Title:
Der Fürst der Finsternis, Teil 2 – Tödlicher Kampf
Fandom:
Buffy – The Vampire Slayer Summary: Der Kampf nach Willows Tod geht weiter. Doch Buffy scheint machtlos gegen die Bedrohung zu sein, die von Angelus und seinen Leuten ausgeht. Das Morden unter Buffys Freunden geht weiter und niemand scheint es stoppen zu können ... Disclaimer: Die Charaktere von Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen. Note: Nun ja, Buffy scheint gegen Angelus machtlos zu sein – vorallem nachdem sie hinter sein kleines Geheimnis kommt, daß er noch niemanden erzählt hat. Habe ich euch neugierig gemacht? Na, dann lest doch einfach wie es weitergeht und welches Geheimnis Buffy aufdeckt ...
Der
Fürst der Finsternis, Teil 2 - Tödlicher Kampf Es existiert eine Legende. Die Legende eines Dämons, der einst erschaffen wurde für eine einzige Bestimmung. Er ist der Herr der Finsternis. Auserwählt von höheren Mächten des Bösen. Er allein wird herrschen. Die Finsternis ist sein. Er ist der Auserwählte der dunklen Mächte. Er wird der Fürst der Finsternis genannt ...
~ 1. ~ In der Stadt herrschte eine ungewöhnliche Ruhe. Und genau diese Ruhe war der Jägerin unheimlich. Sie traute ihr nicht. Meistens war eine solche Stille ein böses Omen, wie sie aus Erfahrung wußte. Kurz nach Sonnenuntergang traf Buffy zu Hause e in. Joyce, ihre Mom, würde erst später nach Hause kommen. Sie hatte noch etwas in der Galerie zu tun. Das war Buffy nur recht. Sie mußte heute noch auf Patrouille. Buffy machte sich Sorgen. Willow war unauffindbar. Niemand wußte, wo das rothaarige Mädchen abgeblieben war. Xander und Giles waren ihr auch keine große Hilfe, da die nur die Frau vom Schulrat im Kopf hatten. Ihre einzig wahre Hilfe war Oz. Er war außer Willow der Einzige, der sich ganz gut im Netz auskannte. Buffy blickte auf ihre Armbanduhr, die sie ziemlich selten trug. Heute war einer dieser Ausnahmetage, wo sie die Uhr trug. Oz war noch in der Stadtbibliothek. Oz wollte mehr über Acathla herausfinden. Doch er machte sich große Sorgen um seine Freundin. Buffy hatte ihm versprochen, daß sie Willow finden würde. Sie spürte tief in sich, daß Angel dahinter steckte. Doch was bezweckte er damit nur? Wollte er sie noch wütender machen? Trieb er seine Spielchen weiter mit ihr? Buffy konnte sich keinen Reim auf sein Verhalten machen. Buffy blickte auf und stutzte. Etwas stimmte nicht. Sie konnte das Haus ihrer Mutter sehen, doch irgend etwas war nicht in Ordnung. Sie fühlte es. Ihre Jägerinnen-Instinkte reagierten auf etwas übernatürliches. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Hier ist etwas überhaupt nicht in Ordnung, dachte Buffy und in der selben Sekunde sah sie zwei Gestalten, die von ihrer Veranda rannten. „Vampire“, flüsterte Buffy und sie machte sich sofort auf den Weg. Was taten diese Typen hier? Buffy rannte hinter ihnen her, doch die Vampire waren zu weit entfernt von ihr und verschwanden lautlos. Die Jägerin konnte nur noch in die Dunkelheit starren. Was wollten diese Typen bloß auf ihrer Veranda? Was hatten die dort zu suchen? Buffys innerer Dämonenradar meldete Gefahr. Langsam und immer die Augen offenhaltend ging sie auf die Veranda zu. Die wollten etwas bestimmtes hier, dachte Buffy. Ihre Instinkte als Jägerin sagten ihr, daß diese Vampire etwas gewollt hatten. Langsam stieg sie die Stufen zur Veranda hoch. Sie ging zur Seite und schaltete das Verandalicht ein. Und dann starrte sie auf die Leiche, die da vor ihr lag und sie mit stummen Augen ansah. Sie schrie entsetzt auf. Es war Willow – tot, blutleer. Angel hatte sie getötet ... Wie in Trance stand Buffy auf der Veranda und beobachtete die Polizisten, die ihre Arbeit erledigten. Sie fröstelte leicht. Doch es war nicht die Nacht, die ihr die Kälte in den Körper jagte. Es war Angels Tat, die sie erzittern ließ. Und ihre verdammte Hilflosigkeit tat den Rest dazu. Angel hatte ihre beste Freundin getötet. Warum? Warum Willow? Sie hat doch nichts getan. Sie war unschuldig, dachte Buffy verzweifelt. Leise fing sie zu weinen an. Ihre beste Freundin war tot. Das Schrecklichste an der ganzen Sache war, daß sie Willow nicht hatte helfen können. Buffy hatte so etwas geahnt, doch nun hatte sie traurige Gewißheit. Es war klar, daß sie ihre Freunde nicht rund um die Uhr vor Angels Angriffe schützen konnte. Aber das ... Das machte sie hilflos, zornig und traurig zugleich. Willow war ihr immer eine große Hilfe gewesen – bei den Recherchen über verschiedene Dämonen, aber auch bei Problemen in ihren Leben. Und nun war sie fort. Sie war tot. Und Buffy trug die Schuld daran. Sie hatte Willow nicht beschützen können. Sie hatte sie nicht retten können. „Ms. Summers?“ Buffy blickte mit glasigen Augen auf. Ein älterer Polizist stand mit ernster, aber mitleidiger Miene vor ihr. „Sie müssen mit aufs Revier. Wir haben nur ein paar Fragen.“ Buffy nickte langsam. „Kann ich noch kurz telefonieren? Es dauert nicht lange.“ „Natürlich.“ „Danke“, murmelte sie. Geschockt sah sie zu wie Willows Leichnam davon getragen wurde. Sie ging hinein und wählte eine Nummer. Allerdings rief Buffy nicht ihre Mutter, sondern ihren Wächter an. „Ja?“ „Giles, hier ... ist Buffy.“ „Buffy, schön das zu anrufst. Ist etwas geschehen?“ „Angel ...“ Buffy wandte sich ab, damit die Polizisten sie nicht verstanden. „Er hat Willow ... getötet. Ihre Leiche hat er auf meine Veranda legen lassen. Ich ... ich hab sie gefunden.“ Ruhig und geschockt zugleich hörte Giles seiner Jägerin zu. „Es tut mir leid, Buffy, ich komme sofort.“ „Die Polizei ... sie bringen mich auf das Revier. Sie müssen mir ein paar Fragen stellen.“ „Ich komme dorthin. Warte dort auf mich, ja?“ „Okay.“ Wie betäubt legte Buffy auf. Tränen bannten sich über ihre Wangen. Sie trauerte um ihre beste Freundin. Giles stürmte hastig durch die Türen des Sunnydaler Polizeireviers. „Wo ist Buffy Summers?“ fragte er den Polizisten hinter der Theke. „Ah, Sie müssen der Vater sein. Sie hat schon angegeben, daß Sie kommen würden.“ Giles wunderte die Aussage des Polizisten nicht. Er hatte genau das erwartet. „Wo ist sie?“ „Sie muß nur noch ihre Aussagen unterschreiben, dann kann sie gehen.“ „Wird sie noch Probleme bekommen?“ fragte Giles besorgt. Der Polizist lächelte milde und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, wir haben ihr diese Fragen nur aus Routine gestellt. Ihre Tochter hat nichts mit dem Tod von Willow Rosenberg zu tun. Dessen sind wir uns sicher. Sie kann nach Hause gehen. Es tut uns leid, wenn wir Ihre Tochter so lange hier fest gehalten haben, aber ... wir mußten ihr diese Fragen stellen. Ihre Tochter ist sehr stark. Kompliment! Nicht jedes Mädchen in ihrem Alter hätte so stark reagiert wie Ihre Tochter. Es tut mir leid“, sprach der Polizist aufrichtig. „Ich weiß, das sie stark ist“, erwiderte Giles und er erblickte Buffy, die aus einem Raum geführt wurde. Ihr Wächter führte sie aus dem Revier. Davor nahm er sie tröstend in die Arme. „Ausgerechnet Willow! Ich konnte sie nicht schützen, Giles. Ich konnte es einfach nicht. Warum tut Angel mir das an? Warum bloß?“ schluchzte sie qualvoll. Giles strich ihr beruhigend über das Haar. „Ist schon gut! Ich weiß nicht, warum er jetzt so extrem ist. Ich meine ...“ Giles führte Buffy zu seinen Wagen. „Angelus war früher schon grausam und skrupellos. Doch er ist jetzt äußerst extrem. Niemand scheint ihn je so kennen gelernt zu haben. Wir müssen ihn stoppen, bevor noch mehr passiert.“ „Ich weiß“, flüsterte Buffy schwach. Buffy schluchzte auf und sank auf den Beifahrersitz. Giles setzte sich hinter das Steuer und fuhr los. Sie war ganz in sich gekehrt und still. Nur ab und zu gab sie einen quälenden Laut von sich. Tränen rieselten leise ihre Wangen hinab. Giles trauerte mit ihr. Er wußte nicht wie er Buffy in einer solchen Situation helfen konnte. Es gab nur einen Weg um die Menschen, die sie beide liebten, zu schützen. Buffy mußte Angelus töten. Sie mußte endlich akzeptieren, daß der einst sanftmütige Vampir Vergangenheit war. Angel war tot. Und das mußte die Jägerin endlich erkennen. Zur selben Zeit saß Kalia in ihrem Haus auf dem Sofa und las ein Buch. Es war ein Buch in alt-griechisch. Draußen war es stockdunkel. Da klopfte es an ihre Tür. Kalia ging hin und öffnete. „Angelus“, sprach sie mit einen reizvollen Lächeln. „Du hast mich her gebeten?“ spottete er amüsiert. „Schön, daß du pünktlich bist. Komm rein!“ Angelus trat durch die Tür und schloß sie hinter sich. „Okay, was willst du von mir? Was soll ich hier? Bekomme ich endlich meine Macht?“ Kalia lachte. „Sei geduldig!“ tadelte sie ihn. „Ich habe dich her gebeten weil ich mit einem kleinen Teil des Rituals anfangen will. Immerhin müssen wir dich für die Machtübergabe vorbereiten.“ „Was willst du mit mir anstellen?“ fragte Angelus neugierig. Er folgte Kalia ins Wohnzimmer. „Kläre mich bitte auf“, sprach der Vampir als sie sich zu ihm umdrehte. „Ganz einfach! Buffy ist vom Polizeirevier zurück gekommen. Sie ist ziemlich sauer.“ Angelus grinste breit. „Das ist eine schöne Neuigkeit“, kommentierte er. „Ich will einen Schutzzauber über dich sprechen.“ „Einen was?“ Kalia lächelte geheimnisvoll und deutete auf den Kreis, den sie errichtet hatte. Sie hatte die Möbel ihres Wohnzimmers zur Seite geschoben und in der Mitte einen magischen Kreis mit Knoblauch, Ästen und Kreuzen errichtet. Angelus roch auch noch Weihwasser. „Oh Gott! Muß das sein?“ stöhnte er. „Ja, es muß sein. Willst du nicht mehr gegen Holzpflöcke, Weihwasser und Kruzifixe allergisch sein?“ „Wie meinst du das?“ „Dieser Zauber schützt dich vor genau diesen Dingen. Allerdings mußt du dich noch immer von der Sonne fernhalten. Dieser Zauber dient nur dazu gegen die Jägerin unbesiegbar zu sein.“ „Das klingt toll! Dann fangen wir an“, sprach Angelus fröhlich und warf seinen Mantel über einen Stuhl. Kalia bat ihm im Kreis Platz zu nehmen. Obwohl Angelus nicht ganz wohl dabei war, tat er es widerspruchslos. Sie reichte ihm eine langstielige, schwarze Kerze, die angezündet war. Kalia setzte sich dem Vampir gegenüber. Dann schloß sie die Augen und befahl Angelus es ihr nachzutun. Eigentlich nahm er keine Befehle an, aber diese Frau würde ihm zu großer Macht verhelfen. Also fügte er sich dem und schloß seine Augen. Kalia sprach eine Zauberformel. Angelus spürte einen Wind wehen. Er hörte kurz Trommeln, bevor alles still war. Die Kerze war völlig ausgebrannt. Kalia stand auf und nahm ein Kreuz aus dem Kreis. „Gib mir deine Hand, Angelus“, bat sie mit leiser, erwartungsvoller Stimme. Angelus war ein wenig skeptisch, doch das Kreuz berührte seine Handfläche und nichts geschah, obwohl er sich schon auf den Schmerz einer Verbrennung vorbereitet hatte. „Und?“ „Ich spüre nichts“, sprach der Vampir verwundert. „Probieren wir etwas anders aus“, schlug Kalia vor nd sie holte einen Holzpflock. Angelus verließ den Kreis. „Bist du sicher, daß das funktioniert?“ fragte er mit einen skeptischen Blick auf den Holzpflock in ihrer Hand. „Sicher. Kruzifixe können dir auf jeden Fall nichts mehr anhaben. Also, kann dir nichts geschehen. Vertrau mir.“ Der Holzpflock fuhr in seinen Brustkorb, doch Angelus blieb unversehrt. „Das gefällt mir“, kommentierte Angelus, nachdem er begriffen hatte, daß der Zauber wirklich funktionierte und ihn unverwundbar machte. „Ich hab es dir doch gesagt! Buffy kann dir nichts mehr anhaben.“ „Das finde ich klasse! Darf ich sie töten?“ fragte er mit glänzenden Augen. Entschieden schüttelte Kalia den Kopf. „Nein, noch nicht. Wir brauchen sie noch. Erst ihre Freunde, dann die Jägerin. Okay?“ Angelus nickte zustimmend. „Der Junge ist als nächstes dran“, schmeichelte Kalia ihm. „Xander?“ „Ja, so ist sein Name. Er ist dein nächstes Opfer. Um Rupert Giles kümmere ich mich.“ „Der gute alte Rupert“, kicherte Angelus. „Darf ich ihn aussaugen?“ „Du darfst sie alle aussaugen.“ Angelus grinste breit. Das, was Kalia ihm prophezeite, gefiel ihm immer besser. Er hatte an der ganzen Situation Gefallen. Angelus hatte es sich auf Kalias Sofa bequem gemacht während sie den Hörer abhob und eine Nummer wählte. Aufmerksam beobachtete der Vampir sie. „Rupert Giles“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hallo Rupert! Hier ist Kelly“, sprach sie mit zuckersüßer Stimme. „Oh ... hallo“, erwiderte Giles völlig überwältigt. Er hatte nicht damit gerechnet das sie ihn anrief. „Rupert, Sie denken doch noch an unsere Verabredung, nicht wahr?“ „Nun ... natürlich“, stammelte Giles. „Es ist nur ... die Dinge ... sie liegen etwas ungünstig.“ Kalia lachte innerlich. Das konnte sie sich sehr gut vorstellen. „Rupert, lassen Sie sich nicht von negativen Dingen beeinflussen. Sie haben einen ruhigen Abend verdient, wo Sie doch so hart arbeiten.“ „Nun ... es ist ... eine Freundin ist vor kurzem gestorben“, stammelte Giles. Große Trauer schwang in seiner Stimme mit. „Das tut mir sehr leid, Rupert“, sprach Kalia. Sie klang wie eine besorgte Freundin. Leise kicherte Angelus über ihre perfekte Darstellung. Kalia setzte sich auf einen Sessel. „Ablenkung würde Ihnen jetzt sicher gut tun, Rupert. Kommen Sie! Der Weinkeller ist genau das Richtige im Moment. Außerdem haben Sie mir versprochen, mit mir dorthin zu gehen“, sprach sie. Giles zögerte einen Augenblick. Natürlich war es jetzt nicht richtig auszugehen, aber ... es könnte das letzte Mal sein, bevor die Welt unterging. Und ein ruhiger Abend würde ihn von den Sorgen und Problemen, die sie im Moment hatten, ablenken. „Na schön“, willigte er seufzend ein. „Heißt das, wir treffen uns?“ hakte Kalia nach. „Ja.“ „Vor der Schule, morgen Abend um zwanzig Uhr?“ „Einverstanden“, sprach Giles mit einen leichten Nicken. „Bis dann, Rupert“, meinte Kalia und sie legte auf. Erwartungsvoll sah Angelus sie an. „Und?“ „Perfekt. Ich treffe ihn morgen. Zuerst werde ich mit ihm in den Weinkeller gehen, dann locke ich ihn in meine Wohnung. Und dann ...“ Kalias Hände strichen hauchzart über Angelus‘ Schultern. „Dann kannst du ihn dir nehmen, Angelus.“ „Klingt toll! Ich freue mich schon darauf. Ich liebe meine Bestimmung“, meinte der Vampir in freudiger Erwartung auf die nächsten Tage, die ihn seinem Schicksal immer näher brachten.
~ 2. ~ Kalia hatte sich mit ihrem Aussehen Mühe gegeben um Giles zu beeindrucken. Sie trug schwarze, hochhackige Schuhe und dazu ein kurzes, schwarzes Kleid, dessen Träger im Rücken gekreuzt waren. Eine weiße Stola lag um ihre Schultern. Ihr Haar umrahmte wellig ihr Gesicht. Sie hatte sich wirklich Mühe gemacht um Giles verführen zu können. Es war kurz vor zwanzig Uhr als sein Wagen am Parkplatz der Schule hielt. Giles trug – für einen Engländer – einen typischen Anzug. Er sah gar nicht so schlecht aus, wie Kalia sich eingestand. Und er wirkte auf sie auch nicht so steif wie am Anfang ihrer Begegnung. Er machte nur einen etwas traurigen Eindruck auf sie. Sie konnte die Trauer über seine tote Freundin Jenny in seinen Augen lesen. Das wird ein Spaß, dachte Kalia boshaft und sie warf ihr Haar mit einer schwungvollen Bewegung zurück. „Guten Abend, Kelly“, grüßte Giles sie höflich. Kalia schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. „Hallo Rupert!“ Sie beugte sich vor und küßte ihn leicht auf die Wange. „Wie geht es Ihnen?“ fragte sie scheinheilig. Innerlich amüsierte sie sich. Zu sehen wie sehr der Tod dieses Zigeunermädchens und der Tod der Schülerin ihn mitnahm, freute sie zutiefst. Sie konnte nur nicht sagen welche Trauer bei ihm überwog. Wenn er wüßte; wenn er wüßte, wen er gerade vor sich hat und womit er bald konfrontiert wird, dachte Kalia zufrieden. „Es geht“, antwortete Giles und er führte sie zu seinen Wagen. „Willows Tod ... es ist ein Schock für uns alle“, gestand er. Der Tod der Schülerin beschäftigt ihm also im Moment mehr, dachte Kalia leicht nickend. Charmant hielt Giles ihr die Beifahrertür auf und Kalia stieg ein. Giles startete den Wagen und fuhr los. „Denken Sie jetzt nicht mehr daran. Versuchen Sie, sich zu entspannen, Rupert. Der Abend im Weinkeller wird Ihnen sicher guttun. Sie müssen sich ablenken.“ Giles warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder auf die Straße. Sie sah heute Abend wunderschön aus. Und sie sah Jenny so ähnlich. War es wirklich das was er so faszinierend an ihr fand? Das sie seiner Jenny so ähnlich sah? Das ihr Wesen wie das von Jenny war oder täuschte er sich? Der englische Wächter konnte es nicht sagen. Aber irgend etwas hatte diese Frau an sich, die ihn vergessen ließ; die ihn seinen Schmerz, seine Verzweiflung und Hilflosigkeit vergessen ließ. Seit Jennys Tod hatte er immer an sie gedacht – jede Stunde, jede Sekunde. Seit ihrem Tod hatte er sich schwere Vorwürfe gemacht. Sie hatte ihm gestanden, daß sie ihn liebte ... und dann hatte er ihre Leiche in seiner Wohnung gefunden. Angelus hatte ihm damit einen großen Schmerz zugefügt. Der Vampir hatte erreicht was er wollte. Doch jetzt ... jetzt kannte er Kelly. Ihre Anmut und Schönheit erinnerte ihn deutlich an Jenny. Sie benutzte sogar das gleiche Parfum wie Jenny. Alles an ihr erinnerte Giles an die schöne Zigeunerin, die er geliebt hatte. Doch es war auch etwas an Kelly, daß ihm ein wohliges Gefühl gab. Sie ist eine Gefahr, sprach in diesen Moment seine innere Stimme tief aus dem Unterbewußtsein. Giles erstarrte förmlich. Und plötzlich sah er grausame Bilder vor sich. ... Es herrschte Tod und Zerstörung. Die völlige Finsternis – sie lag über der Welt. Die Menschen wurden gequält und die Dämonen wandelten auf der Erde. Auf dem Dach der Sunnydale High stand Angelus und er lachte. Neben ihm stand eine Frau – ganz in schwarz gekleidet. Sie legte ihre Hand auf Angelus‘ Arm. Der Vampir drehte ihr das Gesicht zu. Seine schneeweißen Zähne blitzten in einem Lächeln auf. Sein Arm legte sich um ihre Taille und er zog die Frau an sich. Die Dämonen wüteten unter ihnen. Der Wind brachte Angelus‘ Mantel zum wehen. Stolz flammte in ihren Augen auf als sie den Vampir in die Augen sah. Angelus beugte sich über sie und küßte sie leidenschaftlich. Dann wandten beide ihr Gesicht der Dunkelheit zu. Dämonen und Vampire waren befreit von ihrem ständigen Leben unter der Erde. Sie waren frei. Es donnerte. Der Donner grollte laut und schien die Stimme der Menschen zu sein. Sie war die Stimme ihres Leids. Dann durchzuckten Blitze den Himmel. Fahles Licht fiel auf Angelus und seine Begleiterin. Die Frau war Kelly. Ein grausames Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie war die neue Frau an Angelus‘ Seite ... Buffys Wächter schreckte hoch. Die Bilder waren wieder verschwunden – so schnell wie sie gekommen waren. War das eine Vision gewesen? Ein Omen? Eine Warnung? Oder hatte er sich das alles nur eingebildet? Sein Blick glitt zu Kelly. Für einen kurzen Moment tauchte Mißtrauen in seinen Augen auf. Konnte es tatsächlich sein? Spielte diese Frau ein falsches Spiel? „Ist alles in Ordnung, Rupert? Sie sind so blaß“, sprach sie sanft und lächelte. Giles fand seine Fassung wieder und nickte leicht. „Alles bestens“, gab er zur Antwort und parkte seinen Wagen vor dem Weinkeller. Kalia stieg aus und wartete auf ihn. Sie sah ihm an, daß ihn etwas zutiefst erschreckt hatte. Nein, das habe ich mir nur eingebildet, dachte Giles und er schüttelte die schlechten Gedanken ab. Er ignorierte die Warnsignale. Der Wächter wollte nur noch den Abend mit der Frau vom Schulrat genießen – ohne zu wissen, wer sie wirklich war. Xander ging die Straße entlang. Ihm war nicht sehr wohl dabei allein durch Sunnydales dunkle Straßen zu spazieren. Seit Angel Willow getötet hatte, ging er ungern aus dem Haus. Sie standen alle unter Schock und sie trauerten alle. Willows Mutter würde nie die Wahrheit über den Tod ihrer Tochter erfahren. Xander hatte seine beste und längste Freundin verloren; seinen besten Kumpel. Seit dem Kindergarten waren sie befreundet gewesen. Willow hatte ihm immer bei gestanden; hatte immer zu ihm gehalten und ihn unterstützt, wenn er Hilfe brauchte. Und nun war sie tot. Er würde das rothaarige Mädchen nie mehr auf den Gängen der Sunnydale High sehen. Er würde mit ihr zu Weihnachten nie mehr die Charlie Brown Show im Fernsehen schauen. Willow war nicht mehr da. Sie war fort; getötet von einer Person, der sie früher vertraut hatten. Auf einmal hörte Xander Schritte hinter sich. Er schreckte auf und blieb zögernd stehen. Vorsichtig drehte er sich um. Hinter ihm war die Straße in Dunkelheit getaucht. Das fahle Licht der Straßenlaternen gab nicht viel her. „Hallo?“ fragte er. Xander bekam keine Antwort, hörte jedoch die Schritte, die sich ihm näherten. Angst kroch in seinen Nacken; kroch in seinen ganzen Körper. Xander bekam Panik. Da tauchte eine Person aus der Dunkelheit auf. Xander schrie, genauso wie Cordelia, die da vor ihm erschien. „Mann, Cordy, hast du mich erschreckt“, stöhnte Xander und er stieß schwer die Luft aus. „Was denkst du, was du getan hast?“ fauchte die dunkelhaarige Schönheit. „Was machst du hier?“ fragte Xander – nun überraschter. Cordelia hatte ihn vor wenigen Minuten an der Straßenecke abgesetzt und war nach Hause gefahren. „Mein Wagen ist liegen geblieben“, teilte sie ihm mit. „Die verdammte Karre! Ich hoffe nur, die stiehlt keiner. Dad bringt mich um, wenn dem Wagen was passiert. Ich dachte, daß ich ... vielleicht bei dir klingen könnte um ... Der Akku meines Handys ist leer.“ „Klar, sicher ... kein Problem“, meinte Xander. Dann verstummte er plötzlich. Auch Cordelia spürte es. Es war kein Geräusch mehr zu hören. Nicht einmal von den nächtlichen Insekten. Cordelia und Xander sahen sich wissend an. Im nächsten Moment wurden sie von Angelus‘ Vampiren angegriffen und nieder geschlagen. Der Vorhang zur Hauptmann-Gruft wurde zurück geschlagen. Spike, Drusilla und Angelus sahen verwundert auf. Da stand die Jägerin. Buffy – mit entschlossener und gleichzeitig verletzter Miene. Ihre Finger umklammerten fest einen Holzpflock. „Na, wer besucht uns denn da“, spottete Angelus lachend. „Schön, daß du vorbei schaust, Kleine. Ich wollte sowieso zu dir kommen.“ Buffy überhörte seine Bemerkungen. Sie sah Angelus in die Augen und es schmerzte sie. Sie hatte es endlich erkannt; erkannt, daß ihr Angel tot war. Er existierte nicht mehr. Dieses Monster sah aus wie Angel, doch er war es nicht. Er würde es nie mehr sein. „Laß es uns zu Ende bringen“, forderte sie ernst. „Hast du meine Nachricht bekommen? Ich muß sagen, ich hatte keine Ahnung das Willows Blut so zart und gut ist“, bohrte Angelus noch tiefer in ihrer seelischen Wunde herum. Buffy zuckte zusammen. Das saß. Er hatte sie getroffen; hatte ihr erneut Schmerzen zugefügt. „Ich werde sie rächen“, sprach Buffy und sie trat einen Schritt nach vorne. „Beenden wir es – jetzt und hier.“ Angelus erinnerte sich an Kalias Warnung. Buffy mußte zuletzt sterben, damit er seine Macht bekam. Wenn sie vor ihren Freunden starb, war alles umsonst. Und Angelus würde sich an Kalias Forderung halten. Nur ... ein kleines Spielchen mit einer überaus verletzlichen Jägerin durfte wohl erlaubt sein. Dann konnte er gleich ausprobieren wie Buffy auf Kalias Schutzzauber, den sie über ihn gesprochen hatte, reagieren würde. Auf dieses fassungslose Gesicht freute er sich schon. „Okay, laß uns kämpfen. Du hast sowieso keine Chance gegen mich, Kleine“, sprach Angelus mit einen leichten Schulterzucken und er zog seinen Mantel aus. Buffy griff ihn voller Wut an. Geschickt wich er ihrem Angriff aus und schlug mit den Fäusten auf sie ein. Er umfaßte ihr Handgelenk und rang mit ihr. „Netter Zahnstocher“, kommentierte Angelus lachend. „Was willst du damit?“ „Dich töten“, erwiderte Buffy voller Haß und wollte ihn treffen. Angelus fing jedoch ihre Hand ab und lachte. Er verdrehte Buffy den Arm und der Holzpflock glitt ihr aus der Hand. „Komm schon, Süße! Du kannst doch mehr. Ich weiß, daß du es willst, Buffy“, sprach Angelus provozierend. Buffys Augen funkelten. Sie drehte sich um und schlug auf Angelus ein. Die Jägerin bombardierte ihn mit wütenden Schlägen; schlug mit den Fäusten auf ihn ein und zerrte ihn durch den Raum. Drusilla wollte eingreifen, doch ein unbemerktes Handzeichen seitens Angelus hinderte sie daran. Er wollte es nicht. Nicht einmal seine Freunde wußten etwas von dem Schutzzauber. Doch er würde sie schon in wenigen Sekunden damit überraschen. Buffys Fuß traf dem Vampir im Gesicht. Angelus packte sich ihren Knöchel und stieß sie zurück. Sie schlitterte durch den Raum. Er stürzte sich auf sie und schlug ihr mehrere Male hart ins Gesicht. Sein Körper war dem ihren sehr nahe. „Gefällt dir die Nähe, Buffy?“ fragte Angelus herausfordernd. Die Jägerin war außer sich vor Wut. Er machte sich einen Spaß aus ihrem Schmerz. Sie fing seine Faust ab, drehte den Arm herum und warf Angelus von sich. Als Angelus sich erhob, stand Buffy mit gezückten Holzpflock vor ihm. Er lachte. „Wie süß“, kommentierte Angelus amüsiert. „Laß es uns zu Ende bringen – ein für alle Mal“, sprach Buffy entschlossen. Angelus streckte die Arme von sich. „Na los, komm! Tue es! Treibe mir den Pflock durchs Herz“, forderte er sie auf. Einen Moment starrte Buffy ihn verblüfft an. Dies nutzte der Vampir für sich aus. Er stürzte nach vorne. Buffy brauchte nur die Hand ausstrecken und die Spitze ihres Pflockes bohrte sich in sein Herz. „Nein“, schrie Drusilla entsetzt. Genau wie alle anderen rechnete sie damit, daß Angelus zu Staub zerfiel. Geschockt blickte Buffy auf; blickte Angelus in die dunklen, gefährlichen Augen. Er grinste breit. Unversehrt stand er vor ihr. Der Pflock steckte in seiner Brust. Buffy konnte es nicht glauben. Wie war das möglich? „Es kitzelt ein wenig“, kommentierte Angelus. Wie in Trance zog Buffy ihre Hand zurück. Der Pflock glitt aus seinen Körper. Die Wunde schloß sich in Sekundenschnelle. Fassungslos starrte Buffy ihn an. „Wie ...“, stammelte sie schockiert. Angelus ließ sie nicht zu Ende sprechen, umfaßte ihre Handgelenke und zog sie an sich. „Du kannst mich nicht töten – nicht mehr. Ich bin unverwundbar, Kleine.“ Dann küßte er Buffy grob auf die Lippen. Angelus umfaßte ihren Arm. Er riß ihn herum und stieß Buffy brutal von sich. Buffy schrie auf als der Knochen mit einem lauten Geräusch brach. Sie stolperte und fiel zu Boden. Entsetzt blickte zu Angelus auf. Sie rechnete fest damit, daß er ihren Schock ausnützen und sie töten würde. „Du weißt ja, wo die Tür ist“, sprach er statt dessen und wandte sich von ihr ab. Er ließ sie gehen? Einfach so? Noch immer starrte Buffy ihn an; konnte nicht glauben, daß er nicht zu Staub zerfallen war. Er hatte sich nicht vernichten lassen. Was für ein Zauber umgab ihm? Warum war er plötzlich unverwundbar? Buffy sah ein, daß es besser war, den Rückzug anzutreten. Die Vampire waren eindeutig in der Überzahl. Sie hatte keine Chance – nicht in ihrem angeschlagenen Zustand. Sie würde sterben, wenn sie jetzt nicht ging. Warum ließ Angelus sie am Leben? In seinen Augen hatte sie ein Blitzen erkannt. Er verfolgte einen Plan, daß war ihr nun klar. Angelus hatte ein klares Ziel vor Augen. Ein Ziel, in dem sie anscheinend eine Rolle spielen sollte. Oder wollte er einfach nur, daß sie dabei war? War es nicht so, daß Angelus sich das Beste immer bis zum Schluß aufhielt? Buffy wußte, sie mußte ausgeruht sein, wenn der finale Schlag von Angelus kam. Also erhob sie sich und rannte, so schnell ihre Beine sie tragen konnten. Die Vampire wollte ihr folgen, doch Angelus hielt sie zurück. „Laßt sie gehen“, befahl er. „Wir brauchen Sie noch. Sie darf noch nicht sterben. Die Jägerin ist die Letzte, die sterben muß.“ Alle starrten ihn fassungslos an. Ratlosigkeit zeichnete sich auf den Gesichtern der Vampire wider. Was war mit ihrem Boß geschehen? Warum war er plötzlich unverwundbar? „Was ist?“ fragte Angelus scheinheilig als er die Blicke der anderen auf sich spürte. Es machte ihm Spaß sie so im Unklaren zu lassen. Doch nun war es Zeit, ihnen das Geheimnis zu offenbaren. „Wie war das möglich?“ fragte Spike. „Wie war was möglich?“ „Du hättest zu Staub zerfallen sollen“, kommentierte der blonde Vampir, dem das sehr gefallen hätte. Angelus grinste breit. „Kalia hat einen Schutzzauber über mich gesprochen. Der schützt mich vor Kreuzen, Weihwasser und Holzpflöcke“, gestand Angelus. „Das ... glaube ich ja nicht“, stöhnte Spike und er wandte sich ab. „Tja, Rollerboy, nicht jeder hat soviel Glück wie ich“, stichelte Angelus hinter ihm. Seine Gefolgsleute blickten ehrfürchtig zu ihm auf. Jetzt schien er für sie so etwas wie ein Gott zu sein. Er war unverwundbar. Das hieß, er konnte unbeirrt seinen Plänen zur Zerstörung der Welt nachgehen. Niemand konnte ihn mehr stoppen; nicht einmal die Jägerin war dazu noch in der Lage.
~ 3. ~ Giles und Kalia nahmen schon die dritte Flasche Rotwein in Angriff. Seit drei Stunden saßen sie nun schon im Weinkeller. Kalia selbst trank nicht viel. Immerhin mußte sie einen klaren Kopf behalten. Alkohol machte ihr nicht viel aus, da sie aber in einen menschlichen Körper steckte, reagierte dieser auch auf ihren Alkoholgenuß. Jedoch achtete Kalia darauf, daß Giles soviel wie möglich trank. In seinen momentan etwas angeschlagenen Zustand war es gar kein Problem ihn abzufüllen. Bereitwillig trank er jedes Glas, das Kalia ihm reichte. „Du siehst jemanden sehr ähnlich, den ich kannte“, lallte er leicht. Sie waren schon längst zum Du übergangen. „Ihr Name war Jenny ... Jenny Calendar.“ Kalia lachte innerlich. Was er nicht sagte ... genau das war ihre Absicht gewesen. Natürlich wußte Giles nicht davon. Aber er würde schon noch erfahren wer sie war. Jedoch würde es dann schon längst zu spät sein. Er würde es erfahren, wenn er dem Tod in die Augen sah. „Hast du sie geliebt, Rupert?“ fragte Kalia unschuldig, obwohl sie die Antwort schon kannte. Giles seufzte und nickte leicht. „Ja, das habe ich. Sie wurde ... getötet – vor einigen Wochen. Es tut noch weh.“ „Du hast in letzter Zeit viel mitgemacht, Rupert. Das tut mir leid, aber die Entspannung tut dir gut, nicht wahr?“ Er nickte leicht. „Ich glaube, ich bin betrunken. Ich kann dich nicht mehr nach Hause fahren.“ „Ich werde fahren, einverstanden?“ Erneut konnte Giles bloß nicken. Kalia schenkte ihm nach und Giles trank das Glas aus. Xander und Cordelia wachten in dem Moment auf als sie angekettet wurden. Xander blickte sich um. Sein Blick war noch etwas verschleiert, doch er konnte einen kleinen, dunklen Raum erkennen. Nur ein schwaches Licht von einer alten Laterne erhellte den Raum. Xander bewegte seine Arme, kam jedoch nicht weit. Entsetzt stellte er fest, daß er angekettet war. Sein Blick glitt neben sich. Da war Cordelia – ebenfalls angekettet. Sie stöhnte leise. Dann wurde die Tür geschlossen. Xander hatte die Person gar nicht gesehen, die im Raum gewesen war. „Cordy, wach auf“, sprach er. In derselben Sekunde stutzte er. Seine eigene Stimme kam ihm so fremd vor. Sie klang eigenartig – irgendwie rauh. „Wach auf, Cordelia!“ Ihre Augenlider flatterten leicht. Sie blickte Xander an. „Wo sind wir?“ fragte sie mit trockener Stimme, die ihm ihre Angst verriet. „Ich weiß es nicht genau. Aber ich habe da so eine Ahnung.“ Fragend sah sie Xander an. Er konnte ihre Angst in ihren Augen lesen. Sie war froh, daß er da war; das sie in dieser Situation nicht allein steckte. Das sah Xander. Und er war auch froh, daß sie da war; das sie nicht alleine waren. Gemeinsam würden sie es vielleicht schaffen ohne Angst und mit Stolz und ihrer Würde zu sterben. Diesen Triumph, ängstlich zu sterben, wollte Xander dem Vampir nicht geben. Doch das war leichter gesagt als getan. „Ich schätze einmal ... wir sind bei Angel; in dieser Gruft.“ „Gott, Xander, wir werden sterben, nicht wahr?“ „Cordelia ...“, begann Xander, doch er brach wieder ab, da er nicht wußte, was genau er sagen sollte. „Ja, ihr werdet sterben. Jedenfalls ist das meine Absicht“, ertönte da eine Stimme aus der Dunkelheit. Buffys Freunde fuhren herum. Angelus schloß die Tür hinter sich und trat in den fahlen Lichtschein. „Aber ... warum Angel?“ Cordelia zitterte. „Weil ich böse bin“, antwortete der Vampir schlicht. „Nun, habt ihr euch noch etwas zu sagen, bevor ihr sterbt? Ein letztes Wort? Ein paar Worte des Abschiedes?“ spottete Angelus. Cordelia blickte Xander an. „Ich habe dir das nie gesagt, Xander, aber ich liebe dich.“ Xander Augen wurden größer. Überrascht sah er sie an. „Wirklich?“ flüsterte er. Cordelia nickte leicht. „Ja, du hast mir das Gefühl gegeben, daß ich auch ohne meinen Reichtum etwas wert bin. Und dafür danke ich dir. Du hast mir gezeigt, daß es auch anders geht.“ Angelus lachte herzhaft. Wie dramatisch, dachte er ironisch. Cordelia schenkte Xander ein leichtes Lächeln. „Ich liebe dich auch“, gestand Xander ihr seine wahren Gefühle ein. „Ich ...“ „Genug geredet“, unterbrach Angelus die Beiden und er schoß nach vorne. Brutal umfaßte seine Hand Cordelias Kehle. „Nein! Cordy, nein!“ schrie Xander entsetzt. Er riß an den Ketten, doch sie gaben einfach nicht nach. Hilflos mußte er zusehen wie Angelus sich verwandelte und von Cordelias Blut trank. Sie stöhnte leise auf. Ihre Augen waren auf die Decke gerichtet. Ihre Hände wurden immer schwerer. Sie verlor ihre Kraft. Xander hörte die genußvollen Geräusche Angelus‘, die er beim trinken von sich gab. Es schmerzte Xander zutiefst. Seine Freundin starb vor seinen Augen und er konnte nichts ausrichten. Den einzigen Trost, den er hatte, war die Tatsache, daß er ihr gleich folgen würde. Doch es schmerzte. Sie hatten alle verloren. Angelus war zu stark für sie. Die Welt war verloren. Der Menschheit einzige Hoffnung war Buffy. Töte den Mistkerl! Er hat es nicht anders verdient, dachte er im Stillen und Xander nahm von seinen Freunden Abschied. Angelus gab Cordelia frei und hob mit einen zufriedenen Lächeln den Kopf. Cordelias lebloser Körper sank nach unten, doch die Ketten hielten sie. Sie schnitten sich in ihre Arme, doch sie spürte es nicht mehr. Xander schluckte. Bedrohlich kam Angelus auf ihn zu. „Tut weh, nicht wahr?“ spottete er vergnüglich. Traurige Schatten legten sich über Xanders Augen. Seine Freundin war tot. Das Mädchen, daß er liebte, war tot und auch er würde sterben. „Dafür wird Buffy dich töten, du Bastard“, spuckte Xander ihm entgegen. Angelus schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Die Ketten klirrten laut und Xander taumelte, doch er blieb stehen. Trotzig blickte er Angelus in die Augen; wollte ihm die Genugtuung nicht geben. Angelus lachte amüsiert. Trotz allem sah er Angst in den Blick des Jungen. Und es erfüllte ihn mit wohligen Schauer. Angelus liebte es, wenn seine Opfer Angst hatten. „Worauf wartest du?“ forderte Xander ihn heraus. Er versuchte seiner Stimme einen stolzen Klang zu geben. Doch seine Angst konnte er nicht ganz unterdrücken. Es war die Angst, die sich in seinem Körper breit machte. „Saug mich endlich aus! Das ist es doch was du willst“, sprach Xander. Angelus kam ganz nähe. Er schüttelte den Kopf und beugte sich vor. Xanders Körper wollte zurück weichen, doch Xander verbot es sich. Er würde vor diesem Bastard nicht zurück weichen – auf gar keinen Fall. Außerdem hatte er gar keine Möglichkeit um ausweichen zu können. „Plötzlich so mutig, Harris?“ spottete Angelus. „Ich werde dich nicht beißen. Ich breche dir viel lieber das Genickt. Weißt du, warum ich dich nicht aussaugen will – um deine Worte zu benutzen?“ Xander schüttelte den Kopf. Insgeheim wollte er es gar nicht wissen. Doch der Vampir würde es ihm trotzdem sagen, dessen war er sich sicher. „Dein Blut ist mir nicht gut genug. Ich will das Blut eines Versagers nicht“, sprach Angelus schmeichelnd. Wütend blickte Xander ihn an. „Ich bin kein Versager“, widersprach er heftig. „Doch, daß bist du. Wann warst du Buffy und ihrem Team je eine Hilfe? Wann hast du Buffys Kampf gegen das Böse nicht behindert? Du standest ihnen immer im Weg. Sieh es ein, Xander, du taugst zu nichts. Du bist ein Versager.“ Diese Worte trafen Xander. Und bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hatte Angelus sein Genick umfaßt. Er riß es herum. Xander sank ebenfalls zu Boden, wurde jedoch von den Ketten gehalten. „Der nächste Schritt ist erfüllt“, meinte Angelus zufrieden und er verließ den Raum ohne auf die Leichen zu blicken. Die Tür fiel hinter dem Vampir zu. Inzwischen hatte Kalia es geschafft Giles in sein Auto zu verfrachten. Er war sturzbetrunken. Kein Wunder – so wie sie ihn abgefüllt hatte. Kalia setzte sich hinter das Steuer des alten Wagens und fuhr los. Kalia fuhr zu ihrer Wohnung. Angelus würde dort auf sie warten. Er hatte die Schlüssel bekommen. Und sie spürte, daß er Xander und Cordelia schon umgebracht hatte. Er hatte es getan. Giles seufzte neben ihr. Kalia warf ihm einen kurzen Blick zu. Er bekam überhaupt nichts mehr mit. Giles taumelte zwischen Schlaf und einem halbwachen Zustand. Er ließ alles einfach mit sich geschehen. Kalia hielt den Wagen. In ihrem Haus brannte Licht. Angelus war also schon da. Kalia holte Giles mit ihrer ganzen Kraft aus dem Wagen. Er bekam es nicht mit. Die Schöpferin des Bösen stieß die Tür auf und warf Giles auf das nächstbeste Sofa. „Angelus?“ rief sie. „Ich bin im Schlafzimmer“, ertönte seine Stimme von weiter hinten des Hauses. Neugierig ging Kalia zu ihm. Angelus lag auf dem Bett und durchblätterte einige Unterlagen – ihre Unterlagen, wohlgemerkt. „Was machst du da?“ fragte sie neugierig. Er drehte sich grinsend zu ihr um. „Ich lese deine Aufzeichnungen über mein Leben“, gab er ihr zu verstehen. „Ich bin angenehm überrascht. Deine persönlichen Eindrücke in Bezug auf meine Person sind sehr interessant.“ „Wie lange bist du schon hier?“ „Vielleicht eine Stunde, keine Ahnung. Täusche ich mich oder hält die Dunkelheit heute länger an?“ „Du täuscht dich nicht, Angelus. Ich hab das getan, damit wir genügend Zeit haben.“ „Toll! Hast du mir was mitgebracht?“ Sie lächelte. „Ja, Giles ist hier. Allerdings mußt du ihm wohl das Genick brechen. Ich hab ihn ziemlich abgefüllt.“ „Verstehe“, grinste Angelus. „Was ist mit Xander und Cordelia?“ „Tot“, kam die schlichte Antwort. „Es geht voran“, sprach Kalia zuversichtlich. „Bleiben nur noch Oz und Buffys Mutter, bevor die Jägerin dran ist.“ „Ich will, daß Buffy dabei ist, wenn ich Joyce töte. Übrigens war sie heute bei mir“, warf Angelus ein als er mit Kalia zum Wohnzimmer ging. Kurz erzählte er Kalia was passiert war. Angelus lachte laut als er an Buffys fassungslosen Gesichtsausdruck dachte. „Das ist ja unglaublich! Ich wäre gern dabei gewesen“, meinte Kalia. Sie blickte zu Buffys Wächter. Er lag noch immer auf dem Sofa. Kalia wandte sich ihrem Schützling zu. „Kann ich euch allein lassen? Ich werde den Wagen von Giles wegbringen.“ „Natürlich kannst du das. Ich werde dann auch gehen – wenn ich mit Giles fertig bin.“ „Mach es schnell! Eine Folter würde ich dir nicht raten. Die Nachbarn könnten ihn hören und unangenehme Zwischenfälle können wir uns nicht leisten.“ „Ich weiß“, sprach Angelus ruhig. „Du hast die Zeit nicht dafür.“ Er nickte leicht. Kalia nahm Giles‘ Wagenschlüssel und ging zur Tür. „Ich spüre es“, sprach Angelus hinter ihr. Verwundert blieb Kalia stehen und drehte sich zu ihm um. „Was fühlst du?“ fragte sie nach. „Die Macht – ich kann sie fühlen. Sie wird von Tag zu Tag stärker. Sie wächst in mir.“ Kalia lächelte. „Daran siehst du, daß es bald soweit ist. Die Macht in dir wartet nur noch darauf, daß du sie endlich einsetzen kannst. Wir haben noch viel zu erledigen“, teilte sie dem Vampir mit. „Auf die Party freue ich mich schon.“ „Welche Party?“ fragte Kalia irritiert. „Die Party, die wir feiern werden, wenn meine Macht aktiviert wurde. Ich werde mit dir auf dem Grab der Jägerin tanzen“, grinste Angelus überheblich. Kalia schenkte ihm ein kaltes Lächeln und stimmte ihm nickend zu. Es war einfach ein Vergnügen seinen Plänen zu lauschen. Sie verließ das Haus und fuhr den Wagen fort. Langsam wurde Giles‘ Blick klarer. Obwohl der Alkohol ihn noch benebelte, spürte er plötzlich diese Gefahr. Es war die Gefahr, in der er sich befand. Giles hob den Blick. Seine Augen wanderten durch den Raum. Das Wohnzimmer war geschmackvoll eingerichtet, doch es war ihm fremd. Wo war er? Er erinnerte sich nur noch daran, daß er mit Kelly im Weinkeller war und mit ihr einige Gläser getrunken hatte. Leicht hob Giles den Kopf und er stöhnte qualvoll. Diesen Versuch unterließ er sofort. Er mußte mehr als ein paar Gläser zu sich genommen haben. „Hallo Rupert“, sprach auf einmal eine arrogante Stimme. Giles‘ Augen wanderten automatisch zu der hochgewachsenen Gestalt, die im Türrahmen stand. Augenblicklich zuckte er zusammen. Es war wirklich Angelus. Hier? Was tat er hier? „Wo ... wo bin ich?“ stammelte der Wächter, bemühend seinen alkoholischen Zustand zu vertreiben und nüchtern zu erscheinen. „Im Haus von Kalia“, antwortete der Vampir ruhig. Er überlegte einen Moment und studierte Giles‘ unverständliches Gesicht. Ein breites Grinsen legte sich auf die Lippen des Vampirs. „Richtig, Sie kennen Kalia ja nicht unter ihren richtigen Namen. Aber Sie haben schon viel mit der Lady zu tun gehabt. Kalia ist Kelly. Die ganze Zeit, Rupert, wurden Sie an der Nase herum geführt. Sie ist gar nicht vom Schulrat und sie ist auch nicht so harmlos wie sie aussieht. Und doch müßte Kalia Ihnen bekannt sein“, sprach Angelus amüsiert. Giles schreckte zusammen als er den Namen noch einmal vernahm. Kalia? Er kannte diesen Namen; hatte ihn schon einmal in einen seiner Bücher gelesen. Doch das konnte nicht sein. Angelus konnte unmöglich die Kalia meinen von der Giles gelesen hatte. Das wäre eine Katastrophe. Es konnte sich einfach nicht um DIE Kalia handeln. Leicht schüttelte Giles den Kopf. Er wollte es nicht wahrhaben. „Nein“, murmelte er. Giles versuchte aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. „Der Name ist Ihnen also ein Begriff“, stellte Angelus fest. „Sie kennen die Geschichte, Rupert?“ Seine Stimme hatte einen scheinheiligen Tonfall angenommen. „Ja ... ich kenne die Legende. Sie ist mir durchaus bekannt.“ Angelus schüttelte leicht den Kopf. „Nun ... eine Legende ist sie nicht. Das kann ich bezeugen. Ich war auch ganz schön überrascht als ich herausfand, wer sie ist. Sie hat mir meine Bestimmung mitgeteilt.“ Angelus stieß sich vom Türrahmen ab und kam näher. Angst kroch Giles in den Nacken, doch er bemühte sich, sie dem Vampir nicht zu zeigen. Das würde Angelus nur noch mehr anstacheln. „Ich dachte immer, meine Existenz als Vampir wäre Zufall gewesen“, begann der Vampir freimütig zu erzählen. „Sie wissen schon, Rupert, zur falschen Zeit am falschen Ort. Nachdem ich jedoch mit Kalia gesprochen habe und sie mir alles offenbarte, weiß ich, daß es nicht so war. Sie hat mich ausgesucht, Giles. Sie hat bestimmt, daß ich zum Vampir wurde; das ich einen bestimmten Schicksal folgen werde und es muß. Wissen Sie, was meine Bestimmung ist, Rupert?“ fragte Angelus ruhig und er beugte sich zu Buffys Wächter. Giles schüttelte den Kopf. Woher sollte er das auch wissen? „Ich bin der Fürst der Finsternis“, gestand Angelus ihm stolz. Giles riß geschockt die Augen auf. Augenblicklich wurde ihm klar wovon der Vampir sprach. Seine Vision ... sie war echt gewesen. Jetzt verstand er um ihre Bedeutung und um die Bedeutung von Angelus‘ Worten. Kelly Master war Kalia, die Schöpferin des Bösen. Sie war das erste, reine Böse. „Oh ... mein Gott“, flüsterte er entsetzt. Angelus lachte kalt. Diese Reaktion gefiel ihm. „Gott hat euch Menschen verlassen. Beten hilft jetzt auch nicht mehr.“ Giles wußte, was Angelus ihm damit sagen wollte. Und er wußte auch, was Angelus‘ Bestimmung bedeutete – für den Vampir, für die Welt, für die gesamte Menschheit. Das Ende der Welt stand nah bevor. Niemand konnte ihn aufhalten – nicht einmal Buffy. Sie würde für die Mission des Bösen sterben müssen. Und nichts und niemand konnte sie davor beschützen. „Ja, Rupert, ihre Jägerin wird für unsere Mission sterben“, sprach Angelus das aus was er in der starren Miene des Wächters las. „Der Weltuntergang“, flüsterte Giles geschockt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie konnten es nicht verhindern. Es war zu spät. Die Bestimmung dieses Vampirs würde sich erfüllen. Wenn die Schöpferin des Bösen hier auf der Erde war und Angelus zur Seite stand ... dann war alles zu spät; alles umsonst. Besiegt beugte Giles den Kopf. Ein faules Gefühl machte sich in seinen Körper breit. Es war das Gefühl als Wächter versagt zu haben. Buffy würde vielleicht nie erfahren was Angelus plante – bis er sie brauchte. Doch dann war es zu spät. Und er konnte ihr nicht helfen. Giles fühlte die kalten Hände Angelus‘ in seinen Nacken. „Jetzt sehen Sie Jenny endlich wieder“, spottete Angelus leise an seinen Ohr. Giles entspannte sich leicht. Er wußte, daß Angelus recht hatte. In wenigen Sekunden würde er bei Jenny sein. Dann würde er sie wiedersehen. Dann war er endlich wieder mit ihr zusammen. Nun hatte er keine Angst mehr. Er brauchte sich nicht mehr vor dem Tod fürchten. Jenny wartete auf der anderen Seite auf ihn. In diesen Moment drehte Angelus sein Genick herum. Freudig hörte er wie es brach. Der lebloser Körper von Giles sackte vornüber und polterte vom Sofa. „Endlich“, rief Angelus zufrieden. „Endlich durfte ich diesen verdammten, englischen Wächter umlegen.“ Er kicherte leise, wenn er daran dachte, wie tief und schwer Buffy diese Nachricht treffen würde. Immerhin hatte sie ein enges Verhältnis zu ihm. Er war wie ein Vater für sie und sein Tod würde sie schwer verletzen – fast so sehr wie der baldige Tod ihrer Mutter. Angelus trat stolz in die kühle Nacht hinaus. Langsam schritt er über die Straße und verschwand durch den Park. Er wußte, Kalia würde ihm in sein Versteck folgen. Und sie würde es auch sein, die sich um die Leichen kümmern würde. Kalia würde schon dafür sorgen, daß Buffy alles erfuhr. Eine starke Energie durchströmte Angelus‘ Körper. Die Macht wurde von Tag zu Tag stärker. Sie war dabei sich zu entfalten. Schon bald konnte das ganze Ritual durch gezogen werden und darauf wartete er schon ungeduldig. Der Weltuntergang stand vor der Tür. Und schon bald würde sich Angelus‘ Bestimmung erfüllen ... To Be Continued ... || Home || |