Title: Die Jägerin und ihr Vampir, Teil 1 – Der Anfang
Author: Tegan

Fandom: Buffy – The Vampire Slayer
Rating: R
Category: Fights, Love, Drama
Characters, Pairing: Der Buffy-Cast, Angel / Sarah

Summary: Angel, der Vampir, lernt die Jägerin kennen und kämpft an ihrer Seite gegen die Mächte der Finsternis. Inmitten ihres Kampfes gegen den Meister verlieben die Beiden sich ...

Disclaimer: Die Charaktere von Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Als allererstes: Die Jägerin bekam bei mir einen neuen Namen und nennt sich Sarah. Ich mag den Namen Buffy nicht sehr. (Seien wir mal ehrlich: Was ist Buffy bitte für ein Name?) Aus diesem Grund heißt die Jägerin bei mir Sarah, aber alles andere spielt im Buffy-Universum. Da ich mit einigen Szenen aus der Serie nicht ganz zufrieden war, habe ich angefangen, sie umzuschreiben und nach meinen Vorstellungen zu schreiben. Daraus ist geworden, daß ich die Staffeln wirklich halb umschreibe. Seit zwei Jahren arbeite ich schon daran und noch lange kein Ende in Sicht. Viel Spaß beim Lesen.


Die Jägerin und ihr Vampir, Teil 1 - Der Anfang
written by Tegan
© 2000

In jeder Generation gibt es nur eine Jägerin. Sie muß sich gegen Vampire und die Dämonen der Finsternis stellen. Sie allein ist auserwählt. Sie muß bereit sein, ihr Leben für die Menschheit zu opfern. Stirbt sie, tritt die nächste Jägerin an ihre Stelle ...

~ 1. ~

Sunnydale war eine kleine Stadt nahe Los Angeles. Doch niemand wußte unter welchem Stern die Stadt stand; worauf Sunnydale aufgebaut war. Es gab nur wenige Menschen, die über den Höllenschlund in Sunnydale Bescheid wußten. Früher hatte der Höllenschlund den Namen Boca del Inferno getragen. Der Höllenschlund zog die dunkle Macht der Finsternis an. Er war ihr Unterschlupf. Aus diesem Grund waren sehr viele Dämonen und Vampire in Sunnydale. Und es lag ganz allein an einer diese Kreaturen zu bekämpfen und zu besiegen. Die Vampirjägerin; siebzehn Jahre alt – Sarah Anne Summers.

Der 242 Jahre alte Vampir Angel ging durch die dunklen Straßen. Böse Erinnerungen gingen ihm durch den Kopf. Erinnerungen an seine grausamen Taten, die er als Vampir Angelus begangen hatte. Er war der Fürst der Dunkelheit gewesen; hatte Menschen und Tiere gequält. Einst hatte er aus unschuldigen, gläubigen Mädchen grausame Dämonen gemacht. Und dann war es geschehen. Diese Sache, die ihn verändert hatte. Zigeuner hatten ihn mit einen Fluch belegt. So wollte man ihn für seine Taten bestrafen. Sie gaben ihm - einen Dämon - die Seele wieder und nun büßte er für seine einstigen blutigen Taten. Er ernährte sich nicht mehr von den lebenden Sterblichen, sondern von der Blutbank, da sein Gewissen das grausame Töten nicht mehr zuließ.

Angel schüttelte den Kopf; wollte im Moment nicht über seine Vergangenheit nachdenken. Sie quälte ihn schon genug und öfter als es ihm lieb war. Er wollte ins Bronze, dem Jugendtreff der Menschen in dieser Stadt. Sie alle gingen dorthin. Es war der einzige Club, wo man sich treffen konnte. All zuviel hatte Sunnydale nicht zu bieten. Es gab kaum Möglichkeiten für die Jugendlichen sich zu amüsieren. Eigentlich interessierte es ihm nicht aber es gab eine Person, die heute Abend dort sein würde: Sarah, die Jägerin.

Angel hatte sie gesehen. Seit Wochen beobachtete er sie. Sie war ein überaus hübsches Mädchen. Und auch wenn sie stark war ... sah er ihr an wie verletzlich sie doch war. Sarah war die stärkste Jägerin, die er je gesehen hatte. Sarah war wirklich eine erstaunlich gute Kämpferin mit viel Phantasie. Wenn es mal nicht so klappte wie sie sich das vorstellte konnte sie auch spontan improvisieren um ihr Ziel zu erreichen. Diese Eigenschaft war bei einer Jägerin sehr wichtig, Angel wußte das.

Er hatte seinen Grund warum er Sarah seit Wochen beobachtete und warum er jetzt auf den Weg ins Bronze war um mit ihr zu reden. Er wollte ihr helfen. Angel wollte sie in ihrem Kampf gegen das Böse unterstützen. Und er hatte die Zeichen gesehen und gespürt. Der Meister, der im Höllenschlund gefangen war, plante böses gegen Sarah. Angel konnte nicht warten bis Sarahs Wächter die Zeichen bemerkte. Er mußte das Mädchen sofort warnen.

Als Angel das Bronze betrat fiel er Sarah sofort ins Auge. Sie bemerkte ihn und seufzte sehnsüchtig. Der Mann, der seit Wochen hinter ihr her schlich und nichts anderes tat außer sie beobachten, sah so verdammt gut aus. Vor allem seine Augen hatten es ihr angetan; seine dunklen, mystischen Augen. „Willow, den meine ich“, flüsterte sie ihrer Freundin zu. Willow blickte in Angels Richtung.

„Der ist ja süß“, kommentierte sie. Sarah nickte. „Allerdings. Das ist er. Er verfolgt mich seit ein paar Wochen. Er tut nichts, verstehst du? Er beobachtet mich einfach nur. Er sagt kein Wort, attackiert mich nicht ... Ich weiß echt nicht was ich davon halten soll.“ „Warum hast du ihn nie gefragt was er will?“ Sarah zuckte mit den Schultern. „Ich ... hatte einfach nicht den Mut. Wenn ich ihn sehe ... bekomme ich ganz weiche Knie. Ich bin die Jägerin, ich bin stark, aber ... ich schaffe es einfach nicht den Kerl anzusprechen. Aber er will sicher nichts böses. Das glaube ich nicht“, sprach Sarah kopfschüttelnd. „Wenn er mir etwas antun wollte ... hätte er es doch schon längst getan. Und ich kann mich schon wehren wenn es darauf ankommt. Ich würde nur gern wissen wer er ist.“ „Frag ihn doch“, schlug Willow vor. „Nein, daß ... kann ich nicht“, stammelte Sarah.

Wieder schüttelte Sarah den Kopf. Scheu wandte sie den Blick und sah in die Richtung ihres geheimnisvollen Verfolgers. Er blickte ihr direkt in die Augen und bewegte sich auf sie zu. „Mein Gott, er kommt her“, flüsterte Sarah. „Ganz ruhig, Sarah. Ganz cool“, sprach Willow. Natürlich hatte Angel die Tuschelei der Mädchen bemerkt. Dieses Mädchen war die hübscheste Jägerin, die er je gesehen hatte.

Sarah war gut zwei Köpfe kleiner wie er; konnte sich aber mit seiner Kraft messen. Er hatte es gesehen. Sie hatte schulterlanges braunes Haar, daß blond getönt war. Es glänzte zwischen Silber und Gold. Wunderschön, dachte er noch einmal. Ihre rehbraunen Augen waren tiefgründig. Es war, als würde man bis in ihre Seele blicken. Sie war so zart und verletzlich. Das war der Eindruck, denn man von ihr hatte. Man sah ihr einfach nicht an das sie die Last der Menschheit auf ihren Schultern trug.

Angel war bei dem Tisch der beiden Mädchen angekommen. „Sarah Summers?“ fragte er. Sarah schluckte und drehte sich um. Sie mußte hochsehen um ihn in die Augen blicken zu können. „Ja?“ „Ich habe dich gesucht. Wir müssen reden.“ „Ach ja?“ Sie versuchte sich cool zu geben. Doch das war sie nicht. Er war ihr auf einmal so nah und ... das war zuviel für ihre Nerven.

„Allerdings. Es braut sich etwas böses zusammen. Du als Jägerin solltest Bescheid wissen.“ Sarah erlosch das Lächeln. Woher wußte er von ihrer Aufgabe? Von ihrer Bestimmung? „Gehen wir da rüber?“ Ohne eine Antwort abzuwarten umfaßte Angel ihren Arm und führte sie in eine ruhigere Ecke.

„Okay, Sir. Woher wissen Sie davon?“ fuhr Sarah zornig auf. „Angel. Ich heiße Angel. Ich beobachte dich schon seit einiger Zeit.“ „Ich weiß. Angel, was wollen Sie?“ „Dich warnen. Paß auf dich auf, Sarah. Der Meister plant etwas böses gegen dich.“ „Ach, was Sie nicht sagen? Tut er das nicht schon die ganze Zeit?“ spottete Sarah. „Er hat Relas aus dem Höllenschlund geschickt“, erzählte Angel ihr von der bestehenden Gefahr, die auf sie zukam.

„Wer ist das? Sein Wachhund?“ fragte Sarah bissig. „Sarah, daß ist nicht komisch. Es ist ernster als du denkst. Relas ist ein bösartiger Vampir. Er ist der vom Meister Auserwählte. Er kommt um dich zu töten. Das ist sein Auftrag.“ Sarah lachte kurz auf. Solche Nachrichten waren in ihrem Leben ja nichts besonderes. „Ich zittere vor Angst. Keine Sorge, Angel, ich kann auf mich aufpassen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging wieder zu ihrer Freundin an den Tisch. Angel seufzte. Das hatte er fast erwartet. Sie war widerspenstig und frech. Und sie wollte nicht sehen in welcher Gefahr sie schwebte. Angel verließ das Bronze; jedoch nicht die Gegend. Er beschloß in der Nähe zu bleiben um ein Auge auf Sarah werfen zu können.

Wenig später machte sich auch Sarah auf den Weg. Ein Stück vom Bronze entfernt vernahm sie ein Geräusch hinter sich. Sie wirbelte herum und wurde im selben Moment gegen einen Zaun geschleudert. Ein großer, finster dreinblickender Vampir trat unter der Laterne hervor. „Die Jägerin. Wie schön“, knurrte er. Sarah hielt sich den Kopf und erhob sich. „Mann, ich habe diese Spielchen echt satt. Ich bin müde. Habe ich eigentlich nie Feierabend?“ stöhnte Sarah. Sie hob den Blick und augenblicklich wußte sie, daß Angels Warnung ernst gemeint war.

„Du mußt Relas sein“, sprach sie bitter. Ich hätte Angels Warnung doch etwas ernster nehmen sollen, dachte sie. Sie schüttelte den Kopf. Dafür war es jetzt auch zu spät. Relas war auch nur ein Vampir und sie würde ihn erledigen – wie all die Anderen vor ihm. „Du hast schon von mir gehört? Schön. Dann können wir es ja hinter uns bringen.“ „Du wirst dem Meister wohl nicht mehr meine besten Grüße ausrichten können“, meinte Sarah und fing seinen Schlag ab. Sie kämpften einige Minuten hart gegeneinander. Minuten, in denen Relas fast keine Chance hatte. Doch dann drehte sich das Blatt.

Noch zwei Vampire leisteten ihnen Gesellschaft. „Das ist aber ganz schön unfair“, sprach Sarah. „Pech gehabt, Kleine!“ Relas schoß nach vorne, packte Sarah am Hals und hob sie hoch. Sarah schnappte nach Luft und versuchte sich zu befreien. Sie zog den Holzpflock aus ihrer Tasche und wollte ihn Relas ins untote Herz jagen, doch der zweite Vampir riß ihn ihr aus der Hand.

Verdammt, ich bin die Jägerin, dachte sie wütend und trat zu. Doch dieser Tritt schien Relas gar nicht zu beeindrucken. „Es ist gleich vorbei.“ In diesem Moment riß es ihm plötzlich die Füße weg. Sarah flog gegen den Zaun und sank zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah sie Angel. Er schnappte sich ihren Holzpflock und tötete die Gefährten von Relas. Relas selbst entkam.

Sarah hustete stark und schnappte nach Luft. Angels Blick ruhte auf ihr. Sarah spürte es. Besorgt sah Angel sie an. Sie war eine starke Jägerin, doch sie war sehr verletzlich. Angel kniete sich zu ihr. „Alles in Ordnung?“ erkundigte er sich besorgt. „Ja.“ Sarah nickte. Angel legte ihr eine Hand auf die Schulter. Doch Sarah wehrte seine tröstende Berührung heftig ab. „Verdammt“, fluchte sie und sie stieß Angel von sich. Sarah erhob sich und strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Warum ... ist dieser Vampir so stark?“ fragte Sarah und sie richtete ihre Augen auf ihn. Angel richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Ich habe dir doch gesagt, daß du in Gefahr bist. Ich sagte dir, daß es sehr ernst ist.“ Sarah nickte. „Tut mir leid das ich dir nicht geglaubt habe. Wo ... kommst du eigentlich so schnell her?“ „Ich bin in der Nähe geblieben. Ich dachte mir, ich paß ein wenig auf dich auf“, sprach Angel und er schenkte Sarah ein sanftes Lächeln. Sarah erwiderte sein Lächeln. „Danke“, murmelte sie.

Sarah bückte sich nach ihrem Holzpflock und ließ ihn in ihrer Tasche verschwinden. Schweigend standen sich die Beiden einen Moment gegenüber. „Komm, ich bringe dich nach Hause“, bot Angel ihr schließlich an. Sarah nickte. Gemeinsam traten sie aus der dunklen Gasse heraus. Kalter Wind kam auf; er hatte sich gedreht. Angel bemerkte wie Sarah erzitterte. Es war offensichtlich das sie fror. „Ist dir kalt?“ fragte er. Sarah schüttelte den Kopf. „Ist nicht so schlimm. Ich bin ja gleich zu Hause.“ „Du wirst dich nur erkälten“, sprach Angel und er blieb stehen.

Angel zog seine Lederjacke aus und legte sie Sarah um die Schultern. Sarah schlüpfte hinein. „Danke.“ Sarah blickte Angel in die Augen. „Wer bist du?“ fragte sie. „Ein Freund; vielleicht dein Schutzengel, der auf dich aufpaßt.“ „Das würde passen“, sprach Sarah ironisch. Ein kleines Lächeln huschte über Angels Lippen. Sein Lächeln ging Sarah unter die Haut. Das Gefühl, daß sich in ihrem Körper ausbreitete, hatte noch kein Mann vor Angel in ihr ausgelöst.

„Wo lang?“ fragte Angel. „Ich bin kein kleines Kind mehr, Angel. Ich finde den Weg allein.“ „Ich weiß. Aber Relas ist eine Gefahr. Und solange er da draußen herumläuft solltest du nicht allein auf die Straße gehen.“ Sarah brummte etwas was Angel nicht verstand. Sie deutete mit dem Kopf in eine Richtung. „Du weißt, daß Relas dir auflauern könnte.“ „Er hat ...“, begann Sarah, doch Angel ließ sie nicht ausreden. „Ich weiß das er dich überrascht hat. Aber als Jägerin mußt du immer vorbereitet sein.“ „Du redest schon wie mein Wächter Giles“, protzte Sarah. „Vielleicht. Aber er hat recht“, sprach Angel ruhig.

„Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Ich mache diesen Job seit fast drei Jahren.“ „Diesen Job?“ fragte Angel überrascht. Sarah nickte. „Ja, diesen Job. Du weißt doch – Dämonen töten; das ist mein Job.“ „Sarah, deine Bestimmung sollte für dich mehr sein als ein Job. Du bist die Auserwählte. Es ist deine Bestimmung die Mächte der Finsternis zu bekämpfen. Es ist der Grund deines Daseins.“ „Sehr poetisch“, sprach Sarah. Sie blieb bei einer Auffahrt stehen.

„Da wohne ich“, sprach sie und deutete auf das Haus, das sie mit ihrer Mutter bewohnte. Angel nickte. „Ich danke dir für deine Hilfe.“ Sarah war gerade dabei Angels Lederjacke auszuziehen. „Nein, behalte sie. Sie steht dir besser als mir“, sprach Angel mit einem Lächeln. Er strich mit der Hand über den Kragen. „Danke. Gute Nacht“, sprach sie, dann ging sie auf das Haus zu. Sie schloß die Tür auf und drehte sich noch einmal zu Angel um. Doch da war Angel schon in der Dunkelheit verschwunden. Seufzend schloß Sarah die Tür hinter sich.

~ 2. ~

„Kennen Sie jemanden namens Angel?“ Giles, der Bibliothekar der Sunnydale High, sah von einen seiner Bücher auf. „Was?“ fragte er verwirrt. „Gestern hat mir ein Typ namens Angel gegen einen sehr üblen Vampir geholfen. Der nennt sich Relas.“ „Der Meister hat ihn also schon geschickt“, stellte Giles fest. „Ja. Und wäre dieser Angel nicht gewesen wäre es nicht so harmlos für mich ausgegangen.“ „Wir sollten Informationen über Relas heraus suchen“, murmelte Giles.

„Giles! Wer ist Angel?“ Er blickte die Jägerin an, die ihre Tasche schwungvoll auf den Tisch geworfen hatte. „Angel? Der Name kommt mir bekannt vor.“ Sarah griff wahllos nach einen Buch und blätterte es durch. Angel war ihr die ganze Nacht nicht aus dem Kopf gegangen. Wer war er nur? Sie wüßte es gerne. Da fiel ihr Blick auf eine Zeichnung im Buch. Es zeigte einen Mann in Kleidung aus dem achtzehnten Jahrhundert. Mein Gott! Das war er. Das war Angel.

Klar, die Frisur war etwas anders. Aber das war er eindeutig. „Giles, wer ist das?“ fragte sie und reichte ihm das Buch. „Oh, daß ist Angelus, ein sehr grausamer und brutaler Vampir. Er stammt aus Irland. Es heißt, er sei hier in Amerika. Angelus wurde vor zirka neunzig Jahren mit einem Fluch belegt. Er bekam seine Seele zurück. Aus dem blutrünstigen Vampir, wurde  - so sagt man - ein einfühlsames Geschöpf. Er tötet nicht mehr. Viele Jahre lang tat er es wegen der puren Lust am Töten. Warum?“ „Das ... das ist der Mann, der mir gestern geholfen hat.“ „Was?“ Sarah nickte.

„Ich ... verstehe“, murmelte Giles. Jetzt wurde ihm auch klar das die Gerüchte der Unterwelt über Angelus stimmten. Angelus hatte seinen Namen geändert, hieß es in diesen Gerüchten. Dann stimmte es also das er sich nun Angel nannte. Giles hatte nie daran geglaubt. Aber ... Sarah war ihm begegnet und der Vampir hatte sich ihr vorgestellt. Also, mußten diese Gerüchte stimmen.

„Das ist der Kerl. Er, ein Vampir? Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn er ein Vampir ist warum hat er mir dann geholfen?“ fragte Sarah. Mit ihren Fingern strich sie den Ärmel der Lederjacke glatt, die Angel ihr geschenkt hatte. Die Jacke gefiel ihr und ... sie hatte Angel gehört. Sein männlicher Duft hing noch in der Lederjacke. Sarah kannte ihn zwar noch nicht so lange, aber ... sie mochte ihn schon viel zu sehr. Konnte es tatsächlich sein das ihr Schutzengel von gestern ein Vampir war?

Das ergab für sie keinen Sinn. Wie gebannt blickte Sarah auf die Zeichnung. Sie konnte sich von Angels Anblick nicht mehr losreißen. Er sah so sinnlich – so friedlich – aus. Konnte er tatsächlich ein so grausames Geschöpf sein? Giles’ Stimme riß sie aus ihren Überlegungen. „Hast du nicht zugehört, Sarah? Er bekam eine Seele. Er ist anders als die seiner Art. Doch du kannst mir glauben, er war einer der schlimmsten Vertretungen seiner Art. Doch nun ... hat er ein Gewissen. Er tötet nicht mehr. Der Fluch hindert ihn daran.“ „Kann ich ihm trauen, Giles?“ fragte Sarah plötzlich und sie blickte ihren Wächter fragend an. Giles sah sie nachdenklich an.

Nach einer langen Schweigeminute meinte er: „Nun ja, ich denke schon. Sei trotzdem ein wenig vorsichtig. Wir wissen nicht was alles von dieser Fluch-Geschichte wirklich stimmt.“ „Er hat mich vor Relas gewarnt“, flüsterte Sarah während sie weiter auf die Zeichnung von Angel blickte. „Er hat dich gewarnt?“ fragte Giles verwundert. „Ja, Giles.“ „Dann denke ich, können wir ihm trauen.“ „Er ist keine Gefahr für mich. Ich spüre es.“ „Sarah?“ „Ja?“ „Sei trotzdem ein wenig vorsichtig.“ „Sicher; bin ich doch immer. Was tun wir wegen diesen Wachhund vom Meister?“ wechselte sie schnell das Thema.

„Ich werde Nachforschungen anstellen und du paßt solange auf dich auf.“ „Ich könnte Angel fragen. Vielleicht weiß er was“, sagte sie schnell; bereute es aber sofort wieder. Sie wußte ja nicht einmal wo er wohnte oder woher er immer auftauchte; oder ob er überhaupt noch einmal auftauchte. Sie wußte fast gar nichts von ihm. Schade, daß er ein Vampir ist, dachte sie traurig. Oder auch nicht, schoß es ihr in der nächsten Sekunde durch den Kopf. Wenn Angel ein Guter war ... Sie konnte ihren Gedanken nicht zu Ende bringen da Giles antwortete: „Ja ... wenn du ihn das nächste Mal siehst könntest du ihn fragen.“ „Mach ich, Giles. Bis dann, ich muß in den Unterricht“, rief sie und sie verschwand aus der Bibliothek.

Sie sollte Angel sehr schnell wiedersehen. Abends ging Sarah auf Patrouille. Am Friedhof begegnete ihr Angel. Sie musterte ihn mißtrauisch. Konnte er ihr wirklich was böses tun? Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. „Sarah, stimmt etwas nicht?“ fragte Angel ohne sie zu begrüßen. „Du bist ein Vampir. Ich versuche gerade heraus zu finden ob ich dir trauen kann oder nicht.“ Angels Gesichtszüge veränderten sich; er wurde ernst.

„Wie hast du es heraus gefunden?“ fragte er seufzend. „Durch Zufall. Giles hatte ein Foto von dir zwischen seinen Büchern. Warst du wirklich so grausam?“ „Ja. Doch ich bin nicht mehr so.“ „Du tötest nicht mehr. Wovon ernährst du dich?“ „Von der Blutbank“, erwiderte er lächelnd. Sarah trat einen Schritt nach vorne ohne jedoch den Pflock zu ziehen. Sie ließ ihn in der Tasche. Ihr Gefühl sagte ihr das sie ihm vertrauen konnte. Ja, er war anders. Und er konnte ihr sehr gefährlich werden. Aber auf andere Art als Giles es annehmen würde.

„Wenn das so ist ... begleitest du mich auf meiner Patrouille?“ fragte Sarah lächelnd. „Klar. Heißt das, du traust mir?“ „Vorerst schon.“ „Ich werde dir nichts tun“, versprach Angel ihr und er begleitete sie. „Wissen deine Eltern von deiner Aufgabe?“ „Nein. Mom und Dad sind geschieden. Dad lebt in San Francisco. Und meine Mom und ich hier.“ „Wie lange ist es her?“ „Schon viele Jahre. Vier oder fünf Jahre“, erwiderte sie mit einen traurigen Ausdruck in der Stimme. „Das tut mir leid.“ „Ach, sie haben sich einfach nicht mehr verstanden. So ist das eben. Okay, andere Frage: Was weißt du von Relas?“ „Hat dein Wächter noch nichts heraus gefunden?“ „Er sucht noch. Und jede Information ist ihm sehr willkommen. Nun?“ Fragend sah Sarah ihren Begleiter an. Angel überlegte einen Moment was er ihr alles über Relas erzählen konnte.

„Er ist gnadenlos, tötet im Auftrag und ist nicht immer ganz fair wie du gestern fest gestellt hast. Vor etwas mehr als hundert Jahren war Relas ein mächtiger Vampir, aber dann mußte er verschwinden.“ „Warum?“ „Er bekam Ärger mit einen anderen Vampir.“ „Mit dir?“ fragte sie vorsichtig nach. „Mit meinen alten Ich. Relas verschwand im Untergrund. Nach einiger Zeit tauchte er wieder auf. Er machte hier in Sunnydale Ärger. Irgendwelche Magier verbannten ihn in den Höllenschlund; wie sie es auch schon mit dem Meister getan hatten. Doch jetzt wurde Relas befreit. Und er ist hier um ...“ „... Mich zu töten“, beendete Sarah Angels Satz. „Ja.“ „So leicht gelingt ihm das nicht. Du scheinst ein wandelndes Geschichtsbuch zu sein. Giles hätte seine Freude an dir.“ „Er würde mir wohl kaum trauen.“ „Doch. Giles sagte mir, ich könnte dir trauen.“ „Das hat dein Wächter gesagt?“ meinte Angel überrascht. „Ja.“ Plötzlich blieb Sarah stehen und sah sich um.

„Was ist?“ „Tja, wir sind nicht alleine hier, würde ich sagen.“ „Woher weißt du das?“ „Ich hab’s im Gefühl. Meine Instinkte sagen mir das. Und du fühlst es sicher auch, oder?“ Sie zog ihren Holzpflock und ließ ihre Tasche auf den Boden fallen. Sarah gab Angel gar keine Möglichkeit mehr zu antworten. Aber sie hatte recht.

Die Jägerin war von höheren Mächten dazu auserwählt worden gegen Dämonen und die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Sie war mit besonders starken Kräften und einen unglaublich feinfühligen Instinkt ausgestattet worden. Sie fühlte es wenn Gefahr drohte; wenn ein Dämon sich ihr näherte. Bei einem Vampir verhielt es sich ähnlich. Ein Vampir fühlte die Anwesenheit eines Artgenossen.

Im nächsten Moment sprang ein Vampir aus einem Gebüsch und holte zum Schlag aus. Doch Sarah war schneller. Der Angriff beeindruckte sie gar nicht. Sie stieß den Pflock in sein Herz und der Vampir zerfiel zu Staub. „Auf mein Gefühl kann ich mich immer verlassen“, erklärte sie Angel, der ihr die Tasche entgegen hielt. Er blickte sie bewundernd an. „Du bist die beste Jägerin, die mir je begegnet ist“, meinte er anerkennend. Und er meinte es wirklich so. Sein ehrlicher Blick sagte es ihr.

„Danke.“ Schweigend verließen sie den Friedhof und machten sich auf den Weg zum Weatherly Park. Dort begegneten sie Willow und Xander, die auf den Heimweg waren. Xander war ein Junge von siebzehn Jahren mit kurzen schwarzen Haaren. Xander hatte eine Schwäche für Sarah, doch er würde niemals eine Chance haben. Das wußte er auch. Für Sarah war er nur ein guter Freund. Willow war genauso alt wie er und er hatte rötliches, langes Haar. „Sarah!“ rief sie erfreut. Da bemerkte sie Angel. Neugierig blickte sie ihn an.

„Das ist Angel. Meine Freunde Willow und Xander“, stellte Sarah Angel ihren Freunden vor. Angel begrüßte sie nur mit einen Nicken. Xander musterte ihn mißtrauisch. „Was macht ihr um diese Zeit hier draußen? Ihr solltet nicht unterwegs sein“, sprach Sarah mit besorgter Miene. „Ach ja, die bösen Vampire! Mach dir keine Sorgen. Du bist doch unterwegs. Was soll uns da schon passieren?“ witzelte Xander. „Heute schon ein paar Blutsauger erledigt?“ Angel zuckte zusammen. Er fand das war nicht witzig. Er konnte es nicht leiden wenn man ihn als Blutsauger betitelte. „Einen. Aber zu deiner Information, Xander, nennen sie sich nicht Blutsauger sondern Vampire.“ „Was macht das für einen Unterschied?“ „Einen großen!“ fuhr Angel zornig auf.

Xander blickte ihn zuerst überrascht an, dann ängstlich. Angel fixierte ihn grimmig. „Äh ... Sarah ...“, stammelte Xander. Das hatte sie fast kommen sehen. Jetzt mußte sie die Situation aufklären. „Angel ist ein Vampir“, erklärte sie ruhig. „Was?“ Willow und Xander blickten sie entsetzt an. „Und warum ...“ „Er ist ein Guter. Er ist sozusagen mein Schutzengel. Er hat mir gestern geholfen. Und geht jetzt mit mir Patrouille.“ „Tschuldigung!“ war Xanders leise Entschuldigung.

„Geht nach Hause, bitte. Ich kann nicht überall zur selben Zeit sein“, sprach Sarah. „Okay. Komm, Xander!“ erwiderte Willow, die merkte das Sarah mit Angel lieber allein sein wollte. „Äh ... ja. Gute Nacht.“ Willow beugte sich zu Sarah und flüsterte: „Morgen mußt du mir alles erzählen.“ „Mach ich“, flüsterte sie zurück. Willow schnappte sich Xander, der noch immer fassungslos war, und ging mit ihm davon.

„Du bist wirklich einfühlsam“, spottete Sarah als sie Angel anblickte. „Ich kann das Wort Blutsauger nicht leiden.“ „Ich hab’s bemerkt.“ „Was habt ihr da überhaupt getuschelt?“ „Wer?“ fragte Sarah unschuldig. „Du und deine Freundin. Glaubst du, ich hätte das nicht gesehen?“ „Gar nichts. Nichts, was Männer angeht.“ „Aha! Verstehe! Du kannst ihr morgen schöne Grüße von mir ausrichten wenn du ihr alles von unserer Patrouille erzählst.“ Angel ging langsam davon. Sarah starrte ihn überrascht an. Dieser Kerl wußte aber auch alles. „Kommst du? Oder willst du da weiter so rumstehen?“ Sie seufzte und folgte ihm.

„Sie wissen, daß du die Jägerin bist?“ „Ja.“ „Das verstehe ich jetzt nicht ganz.“ „Wie meinst du das?“ „Deine Eltern wissen nichts davon und deine Freunde schon?“ „Meine Eltern würden es nicht verstehen. Vorallem meine Mom nicht. Meine Freunde helfen mir bei meiner Aufgabe. Wir ergänzen uns. Wir sind ein Team. Außerdem haben sie es nur durch Zufall erfahren.“ Neugierig sah Angel sie an. Sein Blick forderte sie stumm auf ihm die Geschichte zu erzählen.

„Sie wurden von Vampiren bedroht, ich hab sie gerettet und ihnen alles erzählt weil ich Vertrauen zu ihnen hatte.“ „Und diese Willow ist deine beste Freundin?“ „Genau. So ich denke, für heute reicht es. Außerdem geht in einigen Stunden die Sonne auf. Und ein paar Stunden Schlaf brauche ich ja auch. Und wenn jemand nicht zu Staub zerfallen will muß er auch bald verschwinden“, sprach Sarah vielsagend. Angel nahm ihren Kommentar nickend zur Kenntnis.

„Ich weiß. Heute wird sowieso nichts mehr passieren. Na dann, wir sehen uns.“ „Du könntest mit Giles mal reden. Er könnte deine Hilfe gebrauchen.“ „Meinst du?“ „Ja.“ „Gut, dann werde ich das mal tun. Komm gut nach Hause, Sarah. Oder soll ich dich begleiten?“ „Nein, daß ist nicht nötig.“ „Wenn du meinst. Bis bald.“ Angel ging davon. „Bis bald“, murmelte Sarah und sie ging langsam nach Hause. Er war wirklich ein komischer Kerl und geheimnisvoll. Vielleicht war es genau das was sie so sehr an ihm anzog.

Willow und Sarah saßen am nächsten Morgen auf einer Bank in der Schule und Sarah erzählte ihr alles über die letzte Nacht. „Ich soll dir schöne Grüße von ihm bestellen. Er wußte natürlich das wir über ihn tratschen würden.“ „Ich hätte niemals gedacht das er ein Vampir ist.“ „Ich doch auch nicht. Aber ich kann ihm vertrauen.“ „Und die Damen haben kein anderes Gesprächsthema als diesen Vampir“, sprach eine Stimme hinter ihnen. Xander setzte sich zu ihnen. „Xander, Frauengespräche gehen dich nichts an“, erwiderte Willow.

„Verstehe.“ „Ach, Quatsch! Natürlich kannst du bleiben wenn du willst“, lachte Willow. „Weiß Giles von diesen Vampir?“ „Ja. Er glaubt auch das wir ihm vertrauen können.“ „Er ist ein Dämon.“ „Er ist anders.“ „Das glaube ich auch. Wann siehst du ihn wieder?“ „Keine Ahnung. Er sagte nur ‘bis bald’ und dann ist er gegangen. Ich habe keine Ahnung“, seufzte Sarah.

„Hoffentlich bald. Man kann gut mit ihm reden“, sprach sie hoffnungsvoll. „So wie er dich gestern angesehen hat siehst du ihn sicher sehr schnell wieder.“ „Willow, was meinst du?“ warf Xander ein. Jeder auf dieser Schule wußte, daß Xander Harris ein Auge auf Sarah Summers geworfen hatte. Und jeder wußte, daß er für sie nur ein guter Freund war.

„Hast du diesen Blick von Angel nicht gesehen?“ tadelte Willow ihn. Er schüttelte den Kopf. Willow wandte sich Sarah zu. „Du hättest diesen Blick sehen sollen. So richtig schmachtend. Ein richtig treuherziger Dackelblick.“ „Willow, du spinnst!“ „Nein, ehrlich! Man hätte fast annehmen können, daß er ...“ Sie verstummte. „Das er was? Oh, bitte, Willow, sprich weiter“, sprach Sarah. „Das er sich verliebt hat.“ „Was?“ schrien Sarah und Xander gleichzeitig. „Ja, er hat dich regelrecht angehimmelt. Glaub mir, du wirst Angel schnell wiedersehen.“ „Willow, deine Phantasie geht mit dir durch.“ In diesem Moment wurden sie von den kleinen, unausstehlichen Direktor Synder gestört.

„Habt ihr keinen Unterricht?“ fragte er barsch. „Nein.“ „Dann macht eure Schulaufgaben. Ihr braucht nicht so unnütz dasitzen. Herumlungern ist auf meiner Schule nicht erlaubt. Und du ...“ Er deutete auf Sarah. „... Wenn du wieder Ärger machst, fliegst du. Du bist eine Unruhestifterin. Ich behalte dich im Auge.“ Dann stampfte er wütend davon. Keiner der Schüler mochte ihn. Er vertrat seine eigenen Gesetze. Und auch Giles mochte den Rektor nicht, da er sich zu sehr in Sachen einmischte die ihn nichts angingen: Zum Beispiel Sarah. Der Direktor ahnte, daß Giles und sie etwas verbargen und er würde keine Ruhe geben bis er es wußte. Und das war gefährlich. „Was war das denn?“ „Die Tagesration Gift, die er ablassen muß“, meinte Sarah. Synder mochte sie nicht. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Die Tage vergingen. Sarah ging auf Patrouille. Doch von Angel hörte sie nichts. Er ließ sich nicht mehr blicken. Sie zweifelte daran ihn jemals wiederzusehen. Doch da tauchte er wieder aus der Versenkung auf. Eines Abends stand er vor ihrem Haus als sie es gerade durch das Fenster verließ. „Hi!“ Sarah zuckte zusammen. Als sie sich umdrehte und Angel erkannte, seufzte sie zufrieden auf. „Mein Gott! Hast du mich erschreckt.“ „Habt ihr keine Haustür?“ fragte Angel.

„Sehr komisch. Mom darf nicht merken das ich auf Patrouille gehe. Wie ich sehe, erinnerst du dich doch noch an mich“, sprach Sarah bitter. Angel verstand diese Stichelei nur zu gut. Anscheinend hatte sie ihn vermißt. Wäre zu schön um wahr zu sein, dachte er. Ihm war es jedenfalls so gegangen. In den letzten Tagen hatte er versucht nicht an Sarah zu denken. Gelungen war es ihm nicht. Er hatte sie schrecklich vermißt. Jede Ablenkung hatte nicht geholfen. Er wußte nicht einmal warum genau er hier war und was er sagen sollte. Er wußte nur das er sie sehen mußte.

„Tut mir leid, daß ich verschwunden bin.“ „Es geht mich nichts an was du getan hast. Solange es nichts mit den Tod eines Menschen zu tun hat.“ „Das hat es mit Bestimmtheit nicht. Bis du sauer?“ „Sauer? Ich? Nein, warum sollte ich? Ich hab doch keinen Grund dazu“, erwiderte sie gereizt. „Wirklich nicht?“ „Nein, Angel! Tut mir leid, ich würde mich ja gerne weiter mit dir unterhalten, aber ich habe keine Zeit. Meine Pflicht ruft. Wir sehen uns sicher noch. Bis dann.“ Sarah wandte sich von ihm ab.

Was plötzlich in ihn fuhr konnte Angel später nicht mehr sagen. Instinktiv griff er nach Sarahs Arm und drehte sie um. Sie landete genau in seinen Armen. Sie fühlt sich so gut an, dachte Angel. Und sie duftete so gut. Sarah blickte zu ihm auf. Ihre Blicken begegneten sich. Ein unausgesprochener Wunsch lag in ihnen. Sarah machte keine Anstalten sich zu befreien. So ein Gefühl hatte sie noch nie verspürt. Angel beugte sich zu ihr.

Sanft berührten sich ihre Lippen. Im ersten Moment war Sarah zu geschockt um irgendwie zu reagieren. Sarah konnte nicht glauben was hier geschah. Angel küßte sie. Sie wurde von einem Vampir geküßt. Und als sie endlich reagierte war es nicht die Reaktion, die für eine Jägerin angemessen war. Sie seufzte leise auf, schlang ihre Arme um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss.

Angel zog sie nah an sich. Was mache ich hier überhaupt? Ich küsse die Jägerin, dachte er, doch dieser Gedanke verschwand sehr schnell wieder. Sarah schloß die Augen. Er liebkoste ihre Lippen mit kleinen, spielerischen Bewegungen bis Sarah sie mit einem Seufzer öffnete. Sarah mußte fast weinen vor Sehnsucht. Als er endlich den Kopf hob hatten beide das Gefühl eine Ewigkeit wäre vergangen.

Sarah wurde plötzlich bewußt was sie getan hatte. Sie grub ihr Gesicht in seine Brust. „Es darf nicht sein“, flüsterte sie. „Ich weiß.“ Angels Stimme klang rauh. „Ich weiß. Wir sollten es nicht tun.“ „Genau. Wir würden beide Ärger kriegen.“ Sie riß sich von ihm los - schweren Herzens. Am liebsten würde sie für immer in seinen Armen liegen. „Soll ich dich begleiten?“ fragte er leise.

„Nein. Ich bin vorher ohne dich ausgekommen. Ich komme auch jetzt ohne dich aus.“ Lügnerin, schrie eine Stimme in ihrem Kopf. Jetzt, wo er dich geküßt hat kommst du ohne ihn nicht mehr aus. Halt die Klappe, schalt Sarah ihre innere Stimme. Angel bemerkte ihre Anspannung. „Alles in Ordnung?“ „Ja.“ Von wegen. Nichts ist in Ordnung, dachte sie seufzend. „Ich ... ich muß jetzt wirklich los.“ „Okay.“ Angel blieb ungerührt stehen. Genau wie Sarah. Schließlich ermahnte sie sich, sich zusammen zu reißen. Sie schnappte sich ihre Tasche und ging hastig davon. Angel blickte ihr lange nach.

Er entschloß sich etwas sinnvolles zu tun und ihren Wächter aufzusuchen. Die Schule lag völlig im Dunkeln als er sie betrat. Doch in der Bibliothek brannte noch Licht. Giles war also noch da. Er ging durch den Flur und betrat den Raum. „Sind Sie Giles?“ Der Engländer erschrak so heftig das er die Bücher, die er in den Händen hielt, fallen ließ. Er hatte nicht erwartet jetzt noch jemanden in der Schule zu begegnen. „Äh ... ja. Und wer ...“ Er verstummte als er aufblickte und Angelus – beziehungsweise Angel – vor sich stehen sah.

„Sie sind Angel“, stellte er fest. „Ja.“ „Sarah hat mir erzählt das Sie zu ihr Kontakt aufgenommen haben.“ „Ja. Sie meinte, ich könnte Ihnen helfen ... was Relas angeht. Haben Sie schon was heraus gefunden?“ „Nicht viel.“ „Dann hören Sie mir zu.“ Angel setzte sich auf einen der Stühle, die um den großen Tisch herum standen. Giles nahm ihm gegenüber Platz. Angel erzählte ihm die gleiche Geschichte wie Sarah.

„Nun ja, daß hilft mir tatsächlich weiter“, meinte Giles, nachdem er sich alles ruhig angehört hatte. „Giles, es gibt da noch etwas. Etwas, was ich Sarah nicht erzählt habe um sie nicht zu beunruhigen. Ich wollte nicht, daß sie sich unnötig Sorgen macht.“ „Was?“ „Relas trat gegen drei Jägerinnen an. Und er hat jede davon getötet.“ Giles wurde weiß wie die Wand. „Aber ...“ Angel ließ ihn jedoch nicht zu Wort kommen.

„Natürlich. Diese drei Jägerinnen waren lange nicht so stark wie Sarah, aber ich weiß nicht so recht ob Sarah einen Kampf mit ihm überleben würde.“ „Dieser Relas ist sehr stark“, stellte Giles trocken fest. „Ja und der Höllenschlund hat ihm zusätzliche Macht und Kraft verliehen.“ „Das stimmt.“ „Sarah soll es nicht erfahren.“ „Und was sollen wir tun? Spätestens wenn sie gegen ihn antritt wird sie es erfahren.“ „Nicht, wenn ich ihn vorher erwische.“ „Sie?“ fragte Giles verwirrt. Angel nickte.

„Hören Sie, Giles, ich will Sarah im Kampf gegen das Böse helfen. Genau wie Sarah will ich sie alle vernichten; sie alle in die Hölle schicken. Und ich denke, wenn wir zusammen arbeiten, können wir gegen die Mächte des Bösen mehr ausrichten als wenn jeder seinen eigenen Kampf führt.“ „Da gebe ich Ihnen recht. Weiß Sarah davon?“ „Noch nicht. Sie ist eine gute Jägerin und eine Lebende. Und wir sollten dafür sorgen das dies so bleibt. Wenn möglich so lange wie es geht.“ Giles blickte ernst auf die Tischplatte. Er hatte recht. Er selbst hatte Sarah sehr ins Herz geschlossen. Und Angel hatte es anscheinend auch schon getan.

„Sie haben sie sehr gern, nicht wahr, Angel?“ „Ja“, gab der Vampir ohne Umschweife zu. „Solange Relas da draußen herum läuft sollten wir sie nicht allein auf Patrouille gehen lassen. Das ist viel zu gefährlich.“ „Würden Sie ...“ „Natürlich würde ich sie jede Nacht begleiten. Nur müssen Sie ihr beibringen das es das Beste ist.“ „Ich werde mit ihr reden. Ihre Hilfe können wir wirklich gebrauchen, Angel. Und da Sarah Ihnen vertraut werde ich es auch tun.“ „Danke.“ „Passen Sie bitte auf sie auf. Sarah ist trotz ihrer Stärke sehr empfindlich.“ „Das habe ich schon gemerkt. Keine Sorge. Ihr wird nichts passieren.“ Die beiden Männer verabschiedeten sich.

Giles war beruhigt. Ja, solange sie mit Angel zusammen arbeitete würde ihr nichts geschehen. Er würde auf sie acht geben. Giles spürte eine tiefe Bindung zwischen Sarah und Angel. Die Zeit würde zeigen wie sich alles entwickelte. Und Angels Bereitschaft, ihnen zu helfen, war ihm sehr willkommen. Mit Hilfe von Angel konnten sie den Meister besiegen, daß spürte er. Ja, Angel war eine Bereicherung für den Kampf gegen das Böse.

~ 3. ~

„Halten Sie das für eine gute Idee?“ fragte Sarah zweifelnd. Mit ihren Freunden saß sie bei Giles in der Bibliothek und er hatte ihr gerade erklärt das sie ab dieser Nacht mit Angel auf Patrouille ging. Wie Angel hielt er es für sicherer. „Ja, ich hab gestern mit ihm gesprochen. Er kann uns helfen und er will uns helfen. Zusammen erreichen wir mehr im Kampf gegen die Mächte der Finsternis. Da sind wir einer Meinung.“ „Schön, daß man mich auch gefragt hat.“ Sie dachte noch immer an den Kuss von Angel. Wie sollte sie ihre Gefühle unter Kontrolle halten können wenn er jede Nacht mit ihr auf Streife ging? Willow sah sie prüfend an. Natürlich hatte sie schon von dem Geschehnis zwischen Angel und Sarah erfahren.

„Giles, ich kann auf mich selbst aufpassen.“ „Angel und ich sind da anderer Meinung.“ „Angel und Sie scheinen ja schon die besten Freunde zu sein. Gibt es etwas was ich wissen sollte?“ fragte Sarah scherzhaft. Sie wußte, ihren Wächter würde die Frage etwas aus der Fassung bringen. „N ... nein.“ „Sie lügen. Das merke ich. Ich merke es immer wenn Sie mich anlügen. Hier stimmt etwas nicht“, stellte Sarah fest. „Giles, hat Angel Ihnen etwas über Relas erzählt was er mir nicht gesagt hat?“ fragte Sarah nach und sie sah ihren Wächter entschlossen an.

Sie sah, wie Giles hastig den Kopf schüttelte und schwer schluckte. Nun war sie sich sicher: Etwas stimmte da ganz und gar nicht. „Relas ist sehr stark“, wich Giles aus. „Das habe ich auch schon bemerkt.“ „Angel sucht ihn.“ „Was?“ „Er will ihn erwischen bevor Relas dich erwischt.“ „Das ist mein Job. Ich bin die Jägerin“, rief sie zornig. „Es ist besser so. Ab heute wirst du mit Angel auf Streife gehen. Und damit basta.“ „Aber ...“ „Bitte, Sarah. Es ist besser so. Wir wollen eine lebende Jägerin, keine Tote.“ „So schlimm?“ fragte Willow. „Ja.“ „Hat dieser Relas schon mal eine Jägerin gekillt?“ fragte Sarah zögernd nach. Giles nickte bejahend.

Sarah gab nach. „Okay, ich gehe mit Angel auf Patrouille.“ „Gut.“ „Aber nur bis ich Relas ausgeschaltet habe.“ „Einverstanden. Geht jetzt in den Unterricht.“ „Aha. Die Krisensitzung ist vorbei“, schmunzelte Sarah. Lachend gingen sie in die Klasse. „Sei doch froh das du mit Angel auf Patrouille gehen kannst. So siehst du ihn jede Nacht.“ „Weißt du, was das für mein Gefühlsleben bedeutet?“ sprach Sarah seufzend.

„Ich kann es mir vorstellen.“ antwortete Willow. Ihre Mundwinkel zuckten. „Du lachst doch etwa nicht?“ „Ich versuche es zumindest.“ „Wieso? Ich find das gar nicht komisch.“ „Du scheinst noch nicht dahinter gekommen zu sein was das bedeutet.“ „Was?“ „Na denk mal nach! Du und Angel, jede Nacht, Seite an Seite im Kampf gegen das Böse. Ihr könnt euch näher kommen. Zwischendurch mal eine kleine Schmuserei mit einen niedlichen Vampir und die Welt ist wieder in Ordnung.“ Sarah mußte lachen.

Am Abend war sie doch etwas nervös. Sie kniete vor ihrem Bett als sie ein Klopfen an ihren Fenster wahrnahm. Sarah sah auf. Angel stand davor. Sie erhob sich und öffnete das Fenster. „Hi“, sprach sie nervös. „Hi“, erwiderte Angel ihren Gruß. „Kommst du nicht durch die Tür?“ „Ich wußte nicht ob dir das recht ist.“ Er stand unbeweglich auf dem Vordach im ersten Stock und sah Sarah wissend an.

„Was ist?“ fragte Sarah. „Sarah, Vampire können das Haus eines Sterblichen nur mit Einladung betreten.“ „Oh, entschuldige! Komm rein.“ Eine unsichtbare Wand schien sich aufzulösen und Angel sprang durch das Fenster. „Können wir gehen?“ „Einen Moment noch. Ich muß meine Ausrüstung noch einsammeln.“ Angel nickte. Er schien irgendwie nervös zu sein. Unruhig sah er sich in ihrem Zimmer um. Er nahm ein kleines Stoffschweinchen in die Hand. „Quäle mir ja nicht Spooky.“ „Wen?“ „Das Schwein. Es heißt Spooky.“ „Oh!“ Hastig legte er es auf seinen Platz zurück.

Sarah zog eine Kiste unter ihrem Bett hervor. „Versteckst du deine Waffen da drin?“ „Ja.“ Sie öffnete die Kiste und Angel musterte den Inhalt. Sie war immer gut vorbereitet, daß sah er. Zielsicher nahm Sarah einige Holzpfähle, eine Armbrust und viele Pfeile heraus. „Wir gehen nur auf Patrouille. Wir ziehen nicht in den Krieg.“ „Heute Abend wird es eine besondere Patrouille.“ „Wieso?“ „Ich werde nicht warten bis dieser Relas mich erwischt. Nein, ich werde ihm zuvorkommen.“ „Weiß Giles das?“ erkundigte sich Angel.

„Nein. Alles braucht er auch nicht wissen. Er würde versuchen es mir auszureden. Und du wirst es auch nicht tun. Giles meinte, du kommst zu meinen Schutz mit. Ich werde diesen Relas heute schnappen. Ob mit oder ohne dir.“ Entschlossen schob sie die Kiste wieder unter das Bett. Sie packte die Waffen in eine schwarze Tasche. Dann ging sie zur Kommode und holte eine silberne Kette mit einen Kreuz hervor. „Es dient nur zum Schutz vor Relas, nicht vor dir“, erklärte sie Angel, der mißtrauisch beobachtete wie sie sich die Kette um den Hals legte.

„Wir können gehen.“ „Gut. Laß mich die Tasche tragen.“ Er nahm sie und kletterte mit Sarah aus dem Fenster. „Und wo willst du nach ihm suchen?“ „Wo würdest du suchen?“ fragte Sarah. „Ich hab gehört, er versteckt sich in einer Gruft bei einer alten Kapelle.“ „Gut, weißt du wo sie ist?“ „Ja.“ „Dann fangen wir dort mit unserer Suche an.“ Während Angel sie dorthin führte blickte er Sarah an.

Sie sah heute wieder wunderschön aus. Aber sie sah immer wunderschön aus. Sarah trug eine dunkelblaue, enge Leinenhose. Dazu ein weißes Top, worüber sie eine dunkelblaue Jacke trug. Ihre Haare hatte sie hoch gesteckt. Ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht. „Darf man fragen warum du mich so anstarrst?“ Angel schüttelte den Kopf. „Was?“ „Warum starrst du mich so an?“ „Oh, ich ... du siehst heute sehr schön aus.“ Fasziniert beobachtete Angel wie Sarah leicht errötete.

„Sarah, wir sollten über ... das reden was zwischen uns geschehen ist.“ „Wir haben uns geküßt. Was gibt es da zu besprechen?“ sprach sie schulterzuckend. „Du bist die Jägerin, ich bin ein Vampir. Der Rat der Wächter wäre niemals mit einer ... Beziehung zwischen uns einverstanden.“ „Das geht den Rat doch nichts an. Was zwischen uns ist geht nur uns beide was an.“ Sarah biß sich auf die Lippe. „Gibt es den etwas zwischen uns?“ fragte Angel sanft.

„Ich ... ich denke, wir sollten uns darüber Gedanken machen wenn wir Relas aus dem Weg geschafft haben.“ „Ich werde dich daran erinnern. Wir sind da. Da geht es runter zu Relas’ Versteck.“ „Gut. Dann gehen wir.“ „Sarah, ich sollte allein gehen.“ „Ich bin die Jägerin, Angel. Gib mir die Tasche.“ Er reichte sie ihr. Sarah nahm die Pfeile, die Armbrust und einen Holzpflock heraus. Einen anderen reichte sie Angel. „Gehen wir“, erklärte sie entschlossen und sie stieg die Stufen hinunter.

Angel bewunderte ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Hoffentlich bezahlt sie für diese Kühnheit nicht einen hohen Preis, dachte er besorgt. Relas und seine Kumpanen schliefen friedlich. Sie schreckten auf als sie eine Stimme hörten. „So, Jungs, euer Nickerchen ist vorbei.“ Sarah schoß einen Pfeil Richtung Relas ab. Der Pfeil traf ihm am Arm. „Schlecht gezielt, Kleine“, sprach er und er zog den Pfeil einfach aus seinem Körper ohne mit der Wimper zu zucken. „Nein, dies war eine Warnung. Den Rest wirst du gleich erleben.“ Sarah sprang auf den Tisch, der dort rumstand, und blickte Relas herausfordernd an. Dieser ließ sich nicht lange bitten und sprang ebenfalls auf den großen Tisch. Angel kümmerte sich um die Gefährten von Relas.

Während er die Beiden erledigte - zielsicher und beherrscht - kämpfte Sarah mit Relas. Sie riß ihn von den Beinen und spannte noch einen Pfeil ein. Doch Relas trat ihr die Armbrust aus der Hand. Sarah wirbelte herum, packte Relas am Arm und drehte den Arm um. Der Vampir stöhnte auf und ging auf die Knie. Sarah reagierte blitzschnell und stieß mit dem Holzpflock zu. „Ich glaube es einfach nicht“, flüsterte Relas, bevor er zu Staub zerfiel. Sie drehte sich zu Angel um, der sie bewundert ansah. „Jetzt können wir auf Patrouille gehen“, erklärte sie. Angel streckte ihr die Hand entgegen um ihr vom Tisch zu helfen. Eigentlich brauchte sie keine Hilfe. Das wußten sie beide. Sarah legte ihre Hand in seine und er half ihr herunter.

„Du bist wirklich unglaublich“, sprach Angel anerkennend. „Ich tue nur meine Pflicht. Gehen wir auf Streife.“ „Wir haben über einiges zu sprechen.“ „Über was?“ „Ich sagte, ich werde dich daran erinnern. Über uns“, sagte Angel. „Angel, ich weiß nicht worauf es hinauslaufen wird. Ich werde nie ein normales Leben führen können.“ „Ich weiß. Du solltest wenigstens eine normale, stabile Beziehung in deinen Leben haben.“ „Wahrscheinlich“, zuckte Sarah hilflos mit den Schultern. „Nur gibt es da ein kleines Problem.“ „Und welches, Angel?“ Sie sah ihn neugierig an. „Ich will dich für mich haben.“ Im nächsten Moment lag sie in Angels Armen. „Brauchst du noch mehr Argumente?“ „Ja“, flüsterte sie benommen. Angels Kuss war um vieles leidenschaftlicher als der Letzte.

„Eigentlich ist es falsch was wir hier tun“, flüsterte Angel. „Ja, aber es fühlt sich gut an. Küß mich.“ Sarah zog Angels Kopf wieder zu sich. Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher. Schließlich war es Angel, dem die Vernunft einholte. „Wir haben noch was zu tun. Komm.“ Sarah seufzte. „Ja, die bösen Dämonen vor bösen Taten abhalten.“ Angel lachte. „So ungefähr.“ Angel schwang sich die Tasche um und verließ die Gruft. Sarah folgte ihm in die dunkle Nacht.

„Heute ist es sowieso ruhig. Es wird nichts passieren.“ „Schön wäre es. Ich bin immer in Dienst.“ „Gehen wir deine Route ab.“ „Okay. Aber damit du es nicht vergißt, Angel, ich bin die Jägerin.“ „Wie könnte ich das vergessen. Könntest du bitte das Kreuz abnehmen?“ „Warum?“ Angel öffnete den Ausschnitt seines Jacketts. Sarah sah, wie ihr Kreuz sich in seine Haut gebrannt hatte.

„Oh, entschuldige! Daran habe ich gar nicht gedacht.“ Sie nahm schnell die Kette ab und ließ sie in ihrer Tasche verschwinden. „Tut mir leid.“ „Schon gut.“ Während sie Patrouille gingen erzählte Sarah ihm von ihrer Schulzeit in San Francisco. Angel interessierte ihr früheres Leben wirklich. Er hatte schon lange vergessen, was es hieß, sterblich zu sein.

„Hattest du dort jemanden der dir nahe stand?“ „Du meinst einen festen Freund?“ „Ja.“ „Nein. Ich bin zwar mit einigen Jungs ausgegangen, aber ... nun ja ...“ „Da heute nichts los ist könnten wir bei Giles vorbeischauen.“ „Warum?“ „Wir müssen ihm sagen das Relas Geschichte ist.“ „Na gut.“ Auf den schnellsten Weg machten sie sich auf zu Giles in die Bibliothek. Willow und Xander waren bei ihm und halfen ihm bei seiner Suche über Informationen, die den Meister betrafen.

Die Tür wurde schwungvoll aufgestoßen. Angel und Sarah traten ein. Xander musterte Angel sofort mißtrauisch. Er stellte die Tasche auf den Tresen ab. „Wie war die Patrouille?“ „Wir haben ...“ „Sarah hat Relas erledigt“, erklärte Angel ruhig. „Wie bitte?“ Giles nahm seine Brille ab um sie nachdenklich zu putzen. „Ähm ... ja, dann gibt es ein Problem weniger. Aber da ist noch immer der Meister.“ „Können wir das kein anderes Mal besprechen?“ Sarah setzte sich auf den Tresen.

„Sarah, du mußt ...“ „... Immer vorbereitet sein“, machte sie ihren Wächter nach. „Er hat recht, Sarah“, warf Angel ein. „Oh Mann! Habt ihr beide euch abgesprochen oder was? Ich weiß, wie gefährlich der Meister ist. Aber ich werde das schon hin kriegen. Keine Sorge! Also, was gibt es sonst noch neues?“ „Nicht viel. Alles, was wir über den Meister gefunden haben wissen wir schon“, sagte Willow. „Danke für die schönen Grüße, Angel.“ Sie konnte es sich nicht verkneifen.

„Was?“ „Sarah hat mir deine Grüße ausgerichtet.“ „Oh, gern geschehen.“ Sarah mußte laut auflachen. „Ich habe dich beim Wort genommen, Angel“, erklärte sie ihm. „Das werde ich mir merken.“ Die Anwesenden beobachteten wie Angel sich mit einer Hand neben Sarah am Tresen abstützte und ihr dann mit der anderen Hand eine Haarsträhne zurück strich. Es war eine vertraute Geste.

Sarahs Augen strahlten Angel an. Xander rutschte auf seinen Sessel unruhig hin und her. „Siehst du das? Sieh dir das Strahlen ihrer Augen an. Was zum Henker hat das zu bedeuten?“ Willow lächelte zufrieden. Sarah war glücklich, daß spürte sie. „Sie ist glücklich und das ist wichtig. Glaub mir, du kannst die Beiden nicht trennen. Außerdem was hast du den, Xander? Angel ist doch ganz niedlich.“ „Danke, Willow“, sagte Angel plötzlich. Er hatte es gehört. Willow bekam einen hochroten Kopf.

„Da es nichts neues gibt kann ich ja gehen. Wir sehen uns morgen, Giles“, meinte Sarah und sprang vom Tresen. „Gut. Wir werden morgen wieder einmal trainieren.“ „Giles, ich will Sie nicht beleidigen, aber Sie sind kein wirklicher Gegner für mich.“ „Ich könnte das doch übernehmen“, mischte sich Angel ein. Giles blickte Angel an. „Ja ... das wäre durchaus besser. Wenn Sie mit ihr dreimal die Woche trainieren wäre ich Ihnen sehr dankbar.“ „Kein Problem.“ „Und wo wohnst du?“ fragte Sarah neugierig.

Sie freute sich auf das Training. Außerdem interessierte es sie wie Angel lebte. „In einen tief gelegenen Apartment, daß früher mal ein Keller war. Fünf Gassen entfernt vom Bronze. Du kannst es gar nicht verfehlen. Komm morgen nach der Schule einfach vorbei.“ „Mach ich, Angel.“ „Gut, dann gehe ich mal. Bis morgen, Sarah.“ „Bis morgen“, sprach Sarah mit einem sanften Lächeln.

Angel sah das übermütige Funkeln in ihren Augen. Sie schien sich genauso zu freuen wie er. Seine Lippen streiften leicht ihre Stirn als er an ihr vorbeiging und die Freunde allein ließ. Alle blickten sie interessiert an. Bevor sie sich irgendwelchen Fragen stellen mußte verdrückte auch Sarah sich. Sie wollte die Sache noch nicht erklären. Dafür war es noch nicht an der Zeit. Sie wußte ja nicht einmal ob das mit Angel was ernstes sein würde.

~ 4. ~

Sarah flog mit Schwung auf den Boden, war aber sofort wieder auf den Beinen. Sie holte zum Schlag aus, doch ihr Gegner wich aus. Er schlug seinerseits zu. Sarah packte seinen Arm und warf ihn zu Boden. Doch er riß sie mit - so das sie über ihn lag. „Ich weiß gar nicht was Giles hat. Besser kannst du gar nicht werden“, meinte Angel mit rauher Stimme. „Sag du ihm das. Vielleicht glaubt er ja dir.“ „Sarah, willst du nicht von mir runter gehen?“ „Soll ich das?“ fragte sie spitzbübisch.

Ohne Antwort drehte Angel sich um. Jetzt lag Sarah unter ihm. „Das ist unfair.“ „Ach ja? Warum? Wäre ich ein ernster Gegner hätte ich jetzt leichtes Spiel von deinen Blut trinken zu können.“ „Gefährlich bist du für mich sowieso. Aber anders.“ „Wie anders?“ „Du bist gefährlich für meine Gefühle.“ „Glaubst du, du bist für mich ungefährlich? Du bist verdammt gefährlich. Die Jägerin und der Vampir; wunderbare Vorstellung.“ Angel küßte sie. Sofort lagen Sarahs Arme auf seinen Schultern.

„Ich finde dieses Training viel reizvoller.“ „Ich auch“, gestand Sarah. „Aber ich muß leider los.“ „Ich weiß. Deine Mutter wartet auf dich.“ „Ja. Sie wartet auf mich. Sehen wir uns heute Abend?“ „Natürlich. Ich hole dich ab.“ „Schön. Angel, wenn du nicht von mir runtergehst kann ich nicht aufstehen.“ „Das weiß ich doch.“ Er lächelte siegessicher. „Entweder gehst du jetzt von mir runter oder ich muß Gewalt anwenden.“ „Ich kenne eine andere Gewalt.“ Wieder küßte Angel sie. „Jetzt reicht’s. Angel, bitte! Ich muß gehen.“ „Leider. Aber wir sehen uns ja heute Abend.“ Angel erhob sich. Sarah sammelte ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich dann von ihm.

Wie lange sie sich immer wieder küßten konnte keiner von ihnen später sagen. Bevor sie ging hielt Angel sie noch auf. „Ist noch was?“ „Ich liebe dich.“ Sarahs Miene hellte sich auf. „Was?“ „Ich liebe dich, Sarah. Ich weiß, es erscheint einen unmöglich, aber es ist so.“ „Oh, Angel, unmöglich ist es nicht.“ „Liebst du mich?“ fragte er und sah sie hoffnungsvoll an. „Der Rat wird mich dafür verfluchen. Aber ja, ich habe mich in dich verliebt.“ Zärtlich strich Angel ihr das Haar aus dem Gesicht, dann küßte er sie lange und unendlich.

Joyce Summers wartete schon auf ihre Tochter mit dem Essen. „Na endlich! Wie war die Schule?“ fragte sie aus mütterlicher Gewohnheit. „Okay.“ „Hast du mit Willow gelernt?“ „Was?“ Sarah dachte an Angel. „Hast du nach der Schule mit Willow gelernt weil du so spät kommst?“ „Oh, ja. Natürlich.“ Nach dem Essen verzog sich Sarah auf ihr Zimmer. Auch Joyce wußte nichts von ihrer Beziehung zu Angel.

Sarah tat es manchmal leid ihre Mutter aus ihren Leben auszuschließen, aber es ging nicht anders. Joyce würde ihre Aufgabe nicht verstehen. Sarah ging unter die Dusche und machte sich ein wenig schön für Angel. Jetzt machte die Patrouille sogar Spaß. Als Angel sie abholte nahm er sie wie selbstverständlich in die Arme. Dann gingen sie engumschlungen auf Patrouille, obwohl sie sich mehr auf den anderen konzentrierten als auf das was um sie herum geschah.

Unter Sunnydale - im Höllenschlund - lebte der Meister mit seinen getreuen Untertanen. „Angel und die Jägerin“, sprach er leise. „Ja, Meister. Die Beiden sieht man fast jede Nacht nur noch zusammen. So auch heute.“ „Was verstehst du unter zusammen?“ „Nun ja, sie spazieren engumschlungen durch die Stadt. Und sie küssen sich immer wieder.“ „Oh, Angel hat sich verliebt. Er war einmal so böse und nun ...“ Der Meister seufzte. „... Nun scheint er der Pantoffelheld dieser Jägerin zu sein.“ Der Meister setzte sich auf seinen Thron.

Neben ihn spielte ein kleiner Junge mit dichten, dunklen Haar. „Wenn Angel sich auf ihre Seite gestellt hat wird er sie in ihrem Kampf gegen mich unterstützen.“ Zornig sprang der Meister auf und wanderte umher. Er hob seine Hand und berührte eine unsichtbare Mauer. Die Mauer erzitterte. Sie hielt ihm davon ab auf die Erde zu kommen. Ja, er war gefangen im Höllenschlund.

„Du brauchst keine Angst haben. Der Tag der Ernte ist bald gekommen. Bald kommt der Tag, an dem die Jägerin herkommt um dich zu töten. Nur wird sie dann sterben. Der Höllenschlund öffnet sich bald“, erklärte der kleine Junge auf einmal. Der Meister drehte sich um. „Wann?“ „Sehr bald.“ „Du bist ein kluger Junge, Gesalbter. Du wirst mir sehr nützlich sein um sie zu holen. Angel wird sie verlieren. Das wird die Strafe sein, die er von mir bekommt weil er nicht mehr skrupellos und böse ist“, lachte der Meister. Der Gesalbte griff nach der Hand des Obervampirs und führte ihn zu seinen Thron zurück.

Der Meister nahm wieder Platz. „Ja, er wird dafür bezahlen. Er war der Grausamste unserer Art, doch jetzt ... jetzt hat er eine mitfühlende Seele und liebt Diejenige, die uns Vampire bekämpft und tötet.“ Der Gesalbte sah den Meister aufmerksam an. „Er wird bezahlen. Die Strafe wird grausam ausfallen, daß wissen wir beide, Meister. Die Zeit ist bald gekommen.“ Der Meister lachte. Ja, bald würde sie ihn aufsuchen. Der Höllenschlund war bereit sich zu öffnen und eine Kreatur des Grausens an die Erdoberfläche zu schicken.

Zur selben Zeit saßen Sarah und Angel auf einer alten Steinmauer in der Nähe des Friedhofs. Sarah lehnte an Angels Schulter. Er hatte einen Arm um sie gelegt, mit der anderen spielte er mit ihrem Haar. „Giles sucht momentan nach einen bestimmten Buch“, berichtete Sarah ihm von den Nachforschungen - was den Tag der Ernte anging. „Welches Buch?“ „Es nennt sich ‘Der Kodex der dunklen Tage’. Giles meinte, das Buch wäre verloren gegangen.“ „Der Kodex?“ fragte Angel nach. Sarah nickte.

„Das Buch ist nicht verloren gegangen. Es wurde nur verlegt. Ich kann das Buch besorgen.“ „Wirklich?“ fragte Sarah. „Ja.“ „Was hat dieses Buch überhaupt für eine Bedeutung?“ fragte die Jägerin neugierig nach. Sie selbst gehörte nicht zu der Art Jägerin, die sich mit all diesen Büchern beschäftigte. Das war Aufgabe ihres Wächters, fand sie. Ihre Aufgabe war es Vampire ausfindig zu machen, auf sie drauf zu schlagen und sie zu töten. 

„Dieses Buch wurde von einen geheimen Orden geschrieben. Es sagt das Schicksal einer jeden Jägerin voraus, kann man sagen.“ „Aber woher wissen die das?“ „Wir leben in einer Welt der Magie und übernatürlichen Phänomene, Sarah. Jede einzelne Jägerin in ihrer Generation wird nicht beim Namen genannt, aber ... ihre Kämpfe gegen ihre großen Gegner sind in diesen Buch nieder geschrieben. Die Berechnungen und geheimen Schriften sagen voraus wie der Kampf zwischen Jägerin und ihren erbitterten Feind ausgeht. Es ist also sowas wie eine Voraussagung.“ „Kann man dem trauen?“ fragte Sarah skeptisch. „Zu neunundneunzig Prozent, ja. Ich werde es ihm so schnell wie möglich besorgen.“ „Danke.“ „Ich helfe dir gerne, Liebes. Aber ich mache mir Sorgen.“ Vorsichtig pustete Angel Sarah eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Warum?“ „Dein bevorstehender Kampf gegen den Meister. Der Meister ist sehr stark und mächtig. Er ist sehr gefährlich.“ „Glaubst du, ich werde es nicht schaffen?“ „Doch. Trotzdem habe ich um dich Angst. Ich werde jede einzelne Nacht um dich bangen. Ich werde immer Angst um dich haben. Den du bist die Jägerin und das Böse ist dein Feind. Jeder Kampf könnte dein letzter sein. Und diesen Gedanken ertrage ich nicht“, erklärte er ernst. Angel schmiegte sein Gesicht in ihr Haar. Es duftete herrlich nach Magnolien. Angel atmete den Duft tief ein. Sarah seufzte auf. Sie fühlte sich so wohl bei ihm. Er gab ihr Geborgenheit und Sicherheit. Etwas, was in ihrem so ungewöhnlichen Leben kaum vorkam. Und er gab ihr Liebe; seine Liebe.

„Eigentlich ist das alles total verrückt“, murmelte sie. „Das mit uns?“ „Ja. Vampir und Jägerin. Zwei verschiedene Welten. Warum ausgerechnet ich, Angel?“ „Das könnte ich dich auch fragen. Warum ich?“ „Nun ja, du bist gut aussehend, nett, einfühlsam und du weißt, was meine Aufgabe ist. Und du bist total niedlich.“ „Niedlich?“ Angel klang überrascht. Sarah bewegte sich in seinen Arm und drehte sich ein Stück, so das sie sich jetzt ansahen. In ihren Augen funkelte es spitzbübisch.

„Das findet Willow. Und ich teile ihre Meinung. Außerdem kann man wunderbar mit dir reden. Jetzt bist du dran.“ „Na schön. Du bist wunderschön, stark, intelligent, eigensinnig - mit einen Wort einfach unglaublich.“ „Eine starke Frau?“ fragte Sarah vorsichtig nach. „Genau, eine rundum starke Frau.“ „Was ist mit so einer feinen Lady?“ „Wie aus dem achtzehnten Jahrhundert? Verschon mich bitte damit. Die Ladys waren mir immer zu fein; zu eingebildet. Ich wollte immer ein Mädchen, die ihren eigenen Kopf hat; die stark und frech ist. So wie du.“ Zum Dank seiner schönen Worte küßte Sarah ihn.

In den nächsten Wochen verbrachte Sarah jede freie Minute mit Angel. Xander mißbilligte ihre Treffen mit Angel, doch er schwieg. Die Superzicke der Schule - Cordelia Chase - bemerkte natürlich die miese Stimmung von Xander und zog dementsprechend über ihn her. Die beiden waren die reinsten Streithähne. Doch bald geschah etwas was niemand wußte. Unfreiwillig wurde Cordelia in die Kämpfe von Sarah hineingezogen und Xander und sie kamen sich näher. Sie stritten sich und küßten sich. Cordelia wurde langsam ein Teil von Sarahs Team.

„Sarah!“ Giles’ Ruf hallte durch die Bibliothek. „Ich bin ja da. Sie brauchen ja nicht gleich die ganze Schule zusammen schreien“, erwiderte sie ruhig. „Was ist los?“ „Ich dachte, du bist auf Patrouille.“ „Ich wollte gerade gehen, Giles.“ „Nun ja ... heute wirst du alleine gehen müssen.“ „Warum?“ „Angel besorgt heute den Kodex.“ Sarah versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. Alleine auf Streife - ohne Angel. Das würde eine lange und einsame Nacht werden.

„Sarah, ich würde gerne etwas wissen.“ „Was, Giles?“ „Das mit dir und Angel ... ist das was ernstes?“ Sarah war überrascht. Hatte Giles sie so genau beobachtet? „Ähm ... ja. Man kann sagen ... Angel und ich sind zusammen.“ „Ein Vampir? Findest du keinen normalen Kerl?“ fragte Giles schmunzelnd. „Nicht wirklich. Außerdem ist er so süß und ... Angel ist einfach super. Angel ist das Beste was mir passieren konnte.“ Giles lächelte. Sein Schützling war noch nie so frei - so glücklich - gewesen.

Angels Liebe half ihr gegen den Meister. Diese Liebe stützte sie unendlich, daß spürte Giles. Es gab ihr Kraft; viel Kraft für ihren wichtigen Kampf. „Okay, ich geh dann mal. Ich nehme mal den Kampf gegen die bösen Dämonen auf.“ „Gut, mach dich auf den Weg.“ „Grüßen Sie Angel schön von mir.“ „Mach ich.“ Sarah war schon auf den Weg zur Tür als sie sich noch einmal umdrehte. „Könnten Sie ihm noch etwas von mir ausrichten? Ich glaube kaum das ich ihn heute noch sehe.“ „Dafür siehst du ihn doch morgen.“ „Bitte!“ flehte sie. „Na gut. Was?“ „Sagen Sie ihm, daß ich ihn heute auf der Patrouille vermissen werde.“ „Okay, ich richte es ihm aus. Und nun geh endlich.“ Sarah nickte und verließ die Schule.

Giles grübelte viele Stunden über seinen Büchern. „Giles?“ Das war Angel. „Kommen Sie nur herein.“ „Ich hab das Buch.“ „Oh, hervorragend. Danke, Angel.“ Angel reichte ihm ein kleines schwarzes Buch. „Ich soll Ihnen von Sarah etwas ausrichten.“ „Und was?“ Giles beobachtete die sekundenschnelle Verwandlung von Angel. Zuerst hatte er ernst drein geblickt, doch kaum fiel Sarahs Name fing er an zu strahlen. Die Glühlampe hätte jetzt kaputt gehen können ... Angel hätte den ganzen Raum erleuchtet, so sehr strahlte er. „Ich soll Ihnen schöne Grüße bestellen und sie wird Sie heute Abend bei der Patrouille vermissen.“ „Danke.“ „Sarah hat mir ... erzählt, daß sie ein Paar sind“, sprach Giles zögernd.

„Wirklich?“ „Ja.“ „Giles, ich kann mir denken das Sie diese Beziehung nicht billigen, aber ...“ „Nein, es ist okay. Sarah ist glücklich. Sie braucht jemanden wie Sie.“ „Wie soll ich das verstehen?“ fragte Angel verwirrt. „Sarah kämpft Tag für Tag gegen die Dämonen der Finsternis und niemand von uns weiß ob sie den nächsten Tag überlebt. Sie ist jetzt siebzehn; kommt bald aufs College. Kaum eine Jägerin ist so alt geworden wie Sarah. Viele haben nicht einmal ihren sechzehnten Geburtstag erlebt. Sarah braucht einen Halt im Leben. Sie braucht eine Person, die versteht gegen was sie kämpft. Jemand, der sie mal tröstend in den Arm nimmt wenn es ihr schlecht geht. Jemand, der ihr beisteht und ihr hilft. Eine starke Schulter zum Ausweinen, wenn Sie wollen. Jemand wie Sie, Angel. Sie geben ihr sehr viel Kraft.“ Angel hatte ruhig zugehört. Er war froh, daß Sarahs Wächter mit ihrer Beziehung einverstanden war.

Gemeinsam gingen sie das Buch durch. Schließlich fand Giles was er suchte: Die Prophezeiung. Als er die Wörter entschlüsselt hatte wurde er ganz bleich. „Giles, was ist los?“, fragte Angel. „Mein Gott!“ Angel nahm ihm das Buch aus der Hand und las sich den Absatz durch. Er konnte kaum glauben was Giles entdeckt hatte. „Das kann nicht wahr sein. Nein, daß kann nicht wahr sein. Bitte nicht!“ flehte er tonlos.

Giles stand auf und ging unruhig im hinteren Raum der Bibliothek hin und her. „Wenn das wirklich stimmt ...“ „Sie müssen es ihr sagen, Giles“, fiel Angel dem Wächter ins Wort. „Nein, daß kann ich nicht. Sarah würde ausflippen.“ „Der Tag der Ernte steht vor der Tür. Sie wissen so gut wie ich das der Höllenschlund sich in wenigen Tagen öffnen wird. Und wenn Sarah Pech hat wird es am Sommernachtsball sein. An dem Ball, den sie schon so lange herbei sehnt. Wir müssen ihr sagen was wir heraus gefunden haben“, sprach Angel.

Da betrat Sarah die Bibliothek. Eigentlich hatte sie es nicht vorgehabt, doch heute waren ungewöhnlich viele Vampire unterwegs gewesen und sie wollte Giles fragen was das zu bedeuten hatte. Es mußte doch einen Grund dafür geben. Das spürte sie. Ihre Instinkte sagten ihr das da irgend etwas im Busch war; das sich da etwas zusammenbraute. Als sie Angels Stimme hörte machte ihr Herz unwillkürlich einen Sprung. Sie war froh das er da war. Doch dann merkte sie, daß Angel und Giles so nachdenklich waren und das die Beiden über sie und den Tag der Ernte sprachen. Sie hielt sich im Hintergrund und lauschte.

„Ich ... bringe das nicht über mich“, stammelte Giles schockiert. „Sarah muß über die Prophezeiung Bescheid wissen. Sie muß wissen was auf sie zu kommt. Wir können ihr nicht verheimlichen, daß die Prophezeiung sagt das sie an diesen Tag sterben wird; das sie gegen den Meister nicht bestehen wird. Sie muß es wissen. Und wenn Sie es ihr nicht sagen, Giles, dann tue ich das.“ Sarah erfror fast innerlich. Sie würde sterben? Der Meister würde sie töten?

Nein, daß kann nicht sein, dachte sie schockiert. „Angel, es würde sie nur verunsichern.“ „Sie muß es trotzdem wissen. Die Prophezeiung sagt, daß der Meister sie töten wird. Wir müssen sie darüber informieren.“ Plötzlich hörten Giles und Angel ein Geräusch hinter sich. Sie drehten sich um und beide waren überrascht Sarah vor sich zu sehen. Sie hatte ihre Tasche fallen gelassen. Die beiden Männer wußten augenblicklich das sie alles gehört hatte. Das zeigte ihnen auch ihr unfaßbarer Gesichtsausdruck.

„Sarah ...“, tastete Giles behutsam an. „Nein. Ich will nicht sterben“, sprach sie entsetzt. Das war alles was sie sagte. Sie drehte um und lief hastig zur Tür. Sie wollte nur noch aus diesem Raum hinaus. Sarah hatte plötzlich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Angel lief ihr hinterher. An der Tür holte er sie ein. „Sarah, warte!“ „Nein, laß mich los.“ „Sarah, hör mir zu. Verdammt, hör mir zu.“ Angel schüttelte sie heftig.

Als Sarah ihn anblickte schimmerten Tränen in ihren Augen. Angel zog sie an sich und drückte sie fest. „Ist ja gut. Du wirst nicht sterben. Ich werde dafür sorgen. Niemals werde ich zulassen das du stirbst. Niemals“, flüsterte er ihr beruhigend ins Ohr. „Aber die Prophezeiung ...“ „Ich hab dir mal gesagt, daß sie zu neunundneunzig Prozent stimmt. Das eine Prozent allerdings ist falsch. Und so wird es sein.“ „Das glaubst du wohl selbst nicht. Ich werde sterben.“ „Sarah?“ Das war Giles.

Besorgt sah er sie an. „Wir ...“ „Ich schmeiß alles hin. Die Bestimmung, alles.“ „Das kannst du nicht. Höhere Mächte haben dich auserwählt. Du wirst die Jägerin bis zu deinen Tod sein.“ „Verdammt, darum geht es doch, Giles! Ich werde sterben wenn ich gegen den Meister antrete. Ich will nicht sterben. Ich konnte nicht einmal meine Jugend richtig genießen. Immer muß ich das Böse bekämpfen. Ich hab es satt. Ich will ein normaler Teenager sein, ist das zuviel verlangt?“ schrie sie außer sich. „Sarah, ich weiß das es hart für dich ist, aber ...“ Sarah schnitt Giles das Wort ab.

„Ich bin siebzehn Jahre alt, Giles. Ich war nie ein richtiger Teenager. Giles, ich bin siebzehn. Ich will noch nicht sterben. Ich bin zu jung dafür“, flüsterte Sarah mit Tränen in ihren Augen. „Sarah, beruhige dich. Es wird nicht so sein“, redete Angel besänftigend auf sie ein. „Ich kann mir vorstellen das deine Bestimmung hart für dich ist. Du wirst nie ein normales Leben führen können, daß weiß ich. Und ich weiß auch, daß es für dich schwer ist die Last der Menschheit auf deinen Schultern zu tragen. Aber wenn du jetzt durchdrehst wird sich die Prophezeiung erfüllen. Und das will ich nicht. Ich werde alles tun um dies zu verhindern. Mit aller Macht werde ich verhindern das es wahr wird.“ Sarah grub ihr Gesicht in seine Brust und sie schluchzte laut auf. Angel streichelte über ihr Haar und flüsterte ihr besänftigende Worte ins Ohr.

Giles wollte etwas sagen, doch Angel winkte ab. Sarah war vollkommen durcheinander. Noch mehr schlechte Nachrichten konnte sie jetzt nicht verkraften. Sie hatte genug gehört und diese Nachricht zu verkraften war nicht einfach für sie. Sarah hob den Kopf und richtete ihre Augen auf ihren Wächter, der sie besorgt musterte. „Eigentlich wollte ich Ihnen nur sagen das heute Nacht besonders viele Vampire unterwegs waren“, meinte sie schulterzuckend.

„Der Tag der Ernte kommt immer näher“, sprach Giles zögernd. „Das weiß ich inzwischen auch.“ „Sarah, es tut mir leid. Ich wollte, ich könnte dir etwas erfreulicheres sagen.“ „Ich weiß, Giles.“ „Wir reden morgen weiter darüber. Du mußt das erst einmal verdauen.“ „Okay. Giles, ich will nicht sterben.“ „Das wirst du nicht“, antworteten Giles und Angel gleichzeitig. „Komm, Liebes, ich bring dich nach Hause“, sprach Angel sanft.

Sarah nickte. Sie war froh das er sie jetzt nicht alleine ließ. Angel legte ihr beschützend einen Arm um die Schulter und brachte sie nach Hause. Genau wie Giles machte er sich große Sorgen. Wie sollten sie die Prophezeiung von Sarah abwenden? Es mußte einfach einen Weg geben. Sie würden alles tun um Sarahs Tod zu verhindern.

~ 5. ~

Giles saß in seinen Büro als die EDV-Lehrerin Jenny Calendar die Bibliothek betrat. Jenny hatte schulterlanges schwarzes Haar und braune Augen. „Miss Calendar, kann ich Ihnen helfen?“ fragte Giles unruhig. Die Lehrerin war sehr hübsch. Er verstand sich gut mit ihr. In den letzten Tagen - seit Sarah über die Prophezeiung Bescheid wußte - hatte Jenny ihm sehr geholfen. Sie recherchierte für Giles im Internet. Jenny wußte von den bösen Mächten und von der Tatsache, daß Sarah die Jägerin war, Bescheid. Und sie unterstützte das Team wo sie nur konnte. Giles hatte genau wie alle anderen großes Vertrauen zu ihr gefaßt. Genau wie Angel war sie eine sehr große Hilfe. Und da Angel sich momentan ausschließlich um Sarah kümmerte kam Jenny wie gerufen.

„Ich habe im Internet etwas gefunden was Sie interessieren dürfte.“ „Was?“ „Hier.“ Sie reichte ihm einige Ausdrucke. Giles studierte die Ausdrucke eingehend. „Einige Freunde von mir haben heraus gefunden wann der Tag der Ernte kommen wird. Es ...“ „... Ist der Tag des Balles, so wie Angel vermutet hat.“ „Ja, wo war er übrigens die letzten Tage?“ erkundigte sich Jenny. „Bei Sarah. Sarah ist ein wenig durch den Wind wegen der Prophezeiung. Er kümmert sich rührend um sie.“ „Es geht mich zwar nichts an, aber ist das zwischen Sarah und Angel etwas ernstes?“ „Ja. Die Beiden lieben sich.“ Jenny verstand und verlor kein weiteres Wort darüber.

„Aber das ist nicht das Problem. Der Meister ist das Problem. Es ist also sicher?“ „Ja. Und was wollen Sie jetzt machen?“ „Sarah auf den Tag der Ernte vorbereiten.“ Da läutete die Glocke. „Ich muß wieder in den Unterricht.“ „Äh ... ja. Und danke für Ihre Hilfe. Miss Calendar, wenn es soweit ist werden wir jede erdenkliche Hilfe brauchen. Wenn die Kreatur des Höllenschlunds an die Oberfläche kommt brauchen wir jede Hilfe die wir kriegen können. Aber es wird äußerst gefährlich.“ „Ich weiß, wir werden es wahrscheinlich nicht überleben. Aber ich werde dasein. Keine Sorge, Giles! Sie können auf mich zählen.“ Giles nickte dankbar und Jenny ging in ihre Klasse um mit ihren Unterricht anzufangen.

Willow und Xander halfen Giles nach der Schule. Wie schon so oft arbeiteten sie bis spät nachts. Da kamen plötzlich Angel und Sarah herein. „Sarah, was machst du den hier?“ „Die Trauerzeit ist vorbei. Ich werde nicht sterben. Ich werde dagegen ankämpfen.“ „Angel, was hast du mit ihr gemacht?“ fragte Willow. „Gar nichts. Ich habe ihr nur versprochen das ich auf sie aufpassen werde.“ Sarahs Hand lag in Angels.

Xander murmelte etwas unverständliches. Nach wie vor traute er Angel nicht. „Okay, Leute, hört zu. Findet alles raus was mit dem Meister und dem Höllenschlund zu tun hat. Giles, glauben Sie, daß Sie und die Anderen mit der Kreatur des Höllenschlundes allein fertig werden?“ „Ich denke schon.“ „Gut, der Meister gehört mir. Ich bin die Vampirjägerin und er wird sterben.“ „Dann machen wir uns an die Arbeit, Leute.“ „Angel?“ „Ja?“ „Wenn es soweit ist werde ich alleine runtergehen.“ „Nein, Sarah!“ rief Angel energisch.

Alle Anwesenden drehten sich um. „Das werde ich nicht zulassen.“ „Du wirst es. Angel, ich muß das alleine schaffen.“ „Und wie soll ich wissen ob du in tödlicher Gefahr bist?“ „Spätestens wenn ich deinen Namen rufe, weißt du es. Aber das wird nicht passieren. Den ich werde nicht sterben.“ Sie klang sehr entschlossen. „Ich kann dich nicht umstimmen, oder?“ „Nein, Angel, kannst du nicht.“ Er seufzte hörbar. „Giles, ...“ „Vertraust du mir, Angel?“ fragte Sarah ihn plötzlich.

„Natürlich.“ „Vertraust du meinen Kräften?“ „Sicher, warum fragst du?“ „Dann wende dich nicht an Giles. Den er wird mich auch nicht umstimmen können. Ich werde dem Meister gegenübertreten und ich werde siegen. Außerdem brauchen die Anderen deine Hilfe. Wenn die Kreatur auftaucht werden sie dich brauchen. Hier bist du nützlicher.“ „Gut, dann machen wir uns an die Arbeit.“ „Angel, Sie könnten mir bei der Entzifferung eines alten Schriftstückes helfen.“ „Ich komme, Giles.“ Angel ging ins Büro um Giles zu helfen.

Sarah setzte sich zu Willow, die an einem PC saß. „Was habt ihr den die letzten Tage getrieben?“ fragte sie sofort neugierig nach. „Er hat sich sehr rührend um mich gekümmert“, gestand die Jägerin ihrer Freundin. „Was habt ihr den getan?“ „Wir sind auf Patrouille gegangen. Er war stundenlang bei mir.“ „Er war in deinen Zimmer?“ rief Xander. „Ja.“ „Moment mal! Du läßt diesen Kerl in dein Zimmer?“ „Xander, nicht jetzt“, winkte Sarah ab.

„Und was habt ihr gemacht wenn ich fragen darf?“ fragte Willow, die fast platzte vor Neugier. „Wir haben viel geredet. Er hat versucht mich zu beruhigen. Und mir immer wieder versprochen das sich die Prophezeiung nicht erfüllen wird.“ „Das ist doch sicher nicht alles was ihr getan habt?“ „Nein.“ Sarah lächelte verträumt. „Wir haben uns auch sehr oft geküßt.“ „Wie kannst du dich nur mit einen Vampir einlassen?“ warf Xander ein. „Xander, ich denke, daß geht dich kaum etwas an.“ Willow drückte Sarahs Hand. „Angel ist ein Glücksgriff“, sprach das rothaarige Mädchen.

„Haben die Damen eigentlich kein anderes Gesprächsthema als mich?“ Angel war unbemerkt neben Sarah und Willow aufgetaucht. „Über dich gibt es eben viel zu besprechen. Nicht wahr, Willow?“ sprach Sarah lächelnd. „Genau. Schließlich hat nicht jede einen Vampir zum Freund. Oh, natürlich einen guten, aber eben einen Vampir. Du weißt doch wie ich das meine, Angel.“ Sie verhaspelte sich total. „Natürlich, Willow“, lächelte er sanftmütig. Er wandte seine Aufmerksamkeit Sarah zu.

„Bist du sicher das du es alleine versuchen willst?“ fragte er Sarah ernst. „Wie oft habe ich dir das jetzt schon gesagt? Angel, es ist meine Pflicht. Ich bin die Jägerin.“ „Das hast du mir schon sehr oft gesagt. Und ich weiß es. Aber ich darf doch noch Angst um meine Freundin haben.“ „Ich schaffe es. Ich bin bereit und willensstark“, sprach Sarah mit fester Stimme. Angel seufzte. Sie war ein so großer Sturkopf. „Ich muß mich dann verabschieden.“ „Schon?“ „Ja, aber wir sehen uns bald wieder.“ Sie küßten sich und Angel verschwand.

„In zwei Tagen ist es soweit.“ Der Gesalbte sah den Meister hoch zufrieden an. „Zwei Tage. Nur noch zwei Tage und ich bekomme meine Freiheit wieder. Wenn ich an die Oberfläche trete wird die Dunkelheit kommen und alle Dämonen werden endlich die Erde an sich reißen. Sie wird uns gehören. Ganz allein uns. Und Angel, dieser Verräter, wird sehr leiden.“ „Wir werden ihm das Wichtigste in seinen Leben nehmen.“ „Die Jägerin!“ „Ja, Meister! Zwei Tage mußt du dich noch gedulden. Dann hole ich die Jägerin und du wirst sie töten.“ „Mein Junge, ich wünschte all meine Gesellen wären so clever wie du. Wir werden den Höllenschlund öffnen.“ Der Meister lachte fast hysterisch auf. Er konnte es kaum erwarten. Er wollte hinauf. Doch zuerst mußte er die Jägerin töten. Den nur wenn sie durch seine Hand starb würde er den Höllenschlund verlassen können.

Sarah hatte sich ein schönes, weißes Kleid für den Sommernachtsball gekauft. Giles hatte alles notwendige für die Kreatur des Höllenschlundes vorbereitet. Der Tag der Ernte stand nun vor der Tür. Sie waren alle in der Bibliothek versammelt als die Erde zu donnern und beben anfing.

„Es geht los. Paß auf dich auf, Liebes“, flüsterte Angel Sarah zu, die die Armbrust nahm und sich auf den Weg nach draußen begab. Angel, Giles und die Anderen machten sich bereit um der Kreatur gegenüber zu treten. Vor der Schule wartete ein kleiner Junge auf sie. Sarah wußte wer er war: Der Gesalbte. „Er erwartet dich“, sagte er und griff nach Sarahs Hand. Ruhig führte er sie zum Reich des Meisters. Sarah war innerlich total ruhig. Sie wollte nicht an die Prophezeiung glauben. Sie mußte siegen. Sie mußte einfach überleben. Der Gesalbte brachte sie zum Meister.

Währenddessen brach in der Bibliothek die Erde auf. Und im nächsten Moment kam eine schleimige, riesige Kreatur aus der Erde geschossen. Es hatte drei Köpfe. Es stieß einen grellen Schrei aus und schoß nach vorne um anzugreifen. Giles, Angel, Willow, Xander sowie Jenny und Cordelia kämpften gegen die häßliche Kreatur an. Angel war mit seinen Gedanken bei Sarah. Würde sie es schaffen?

Plötzlich griff eine der Fänge nach Willow und umwickelte ihren Fuß. Willow verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Sie schrie auf. Die Kreatur zog sie immer näher an sich heran. Oh Gott! Sie wird mich fressen, dachte Willow geschockt. Angel sah das. „Willow!“ „Hilfe!“ schrie sie endlich. Angel stürzte nach vorne und befreite Willow. „Alles okay?“ „Ja. Dieses Ding wollte mich fressen. Oh Gott!“ „Paß auf, daß sie es nicht noch einmal probiert“, neckte Angel sie. Er sah sich um. Ob Sarah es geschafft hatte?

Sarah hielt die Armbrust bereit und ging vorsichtig durch den Untergrund. Der Gesalbte hatte sie alleine gelassen. Sie sah einen Schatten und schoß einen Pfeil ab. Der Meister wich aus. „Noch nicht gut genug, Jägerin.“ „Zeig dich endlich.“ Im nächsten Moment umfaßte eine Hand ihren Hals. Sarah schnappte nach Luft und schoß noch einmal einen Pfeil ab. Der Meister fing ihn ab. Wie ist das möglich? Es war nicht einmal ein Meter Abstand zwischen ihnen und er fing den Pfeil ab.

„Gute Nacht, mein Herzchen.“ Er drückte immer fester zu. Doch der Meister wollte ihr Gesicht sehen. Er zerrte sie ins Licht neben einen Teich. Er sah ihr schmerzverzerrtes Gesicht. Sah, wie sie verzweifelt nach Luft schnappte. Langsam wurde ihr Puls schwächer. Sie erstickte langsam. Und dann hörte sie auf zu atmen. Der Meister ließ die Leiche in den Teich fallen und trat nach vorne. Die Mauer war weg. Er war frei. Er konnte den Höllenschlund verlassen. Der Meister ging an die Oberfläche.

Langsam machte Angel sich Sorgen. „Giles, ich geh Sarah suchen. Kommen Sie hier alleine klar?“ „Aber sicher.“ „Ich komme mit“, schaltete sich Xander ein. „Ich dachte, du traust mir nicht?“ „Das tue ich auch nicht. Aber es geht hier um Sarah.“ „Gut, dann komm mit.“ Xander und Angel verließen die Bibliothek.

Langsam gewannen Giles und die anderen den Kampf gegen die Kreatur. Angel führte Xander den Höllenschlund hinunter. „Wenn du mich beißt ist der Teufel los.“ „Ich denke gar nicht daran.“ „Du starrst immer wieder auf meinen Hals, ich seh es doch.“ „Spinner!“ kommentierte Angel nur. Sie bogen ab. Vorsichtig gingen sie die Stufen zum Höllenschlund hinunter. Sie sahen sich um.

„Der Meister ist weg. Verdammt! Sarah!“ rief Angel. Xander sah die Sorge in seinen Gesicht. Und da sahen die Beiden sie. Angel war so schnell bei ihr das Xander nicht reagieren konnte. Angel zog den leblosen Körper aus dem Wasser. „Sarah? Sarah, hörst du mich?“ Keine Antwort. Reglos lag sie in seinen Armen. „Bitte nicht. Tue mir das nicht an.“ Er fühlte ihren Puls und zuckte zusammen.

„Ist sie ...“ Xander kam näher. „Ja, sie ist tot. Die Prophezeiung hat sich erfüllt.“ Angel war verzweifelt. „Vielleicht können wir noch was tun.“ „Sie ist tot, Xander.“ „Schon mal was von Wiederbelebung gehört?“ „Das mußt du tun. Ich atme anders als ihr Menschen“, erklärte Angel. Sanft ließ er Sarah auf den Boden nieder. Xander kniete sich neben sie und begann mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Angel drückte fest ihre Hand. Und plötzlich geschah das Wunder. Sarah schnappte nach Luft und keuchte.

„Sarah, mein Gott!“ Sie sah sich um. „Was ist passiert?“ fragte sie zitternd. „Du bist ... na ja, du warst tot. Xander hat dich wiederbelebt.“ „Danke, Xander.“ „Gern geschehen. Und jetzt?“ „Jetzt räumen wir auf. Was ist mit der Kreatur?“ „Die haben die Anderen unter Kontrolle. Und wenn du den Meister tötest verschwindet sie für immer.“ „Ja und das werde ich auch tun. Gehen wir. Oh nein!“ stöhnte sie auf einmal.

„Was?“ „Das Kleid ist total kaputt. Das war neu. Und jetzt ist es ruiniert. Ich wollte so gern einmal richtig schön aussehen.“ Angel lächelte. „Du siehst immer wunderschön aus. Auch jetzt.“ „Schmeichler!“ „Äh ... Leute, ich will ja nicht stören, aber der Meister“, mischte sich Xander ein. „Ja, genau, der Meister. Angel, wenn das hier vorbei ist tanzt du dann auf dem Ball mit mir?“ „Du willst so dahin?“ „Klar. Oder schämst du dich so mit mir zu tanzen?“ „Nein, aber zuerst sollten wir uns um den Meister kümmern.“ Sie nickte. Gemeinsam verließen sie den Höllenschlund und gingen in die Schule zurück.

Verschiedene Vampire begegneten ihnen, die sie einfach niederschlugen. Der Meister war auf dem Dach über der Bibliothek und genoß seine Freiheit. Xander und Angel begleiteten sie bis zur Tür, die zum Dach führte. „Haltet Wache! Niemand soll uns stören. Und Angel, setz dein grimmiges Gesicht auf ... für die bösen Buben.“ Dann öffnete sie die Tür und ging hinauf. Angel setzte sein Vampirgesicht auf. Xander und Angel versperrten den Weg zur Tür.

„Die Freiheit! Die Welt! Endlich! Diese frische Luft tut so gut. Mein Gott! Wie sehr habe ich das alles vermißt. Und nun ... ist es meine Welt. Alles wird sich ändern. Wir Dämonen werden herrschen. Unsere Zeit ist endlich gekommen.“ „Tut mir leid das ich deine Träume störe, aber ich habe was dagegen. Ihr werdet schön brav zurück gehen.“ Der Meister drehte sich um und sah eine ziemlich nasse und ramponierte Jägerin vor sich. „Du bist doch tot.“ „Aber dafür sehe ich noch gut aus. Im Gegensatz zu dir.“ Mit diesen Worten sprang sie nach vorn und schlug zu. Sie verpaßte dem Meister eine Schramme.

Der Kampf dauerte mehrere Minuten. Eine Glaskuppel bedeckte einen Teil des Schuldaches. Darunter lag die Bibliothek. Giles und die Anderen schlugen sich gegen die Kreatur ganz gut. Da stürmte der Meister nach vorne. Sarah wich aus und der Meister stürzte nach unten. Die Glaskuppel zerbrach als der Meister nach unten fiel. Genau auf ein zersplittertes Holzstück vom Tisch.

In Sekundenschnelle zerfiel der Meister zu Staub. Und wie von selbst verschwand auch die Kreatur und der Höllenschlund schloß sich wieder. Sarahs Freunde blickten nach oben und Sarah nach unten. Es war vorbei. Und sie lebte noch. Die Bibliothek war ein Chaos. Die Kreatur hatte fast alles zerstört. Nach einigen Aufräumarbeiten würde es hier wieder ganz normal aussehen.

Langsam stieg sie die Treppen hinunter und öffnete die Tür. Xander und Angel fuhren zurück - zum Angriff bereit. Als sie Sarah erkannten seufzten beide erleichtert auf. Angel nahm sie fest in die Arme und drückte sie. „Ich bin so froh das du noch lebst.“ „Ich auch. Gehen wir zu den anderen.“ Xander nahm sie kurz in den Arm und dann gingen sie langsam in die Bibliothek - den Schauplatz des Grauens - zurück.

„Sarah!“ sprach Giles und er war heilfroh sie lebend zu sehen. Alle waren erleichtert als sie an Angels Seite auftauchte. „Du lebst noch.“ „Ich war kurz tot, Giles. Xander hat mich zurück geholt.“ „Gute Arbeit, Junge“, lobte Giles ihn. Sie sahen alle auf das Skelett des Meisters. Eine totale Zerstörung baute sich vor ihren Augen auf. „Und jetzt?“ fragte Willow.

„Jetzt gehen wir tanzen. Ein Ball soll heute sein. Hab mich extra schön gemacht dafür“, sagte Sarah. Angel nahm sie in den Arm. „Du siehst wunderschön aus, daß habe ich dir doch gesagt. Es wird mir ein Vergnügen sein mit dir zu tanzen.“ „Tanzen? Eine gute Idee!“ stimmte Jenny Calendar begeistert zu.

„Wir haben es uns verdient. Wir haben die Welt gerettet; den Untergang verhindert. Wir haben es uns doch wirklich verdient, oder, Leute?“ Fragend sah sie in die Runde. „Genau, gehen wir.“ Die Clique verließ langsam den Raum. Angel nahm Sarah fest in den Arm als sie gingen und flüsterte: „Ich bin stolz auf dich; unheimlich sogar. Heute hast du dich bewiesen. Gott sei Dank habe ich dich nicht verloren.“ „Ich bin auch froh, Angel.“ Gemeinsam gingen sie auf den Sommernachtsball.

~ 6. ~

[Knapp 1 Monat später]

Willow und Xander kamen gerade vom Kino nach Hause. Sie hatten sich die Abendvorstellung angesehen. Sie hatten Ferien bis sie endlich wieder auf die Highschool kamen. Die letzte Klasse stand ihnen bevor, dann würden sie endlich aufs Collage gehen. Es war ein ruhiger Sommer. Seit der Meister tot war, war nicht viel los gewesen und auch Sarah hatte Sunnydale kurzfristig verlassen.

Sie verbrachte die Ferien bei ihren Vater. Und mit den paar Vampiren, die auftauchten wurden Giles und Angel alleine fertig. Angel vermißte sie schmerzlich. Sarah hatte eine Karte an ihre Freunde geschrieben und einen langen Brief an Angel. Der Brief war an Giles adressiert und dieser hatte ihn an Angel übergeben. Sie hatte ihm geschrieben das er ihr sehr fehlte. Und Angel freute diese Erkenntnis.

„Ein langweiliger Sommer“, kommentierte Xander. „Ja, aber Sarah kommt ja bald wieder. Wir kommen in wenigen Tagen wieder auf die Highschool und beim Schulanfang muß sie ja wieder hier sein. Oh, schau, da ist Angel. Hallo, Angel!“ rief Willow laut. „Der Kuschelvampir!“ spottete Xander brummig. „Hallo! Habt ihr schon etwas von Sarah gehört?“ fragte Angel. „Nein, aber sie kommt sicher bald wieder. Du vermißt sie, hm?“ fragte Willow einfühlsam.

„Ja, sehr“, gab er zu. „Ich bin froh wenn sie wieder hier ist.“ „Das sind wir auch, Angel. Sie wird sich sicher bei dir als Erste melden.“ „Meinst du?“ „Ja, ich hab vor drei Tagen mit ihr telefoniert und sie hat gesagt, daß du ihr schrecklich fehlst. Und sie sagte, sobald sie wieder da ist, sucht sie dich auf.“ „Äh ... Willow, du hast mir nicht erzählt, daß sie dich angerufen hat. Was hat sie den noch so gesagt?“ mischte sich Xander ein. „Oh, habe ich das nicht erwähnt?“, sprach Willow. Xander schüttelte verneinend den Kopf. Willow lächelte zerknirscht. „Tut mir leid. Muß ich ganz vergessen haben. Nun ja, wir haben hauptsächlich nur über Angel gesprochen“, gab sie leise zu. Angel lächelte.

„Ihr habt echt kein anderes Thema“, brummte Xander. „Hat sie noch etwas über mich gesagt?“ „Ja, sie schwärmte total von dir. Und na ja ... sie sagte, sie hat Angst das du sie vergißt und während dem Sommer jemand anderen findest.“ „Sie hat Angst, ich würde sie betrügen? Das ist doch wohl ein Witz?“ „Nein.“ „Das würde ich nie tun. Ich liebe sie.“ „Das habe ich ihr auch gesagt. Ich habe auch gesagt, daß du total in sie vernarrt bist und keine andere auch nur anblickst.“ „Danke, Willow. Wann ungefähr kommt sie den wieder?“ fragte Angel neugierig nach.

„In zwei, drei Tagen, schätze ich mal.“ „Okay, wir sehen uns sicher. Ihr solltet nach Hause gehen.“ „Es ist sowieso nichts los“, sagte Xander. „Ihr könntet trotzdem angegriffen werden.“ „Und was machst du jetzt? Entschuldige, ich bin zu neugierig.“ „Schon okay, Willow. Ich werde noch Sarahs Patrouille abgehen und dann gehe ich ebenfalls nach Hause. Paßt auf euch auf.“ Angel ging langsam an ihnen vorbei. „Hat sie über mich auch was gesagt?“ fragte Xander. „Nur, daß sie sich freut uns wiederzusehen. Wir haben fast nur über Angel gesprochen“, erwiderte Willow. Xander brummte. Er war zwar mit Cordelia zusammen, aber ihm gefiel die Beziehung zwischen Sarah und Angel nicht.

Zwei Tage später kam Sarah in Sunnydale an. „Wie war dein Urlaub bei deinen Vater, Schatz?“ „Sehr schön, Mom.“ Nach einer langen Schilderung ihrer Ferien konnte sie sich endlich zurückziehen. Sarah packte schnell die Koffer aus und ging dann aus dem Haus. Wahrscheinlich waren Willow und Xander im Bronze. Ob Angel auch dort war? Sarah ging zum Bronze. Willow und Xander saßen auf einer Couch. „Hi, Leute!“ rief sie. Die Beiden drehten sich um. „Sarah! Endlich!“ Sarah umarmte ihre Freunde. „Wie waren deine Ferien?“ fragte Willow.

„Schön. Mal keine Vampire, die ich erledigen mußte. Willow, weißt du wo Angel ist?“ „Angel! Kannst du an nichts anderes als an diesen Typen denken?“ „Xander, bist du noch immer eifersüchtig auf ihn?“ „Nein“, schmollte er. „Er vermißt dich schrecklich. Wir haben ihn vor zwei Tagen getroffen. Du fehlst ihm sehr.“ „Er mir doch auch.“ „Hier ist er nicht. Wahrscheinlich geht er deine Route für die Patrouille ab.“ „Gut, dann mache ich mich mal auf den Weg. Ich finde ihn schon. Wißt ihr, wie es Giles geht?“ „Sehr gut. Er freut sich sicher auch dich wiederzusehen. Aber die Ferien ... die hattest du ja verdient.“ „Das meine ich aber auch. Ich geh jetzt Angel suchen.“ „Gut, viel Vergnügen.“ „Danke, Bye.“ Sarah verließ den Club und machte sich auf die Suche nach Angel.

Sarah fand Angel am Friedhof. Er saß nachdenklich auf der Steinmauer, wo er so oft mit ihr gesessen hatte. Sie lächelte. Willow hatte recht. Er schien sie wirklich zu vermissen. „Ist heute nichts los?“ holte sie ihn aus seinen Gedanken. Angel drehte sich um und seine Miene hellte sich schlagartig auf. „Sarah!“ Er sprang auf und nahm sie fest in seine Arme.

„Ich hab schon gehört, du hast mich angeblich vermißt“, neckte sie ihn. „Du hast mir schrecklich gefehlt. Wie waren deine Ferien?“ „Ohne dich leider etwas fad. Hast du meinen Brief bekommen?“ „Ja, Giles hat ihn mir gegeben. Ich dachte nicht das du an mich denkst.“ „Warum nicht? Ich mußte dir doch mitteilen das du mir fehlst. War hier viel los?“ „Nein, die Vampire halten sich im Hintergrund. Es war gar nicht viel los.“ „Würdest du mich bitte endlich küssen?“ Angel folgte ihrer Aufforderung lächelnd und sehr gerne.

Engumschlungen standen sie lange da. Sie wollten sich gar nicht mehr trennen. Der Sommer ohne den anderen war Beiden wie eine Ewigkeit vorgekommen. Sie beide hatten den anderen schmerzlich vermißt. „Du hast mir schrecklich gefehlt, Liebling“, flüsterte Angel heiser an ihren Ohr. „Du mir auch.“ Sarah setzte sich auf die Steinmauer. „Erzähl mal. Wie war es mit deinen Vater?“ forderte Angel sie auf und nahm ihre Hand in seine.

„Och, es war ganz okay.“ „Hast du dich nicht gefreut ihn wiederzusehen?“ „Doch, aber du hast mir gefehlt.“ Angel lehnte sich an die Steinmauer. Zufrieden schmiegte sich Sarah an ihn. „Was habt ihr alles unternommen?“ „Dad war mit mir auf einen Kirmes. Das war ganz toll. Ich war ewig nicht mehr auf einen Kirmes. Er hat einen Teddybären für mich geschossen. Wir sind Achterbahn gefahren und haben auch Zuckerwatte gegessen.“ Sarah verstummte. Angel hatte ihr seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet.

„Sorry, ich höre mich sicher an wie ein kleines Kind.“ „Du hast die Zeit mit deinen Dad genossen, oder?“ „Ja.“ „Warum entschuldigst du dich dann? Ich finde nur eines schade.“ „Was?“ „Das ich das nie mit dir machen kann, leider.“ „Aber dafür haben wir doch die Nächte“, sprudelte es aus Sarah heraus. Angel schmunzelte. Und plötzlich wurde Sarah klar wie sich das angehört hatte.

„Oh, daß heißt nicht, daß wir ... du und ich ... ich meinte, daß wir auf Patrouille gehen, reden, gegen böse Dämonen kämpfen und sowas. Aber nicht, daß wir ...“ Sie fing schrecklich zu stottern an. Angel mußte schmunzeln. Er konnte nicht anders. „Warum lachst du?“ „Tut mir leid, aber ... du siehst so süß aus wenn du leicht errötest.“ „Danke“, schmollte Sarah. „Ich meinte doch nur, daß es nicht so ist wie es klang.“ „Ich habe es geschnallt, Liebling. Ich wußte doch was du meinst.“ Sarah wurde verlegen. Klar wußte er was sie meinte.

„Laß uns spazierengehen!“ schlug Angel vor. Sarah sprang von der Mauer und spazierte Hand in Hand mit Angel durch die Stadt. Sie waren beide glücklich. Die lange Trennung hatte ihnen irgendwie gut getan. Die Sehnsucht auf den anderen hatte ihr Wiedersehen erst recht sehenswert gemacht. Es war ein schönes Gefühl. Sie war wieder bei ihm. Eigentlich konnte Angel glücklich sein. Sie wußten noch nicht welches Unheil bald über sie hereinbrechen würde. Und wenn Angel gewußt hätte, welchen Kummer er Sarah noch bereiten würde, hätte er sich für immer von ihr fern gehalten. Doch sie wußten es nicht. Kurz vor Sonnenaufgang verabschiedeten sie sich mit heftigen, leidenschaftlichen Küssen voneinander.

Zur selben Zeit bekam der Gesalbte Besuch. Seit dem Tod des Meisters herrschte er und mit den anderen Vampiren lebte er in einer alten, stillgelegten Fabrik. Der Besuch hieß Spike. Spike war ein Vampir mit blonden, kurzen Haar. Seine Gefährtin Drusilla hatte langes schwarzes Haar und war nicht ganz dicht im Kopf. Sie war verrückt, daran stand kein Zweifel.

„Was willst du?“ fragte der Gesalbte ihn barsch. „Den Gesalbten habe ich mir anders vorgestellt. Älter und klüger.“ „Hüte deine Zunge, Fremder. Ich verfüge über viel Macht.“ „Was?“ Spike zog die Augenbraue hoch. „Du und viel Macht? Du bist doch noch ein Kind. Und ich werde dir zeigen was ich mit kleinen, vorlauten Vampirkindern mache“, meinte er entschlossen und ging mit schnellen Schritten auf den Gesalbten zu.

Er packte ihn und hob ihn hoch. Sofort wollten ihn zwei seiner Männer zu Hilfe eilen. Spike schlug einen nieder, der andere wurde von Drusilla erledigt. Der Gesalbte schrie. „Laß mich runter!“ „Gleich“, antwortete Spike cool. Er warf den Gesalbten in einen kleinen Käfig, schloß die Tür und zog ihn nach oben - ins Sonnenlicht. Der Gesalbte schlug die Hände vors Gesicht, doch er konnte sich nicht vor der Sonne schützen. Er zerfiel zu Staub. Spike lächelte seine Geliebte zufrieden an. „So, Jungs, ab heute geht’s hier etwas moderner zu. Die erste neue Regel lautet: Spaß, Spaß und noch mal Spaß!“ Ehrfürchtig blickten die anderen Vampire die neuen Ankömmlinge an. Spike war ihr neuer Chef. Und er würde sie in ein neues Zeltalter führen, daß spürten sie.

Sarah und ihre Freunde begannen mit der letzte Klasse der Highschool. Freude erfüllte sie wenn sie daran dachten bald aufs College zu kommen. Willow war unglaublich aufgeregt und machte sich schon jetzt Gedanken über die Fächer, die sie belegen wollte. Doch für Sarah machte das keinen großen Unterschied. Sie war die Jägerin; die Auserwählte. Sie würde nie ein normales Leben führen - egal ob Highschool oder Collage. Sarah traf sich regelmäßig mit Angel. Giles war noch immer Bibliothekar der Sunnydale High. Und sie wurden noch immer von Direktor Synder geärgert. Eigentlich hatte sich nicht viel verändert. Doch das große Unheil lauerte in der Dunkelheit auf die Clique.

„Ich möchte dir was schenken“, sprach Angel eines Abends als er mit Sarah im Bronze saß. „Was?“ Angel zog einen Ring aus seiner Hosentasche. Es war ein silberner Ring. Zwei Hände hielten ein Herz mit einer kleinen Krone. „Das ist ein Claddagh Ring. In meiner Heimat schenkt man den seiner Liebsten. Man trägt ihn so das die Herzspitze zu dir zeigt. Das bedeutet, daß du zu jemanden gehörst. Siehst du?“ Er zeigte ihr seine Hand. Er trug so einen Ring. Sarah ließ sich den Ring anstecken. „Danke, Angel, er ist wunderschön.“ „Er soll dir sagen das ich immer an dich denke und das ich dich unbeschreiblich liebe. Du kannst dir meiner Liebe sicher sein. Und wenn du es nicht  bist, schau auf den Ring und du weißt, daß ich dich liebe.“ Zärtlich streichelte er Sarahs Wange.

„Wie rührend. Aus dem bösen Angelus ist ein richtiger Pantoffelheld geworden“, störte sie plötzlich eine Stimme. Die beiden sahen auf. „Spike!“ entkam es Angel schockiert. Was suchte Spike hier in Sunnydale? „Schön, daß du mich noch kennst, Angelus. Oder sollte ich jetzt besser Angel sagen?“ „Was machst du hier?“ fragte Angel nur. „Ich such die Jägerin.“ „Sie ist hier. Was willst du von mir?“ Sarah sprang auf.

Spike sah zuerst Sarah an - dann Angel. Überraschung lag in seinen Blick. Und plötzlich lachte er lauthals los. „Mein Gott! Ich hätte es mir denken können. Angel und die Jägerin! Wie passend. Ich faß es einfach nicht. Du bist wirklich tief gesunken. Was ist nur aus dir geworden, Angel?“ Spike trat einen Schritt nach vorne. Sofort stellte sich Angel schützend vor Sarah. „Ich bin zur Besinnung gekommen, alter Freund.“ „Zur Besinnung? Wir ändern uns nicht. Dämonen wie wir ändern sich nicht.“ „Doch, manchmal ändern sich auch Dämonen. Fahr wieder ab!“ „Tut mir leid, kann ich nicht. Drusilla gefällt es hier“, sprach Spike mit einen fiesen Grinsen.

Angel wurde ganz bleich und starrte Spike an. Angels geschockte Reaktion nahm Spike mit großer Genugtuung zur Kenntnis. „Drusilla?“ flüsterte Angel. „Ja, Drusilla“, erwiderte Spike nickend. „Und solange es ihr hier gefällt, bleiben wir. Wir werden den Laden ein wenig aufmischen. Du wirst noch viel von mir hören, Jägerin“, sagte Spike und er verließ das Bronze. „Angel?“ Sarah sah ihren Freund an. Er schien wie erstarrt zu sein. Vorsichtig tippte sie ihn an der Schulter an. „Angel?“ Er drehte sich um. „Was?“ „Was ist los mit dir? Du bist so komisch. Hat das was mit dieser Drusilla zu tun? Wer ist das überhaupt und wer war diese Spike?“ fragte Sarah.

Sie blickte ihn fragend an. Angel wußte, sie wollte Antworten. Es war offensichtlich das Angel eine Vergangenheit mit Spike und Drusilla hatte. Er nickte. „Gut, ich erzähle es dir. Setzen wir uns da in die ruhige Ecke“, schlug er vor. Sarah nickte. Als sie in der Ecke saßen blickte Sarah ihn aufmerksam an. Angel seufzte. Wo sollte er bloß anfangen? Es war doch klar gewesen das er ihr irgendwann etwas über seine Vergangenheit erzählen mußte; auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte. Aber Sarah hatte ein Recht darauf. Das er ihr aber ausgerechnet etwas über Drusilla erzählen sollte war eine ganz andere Sache.

„In meinen besten Zeiten als Angelus traf ich Drusilla. Drusilla war ein gläubiges, unschuldiges Mädchen bis sie mich traf. Sie hörte Stimmen. Ich redete ihr ein, sie sei eine Ausgeburt des Teufels. Ich jagte sie. Ich verfolgte sie. Ich tötete ihre ganze Familie nur um sie leiden zu sehen; nur um sie zu quälen. Drusilla floh vor mir. Sie flüchtete in ein Kloster. Am Tage der Weihe, wo sie zur Nonne ernannt werden sollte, machte ich sie zu einen Vampir“, erzählte Angel betroffen.

„Sie wurde ein Dämon und ist total verrückt geworden. Ich habe sie in den Wahnsinn getrieben. Heute ist sie Spikes Geliebte. Spike ist ein gnadenloser Vampir. Früher wurde er William, der Blutige genannt. Er ist Drusillas Schöpfung. Sie hat ihn zum Vampir gemacht. Er ist ihr absolut verfallen. Er würde alles für sie tun.“ Angel sah beschämend zu Boden. Er bereute das was er getan hatte. Sarah hatte ihm stumm zugehört. Noch nie hatte er über seine Vergangenheit gesprochen. Noch nie hatte er ihr eine seiner Taten so detailliert erzählt.

Sarah rückte näher an ihn heran und legte ihre Arme um seinen Nacken. Angel schmiegte sein Gesicht in ihren Hals und seufzte auf. „Heute sehe ich alles anders. Ich quäle mich selbst mit meinen Taten. Aber damals? Ich kannte es nicht anders. Als blutrünstiges Monster zog ich durch die Lande. Heute kann ich kaum glauben das ich soviel Böses und Unliebsames getan habe.“ „Oh Angel! Ich hatte ja keine Ahnung. Aber du wirst es wohl akzeptieren müssen.“ „Kannst du es?“ „Du bist heute anders, Angel. Und nur das zählt“, sprach Sarah und sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

„Ich habe dich gar nicht verdient. Wir müssen aufpassen. Wenn Spike hier ist macht er bestimmt Ärger. Und was Drusilla angeht: Die ist zu allem fähig. Sie ist vollkommen verrückt.“ „Versuch an etwas anderes zu denken – vorübergehend, ja? Du könntest mich nach Hause bringen“, schlug Sarah vor. „Sehr wohl, Mylady“, scherzte Angel. Sie verabschiedeten sich von Willow, Xander und Cordelia - die auch da waren - und gingen dann wie immer engumschlungen zu Sarah nach Hause.

„Schlaf gut, Liebes“, flüsterte Angel, der am Vordach stand. „Sarah! Geh endlich ins Bett“, rief Joyce Summers vom Wohnzimmer aus. „Ja, gleich. Gute Nacht, Mom.“ „Gute Nacht, Sarah.“ „Wo waren wir?“ fragte Sarah Angel, der geduldig gewartet hatte. Er wollte noch nicht gehen. „Hier.“ Er küßte sie auf die Stirn. „Und hier.“ Jetzt kam ein Kuss auf die Lippen.

„Oder hier vielleicht.“ Seine Lippen wanderten zu ihren Hals. „Angel, du bist verrückt. Ich muß jetzt wirklich schlafen gehen.“ „Ich will dich nicht länger stören.“ Angel küßte sie noch lange und innig, dann sprang er vom Vordach und ging selbst nach Hause. Sarah blickte ihm nach. Sie schloß das Fenster erst als Angel in der Dunkelheit verschwunden war.

~ 7. ~

Giles hatte von Spikes und Drusillas Ankunft in Sunnydale erfahren. Und natürlich recherchierte er dementsprechend. Die Clique half ihm fleißig. Es war schon zu einigen handfesten Übergriffen von Drusilla und Spike auf Sarah gekommen. Doch sie gewann bis jetzt jeden Kampf. Jenny Calendar spielte ein falsches Spiel. Doch das wußte niemand. Sie war in Sunnydale um Sarah und Angel zu beobachten. Doch warum? Das wußte niemand.

„Angel, laß das“, lachte Sarah und wehrte seine Übergriffe ab. Das Team sah sie an. Angel knurrte und schnappte spielerisch nach Sarah. „Giles, könnten Sie ihm bitte eine Aufgabe geben“, bat Sarah lachend. „Willst du mich los werden?“ „Nein, aber momentan brauchst du viel Zuneigung, Kuschelvampir.“ „Wie nennst du mich?“ „Kuschelvampir. Xander hat dir den Spitznamen gegeben. Ich find ihn voll süß.“ Angel rieb seine Nase an Sarahs. Sie liebte seine zärtlichen Gesten mit denen er ihr immer wieder seine Liebe zeigte.

Willow hatte in der Zwischenzeit auch einen Freund. Sie hörte auf Sarahs Rat. Wenn sie wartete bis Xander auf sie aufmerksam wurde ... konnte sie lange warten. Den Xander war mit Cordelia zusammen. Komischerweise funktionierte seine Beziehung mit der Königin der Sunnydale High; trotz aller Widerstände. Und trotz aller Streitereien - die Cordelia und Xander miteinander ausfochten - war ihre Beziehung tatsächlich stabil. Es funktionierte wirklich.

Und Willow sah ein das sie nicht ewig auf Xander warten konnte. Er hatte Cordelia. Das war nun einmal Tatsache. Und so hatte sie nun auch einen superlieben Typen, in den sie verliebt war. Er war anders als Xander und vielleicht war es genau das was Willow so sehr an ihm mochte. Oz war ein netter Typ, der in einer Band spielte. Und er war echt in Willow verliebt. Inzwischen wußte Oz auch das es Vampire und Dämonen gab.

„He, Leute, ich habe hier was“, erklärte Xander plötzlich. „Was?“ „Für Sarah.“ Er reichte ihr eine Karte. „Die lag vor der Tür.“ Sarah las sie. „Von Spike. Er fordert mich zu einen Kampf.“ „Anscheinend hat er noch immer nicht genügend Prügel bezogen“, witzelte Xander. „Xander, bitte!“ warf Giles scharf ein. „Was bezweckt er damit?“ „Was meinst du, Angel? Eine Falle?“ „Ist ziemlich wahrscheinlich“, beantwortete Angel Sarahs Frage.

„Ich werde mir die Sache mal ansehen.“ „Soll ich dich begleiten?“ „Es wird schwer werden dich davon abzuhalten.“ „Du sagst es.“ „Gut. Er will mich in drei Tagen in einer alten Kapelle treffen.“ „Dann gehen wir hin.“ „Okay, aber seit vorsichtig. Wir sollten trotzdem schauen, daß wir herausfinden was er mit diesem Treffen bezweckt.“ „Den Tod der Jägerin“, sagte Angel. Sarah war sowas schon gewohnt. „Was auch sonst?“ meinte sie lässig um die Stimmung zu heben.

Eine Zeitlang arbeiteten die Anderen weiter. Angel und Sarah hatte sich in Giles’ kleines Büro zurück gezogen. „Du solltest vorsichtig sein. Spike und Drusilla sind nicht ungefährlich.“ „Ich weiß. Warnst du mich etwa wieder das sich etwas böses zusammenbraut?“ neckte Sarah ihren Freund. „Könnte man so sagen. Ich weiß, wie gefährlich Spike und Drusilla sind.“ „Mann, andere haben es wirklich leichter“, stieß Sarah hervor und lehnte sich in ihren Sessel zurück. Angel rückte an sie heran. Sie sah sehr nieder geschlagen aus und er wollte sie aufheitern.

„Wir sollten mal was machen was du früher gern getan hast“, schlug Angel vor. „Und was?“ „Sag du es mir.“ „Als Kind bin ich gerne Schlittschuh gelaufen. Damals war es mein Traum Eisläuferin zu werden.“ „Warum nicht? Eine gute Idee. Wir könnten morgen Abend Schlittschuh laufen. Die Eisbahn hätten wir ganz für uns allein. „Wirklich?“ rief Sarah verblüfft. „Ja.“ „Kannst du das denn?“ „Sarah, ich bin über zweihundert Jahre alt. Natürlich kann ich Schlittschuh laufen.“ Spontan fiel sie ihm um den Hals. Er verstand es ihr immer wieder das Gefühl zu geben doch normal zu sein; selbst wenn es nur für ein paar Stunden war.

Am nächsten Abend war Sarah die Erste, die in der Eishalle erschien. Sie zog sich ihre Schlittschuhe an und drehte ein paar Runden auf dem Eis. Sarah fühlte sich frei. Sie drehte eine Pirouette. Es war so lange her. Schon seit ewigen Zeiten war sie nicht mehr Schlittschuh gelaufen. Um genau zu sein seit sie von ihrer Bestimmung als Vampirjägerin erfahren hatte. Seit dem war sie in keinen Eisstadion mehr gewesen. Doch jetzt ... Angel fiel einfach immer wieder etwas ein um sie aufzuheitern. Angel, dachte Sarah. Sie lächelte bei dem Gedanken an ihren süßen Vampir. Es war wohl Schicksal das die Jägerin ausgerechnet einen Vampir liebte. Er war nicht wie alle anderen. Sicher, er hatte schreckliches getan - früher. Doch was zählte war wie er jetzt lebte; was er jetzt war und tat. Ihre Augen strahlten. Noch nie war sie so verliebt gewesen.

In ihren Gedanken versunken bemerkte sie nicht den häßlichen Biker-Typ, der das Stadion betrat. Doch dann hatte sie plötzlich so ein Gefühl; ein ungutes Gefühl. Und als sie sich umdrehte packte er sie am Hals und hob sie hoch. Sarah schnappte nach Luft. Sie zappelte, konnte sich aber nicht befreien da der Griff zu hart war. Sarah versuchte nach ihm zu treten; mit ihren Schlittschuh am Bein. Doch der Biker-Typ, er hatte lange Haare und schreckliche Tätowierungen, wich aus. Er grinste kalt. „Jetzt wirst du sterben“, sagte er und seine Hand schloß sich noch fester um ihren Hals.

Sarah schloß die Augen. Und dann ... dann spürte sie wie sich der Griff lockerte; wie dieser Kerl losließ. Sarah schlitterte zu Boden. Sie öffnete die Augen. Da war Angel. Er kam ihr zu Hilfe. Sein niedliches Gesicht hatte sich in einen Dämon verwandelt. Er zeigte was er wirklich war: Ein Vampir. Angel rang mit dem Typ. Er war sehr stark, daß erkannte Sarah. Selbst für Angel, der über vampiristische Kräfte verfügte, war er stark. Angel hatte so seine Probleme mit dem Kerl. Er schlug dem Kerl mit der Faust ins Gesicht. Der Biker-Typ torkelte ein paar Schritte zurück. Dann ließ er einen markerschütternden Schrei los und stürzte sich auf Angel.

Sarah mußte sich das hilflos anschauen. Sie überlegte. Wie konnte man diesen häßlichen Typen schnell und effektiv ausschalten? Sie blickte an sich hinunter. Die Schlittschuhe! Natürlich, dachte Sarah. Das war die beste Möglichkeit den Kerl auszuschalten. „Angel, runter“, rief sie. Der Vampir sah verblüfft auf. Verwirrt blickte er Sarah an.

„Ducke dich!“ Er sah in ihren Augen das sie eine Idee hatte. Sie hatte ihre kampfentschlossene Miene aufgesetzt. Also tat er was sie sagte. „He, du Biker!“ rief Sarah. Der Biker-Typ drehte sich zu der Jägerin um. Sarah nahm Anlauf und sprang hoch. Die messerscharfe Klinge ihres Schlittschuhs durchtrennte die Kehle ihres Feindes. Der Kopf fiel von den Schultern und Blut tränkte das Eis.

Angel fing Sarah auf als sie schlitternd neben ihn wieder Boden unter den Füßen hatte. „Bist du verletzt?“ fragte Angel besorgt. „Ich denke nicht. Es geht mir gut. Tja, wieder ein normaler Abend am Höllenschlund. Anscheinend hat der Höllenschlund etwas dagegen das ich für einen Moment ein normales Mädchen bin. Ein Mädchen, daß mit ihren Freund verabredet ist“, meinte sie sarkastisch. Sie gab sich cool. Doch Angel kannte sie besser. Außer ihm präsentierte sie niemanden ihr Innerstes; so tiefgründig und sensibel. Nur er wußte es. Er kannte sie besser als jeder andere. Sie war nicht so cool wie sie sich gab. Sie hatte Angst. Sie war angegriffen worden. Ihre coole Fassade war nur Show um ihre wahren Gefühle zu überspielen.

„Du bist verletzt“, stellte Sarah auf einmal fest. Angel blickte sie an. Er fuhr mit der Hand nach oben. Angel fühlte einen Kratzer auf seiner Stirn. „Es ist nichts“, erwiderte er. Sarah streckte die Hand aus; wollte ihn berühren. Doch Angel wandte das Gesicht. Er wollte es nicht. „Angel, was ist los?“ fragte sie unverständlich. „Faß ... mich bitte nicht an“, bat er leise. „Wieso nicht? Willst du es plötzlich nicht mehr?“ fragte Sarah verwundert.

Ein quälender Blick aus Angels glühenden Vampiraugen traf sie. Der Blick sagte ihr alles was sie wissen mußte. Sarah verstand. Er schämte sich das sie ihn so sah; ihn mit diesem Gesicht berühren wollte. „Es ist okay“, flüsterte sie. „Nein. Ich will nicht, daß du mich berührst wenn der Dämon in mir zu Tage kommt.“ „Angel, sei nicht dumm. Es macht mir nichts aus. Ich liebe dich so wie du bist. Ich weiß doch das du ein Vampir bist“, sprach sie sanft.

Angel wandte das Gesicht ab. Sarah zog ihre Handschuhe aus und streckte eine Hand aus. „Es muß ... doch schrecklich sein mich so zu sehen?“ Sie lächelte leicht. „Ich wollte nicht das du mich jemals so siehst“, flüsterte Angel. „Ist schon in Ordnung. Es ist nicht so schlimm.“ „Doch ist es. Es zeigt mir mal wieder wie unterschiedlich unsere Welten doch sind.“ „Nein, so unterschiedlich sind unsere Welten nun auch wieder nicht. Ich kämpfe gegen Vampire und du bist ein Vampir. Eine ziemlich eindeutige Parallele zwischen uns. Sieh mich bitte an“, bat Sarah sanft.

Langsam drehte Angel sein Gesicht zu ihr. Mit einen zärtlichen Geste streichelte Sarah über die Konturen seines Gesichtes. Angel schloß die Augen. Ihre Berührung war zärtlich. Ihre Augen offen vor Liebe zu ihm. Angel entspannte sich. „Küß mich“, flüsterte Sarah. „Mit diesem Gesicht?“ „Küß mich einfach.“ Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und küßte ihn. Angel und Sarah merkten nicht das sie beobachtet wurden. Von einen jungen Mädchen in Sarahs Alter.

Das Mädchen verschwand lächelnd. Sie begann einen Plan zu schmieden. Angel löste sich von Sarah und bückte sich zu dem geköpften Typen. Besser gesagt zu der Leiche. Er kniete sich daneben hin. Angel erblickte den Ring und zog ihn vom Finger der Leiche. Ein altes Muster war in den Ring eingraviert worden, wie er bei genauerem hinsehen feststellte. Angst kroch Angel in den Körper. Er hatte diesen Ring schon einmal gesehen. Das hieß nichts gutes. Der Vampir erstarrte regelrecht vor Angst. Gebannt blickte er auf den Ring; auf das Symbol. Das war gar nicht gut. Wenn diese Leute wirklich hier waren ... Angels Blick fiel auf Sarah. Dann war ihr Leben in der größten Gefahr seit ihrer Bestimmung.

„Angel, was ist den?“ fragte Sarah neugierig. Sie hatte den angsterfüllten Blick ihres Freundes bemerkt, den er ihr gerade zugeworfen hatte. Er begutachtete den Ring. Sie sah die Angst, die er hatte. Angel stand auf und hielt ihr den Ring entgegen. Seine Miene war wie versteinert. Obwohl ein Vampir immer etwas blaß war - die Färbung seiner Haut hing davon ab wieviel und wie oft er Blut trank - schien Angel regelrecht zu erbleichen.

„Ist ziemlich aus der Mode das Teil“, meinte Sarah weil sie nicht wußte worauf Angel hinauswollte. „Sarah, laß deine Scherze. Dieser Typ hat gerade versucht dich zu töten“, erwiderte Angel ungewöhnlich gereizt. Argwöhnisch blickte die Jägerin ihren Freund an. Diese Schärfe in seiner Stimme war ihr fremd. In diesen Ton sprach er normalerweise nie mit ihr.

„Was ist den?“ fragte Sarah verwirrt. Sie konnte nicht verstehen was mit ihm los war. „Verstehst du keinen Spaß mehr? So scharf reagierst du doch sonst nicht. Was ist los?“ Sie erkannte nun deutlich welch große Angst Angel ergriff. Was war hier los? fragte sich Sarah unwillkürlich. Ihre Instinkte sagten ihr das eine große Gefahr in Anmarsch war. Und Angel schien diese Gefahr zu kennen.

„Er ist tot. Er kann mir nichts mehr anhaben.“ „Aber andere werden kommen. Es ist noch nicht vorbei. Es hat erst begonnen. Andere werden kommen und es versuchen. Verzeih, aber die Sache ist ernster als du denkst. Ich bringe dich sofort nach Hause. Und dort wirst du vorerst auch bleiben.“ „Wieso? Angel, daß ist doch nur ein Ring.“ Sarah gefiel der Gedanke nicht das sie sich verstecken sollte.

„Dies ist nicht irgendein Ring, Sarah. Der Typ gehört dem Taraka-Orden an. Dieser Ring ist das Symbol des Ordens. Der Orden besteht schon seit langer, langer Zeit. Er besteht aus Dämonen und Menschen. Sie sind Auftragskiller.“ „Echt?“ Angel nickte bejahend. Sie sahen sich an und ihnen kam der gleiche Gedanke. „Spike“, sprach Sarah den Gedanken schließlich aus.

„Ja. Er und Dru trachten dir nach dem Leben. Spike haßt dich. So sehr das er den Taraka-Orden beauftragt hat. Ich denke, daß hat mit seiner Forderung zu tun. Mit dem Treffen um das er dich gebeten hat.“ „Verstehe“, murmelte Sarah. Langsam bekam sie ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. „Dieser Typ ist nicht der Einzige. Die Leute vom Taraka-Orden treten nie allein auf. Sie kümmern sich immer zu zweit oder zu dritt um ein Ziel“, erklärte Angel.

Sarah schluckte. Ein Ziel, dachte sie. Sie war eindeutig das Ziel. „Ich bringe dich nach Hause. Danach geh ich zu Giles und informiere ihn.“ „Ich komme mit dir.“ „Nein. Du bleibst heute Nacht daheim. Das ist ein Befehl. Du kannst morgen mit Giles sprechen. Heute Nacht ist es zu gefährlich für dich. Es wäre eigentlich besser wenn du für die nächste Zeit daheim bleibst. Sunnydale ist für die Jägerin momentan zu gefährlich.“ „Ich werde mich nicht verstecken“, protestierte Sarah.

„Ich bringe dich jetzt nach Hause. Komm.“ „Ist es wirklich so ernst?“ fragte Sarah ihn als sie ihre Schlittschuhe abschnallte und ihre Stiefel anzog. „Leider. Mit diesen Typen ist nicht zu spaßen, Liebling. Ich werde nicht zulassen das dir etwas zustößt. Wenn du dich mit Spike in der Kapelle triffst, hofft er wohl das du so angeschlagen bist das du verlierst. Nur täuscht er sich da. Komm jetzt!“ Angel brachte sie nach Hause und suchte dann sofort Giles auf, der sich augenblicklich an die Arbeit machte nachdem Angel ihm alles erzählt hatte. Sie wußten beide das die Sache sehr ernst war.

Während Giles seine Arbeit als Wächter tat suchte Angel Willy auf. Willy führte eine ziemlich düstere Bar am anderen Ende der Stadt. Er war ein Spitzel für Dämonen. Er wußte über die Vampire Bescheid. Sie ließen ihn am Leben wenn er mit ein paar Informationen heraus rückte. Willy tat es gerne. So hatte er wenigstens seine Ruhe vor den Dämonen. Außerdem wurde er für seine Dienste von den Dämonen und Vampiren bezahlt. Sie akzeptierten ihn solange er ihnen helfen konnte. Und sie ließen ihn in Ruhe. Angel war schon lange nicht mehr da gewesen. Und Willy war das auch recht. Der Vampir mit der Seele war ihm nicht ganz geheuer. Er wußte einfach nicht wie er Angel einschätzen sollte. Und es gefiel ihm nicht das Angel jetzt in seiner Bar auftauchte.

„Oh, hallo Angel! Was führt dich den zu mir?“ fragte Willy im unverfänglichen Ton. Angel antwortete nicht sondern packte Willy und hämmerte seinen Kopf gegen den Tresen. Mit festen Griff hielt er ihn unten. „Was hat Spike vor?“ knurrte er wütend. „Mann, Kumpel, ich weiß nicht wovon du redest.“ „Spuck’s aus, du miese Ratte! Was plant Spike gegen Sarah? Und was bezweckt er mit dem Treffen in der Kapelle? Raus damit!“ „Ich ... weiß es nicht, ehrlich. Ich bin schon lange nicht mehr in diesem Geschäft. Wirklich nicht!“ beteuerte Willy.

„Lügner! Ist schon lange her das ich einen Menschen gefoltert und getötet habe. Also verzeih, wenn du Schmerzen haben wirst. Das kann eine Weile dauern, schließlich bin ich ein wenig aus der Übung“, flüsterte Angel gefährlich. Willy zappelte, doch Angel ließ ihn nicht los. „Sag’s mir endlich!“ „Spike tötet mich, wenn er erfährt das ich geredet habe“, jammerte Willy. „Von mir erfährt er es bestimmt nicht. Sag’s endlich! Langsam aber sicher verliere ich meine Geduld.“ „Okay, ganz ruhig, Angel. Er will erreichen, daß ...“

Willy verstummte, da Angels Griff sich lockerte und Angel von ihm abließ. Verwundert drehte er sich um. Vor Angel stand ein junges Mädchen mit dunklen Haar und dunklen Teint. „Los, hau ab!“ befahl sie Willy, der sich sofort aus dem Staub machte. „Wer bist du?“ fragte Angel. „Ich bin noch am Leben und du bist bald tot.“ Sie holte zum Schlag aus und traf Angel genau im Gesicht. Doch er ließ sich nicht lange bitten und schlug zurück. Ein harter Kampf entbrannte zwischen den Beiden. Das fremde Mädchen hatte eine unglaubliche Kraft. Und wieder fragte sich Angel wer das Mädchen war. Sie stieß Angel in den hinteren Lagerraum zurück. Die Tür zu einem großen Käfig stand offen.

Die Fremde holte zum Schlag aus. Der Schlag beförderte Angel in den Käfig und blitzschnell schloß sie die Tür. „Verdammt, was willst du?“ rief Angel und schlug gegen die Tür. „Darüber solltest du dir keine Sorgen machen. Sondern eher darum.“ Sie deutete auf eines der Fenster. „Die Fenster stehen in Sonnenrichtung und die geht bald auf. Während du zu Staub zerfällst werde ich mich um deine kleine Freundin kümmern.“ Angel knurrte laut. „Laß deine Pfoten von ihr!“ Das Mädchen lachte und verschwand. Jetzt hatte er wirklich ein Problem. Das wußte Angel. Doch er machte sich mehr Sorgen um Sarah als um sich selbst. Konnte es sein das dieses Mädchen ein weiterer Killer des Taraka-Ordens war?

Sarah hatte sich aus dem Haus geschlichen. Sie hatte sich in ihren Zimmer schrecklich einsam gefühlt. Sie hatte Angels Warnung außer Acht gelassen und war zu ihm gegangen. Sie brauchte ihn jetzt einfach. „Angel?“ fragte sie. Um diese Zeit mußte er doch zu Hause sein. „Angel“, rief sie diesmal lauter. Doch sie bekam keine Antwort. Sarah machte gedämpftes Licht in seiner Kellerwohnung. Er war nicht da. Seine Jacke hing nicht an der Garderobe. Wo war er den? Sarah bekam Angst um ihn. Die Sonne würde bald aufgehen. „Er kommt sicher bald“, flüsterte sie und ging in sein Schlafzimmer. Wenn er da war würde sie sich in seine Arme kuscheln und er würde sie trösten. Dessen war sie sich sicher.

Die Jägerin legte sich in sein Bett und grub ihr Gesicht in das Laken. Sein Duft hing in der Luft. Sie atmete ihn ein und kuschelte sich tief in die Kissen. Die Tatsache, daß Auftragskiller hinter ihr her waren nagte an ihr. Zum ersten Mal in ihren Leben hatte sie wirklich Angst. Sarah hatte das Laken um sich geschlungen und lauschte der Stille. Sie war in Sicherheit. Für diesen Augenblick war sie in Sicherheit. Angels Zimmer, die Abgeschiedenheit seines Schlafzimmers, gaben ihr Geborgenheit. Sie fiel in einen unruhigen Schlaf; träumte von Angel. Das er da war, sie in die Arme nahm und sie beschützte.

Und dann war da dieses Geräusch; ein seltsames Geräusch. Es störte Sarah. Es war ein leiser Laut, der im Zimmer herum kroch. Das Geräusch weckte Sarah aus ihren beschützenden schönen Traum. Sie schlug die Augen auf und blickte sich um. Was war hier los? Wer war da im Zimmer? Es war nicht Angel. Das spürte sie. Aber jemand anderer war da. Genau in diesem Moment krachte eine Axt neben Sarah ins Bett. Sarah rollte sich in Sekundenschnelle aus dem Bett. Sofort kam ihr der Gedanke das dies wohl der nächste Mörder vom Taraka-Orden war. Sie blickte zur Tür. Da stand eine exotisch aussehende Frau.

„Du bist wohl die Zweite“, meinte Sarah lässig. Das Mädchen sagte kein Wort sondern griff erneut nach der Axt und schwang sie. Sarah wich geschickt aus, rollte sich über das Bett und kam im Wohnzimmer auf die Beine. Sie ging sofort in Kampfstellung. „Ich mag es lieber wenn mein Wecker mich aus dem Schlaf reißt“, hielt sie ihrer Feindin entgegen. Dem Mädchen mit der Axt schien das gar nichts auszumachen.

Erneut schlug sie mit der Axt nach Sarah. Diesmal reichte es ihr. Sie packte den Arm der Fremden. Doch sie schaffte es nicht ihr die Axt wegzunehmen. Erstaunt erkannte Sarah das dieses Mädchen die gleiche Stärke hatte wie sie selbst. Das irritierte sie für einen Moment. Und dann entwickelte sich ein harter Kampf zwischen ihnen. Sie sahen sich in die Augen. Auch die Fremde schien zu spüren das Sarah irgendwie wie sie selbst war.

Die Verwirrung ihrer Feindin nutzte Sarah für sich aus. Ihr Tritt traf den Arm des Mädchens und die Axt glitt ihr aus der Hand. Ihre Gegnerin ging zu Boden als Sarah ihr die Beine weg kickte. Doch das schien genau in die Pläne der Fremden zu passen. Sie hielt Sarah an den Beinen fest und nun war es Sarah, die zu Boden ging. Nun kämpften sie am Boden weiter. Sie rangen sich wie zwei wütende Frauen, die um einen Mann stritten. Für Sarah war das tiefstes Niveau.

Sie rollten über den Boden. Keine wollte nachgeben. Sarah konnte die gezielten Schläge der Fremden, die ihr Gesicht treffen sollten, abwehren. Was gar nicht so einfach war wenn man sich einer Gleichstarken gegenüber sah. Angels Wohnung verwandelte sich in ein Schlachtfeld; was Sarah wirklich leid tat. Später würde sie ihm beim Aufräumen helfen und ihm als Entschuldigung irgend etwas süßes schenken. Sein Tisch, sein Bücherregal, seine Kommode ... alles ging zu Bruch. Nichts blieb heil.

Sarah war genervt. „Jetzt reicht es aber“, rief sie zornig. „Ich will wirklich nicht zu diesen blöden Weibertricks greifen. Aber wenn du mich zwingst werde ich es tun müssen.“ Für einen Moment war ihre Angreiferin verwirrt. Sie hielt mitten in der Bewegung inne und holte tief Luft. „Weibertricks?“ fragte sie verblüfft. Sie schien nicht zu wissen was Sarah meinte. Doch Sarah zeigte es ihr gerne. „Das hier“, sagte sie und sie stieß ihre Fingernägel schmerzhaft in die Handfläche ihrer Feindin. Das Mädchen schrie auf und zog die Hand zurück. Dann packte sie Sarah brutal an den Haaren und warf sie zu Boden. Ich glaube es einfach nicht, dachte Sarah. Bin ich wirklich schon so tief gesunken das ich zu solchen Mitteln greifen muß?

„Ich hasse solche Tricks. Ist aber sehr wirkungsvoll, wie man bei dir sieht“, stieß Sarah hervor und sie rappelte sich wieder hoch. Sie standen sich wie Raubtiere gegenüber und umkreisten sich gefährlich. Sarah war bereit für den entscheidenden Schlag. Sie würde heute nicht sterben. Sie würde Giles und auch Angel beweisen das sie sehr gut mit den Taraka-Orden fertig werden konnte. Ihre Augen funkelten wild. „Wer bist du?“ fragte das Mädchen auf einmal. Sarah blieb überrascht stehen. War das ein Witz? dachte sie. Immerhin hatte dieses Mädchen sie angegriffen. Sie mußte doch wissen wer sie war. Ungläubig starrte sie ihre Feindin an.

„Wer ich bin fragst du?“ sprach Sarah völlig verblüfft aus. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Dieses Mädchen hatte schließlich - einfach so - eine Axt nach ihr geworfen. Sarah schüttelte ungläubig den Kopf. Dieses Mädchen hatte sie doch in Angels Wohnung überfallen. Dieses fremde Mädchen hatte sie ohne einen Grund angegriffen. Und jetzt wollte sie wissen wer ihre Gegnerin war? Das mußte sie doch wissen.

„Das mußt du doch am besten wissen. Wer hat mich den aus dem Schlaf gerissen und mich angegriffen? Du warst doch Diejenige, die eine Axt nach mir geworfen hat. Du wolltest mich doch umbringen. Nicht umgekehrt.“ Sarah keuchte und holte tief Luft. Der Kampf hatte nicht nur der Fremden Luft gekostet. Auch sie mußte erst einmal zu Atem kommen. „Sag mir mal ... wer bist eigentlich du?“ forderte Sarah schwer atmend. Ein wütendes Blitzen tauchte in den Augen des fremden Mädchens auf. Sie richtete sich gerade auf und blickte Sarah voller Stolz an. „Mein Name ist Kendra“, verkündete sie. „Ich bin die Vampirjägerin.“

~ 8. ~

Immer und immer wieder warf sich Angel gegen die Tür des Käfigs. Langsam, aber sicher, verzweifelte er. Der Riegel hielt jedesmal der Kraft seines Körpers stand. Er blickte hilflos zu den Fenstern. Bald war es Tag. Langsam erwärmte die Sonne die Fenster. Gefährliche Hitze breitete sich in Angels Körper aus. Ein Prickeln lief über seine Haut. Blanke Panik erfaßte ihn. Er wußte, er würde sterben wenn nicht bald was geschah. Wieder versuchte er es und warf sich mit all seiner Kraft gegen die Käfigtür. Doch sie sprang einfach nicht auf. „Ich werde sterben“, murmelte er. Jetzt brauchte er wirklich ein Wunder. Verdammt, Sarah, wo steckst du bloß? fragte er sich.

Sie mußte doch schon längst bemerkt haben das er verschwunden war. Sie mußte sich doch Sorgen um ihn machen. Aber was war wenn sie gar nicht wußte das er verschwunden war? Was, wenn sie sich an seinen Befehl gehalten hatte und zu Hause war? Wenn das der Fall war dann - und das wußte Angel - war er verloren. Die Metalltür ging einfach nicht auf. Er konnte sie nicht aus den Angeln reißen. Wütend schlug Angel gegen die Tür. Doch es half einfach nichts.

Wo bist du wenn ich dich am meiste brauche, Sarah? Verdammt, wo bist du nur? fragte er sich gequält. Sie war die Einzige, die ihm jetzt noch helfen konnte. Er konnte nur hoffen, daß das Glück auf seiner Seite war und sie ihn fand. Er konnte nur hoffen das sie ihrem Sturkopf folgte und das Haus gegen seinen Befehl verlassen hatte. Das war seine einzige Chance. Doch woher zum Teufel sollte sie dann wissen was mit ihm geschehen war? Und wo er sich aufhielt? Angel wußte: Die Zeit drängte.

Sarah und Kendra umkreisten sich. „Okay, noch mal von vorn. Du bist was?“ fragte Sarah schließlich in die Stille hinein. „Die Jägerin.“ Ungläubig blickte Sarah Kendra an. Das konnte doch nur ein Witz sein. Das Mädchen ihr gegenüber war gelassen. Ihre Haltung zeigte Sarah das sie sich von niemanden etwas gefallen ließ. Und das sie tatsächlich glaubte was sie da sprach. Sarah wußte echt nicht ob sie weinen oder lachen sollte. Diese Geschichte konnte nicht wahr sein. Immerhin war sie die Jägerin. Heute morgen war ich es jedenfalls noch, dachte sie sarkastisch.

Doch das fremde Mädchen hatte Kraft. Sie hatte die Kraft einer Jägerin. Das mußte Sarah neidvoll anerkennen. „Echt süß“, kommentierte Sarah ironisch. „Die Geschichte ist echt nett. Aber ich gebe dir einen kostenlosen Rat: Behalte sie für dich. Und erzähle das vor allem nicht dem Mädchen, die die wirkliche Jägerin ist.“ Kendra ließ sich davon nicht beirren. „Niemand kann mich aufhalten“, sagte sie mit fest entschlossener Stimme. „Es ist mit meinen Tod nicht vorbei. Wenn ich sterbe kommt eine neue Jägerin und macht da weiter wo ich gescheitert bin.“ Sarah riß der Geduldsfaden.

„Hör mit diesem Märchen auf“, forderte Sarah zornig. „Ich bin die echte Jägerin. Die einzige wahre Vampirjägerin.“ „Blödsinn“, konterte Kendra stolz. „In jeder Generation gibt es nur eine Jägerin. Und die bin ich.“ Sarah verfiel in tiefe Gedanken und ließ die ganzen Ereignisse Revue passieren. Was - wenn dieses Mädchen die Wahrheit sprach? Aber konnte es das wirklich geben? Zwei Jägerinnen in einer Generation? Das war doch unmöglich. Kendra glaubte fest daran. Insgeheim fragte sich Sarah, ob ...

„Na gut“, sagte sie widerwillig. „Ich mach nen Vorschlag: Du hörst auf zu schlagen. Und ich hör auf. Dann gehen wir zu meinen Wächter und klären die ganze Sache auf, okay? Du wirst nicht austicken solange mein Wächter das nicht geklärt hat.“ „Austicken?“ „Du weißt schon ... schlagen, kratzen, treten; nicht erlaubt. Mein Wächter wird schon raus kriegen was hier los ist. Nimmst du meinen Vorschlag an?“ Sarah trat einen Schritt zurück und ließ die Fäuste sinken. Jemand mußte ja den Anfang machen. Außerdem heißt es nicht immer der Klügere gibt nach? fragte Sarah sich selbst.

Nun wirkte auch Kendra nachdenklich. Langsam nickte sie und ließ die Fäuste sinken. „In Ordnung. Ich akzeptiere.“ „Gut.“ Argwohn und Verachtung lag in Kendras Blick. Sarah ging es genauso. Immerhin hatte dieses Mädchen gerade probiert sie zu killen. Außerdem behauptete sie die Auserwählte zu sein. Sie beobachteten einander; trauten einander nicht.

Es war Kendra, die das grausame Schweigen zwischen ihnen brach: „Dein Akzent klingt komisch.“ Sarah lächelte ironisch. „Liegt wohl daran das eine Axt mich geweckt hat.“ Eine lange Pause. Dann: „Du bist geschickt worden?“ „Ja. Mein Wächter hat mir befohlen sofort hierher zu kommen.“ „Und was sollst du hier machen?“ „Meine Aufgabe“, meinte Kendra ruhig. „Vampire und Dämonen töten. Sie alle vernichten“, sprach sie.

Ein Blick zu den Fenstern genügte um zu sehen das Sonnenlicht durch die vergitterten Scheiben in den Raum flutete. Angel keuchte. Ihm fiel das Atmen immer schwerer. Sarah, dachte er sehnsüchtig. Angel hatte sich, so gut es ging, in eine Ecke gedrückt. Er versuchte sich so klein wie möglich zu machen; versuchte mehr Abstand zwischen sich und den tödlichen Sonnenlicht zu bringen. Seine Gedanken, seine Seele ... alles war bei Sarah. Er hielt sich an seinen Gedanken an Sarah fest. „Bitte, komm endlich“, flehte er leise mit brüchiger Stimme. Er fragte sich ob sie in Sicherheit war. Angel verachtete sich selbst weil er so verdammt hilflos war.

Langsam bannte sich die Sonne einen Weg über den Boden. Sie war eine Gefahr, die langsam angekrochen kam. Nur ein kleiner dunkler Fleck blieb Angel. Doch auch der würde bald nicht mehr existieren. Der Sonnenstrahl kam immer näher. Angel war total in Panik. Er war gepeinigt. Gepeinigt von den Schmerzen, die sein Körper erlitt. Das Atmen fiel ihm von Minute zu Minute schwerer. Unerträgliche Hitze machte sich in seinen Körper breit. Die Dunkelheit ... Angel sehnte sich danach. Er schloß die Augen und wartete auf den grausamen Tod. Sein Kreis schrumpfte immer mehr. Angel zog seine Jacke über den Kopf und versuchte sich so zu schützen. Doch lange würde auch das nicht mehr helfen.

Ein Stöhnen drang über seine Lippen. Ihm war klar, wenn nicht bald ein Wunder geschah würde er bald tot sein. Er schmorte im wahrsten Sinne des Wortes. Und er konnte nichts dagegen tun. Seine Schmerzen wuchsen von Minute zu Minute. Sarah, dachte er und hielt sich an den Gedanken seiner Liebsten fest. Oh, bitte vergiß mich nicht. Ich liebe dich. Ich werde es immer tun. Hoffentlich bist wenigstens du in Sicherheit. Angel stöhnte. Sie war die Einzige, die ihn jetzt noch retten konnte. Aber ihr Leben war selbst in Gefahr. Sein Ende nahte. Er wußte es.

Giles wußte nicht was er sagen sollte. Das hatte er noch nie erlebt. Er nahm seine Brille ab und putzte sie. Sarah kicherte leise. Sie kannte diese Geste. Das tat Giles immer wenn er nervös war oder nicht mehr weiter wußte. „Sam Zabuto ist also dein Wächter?“ meinte er plötzlich. Irgendwie mußte er Licht in diese ganze Sache bringen. Sarah liebte es die Beiden zu beobachten. Die starke Kämpferin Kendra war in Giles’ Gegenwart total benommen; richtig unterwürfig. In ihrer Stimme konnte man hören wie unsicher sie war. Ehrfürchtig - das schien das richtige Wort zu sein.

„Ja, Sir“, beantwortete sie Giles’ Frage. „Ich kenne Sam Zabuto leider nicht“, meinte Giles. „Aber unter den Wächtern ist er ein angesehener Mann.“ „Den gibt es wirklich?“ mischte sich Sarah ein. „Der ist keine Erfindung?“ „Nein, Sarah. Das ist er nicht. Die Wächter schätzen ihn sehr. Er ... er verfügt über ein großes Wissen.“ „Sie nicht?“ witzelte Sarah.

Giles strafte sie mit einen bösen Blick. „Tschuldigung“, murmelte Sarah. „Wie nennt man dich?“ wandte sich Giles wieder an Kendra. „Vampirjägerin.“ „Nein, er will deinen Namen wissen“, warf Sarah ein. Sie saß auf einen Stuhl und ließ lässig die Beine über die Lehne baumeln. Kendra stand mit gesenkten Blick vor Giles.

„Ach so. Ich heiße Kendra, Sir“, erwiderte Kendra peinlich berührt. „Einen Familiennamen?“ „Den habe ich nicht, Sir.“ „Jetzt laß das doch mal“, meinte Sarah. „Das achtzehnte Jahrhundert ist schon lang vorbei. Du brauchst Giles nicht mit Sir ansprechen. Das tut hier niemand.“ „Sarah, bitte, sei doch so lieb und halte dich ein wenig zurück“, bat Giles. Noch immer blickte er nachdenklich von seiner Jägerin zu der anderen. Giles wollte fortfahren, da gingen plötzlich die Schwingtüren auf und Willow kam herein. Sie lächelte als sie ihre Freundin sah.

„Hi Leute“, rief sie freundlich. Auf einmal flog Kendra auf sie zu und fragte barsch: „Wer bist du?“ „He, zieh deine Krallen wieder ein, Löwin“, rief Sarah und warf ihr einen bösen Blick zu. „Das ist Willow, meine beste Freundin.“ „Freundin?“ wiederholte Kendra irritiert. „Ja. Du weißt schon ... ein Mensch mit dem man sich trifft, über alles redet und einfach nur Spaß hat.“ „Ich ... verstehe das nicht ganz“, meinte Kendra verärgert. Willow setzte sich auf den freien Stuhl neben Sarah. „Wer ist das?“ fragte sie. Im Flüsterton erzählte Sarah ihr alles. „Wow! Echt abgefahren“, meinte Willow. „Kendra“, begann Giles. „Es gibt ein paar Zivilisten, die von Sarahs Identität als Jägerin wissen. Willow gehört dazu. Sie treffen sich und ... sie helfen bei gewissen Recherchen.“ Das mußte Kendra erst einmal verdauen.

„Und warum erlauben Sie das, Sir?“ „Nun ...“ „Weißt du ...“, begann Sarah um Giles zu helfen, da sie merkte das er nicht mehr weiter wußte. „Die Jägerin muß immer verdeckt arbeiten. Niemand darf von ihr wissen“, meinte Kendra gereizt. „Das ist richtig. Aber Sarah ... sie ist ein eigener Fall. Man muß auch etwas flexibel sein.“ „Warum?“ „Diese Verwechslung ist echt skurril“, mischte sich Willow ein. Die Diskussion wurde dadurch beendet. „Ich meine, ich frage mich ob das möglich ist. Zwei Jägerinnen in einer Generation? Geht das denn?“ fragte Willow in ihrer unnachgiebigen Art. „Eine neue Jägerin wird erst dann berufen wenn die Letzte gestorben ist ...“ Geschockt blickte Giles Sarah an und schob seine Brille auf die Nase zurück.

„Mein Gott! Du warst doch tot, Sarah.“ „Ich war nur kurz weg“, meinte Sarah kleinlaut. „Ne kleine Sekunde.“ „Jetzt wissen wir, daß das keine Rolle spielt. Du warst für eine kurze Zeit tot und das genügt wohl um die nächste Jägerin zu rufen.“ „Sie ist ... sie war tot?“ fragte Kendra ungläubig. „Nur halb“, sprach Sarah. „Ja“, meinte Giles völlig baff.

„Der Meister hat sie getötet. Aber sie wurde mittels Wiederbelebungsmaßnahmen zurück geholt.“ „Und jetzt gibt es zwei Jägerinnen“, stellte Willow fest. Giles mußte sich setzen. Das war auch für ihn etwas zuviel. „Das ist noch nie passiert. Ich weiß echt nicht was wir jetzt machen sollen.“ „Aber ich“, schaltete sich Sarah ein. „Hier handelt es sich um ein Mißverständnis. Ich bin noch am Leben. Also kann sie wieder nach Hause fahren. Wir haben hier alles im Griff“, sprach sie.

„Ich habe einen Auftrag“, erwiderte Kendra. „Ich wurde aus einen bestimmten Grund hierher geschickt. Mr. Zabuto sagte, daß eine dunkle Macht Sunnydale bedroht.“ „Spike und Drusilla“, riefen Sarah und Willow im Chor. Sie hatten den gleichen Gedanken gehabt. „Ich werde ... ich werde ihn anrufen, deinen Wächter“, sagte Giles. „Er scheint mehr als wir zu wissen. Vielleicht können seine Informationen uns helfen. Die beiden Vampire planen etwas böses gegen die Jägerin.“ „Tun sie das nicht immer?“ fragte Sarah cool.

„Nur so ne Frage: Wie wolltest du sie besiegen? Einfach drauf hauen in der Hoffnung das du den Richtigen schon erwischt?“ Da kam Xander herein. „Hi alle miteinander. Wer ist denn ...“ Weiter kam er nicht. Willow zog Xander zur Seite und berichtete ihm was vorgefallen war. Xander war total baff.

„Ne zweite Jägerin? Echt abgefahren“, bemerkte er. Kendra blickte ihn nicht einmal an. Sie richtete ihre Worte an Sarah. Schließlich hatte sie noch eine Frage der ersten Jägerin zu beantworten. „Natürlich nicht.“ „Nein? Wie dann? Warum hast du mich dann angegriffen? Du wolltest mich mit ner Axt töten. Was hattest du vor? Mir den Schädel abschlagen?“ „Ich hatte gute Gründe um dich für einen Bösen zu halten“, verteidigte sich Kendra. „Dann erzähl mir doch mal deine Gründe“, spottete Sarah. „Ich nun ... ich dachte, du seist ein Vampir.“ Alle blickten sie ungläubig an.

„Ich? Ein Vampir? Steht irgendwo auf mir geschrieben das ich ein Vampir bin?“ witzelte Sarah bissig. „Ich hatte gute Gründe dies zu glauben“, versuchte sich Kendra vor Sarah zu rechtfertigen. „Immerhin sah ich wie du einen Vampir geküßt hast.“ Willow wußte was Kendra meinte. Jeder in diesem Raum wußte was die zweite Jägerin meinte.

„Oh ... das würde Sarah niemals tun. Außer ... außer mit Angel natürlich. Aber Angel ist ein Guter.“ Willow blickte Sarah an. „Hab ich nicht recht?“ „Vollkommen! Hör zu, Kämpferbraut“, begann Sarah. „Angel ist ein guter Vampir. Er gehört zu unseren Team.“ Irgendwie mußte Sarah das ja erklären. Was sollte sie Kendra sagen? Das sie Angel liebte?

„Angel? Das ist doch Angelus, oder?“ „Nun ... ja ... aber er ist nicht mehr so. Er ist jetzt brav, wie man sagt.“ „Ich habe viel über Angelus gelesen. Er ist eine Bestie; ein blutgieriges Monster.“ Sarah stöhnte. Hörte dieses Mädchen den überhaupt nicht zu? „Er ist gut“, betonte Sarah noch einmal. „Er hat sich verändert.“ „Wirklich“, kommentierte Willow. „Ein Zigeunerstamm hat einen Fluch über ihn gesprochen.“ „Und was hat er jetzt?“ fragte Kendra aggressiv. Sie starrte Sarah an. Und Sarah starrte zurück. Sie würde nicht nachgeben. „Seine Seele. Er hat seine Seele zurück bekommen. Er kann keiner Fliege mehr etwas zuleide tun. Er leidet unter dem was er einst tat.“ „Das glaube ich nicht“, meinte Kendra. „Er war wie früher als ich ihn ...“

Sie brach ab. Sie sah in Sarahs besorgtes Gesicht. Nein, bitte nicht, dachte Sarah. „Was hast du mit ihm gemacht?“ fragte sie scharf. „Ich ... nun ...“ Sarah packte Kendra am Kragen ihres Shirts. „Was hast du ihm angetan?“ Kendra antwortete nur zögernd. „Ich ...“ „Rede endlich!“ forderte Sarah scharf. Angst kroch ihr in den Nacken. Hoffentlich lebte Angel noch. Bitte, laß ihn am Leben sein, flehte sie innerlich. Sie würde es nicht verkraften ihn zu verlieren. Kendra seufzte und erzählte von den Kampf, den sie mit Angel gehabt hatte. Sarah ließ Kendra los und rannte zum Ausgang. Ihre Freunde folgten ihr. „Du wirst zu spät kommen. Er wird schon längst zu Staub zerfallen sein“, rief Kendra hinter ihr.

Sarah blieb für einen Moment stehen. Unbändiger Hass flackerte in ihren Augen auf; Hass der Kendra galt. „Ich schwöre, ich töte dich wenn er nicht mehr lebt. Wenn Angel tot ist dann bitte Gott um Gnade. Denn von mir kannst du sie nicht erwarten. Du bist tot wenn Angel auch nur einen Kratzer hat.“ Dann lief sie hinaus. Kendra erkannte das Sarah diesen Vampir liebte. Es erschreckte sie. Das konnte doch einfach nicht sein. Sie mußte Vampire vernichten, nicht sie lieben. Giles und Kendra folgten Sarah, die in Panik zu Willys Bar eilte.

Der Kreis wurde immer kleiner. Die Hitze wurde unerträglich. Angel hatte sich so gut es ging zusammen gekrümmt. Dann war da plötzlich dieses Geräusch. Angel glaubte zu phantasieren. Eine Stimme. Er hörte eine liebliche Stimme; eine ihm bekannte Stimme. „Angel!“ schrie Sarah panisch. Sarah stürmte in die Kneipe.

„Wo hast du ihn eingesperrt?“ fuhr sie Kendra an ohne sich zu den Mädchen umzudrehen. Kendra zeigte mit der Hand zum Lagerraum. „Da hinten. Aber er wird schon tot sein.“ „Hoffe für dich, daß er noch lebt“, knurrte Sarah und sie stürmte in den Lagerraum. Und da war er - lebend. Die Sonne kam immer näher an ihn ran. Sie mußte sich beeilen. Ansonsten war es zu spät für ihn.

„Angel!“ schrie sie. „Angel!“ Sarah stürzte zum Käfig und griff nach den Riegel. In ihrer Angst um ihren Freund gelang es ihr nicht den Riegel zu öffnen. Sarah trat einen Schritt zurück und trat mit voller Wucht dagegen. Der Riegel sprang auf. Sarah riß die Tür auf und lief zu ihm. „Angel!“ Schwer atmend hob Angel den Kopf. Er öffnete die Augen. Das verschwommene Bild vor ihm wurde langsam klar. Er sah Sarah. Ihr Gesicht war eine Studie der Angst.

„Sarah?“ fragte er schwach. Schwacher Schatten fiel über ihn. Sarah stand mit dem Rücken zur Sonne; schützte ihn so gut es ging mit ihren Körper vor dem tödlichen Tageslicht. „Halte durch, Liebling. Ich hole dich hier raus. Du bist gleich im sicheren Schatten. Halt noch ein paar Minuten durch.“ Zärtlich strich sie über seine Wange. Seine Haut war regelrecht erglüht.

Sarah wandte sich zu Willow um. Willow sah die Besorgnis in den Augen ihrer Freundin. „Willow, such eine Decke. Irgend etwas womit wir ihn zudecken können; womit wir ihn vor der Sonne schützen können“, befahl Sarah. Willow verließ den Lagerraum und durchsuchte die Bar. Wo konnte Willy Decken haben? überlegte sie. Hastig durchsuchte sie alles.

„Alles wird wieder gut“, versprach Sarah Angel. Ihr Stimme war einfach beruhigend. Er lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. „Halte durch. Gleich ist alles vorbei. Du bist gleich sicher.“ Kendra stand mit steinerner Miene vor dem Käfig und beobachtete das Geschehen. Willow kam wieder und reichte Sarah eine Decke. Sarah warf die Decke über Angel um ihn vor der Sonne zu schützen. „Giles, helfen Sie mir.“ Gemeinsam zogen sie Angel aus dem Käfig in einen Nebenraum. Der Raum hatte keine Fenster. Angel war in Sicherheit. Er war im Schatten.

Der Raum war in eine angemessene Temperatur gehüllt. Sarah blickte Angel besorgt an. Sie nahm die Decke von seinen Körper und warf sie in eine Ecke. Er keuchte und schwitzte. „Giles, füllen sie einen Eimer oder so mit kalten Wasser. Das wird ihn abkühlen.“ Sarahs Wächter nickte und ging zur Theke. Kendra beobachtete alles mißtrauisch.

Sarah ließ sich neben Angel nieder. Er schmiegte sich an sie; legte seinen Kopf in ihren Schoß. Er fühlte ihre zarten Hände, die ihm zärtlich über die Wangen strichen. Ihre Berührung tat so gut. Sie war da. Sie war noch rechtzeitig gekommen. Sarah blickte auf ihn hinab. Er hatte seine Augen geschlossen. Ihr wurde klar das sie ihn um ein Haar verloren hätte. Langsam kam Angel zu sich. Langsam fiel die Angst vor dem Tod, den er vor Augen gehabt hatte, von ihm.

„Sarah“, flüsterte er. „Ich bin da. Ich bin bei dir, Angel.“ „Oh Gott! Ich dachte, es wäre aus. Ich dachte, ich sterbe. Ich dachte, du findest mich nicht rechtzeitig“, stöhnte er. Angel versuchte sich aufzusetzen. Die Anstrengung war jedoch zuviel für ihn. Schwach sank er in Sarahs Arme zurück.

Giles betrat den Raum. Er reichte Sarah einen Krug mit kalten Wasser. „Das wird jetzt etwas naß werden, Angel“, flüsterte sie. Sie wußte, er mußte sich jetzt unbedingt abkühlen. Er schien von innen her zu brennen. Sarah goß das Wasser über ihn. Das Wasser tropfte auch über ihre Hose. Sie hörte wie Angel erleichtert aufstöhnte als er die angenehme Kälte des Wassers auf seinen Gesicht spürte.

„Besser?“ fragte sie einfühlsam. „Viel ... besser. Danke“, flüsterte Angel. Erneut versuchte er sich aufzusetzen. Sarah stützte ihn und half ihm dabei. Sie schlang ihre Arme um ihn. „Ich hätte dich fast verloren“, flüsterte sie. Ihre Lippen streifte Angels Lippen für einen Moment. Kendra konnte nicht fassen was sie sah. „Ich dachte auch, es wäre aus.“ Angel schluckte. Er zuckte zusammen als er Kendra sah und sie erkannte. „Oh nein! Nicht die. Was will die den hier?“ „Eine lange und komplizierte Geschichte“, seufzte Sarah. „Kurzfassung: Sie ist auch eine Jägerin. Aktiviert als ich für einen Moment tot war. Ich erkläre dir alles später. Du mußt nach Hause. Ich bringe dich in deine Wohnung“, sprach Sarah besorgt.

„Es ist Tag“, murmelte Angel schwach. Er konnte nicht mehr rational denken. Die Hitze hatte ihn völlig benebelt. „Wir nehmen die unterirdischen Gänge. Ich bringe dich nach Hause. Du bist viel zu schwach um allein zu gehen. Kannst du aufstehen?“ fragte Sarah. „Ich ... ich denke schon. Danke, Sarah. Du hast mich gerettet. Viel Zeit hätte ich nicht mehr gehabt.“ „Ich würde alles tun um dich zu schützen, Angel. Das weißt du doch. Ich würde es nicht überleben wenn dir was passiert. Niemals hätte ich zugelassen das du stirbst.“ Da geht es mir genauso, dachte Angel im Stillen.

Sarah schob den Deckel für die unterirdischen Gänge zur Seite. Angel stieg hinunter. Bevor Sarah es tat blickte sie Kendra funkelnd an. „Glück gehabt“, meinte sie und sie folgte Angel. Die Beiden verschwanden in einen der Gänge der Kanalisation. Giles schloß den Deckel hinter ihnen. Er brachte die Kids zurück zur Schule. Er mußte Kendra noch einiges erklären - vor allem was Sarah und Angel betraf. Kendra war schon klar geworden das Sarah und Angel sich liebten. Doch sie konnte es nicht verstehen. Das innige Verhältnis von Sarah zu dem einfühlsamen Vampir verwirrte Kendra und Giles mußte ihre Fragen nun beantworten.

~ 9. ~

Ein paar Tage später hatte Sarah ihre Verabredung mit Spike. Sie wußte, daß er niemals alleine auftauchen würde und deshalb nahm sie ihre Freunde zur Unterstützung mit. Angel war wieder fit und hatte mit Kendra ein versöhnliches Gespräch geführt. So versöhnlich das eben ging. Und auch Sarahs Wut auf Kendra war verraucht weil diese versucht hatte ihren Freund zu killen.

Kendra verstand zwar noch immer nicht warum Sarah ausgerechnet einen Vampir liebte, aber sie fragte nicht weiter nach. Sie wußte, sie würde es doch nicht verstehen. Aber sie sah das Angel und Sarah sehr glücklich miteinander waren. Sie sah die Beiden zusammen scherzen oder in inniger Umarmung. Es war wirklich eine eigenartige Situation. Doch nun ... nun galt es Spike und Drusilla zu besiegen.

Sarahs und Angels Vermutung traf ein. Spike und Drusilla waren nicht allein. Mit einen überheblichen Grinsen begrüßte Spike sie: „Willkommen! Schön, daß du pünktlich bist, Jägerin. Ich dachte mir schon das du nicht allein kommst.“ „Tja, war wohl Gedankenübertragung. Den ich dachte es bei dir auch“, erwiderte Sarah. Spike grinste und wandte sich an Angel.

„Angel, wie ich hörte, hattest du eine unfreundliche Begegnung mit der Sonne. Doch wie ich sehe hast du dich gut erholt, Kumpel!“ „Halt die Klappe. Können wir anfangen?“ fragte Angel gelangweilt. „Natürlich! Patrice?“ Bevor die Vampirin Spikes Befehl folgen konnte wurden alle auf einen lauten Knall aufmerksam gemacht. Am anderen Ende der Kirche flog die Tür aus den Angeln.

Kendra schnellte nach vorne und vollführte einen Überschlag durch die ganze Kirche. Es war ein verlassenes Bauwerk. Schon lange war hier keine Messe mehr abgehalten worden. Das Gebäude war alt und verrostet. Vampire hatten keinen Respekt mehr davor. Für die Vampire war dieses Gebäude einfach nur alt und verlassen. Doch es stellte für sie keine Gefahr mehr da, wie sie glaubten. Kendra rammte die Vampirin und riß sie zu Boden. Die Vampirin holte eine Pistole aus ihrer Tasche. Sarah erkannte das sie keine gewöhnliche Vampirin war. Sie gehörte zum Taraka-Orden. „Sei vorsichtig“, rief sie Kendra zu. „Die Frau gehört zum Taraka-Orden.“ Kendra hatte es gehört und würde es berücksichtigen. „Wer ist das?“ rief Spike wütend.

Spike und seine Leute waren verwirrt. Sie blickten sich um und fragten sich was sie nun tun sollten. Sarah nutzte ihre Chance; genauso wie die Anderen. Sie gingen zum Angriff auf die Vampire über. Sarah landete vor Spike. „Weißt du, Spike, du hast heute echt Glück“, spottete sie in ihrer bekannten Art. Kendra tauchte hinter Spike auf. „Heute hast du es mit zwei Jägerinnen zu tun“, sagte sie.

Sarah schlug Spike hart ins Gesicht. Er wurde direkt zu Kendra geschleudert. Diese versetzte ihm noch einen härteren Schlag und schickte ihn zu Sarah zurück. „Deine Killer haben nicht viel getan. Das siehst du jetzt doch ein, oder? Außerdem ist es gar nicht nett mir Killer hinterher zu schicken. Mach die Arbeit doch selbst“, sprach Sarah mit entschlossener Stimme.

Kendra holte erneut aus um Spike ins Gesicht zu schlagen. Doch der Vampir konnte sich ducken und ihre Schläge abwehren. Er nutzte seine Chance und schlug auf Kendra ein. Sarah wurde von einen Vampir angegriffen. Sie staunte für einen Moment als sie sah, daß Messer aus seinen Ärmeln fuhren und er sie damit bedrohte. Die Vampire schienen aus ihrer Erstarrung zu erwachen, denn sie stürzten sich jetzt ins Getümmel. Ihre Freunde hatten zwar mit ihnen zu kämpfen, aber sie waren unbedeutende Vampire. Gemeinsam wurden Giles, Willow, Xander und Cordy schon mit ihnen fertig.

Sarah wich immer wieder den messerscharfen Klauen aus, die der Vampir an den Ärmeln seiner Jacke trug. Wenn er sie damit zu fassen kriegte sah es schlecht für sie aus. Das hatte die Jägerin längst erkannte. Sie duckte sich unter seinen Angriffen und schlug ihrerseits zu. Sie verpaßte ihm ein paar Salven Schläge und zog sich dann zurück um sich nicht zu verletzen.

Angel griff nach der Armbrust, die sie mitgenommen hatten und spannte einen Pfeil ein. Er zielte auf einen Vampir und ließ den Pfeil losschnellen. Der Pfeil zischte durch die Luft und erledigte den Vampir mit dem Giles und Willow zu kämpfen hatte. Der Vampir stöhnte als der Pfeil sich von hinten in sein Herz bohrte. Dann zerfiel er in einen Ascheregen. Willow und Giles blickten Angel dankend an. Angel war aber schon wieder mit einen anderen Vampir beschäftigt. Die blonde Vampirin fuhr ihre Krallen aus und knurrte ihn wütend an.

Der Altar war nicht weit von dem Platz entfernt an dem Spike sich mit Kendra herumschlug. Sie war stark; sehr stark sogar. Er dachte, er hätte es nur mit einer Jägerin und ihren Hilfssheriffs zu tun. Statt dessen tauchte hier auch noch eine zweite Jägerin auf. Eine Jägerin mit der auch nicht zu spaßen war. Sie war schnell und konnte sich mit Spikes Kraft messen. Das gefiel ihm nicht. Er hatte schon genug Probleme mit Sarah, die sich von seiner Kraft auch nicht beeindrucken ließ. Und nun auch noch diese hier. Er verfluchte sie. Er verfluchte sie alle.

Sarah war mit dem Vampir, der die gefährlich scharfen Messer trug, noch immer beschäftigt. Drusilla stand am Rande und sah sich das ganze Szenario an. Es gefiel ihr. Es faszinierte sie. Es gefiel ihr zu sehen wie Sarah buchstäblich ums Überleben kämpfte. Jedesmal, wenn sie einen Tritt oder Schlag anbrachte, entging sie nur knapp den Klingen, die sie locker mit einer Berührung töten konnten.

Sie brauchte dem Typen nur ihre falsche Seite zeigen und das war es dann mit Sarah Summers. Ihr Blick wanderte zu Kendra. Da kam ihre eine Idee. Kendra hatte sicher mehr Freude an den Typ als sie. „Tauschen“, schrie sie. Die Jägerinnen stellten sich blitzschnell aneinander. Sarah packte Kendra bei den Armen. Sie vollführten einen doppelten Überschlag. Kendra tauchte vor den Vampir mit den Klingen auf. Sarah baute sich vor Spike auf.

Spike grinste. „Perfekt! So wollte ich es von Anfang an haben. Deine kleine Freundin hättest du ruhig zu Hause lassen können. Ich kämpfe viel lieber mit dir.“ „Tue ich auch“, erwiderte Sarah bevor ein Schlag Spike im Gesicht traf. Sie lieferten sich eine unnachgiebige Schlacht. Als Spike sich für einen Moment zurück zog sah er wie Drusilla zu Boden ging. Angel hatte sie unabsichtlich getroffen. Verdammt, dachte Spike als Drusilla ins Land der Träume segelte. Weiter konnte er darüber nicht nachdenken, denn Sarah griff ihn erneut an.

Fast alle seine Gefolgsleute waren tot wie Spike erkannte. Nur zwei lebten noch. Einer von ihnen kämpfte gerade mit Giles und Xander ums Überleben. Xander hielt den Vampir gemeinsam mit Willow fest. Giles holte einen Holzpflock aus seiner Tasche und stieß ihn den Vampir ins Herz. Der Vampir wurde Geschichte. Gar nicht gut, überlegte Spike. Sarah holte Spike aus seinen Überlegungen, da sie ihn mit all ihrer Kraft gegen die Wand schleuderte. Er sank zu Boden. Ein Stöhnen drang über seine Lippen. Spike sprang wütend auf und riß Sarah zu Boden. Sie rangen miteinander.

Kendra hingegen hatte noch immer mit den Vampir und seinen Messern zu tun. Sie wich zurück um den Messern zu entgehen. Der Vampir versetzte ihr einen kräftigen Stoß und Kendra knallte gegen die Holzpfeiler. Eine böse Vorahnung in Gedanken blickte sie nach oben. Die Pfeiler waren nicht mehr sehr stabil. Die gesamte Last der Orgel lag auf den Holzpfeilern. Das würden die nicht mehr lange mitmachen. Es wackelte gefährlich. Sie ahnte, daß die Pfeiler bald in sich zusammenbrechen würden weil sie die Orgel nicht mehr halten konnten.

Sie war für einen Moment abgelenkt. Der Vampir schoß nach vorne und zerschnitt Kendras Shirt. Sie sprang zurück um nicht schwer verletzt zu werden. Ungläubig blickte sie auf den Riß in ihren Shirt. „Das ist mein Lieblingsshirt“, beschwerte sie sich. Kendra dachte einen Moment nach. „Das ist mein einziges Shirt“, protestierte sie lauter. Ein Hagel wütender Schläge erfaßte den Vampir. Sie war eindeutig wütend. Kendra versetzte dem Kerl einen Tritt, bückte sich und hob einen provisorischen Holzpflock auf. Sie trieb den Pflock in das Herz des Vampirs. Er zerfiel zu Staub.

Sarah rang noch immer mit Spike. Er verteilte harte Schläge. Das wird ein schönes blaues Veilchen geben, dachte Sarah. Gerade hatte er ihr einen besonders gemeinen Schlag versetzt. Spike wich zurück. Während Sarah sich aufrappelte verschaffte sich Spike einen Überblick. Er war in der Unterzahl. So hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt. Er hatte gehofft das der Taraka-Orden die Jägerin so sehr schwächen würde das ihr Tod nur noch ein Kinderspiel war. Falsch gedacht, alter Junge, dachte Spike. Er mußte sich eingestehen das er diese Schlacht verloren hatte. Mit dem Auftauchen einer zweiten Jägerin hatte er nicht gerechnet. Er war geschlagen - vorerst einmal.

Spike drehte sich um und stieß Angel zur Seite. Der blonde Vampir hob Drusilla auf seinen Arm und flüsterte: „Tut mir leid, Baby. Wir müssen gehen wenn wir überleben wollen.“ Spike blickte sich um. Sie würden ihn niemals freiwillig gehen lassen. Er blickte neben sich. Eine Fackel; genau das was er jetzt brauchte. Er riß sie von ihren Ständer und warf sie nach Sarah und ihren Freunden. Er hatte gut gezielt, aber leider traf sie nicht ihr eigentliches Ziel. Die Fackel entzündete Flammen an den Vorhängen. Doch es reichte ihm dieser Überraschungsmoment um zur Tür zu gelangen.

Sarah war inzwischen wieder auf den Beinen. Sie sah das Spike fliehen wollte. Doch das würde sie nicht so einfach geschehen lassen. Sie schnappte sich ein Weihrauchgefäß und schwang es in der Luft herum. Sie schätzte die Entfernung genau ab. Dann schleuderte sie es mit all ihrer Kraft in Spikes Richtung.

Es traf den Vampir am Hinterkopf. Spike wurde von der Wucht, die ihn traf, zu Boden geworfen. Er prallte gegen einen Holzpfeiler. Ein Geräusch über ihn ließ alle aufschauen. Die Holzpfeiler brachen und alles was sie trugen fiel auf Spike und Drusilla. Sie wurden darunter begraben. „Ich bin gut“, stellte Sarah stolz fest. Die Freunde blickten alle auf die Stelle wo die Vampire begraben waren. Dann gingen sie aus der Tür. Das Feuer hinter ihnen wurde immer stärker.

Am nächsten Tag gingen Sarah und Kendra zu der Straße, die vor der Sunnydale High war. „Danke das du mir ein Shirt von dir gegeben hast“, meinte Kendra. Sarah hatte ihr eines von ihrem gegeben. Ein Shirt, daß sie selbst nicht so gern mochte. Sarah lächelte freundlich. „Schon okay. Ich ... mir steht es einfach nicht. Aber dir ... du siehst toll darin aus.“ Langsam aber sicher entwickelte sich eine Freundschaft zwischen ihnen. „Was machst du wenn du zum Flughafen kommst?“ fragte Sarah. Kendra lächelte leicht. „Ich steige ganz normal in das Flugzeug. Ich werde mich nicht in den Gepäckraum schleichen. Dann setze ich mich auf meinen Platz“, sprach sie.

Sarah nickte zufrieden. „Richtig.“ „Aber dann ... dann bin ich nicht mehr geheim unterwegs“, warf Kendra ein. „Entspann dich einfach. Du hast es dir verdient. Sitz einfach gemütlich auf deinen Platz. Laß es dir gutgehen. Schau dir einen Film an, den sie an Bord haben. Du wirst merken, es ist auch schön mal einfach nur ein normales Mädchen zu sein. Und nicht nur die Jägerin.“ Kendra nickte. Ein Taxi fuhr heran und hielt neben den beiden Mädchen. Es würde Kendra zum Flughafen bringen. Der Abschied nahte.

„Ich danke dir“, sagte Sarah. „Das du mir bei Spike und Drusilla geholfen hast. Und, daß ist für mich der wichtigste Grund um dir zu danken, daß du Angel nicht getötet hast.“ Kendra blickte ihre neu gewonnene Freundin lange an. „Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich werde meinen Wächter nichts davon sagen. Ziemlich verrückt ... das alles. Eine Jägerin, die einen Vampir liebt.“ „Ich weiß. Aber er ist ein Teil meines Lebens. Ich brauche ihn um glücklich zu sein.“ „Für einen Vampir ist er ja ganz süß.“ Ein sympathisches Lächeln glitt über Sarahs Lippen. „Dann werden die mich wohl nicht feuern weil ich mit Angel zusammen bin.“ „Du machst das immer“, meinte Kendra plötzlich.

„Was mache ich immer?“ fragte Sarah unverständlich. „Du redest über unsere Bestimmung als wäre es nur ein Job; nicht mehr als ein Job. Aber das ist es nicht, Sarah. Du bist die Jägerin. Es ist deine Bestimmung. Dazu wurdest du auserwählt. Es ist der Grund deines Daseins.“ Sarah blickte Kendra forschend an. „Hast du das aus deinen Büchern?“ Kendra schüttelte verneinend den Kopf und lächelte sogar leicht. „Nein. Das habe ich von dir. Das hast du mich gelehrt“, erklärte sie. „Ich bin halt ne Laune der Natur“, sprach Sarah mit zuckenden Schultern. „Aber du bist damit nicht mehr allein. Du bist nicht die einzige Laune der Natur“, antwortete Kendra.

Sarah lächelte plötzlich. „Ja. Nicht mehr. Und das ist schön. Es ist toll zu wissen das ich damit nicht mehr allein bin. Das es auf dieser Welt jemanden gibt der wie ich ist. Das ist sehr schön.“ Sarah trat einen Schritt nach vorne um Kendra zu umarmen. So wie man das bei einen Abschied eines Freundes tat. Doch Kendra wich zurück.

„Ich mag das nicht“, stellte sie klar. Sarah akzeptierte es. Sie gab Kendra die Hand und drückte sie fest. Das erlaubte die andere Jägerin noch. Dann stieg Kendra ins Taxi. Der Fahrer fuhr los und brachte Kendra zum Flughafen. Sarah stand noch lange am Gehsteig und blickte Kendra nach - obwohl sie schon lange am Horizont verschwunden war.

Die Kirche brannte nicht mehr. Das Feuer war erloschen. Qualm stieg in die Lüfte und hob sich von der Kirche ab. Es war richtig unheimlich. Ein Geräusch brach die Stille. Ein leises Stöhnen drang aus den Trümmern hervor. Dann wühlte sich jemand daraus hervor. Drusilla befreite sich von den Trümmern, die auf ihr und Spike lagen. Sie tastete nach seinen Körper.

Drusilla schob die Trümmern beiseite und blickte auf seinen leblosen Körper hinab. Er lebte noch. Sie spürte es. Drusilla griff nach ihm und hob ihn auf ihre Arme. Er war schrecklich zugerichtet worden. Das war nur die Schuld dieser dummen Jägerin. „Hab keine Angst, mein Geliebter“, flüsterte die Vampire. „Du wirst bald wieder stark sein.“ Sie trug ihn aus der Kirche. Ein kaltes Lächeln glitt über ihre Lippen. Die Jägerin und ihre Freunde würden dafür büßen. Sie alle würden dafür bezahlen ...

To Be Continued ...


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