Title: Der Fürst der Finsternis, Teil 3 – Erfüllung der Macht
Author: Tegan

Fandom: Buffy – The Vampire Slayer
Rating: R
Category: Fight, Tod
Characters, Pairing: Der Buffy-Cast, Angelus / Kalia

Summary: Buffy ist die Einzige, die noch zwischen dem Weltuntergang und Angelus steht. Doch ihre Chancen, diesen entscheidenden Kampf zu gewinnen, stehen äußerst schlecht ...

Disclaimer: Die Charaktere von Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Zuerst war noch ein vierter Teil geplant, aber ich habe es mir anders überlegt. Die Story schließt man am Besten mit diesem Teil hier ab. (Außerdem habe ich keine wirkliche Idee für einen vierten Teil!) In Sunnydale geht es drunter und drüber. Buffy steht Angelus und Kalia allein gegenüber. Kann sie die Beiden aufhalten? Wollt ihr es wissen? Dann lest doch einfach nach ...


Der Fürst der Finsternis, Teil 3 - Erfüllung der Macht
written by Tegan
© 2001

Es existiert eine Legende. Die Legende eines Dämons, der einst erschaffen wurde für eine einzige Bestimmung. Er ist der Herr der Finsternis. Auserwählt von höheren Mächten des Bösen. Er allein wird herrschen. Die Finsternis ist sein. Er ist der Auserwählte der dunklen Mächte. Er wird der Fürst der Finsternis genannt ...

~ 1. ~

Ein paar Tage später

Sie alle lebten nicht länger. Sie waren tot. Buffy wußte es. Sie spürte es einfach – auch ohne die Leichen ihrer Freunde gesehen zu haben. Angelus hatte jeden einzelnen von ihnen getötet. Ihre Freunde, ihren Wächter ... Willow, Xander, Cordelia und Giles. Sie waren tot. Er hatte sie umgebracht. Das es so kommen würde, hatte sie tief in sich immer befürchtet. Doch Buffy hatte bis zum jetzigen Zeitpunkt immer gehofft, daß er aufhören würde; das er doch wieder zu dem Angel werden würde, den sie liebte und der sie liebte.

Aber das war nun endgültig vorbei. Angel war tot. Er würde nie mehr zurück kommen. Das war eine schlichte Tatsache, die Buffy akzeptieren mußte, wenn sie überleben wollte. Buffy blickte ihr Spiegelbild an. Sie konnte nicht einmal weinen. Weder um ihre Freunde, noch um ihren Wächter ... nicht einmal mehr um ihren Angel. Er existierte nicht länger. Es lebte nur noch dieses Monster in seinen Körper, daß sie quälte, wo es nur konnte.

Sie mußte kämpfen. Buffy mußte sich gegen ihn wehren und verhindern, daß er die Welt zerstörte. Sie mußte gegen den Untergang der Menschheit etwas unternehmen. Es durfte nicht geschehen. Immerhin war sie die Jägerin und sie hatte eine Pflicht zu erfüllen. Und dann gab es da noch immer diese Frau. Wer war sie? Wer war die Frau vom Schulrat? Seit sie in Sunnydale war, hatte Angel die Jagd auf ihre Freunde eröffnet. Und warum hatte Angelus sie nicht getötet als er die Möglichkeit dazu gehabt hatte?

Tausend, verwirrende Gedanken schossen Buffy durch den Kopf. Etwas stimmte da ganz und gar nicht. Da mußte es einfach eine Verbindung geben. Es mußte einfach so sein. Das alles konnte sein Zufall mehr sein. Was war, wenn diese Frau ein Dämon war? Wenn sie mit Angel zusammen arbeitete und für seine plötzliche Unverwundbarkeit verantwortlich war? Wenn sie ihm bei Weltuntergang half?

Entschlossen griff Buffy nach ihrer Jacke und verließ ihr Zimmer. Sie brauchte jetzt Hilfe. Sie brauchte Oz, der Einzige von ihren Freunden, der noch am Leben war. Sie mußten raus kriegen was da los war. Buffy stürmte die Stufen hinunter. Die Jägerin hatte den Türgriff schon in der Hand, als sie abbremste, weil ihr noch etwas wichtiges eingefallen war.

Als Angel einst hinter Drusilla her gewesen war, hatte er ihr ganze Familie getötet und sie in den Wahnsinn getrieben. Buffy erschauerte. Sie mußte ihre Mutter warnen. Joyce kannte Angel; hatte ihn an Anfang von Buffys Freundschaft zu ihm kennen gelernt. Sie mußte Joyce einfach vor ihm warnen. Buffy konnte nicht überall gleichzeitig sein, daß war ihr klar. Sie konnte nicht bei ihrer Mutter sein und den Weltuntergang verhindern.

„Ich muß sie vor ihm warnen“, sprach Buffy leise und ging in die Küche. Doch was soll ich ihr sagen? Buffy wußte, daß ihre Mutter ihre Traurigkeit bemerkt hatte – lang bevor ihre Freunde nacheinander umgebracht worden waren. Wie sollte sie ihr beibringen das Angel gefährlich war? Das er ein Killer war? Sie konnte ihr unmöglich die Wahrheit erzählen. Ihr Mom wußte schließlich nichts von der Bestimmung ihrer Tochter und nichts von den Dämonen, die draußen in der Finsternis auf ihre Opfer lauerten.

Doch irgend etwas mußte sie ihr sagen. Sie mußte Joyce warnen. Auch wenn es nicht einfach für Buffy werden würde. Was sollte sie schon sagen? ‘Mom, ich bin eine Vampirjägerin und dazu auserwählt die Welt zu retten. Ich habe mich in einen Vampir mit Seele verliebt. Du kennst ihn ... es ist Angel. Doch als ich mit ihm schlief, verlor er seine Seele und wurde wieder böse. Seit dem verfolgt er mich und tötet meine Freunde.‘ Buffy seufzte. Was würde ihre Mutter tun, wenn sie genau das sagen würde?

Buffy beobachtete ihre Mutter mit ernster Miene. Joyce räumte gerade den Geschirrspüler ein. „Mom?“ Ihre Stimme zitterte leicht. Joyce hob den Kopf und schenkte ihrer Tochter ein Lächeln. „Was gibt es, Buffy?“ Buffy schluckte schwer. „Ich ... muß ... muß mit dir reden“, brachte sie mühsam über die Lippen. Joyce‘ Lächeln verschwand. Sie sah an der Miene ihrer Tochter, daß etwas nicht in Ordnung war. Etwas stimmte nicht.

„Was ist los?“ fragte sie in ihrer mütterlichen Besorgnis. „Mom, erinnerst du ... dich an Angel?“ fragte Buffy stockend. Joyce nickte leicht. „Das ist doch der Junge vom College, der dir Nachhilfe in Geschichte gibt“, meinte sie. Ein leiser Seufzer entrang sich Buffys Kehle. „Ja, genau der. Mom, ich war ... mit ihm zusammen. Wir waren ein Paar“, gestand Buffy. Joyce hielt in ihrer Arbeit inne und blickte ihre Tochter verblüfft an.

„Wirklich?“ Damit hatte Joyce nun nicht gerechnet. „Ja.“ Stille herrschte kurz in der Küche. Dann nahm Buffy ihren ganzen Mut zusammen. Sie mußte ihre Mutter vor ihm warnen. Sie mußte es tun. „Wir ... haben uns getrennt – vor kurzem.“ „Ach, Schätzchen, daß tut mir leid. Was war der Grund?“ „Er ...“ „Er hat sich verändert, richtig? Er ist nicht mehr der Junge, in den du dich verliebt hast“, fiel Joyce ihrer Tochter ins Wort. Buffy schluckte schwer. Warum habe ich bloß damit angefangen? dachte sie gequält.

Natürlich wußte Joyce nicht wie schwer sie ihre Tochter damit traf. „Ja, genauso ist es. Es sit nur ... Mom, er kann nicht loslassen. Er hat ein Problem damit, zu akzeptieren, daß es aus ist zwischen uns.“ Joyce‘ Miene verfinsterte sich. „Hat er dir weh getan, Buffy? War er grob zu dir?“ „Nein“, widersprach Buffy schnell. „Es ist nur ... er tut sich schwer damit mich loszulassen; ist ständig da, wo ich auch bin und schickt mir Briefe und so. Ich werde mit ihm reden, wenn er hier auftaucht. Aber ansonsten ... ich will ihn einfach nicht sehen ... im Moment.“ „Ich verstehe“, murmelte Joyce.

„Mom, lade ihn besser nicht ins Haus ein“, sprach Buffy mit energischer Stimme. Bitte, Mom, tue das bloß nicht, dachte sie flehend. „Natürlich, Buffy! Ich werde ihn nicht reinlassen“, versprach Joyce. Buffy nickte. „Ich muß ... jetzt weg. Ich habe noch etwas zu erledigen.“ „Sei vorsichtig“, rief Joyce ihrer Tochter nach. Doch da fiel schon die Haustür hinter Buffy zu.

Auch Oz verließ in diesen Minuten sein Elternhaus. Er war in Eile. Noch immer stand er unter Schock; konnte nicht glauben das seine Willow wirklich tot war. Was war, verdammt noch mal, in Sunnydale los? Oz kannte den Grund. Es lag an Angel. Angel jagte Buffy und ihre Freunde. Sie waren alle in Gefahr – auch er. Er wußte, auch er stand auf der Todesliste von Angel – genauso wie Buffy. Oz wollte zu Buffy. Sie mußten sich beraten wie es jetzt weitergehen sollte.

Er war gerade auf den Weg zu seinen Lieferwagen als er plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. Oz blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Es war auf einmal unheimlich ruhig. Sunnydale war nachts gespenstisch, aber nicht so in diesem Augenblick. Oz sah sich zögernd um. Doch er konnte nichts entdecken und genau das beunruhigte ihn zutiefst. Hier stimmte etwas nicht. Auch seine Instinkte als Werwolf alarmierten ihn. Und sein menschlicher Instinkt riet ihm, schnellstens von hier zu verschwinden.

Hastig wühlte Oz in seiner Jackentasche herum und fischte den Schlüssel für seinen Lieferwagen heraus. Er ging noch schneller und steckte den Schlüssel ins Schloß als er bei seinen Fahrzeug angekommen war. Oz entriegelte den Wagen und wollte einsteigen als er hinter sich eine Stimme vernahm – eine kalte, erbarmungslose Stimme, die ihn regelrecht erstarren ließ.

„Du fährst nirgendwo mehr hin, Oz.“ Oz drehte sich vorsichtig um und blickte in die kalten Augen von Angelus, der vor ihm stand. Mit einen lockeren Lächeln im Gesicht versperrte er Oz den Fluchtweg. Augenblicklich wußte Oz, daß es vorbei war. Alles war vorbei. Es war aus. Neben Angelus stand die Frau vom Schulrat. Was hatte das zu bedeuten? Das konnte doch einfach nicht sein. War sie ein Dämon? Buffy schien recht gehabt zu haben. Die Frau trieb ein falsches Spiel mit ihnen.

Weiter konnte Oz darüber nicht nachdenken, den das Nächste was er spürte, war die Faust, die in sein Gesicht krachte. Oz sackte bewußtlos in sich zusammen und fiel zu Boden. „Eine gute Nacht wünsche ich dir, alter Kumpel“, kicherte Angelus fröhlich. Er blickte Kalia an. Sie war zufrieden, daß sah man ihr an. Alles verlief nach Plan. Alles lief genauso ab wie sie sich das vorgestellt hatte.

~ 2. ~

Oz spürte sofort die Ketten, die seine Handgelenke und Füße an die Wand fesselten, als er aufwachte. Ihm war klar, daß er hilflos war. Er war machtlos. Ich werde sterben, dachte er. Als Oz den Kopf hob, sah er die Frau vom Schulrat, die mit Angelus auf einen Sofa saß und mit ihm herum schäkerte. Die Beiden hoben interessiert die Köpfe als sie bemerkten, daß sie beobachtet wurden. Sie schenkten Oz ein scheinheiliges Lächeln.

„Guten Morgen, Oz! Gut geschlafen?“ witzelte Angelus fröhlich. „Wie fühlst du dich?“ „Bestens, danke der Nachfrage“, gab Oz dem Vampir bissig zu verstehen. Fragend hob Angelus eine Augenbraue. „So einen Tonfall kenne ich ja gar nicht bei dir. Du redest doch nie viel!“ „Ich bin eben nicht gut auf dich zu sprechen. Du hast Willow getötet“, warf Oz ihm energisch vor. Doch Angelus lachte bloß.

„Du trauerst der Kleinen noch immer nach?“ spottete Angelus vergnügt. „Das mußt du nicht, Oz. Du bist bald bei ihr. Ich bin mir sicher, sie wartet im Jenseits schon sehnsüchtig auf dich.“ Oz biß die Zähne zusammen. Er würde sich nicht vor Angelus entblößen. Er würde ruhig bleiben und mit Würde sterben. Niemals würde er sich diesem Vampir unterwerfen und ihm seine wahre Angst zeigen. Er würde stark bleiben.

Angelus erhob sich mit einer raubtierhaften Bewegung und näherte sich Oz. „Ganz ruhig ... wie immer“, spottete er. Doch in Wahrheit war Oz nicht so ruhig. Angelus konnte seine Angst riechen; konnte sie fühlen. „Sie sind nicht vom Schulrat“, sprach Oz an Kalia und blickte sie an. Sie lächelte und nickt leicht. „Ich würde kaum hier bei Angelus sein, wenn ich vom Schulrat wäre“, spottete sie. „Wer sind Sie?“ „Das wirst du niemals erfahren. Obwohl ... du als Werwolf würdest es sogar irgendwie verstehen“, sprach Kalia und sie warf ihr Haar schwungvoll zurück.

Verwirrt runzelte Oz die Stirn. Woher wußte diese Frau das bloß? Immerhin sah man es ihm doch nicht an, daß er sich zu Vollmondzeiten in einen Werwolf verwandelte. „Weißt du, warum Werwölfe immer nur zu den drei Vollmondnächten im Monat wach werden?“ „Ich will es gar nicht wissen“, murmelte Oz. Kalia lachte und ignorierte seinen Widerwillen einfach. „Weil ich es so wollte, lieber Oz. Weil ich entschied, daß der Vollmond die richtige Atmosphäre für euch ist. Und nebenbei gesagt, hatte der Vollmond schon immer magische Auswirkungen auf die Dämonenwelt.“ „Was soll das heißen ... weil Sie es so wollten?“ sprach Oz irritiert. Das ergab doch alles keinen Sinn.

Kalia hob stolz den Blick und ein dämonisches Lächeln huschte über ihre Lippen. „Ich bin Kalia, die Schöpferin des Bösen. Ich bin das erste, reine Böse. Ich habe euch Werwölfe, die Vampire, die Dämonen – euch alle erschaffen und auf diese Welt gebracht, damit ihr Angst und Schrecken verbreitet.“ Oz starrte sie unfaßbar an. Ihm entgleisten die Gesichtszüge. Etwas, was bei Oz normalerweise niemals vorkam. Er konnte nicht glauben was sie da sprach. Sie war ... Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

„Ich bin etwas was ewig existiert, Oz. Das ist das Schöne an meiner Person. Man kann mich nicht töten. Man kann mich nicht unschädlich machen. Denn ich bin überall. Ich stehe über euch Menschen; ja, sogar stehe ich über den Dämonen.“ Sie schenkte Angelus ein Lächeln. „Doch er ... er ist etwas besonderes. Angelus hebt sich aus der Menge an Vampiren und Dämonen heraus. Er ist zu höheren bestimmt als alle anderen. Und wie ich ... wird auch er bald über euch stehen.“ Wortlos blickte Oz sie an.

Kalia nickte Angelus leicht zu. „Töte ihn! Es wird Zeit“, sprach sie bestimmend. Angelus grinste kalt. „Darauf habe ich nur gewartet“, erwiderte er und seine Hände packten Oz‘ Hals. „Ich hoffe, es tut weh, Oz“, knurrte Angelus und er riß brutal das Genick herum. Willows Freund hatte zu nichts mehr Gelegenheit. Angelus brach ihm mit einer einzigen Bewegung das Genick. Oz‘ Kopf fiel vorne über. „Also, ich kann einfach nicht genug davon bekommen“, rief Angelus gut gelaunt. Er blickte Kalia an. Und er wußte: Bald war es soweit. Schon bald würde er das volle Ausmaß seiner Macht zu spüren bekommen.

Mehr als zwei Stunden hatte Buffy ungeduldig auf Oz im Bronze gewartet. Doch er war nicht aufgetaucht; hatte sich auch nicht gemeldet. Sie begann sich Sorgen zu machen. Das paßte nicht zu Oz. Tief in sich, wußte Buffy, das sie auch mit Oz‘ Hilfe nicht mehr rechnen konnte. Der Grund, warum Oz nicht erschienen war, war das Angel ihn erwischt hatte. Oz war tot. Er war Willow auf die andere Seite gefolgt. Buffy schluckte schwer. Sie brauchte Oz‘ Leiche nicht zu sehen um das zu wissen.

Oz war immer zuverlässig gewesen. Wenn er sagte, er würde im Bronze auf sie warten, würde er auch da sein. Doch er war nicht da gewesen als Buffy den Club betreten hatte. Und in diesen zwei Stunden hatte es kein Lebenszeichen von ihm gegeben. Oz war tot. Angel hatte ihn getötet. Buffy wußte, was das zu bedeuten hatte. Sie war nun völlig auf sich allein gestellt. Sie mußte ihren Kampf gegen Angel ganz alleine führen. Jetzt kam alles nur noch auf sie an. Es gab niemanden mehr, der an ihrer Seite kämpfen würde. Jetzt stand nur noch Buffy zwischen Angel und dem Weltuntergang.

„Ich weiß wirklich nicht was das für einen Sinn haben soll“, sprach Angelus genervt. Kalia und er kümmerten sich nicht länger um die Leiche von Oz. Die Vampire von Angelus waren damit beschäftigt die Leiche zu entsorgen. Und Kalia hatte Angelus zu Acathla gebracht. „Ich weiß, das du ungeduldig bist und nach deiner Macht hungerst. Aber du mußt noch etwas Geduld haben. Bald ist es soweit. Ich kann es spüren.“ „Okay, ich hab nicht viel Geduld! Du erzählst mir von einer Macht, die ich bald besitzen werde und läßt mich warten. Klar, das ich ungeduldig bin“, sprach Angelus gereizt.

Kalia schenkte ihm ein Lächeln und legte seine Hände auf den Griff des Schwertes, das in Acathlas Brust steckte. „Schließ die Augen“, befahl sie. „Wieso?“ fragte Angelus unverständlich. „Vertrau mir, Angelus! Dir wird gefallen was du erlebst, glaub mir“, flüsterte Kalia an seiner Wange. Angelus zuckte leicht mit den Schultern und schloß die Augen.

„Konzentriere dich ganz allein auf das Gefühl von Macht in dir“, sprach sie. Angelus konnte fühlen wie ihre Hände an seinen Armen bis zu seinen Schultern entlang strichen. Er hielt das, was sie hier taten, für zwecklos. Als Kalias Hände an seinen Armen zurück glitten und sich auf seine Hände legten, war es wie eine Erscheinung. In dem Moment der Berührung wurde Angelus von einer unglaublichen Macht überwältigt. Sie strömte durch seinen ganzen Körper und breitete sich aus.

Angelus konnte fühlen wie er stärker wurde; wie er besser – ja, unbesiegbar – wurde. Die dunkle Macht nahm ihn ganz in sich auf. Und er ließ sich einfach darin fallen. Er tauchte ein in dieses Gefühl, das er noch nie zuvor verspürt hatte. Es war ... wie ein Jungbrunnen, der einem eine nie gekannte Stärke vermittelte und aus dem man wie neugeboren wieder herausstieg.

Der Vampir nahm dieses Machtgefühl in sich auf und verankerte es tief in sich. Er wußte, das dies der richte Weg zu seiner Bestimmung war. Und ihm wurde nun klar, daß er nur noch einen Schritt davon entfernt war. Es gab noch eine Sache, die er zu erledigen hatte und dann war es soweit. Dann würde er endlich die Macht des Fürsten der Finsternis ausleben. Was er dazu noch brauchte war das Blut der Jägerin. Das war der Schlüssel zu seiner grenzenlosen Macht. Buffy Blut war der Schlüssel zur ewigen Dunkelheit auf Erden.

„Öffne jetzt die Augen“, flüsterte Kalia an seinen Ohr. Angelus tat es und als er sich umsah, hatte er das Gefühl, daß sich alles verändert hatte. Er sah alles mit anderen Augen. „Wow“, sprach Angelus beeindruckt. Mit dieser Wirkung hatte er nicht gerechnet. „Was siehst du?“ fragte Kalia neben ihm. Nun sah er sie an. Und das erste Mal, seit er sie kannte, konnte er erkennen, wer sie wirklich war. Angelus sah die Dunkelheit in ihr. Er konnte das tiefe Böse in ihr erkennen.

„Ich sehe es“, sprach der Vampir. „Was siehst du?“ „Die Dunkelheit in dir. Die Macht des Bösen um uns herum. Ich kann das Böse plötzlich sehen und spüren. Ich kann es endlich sehen.“ „Nein, Angelus, du siehst es nicht endlich“, widersprach Kalia. „Sondern?“ Kalia sah ihn stolz an. „Zum ersten Mal in deinem Leben benutzt du deine Augen wirklich. Du siehst endlich hin. Bis zum jetzigen Moment hast du an den wahren Dingen immer vorbei gesehen – so wie alle anderen auch. Jetzt, Angelus, siehst du das erste Mal hin. Zum ersten Mal siehst du die Dinge wirklich – so wie sie sind.“ Angelus nickte leicht. Er verstand, was sie ihm sagte und er wußte, sie sprach die Wahrheit.

„Diese Macht in mir ...“, begann Angelus. Kalia unterbrach ihn sanft. „Das ist nur ein kleiner Teil deiner Macht.“ „Das ist ja schon überwältigende“, sprach er. „Ich weiß. Doch es kommt noch besser, glaube mir. Es kommt noch etwas viel besseres auf dich zu, mein auserwählter Schützling. Du nimmst deine Umgebung jetzt so wahr wie sie wirklich ist. Du siehst nun die verborgenen Dinge, die dahinter stecken. Es ist soweit“, sprach Kalia mit erhobenen Blick.

„Es wird Zeit, daß du das Blut der Jägerin trinkst. Ihr Blut öffnete das Tor zu deiner Macht. Die entscheidende Nacht steht uns bevor. Nun dauert es nicht mehr lange.“ Kalia und Angelus sahen sich wissend an. Sie waren beide voller Vorfreude erfüllt. Bald war es soweit. Eine neue Ära würde schon bald über diese Welt herrschen. Mit dem Erwachen von Angelus‘ Macht begann ein neues Zeitalter. Endlich würde das Zeitalter der Dämonen heran brechen – so wie es geschrieben stand; so wie es Bestimmung war ...

~ 3. ~

Im Summers-Haus war es völlig ruhig. Buffy und ihre Mom aßen still zu Abend. Doch so recht hatten beide keinen Hunger. Joyce hatte aus der Zeitung erfahren das Buffys Freunde tot waren. Sie waren alle tot. Man hatte nun auch die Leichen von Oz und Giles gefunden. Buffy selbst wollte nicht darüber sprechen. Sie konnte es einfach nicht. Deshalb herrschte am Tisch auch Schweigen. Was hätte Joyce auch sagen können? Nichts hätte ihre Tochter getröstet, daß wußte Joyce.

Da klingelte es an der Tür der Summers. „Ich geh schon“, murmelte Joyce und sie erhob sich. Buffy nickte bloß und sagte nichts. Sie stocherte weiter lustlos in ihrem Essen herum. Doch dann schoß plötzlich ihr Kopf hoch. Sie blickte auf die Uhr. Es war kurz nach Sonnenuntergang. Es gab niemanden mehr, der sie um diese Zeit besuchen kam, außer ... „Mom, nein! Bleib von der Tür weg“, rief Buffy panisch und sie sprang auf. Dabei stieß sie ihren Stuhl so heftig zurück, das dieser auf den Boden prallte.

„Zu spät, Süße“, sprach eine kalte Stimme. Buffy lief es eiskalt den Rücken hinab. Da erschien Angelus und hatte ihre Mutter in seiner Gewalt. Mit einer Hand drückte er Joyce um ein Haar die Luft ab. Sie konnte nur noch schwer atmen. Die andere Hand lag auf ihrer Schulter und seine Finger krallten sich so brutal in Joyces Haus, daß es weh tat.

„B ... Buffy“, stöhnte Joyce. Sie blickte ihre Tochter panisch an. Joyce verstand nicht was hier los war. Welcher Film lief hier ab? „Laß meine Mom in Ruhe. Sie hat nichts mit dieser Sache zu tun“, sprach Buffy eisig. Angelus zuckte mit den Schultern und verzog entschuldigend das Gesicht. „Sie ist doch deine Mutter, Buffy. Sie denke, es wird Zeit, daß sie alles erfährt, oder? Sie sollte endlich erfahren warum du dich Nacht für Nacht aus dem Haus schleichst.“ „Was?“ fragte Joyce irritiert dazwischen.

Angelus grinste breit als Buffy zusammen zuckte. Sie konnte nicht glauben, daß er die Wahrheit aus ihr heraus zwang. „Was weiß ich nicht?“ fragte Joyce mit zitternder Stimme. Angelus beugte sich zu ihr vor und sprach: „Ihre Tochter, Mrs. Summers, ist eine Vampirjägerin. Sie wurde auserwählt gegen Vampire, Dämonen und die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Buffy hat besonders starke Kräfte, die ihr eine Chance gegen uns ermöglichen. Ach, habe ich es schon erwähnt? Ich bin ein Vampir.“ Ein grausames Lachen entrang sich aus Angelus‘ Kehle.

Joyce riß die Augen auf. Sie konnte nicht glauben was Angelus da sprach. Sie richtete ihre Augen auf Buffy. „Ist ... das wahr?“ stammelte sie. Buffy schluckte schwer und nickte leicht. „Ja, er sagt die Wahrheit. Ich bin eine Vampirjägerin. Mom, ich ...“ Buffy brach ab als hinter Angelus eine Frau erschien. Es war Kelly, die Frau vom Schulrat. Ich wußte, an ihr ist etwas faul, dachte Buffy. „Ach ja, darf ich vorstellen? Das ist Kalia“, sprach Angelus vergnügt.

„Kalia?“ fragte Buffy verwirrt. Ihr sagte dieser Name nichts. „Du wirst noch früh genug erfahren wer ich bin“, sprach Kalia und sie kam auf Buffy zu. Die Jägerin wich zurück und ging in Kampfstellung. Überrascht zog Kalia eine Augenbraue hoch. „Sehr mißtrauisch, die Kleine“, meinte sie an Angelus gewandt. „Das war sie schon immer ... und so schrecklich unschuldig“, stöhnte er theatralisch und drückte noch fester zu.

Joyce rang nach Atem und röchelte. Buffy wußte nicht was sie tun sollte. Sie wußte, wenn sie nur einen einzigen Schritt auf Angelus zu machte würde er ihre Mutter töten. Doch sie konnte doch auch nicht hilflos daneben stehen. Sie war sich sicher, daß er ihre Mom töten würde – egal wie Buffy sich auch entscheiden würde. Irgend etwas mußte Buffy unternehmen um sie beide zu retten – auch wenn die Chancen schlecht für sie standen. So darfst du nicht denken, befahl Buffy sich selbst.

„Laß meine Mom gehen“, forderte Buffy scharf und sie blickte Angelus in die Augen. „Du hast es anscheinend noch immer nicht verstanden, Kleine“, sprach Kalia an Angelus‘ Stelle. „So läuft dieses Spiel nicht. Nicht du stellst hier die Forderungen, sondern wir. Wir sagen hier wie es weiter geht. Du hast hier gar nichts zu sagen, Jägerin“, teilte Kalia ihr mit und sie schlug Buffy hart ins Gesicht.

Buffy flog durch die Luft und prallte schmerzhaft gegen die Wand über den Kamin. Stöhnend fiel sie zu Boden. Für einen Moment blieb Buffy ruhig liegen um nach Luft zu schnappen. „Buffy!“ rief Joyce entsetzt. Angelus grinste. So gefiel ihm die ganze Sache. „Komm schon, Jägerin! Zeig mir was du drauf hast“, forderte Kalia sie auf. „Tue es für das Leben deiner Mom. Wenn du es schaffst, mich zu töten, kann sie gehen. Richtig, Angelus?“ „Klar“, sprach er kichernd. Er wußte, daß Buffy auf der ganzen Linie verlieren würde. Das reine Böse war nicht zu töten. Das wird ein Spaß, dachte er.

Die Jägerin ließ sich das nicht zwei Mal sagen und kam wieder auf die Beine. Sie sprang über den Tisch hinweg, doch ihr Tritt ging ins Leere. Kalia sprang so schnell zur Seite, daß sich Buffy fragen mußte, ob ihre Gegnerin überhaupt ausgewichen war. Als sich Buffy wieder hoch rappelte, war Kalia bei ihr und grub ihre Fingernägel in ihr Haar.

„Du bist gut, Jägerin“, sprach sie und schleuderte Buffy gegen den Tisch. Das Geschirr fiel laut scheppernd zu Boden; der Tisch fiel mit einen lauten Krachen um. „Aber nicht gut genug für mich“, ergänzte Kalia ihren Satz und sie trat Buffy brutal in die Rippen. Ein Schmerzensschrei entkam Buffy, obwohl sie sich bemühte, ihre Schmerzen nicht zu zeigen. Sie blickte zu ihrer Mom und schöpfte neue Hoffnung. Sie mußte die Oberhand gewinnen. Ich muß einfach über diese geheimnisvolle Frau siegen, dachte Buffy entschlossen.

Erneut war Buffy dabei sich aufzurappeln. Kalia griff nach ihrer Schulter und zog sie hoch. Sie warf Buffy durch den Raum und die Jägerin landete am Ansatz der Treppe, die in den ersten Stock des Hauses führte. „Buffy“, rief Joyce verzweifelt. Hilflos mußte sie zusehen wie ihr Kind – ihre einzige Tochter – in ihrem eigenen Haus verprügelt wurde. Und da war die Angst; die Angst, das Buffy getötet wurde. Die Angst, das sie selbst getötet wurde.

Mit langsamen Schritten kam Kalia auf Buffy zu. Sie ließ sich Zeit; konnte sich diesen Luxus leisten. Buffy drehte sich um und setzte einen Schlag an. Doch Kalia wehrte ihn mit einen abfälligen Lächeln ab. „Ist das alles was du drauf hast? Dafür, daß du die Jägerin bist, bist du ziemlich schwach“, spottete Kalia vergnügt. „Liegt wohl daran, daß du zu stark für sie bist“, mischte sich Angelus ein.

Kalia drehte sich zu ihm um. „Ich bin nun einmal ein Wesen höherer Macht. Ich sagte doch schon ... ich bin nicht zu töten“, sprach sie und drehte sich wieder zu Buffy. Erneut wehrte sie deren Angriff ab und schleuderte sie gegen die Wand. Laut krachend prallte Buffy gegen die Fotorahmen an der Wand und fiel ungebremst auf die Stufen. Der Aufprall zog einen heftigen Schmerz durch ihren Rücken; doch Buffy versuchte, diesen Schmerz zu ignorieren.

Und dann war Kalia über ihr und hielt sie mit unglaublicher Kraft auf den Stufen fest. Wütend funkelte Buffy die Frau an. „Ich wußte es. Ich wußte, Sie sind nicht vom Schulrat. Wer sind Sie?“ fauchte sie. Kalia beugte sich zu Buffys rechten Ohr. „Ich bin etwas was jeder fürchtet. Ich bin etwas wovon du keine Ahnung hast; was du niemals verstehen wirst.“ „Tatsächlich? Was für ne abgedrehte Dämonenbraut sind Sie den?“ fragte Buffy herausfordernd.

Kalia lachte über die Unwissenheit der Jägerin. „Ich bin keine Dämonin. Ich bin auch keine Vampirin. Von mir hast du keine Ahnung, Schätzchen. Doch glaube mir, wenn ich dir sage, daß du noch alles erfahren wirst was du wissen mußt – kurz vor deinem Tod. Aber jetzt ... würde ich an deiner Stelle mal zu deinen Ex schauen“, sprach Kalia ruhig. Buffy schluckte schwer und wandte den Kopf soweit wie Kalia es zuließ.

Buffy sah, daß aus dem menschlichen Gesicht Angelus‘ seine grausame Dämonenfratze geworden war. Und augenblicklich wußte die Jägerin, was er vorhatte; was er tun wollte. Verzweifelt versuchte Buffy sich zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Sie saß fest. Sie konnte sich nicht bewegen. Die Kraft, die Kalia hatte ... sie war dieser Kraft nicht gewachsen – auch nicht als auserwählte Jägerin. Und hilflos mußte Buffy mit ansehen wie Angelus ihr den größten Schmerz in ihren Leben zufügte.

Angelus stieß Joyce seine Zähne tief in den Hals und trank von ihrem Blut. „Mom, nein!“ schrie Buffy und erneut versuchte sie sich zu befreien. Sie mußte ihrer Mutter helfen; mußte sie beschützen. Sie mußte zu ihr gelangen. Doch Buffy konnte sich keinen Millimeter rühren. „Mom!“ Tränen rannen über das Gesicht der Jägerin. Hilflos sah sie zu wie der leblose Körper ihrer Mutter zu Boden fiel und bewegungslos liegen blieb. Und über ihr stand Angelus mit einen breiten Grinsen und dem Blut ihrer Mutter auf den Lippen.

„Nein!“ Buffy schluchzte verzweifelt auf. Sie konnte es nicht glauben. Fassungslos starrte sie auf die Leiche ihrer Mutter. Und in diesen einen Moment starb auch etwas in Buffy. Sie wußte, auch sie würde sterben. Die Welt würde untergehen. Doch es war ihr egal. Es zählte nicht mehr. Ihr schlimmster Alptraum war Realität geworden. Ihre Mutter war getötet worden – von einem Vampir. Und es war nicht irgendeiner gewesen, sondern der Mann, den sie einmal geliebt hatte. Aber Angel war tot. Und dieses Monster – Angels altes Ich – hatte ihr alles genommen was sie geliebt hatte.

Buffy wußte, es war vorbei. Ihr Kampf war umsonst gewesen. Ihre Freunde, ihr Wächter, ihre Mom ... sie waren alle tot. Der Schmerz breitete sich in ihren Körper aus und ließ ihr Herz bluten. Sie hatte die Menschen, die sie geliebt hatte, nicht vor Angelus beschützen können. Sie hatte sie nicht retten können. Sie hatte versagt. Es war alles zu spät. Und Buffy war nun egal was mit ihr passieren würde. Da spürte sie den harten Schlag, der sie im Gesicht traf. Buffy war für die Dunkelheit der Bewußtlosigkeit dankbar. Für eine kurze Zeit würde der Schmerz verblassen und erst wieder kommen, wenn sie aufwachte. Und wenn sie erwachte, würde auch ihre letzte Stunde geschlagen haben – so wie die der gesamten Menschheit, die nun endgültig verloren war.

Kalia erhob sich und lächelte zufrieden. Angelus warf sich Buffy über die Schulter und legte einen Arm um Kalia. „Also, ich bin zufrieden mit der Entwicklung der Dinge“, sprach er. „Ich kann auch nicht klagen. Noch heute Nacht wird sich die Legende über dein Schicksal erfüllen. Die letzte Nacht wird heute geschlagen. Heute wirst du der Fürst der Finsternis werden“, versprach Kalia dem Vampir. Und er freute sich auf seine Macht. Schon in wenigen Stunden würde es nicht nur sinnloses Geschwätz, sondern Realität sein. Schon bald würde sich Kalias Bestimmung, die sie einst über ihn gesprochen hatte, erfüllen.

~ 4. ~

Als Buffy aufwachte, war sie in Ketten gelegt worden. Sie war allein. Buffy blickte sich um. Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit. Und augenblicklich fiel ihr alles wieder ein. Ihre Mutter ... sie war von Angelus getötet worden. Ihre Mom war tot. Und sie ... sie würde ihren Freunden, ihren Wächter und ihrer Mutter bald auf die andere Seite folgen, daß wußte Buffy.

In diesem Moment ging die Tür auf und ein Lichtstrahl erhellte den dunklen Raum. Und da stand die Frau von ihr, die Angelus Kalia genannt hatte – die Frau, die sich als Mitarbeiterin des Schulrates ausgegeben hatte. Die Frau, gegen die Buffy keine Chance gehabt hatte. Die Jägerin schluckte schwer. Es war Zeit für die Wahrheit, sie spürte es. Diese Frau war gekommen um sie aufzuklären.

„Entschuldige, Kleine, wenn ich die freundlichen Floskeln wegfallen lasse, aber ich geh lieber gleich zum eigentlichen Thema über“, begann Kalia. „Wer sind Sie?“ fragte Buffy fordernd. Kalia lächelte leicht. „Ich bin Kalia, die Schöpferin des Bösen. Ich bin das erste, reine Böse – jenseits von Sünde, jenseits von Furcht. Vor mir erstarrt sogar die Dunkelheit vor Angst. Ich bin etwas was immer allgegenwärtig ist. Ich bin nicht sichtbar, aber ihr wißt alle, daß es mich gibt. Ich bin das Böse, den ich habe die Dämonen erschaffen“, erzählte Kalia offen und voller Stolz.

Entgeistert starrte Buffy sie an. Im ersten Augenblick konnte sie nicht glauben was Kalia da sprach. Doch es ergab einen Sinn. Und ihr wurde klar, diese Frau sprach die Wahrheit. „Ich bin so alt wie die Menschheit. Seit es Menschen gibt, existiere ich. Das Böse ist unter euch, Buffy. Es ist immer da. Ich bin immer unter euch; bin immer da. Ich bin etwas was nicht zu töten ist. Ich bin unbesiegbar; unverwundbar, Buffy. Gegen mich hat niemand eine Chance. Man kann mich nicht töten. Und du hast dich mit einer Gegnerin angelegt, die ein paar Nummern zu groß für dich ist. Du kannst nicht über mich siegen. Niemand kann das. Das Böse ist nicht zu töten.“ „Was ... warum Angel?“ fragte Buffy. Mehr brachte sie nicht über die Lippen.

Kalia lächelte. Mit dieser Frage hatte sie gerechnet. „Seine Verwandlung zum Vampir war nie Zufall. Alles, was geschehen ist, Buffy, ist Schicksal gewesen. Es gehört zu Angelus‘ Bestimmung dazu. Ich habe ihn damals im Jahre 1753 auserwählt ein Wesen höherer Macht zu werden. Angelus wurde allein für die Bestimmung erschaffen der auserwählte, schwarze Krieger zu sein. Er wurde auserwählt zu herrschen. Als Fürst der Finsternis über die Dunkelheit – das Böse – zu herrschen“, teilte Kalia der Jägerin die Geschichte mit.

„Angelus‘ Verwandlung zum Vampir, die Rückgabe seiner Seele, die Liebe zu dir – das alles war nie Zufall. Es war Bestimmung. Das alles mußte so geschehen, damit seine Macht sich vollständig entfalten kann. Damit er nach einen langen Leidensweg zu der Macht findet, die ich ihm mit der Bestimmung vermacht habe.“ Buffy schüttelte energisch den Kopf. Sie wollte das nicht wahrhaben; wollte nicht glauben, die ganze Zeit von der bösen Seite benutzt worden zu sein um Angelus zu seiner Herrschaft zu verhelfen.

„Nein“, flüsterte sie schwach. Ihre Liebe war doch echt gewesen. Es durfte nicht sein. Sie war benutzt worden ohne es zu wissen. Es war alle geplant gewesen von der bösen Seite. Man hatte gewußt, was geschehen würde, wenn sie Angel begegnete. Man hatte gewußt, daß sie sich in ihn verlieben würde. Ihr Liebe war nur eine Lüge gewesen. Auch wenn sie beide daran geglaubt hatten – es wäre etwas besonderes – war es nur Mittel zum Zweck gewesen um Angelus zurück zu holen und ihm zu dem zu machen, wozu er auserwählt worden war.

„Dein Kampf ist vorbei, Jägerin. Und es wird dein Blut sein, daß Angelus für immer zum Fürsten der Finsternis macht. Dein Blut öffnet das Tor für das Böse auf dieser Welt. Gib dich dem Tod hin, Buffy, den du wirst ihm bald entgegensehen“, sprach Kalia. Sie griff in einen kleinen Beutel und blies Buffy schwarzen Staub ins Gesicht. Buffy hustete und schloß die Augen. Sie schüttelte den Kopf und wollte den Staub loswerden. Doch der Staub schien sich in ihre Haut zu fressen. Der Staub kroch in ihren Körper und nistete sich dort ein.

„Was ist das?“ fragte Buffy mit einen Anflug von Panik. Kalia nahm die Lampe und ging zur Tür. „Dieser schwarze Zauberstaub sorgt dafür, daß du keine Kontrolle mehr über deinen Körper hast. Er macht dich willenlos, um genau zu sein. Du bist zwar noch immer bei vollen Bewußtsein, läßt aber alles mit dir geschehen, Buffy. Und genau das brauchen wir. Du mußt für das entscheidende Ritual willenlos sein. Wir können es nicht riskieren, daß du unser Ritual störst, indem du dich wehrst. Deshalb sorge ich nur vor“, sprach Kalia und die Tür fiel hinter ihr ins Schloß. Buffy war wieder allein – in völliger Finsternis.

Drei Stunden später

Es war alles vorbereitet. Im Raum waren langstielige, schwarze Kerzen angezündet worden und der Duft von Rosenblättern hing in der Luft. Angelus war ganz in schwarz gekleidet. Kalia hatte ihn angewiesen, zu warten, Buffy zu töten. Es mußte der richte Moment zur richten Zeit sein, ansonsten wäre alles umsonst gewesen. Und Angelus hielt sich an diese Anweisung; wußte, wie wichtig der richtige Moment für ihr Ritual war.

Spike und Drusilla hielten sich im Hintergrund und waren ebenfalls schwarz gekleidet. Nur wer schwarz trug, durfte bei der Machtübergabe dabei sein. Das war die klare Anweisung von Kalia gewesen. Und jeder hielt sich daran. Kalia selbst hatte ihr Haar hoch gesteckt und trug ein langes, schwarzes Kleid. Die Träger waren im Rücken gekreuzt und sie trug hochhackige, schwarze Schuhe dazu. Um ihren Hals trug sie ein Amulett, das älter war als die Welt der Dämonen.

Das Amulett war aus Silber und ein dunkelroter Stein glitzerte zwischen fremdartigen Zeichen. Unruhig ging Angelus auf und ab. Er konnte nicht abstreiten, daß er nervös war. Doch es war eine nervöse Vorfreude auf die Macht, die er in wenigen Minuten erhalten würde. Kalia hatte Weihwasser auf seine Schultern tropfen lassen. Dies war die Vorbereitung auf das Entfalten seiner lang ersehnten Macht.

Zwei von Angelus‘ Vampiren brachten Buffy in den Raum. Kalia drehte sich zu ihnen um. „Legt sie genau fünf Schritte vor Acathla zu Boden. Ihr Kopf muß Acathla am nächsten sein“, befahl sie streng. Die Vampire taten wie ihnen befohlen und zogen sich dann zurück. Kalia beugte sich kurz über Buffy. Sie war bei vollen Bewußtsein und völlig willenlos, so wie sie es Buffy mit geteilt hatte.

„Angelus“, sprach sie schließlich. „Ja?“ Neugierig blickte er sie an. „Ich will, daß du deinen Platz bei Buffys Füßen einnimmst.“ Angelus dachte nicht weiter darüber nach, sondern tat, was Kalia ihm sagte. Er mußte ihr vertrauen und tat es auch. Nur sie kannte dieses Ritual. Immerhin war es ihr Ritual. Und nur Kalia konnte den Weg zu seiner Macht frei machen, also fügte er sich ohne Widerworte.

Kalia kniete sich neben Buffys Gesicht und ließ Weihwasser darüber laufen. „Ihr Blut wird das Tor zu unserer Welt für immer öffnen. Es ist das Blut der Jägerin, daß das Ende der Menschheit einläutet und das Böse wird die Kontrolle über die Welt über nehmen. Ihr Blut wird die Legende wahr machen ... die Legende des Fürsten der Finsternis“, tonierte Kalia mit ruhiger, aber entschlossener Stimme.

Buffy blickte bloß starr zur Decke. Sie war willenlos; konnte sich nicht bewegen. Sie ließ alles mit sich geschehen. Sie konnte den Weltuntergang nicht mehr verhindern. Buffy war zum willenlosen Werkzeug der bösen Mächte geworden. Es war zu spät. Buffy war wie ihre Freunde – wie die gesamte Menschheit – verloren. Sie konnte sich dagegen nicht wehren, da sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper – über sich selbst – hatte.

„Nun wird die Legende wahr“, sprach Kalia. „Die Legende, die einst von mir erschaffen wurde. Er ist seinen Weg zu Ende gegangen. Sein Weg führte ihn zu mir. Nun steht er vor seiner Macht; vor seiner Bestimmung. Sein Schicksal als schwarzer Krieger soll sich nun erfüllen. Mit dem Blut der Jägerin wird die Macht ihm gehören. Die Finsternis wird sein. Und er wird der Fürst der Finsternis.“ Kalia blickte Angelus an und nickte ihm leicht zu.

Sie überließ ihm ihren Platz neben Buffys Gesicht. Angelus verwandelte sich und beugte sich über eine wehrlose Jägerin. Langsam stieß er seine Zähne in ihren Hals; wollte diesen Augenblick auskosten. Das pochende, warme Blut floß seine Kehle hinunter. Es erfüllte Angelus – mit der Stärker der Jägerin und mit seiner Macht. Reglos lag Buffy da; ließ es geschehen. Das Blut stärkte den Vampir. Und er hörte, wie das Entfalten seiner Macht begann.

Mit jedem Tropfen Blut, den Angelus von der Jägerin trank, wurde es dunkler am Himmel. Es donnerte laut und Blitze schlugen in ganz Sunnydale ein. Es hagelte für einige kurze Momente. Der starke Hagel zerstörte die Scheiben der Autos auf den Straßen. Die Menschen flüchteten in ihre Häuser. Und die Dämonen kamen aus ihren Verstecken und näherten sich der Hauptmann-Gruft. Dem Ort, wo ihre Ära endlich beginnen würde.

Angelus ließ von der inzwischen toten Jägerin ab. Er erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung. Für einen kurzen Augenblick sah er Kalia an. Er wollte schon etwas sagen, doch der laute Donner hinderte ihn daran. Kalia kam auf ihn zu. „Es ist soweit“, flüsterte sie und ihr Amulett ab. „Der Fürst der Finsternis – mit seiner Macht wird er neu geboren; neu erschaffen“, sprach sie und legte Angelus das Amulett um.

In diesem Moment fiel Angelus auf die Knie. Eine unglaubliche Kraft, die plötzlich auf seinen Schultern lag, zwang ihn dazu. Laut schrie er auf. Die Decke der Gruft wurde weggerissen. Der Wind heulte laut und völlige Finsternis herrschte am Himmel. Die schwarze, ewige Nacht war über Sunnydale und die Welt herein gebrochen. Blitze schlugen um Angelus ein. Das helle Licht der Blitze erfaßte ihn und zuckte durch seinen Körper. Und mit den Blitzen kam die Macht zu ihm. Seine Bestimmung entfaltete sich und ließ Angelus erneut und wie nie zuvor leben.

Die Blitze schossen zurück in den Himmel und der Donner schien das Ende der Menschheit einzuläuten. Der völlig dunkle Himmel würde ewig währen, daß wußte Kalia, als sie hochblickte. Sie lächelte stolz und sah zu Angelus. Für einen Moment kniete er noch keuchend am Boden. Dann erhob er sich und erwiderte ihren Blick. Und Kalia erkannte die Macht in seinen Augen. Sie las die Dunkelheit in ihm und seine neugewonnene Macht. Jetzt war niemand mehr so stark wie er. Endlich war es geschehen. Er war der Fürst der Finsternis. Ihr Auserwählter hatte endlich seine Bestimmung in sich aufgenommen. Das lange Warten war vorbei.

Wortlos ging Angelus zu Acathla und zog mit einer lockeren Bewegung das Schwert aus dessen Brust heraus. Jetzt war kein Ritual mehr nötig, er wußte es. Und Angelus wußte: Von jetzt an herrschte er über die Welt. Er war sich seiner Bestimmung bewußt und er würde sie vollends ausleben. Geschickt drehte er das Schwert in seinen Händen und sein Grinsen war voller Macht und Eiseskälte.

Die Dämonen wußten: Nun begann ihre Ära. Sie würden sich nie mehr verstecken müssen. Endlich konnten sie ihre Bosheit ausleben, ohne Gefahr zu laufen, entdeckt oder getötet zu werden. Es gab die Jägerin – die Kriegerin des Guten – nicht mehr. Mit der ewigen Nacht war die Prophezeiung der Jägerin gestorben. Sie existierte nicht länger. Das Gute hatte diesen Kampf verloren. Ab jetzt herrschte das Böse – für immer.

Der dunkelrote Stein in Kalias Amulett war tiefschwarz geworden. Mit diesem Amulett hatte sie die Freigabe der Macht möglich gemacht. Mit diesem Amulett hatte sie ihre Macht an Angelus übertragen und teilte diese nun mit ihm. Nun war er genauso mächtig und stark wie sie. Nun waren sie nicht mehr zu stoppen. Und während Angelus auf Kalia zu kam und sie leidenschaftlich küßte, öffnete Acathla sein Maul und stürzte die Menschheit in ihre ewig anhaltende Hölle ...

~ Epilog ~

Die ewige Nacht war über die Welt herein gebrochen. Die Dämonen und Vampire brauchten sich nun nicht mehr verstecken. Das Blatt hatte sich gewendet. Nun waren es die Menschen, die sich verstecken mußten – vor den Dämonen, die ihre Welt übernommen hatten. Die Herrschaft der Menschheit war zu Ende. Jetzt waren die Dämonen und die Mächte der Finsternis am Zug.

Angelus stand auf dem Dach der Highschool und blickte auf die finstere Nacht. Er hörte Schritte hinter sich und drehte sich zu der Frau, die auf ihn zukam, um. „Wie fühlst du dich?“ fragte Kalia. Angelus grinste breit. „Ich fühle mich phantastisch. Verdammt, ich habe mich noch nie so gut gefühlt in meinen Leben. Es ist ... als ob ich endlich zu dem geworden bin was ich immer sein wollte.“ „Das bist du“, erwiderte Kalia. „Du wurdest für all das auserwählt – von mir. Sieh es dir an, Angelus: Das alles gehört jetzt dir“, sprach die Schöpferin des Bösen mit einer ausholenden Handbewegung.

„Ich finde es fabelhaft“, sprach Angelus und er seufzte zufrieden auf. „Du hast nicht übertrieben als du mir von meiner Bestimmung erzählt hast.“ „Wie hätte ich dich anlügen sollen? Dazu habe ich dich auserwählt, Angelus. All deine Leiden, dein ganzes Leben ... es ist vorbei. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt für dich. Jetzt, Angelus, beginnt das Leben, wozu du zum Vampir gemacht worden bist“, sprach Kalia.

Angelus legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. „Ich bin froh, daß du mich auserwählt hast. Ich bin der Richtige dafür“, sprach Angelus mit vollen Selbstbewußtsein. „Ich weiß. Niemand war für diese Aufgabe besser geeignet als du. Du warst und bist perfekt für dieses Leben.“ Angelus grinste. Alles hatte sich gelohnt. Das Leiden mit seiner Seele, Buffy, die Kämpfe für die gute Seite ... es war vergangen und letztendlich hatte es sich doch gelohnt. Er war an seinen wahren Leben angekommen. Er hatte es übernommen und war nun bereit seine Bestimmung auszuleben.

Die Legende war wahr geworden. Seine Bestimmung hatte sich erfüllt. Nun herrschte er über die Welt. Nun herrschte er über die ewige, dunkle Nacht. Und nie mehr würden die Menschen die Sonne oder den Frieden zu Gesicht bekommen. Sie würden ewig leiden und sterben. Und Angelus würde ewig herrschen. Er lebten nun das Leben, wozu Kalia ihn einst auserwählt hatte. Endlich war er wirklich frei. Seine Bestimmung hatte die Legende wahr gemacht. Angelus war der Fürst der Finsternis ...

Ende


|| Home ||