich um. Angel kam verschlafen aus dem Schlafzimmer. „Was macht ihr den hier?“ fragte er verwirrt. Er war ganz normal und ruhig. Seine Augen waren sanft und nicht eiskalt. Doyle atmete aus. „Ich hab dir doch gesagt, daß nichts passieren wird“, sprach Cordelia. „Ihr seit hier um mich zu kontrollieren?“ „Doyle hat sich ein wenig Sorgen gemacht, Angel. Das der Ring ...“ „Alles okay. Ich ... hab meine Seele nicht verloren“, sprach Angel.

Doyle lächelte. „Tut mir leid. Aber ich hab mir ein wenig Sorgen gemacht. Wie fühlst du dich?“ Angel lächelte breit. „Glücklich. Unbeschreiblich glücklich. Ich kann das, was ich fühle, gar nicht in Worte fassen.“ „Dann war die Nacht schön?“ hakte Doyle nach. „Du kannst dir gar nicht vorstellen wie schön. Aber mehr werde ich euch nicht verraten.“ Angel ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. Er seufzte. Dann wandte er sich an Cordelia.

„Cordy, würdest du bitte für mich Frühstück kaufen gehen?“ Sie streckte ihm automatisch die Hand entgegen. Angel stöhnte. Er ging zu seiner Jacke und zog seine Geldbörse hervor. Dann reichte er Cordelia einige Geldscheine. „Jetzt gehe ich für dich einkaufen“, meinte sie lächelnd. „Das ist Erpressung“, murrte Angel. „Du weißt doch, meine Dienste bei dir haben ihren Preis. Besonders deine Sonderaufträge, die ich erledigen muß. Wie zum Beispiel Frühstück kaufen.“ Angel stöhnte. „Geh endlich. Ich weiß nicht wie lange Tajana noch schläft. Und wenn sie wach ist möchte ihr gerne ein Frühstück servieren.“ „Bin schon weg, Boß“, stichelte Cordelia und ging die Stufen hinauf.

„Oz hat erzählt, das Buffy völlig am Ende ist“, meinte Doyle als er mit Angel allein war. „Wegen was?“ „Wegen dir. Du hast ihr übers Telefon gesagt das du eine neue Beziehung hast?“ fragte Doyle. Angel drehte sich zu Doyle um. „Ich hatte keine Wahl. Sie hat angerufen und Tajana hat abgehoben. Sie wollte wissen wer Tajana ist. Doyle, ich hab Buffy einmal sehr geliebt. Aber wir haben uns voneinander entfernt. Wir führen beide zwei völlig verschiedene Leben. Ich fand es nur fair ihr zu sagen das ich mich neu verliebt habe.“ „Weiß sie wozu du den Ring wirklich gebraucht hast?“ Angel schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich hab ihr nicht die Wahrheit gesagt. Sie hätte es womöglich nicht verstanden. Aber wahrscheinlich ahnt sie es. Giles wird sie inzwischen aufgeklärt haben, denke ich.“ Doyle blickte ins Schlafzimmer wo Tajana noch friedlich schlief. „Ihr seht beide sehr glücklich aus.“ „Das sind wir.“ „Angel, willst du den Ring nur tragen wenn Tajana bei dir ist, oder ...“ „Nur in Tajanas Nähe“, antwortete Angel prompt.

„Einmal jedoch ... will ich mir die Sonne ansehen. Einen Sonnenuntergang. Aber ansonsten ... werde ich ihn nicht benutzen.“ „Wieso nicht?“ „Weil ich Angst habe denn Blick für die Schwachen zu verlieren, wenn ich tagsüber unterwegs bin. Das kann und werde ich nicht riskieren.“ „Verstehe. Nun, es ... es ist deine Entscheidung.“ „Ja, daß ist es“, sprach Angel. Seine Pflicht als auserwählter Krieger nahm er nach wie vor sehr ernst. Er mußte den Blick für die Schwachen und Hilflosen bewahren.

Doyle nickte. Er konnte es verstehen. Angel wollte sich in anderen Bereichen nicht auf den Ring verlassen. Doyle blickte ins Schlafzimmer und sah das Tajana sich bewegte. „Ich werde dann mal verschwinden. Damit du mit deiner Schönen allein sein kannst“, witzelte er. „Wir sehen uns später.“ „Oh ja!“ sprach Doyle und sprang die Stufen hinauf. In dem Moment kam Cordelia vom Bäcker gleich an der Straßenecke zurück. Sie gab Angel das Wechselgeld für die Einkäufe und stellte diese auf den Tisch. „Bis später, Boß!“ „Cordy?“ „Ja?“ Angel reichte ihr das Wechselgeld. „Behalte es.“ „Wie freundlich von dir“, sprach Cordelia und verzog sich ebenfalls.

„Angel?“ Das war Tajana. „Ich komme gleich“, rief er und packte die Einkäufe aus. Da erschien Tajana in einen seiner Hemden aus dem Schlafzimmer. „Ist alles okay?“ fragte sie besorgt. Er lächelte sie strahlend an. „Mir geht es bestens. Es ist nichts passiert.“ Tajana wußte, was er meinte. Sie nahm am Küchentisch Platz und Angel servierte ihr das Frühstück. „Du hast Cordelia schon wieder zum Bäcker geschickt“, stellte sie fest als sie in ein Brötchen biß.

„Cordy und Doyle waren heute Morgen schon da. Sie wollten nachsehen ob alles okay ist.“ „Verstehe. Und nun sind sie beruhigt wieder abgezogen“, stellte Tajana fest. „Ja.“ Angel setzte sich Tajana gegenüber und betrachtete sie zärtlich. Er konnte kaum glauben das seine geheimsten Wünsche tatsächlich wahr geworden waren. „Was siehst du mich so an?“ fragte Tajana als sie seinen Blick bemerkte. Angels Hand griff über den Tisch und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.

„Ich muß mich vergewissern, daß das alles nicht nur ein Traum war. Das es wirklich geschehen ist.“ Tajana lachte. „Willst du dich davon überzeugen das es geschehen ist?“ fragte sie geheimnisvoll. Angel lachte. „Du solltest etwas essen. Wie lange hältst du das ohne etwas im Magen aus? Bei mir ist das kein Problem. Aber du solltest deine Kraft auftanken.“ Tajana blickte auf ihre Armbanduhr. „Ich muß sowieso gehen. Ich bin mit meinen Vater verabredet.“ „Jetzt schon? Du kannst doch noch eine Weile bleiben.“ „Angel, es geht nicht. Ich muß wirklich los.“ Tajana trank ihre Tasse Kaffee aus und stand auf.

Sie verzichtete diesmal auf eine Dusche und zog sich an. Mit ihren Haarnadeln, die sie immer bei sich hatte, steckte sie ihr Haar hoch. Flüchtig schminkte sie sich und kramte dann ihre Sachen zusammen. „Ich muß wirklich los“, meinte sie noch einmal als sie Angels enttäuschtes Gesicht sah. Er hatte gehofft das sie noch eine Weile bei ihm blieb. „Ich geh ja nicht für immer weg.“ „Ich weiß. Trotzdem wirst du mir fehlen. Bis heute Abend?“ Sie nickte. „Ja. Bis heute Abend. Ich liebe dich.“ Sie küßte ihn und eilte die Stufen hinauf. Angel seufzte. Nach dieser Nacht wollte er sie immer bei sich haben. Er wollte nicht, daß sie ihn auch nur für eine einzige Stunde verließ. Tja, alter Junge, jetzt mußt du eben bis heute Abend warten, dachte Angel und begann seine Wohnung ein wenig aufzuräumen.

Im Dunkeln verborgen stand eine Gestalt in einer Gasse. Die Gestalt hatte aus ihrem Blickwinkel das Büro von Angel gut in Sicht. Er sah die junge Frau, die aus dem Haus eilte und einen schwarzen Volvo entriegelte. Sie blickte in den Rückspiegel und ordnete ihre Frisur ein wenig. Er zog eine Kamera heraus und fotografierte sie. Dann fuhr sie weg. „Sieh mal einer an“, flüsterte die Gestalt - verborgen im Schatten. „Angel hat eine Neue.“ Das kommt mir sehr gelegen, dachte er. Das konnte ihm nur nützlich sein. Die Gestalt drehte sich um und verschwand in der Kanalisation. Eine drohende Gefahr kam auf Angel zu. Den Spike war in der Stadt. Und er hatte eine nette Überraschung im Gepäck.

~ 16. ~

„Jetzt geduldige dich ein wenig“, sprach Willow, nachdem Buffy schon zum tausendsten Mal zur Tür ihres Zimmers am Campus blickte. „Oz hat versprochen sofort herzukommen wenn er wieder da ist“, meinte Willow beruhigt. Buffy hatte wenig geschlafen in der letzten Zeit. Besser gesagt seit sie mit Angel telefonierte und er ihr seine neue Liebe gestanden hatte. Buffy setzte sich seufzend auf ihr Bett.

„Es ist nur so ... das er sich verliebt hat ... ich dachte es würde niemals geschehen. Bis jetzt hatte ich immer die Hoffnung er würde zu mir zurückkommen. Aber jetzt?“ Buffy zuckte machtlos mit den Schultern. „Jetzt hat er eine Neue und ... das ist einfach zuviel für mich. Ich kann den Gedanken, daß er neu verliebt ist, einfach nicht ertragen. Ich dachte nicht, daß dieser Tag jemals kommt. Angel und ich ... es scheint ein für alle Mal vorbei zu sein. Er scheint mich vergessen zu haben.“ „Buffy, ich denke nicht, daß er dich ...“ Es klopfte an die Tür. „Herein“, riefen Willow und Buffy gleichzeitig. Die Tür ging auf und Oz trat ein.

„Oz!“ rief Willow erfreut. Sie sprang auf und umarmte ihren Freund. Sie küßten sich zärtlich. „Leute, ich bin auch noch da“, funkte Buffy ihnen dazwischen. „Hallo Buffy“, grüßte Oz sie. Er wirkte so ruhig und diszipliniert wie immer. Man konnte ihm nichts anmerken. Man konnte nicht sagen wie die Begegnung mit Angel und seiner Freundin gewesen war. „Hast du ... Angel getroffen?“ fragte Buffy stockend. „Ja, er macht auf mich einen guten Eindruck.“ Buffy schluckte. Vielleicht war alles harmlos. Vielleicht war es doch nicht so schlimm wie es sich angehört hatte. Doch sie wußte, sie machte sich nur etwas vor.

„Hast du ... seine Freundin auch gesehen?“ fragte Buffy nach. Oz seufzte und löste sich von Willow. Er blickte Buffy eindringlich an. Dann setzte er sich auf Willows Bett. „Ja, daß habe ich. Ich hab nicht viel mit dieser Tajana gesprochen, aber ...“ „Aber was?“ hakte Buffy mit zitternder Stimme nach. „Er ist glücklich. Er ist sogar sehr glücklich. Buffy, ich will ehrlich zu dir sein. Ich hab Angel noch nie so glücklich gesehen. Ich denke, er ist mit dieser Tajana glücklich wie noch nie zuvor in seinen Leben. Sogar glücklicher als mit dir.“ „Nein, daß kann nicht sein“, sprach Buffy erregt. Ihre Augen blitzten Oz wütend an.

„Ich kann dir nur das sagen was ich gesehen habe. Er liebt sie. Tief und aufrichtig.“ „Wofür braucht er den Ring wirklich? Ich hab den Verdacht das er mich belogen hat.“ „Hat Giles dir nichts gesagt?“ fragte Oz verwundert. „Nein. Was soll er mir gesagt haben?“ fragte Buffy verwundert nach. Oz schluckte. Eigentlich hatte er versprochen Buffy nichts davon zu sagen. „Nun, sag schon“, drängte Buffy ihn. Oz schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Ich kann nicht. Ich hab Angel versprochen es dir nicht zu erzählen.“ „Was?“ Buffy blickte ihn verwirrt an.

„Was sollst du mir nicht sagen?“ „Da mußt du ihn schon selbst fragen. Hör mal, Buffy. Er hat ein neues Leben begonnen. Er ... hat den Schmerz in seinen Leben überwunden. Er hilft den Menschen. Tajana scheint sein Leben vollkommen zu machen. Er liebt sie. Auch wenn du es weder hören noch glauben willst. Er liebt dich nicht mehr. Er hat mit dir abgeschlossen. Seine Liebe gehört jetzt einer neuen Frau in seinen Leben. Und ich denke, daß diese Beziehung wirklich funktionieren kann.“ „Aber Oz ...“ Oz erhob sich. „Wenn du mir nicht glaubst dann fahr nach Los Angeles und besuche ihn. Dann überzeuge dich selbst davon. Die Wahrheit ist ... er braucht dich nicht mehr.“ Oz wandte sich an Willow. „Wir sehen uns später. Ich brauch ein paar Stunden Schlaf.“ Er küßte sie zart auf die Lippen und ging.

Buffy und Willow wechselten einen Blick miteinander. Buffy schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht fassen. Ich kann das einfach nicht glauben“, flüsterte sie und ging rastlos auf und ab. Willow beobachtete Buffy. Buffy hatte bis zu dem Telefonat gehofft das Angel zu ihr zurückkommen und bei ihr bleiben würde. Doch jetzt ... wo er neu verliebt war; wurde diese Hoffnung brutal zerstört.

„Was hast du jetzt vor?“ fragte Willow. Sie wollte nicht sagen das Oz recht hatte. Wenn Oz sagte, daß Angel nicht mehr an Buffy dachte, dann war das auch so. Sie glaubte Oz. Er hatte ja keinen Grund zu lügen. Außerdem war er dafür viel zu ehrlich. Lügen, daß war etwas, was Oz grundsätzlich nicht tat. Wenn Angel Buffy nicht mehr liebte dann war das so. Dann hatte Oz einfach recht.

Doch das wollte sie Buffy nicht sagen. Noch nicht. Buffy war so schon genug durch den Wind. Buffy stand auf und öffnete ihren Kleiderschrank. „Buffy, was machst du da?“ fragte Willow als Buffy eine Tasche auf ihr Bett warf. Sie blickte Willow an. „Oz hat recht. Ich sollte Angel fragen.“ Sie warf einige Kleidungsstücke in die Tasche. „Ich fahr nach Los Angeles und werde Angel zur Rede stellen“, meinte sie entschlossen. Sie wollte die Wahrheit wissen. Die Wahrheit von ihm.

Ein verlassenes Gebäude - irgendwo in Los Angeles. Spike ging unruhig auf und ab. Der Unterschlupf war genau richtig für ihn solange er hier in Los Angeles blieb. Solange bis er den Ring von Amara zurück bekam. Und er war sich sicher das er das Juwel zurück bekommen würde. Angel würde sich darauf einlassen. Immerhin hatte Angel mehr zu verlieren als er - Spike. Und Angel würde nicht zulassen das seiner Kleinen etwas passierte. Seine kleine, sterbliche Freundin, dachte Spike. Ob sie wußte wer Angel wirklich war? Kannte sie die wahre Natur Angels? „Ich sollte sie warnen“, murmelte Spike leise vor sich hin.

Plötzlich hob er den Kopf. Er war nicht mehr allein. Seine Überraschung war im Raum. „Komm schon raus, Volca“, sprach Spike gelangweilt. Dieser Dämon konnte ihm keine Angst machen. Ihm nicht. Immerhin hatte Spike ihn für seine Dienste bezahlt. Er brauchte seine Hilfe um Angel zu bedrohen. Er wollte, daß Angel ihm in die Falle ging. Und jetzt, wo Spike wußte das es eine neue Frau in Angels Leben gab, war Volca noch hilfreicher.

Eigentlich hatte er vorgehabt mit der Hilfe Volcas Angels Freunde in den Wahnsinn zu treiben. Aber seine Kleine war noch besser. Volca trat aus der schützenden Dunkelheit hervor. Volca war von großer Gestalt. Seine Augen glühten rot und seine Haut war schwarz-rot. Er wirkte gefährlich und dunkel. Er lebte geschützt in der Dunkelheit; wurde eins mit ihr. Wie die Vampire. Volca lächelte kalt.

„Nun, ich habe mich ausgeruht. Ich bin bereit“, erklärte Volca seinen Auftraggeber mit geschwellter Brust. Spike grinste. „Das wird ein schöner Spaß werden. Du weißt, was du zu tun hast. Du kennst deinen Auftrag.“ „Ja“, sprach Volca. „Den Rest des Geldes bekommst du wenn du den Auftrag ausgeführt hast. Und mache es wenn sie allein ist. Ich will nicht, daß ihr Kerl dabei ist. Angel soll nichts davon mitkriegen.“ „Ich verstehe. Keine Sorge, Spike! Ich arbeite gewissenhaft.“ „Hoffentlich“, murmelte Spike und kramte in seiner Manteltasche herum. Er reichte Volca ein Foto.

Darauf war Tajana zu sehen wie sie gerade in ihren Wagen einstieg. „Was genau erwartest du? Soll sie sterben?“ Spike grinste kalt. Er blickte Volca verschwörerisch an. „Das ist mir egal. Ich will, daß sie lange leidet. Denn wenn sie leidet, leidet auch Angel. Und dann ist er zu allem bereit seine Süße zu retten. Ob sie stirbt oder nicht ... das ist mir herzlich egal. Aber leiden soll sie.“ „Ich habe verstanden.“ Das Foto in Volcas Händen entzündete sich und ging in Flammen auf. Er bereit das zu tun wofür Spike ihn bezahlte. Und Spike wartete schon sehnsüchtig auf das Juwel von Amara. Wir werden sehen wieviel ihm die Kleine bedeutet, dachte Spike und er lachte kalt.

Angel saß in seinen Büro. „Er sieht so glücklich aus“, seufzte Cordelia zufrieden. „Das sehe ich“, sprach Doyle. „Sag mal, hast du was von Buffy gehört?“ Cordelia blickte Doyle unverständlich an. „Nein. Wieso?“ „Ich dachte nur, daß sie sich vielleicht noch Mal meldet. Jetzt, wo Oz wieder in Sunnydale ist. Er wird ihr sicher von Tajana erzählt haben.“ „Möglich. Aber ich glaube es nicht. Er wird ihr erzählt haben wie glücklich Angel mit Tajana ist. Und jetzt ist das Thema abgehakt“, sprach Cordelia in dem Moment als Angel durch die Tür kam.

„Ist was, Angel?“ fragte Doyle. „Tajana wollte anrufen. Aber ...“ „Angel, nun schalte einen Gang zurück. Sie hat doch gesagt das sie anrufen wird. Wahrscheinlich geht sie einkaufen oder so.“ „Wahrscheinlich hast du recht, aber ...“ Er zuckte mit den Schultern. „Du könntest sie ja bei ihrem Vater abholen“, schlug Doyle vor. Angel blickte ihn unverständlich an. Im ersten Moment schien er nicht zu verstehen was Doyle damit sagen wollte. „Du hast den Ring“, erinnerte Doyle ihn. „Schon, aber ... ich kann das nicht.“ „Angel, du wolltest einmal einen Sonnenuntergang betrachten. Und wie wäre es schöner, als mit der Frau, die du liebst?“ Angel seufzte.

„Du hast recht. Doch kann ich das wirklich? Die Orakeln ...“ begann Angel zögernd. „Darüber mache dir keine Sorgen. Die wollen, daß du liebst und lebst. Genieß das Glück das Tajana dir schenkt.“ „Du hast recht. Dann gehe ich mal.“ Angel griff nach seiner Lederjacke. Der Ring umfaßte seinen Finger. Er fühlte sich wohl. So wie ... ein richtiger Mensch.

Doch er wußte, er würde es nie sein. Eines Tages würde Tajana ihn verlassen. Angel schüttelte den Kopf. Er wollte nicht an den Tag denken an dem sie sterben würde. Er hatte noch viel Zeit – viel Zeit mit ihr. Und er würde jede Sekunde mit ihr nutzen. Er wollte nicht an das Schicksal denken das jeden Sterblichen einmal ereilte. Cordelia gab ihm die Adresse der Agentur von Tajanas Vater. Angel nahm den Zettel entgegen und verließ das Büro durch die Vordertür.

Angel trat in die Sonne hinaus. Er hob den Kopf und blickte der Sonne entgegen. Angel mußte blinzeln weil die Sonne ihn blendete. Er konnte es kaum glauben. Er stand in der Sonne und nichts geschah mit ihm. Er zerfiel nicht zu Staub. Er reagierte wie ein normaler Mensch auf die Sonne. Angel seufzte. Wie würde Tajana reagieren wenn sie ihn sah? Angel freute sich schon auf ihr erstauntes Gesicht. Er stieg in sein Cabrio und fuhr los.

Die Agentur war gut besucht. Models hatten Termine und gingen ein und aus. Angel erkundigte sich am Eingang über Tajana. „Tut mir leid, Sir. Die Tochter des Chefs ist schon weg“, erklärte sie ihm freundlich. „Verdammt! Wissen Sie, wo Tajana hingegangen sein könnte?“ Die Frau lächelte freundlich. „Sie sagte, sie wollte zum großen Park - zehn Minuten von hier entfernt. Sie wollte sich das Meer ansehen.“ Angel lächelte freundlich. „Danke.“ Dann drehte er sich um und ging. Er würde ihr folgen. Wahrscheinlich war sie noch dort. Tajana liebte das Meer, daß wußte Angel.

~ 17. ~

Tajana lehnte am Geländer und blickte auf das glitzernde Meer. Sie seufzte leise. Sie konnte ihr Glück gar nicht in Worte fassen. Der Anruf von Buffy hatte sie schockiert. Doch sie glaubte Angel, daß ihm nichts mehr mit ihr verband. Buffy und er waren sich einmal sehr nahe gekommen, doch nun schenkte er ihr - Tajana - seine Liebe. Buffy bedeutete ihm nichts mehr. Und Tajana glaubte ihm.

Auf einmal machte sich dieses Gefühl in ihr breit. Das Gefühl, daß Angel in der Nähe war. Jedesmal wenn er da war kribbelte es in ihrem Bauch und eine Welle von Zärtlichkeit und Geborgenheit überschwemmte sie. Aber das konnte doch nicht sein. Oder? Der Ring, dachte Tajana. Angel hatte gesagt, daß das Juwel von Amara einen Vampir auch vor der Sonne schützte. Tajana blickte auf. Ihr Blick glitt zu dem großen Torbogen, der mit Pflanzen umwuchert war. Sie fühlte es instinktiv. Er war hier.

Aus dem Schatten des Torbogens kam eine Gestalt auf sie zu. Tajana lächelte. Es war Angel. Schnell näherte er sich ihr mit festen Schritten. Und bevor sie etwas sagen konnte zog er sie in seine Arme und küßte sie leidenschaftlich. Er umschlang sie fest mit seinen Armen; wollte sie nicht mehr loslassen und den Augenblick einfach genießen. Tajana legte ihre Arme um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss hingebungsvoll. Die Beiden bemerkten nicht das sie beobachtet wurden. Volca grinste selbstgefällig und wurde eins mit dem Schatten. Er hatte genug gesehen.

Angel löste seine Lippen von Tajanas. „Was machst du hier?“ flüsterte sie überrascht. „Ich hab dich gesucht“, gestand er. „Eigentlich wollte ich dich von deinen Vater abholen aber du warst schon weg. Tajana, ich würde mir gern den Sonnenuntergang mit dir ansehen. Ein einziges Mal.“ Sie nickte. „Ich kenne eine schöne Stelle. Von dort hat man eine traumhafte Aussicht. Es ist nicht weit von hier.“ Angel nahm ihre Hand fest in seine und ging mit ihr den Weg hinunter zum Strand.

Fasziniert blickte er sich um. Die Menschen, die badeten ... die Kinder, die ihre Sandburgen bauten ... der Spaß, den die Menschen bei ihren Strandaktivitäten hatten ... er sah es zum ersten Mal bei Tag. Noch nie hatte er diese Bilder so intensiv in sich aufgenommen. Er hatte sich selbst geschworen es war das erste und einzige Mal. Er konnte es sich nicht leisten den Blick für die Schwachen zu verlieren. Als auserwählter Krieger hatte er eine Pflicht zu erfüllen. Und dieser Pflicht würde er auch nachkommen - um jeden Preis. Aber sich ein wenig als Mensch zu fühlen konnte man ihm doch nicht verbieten. Ein Mädchen von ungefähr fünf, sechs Jahren blickte auf und lächelte Angel strahlend an. Er lächelte zaghaft zurück und ihm wurde erneut klar das Tajana das niemals haben könnte wenn sie bei ihm blieb.

Tajana beobachtete Angel. Sie sah das Glänzen in seinen Augen. Sie las seine Gedanken, die sich in seinen Augen widerspiegelten. „Angel, ich brauche nicht mehr als dich“, sprach sie. Er wandte ihr das Gesicht zu. „Mit mir wirst du nie Kinder haben können.“ Es klang traurig und resigniert. Tajana lächelte über das ganze Gesicht. „Das macht mir nichts aus. Ich habe alles was ich brauche. Mehr ist nicht nötig. Ich habe dich. Und mehr brauche ich nicht.“ Angel entspannte sich. Ab und zu brauchte er diese Bestätigung von Tajana um sich zu vergewissern das sie wirklich alles hatte was sie brauchte.

„Wir sind da“, sprach Tajana schließlich. Angel sah auf. Sie hatte ihn wirklich an einen schönen Ort gebracht. Es war ein Felsvorsprung. Die Wellen des Wassers brachen sich daran. „Als Kind war ich oft hier“, sprach Tajana als sie über die Steine stiegen und auf dem Felsen Platz nahmen. „Jetzt nicht mehr?“ fragte Angel. „Nicht mehr so oft. Jetzt will ich nur noch bei dir sein. Als Kind war ich mit meiner Mutter oft hier.“ „Und dann?“ Tajana seufzte.

„Das habe ich dir ja noch nie erzählt“, meinte Tajana. Angel nickte. „Ich hab mich schon ein paar Mal gefragt was mit deiner Mutter geschehen ist. Aber ich wollte es nicht ansprechen weil es womöglich schmerzhafte Erinnerungen in dir wachruft.“ Tajana lächelte. „Es tut heute nicht mehr so weh wie damals. Sie starb bei einem Autounfall ... da war ich neun Jahre alt. Sie war sehr schön und klug.“ „Das hast du von deiner Mutter geerbt.“ Tajana lachte. „Als Jugendliche war ich dann hier wenn ich Probleme hatte oder allein sein wollte. Dieser Felsen war schon immer mein Lieblingsplatz.“ „Das kann ich verstehen. Es freut mich das du mich hierher gebracht hast.“ „Von hier sieht man den schönsten Sonnenuntergang denn es gibt“, versprach Tajana ihm und sie sollte ihr Versprechen halten.

Wenige Minuten später begann das farbenfrohe Showspiel. Für die Sterblichen war der Sonnenuntergang etwas was sie alltäglich erlebten. Ein normaler Sonnenuntergang in ihren Leben. Etwas, was für die Sterblichen keine Bedeutung mehr hatte. Für Angel jedoch ... war es etwas besonderes. Tajana sprach kein Wort sondern ließ ihn einfach in Ruhe. Seine Augen glänzten vor Freude und Erstaunen. Es war lange her seit er einen Sonnenuntergang gesehen hatte. Und er genoß es. Er genoß jede Sekunde des Sonnenuntergangs.

Plötzlich fühlte Angel sich nicht mehr so einsam wie früher. Er hatte nicht mehr das Gefühl allein zu sein. Seine Schuld quälte ihn nicht mehr. Für einen Moment fühlte er sich nicht mehr wie ein Untoter. Wie eine Kreatur der Nacht mit Seele. Für einen einzigen und langen Augenblick fühlte er sich wie ein Mensch. Er war wieder am Leben. Angel konnte dieses Gefühl nicht beschreiben. Es war einzigartig. Ihm wurde bewußt seine Einsamkeit war vorbei. Tajana war bereit ihr ganzes Leben mit ihm zu teilen. Er war nicht länger allein. Er war nicht länger einsam. Er war glücklich.

„Und?“ fragte Tajana als der Sonnenuntergang vorbei war und sich die Dunkelheit über die Stadt legte. „Unglaublich“, sprach Angel mit einen leichten Zittern in der Stimme und erhob sich. Das Zittern in seiner Stimme zeigte Tajana wie aufgewühlt er war. Sie schmiegte sich an ihn. „Es hat dir gefallen“, stellte sie fest. „Ja. Es war ... ich kann es gar nicht in Worte fassen. Es war wirklich unbeschreiblich. Und mit dir an meiner Seite ... ich dachte wirklich, ich bin wieder ein Mensch.“ Tajana blickte ihn ergriffen an.

„Ich danke dir, Angel“, sprach sie auf einmal. „Wofür?“ fragte er verwundert als sie den Strand entlang gingen. „Ich danke dir, daß ich diesen kostbaren Moment in deinen Leben mit dir teilen durfte. Du weißt nicht was mir das bedeutet.“ „Nein. Du hast keine Ahnung was mir das bedeutet hat. Es ist wirklich unglaublich. Ich dachte, ich wäre nie mehr zu solchen Gefühlen fähig, aber ... du hast mir gezeigt das es doch geht. Das diese Gefühle noch immer da sind. Tiefe Gefühle, von denen ich glaubte sie nie mehr empfinden zu können und zu dürfen.“ Angel beugte sich vor und küßte sie zärtlich auf die Nasenspitze. „Danke, daß du mich aus meiner Einsamkeit geholt hast“, flüsterte er. Gemeinsam gingen sie zu Angels Wagen.

Spike trat aus einem Gebüsch und sah den Wagen nach. Er war bei Anbruch der Dunkelheit losgegangen. Durch Zufall hatte er Angel und seine Neue entdeckt. Eigentlich war Spike auf der Suche nach einem Opfer gewesen. Und dabei hatte er Angel und Tajana gesehen. Spike schmunzelte. Nicht einmal bei Buffy hatte sich Angel so aufgeführt. So dermaßen verliebt, daß einem schlecht werden konnte. Und er besaß den Ring von Amara. „Aber schon bald wirst du ihn verlieren“, sprach Spike und verstummte plötzlich. Er hörte eine Stimme.

Der blonde Vampir drehte sich um. Eine junge Frau ging den Weg entlang, den Angel und Tajana vor wenigen Minuten gegangen waren. Sie hatte ein Handy ans Ohr gepreßt und schien mit einer Freundin zu telefonieren. Spike verwandelte sich. Er konnte ihr junges, frisches Blut riechen. Konnte regelrecht spüren wie es durch ihre Adern floß. Er wollte sie. Er wollte ihr Blut. Und er würde es bekommen.

Lautlos schlich Spike durch die Nacht und folgte der jungen Frau. Sie seufzte und verstaute ihr Handy in ihrer Handtasche. Spike grinste. Sie war dem Tode nahe. Nur wußte sie das noch nicht. Er liebte es seinen Opfern zu folgen bevor er sie tötete. Die Frau blieb auf einmal stehen. Sie blickte sich um. Spike tauchte in die Dunkelheit ein. „Hallo?“ rief sie. „Ist da jemand?“ Spike grinste und verharrte ganz ruhig und still. Die junge Frau zuckte mit den Schultern und ging weiter.

Vor dem Torbogen schoß Spike aus dem Gebüsch. Er umfaßte die Kehle der jungen Frau. Entsetzt schrie sie auf. Ihr Hilferuf wurde von Spike allerdings abgefangen. Er hinderte sie daran. Sie schlug um sich; wollte sich verteidigen. Doch Spike umfaßte ihre Hände und drehte einen davon auf den Rücken. Sie schrie auf. Ihre Handtasche glitt aus ihren Händen und polterte zu Boden. Der Inhalt verstreute sich auf dem Boden.

„Was ... was wollen Sie?“ fragte sie ängstlich. Ihre Stimme zitterte. Spike konnte ihre Angst deutlich spüren. Er konnte sie riechen. Und es erfüllte ihn mit Freude. Er liebte es wenn seine Opfer so offensichtlich Angst vor ihm hatten. Dies war jedoch keine Angst mehr. Es war schlichte Panik und das gefiel ihm noch besser als bloße Angst. „Was denkst du was ich von dir will?“ flüsterte Spike und umfaßte ihre Kehle. Sein Gesicht tauchte vor ihr auf. Im fahlen Mondschein sah sie sein Gesicht. Sah sie die Fratze des Vampirs. Das Antlitz eines Dämons.

Erschrocken schrie sie auf. Spike grinste kalt. Dann beugte er sich vor und stieß seine Fangzähne in den Hals seines Opfers. Die junge Frau war geschockt. Konnte kaum glauben das es Vampire wirklich gab. Gierig trank Spike ihr Blut. Er stieß seine Zähne noch tiefer in ihren Hals. Das Blut floß warm und schnell seine Kehle hinunter. Erfüllte ihn mit frischen Leben eines unschuldigen Menschen. Der Körper in seinen Armen wurde immer schwerer.

Spike hob den Kopf und ließ die Leiche los. Der leblose Körper sank zu Boden. Spike stieß einen Jubelschrei aus. „Ja, jetzt fühle ich mich wieder richtig lebendig und toll. Das Leben als Vampir könnte nicht besser sein“, rief er erfreut. Er stieg über die Leiche hinweg und ging in der Dunkelheit davon. Morgen, dachte er. Morgen werde ich mir meinen Ring von Amara zurückholen. Mein Ring von Amara ... schon bald gehörst du wieder mir. Spike blickte zu den Sternen hoch. „Wir werden sehen was du bereit bist zu opfern für deine Süße, Angel“, sprach er. Dann tauchte Spike in die Dunkelheit ein und verschwand.

~ 18. ~

Tajana ging über den Markt. In Los Angeles gab es einen Markt wo alte Sachen aus Indien angeboten wurde. Für drei Monate hatte man in Los Angeles seine Zelte aufgeschlagen. Tajana schaute sich gerne auf solchen Märkten um. Sie stöberte gerne herum und oft fand sie etwas was ihr gefiel. Doch diesmal war sie gezielt auf der Suche. Auf der Suche nach einem Geschenk für Angel. Er hatte ihr soviel Glück gebracht. Nun wollte sie sich mit einen kleinen Geschenk bei ihm bedanken. Doch was würde ihm gefallen? Tajana wanderte langsam von Stand zu Stand. Sie bemerkte nicht das sie verfolgt wurde. Von einer vermummten Gestalt.

Die Tür zu Angels Büro ging auf. Cordelia hatte der Tür den Rücken zugewandt. Sie stand am Aktenordner und studierte eine Akte eines Kunden. „Ich bin gleich da“, sprach Cordelia. Sie hörte keine Antwort. Wahrscheinlich ein verschüchternder Kunde, dachte Cordelia. Sie hakte mit einen roten Stift die Akte ab und legte sie in den Schrank zurück. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ sprach sie und drehte sich um. Cordelia riß die Augen weit auf. Konnte nicht glauben wer da vor ihr stand. Entsetzt blickte sie in die verschlossene Miene der Jägerin.

„Hallo Buffy“, sprach Cordelia hilflos. „Hallo Cordelia!“ Buffy blickte sich suchend um. „Angel ist ... unten. In seiner Wohnung. Du bist doch wegen ihm hier, oder?“ fragte Cordelia nach. Buffy nickte. „Soll ich ihn holen?“ „Ist er allein?“ fragte Buffy bitter. Cordelia ahnte worauf Buffy ansprach. „Ja, er ist allein. Tajana ist nicht hier.“ Buffy nickte. Schweigeminuten entstanden. „Ich hole Angel“, sprach Cordelia schließlich und lief die Treppen hinunter.

„Angel?“ Er kam aus dem Badezimmer. „Ja? Was ist los, Cordelia?“ „Ich ... da ist ...“ Cordelia fing zum stottern an. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie würde Angel darauf reagieren das Buffy hier war? Wie würde er auf Buffy reagieren? „Cordelia, mein Gott, was ist den los? Du bist ja ganz bleich“, meinte Angel bestürzt und kam näher. „Angel, liebst du Tajana?“ fragte sie auf einmal. Sie mußte an Tajana denken. Mußte daran denken was es für ihre Freundin bedeuten würde wenn ihm Buffy doch nicht so unwichtig war wie er es behauptete. „Cordelia ...“ „Buffy ist oben. Sie ist hier“, sprach Cordelia leise.

Stille herrschte einen Moment. Dann schien sich Angel wieder gefangen zu haben. „Buffy? Hier? Was will sie den hier?“ „Das mußt du sie schon selbst fragen. Aber ich denke sie ist wegen Tajana hier. Sie will dich zur Rede stellen.“ Angel seufzte. „Das denke ich auch. Schickst du sie bitte runter?“ „Sicher, Angel.“ Cordelia drehte sich um und ging hinauf.

„Er wartet auf dich. Unten“, sprach Cordelia zögernd und blickte Buffy an. Buffy nickte und ging auf die Treppe zu. „Buffy?“ Cordelias Ruf hielt die Vampirjägerin zurück. Fragend blickte sie Cordelia an. „Ja?“ „Du solltest ihm keine Vorwürfe machen. Ich weiß, du willst es nicht glauben aber er liebt Tajana. Ich habe ihn noch nie so dermaßen glücklich gesehen. Er liebt sie wirklich. Und auch du kannst daran nichts ändern.“ Buffys Augen funkelten wütend. Sie sagte darauf nichts sondern ging die Stufen hinunter.

Angel fuhr sich durchs Haar. Der Zeitpunkt war gekommen. Er hatte gewußt, daß sie eines Tages bei ihm auftauchen würde um ihn wegen Tajana zur Rede zu stellen. Doch warum mußte sie ihn jetzt aufsuchen? Ein Gedanke nistete sich in Angels Kopf ein. Wie würde Tajana reagieren wenn sie erfuhr das Buffy hier war? Angel war nicht scharf darauf das Buffy und Tajana sich trafen. Wer wußte schon was Buffy in ihrer Wut tat? Gegen eine Jägerin hatte Tajana - als normale Sterbliche - keine Chance. „Beruhige dich, Angel“, sprach er leise. „Es wird schon nicht so schlimm werden.“ Ich hoffe es, dachte Angel und er drehte sich um als er Schritte hörte.

Buffy kam die Stufen hinunter. Schon an ihren Schritten konnte Angel erkennen das Buffy enttäuscht und wütend war. Und dann stand sie ihm gegenüber. Sie blickten sich an. „Hallo Buffy“, brach Angel schließlich die Stille. „Hallo Angel.“ Ihre Stimme klang bitter und wütend. „Wie ... wie geht es dir?“ „Ich bin nicht hier um Freundlichkeitsfloskeln mit dir auszutauschen. Ich denke, du weißt warum ich hier bin.“ „Ich kann es mir denken. Es gibt Telefone. Du hättest anrufen können.“ Buffy schüttelte verneinend den Kopf. „Ich will dir in die Augen schauen wenn ich mit dir spreche. Ich will wissen ob all das stimmt was Oz gesagt hat.“ „Was hat Oz gesagt?“ fragte Angel.

Die Jägerin seufzte verächtlich. „Wie konntest du mir das antun? Wie konntest du dich neu verlieben, Angel?“ „Was?“ Er starrte sie fassungslos an. „Wie ich dir das antun konnte?“ „Ja!“ „Buffy, gegen Gefühle kann man nichts machen. Ich dachte, ich würde nie über dich hinweg kommen. Es gelang mir einfach nicht. Ich konnte dich nicht vergessen. Doch dann traf ich Tajana. Sie ging mir sofort unter die Haut. Verdammt, ich hab mich lange gegen diese tiefen Gefühle gewehrt, aber ... ich bin machtlos dagegen. Ich liebe sie.“ Er sah den verletzten Gesichtsausdruck von Buffy.

„Wie kannst du nur? Hast du vergessen was zwischen uns beiden war?“ rief Buffy erregt. Angel schüttelte den Kopf. „Nein. Das habe ich nicht. Aber wir beide ... wir haben uns weiter entwickelt. Wir sind weitergekommen. Wir haben uns voneinander entfernt.“ „Nein“, rief Buffy energisch. „Angel, wenn du nur zurückkommen würdest, dann ... es könnte wieder wie früher sein.“ „Nein, Buffy! Es wird nie mehr so sein wie früher. Verstehst du? Ich hab mich verändert. Du hast dich verändert. Unsere Liebe ist erloschen. Du hast keine Ahnung wie mein Alltag aussieht. Wie meine Kämpfe aussehen ... wie ich heute lebe. Du weißt nicht mehr wer ich bin. Du kennst mich gar nicht mehr.“ Buffy schüttelte energisch den Kopf.

Sie wollte nicht glauben was er da sagte; wollte nicht wahrhaben das ihre Liebe wirklich erloschen war. „Hör mal, Buffy“, begann Angel. „Ich weiß, daß es nicht leicht für dich ist ... die Liebe zwischen uns war sehr groß. Aber ... es ist vorbei. Wir sind nicht mehr die gleichen Menschen, die wir noch vor einem Jahr waren. Wir haben uns verändert und uns dabei entfernt. Du kennst mich nicht mehr, Buffy.“ Buffy schluckte. Sie blickte ihm in die Augen. „Was ist mit Tajana?“ fragte sie mit zitternder Stimme.

Angel seufzte. Er blickte Buffy in die Augen. Er wollte nicht als Feigling gelten. „Ich bin mit ihr zusammen. Ich liebe sie. Sie kennt meine wahre Natur. Sie weiß, daß ich ein Vampir bin. Sie weiß, was für ein Monster ich einst war. Und sie kennt unsere Geschichte. Sie weiß über alles Bescheid. Über alle Ereignisse zwischen uns. Sie kennt die Geschichte des Fluches. Ich hab ihr alles erzählt. Ich habe keine Geheimnisse vor ihr. Dafür ist sie mir zu wichtig. Dafür liebe ich sie zu sehr.“ „Sie kennt unsere ganze Geschichte?“ fragte Buffy vorsichtig nach. Angel nickte.

„Ja, sie kennt alle Details.“ „Wie konntest du? Angel, daß zwischen uns war etwas besonderes. Du kannst das doch nicht einfach vergessen.“ „Ich werde es nie vergessen, verdammt!“ Langsam wurde Angel wütend. Er hatte gewußt das dieses Gespräch mit Buffy nicht leicht werden würde. Doch es strapazierte seine Nerven doch mehr als er gedacht hatte. „Buffy, es ist vorbei. Wir leben beide in zwei völlig verschiedenen Welten. Ich liebe dich nicht mehr. Ich brauche dich nicht länger“, schleuderte er ihr brutal ins Gesicht.

Buffy wich geschockt zurück. So, als hätte er sie geschlagen. Fassungslosigkeit breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie konnte es nicht glauben. Er hatte das ausgesprochen wovor sie am meisten Angst gehabt hatte. Er liebte sie nicht mehr. Seine Gedanken waren nicht länger bei ihr. Ihre Liebe war seinerseits erloschen. „Das mit Tajana ist was völlig anderes“, sprach Angel. Er hatte das Bedürfnis es Buffy zu erklären. Er war ihr eine Erklärung einfach schuldig.

„Sie ist ganz anders als du. Ich will sie beschützen und sie immer in meinen Armen halten. Tajana ist zart und einfühlsam. Und sie besitzt viel Mut weil sie mit mir zusammen ist. Ich weiß, daß es für sie sicher nicht einfach ist. Eine Beziehung mit einen Vampir - es ist nicht einfach. Aber es funktioniert. Wir lieben uns und wir schaffen alle Hürden. Buffy, es gibt da noch etwas was ich dir sagen muß.“ „Geht es um das Juwel von Amara?“ fragte die Jägerin verbittert. Es tat weh was er ihr über seine neue Liebe sagte. Es verletzte sie zutiefst.

Buffy sah das Glänzen in seinen Augen wenn er von Tajana sprach. Angel liebte sie über alle Maßen. Das konnte Buffy nicht abstreiten. Und es tat ihr furchtbar weh. Ihr Herz wurde erneut gebrochen. „Ja, es geht um den Ring. Ich habe dich am Telefon angelogen.“ „Wieso?“ „Weil du den wahren Grund wahrscheinlich nicht verstanden hättest.“ „Angel, sag mir wieso hast du dir den Ring wirklich besorgt? Damit du mit deiner Freundin auch am Tag raus gehen kannst?“ Angel schüttelte den Kopf.

„Nein. Das tue ich nicht. Das habe ich nur ein einziges Mal getan. Und auch nur weil ich mit Tajana einen Sonnenuntergang betrachten wollte. Ich will den Blick für die Menschen, die wirklich meine Hilfe brauchen, nicht verlieren.“ „Also, warum wolltest du den Ring dann?“ „Der Ring hat noch eine ganz andere Funktion, als die, einen Vampir unverwundbar zu machen.“ Angel seufzte. Das war doch nicht so einfach wie er sich das vorgestellt hatte.

„Welche Funktion hat der Ring noch?“ Buffys Stimme bebte. Angel lehnte sich mit den Rücken an die Wand. „Buffy, ich will dir sagen das ich von dieser Funktion keine Ahnung hatte, als wir beide ... noch ein Paar waren. Ich hab es vor kurzem erst durch Zufall erfahren.“ „Was?“ Sie ahnte etwas. Doch das konnte einfach nicht sein. Er konnte ihr das nicht sagen. Er durfte es ihr nicht sagen. „Der Ring schützt mich vor den Auswirkungen des Fluches. Buffy, ich kann mit Tajana schlafen ohne das ich danach wieder zum Monster von einst werde. Der Ring schützt mich. Ich behalte meine Seele auch wenn ich mit Tajana vollkommene Glückseligkeit erlebe“, gestand Angel ihr.

Eine grausame Stille breitete sich in Angels Wohnung aus. Buffy starrte ihn geschockt an. Sie wich zurück. Ungläubig schüttelte Buffy den Kopf. Dann sah sie Angel an. „Du schläfst mit ihr?“ Angel nickte. Sie wandte sich von ihm ab. Mußte dieses Geständnis erst einmal verdauen. „Ja. Das tue ich. Buffy, es ...“ Die Jägerin fuhr herum und schlug Angel mit der Faust ins Gesicht. Angel ließ sich das nicht gefallen und schlug zurück. Fassungslos starrte Buffy ihn an. Angel konnte selbst nicht glauben was er getan hatte. Er hatte aus dem Reflex heraus zurück geschlagen.

„Du schlägst mich?“ flüsterte Buffy. „Tja, entschuldige, aber du hast zuerst zugeschlagen. Außerdem bist du ein bißchen stärker wie ich. Ich habe mich nur verteidigt.“ „Wie kannst du es wagen mich zu schlagen? Angel, was ist mit uns passiert? Was ist geschehen?“ „Buffy, ich will dich wirklich nicht verletzen aber uns verbindet nichts mehr. Wir gehen beide unsere eigenen Wege. Ich bitte dich, akzeptiere was zwischen Tajana und mir ist. Du kannst es nicht ändern. Ich liebe sie und ich werde sie nicht verlassen. Tajana macht mein Leben vollkommen. Sie holte mich aus der Einsamkeit und zeigte mir, daß ich trotz allem was geschehen ist, leben kann. Es tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht verletzen“, sprach Angel ruhig.

„Es tut dir leid?“ rief Buffy erregt. Ihre Augen blitzten gefährlich. Zornig funkelte sie ihn an. Ihre ganze Wut zeichnete sich in ihrer Miene ab. Sie war enttäuscht und verletzt. „Was soll ich den akzeptieren? Das du eine Neue hast und mit ihr schläfst? Das du all das mit ihr genießt was wir beide niemals haben konnten? Was zwischen uns nur ein einziges Mal war und du danach zu einem Monster wurdest, das nicht nur meinen sondern auch den Tod meiner Freunde wollte? Glaubst du etwa ich habe das vergessen? Nein, Angel. Es tut noch immer weh. Und jetzt, wo ich erfahren habe, daß du eine neue Freundin hast und du mit ihr schläfst ... ist es noch schlimmer. Warum treibst du mir nicht gleich ein Schwert mitten durchs Herz?“ Angels Miene verfinsterte sich.

„So wie du es bei mir getan hast?“ fuhr er sie an. Buffy zuckte zurück. Ihre Augen funkelten. „Du hast mir keine Wahl gelassen. Ich wollte dich nicht in die Hölle schicken aber ich mußte den Weltuntergang verhindern.“ „Du hast mich einfach vergessen“, warf Angel ihr vor. Jetzt wurde auch er wütend. „Nein, daß habe ich nicht“, widersprach Buffy. „Doch, daß hast du. Als ich zurückkehrte hattest du einen neuen Freund. Und mir wirfst du vor ich hätte dich vergessen?“ „Ich ... Angel, daß alles ...“, stammelte Buffy. Angels Augen funkelten böse. Und aus ihm brach das heraus, was er sich geschworen hatte, Buffy niemals zu sagen. Doch jetzt ... war es genug.

„Du hast keine Ahnung was ich in der Dämonendimension durchgemacht habe. Welche Qualen ich erlitten habe. Du hast keine Ahnung von diesen Schmerzen, die ich rund um die Uhr ertragen mußte. Wirf mir nicht vor ich hätte dir etwas angetan. Du hast mich zu ewigem Leid verdammt. Glaubst du, ich hab vergessen das du es warst die mich dazu verdammte? Die mich in die Hölle schickte?“ Buffy starrte ihn fassungslos an. Wie konnte er all das nur sagen? Wie konnte er ihr diese Vorwürfe machen?

„Ich sehe ein, daß ich Schuld daran habe. Aber das ich die Seele verloren habe dafür konnte ich nichts. Ich hatte keine Ahnung was geschieht wenn ich einen Moment vollkommenen Glücks erfahre. Niemand hatte mir gesagt was geschehen würde. Wir waren beide für meine Verwandlung verantwortlich. Ein Alptraum wurde für mich wahr. Mein schlimmster Alptraum war immer, daß du es bist, die mich eines Tages tötet“, sprach Angel offen.

„Glaubst du, ich hab mich nicht in den Schlaf geweint? Ich hab mir keine Vorwürfe gemacht? Ich hab mich dafür nicht verachtet?“ „Was hat mir das geholfen?“ rief Angel wütend. „Ich war in der Hölle der Dämonen gefangen; wurde rund um die Uhr gefoltert und gequält. Ich hab Schmerzen erlitten, die ich kaum ausgehalten habe. Ich glaube dir, daß du gelitten hast aber ich habe viel mehr als du gelitten. Du hast mich zu ewigem Leid verdammt und eine Zeitlang habe ich dich dafür regelrecht gehaßt“, rief Angel mit zorniger, lauter Stimme.

Buffy starrte ihn wütend an. Das er sie dafür gehaßt hatte ... daran hatte sie nie gedacht. Sie schlug wütend auf Angel ein. Angel ließ sich das nicht bieten und schlug zurück. Buffy packte ihn an der Schulter und warf ihn gegen die Couch. Angel spürte, wie der Dämon in ihm die Oberhand gewann. Und dann hatte er sich auch schon verwandelt. Angel sprang hoch und schlug Buffy mehrere Male hart ins Gesicht. Sie taumelte; ließ sich davon aber nicht beeindrucken. Buffy und Angel gerieten aneinander und schlugen sich wie noch nie zuvor seit sie sich kannten.

Tajana stöberte am Markt noch immer herum. Sie blickte auf die Uhr. Es war schon später Nachmittag. In zwei Stunden würde sie sich mit Angel treffen bevor er in die dunkle Nacht hinausfuhr und Dämonen erledigte. Tajana war bei einem Schmuckstand angekommen. Sie entdeckte eine Halskette an der ein altertümlicher Ring baumelte. „Genau das Richtige für Angel“, flüsterte Tajana. „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte eine freundliche Stimme.

Vor ihr stand eine Verkäuferin um die dreißig. „Ich nehme diese Kette“, sprach Tajana und zog ihre Geldbörse hervor. „Ist sie für einen Freund?“ erkundigte sich die Verkäuferin. Tajana lächelte. „Ja. Sie ist für meinen Freund. Es ist genau das Richtige für ihn. Er mag Silberschmuck.“ Tajana gab der Verkäuferin das Geld und nahm die Kette entgegen. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, rief die Verkäuferin Tajana nach. „Ich Ihnen auch“, sprach Tajana und ging weiter.

Volca folgte Tajana. Er kam immer näher. Unbemerkt zückte er eine kleine Nadel. Die Nadel bohrte sich in Tajanas Hand. Der Dämon ging an ihr vorbei und grinste. Ihr Vampirfreund würde schon bald um ihr Leben fürchten müssen. Tajana zuckte mit der Hand zurück. Sie hatte den Stich gespürt. Doch sie dachte nicht weiter darüber nach. Also ging sie unbeirrt weiter.

Und dann geschah es. Ein heftiger, nicht endenwollender Kopfschmerz durchfuhr sie. Der Schmerz zog sich durch ihren ganzen Kopf und jagte schreckliche Bilder hinterher. Bilder und Gefühle der gesamten Menschheit. Sie sah Menschen die litten. Sie spürte den Schmerz der Welt. Sie spürte die Last der Menschheit und ihre Schmerzen und Qualen. Tajana schrie auf und sackte in sich zusammen. Sie hielt sich den Kopf. Aber die Schmerzen hörten nicht auf.

„Lady, hören Sie mich?“ fragte eine Stimme. Vor Tajanas Augen verschwamm alles. Die Stimme dröhnte schrecklich in ihrem Kopf. Die Bilder, über das Leid der Menschen, stürzten auf sie ein. Fingen an sie zu kontrollieren; sie zu fesseln. Nahmen sie gefangen. Tajana spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Neben ihr kniete die Verkäuferin bei der sie gerade die Kette gekauft hatte. Die Frau sah auf. „Rufen Sie einen Krankenwagen“, forderte sie die Passanten auf. Sie blieb an Tajanas Seite bis diese von einem Notarzt behandelt wurde.

In Angels Büro klingelte das Telefon. „Angel Investigations. Wir helfen den Hoffnungslosen“, meldete sich Cordelia. Sie hatte die lauten Geräusche und die lauten Stimmen aus Angels Wohnung gehört. Aber sie fand, daß mußten Angel und Buffy allein klären. Das war ihre Sache. Außerdem hatte sie noch viele Akten vor sich und Angel mochte es nicht wenn sie diese langweilige Arbeit zulange aufschob. „Hier ist das Westfield Krankenhaus. Wir möchten gerne mit Angel sprechen.“ Cordelia schluckte. Das Krankenhaus? Es mochte doch nichts mit Doyle passiert sein.

„Mein Chef ist momentan beschäftigt. Kann ich Ihnen weiterhelfen?“ „Es geht um seine Freundin. Miss Spencer wurde bei uns eingeliefert. Mit schrecklichen Migräneanfällen, die wir nicht unter Kontrolle bringen. Könnten Sie ihm das sagen?“ „Natürlich.“ Cordelias Hand zitterte als sie den Telefonhörer zurück auf die Gabel legte. Tajana lag im Krankenhaus? Mit Migräneanfällen? Da stimmte doch was nicht. Sie litt nicht unter Migräne. Cordelia sprang auf und lief die Stufen hinunter.

Angel und Buffy standen sich in Kampfhaltung gegenüber. In Buffys Gesicht zeichnete sich schon ein Veilchen ab das Angel ihr verpaßt hatte. „Du hast alles verraten wofür unsere Liebe stand“, warf Buffy ihm gerade vor. „Niemand, nicht einmal Faith, hat es geschafft mich dermaßen zum Opfer zu machen. Das hast nur du fertig gebracht. Du hast mich zum Opfer gemacht als du mich gejagt hast, Angel. Und ich war machtlos dagegen. Ich hatte mich noch nie so hilflos gefühlt.“ „Ich hatte mich nicht unter Kontrolle, Buffy. Du weißt, ohne Seele bin ich unkontrollierbar. Es ...“ „Angel!“ Cordelias Ruf ließ Angel innehalten.

Cordelia achtete nicht auf Buffy sondern drängte sich einfach an ihr vorbei. „Angel, es ist etwas schreckliches passiert.“ „Was?“ „Tajana liegt im Krankenhaus.“ Geschockt blickte Angel sie an. Oh mein Gott, bitte nicht, flehte er. „Was ... was ist passiert?“ „Das hat man mir nicht gesagt. Aber sie hat schlimme Migräneanfälle, die nicht zu kontrollieren sind.“ „In welchen Krankenhaus liegt sie?“ fragte Angel panisch als er nach seiner Jacke griff. „Im Westfield Krankenhaus. Angel, sie leidet nicht unter Migräne.“ „Ich weiß.“ Er griff nach seinen Autoschlüsseln.

„Angel!“ rief Buffy empört. „Was?“ Seine Stimme klang ungehalten und zornig als er sich zu Buffy umdrehte. „Du kannst jetzt nicht einfach gehen. Unser Diskussion ist noch nicht beendet.“ Er stöhnte. „Buffy, die Frau die ich liebe liegt im Krankenhaus. Nichts und niemand kann mich daran hindern zu ihr zu eilen. Sie braucht mich. Wenn du das nicht verstehst besitzt du keine Menschlichkeit mehr und denkst nur an dich. Dann bist du wirklich egoistisch. Es ist mir egal, verstanden? Es ist mir egal ob wir noch etwas zu klären haben oder nicht. Tajana braucht mich und unsere Diskussion ist mir herzlich egal.“ Mit diesen Worten eilte er zu seinen Wagen. Buffy blickte ihm nach wie er sein Cabrio auf die dunklen Straßen lenkte und zum Krankenhaus fuhr. Er hatte recht. Sie hatten sich wirklich voneinander entfernt. Nichts schien sie mehr zu verbinden.

~ 19. ~

Doyle stand vor der Notaufnahme und wartete auf Angel. Cordelia hatte ihn angerufen und ihm erzählt was passiert war. Da er in der Nähe des Westfield Krankenhauses wohnte hatte er sich sofort auf den Weg gemacht. Ein schwarzes Cabrio raste über die Straße und hielt mit qualmenden Reifen vor dem Krankenhaus. Angel sprang über den Beifahrersitz hinweg und landete mit sicheren Füßen auf der Straße. Doyle kam ihm entgegen.

„Hast du schon was raus gefunden?“ fragte Angel. „Nein. Ich bin selbst vor wenigen Sekunden gekommen. Ich dachte mir, es ist besser auf dich zu warten.“ Angel rannte über den Korridor und blieb bei der Schwester am Empfang der Notaufnahme stehen. „Mein Name ist Angel. Ich will zu Tajana Spencer“, erklärte er ihr. Die ältere Dame sah auf. „Ihre Freundin wird noch behandelt.“ „Was hat sie? Was ist passiert?“ „Tut mir leid, darüber kann ich nichts sagen.“ „Was soll das den heißen? Sie müssen doch ...“ Ein lauter schmerzerfüllter Schrei ließ Angel verstummen.

„Tajana“, flüsterte er. „In welchen Zimmer liegt sie?“ „In Zimmer drei, aber ...“ Angel lief den Korridor entlang. „Mister, Sie können da jetzt nicht rein“, rief die Schwester ihm nach. Doyle lief Angel hinterher und auch die Schwester folgte ihnen. Angel stieß die Tür zum Zimmer auf. Ein Team von Krankenschwestern und zwei Ärzte standen um Tajana herum. Sie schien tausend Qualen zu erleiden. Einer der Ärzte hob den Kopf.

„Wer sind den Sie?“ „Ich bin ihr Freund.“ Angel eilte an ihre Seite. „Mister ...“ „Angel. Mein Name ist Angel“, sprach der Vampir. Voller Sorge blickte er auf Tajanas bleiches Gesicht. Ihre Augen starrten glanzlos ins Leere. Man sah ihr die Schmerzen, die sie hatte, deutlich an. „Verdammt, tun Sie etwas“, rief Angel ungehalten. „Hören Sie ...“ Da kam die Schwester herein. „Tut mir leid, Dr. Golden, aber ich konnte ihn nicht aufhalten“, sprach sie entschuldigend. „Bringen Sie ihn hier raus“, forderte der Arzt. Doyle umfaßte Angels Arm.

„Komm, wir warten draußen. Du kannst hier nichts tun. Du kannst ihr jetzt nicht helfen. Laß die Ärzte ihren Job machen. Dann können sie Tajana auch schneller helfen.“ Angel strich Tajana zärtlich über die Stirn. Er ließ sich von Doyle widerstandslos nach draußen führen. Angel ließ sich auf eine der Stühle vor dem Zimmer fallen. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Ich hole uns einen Kaffee“, sagte Doyle und ging zum Automaten. Bald darauf war er mit zwei Bechern zurück und reichte einen Angel.

„Danke“, murmelte dieser. Doch er rührte den Kaffee nicht an. Doyle legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Komm, daß wird schon wieder. Sie werden Tajana helfen.“ „Doyle, sie so zu sehen das macht mich krank. Ich dachte immer ich kann sie beschützen. Aber gegen das kann ich nichts machen. Ich fühle mich so hilflos. Ich will wissen was mit ihr los ist. Verdammt, ich will doch nur eine Auskunft.“ „Beruhige dich. Die Ärzte werden ihr helfen. Du wirst sehen, morgen kann sie schon wieder nach Hause“, sprach Doyle tröstend.

Mit den Ellbogen stützte sich Angel auf seinen Oberschenkeln ab. Sie hörten Schritte, die schnell näher kamen. Als Angel aufsah kamen Cordelia und Buffy näher. „Wie geht es ihr?“ fragte Cordelia besorgt. Angel schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie sieht so schlecht aus. Sie hat Schmerzen. Ich hab es gesehen. Und ich kann nichts dagegen machen.“ Cordelia ließ sich neben Doyle nieder. Buffy blickte Angel unsicher an.

„Tut mir leid“, sprach sie schließlich. „Was?“ „Das wir uns so gestritten haben.“ „Buffy, darüber denke ich jetzt nicht nach. Ich hab jetzt andere Sorgen“, sprach Angel. Er sprang auf und lief unruhig auf und ab. Buffy seufzte. Wieder ertönte ein schmerzerfüllter Schrei von Tajana. Angel reagierte sofort darauf. Doch Doyle stellte sich ihm in den Weg. „Laß die Ärzte ihre Arbeit machen, Angel. Ich weiß, es schmerzt dich. Aber du hilfst Tajana dadurch nicht.“ „Ich weiß“, sprach Angel besorgt.

Er setzte sich wieder. Buffy sah in sein Gesicht. Sie las die Angst und die Sorge in seinen Augen. Er liebt sie wirklich, dachte sie. Diese Erkenntnis schockierte sie aber sie würde es akzeptieren müssen. Ihr Streit war eigentlich sinnlos gewesen. Nein, nicht ganz, korrigierte sich Buffy. Wir haben uns endlich unseren ganzen Frust von der Seele gesprochen. „Angel?“ „Ja?“ Er sah nicht auf. „Sie muß ein besonderer Mensch sein wenn sie dir soviel bedeutet.“ „Das ist sie, Buffy, das ist sie.“ Er lächelte zögernd. „Ich würde sie gerne kennenlernen“, sprach Buffy auf einmal.

Jetzt hob Angel den Kopf und sah sie an. „Was?“ „Ich würde Tajana gerne kennenlernen. Ich will mich vergewissern das du in guten Händen bist. Es war blöd das wir uns gestritten haben.“ „Aber es hat gut getan“, sprach Angel. „Ja, allerdings.“ „Ich bin mir sicher, Buffy, daß wir uns noch oft genug so streiten werden.“ „Das glaube ich auch.“ Buffy legte ihre Hand auf seine Schulter. „Es wird wieder, glaub mir“, sprach sie beruhigend. Doch keine der tröstenden Worte seiner Freunde konnten Angel beruhigen und ihm die Angst um seine Freundin nehmen.

Die Tür zum Behandlungszimmer ging auf. Dr. Golden trat heraus. Angel sprang sofort auf. „Wie geht es ihr? Sagen Sie mir endlich was passiert ist?“ Dr. Golden sah bedrückt aus. „Nun, wir haben Ihrer Freundin ein Schmerzmittel gegeben aber das hilft ihr nicht sehr. Sie hat schreckliche Schmerzanfälle. Wir können diese Kopfschmerzen nicht kontrollieren. Wir wissen nicht woher diese Schmerzen kommen.“ „Kann ich sie sehen?“ fragte Angel. „Aber nur kurz. Es ist besser wenn Ihre Freundin viel Ruhe bekommt.“ Angel nickte.

„Bleiben Sie nicht zu lange“, sprach der Arzt und ging davon. Das Team verließ das Zimmer und Angel trat ein. Tajana war an das Bett geschnallt. Sie starrte geradeaus und reagierte nur auf die Bilder und die Schmerzen in ihrem Kopf. Angel setzte sich sacht auf die Bettkante und blickte sie an. „Tajana, hörst du mich?“ Tajana starrte an ihm vorbei. Ihre glanzlosen Augen waren voller Schmerz und Leid. Angel seufzte. Er nahm ihre Hand in seine.

Angel hörte Schritte. Buffy tauchte neben ihm auf. „Sie ist hübsch“, stellte sie fest. Angel nickte. „Ja. Wahrscheinlich würdest du dich gut mit ihr verstehen.“ „Angel, sie wird wieder gesund.“ „Sie reagiert nicht einmal auf mich.“ Zärtlich streichelte er Tajanas Wange. Ihr entkam ein gequältes Stöhnen. Angel sah die Tränen, die ihre Wangen hinab rieselten. Die Schmerzen waren unerträglich, daß sah er. Seine Hand strich über ihr Handgelenk.

Da stutzte Angel. Er zog ihre rechte Hand näher an sich heran und betrachtete das Zeichen auf ihrer Handoberfläche. „Doyle!“ rief er. Der Halbdämon kam mit Cordelia herein. Cordelia war über den Anblick ihrer Freundin schockiert. „Was ist, Angel?“ fragte Doyle. „Sieh dir das an.“ Doyle kam näher und betrachtete das Zeichen. Schwarze Farbe hatte sich in Tajanas Hand gebrannt. Es war ein spitzer Stern mit dunklen Nebel und einer Linie frontal durch den Stern. Doyle und Angel sahen sich wissend an. „Kennst du das Zeichen?“ fragte Buffy.

„Volca“, sprach Angel verächtlich. Seine Hand strich Tajana zärtlich über die Stirn. „Mein armes Mädchen“, flüsterte er. „Sie wurde vergiftet.“ „Vergiftet?“ „Volca ist ein Dämon. Er infiziert Menschen mit dem Leid der Welt.“ „Soll das etwas heißen ...“, begann Buffy. Angel nickte. „Ja. Tajana erleidet den Schmerz der ganzen Welt. Sie fühlt den Schmerz und die Qualen der gesamten Menschheit.“ „Oh Gott!“ Buffy war sichtlich schockiert. Sie erinnerte sich an die Zeit wo sie Gedanken lesen konnte. Das hatte sie fast zerstört. Doch wie schrecklich mußte die Last des ganzen menschlichen Leids für einen einzigen Menschen sein?

„Aber welchen Grund sollte Volca haben?“ fragte Doyle laut. Das ergab keinen Sinn für ihn. „Er muß von jemanden angestachelt worden sein. Und wir beide werden das raus finden.“ „Wie willst du das machen?“ „Wir besuchen die Orakeln.“ „Sie werden dir nicht zuhören.“ „Dann werde ich sie eben zwingen mir zuzuhören“, sprach Angel scharf. Doyle nickte. Angel war zu allem entschlossen.

„Weißt du mehr als ich?“ fragte Doyle. Angel seufzte. „Diese Last ist zu schwer für Tajana. Wenn wir nicht herausfinden wie wir ihr helfen können dann wird sie sterben. Das Leid der Menschheit ist zuviel für einen einzigen Menschen. Sie wird sterben wenn ich sie nicht heilen kann“, meinte er traurig. Die Wahrheit tat ihm weh. Tajana würde sterben wenn er keinen Weg fand sie zu heilen.

„Angel, kann ich dir helfen?“ fragte Buffy. Sie sah ihn mit großen, verständnisvollen Augen an. Angel lächelte. Er war ihr sehr dankbar dafür. „Ja. Bleib hier. Bleib bei ihr und achte auf sie. Ich will nicht, daß ihr noch mehr passiert. Beschütze sie. Ich kann nicht sagen ob Volca hier auftaucht und ihr noch mehr Leid antut.“ Buffy nickte. „Ich verspreche dir ... ich beschütze sie mit meinen Leben.“ „Danke. Cordelia?“ „Ich bleib auch hier. Vielleicht ist sie irgendwann ansprechbar und dann soll sie ein bekanntes Gesicht sehen.“ Angel nickte.

Er beugte sich über Tajana. „Ich verspreche dir, ich werde dich heilen. Ich finde einen Weg. Bitte, halte durch, Liebling. Tajana, wenn du mich hörst, dann vergiß nicht, ich liebe dich. Ich brauche dich. Du darfst mich nicht verlassen. Sei stark.“ Angel strich ihr das nasse, verschwitzte Haar aus der Stirn und küßte sie. „Ich komme zurück. Ich verspreche es dir.“ Buffy klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt geh endlich. Ich weiß, daß es schwer für dich ist sie allein zu lassen, aber du mußt jetzt gehen. Jede Sekunde ist für sie eine Qual.“ „Ich weiß. Danke, Buffy.“ „Schon gut“, flüsterte sie. Angel und Doyle verließen das Zimmer. Doch bevor er ging drehte sich Angel noch einmal zu Tajana um. „Bitte, stirb mir hier nicht weg“, bat er leise dann riß er sich endlich los.

~ 20. ~

Draußen erwartete Angel der nächste Schock. Spike lehnte an Angels Cabrio und grinste kalt. „Spike“, fuhr Angel wütend auf. Augenblicklich ging Angel ein Licht auf. Die Infizierung durch Volca an Tajana ... Tajanas Schmerzen und ihre Qual ... und zuletzt Spikes Auftauchen. Das war - das konnte - kein Zufall sein. Doyle spürte die gefährliche Anspannung zwischen Angel und Spike. Er spürte die regelrechte Feindseligkeit zwischen den beiden Vampiren. „Angel, ist das der Spike?“ fragte Doyle leise. Angel nickte. „Ja, William der Blutige.“

„Hallo Angelus“, meinte Spike mit kalter Stimme. „Hallo Spike!“ „Wie geht es deiner kleinen Freundin?“ höhnte Spike. Angel schoß nach vorne, packte Spike am Kragen und drückte ihn mit brutaler Gewalt auf die Motorhaube. „Was hast du mit Tajana gemacht?“ „Ich hoffe, deine Kleine leidet nicht zu sehr unter den Schmerzen der Welt“, lachte Spike. „Was hast du mit ihr gemacht, du Dreckskerl?“ schrie Angel zornig. Ein grausames Lachen entrang sich Spikes Kehle.

„Na, was denkst du was ich gemacht habe?“ entgegnete Spike seinen Rivalen. „Wie ich sehe hat Volca ganze Arbeit geleistet.“ „Du mieser, englischer Bastard!“ Angel schlug Spike hart ins Gesicht. Der blonde Vampir wurde über die Motorhaube geschleudert. Angel sprang über die Motorhaube und packte sich Spike erneut. „Rede, du Dreckskerl! Wie kann ich sie heilen?“ „Keine Ahnung“, lachte Spike. Angel trommelte mit den Fäusten auf Spike ein. „Aber du ... solltest damit warten mich zu töten“, warf Spike ein. „Wieso?“ fragte Angel kalt. „Weil ich jemanden kenne der deine Süße heilen kann.“ Angel hielt inne. Ihm wurde augenblicklich klar das Spike etwas vorhatte.

„Was willst du?“ fragte Angel rauh. Spike rappelte sich hoch. „Tja, du willst doch sicher das deine Kleine wieder gesund wird, oder?“ „Natürlich will ich das.“ „Nun, Volca kann sie wieder heilen, aber da er für mich arbeitet wird er es nur tun wenn ich ihm die Erlaubnis erteile.“ „Was verdammt noch mal willst du?“ „Du hast etwas was mir gehört, Angel“, sprach Spike siegessicher. „Was?“ „Das Juwel von Amara.“ Angel erstarrte. Deshalb war Spike also hier.

„Der Ring von Amara?“ Spike nickte. „Du hast die Wahl: Entweder gibst du mir den Ring zurück oder deine Kleine stirbt. Wieviel ist sie dir wert? Wieviel bedeutet sie dir? Wenn ich den Ring zurück bekomme sag ich Volca, daß er sie heilen soll.“ „Woher weiß ich, daß du es ernst meinst? Man kann dir nicht trauen.“ „Da hast du recht. Du mußt das Risiko wohl eingehen wenn du deine Freundin retten willst. Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit. Nach vierundzwanzig Stunden werden die Qualen nämlich so schlimm sein das deine Süße daran sterben wird. Wir sehen uns, Angel.“ Spike lachte und verschwand blitzschnell.

Angel und Doyle wechselten einen Blick miteinander. „Angel?“ „Fahren wir zu den Orakeln.“ „Was denkst du?“ fragte Doyle im Wagen als sie auf den Weg zu den Orakeln waren. Angel seufzte. „Er wird sie niemals heilen“, sprach Angel. „Sobald er den Ring hat wird er Tajana ihrem Schicksal überlassen. Er wird einfach verschwinden und Tajana wird sterben.“ „Was gedenkst du jetzt zu tun?“ „Ich finde einen anderen Weg um Tajana heilen zu können. Spike wird den Ring niemals bekommen. Spike wird Tajana nicht helfen. Wir müssen einen anderen Weg finden.“ „Glaubst du, er wird noch mehr tun?“ fragte Doyle nach. Er kannte die Geschichten über Spike. Und diese Geschichten waren genauso unschön wie die Vergangenheit von Angel. „Nein. Buffy ist im Krankenhaus. Sie wird Spike in seine Schranken weisen wenn er dort auftaucht.“ Doyle nickte.

Der Wagen hielt vor dem Postamt unter dem die Orakeln lebten. Angel und Doyle hasteten die Treppen hinab. Doyle vollführte das Ritual und die magische Tür öffnete sich. Angel wurde der Einlaß gewährt. „Sei ruhig und sprich normal mit ihnen“, bat Doyle seinen Freund. Angel drehte sich zu ihm um. „Darauf kann ich jetzt wirklich keine Rücksicht nehmen, Doyle.“ Dann trat er durch das Tor, daß sich hinter ihm schloß.

„Hast du eine Gabe dabei?“ fragte die Frau mit sanfter Stimme. Vor ihm standen die selben Leute, die ihm schon einmal geholfen hatten. Angel löste erneut seine Uhr vom Handgelenk und warf sie der Frau zu. Interessiert betrachtete die Frau das Geschenk. „Danke“, flüsterte sie. „Warum bist du hier?“ ergriff der Mann das Wort. Angel ließ sich von ihrer deutlich spürbaren Macht nicht beeindrucken. Entschlossen trat er einen Schritt nach vorne.

„Ich denke, ihr wißt warum ich hier bin. Ihr wißt, was geschehen ist. Wie kann ich Tajana heilen?“ Die Frau betrachtete ihn lange. „Das Leben deiner Freundin hängt an einen seidenen Faden.“ „Das weiß ich. Aus diesem Grund habe ich keine Zeit für ein nettes Plauderstündchen.“ „Spike hat dir die Wahl gelassen. Wärst du bereit den Ring herzugeben? Dein körperliches, intimes Glück mit der Sterblichen zu opfern?“ Angel blickte auf den Ring. Er erinnerte sich an seine und Tajanas erste gemeinsame Nacht. Die Intensivität wie sie sich geliebt hatten ... die Leidenschaft ... das Gefühl, ein Mensch zu sein ... Er verdrängte es sofort wieder.

„Ich würde mein Leben für sie opfern. Doch ich kann Spike unmöglich den Ring geben. Er wird sein Wort nicht halten. Ich kenne ihn. Sobald er den Ring hat wird er verschwinden. Er wird Tajana sterben lassen. Spike wird viel Unglück anrichten. Der Ring verleiht ihm Kräfte, die er mißbrauchen wird.“ „So wie du?“ fragte der Mann mit scharfer Stimme. „Es war auch dir nicht bestimmt den Ring in deinen Besitz zu haben.“ Angel schluckte.

„Ich weiß. Aber ich schade damit keinen Menschen. Ist es etwa zuviel verlangt das ich meiner Freundin das selbe Glück schenken will wie alle anderen es ihren Frauen schenken?“ gab Angel bissig zurück. Der Mann wollte aufbegehren doch die Frau ging sanft dazwischen. „Der Krieger hat recht. Es ist kein Unrecht, Angel.“ Zum ersten Mal hatte das Orakel seinen Namen gesprochen.

„Du sollst lieben. Doch wir fragen uns wieviel bedeutet sie dir?“ „Ich würde für sie sterben“, sprach Angel entschlossen. „Aber Spike wird mit dem Ring Unheil über die Menschen bringen. Ich kann das nicht verantworten.“ „Wir verstehen dich“, sprach die Frau. „Wie kann ich Tajana heilen? Ich bin mir sicher, ihr wißt es. Sagt es mir. Sie hat nichts mit dieser Sache zutun. Sie ist nur ein Druckmittel. Es ist nicht fair. Sie ist unschuldig.“ Angel verstummte einen Moment. Er sah an den Gesichtsausdrücken der Orakeln das sie seinen scharfen Tonfall nicht billigten.

„Ich will sie doch nur retten“, flüsterte Angel. „Du bist bereit dein Leben für dieses Mädchen zu opfern. Du mußt sie sehr lieben“, stellte die Frau fest. „Das tue ich. Sie gab meinen Leben einen neuen Sinn. Sie holte mich aus der Einsamkeit.“ Die Orakeln nickten. „Das Blut des Dämon kann sie heilen“, sprach die Frau auf einmal. Angel starrte sie an. „Wessen Blut?“ „Das Blut von Volca. Allerdings muß das Blut ihr kurz nach Volcas Tod eingeflößt werden. Dann ist es noch warm und du bekommst die gewünschte Wirkung. Wenn das Blut kalt ist ... ist es wertlos.“ Angel lächelte.

„Ich danke euch.“ Er ging zum Tor. Doch es öffnete sich nicht. Er drehte sich um. „Ist noch was?“ „Du wirst gerade auf eine harte Probe gestellt. Bewahre einen kühlen Kopf, Krieger. Ansonsten verlierst du die Übersicht über diese Sache und sie geht böse aus. Vertraue dir. Und vertraue auf die Liebe zwischen dem Mädchen und dir. Es ist vielleicht dein letzter Ausweg. Die letzte Möglichkeit eine Katastrophe zu verhindern.“ „Ich verstehe nicht ...“, sprach Angel zweifelnd. Die Frau lächelte. „Ich hoffe, du mußt es niemals verstehen. Ich hoffe, du wirst niemals erfahren müssen was ich damit meine. Doch sollte der Ernstfall wirklich eintreten und alles schiefgehen ... wirst du verstehen. Dann wirst du wissen was du zu tun hast. Und jetzt geh.“ Das Tor öffnete sich. Durch eine unglaubliche Wucht wurde Angel zurück geschleudert.

Doyle war sofort bei ihm. „Was haben sie gesagt?“ fragte er. Angel rappelte sich hoch. „Wir müssen Spike und Volca ausfindig machen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Angel und Doyle liefen den Weg zum Wagen zurück. „Weißt du, wie man Tajana helfen kann? Wie kann man sie heilen?“ Angel fuhr aus der Parklücke, wo der Wagen gestanden hatte, und raste über den Highway. „Volcas Blut wird sie heilen“, sprach er entschlossen. Nun kannte er den Weg um Tajana heilen zu können. Jetzt brauchte er nur noch das Heilmittel.

~ 21. ~

Buffy saß auf einen Stuhl und blickte Tajana an. „Cordelia, wie ist sie?“ brach sie schließlich die Stille. Cordelia saß neben Tajana und tupfte ihre verschwitzte Stirn mit kalten Wasser ab. „Sie ist toll. Tajana ist Fotografin. Ich hab sie durch Zufall kennengelernt. Und ich bin froh darüber. Sie ist eine tolle Frau. Ich kann verstehen das Angel so verrückt nach ihr ist.“ Buffy zuckte fast unmerklich zusammen.

„Hör mal, Buffy ... Tajana ist genau wie du eine wirklich tolle Frau. Nur ist sie anders wie du. Du kannst Angel nicht verbieten nicht mehr zu lieben. Irgendwann wirst du auch wieder einen Freund haben.“ „Ja, höchst wahrscheinlich. Es ist nur ... es hat so weh getan als ich davon erfahren habe. Ich muß meine Hoffnungen, daß er jemals nach Sunnydale zurückkommt, begraben. Vielleicht ist es sogar besser so.“ „Das denke ich auch. Ihr beide geht nun eure eigenen Wege.“ „Ja. Das tun wir. Ich hoffe nur wir können Tajana heilen.“ Cordelia seufzte.

„Das hoffe ich auch, Buffy. Wenn sie stirbt ... das wird Angel sich nie verzeihen. Er würde in ein tiefes Loch fallen.“ „Ja. Sag mal, wie hat Tajana eigentlich auf seine wahre Natur reagiert?“ „Nun ... sie war schockiert. Was sicher selbstverständlich ist. Aber ... nach einiger Zeit hat sie beschlossen um diese Beziehung zu kämpfen. Sie und Angel ... sie sind eigentlich eher wie Feuer und Wasser. Aber sie passen zusammen und scheinen sich großartig zu ergänzen. Er liebt sie so sehr. Ich will nicht, daß sie stirbt. Tajana ist meine beste Freundin. Ich hatte noch nie eine Freundin wie sie. Sie war der erste Mensch, der mir begegnet ist, der mich so genommen hat wie ich bin.“ Tränen traten in Cordelias Augen.

Ihr wurde bewußt, daß ihre Freundin zwischen Leben und Tod schwebte. Das Tajana an einen Abgrund wandelte, der für sie tödlich sein konnte. Buffy beobachtete Cordelia. Die meiste Zeit in Cordelias Leben verhielt sie sich wie eine oberflächliche, arrogante Ziege. Doch jetzt ... jetzt zeigte sie die wahre Cordelia. Warm und offenherzig. Besorgt um das Leben ihrer besten Freundin. Buffy stand auf und legte Cordelia eine Hand auf die Schulter. „Sie wird wieder gesund“, flüsterte Buffy und tröstete Cordelia.

Angel und Doyle waren in der Wohnung des Vampirs angekommen. Angel holte seine besten und schärfsten Waffen und verstaute sie in einer Tasche. „Du bist eindeutig wütend“, stellte Doyle fest als er den Inhalt der Tasche musterte. Pflöcke, eine Armbrust mit genügend Pfeilen, eine Axt, ein Schwert und zwei lange Dolche.

„Niemand tut Tajana weh. Ich dachte, ich könnte gegen diese Schmerzanfälle nichts machen weil es etwas sterbliches ist. Ich fühlte mich so hilflos. Jetzt, wo ich weiß, daß Dämonen am Werk waren, kann ich sehr wohl etwas tun. Ich kann sie retten und ich werde sie retten“, sprach Angel und steckte einen Dolch in seinen Gürtel. „Und was machst du mit Spike wenn du hast was du brauchst?“ Angel sah Doyle mit wilder Entschlossenheit an. „Ich schnappe mir diesen Dreckskerl und töte ihn.“

Angel und Doyle suchten systematisch jedes verlassene Gebäude in Los Angeles ab. Das Problem war jedoch das es zu viele davon gab. Los Angeles war einfach zu groß um eine einzige Person zu finden. Das war auch Angel klar. „Ich hab da eine Idee“, sprach Angel und fuhr Richtung Polizeirevier. „Du suchst Kate auf?“ „Ja. Ich frage sie einfach. Vielleicht kann sie mir weiterhelfen. Warte hier“, sprach Angel und betrat das Polizeirevier in dem Detektiv Kate Lockley arbeitete.

Er entdeckte die blonde Polizistin sofort. Angel ging mit festen Schritten auf sie zu. „Hallo Kate!“ „Angel!“ erwiderte sie überrascht. „Was machst du hier?“ „Ich brauche deine Hilfe“, sprach er. „Ich muß mit dir sprechen. Allein.“ Kate nickte. „Okay. Komm mit!“ Sie ging voraus in ein Büro. Angel folgte ihr. Er schloß die Tür hinter sich. Aufmerksam blickte Kate ihn an.

„Was kann ich für dich tun?“ „Meine Freundin liegt im Krankenhaus.“ „Oh, daß tut mir leid. Ist es schlimm?“ „Ja. Sie schwebt in Lebensgefahr. Kate, ich suche einen Freund von mir. Er kam erst vor kurzem nach Los Angeles und hat sich in keinem Hotel eingemietet. In welchem verlassenen Gebäude würde sich ein Neuankömmling verkriechen? Jemand, der dunkle Ecken und Straßen liebt? Und wo er von der Sonne geschützt ist?“ „Warum willst du das wissen?“ „Weil er der Einzige ist, der Tajana helfen kann. Er ist ein Genie aber verrückt“, log Angel. Irgendwie mußte er sie dazu bringen ihm zu helfen. Kate wußte ja nichts von seiner und Spikes wahrer Natur.

„Nun, laß mich mal überlegen ... du sagst, wo keine Sonne scheint? Wieso?“ „Er verträgt keine Sonnenstrahlen. Er zählt zu den wenigen Menschen, die gegen die Sonne allergisch sind.“ „Der Arme!“ Ja, von wegen, dachte Angel ironisch. „Nun, dann gibt es eigentlich nur ein Stadtviertel wo ich an deiner Stelle suchen würde.“ „Und welches?“ „Das Viertel bei der Westchild Kirche. Die Gebäude liegen nicht auf der Sonnenseite.“ Angel nickte. Natürlich. Warum hatte er nicht gleich daran gedacht? „Danke, Kate.“ „Gern geschehen. Ich hoffe, deiner Freundin geht es bald besser.“ „Das hoffe ich auch“, murmelte Angel und verließ das Polizeirevier.

Doyle wartete schon ungeduldig. Angel sprang hinter das Steuer, wendete den Wagen und fuhr Richtung Westchild Kirche. „Nun, weißt du, wo wir suchen müssen?“ fragte Doyle. „Ja. Das Viertel um die Westchild Kirche herum. Kate sagt, daß dort die beste Lage ist um sich in einen verlassenen Gebäude vor der Sonne zu schützen.“ „Ich hoffe, sie irrt sich nicht“, flüsterte Doyle besorgt. Die Angst von Angel um seine Freundin war ansteckend. Doyle mochte Tajana. Und er wollte nicht das Angel sie verlor. „Das hoffe ich auch. Uns läuft die Zeit davon.“ „Ich weiß.“ Angel kramte sein Handy hervor und warf es Doyle in den Schoß. „Ruf Cordelia an und frage, wie es Tajana geht“, forderte er. Doyle wählte Cordelias Handynummer ohne zu widersprechen.

„Cordy, hier ist Doyle“, meldete er sich. „Hallo Doyle! Habt ihr schon was raus gefunden? Habt ihr einen Weg gefunden sie zu heilen?“ Angel griff nach dem Handy und preßte es an sein Ohr. „Cordy, hier ist Angel. Wie geht es ihr?“ „Nicht besser. Es wird von Stunde zu Stunde schlimmer. Angel, sie wandelt zwischen Leben und Tod. Was hast du raus gefunden?“ „Ich kenne das Mittel sie zu heilen. Ich bin gerade auf den Weg es zu holen. Cordelia, gib mir Buffy für einen Moment.“ „Natürlich.“ Cordelia blickte Buffy an. „Angel will mit dir sprechen“, sagte sie und reichte ihr das Handy.

„Angel?“ fragte Buffy. „Buffy, wir haben noch ein Problem. Und zwar ein gewaltiges“, sprach Angel sofort. „Welches?“ „Spike ist in Los Angeles. Und jetzt rate mal, wer Volca auf Tajana angesetzt hat.“ „Spike“, sprach Buffy verächtlich. Cordelia hob den Blick. „Spike?“ Buffy nickte. „Oh Gott! Er hat Tajana vergiften lassen“, sprach Cordelia. Cordy griff nach dem Waschlappen, machte ihn naß und legte ihn Tajana auf die Stirn.

„Buffy, er versucht mich zu erpressen.“ „Er will den Ring von Amara“, erriet die Jägerin sofort. „Ja. Er will den Ring. Aber er wird ihn nicht bekommen. Spike richtet Unheil damit an und das werde ich zu verhindern wissen. Ich werde es nicht verantworten das er den Menschen noch mehr Grausamkeiten antut als er es schon getan hat. Mit dem Ring von Amara ist Spike noch gefährlicher als zuvor. Und ich weiß, daß er sein Wort niemals halten wird. Er wird Tajana nicht heilen.“ „Ich weiß. Was hast du nun vor?“ „Doyle und ich sind gerade auf dem Weg zu ihm. Ich schnappe mir diesen Volca, bringe ihn ins Krankenhaus und hole mir sein Blut. Das Blut muß warm sein um Tajana heilen zu können. Und wenn das geschehen ist knöpfe ich mir Spike vor. Er wird sich wünschen Tajana niemals verletzt zu haben wenn ich mit ihm fertig bin.“ „Er wird bezahlen, Angel“, sprach Buffy. „Ich melde mich später wieder“, sagte Angel und legte auf.

„Spike hat sie vergiften lassen?“ fragte Cordelia, obwohl sie die Antwort schon längst kannte. Buffy nickte und gab Cordelia das Handy zurück. „Ja. Angel holt sich den Dämon. Sein Blut wird Tajana heilen.“ „Das ist gut. Ich meine, wir kennen jetzt das Heilmittel. Angel muß es nur noch holen, oder?“ „Ja“, nickte Buffy. Cordelia blickte Buffy geschockt an. „Buffy, was passiert wenn es schiefgeht? Wenn Angel das Heilmittel nicht besorgen kann?“ Darauf wußte die Jägerin keine Antwort.

Angel hielt seinen Wagen direkt vor der Westchild Kirche. Angel und Doyle gingen den Weg entlang. Die verlassenen Gebäude lagen im Dunkeln. Sie gingen an den Gebäuden vorbei. Doyle stieß Angel mit dem Ellbogen an. „Was ist?“ „Sieh mal“, sprach Doyle und deutete auf das letzte verlassene Gebäude. Angel sah das schwache Licht, daß aus den Fenstern drang. „Gehen wir es an“, meinte Angel und holte die Axt aus der Tasche. Doyle griff nach der Armbrust. „Sei vorsichtig“, bat Angel seinen Freund. Dann gingen sie auf das Gebäude zu.

Spike saß lässig auf einer alten Couch. Er beobachtete Volca, der unruhig in der großen Halle herumschlich. Jetzt wirkte er nicht mehr wie der gefährliche Dämon, der Volca eigentlich war. Er hatte Angst. Das sah Spike eindeutig. Volca zweifelte langsam daran ob es gut war Angelus zu reizen. Für ihn war Angel noch immer der böse Vampir von einst, mit dem man es sich besser nicht verscherzte. Er zweifelte daran ob die Tat wirklich eine gute Idee war. „Nun, reg dich ab“, sprach Spike schließlich. „Du machst mich ganz nervös mit deinen herum Gelaufe.“ Volca sah den Vampir an. „Er ist wütend. Er wird uns suchen. Wir sollten verschwinden.“ „Seit wann hast du Angst? Du bist doch so ein unerschrockener Dämon“, witzelte Spike. Volcas Augen blitzten wütend auf.

„Ich hab selten vor etwas Angst. Aber ein Mann, der um seine Liebe kämpft, ist gefährlicher als alle Dämonen dieser Welt. Er ist ein Vampir. Und Dämonen, die lieben, sind unberechenbar. Die sind zu allem fähig.“ „Hey, er will seine Süße retten! Er wird mir den Ring geben, weil er hofft dadurch wird die Kleine geheilt. Aber da täuscht er sich. Ich kriege den Ring und Angel guckt blöd in die Röhre. Damit hat sich die Sache erledigt. Also, beruhige ...“ „Sch!“ machte Volca auf einmal.

„Was ist den?“ fragte Spike ärgerlich. Der Dämon blickte Spike an. „Hast du das nicht gehört?“ fragte Volca. „Ich hab gar nichts gehört. Du leidest unter Verfolgungswahn. So gefährlich ist Angel auch wieder nicht.“ „Einst war er Angelus. Ich weiß, wie gefährlich er ist.“ „Und ich bin mit ihm durch die Gegend gezogen. Hey, beruhige dich. Angel ist zahm. Er wird schon tun was ich sage. Also, keine Panik. Der Kerl ist nicht mehr so unberechenbar.“ Volca hörte Spike nicht mehr zu. Vorsichtig näherte der Dämon sich einem der Fenster.

Im nächsten Moment sprang das Glas aus den Rahmen. Das Glas splitterte über Volca. Der Dämon hob den Arm und legte seinen Mantel schützend über sich. Er wich einen Schritt zurück. Die Glassplitter landeten teils auf dem Boden, teils breiteten sie sich über Volca aus. Volca schüttelte sich und blickte auf. Vor ihm stand ein in schwarz gekleideter Mann. Gefährlich schwang er eine Axt mit einer überaus scharfen Klinge. „Ich wußte, er ist gereizt“, flüsterte Volca als er in die gelben Augen des vampiristischen Antlitz von seinem Gegenüber blickte. Angels Augen funkelten den Dämon wütend an. Volca wußte augenblicklich, Angel war zu allem entschlossen um seine sterbliche Freundin zu retten.

~ 22. ~

Spike sprang von der Couch auf als Angel durch das Fenster brach. „Angel“, rief er aus. Spike wußte nicht ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Durch die Tür brach sein Weggefährte. Doyle richtete sofort die Armbrust auf Spike. „Keine Bewegung, Mistkerl“, sprach Doyle scharf. Spike grinste. Er wandte seine Augen auf Angel, der vor Volca stand und bereit war sich das zu holen wofür er gekommen war.

„Angel“, rief er. „Du solltest deine Waffen niederlegen. Wenn du mir den Ring gibst wird deiner Kleinen nicht noch mehr passieren.“ „Was hältst du davon wenn ich dich einfach der bald aufgehenden Sonne aussetze, Spike?“ knurrte Angel kalt. Seine Augen funkelten böse. Spike kannte diesen Gesichtsausdruck. Es war die Miene eines Killers, der kurz davor stand sein Opfer zu töten. Es war der Gesichtsausdruck von Angelus.

Der Vampir richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Volca. „Du hättest dich von Tajana fernhalten sollen“, sprach Angel zornig. „Ich hatte einen Auftrag“, antwortete Volca. „Du hättest ihn besser ablehnen sollen. Niemand tut meinen Mädchen unbestraft weh. Und wer ihr weh tut muß mit meinen Zorn rechnen.“ Angel nahm die Axt fest in die Hände und baute sich zu seiner vollen Größe auf. Er wirkte mehr als bedrohlich. „Wenn du mich tötest bin ich dir zu nichts mehr nutze“, sprach Volca hastig. „Das weiß ich. Du wirst auch nicht sterben. Jedenfalls jetzt noch nicht.“ Volca schüttelte den Kopf. Er würde sich niemals freiwillig ergeben. Lieber wollte er sterben als einem Menschen zu helfen.

Hinter seinen Rücken öffnete er eine Hand. Wie aus dem Nichts formte sich eine Axt in seiner Hand. „Ich ergebe mich niemals freiwillig“, sprach Volca mit zitternder Stimme. Er hatte Angst vor Angel. Doch er würde kämpfen. Niemals würde er sich freiwillig ergeben. „Das solltest du aber. Ich bin nur deinetwegen hier. Und wenn du nicht freiwillig mitkommst werde ich dich zwingen.“ „Das wollen wir doch erst einmal sehen.“ Doyle sah die Axt in der Hand des Dämons. Wo kam die Waffe auf einmal her? „Angel, paß auf! Er hat eine Axt!“ rief Doyle warnend. Im nächsten Moment schoß Volcas Hand hoch und verfehlte Angels Hals nur um Millimeter weil dieser sich blitzschnell weggedreht hatte.

Spike funkelte den Begleiter von Angel an. „Wer zum Henker bist eigentlich du?“ knurrte der blonde Vampir. „Ich bin Doyle. Ich bin Angels Freund“, stellte sich Doyle vor. „Ah ... der Halbdämon. Hab schon von dir gehört. Glaubst du wirklich, du kannst mir mit diesem Ding was anhaben? Du bist tot bevor du den Pfeil überhaupt abschießen kannst“, drohte Spike. Doyle ließ sich nicht einschüchtern. Obwohl er wußte wie gefährlich Spike war. Er hatte genug von Spike gehört um die Gefahr richtig einschätzen zu können in der er es gerade befand. „Das wollen wir doch erst mal sehen.“ „Das kannst du gerne haben, Halbdämon.“ Binnen Sekunden verwandelte Spike sich und ging auf Doyle los. Dieser war jetzt auf sich allein gestellt.

Den Angel hatte selbst zu kämpfen. Er hatte viel von Volca gehört; hatte einiges über den Dämon gelesen. Ich wünschte, ich hätte mich schon früher gründlicher über ihn informiert, dachte Angel, während er einem erneuten Schwingen von Volcas Axt entkam. Angel drehte sich um seine eigene Achse und die Klinge seiner Axt streifte den Arm des Dämons. Aus der Wunde trat Blut. Verdammt, dachte Angel. Ich muß mich beherrschen. Ich darf ihn nicht töten, ermahnte sich der Vampir selbst und schlug Volca mit harten Schlägen ins Gesicht. Er blickte zu Doyle. Dieser war gerade mit Spike beschäftigt. Bitte überlebe, Doyle, dachte Angel im Stillen und konzentrierte sich auf seinen Kampf.

Spike packte Doyle am Kragen und zog ihn vom Boden hoch, wo er ihn gerade hin befördert hatte. „Du hättest zu Hause bleiben sollen, Junge“, knurrte Spike mit eiskalter Stimme. Dann warf er Doyle durch die Luft. Bitte, laß mich weich landen, dachte Doyle in den Sekunden seines Fluges. Er landete krachend zwischen einen Stapel Kartons. Doyle wagte es zuerst nicht sich zu bewegen. Er war sich sicher das alle seine Knochen gebrochen waren.

Vorsichtig bewegte Doyle sich. Alles schien noch heil zu sein. „Danke. Ich werde versuchen öfter in die Kirche zu gehen“, sprach Doyle leise. „Wenn du mich überleben läßt“, fügte er mit einen Blick auf den blonden Vampir hinzu. Ein Stöhnen entrang sich noch aus Doyles Kehle. Er rappelte sich hoch. Spike kam mit einen Grinsen auf ihn zu. „Du lebst sogar noch. Tja, dann noch mal. Hat doch Spaß gemacht, oder?“ spottete er. Er packte Doyle erneut am Kragen. „Nein. Ich hab genug vom Fliegen“, sprach Doyle und trat Spike gegen das Schienbein. Das tat auch einen Vampir weh, wie Doyle feststellte, als Spike mit einen schmerzenden Schrei zurückwich.

Doyle blickte zu Angel. Dieser war noch immer mit Volca beschäftigt. Die Klingen der beiden Äxte schlugen gegeneinander und verhackten sich ineinander. Angel sprang hoch, stützte sich mit den Füßen für einen Moment an der Wand ab und vollführte einen Überschlag über Volca hinweg. Verwundert folgte Volca dieser Aktion. Er drehte sich um. Da stand Angel schon wieder auf seinen Beinen und hatte seine Axt befreit. Mit den Fäusten schlug er auf den Dämon ein; bearbeitete ihn auch mit Tritten um ihn zu schwächen.

Spike war wieder bei Doyle, doch dieser konnte sich erneut gut verteidigen. Doyle konnte sich Spike mit Hilfe der Armbrust, die er erneut in die Hände bekam, vom Hals halten. Angel schlug in diesem Moment Volca die Axt aus der Hand. Die Axt wurde durch die Luft geschleudert während Angel mit dem Dämon rang. Sie achteten beide nicht darauf. Spike grinste Doyle kalt ins Gesicht und warf sich nach vorne. Er fing die Axt auf.

„Nein!“ schrie Doyle als er die Absicht von Spike erkannte. Spike vollführte einen Überschlag, kam neben Angel zum Stehen und preßte ihm die Klinge gegen die Kehle. „Hör auf“, knurrte er. Augenblicklich hielt Angel inne. Das kühle Metall preßte sich gegen seinen Hals; ritzte seine Haut ein wenig auf. „Wirf die Axt weg“, forderte Spike. Angel tat wie ihm befohlen. Volca wich zurück.

„Gib mir den Ring.“ „Niemals“, sprach Angel. Die Klinge wurde noch härter gegen seine Kehle gedrückt. Doyle trat einen Schritt nach vorne. „Angel ist seinen Kopf los wenn du noch näher kommst“, knurrte Spike wütend. Er war zornig. Die ganze Sache lief eindeutig nicht so wie er sich das vorgestellt hatte. „Leg die Armbrust weg.“ Doyle tat was Spike ihm befahl. Er hob die freien Hände und wich zurück. Angels Leben war in akuter Gefahr.

„Jetzt gib mir endlich den verdammten Ring“, forderte Spike. Angel gab nach. Er mußte Spike den Ring überlassen - vorerst einmal. Er konnte Tajana nicht helfen wenn er vernichtet wurde. Angel überreichte Spike den Ring. „Ah“, stieß Spike zufrieden aus. „Der Ring von Amara.“ Sofort streifte er sich den Ring über. „Endlich bist du wieder mein.“ „Du wirst zahlen“, sprach Angel. „Natürlich. Ach ja, ich hab ja gesagt, Volca würde deine Kleine heilen wenn ich das Juwel habe. Weißt du was? Ich hab gelogen.“ „Überrascht mich nicht“, stieß Angel wütend hervor.

Spike trat zwei Schritte zurück. „Ich hab was vergessen, Angel.“ „Was?“ „Das hier.“ Spike holte mit der Axt aus und die Klinge durchtrennte den Hals von Volca. „Nein!“ riefen Angel und Doyle gleichzeitig. Spike lachte kalt. „Und jetzt werde ich das tun was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen“, sprach Spike und blickte Angel an. „Ich werde dich vernichten ... Angelus.“ Geschockt beobachtete Angel wie der Körper von Volca in Flammen aufging und ein Loch in den Boden brannte. Angel resignierte. Das Heilmittel für Tajana war verloren.

Dann hob er den Blick. Seine Augen sprühten Feuer. Er schnaubte wütend. Eiseskälte lag in seinen dunklen Augen. Spike hatte den Vampir noch nie so zornig gesehen. Angel packte sich den Arm von Spike und drehte ihn herum. Die Axt glitt aus den Händen des blonden Vampirs. „Dafür zahlst du mit deinen untoten Leben, du elender Bastard!“ knurrte Angel wütend und ein Hagel von harten Schlägen prasselte auf Spike nieder. Dieser wußte, Angel würde ihn den Ring wieder abnehmen und ihn töten wenn er jetzt nicht verschwand.

Spike entschied sich für die traditionelle, alte Art. Die Art, mit der er am besten klarkam. Er zog das Knie an, verfehlte jedoch sein Ziel, da Angel die Seite wechselte und nun erneut auf ihn einschlug. Spike ging zu Boden. „Ich bringe dich um, daß schwöre ich dir. Und wenn ich dich bis ans Ende der Welt jage ... ich finde dich und ich werde dich vernichten“, sprach Angel und packte Spike am Kragen. Angel zerrte ihn hoch und funkelte ihn wütend an. Er warf den blonden Vampir durch die Luft. Spike landete neben Doyle. Dieser wollte noch ausweichen, doch da hatte der blonde Vampir ihn sich schon geschnappt und flüchtete mit Doyle als Geisel zur Tür.

„Laß ihn los!“ forderte Angel. Spike griff nach der Tür und schob sie auf. „Hier. Da hast du deinen kleinen Freund. Und schöne Grüße an deine Süße. Nimm es nicht so schwer“, sprach Spike. Er gab Doyle einen unsanften Stoß, so daß dieser gegen Angel prallte und flüchtete. Angel sprang sofort auf und eilte hinter seinen Rivalen nach. Doch Spike war schon in der Dunkelheit verschwunden.

Doyle wagte kein Wort zu sagen. Man konnte in Angels Gesicht lesen was dem Vampir jetzt durch den Kopf ging. Wütend krachte Angels Faust gegen die Tür. „Angel?“ Er drehte sich zu Doyle um. „Verdammter Mist!“ Angel sank auf den Boden und lehnte sich gegen die Tür. Sein Kopf sank schwach auf seine angezogenen Knien. Doyle ließ sich ihm gegenüber nieder. Er legte seine Hand auf die Schulter von Angel.

„Es tut mir leid, Angel. Es hätte anders laufen sollen.“ „Allerdings.“ „Und jetzt?“ fragte Doyle vorsichtig. Angel sah ihn an, dann stand er auf. Er holte seine Axt und sprach: „Wir fahren ins Krankenhaus zurück. Tajana braucht mich in den letzten Stunden ihres Lebens.“ „Das ist nicht wahr! Angel, du darfst nicht einfach so aufgeben“, warf Doyle ein. Angel blickte seinen Freund traurig an. „Was soll ich den sonst machen? Wir haben das Heilmittel verloren. Das Einzige, daß Tajana helfen konnte. Doyle, sie wird sterben“, sprach Angel resigniert und ging durch die Tür. Er würde nun den schwersten Weg seines Lebens gehen, daß wußte Doyle.

~ 23. ~

Langsam gingen sie den Korridor entlang. Doyle blieb an Angels Seite. Während der ganzen Fahrt hatte der Vampir kein Wort gesprochen. Er war in Gedanken versunken, daß wußte Doyle. Nun ging er durch die Tür, die zu Tajanas Zimmer führte. Buffy und Cordelia sahen auf. „Und? Was ist passiert? Habt ihr das Heilmittel?“ fragte Cordelia sofort. Buffy blickte Angel an und wußte, daß sein Plan gescheitert war. Er hatte das Heilmittel nicht bei sich. Angel schüttelte verneinend den Kopf. Cordelia schnappte hörbar nach Luft.

„Oh Gott“, flüsterte sie. Buffy erhob sich von ihrem Stuhl. Sie ging auf Angel zu. Sie las die Traurigkeit in seinen Augen. Sie las die Schuld, die er sich gab. In seinen Augen hatte er versagt. „Angel“, sprach sie sanft. „Du hast es versucht. Dir kann niemand einen Vorwurf machen.“ „Doch. Ich mache mir einen Vorwurf. Ich hätte das Heilmittel besorgen müssen.“ „Was genau ist geschehen?“ „Volca ist tot. Spike hat den Ring und ist verschwunden. Er hat Volca getötet. Ich konnte es nicht verhindern.“ „Spike wird dafür zahlen“, versprach Buffy ihm. Angel nickte. „Und ob er das wird. Er hat nicht mehr lange zu leben. Ich werde erst ruhen wenn Spike zu einen Häufchen Staub geworden ist“, versprach Angel.

Doyle war an die Seite von Cordelia gekommen. Erstarrt blickte sie auf ihre Freundin. Angels Geständnis, daß er es nicht geschafft hatte, machte ihr klar das Tajana sterben würde. Hilflos schluchzte Cordelia auf. Doyle legte ihr beruhigend einen Arm um die Schulter. Betroffen blickte Doyle auf Angel. Der Vampir drehte sich zu seinen Freunden um. „Könntet ihr mich bitte einen Moment mit ihr allein lassen?“ bat er. „Natürlich.“ Es war Buffy, die seine Freunde nach draußen führte und die Tür hinter sich schloß.

Cordelia sank auf einen der Stühle. Doyle setzte sich neben sie. Buffy blickte zur Tür. Sie wußte, daß es für Angel schwer werden würde. Cordelia schluchzte auf. „Doyle, wir müssen etwas machen. Es kann doch nicht einfach so sein. Sie kann nicht sterben. Sie darf nicht sterben“, flüsterte Cordelia. Doyle umfaßte ihre Schultern. „Cordy“, sprach er eindringlich. „Es tut mir leid. Aber es gibt keine andere Chance.“ Doyle strich sich durchs Haar. Buffy setzte sich neben Cordelia und schwieg.

Angel legte seine Jacke ab und setzte sich auf die Bettkante neben Tajana. Sie starrte mit glasigen, leeren Augen an die Decke. Sie weinte nur noch stumme Tränen über das Leid, daß sie verspürte. Sie hatte sich den Qualen ergeben. Ließ es einfach geschehen. Die Bilder stürzten noch immer über sie ein; folterten und fesselten sie. Sie war gefangen in dem Leid der Menschheit.

„Tajana?“ Angel nahm ihre zarte Hand in seine und drückte sie sanft. „Liebling, kannst du mich hören? Verstehst du mich?“ Sie reagierte nicht auf seine Stimme. Reagierte nicht auf ihn. Angel seufzte. Er sah sie an und ihm wurde klar, sie würde sterben. Ich kann das nicht, dachte er. Ich kann sie nicht gehen lassen. „Es tut mir leid“, sprach Angel und sein Finger glitt zärtlich über ihre Wange.

„Du darfst mich nicht verlassen, hörst du? Du mußt kämpfen. Bitte, verlaß mich nicht. Das alles hab ich nicht gewollt, Tajana. Ich hätte es besser wissen müssen. Du bist ein Opfer für all Diejenigen, die sich an mir rächen wollen. Die etwas von mir wollen. Ich hätte das alles nicht zulassen dürfen. Es tut mir leid. Ich konnte dich nicht beschützen. Obwohl ich es dir versprochen habe.“ Angel führte ihre Hand an seine Lippen und küßte zärtlich jeden einzelnen Finger.

„Ich liebe dich“, flüsterte er. Angel beugte sich zu Tajana und grub sein Gesicht in ihre langen Locken, die ausgebreitet auf dem Kissen lagen. Er schloß die Augen und atmete ihren Duft ein. Sanft umarmte er sie. Wollte sie einfach nicht loslassen. Er hoffte, sie dadurch am Leben halten zu können. Doch Angel wußte, ihre Schmerzen würden bald größer werden und sie würde die Schmerzen nicht mehr ertragen können. Sie würde daran sterben und er konnte dabei nur tatenlos zusehen.

„Dein Tod wäre mein Untergang“, flüsterte er. Angel umfaßte ihre Schultern. „Tajana, du mußt dagegen ankämpfen. Bitte, geh nicht. Ich brauche dich. Ich liebe dich. Du weißt doch, ich würde mein Leben für dich opfern. Was würde mir Rache helfen? Ich brauche dich.“ Verzweifelt versuchte Angel zu ihr durchzudringen. „Bitte, bleib bei mir. Du darfst nicht sterben. Du mußt bei mir bleiben, hörst du?“ Angels Blick glitt zu ihrer Hand. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Hatte er sich das gerade eingebildet?

Dann geschah es noch einmal. Nur für Millimeter bewegten sich ihre Finger. Ihr Handdruck war nur ein hauchzarter Windstoß. Doch Angel spürte es. Er wußte, er war durch die Gefühle und Gedanken der Welt durchgedrungen. Er wußte, sie hatte ihn verstanden. Es gab ihm Mut. Erneut schöpfte Angel Hoffnung. Und auf einmal fiel ihm wieder ein was die Frau der Orakeln ihm gesagt hatte.

„Vertraue dir. Vertraue auf die Liebe zwischen dem Mädchen und dir“, sprach Angel und wiederholte die Worte der Frau. Der Handdruck ließ wieder nach. „Tajana?“ Ihm wurde klar, er hatte den Kontakt zu ihr wieder verloren. Aus Angels Verzweiflung wurde wieder Hoffnung. Es gab noch einen Weg. Einen einzigen Weg. Eine Möglichkeit, Tajana noch zu retten. Doch Angel war auch klar das er sich beeilen mußte. Er hatte nicht mehr viel Zeit.

Hinter ihm erschien kurz ein helles Licht. Darauf aufmerksam geworden drehte Angel sich um. Vor ihm stand die Frau die den Orakeln diente. „Ich weiß, du bist gescheitert“, sprach sie sofort. „Was ... wie kommst du hierher?“ fragte Angel. „Wir, die Orakeln, können viel wovon du nichts weißt. Ich bin hier um dir zu helfen.“ „Ich hab mich an das erinnert was du mir gesagt hast. Was genau bedeutet das? Ich soll auf meine Liebe zu ihr vertrauen?“ fragte Angel. Die Frau lächelte sanft.

„Wie tief ist deine Liebe zu ihr?“ „Sehr tief. Ich würde für sie sterben.“ Die Frau nickte. „Dann ist es die Verbundenheit zwischen euch die sie heilen wird.“ „Wie soll ich das anstellen?“ „Dein Blut“, sprach die Frau. Angel blickte die Frau an als hätte sie den Verstand verloren. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Sein Blut? Er sollte Tajana sein Blut zu trinken geben? Das konnte doch einfach nicht sein.

„Mein Blut?“ Die Frau nickte. Sie trat an das Bett von Tajana und legte ihr die Hand auf die Stirn. Sie sah die Bilder, die Tajana quälten. „Deine Freundin ist stark. Ich weiß nicht, ob andere Menschen das alles so lange schon ertragen könnten.“ „Ich soll ihr mein Blut zu trinken geben?“ sprach Angel. Die Frau der Orakeln blickte ihn an. „Es ist ein Ritual. Und ich werde es dir erklären. Du hast nicht mehr viel Zeit.“ „Das weiß ich.“ „Was wirst du wegen Spike unternehmen?“ wechselte die Frau das Thema. „Wenn Tajana gesund ist, werde ich ihn aufspüren und ihn stellen. Er wird nicht entkommen.“ „Das ist gut.“ „Also, wie geht das Ritual?“ fragte Angel. Er blickte die Frau entschlossen an.

„Dein Blut wird mit Rosenblätter, Weihwasser und Knoblauch vermischt. Dann zündet ihr es an. Diese drei Flüssigkeiten werden zu einer und besitzen die Macht diesem Leid der Welt ein Ende zu machen. Das gibst du ihr zu trinken. Und dabei sagst du: Befreie mich. Befreie mich. Befreie mich. Es muß drei Mal sein. Danach wird Volcas Zeichen verschwinden und mit dem Zeichen das Leid. Deine Freundin ist dann wieder geheilt.“ Angel nickte. „Danke.“ „Beeile dich. Dir läuft die Zeit davon. Und was das Juwel von Amara angeht ... wenn du Spike gestellt hast darfst du ihn behalten. Die höheren Mächte haben entschieden. Das Juwel soll dir gehören. Solange du ihn in der Nähe deiner Freundin trägst und seine Macht nicht für deine Kämpfe ausnutzt.“ Die Frau verschwand wieder und ließ Angel zurück. „Ich werde seine Macht nicht mißbrauchen“, versprach Angel.

Angel blickte auf Tajana. Er wußte, was er zu tun hatte. Und er wußte nun, sie würde wieder gesund werden. „Bald ist es vorbei“, versprach er Tajana und küßte sie zart auf die Stirn. Dann ging er zur Tür. Cordelia und Doyle mußten ihm helfen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Das wußte er, ohne das die Orakeln ihm das gesagt hatten. Sie mußten sich beeilen ansonsten war alles zu spät. Und so weit würde er es nicht kommen lassen. Er würde Tajana erlösen.

Doyle, Cordelia und Buffy sprangen sofort auf als sich die Tür zu Tajanas Krankenzimmer öffnete. Sie konnten in Angels Gesicht ablesen das er eine Idee hatte. „Was ist passiert? Dieses Licht ... was hatte das zu bedeuten?“ fragte Buffy sofort. „Die Frau der Orakeln hat mich aufgesucht“, erklärte er. Doyle blickte seinen Freund verwirrt an. „Was meinst du damit? Das geht doch gar nicht.“ „Tja, ich schätze, sie können vieles was wir nicht wissen. Aber egal ... hört zu: Es gibt noch einen Weg um Tajana zu erlösen. Wir haben noch eine Chance.“ Cordelias Miene hellte sich auf. Sie schöpfte Hoffnung.

„Was müssen wir tun?“ fragte sie sofort. „Cordelia, ich brauche eine Schüssel. Eine Holzschale eignet sich am besten für solche Rituale.“ „Ich geh sofort los. Sonst noch etwas?“ „Nein. Ansonsten mußt du einen Umweg machen. Fahr zu Lillian in den Laden. Die kann dir weiter helfen.“ „Okay.“ Cordelia nahm ihre Handtasche und verließ hastig das Krankenhaus. Lillian führte einen Laden mit magischen Schatullen und Schalen. Sie hatte schon einige Kisten an Angel verkauft.

Angel wandte sich an Doyle. „Fahr zu den Zauberladen, bei dem wir immer einkaufen. Hol Rosenblätter, Weihwasser und Knoblauch. Außerdem brauche ich einen Dolch.“ „Okay. Ich bin schon unterwegs“, sprach Doyle und flitzte los. Angel und Buffy standen sich gegenüber. Einen Moment schweigsam. „Kann ich auch etwas tun, Angel? Ich würde dir gern helfen“, sprach sie schließlich. Angel lächelte. „Danke, Buffy. Aber mehr brauche ich nicht.“ Sie sah enttäuscht aus. „Du ... könntest hier bleiben“, schlug er vor. „Ich brauche deine Hilfe vielleicht noch.“ Sie lächelte. „Okay.“ Angel kehrte an die Seite seiner Freundin zurück. Und Buffy nahm auf einen Stuhl neben dem Bett Platz.

„Angel, tut mir leid ... was zwischen uns geschehen ist. Ich war aufgewühlt.“ „Ich auch“, sprach Angel. „Einigen wir uns darauf das wir beide Idioten waren. Alles was geschehen ist war unsere gemeinsame Schuld.“ „Ja, ich denke, damit kann ich leben“, sprach sie. Sie sah, wie Angel Tajana den Schweiß von der Stirn wischte und den nassen Waschlappen auf ihrer Stirn liegen ließ. Ohne sich dessen bewußt zu sein, lächelte Buffy.

„Sie hat großes Glück“, meinte Buffy plötzlich. „Was?“ Angel sah die Jägerin an. „Sie hat wirkliches Glück.“ „Wieso?“ fragte Angel verblüfft. „Weil sie dich hat. Sie hat echt großes Glück das sie dich hat. Ich weiß jetzt, daß Tajana etwas besonderes ist wenn du sie liebst. Wenn das alles vorbei ist ... vielleicht können wir dann Freundinnen werden.“ „Das würde mich freuen. Buffy, es würde mich wirklich freuen wenn du dich mit ihr anfreundest. Auch wenn ich es bezweifle das ihr euch verstehen würdet.“ „Wieso nicht? Wir haben doch etwas gemeinsam.“ „Und was?“ „Ich bin deine Ex. Sie ist deine jetzige Freundin. Uns beiden hast du deine Liebe geschenkt. Und ich denke, daß verbindet einen. Ich bin mir sicher, sie ist nett.“ „Ja, daß ist sie“, sprach Angel und nahm Tajanas Hand in seine.

Cordelia und Doyle kamen gleichzeitig vor dem Krankenhaus an. Beide trugen die Sachen bei sich, die sie hatten besorgen müssen. „Hast du alles?“ fragte Cordelia den Halbdämon während sie mit schnellen Schritten über den Korridor eilten. „Ja. Ich hab alles. Hoffentlich funktioniert es.“ „Es wird auf jeden Fall funktionieren. Du kennst doch Angel. Er wird sie heilen, dessen bin ich mir sicher.“ Sie klopften an die Zimmertür und traten ein.

„Doyle, schließ die Tür hinter dir“, forderte Angel. Der Halbdämon tat wie ihm befohlen. Auf einen Tisch breiteten sie die eingekauften Sachen aus. Angel betrachtete die Sachen. Alles war da. Sie hatten alles besorgt was er für das Ritual benötigte. „Okay. Das ist gut. Dann fangen wir an. Buffy, ich kann deine Hilfe gebrauchen.“ „Wie kann ich helfen?“ fragte sie sofort. „Wenn ich Tajana das vermischte Getränk einflöße, wäre es hilfreich wenn du sie stützt. Außerdem hast du genügend Kraft sie zu bändigen falls sie sich aufbäumt. Bei solchen Ritualen ist das nichts besonderes.“ „Klar. Mache ich doch gerne“, sprach sie. Sie sah Angel an und wußte, ihre Probleme waren beseitigt. Es war fast wie früher. Sie kämpften Seite an Seite - vereint - gegen die bösen Mächte.

Angel tat die Rosenblätter in die Holzschale und vermischte diese mit Knoblauch und Weihwasser. Solange er selbst mit dem Weihwasser nicht in Berührung kam konnte es ihm nichts anhaben. Der Knoblauch stank zwar streng aber er konnte es ertragen. Er mußte es ertragen. Dann griff Angel nach dem Dolch, denn Doyle ihm entgegen hielt. Angel schnitt sich eine Wunde in den Arm. Langsam tropfte das Blut in die Holzschale. Die Nerven aller waren angespannt.

Ein Feuerzeug lag neben der Holzschale. Angel nahm es an sich und entzündete den Inhalt der Schüssel. Eine kleine, aber starke Flamme stieg die Decke hoch. Dann war die Flamme auch schon wieder verschwunden und die Flüssigkeiten waren vermischt. Sie waren eins. So wie die Orakeln es ihm gesagt hatten. „Buffy?“ Angel sah die Jägerin an. Buffy näherte sich Tajana von der linken Seite. Sie stützte die junge Frau. Angel trat von rechts an Tajana heran.

„Auch wenn ich nicht an Gott glaube“, flüsterte er. „Bitte, laß es funktionieren“, sprach Angel. Er war nicht bereit sie aufzugeben. Er brauchte Tajana. Und jetzt war es soweit. Sie würde erlöst werden. Wie aufs Stichwort bekreuzigte sich Cordelia. Sie umfaßte Doyles Hand und blickte gespannt auf ihre Freundin. Sie betete, daß es funktionierte. Genau wie jeder andere in diesem Raum. Sie wußten, es mußte funktionieren. Wenn nicht ... dann war Tajana für immer verloren.

Angel flößte Tajana die Flüssigkeit ein. Es rann ihre Kehle hinunter. Der Instinkt eines Menschen sagte einem zu schlucken. Und genau das tat Tajana auch während Buffy sie stützte und festhielt. „Befreie mich. Befreie mich. Befreie mich“, sprach Angel mit fester Stimme. Seine Augen waren auf Tajana gerichtet. Die Schale war geleert. Tajana verharrte ruhig. „Komm schon, Liebling. Sieh mich an. Sag mir, daß du mich erkennst“, sprach Angel leise.

Ein grelles Licht schoß durch den Raum. Tajanas Haut fing zu glühen an. Buffy zog die Hände zurück. Sie hätte sich fast verbrannt. Das grelle Licht blendete alle. Angel und seine Freunde schützten ihre Augen mit den Händen ab. Tajana sank in die Kissen zurück. Und dann war alles vorbei. Das Licht verschwand. Angel blickte auf Tajanas Hand. Das Mal von Volca war verschwunden.

Ihre Augen wanderten im Raum herum. Sie versuchte sich zu orientieren; versuchte sich zu erinnern wo sie war ... was geschehen war. „Tajana?“ sprach Angel. Sie spürte, wie sich Angel auf das Bett setzte. Vorsichtig wandte sie den Kopf. Sie sah Angel. Er lächelte leicht und sah sie dennoch besorgt an. Er hielt ihre Hand. Cordelia und Doyle waren auch anwesend. Und dann war da noch eine junge Frau, die sie nicht kannte. „Liebes, kannst du mich verstehen?“ fragte Angel nun. „Angel?“ flüsterte sie. „Gott sei Dank. Siehst du noch Bilder? Quält dich noch etwas?“ fragte er. „Nein. Die Bilder ... sie sind weg.“ Angel nahm Tajana in die Arme und drückte sie fest an sich. „Ich liebe dich. Ich liebe dich“, flüsterte er immer wieder. Angel umfaßte ihr Gesicht und küßte sie zart auf die Lippen.

„Es ist vorbei.“ „Angel, ... es war so schrecklich. Diese ganzen Qualen. Das alles ... es ...“, stammelte Tajana. „Nicht jetzt, Liebling. Schlaf dich aus. Es ist vorbei“, beruhigte Angel sie. „Ich bin so froh, daß du wieder gesund bist.“ „Danke, Angel.“ Sanft legte Tajana sich in die Kissen zurück. Angel küßte sie auf die Lippen. „Ich laß dich jetzt schlafen. Aber ich bin hier. Wenn du mich brauchst ... ich bin vor der Tür.“ Sie nickte und schloß die Augen. Angel scheuchte seine Freunde aus dem Krankenzimmer. An der Tür drehte er sich zu ihr um. Er lächelte. Tajana war schon eingeschlafen.

~ 24. ~

Der behandelnde Arzt hatte kurz bei Tajana vorbei geschaut und sie untersucht. Er fand keine Erklärung für ihre plötzliche Heilung. Doch er hatte schon viele skurrile Fälle gehabt um zu wissen, daß in Los Angeles nicht immer alles ganz normal war. Tajana durfte nach Hause. Doyle holte ihre Sachen und die Entlassungspapiere. Angel saß bei Tajana am Bett und hielt ihre Hand fest umschlungen mit seiner. Er wollte sie nicht mehr loslassen.

„Tajana, darf ich dir Buffy vorstellen? Buffy, daß ist Tajana“, stellte Angel die beiden Frauen vor. Tajana blickte das honigblonde Mädchen an. Das war also Buffy Summers. Die Vampirjägerin, seine Ex-Freundin. Tajana schluckte. Sie war hübsch, daran bestand kein Zweifel. Buffy Summers war wirklich ein hübsches Mädchen. Und sie war stark. Doch in ihren Augen las sie keine Feindseligkeit. Buffy lächelte Tajana freundlich an und streckte ihr die Hand entgegen.

Angels Freundin ergriff diese. Buffys Händedruck war sanft aber bestimmend. „Hallo Tajana!“ „Hallo Buffy“, erwiderte Tajana verwirrt. „Darf ich fragen was du hier in Los Angeles machst?“ fragte Tajana vorsichtig. „Ich hatte mit Angel einiges zu klären. Keine Sorge, ich bin nicht hier um ihn mit nach Sunnydale zu nehmen. Er würde auch kaum mitkommen. Dafür war er zu sehr damit beschäftigt dein Leben zu retten. Ich will dich gerne kennenlernen. Doch ich bin mir sicher, du bist unheimlich nett. Du mußt was besonderes sein wenn er dich so sehr liebt“, sprach Buffy ruhig. Sie hatte keine Wahl. Sie mußte diese Beziehung akzeptieren. Und genau das tat sie auch. Tajana war die richtige junge Frau für Angel. Die Beiden gaben wirklich ein süßes Paar ab, wie Buffy feststellte, als sie das Bild so betrachtete.

Doyle kam mit Tajanas Sachen heran und mit den Entlassungspapieren. „Die mußt du nur noch unterschreiben“, sprach er und reichte Tajana einen Kugelschreiber und das Stück Papier. Tajana selbst spürte wie schwach sie noch war. Ihre Hand zitterte und sie konnte kaum ihren eigenen Namen schreiben. Angel legte seine Hand auf ihre und Tajana spürte, wie er leicht ihre Hand führte und ihr das Schreiben erleichterte.

„Dann können wir ja los“, meinte Doyle. Cordelia nahm ihm Tajanas Sachen ab. Angel half Tajana aus dem Bett. Die Krankenschwester hatte ihr einen Rollstuhl hingestellt. „Muß das wirklich sein?“ sprach sie. „Ja. Du wirst dich da rein setzen.“ „Angel, die Sonne ist schon aufgegangen. Wie willst du das machen?“ mischte sich Doyle ein. „Ganz einfach. Ihr bringt sie zu meinen Wagen und du fährst, Doyle. Du fährst zu mir. Ich komme nach. Ich nehme die Kanalisation.“ „Okay. Dein Befehl ist Gesetz“, scherzte der Halbdämon.

Angel sah, daß Tajana zitterte. Sie fror. Wortlos nahm er seine Jacke und legte sie Tajana um die Schulten. Dann setzte sie sich in den Rollstuhl. Angel ging vor ihr auf die Knie. „Du weißt, du bedeutest mir alles“, sprach er. „Ja, daß weiß ich.“ „Ich komme nach. Du wirst gefälligst in meinen Bett liegen wenn ich in meiner Wohnung ankomme, verstanden? Ich liebe dich.“ Man sah ihm die Erleichterung an. Angel richtete sich auf. „Buffy, ich vertraue sie dir an. Paß auf sie auf. Spike hat den Ring. Wir müssen vorsichtig sein. Ich will nicht, daß er ihr zu nahe kommt.“ „Keine Sorge. Ich werde auf sie aufpassen. Ihr wird nichts geschehen. Bei mir ist sie in guten Händen.“ „Das weiß ich.“ Gemeinsam verließen sie das Krankenzimmer. Doch schon auf dem Gang trennten sich ihre Wege.

Als Angel durch die Kanalisation in seine Wohnung kam saßen Buffy und Doyle am Küchentisc, während Cordelia bei Tajana im Schlafzimmer war. Der Wagen stand in der Garage und Buffy hatte Kaffee gemacht, da Doyle wie Cordelia kein Weltmeister darin war. Tajana lag in Angels Bett und ruhte sich aus. Inzwischen hatte auch sie erfahren was eigentlich alles passiert war. Und sie wußte auch, daß Angel den Ring hatte hergeben müssen.

Angel grüßte Buffy und Doyle kurz und ging sofort ins Schlafzimmer. „Ich bin so froh, daß alles gut ausgegangen ist. Du hättest Angel sehen sollen. Er ist fast umgekommen vor Angst um dich.“ „Wie ist dieser Spike?“ „Spike ist ein mieser Hund. Er ist böse und gemein. Und ...“ „Cordy, daß reicht. Sie braucht noch Ruhe“, unterbrach Angel seine Angestellte und Mitstreiterin im Kampf gegen das Böse. Sie lächelte. „Ich hab schon verstanden.“ Cordelia drückte kurz Tajanas Hand und gesellte sich zu Buffy und Doyle in die Küche.

„Wie geht es dir?“ „Schon besser. Angel, ich muß mit dir reden.“ „Was ist denn?“ Er bekam Angst. Angst davor, daß Tajana sich jetzt von ihm zurückziehen würde. Das sie ihm sagen würde das sie ihn nicht mehr sehen wollte. Doch sie lächelte ihn warm an. In ihren Augen jedoch lag ein trauriger Schatten, der sich über ihr ganzes zartes Gesicht zog. „Was ist los?“

„Ich hab all dieses Leid gesehen, Angel. Ich hab es gefühlt. Und das jede Sekunde. Ich war in diesem schrecklichen Leid gefangen. Es fesselte mich und ließ mich nicht mehr los.“ „Ich weiß. Wie Cordelia sagte, ich hab Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um dich zu retten.“ „Und das ist dir auch gelungen“, sprach Tajana. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus. Angel setzte sich auf das Bett und umfaßte ihre Hand. „Also, worüber willst du mit mir sprechen?“ fragte er.

„Du mußt diesen Menschen helfen. Als du mir gesagt hast, daß du schwachen Menschen hilfst, dachte ich mir es ist okay. Ich weiß jetzt, wie wichtig das für dich ist. Ich weiß es erst jetzt wirklich zu schätzen was du tust. Angel, du mußt all diesen Menschen helfen. Du mußt ihr Leid lindern. Ich konnte es fühlen. Du mußt es tun.“ „Das werde ich. Ich werde ihnen helfen, versprochen.“ „Wirklich?“ „Ja. Doch zuerst hab ich noch etwas zu erledigen.“ „Und was?“ „Ich werde den stellen, der dir das angetan hat. Der dafür verantwortlich ist. Und ich hole mir den Ring zurück. Die höheren Mächte haben nämlich entschieden das ich ihn behalten darf“, erklärte Angel ihr.

„Die höheren Mächte?“ fragte Tajana verwirrt. „Davon hast du mir nie etwas erzählt.“ „Oh ... das werde ich tun wenn ich Spike in die Finger bekommen habe. Wichtig ist doch nur, daß sie uns nicht trennen wollen. Das wir zusammen bleiben dürfen.“ Tajana nickte. „Kannst du mir mal meine Tasche geben, Angel?“ „Wieso?“ „Bitte.“ Angel stand auf und holte die Tasche, die Doyle in einer Ecke des Schlafzimmers abgestellt hatte. Er kehrte zum Bett zurück und reichte sie Tajana.

Tajana kramte darin herum und fand schließlich was sie suchte. Sie holte eine silberne Kette mit einen orientalischen, altertümlichen Ring als Anhänger heraus. „Das habe ... ich am Markt gekauft.“ „Es ist schön“, bemerkte Angel. „Ich hatte gehofft, daß es dir gefällt. Ich hab es nämlich für dich gekauft“, gestand Tajana. „Für mich? Womit ... habe ich das den verdient?“ Angel war sichtlich gerührt. Tajana lächelte.

„Als Dank dafür das du in mein Leben getreten bist. Das ... es dich einfach gibt.“ Angel nahm Tajana die Kette aus der Hand und betrachtete den Ring. Der Ring erinnerte ihn an die Zeit als er noch sterblich gewesen war. Als sein Name noch Liam gewesen war. Der Ring versetzte ihn in eine Zeit zurück die er fast vergessen hatte. Seine Familie. Seit er seine Seele wieder hatte verachtete er sich selbst für den Mord an seiner Familie. Er hatte gedacht, dieses Gefühl nie mehr zu erleben. Dieses Gefühl, daß eine Familie einem gab: Geborgenheit.

Seit er Tajana kannte hatte sich unbemerkt dieses Gefühl von Geborgenheit in sein Bewußtsein geschlichen. Inzwischen war es ihm schon längst klar geworden. Er hatte wieder eine Familie. Tajana, Doyle und Cordelia ... sie waren wie eine Familie für ihn. Sie gaben ihm all das zurück was er einst verloren hatte. Angel wußte es: Er war nicht länger allein. Nun hatte er wieder Menschen die ihm etwas bedeuteten und denen er etwas bedeutete. Das verlorene Gefühl war wieder da.

Tajana beobachtete ihn. Angel saß erstarrt auf dem Bett neben ihr und blickte auf den Ring, der an der Kette baumelte. Dieser Ring schien Erinnerungen in ihn wach zu rufen. Tajana sah ihm an, daß er in einer anderen Zeit war. Das er an etwas dachte was einmal in seinen Leben geschehen war. Er war gefangen in seinen verlorenen Erinnerungen.

„Angel?“ Tajana legte ihre Hand auf seinen Arm. Angel hob den Kopf und ein trauriges, mißlungenes Lächeln glitt über seine Lippen. „Angel, was ist los?“ „Ich hab mich nur an etwas erinnert“, sprach er. „Und an was?“ Angel schüttelte den Kopf. Diese grausame Tat wollte er ihr nicht antun. Es war das Einzige, was er ihr aus seinem Leben verschwiegen hatte. „Es ... ich will dich da nicht mit reinziehen. Es ist besser wenn du es nicht erfährst. Du würdest mich dafür hassen“, wich er aus. „Nein. Ich könnte dich niemals hassen. Erzähl es mir, bitte.“ Angel seufzte.

„Ich hab dir eine grausame Tat aus meinen Leben als böser Vampir verschwiegen“, fing er vorsichtig an. „Und was?“ „Als ich 1753 zum Vampir wurde habe ich meine Familie aufgesucht. Ich hatte eine jüngere Schwester. Für meinen Vater war ich immer nur eine Enttäuschung gewesen. In jener Nacht - als ich zum Untoten wurde - suchte ich meine Familie auf. Für meine Familie war ich tot. Meine Schwester öffnete mir die Tür.“ „Und was ist geschehen?“ Tajana ahnte, worauf er hinaus wollte. Ihre Stimme zitterte leicht.

„Sie glaubte, ich wäre als Engel zu ihr zurück gekommen. Deshalb auch der Name. Angel - so hat sie mich in jener Nacht genannt. Sie bat mich ins Haus. Ich hab sie und meine Eltern getötet. Ich habe meine eigene Familie ermordet.“ Angel schüttelte den Kopf. „Diese eine Tat läßt mich nicht mehr ruhen. Ich kann es nicht vergessen. Meine Schwester hat sich immer auf mich verlassen. Sie hat mir vertraut. Sie hat mich abgöttisch geliebt. Und ich ...“ Angel brach ab. Von all seinen bösen Taten tat die Erinnerung an seinen ersten Mord am meisten weh.

Tajana setzte sich auf und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Du warst damals anders“, sprach sie leise. „Angel, ich kann mir vorstellen das es dich quält, aber ... du tust Buße. Du hilfst den Menschen und das ist eine Art Wiedergutmachung an all deine Opfer. Eines Tages kriegst du die Erlösung, die du dir wünscht.“ „Die habe ich schon“, sprach Angel und hob den Kopf. Er blickte Tajana in die Augen.

„Du bist meine Erlösung“, sprach er sanft. „Bei dir fühle ich mich nicht länger schuldig. Bei dir kann ich vergessen was ich einst getan habe. Es quält mich nicht mehr. Ich weiß, eigentlich habe ich nicht das Recht zu lieben. Dafür habe ich zuviel böses getan, aber ...“ Tajana unterbrach ihn. „Das ist Unsinn, Angel. Du hast das Recht zu lieben. Ansonsten würden diese Mächte es doch nicht gestatten das wir zusammen sind.“ Angel nickte. „Da ist was wahres dran. Tajana, ich hatte schreckliche Angst um dich. Ich hätte es nicht verkraftet dich zu verlieren. Ich liebe dich so sehr.“ „Das tue ich auch.“ Angel nahm sie fest in seine Arme. Tajana ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken. Sie fühlte sich bei ihm sicher und geborgen. Sie wußte, er hätte sein Leben für sie geopfert. Bei ihm war sie in Sicherheit.

Angel strich ihr über das Haar. Er fühlte, daß sie noch immer sehr schwach war. „Du brauchst Schlaf“, flüsterte er. Selbst er spürte langsam eine gewisse Müdigkeit. Wie lange er schon auf den Beinen war ohne eine Minute Schlaf konnte er gar nicht sagen. Die Angst um Tajana und sein verzweifelter Kampf sie zu retten, hatte ihn einfach wach gehalten. Angel war klar, daß er sich ausschlafen mußte. Er brauchte ein paar Stunden Schlaf um fit und wach zu sein wenn er Spike aufsuchte. Deshalb zog er seine Schuhe aus und legte sich zu Tajana. Die Müdigkeit erfaßte ihn und ließ ihn sofort tief einschlafen.

~ 25. ~

Buffy blickte zum Schlafzimmer. Die Tür stand offen und man konnte sehen wie Angel mit Tajana in seinen Armen schlief. „Vielleicht sollten wir ihn wecken“, überlegte Doyle. „Immerhin läuft da draußen ein verrückter Vampir mit dem Ring von Amara herum.“ Doyle stand auf. „Nein, laß ihn schlafen, Doyle“, sprach Buffy. „Aber ...“ „Doyle, er hat die ganze Zeit nicht geschlafen. Er ist müde. Angel muß fit sein um sich auf den Kampf gegen Spike zu konzentrieren. Er wird aufwachen wenn es Nacht wird. Er braucht nur ein paar Stunden Ruhe.“ „Und was machen wir inzwischen?“ „Wir machen das was ein gutes Team nun mal macht. Wir suchen Spike“, beschloß Buffy.

Cordelia sprang auf. „Buffy hat recht. Wir können hier nicht so tatenlos herumsitzen. Es ist besser wir tun was.“ Doyle blickte Cordelia verwundert an. „Was ist denn?“ fragte sie unverständlich. „Du engagierst dich plötzlich so sehr. Woher kommt den dieser Wandel, Cordy?“ Cordelia streckte das Kinn vor - so wie sie es immer tat wenn sie mit Doyle stritt - und sagte: „Er hat meiner besten Freundin das Leben gerettet. Ich muß mich irgendwie bei Angel bedanken. Also, machen wir uns an die Arbeit“, sprach Cordelia.

Buffy nickte und erhob sich. „Okay, hört zu: Cordelia, check’ alle Daten im Computer. Vielleicht tauchen Polizeiberichte auf über Spike. Wer weiß, was er in den letzten Stunden angestellt hat. Doyle, wir zwei suchen die Stadtviertel ab. Vielleicht haben wir Glück. Wenn du Spike entdeckst rufst du sofort an. Du unternimmst nichts allein.“ „Ich denke nicht dran. Ich hab keine Lust Vampirfutter zu werden“, witzelte Doyle. „Spätestens am Abend finden wir uns hier wieder zusammen. Wir sollten alle da sein wenn Angel aufwacht.“ „Okay.“ Buffy und Angels Freunde machten sich an die Arbeit. Sie gingen nach oben ins Büro.

Da Buffys Vater nach der Scheidung von Joyce Summers, Buffys Mutter, nach Los Angeles gezogen war kannte sich Buffy in der Stadt bestens aus. Sie hatte ihren Dad ja schon oft genug besucht. Nun ging sie eine belebte Straße entlang und blickte sich um. Spike war sicher da wo viele Menschen waren. Jetzt konnte er auch am Tag morden doch Angel und sie würden das zu verhindern wissen.

Aufmerksam blickte Buffy sich um. Sie würde es spüren wen ein Vampir in der Nähe war. Und Spike war der einzige Vampir, der am Tag raus konnte. Doch Buffy würde ihn nicht töten. Sie hatte es versprochen. Das wollte Angel erledigen. Und sie konnte ihn verstehen. Wenn Spike den Menschen angegriffen hätte, den sie am meisten liebte würde sie auch darauf bestehen ihn zu töten. Doch er hatte sich nicht an ihrer Mutter vergriffen sondern an Angels neuer Liebe. Und das Angel zornig war konnte sie wirklich gut verstehen.

Während sie auf der Suche nach Spike war hatte Buffy genügend Zeit um über alles nachzudenken. Sie wußte, alles wäre leichter wenn sie Tajana hassen könnte. Doch das konnte sie nicht. Tajana war nett. Buffy mochte sie. Und sie war froh, daß Angel glücklich war. Den genau das war das Einzige, daß zählte. Das er glücklich war. Und das war er. Mit einem hatte Cordelia recht. Eines Tages würde sich auch Buffy neu verlieben.

Sie hatte kein Recht Angel zu verurteilen weil er sich neu verliebt hatte. Was sie darüber dachte war nicht wichtig. Er war glücklich und sie würde ihm bestimmt nicht im Weg stehen. Es war nicht fair das sie ihn dafür haßte. Er konnte nichts dafür. Es geschah einfach. Man kann seine Gefühle nun mal nicht steuern, dachte Buffy. Sie war froh, daß Angel eine Frau gefunden hatte die ihn so nahm wie er war. Die damit leben konnte das er ein Wesen der Nacht war. Und Tajana - da war sich Buffy sicher - akzeptierte es einfach. Sie liebte Angel so wie er war. Mit all seinen Ecken und Kanten. Und von denen hatte er viele, wie Buffy selbst heraus gefunden hatte in den Jahren, seit sie ihn kannte.

Buffy glaubte daran, daß Angels neue Beziehung funktionierte. Angel und Tajana würden das schaffen. Sie würden alle Hindernisse meistern. Und wenn Angel erst einmal den Ring von Amara zurück hatte, dann ... dann brauchte sie sich keine Sorgen mehr darüber machen das er wieder zum Monster werden würde. Der Ring würde ihn schützen. Auch wenn es für sie nicht leicht war zu akzeptieren das er mit Tajana schlief, so würde sie nichts dagegen unternehmen. Sie konnte Angel vertrauen. Wußte er doch zu gut was geschah wenn er seine Verantwortung nicht ernst nahm. Und er nahm sie ernst. Dessen war sich Buffy sicher.

Angel würde niemals leichtfertig etwas machen was auf Kosten eines Menschen ging. Dazu hatte er zuviel böses getan. Dazu wollte er zu gerne alles gutmachen. Buffy glaubte daran das der Ring ihn vor den Konsequenzen schützte. Und darüber konnte sie nur froh sein. Denn wenn es nicht so war mußte sie das tun was sie nicht wollte. Sie müßte ihn vernichten, wenn sie nicht daran glaubte, daß der Ring ihn beschützte. Die Fronten waren geklärt. Nun kämpften sie erneut Seite an Seite. Doch Buffy wußte, vieles hatte sich zwischen ihnen verändert.

Alles was Angel gesagt hatte, stimmte. Sie hatten sich beide weiter entwickelt. Sie, Buffy, wußte nicht mehr, wer Angel wirklich war. Er hatte sich verändert. Er hatte wie sie ein neues Leben begonnen; hatte wie sie noch einmal von vorn angefangen.. Sie lebten inzwischen in zwei verschiedenen Welten. Sie hatten nichts mehr gemeinsam. Sie hatten sich voneinander entfernt. Und vielleicht ist das auch gut so, dachte Buffy. Sie wußte, daß ... wen etwas schreckliches passieren würde, womit sie nicht alleine klarkam, würde Angel da sein. Er würde sie in ihrem Kampf unterstützen. So war das auch umgekehrt. Doch das würde nicht mehr nötig sein. Sie lebten in zwei verschiedenen Welten. Sie kämpften nun beide ihren eigenen Kampf.

Zur selben Zeit wanderte ein Mann mit blonden Haar und langen, schwarzen Mantel an der gegenüberliegenden Straßenseite zwischen den Menschen umher. Spike blieb einen Moment stehen und blickte der Sonne entgegen. Er mußte seine Augen mit der Hand schützen. Er hatte den Ring. Und er hatte die Macht. Und bis jetzt war noch kein Angel aufgetaucht, der ihn stellen wollte. Wahrscheinlich trauert er noch um seine kleine Freundin, dachte Spike spöttisch und lachte leise. Sein Plan hatte funktioniert. Langsam ging er weiter.

Sein Blick wanderte umher. Er genoß die Sonne. Er genoß die Menschen um sich herum. Es war ein friedlicher Tag und Spike gefiel es. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen, dachte er. Doch dann erblickte er ein honigblondes Mädchen auf der anderen Straßenseite. Spike blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Das konnte doch nicht sein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Sie konnte nicht hier in Los Angeles sein.

Es war eindeutig die Jägerin. Buffy war hier in Los Angeles. Ihre Haltung sagte ihm deutlich warum sie hier war. Sie war bei Angel gewesen und anscheinend unterstützte sie ihn. Sie war auf der Suche nach ihm - Spike. Angel und seine Freunde hatten anscheinend eine Suchaktion gestartet. „So leicht kriegt ihr mich nicht“, flüsterte Spike. Er wußte, es war besser zu verschwinden. Die Jägerin sah nicht so aus als hätte sie gute Laune. Spike tauchte in der Menschenmenge unter.

In diesem Moment spürte Buffy, daß er in der Nähe war. Spike war ganz in der Nähe. Buffy blieb stehen und sah sich um. Die Menschenmenge strömte an ihr vorbei. Auch wenn sie ihn nicht sah, wußte sie, daß er da war. Sie konnte sich immer auf ihre Instinkte als Jägerin verlassen. Ihre Fähigkeiten hatten sie noch nie in Stich gelassen. Und dann erblickte sie ihn. Er versuchte in der Menschenmenge abzutauchen um unerkannt zu bleiben. Doch er war es eindeutig.

Buffy hastete über die Straße und lief ihm nach. Sobald Spike merkte, daß sie ihn entdeckt hatte, legte er einen Zahn zu. Er lief die Straße hinunter. Doch er konnte Buffy nicht abschütteln. Sie blieb ihm unbeirrt an den Fersen und jagte ihn. Spike hatte keine Lust zu riskieren das sie ihm noch einmal den Ring abnahm. Sie konnte das. Das hatte sie in Sunnydale bewiesen. Doch er würde nicht zulassen das es ein zweites Mal geschah.

Spike lief in eine Gasse und sah sich um. Keine Tür in der er verschwinden konnte. Da tauchte Buffy auf. „Bleib stehen, Spike“, rief sie. Spike drehte sich zu ihr um und starrte sie wütend an. „Du kannst nicht einmal dort bleiben wo du hingehörst? Mußt du dich eigentlich in alles einmischen, verdammte Jägerin?“ Buffy kam auf ihn zu. „Ich kann nicht anders. Das ist mein Job, daß weißt du doch.“ „Du wirst mich aber nicht kriegen“; sprach Spike und sah an dem Haus hoch. „Das wollen wir doch mal sehen“, sprach Buffy. Spike grinste. Buffy erkannte das er etwas plante. Er hatte etwas vor.

Und genauso war es auch. Ehe Buffy reagieren konnte nutzte Spike seine vampiristischen Kräfte aus und hangelte sich an den Fenstersims geschickt das Haus hoch. Und dann verschwand er über die Dächer. Das alles geschah in weniger als zehn Sekunden. Buffy seufzte und trat wütend gegen einen Mülleimer. Die Mülltonne fiel um und der ganze Inhalt verstreute sich auf der Straße. Doch die Jägerin achtete darauf nicht. Es war für sie nicht von Interesse. Von Interesse war nur Spike, der es mal wieder geschickt fertig gebracht hatte, zu entkommen.

Buffy war wütend. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Schon wieder war er geflohen. Schon wieder hatte sie ihn entkommen lassen. Langsam, aber sicher, entwickelte sich Spike als Nervensäge. Buffy sah ihm nach. Er flüchtete Richtung Churchill Park. Sie ahnte, daß er sich dort einen Unterschlupf eingerichtet hatte. Den brauchten sie nur noch finden. Sie blickte auf die Uhr. Es war an der Zeit zurückzufahren. Die Sonne ging bald unter und sie wollte im Büro sein wenn Angel aufwachte.

~ 26. ~

Doyle war schon da als Buffy ins Büro kam. „Hast du was heraus gefunden?“ fragte Cordelia sofort. „Ich hab ihn gesehen. Er ist mir leider entwischt. Er ist Richtung Churchill Park geflohen. Ich denke, dort in der Umgebung wird er sich aufhalten.“ „Dieser Spike hat echt Nerven“, stöhnte Doyle. „Der richtet hier die reinste Katastrophe an und hat dann noch den Nerv in der Stadt herum zu spazieren.“ „Ich denke, er glaubt das Tajana tot ist. Er weiß sicher noch nichts davon das sie erlöst ist.“ „Und du meinst, er nimmt jetzt an das Angel zu fertig ist etwas gegen ihn zu unternehmen?“ meinte Doyle. Buffy nickte. „Genau das glaube ich. Er ...“ Sie brach ab als sie Schritte vernahm. Angel erschien im Büro.

„Du siehst wieder fit und wachsam aus, Boß“, bemerkte Doyle. „Ich glaube, ich hab Spike gefunden“, begann Buffy sofort. „Wo ist er?“ „Er ist Richtung Churchill Park geflohen. Würde ihm doch ähnlich sehen sich dort aufzuhalten.“ „Stimmt.“ „Er weiß noch nicht einmal das Tajana noch am Leben ist.“ „Das ist auch gut so. Ich hab den Überraschungsmoment auf meiner Seite.“ Angel klang entschlossen und bereit. Bereit, Spike zu vernichten.

Er wandte sich an Buffy. „Ich will das du hierbleibst und auf Tajana aufpaßt. Man weiß ja nie auf welche Gedanken Spike kommt.“ „Ist klar. Ich werde schon aufpassen.“ „Doyle, Cordelia“, sprach er seine Freunde an. „Ihr werdet auch hierbleiben.“ „Angel, hältst du das für eine gute Idee?“ fragte Doyle. „Alleine gegen Spike? Vergiß nicht, er hat den Ring von Amara.“ „Noch. Das ist mein Kampf. Ich werde ihn allein bestreiten. Hier seit ihr mir nützlicher. Da weiß ich, daß ihr in Sicherheit seit.“ „Okay. Du bist der Chef“, murmelte Doyle. Man sah ihm an, daß ihm der Plan von Angel nicht gefiel. Anders so Buffy. Sie vertraute auf Angel und seine Fähigkeiten. Sie wußte, er würde lebend und gesund zurückkommen.

Buffy folgte ihm nach unten. Angel hatte seine Kampftasche schon gepackt. Er blickte ins Schlafzimmer. „Sie schläft noch“, bemerkte er. „Ich will nicht, daß sie sich aufregt. Sag ihr ich bin bald zurück.“ „Keine Sorge. Wir kommen schon zurecht.“ Angel seufzte. „Ich laß sie ungern schon wieder allein.“ „Sie ist nicht allein. Ich bin bei ihr. Und Doyle und Cordelia. Kümmere dich um Spike. Tajana wird nichts passieren dafür werde ich schon sorgen.“ Angel nickte. Er war froh, daß Buffy hier war. Bei ihr wußte er ... Tajana war in Sicherheit.

Lautlos ging Angel noch einmal ins Schlafzimmer. Er blickte Tajana lange an. Studierte jede Einzelheit ihrer Schönheit; studierte jedes Detail ihres zarten Gesichts. Dann küßte er sie zart auf die Wange. „Ich komme zurück, daß verspreche ich dir“, flüsterte er. Angel strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und entfernte sich aus dem Schlafzimmer. Er zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich einen Moment dagegen. Dann riß er sich los. Buffy studierte ihn.

„Was ist, Buffy?“ „Ich weiß, daß du es schaffst. Ich vertraue dir. Und ich vertraue auf das was du kannst. Du wirst sehen, wenn du zurückkommst geht es Tajana schon viel besser.“ „Und es macht dir wirklich nichts aus?“ fragte Angel. Langsam bekam er Zweifel ob es eine so gute Idee war, Buffy zu bitten auf Tajana aufzupassen. Konnte das wirklich gut gehen? Er wußte ja nicht für wie lange er weg war.

Doch Buffy erschien ihm auch nicht wütend oder gekränkt darüber. Sie hatte sofort versprochen es zu tun. Ohne irgendein Wort des Widerspruchs. Er wußte, er konnte Buffy vertrauen. Aber das hieß noch lange nicht das es wirklich gut ging. Allerdings war Buffy die Einzige die Tajana wirklich beschützen konnte, wen Spike die Frechheit besaß in Angels Wohnung aufzukreuzen.

Buffy erkannte seine plötzlichen Zweifel und lachte. „Angel, es geht schon gut. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen.“ „Tut mir leid. Es ist nur so ...“ „Ich weiß, daß du sie liebst. Ich werde schon nicht ausflippen. Ich mag Tajana. Du solltest uns Frauen etwas mehr vertrauen, Angel. Keine Sorge, es geht ihr gut. Sie ist in Sicherheit. Und nun geh endlich. Die Sonne ist schon untergegangen“, bemerkte Buffy. „Ich weiß.“ Angel seufzte.

„Ich ... es macht mir nur zu schaffen das ich Tajana schon wieder allein lassen muß.“ „Das kann ich verstehen. Aber du mußt Spike aufhalten. Ich würde es selbst tun, wenn du nicht darauf bestehen würdest, daß Spike dir gehört.“ „Du hast recht. Ich muß endlich gehen“, murmelte Angel. Er nahm die Tasche an sich und ging zur Garage, wo sein Cabrio stand. Wenig später war er weg gefahren. „Viel Glück“, sprach Buffy leise und sah ihm nach.

„Angel?“ Buffy drehte sich um. Tajana war aufgewacht. Buffy schloß die Garagentür und ging ins Schlafzimmer. Ihr Blick traf den der anderen Frau. „Er ist nicht da. Er ist gerade weg gefahren.“ Tajana blickte sie an. Sie wußte instinktiv was Angel vorhatte. Er hatte ihr gesagt das er Spike ausfindig machen würde. Und das er ihn dann vernichten würde. Nun war es soweit.

„Er sucht diesen Vampir auf, richtig?“ fragte Tajana. Buffy nickte. „Ja. Er sucht Spike auf. Keine Sorge, er wird es schon schaffen.“ „Ganz sicher?“ fragte Tajana unsicher. Buffy lächelte verständnisvoll. „Natürlich. Angel ist stark. Ich hab ihn oft genug kämpfen sehen. Wenn jemand Spike vernichten kann, dann er. Er kommt heil zurück. Ich hab ihm versprochen in der Zwischenzeit bei dir zu bleiben.“ Buffy setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken bei einer kostbaren, alten Kommode an.

„Du erscheinst mir gar nicht feindselig“, meinte Tajana. „Das bin ich auch nicht. Angel liebt dich. Das muß und werde ich akzeptieren. Natürlich wäre alles viel einfacher wenn ich dich hassen könnte. Aber das kann ich nicht. Ich mag dich. Und ich glaube, wir könnten uns anfreunden.“ „Das wäre toll“, meinte Tajana. „Ich möchte dich nicht als Feindin haben.“ Buffy lächelte. Tajana könnte eine Freundin werden. Sie wollte sich mit ihr anfreunden. Schon alleine wegen Angel.

„Wie fühlst du dich überhaupt?“ fragte Buffy einfühlsam. „Noch etwas schwach.“ „Dann versuche zu schlafen. Du mußt dich erholen. Du hast eine harte Zeit hinter dir. Ich bleibe hier. Ich werde da sein, wenn du aufwachst.“ „Und Angel?“ fragte Tajana besorgt. „Er hat versprochen zurück zu kommen. Und er wird sein Versprechen halten. Keine Sorge, er kommt zurück.“

~ 27. ~

Das schwarze Cabrio raste über die Straßen durch die dunkle Nacht. Der Himmel war sternenklar, doch dunkle Wolken schoben sich langsam vor und verdunkelten den Himmel. In Gedanken versunken lenkte Angel seinen Wagen zum Churchill Park, wo Spike abgetaucht war. Er würde ihn finden und er würde es beenden. Er hatte keine Lust mehr darauf das Spike ständig in seinem Leben auftauchte und sich an seinen Freunden vergriff. Jetzt reichte es. Jetzt würde er es ein für alle Mal beenden. Nur einer der beiden Vampire würde diese Nacht überleben. Und Angel war fest entschlossen zu Tajana zurück zu kehren.

Angel sah den Churchill Park vor sich. Er drosselte das Tempo und fuhr an den Straßenrand. Angel hielt einige Meter vor dem Churchill Park. Er schnappte sich seine Waffentasche und öffnete sie. Angel steckte zwei Holzpflöcke in seinen Gürtel und nahm die Armbrust mit den Holzpfeilen an sich. Das lange Schwert steckte er in die Scheide auf seinen Rücken. Dann ging er auf den Eingang des Parks zu.

Das Tor, daß aus zwei Türen bestand, stand offen. Lautlos betrat Angel den Park. Er blieb stehen und sah sich um. Zu beiden Seiten erstreckten sich Wege. Die Bäume ragten hoch in den inzwischen völlig schwarzen Himmel. Das Gebüsch herum war dicht beieinander und diente als perfektes Versteck für jemanden, der einen Menschen angreifen wollte. Bänke standen in einigen Metern Entfernung auseinander. Das schwache Licht der Straßenlaternen im Park spendete Angel etwas Licht. Aber auch wenn sie nicht da waren ... für Angel war das kein Problem. Als Vampir sah er im Dunkeln perfekt.

Er überlegte. In welchem Teil des Parks konnte sich Spike aufhalten? Angel kannte den blonden Vampir und er kannte seine Denkweise. Zielsicher schlug Angel den rechten Weg ein. Er kannte auch den Park und er kannte die Verstecke der Vampire, die sich hier gerne aufhielten. Es gab nicht so viele Möglichkeiten sich einen Unterschlupf im Churchill Park zu suchen.

Angel bemerkte die gelben Augen, die ihn beobachteten. Doch keiner der Vampire griffen ihn an. Und Angel reagierte nicht auf sie. Er hatte sich völlig auf sein Ziel konzentriert. Und sein Ziel war Spike. Angel würde nicht eher ruhen bevor Spike nicht seine gerechte Strafe bekommen hatte. Er würde diesen Bastard bis ans Ende der Welt jagen wenn es sein mußte um ihn zu stellen.

Der Abstand zwischen den Bäumen wurde größer und sie offenbarten Angel eine Lichtung. Zur rechten Seite der Lichtung führte der Weg weiter und dort standen zwei Bänke. Aber zur linken Seite stand eine Gruft. Es war keine Grabstätte sondern ein altes Denkmal. Und Angel fühlte es instinktiv. Er hatte Spike gefunden. Spike versteckte sich in diesem Denkmal.

Angel lief über die Lichtung und blieb beim Eingang des Denkmals stehen. Mit all seinen vampiristischen Kräften schob er die Steintür zur Seite. Im Denkmal war es stockdunkel. Langsam ging er die drei Stufen hinab bis er im Raum des Denkmals stand. Es war ein karger, kühler Raum, wie er feststellte. In der Mitte des Raumes stand ein langer steinerner Sarg und eine Decke lag darauf. Es war die Behausung von Spike, daß konnte Angel förmlich riechen.

Eine Bewegung im hinteren Teil der Gruft ließ Angel innehalten. Lautlos griff er nach seiner Armbrust und spannte einen Pfeil ein. Er wandte sich nach rechts und ließ sich in der dunklen Ecke nieder. Dann wartete Angel. Wieder sah er die Bewegung eines Mannes im hinteren Teil. Es war Spike, daß wußte er. Angel fixierte die Stelle, wo Spike stand und schoß den Pfeil ab.

Der Pfeil flog mit einen leisen Zischen durch die Luft und verschwand im dunklen Teil des Raumes. Dann hörte Angel, wie sich der Pfeil in etwas bohrte. Gleich darauf ertönte ein Schrei und Spike stolperte aus seiner Deckung. Der Pfeil hatte seine linke Schulter getroffen. Wütend riß er den Pfeil heraus. Die Wunde heilte sofort mit Hilfe der Macht des Rings von Amara. Angel erhob sich und trat aus seiner Deckung. Wütend starrte Spike ihn an.

„Du kannst mich nicht besiegen“, meinte er zornig. Angel lud in aller Seelenruhe die Armbrust erneut durch und schoß. Spike wich dem Pfeil aus. „Du bist hier weil du meinen Tod willst“, stellte er fest. „Wie du siehst ... ja“, erwiderte Angel. „Du wirst für Tajanas Qualen büßen, Spike.“ Nun klang seine Stimme schon zorniger. Spike zuckte mit den Schultern. „Ach komm schon, Angel! Nimm es nicht so schwer. Ist ja nicht so tragisch. Sie war nur eine Sterbliche. Du hast ja schon viele Menschen verloren, die dir etwas bedeutet haben und ...“ „Tajana lebt“, unterbrach Angel seinen Rivalen.

Spike wurde aus seinen Konzept gebracht. Er starrte Angel fassungslos an. „Sie lebt? Das ist unmöglich.“ Angel schüttelte den Kopf. „Ist es nicht. Sie lebt und ist in Sicherheit. Freunde haben mir noch eine Möglichkeit gezeigt sie zu heilen. Ich bin hier weil ich dich bestrafen will. Du wirst zahlen. Du wirst dafür zahlen das du dich an Tajana vergriffen hast. Niemand tut ihr unbestraft weh.“ Und als Angel den Kopf hob sah sein vampiristisches Antlitz seinen Feind an. Spike schrak zurück. Es war die Kälte in Angels Augen, die ihn erschrak. Es war die Kälte von Angelus. Angel war fest entschlossen Spike für Tajanas Schmerzen bluten zu lassen.

„Wie willst du mich denn besiegen?“ fragte Spike nachdem er sich wieder gefangen hatte. Nachdem ihm wieder klar wurde das er ja im Besitz des Juwels von Amara war. Angel blickte Spike feindselig an. „Ganz einfach: Ich nehme dir den Ring ab und dann vernichte ich dich.“ „Dafür, lieber Angel, mußt du mich erst einmal kriegen“, meinte Spike in dem Moment als er nach vorne stürzte.

Er stieß Angel zur Seite. Mit einer solchen Kraft, daß Angel gegen die Mauer des Mausoleums flog und dagegen prallte. Das gab Spike Zeit die Tür zu öffnen und in der Dunkelheit des Parks zu verschwinden. Angel sprang auf die Beine und stürzte durch die Tür. Ohne groß nachzudenken folgte er Spike. Sein Instinkt sagte ihm welchen Weg er einschlagen mußte.

Buffy saß in Angels Küche und hing ihren Gedanken nach während Tajana unruhig schlief. Der Schock ließ langsam nach. Buffy mußte einsehen sie hatte verloren. Angel hatte sich für Tajana entschieden und nichts würde ihn von dieser Frau jemals wieder weg bekommen. Langsam wurde Buffy klar das er glücklicher war als jemals zuvor. Oz hatte recht. Er war mit Tajana glücklicher und vor allem zufriedener als mit ihr - der Jägerin.

Ihr Blick glitt zu Tajana. Die junge Frau schien Angels kompliziertes Leben vollkommen zu machen. Sie schien ihm die Einsamkeit und auch die Schuld - wegen seiner Taten - nehmen zu können. Er war ausgeglichener und zufriedener als früher. Die Dinge, die Angel ihr bei ihrem Streit gesagt hatte, stimmte. Das sah Buffy nun ein. Sie hatten sich beide weiter entwickelt und kämpften nun ihre eigenen Kämpfe. Sie hatten sich verändert und waren sich einfach nicht mehr nahe. Sie lebten in zwei völlig verschiedenen Welten und versuchten beide auf ihre Art mit allem fertig zu werden. Angel hatte sich neu verliebt. Und auch wenn es weh tat ... Buffy würde es akzeptieren.

Der Tag würde kommen an dem auch Buffy sich neu verlieben würde. Und sie konnte Angel schließlich nichts verbieten was sie selbst sich wünschte. Dazu hatte sie kein Recht. Ihre Beziehung zu Angel war kompliziert gewesen. Doch heute wußten sie gewisse Dinge, die damals noch nicht bekannt gewesen waren. Buffy wußte, er würde Tajana nicht so weh tun wie er ihr damals weh getan hatte. Das Leben ging weiter. Und Buffy würde ohne Angel ihren Weg gehen. So wie er ohne sie weitermachte und sein Leben lebte. Es würde auch ihr gelingen. Und sie hoffte, daß der Schmerz bald nachließ. Angel hatte seine Liebe neu verschenkt und Buffy würde es akzeptieren. Sie wollte Angel als Freund nicht verlieren. Deshalb würde sie lernen es zu akzeptieren. Die Liebe des Vampirs gehörte ihr nicht länger. Ihre Beziehung zu Angel war endgültig vorbei.

An Angel flogen die Bäume nur so vorbei. Ein paar Meter vor ihm konnte er den schwarzen, wehenden Ledermantel von Spike ausmachen. Spike hastete durch den Park und versuchte die Distanz zwischen Angel und sich zu vergrößern. Doch dies gelang ihm nicht so recht, den Angel ließ sich nicht abschütteln. Er verfolgte ihn nicht. Spike spürte, Angel jagte ihn.

Spike bremste plötzlich ab und wechselte die Richtung. Statt weiter geradeaus zu laufen suchte er Schutz im Gebüsch und verschwand zwischen den Bäumen. Er lachte in sich hinein; in der Hoffnung das diese nicht abzuwartende Reaktion von ihm Angel durcheinander brachte. Doch er täuschte sich.

Es war, als hätte Angel damit gerechnet. Denn Spikes Flucht zwischen die Bäume beeindruckte Angel gar nicht. Er folgte Spike einfach und ließ sich nicht abschütteln. Die Vampire, die sich im Wald aufhielten zogen sich zurück. Sie spürten, daß dies ein Kampf auf Leben und Tod sein würde und damit wollten sie nichts zu tun haben. Sie hatten keine Lust von Angel getötet zu werden.

Angel kam immer näher. Spike spürte es. Er hörte es. Und er verfluchte sich. Er wußte, sobald Angel ihn zu fassen bekam, würde dieser alles tun um den Ring zu bekommen. Doch so einfach würde Spike ihm das Juwel von Amara nicht überlassen. Es war Spike genauso klar wie Angel. Einer der beiden Vampire würde in dieser Nacht und in diesem erbitterten Kampf sterben. Nur ein Vampir würde die Nacht überleben und der andere würde zu einem Haufen Staub zerfallen. Das Ende nahte. Die beiden Vampire hatten sich noch nie besonders gemocht. Der spannende Endkampf hatte begonnen. In dieser Nacht würde sich alles entscheiden. Der Krieg zwischen Angel und Spike würde endlich ein Ende finden.

 28. ~

Spike hastete durch den Park. Er konnte hören wie Angel ihm dicht auf den Fersen war. Auch wenn Spike sich über Tajanas Schmerzen freute ... freute er sich nun nicht über die Konsequenzen seiner Handlung. Angel war hinter ihm her. Der jagte ihn und war fest entschlossen ihn ein für alle Mal aus dem Verkehr zu ziehen. „So leicht mache ich es dir nicht“, murmelte Spike und bremste auf einmal ab. Er wandte sich einem Mausoleum zu und sprang auf das Dach.

Angel blieb zwei Meter vor dem Mausoleum stehen. „Komm da runter, Spike“, rief er. In der Dunkelheit blitzten die gelben Vampiraugen von Spike auf. Ein dämonisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. Spike sprang vom Dach und riß Angel zu Boden. Angels Armbrust landete mit einen Krachen im Gras.

„Ich hab die Schnauze von dir voll“, rief Spike wütend und trat Angel in die Rippen. Angel sackte zu Boden. „Du glaubst wirklich das du besser bist als ich, oder?“ Angel blickte auf und knurrte. Im nächsten Moment stand er schon auf den Beinen. „Das glaube ich nicht, Spike. Das ist eine schlichte Tatsache.“ Die beiden Vampire starrten sich zornig an. Spike ließ seiner Wut mit einen lauten Schrei Luft und trommelte mit den Fäusten auf Angel ein.

Dieser wehrte die Attacke seines Gegners ab und beförderte Spike mit einen harten Faustschlag gegen die Mauer des Mausoleums. „Du brauchst nur Drusilla fragen. Frag sie, welchen Spaß wir früher – ohne dich – gehabt haben“, sprach Angel um den blonden Vampir zu provozieren. Und das gelang ihm auch. Spikes Augen sprühten haßerfüllte Funken und er stürzte sich auf Angel.

„Oh ... ich hab ja vergessen: Drusilla hat dich verlassen weil du weich geworden bist. Sie hat dir wohl nicht verziehen das du Buffy geholfen hast, nicht wahr?“ „Das reicht! Hör auf“, schrie Spike. „Wieso? Kannst du die Wahrheit nicht verkraften? Du warst doch nur Drusillas Spielzeug. Glaubst du wirklich, sie hat dich je geliebt? Mann, sie hat dich doch bloß erschaffen weil ihr langweilig war. Weil sie jemanden zum spielen haben wollte.“  Spike schlug Angels hart ins Gesicht.

„Hör auf!“ forderte er. „Die Wahrheit tut weh, nicht wahr, Spike?“ spottete Angel und rappelte sich hoch. Spike beförderte ihn mit einen Schlag erneut zu Boden. „Irgend jemand muß dir ja die Wahrheit sagen. Du warst immer nur Drusillas Spielzeug“, betonte Angel noch einmal. Er konnte dem Tritt von Spike ausweichen indem er sich zur Seite rollte. Angel bekam die Armbrust zu fassen und lud sie durch.

In der selben Sekunde stand er schon wieder auf seinen Beinen und richtete die Armbrust auf Spike. Spike lachte kalt. „Du weißt, das macht mir gar nichts aus! Dieser Pfeil kann rein gar nichts bei mir ausrichten.“ „Fragt sich nur für wie lange“, murmelte Angel. „Wenn ich mit dir fertig bin ist William, der Blutige nur noch eine staubige Erinnerung.“ „Dafür mußt du mir erst einmal den Ring abnehmen“, sprach Spike. „Keine Sorge, Spike, das tue ich schon noch“, erwiderte Angel und schoß den Pfeil ab.

Der Pfeil bohrte ein tiefes Loch in Spikes Oberschenkel. Spike verzog das Gesicht und zog den Pfeil mit einem Ruck aus seiner Haut. Da trat ihm Angel mit dem Knie brutal in den Magen. Spikes Oberkörper sackte nach vorne und dem Vampir entkam ein Stöhnen. „Das finde ich jetzt unfair“, stöhnte er. „Zwischen uns Beiden existieren keine Regeln. Es gibt nur ein einziges Gesetz, Spike“, knurrte Angel. „Ach ja? Und welches wäre das?“ „Nur einer von uns wird den nächsten Tag erleben. Denn einer von uns wird heute Nacht sterben. Und glaub mir, das wirst du sein, du untoter Bastard.“ Angel trat Spike brutal gegen das Kinn.

Spike fiel zu Boden. „Das finde ich jetzt echt nicht mehr lustig“, stöhnte er. Angel beugte sich über ihn und war gerade dabei Spike den Ring abzunehmen als dieser seinen Kopf in Angels Bauch rammte. Angel stöhnte auf und sackte in sich zusammen. Spike nutzte die Gunst der Stunde erneut und machte sich aus dem Staub. Er rannte Richtung Wald und verschwand zwischen den Bäumen mit der Gewißheit im Kopf, daß Angel ihm folgen würde.

Buffy war in Angels Küche eingeschlafen. Seit wie vielen Stunden sie ohne Schlaf schon wach war konnte sie nicht mehr sagen. Als es so still in Angels Wohnung war hatte die Müdigkeit die Kontrolle über ihren Körper übernommen. Sie hatte sich dem wohltuenden Schlaf einfach hingegeben. Deshalb bemerkte sie auch nicht wie Tajana aufwachte und Angels Schlafzimmer verließ.

Die Tatsache, das er sich da draußen in Gefahr begab, ließ sie einfach nicht ruhig schlafen. Sie wußte selbst das sie nichts tun konnte, aber ... es machte sich noch ganz verrückt einfach nur im Bett zu liegen und zu warten. Tajana beobachtete die Jägerin. Buffys Kopf war auf ihre Arme gesunken. Sie schlief friedlich.

Leise ging Tajana in Angels Küche und öffnete einen seiner Schränke. Sie holte Kaffee aus Angels Schrank und schaltete die Kaffeemaschine ein. Buffy wachte durch die Geräusche auf. „Oh Mann“, stöhnte sie. Tajana drehte sich zu Buffy um. „Willst du auch eine Tasse Kaffee?“ fragte sie. Buffy nickte. „Ich nehme alles zu mir was mich wach hält“, murmelte sie. Tajana holte aus einem anderen Schrank Milch und Zucker und stellte es auf den Tisch.

„Wieso schläfst du nicht?“ fragte Buffy. „Ich kann nicht schlafen. Es macht mich noch ganz wahnsinnig das Angel sich da draußen in große Gefahr begibt.“ Buffy lächelte. „Er kommt schon klar, glaube mir. Angel hat besonders starke Kräfte und er kann ganz gut auf sich selbst aufpassen. Außerdem ... ist er stinkwütend. Ich hab Angel noch nie so zornig gesehen. Spike wird nicht entkommen.“ „Das ist mir, ehrlich gesagt, egal. Ich hab Angst das Angel nicht mehr zurückkommt.“ „Er hat es versprochen“, sprach Buffy als Tajana zwei Tassen auf den Tisch stellte und die Kanne Kaffee.

Sie goß sich beiden Kaffee ein und setzte sich zu Buffy. Tajana griff nach der Milch und den Zucker. „Wie fühlst du dich?“ fragte Buffy. Tajana zuckte mit den Schultern. „Die Bilder holen einen ein. Ich hätte es niemals für möglich gehalten wieviel Schmerz und Leid es wirklich auf der Welt gibt. Sicher, wir sehen den Krieg im Fernsehen, aber ... diese Schmerzen, die die Dämonen verbreiten ... das ist grausam“, meinte Tajana und schüttelte den Kopf; so als wollte sie die schlechten Gedanken vertreiben.

„Dafür kämpfen wir. Ich, Angel und noch einige andere. Wir kämpfen für diese Menschen damit sie nicht mehr leiden müssen.“ „Ich weiß. Angel hat mir alles erzählt, Buffy. Über eure gemeinsame Vergangenheit.“ „Hat er erwähnt, ich weiß.“ „Darf ich dich etwas fragen?“ murmelte Tajana und sie sah Buffy ernst an. „Natürlich.“ „Liebst du ihn noch?“ fragte sie mit ernster Stimme.

Buffy schluckte schwer. „Ja“, gestand sie. „Ich liebe ihn noch. Aber er liebt mich nicht mehr. Unsere Liebe ist vorbei. Angel hat sich entschieden. Sein Herz – auch wenn es nicht mehr schlägt – gehört nur einer einzigen Frau. Und die bin nicht ich. Er liebt dich, Tajana. Er liebt dich mehr als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Ich meine, unsere Liebe war groß, aber ...“ Buffy suchte nach den richtigen Worten. „War kompliziert?“ half Tajana ihr auf die Sprünge.

„Das auch. Nein, es hat weh getan. Es tut weh ihn so sehr zu lieben. Er liebt dich. Ich hab verloren, so einfach ist das. Ich muß akzeptieren das er nie mehr nach Sunnydale zurückkehren wird. Er wird hier in Los Angeles bleiben - hier bei dir. Es freut mich das er glücklich ist. Unsere Liebe hat uns Beiden weh getan. Weißt du, Tajana, es ist sehr viel zwischen Angel und mir passiert und das Vernünftigste was Angel tun konnte war einen Schlußstrich ziehen. Er ist für unser beider Wohl gegangen. Ich weiß heute das es das Beste für uns war, daß er mich verlassen hat. Er gab mich für eine normale Beziehung frei. Ja, ich liebe ihn noch. Aber wie bei ihm wird auch bei mir eines Tages ein Mensch kommen dem ich diese Liebe weitergeben werde. Auch ich werde mich neu verlieben – irgendwann“, sprach Buffy offen.

„Bist du nicht sauer?“ „Sauer? Auf dich?“ fragte Buffy. Tajana nickte. „Ich war am Anfang total sauer. Ich konnte nicht glauben das er alles zwischen uns einfach so vergessen hatte und seine Liebe neu verschenkte. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen das er mich nicht mehr liebte. Deshalb kam ich hierher. Ich wollte es von ihm wissen. Und er sagte es mir. Er sagte mir ins Gesicht das er mich nicht länger liebte. Ich konnte es nicht glauben; wollte es nicht wahrhaben.“ „Kann ich verstehen“, murmelte Tajana. Buffy lächelte.

„Doch dann kam ich ins Krankenhaus und sah dich. Ich sah welch panische Angst Angel um dich hatte und ich begriff, daß ich verloren hatte. Mir wurde klar das er mich nicht länger liebte. Das seine Liebe nun dir gehört. Ich begriff das ich zurücktreten mußte. Angel hat recht. Wir haben uns beide weiter entwickelt und uns verändert. Wir sind nicht mehr dieselben Menschen wie vor einem Jahr. Wir sind uns fremd geworden. Es wäre alles viel leichter wenn ich dich hassen könnte, Tajana. Aber das kann ich nicht. Ich mag dich und ich weiß bei dir fühlt sich Angel so geborgen und glücklich wie es bei mir nicht möglich war. Du gibst seinen skurrilen Leben als Vampir mit Seele Stabilität. Und genau das ist es was er braucht. Werde mit ihm glücklich. Darf ich dir einen Rat geben, Tajana?“ Buffy sah sie an. Tajana nickte.

„Halt Angel fest. Laß ihn nicht gehen. Er braucht dich mehr als du ihn brauchst. Angel ist etwas besonderes und ich will das er glücklich wird. Gib ihm das was er braucht. Glaub mir, du wirst die Schmerzen – die ich mit Angel erlebt habe – niemals zu spüren bekommen. Ich weiß, ihr beide werdet es anders machen; mit dir wird Angel es besser machen als mit mir. Und es soll so sein. Ich akzeptiere meine Niederlage. Es ist endgültig vorbei. Angel hat sich für dich entschieden. Ich weiß, er wird niemals zurückkommen. Und ich weiß, er liebt dich mehr als er mich jemals geliebt hat und ... es ist okay. Ich kann damit leben. Angel und ich haben alles geklärt. Ich kann mit gutem Gewissen nach Hause fahren“, sprach Buffy mit einem Lächeln.

„Es war für dich sicher nicht einfach zu akzeptieren was er ist, oder?“ fragte Buffy plötzlich. „Nein. Er konfrontierte mich mit einer Wahrheit von der ich bis zu diesem Zeitpunkt glaubte es wäre nur Phantasie. Ich dachte immer Vampire und Dämonen wären Erfindungen der Filmindustrie. Und dann mußte ich plötzlich feststellen das der Mann, mit dem ich ausging, eine Kreatur der Nacht ist. Das war ein ziemlicher Schock für mich. Ich hab mich nach Angels Geständnis erst einmal von ihm zurück gezogen.“ „Und was hast du getan?“ „Ich hab in seiner Vergangenheit herum geforscht.“ „Das muß erst recht ein Schock gewesen sein“, flüsterte Buffy.

Tajana nickte bejahend. „Allerdings. Das er so grausam war ... hätte ich niemals für möglich gehalten. Doch ich erkannte eines unter all diesen Taten.“ „Und was?“ „Ich liebe ihn. Und ich wußte, ich konnte nicht mehr ohne ihn sein. Ich wollte nicht mehr ohne ihn sein. Dafür liebe ich Angel zu sehr.“ „Dein Schritt diese Beziehung einzugehen war wirklich mutig. Das ist für mich auch Grund genug zu glauben das du ihn wirklich liebst. Aber denkst du nicht das dir etwas fehlen wird? Ich meine, Normalität ist etwas was in meinen Leben nicht vorkommt, aber ...“ „Du meinst Kinder und Familie?“ unterbrach Tajana die Jägerin.

„Genau das meine ich.“ Tajana lächelte. „Mir ist Angel wichtiger als das. Ich bin nicht scharf auf Kinder. Und was die Familie angeht ... Angel ist meine Familie. Er ist alles was ich brauche um glücklich zu sein. Angel gibt mir alles was ich brauche. Ich brauche keine Kinder um glücklich zu sein. Nein, ich brauche nur Angel.“ Buffy lächelte. Sie wußte, Angel war bei Tajana in guten Händen. Die Beiden würden die Hindernisse ihrer Beziehung schon schaffen. Sie würden ihren Weg gehen. Diese Liebe stand über allem, das hatte Buffy endlich erkannt. Tajanas Liebe war das Licht in Angels Leben. Es war genau das was er brauchte. Ihre Liebe war Angels ersehnte Erlösung.

~ 29. ~

In der Zwischenzeit hatte Spike den Wald verlassen und lief über die Straße. Er bog ab und verschwand in einer Straße die zum Stadtzentrum führte. „Wenn du glaubst das dich das rettet täuscht du dich, Spike“, murmelte Angel und nahm die Verfolgung auf. Er würde den Mistkerl kriegen und wenn es das Letzte war was Angel in seinen Leben tun würde. Er würde Spike nicht gehen lassen. Spike würde für Tajanas Schmerzen bezahlen. Dafür würde Angel schon sorgen.

Spike blickte kurz zurück und konnte Angel erkennen. Verdammt! Warum ist dieser Kerl nur so hartnäckig? dachte Spike genervt. Spike bog in eine menschenleere Gasse ein und lief die dunkle leere Straße entlang. Am Ende jedoch erkannte Spike das er von allen Gassen dieser Welt in eine Sackgasse gelaufen war. Wütend schlug er gegen den hohen Zaun am Ende der Straße.

Er drehte sich um und sah Angel näher kommen. Blitzschnell mußte Spike eine Entscheidung treffen. Spike sah sich in der Gegend um. Ihm fiel ein hohes Haus ins Auge das anscheinend leer stand. Ohne lange zu überlegen raste Spike auf die Haustür zu und warf sich mit seiner ganzen Kraft dagegen. Die Tür flog aus den Angeln und Spike landete gemeinsam mit der Tür im Flur. Er rappelte sich hoch und lief die Treppe hinauf in den letzten Stock.

Langsam aber sicher bekam Spike einen Anflug von Panik. Angel war verdammt hartnäckig und er würde nicht eher ruhen bevor Spike für sein kleines Spielchen bezahlt hatte. Und Spike war nicht scharf darauf diesen vor Zorn wahnsinnig gewordenen Vampir in die Hände zu fallen und von ihm getötet zu werden. Er wollte noch einige Jahrhunderte leben. Doch Angel hatte geschworen ihm da einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Das was Spike am wenigsten hatte, aber ganz dringend brauchte, war nur eines: Zeit. Er brauchte Zeit um einen Plan zu entwickeln wie er Angel loswerden konnte. Er brauchte dafür einen Plan um den Vampir austricksen und töten zu können. Doch Angel ließ ihm diese Zeit bewußt nicht. Angel kannte Spike und er wußte, wie er Spike wirklich in Bedrängnis brachte damit dieser um sein Leben fürchten mußte.

Spike riß in der letzten Etage des dreistöckigen Hauses eine Tür auf und sah sich um. Der Raum mußte einmal eine Wohnung gewesen sein. Es standen noch alte Möbel herum die mit Spinnweben und Staub bedeckt waren. Es war stockdunkel doch das machte Spike nichts aus. Er konnte alles ganz klar erkennen.

„Hier mache ich dich fertig, Angel“, sprach Spike entschlossen. Endlich konnte er seine ganze Wut aus sich raus prügeln. Ich werde heute Nacht nicht sterben, dachte er und bereitete sich auf das Erscheinen seines Erzrivalen vor. Spike hatte lange auf diesen einen Kampf gewartet. Er hatte es wegen Drusilla nie gewagt Hand an Angel zu legen. Doch jetzt ... gab es in seinen Leben keine Drusilla mehr. Und Angel trug die Schuld daran. Jetzt würde Angel für alles bezahlen.

Angel legte sein Schwert ab und betrat das Haus. Er konnte regelrecht spüren in welchem Raum sich Spike aufhielt. Und Angel wußte, Spike wartete auf ihn. Spike hatte genug vom Weglaufen. Er wollte es wissen. Er wollte es endlich wissen. Spike wollte sich endlich mit Angel anlegen. Und wie Angel sehnte sich Spike danach es endlich zu beenden. Dieses Kapitel seines Lebens endlich abzuschließen – und das für immer.

Tajana saß mit angezogenen Beinen auf Angels Sofa. Sie machte sich Sorgen um Angel. Er war seit Stunden weg. Sie wußte, das er voller Hass auf die Suche nach Spike gegangen war. Und sie hoffte, daß er gesund und lebendig zu ihr zurückkehren würde. Während Buffy nach dem Hörer griff und Willow anrief stand Tajana auf und zog sich ins Schlafzimmer zurück. Sie wollte jetzt ein wenig allein sein.

„Und hast du sie getroffen?“ fragte Willow am anderen Ende der Leitung. Buffy wußte wen Willow meinte. „Ja, ich hab Tajana getroffen.“ „Und?“ fragte Willow neugierig. „Was für einen Eindruck macht sie auf dich?“ Buffy seufzte. „Ich mag sie“, gestand sie offen. „Wirklich?“ Davon war Willow völlig überrascht. Sie hätte niemals damit gerechnet das Buffy sich mit der neuen Freundin von Angel anfreunden würde. Doch anscheinend war es so.

„Es wäre alles leichter wenn ich ... sie hassen könnte; wenn ich ihr die Schuld für alles geben könnte, doch ... ich kann es nicht. Tajana ist so ein warmer, freundlicher Mensch. Ich kann verstehen warum Angel so verrückt nach ihr ist. Er liebt sie.“ „Und?“ fragte Willow mit zitternder Stimme. Buffy zuckte mit den Schultern obwohl sie wußte das ihre Freundin das nicht sehen konnte.

„Ich hab verloren. Angel wird nie mehr zurückkommen nach Sunnydale. Seine Liebe zu mir ist erloschen. Und ... er liebt Tajana mehr als er mich jemals geliebt hat.“ „Oh Buffy, das tut mir leid“, sprach Willow mitfühlend. Buffy lachte. „Das muß dir nicht leid tun. Weißt du, Willow, durch meinen Besuch hier in L.A. habe ich viel erkannt. Ich hab die Tatsachen erkannt. Angel und ich kämpfen nicht mehr gemeinsam. Wir gehen unsere Wege allein und haben uns verändert. Wir kennen uns nicht mehr. Es ist vorbei – endgültig. Ich war darüber erbost und auch traurig, doch dann habe ich Tajana kennengelernt. Sie ist die Richtige für Angel. Angel gehört zu dieser jungen Frau. Es ist für uns alle das Beste so wie es jetzt ist.“ „Du bist nicht mehr traurig?“ fragte Willow.

„Nein. Ich bin auch nicht mehr wütend. Es ist okay, Willow. Angel ist glücklich. Und das freut mich. Ich freu mich über sein Glück. Wir haben alles bereinigt und uns so einiges von der Seele geredet. Zwischen Angel und mir ist alles okay. Und ... ich mag Tajana. Ich denke, wir können gute Freundinnen werden. Es ist schön zu wissen das Angel in guten Händen ist. Das er jemanden gefunden hat der seinen Leben einen Sinn gibt. Ich bin froh das sie keine arrogante Zicke ist. Sie ist jung, normal und liebt Angel. Es soll wohl so sein wie es ist. Auch ich werde irgendwann jemanden finden und mich verlieben. Ich kann Angel das – wonach ich mich sehne – nicht verweigern. Er ist glücklich und ich hoffe, ich werde es auch bald wieder sein.“ Willow lächelte. Es freute sie zu hören wie vernünftig Buffy über die Sache dachte. Es freute sie das Buffy eingesehen hatte, das Angel ihr nicht länger gehörte; das er eine andere liebte und sie nichts mehr dagegen ausrichten konnte. Buffy hatte es endlich akzeptiert.

„Wann kommst du nach Hause?“ fragte Willow. „Ich weiß es nicht. Hier war die Hölle los, Willow. Spike ist aufgetaucht.“ „Das ist nicht gut“, murmelte Willow. „Du sagst es. Ich kann dir am Telefon nicht alles erklären. Ich werde das tun wenn ich wieder in Sunnydale bin. Aber ... soviel kann ich sagen: Spike hat ein ziemliches Chaos angerichtet.“ „Der Ring von Amara ... den wollte er haben, richtig?“ tippte Willow. „Ja und dafür geht der Kerl wirklich über Leichen. Jedenfalls hat er hier für ziemliche Unruhen gesorgt. Angel ist stinkwütend auf ihn. Er jagt ihn. Angel will ihn töten und ihn endlich aus dem Verkehr ziehen.“ „Daraus schließe ich das Spike sich unausstehlich benommen hat.“ „Das kann man wohl laut sagen.“ „Das heißt, du weißt noch nicht wann du zurück kommst?“ meinte Willow.

„Keine Ahnung!“ seufzte Buffy. „Ich schätze jedoch morgen oder übermorgen. Ich glaube daran das Angel Spike heute Nacht vernichtet. Ich hätte ihm ja geholfen aber das will er allein durchziehen. Ich will erst nach Sunnydale zurückfahren wenn die Sache mit Spike ausgestanden ist.“ „Kann ich verstehen“, pflichtete Willow ihr bei. „Er hat hier ja schon für Chaos gesorgt weil er auf der Suche nach diesem Ring war.“ „Und jetzt hat er das Chaos nach Los Angeles verlegt“, fügte Buffy seufzend hinzu. Langsam, aber sicher, ging Spike ihr gewaltig auf die Nerven. Sie war froh wenn er endlich zu einem Ascheregen zerfiel.

„Du kannst Giles ausrichten das ich in spätestens drei Tagen wieder da bin. Jedenfalls hoffe ich das. Und ich könnte auch schon wieder zu Hause sein wenn Spike uns nicht so auf Trab halten würde.“ „Okay, ich sag es ihm. Paß auf dich auf, Buffy.“ „Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen“, lachte die Jägerin. „Und ... Buffy?“ „Ja?“ „Ist wirklich alles okay? Ist es wirklich in Ordnung für dich das Angel jetzt eine andere liebt?“ fragte Willow vorsichtig nach.

„Natürlich ist das in Ordnung. Es geht mir gut, Willow. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Es ist alles okay. Wir haben alles geklärt. Und ich mag Tajana wirklich.“ „Ich wollte nur sichergehen“, verteidigte sich Willow. „Komm bald nach Hause.“ „Das werde ich, versprochen“, meinte Buffy und legte gleichzeitig mit Willow den Hörer auf die Gabel zurück.

Tajana saß auf Angels Bett und ließ ihre Gedanken schweifen. Vor einer Begegnung mit Buffy hatte sie immer Angst gehabt. Doch es war alles ganz anders verlaufen wie sie sich das vorgestellt hatte. Buffy akzeptierte die Liebe zwischen Angel und ihr. Sie akzeptierte das Angel mit einer neuen Partnerin versuchte glücklich zu werden. Und darüber war Tajana froh. Sie konnte Buffy ganz gut leiden. Und sie wußte jetzt: Die Geschichte mit Buffy stand nicht länger zwischen Angel und ihr. Er hatte damit abgeschlossen und liebte sie. Für ihn war das, was er mit Buffy erlebt hatte, ein Stück Vergangenheit. Es schien nur noch die Vergangenheit zu sein die Buffy und Angel miteinander verband. Für ihn hatte es keine Bedeutung mehr. Und das erleichterte Tajana.

„Ich bitte dich, Angel, komm zurück“, sprach sie leise. Sie wußte, das da draußen ein Kampf auf Leben und Tod zwischen Angel und seinen Erzrivalen Spike stattfand. Und sie hatte Angst um ihn. Doch Angel hatte versprochen das er zurückkam und er würde sein Versprechen halten. Tajana betete dafür das Angel lebend zu ihr zurückkehrte. Sie würde es niemals überleben wenn ihm da draußen etwas passierte; wenn er heute Nacht getötet werden würde. „Komm zu mir zurück, Angel“, flüsterte Tajana und sie wartete; wartete darauf das Angel durch diese Tür kam ...

~ 30. ~

Stumm sahen sich Spike und Angel an. Angel stand im Türrahmen zu der alten Wohnung und starrte Spike voller Hass an. „Ich hab es satt das du ständig in meinen Leben auftauchst und Chaos verbreitest“, sprach Angel. „Das liegt nun einmal in unserer Natur. Oh, ich vergaß! Du bist ja anders. Du hast ja eine Seele“, fauchte Spike verächtlich. Angel holte einen der zwei Holzpflöcke hervor und drehte ihn in seinen Fingern herum. „Los komm! Laß es uns beenden – ein für alle Mal“, forderte er Spike auf. Und Spike ließ sich nicht zwei Mal dazu auffordern. Wie zwei Raubtiere gingen Angel und Spike aufeinander los.

Angels Faust krachte in Spikes Gesicht. Er warf den blonden Vampir über einen Tisch. Spike prallte gegen die Wand; sprang jedoch sofort wieder auf. „Um mich zu vernichten mußt du mir erst einmal den Ring abnehmen“, sprach er mit einen lässigen Grinsen und rammte Angel seinen Fuß in den Magen. Mit harten Faustschlägen bombardierte er Angel und brachte ihn in Bedrängnis.

Er schnappte sich Angel an der Schulter und wirbelte ihn herum. Dabei verlor Angel die Armbrust, die in einer Ecke liegen blieb. Angel krachte gegen einen Stuhl, der aufgrund von Angels Schwung auf die Wand zuraste und daran zersplitterte. „Ich mach dich fertig, Angel. Und wenn ich mit dir fertig bin hacke ich dich in tausend Stücke.“ Spike schlug auf Angel ein. „Und weißt du was ich danach tue?“ Mit einen eiskalten Grinsen beugte sich Spike zu seinen Erzfeind hinunter. „Danach suche ich deine kleine Freundin auf und laß mir ihr Blut schmecken.“ Spike hatte den Satz noch nicht einmal ausgesprochen da sah er das zornige Aufflackern in Angels Augen.

Angels Faust schoß nach oben und verpaßte Spike einen harten Kinnhaken. Spike stolperte zurück während Angel auf die Beine kam. „Du wirst diese Nacht nicht überleben, Spike, das schwöre ich dir. Du hast dich an der Falschen vergriffen. Du hättest Tajana niemals als Opfer auswählen dürfen. Für all ihre Schmerzen wirst du zahlen.“ Angel packte Spike brutal an der Schulter und schleuderte ihn gegen den Schrank.

Jeder Schlag von Angel wurde härter. Jeder Tritt traf genau sein Ziel. Spike keuchte und versuchte auf die Beine zu kommen. Für einen kurzen Moment verschwamm alles vor Spikes Augen. Er konnte nur noch die Umrisse von Angel erkennen der bedrohlich näher kam. Spike stemmte sich auf seine Arme und rappelte sich hoch.

Er setzte einen Schlag an. Jedoch ging er ins Leere weil Angel ohne mit der Wimper zu zucken auswich. „Du bist am Ende“, sprach Angel. „Noch lange nicht“, widersprach Spike und ein harter Tritt beförderte Angel zu Boden. Spike grinste kalt. So schnell würde er sich nicht ergeben. Angel knurrte wütend und sprang auf. Zornig funkelte er Spike an und stürzte sich auf seinen alten und nie sehr beliebten Weggefährten. Er nutzte seinen eigenen Schwung aus um Spike zu Boden zu reißen. Unter ihnen ging ein Tisch mit lauten Krachen zu Bruch.

Angel nagelte Spike am Boden fest. Er umfaßte Spikes Hand mit einen brutalen Griff. Spike konnte das – was in den nächsten Sekunden geschah – nicht mehr verhindern. Mit grober Gewalt nahm Angel dem blonden Vampir das Juwel an Amara ab. Ein triumphierender Blick begegnete den Augen von Spike. „Diesen Ring wirst du nie mehr zu Gesicht bekommen, Spike“, sprach Angel und der Ring verschwand in Angels rechter Hosentasche.

Verdammt, fluchte Spike innerlich. Jetzt war es schon zum zweiten Mal geschehen. Zuerst hatte Buffy ihm den Ring abgenommen und nun war Angel derjenige, der ihm den Ring abnahm. „Du wirst diese Welt für immer verlassen, Spike“, sprach Angel verächtlich und der Holzpflock raste auf Spike zu. Spike hatte keine Zeit mehr sich darüber Gedanken zu machen den Ring ein für alle Mal verloren zu haben ... er mußte sein untotes Leben retten.

Mit all seiner Kraft schleuderte er Angel von sich und konnte sich so gerade noch retten. Spike sprang auf während Angel über den Boden schlitterte. Spike wußte, er konnte keinen Gedanken mehr an den Ring verschwenden. Der Ring war für ihn verloren. Er würde diese Macht über das Juwel von Amara nie mehr verspüren. Jetzt blieb ihn nur noch eines übrig: Er mußte sein Leben retten, denn Angel war stinksauer und würde erst nach Hause fahren wenn er – Spike – tot war.

Deshalb drehte sich Spike um und raste aus der Tür hinaus. Angel sah ihm nach. „Du wirst nicht verschwinden“, flüsterte Angel. Er griff nach der Armbrust, sprang auf und rannte hinter Spike her. Spike hastete die Treppe zum Dach hinauf. Er hoffte vom Dach aus besser fliehen zu können. Und zwar so schnell das Angel ihm nicht folgen konnte. Doch der Vampir mit Seele war ihm erneut dicht auf den Fersen.

Spike riß die Tür zum Dach auf und stolperte hinaus ins Freie. Es herrschte eine völlig schwarze Nacht. Über den sternenklaren Himmel hatten sich dichte Wolken gelegt und es donnerte. Im nächsten Moment fing es auch schon heftig zu regnen an. Ein wilder Regenschauer prasselte auf die Erde nieder. Es war die perfekte Nacht für einen finalen Kampf. Spike machte schnell die Gegend aus und sah das er prima über die Dächer der umliegenden Häuser fliehen konnte. Doch bevor er zum Sprung ansetzen konnte brachte Angel ihn zu Fall und Spike stürzte auf den nassen Boden.

„Du wirst nirgendwo hin gehen, Spike“, knurrte Angel und hämmerte Spikes Kopf mehrere Male gegen den harten Boden. Er schlug Spike die Nase kaputt. Spike rammte Angel seinen Ellbogen in die Rippen damit dieser für wenige Augenblicke von ihm abließ. Verzweifelt robbte Spike zwei, drei Schritte von Angel weg und schaffte es dann wieder auf die Beine zu kommen.

Spike kam jedoch nicht dazu auch nur einen Schlag anzusetzen denn Angel schleuderte ihm die Armbrust um den Schädel. Die Wucht des Schlages beförderte Spike erneut zu Boden. Als er aufblickte ließ Angel die Armbrust auf ihn nieder krachen. Spike schrie auf. Das tat wirklich weh. Er wußte, es ging Angel nicht mehr darum ihn nur zu töten. Es ging Angel ganz allein darum Rache für seine Freundin zu nehmen. Er ließ Spike nun für Tajanas Leid bluten. Bevor Angel Spike vernichtete würde er ihn windelweich prügeln.

Immer und immer wieder krachte die Armbrust auf Spikes Gesicht nieder. Und mit jedem Schlag robbte sich Spike von Angel weg. Er kam den Rand des Daches immer näher. Doch Spike sah das nicht. Er war allein darauf konzentriert Angel zu entkommen. Jetzt fand er die Sache nicht mehr besonders lustig. Er war in wirklichen Schwierigkeiten. So groß wie jetzt waren Spikes Schwierigkeiten noch nie gewesen. Und erneut raste die Armbrust auf sein Gesicht zu.

Angel schlug so oft mit der Armbrust auf Spike ein bis die Waffe in seinen Händen zersplitterte weil sie der Kraft der Schläge nicht mehr gewachsen war. Angel packte Spike am Kragen und zerrte ihn hoch. „Du untoter Hurensohn! Diesmal bist du zu weit gegangen“, rief Angel zornig und trommelte mit harten und brutalen Faustschlägen auf Spike ein.

Mit dem Willen überleben zu wollen schaffte es Spike einen Schlag anzusetzen und Angel von sich zu stoßen. Spike stolperte auf die Kante des Daches zu. Er sah Angel an, der geschickt auf den Beinen landete. „Du willst meinen Tod? Du willst mich fertigmachen?“ rief Spike herausfordernd. „Na los! Dann komm und hole mich. Komm her, Angel! Los komm schon! Zeig mir was du draufhast.“ In Spike brodelte die Wut. Wenn er schon sterben würde, würde er mit Stolz untergehen. Wehrlos würde er sich Angel niemals ausliefern. Er würde bis zum Ende kämpfen. „Komm her“, brüllte Spike. Und Angel ließ sich nicht zwei Mal bitten.

Er stürzte sich auf Spike. Der Schwung sorgte dafür das die Beiden das Gleichgewicht verloren und vom Dach stürzten. Drei Etagen stürzten sie im freien Fall vom Dach. Spike und Angel landeten zwischen zwei Müllcontainern. Bin ich froh das ich ein Vampir bin, dachte Spike und blieb für eine Sekunde benommen liegen. Ein Mensch hätte diesen Sturz niemals überlebt. Doch für Vampire war das eine Kleinigkeit.

Angel sah den schwarzen Himmel über sich und der heftige Regenschauer prasselte auf sein Gesicht. Doch der Gedanke an Spike überwog alles. Für eine kurze Ruhepause hatte er keine Zeit. Es galt Spike zu vernichten und nicht sinnlos herumzuliegen. Angel rappelte sich hoch und mußte sich zuerst einmal orientieren. Da sah er Spike, der ebenfalls gerade im Begriff war aufzustehen.

Für einen kurzen Moment standen sie beide auf wackligen Beinen doch der Hass war stärker als alles andere. Sie stürzten sich aufeinander und bombardierten sich mit brutalen Schlägen und Tritten. Angel und Spike lieferten sich den heißesten Kampf ihres Lebens und keiner der Beiden war bereit sich zu vergeben und den Dingen ihren Lauf nehmen zu lassen. Sie wollten beide den Tod des anderen.

Doch es war Angel der langsam aber sicher die Oberhand gewann. Er schleuderte Spike gegen einen Müllcontainer. In der Gasse und zwischen den Regen krachte es laut. Spike schluckte schwer. Angel zerrte ihn hervor und stieß Spike einfach vor sich auf den Boden hin. Spikes Bein schoß in diesem Moment hoch und traf Angel an der Schulter. Auch Angel landete auf dem nassen Boden.

Die Situation zwischen ihnen spitzte sich zu. Spike sah in Angels Augen und las puren Hass darin. Es war derselbe Hass, den Spike für seinen ehemaligen Weggefährten übrig hatte; den er schon immer für Angel übrig gehabt hatte. „Ich werde dich töten“, rief Spike und sprang auf. Angel ignorierte Spikes Kommentar und stand mit einen geschickten Sprung wieder auf den Beinen. Spike griff nach der nächsten Mülltonne und warf sie nach Angel. Doch Angel wich blitzschnell aus und die Tonne landete mit einen lauten Knall am Boden hinter Angel. Ihr Inhalt verstreute sich über die Gasse.

Angel setzte mit einen Sprung über Spike hinweg. Verwundert drehte sich Spike um. Innerhalb von drei Sekunden griff Angel nach seinen Schwert, holte es aus der Scheide und preßte die Klinge gegen Spikes Kehle. „Das Spiel ist aus, Spike“, sprach Angel. Spike schluckte schwer. Angel hatte es tatsächlich geschafft ihn zu überrumpeln.

„Hör mal, Angel, du darfst das Ganze nicht so ernst nehmen. Das war doch nur Spaß“, sprach Spike. Doch Angel reagierte darauf nicht. „Du bist mir und allen anderen lang genug auf die Nerven gefallen. Ich habe gesagt, du wirst heute Nacht sterben und so wird es sein.“ „So einfach mache ich es dir nicht“, sprach Spike und seine Faust schoß nach vorne. Doch Angel hatte mit einer Verzweiflungsattacke von Spike gerechnet.

Er drehte sich einmal um die eigene Achse und entkam der schwachen Attacke. Er funkelte Spike wütend an und zog durch. Es war soweit. Nun würde Spike mit dem Tod für Tajanas Schmerzen bezahlen. Die Klinge raste auf Spikes Kehle zu und trennte den Kopf von den Schultern. Er beendete die untote Lebenslinie von Spike, seinen ehemaligen Weggefährten und ewigen Erzrivalen. In der selben Sekunde zerfiel Spike zu Staub. Sein letzter Schrei ging im Donner und im Heulen des Windes unter. Der Wind trug Spikes Asche fort und zerstreute sie in der Welt.

In der selben Sekunde sank Angel auf die Knie. Es war ihm egal ob er klatschnaß war oder nicht. Er hob seinen Blick und sah den Regentropfen entgegen. Angel schloß für einen Moment die Augen und genoß die Stille. Es war wirklich vorbei. Er hatte Spike vernichtet. Tajana und er hatten ihre Rache bekommen. Spike stellte keine Gefahr mehr dar. Spike war tot – endgültig.

Angel genoß diesen langen Augenblick des Friedens. Seine Gedanken waren bei Tajana. Er hatte sein Versprechen gehalten. Schon in weniger als einer Stunde würde er wieder bei ihr sein. Und Spike würde niemanden mehr auf die Nerven gehen; geschweige denn wieder Chaos und Zerstörung anrichten. Es war vorbei. Angel hatte gesiegt. Das Kapitel Spike war nur noch ein Stück seiner Vergangenheit. Angel lächelte selig und breitete die Arme aus. Er hieß den vollkommenen Frieden in sich willkommen. Mit Spike war das dunkelste Kapitel seines Lebens gestorben. Nun konnte ein neuer Lebensabschnitt für Angel beginnen ...

~ 31. ~

Doyle und Cordelia saßen inzwischen bei Buffy in Angels Küche. Sie hielten es alle nicht mehr aus. Angel war nun schon seit Stunden weg und allmählich machte sich auch Buffy Sorgen. Was war, wenn Angel verlor? Wenn Spike zu stark für ihn war? Buffy schüttelte den Kopf. Nein, so durfte sie nicht denken. Angel würde Spike töten. Daran bestand kein Zweifel. Daran mußte sie glauben. Wenn sie nicht mehr daran glaubte ... wie sollten es dann die Anderen tun?

Buffy seufzte und strich sich durch ihr Haar. „Solange kann das doch unmöglich dauern, oder?“ fragte Cordelia in die Stille hinein. „Ich meine, er tötet ihn doch nur. Buffy, hat das was schlimmes zu bedeuten wenn Angel sich soviel Zeit läßt?“ fragte Cordelia panisch. Buffy schüttelte den Kopf. „Nein, sicher nicht. Spike wird sich nicht einfach hinstellen und sagen ‘Töte mich, Angel. Hier bin ich.‘ Angel wird Spike erst verfolgen und zum stehen bringen müssen, dann wird er ihn töten. Mach dir keine Sorgen, Cordy. Er lebt. Ich bin mir sicher“, sprach Buffy beruhigend und hoffte, das es überzeugend klang.

„Vielleicht sollten wir mal nach Tajana sehen“, mischte sich Doyle ein. „Nein“, sprach Buffy. „Ich hab das Gefühl das sie allein sein will. Und wir sollten diesen Wunsch respektieren.“ „Du hast recht. Hoffentlich kommt Angel bald“, murmelte Cordelia. Sie hatte es noch nicht einmal zu Ende gesprochen als die Drei einen Wagen hörten, der in die Garage fuhr.

Wie von der Tarantel gestochen sprangen alle drei auf und warteten mit angehaltenen Atem. Wenig später bog Angel um die Ecke. Er war von Kopf bis Fuß klatschnaß aber er lebte. „Angel, du lebst“, rief Cordelia erleichtert aus. Buffy blickte Angel an. Er nickte nur und sie wußte, er hatte es getan. Spike war nicht mehr unter ihnen. Es war vorbei. „Sie ist im Schlafzimmer“, sprach Buffy nur. Angel verstand und steuerte darauf zu.

„Angel, was ist mit Spike?“ rief Doyle. „Er ist tot. Angel hat ihn vernichtet“, antwortete Buffy an Angels Stelle. „Woher weißt du das?“ „Ich weiß es einfach“, murmelte Buffy. Sie atmete erleichtert auf. Spike würde nie mehr auftauchen um Ärger zu machen. Für das Juwel von Amara hatte er halb Sunnydale in Schutt und Asche gelegt. Und in Los Angeles hatte er seine Spielchen mit Angels Freundin getrieben. Es war genug. Spike war zu weit gegangen und dafür hatte er endlich mit seinen untoten Leben bezahlt.

Tajana hörte wie die Tür aufging. „Cordelia, ich will meine Ruhe haben“, murmelte sie. „Soll ich wieder gehen?“ sprach eine ihr sehr bekannte Männerstimme. Tajana drehte sich um – da sie mit dem Rücken zur Tür auf dem Bett lag – und blickte auf den Mann, der da stand. Von seiner ganzen Kleidung tropfte Wasser; er war klatschnaß. Doch er war gesund. Er lebte.

„Angel“, rief Tajana erleichtert aus und sprang auf. Angel nahm sie fest in seine Arme. Für Tajana spielte es keine Rolle das an ihm nichts trocken war. Sie war froh ihn endlich wieder in ihren Armen halten zu dürfen. „Gott sei Dank, du lebst“, flüsterte sie an seinen Ohr. „Geht es dir gut?“ „Jetzt, wo ich bei dir bin – ja“, sprach Angel und drückte Tajana fest an sich.

Minutenlang hielt er sie nur in ihren Armen und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Er nahm ihren Duft in sich auf und wollte sie nie mehr gehen lassen. Und auch Tajana wollte ihn nie mehr loslassen. Die Angst fiel von ihr. Er war noch am Leben. Er hatte sein Versprechen gehalten und war zu ihr zurück gekehrt.

Doch dann hob Tajana den Kopf. „Was ist mit ... Spike?“ fragte sie. „Der wird uns nie mehr Probleme bereiten. Er ist tot“, sprach Angel schlicht. Tajana lächelte. „Ich hatte solche Angst dich nie wiederzusehen, Angel.“ „Ich werde dich nie verlassen“, versprach Angel ihr und küßte sie zärtlich auf die Lippen. Tajana schlang ihre Arme um seinen Nacken und gab sich ganz dem Kuss hin.

Buffy beobachtete die Beiden durch die offene Tür und lächelte. Sie griff nach ihrer Jacke und zog sie an. „Ich hab meine Pflicht getan. Hier gibt es nichts mehr für mich zu tun“, sprach sie zu Angels Team. „Ich geh jetzt. Sagt Angel, das ich am späten Nachmittag vorbeischauen werde. Ich komme dann vorbei um mich zu verabschieden.“ „Du fährst nach Sunnydale zurück?“ fragte Cordelia. „Ja. Meine Arbeit ist getan. Mein Platz ist in Sunnydale. Und Angels Platz ...“, sprach Buffy und blickte zu ihrem Ex-Freund und dessen neuer Freundin. „... Ist an der Seite von Tajana; hier in Los Angeles.“ Buffy warf ihr Haar zurück und stieg die Stufen hinauf.

Cordelia und Doyle sahen der Jägerin nach. „Sie gehen in Frieden auseinander“, stellte Doyle fest. „Das ist auch gut so. Ich finde es schön das Buffy Angels Beziehung akzeptiert. Laß uns gehen, Doyle. Hier haben wir im Moment nichts verloren. Lassen wir Angel und Tajana allein“, sprach Cordelia. Sie griff nach Doyles Arm und schubste in Richtung Treppe. Doyle verstand und diskret verzogen sich auch Angels Freunde.

„Was ist mit dem Ring?“ fragte Tajana zwischen den Küssen. Angel kramte in seiner Hosentasche herum und hielt den Ring hoch. „Er ist wieder da wo er hingehört.“ Tajana streifte Angel den Ring über den Finger. „Ja, er ist wieder da wo sein Platz ist. Ich bin so froh das dir nichts passiert ist. Ich hätte es nicht überlebt wenn du nicht zurück gekommen wärst.“ „Ich weiß. Und allein aus diesem Grund wollte ich zu dir zurück“, sprach Angel und küßte sie erneut voller tiefer Liebe.

„Wie fühlst du dich?“ fragte Angel. „Ich bin okay. Ich hab das Schlimmste doch überstanden.“ „Wie bist du mit Buffy klar gekommen?“ „Sehr gut. Ich denke, wir können Freundinnen werden. Wenn du nichts dagegen hast“, sprach Tajana. „Was sollte ich dagegen haben? Ich würde mich darüber freuen. Bist du dir jetzt sicher das nur du die einzige Frau in meinen Leben bist? Ich liebe Buffy nicht mehr. Meine Liebe gehört nur dir.“ „Ich bin mir dessen sicher, Angel. Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich“, erwiderte Angel und mit einen langen, zärtlichen Kuss schenkte er ihr seine ganze Liebe ...

Am späten Nachmittag betrat Buffy das Büro von Angel. Angel saß mit Tajana in seinen Büro als Buffy an die Tür klopfte und sie öffnete. „Ich bin hier um mich zu verabschieden“, sprach Buffy als sie das Büro betrat. „Du fährst schon?“ fragte Angel. „Ich muß. So wie du hier gebraucht wirst ... werde ich in Sunnydale gebraucht. Ich werde Giles davon berichten das Spike tot ist. Ich denke, er sollte es wissen.“ „Ja, das denke ich auch.“ Angel stand auf und trat auf Buffy zu.

Und das erste Mal – seit sie sich kannten – umarmten sie sich wie Freunde. „Hör auf mich, Angel: Laß dieses Mädchen nicht gehen. Tajana tut dir gut. Laß sie nicht gehen. Bleib bei ihr solange du sie liebst; solange du kannst. Sie ist die Richtige für dich“, flüsterte Buffy in sein Ohr. „Ich werde sie niemals verlassen“, sprach Angel leise. Buffy schenkte ihm ein Lächeln. „Paß auf dich und auch auf Tajana auf, okay?“ „Natürlich. Und du paß auf dich auf. Du sollst uns solange wie möglich als Jägerin erhalten bleiben.“ Buffy lachte. „Klar bleibe ich euch erhalten. Ich danke dir, Angel.“ „Wofür?“ „Für alles“, sprach Buffy und umarmte ihn noch einmal kurz.

Dann trat sie auf Tajana zu und umarmte diese wie eine Freundin. „Paß auf Angel auf. Mehr kann ich dir nicht mehr sagen. Ich hab dir schon alles gesagt was es zu sagen gibt.“ „Danke, Buffy.“ „Keine Ursache! Ich freue mich für euch.“ Buffy ging zur Tür. Sie drehte sich noch einmal um. „Und das meine ich ernst. Ihr gebt ein süßes Paar ab. Und ich bin mir sicher ihr werdet alles gemeinsam durchstehen. Ich freue mich wirklich für euch. Ich bin mir sicher, wir werden uns wiedersehen. Bis bald“, sprach Buffy. Dann ging sie aus dem Büro. Sie würde ihr Leben ohne Angel weiterleben. Genau wie er. Sie gingen nun beide ihren eigenen Weg. Und alles war zwischen Angel und Buffy geklärt. Buffy und Angel waren diesmal als Freunde auseinander gegangen.

Nachts stand Angel mit Tajana auf einen Hügel und blickte mit ihr über das hell erleuchtete Los Angeles. Er war seinen Weg gegangen. Angel hatte endlich erkannt wohin sein Weg ihn führen würde. „Angel?“ „Ja?“ Er wandte Tajana das Gesicht zu. „Bist du glücklich?“ „Wie kannst du das fragen? Natürlich bin ich das. Ich war in meinen ganzen Leben – weder als Mensch noch als Vampir – so glücklich wie jetzt.“ Angel zog Tajana eng an sich.

Angel hatte die Dunkelheit in seinen Leben überwunden. Tajana hatte ihn zum  Licht geführt. Angel wußte, ihm standen noch Prüfungen bevor. Prüfungen, die er überwinden mußte. Doch er würde sie schaffen. Mit dieser Frau an seiner Seite würde er alles schaffen. Die Finsternis war vorbei. Seine grausamen Taten ... er zahlte dafür. Niemals hätte er gedacht jemals wieder lieben zu können. Doch es war geschehen. Und es war wundervoll.

Zärtlich blickte er in Tajanas Augen. Nun begann ein neues Leben für Angel. Er würde weiter für das Gute kämpfen. Doch jetzt wußte er – wenn er nach Hause kam – wartete in seiner Wohnung jemand auf ihn. Es gab jemanden der ihn liebte und den er mehr liebte als alles andere auf der Welt. Angel hatte es geschafft. Tajana hatte ihn aus der Einsamkeit und der Finsternis in seinen Leben geführt. Sie hatte ihn zum Licht geführt. Durch sie hatte Angel endlich das bekommen was er sich sehnlichst gewünscht hatte: Seine Erlösung.

Es war die Erlösung auf eine besondere Art. Die Erlösung durch die Liebe. Und er würde den hellen Stern in seinen Leben nie mehr gehen lassen. Durch Tajana hatte er alles bekommen wonach er sich gesehnt hatte. Er  konnte wieder lieben. Und er tat es wie noch nie zuvor in seinen Leben. Die Dunkelheit war vorbei. Mit Tajana war für Angel die Sonne in seinen dunklen Leben aufgegangen.

Und diese tiefe, innige Liebe erfüllte Angel mit neuem Leben. Er war endlich glücklich. Und er würde dieses Gefühl von Liebe, Leben und Glück festhalten. Mit Tajana hatte Angel das Glück und die Liebe seines Lebens endlich gefunden ...

Ende


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