Title: Die Jägerin und ihr Vampir, Teil 5 – Heimsuchungen
Author: Tegan

Fandom: Buffy – The Vampire Slayer
Rating:
R
Category:
Schmerz, Drama
Characters, Pairing:
Der Buffy-Cast, Angel / Sarah

Summary: Angel ist wieder da, doch Sarah hat keine Zeit sich darüber zu freuen, denn es gibt neue Schwierigkeiten, die sie bewältigen muß ...

Disclaimer: Die Charaktere von Buffy gehören nicht mir, sondern Joss Whedon und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Mir gefiel die Folge „Heimsuchungen“ sehr. Deshalb habe ich das eingebaut, da ich da wieder ein äußerst emotionales Gespräch (Achtung: Taschentücher bereit halten!) schreiben kann. Viel Spaß beim Lesen (Ich hoffe, die nächsten Teile kommen bald nach. Ich arbeite daran, versprochen!)


Die Jägerin und ihr Vampir, Teil 5 - Heimsuchungen
written by Tegan
© 2002

In jeder Generation gibt es nur eine Jägerin. Sie muß sich gegen Vampire und die Dämonen der Finsternis stellen. Sie allein ist auserwählt. Sie muß bereit sein, ihr Leben für die Menschheit zu opfern. Stirbt sie, tritt die nächste Jägerin an ihre Stelle ...

~ 1. ~

Das Leben ging weiter. Und Sarah konnte wieder mit einen glücklichen Lächeln durchs Leben gehen. Angels Sieg über sich selbst war für Sarah das Schönste was sie seit langem erlebt hatte. Doch trotzdem war alles noch recht schwierig. Ihre Vermutung war eingetroffen und Angel hatte seine Kellerwohnung aufgegeben. Seine Möbel und Besitztümer fanden sich jetzt in der Hauptmann Gruft wider. Er hatte sich dort häuslich eingerichtet.

So ganz erholt war Angel noch nicht. Nach wie vor schlief er recht viel um sich von den Strapazen und Schmerzen – die er in der Hölle erlebt hatte – zu erholen. Er war noch etwas schwach und noch nicht ganz wieder so fit wie Sarah ihn kannte. Aber er war nicht allein. Sarah war bei ihm und half ihm wo sie nur konnte. Sie kümmerte sich um ihn und holte das Tierblut vom Metzger für Angel.

Für Angel war diese Situation sehr schwierig. Sowohl Sarah wie er ... sie beiden vermieden das Thema ihres Kampfes und das Thema von Angels Folter. Unter dem, was Angel Sarah angetan hatte, litt er mehr als jemals zuvor unter anderen Taten. Er hatte das Mädchen, das er über alle Maßen liebte, tief verletzt und ihr unbeschreiblich weh getan. Und jedesmal, wenn Angel in Sarahs schöne Augen blickte, traf der Schmerz darüber ihn aufs Neue. Deshalb konnte er kaum glauben das sie trotzdem bei ihm war und ihm half. Sie hatte ihm einfach so verziehen.

Seit drei Wochen war Angel wieder da und Sarah hatte noch immer nicht den Mut gehabt es Giles zu erzählen. Es war aber auch soviel los gewesen, daß Sarah einfach nicht die Zeit gehabt hatte sich um andere Dinge als Angel zu kümmern. Deshalb hatte Sarah Willow auch nur kurz erzählt was in jener Nacht mit Pete geschehen war. Für Sarah stand fest: Wenn Angel nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt nicht mehr am Leben. Er hatte ihr das Leben gerettet – wieder einmal. Und dafür war sie ihm sehr dankbar.

Doch Sarah wußte, sie konnte ihn nicht ewig verstecken. Das wußte auch Angel. Ihre Freunde mußten endlich erfahren das er wieder da war. Sie konnte das Geheimnis über seine Rückkehr nicht mehr länger für sich behalten. Sarah konnte auch Willow nicht ewig darum bitten ihr Versprechen zu halten. Sie mußte mit Giles reden – und das so schnell wie möglich. Es war wirklich langsam dafür Zeit. Doch Sarah fürchtete sich davor.

Sarah machte sich so ihre Gedanken darüber – auch noch als sie bei Angel war und mit ihm trainierte. Stumm vollführten sie ihre schattenhaften Bewegungen. Angel zeigte ihr eine neue Art des Trainings. Er zeigte ihr wie sie ihren Körper und ihren Geist in Einklang brachte damit sie noch stärker wurde.

Seine Nähe spürte Sarah nur zu deutlich. Angel stand hinter ihr. Ihre Finger berührten sich und Sarah schloß die Augen als seine Arme gemeinsam mit ihren von oben nach unten glitten. Seine Hände wanderten über ihre Arme bis zu ihrer Taille. Sarah lehnte sich zurück; ließ sich einfach in Angels Arme fallen – so wie früher.

„Mit dir stimmt etwas nicht“, flüsterte Angel an ihrem Ohr. „Es ist alles in Ordnung“, widersprach Sarah. „Du konntest mich noch nie anlügen, Sarah. Was ist los?“ fragte Angel nun energischer und drehte sie zu sich herum. Sarah ließ hilflos die Schultern sinken. „Ich ... ich weiß nicht wie ich Giles das alles erklären soll. Wie soll ich ihm sagen das du wieder da bist?“ fragte sie matt. Angels Finger fuhren unter ihr Kinn und hoben es sanft an. Als Sarah in sein Gesicht blickte, lächelte er sie aufmunternd an und Sarah erwiderte sein Lächeln.

Sie sehnte sich danach in seinen Armen zu liegen; seinen männlichen Duft wahrzunehmen. Sie sehnte sich so sehr danach von ihm geküßt zu werden. Sarah seufzte. Es durfte nicht mehr sein. Aber ... sie wollte es. Sie kannte die Gefahren nun. Und ... So als erriet Angel ihre Gedanken zog er sie in seine Arme und hielt sie einfach nur fest. Sarah schmiegte ihr Gesicht in seine Schulter.

„Du mußt es ihnen sagen, Sarah. Du kannst es ihnen nicht ewig verschweigen. Du mußt es deinen Freunden endlich sagen. Schließlich kannst du mich hier nicht für immer verstecken.“ „Ich weiß“, seufzte Sarah und sie sah zu Angel hoch. „Aber ich hab Angst davor. Giles wird es nicht verstehen. Und Mom ...“ „Hör mal, Sarah“, begann Angel ernst. „Du weißt, egal was passiert, ich werde zu dir halten – egal wie deine Freunde reagieren.“ „Das weiß ich, Angel. Du hast recht. Ich muß es ihnen endlich sagen.“ „Stimmt“, pflichtete Angel ihr bei und streifte ihre Stirn mit seinen Lippen.

Sie sahen sich an. „Ich ... sollte jetzt besser gehen“, murmelte Sarah. „Ich hab noch ein wichtiges Gespräch mit Giles zu führen. Bist du hier?“ „Natürlich. Die Sonne scheint. Wo soll ich hingehen? Ein Sonnenbad am Strand nehmen, oder was?“ „Seit wann hast du Humor?“ fragte Sarah. „Ich bin ein witziger Kerl, weißt du das nicht?“ Sarah lachte. „Doch, das weiß ich. Ich glaube, ich werde später vorbeikommen. Ich werde sicher deinen Trost brauchen und wahrscheinlich wirst du mich aufbauen müssen.“ „Das tue ich alles. Du brauchst nur kommen“, sprach Angel.

Sarah sah zu ihm hoch. Für einen langen Augenblick schwiegen sie beide. Sarah streckte ihre Hände nach Angel aus. Und er erwiderte ihre Geste. Angel zog sie leicht an sich und ihre Lippen verschmolzen zu einen sanften Kuss. Sarah schlang ihre Arme um seinen Nacken. Sie wußte wie Angel das es falsch war. Aber sie konnte nicht anders. Wenn sie ihn sah ... war alles vergessen. Dann zählte nur noch er. Und sie liebte ihn einfach zu sehr als das sie jemals nur Freunde sein könnten.

„Ich muß jetzt wirklich gehen“, flüsterte Sarah. „Ich weiß.“ Zögernd ließ Angel Sarah los. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. Dann griff Sarah nach ihrer Tasche und ihrer Jacke und ging zum Eingang. Am Vorhang drehte sie sich noch einmal um. „Angel?“ „Ja?“ „Ich bin froh das du zurück gekommen bist. Egal wie es möglich war ... was zählt, ist, das du wieder da bist; hier bei mir.“ Angel antwortete darauf nicht sondern sah einfach zu wie Sarah ging.

„Wir sind beide verdammt“, murmelte Angel als er ins Schlafzimmer ging. „Wir sind dazu verdammt uns ewig zu lieben.“ Angel zog sein Shirt aus und legte sich ins Bett. Er fühlte wie seine Kraft noch nicht ganz wieder da war. Sein Körper brauchte Kraft und am besten erholte man sich noch immer im Schlaf. Die Müdigkeit überfiel ihn auch schnell und Angel fiel in einen traumlosen Schlaf.

Sarah entschloß die Wahrheit zuerst ihrer Mutter zu beichten. Das Gespräch mit Giles wollte sie so lange wie möglich hinausschieben. Und auch Joyce mußte erfahren das Angel wieder da war. Doch wie würde sie reagieren? Sarah würde es nur erfahren wenn sie es ihr erzählte. Mit ernster Miene saß Sarah am Küchentisch im Summers-Haus und wartete auf ihre Mom. Joyce war etwas länger als sonst in der Galerie gewesen und sie war müde. Doch Joyce war hellwach als sie ihre Tochter sah. Etwas stimmte nicht. Sie spürte es.

„Stimmt etwas nicht, Schatz?“ fragte Joyce sofort nach. „Ich muß ... mit dir sprechen“, erwiderte Sarah nervös. „Und über was? Ist etwas schlimmes passiert?“ „Nein, es ist nichts schlimmes passiert. Ich muß mit dir ... über Angel sprechen.“ „Angel?“ fragte Joyce verwirrt. „Das ist doch der Vampir ...“ „Den ich liebe, ja“, schnitt Sarah ihrer Mutter das Wort ab. Sie richtete ihre Augen auf ihre Mutter.

„Mom, es gibt da etwas was ich dir unbedingt sagen muß bevor ich mit Giles spreche.“ „Und was ist das?“ „Können wir nicht ins Wohnzimmer gehen? Du wirst dich sicher setzen müssen. Bitte, Mom! Es ist verdammt wichtig“, flehte Sarah. „Natürlich“, erwiderte Joyce etwas verwirrt. Gab es etwa noch etwas über Angel was Sarah ihr noch nicht erzählt hatte? Nun ich werde es gleich wissen, dachte Joyce als sie ins Wohnzimmer voraus ging und sich auf die Couch setzte. Ihre Tochter nahm im Schaukelstuhl Platz. Sie holte noch einmal tief Luft; den für dieses Geständnis brauchte sie wirklich viel Mut.

„Er ist zurück“, sprach sie dann so ruhig wie sie es schaffte. „Wer ist zurück?“ fragte Joyce verwirrt. „Angel“, gestand Sarah. „Angel ist wieder da. Er ist hier in Sunnydale.“ Joyce fiel aus allen Wolken. Sie sah ihre Tochter ernst an. Im ersten Moment konnte sie nicht glauben was Sarah da sagte. Angel war wieder da? Er war zurück? Wie war das möglich? Sie wußte nicht wie sie darauf reagieren sollte. War Angel wirklich wieder da oder ... konnte es sein das Sarah sich so sehr wünschte Angel wieder zu haben, daß sie sich seine Rückkehr nur einbildete?

„Sarah“, begann Joyce zögernd. „Mom, ich weiß was du jetzt denkst. Aber ich bilde mir das nicht ein.“ Heftig sprang Sarah auf und fing an unruhig auf und ab zu laufen. Plötzlich blieb sie stehen und blickte ihrer Mutter direkt ins Gesicht. „Angel ist wirklich wieder da. Er ist zurück, Mom. Als ich vor wenigen Wochen auf Patrouille war hat er mich angegriffen. Ich war vollkommen überrascht davon. Angels Rückkehr ... das war etwas womit ich niemals im Leben gerechnet habe. Doch er hatte sich verändert.“ „Wie verändert?“ fragte Joyce voller Sorge.

„Er war verstört und benahm sich wie ein wildes Tier. Er war nicht mehr er selbst und ... Angel kannte mich nicht mehr. Er kam aus der Dämonendimension und war total verändert. Doch jetzt geht es Angel wieder gut. Er hat wieder zu sich selbst gefunden und ist wieder gesund. Okay, er ist noch etwas schwach, aber das sind die Folgen der schweren Folter, die er in der Hölle hatte ertragen müssen. In einigen Tagen ist er wieder so fit und stark wie früher. Dann geht es ihm wieder bestens und er hat sich erholt.“ „Du meinst das ernst“, stellte Joyce überrascht fest. „Ja, Mom! Angel hat den Weg nach Sunnydale zurück gefunden.“ Joyce begriff erst jetzt was für eine Bedeutung Sarahs Worte hatten. Angel war offensichtlich wieder zurück.

Unruhig und nervös blickte Sarah ihre Mutter an. Wie würde Joyce darauf reagieren? Ein Seufzen entrang sich aus Joyce‘ Kehle. „Nun ... ich kenne mich in deiner Welt zwar nicht aus, aber ... ich muß dir glauben. Und das tue ich auch. Was soll ich dazu nur sagen?“ „Sag irgendwas!“ forderte Sarah. „Aber schweige mich nicht an. Schreie mich an, sag mir das ich blöd bin. Sag etwas, aber schweige nicht, Mom.“ „Nun ... hat Angel ...“ Sarah nickte sofort. Sie wußte, worauf ihre Mutter hinauswollte.

„Angel hat seine Seele wieder, ja. Er ist wieder mein Angel.“ „Das freut mich ... für dich, Sarah. Aber ich will das dir eines bewußt ist.“ „Und was?“ fragte Sarah verwirrt. „Die Verantwortung“, sprach Joyce und sie sah ihre Tochter streng an. „Auf Angel und dir lastet jetzt eine große Verantwortung. Ich will das du dir dessen bewußt bist. Und auch er soll sich dieser Verantwortung bewußt sein. Wenn du wieder ... mit ihm schläfst ... wird er seine Seele wieder verlieren. Kannst du wirklich garantieren das es nie mehr so weit kommt?“ „Ja, das kann ich“, sprach Sarah sofort. „Wirklich?“ Joyce zweifelte etwas daran.

Die Beziehung zwischen ihrer Tochter und dem Vampir war immer ... anders gewesen wie Giles ihr das erzählt hatte. Ein dickes Band hatte die Beiden miteinander verbunden. Giles hatte nach Sarahs Verschwinden gesagt, daß nichts die Beiden hatte auseinander bringen können. Sie hielten zueinander und vertrauten einander. Nichts und niemand hatte diese Beziehung zerstören können. Und Joyce fragte sich ob Sarah der ständigen Versuchung wirklich standhalten konnte. Sie blickte in die Augen ihrer Tochter und las dort die ehrliche Antwort. Sie lautete ja.

„Ich streite nicht ab, daß ich gerne wieder mit ihm zusammen sein würde“, gestand Sarah offen. „Aber so ... wie es am Anfang zwischen uns war wird es nie mehr sein. Das wir ... wieder so weit gehen ... es wird einfach nicht mehr geschehen. Dafür werden Angel und ich sorgen. Wir kennen die Verantwortung und wir kennen nun die Gefahr was passiert wenn wir uns wieder so nah kommen. Wir wissen es jetzt und dadurch wird es nie mehr passieren, Mom. Aber ich hab Angst.“ „Wovor?“ fragte Joyce verwundert.

Sarah seufzte schwermütig. „Ich hab Angst vor dem Gespräch, das ich mit Angel führen muß. Irgendwann muß ich mit Angel darüber sprechen. Mom, ich hab so große Angst davor das er mir nicht verzeihen kann.“ „Ich glaube, das er dich sehr liebt, Sarah“, meinte Joyce ruhig. „Natürlich kann ich nicht beurteilen wie es jetzt um seine Gefühle steht, aber ... ich denke, eure Liebe ist etwas besonderes; etwas einzigartiges. Du wirst das schon machen, ich weiß es. Und wenn du mir schwörst, daß es nie mehr so weit zwischen euch kommen wird ... dann glaube ich dir. Ich weiß, daß du dich an deine Versprechen hältst.“ „Ich verspreche es dir, Mom“, sprach Sarah mit einem Lächeln.

Es tat ihr gut das ihre Mutter ihr vertraute; und das sie daran glaubte das alles gut werden würde. „Danke, Mom“, sprach Sarah und sie umarmte ihre Mutter spontan. „Du mußt es deinen Wächter sagen“, murmelte Joyce. „Ich weiß, daß ich mit Giles sprechen muß. Ich werde jetzt sofort zu ihm gehen und es ihm sagen.“ Joyce nickte nur und ließ ihre Tochter gehen. Sarah wollte das Gespräch mit Giles so schnell wie möglich hinter sich bringen.

„Komm rein“, sprach Giles zu Xander als dieser an seine Tür geklopft hatte. „Giles, ich muß mit Ihnen reden“, begann Xander. „Willst du Tee? Ich mach gerade welchen.“ „Ja.“ Giles ging in die kleine Küche. Xander blieb stehen und sah Sarahs Wächter an. „Giles, ich weiß, das ich Sie enttäuscht habe.“ „Nein, das hast du nicht.“ „Aber wieso ...“ „Ich kann dich irgendwie verstehen. Doch ich bin Sarahs Wächter und ich muß ihr beistehen. Ich glaube dir das du nur das Beste für Sarah wolltest. Doch du weißt, das Thema Angel ist ...“ „Ich weiß. Wenn es um Angel geht kann sie nicht mehr rational denken. Glauben Sie, Sarah kann mir verzeihen?“ Giles goß den Tee in zwei Tassen.

„Ich denke schon. In der letzten Zeit ist Sarah zufriedener gewesen als nach dem Kampf gegen Angel. Sie ist ausgeglichener. Ich denke, sie wird dir verzeihen. Sarah wird dir sicher bald entgegenkommen. Aber ... du mußt ihr Zeit lassen, damit das Vertrauen zwischen euch wieder so ist wie früher. Du hast ihr Vertrauen mißbraucht. Es wird Zeit brauchen bis sie dir dieses uneingeschränkte Vertrauen wieder entgegen bringen kann.“ „Ich weiß“, meinte Xander und er setzte sich auf das Sofa.

Giles brachte den Tee zum Tisch als es erneut an der Tür klopfte. „Ich komme“, rief Giles und öffnete die Tür. „Hallo Giles“, rief Willow fröhlich. „Willow, Oz, kommt doch herein. Ist das hier das Treffen der Hilfsjäger oder was?“ fragte Giles perplex. Willow sah Xander an. „Was machst du den hier?“ „Ich hab ... mit Giles geredet – über diese eine Sache.“ „Verstehe.“ „Willow, bist du noch sauer auf mich?“ „Irgendwie schon, aber ... ich kenne dich schon ein Leben lang und ich will dich als Freund nicht verlieren“, sprach Willow und sie umarmte Xander. „Danke, Willow.“ „Doch Sarah wird sicher noch einige Zeit brauchen um dir wieder so entgegen zu kommen wie früher.“ „Ich weiß. Das hat Giles mir auch gesagt“, sprach Xander. Willow lächelte. Und sie hoffte, das es Sarah – jetzt wo Angel wieder da war – auch leichter fiel Xander zu verzeihen.

Willow und Oz surften bei Giles im Internet. Xander sprach mit Giles. Es war eine gemütliche Runde als Sarah das Haus betrat. Sie hatte es sich schon längst abgewöhnt bei Giles anzuklopfen. Für einen Moment starrte sie Xander an. „Hallo Sarah“, rief Willow erfreut. Xander starrte Sarah an. Er zitterte leicht. Hoffentlich geht das gut, dachte Willow. „Ich ... ähm ... ich geh dann mal“, stammelte er als er den ernsten Blick der Jägerin sah.

Xander war schon auf den Weg zur Tür und an Sarah vorbei. „Xander, warte!“ sprach Sarah. Er drehte sich zu ihr um und sah sie nervös an. Sarah atmete einmal tief durch. Ihr war klar das Angel wollte, daß sie ihm noch eine Chance gab. Angel ist viel zu gutmütig, dachte Sarah. „Ich will nicht das du gehst.“ „Wirklich?“ fragte Xander erstaunt. Sarah nickte.

„Ich werde mich für mein Verhalten in der letzten Zeit sicher nicht entschuldigen. Dazu war das, was du getan hast, ein zu schwerwiegender Fehler.“ „Ich weiß. Und es tut mir leid“, sprach Xander aufrichtig. „Heißt das ... du verzeihst mir?“ fragte er hoffnungsvoll. „Noch kann ich dir das nicht verzeihen, aber ... ich bin auf den Weg dorthin. Wir sollten einfach versuchen wieder miteinander klar zu kommen.“ „Danke, Sarah“, sprach Xander lächelnd. Es war als hätte sie ihn mit diesen Worten eine große Last von den Schultern genommen.

„Das ist eine wirklich gute Nachricht, Sarah“, meinte Giles, der sich nun einmischte. „Ich bin froh das du dich in Einsicht übst.“ „Nun ... so von ungefähr kommt das nicht, Giles. Ich muß mit Ihnen sprechen. Es ist von aller größter Wichtigkeit.“ „Wie meinst du das?“ „Es gibt da eine Nachricht, die ich Ihnen erzählen muß. Es wird Ihnen nicht besonders gefallen.“ Giles kräuselte die Stirn. Etwas beschäftigte Sarah. Er sah Sarah in die Augen und sah das sie sogar sowas wie Angst hatte. Doch warum? Sarah hatte selten vor etwas Angst – und schon gar nicht vor ihm.

Willow wurde hellhörig. Sie wußte augenblicklich was Sarah Giles zu sagen hatte. Die Zeit für Sarahs Geständnis, daß sie Angel schon eine ganze Weile versteckte, war also gekommen. Willow sah Giles an. Sie ahnte, wie er reagieren würde. Angel hatte ihn gefoltert, er hatte Jenny getötet und Sarah hatte ihm auch noch verschwiegen das Angel wieder da war. Giles würde diese Nachricht nicht besonders gut aufnehmen.

Sarah warf ihrer besten Freundin einen Blick zu der Bände sprach. Willow verstand und stand auf. Sie kam an Sarahs Seite. Sarah brauchte bei diesem Geständnis Beistand. „Willst du es ihm wirklich sagen?“ fragte Willow leise. „Ja, ich muß es endlich tun. Er ist mein Wächter. Ich kann es Giles nicht ewig verschweigen. Er muß es erfahren. Die Zeit ist reif dafür.“ Willow nickte und verstand sofort.

„Worum geht es denn, Sarah?“ fragte Giles mißtrauisch. Sarah war nervös, daß erkannte er. Sie ahnte wie Giles‘ Reaktion auf Angels Rückkehr ausfallen würde, doch das wollte sie nicht wahrhaben. Willow legte ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter und nickte verständnisvoll. Das half Sarah. Es war endlich soweit. Giles würde nun die Wahrheit erfahren.

„Giles, erinnern Sie sich an unser Gespräch als ich Ihnen von meinen Traum über Angel erzählt habe? Der Traum, wo ich erzählt habe das Angel nach Sunnydale zurück gekommen ist? Das Angel wieder da ist?“ Giles nickte langsam. Er erinnerte sich nur zu gut daran. „Ja, ich erinnere mich. Weshalb fragst du?“ „Okay, hören Sie zu, Giles: Ich möchte das Ihnen klar ist, daß ich Sie nie belügen wollte ... aber die Situation hat es erfordert. Ich wußte nicht wie diese Sache ausgehen würde, deshalb hielt ich es für besser es Ihnen zu verschweigen.“ „Wovon redest du, Sarah?“ fragte Giles. Sarah schluckte schwer.

„Dieser ... Traum .... es war gar keiner. Ich hab Angels Rückkehr nie geträumt“, druckste Sarah herum. Wenn sie Giles erst einmal gesagt hatte, das Angel wieder da war, würde nichts mehr so sein wie früher. Dann stand die Wahrheit im Raum und sie mußte sich Giles‘ Vorwürfe anhören und seine Reaktion erleben. „Ich verstehe nicht ganz“, sprach Giles verwirrt. „Du meinst, dieser Traum war gar kein Traum.“ Sarah nickte. „Aber was war es dann?“ Sarah blickte Willow an. Diese nickte ihr aufmunternd zu.

„Es war die Realität. Ich haben Ihnen das erzählt was ich erlebt habe; was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Sie sagten damals, es sei nicht möglich, das Angel der Dämonendimension entfliehen kann; das überhaupt jemand dieser Dimension entfliehen kann. Sie haben sich getäuscht, Giles. Es ist möglich. Ich weiß es.“ „Was? Woher willst du das wissen?“ fragte Giles. Eine schreckliche Vorahnung machte sich in Giles‘ Körper breit. Er konnte nicht fassen was Sarah da sagte. Es konnte einfach nicht möglich sein. Doch Sarah sah ihm tapfer in die Augen und gestand: „Angel ist wieder da.“

Fassungslosigkeit breitete sich in Giles‘ Gesicht aus. Oz und Xander waren genauso schockiert wie Giles. Sie konnten nicht glauben was Sarah da sagte. „Angel ... ist zurück?“ fragte Giles schließlich leise. Sarah nickte. „Ja, er ist zurück.“ „Wie lange schon?“ Sarah verzog das Gesicht und murmelte: „Einige Wochen schon.“ „Einige Wochen? Sarah, du hast uns die ganze Zeit belogen.“ „Willow wußte es“, verteidigte sich Sarah hastig. Giles blickte das rothaarige Mädchen an. „Stimmt das?“ „Ja“, murmelte Willow. „Das glaube ich ja nicht“, murmelte Giles trocken.

„Willow, wie konntest du das tun?“ fragte Giles gekränkt. Er konnte nicht glauben was Sarah da wochenlang vor ihm geheim gehalten hatte. Das sein Schützling ihn belogen hatte war unerträglich für ihn. Er hatte geglaubt das ein inniges Vertrauensverhältnis zwischen Sarah und ihm herrschte. Und jetzt mußte er erkennen das sie ihm doch nicht so sehr vertraute wie er geglaubt hatte.

Nun mußte Giles erkennen das Xander mit seiner Behauptung recht gehabt hatte. Wenn es um Angel ging war Sarah blind und konnte nicht mehr rational denken. Er hatte ihr einen unsagbaren Schmerz zugefügt. Und Sarah war einfach bereit Angel alles blind zu verzeihen und zu vergeben. Er war wieder da und das war für Sarah Grund genug um alles, was geschehen war, zu vergessen. „Ich konnte es Ihnen nicht sagen“, sprach Sarah heftig. Sie fühlte sich in die Enge getrieben und hatte das drängende Gefühl sich verteidigen zu müssen.

„Angel war völlig verstört. Er war wie ein wildes Tier. Nicht einmal mich hat er am Anfang erkannt. Ich wußte nicht ob er zu sich selbst zurückfinden würde oder nicht. Außerdem hat er Jenny getötet und Sie gefoltert. Wie hätte ich Ihnen da sofort nach seiner Rückkehr die Wahrheit sagen sollen?“ rief Sarah verzweifelt. Giles‘ enttäuschter Blick tat ihr weh. Denn sie wußte, sie war dafür verantwortlich. Für den Schmerz, den Giles im Moment erlebte, war sie allein verantwortlich. Und das tat auch ihr weh.

„Du hast einen Killer versteckt“, mischte sich Xander lautstark ein. Er wußte, das er sich auf dünnen Eis bewegte. Aber er konnte seinen Mund einfach nicht halten. Jetzt war ihm auch klar warum Sarah plötzlich so bereitwillig wieder mit ihm sprach. Es lag an Angel. Und es lag daran das Angel wieder da war. Und das mißfiel ihm. „Du bist wohl nicht in der Position mir Vorwürfe zu machen“, konterte die Jägerin. „Er ist kein Killer“, fügte sie schnell hinzu. Diesen Vorwurf, ihr Angel sei ein Killer, würde sie nicht einfach so im Raum stehen lassen.

„Für wie lange? Bist du wieder mit ihm schläfst?“ fragte Xander herausfordernd. „Alexander Harris, halte dich da raus. Ich an deiner Stelle würde vorsichtig mit dem sein was du sagst. Du stehst auf sehr dünnen Eis. Außerdem wird es nie mehr so weit kommen. Ich bin mir meiner Verantwortung bewußt. Und Angel ist sich dessen auch bewußt.“ Sarah sah ihren Wächter an. „Giles, sagen Sie doch etwas! Bitte!“ flehte sie. Sie konnte ihrem Wächter ansehen das er vollkommen geschockt war.

„Ich weiß nicht was mich mehr enttäuscht“, meinte Giles so ruhig wie möglich. „Die Tatsache, das du mir Angels Rückkehr verschwiegen und mich somit belogen hast oder das du jetzt wieder zu ihm hältst; nach allem was geschehen ist.“ Sarah seufzte leise. „Giles, ich wollte Sie nie belügen, daß müssen Sie mir glauben. Aber ich ahnte wie Sie darauf reagieren würden. Ich konnte mir Ihre Reaktion denken und davor hatte ich Angst. Ich hielt es einfach für besser zu warten bis Angel sich erholt hat.“ Sarah schwieg einen Moment. Im Raum herrschte Stille.

„Angel hat schreckliches durchgemacht. Er wurde über Jahrhunderte gefoltert. Angel geht es jetzt wieder besser, falls es jemanden interessiert. Er wird zwar noch einige Tage brauchen bis er wieder vollkommen genesen ist, aber ... im Großen und Ganzen hat er sich ganz gut erholt.“ „Bist du wieder ... mit ihm zusammen?“ fragte Giles mit kühlen Tonfall. Er mußte das einfach wissen. „Nun ... ich ...“ Wie soll ich das nur erklären? fragte sich Sarah. Sie mußte Giles die Wahrheit darüber sagen und das würde sie auch. „Angel und ich brauchen Zeit um uns wieder näher zu kommen“, gestand sie deshalb. Anders konnte sie dieses momentane Verhältnis zu Angel auch nicht erklären.

„Aber du würdest wieder gerne“, stellte Giles fest. „Meine Gefühle zu ihm haben sich nicht verändert. Ja, ich liebe ihn noch. Giles, ich weiß das es falsch ist, aber ... ich kann nicht anders. Das zwischen Angel und mir ... diese tiefen Gefühle werden wohl immer da sein. Es wird jedoch nie mehr so weit kommen das Angel seine Seele wieder verliert“, versprach Sarah. „Allerdings ist dir vorzuwerfen das du mich belogen hast“, warf Giles ein. „Sie machen es sich wirklich einfach, Giles“, meinte Sarah scharf.

„Sie mußten nicht die Person, die Sie lieben, zur Hölle schicken – und das nur um die Welt zu retten. Ich mußte das tun. Ich mußte das schwerste Opfer meines Lebens bringen um meine Pflicht zu tun. Ich hab mich so schrecklich gefühlt und ich hab so gelitten darunter. Ich dachte, ich hätte Angel für immer verloren. Ich dachte, ich könnte niemals mit der Schuld leben die ich nach meiner Tat empfunden habe. Und dann kehrt er zurück und taucht wieder in meinen Leben auf. Wissen Sie den nicht was das für mich bedeutet? Es geht mir über alles. Nun kann ich wieder glücklich sein“, rief Sarah erregt.

Sie begegnete den eisigen Blick ihres Wächters. Sie wußte, das er Angel haßte, aber ... das er keinerlei Verständnis für sie aufbringen konnte – auf irgendeine Art und Weise – verletzte sie. „Ich heiße es trotzdem nicht gut“, sprach Giles ruhig. „Kannst du wirklich gewährleisten das Angel und du ...“ „Ja“, unterbrach Sarah ihren Wächter. „Ich hab es meiner Mom versprochen. Und ich halte die Versprechen, die ich meiner Mom gebe. Angel und mir bleibt nur die Nähe des anderen. Und ob ich wieder eine Beziehung mit ihm eingehe ... tut mir leid, Giles, aber das geht Sie wirklich nichts an.“ „Ich muß dir glauben. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig. Ich hoffe nur, du weißt was du tust.“ „Das weiß ich, Giles“, erwiderte Sarah.

„Ich wußte, das Sie so reagieren würden. Deshalb hab ich es auch so lange hinaus gezögert Ihnen von Angels Rückkehr zu erzählen“, murmelte Sarah. „Ich kann es dennoch nicht gutheißen. Ich kann nicht für die Anderen sprechen, aber ich für meinen Teil ... will ich nichts mehr mit Angel zu tun haben. Er hat mich gefoltert. Vielleicht kannst du das alles einfach so vergessen ... aber ich kann es nicht, Sarah“, meinte Giles mit starren Blick.

„Angelus ist eine ganz andere Persönlichkeit als Angel. Das haben Sie doch selbst gesagt. Und Angel ist noch immer sehr wichtig für mich. Er ist ein wichtiger Teil meines Lebens“, verteidigte Sarah ihren Vampirfreund. Sarah bemerkte auch die starren Mienen ihrer Freunde, daß bezog sich nicht nur auf Giles. Nur ... Willow hielt zu ihr und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Damit signalisierte sie ihrer besten Freundin das sich alles wieder einrenken würde. Sie mußte Giles nur etwas Zeit geben um das alles zu verstehen; um zu verstehen wie wichtig Angel für die Jägerin war.

Sarah seufzte und drehte sich traurig um. Sie öffnete die Tür und sprach: „Giles, Sie waren nicht Derjenige, der alles verloren hat. Das war ich. Ich hab viel mehr verloren als Sie. Es tut mir leid wenn ich nicht so handle wie ich es als Jägerin tun sollte. Aber ich hab immer zurück gesteckt und vieles für meine Pflicht geopfert. Ich habe den Mann, den ich liebe, für meine Pflicht geopfert. Jetzt handle ich einmal als Mensch, der nur ein bißchen glücklich sein will; der sich nach Glück sehnt. Habe ich den keines verdient?“ Und dann fiel die Tür hinter Sarah ins Schloß. Sie war gegangen. Giles sah ihr nach. Die Stimmung war bedrückt. Sarahs Freunde konnten es nicht glauben: Angel war nach Sunnydale zurück gekommen.

~ 2. ~

Sarah flüchtete zu Angel. Nur bei ihm bekam sie den Trost und die Geborgenheit, die sie sich jetzt wünschte. Bei ihm hatte sie immer das bekommen was sie brauchte. Doch als sie bei Angel ankam schlief dieser noch. Es war noch nicht dunkel und Sarah wollte ihn nicht wecken. Er brauchte die Kraft, die er im Schlaf sammelte. Deshalb weigerte sich Sarah ihn zu wecken; auch wenn es jetzt schön gewesen wäre seinen Trost zu bekommen.

Leise zog Sarah ihre Stiefel aus und setzte sich auf das Sofa. Sie zog die Beine an und ließ ihren Kopf auf die Knie sinken. Sarah schloß die Augen und versuchte abzuschalten. Sie versuchte für einen Moment die heftige Diskussion mit ihren Wächter zu vergessen; die Vorwürfe, die er ihr deutlich gemacht hatte – wegen Angels Rückkehr. Wie lange Sarah in dieser Haltung blieb konnte sie später nicht mehr sagen. Eine Hand auf ihrer Schulter holte Sarah aus ihrer Trance.

„Sarah, wie lange bist du schon hier?“ fragte Angel als sie den Kopf hob und ihre Augen denen von Angel begegneten. „Keine Ahnung“, sprach Sarah und sie sah das unter dem Vorhang keine kleinen Sonnenstrahlen mehr hervor blinzelten. „Oh ... es ist ja schon dunkel. Ich hab wirklich jegliches Zeitgefühl verloren.“ „Wieso hast du mich nicht geweckt?“ fragte Angel und er setzte sich zu ihr.

„Du bist noch nicht ganz gesund, Angel. Du brauchst deinen Schlaf um dich zu erholen und deshalb wollte ich dich nicht stören.“ „Was ist los, Sarah?“ fragte Angel, der sofort merkte das sie ziemlich durch den Wind war. Sie hat mit Giles gesprochen, dachte er. Und dieses Gespräch war offensichtlich nicht sehr gut gelaufen.

„Es ist alles so kompliziert, Angel“, meinte Sarah und sie sah ihn an. Angels Arm lag auf der Lehne der Couch. Seine Finger berührten ihr Haar. Zärtlich strich Angel über Sarahs Haar. Sarah schloß die Augen und genoß diese Berührung für einen Moment. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Angel spürte, das sie seinen Beistand brauchte. Und er wußte – genau wie Sarah – das sie beide Zeit brauchten um sich wieder näher zu kommen. Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert. Angel wußte woran das lag. Wir sollten darüber sprechen, dachte Angel besorgt. Sie mußten diese unausgesprochene Sache zwischen ihnen klären.

„Erzähl mir was los ist, Sarah“, bat Angel. Sarah hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Und er wurde sich der Verantwortung bewußt, die jetzt auf ihnen beiden lag. Nie mehr werde ich zulassen das es so weit kommt. Nie mehr laß ich zu das du noch einmal so verletzt wirst wie ich es getan habe, Sarah, dachte Angel. Bevor das geschah würde er freiwillig den Tod suchen - nur um Sarah zu beschützen.

„Ich hab es getan. Ich hab meiner Mom erzählt das du wieder in Sunnydale bist. Inzwischen weiß sie ja das ich die Jägerin bin.“ „Und es tut dir gut das sie es weiß. Die Heimlichtuerei muß nicht mehr sein.“ „Ja, es tut mir gut. Aber ... das ist Schnee von gestern.“ „Okay, wie hat sie die Nachricht meiner Rückkehr aufgenommen?“ „Sie war skeptisch. Aber sie glaubt mir das es zwischen uns nie mehr ... so weit kommen wird.“ „Das wird es nicht“, bestätigte Angel. „Wir wissen nun was passiert“, sprach Sarah. Es klang traurig. Sie würden sich nie mehr so nah sein. Doch wichtig war nur das Angel wieder da war und das es ihm gut ging.

Sarah lächelte tapfer. Sie mußte an eine positive Zukunft mit Angel denken. Sie mußte die schlechten Dinge der Vergangenheit vergessen. Sie zählten nicht mehr. „Nach meiner Mom bin ich zu Giles gegangen und hab es ihm erzählt. Er versteht es nicht, Angel.“ Angel zuckte zusammen. Er hatte Giles soviel genommen. Es war schwer mit der Erinnerung daran zu leben. „Sarah, seine Reaktion ist doch verständlich. Immerhin ... er hat viel durch mich verloren.“ „Aber das war nicht dein wahres Ich“, protestierte Sarah.

Angel lächelte nachsichtig. „Sarah, ich kann verstehen das du zu mir hältst, aber ... Giles ist dein Wächter. Du müßtest doch Verständnis für seine Reaktion haben.“ Sarah seufzte. „Du hältst zu mir weil da noch Gefühle sind. Und wenn Gefühle im Spiel sind ist es leichter zu verzeihen“, sprach Angel. „Natürlich kann ich Giles irgendwie verstehen. Aber er kennt mich. Und jeder der mich kennt weiß doch was du mir bedeutest.“ „Dann sag mir was ich dir bedeute“, sprach Angel mit einen sinnlichen Lächeln.

„Mußt du das wirklich fragen?“ seufzte Sarah. „Es ist viel zwischen uns passiert. Es hat sich etwas verändert. Ich hab dir sehr weh getan. Und ... da ist es doch möglich das deine Gefühle nicht mehr die Gleichen sind; das du nur noch hier bist weil du dich schuldig fühlst.“ „Angel, wie kannst du sowas nur denken?“ protestierte Sarah. „Es liegt im Bereich des Möglichen. Also sag mir wie ist es wirklich wenn ich mich täusche.“ „Du täuscht dich. Du weißt doch das ich dich liebe; das du mein Leben bist, Angel“, gestand Sarah.

Angel strich mit dem Finger zärtlich über ihre Wange. „Du bist einfach dazu bereit mir alles zu verzeihen. Woher nimmst du nur diese Kraft und diesen Mut?“ „Diese Kraft nehme ich von dir. Nur du schaffst es mir einen solchen Mut zu geben. Angel, kannst du mir verzeihen? Ich hab dich zur Hölle geschickt und dich somit zu ewigen Leid verdammt. Wie kannst du da noch wollen das ich in deiner Nähe bin?“ Angel lächelte und wischte somit ihre Angst – er könnte sie dafür hassen – einfach beiseite.

„Sarah, du weißt doch genau das du mein ein und alles bist. Du weißt doch das du alles bist was ich brauche. Wie kannst du da an meiner Liebe zweifeln?“ Sarah zuckte mit den Schultern. „Wir haben eine harte Zeit hinter uns – wir beide, Sarah. Und wir brauchen Zeit.“ „Denkst du ... wir haben trotzdem noch eine Chance?“ „Ich glaube daran. Wir sind dazu verdammt uns ewig zu lieben.“ Sarah nickte. Sie wußte, das er recht hatte.

„Du weißt, jetzt wo wir wissen was passiert, werden wir uns nie mehr so nah sein können.“ „Das ist mir klar, Angel! Aber ich will nicht auf dich verzichten. Es geht nicht. Ich hab dich einmal verloren ... ich will dich nicht wieder verlieren. Das könnte ich nicht verkraften“, gestand Sarah offen. Angel blickte sie ernst an. „Willst du darüber sprechen?“ „Worüber?“ „Ich denke, du weißt worüber.“ Sarah seufzte schwermütig. „Ich ... Angel, ich kann nicht.“ „Doch, du kannst. Wir müssen das aus der Welt räumen. Ansonsten wird es für immer ungesagt bleiben. Sarah, du hattest doch gar keine andere Wahl“, sprach Angel einfühlsam.

Sarah sprang auf. „Angel, als ich dich zur Hölle schickte zerbrach etwas in mir. Etwas starb in diesem Moment. Ich habe mich so schuldig gefühlt. Jede Nacht hab ich mich in den Schlaf geweint. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen, nicht mehr essen, nicht mehr richtig denken. Es war grausam. Ich konnte einfach nicht vergessen. Ich konnte dich nicht loslassen. Der Schmerz war einfach zu groß. Es tat so weh.“ Sarah sah Angel an.

„Und dann diese Schuld, die ich fühlte. Ich wünschte mir damals so sehr mit dir gestorben zu sein. Ich wollte nicht mehr. Und ich wollte auch von meiner Pflicht nichts mehr wissen. Denn wegen meiner Pflicht mußte ich dieses Verbrechen an dir begehen. Ich hatte das Gefühl total allein zu sein. Ich fühlte mich so einsam. Mit deinen Tod zerbrach meine Welt. Für mich hatte alles keinen Sinn mehr und ich haute ab. Ich ließ Sunnydale hinter mir in der Hoffnung so schneller vergessen zu können. Doch ich schaffte es nicht.“ „Ich weiß“, sprach Angel ruhig.

„Woher?“ fragte Sarah ungläubig. „Giles hat dir von der Legende erzählt, nehme ich an. Von der Legende, das ein Dämon aus der Hölle mit seiner Liebsten gedanklichen Kontakt aufnehmen kann wenn er sie nur tief genug liebt. Erinnere dich an deinen Traum am Strand. Der Traum, wo ich dir geraten habe zurückzugehen“, sprach Angel. „Das warst wirklich du?“ fragte Sarah überrascht. Angel nickte.

„Ja, ich fühlte wie einsam du warst; wie schuldig du dich fühltest. Und ich spürte das du alles hinter dir lassen wolltest. Also riet ich dir zurückzugehen und dich deinem Schmerz zu stellen. Ich wußte, du würdest auf mich hören.“ „Angeber“, kommentierte Sarah, doch sie wurde sofort wieder ernst. „Warum ... warst du dann in meinen Träumen so hart zu mir? So kalt?“ „Nicht jeder Traum und jede Vision stammte von mir. Die Träume, wo wir wieder zusammen und glücklich waren, stammten von mir. Und der Traum in meiner Wohnung.“ „Wo du mich getröstet hast“, stellte Sarah fest.

„Ja.“ „Das heißt, die Träume wo du mich verachtet hast ...“ „... Stammten aus deiner Schuld. Du hast dich selbst verurteilt für das was du getan hast. Und deshalb hast du geträumt das ich dich verabscheue.“ „Was ... was ist mit dem Traum wo du ... gefoltert wurdest?“ Angel schloß gequält die Augen. „Es tut mir so leid, Sarah. Ich wollte nicht das du das jemals siehst.“ „Du warst also diese ganze Zeit bei mir? Jedenfalls zum Teil?“ Angel nickte. Aus Sarahs Augen lösten sich stumme Tränen.

„Sarah, weine jetzt bloß nicht. Du weißt genau, daß ich das nicht gerne sehe. Ich bin wieder da. Und ist das nicht das Einzige, daß zählt?“ „Natürlich. Du bist wieder da. Nur das ist wichtig, Angel“, flüsterte Sarah. Angel lächelte und strich Sarah die Tränen aus dem Gesicht. Sarah sah zu ihm hoch. Sie mußte ihn fragen. Vielleicht wußte er die Antwort auf die Frage, die sie so beschäftigte. „Wie konntest du zurückkehren, Angel?“ fragte Sarah.

„Ich weiß es nicht“, gestand Angel ehrlich. „Aber ... du mußt es doch wissen“, stammelte Sarah verwirrt. Angel schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß es nicht. Ich weiß nur noch ... das sich vor mir plötzlich dieses Tor öffnete und ich hindurch fiel. Und dann stellte ich fest das ich wieder in Sunnydale bin. Ich hab keine Ahnung was oder wer mich zurück geholt hat. Um ehrlich zu sein ... ich will es gar nicht wissen.“ „Du hast recht. Diese Frage quält mich nur umsonst.“ „Vergiß es, Sarah! Ich bin zurück.“ „Angel, wie ... wie konntest du die Folter in der Hölle überstehen?“ fragte Sarah zaghaft nach.

Angel seufzte. „Wieso willst du dich damit quälen?“ „Weil ich Antworten auf meine Fragen will.“ „Okay“, sprach Angel. „Aber es wird nicht angenehm für dich.“ „Ich will es hören“, meinte Sarah aufrichtig. „Sarah, als ich meine Seele zurück bekam wußte ich im ersten Moment nicht was geschehen war. Ich sah, daß du verletzt warst und fragte mich woher diese Verletzung kam. In der Hölle erinnerte ich mich an alles was ich getan hatte. Und es tat mir so weh wie nichts zuvor in meinen Leben. Ich fühlte mich so mies und schuldig“, erzählte Angel.

„Mir wurde klar warum du mich zu ewigen Leid verdammt hast; warum du dieses Opfer bringen mußtest. Ich war dir nie böse weil du mich zur Hölle geschickt hast. Ich wußte, du hattest einen wichtigen Grund dies zu tun. Als du mir das Schwert in die Brust gerammt hast und ich in die Hölle gezogen wurde, da wußte ich, ich mußte zu dir zurückkommen. Ich klammerte mich an dich; an unsere  Liebe und das war der einzige Grund warum ich in der Hölle nicht zusammen gebrochen bin. Ich suchte verzweifelt nach einen Weg zu dir zurückzukommen. Ich wollte zu dir zurück. Ich wußte, das du es tun mußtest; das du keine andere Wahl gehabt hast“, erzählte Angel und er sah Sarah dabei ernst an.

„Deshalb konnte ich dir auch nicht verzeihen.“ „Ich verstehe nicht“, murmelte Sarah verwirrt. „Es gab nichts was ich dir verzeihen mußte. Ich wußte, du hattest keine Wahl. Du mußtest es tun. Ich wollte nur zu dir zurück. Und aus diesem Grund ließ die Erinnerung an dich mich auch nicht los. Du kannst mir glauben das es die sprichwörtliche Hölle für mich war. Ich hätte niemals gedacht das solch grausame Schmerzen wirklich existieren.“ Sarah zuckte bei seinen Worten zusammen. 

Es tat ihr weh das zu hören. Das lag sicher auch daran das sie gesehen hatte was Angel durchgemacht hatte. Dieser Traum – über seine Folter – hatte ihr unendlich zugesetzt. Wenn sie die Augen schloß konnte sie noch immer sehen wie er gefoltert wurde; konnte sie noch immer hören wie er verzweifelt ihren Namen schrie. Es tat ihr so weh. Angel wußte das. Und er würde er niemals die Details erzählen. Die Details würden sie nicht mehr loslassen. Es reichte, wenn sie sich ein ungefährliches Bild von dem machte was ihm widerfahren war. Er wollte nicht das sie tiefer sah. Den Sarah würde dann schwer daran zu knabbern haben was sie sah. Sie würde es nur schwer verkraften können und sich die Schuld für Angels Leid geben.

„Weißt du, Sarah, nur meine Liebe zu dir verhinderte das ich aufgab. Ich ertrug alle Schmerzen, die man mir zugefügt hatte, mit soviel Stolz wie ich ihn noch aufbringen konnte. Aber es gab einen Schmerz, der mich verzweifeln ließ. Der Schmerz von dir getrennt zu sein und mit dem klarkommen zu müssen was ich dir angetan habe. Irgendwann gelang es mir dir den Traum mit dem Strand zu schicken. Wie du flüchtete ich mich in einer ruhigen Sekunde in meine Träume“, sprach Angel. Aufmerksam hörte Sarah ihm zu.

„Und in meinen Träumen spürte ich deine Verzweiflung; deine Einsamkeit. Ich spürte in meiner Seele wie du gelitten hast. Dein Schmerz, deine Tränen, sie waren überdeutlich für mich. Und ich litt mit dir, Sarah. Alleine deswegen wollte ich zurück. Ich sehnte mich so sehr nach dir. Ich wollte nicht das du traurig bist; das du so weinst. Das war nicht die Sarah in die ich mich verliebt hatte. Selbst in der grausamsten Stunde war ich dir nicht böse; selbst da haßte ich dich nicht, daß kannst du mir glauben, Sarah. Du warst das Einzige, das mich dort am Leben erhielt.“ Angel ließ seine Worte ausklingen; gab Sarah Zeit ihre Bedeutung zu verstehen.

„Ich suchte nach einen Weg nach Sunnydale zurück zu kommen. Doch es war ein schier unmögliches Unterfangen. Man hat mich davor gewarnt mit dem Feuer zu spielen. Ansonsten würde ich eine grausame Strafe erwarten. Doch das war mir egal. Ich wollte zu dir zurück und ich war bereit alles dafür auf mich zu nehmen. Man sagte mir, daß alles anders sein würde ... sollte ich es wirklich schaffen zu fliehen. Man warnte mich vor Konsequenzen.“ „Welche Konsequenzen?“ fragte Sarah verwundert.

„Ich war wirklich schon soweit die Hoffnung aufzugeben dich jemals wiederzusehen. Doch dann öffnete sich direkt vor meinen Augen dieses Tor und der Strudel brachte mich hierher zurück. Doch hier wurde mir plötzlich klar das ich diese Zeit in der Hölle nicht einfach so hinter mir lassen konnte. Ich konnte nicht vergessen was ich durchgemacht hatte. Du fandest mich als verstörtes, wildes Tier vor. Die Qual über meine Zeit in der Hölle war stärker als mein Wille zu mir selbst zu finden. Ich sah dich, ich hörte dich – ja, ich wußte wer du warst – doch ich kam einfach nicht zu dir durch. Ich schaffte es nicht meine eigenen seelischen Schmerzen zu überwinden und deshalb warst du auf einmal nicht mehr als eine Fremde für mich. Und mir wurde klar das dies die Konsequenzen waren vor denen man mich gewarnt hatte.“ „Verstehe“, murmelte Sarah.

„Doch du wußtest wer ich war?“ erkundigte sie sich. „Ja, tief in mir wußte ich es. Da war das Feuer meiner Liebe noch nicht erloschen. Doch die Qualen waren stärker als das. Und so hattest du den Anschein, das ich dich nicht mehr kannte. Ich mußte das Tier in mir besiegen oder du wärst verloren gewesen.“ „Doch wie konntest du das plötzlich schaffen? Woher wußtest du, daß ich in Gefahr bin?“ fragte Sarah irritiert. „Ich spürte es. Ich spürte, du warst in Gefahr. Und ich wußte augenblicklich das ich keine Wahl hatte. Ich mußte mich zusammen reißen; die Qualen hinter mir lassen um dich zu retten. Ich kämpfte gegen mich selbst und ich siegte. Ich ließ die Wildheit hinter mir und riß mich los.“ „Aber wie ...“, stammelte Sarah.

„Ich fühlte, daß du in großer Gefahr warst. Also mußte ich über das hinwegkommen was geschehen war. Und ich tat es. Ich konnte nicht zulassen das dir etwas passiert.“ „Wie hast du mich gefunden? Woher wußtest du wo ich bin?“ „Ich hab einmal gesagt, ich werde dich finden - egal wo du bist. Es ist nicht wichtig wie ich dich fand. Ich sah in welchem Bedrängnis du warst und ich wurde rasend vor Wut.“ „Das habe ich gesehen“, sprach Sarah. „Ich konnte doch nicht zulassen das mir dieser Kerl das Wichtigste in meinen Leben nimmt.“ „Und was ist das?“ fragte Sarah unschuldig, obwohl sie die Antwort schon kannte.

„Das bist du, Sarah. Ich laß nicht zu das dir jemand weh tut. Und wenn es doch jemand tut hat er mit meinen Zorn zu rechnen. Doch es gab ein Wesen vor dem konnte ich dich nicht beschützen.“ „Du meinst dein altes Ich?“ „Der Dämon in mir“, sprach Angel betrübt. „Ich konnte dich nicht vor mir selbst schützen. Es tut mir so leid, Sarah. Ich hab dir so sehr weh getan; hab dir soviel Kummer bereitet und du ... du hältst trotzdem zu mir.“ Sarah schenkte ihm ein warmes, liebevolles Lächeln.

Sie war einfach zu glücklich um noch etwas sagen zu können; um das, was sie momentan fühlte, in Worte fassen zu können. Sarah und Angel sahen sich an. „Sarah, gib dir nicht die Schuld an dem was passiert ist. Du bist die Jägerin. Du hattest einfach keine andere Wahl. Das verstehe ich.“ „Und was passiert jetzt mit uns?“ fragte Sarah. „Wir werden einen Weg finden zusammen zu bleiben. Wir gehören zusammen, Sarah.“ „Ich weiß. Aber ... Angel, willst du mich wirklich noch?“ fragte Sarah zweifelnd.

„Sarah, ich liebe doch noch immer. Ich hab nie damit aufgehört. Noch nie liebte ich jemanden so sehr wie dich. Und genau aus diesem Grund ist unsere Liebe so tragisch. Aber daran sollten wir nicht denken. Wir sind wieder vereint und das sollte das Einzige sein, daß für uns von Bedeutung ist. Wir brauchen aber auch Zeit um uns wieder näher zu kommen.“ „Ich weiß. Du hast ja so recht, Angel. Ich hab versucht ohne dich zu leben. Aber es war so schwer. Ich weiß nun das ich für mein Glück nur dich brauche.“ Angel lächelte sie zärtlich an und seine Lippen streiften hauchzart ihre Stirn.

Sarah blickte auf ihre Hand. Der Ring war weg. Er war verschwunden. Sie seufzte schwermütig. „Sarah, woran denkst du?“ „Ich hab ... deinen Claddagh-Ring hier abgelegt um dich endlich loszulassen. Ich dachte, es wäre besser so. Aber der Ring ist jetzt weg. Ich hab ihn verloren. Ich dachte wirklich wenn ich von dir Abschied nehme und den Ring hier ablege wird es leichter für mich.“ „Der Ring ist nicht weg“, fiel Angel ihr ins Wort und holte den Ring aus seiner Hosentasche heraus.

Es war der Ring, den er Sarah einst geschenkt hatte. Sarah starrte darauf. „Woher ... woher hast du den?“ Angel streifte ihr den Ring erneut wieder so über den Finger, das jeder wußte, dieses Mädchen gehörte schon zu jemanden. Er tat es so wie es in seiner Heimat Brauch war. „Ich fand ihn hier am Boden. Ich wußte, der Tag würde kommen an dem ich ihn dir wieder geben kann.“ „Oh Angel“, sprach Sarah gerührt. „Trägst du deinen Ring noch?“ fragte sie leise. Angel nickte und zeigte ihr seine Hand. Da glitzerte der silberne Ring wie es sich gehörte. „Ich gehöre noch immer zu dir. Und das wird sich nie ändern.“ Sarah lächelte. „Ich dachte wirklich, ich hätte dich für immer verloren. Es ist ... wie ein Traum“, sprach Sarah und sie sah in Angels dunkle Augen.

„Dann träumen wir diesen Traum gemeinsam“, schlug Angel vor. „Doch ich verspreche dir ... ich werde dich nie mehr verlassen.“ Sarah strahlte ihn glücklich an. Er liebte sie noch immer und er war weiter für sie da. Das war das Schönste was es für sie gab. Nun würde sie nichts mehr von Angel trennen können. „Ich liebe dich, Angel“, flüsterte sie. „Ich liebe dich auch.“ Und ihre Wiedervereinigung besiegelten sie mit einen zärtlichen Kuss.

Es war ein Versprechen Angels. Nie mehr würde er gehen. Er würde bei ihr bleiben. Sie waren wieder vereint, doch ihre Liebe war nach wie vor tragisch. Daran dachten sie jedoch nicht mehr. Angel war wieder gesund und ihre Liebe war nicht erloschen. Im Gegenteil: Sie schien stärker geworden zu sein. Doch in den nächsten Wochen würde eine sehr schwere Zeit auf die beiden Liebenden zukommen. Es gab neue Feinde, die es zu besiegen galt ...

~ 3. ~

Giles hatte ein neues Quartier gefunden. Es ging ihm auf die Nerven das die Gang immer nur in seinen Haus herumhing. Er wollte ein wenig Ruhe von ihnen - wenn es möglich war. Deshalb hatte er den Zauberladen in der Stadt übernommen. Der letzte Besitzer war getötet worden und Giles hatte gesehen das dieser Laden tatsächlich viel Gewinn abwarf. Er hatte ihn gekauft und gemeinsam mit Xander und Oz neu renoviert. Im hinteren Bereich des Lagers hatte er einen Trainingsraum für Sarah eingerichtet, obwohl es noch immer diese Spannungen zwischen ihnen gab. Giles konnte sich nur schwer damit abfinden das Angel wieder da war und Sarah erneut zu ihm hielt.

Angel war wieder völlig gesund und wieder bei vollen Kräften. Er hatte sich endlich von seinen Qualen erholt. Und darüber war Sarah sehr froh. An der Tür der Summers klingelte es als Sarah die Treppe hinunterlief. „Ich geh schon, Mom“, rief Sarah und riß im selben Moment die Tür auf. Mit einen strahlenden Lächeln begrüßte sie Angel. „Komme ich zu spät?“ fragte er. „Nein, du bist doch immer pünktlich, Angel.“ Unbewegt stand Angel vor der Tür. Wissend sah er Sarah an.

„Oh ja ... wir haben die Einladung ja rückgängig gemacht“, sprach Sarah. Sie würde ihn gerne einladen, aber das Haus gehörte ihrer Mom. Sie konnte das nicht mehr einfach so entscheiden. Ihre Mutter wußte jetzt über alles Bescheid und ob sie Angel wirklich ins Haus lassen würde? Darüber konnte sich Sarah keine Gedanken mehr machen denn Joyce kam aus der Küche um nachzusehen wer da gekommen war.

Mit ernster Miene sah sie Angel an. Sie mußte sich wohl daran gewöhnen das sich Sarah wieder mit dem Vampir traf. Sarah warf ihrer Mutter einen flehenden Blick zu. „Mom, darf er reinkommen?“ Joyce seufzte. „Ja, natürlich.“ „Danke, Mom“, sprach Sarah und sie sah Angel an. „Komm rein, Angel.“ Die unsichtbare Mauer schien zu verschwinden und Angel betrat das Haus. Sarah schloß die Tür hinter ihm.

„Guten Abend, Mrs. Summers.“ „Guten Abend, Angel“, erwiderte Joyce den Gruß etwas distanziert. Sarah mußte schmunzeln. Angel war wohl der höflichste Vampir, den es überhaupt gab. „Wir können gleich gehen. Ich hole nur schnell meinen Jagdbeutel“, sprach Sarah und sie lief die Treppe hinauf.

Joyce sah Angel an. „Nun ... Sarah erzählte mir, daß es Ihnen wieder besser geht.“ Angel nickte. „Ja, ich hab mich erholt.“ „Angel, hören Sie, ich denke Sie wissen das ich es nicht sehr billige das Sie sich wieder mit meiner Tochter treffen. Aber ich weiß wieviel es Sarah bedeutet Sie wieder in ihrem Leben zu haben. Ich hoffe allerdings, das Sie diesmal wissen wie weit Sie gehen können.“ „Das weiß ich. Ich würde lieber sterben als das ich Sarah noch einmal einen solchen Schmerz zufüge, daß können Sie mir glauben.“ Joyce nickte und sie glaubte ihm. Man konnte Angel ansehen wie sehr er Sarah liebte. Bevor sie noch etwas sagen konnte kam Sarah die Treppe herunter. „Bis morgen dann, Mom.“ „Paß auf dich auf“, sprach Joyce und küßte ihre Tochter auf die Wange. „Ich hab ja Angel bei mir. Da kann mir gar nichts passieren. Ich hab den besten Bodyguard, den es gibt“, meinte Sarah und verließ mit Angel das Haus.

„Deine Mutter ist sehr skeptisch“, bemerkte Angel. „Ich hab dich vorgewarnt das es nicht einfach werden wird. Angel, bevor wir auf Patrouille gehen müssen wir in die Stadt“, begann Sarah zögernd. „Wieso?“ „Ich muß noch zu Giles. Er sagte mir, daß ich bei ihm vorbeischauen muß. Und da wir die Bibliothek verlassen mußten ... hat Giles jetzt einen neuen Belagerungsort gefunden. Giles hat den Zauberladen gekauft und übernommen. Er heißt jetzt Magic Box und Giles ist der Besitzer.“ Angel zuckte fast unmerklich zusammen. Die Erwähnung von Giles schmerzte ihn.

Seit er Giles gefoltert hatte war er ihm nicht mehr begegnet. Er fühlte sich so schuldig. Er hatte Giles soviel genommen. Und das hatte der Wächter weder vergessen noch verziehen. „Dann ist es besser wenn du allein gehst. Wir können uns nachher am Friedhof treffen. Ich werde dort auf dich warten.“ Sarah hatte das erwartet und hinderte Angel daran einfach zu verschwinden. Das tat er gelegentlich ja mal gerne. Sie hielt ihn am Arm fest. „Du kommst mit“, beschloß Sarah einfach.

„Sarah, ich halte das für keine gute Idee“, erwiderte Angel. „Ich schon. Du gehörst zu meinen Leben, Angel. Daran müssen sich die Anderen gewöhnen. Nun sei kein Feigling, Angel. Irgendwann wirst du dich den anderen stellen müssen. Du wirst dich dem stellen müssen was mit ihnen passiert ist. So wie ich den Mut gefunden habe – durch dich – zurück zu kommen, mußt du Giles und den anderen auch einmal gegenübertreten.“ „Von wem hast du das denn?“ „Von dir. Vielleicht solltest du mit deinen gutgemeinten Ratschlägen etwas hinterm Berg halten. Du weißt doch, ich höre auf dich.“ Angel lächelte und gab nach. Sarah nahm sich die Ratschläge, die er ihr gab, wirklich zu Herzen. Es war klar das sie eines Tages seine eigenen Ratschläge gegen ihn benutzen würde.

Schließlich standen sie vor der Tür zum Zauberladen. Sarah lächelte Angel aufmunternd zu und stieß die Tür auf. Die Glocke über der Tür klingelte und signalisierte Giles, daß ein neuer Kunde gekommen war. „Hi Leute“, rief Sarah gut gelaunt. Ihre Freunde saßen am großen Tisch und tranken Kaffee, so wie es aussah. „Giles, sie ist da“, rief Xander. Im selben Moment fiel ihm jedoch der Kinnladen hinunter. Fassungslos starrte er auf Angel. Es stimmte wirklich: Der Kerl war wieder da.

„Mit Begleitung“, flüsterte Xander schockiert. Xanders Reaktion hatte Sarah schon erwartet. Seine Reserviertheit war keine Überraschung. Damit hatte Sarah gerechnet. Oz verhielt sich auch jetzt nicht anders als sonst. Er war vollkommen still und nickte nur um Angels Anwesenheit zu kommentieren. Willow entkam ein Lächeln. Sie sah Sarah an und wußte, die Jägerin war wieder glücklich.

„Angel, es ist schön zu sehen das es dir wieder besser geht“, meinte Willow. „Willkommen zurück“, sprach sie. „Danke, Willow“, erwiderte Angel verblüfft. Er blickte Sarah an. Sie lächelte ihn an und zuckte mit den Schultern. „Sarah, gut das du ...“, rief Giles von hinten und er kam aus ihrem Trainingsraum. Die Stimme blieb ihm regelrecht im Hals stecken als er Angel erblickte. Jetzt wird es ungemütlich, dachte Sarah besorgt. Der Blick des Wächters verfinsterte sich und seine Ablehnung Angel gegenüber war sofort deutlich zu sehen.

„Was macht er hier?“ fragte Giles eisig. „Giles“, seufzte Sarah. „Sie haben mich herbestellt. Und da Angel mich auf meiner Patrouille wieder begleitet hab ich ihn mitgenommen. Außerdem muß er doch wissen wo ich bin wenn er mich mal nicht findet und etwas wichtiges passiert.“ „Sarah, manchmal hast du das Taktgefühl eines Elefanten im Porzellanladen“, kommentierte Xander. Wütend funkelten die Augen der Jägerin den Jungen an. Xander verstand den Blick und hielt den Mund.

„Ich warte draußen auf dich. Ich will nicht das du meinetwegen mit deinen Freunden streitest“, sprach Angel und er hatte sich schon umgedreht. „Angel, du bleibst hier“, befahl Sarah und sie hielt ihn am Arm fest. „Du bleibst“, entschied sie einfach über seinen Kopf hinweg. Sarah sah ihren Wächter an. „Giles, ich kann Angel doch nicht immer draußen warten lassen wenn wir etwas zu besprechen haben. Er gehört zu meinen Leben. Bitte akzeptieren Sie das“, sprach Sarah. „Also, was wollten Sie mit mir besprechen?“ wechselte die Jägerin das Thema damit Angel diesen derartigen Hass nicht länger ausgesetzt war.

Sie sah ihm an das er sich sehr unwohl fühlte. Angel ließ seine Augen über die Regale gleiten. Sarah konnte spüren, daß er sich wünschte so schnell wie möglich aus dem Laden zu kommen. Deshalb beeilte sich Sarah. „Nun ... es ist anzunehmen das heute Nacht zwei neue Vampire aus ihren Gräbern steigen werden. Sie heißen Chris Harting und Mona Lee. Sie waren beide blutleer und hatten Bißwunden am Hals.“ „Verstehe. Angel und ich werden uns darum kümmern. Ist das alles?“ „Ja.“ „Okay, dann bin ich jetzt weg“, meinte Sarah und sie schob Angel Richtung Tür. Er war sehr froh darüber das sie endlich den Zauberladen verließen.

Die Gräber lagen nebeneinander. Angel und die Jägerin saßen den Gräbern gegenüber – auf einer niederen Mauer und beobachteten die Gräber. Es herrschte Schweigen zwischen ihnen. Angel war – seit sie Giles‘ Laden verlassen hatten – total in sich gekehrt und hatte kein einziges Wort gesagt. Die Stille am Friedhof war richtig unheimlich. Doch Sarah hatte sich schon längst daran gewöhnt. Schließlich war es auch Sarah, die das Schweigen brach.

„Es tut mir leid, Angel.“ „Was tut dir leid?“ fragte er. „Das Giles so abweisend zu dir war; das er dir mit einen derartigen Hass begegnet ist.“ „Es ist verständlich“, murmelte Angel. „Trotzdem hätte er nicht so reagieren dürfen. Wenn ich dir verziehen habe wird er das wohl auch können.“ „Jetzt redest du Unsinn, Sarah. Du liebst mich. Und wenn man liebt kann man leichter verzeihen. Die Sache mit Giles ist anders. Ich bezweifle, daß er genauso fühlt wie du.“ „Wirklich sehr komisch“, kommentierte Sarah. „Weißt du, Angel, du hast echt einen schwarzen Humor. Vorausgesetzt, er kommt mal durch; was bei dir sehr selten ist.“ „Was heißt das denn?“ fragte Angel. „Das du ... nicht gerade der humorvollste Typ auf Erden bist.“ „Herzlichen Dank.“ „Aber mich stört das nicht“, sprach Sarah versöhnlich.

„Ich bin glücklich wenn ich nur in deiner Nähe sein kann.“ Angel lächelte und legte seinen Arm um Sarah. „Ich bin auch froh in deiner Nähe sein zu dürfen.“ „Ich finde es trotzdem sehr schade das Giles so abweisend zu dir ist.“ „Gib ihm Zeit, Sarah. Er braucht jetzt Zeit um sich zu beruhigen. Er hat schlimmes durchgemacht.“ „Und ich? Ich hab doch mehr gelitten wie er“, sprach Sarah. Angel schüttelte langsam den Kopf.

„Das würde ich nicht sagen. Einen geliebten Menschen zu verlieren tut immer weh. Versuch ihn doch zu verstehen. Ihr habt beide einen großen Schmerz verspürt. Doch jeder auf seine eigene Art und Weise – und anders. Erkläre Giles doch einfach warum dir unser Zusammensein so wichtig ist. Dann versteht er dich vielleicht leichter. Tue es sachlich und ernst. Es nützt weder dir noch ihm etwas wenn ihr euch gegenseitig anschreit. Giles wird es helfen, glaub mir. Vergiß niemals was er durch mich verloren hat. Er hat genauso gelitten wie du.“ „Das war Angelus, der ihm das angetan hat und nicht du.“ „Sarah, tue es! Rede mit ihm. Versprich mir, daß du es so schnell wie möglich tust.“ „Ich verspreche es dir“, sprach Sarah. Angels Blick glitt zu den Gräber. „Wir kriegen Besuch. Unsere Freunde scheinen es nicht mehr so bequem in ihren Särgen zu finden“, sprach Angel und er glitt von der Mauer.

Sarah verstand die Worte und glitt ebenfalls von der Mauer. Sie öffnete ihren Jagdbeutel. „Bist du sicher, daß du für einen Kampf schon fit genug bist?“ erkundigte sich Sarah besorgt. „Natürlich, Sarah. Ich hatte lang genug Zeit mich zu erholen. Es geht mir wirklich wieder gut. Außerdem hatte ich eine gute Pflegerin, die sich um mich gekümmert hat.“ „Oh nein“, widersprach Sarah. „Das bin ich ganz und gar nicht.“ „Sarah, eines möchte ich gerne von dir wissen.“ „Und was?“ fragte Sarah als sie Angel einen Holzpflock reichte und sich ebenfalls einen aus dem Jagdbeutel holte.

„In jener Nacht – als ich wieder zu mir selbst fand und dich bat bei mir zu bleiben – wieso hast du über mich gewacht ohne selbst zu schlafen?“ Sarah lächelte. „Weil du mich darum gebeten hast und ich gerne etwas für dich tue.“ „Sei ehrlich: Für wen hast du es getan? Für dich oder für mich?“ „Für uns beide“, antwortete Sarah ihm ehrlich. Ihr Blick glitt zu den Gräbern. Die beiden Jugendlichen hatten sich ausgegraben. Sarah und Angel sahen sich an und wortlos wußten sie beide wie sie vorgehen würden.

Angel kümmerte sich um den Vampir während sich Sarah mit dessen Freundin beschäftigte. „Wer bist du den?“ fauchte die Vampirin als sich Sarah breitbeinig vor sie hinstellte und ihr somit den Weg versperrte das nächtliche Sunnydale unsicher zu machen. „Ich bin Sarah, die Jägerin. Und, um ehrlich zu sein, bin ich noch am Leben. Was man von dir nicht unbedingt behaupten kann.“ „Was zum Henker ist eine Jägerin?“ fauchte die Vampirin. Sarah lächelte nachsichtig. „Ich mach euch Untoten das Leben schwer indem ich euch zu Staub verwandle. Warte, ich zeige es dir“, erwiderte die Jägerin und trat der Vampirin hart ins Gesicht.

Die Vampirin stolperte und knurrte wütend. Sie fuhr ihre Krallen aus und stürzte sich auf Sarah. Doch Sarah hatte das erwartet und wich einfach aus. Sie täuschte einen Angriff von links vor, kam jedoch in Wirklichkeit von rechts. Sarahs Blick glitt kurz zu Angel. Sie mußte sich einfach vergewissern das er klar kam und sich wirklich erholt hatte. Doch ihre Sorgen waren unbegründet. Angel kam ganz gut alleine klar und er hatte auch keine Schwierigkeiten.

Er trat dem Vampir in den Magen und warf ihn gegen einen Grabstein. Der Vampir prallte hart dagegen und fiel zu Boden. Wütend knurrte er Angel an und rappelte sich hoch um sich auf Angel zu stürzen. Angel streckte einfach die Hand aus und der Vampir lief genau in die Spitze hinein. Die Spitze bohrte sich in das untote Herz und der Vampir zerfiel zu einen Ascheregen, der sich teilweise auf Angel ausbreitete. Seufzend klopfte sich Angel den Staub von der Jacke.

„Das war mein Freund“, rief die Vampirin entrüstet. „Ach, du sehnst dich nach ihm?“ spottete Sarah. „Da kann ich nachhelfen. Ich schicke dich sofort zu ihm.“ Sie schlug der Vampirin hart ins Gesicht und trieb ihr den Holzpflock ins Herz. Die Vampirin stöhnte kurz auf und wurde zu einen Häufchen Staub. „Alles okay, Angel?“ fragte Sarah. Er lächelte sie zärtlich an. „Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen. Es geht mir wirklich gut.“ „Ich werde mir immer Sorgen um dich machen.“ „Das beruht auf Gegenseitigkeit“, erklärte Angel ihr.

Gemeinsam gingen sie die übliche Route von Sarah ab und vernichteten in dieser Nacht noch drei nicht all zu kluge Vampire. Alles in allem war es aber ziemlich ruhig in Sunnydale und nichts besonderes geschah mehr. Ihre Wege trennten sich am alten Autokino. Angel mußte dort abbiegen um zur Hauptmann Gruft zu kommen. Die Sonne ging bald auf und Sarah brauchte auch noch ein paar Stunden Schlaf. Sarah konnte mit einen glücklichen Lächeln auf den Lippen einschlafen. Ihr Leben verlief wieder so wie sie sich das gewünscht hatte.

Am nächsten Morgen traf Sarah ihre Freunde in Giles‘ Laden. „Die beiden Vampire sind erledigt“, meinte Sarah als Begrüßung. „Das ist gut“, murmelte Giles nur. Sarah sah ihre Freunde an. „Leute, könntet ihr mich bitte mit Giles allein lassen? Ich muß etwas mit ihm besprechen. Etwas privates“, sprach sie. „Klar“, meinte Willow. Gemeinsam mit Xander und Oz ging sie zur Tür. „Ich warte vor der Tür auf dich damit wir zum College gehen können. Vergiß nicht, unser Unterricht fängt bald an.“ „Es dauert nicht lange“, versprach Sarah ihrer besten Freundin.

Dann war Sarah mit ihrem Wächter allein. „Giles, können wir reden?“ fragte sie. „Worüber?“ „Über Angel.“ „Du kennst meine Sicht der Dinge“, sprach Giles abweisend. Sarah seufzte und stellte ihre Tasche auf dem Tisch ab. Sie kam an den Tresen und blickte Giles an. „Giles, ich mag es nicht wenn Sie sauer auf mich sind. Hören Sie, ich werde niemals vergessen das er Jenny getötet und Sie gefoltert hat. Aber das war Angelus. Und Sie wissen doch selbst das Angelus eine andere Persönlichkeit als Angel ist. Angel selbst kann doch keiner Fliege was zuleide tun.“ Giles blieb nichts anderes übrig als Sarah zuzuhören. Er hob den Blick und sah Sarah an.

„Ich bin gern mit Angel zusammen. Aber jedesmal, wenn ich mit Angel zusammen bin, bekomme ich ein schlechtes Gewissen.“ „Warum?“ fragte Giles verwirrt. „Wegen Ihnen. Weil mir dann jedesmal bewußt wird das Sie ein solches Glück mit Jenny nicht mehr erleben können. Ich weiß, daß Sie Jenny vermissen. Auch wenn Sie nicht darüber reden, ich weiß es, Giles. Und ich würde Ihnen diesen schmerzlichen Verlust gern ersparen. Aber ich kann es nicht. Ich kann nicht rückgängig machen was geschehen ist. Ich weiß, was Sie durchmachen. Ich hab genauso gelitten wie Sie. Vielleicht ist es nicht fair das ich Angel zurück bekommen habe und Sie von Jenny für immer getrennt sind. Aber dafür können Sie weder Angel noch mir die Schuld geben“, sprach Sarah ruhig, aber entschlossen. Sie hoffte, daß Angel recht hatte und Giles einfach Zeit brauchte. Sie hoffte, daß dieses Gespräch Giles half besser mit dem Verlust fertig zu werden.

„Ich verlange doch nicht von Ihnen das Angel und Sie die besten Freunde werden. Das waren Sie früher auch nicht. Ich will nur das Sie versuchen mich zu verstehen. Und das Sie versuchen Angel als das zu akzeptieren was er für mich ist: Mein Freund. Ich will nicht das Sie leiden, Giles. Oder das Sie mich wegen meines Handelns verabscheuen.“ „Sarah, das tue ich nicht“, widersprach Giles. „Es ist nur schwer wieder zu Angel Vertrauen zu fassen. Nach allem was er getan hat ist es für mich sehr schwer seine Anwesenheit überhaupt zu akzeptieren. Du liebst ihn. Dadurch bist du bereit ihm alles zu verzeihen; dadurch kannst du ihm leichter verzeihen. Bei mir ist das was anderes.“ „Das weiß ich“, sprach Sarah einfühlsam.

„Giles, bitte geben Sie sich einen Ruck und versuchen Sie es zu akzeptieren. Ich weiß, daß Sie Zeit brauchen um wieder einigermaßen normal mit Angel umgehen zu können. Und das verstehe ich. Aber ich möchte Angel nicht aus meinen Leben ausschließen. Ich möchte ihn hierher mitbringen wenn es etwas zu besprechen gibt. Und ich möchte hinten gern mit ihm trainieren können“, teilte Sarah ihrem Wächter ihre Ansichten mit und sie machte eine kurze Pause.

„Angel kann uns wieder helfen – so wie früher. Doch ich kann ihn nicht mitbringen wenn ich weiß, daß er unerwünscht ist. Er spürt diese Abneigung doch auch. Und mir tut es mehr weh als ihm. Er nimmt es hin und akzeptiert es einfach. Aber nicht ich. Ich rege mich darüber auf; ich zeige das es mir weh tut.“ Giles blickte Sarah lange an und lächelte leicht. In diesem Moment war er ungeheuer stolz auf sie. Sarah war wirklich reifer und erwachsener geworden.

Und Giles sah ein, daß es Sarah sehr wichtig war das er sich irgendwie mit Angel arrangierte. Er gab nach. „Nun ... Angel kann kommen wann immer er will. Ich sehe ein, daß Angel mit dir besser trainieren kann als ich. Er fordert dich im Training mehr als ich. Du kannst deshalb gerne mit ihm hier trainieren. Doch es wird seine Zeit dauern bis ich wieder sowas wie Vertrauen zu Angel habe“, sprach der Wächter ernst. „Das ist mir klar, Giles. Danke“, lächelte Sarah und sie griff nach ihrer Tasche und machte sich auf den Weg zur Tür. „Sarah, woher kommt plötzlich der Mut zu einem solchen Gespräch?“ fragte Giles hinter ihr. Sarah drehte sich zu ihm um und lächelte geheimnisvoll. „Angel hat mir dazu geraten“, sprach sie und ließ Giles allein.

Willow und Xander warteten gemeinsam mit Oz vor dem Laden. Willow blickte unruhig auf die Uhr. Der Zeiger kam der acht gefährlich nahe. Sie würden noch zu spät kommen wenn Sarah sich nicht beeilte und das machte Willow Sorgen. Willow mochte es nicht zu spät zu kommen.

„Wir schaffen das schon noch rechtzeitig“, sprach Sarah beruhigend als sie aus dem Laden kam. „Was hast du ihm gesagt?“ fragte Willow. „Wir haben über Angel gesprochen. Giles scheint es zu akzeptieren.“ „Und mich fragt keiner um meine Meinung“, murmelte Xander. „Deine ist nicht wichtig weil wir sie alle kennen, Xander“, erwiderte Sarah und sie machte sich mit Willow und Oz auf den Weg zur Universität.

~ 4. ~

Angel und Sarah hatten sich in der Magic Box in den Trainingsraum zurück gezogen. „Wow, ich bin wirklich beeindruckt“, sprach Angel. „Toll, nicht wahr?“ Sarah zog ihre Turnschuhe an und ging auf die große blaue Matte, die am Boden lag. „Komm schon, Angel! Hier zu trainieren ist super.“ Angel kam zu ihr auf die Matte. Und die Beiden fingen einen erbitterten Kampf an, der nur so aussah als wäre er real.

Sarah und Angel hörten nicht wie Willow nach hinten kam. „Hi Leute!“ rief sie fröhlich. Sarah war für einen kurzen Augenblick abgelenkt und drehte sich um. Deshalb konnte sie Angels Schlag auch nicht mehr ausweichen. Der Schlag traf sie hart im Gesicht und beförderte sie zu Boden. „Oh Mann! Das habe ich jetzt davon“, murmelte Sarah und sie sah zur Decke hoch. „Oh ... das wollte ich nicht“, murmelte Willow zähneknirschend.

Angel kniete sich neben Sarah. „Ist alles okay?“ fragte er besorgt. „Klar. Ich werde es überleben. Hoffentlich hast du mir kein blaues Auge geschlagen. Das ist nämlich ein modischer Fehlschlag“, witzelte Sarah. Sarah sah zu Willow. Angel strich Sarah eine Haarsträhne hinters Ohr. „Willow, du hast mich gerettet“, rief Sarah fröhlich.“ „Wieso?“ fragte das rothaarige Mädchen verwirrt.

Sarah lachte leise. „Angel treibt mich ganz schön durch die Gegend – als wäre ich ein Huhn.“ „Es tut dir gut wenn du gefordert wirst“, widersprach Angel. „Dadurch bist du besser vorbereitet.“ „Auf was den vorbereitet? Angel, falls du es noch nicht bemerkt hast in letzer Zeit war tote Hose. Null Vampire, null Kampf.“ „Das kann sich sehr schnell ändern wie du weißt“, sprach Angel und er zog Sarah mit auf die Beine als er aufstand.

„Du mußt immer auf alles vorbereitet sein.“ „Ich weiß“, seufzte Sarah und sie wandte sich Willow zu. „Willow, was führt Oz und dich hierher?“ „Ich dachte, wir könnten heute Abend alle ins Bronze gehen. Wir waren schon lange nicht mehr dort.“ „Du hast recht“, kommentierte Sarah. „Ich würde gern mal wieder tanzen gehen.“ Sarah blickte Angel erwartungsvoll an.

Angel ahnte was sie von ihm wollte. „Geh nur.“ „Oh nein! Du mußt mitkommen, Angel“, mischte sich Willow ein. „Hörst du? Willow hat recht. Du mußt mitkommen“, lächelte Sarah. „Deine Freunde werden dort sein, Sarah. Und ...“ „Du mußt wieder unter Leute. Bitte, Angel“, bettelte Sarah. „Nein, besser nicht“, winkte Angel ab.

Sarah stöhnte. Manchmal war Angel so stur wie ein Esel. Sarah zuckte mit den Schultern. „Wie kann ich dich überreden mitzukommen, Angel?“ „Gar nicht. Geh ohne mich, Sarah.“ „Ich will aber nicht ohne dich gehen. Du gehörst dazu. Ohne dich macht es doch keinen Spaß.“ Angel schüttelte dennoch verneinend den Kopf. Also entschied sich Sarah etwas spontanes zu tun um Angel zu überzeugen.

Sarah sprang hoch und umschlang Angels Hüften mit ihren Beinen. Überrascht von ihrer plötzlichen Attacke umschlang Angel ihre Taille mit seinen Händen um sie zu halten. Willow staunte und war schlichtweg fassungslos. Das würde sie sich niemals trauen. Sarahs Augen waren nun in der gleichen Höhe von Angels Augen. „Bitte, Angel!“ bettelte Sarah mit einen strahlenden Lächeln. „Willst du mich so rumkriegen?“ fragte er lächelnd. „Funktioniert es denn?“ gab Sarah herausfordernd zurück.

Angel seufzte schwer. Sarah so nah bei sich zu haben war wundervoll. Er fühlte die Wärme ihres Körpers so nah bei sich. Angel roch ihren herrlichen Duft und atmete ihn tief in sich ein. Ihre Nähe tat so gut. Und gleichzeitig schmerzte es ihn. Denn so nah wie in jener Nacht würden sie sich nie mehr kommen. Doch sie beide wurden von Sehnsucht danach verzehrt. Angel wollte sie nie mehr loslassen. „Ja, es funktioniert. Ich komme mit“, versprach Angel der Jägerin und ließ sie runter. Angel mußte sich noch umziehen genauso wie Sarah. Deshalb gingen Willow und Oz ins Bronze voraus.

In ihrem Zimmer stand Sarah dann vor dem Problem was sie anziehen sollte. „Mom“, rief sie laut. Joyce kam die Treppe hoch und betrat das Zimmer ihrer Tochter. „Brauchst du was, Sarah?“ „Ja, ich brauch deinen Rat. Ich weiß nicht was ich anziehen soll. Wir gehen ins Bronze.“ „Und wer ist wir?“ erkundigte sich Joyce. „Willow, Oz und Xander. Und Angel darf ich natürlich nicht vergessen. Er wollte zuerst nicht mitkommen, aber ich konnte ihn überreden. Mom, hilf mir! Ich weiß nicht was ich anziehen soll.“ „Du hast doch sonst nie dieses Problem“, meinte Joyce. Sarah verdrehte theatralisch die Augen.

„Ich weiß auch nicht warum jetzt“, meinte Sarah schulterzuckend. „Hilf mir bitte, Mom! Ich brauche deinen Rat.“ Irgendwie war Joyce froh darüber das Sarah dieses Problem auch einmal hatte. Es war schön zu sehen das ihre Tochter auch ganz normale Probleme hatte - so wie die Kleiderfrage. Es erleichterte Joyce zu sehen das Sarah nicht nur von den Problemen einer Jägerin geplagt war sondern sich auch noch mit ganz alltäglichen Dingen beschäftigen mußte. Also blickte Joyce in den Kleiderschrank ihrer Tochter.

„Warum ziehst du nicht den dunkelblauen Rock mit den weißen Oberteil an?“ schlug Joyce vor. Sarah überlegte einen Moment. Dann nickte sie zustimmend. „Du hast recht. Den Rock habe ich schon lange nicht mehr angehabt. Und gemeinsam mit dem schulterfreien Oberteil ... Danke, Mom“, lächelte Sarah. Joyce erwiderte das Lächeln und verließ das Zimmer ihrer Tochter. Sarah zog den dunkelblauen Rock an, der ihr bis über die Knie reichte und dazu das weiße Oberteil. Dazu zog Sarah ihre schwarzen Stiefel an und steckte mit flinken Fingern ihr Haar hoch.

Im Club war die Hölle los. Er war vollkommen überfüllt. Auf der Bühne spielte eine unbekannte Nachwuchsband. Zu deren Musik tanzten die Schüler auf der Tanzfläche. Sarahs Gang saß in einer gemütlichen Ecke. Angel hatte sich schon zu ihnen gesellt. Doch ihm war etwas unwohl dabei mit Sarahs Freunden allein zu sein. Willow versuchte Xander – der nicht gewillt war ein Wort mit dem Vampir zu wechseln – abzulenken und es dadurch auch Angel leichter zu machen. Sie sprach wie vom Band.

Angel entdeckte Sarah und sprang auf. Er starrte Sarah an; konnte nicht fassen wie schön sie aussah. „Hi Leute“, rief Sarah. „Du siehst toll aus“, kommentierte Willow lächelnd und sie sah Angels Reaktion. In seinen Augen glitzerte es verdächtig auf. „Du siehst unbeschreiblich schön aus“, flüsterte Angel und er zog Sarah an sich. Ihre Lippen trafen sich zu einen zärtlichen Kuss.

„Ich hab Lust zu tanzen“, flüsterte Sarah. „Ohne mich“, kommentierte Angel sofort. „Du tanzt noch immer nicht gerne? Schade. Wer kommt mit?“ fragte Sarah in die Runde. „Ich“, rief Willow und sprang auf. „Oz?“ Sie sah ihren Freund an. „Ne, ich bleibe hier. Geh ohne mich, Willow.“ „Na schön.“ „Dann könnt ihr den Damen mal zuschauen wie man das richtig macht. Und ...“ Sarah blickte Angel verliebt an. „Lauf nicht weg, Angel.“ Dann ging sie mit ihrer besten Freundin auf die Tanzfläche.

Xander blickte von Sarah und dann zu Angel, der sich wieder setzte. Großes Schweigen entstand. Xander starrte Angel weiterhin feindselig an. „Ich weiß, daß du dagegen bist“, meinte Angel plötzlich und drehte sich zu Xander um. „Ich hab doch gar nichts gesagt“, verteidigte sich Xander. „Ich bin doch nicht blöd, Xander. Ich weiß alles. Ich weiß, daß du etwas dagegen hast das ich wieder da bin. Und ich weiß auch das du Sarah belogen hast – damals“, sprach Angel vielsagend. Xander schluckte schwer. Er hatte immer damit gerechnet sich vor Sarah deswegen rechtfertigen zu müssen. Das war schon schwer genug gewesen. Jetzt mußte er sich auch noch vor dem Vampir rechtfertigen.

„Angel, ich ...“, stammelte Xander. „Du brauchst mir das nicht erklären, Xander“, schnitt Angel dem Jungen das Wort ab. „Ich weiß, was ich getan habe. Ich hatte es nicht anders verdient. Es ist okay wenn du mich nicht leiden kannst. Aber ich warne dich: Tue Sarah sowas nie mehr an. Sie hat genug gelitten. Und eine solche Behandlung hat sie nicht verdient. Es war Sarah gegenüber einfach nicht fair. Selbst wenn sie von Willows Plan gewußt hätte ... es wäre zu spät gewesen. Acathla war schon erweckt“, sprach Angel ruhig. Xander war überrascht. Er konnte nicht glauben wie ruhig Angel das alles sagte; so richtig sachlich. Konnte diesen Kerl den gar nichts aus der Ruhe bringen? Diese Eigenschaft teilte er eindeutig mit Oz.

„Tut mir leid“, knirschte Xander. „Es ist okay“, sprach Angel. „Wichtig ist nur das Sarah wieder lachen kann; das sie wieder glücklich ist.“ Angel blickte zu Sarah. Gemeinsam mit Willow tanzte sie sich die Seele aus dem Leib. Sie schien zu spüren das Angel sie beobachteten, den plötzlich hob sie den Kopf und sah Angel an. Mit einen fröhlichen Lächeln winkte sie ihm zu. Angel erwiderte ihr Lächeln.

„Angel, ich möchte gern eines wissen“, mischte sich nun Oz ein, der die ganze Zeit ruhig dagesessen und zugehört hatte. „Ich höre.“ „Wir wissen ja inzwischen alle was mit dir geschehen ist ... aber ich frage mich was ist mit Acathla geschehen? Was ist mit diesen Dämon passiert?“ Angel nickte. Diese Frage mußte ja einmal einer stellen.

 „Acathla ist für immer in der Hölle verschwunden. Der kommt nicht mehr zurück.“ „Das dachten wir von dir auch“, brummte Xander. „Du hast echt das Taktgefühl eines Eisblocks“, gab Angel bissig zurück. Bevor Xander darauf eine sarkastische Antwort zurückgeben konnte stürmte Sarah auf Angel zu. Xander wußte, er würde sich nie mit Angel verstehen. Das Verhältnis zu Angel war früher schon angespannt gewesen ... und es würde wohl immer so bleiben.

Spät nachts gingen Angel und Sarah nebeneinander die Straße entlang. Angel begleitete Sarah nach Hause. „Xander ist nicht sehr begeistert von meiner Rückkehr“, stellte Angel trocken fest. „Ich weiß“, stimmte Sarah ihm zu und sie zitterte leicht. „Ist dir kalt?“ fragte Angel. Sarah nickte. „Schon ... irgendwie. Ich hätte eine Jacke mitnehmen sollen.“ Wortlos zog Angel seine Jacke aus und ließ Sarah hineinschlüpfen. „Danke.“ „Ich will nicht das du krank wirst. Du fängst an meine Jacken zu sammeln.“ „Deine Lederjacke hast du mir geschenkt“, verteidigte sich Sarah. „Ich weiß. Sie gehört ja auch dir“, sprach Angel sanft und die Beiden gingen weiter.

Schweigend setzten sie ihren Weg fort. „Weißt du, Angel, Xander hat mich sehr enttäuscht“, sprach Sarah auf einmal. Sie hatte das Bedürfnis sich einiges von der Seele zu reden. Vor allem was Xander betraf hatte sich da einiges angesammelt. Und sie wußte mit Angel konnte sie darüber sprechen. Er würde ihr zuhören und ihr beistehen; so wie er es früher auch immer getan hatte.

„Ich kann Xander einfach nicht mehr so vertrauen wie früher. Um das tun zu können ... dafür war einfach das was er getan hat viel zu schlimm. Er hat mein Vertrauen mißbraucht.“ „Er hat versucht dich zu beschützen. Xander hat es nur gut gemeint.“ „Mich zu beschützen?“ rief Sarah verblüfft aus. „Nein, niemals“, meinte sie energisch. „Doch, Sarah“, widersprach Angel. „Xander dachte dabei nur an dich. Er wollte nicht das du noch mehr leidest; das du dir falsche Hoffnungen machst. Genau aus diesem Grund hat er geschwiegen.“ „Er hat dich noch nie gemocht; selbst das ist noch untertrieben. Xander haßt dich. Und er sah dies als beste Möglichkeit dich loszuwerden“, protestierte Sarah.

Angel seufzte schwer. „Vielleicht war das auch ein Grund“, räumte der Vampir ein. „Aber er hat an dich gedacht. Er wollte – wie Giles immer – einfach das Beste für dich. Er dachte, es wäre das Beste. Xander konnte ja nicht damit rechnen das ich genau in dem Moment, wo du es beenden wolltest, die Seele zurück bekam. Das konnte er nicht ahnen. Und dadurch konnte er nicht vorhersehen welchen Schmerz er dir mit seiner falschen Entscheidung zufügte.“ „Das Beste“, rief Sarah aus. „Angel, du solltest aufhören hier den Hobbyseelenklempner zu mimen“, sprach Sarah energisch.

Sarah sah wie Angel seufzend den Kopf schüttelte. Er blieb stehen und hielt Sarah am Arm fest. Angel sah ihr ernst in die Augen. „Sarah, ich gebe dir jetzt einen Rat, der für dein weiteres Leben noch von großer Bedeutung sein wird.“ „Und welchen?“ „Hör auf, die Leute vor dem Kopf zu stoßen die es ernst mit dir meinen. Hör auf, alles allein machen zu wollen. Jeder braucht mal Hilfe.“ „Das weiß ich“, protzte Sarah.

„Sei doch mal ehrlich, Sarah: Hättest du mich getötet wenn Kendra nicht gestorben wäre? Wenn ich Giles nicht gefoltert und seine Freundin getötet hätte? Wenn deine Freunde nicht in Gefahr geraten wären? Hättest du die Sache durchgezogen wenn da nicht der Streit mit deiner Mutter gewesen wäre; wo sie dir gesagt hat das du nie mehr wiederkommen brauchst? Sei ehrlich zu dir selbst“, forderte Angel energisch. Sarah seufzte und gab nach.

„Nein, ich hätte es nicht getan. Als Mom mich raus geschmissen hat, da hatte ich alles verloren.“ „Eben“, bestätigte Angel ihr. „Und weil du dachtest alles verloren zu haben warst du bereit auch den letzten Schritt zu tun und es zu beenden. Du warst bereit mich zu töten weil du glaubtest allein zu sein und alles verloren zu haben. Sarah, das ist kein Verbrechen. Du wurdest in die Enge getrieben“, sprach Angel beruhigend auf sie ein; allein um ihr klarzumachen das alles so kommen mußte wie es eben gekommen war.

„Trotzdem hätte Xander es mir sagen müssen“, meinte Sarah. Angel schüttelte den Kopf. Sie war schon immer ein Dickschädel gewesen. „Hör endlich auf die Leute, die es nur gut mit dir meinen, Sarah.“ „Du meinst Leute wie dich?“ kommentierte Sarah lachend. „Zum Beispiel.“ „Auf dich höre ich doch.“ „Da wäre noch Giles, deine Mutter ...“ „Okay, ich hab verstanden, Angel. Können wir jetzt weitergehen?“ „Natürlich.“ Sarah griff nach Angels Hand. Für einen langen Moment sahen sie sich tief in die Augen. Dann schenkten sie sich gegenseitig ein warmes Lächeln. Angel umschlang ihre Finger mit seinen und sie gingen langsam weiter.

Vor dem Summers-Haus blieben sie stehen. „Willst du wieder durchs Fenster?“ neckte Angel sie. Sarah lachte. „Das ist nicht mehr nötig. Meine Mom weiß jetzt alles und sie hat es akzeptiert.“ „Und ich sehe das es dir sehr gut tut.“ „Woher weißt du das?“ fragte Sarah als sie die Tür aufschloß. „Man sieht es dir an. Sarah, niemand kennt dich besser als ich.“ „Das stimmt.“ „Ich wünsche dir eine gute Nacht“, sprach Angel. „Du willst schon gehen?“ fragte Sarah enttäuscht.

Jede Sekunde, die sie von Angel getrennt war, war eine zuviel. Sie wollte sich nie mehr von ihm trennen. Angel kannte dieses Gefühl. Ihm ging es genauso. Doch er mußte gehen. Milde lächelte Angel. „Du mußt ins Bett, Sarah. Außerdem will ich nicht zu einen Häufchen Staub werden.“ „Du hast recht. Gute Nacht, Angel.“ „Gute Nacht.“ Ein letztes Mal küßten sie sich noch zärtlich. Dann verschwand Angel in der Dunkelheit und Sarah schloß die Tür hinter sich.

~ 5. ~

Der Herbst war nach Sunnydale gekommen. Die Blätter fielen langsam von den Bäumen und die Nächte wurden kälter - so auch diese Nacht. Doch Sarah konnte nicht auf die Kälte achten. Sie blickte sich um und rannte weiter. Sarah mochte es gar nicht wenn ein Dämon hinter ihr her war. Auf ihrer nächtlichen Patrouille war sie auf einen wirklich häßlichen und starken Dämon gestoßen. Der Dämon hatte keinen Mund und Sarah war es eiskalt über den Rücken gelaufen als sie ihn gesehen hatte.

Sarah bog beim Park ab und sah einen Kinderspielplatz vor sich. Wie erwartet war er vollkommen verlassen. Als Sarah sich noch einmal umblickte, um zu sehen wie nah der Dämon schon war, fiel sie über eine Kinderschaufel, die dort jemand vergessen hatte. Der Boden raste auf Sarah zu und sie landete hart auf der Erde. Bevor Sarah sich orientieren konnte war der Dämon auch schon über ihr.

Er beugte sich hinab und stürzte sich auf die Jägerin. Seine Krallen bohrten sich in ihre Haut und hinterließen eine offene und blutende Wunde an Sarahs rechter Hand. Sarah verbiß es sich zu schreien. Das habe ich besonders gern, dachte Sarah und zog ihr Knie hoch. Sie rammte es den widerlichen Dämon in den Bauch. Der Dämon wurde zurück geschleudert.

Das wiederum gab Sarah Zeit mit einen gekonnten Sprung auf den Beinen zu landen und ein Messer aus ihrer Jackentasche zu ziehen. Sie kümmerte sich nicht um die Wunde. Es war nur ein harmloser Kratzer und hatte auch schon zum bluten aufgehört. Bei einem Dämon dieses Standards war ein spitzer Holzpflock keine wirkungsvolle Waffe. Das war ihr Werkzeug gegen Vampire. Einen solchen Dämon besiegte man am besten mit einem Messer.

„Komm schon, du Ekel, ich will heute früher Feierabend machen“, rief Sarah. Der Dämon blickte sie aus seinen grünen Augen wütend an. Sarah verzog angewidert das Gesicht. „Na ... wenigstens bleibt dir das Zähne putzen erspart.“ Sarah hatte den Satz noch nicht einmal zu Ende gesprochen, da wurde sie zur Seite gerissen. Sie schrie auf als sie auf einen Tisch geschleudert wurde und hart aufprallte. Kurz registrierte Sarah das ein zweiter Dämon dieser Art zu ihnen gestoßen war. Super, morgen wird mir der Rücken wieder weh tun, dachte Sarah grimmig.

Der Dämon sprang auf den Tisch und verfehlte Sarah nur knapp, da diese geistesgegenwärtig reagierte und sich blitzschnell abrollte. Nun war ihr Gegner in der Überzahl und Sarah mußte ihren eigentlichen Plan umstellen. Zuerst kümmerte sie sich um den Dämon der ihren kleinen Fight mit seinen Kumpel gestört hatte. Mit voller Wucht trat sie ihm in den Bauch, dann in die Kniekehle. Der Dämon ging zu Boden und zog sich zurück. Anscheinend war sie ihm viel zu stark. Er schien es nicht mehr mit ihr aufnehmen zu wollen.

Darüber machte sich Sarah jedoch keine Gedanken. Sie wirbelte herum und sah wie der andere Dämon versuchte sich an sie heranzuschleichen. Sarah sprang auf den Tisch und lockte den Dämon dorthin. Er folgte ihr auch. Auf dem Tisch lieferte sie sich einen heißen Schlagabtausch mit dem Dämon. Als sie die Oberhand gewann stach sie mit dem Messer zu. Die Klinge bohrte sich in den Brustkorb des Dämons und er ging sofort zu Boden.

Sarah stieg vom Tisch und sah in die Ferne. Der zweite Dämon war nur noch schwach zu erkennen. Er hatte sich aus dem Staub gemacht. Es hatte keinen Sinn ihm zu folgen. Sie würde ihn nicht mehr einholen können. Sarahs Hand lag noch auf dem Tisch – neben den toten Dämon. „Einer erledigt, der andere geflohen“, murmelte sie. Sie merkte nicht wie das Blut des toten Dämons in ihre Wunde floß und sich in ihren Körper breit machte. Kurz leuchtete ein Zeichen auf ihrer Hand auf und so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Sarah zuckte mit den Schultern und ging nach Hause. Sie hatte ihre Arbeit getan.

„Also ist der Erste entkommen?“ meinte Willow am nächsten Morgen auf den Weg zu Giles‘ Zauberladen. Die beiden Mädchen hatten es sich angewöhnt vor ihrem Unterricht bei Giles vorbeizuschauen, damit Sarah ihren täglichen Jagdbericht abliefern konnte. „Nein“, korrigierte Sarah. „Dämon Nummer eins ist tot. Dämon Nummer zwei ist geflohen.“ Sarah stieß die Tür auf.

Sie blickte sich kurz um, um sich zu vergewissern das keine Kunden im Laden waren, damit sie mit ihrem Wächter ungestört reden konnte. „Guten Morgen, Giles.“ „Wie war die Patrouille?“ fragte Giles. „Guten Morgen, Giles“, grüßte Sarah gedehnt. Giles blickte sie an. „Oh ... ja, natürlich! Guten Morgen!“ „Ich hab nen Dämon erledigt“, berichtete Sarah. „Was?“ fragte Giles verwirrt. Sarah verdrehte die Augen. Jetzt hatte sie ihn wieder total aus dem Konzept gebracht.

„Meine Patrouille, Giles“, erinnerte Sarah ihn. „Ach ja, ein Dämon, sagst du?“ „Ja. Der Zweite ist mir entwischt, leider. Die waren ziemlich eklig.“ „Wie eklig?“ „Na, er war ... irgendwie schleimig; hatte Hörner, aber keinen Mund.“ „Uah!“ rief Willow erschauernd aus. Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Wirklich ohne Mund?“ fragte sie Sarah. „Ja.“ „Das ist ja interessant“, murmelte Giles.

Das war mal wieder typisch Giles. Sarah kratzte sich an der Handfläche. Das juckte bestialisch und hörte einfach nicht mehr auf. „Wie kann man ohne Mund leben? Ich meine, wie verständigen sich diese Dämonen denn?“ fragte Willow angewidert. „Ja, das frage ich mich allerdings auch“, gab Sarah zurück. „Nun, ich werde schauen ob ich etwas über so einen Dämon finde.“ Willow blickte auf die Uhr und sah Sarah an. Sie verstand. „Wir haben jetzt eine Vorlesung. Danach komme ich vorbei, versprochen.“ „Oh ja ... natürlich, Sarah“, murmelte Giles. Sarahs Wächter war voll in seinen Element. Recherchieren war schließlich seine Aufgabe als Wächter. Dafür war er – unter anderem – ausgebildet worden. Es war seine Pflicht alles über Dämonen herauszufinden und somit die Jägerin zu unterstützen.

Während des ganzen Tages hörte das Jucken an Sarahs Hand nicht mehr auf. Nach ihren ganzen Vorlesungen sah Sarah bei Giles vorbei um in Erfahrung zu bringen ob er schon etwas über diesen Dämon wußte. Der entflohene Dämon ließ ihr nämlich keine Ruhe mehr. Sie mochte es nicht wenn ihr ein Gegner entkommen war und dieser sich noch in Sunnydale herumtrieb. Sarah saß bei Giles am Tresen und untersuchte die juckende Stelle unter einer Lampe.

„Ich weiß nicht was es ist, aber ... seit gestern hört es einfach nicht mehr zum jucken auf“, murmelte Sarah. „Hast du den Dämon berührt?“ erkundigte sich Giles während er in einen seiner Bücher herumschlug. „Klar. Schließlich hab ich mit ihm gekämpft. Hätte ich mit ihm eine Runde Schattenboxen einläuten sollen?“ gab Sarah spöttisch zurück und schaltete die Lampe aus.

„Es ist sicher nichts tragisches“, meinte sie schulterzuckend. „Nichts, was ich mit einer teuren Hautcreme nicht wieder weg kriegen würde.“ „Vielleicht reagierst du auch nur allergisch. Auf eine neue Seife ...“, meinte Giles. „Ich hab immer die gleichen Produkte, Giles.“ Giles hatte sein Buch weggelegt und nach einem neuen gegriffen. Er schlug es auf. „Ist das der Dämon?“ fragte er nach einer Sekunde und zeigte Sarah ein Bild. Sarah lief es kalt den Rücken hinab und nickte bejahend. „Ja, wie er leibt und lebt.“ Und wieder kratzte sie sich an der juckenden Stelle.

„Wenn du kratzt juckt es noch mehr“, sprach Giles. „Ich weiß. Aber ich kann nicht anders. Es juckt so sehr.“ „Hm ... hier steht, das, wenn man mit dem Blut des Dämons in Berührung kommt, man infiziert werden kann.“ „Infiziert?“ rief Sarah panisch. „Eigentlich gibt es keine Erklärung dafür warum sie keine Münder haben“, überlegte Giles ohne auf Sarahs Ausruf zu reagieren. „Infiziert? Giles!“ rief Sarah und riß ihm das Buch regelrecht aus der Hand.

„Was heißt hier infiziert?“ „Mit einer Eigenschaft des Dämons“, klärte Giles sie auf. „Klasse! Ich mutiere zum schleimigen Monster“, stöhnte Sarah und sie lehnte sich geschockt zurück. „Das muß nicht sein. Es steht hier nur mit einer Eigenschaft des Dämons. Sarah, es wird schon nicht so sein. Also beruhige dich.“ „Ich soll mich beruhigen?“ rief Sarah. „Ich sagte, Sarah, du kannst nur mit einer Eigenschaft infiziert werden wenn du in Berührung des Dämonenbluts gekommen bist. Und ich glaube nicht das du mit seinen Blut in Kontakt gekommen bist. In ein paar Tagen wird das an deiner Hand zum jucken aufhören und alles ist wieder okay“, beruhigte Giles seine Jägerin.

Doch er sah das Sarah an seinen Worten zweifelte. Sie erhob sich und griff nach ihrer Tasche. „Ich werde zum Monster“, flüsterte Sarah schockiert und verließ den Zauberladen. Giles seufzte und schüttelte den Kopf. Giles kannte seine Jägerin lang genug um zu wissen das sie sich das sehr zu Herzen nehmen würde. Aber in den nächsten Tagen, wenn nichts weiter geschah, würde sich das wieder einrenken. Dann würde sie sehen das er recht gehabt hatte.

Am nächsten Tag saßen alle Studenten im großen Hof der Universität und schauten sich die Vorstellung ihres Footballteams an. Auch Xander war da, obwohl er gar nicht aufs College ging. Aber das störte seine Gang nicht. Er kam oft auf das Unigelände und niemand schien sich zu fragen wer dieser Junge war. Es war ja offensichtlich, das Xander kein Student war.

Xander und Oz diskutierten über die Spieler und dessen Leistungen im letzten Jahr. Immer wieder griff sich Sarah besorgt an den Kopf. „Was tust du da?“ fragte Willow als sie Sarah dabei erwischte. „Ich schau nach ob ich Hörner kriege“, jammerte Sarah und stand auf. Willow kümmerte sich nicht weiter um die Jungs und folgte Sarah. Sie hielt die Jägerin am Arm fest, damit sie stehenblieb.

„Hör mal, Sarah, ich glaube nicht das du die Eigenschaft eines Dämons übernommen hast“, tröstete Willow ihre beste Freundin. Doch Sarah zweifelte an ihren Worten; glaubte ihr nicht. Giles‘ Worte über eine Infizierung einer Dämoneneigenschaft hatte sie total verunsichert. „Auch Giles kann sich mal irren.“ „Sagst du das auch wenn mir plötzlich Hörner wachsen oder ich eine Schuppenhaut kriege?“ „Sarah, du hast sicher keine Eigenschaft des Dämons übernommen.“ „Und wenn doch? Verdammt, ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern ob ich mit dem Blut des Dämons in Berührung gekommen bin oder nicht. Ich mutiere zum Monster.“ Willow riß die Augen auf.

„Oh“, murmelte sie. „Was? Wachsen schon die Hörner?“ Entsetzt griff sich Sarah an den Kopf und stellte fest das da noch keine Hörner waren. „Nein, nein“, sprach Willow hastig. „Aber ... war es ein männlicher Dämon?“ Sarah verstand worauf Willow hinauswollte und verzog jammernd das Gesicht. „Ich glaube nicht das dir irgend etwas wachsen wird, Sarah“, sprach Willow zur Beruhigung. „Du bist völlig okay und das wird auch so bleiben. Ganz sicher.“ „Hoffentlich“, murmelte Sarah, doch es klang nicht sehr überzeugend.

Gegen Nachmittag schaute Sarah bei Angel vorbei. Sie hatte das Gefühl jetzt bei Angel sein zu wollen. Angel studierte gerade ein Buch als Sarah den schwarzen Vorhang aufriß. Die Sonnenstrahlen trafen Angel und er wich in eine dunkle Ecke zurück. „Sarah“, stöhnte er. „Oh ...“ Sarah lächelte zerknirscht. „Tut mir leid, Angel.“ Sie schloß den dichten Vorhang hinter sich.

„Solltest du nicht in der Schule sein? Hast du keine Vorlesung?“ fragte Angel. „Nein, wir haben heute Nachmittag frei“, seufzte Sarah. Angel sah sie an und ihm wurde klar das etwas nicht stimmte. „Ich finde es schön das du mich besuchst. Aber etwas stimmt nicht. Dich bedrückt doch was, Sarah. Was ist los?“ Sarah sah ihren Freund an und fragte sich wie er sie nur so durchschauen konnte. Aber das war auch egal. Angel hatte schon immer die Gabe gehabt in ihre Seele zu blicken. Er sah sie an und wußte einfach wie sie sich fühlte; wie es ihr ging. Ein Blick auf sie genügte und Angel wußte sofort, ob etwas nicht stimmte oder alles in Ordnung war.

„Angel, wachsen mir schon Hörner?“ fragte Sarah verzweifelt. „Was? Ich verstehe nicht ganz. Sarah, warum sollen dir Hörner wachsen?“ fragte Angel verwirrt zurück. „Ich hab doch diesen Dämon erledigt und seit dem juckt meine Hand so. Giles meinte, wenn ich mit seinen Blut in Kontakt gekommen bin, daß sich eine Eigenschaft des Dämons auf mich übertragen kann.“ „Aber deshalb wachsen dir doch keine Hörner“, versuchte Angel sie zu beruhigen.

„Du hast recht. Ich werde wohl eher zum schleimigen Monster mutieren“, jammerte Sarah. Angel lächelte leicht. „Ich werde dich immer lieben; auch wenn du mit Schleim überzogen bist.“ „Das klingt schön ... bis auf das mit dem Schleim“, meinte Sarah. Im nächsten Moment jagten heftige Schmerzen durch ihren Kopf. „Oh“, stöhnte sie auf und sie sackte in sich zusammen.

Sofort war Angel da und fing Sarah auf. Er hob sie auf seine Arme und brachte die Jägerin zum Sofa. Besorgt blickte Angel ihr ins Gesicht. Sarah sah blass um die Nase aus. Sanft legte Angel sie auf dem Sofa nieder. „Was ist los, Sarah?“ fragte er besorgt. Sie sah ... ja, kränklich aus. „Ich hab ... solche Kopfschmerzen. Das tut ja fast bestialisch weh“, stöhnte Sarah. „Die Hörner fangen an zu wachsen.“ „Nein, dir wachsen keine Hörner“, widersprach Angel sanft und er strich ihr hauchzart über die Wange.

„Du wirst einfach krank werden“, sprach Angel und er setzte sich neben sie. „Mein Kopf ... ich hab das Gefühl als würde er gleich explodieren“, stöhnte Sarah. Angels kalte Hand legte sich auf ihre Stirn. Sarah schloß die Augen. Seine Berührung tat so gut; schien ihre Kopfschmerzen langsam zu vertreiben – die Schmerzen weniger werden zu lassen. Angels Finger strichen über ihre Hand. „Was ist das?“ murmelte Angel. Sarah öffnete die Augen. „Das ist nur ein harmloser Kratzer.“ Zärtlich streichelte Angel über den Kratzer. Er stand auf und holte aus seinen Schlafzimmer eine Wolldecke.

Angel breitete die Decke über Sarah aus und zog ihr die Stiefel aus. „Schlaf ein wenig“, sprach er. „Ich bringe dich nach Hause sobald es dunkel ist.“ „Angel, bleib bitte bei mir“, murmelte Sarah und sie umfaßte sein Handgelenk. „Natürlich bleibe ich. Wo sollte ich auch hingehen?“ Angel blickte Sarah in die Augen. „Ich hab Angst, Angel.“ „Wovor?“ „Was ist, wenn etwas schreckliches mit mir geschieht?“ „Das wird es ...“ Doch Sarah ließ ihn nicht ausreden.

„Ich spüre, daß da was ist. Irgend etwas ist in mir ... aber ich kann nicht sagen was es ist.“ Angel lächelte leicht und beugte sich vor. „Niemals lasse ich zu das dir etwas geschieht, Sarah. Ich werde dich beschützen“, versprach Angel seiner Jägerin. Sanft küßte er Sarah auf die Stirn. Sarah schloß die Augen und schlief auch bald ein. Und Angel blieb bei ihr und wachte über sie.

Ein Geräusch ließ Sarah aus dem Schlaf schrecken. Sie öffnete die Augen und im ersten Moment wußte sie nicht wo sie war. Sie spürte eine Bewegung an ihren Beinen. Sarah sah auf und sah das Angel ihr gerade die Stiefel anzog. „Angel?“ Angel hob den Kopf und sah sie besorgt an. „Wie fühlst du dich, Liebling?“ Sarah setzte sich langsam auf und strich sich das Haar zurück.

„Besser.“ „Was ist mit deinen Kopfschmerzen?“ fragte Angel. „Sie sind weg. Es geht mir gut“, sprach Sarah und sie schlug die Decke zurück. Sarah griff sich an den Kopf. „Was machst du da?“ Sarah begegnete den verwirrten Blick von Angel. Sie stand auf. „Ich schaue nach ob ich Hörner kriege.“ Angel seufzte und legte seine Hände auf Sarahs Schultern. „Sarah Summers, hör mit diesem Blödsinn auf! Wenn du bis jetzt keine Eigenschaft des Dämons übernommen hast, wird das auch in den nächsten Tagen nicht passieren. Dir werden weder Hörner wachsen, noch wirst du eine Schuppenhaut bekommen und schon gar nicht wirst du zum schleimigen Monster mutieren. Also, beruhige dich.“ Sarah seufzte.

„Du hast ja recht. Aber ... Ich weiß ja das ich mich selbst total verrückt mache ...“ „Du sagst es“, bestätigte Angel. Sarah schmiegte ihr Gesicht in seine Schulter. Angel hob ihr Kinn an und küßte sie. „Geht es dir wirklich besser?“ erkundigte er sich noch einmal. Sarah nickte. Sie war noch ganz benommen von seinen Kuss. Sie liebte seine Küsse. Egal ob sie zärtlich oder leidenschaftlich waren ... jeder einzelne Kuss vermittelte ihr sein Gefühl; seine Liebe.

Sarah lächelte ihn glücklich an. „Ja, es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen, Angel.“ „Das tue ich aber. Ich bringe dich nach Hause. Und du wirst dich gefälligst ins Bett legen und bis morgen durchschlafen.“ „Aber ...“, protestierte Sarah, doch energisch schnitt Angel ihr das Wort ab. „Ich gehe heute für dich auf Patrouille. Du hast dich in letzter Zeit einfach zu sehr verausgabt und überanstrengt. Du hast zuviel von dir verlangt, Sarah. Du mußt mal Energie tanken und ausspannen. Auch die Jägerin braucht mal einen Ruhetag. Ich übernehme deine Patrouille für heute.“ Sarah seufzte, doch sie protestierte nicht weiter. Sie wußte, es hatte keinen Sinn mit Angel deswegen zu streiten. Er würde nicht von seiner Meinung weichen.

„Sarah, warum kommst du so früh?“ fragte Joyce verwirrt als ihre Tochter nach Hause kam – in Begleitung von Angel. „Ich kann doch mal früher kommen“, wich Sarah aus. Sie wollte ihrer Mom nicht den wahren Grund nennen. Es ging ihr gut und sie fühlte sich wieder okay. Wahrscheinlich hatte ihr Kreislauf nur eine kurze Ruhepause gebraucht. Und die hatte sie auch bekommen. „Geh ins Bett“, forderte Angel. „Was ist hier los?“ fragte Joyce sofort.

„Gar nichts, Mom“, sprach Sarah ausweichend. Sie sah Angel an und sie wußte, er würde ihrer Mutter alles erzählen. „Sarah hatte schwere Kopfschmerzen. Sie hat den ganzen Tag bei mir auf dem Sofa geschlafen. Sie behauptet jetzt zwar das es ihr gut geht, aber ich glaube ihr nicht so recht.“ „Danke, Angel“, murrte Sarah. Angel ignorierte das. „Vielleicht wird sie krank. Vielleicht hat sich Sarah einen Virus eingefangen. Ich halte es für besser wenn sie sich hinlegt und bis morgen schläft.“ „Sie haben recht“, stimmte Joyce dem Vampir zu.

„Hallo?“ rief Sarah und sie fuchtelte mit ihrer Hand vor Angels Augen herum. „Ich bin auch noch da und kann euch hören. Zu eurer Information: Es geht mir bestens.“ „Du brauchst Ruhe, Sarah“, meinte Angel nur. „Es geht mir gut“, behaarte die Jägerin stur. „Du solltest auf Angel hören, Liebes“, warf ihre Mutter ein. Sarah verdrehte die Augen. „Es geht mir gut. Ich kann auf Patrouille gehen.“ Angel schüttelte verneinend den Kopf.

„Ich hab dir schon erklärt das ich heute gehe. Du bleibst zu Hause.“ „Angel, ich bin fit.“ „Ja, das habe ich gesehen. Du kommst mir heute nicht aus dem Haus. Ist das klar, Sarah Anne Summers?“ Sarah seufzte. Wenn er sie schon einmal mit ihrem vollen Namen ansprach war er zu allem entschlossen. Sarah nickte und ergab sich. „Ich geh ja schon. Aber Nachtwache ist mein Job“, murmelte sie genervt. „Du brauchst mal eine Nacht Ruhe“, meinten Angel und Joyce gleichzeitig.

„Okay, das reicht! Ich gebe mich geschlagen und geh ins Bett.“ Angel sah, das Sarah noch immer nicht so recht mit der Situation einverstanden war. „Du bist ein Mensch, Sarah, auch wenn du besondere Kräfte aufgrund deines Jägerin-Daseins hast. Du bist keine Maschine.“ „Ich weiß“, seufzte Sarah. „Du brauchst dringend Ruhe. Sarah, es nützt niemanden wenn du geschwächt auf Patrouille gehst. Das ist viel zu gefährlich, daß weißt du genau. Ich gehe für dich.“ Sarah nickte. Angel küßte sie zärtlich auf die Lippen. Dann blickte er Joyce an. „Sorgen Sie dafür das Sarah wirklich ins Bett geht“, meinte er. „Dafür werde ich schon sorgen. Danke, Angel.“ „Schon gut. Und du leg dich hin“, sprach er an Sarah gewandt als er das Haus verließ.

Joyce sorgte dafür das Sarah auch wirklich ins Bett ging. Wie Angel kannte sie den Dickschädel ihrer Tochter. Und wie Angel wußte Joyce, daß Sarah eine Schwäche nur ungern zugab und nicht richtig ernst nahm. „Mom, es geht mir gut“, beteuerte Sarah. „Angel würde sich um dich keine Sorgen machen wenn es so wäre“, widersprach Joyce. „Ich hab bei ihm nur einen stechenden Schmerz im Kopf verspürt. Ich hab geschlafen und jetzt geht es mir wieder gut. Also, hör auf dir Sorgen zu machen.“ „Vielleicht hat Angel recht und du brütest einen Virus aus“, überlegte Joyce. „Ach, Quatsch“, winkte Sarah ab.

„Dann hast du dich eindeutig überanstrengt. Mr. Giles verlangt viel zu viel von dir.“ „Das tut er nicht. Mom, das alles ist meine Aufgabe. Ich muß nachts die Wege von Sunnydale kontrollieren. Das ist nun einmal so. Dagegen kann man nichts machen. Und das habe ich dir auch schon oft genug gesagt.“ „Ich weiß“, seufzte Joyce. „Ich laß dich jetzt allein. Schlaf gut.“ Joyce drehte das Licht ab und schloß die Tür hinter sich. Kurz vorm einschlafen hoffte Sarah noch, daß sie am nächsten Morgen nicht mit Hörnern oder einer Schuppenhaut aufwachen würde.

~ 6. ~

Zufrieden stellte Sarah am darauffolgenden Morgen fest das sich ihr Aussehen nicht verändert hatte. Und auch ihre Kopfschmerzen waren weg. Es ging ihr wieder absolut gut. Sarah freute sich auf den Tag und machte sich für ihre Vorlesungen fertig. Das würde – hoffentlich einmal – ein angenehmer Tag ohne großartige Zwischenfälle werden.

An diesen Morgen hatte Sarah keine Zeit und auch keine Lust bei Giles vorbeizuschauen. Am Gang der Universität stieß sie mit einen Lehrer zusammen. „Entschuldigung“, murmelte Sarah. „Paß das nächste Mal besser auf“, sprach der Lehrer. „Natürlich.“ Diese Schüler! Wir waren früher nicht so gedankenlos, dachte der Lehrer. Sarah erschrak heftig und sah dem Lehrer geschockt nach.

Das konnte nicht sein. Das konnte sie nicht wirklich gehört haben. Sie konnte wirklich Gedanken lesen? Wie war das den möglich? Und plötzlich wurde es Sarah klar. Sie mußte doch mit dem Blut des Dämons in Berührung gekommen sein. Das war die besagte Eigenschaft, die sie vom Dämon übernommen hatte. Sie konnte Gedanken lesen. „Cool“, murmelte Sarah. Das war besser als Hörner oder eine Schuppenhaut – das war tausend Mal besser, entschied die Jägerin.

Im Unterricht nutzte sie diese neue Erkenntnis auch sofort aus. Sie konnte die Antworten auf die Fragen in den Gedanken der Lehrerin lesen und dadurch konnte sie alle Fragen richtig beantworten. Willow und Oz waren völlig überrascht von der plötzlichen Mitarbeit Sarahs. Bei Beginn der Mittagspause wurde sie sofort darauf angesprochen. „Ich kann Gedanken lesen“, gestand Sarah ihnen auf den Weg zu Giles. Das mußte sie Giles erzählen. Das konnte nicht warten.

„Was macht ihr den hier?“ fragte Giles überrascht. „Ihr habt doch Unterricht.“ „Freistunde vor der nächsten Vorlesung und der Mittagspause“, klärte Oz den Wächter auf und setzte sich zu Xander, der in seiner freien Zeit viel zu oft bei Giles herumhing, wie der Engländer fand. Sarah erzählte Giles sofort was sie am Morgen entdeckt hatte. Ruhig hörte Giles ihr zu und nickte ab und zu nur um ihr zu signalisieren, daß er verstand was sie sagte.

„Ich glaube, du ... verläufst dich da in etwas“, versuchte Giles den Enthusiasmus von Sarah zu bremsen. „Das tue ich nicht“, widersprach Sarah. „Als ich hereinkam, da dachten Sie, daß ich häßliche Schuhe trage. Und wenn es Mode wäre würde ich auch im Kartoffelsack herumlaufen.“ Die Gang sah Giles erwartungsvoll an. Dieser nickte langsam. „Nun ... das stimmt“, murmelte er. „Sehen Sie?“ sprach Sarah stolz. „Dann hast du doch eine Eigenschaft des Dämons übernommen.“ „Allerdings und ich find diese Eigenschaft um Meilen besser als wenn mir plötzlich Hörner wachsen“, sprach Sarah erleichtert.

„Dann sind diese Dämonen Telepathen. Deshalb ...“ „... Haben sie auch keine Münder. Daran hätten Sie denken müssen, Giles“, spottete Sarah. Giles blickte seine Jägerin verdutzt an. „Woher weißt du das?“ Sarah grinste. „Sie haben es gerade gedacht.“ Giles schluckte schwer. „Nun ... ja ... das ist erstaunlich. Ich denke, diese Gabe ist nicht sehr gefährlich. Ich glaube, du hast es hier mit einer guten Gabe zu tun, die dir gegeben wurde. Doch wir müssen herausfinden wie lange es anhält.“ „Diese Gabe ist doch toll“, mischte sich nun Xander ein, der einfach nicht mehr seinen Mund halten konnte.

Der Wächter sowie die Jägerin blickten nun zur Gang. „Jetzt hast du deinen Gegner noch einen voraus. Jetzt bist du noch mehr im Vorteil“, meinte Willow lächelnd. „Ja und das ist klasse. Und ich hatte schon Angst das mir Hörner wachsen.“ Willow nickte. Doch sie schien innerlich nicht sehr überzeugt von Sarahs neuer Gabe zu sein. Jetzt ist sie ein Übermensch und wird mich nicht mehr brauchen, dachte Willow niedergeschlagen. Sarah schüttelte sofort den Kopf.

„Das stimmt nicht, Willow. Ich brauche dich“, sprach sie sofort. Sie schenkte ihrer besten Freundin ein Lächeln. Jetzt wurde jedem im Raum auch wirklich bewußt das sie ihre Gedanken lesen konnte. Sarah ließ ihren Blick über die Anwesenden gleiten. Ich bin meine Gedanken, dachte Oz. Wenn Sarah meine Gedanken lesen kann, existiere ich nicht mehr. Ich muß einfach meine Gedanken sein um Ich zu bleiben, schoß es Oz durch den Kopf. Sarah lächelte und schüttelte den Kopf. Das sah Oz wirklich ähnlich.

„Hm“, machte Oz deshalb nur und hielt es einfach für besser nichts zu sagen - so wie sonst auch. Sarahs Blick glitt zu Xander. Nackte Mädchen – Sex. Ich denke pausenlos nur noch an Sex. Ich bin Alexander Harris und hab ein gewaltiges Problem. Ich seh nackte Frauen ... Sarah verzog das Gesicht. „Gott, Xander! Kannst du an nichts anderes mehr denken?“ rief sie aus. Xander hob den Blick und lächelte entschuldigend. Es war ihm sichtlich peinlich.

„Ähm ... ich ... muß ganz dringend ... mal weg“, stammelte er und sprang auf. Im Eiltempo raste Xander aus dem Zauberladen. „Nun ... ihr seht das es ganz schön unangenehm sein kann wenn jemand eure Gedanken kennt“, sprach Giles um die Stimmung zu lockern. „Aber ... es ist doch eine Bereicherung für Sarah“, murmelte Willow. „Allerdings. Doch wir müssen überprüfen wie lange das anhält. Ich rate euch, seit trotzdem vorsichtig bei dem was ihr denkt.“ Oh Gott, wohin soll das nur führen? dachte Giles. Er hob den Kopf und sah wie Sarah ihm zuzwinkerte. „Geht in euren Unterricht“, forderte er hastig. Die Gang verstand den Wink und verließ den Zauberladen, damit Giles mehr über Sarahs Gabe herausfinden konnte.

Für Sarah war ihre neue Gabe wirklich interessant. Auch während der Mittagspause fand sie es faszinierend was die anderen Studenten so dachten; worüber sie sich Sorgen machten. Sarah nahm ihr Tablett und ging zum Tisch, wo Willow und Oz saßen. Die Stimmen schienen immer lauter zu werden. Sie überlagerten sich. Sarah blieb stehen. Die Stimmen wurden regelrecht unerträglich.

Die Gedanken vermischten sich in ihrem Kopf. Und auf einmal waren sie nicht mehr zum aushalten. Es fing heftig in ihrem Kopf zu dröhnen an. Die Gedanken taten weh. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde immer stechender. Sarah ließ das Tablett fallen. Es schepperte laut. Für einen Moment war es still und alle sahen sie an. Dann applaudierten alle Studenten um sie herum. Doch Sarah achtete darauf nicht. Die Gedanken, die sie hörte, waren nicht mehr auszuhalten. Die Schmerzen im Kopf hämmerten wild. Sarah konnte es nicht mehr ertragen. Ihre neu gewonnene Gabe wurde zuviel für ihren Körper. Vor ihren Augen wurde alles schwarz und alles drehte sich. Und dann brach sie zusammen ...

„Sie kommt zu sich“, murmelte Willow. „Das ... ist gut“, stammelte Giles in besorgter Erwartung. Nach Sarahs Zusammenbruch hatte Oz Giles und auch Xander angerufen und sie informiert. Die Beiden waren sofort gekommen. In der Zwischenzeit hatten Willow und Oz Sarah nach draußen an die frische Luft gebracht. Sie waren alle besorgt um Sarahs Zustand.

Langsam flatterten Sarahs Lider. Sie stöhnte leise. Wie es ihr wohl geht? dachte Willow besorgt. Sarah öffnete die Augen und blickte in die besorgten Gesichter ihrer Freunde. Was war geschehen? „Ist alles in Ordnung?“ fragte Xander. „Ich ... fühle mich so ... Oh!“ Sarah hielt sich den Kopf. Der Schmerz jagte in Lichtgeschwindigkeit durch ihren Kopf. Sie ist vollkommen fertig, dachte Xander. Ob sie wieder gesund wird? Sie muß sich schrecklich fühlen. „Hört auf“, schrie Sarah.

Sarah stand auf und begegnete den verwunderten Blicken ihrer Freunde. „Hört auf so laut zu denken. Es tut mir weh. Bei jedem Gedanken, den ich höre, habe ich das Gefühl mein Schädel explodiert. Ihr tut mir mit euren Gedanken weh.“ „Du mußt dich hinlegen“, sprach Giles. „Ich bringe dich sofort nach Hause, Sarah.“ Giles erkannte den Ernst der Lage und er wußte jetzt welchen Nachteil diese Gabe hatte. „Geht zurück in euren Unterricht“, befahl er Sarahs Freunden und er griff nach Sarahs Arm. Giles stützte sie. Besorgt sahen Sarahs Freunde ihnen nach wie Giles die Jägerin zu seinen Wagen führte.

„Giles, ich kann es nicht kontrollieren“, sprach Sarah gequält. In ihrem Kopf hämmerte es wild. Es tat furchtbar weh. Sie konnte es kaum ertragen. „Du muß dich hinlegen. Vielleicht hilft Schlaf dir. Ich verspreche dir, ich finde einen Weg dir zu helfen.“ Sarah schluckte schwer. „Niemand will mehr mit mir zusammen sein. Nicht einmal Sie.“ „Es tut mir leid, Sarah, aber ... es ist schwer. Wir müssen ständig darauf achten was wir denken.“ „Tun Sie mir einen Gefallen, Giles?“ „Natürlich.“ „Würden Sie bitte Angel verständigen?“ fragte Sarah.

Der Wächter seufzte und nickte. Er wußte, daß es Sarah nicht leicht fiel ihn darum zu bitten. „Ja, ich verständige ihn.“ „Danke.“ Giles öffnete die Beifahrertür und ließ Sarah einsteigen. Schwach ließ sie sich in den weichen Sitz fallen. Sie schloß die Augen und versuchte ihre Kopfschmerzen zu vergessen. Doch es gelang ihr nicht. Es tat einfach zu sehr weh.

Wenn ich nicht bald ein Heilmittel finde wird sie verrückt werden, dachte Giles als er einstieg. Sarah blickte ihren Wächter schockiert an. Sie konnte es nicht einmal abstreiten. Giles hatte recht. Wenn es ihm nicht gelang diese Dämoneneigenschaft zu stoppen würde sie schon bald total verrückt sein. Und was würde dann mit ihr geschehen? Darauf wußte Sarah keine Antwort. Und sie wollte sie auch gar nicht wissen.

„Ich bringe dir noch ein Kissen“, meinte Joyce hastig und sie war schon auf dem Weg zur Tür. Sarah lag im Bett und Giles hatte ihrer Mutter alles erzählt. Auch für Joyce war diese Situation alles andere als leicht. „Mom, ich brauch kein Kissen mehr“, widersprach Sarah. Doch ihre Mutter hörte nicht auf sie. Sie ging ins Schlafzimmer und holte noch ein Kissen und dazu noch eine Wolldecke.

„Willst du eine Suppe?“ fragte Joyce und sie blickte ihre Tochter nervös an. „Oder Hühnchen und Gemüse?“ Sarah schüttelte den Kopf; unterließ diesen Versuch jedoch als sich ihr Kopf über die Bewegung beschwerte. „Nein, danke, Mom. Setz dich doch bitte zu mir“, bat Sarah. „Ich ... ähm ... hab noch viel zu tun“, wich Joyce aus und ging zur Tür. In diesem Moment schoß Sarah hoch. „Du hast mit Giles geschlafen?“ rief sie ungläubig aus. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihre Mutter an.

„Und das gleich zwei Mal? Auf der Motorhaube eines Polizeiwagens?“ rief Sarah geschockt. Sie starrte ihre Mutter an und konnte nicht glauben, daß es wirklich so war. Joyce drehte sich kurz zu ihrer Tochter um und lächelte zerknirscht. Es war ihr sichtlich peinlich das Sarah dieses kleine Geheimnis von ihr erfuhr. „Das war die Schokolade“, wich Joyce hastig aus. „Du erinnerst dich doch ... diese Schokolade, die einmal verteilt wurde und aus Erwachsenen Teenager gemacht hat. Es war nicht unsere Schuld“, redete Joyce sich raus.

„Oh Gott!“, stöhnte Sarah. Sie konnte nicht glauben was ihre Mutter getan hatte – und natürlich Giles nicht zu vergessen. „Du hast mit meinen Wächter geschlafen. Jetzt wird mir klar warum ihr euch immer so distanziert benommen habt wenn ihr euch begegnet seit. Jetzt wird mir einiges klar. Oh Mom! Wie konntest du? Ausgerechnet mit meinen Wächter! Ich meine ... Mom!“ rief Sarah kopfschüttelnd. „Tut mir leid, Schatz! Aber ... das waren nicht wirklich wir.“ Joyce flüchtete aus dem Zimmer ihrer Tochter. Sie schloß die Tür hinter sich.

Schwach ließ sich Sarah in die Kissen zurückfallen. Ihre Kopfschmerzen hörten jedoch nicht auf. Sie konnte die Gedanken von den Menschen, die an ihrem Fenster vorbeigingen, hören. Als es dunkel geworden war stand Sarah am offenen Fenster und blickte hinaus. Doch die Stimmen waren einfach zu schmerzhaft für sie. Deshalb schloß sie das Fenster und zog die Vorhänge zusammen.

Quälend krabbelte Sarah in ihr Bett und grub sich so tief es ging in die Kissen. Sie fand diese Gabe nicht mehr sehr faszinierend. Sie wollte sie nur noch loswerden; wollte das die Stimmen aufhörten. Giles hat wirklich recht, dachte Sarah. Wenn es nicht aufhört werde ich noch verrückt. Sarah wünschte sich sehnlichst das diese Stimmen und die damit verbundenen Schmerzen endlich aufhörten.

~ 7. ~

Mit der Dunkelheit tauchte Angel im Zauberladen auf. „Giles?“ rief er und schloß die Tür hinter sich. Er sah Xander und die Anderen am großen, runden Tisch über aufgeschlagenen Büchern sitzen. Giles hatte Angel angerufen und ihm mitgeteilt, daß etwas mit Sarah nicht in Ordnung war. Näheres würde Angel erfahren wenn er Giles aufgesucht hatte. Angel machte sich Sorgen. Das klang gar nicht gut. Und es schienen auch keine guten Nachrichten zu sein, wenn Angel sah, wie Sarahs Freunde über den Büchern brüteten.

Giles kam aus dem hinteren Bereich des Ladens und legte noch ein paar Bücher auf den Tisch. „Ich werde dir gleich helfen, Xander“, versprach er und klopfte den Jungen auf die Schulter. „Was ist mit Sarah?“ brachte Angel die Sache sofort auf den Punkt. Er machte sich Sorgen. Etwas stimmte hier gar nicht. Er konnte es förmlich riechen.

„Sarah ist doch mit dem Blut des Dämons in Berührung gekommen und hat somit eine Eigenschaft des Dämons übernommen“, sprach Giles und er blieb vor dem Vampir stehen. Nach wie vor hatte er noch ein Problem damit Angel zu akzeptieren. Doch für Sarah war Angel sehr wichtig und deshalb gab sich Giles Mühe auf irgendeine Art und Weise mit ihm auszukommen.

Eigentlich hatte Giles vorgehabt Angel aus der Sache rauszuhalten, doch Sarah hatte ihn darum gebeten Angel zu informieren. Und vielleicht konnte sich Angel auch nützlich machen. Sarah wollte, daß er Bescheid wußte und Giles würde nach dem Wunsch seiner Jägerin handeln. „Was ist mit ihr? Sind ihr doch Hörner gewachsen?“ fragte Angel. Giles schüttelte den Kopf.

„Die Sache ist leider viel ernster als ich am Anfang gedacht habe. Sarah kann Gedanken lesen und es läßt sich leider nicht kontrollieren, so wie es scheint. Sie ist heute in der Uni zusammen gebrochen. Ich hab Sarah nach Hause gebracht. Doch wenn wir nicht schnellstens ein Heilmittel finden wird sie vollkommen wahnsinnig werden.“ Angel erstarrte. Er hatte das Gefühl als würde Giles ihm den Boden unter den Füßen wegziehen.

„Oh mein Gott“, stieß Angel aus. Er schüttelte den Kopf als ihm klar wurde was gestern bei ihm geschehen war. Es war ein Zeichen gewesen was mit Sarah los war. Und er hatte es nicht gesehen; nicht wahr genommen. Angel könnte sich selbst verfluchen für seine Gedankenlosigkeit. „Und ich dachte gestern noch, sie würde einen Virus ausbrüten“, murmelte Angel. „Gestern?“ fragte Giles verwundert. Angel nickte.

„Ja. Sarah kam gestern zu mir. Sie bekam auf einmal heftige Kopfschmerzen und sackte in sich zusammen. Ich hab Sarah aufs Sofa gelegt und sie schlafen lassen. Als es dunkel wurde hab ich sie nach Hause gebracht und ihr befohlen sich hinzulegen und die Nacht durchzuschlafen. Oh Gott, ich hätte achtsamer sein müssen.“ „Geben Sie sich nicht die Schuld, Angel. Auch ich nahm es auf die leichte Schulter. Wir hätten alle besser aufpassen müssen. Es hilft Sarah jetzt nicht wenn wir uns die Schuld geben ... wir müssen ihr helfen. Wir gehen jeder Information über diesen Dämon nach. Vielleicht gab es schon mal einen ähnlichen Fall und wir erfahren dadurch wie man Sarah helfen kann.“ Giles zögerte einen Moment. Innerlich weigerte er sich Angel um Hilfe zu bitten, aber ihnen blieb keine andere Wahl.

„Angel, wenn wir Ihre Hilfe brauchen ...“, begann Sarahs Wächter vorsichtig. Angel nickte und verstand. „Selbstverständlich helfe ich Ihnen, Giles. Was kann ich tun?“ „Sarah bat mich Sie zu informieren. Daraus schließe ich, daß sie will das Sie bei ihr sind. Gehen Sie zu Sarah und bleiben Sie bei ihr. Sarah braucht Sie jetzt.“ Erneut nickte Angel nur und verabschiedete sich. Auf den schnellsten Weg ging er zum Summers-Haus. Und Giles setzte sich zu Xander an den Tisch und machte sich an die Arbeit. Diesmal war die Jägerin in ernsthafter Gefahr.

Joyce saß in einem Korbsessel neben dem Bett ihrer Tochter. In eine Decke eingewickelt wachte sie über Sarah und hoffte, das Giles einen Weg fand Sarah zu heilen. Joyce machte sich große Sorgen. Sarahs Zustand schien sich nicht verbessern zu wollen. Sie schlief unruhig. Die Gedanken, die Sarah vernahm, drangen selbst im Schlaf bis zu ihr durch. Da hörte Joyce wie die Hausklingel betätigt wurde. Joyce wickelte sich aus der Decke und lief die Stufen hinunter.

Vielleicht war es ja Giles und er hatte Neuigkeiten. Doch als Joyce die Tür öffnete war es nicht Giles sondern Angel. „Giles sagte mir was mit Sarah passiert ist“, sprach Angel sofort. „Kommen Sie rein, Angel“, bat Joyce und trat zur Seite. Angel betrat das Haus. Joyce ließ die Tür hinter dem Vampir zufallen. „Wie geht es ihr?“ fragte Angel besorgt. Joyce schüttelte langsam den Kopf. „Nicht sehr gut“, sprach sie wahrheitsgemäß.

Sie folgte Angel die Treppe hinauf. „Ich hab Angst ihr mit meinen Gedanken weh zu tun. Giles sagte mir, das ihr die Gedanken anderer weh tun.“ „Wie schläfst sie?“ fragte Angel. „Nicht sehr ruhig.“ Angel trat durch die Tür. Er sah, das Sarah sehr unruhig schlief. Sie wand sich hin und her und murmelte vor sich hin.

„Ich weiß nicht was ich machen soll, Angel“, sprach Joyce mit einer Sorgenfalte in der Stirn. „Seit ich weiß das sie die Jägerin ist und jede Nacht gegen Dämonen kämpft mache ich mir noch mehr Sorgen um sie als früher. Natürlich weiß ich, daß sie auf sich selbst aufpassen kann, aber ... Ich hatte schreckliche Vorstellungen über das was Sarah geschehen könnte. Doch das ...“ Joyce zuckte hilflos mit den Schultern.

Angel zog seine Jacke aus und legte sie ab. Er trat an Sarahs Bett. Angel beugte sich zu Sarah hinab und strich ihr zärtlich das Haar zur Seite. Joyce beobachtete wie Angel mit ihrer Tochter umging; wie er sie ansah. Und ihr wurde klar, daß Angel Sarah wirklich liebte. „Kann ich etwas tun?“ fragte Joyce. Angel sah sie an. „Machen Sie ihr einen Kamillentee. Das wird ihr zwar nicht gegen die Schmerzen helfen, aber ... es wird ihre Nerven beruhigen.“ Joyce nickte und ging widerstandslos in die Küche. Sie war froh, daß Angel da war und ihr sagte was sie tun konnte. Jetzt fühlte sie sich nicht mehr so hilflos wie noch vor einer halben Stunde.

Sanft setzte sich Angel zu Sarah auf das Bett. Durch das plötzliche Gewicht auf ihrem Bett öffnete Sarah die Augen. „Angel“, flüsterte sie als sie in seine dunklen Augen blickte. „Ja, ich bin hier“, sprach er beruhigend. Besorgt blickte Angel sie an. „Wie fühlst du dich, Sarah?“ Sarah seufzte. „Diese Stimmen ... sie hören einfach nicht auf“, sprach Sarah nach einem Moment. „Sie bringen mich um den Verstand. Ich höre all diese Gedanken.“ Sarah blickte Angel an und stutzte. „Nur ... deine nicht“, sprach sie verwirrt.

Angel lächelte nachsichtig. „Es ist das Gleiche wie mit dem Spiegelbild. Die Gedanken sind da, werden jedoch nicht übertragen.“ „Verstehe“, murmelte Sarah. „Das ist ... irgendwie schön. Es ist so beruhigend für mich das deine Gedanken für mich nicht zum hören sind. Es ist so schrecklich diese Stimmen zu hören, Angel.“ Angel strich ihr hauchzart über das Kinn. „Giles sucht nach einen Heilmittel und er wird eines finden.“ „Aber was ist ... wenn er nichts findet? Was dann?“ Ihre Stimme zitterte.

„Er wird es finden, keine Sorge. Du mußt deinem Wächter einfach vertrauen. Wenn jemand ein Heilmittel finden kann dann Giles.“ „Bleibst du hier?“ fragte Sarah. Angel nickte. „Ja, die ganze Zeit. Solange du mich brauchst“, sprach Angel lächelnd. „Ich hätte jetzt doch lieber Hörner oder eine Schuppenhaut“, stöhnte Sarah weil ihr Kopf von den ganzen Stimmen schrecklich dröhnte.

Da betrat ihre Mom das Zimmer. Sie hielt eine heiße Tasse Tee in den Händen. Langsam kam Joyce näher. „Wie geht es dir, Schatz?“ fragte sie leise und überreichte Angel die heiße Tasse Tee. „Es geht mir schrecklich. Diese Stimmen ... sie fallen alle über mich her. Ich werde noch verrückt. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen.“ Joyce sah ihre Tochter besorgt an. Es tat ihr weh wenn ihr einziges Kind Schmerzen hatte. Sie wandte sich an Angel. Er schien völlig ruhig zu sein. Und er schien die Situation unter Kontrolle zu haben; schien zu wissen was zu tun war.

Darüber war Joyce sehr froh. Denn sie selbst wußte nicht mehr weiter. Noch nie war Joyce so froh gewesen den Vampir – der ihrer Tochter so weh getan hatte – zu sehen und in ihrem Haus zu haben. „Kann ich sonst noch etwas tun?“ fragte sie. Angel sah Joyce in die Augen und er wußte, sie fragte ihn weil sie einfach etwas tun mußte. Wenn Joyce still dasitzen und warten mußte ... wurde sie auch noch verrückt. Das schienen die Summers-Frauen an sich zu haben: Sie konnten einfach nicht stillsitzen.

Angel konnte Sarahs Mutter jedoch verstehen. Sarah befand sich in großer Gefahr und Joyce hatte einfach das Gefühl ihr helfen zu müssen. Natürlich war es schwer, da Sarahs Qualen übernatürlichen Ursprungs waren. „Kennen Sie die Nummer von Giles‘ Laden?“ Joyce nickte. „Rufen Sie ihn an und fragen Sie ihn, ob er schon was näheres weiß.“ Joyce tat sofort was Angel sagte und schloß die Tür hinter sich als sie das Zimmer verließ.

Sarah blickte ihren Vampirfreund an. „Angel, ich kann keine Menschen mehr ertragen“, sprach sie verzweifelt. Angel lächelte. „Ich bin untot, schon vergessen? Meine Nähe tut dir nicht weh.“ Doch das tut sie, dachte Sarah. Doch anders als du denkst. Es tut mir weh das wir uns nie mehr so nahe sein können wie in jener Nacht, schoß es Sarah durch den Kopf als sie ihn ansah. Aber sie sprach ihre Gedanken nicht aus.

„Hier, trink das“, sprach Angel. „Was ist das?“ „Vertrau mir. Das beruhigt deine Nerven. Vielleicht kannst du dann ein wenig besser schlafen.“ Sarah lächelte kurz und setzte sich auf. Angel reichte ihr den Tee. Schon nach dem ersten Schluck verzog Sarah das Gesicht. „Das ist Kamillentee, Angel. Du weißt genau, daß ich den nicht mag.“ „Ich weiß. Aber er tut deinen Nerven gut; die sind zum zerreißen angespannt.“ „Woher weißt du das?“ „Ich fühle es“, sprach Angel. Sarah seufzte und trank ein paar Schluck von dem ihr verhaßten Tee.

Kraftlos ließ sich Sarah in die Kissen zurücksinken. Sie schloß die Augen und versuchte zu schlafen. Sarah spürte, wie Angel ihr über das Haar strich und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte. „Es wird alles wieder gut. Ich verspreche dir, wir werden einen Weg finden dich zu heilen. Ich gebe dich nicht auf, Sarah“, sprach Angel leise.

Besorgt schloß er für einen Moment die Augen. Ich flehe Sie an, Giles, finden Sie dieses verdammte Heilmittel, dachte er. Angel lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Sein Blick glitt zu Sarah. Er sorgte sich wirklich um sie. Jetzt war die ansonsten so starke Jägerin ein zarter, verletzlicher Mensch. Sarah legte ihren Kopf in seinen Schoß und schlief ein.

Beschützend legte Angel einen Arm um sie und streichelte Sarah beruhigend über den Rücken. Er hoffte, daß sie jetzt ein bißchen besser schlief als zuvor. Und er hoffte, daß sie ruhiger schlief als vorher. Sarah benötigte seinen Schutz und seine Geborgenheit mehr als jemals zuvor. Angel sah sie an und er wußte, sie würde nicht mehr lange durchhalten. Es sah wirklich schlecht um die Jägerin aus. Diese Gabe war ein Fluch. Und wenn nicht bald etwas geschah würde diese Gabe Sarah zerstören. Das war es wovor Angel Angst hatte. Er konnte es verkraften alles zu verlieren. Nur eines nicht: Und das war sie. Er weigerte sich auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden das er Sarah für immer verlieren konnte.

„Wir tun was wir können, Mrs. Summers“, sprach Giles in den Hörer. „Sie wissen also noch immer nicht mehr“, schloß Joyce daraus. „Es tut mir leid. Wie geht es Sarah?“ erkundigte sich Giles besorgt. „Nicht sehr gut. Angel ist bei ihr und er scheint diese Sache besser kontrollieren zu können als ich. Ich bin froh das er da ist. Mit seiner Anwesenheit fühle ich mich nicht mehr ganz so hilflos.“ Giles nickte, obwohl er wußte, daß Sarahs Mutter es nicht sehen konnte.

„Ich komme sofort vorbei wenn wir mehr wissen. Das verspreche ich Ihnen, Mrs. Summers. Wir tun was wir können und wir beeilen uns.“ „Hoffentlich“, seufzte Joyce. „Ich mache mir Sorgen um Sarah.“ „Das tun wir alle. Aber ich verspreche Ihnen, Mrs. Summers, wir helfen Ihrer Tochter. Sarah wird bald wieder gesund sein.“ „Das hoffe ich“, sprach Joyce und legte den Hörer zurück auf die Gabel.

Sie ging zurück in das Zimmer ihrer Tochter. „Wie geht es ihr?“ fragte sie Angel. Angel seufzte schwermütig. „Sie schläft endlich ein wenig, aber ... sie wird bald wieder aufwachen weil die Gedanken zuviel für sie werden, schätze ich.“ Angel blickte Joyce nachdenklich an. „Sie sehen müde aus, Mrs. Summers. Gehen Sie ins Bett und schlafen Sie ein wenig. Sie können momentan nichts für Sarah tun. Ich pass schon auf sie auf“, sprach Angel. Joyce schüttelte den Kopf. „Ich kann meine Tochter doch nicht allein lassen“, protestierte sie schwach. Angel befreite sich entschlossen aus Sarahs Umklammerung und schob Joyce aus dem Zimmer.

„Ich weiß, daß Sie sich Sorgen um Sarah machen, aber ... wenn ich ehrlich sein darf: Sie helfen Sarah nicht wenn Sie bei ihr bleiben.“ Joyce nickte und verstand. „Es sind meine Gedanken“, sprach sie. Angel nickte bejahend. „Ja, es sind Ihre Gedanken. Auch wenn Sie es nicht wollen ... Sie tun ihr weh mit Ihren Gedanken. Die Stimmen sind unerträglich für Sarah. Und je weniger Stimmen sie hört desto besser.“ „Was ist mit Ihnen? Haben Sie auch Gedanken?“ fragte Joyce. „Meine Gedankenwege sind anders als beim Menschen. Die Gedanken sind zwar da, können jedoch nicht wiedergegeben werden.“ „Ich verstehe. Ihre Gedanken sind für Sarah nicht hörbar.“ „Richtig“, sprach Angel.

„Aber sie ... ist meine Tochter. Und ich war immer bei ihr als sie noch ein Kind und krank war.“ „Sarah ist kein Kind mehr“, sprach Angel ernst. „Sie ist nun eine junge Frau. Und sie ist die Jägerin. Ihre Schmerzen sind übernatürlich. Da können Sie ihr nicht helfen. Sie müssen das einfach Giles und mir überlassen. Wir werden das regeln.“ „Ich weiß. Sie werden Sarah retten, oder, Angel?“ Er lächelte aufmunternd. „Ja, ich werde Ihre Tochter retten. Ich verspreche Ihnen das Sarah wieder gesund wird“, sprach Angel.

„Sie waren doch sicher die ganze Zeit bei Sarah, oder?“ fragte Angel unvermittelt. Joyce nickte. „Ja, das war ich.“ „Schlafen Sie ein wenig. Gehen Sie ins Bett. Ich bin ja da und ich kümmere mich um Sarah“, versprach Angel. Joyce gab nach; denn sie sah das Angel recht hatte. Sie war selbst schrecklich müde und sie konnte leider nichts für ihre Tochter tun. Sie mußte das einfach den Experten – sprich Angel und Giles – auf diesem Gebiet überlassen. Die Beiden würden ihre Tochter nicht sterben lassen. Dessen war sie sich bewußt und es beruhigte sie ein wenig.

Joyce blickte ihre Tochter besorgt an. „Ich bin im Schlafzimmer wenn Sie mich brauchen, Angel“, sprach sie und ging in ihr Schlafzimmer um sich ein wenig auszuruhen. Angel sah ihr nach. Er wußte, wie schwer es Joyce fiel die Sache anderen zu überlassen. Aber ihr blieb keine Wahl. Sie mußte Sarahs Gang diese Dinge regeln lassen. Angel kehrte zu Sarah zurück. Er setzte sich wieder aufs Bett und stand Sarah bei, so wie er es ihr versprochen hatte.

Giles und Xander waren allein im Laden. Willow und Oz waren gegangen um bei Willow zu Hause im Internet nachzuforschen. Xander rieb sich müde über die Augen. „Giles, ich glaube, ich hab was gefunden“, sprach er schließlich. Giles rieb sich ebenfalls die Augen und kam zu Xander, der ein Buch in der Hand hielt.

„Und was?“ fragte Giles müde. „Es gab schon mal einen ähnlichen Fall.“ „Wo?“ Die Müdigkeit war verflogen und er war sofort hellwach. „In Ecuador. In einen kleinen Dorf. Ein Mann kam mit dem Blut dieses Dämons in Berührung.“ „Wo können wir ihn erreichen?“ fragte Giles sofort. Xander blickte den Wächter ernst an. „Das dürfte nicht so einfach werden.“ „Ist er ... tot?“ fragte Giles stockend. Er mußte diese Frage einfach stellen. Er mußte wissen woran sie waren.

„Das nicht gerade, aber ... der Mann wurde vollkommen verrückt. Er ist völlig isoliert worden. Der Mann kann keine Menschen mehr in seiner Nähe ertragen.“ Xander lehnte sich geschockt zurück. „Oh mein Gott“, seufzte Giles. „Wir müssen weiter suchen, Giles. Wir müssen doch etwas finden was Sarah hilft. So einfach dürfen wir nicht aufgeben.“ „Es ist ...“ „Sie müssen mit Angel sprechen. Vielleicht weiß er was“, forderte Xander. Giles sah den Jungen überrascht an. Wenn dieser freiwillig auf Angels Hilfe zurück griff war ihm die Sache wirklich ernst. „Du hast recht“, sprach Giles, der dies selbst einsah. „Xander, du bleibst hier und suchst weiter. Wenn du was findest rufst du mich an. Ich fahre zu Sarah und rede mit Angel.“ Xander nickte und Giles machte sich auf den Weg zum Summers-Haus.

Ein Geräusch riß Joyce aus ihrem Schlaf. Sie blickte sich um. Das Geräusch war die Türklingel gewesen. Verschlafen taumelte Joyce zur Tür. Ihre müden Augen hellten sich auf als sie Sarahs Wächter davor stehen sah. „Giles!“ rief sie. „Haben Sie das Heilmittel schon gefunden?“ „Noch nicht“, gestand Giles betroffen. „Jedoch wissen wir schon etwas mehr“, fügte er schnell hinzu als er Joyce‘ besorgtes Gesicht sah. „Wo ist Angel? Ich muß mit ihm sprechen.“ „Er ist oben bei Sarah.“ Giles nickte stumm und folgte Joyce nach oben.

Sie öffnete die Tür und hielt in ihrer Bewegung inne. Für einen Moment war Joyce sprachlos. Giles kam an ihre Seite und sah das Bild, daß Joyce irritierte. Jedoch blieb auch Giles nichts anderes übrig als bei den liebevollen Anblick, der sich ihm bot, zu lächeln. Angel saß bei Sarah auf dem Bett und hatte sich an die Wand gelehnt. Er war eingeschlafen, daß war offensichtlich. Ein Arm lag beschützend um Sarah. Sie selbst hatte sich eng an Angel gekuschelt weil sie seine Nähe brauchte. Und weil nur seine Nähe sie wirklich beruhigte.

Giles seufzte schwer. Dieses Bild war so intensiv das es Giles einfach schwer fiel Angel zu hassen. Er wußte, das Verhältnis zu Angel würde nie mehr so sein wie früher. Er würde ihm wohl nie mehr so freundschaftlich entgegen kommen können wie einst. Dazu war einfach zuviel passiert. Giles war auch klar, daß es seiner Jägerin weh tat das er Angel so sehr verachtete. Und in diesem Moment schwor er sich wenigstens zu versuchen irgendwie wieder halbwegs mit Sarahs Freund auszukommen. Der Vampir bedeutete ihr einfach zuviel. Das bewies dieses Bild, das voller Liebe zwischen Angel und Sarah zeugte.

Giles räusperte sich. „Angel?“ Angel zuckte zusammen und öffnete die Augen. Er sah Joyce und Giles im Türrahmen stehen. Angel rieb sich über die Augen um die Müdigkeit zu vertreiben. „Haben Sie was heraus gefunden, Giles?“ fragte er hoffnungsvoll. Es mußte einfach so sein. „Tut mir leid“, sprach Giles und somit bremste er alle Hoffnungen von Angel ab. „Wir haben nicht sehr viel heraus gefunden. Ich muß mit Ihnen sprechen. Es ist sehr wichtig.“ „Okay“, murmelte Angel kurz angebunden und er versuchte aufzustehen; was ihm jedoch nicht gelang weil Sarah ihre Fingernägel in seine Arme gekrallt hatte; damit er sie nicht allein ließ.

„Sarah?“ flüsterte er. „Hm?“ Obwohl sie ihn hörte befand sie sich noch im Halbschlaf. „Laß mich los. Ich muß kurz mit Giles etwas besprechen.“ „Nein, du mußt hier bleiben“, murmelte sie. Angel lächelte. „Ich gehe nicht fort. Ich verspreche es dir. Aber ich muß kurz aufstehen. Ich bin gleich wieder da“, flüsterte Angel ihr zärtlich ins Ohr. Er schaffte es endlich sich aus ihrem Griff zu befreien, der sich etwas lockerte. Joyce eilte sofort an die Seite ihrer Tochter während Angel und Giles ins Wohnzimmer gingen.

„Wie geht es Sarah?“ fragte Giles bedrückt. Die angespannte Stimmung zwischen Angel und ihm war regelrecht zu fühlen. Er mußte es wenigstens schaffen das diese Anspannung zwischen ihnen abfiel. Er mußte es für Sarah tun. Seine Jägerin sehnte sich danach das ihr Freund und ihr Wächter wieder miteinander auskamen. Also mußte Giles es einfach versuchen – auch wenn es ihm sehr schwer fiel.

„Es steht nicht sehr gut um sie“, sprach Angel offen. „Giles, wir werden sie verlieren wenn nicht bald ein Heilmittel gefunden wird.“ Angel schluckte schwer. Es tat ihm weh. Er liebte Sarah. Und zu sehen wie Sarah unter ihrer Gabe litt schmerzte ihn genauso wie sie. Ihr Schmerz traf ihn und er wollte etwas dagegen tun. Machtlos mußte Angel dabei zusehen wie schwer Sarah gequält wurde. Es tat ihm einfach weh. „Was haben Sie heraus gefunden?“ fragte Angel. „Es gab einen ähnlichen Fall in Ecuador. Dort kam ein Mann mit diesem Dämonenblut in Berührung“, gestand Giles.

„Und? Wo ist er? Wir müssen mit ihm sprechen“, entgegnete Angel energisch. Giles schüttelte den Kopf. „Das geht nicht.“ „Wieso? Was ist mit ihm geschehen?“ fragte Angel mit zitternder Stimme. Er konnte regelrecht riechen das Giles sich sorgte. Er hatte Angst. Und das beunruhigte Angel. „Er ist total von der Welt isoliert. Der Mann kann keine Menschen mehr in seiner Nähe ertragen.“ „Oh ... mein Gott“, seufzte Angel. Das war ja schlimm. Das war eine Katastrophe.

„Was können wir tun?“, fragte Angel ratlos. „Giles, wir müssen etwas unternehmen. Das können wir nicht zulassen.“ Giles seufzte schwer. „Ich weiß nicht was wir tun können. Sarah ist schon lang meine Jägerin und ich hatte immer das Gefühl, daß sie jeden Kampf schafft und übersteht; das sie jede Krise überwinden kann. Und wenn es Schwierigkeiten gab ... ich fand immer etwas was ihr weiterhalf. Doch jetzt ... jetzt habe ich das erste Mal das Gefühl, daß ich auch als Wächter machtlos bin. Das ich versage und sie in Stich lasse ... weil ich ihr nicht helfen kann“, sprach Giles offen.

„Sie haben nicht versagt“, widersprach Angel. Er sah, daß Giles niedergeschlagen war. Sarah befand sich in ernster Gefahr und er konnte nichts tun, so schien es. „Sie haben Sarah zu der stärksten Jägerin gemacht, die es gibt. Sie können stolz auf das sein was Sie getan haben, Giles.“ „Nicht ich habe Sarah zu der Jägerin gemacht, die sie heute ist. Das ist zum größten Teil Ihr Verdienst, Angel. Sie haben mit ihr trainiert und sie noch besser gemacht. Ohne Ihr Training wäre Sarah wohl nie so dermaßen stark geworden. Aber anderes Thema: Haben Sie von diesen Fall gehört?“ Angel schüttelte verneinend den Kopf. „Tut mir leid. Ich hab noch nie etwas davon gehört.“ Giles nahm dies nickend zur Kenntnis und schwieg.

Zwischen den beiden Männern breitete sich unangenehmes Schweigen aus. Angel wußte, der Zeitpunkt war gekommen Giles um Verzeihung zu bitten. Wenn er es jetzt nicht tat würde er diesen Mut wohl nie mehr finden. „Es tut mir aufrichtig leid, Giles“, sprach Angel stockend. Der Wächter blickte Angel verwundert an. „Was tut Ihnen leid?“ „Ich denke, Sie wissen was ich meine. Giles, wenn ich Jennys Tod ungeschehen machen könnte ... würde ich es tun. Aber ... ich kann es nicht. Ich kann ihren Tod nicht rückgängig machen. Ich weiß, daß eine Entschuldigung nicht ausreicht. Ich hab Ihnen zuviel angetan; zuviel genommen. Aber ich will das Sie wissen ... das es mir schrecklich leid tut. Ich wünschte, ich könnte all das ungeschehen machen.“ Giles nickte erneut.

„Das weiß ich inzwischen auch. Hören Sie, Angel, vergessen kann ich einfach nicht. Ich werde nie vergessen können was passiert ist“, sprach Giles offen. „Das verlangt niemand von Ihnen“, sprach Angel. „Doch“, begann Giles seufzend. „Ich weiß, das Sarah Sie innig liebt. Mein Gott, Sarah ist verrückt nach Ihnen. Und allein wegen meiner Jägerin zuliebe werde ich mich zusammenreißen. Ich lenke ein. Ich denke, wir sollten sehen das wir irgendwie miteinander auskommen. Für Sarah ist das sehr wichtig. Doch ich werde nicht vergessen können. Das ist nicht möglich.“ „Das will ich auch nicht“, sprach Angel. „Sie sind Sarah eine große Hilfe. Sarah braucht Sie, Giles.“ „Genau wie Sie“, antwortete Giles. In diesem Moment tauchte Joyce an der Treppe auf.

Die beiden Männer sahen gleichzeitig auf. „Was ist los?“ fragte Angel sofort. „Sarah ... sie ist aufgewacht und ruft nach Ihnen, Angel.“ „Ich komme sofort“, sprach Angel und er stieg die Stufen hinauf. Sarah warf sich hin und her. Sie wimmerte leise. Angel setzte sich auf die Bettkante und zog sie an sich. „Ist ja gut, Sarah. Ich bin da. Ich bin bei dir“, sprach Angel beruhigend auf sie ein.

Sarah krallte ihre Fingernägel in seine Haut. Lächelnd entzog sich Angel ein wenig diesen festen Griff. „Es tut so weh“, wimmerte sie kraftlos. „Mir tun die Gedanken meiner eigenen Mutter weh. Ich kann das nicht mehr ertragen. Ich höre all diese Stimmen. Ich will sie endlich loswerden.“ „Ich verspreche dir, daß es dir bald wieder besser gehen wird, Sarah. Und jetzt beruhige dich. Dadurch verschlimmerst du deine Schmerzen nur.“ Angel sah zum Vorhang. Unter dem Vorhang war ein leichter Schein zu erkennen. Die Sonne war aufgegangen.

Und das bedeutete für Angel das er sich im Haus – in der Dunkelheit von Sarahs Zimmer – aufhalten mußte, wenn er kein Sonnenbad nehmen wollte. „Bleib bei mir. Verlaß mich nicht, Angel.“ „Das tue ich nicht“, versprach er ihr und er hielt Sarah fest in seinen Arm. Gequält schloß Angel für einen Moment die Augen. Ihre Schmerzen wurde immer schlimmer; es wurde immer unerträglicher für sie. Wenn es wirklich einen Gott gibt, dann hilf uns sie zu heilen, dachte Angel verzweifelt. Diesmal war seine Angst um sie so groß wie noch nie zuvor. Diesmal war es wirklich ernst. Angel wußte: Er konnte sie für immer verlieren.

Xander und Giles arbeiteten weiter. Sie gönnten sich keine Pause. Denn sie wußten genau, es stand sehr ernst um die Jägerin. „Giles“, rief Xander plötzlich. „Ich hab es gefunden.“ „Was hast du gefunden?“ fragte Giles hoffnungsvoll. „Das Heilmittel“, sprach er stolz und reichte Giles das Buch. Giles las sich die Seite durch und atmete erleichtert auf. Sie hatten endlich gefunden wonach sie verzweifelt gesucht hatten. Also bestand noch eine Chance Sarah zu retten. Das war zur Abwechslung einmal eine gute Nachricht.

„Die Übertragung kann nur geheilt werden wenn der Betroffene das Herz des Dämons trinkt“, sprach Giles. „Das heißt, wir müssen den zweiten Dämon ausfindig machen und ihm einfach das Herz aus der Brust schneiden. Sarah muß es trinken und sie wird wieder gesund“, schloß Xander daraus. Giles nickte. „Ja, das Problem ist nur: Wir können den Dämon nicht jagen. Wenn wir auch mit seinen Blut in Berührung kommen geschieht mit uns das Gleiche wie mit Sarah.“ „Und was tun wir jetzt, Giles?“ fragte Xander.

„Es gibt da jedoch jemanden, den wir auf diesen Dämon loslassen können. Denn er trägt schon einen Dämon in sich.“ „Sie meinen ...“, begann Xander, der ahnte worauf Sarahs Wächter hinauswollte. „Angel muß das tun. Er ist Sarahs einzige Chance an das Heilmittel zu kommen. Bei ihm besteht keine Gefahr das er auch infiziert wird. Angel ist gegen einen weiteren Dämon in sich immun, da er ja schon einen in sich trägt. Ich fahr sofort zum Summers-Haus und werde das mit Angel besprechen. Und du fährst jetzt auch nach Hause. Wir sind alle müde und erschöpft. Heute Nacht wird Angel den Dämon jagen und ich bin mir sicher, daß er ihn finden wird. Er würde alles für Sarah tun.“ „Da muß ich Ihnen recht geben“, sprach Xander widerwillig und erhob sich. „Hoffentlich wird alles wieder gut.“ „Jetzt schon“, meinte Giles zuversichtlich und gemeinsam mit Xander verließ er den Laden.

Sobald Giles im Summers-Haus angekommen war erzählte er alles. Angel nickte wissend und war froh, daß sie endlich einen Weg gefunden hatten Sarah zu helfen. Er brauchte sich keine Sorgen mehr machen. Sarah würde wieder gesund werden. Ich werde den Dämon aufspüren und ihn stellen, dachte er entschlossen. Der Dämon würde ihm nicht entkommen. „Ich geh sofort los sobald die Sonne untergegangen ist“, versprach Angel. „Aber ... kann Ihnen nicht dasselbe passieren wie meiner Tochter, Angel?“ fragte Joyce. Angel schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab schon einen Dämon in mir. Dieses Wesen kann mir deshalb nichts antun.“ Joyce nickte und verstand. Sie war froh, daß Sarah bald wieder gesund sein würde. Angel würde den Dämon stellen, das wußte auch Giles.

Die Sonne ging unter und die Dunkelheit brach auf. Angel zog seine Jacke an und beugte sich über Sarah. „Sarah?“ „Ja?“ stöhnte sie. „Ich muß kurz weg. Ich muß für eine Weile weggehen.“ „Das kannst du nicht machen, Angel. Du mußt hier bleiben.“ Sie umfaßte fest seinen Arm. Angel lächelte milde. „Liebling, ich geh dein Heilmittel holen. Ich bin bald wieder da, das verspreche ich dir. Ich muß jetzt wirklich gehen. Du willst doch wieder gesund werden und deshalb werde ich jetzt diesen Dämon aufspüren. Ich werde nicht zulassen das diese Eigenschaft dir noch mehr Schmerzen bereitet als du sie schon gespürt hast“, sprach Angel und er strich ihr hauchzart mit den Finger über die Wange.

„Ich bin bald wieder da – mit deinem Heilmittel. Bald bist du wieder gesund und hast alles überstanden. Die Stimmen in deinen Kopf werden bald aufhören.“ „Das wäre schön. Ich kann sie nicht mehr ertragen.“ „Eben. Deshalb werde ich jetzt gehen. Und wenn das alles überstanden ist, verspreche ich dir, machen wir uns einen schönen, normalen Abend ohne die Mächte der Finsternis. Wir machen worauf du Lust hast, okay?“ „Das klingt sehr schön“, murmelte Sarah. „Ich geh jetzt. Aber ich bin bald zurück. Du mußt nur noch ein wenig durchhalten.“ Zärtlich küßte Angel sie auf die Lippen. Dann drehte sich Angel um und ging. Und Giles und Joyce konnten jetzt nichts anderes tun als warten. Darauf warten, daß Angel mit dem besagten Heilmittel zurückkam.

Angel hatte keine Probleme den Dämon ausfindig zu machen. Mit seiner furchterregenden Vampirfratze jagte er hinter dem Dämon her und verfolgte ihn bis zu einer eigentlich schönen Stelle im Hammersmith Park. Abrupt blieb der Dämon stehen und drehte sich um. Er griff Angel an. Angel wehrte seine Schläge ab. Sie rangen miteinander um die Oberhand. Der Dämon konnte sich aus Angels Griff befreien und beförderte ihn durch einen Tisch. Krachend landete Angel mit dem Tisch am Boden. Währenddessen rannte der Dämon davon. Doch so leicht ließ sich Angel nicht abwimmeln. Immerhin ging es ihr um das Leben seiner Jägerin. Er sprang auf und rannte hinter dem Dämon her.

Er konnte den Dämon im Wald stoppen. Angel war stinkwütend. Er brannte innerlich vor Zorn. Der Kumpel dieses Wesen hatte Sarah soviel Leid gebracht; hatte ihr soviel an Schmerzen zugefügt. „Ihr habt euch den falschen Menschen ausgesucht“, sprach Angel und knurrte wütend. „Ihr hättet nicht Sarah infizieren sollen. Und weißt du warum?“ Angel hatte den Dämon am Kopf gepackt und hämmerte diesen gegen einen Baumstamm. Der Vampir wußte, der Typ konnte ihn verstehen. Er verstand die Sprache der Menschen sehr gut.

„Weil ich sie liebe und ich jeden töte, der auch nur daran denkt, Sarah etwas anzutun“, sprach Angel wütend und er riß den Kopf des Dämons brutal zurück. Er versetzte ihm heftige Faustschläge ins Gesicht und Tritte in den Magen. Der Dämon hielt der harten Bearbeitung Angels nicht lange stand und sank zu Boden. Angel war sofort über ihn und holte ein langes, scharfes Messer aus seiner inneren Jackentasche. „Ich hole mir jetzt das Heilmittel, daß wir benötigen um Sarah die Schmerzen zu nehmen, die dein Kumpel verursacht hat.“ Angel scheute sich nicht davor den Dämon grausam zu töten und sich das zu holen wofür er ihn aufgespürt hatte ...

Nach Mitternacht klopfte es vehement an die Tür der Summers. Joyce hastete zur Tür und riß sie auf. Angel trat mit einen triumphierenden Lächeln ein. „Ich hab es“, verkündete er und er hielt einen Becher hoch, indem eine grüne Flüssigkeit vor sich her schwamm. Das Herz dieses Dämons war nämlich flüssig. „Beeilen Sie sich, Angel“, bat Joyce. Angel eilte die Stufen hinauf; gefolgt von Sarahs Mutter und ihrem Wächter.

Angel stieß die Tür zu Sarahs Zimmer auf und setzte sich ans Bett. „Wach auf, Sarah“, befahl er. Er stützte die schwache Jägerin und setzte sie in seinen Armen auf. „Ich werde dich heilen“, versprach er ihr. Sarah roch den widerlichen Gestank, der aus dem Becher kam und weigerte sich es zu trinken. Sie wand den Kopf. „Sch ... ganz ruhig“, flüsterte Angel und er umfaßte ihr Kinn. „Trink das“, befahl er scharf. Er mußte ihr die Flüssigkeit fast mit Gewalt einflößen.

„Schluck es runter! Egal, wie scheußlich es auch schmecken mag oder wie widerlich es stinkt. Es ist das Einzige was dir jetzt noch helfen kann“, sprach Angel streng. „Wird sie wieder gesund?“ mischte sich Joyce ein. „Ja, ganz sicher“, beruhigte Giles die Mutter der Jägerin. Sarah stöhnte leise in Angels Armen.

„Es wird dich heilen, Sarah. Bald bist du wieder gesund“, versprach Angel seiner Freundin. Er hatte es noch nicht einmal ganz ausgesprochen, da bäumte sich Sarah wild auf und schlug um sich. Sie entwickelte ungeahnte Kräfte. Kräfte, die selbst Angel nicht allein unter Kontrolle brachte. „Giles!“, rief Angel laut. Gemeinsam mit Giles schaffte er es Sarah zu bändigen. Und dann fiel Sarah in Ohnmacht ...

Sarah sah in die Gesichter ihrer Mutter, von Giles und Angel als sie eine Stunde später aufwachte. „Wie geht es dir?“ fragte Joyce sofort. „Gut“, stellte Sarah zu ihrer eigenen Überraschung fest. Sie konnte die Gedanken anderer Menschen nicht mehr hören. Es schien vorbei zu sein. Es war offensichtlich: Sie war erlöst.

„Hörst du noch Stimmen?“ fragte Angel. Sarah schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Nein, sie sind alle weg. Ich kann keine Gedanken mehr hören.“ „Gott sei Dank! Du hast uns einen Heidenschreck eingejagt. Du verstehst es wirklich uns auf Trab zu halten, Sarah. Weißt du das?“ sprach Angel sichtlich erleichtert. Sarah streckte ihre Hände ihm aus. Angel erwiderte die Geste und umarmte sie.

„Ich danke dir, Angel“, sprach sie an seinen Ohr. „Dafür brauchst du dich nicht bedanken. Du hättest das Gleiche für mich getan.“ „Stimmt. Ich liebe dich“, sprach sie leise. „Ich dich auch“, antwortete Angel. „Sarah, ich muß jetzt gehen. Du weißt ... ich vertrage mich nicht sehr gut mit der Sonne.“ „Ich weiß. Danke, daß du die ganze Zeit bei mir geblieben bist.“ Angel lächelte. „Ich konnte dich doch unmöglich allein lassen. Schlaf dich heute richtig aus. Und morgen Abend löse ich dann mein Versprechen ein.“ Vor Freude blitzte es in Sarahs Augen auf. Sie freute sich auf einen völlig normalen Abend. Zärtlich hauchte Angel ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann brachte Joyce Sarahs Freund zur Tür.

„Angel, ich danke Ihnen“, sprach Joyce mit einem Lächeln. „Sie haben mein einziges Kind gerettet.“ „Dafür brauchen Sie mir nicht danken. Ich würde es immer wieder tun. Gute Nacht.“ „Gute Nacht“, sprach Joyce. Währenddessen blickte Giles seine Jägerin an. „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ fragte er. „Ja, es geht mir gut. Es ist vorbei.“ „Gut ... dann kann ich ja gehen. Gute Nacht, Sarah“, sprach Giles und er ging zur Tür. Er hatte eine harte Nacht hinter sich und brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf.

„Mit meiner Mutter schlafen! Wie konnten Sie nur, Giles?“ sprach Sarah hinter ihrem Wächter. Zufrieden nahm sie zur Kenntnis wie Giles verblüfft den Kopf hob. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Er war so überrascht das er gegen die Kommode von Sarah lief. Sarah schmunzelte zufrieden. Er wagte es nicht sich zu Sarah umzudrehen. Die Sache war ihm einfach zu peinlich.

Giles sammelte sich hastig und stürzte aus dem Haus. Sarah konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und sank in die Kissen zurück. Als sie eingeschlafen war erschien Joyce im Türrahmen und blickte auf ihre Tochter. Die Sorge war von ihr gefallen. Sarah ging es wieder gut. Es war überstanden. Die Gefahr war gebannt. Ihre Tochter war wieder gesund. Gott sei Dank, dachte sie als sie leise die Tür hinter sich zumachte und in ihr Schlafzimmer ging.

~ 8. ~ 

Sarah hatte alles heil überstanden und war wieder wohlauf. Am nächsten Abend löste Angel sein Versprechen ein und sie planten einen normalen Abend. Sarah hatte den Wunsch geäußert ins Kino zu gehen. Also ging Angel mit ihr in einen französischen Film, den Xander der Jägerin empfohlen hatte.

Angel und Sarah waren jedoch etwas irritiert als sie aus dem Kino kamen. Für die Jahreszeit war es ungewöhnlich warm in Sunnydale. Die Wetternachrichten im Fernsehen sagten voraus das es über Weihnachten keinen Schnee sondern Sonne geben würde. Die anfängliche Kälte, die während der Herbstzeit in Sunnydale geherrscht hatte, war völlig verschwunden. Und der aufkommende Winter würden keinen Schnee in die Kleinstadt bringen.

„Nun ... der Film war ... nett“, sprach Sarah stockend. „Sehr künstlerisch“, erwiderte Angel. „Ja, wohl wahr; sehr künstlerisch.“ Sarah konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Jetzt weiß ich auch warum Xander sich den Film angeschaut hat.“ Angel schüttelte fast unmerklich den Kopf. „Er ist jung, Sarah. In diesem Alter spielt ... Sex eine wichtige Rolle.“ „Er denkt ständig daran“, protestierte Sarah.

„Es tut mir leid, Angel. Ich wollte einfach mal wieder ins Kino gehen. Wir hätten uns doch für einen anderen Film entscheiden sollen.“ „Du tust gerade so als wäre der Abend schon vorbei. Doch das ist er nicht. Ich hab dir versprochen das wir heute Abend tun wonach du Lust hast.“ „Du meinst, die Einlösung deines Versprechens ist noch nicht vorbei?“ „Du sagst es. Also, was willst du tun?“ „Gehen wir dorthin wo wir allein sind“, sprach Sarah.

„Zum Friedhof?“ fragte Angel. Sie nickte. „Ja“, kommentierte sie. „Andere gehen mit ihren Freund in ein Lokal. Ich geh mit meinen zum Friedhof“, spottete Sarah. „Wir können auch woanders hingehen“, schlug Angel vor. Sarah schüttelte jedoch verneinend den Kopf. „Nein, daß ist nicht nötig. In unseren Leben gibt es keinen Platz für Normalität. Laß uns gehen“, meinte sie und sie hakte sich bei Angel ein. Sie spazierten Richtung Friedhof.

Als sie dort ankamen war alles friedlich. Sarah hatte eine dünne Wolldecke mitgenommen, die sie nun hinter einen Grabstein ausbreitete. Angel und Sarah nahmen darauf Platz und machten es sich bequem. Angel legte wie selbstverständlich seinen Arm um Sarah. „Das ist wirklich schön“, murmelte Sarah an seiner Schulter. „Ich bin so froh, daß du wieder da bist, Angel; das doch nicht alles verloren ist.“ Angel wußte was sie meinte; hielt es jedoch für besser darauf nicht einzugehen.

„Ja, es ist wunderschön“, antwortete er statt dessen nur. „Und weißt du, was daran das Tollste ist?“ sprach Sarah und sie setzte sich auf. Sie blickte ihm in die Augen. „Nein, was?“ gab Angel die Frage zurück. „Das es heute keine Vampire und Mächte der Finsternis gibt, die mir das Leben schwermachen; das ich heute wirklich Feierabend habe. Den ...“ Sie setzte sich auf Angels Oberschenkel. „... Heute gibt es nur einen Vampir, der mich interessiert.“ Angel lächelte. Sarah liebte sein Lächeln. Es war so sinnlich wie nichts anderes was sie kannte. Zärtlich umfaßte Angel ihr Kinn und küßte sie. Sarah schlang ihre Arme um seinen Nacken und ihre Küsse wurde immer leidenschaftlicher. Sie gaben sich ganz dem Augenblick hin.

Plötzlich hob Angel den Kopf. „Angel, was ist?“ fragte Sarah. „Du hast leider noch nicht Feierabend. Es gibt Vampire, die sich mit dir prügeln wollen. Ich rieche sie.“ „Klasse“, spottete Sarah. „Ich will mit meinen Freund ein wenig Zeit verbringen ... doch wer stört mich? Natürlich die Untoten. Wo sind sie?“ fragte Sarah als sie aus ihrer Tasche zwei Holzpflöcke herauszog. Sie reichte Angel einen und blickte in seine gelben Vampiraugen.

Es störte sie nicht mehr. Sie hatte sich an Angels dämonisches Antlitz gewöhnt. „Direkt hinter uns“, murmelte er. „Super! Die halten sich wohl für besonders schlau! Weißt du, was ich an deinen Artgenossen gar nicht leiden kann?“ „Was?“ „Das sie nie merken wann sie stören. Sie tauchen immer zum ungünstigsten Moment auf und langsam nervt mich das wirklich.“ Dann vollführte Sarah einen Salto über den Grabstein.

Mit sicheren Beinen landete Sarah hinter einem einfältigen Vampir. „Ihr habt noch nie was davon gehört, daß man ein Liebespaar einfach nicht stört, oder?“ Der Vampir knurrte sie jedoch nur an. „Vielleicht solltest du mal deine Manieren überholen.“ „Jägerin ...“, fauchte er. „Die bin ich. Toll, wie du das erraten hast. Du und dein Freund ... ihr werdet schon in naher Zukunft nur noch ein Häufchen Staub sein.“ Sarah schlug dem Vampir mit der Faust in das Gesicht. Fauchend fuhr der Vampir zurück und griff dann wütend an.

Angel kümmerte sich derweil um den Begleiter von Sarahs Gegner. Er schleuderte ihn über einen Grabstein und seine Faust landete krachend im Gesicht des Vampirs. Der Vampir konnte sich aus Angels Griff winden und stand auf. Knurrend standen sich die beiden Kreaturen der Nacht gegenüber. „Du mußt Angel sein, der Abtrünnige von uns“, fauchte der fremde Vampir. „Ich bin Angel, ja“, antwortete Sarahs Freund. „Es wird mir ein Vergnügen sein dich zu töten. Und nachdem ich dich erledigt habe schicke ich dir deine kleine Freundin nach.“ Angel knurrte wütend und griff den Vampir an.

Er schlug dem Vampir brutal in den Magen, riß ihm in der nächsten Sekunde die Beine weg und vernichtete ihn. Ein quälender Laut entkam Angels Gegner – kurz bevor er zu Staub zerfiel. „Niemand spricht unbestraft eine Drohung gegen Sarah aus“, erklärte Angel und erhob sich. Er klopfte sich den Staub von der Jacke. Dann blickte er zu Sarah. Doch die hatte alles unter Kontrolle.

Mit einen Radschlag landete sie hinter ihrem Gegner und stieß ihm den Holzpflock von hinten ins Herz. Und vor Sarah war nur noch ein Ascheregen zu sehen. Sie erwiderte Angels Blick. „Soviel zu unserem Talk-Thema der Woche: Ich will einen romantischen und normalen Abend mit meinen Freund verbringen. Wie halte ich mir die Vampire vom Hals?“ spottete Sarah, der es gar nicht gefiel das ihr Date mit Angel auf eine solche Art gestört worden war.

„Das war es dann wohl mit unseren ruhigen Abend“, meinte sie zu Angel. „Nimm es nicht so schwer. „Das tue ich aber“, beschwerte sich Sarah. „Ich hab die Nase davon voll“, sprach sie wütend. „Jedesmal, wenn ich denke, ich könnte nur für ein paar Stunden einen ruhigen Abend verbringen funkt mir der Höllenschlund dazwischen. Langsam nervt mich das. Wieso kann sich der Höllenschlund nicht einmal an meine Regeln halten?“ „Die wären?“ fragte Angel herausfordernd. „Zum Beispiel: Wenn ich mit meinen Freund die Ruhe genieße müssen sich die Dämonen zurückhalten.“ „Du weißt, daß dies nie passieren wird, Sarah“, sprach Angel schmunzelnd.

„Ich weiß“, seufzte die Jägerin. „Aber mir gefällt es trotzdem nicht. Begleitest du mich noch nach Hause, Angel?“ „Sicher.“ Seufzend rollte Sarah die Decke zusammen und stopfte sie zurück in ihren Rucksack. Sie schenkte Angel ein sehnsüchtiges Lächeln. „Wir werden es wiederholen, Sarah“, versprach Angel ihr. „Ich bitte dich, Angel! Sei realistisch! Ein ruhiger Abend ist uns einfach nicht vergönnt. Wir sollten es akzeptieren.“ „Komm, ich bringe dich jetzt nach Hause“, sprach Angel und er streckte seinen Arm nach ihr aus. Sarah schmiegte sich in seinen Arm und sie verließen den Friedhof.

Sie gingen langsam neben einander her. Immer wieder sahen sie sich an und schenkten sich ein verliebtes Lächeln. Na ja, ein bißchen Normalität habe ich ja doch, dachte Sarah und sie griff nach Angels Hand. Er umschlang ihre zarten Finger mit seinen und drückte leicht ihre Hand. Schweigend sahen sie sich an.

Vor Sarahs Haustür blieben sie noch lange stehen und tauschten zärtliche Küsse aus. „Angel?“ flüsterte Sarah. „Ja?“ „Versprichst du mir was?“ „Alles was du willst“, sprach der Vampir. „Versprich mir, daß du nie mehr gehen wirst. Versprich mir, daß du mich nicht mehr verläßt. Tue mir das nicht noch einmal an.“ „Ich verspreche dir ... das ich bei dir bleibe – solange du es willst.“ „Dann wirst du für die Ewigkeit bei mir bleiben“, flüsterte Sarah. „Dann soll es eben so sein“, antwortete Angel leise und er hauchte ihr wieder einen Kuss auf die Lippen.

„Ich muß ... jetzt langsam rein.“ „Ich weiß. Wir sehen uns morgen beim Training?“ „Ja, in Giles‘ Laden. Ich freue mich schon darauf. Aber ... du wirst mir fehlen.“ „Wir sehen uns nur ein paar Stunden nicht.“ „Das spielt für mich keine Rolle. Jede Sekunde, die ich von dir getrennt bin, ist eine zuviel.“ „Mir geht es genauso“, sprach Angel. Ein letztes Mal küßten sie sich zärtlich. Mit einem Lächeln verschwand Sarah im Haus und Angel machte sich langsam auf den Heimweg.

[Ein paar Wochen später]

Weihnachten stand vor der Tür. Alles war festlich geschmückt und alle freuten sich auf Weihnachten. Der einzige Wehrmutstropfen war das Wetter. Man sagte deutlich voraus das es über die Weihnachtszeit nicht schneien würde. Im Gegenteil: In Sunnydale war sogar Sonne während dieser Zeit angesagt worden. Und das verdarb einigen die richtige Weihnachtsstimmung - jedoch nicht Sarah.

Sie freute sich auf Weihnachten. Gemeinsam mit ihrer Mom ging sie über den Markt, wo man Weihnachtsbäume erstand. Die Summers-Familie brauchte noch einen. „Mom?“ „Ja?“ „Hast du für den Weihnachtsabend jemanden eingeladen?“ erkundigte sich Sarah während sie mit ihrer Mom zwischen den Bäumen umher ging und sie sich nach dem passenden Baum für ihr Haus umschauten.

„Nein.“ „Hast du was dagegen wenn ich Angel und Giles einlade?“ Joyce blieb einen Moment stehen. „Hältst du das für eine gute Idee? Ich meine, du kannst die Beiden gerne einladen. Aber ... die Beiden verstehen sich nicht besonders.“ „Ihr Verhältnis hat sich etwas gebessert. Genauso wie sich dein Verhältnis zu Giles etwas gebessert hat. Ich glaube, das Weihnachtsfest wäre eine Möglichkeit das die Beiden sich vielleicht noch etwas besser verstehen. Darf ich sie einladen, Mom?“ Joyce nickte. „Sicher. Dann mache ich halt etwas mehr für das Weihnachtsessen.“ Joyce runzelte in der nächsten Sekunde verwirrt die Stirn.

„Ißt Angel eigentlich?“ „Er wird alles essen was du kochst. Er empfindet nur nichts dabei und verspürt auch keinen Hunger nach menschlichen Nahrungsmitteln“, erklärte Sarah ihrer Mutter die Geschmacksempfindung eines Vampirs. Joyce nickte. Die beiden Frauen gingen weiter. „Was hältst du von dem hier?“ fragte Joyce. Sarah schüttelte den Kopf. „Mom, wir müssen schon einen großen Baum haben.“ „Du willst noch immer einen großen Baum?“ „Sicher. Einige Dinge aus meiner Kindheit sollen sich nicht ändern. Ich will nicht das sie sich ändern.“ „Okay, dann suchen wir uns einen großen“, sprach Joyce.

Während sich Joyce weiter vorne umschaute sah sich Sarah hinten um. Doch da standen nur Bäume mit abgestorbenen Nadeln. Sie schüttelte den Kopf, dachte sich nichts dabei und kehrte zu ihrer Mutter zurück. „Und was ist mit dem?“ fragte Joyce ihre Tochter als sie vor einer großen, grünen Tanne standen. „Den nehmen wir“, sprach Sarah. Joyce nickte und ging zum Verkäufer um zu bezahlen.

Doch dann standen die Beiden vor einen anderen Problem. „Wie kriegen wir den bis zum Wagen? Selbst du kannst den Baum nicht allein tragen“, sprach Joyce. „Ich weiß, Mom. Aber ...“ Sarah brach ab als sie eine ihr sehr bekannte Gestalt auf der anderen Straßenseite erblickte. „Was ist den, Schatz?“ fragte Joyce. „Angel“, rief Sarah laut. Der Mann auf der anderen Straßenseite blieb stehen und sah sich verwirrt um.

„Angel, bei den Bäumen“, rief Sarah über die Straße hinweg. Angel erblickte sie und ein Lächeln glitt über seine Lippen. Er kam hastig über die Straße. „Unser Problem ist gelöst. Jetzt haben wir einen starken Mann“, sprach Sarah zu ihrer Mutter. Angel war bei ihnen angekommen. Er beugte sich zu ihr und küßte sie leicht auf die Lippen. „Guten Abend, Mrs. Summers“, sprach er. „Guten Abend, Angel“, erwiderte Joyce.

„Kannst du uns einen Gefallen tun, Angel?“ sprach Sarah. „Welchen?“ „Könntest du unsere Tanne zum Wagen bringen? Wir schaffen das nicht. Das Teil ist ein bißchen zu groß für mich.“ „Sicher“, sprach Angel. „Ist der Baum nicht ein wenig zu groß für euer Haus?“ erkundigte sich Angel als er danach griff. „Nein, ist er nicht. Ich will einen großen Weihnachtsbaum und den kriege ich jedes Jahr“, verteidigte sich Sarah. Angel verzichtete auf eine Antwort und trug den Baum zu Joyce Summers‘ Wagen.

Irgendwie schafften Sarah und Angel es den Baum am Dach des Autos so zu befestigen das er nicht herunterfiel. Joyce dankte Angel und stieg ein. „Ich komme gleich, Mom“, rief Sarah und sie wandte sich wieder Angel zu. „Hiermit erhältst du eine offizielle Einladung am Weihnachtsabend zum Essen bei den Summers“, sprach sie. „Was?“ „Du bist eingeladen. Wir wollen ein wenig Weihnachten feiern am Heiligabend. Und ich will, daß du kommst.“ „Sarah, ist deine Mom damit einverstanden?“ „Sie hat es mir erlaubt, ja. Angel, du gehörst zur Familie. Du gehörst zu meiner Familie.“ Er lächelte leicht. Es freute ihn das Sarah ihn zu ihrer Familie zählte.

„Kommt noch wer außer mir?“ „Ja, Giles - vorausgesetzt er nimmt meine Einladung an. Bevor du jetzt protestierst, Angel, laß dir von mir folgendes gesagt sein: Du wirst kommen, egal ob Giles anwesend ist oder nicht. Außerdem hat sich euer Verhältnis in letzter Zeit ein wenig gebessert und ich sehe dieses Weihnachtsfest als Chance das mein Freund und mein Wächter sich noch etwas mehr annähern. Also?“ Angel seufzte. „Ich gebe auf. Ich werde kommen.“ „Ist das ein Versprechen?“ hakte Sarah nach. Der Vampir nickte. „Ja, es ist ein Versprechen.“ „Das ist gut zu wissen. Ich muß jetzt los.“ Sie küßten sich flüchtig und Sarah stieg zu ihrer Mutter ins Auto. Angel sah dem Wagen nach und setzte dann seinen Weg zum Metzger fort um sein Blut abzuholen.

Sobald sie zu Hause waren und gemeinsam mit Müh und Not den Baum ins Wohnzimmer geschafft hatten, griff Sarah nach dem Telefon und wählte Giles‘ Nummer. Joyce stand bei ihr in der Küche und räumte den Geschirrspüler aus. „Giles, hier ist Sarah“, sprach die Jägerin. „Ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich Giles besorgt. „Ja, sicher. Ich rufe ausnahmsweise mal wegen etwas privaten an.“ „Privat?“ fragte Giles verwirrt.

„Ja. Was machen Sie am Weihnachtsabend?“ „Nichts. Ich werde ... zu Hause ...“ „Nein, Sie werden nicht allein zu Hause sitzen und drüben Gedanken nachhängen. In dieser Beziehung werden Sie Angel immer ähnlicher, aber egal. Sie sind eingeladen am Weihnachtsabend bei uns zu sein. Mom wird kochen. Sie wird das teure Geschirr aus dem Schrank holen.“ „Du willst mich wirklich dort haben? Und deine Mutter?“ „Sie ist einverstanden. Aber ... ich sehe mich gezwungen Ihnen noch zu sagen, daß ... Angel wird auch kommen. Er ist auch eingeladen.“ Für einen Moment herrschte absolute Stille am Telefon.

„Giles, sind Sie noch da?“ fragte Sarah nach einer Weile weil sie befürchtete, er hätte aufgelegt. „Ja, ich bin noch dran. Ich weiß nicht so recht. Du weißt doch ... mein Verhältnis zu Angel ist noch sehr schwierig.“ „Es könnte etwas besser werden – wenn sie kommen am Weihnachtsabend.“ Giles überlegte einen Moment. Er wußte, daß es Sarah viel bedeuten würde Angel und ihn an Weihnachten bei sich zu haben.

„Na gut, ich werde kommen“, sprach er schließlich. „Das ist super. Giles, ich danke Ihnen. Es wird sicher ein schönes Weihnachtsfest. Niemand von uns muß an diesem Abend allein sein.“ Sarah legte auf. „Giles kommt?“ fragte Joyce nach. Die Jägerin nickte. „Ja, er kommt. Also, werden wir Frauen nette Männer am Heiligabend bei uns haben. Weißt du schon was du kochen wirst?“ Joyce schüttelte den Kopf.

„Nein, ich weiß noch nicht was ich kochen werde, aber ... mir fällt schon was ein.“ „Dieses Jahr freue ich mich wirklich auf Weihnachten“, sprach Sarah und sie ging in ihr Zimmer. Ja, dieses Jahr würde sie ganz normal Weihnachten feiern können. Doch es sollte alles ganz anders laufen als Sarah sich das gewünscht hatte. Eine schreckliche Gefahr lauerte unter der Erde von Sunnydale ...

~ 9. ~

Angel wanderte an den Schaufenstern vorbei und sah sich die Dinge an, die dort ausgestellt wurden. Angel war auf der Suche nach einen Weihnachtsgeschenk für Sarah. Doch er hatte keine Ahnung was er ihr eigentlich schenken sollte. Irgendeine Kleinigkeit, stand für Angel fest. Doch was? Sarah würde sagen, er bräuchte ihr nichts schenken. Aber Angel wollte ihr eine Freude machen. Dieses Weihnachten sollte für ihn etwas anderes – etwas friedliches – werden.

Früher war Weihnachten ein Fest des Blutes und des Todes für ihn gewesen. Nachdem er seine Seele bekommen hatte, hatte er Weihnachten allein in seinen Heim verbracht. Dies würde das erste wirklich friedliche Weihnachten für ihn werden. Und es sollte alles seine Richtigkeit haben. Angel ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Viele waren noch dabei Geschenke für ihre Lieben zu kaufen.

Doch auf einmal sah Angel einen Mann, den er vor langer Zeit gekannt hatte. Er zuckte zusammen und erstarrte. Angel blieb stehen. Auf der Straße stand ein junger Mann in altmodischen Kleidern und braunen Haar. Anklagend sah er Angel an. „Oh Gott“, flüsterte Angel. Angel bannte sich hastig einen Weg durch die Massen und blieb am Gehweg stehen. Er war verschwunden. Der Mann war nicht mehr da. Angel schüttelte den Kopf und fragte sich, ob er sich das nur eingebildet hatte. Nein, er war da gewesen. „Daniel“, flüsterte Angel und die Erinnerung an damals stürzte auf ihn ein ...

[Dublin/Irland – Jahr 1838]

Daniel hastete über die Straße. Er drängte sich an den Menschen vorbei und blickte sich immer wieder panisch um. Er wollte nur noch weg. Sehnlichst wünschte sich Daniel, er hätte sich niemals auf dieses gefährliche Spiel eingelassen. Wenn er gewußt hätte bei was für einer Kreatur er diese Wettschulden gemacht hatte ... er hätte niemals gespielt. Doch für all diese Gedanken war es jetzt zu spät. Er mußte weg. Er mußte vor ihm fliehen.

Seit Wochen ging er ihm aus dem Weg. Er war nervös und verängstigt geworden; hatte sich kaum noch vor die Tür getraut. Dann ... irgendwann hatte Daniel das Gefühl gehabt, daß er von ihm nicht länger verfolgt wurde. Er hatte sich wieder sicher gefühlt. Jetzt wußte Daniel, daß es für seinen Verfolger nur ein Spiel gewesen war. Es machte seinen Verfolger Spaß Daniel so sehr zu quälen.

An diesem Abend – es war der Weihnachtsabend – hatte er Daniel wieder spüren lassen das dieses Spiel noch nicht vorbei war. Er schuldete ihm eine ganze Menge Geld. Daniel hatte alles versetzt; sogar die wertvollen Familienerbstücke seiner Familie. Doch auch das konnte seine Schulden nicht wirklich tilgen. Daniel betete, daß er aus dieser Sache gesund herauskam. Er betete dafür, daß sein Verfolger seine Spur in den Massen verloren hatte.

Seine Hoffnung wurde aber zerschlagen als eine Hand ihm am Kragen packte und er in eine dunkle, abgelegene Gasse geschleift wurde. „Nein, bitte nicht“, flehte Daniel als er gegen die Hausmauer prallte und zu Boden glitt. Ängstlich hob Daniel den Blick. Da stand er – in all seiner Arroganz und seiner Gefährlichkeit. Über Angelus‘ Lippen glitt ein grausames Lächeln. Er spürte Daniels Angst und sie erfüllte ihn mit neuem Leben.

„Daniel“, sprach er einschmeichelnd. „Wo wolltest du so schnell hin? Du läufst doch nicht vor mir davon, oder?“ Daniel schluckte schwer als sich Angelus verwandelte und seinem Opfer sein wahres Gesicht – seine Vampirfratze – offenbarte. „Ich ... ich ...“, stammelte Daniel schwach. Ihm versagte die Stimme vor Angst. Er wußte, Angelus würde ihn töten. „Bitte, laß mich leben“, flehte er.

„Ich werde dir alles zurückzahlen. Ich brauche nur noch etwas Zeit. Bitte, gib mir etwas mehr Zeit. Dann bekommst du alles zurück was ich dir schulde.“ Angelus schüttelte verneinend den Kopf. „Du hattest genügend Zeit mir alles zurück zu zahlen, Daniel.“ „Bitte ... ich werde in wenigen Tagen heiraten.“ „Tja“, sprach Angelus und er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Dann wird sich deine Süße einen anderen zum heiraten suchen müssen.“ „Nein, ich ... ich kann das Geld auftreiben. Aber ...“ Wieder wurde er von Angelus unterbrochen.

„Weißt du, Daniel, das nächste Mal solltest du es dir gut überlegen zu wetten. Wenn du dich schon auf dieses Risiko einläßt solltest du die nötige Intelligenz dafür haben und ... verdammt viel Geld. Du mußt deine Schulden bei mir bezahlen.“ „Aber ... ich habe kein Geld. Ich weiß, ich habe Schulden bei dir, doch ... laß mich leben, bitte.“ Angelus schüttelte langsam den Kopf. „Dein Pech, wenn du nicht in der Lage bist deine Schulden bei mir zu begleichen. Denn, wenn du kein Geld hast ... bezahlst du mit deinem Leben.“ Und mit diesen Worten schoß Angelus nach vorne und stieß seine Zähne tief in Daniels Hals ...

[Sunnydale/Amerika – Gegenwart]

Angel schrak aus seiner Erinnerung. Mein Gott, was ist los mit mir? dachte er und er hastete an den Menschen vorbei. Er fragte sich ob Daniels Erscheinung wirklich real gewesen war. Und selbst wenn nicht ... die Stimmen kamen zurück. Er sah wieder seine Opfer. Angel versuchte sich diese Sache irgendwie zu erklären. Es lag doch eigentlich auf der Hand: Es war Weihnachten und Weihnachten war für ihn immer ein blutiges Fest gewesen.

Es war doch klar, daß ihn zu dieser Zeit seine Taten wieder einholten; das er glaubte, seine Opfer von damals wieder zu sehen. Nichts hatte ihn damals daran gehindert Daniel zu töten. Daniels Betteln und Flehen hatte ihn nur noch mehr angestachelt vom Blut seines verängstigten Opfers zu trinken. Angel schüttelte den Kopf. Er lief über die Straße und prallte mit jemanden zusammen.

Angel wollte sofort weiter laufen, doch eine weibliche Stimme hinderte ihn daran. „Angel“, rief Sarah voller Freude aus. Auch Sarah hatte sich in dieses Gedränge gestürzt um ihre letzten Einkäufe zu erledigen. Er sah sie an und Sarah erkannte sofort, daß etwas nicht stimmte. Angel war total durch den Wind. „Was ist passiert?“ fragte Sarah. Angel schüttelte den Kopf. „Nichts“, wich er aus. „Du lügst. Angel, du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.“ „Sarah ...“ Angel brach ab. Er starrte über Sarahs Schulter hinweg. Da stand Daniel, der Sarah eingehend musterte.

„Ein schönes Mädchen“, sprach Daniel zu Angel. „Meine Verlobte war genauso schön. Ich konnte nicht mit ihr glücklich werden weil du mich umgebracht hast. Es ist nicht fair das du nun glücklich bist.“ „Oh mein Gott“, flüsterte Angel. „Angel?“ Sarah sah ihn besorgt an. Noch immer starrte er auf einen Punkt hinter ihrer Schulter. Sarah drehte sich um, um zu sehen was er sah. Doch hinter ihr war nichts ungewöhnliches; nur Menschen, die ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigten.

Sarah legte eine Hand auf Angels Arm. „Angel, was ist los? Was siehst du?“ fragte sie besorgt. Doch er reagierte nicht darauf. „Ich habe dich gebeten mir etwas mehr Zeit zu geben. Doch du wolltest mir nicht einmal zuhören, Angelus“, sprach Daniel weiter. Angel riß sich von Daniels Anblick los und stürzte davon. Er ließ Sarah einfach stehen. „Angel“, rief Sarah hinter ihm her. Doch er reagierte nicht. Sarah machte sich Sorgen um ihn. Was war los? Was versetzte ihn so dermaßen in Panik?

Die Jägerin dachte noch die ganze Zeit darüber nach als sie ihre Einkäufe zu Hause ablieferte und sich umzog. Sie ging in Giles‘ Laden. Sie war dort mit Angel verabredet. Sie wollten trainieren. Und dann würde sie ihn fragen was mit ihm los war. Er mußte etwas gesehen haben. Etwas, daß ihn in furchtbare Panik versetzt hatte. Ansonsten wäre er nicht so davon gestürzt. Er hatte regelrecht die Flucht ergriffen. Doch vor was?

Angel war in seinen Herrenhaus angekommen. Er warf seine Jacke in eine Ecke. Als er den Kopf hob stand wie aus dem Nichts Jenny vor ihm. „Nein“, sprach Angel und er wich schockiert zurück. „Hallo Angel“, sprach Jenny ruhig. „Nicht du. Du bist ...“ „Tot?“ fragte Jenny. „Tja, du mußt es ja wissen. Immerhin warst du es, der mich umgebracht hat.“ „Jenny ...“, stammelte Angel. „Du siehst keine Gespenster, mein Liebling. Wir sind real.“ „Wir?“ fragte Angel. „Daniel“, erwiderte Jenny. „Und noch andere. Deine Opfer sind nicht begeistert davon das du sie umgebracht hast.“ „Ich ... ich ... kann es nicht mehr ändern.“ „Nein? Oh doch, du kannst. Ich bin hier um dir zu helfen.“ „Du ... kannst mir nicht helfen“, sprach Angel und er wich noch einen Schritt zurück.

Da verschwand Jenny und Daniel war auf einmal da. „Wie ist es zu lieben, Angelus?“ fragte er. „Dein Mädchen ist sehr schön und sehr stark. Auf ihre Hilfe brauchst du nicht hoffen. Sie kann dir jetzt auch nicht helfen. Du bist allein. Du wirst dein ganzes Leben lang allein sein. Unglücklich zu lieben ist sehr schlimm. Und ich merke ... das du dich mit deiner Liebe quälst.“ „Nein, daß ... ist nicht wahr“, stammelte Angel. „Doch, es ist wahr. Und du weißt es. Ihr werdet niemals glücklich sein. Denn du bist nicht das was du vorgibst zu sein. Du, Angelus, bist ein Monster“, sprach Daniel. Angel schüttelte den Kopf und wandte sich verzweifelt ab. Was, zur Hölle, war hier nur los? Warum jetzt? Warum so?

Zum tausendsten Mal blickte Sarah nun schon auf die Uhr in Giles‘ Laden. Seit über einer Stunde wartete sie nun schon auf Angel. Er war doch sonst immer so pünktlich und ... Angel übersah die Zeit einfach nicht. Etwas stimmte da nicht. Nervös trommelte Sarah mit ihren Fingernägel am Tisch herum. Giles arbeitete hinter der Theke und bediente seine Kunden. Sarah wartete bis der Kunde gegangen war und ging dann sie zu Giles. Sie setzte sich auf den Hocker, der vor der Theke in einer Ecke stand.

„Giles, etwas stimmt da nicht“, sprach Sarah sofort. „Was meinst du?“ „Angel ist seit über einer Stunde überfällig. Sie kennen ihn doch. Er würde niemals zu spät kommen wenn er sich mit mir trifft.“ Giles nickte. Sarah entschloß sich nun doch Giles von ihrer Begegnung mit Angel zu erzählen. „Ich habe ihn heute getroffen. Etwa eine Stunde bevor ich her gekommen bin.“ „Dann hat er sicher etwas gesagt“, sprach Giles.

„Eben nicht. Er hat gar nichts gesagt.“ „Was?“ „Giles, er ist mit mir zusammen gestoßen. Er war total durcheinander. Ich hab sofort gesehen, daß etwas nicht stimmt mit ihm. Er blickte über meine Schulter und schien dort etwas zu sehen was ihn vollkommen erschreckte. Ich konnte jedoch nichts erkennen. Und dann ist er einfach davon gelaufen.“ „Was?“ Giles hielt in seiner Bewegung inne und sah seine Jägerin an.

Sarah nickte. Das ist allerdings seltsam, schoß es Giles durch den Kopf. „Etwas stimmt da nicht, Giles. Ich mache mir Sorgen um ihn. Ein solches Verhalten sieht Angel ganz und gar nicht ähnlich.“ „Da gebe ich dir recht“, pflichtete Giles ihr bei. „Giles, ich möchte wissen was da los ist.“ „Das kann ich verstehen. Aber du solltest noch eine Stunde warten bevor du Angel aufsuchst. Vielleicht kommt er ja noch.“ „Aber ...“ „Sarah, wenn es um Angel geht neigst du dazu zu übertreiben – und das ziemlich oft. Gib ihm noch eine Stunde.“ Sarah nickte und ging in den Trainingsraum um sich abzulenken.

„Laßt mich in Ruhe“, schrie Angel. Verzweifelt versuchte er seinen Opfern zu entkommen. Jenny schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann nicht. Es gibt einen Grund warum ich hier bin. Die Art, wie ich ums Leben gekommen bin, läßt mich nicht ruhen. Ich hätte ein glückliches Leben führen können – mit Rupert. Doch du wolltest mir das nicht gönnen. Was du Rupert damit angetan ist ... ist dir gar nicht klar.“ „Doch, es ist mir klar. Jenny, bitte!“ flehte Angel. „Was? Sag mir, daß ich dich erlösen soll. Ich kann dir sagen wie du deine Erlösung – deinen Frieden – bekommst.“ Angel schüttelte den Kopf.

„Du bist nicht dazu bestimmt Gutes zu tun. Du gehörst zu uns. Du gehörst auf die Seite des Bösen. Du mußt es nur zulassen. Laß dich fallen und nimm das Böse in dir auf.“ „Nein, nie ... mehr“, flüsterte Angel. „Dann wirst du bis in alle Ewigkeit leiden.“ „Das ist mir egal. Was wollt ihr? Wer schickt euch?“ „Ich bin im Auftrag der dunklen Mächte hier. Angel, was glaubst du wer dich zurück gebracht hat?“ fragte Jenny. „Ich ... verstehe nicht“, stammelte Angel verwirrt. „Du warst in der Hölle, Darling. Wir brachten dich zurück.“ „Wer ... ist wir?“ „Das Böse“, sprach Jenny schlicht.

„Nein!“ Energisch schüttelte Angel den Kopf. Er wollte es nicht wahrhaben. Hatte wirklich das Böse ihn zurück gebracht? Das konnte nicht sein. Es mußte eine andere Erklärung dafür geben. Es mußte einfach so sein. Diese Tatsache – das Böse hätte ihn zurück gebracht – konnte Angel einfach nicht akzeptieren.

„Doch. Du wurdest dazu auserwählt böse zu sein“, sprach Jenny. „Verstehst du das nicht? Du wehrst dich mit aller Macht dagegen. Doch du kannst es nicht vertreiben. Denn es ist in dir. Das Böse ist da. Es schlägt in deiner Brust und wartet darauf erneut auszubrechen. Laß es zu. Ich sage dir wie es möglich ist. Du mußt nur einmal töten und alles – worunter du gelitten hast – ist weg. Dann bist du wieder frei.“ Angel schüttelte den Kopf. Jenny legte eine Hand auf seine Schulter und sprach: „Du mußt nur die Jägerin töten ... dann ist alles vorbei.“ „Niemals“, sprach Angel und er wehrte Jennys Hand ab.

„Ich werde ... ihr niemals weh tun; nicht noch einmal. Dazu bringt ihr mich nicht.“ Angel zitterte am ganzen Körper. Er hatte Angst. Er hatte um Sarah und um seine Seele Angst. Jenny und all die Anderen waren zu ihm geschickt worden – von den bösen Mächten. Immer und immer wieder schüttelte Angel den Kopf; wollte nicht wahrhaben das sie ihn wirklich zurück gebracht hatten. Doch warum? Nur, damit er wieder böse wurde? Damit er Sarah tötete?

Angel ließ sich schwach auf den Boden fallen. Er fühlte sich so unendlich müde. Jenny kam zu ihm und strich über sein Haar. „Ruh dich aus. Ich weiß, daß alles ist sehr verwirrend für dich, aber ... wenn du aufwachst wirst du sehen ... das Sarahs Tod deine einzige Möglichkeit ist.“ Angel legte sich nieder und schloß die Augen. Er hoffte, daß sie alle verschwunden waren wenn er aufwachte.

Sarah hatte ihre Aufwärmübungen beendet und sah sich um. Auf einmal überkam eine große Müdigkeit sie. Sie sank auf die Matte nieder und schloß für einen Moment die Augen. Sie konnte sich auf nichts mehr konzentrieren. Ihre Gedanken kreisten nur noch um Angel. Sarah sorgte sich um ihn. Einen kurzen Moment würde sie noch liegen bleiben, dann würde sie Angel aufsuchen. Doch bevor sie das in die Tat umsetzen konnte war Sarah schon eingeschlafen.

... Das Haus war prunkvoll geschmückt. In den großen Haus einer reichen englischen Familie war alles für Weihnachten hergerichtet worden. Die Familie des Hauses gab eine Dinnerparty am Heilig Abend. Die Gäste amüsierten sich köstlich. Zwischen den Gästen huschten unbemerkt die Diensleute umher und kümmerten sich um deren Wohl. Auch Margaret sollte nun ihre Arbeit tun, doch sie stand in einer Ecke mit Angelus.

„Bitte, Sir“, flehte sie. „Ich muß zurück zur Gesellschaft. Meine Herrin wird wütend werden wenn sie sieht, daß ich nicht bei der Gesellschaft bin und meine Arbeit erledige.“ Angelus schüttelte den Kopf und lächelte leicht. „Aber, Margaret, deine Herrin hätte sicher nichts dagegen wenn du ... dich etwas ausgiebiger um ihre Gäste kümmern würdest. Es dauert auch nicht lange. Danach kannst du noch immer zurück.“ „Nein, bitte, Sir, es ist ...“ Margaret brach ab als sie sah wie Angelus sich verwandelte.

„Oh ...“ „Sch, sag kein Wort, Liebes“, flüsterte Angelus ihr gefährlich ins Ohr. Er strich ihr mit einer Hand über die Wange. „Es tut auch nicht weh.“ „Bitte, nicht“, flehte Margaret voller Angst. „Ich ... ich habe einen Sohn“, stammelte sie. „Er ... braucht mich.“ Angelus schüttelte den Kopf. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken mehr machen. Dein Kind wird dir folgen, ich verspreche es dir“, flüsterte Angelus gefährlich.

Angelus beugte sich über Margaret und stieß seine Zähne in ihren Hals. Das köstliche Blut der Dienstmagd floß seine Kehle hinunter. Genießerisch schloß er die Augen und stieß seine Zähne noch tiefer in das zarte Fleisch. „Mein Gott“, sprach da eine Stimme erschrocken. Angelus sah auf. Da stand Sarah, die geschockt beobachtete was er da tat. „Sarah“, stammelte der Vampir ...

Sarah fuhr aus ihrem Schlaf hoch. „Oh Gott“, flüsterte sie. Sie sah sich um. Sie befand sich noch immer im Trainingsraum. Was war das gewesen? Sarah schüttelte den Kopf. Das war Angels Traum gewesen. Oder doch ihrer? Doch ... woher hatte sie dann dieses Gefühl, daß das was sie gesehen hatte, wirklich passiert war? Angel hatte sie gesehen. Jetzt war sich Sarah absolut sicher: Angel befand sich in großer Gefahr. Sie sprang auf und lief aus dem Trainingsraum.

Die Jägerin holte ihre Jacke, zog sie an und rauschte an Giles vorbei. Verwundert blickte Giles auf Sarah als sie Richtung Tür lief. Was war den jetzt los? „Sarah“, rief Giles hinter ihr. Sie hatte die Tür schon geöffnet, blieb jedoch stehen und drehte sich zu Giles um. „Was ist?“ „Wo willst du hin?“ „Ich muß sofort zu Angel“, sprach Sarah und da war sie schon verschwunden. Über Giles‘ Stirn legte sich eine Sorgenfalte. Da stimmte wirklich etwas nicht. Er konnte seinen Gedanken jedoch nicht zu Ende führen, da ein Kunde kam und bezahlen wollte.

Angel schreckte aus seinen Schlaf. Panisch blickte er sich um. Was hatte Sarah in seinen Traum zu suchen? Das war der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoß. „Ganz ruhig, Angel“, sprach Jenny und sie strich zart über sein Haar. „Was ... was habt ihr getan?“ „Wir?“ fragte Jenny und vor seinen Augen verwandelte sie sich in Margaret. Angel starrte sie schockiert an. „Frag nicht, was wir getan haben. Frag nach dem was du getan hast, du Killer! Ich hatte einen Sohn. Du hast uns beide getötet. Du bist ein abscheuliches, blutrünstiges Monster! Und das wirst du immer bleiben, Angelus.“ „Nein. Ich habe ... mich geändert“, stammelte Angel. Maragaret lachte.

„Du hast dich nicht geändert. Es ist nur diese Seele, die dich menschlich werden läßt. Doch du selbst ... hast dich kein bißchen verändert. Du bist Angelus, die Geißel Europas, der mit dem Engelsgesicht.“ „Nein, daß bin ich nicht mehr“, rief Angel verzweifelt. „Doch, du bist es, du Mörder! Du bist ein Killer und du wirst es immer bleiben. Egal, was du auch tust, niemals kannst du gutmachen was du all deinen Opfern angetan hast. Deine Erlösung findest du nur wenn du die Jägerin tötest. Dann hören die Stimmen auf; dann hört der Schmerz auf.“ „Nein“, rief Angel und er stolperte zur Seite.

Er wollte das alles nicht mehr hören. Angel schüttelte den Kopf. „Du bist ein Verdammter! Auch wenn du es nicht wahrhaben willst ... bist du für das Böse bestimmt. Es ist in dir. Du mußt es nur freilassen. Du wünscht dir Erlösung ...“, sprach Margaret und ihre Gestalt verwandelte sich in Sekunden in die von Daniel. „... Wir können sie dir geben“, beendete Daniel den Satz.

Angel wollte das nicht wahrhaben. „Dein Schmerz wird aufhören. Deine Erlösung ist der Tod der Jägerin. Töte sie! Tue es“, sprach Daniel und seine Gestalt verwandelte sich wieder in die von Jenny. „Höre auf uns. Tue, was wir dir sagen. Angel, vertraue uns. Nur wenn die Jägerin stirbt kannst du glücklich sein. Ihre Tod ist deine Erlösung. Also, tue es“, forderte Jenny. „Nein, ich ...“ „Angel“, rief eine panische Stimme von draußen. Angel hörte Schritte, in der nächsten Sekunde stand Sarah auch schon im Raum.

„Sarah“, sprach Angel schockiert. Er wollte sie nicht hier haben. Er wollte, daß sie ging. Nur so konnte er sie vor sich selbst schützen.  „Sag mir jetzt auf der Stelle was los ist“, forderte Sarah energisch. „Ich ... kann nicht“, stammelte Angel. „Angel, du hast unsere Verabredung vergessen. Du hast mich auf der Straße einfach stehen gelassen. Du bist total durcheinander. Das alles sieht dir gar nicht ähnlich. Angel, daß mit ... dem Traum ... was war da los?“ Angel schüttelte den Kopf.

Er wollte – er konnte – nicht darüber reden. „Angel, rede mit mir“, bat Sarah. Er sah sie an und er sah, daß sie sich ernsthaft Sorgen um ihn machte. Angel sah, daß Jenny hinter Sarah stand und nur darauf wartete das er es tat. Angel schüttelte den Kopf. Nein, ich werde ihr kein Leid antun, dachte er entschlossen. „Ich will, daß du gehst“, sprach er zu Sarah. „Was?“ Verwirrt sah Sarah zu ihm auf.

„Angel, ich sehe doch das dich etwas beschäftigt. Und ... es macht dir Angst. Ich werde mich von dir nicht so einfach wegschicken lassen, kapiert? Ich will, daß du mir sagst was los ist. Dann kann ich dir auch helfen“, sprach Sarah eindringlich auf ihn ein. „Du kannst mir nicht helfen – dieses Mal nicht. Und jetzt geh“, fuhr Angel sie scharf an. „Ich will dich nicht hier haben, Sarah.“ Sarah sah ihn verwundert an. Er hatte sie noch nie so angeschrien. „Angel, was ist los?“ hakte Sarah ungerührt nach.

Der Vampir schüttelte den Kopf. „Verstehst du nicht, daß du mir nicht helfen kannst? Sarah, du störst. Verschwinde!“ Schweigend blickten sie sich lange an. Sarah nickte. „Okay, wenn du willst“, sprach sie verletzt. Angel konnte ihr ansehen das seine herben Worte ihr weh taten. Es tut mir so leid, aber es ist besser so, dachte Angel voller Schuld. „Ich werde gehen“, sprach Sarah nur und sie drehte um. Ihre Schritte hallten noch im Vorhof nieder als sie die Stufen hinaufging. Dann war alles ruhig. Angel ließ sie gehen. „Es ist besser so“, flüsterte Angel. Er würde nicht zulassen das er wirklich tat was Jenny von ihm forderte. Selbst wenn er verloren war ... er würde Sarah nicht für seinen Frieden opfern.

~ 10. ~

Angel wußte, er brauchte Antworten. Doch er konnte unmöglich Sarah damit belasten. Deshalb suchte er den einzigen Menschen auf, der Sarah mit seinen Ratschlägen und seinen Wissen immer und jederzeit zur Seite stand. Angel war sich jedoch nicht so sicher ob er ihm wirklich helfen würde. Angels Weg führte ihn nur zu einer Person, die ihm jetzt noch helfen konnte. Angel suchte Giles auf.

Giles war überrascht Angel vor seiner Tür stehen zu sehen. „Angel“, sprach er. „Ich ... brauche Ihre Hilfe, Giles“, keuchte Angel. Sarah hatte recht, dachte Giles als er Angel musterte. Der Vampir sah überhaupt nicht gut aus. Angel war in einer schrecklichen Verfassung. Was ist wohl passiert? überlegte Giles.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte der Wächter rauh. „Ich ... will wissen ... warum bin ich wieder hier; wer mich zurück gebracht hat“, sprach Angel gequält. Es war, als würde er tausend seelische Qualen erleiden – und die alle auf einmal. Angel ging es gar nicht gut, da hatte Sarah absolut recht.

„Kommen Sie rein“, sagte Giles. Damit gab er Angel die Einladung einzutreten. Angel fühlte sich ziemlich unwohl in Giles‘ Wohnzimmer, daß konnte der Wächter klar erkennen. Angel blickte sich verwirrt um. „Sie wollen wissen wer Sie zurück gebracht hat?“ fragte Giles als er die Tür schloß. Angel nickte. „Ich ... verstehe nicht wie ich zurückkommen konnte. Ich war in der Hölle. Und niemand konnte der Hölle jemals entfliehen. Warum ausgerechnet ich? Warum wurde ich zurück gebracht?“ fragte Angel mit zitternder Stimme.

Giles griff nach der Tasse Tee, die auf seinen Tresen stand. Er hielt distanzierten Abstand zu Angel und hörte diesem zu. „Ich weiß es nicht“, gestand Giles. „Ich habe nach Ihrer Rückkehr versucht mir selbst diese Frage zu beantworten. Doch ... ich fand keine Erklärung für Ihre Rückkehr.“ „Sarah erzählte mir nicht, daß Sie ...“ „Sarah weiß es nicht“, unterbrach Giles den Vampir. „Ich habe es hinter ihren Rücken getan. Angel, ich weiß wirklich nicht was Sie zurück gebracht hat. Wieso interessiert Sie das ausgerechnet jetzt? Ich dachte, es spielt keine Rolle.“ „Jetzt spielt es doch eine Rolle. Es ist ...“ Erneut sah Angel Jenny.

Sie ging hinter Giles her und berührte ihn leicht am Haar. „Rupert“, flüsterte sie. Angel schüttelte verwirrt den Kopf. „Was ist?“ fragte Giles unverständlich als er Angels erstarrten Blick sah. „Sehen Sie sie den nicht?“ fragte der Vampir. „Wen soll ich sehen?“ „Sie steht direkt neben Ihnen, Giles.“ Giles blickte sich in seiner Wohnung um. Niemand außer Angel und ihm war anwesend. „Mein lieber Rupert“, sprach Jenny. Sie richtete ihre Augen auf Angel.

„Sieh dir an was du getan hast“, forderte sie bitter. „Auch wenn er es nicht zeigt ... leidet er noch immer. Und sein Schmerz ist da. Er haßt dich. Er verachtet dich. Und das wird sich niemals ändern. Du gehörst nicht mehr dazu. Angel, du hast nie dazu gehört. Auch wenn die Jägerin sagt, du gehörst zu ihrer Familie ... bist du doch allein. Du hast keine Familie mehr. Du hast sie getötet. Erinnerst du dich? Deine eigene Familie hast du grausam umgebracht.“ „Nein, hör auf“, bat Angel verzweifelt. „Was?“ Giles sah den Vampir verwundert an. Was war hier los?

„Auch ihn hast du gequält“, machte Jenny ungerührt weiter. „Rupert zeigt seine Schmerzen nicht. Doch sie sind noch da. Und du allein bist dafür verantwortlich.“ „Nein“, rief Angel und er stürzte aus der Tür. Giles sah dem Vampir nach. Er sorgte sich sogar ein wenig um ihn. Etwas stimmte da ganz und gar nicht. Angel war furchtbar durcheinander und verwirrt. Was hatte er gesehen? Was quälte ihn so sehr?

Giles rief Sarah an. „Angel war gerade bei mir“, sprach er sofort. „Was? Wieso hat er Sie aufgesucht, Giles?“ fragte Sarah verwirrt. „Er wollte wissen warum er wieder hier in Sunnydale ist. Angel wollte wissen was ihn zurück gebracht hat.“ Giles erzählte ihr was soeben in seinen Wohnzimmer vorgefallen war. „Er hat gesagt, ob Sie sie auch sehen?“ fragte Sarah verwundert. „Ja. Jedoch weiß ich nicht was er damit meinte. Sarah, ich glaube, du hast recht. Angel steckt in ernsten Schwierigkeiten.“ „Oh Gott, nein“, flehte Sarah schwach.

„Wir müssen ihm helfen, Giles“, sagte Sarah hastig. „Bitte, tun Sie etwas. Versuchen Sie herauszufinden wie er zurückkommen konnte und was oder wer ihn zurückbrachte. Und versuchen Sie herauszufinden was es mit den Dingen auf sich hat, die Angel offensichtlich sieht und wir nicht.“ Giles nickte. „Ich werde mich sofort an die Arbeit machen. Vielleicht sollten wir das Weihnachtsessen bei deiner Mutter morgen absagen.“ „Nein, ich will Weihnachten feiern und ich werde es feiern – mit meiner Familie. Aber jetzt müssen wir Angel helfen.“ „Ich werde mein Bestes tun“, versprach Giles seiner Jägerin. „Melde dich bei mir wenn du neue Informationen hast.“ „Das werde ich“, sprach Sarah sofort und sie legte nachdenklich auf. Jetzt bekam sie wirklich Angst um Angel. Das war keine Sorge mehr ... das war pure Angst um den Mann, den sie über alles liebte.

Angel war nach Hause zurückgekehrt. Er schlief nicht sehr gut. Und auch Sarah hatte sich nieder gelegt. Wenn sie aufwachte würde endlich der Weihnachtsabend sein und sie würde ihn im Kreis ihrer Lieben verbringen. Unruhig wälzte sich Sarah wie auch Angel in seinen Bett hin und her. Sie beide hatten keinen besonders guten Schlaf. Doch dies lag wohl eher an den Traum, den sie beide erlebten; den sie gemeinsam träumten.

... Es war die Abgeschiedenheit von Sarahs Schlafzimmer, die ihnen Schutz und Geborgenheit spendete. Engumschlungen lagen sie zwischen den Laken und küßten sich leidenschaftlich. Sarah schlang ihre Arme um Angels Nacken und zog ihn noch näher an sich heran. Sie wollte ihn so nah - wie es nur möglich war - bei sich spüren. Zärtlich strichen ihre Finger über seine Tätowierung, die er auf der Schulter trug. Sie schloß die Augen und genoß seine wunderbaren Zärtlichkeiten.

Angel küßte sie; streichelte sie. Er spürte sie so nah bei sich. Angel wollte sie nie mehr loslassen. Er wollte sie lieben. Nichts war ihm wichtiger. Immer und immer wieder fanden ihre Lippen zu leidenschaftlichen Küssen zusammen. Sie konnten nicht genug voneinander kriegen. Endlich waren sie wieder vereint. Sie waren wieder so zusammen wie sie es sich niemals erträumt hatten.

Sarah öffnete ihre Augen und für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Sie blickte in Angels tiefe, dunkle Augen und hatte das Gefühl darin zu versinken. „Liebe mich“, hauchte sie ihm ins Ohr. Und Angel wollte ihr diesen Wunsch erfüllen. Sein Körper vereinigte sich mit dem von Sarah. Sarah stöhnte leise und gab sich ganz der Leidenschaft und der Liebe hin, die sie mit Angel auf ewig miteinander verband.

Mitten in ihrer Leidenschaft hatte Sarah das Gefühl nicht mehr allein mit Angel zu sein. Sie bekam das Gefühl beobachtet zu werden. In Angels Armen öffnete Sarah die Augen. Sie erblickte ein fremdartiges Wesen, das vor ihrem Bett stand. Das Wesen hatte eine verrunzelte Haut und eine hohe Stirn. Es trug eine schwarze Kutte und die Augen ... ein Zeichen hatte sich in die geschlossenen Augenlider eingeritzt. Das Wesen öffnete nicht die Augen, doch Sarah wußte instinktiv: Es beobachtete Angel und sie.

Ihr Blick glitt zu Angel. Genau in diesem Moment hob Angel den Kopf und ein Funke tauchte in seinen Augen auf. Sarah konnte nur noch zusehen wie er sich verwandelte und ihr in der selben Sekunde die Zähne tief in den Hals stieß. Sie bäumte sich auf und stöhnte. Angel grub seine Zähne noch tiefer in ihren Hals und er trank von ihrem Blut ...

Sarah schlug die Augen auf. Sie blickte sich um. Sie war allein. Zitternd setzte sie sich auf. Ihr Blick glitt in ihrem Zimmer umher. Unter dem Vorhang blinzelten zarte Sonnenstrahlen durch. Es war schon Morgen. Sarah konnte nicht fassen was sie geträumt hatte. Dieser Traum ... er war so real gewesen. Tief in ihr hatte er ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt. Sie war wieder mit Angel zusammen gewesen. Und dann ... hatte Angel von ihrem Blut getrunken. Er hatte sie tatsächlich gebissen.

Die Jägerin stand auf und zog die Vorhänge zurück. Etwas an dieser ganzen Sache kam ihr komisch vor. Und plötzlich fiel es ihr ein: Dieses Wesen aus ihrem Traum. Es hatte zugesehen. Und auf einmal wußte Sarah ... dieser Traum hatte eine Bedeutung gehabt. Es hatte ihr gezeigt wer hinter Angel her war. Das Wesen aus ihrem Traum war für Angels schlechten Zustand verantwortlich. „Ich muß sofort zu Giles“, murmelte Sarah und sie zog sich hastig an um das Haus zu verlassen.

Angel schreckte voller Panik aus dem Schlaf. „Oh nein, nein, bitte nicht“, flehte er schwach. Angel stand auf und zog sich an. Im großen Saal – der Angels Wohnzimmer darstellte – erwartete Jenny ihn schon. „Bitte, laß mich in Ruhe. Geh“, bat Angel. Jenny ignorierte seinen Einwand und kam auf ihn zu. „Wie hat es sich angefühlt ihr Blut zu trinken?“ fragte Jenny nur. „Was hast du gefühlt? Du warst wieder mit ihr zusammen – so wie in jener Nacht. Und du hast von ihrem Blut getrunken. Du hast gespürt wie dein Schmerz mit jedem Schluck weniger wurde, nicht wahr?“ sprach Jenny einschmeichelnd.

„Ich will ... das nicht hören“, sprach Angel zitternd. „Du wirst mir zuhören. Wir haben dich zurück gebracht – aus den einen Grund dich wieder böse zu machen. Akzeptiere dein Schicksal! Du bist nicht stark genug um gegen das Böse in dir anzukämpfen. Du hast dafür nicht die Stärke, Angel. Werde wieder böse! Tue es! Geh zur Jägerin und töte sie. Dann fühlst du dich besser. Dein ganzer Schmerz wird vorbei sein. Du bist für das Gute zu schwach, Angel. Folge mir! Tue, was du geträumt hast. Setze es in die Tat um“, forderte Jenny. Angels Widerwille wurde immer weniger.

Er schenkte Jennys Worten langsam, aber sicher, Glauben. Ich bin nicht stark genug um dagegen anzukämpfen, dachte er resigniert. Seine Sorge galt nicht nur seiner Seele. Vor allem galt seine Sorge dem Mädchen, daß er liebte. Wie konnte er Sarah nur vor all dem schützen? Wie konnte er Sarah vor dem Bösen in sich bewahren? Er wußte, sie würde dagegen kämpfen wollen. Doch das reine Böse konnte auch sie nicht besiegen. Und dieses Böse befand sich auch in ihm.

Wie konnte er nur Sarah schützen? Niemals würde er sie töten. Er wehrte sich mit aller Macht dagegen. Doch der Traum hatte etwas in ihm geweckt. Er verspürte pures Verlangen nach Sarah und ihrem Blut, so ungern er das auch zugab. Doch es war so. Angel wußte: Nun war auch Sarah in Gefahr; genau wie er. Und Angel wollte Sarah aus dieser Sache heraus halten. Das war sein Kampf. Wenigstens diesen Kampf mußte er allein bestreiten. Gegen das Böse in ihm konnte er nur allein kämpfen. Dabei konnte Sarah ihm nicht helfen.

Auch wenn ihr Tod für ihn bedeutete das er keine Qualen mehr erlitt ... würde er es nicht tun. Niemals würde er ihr weh tun. Aber Angel wußte auch ... das Böse würde niemals Ruhe geben. Sie würden ihn solange quälen bis er nachgab; bis er schwach wurde. Und plötzlich wußte Angel was er zu tun hatte. Er mußte allein damit klarkommen. Was das bedeutete wußte er: Er mußte sich von Sarah trennen.

Sarah hatte eine Zeichnung von dem Wesen aus ihrem Traum angefertigt und reichte diese nun Giles. „So sah es aus“, sprach sie. Giles nickte. „Können Sie damit etwas anfangen?“ Der Wächter schüttelte verneinend den Kopf. „Noch nicht. Aber ... ich werde etwas finden. Du solltest dich solange von Angel fernhalten.“ „Das kann ich nicht“, sprach Sarah. „Ich hab Angst um ihn. Er ist in einer derart schlechten Verfassung ... ich will ihn nicht noch einmal verlieren.“ „Ich weiß. Du solltest aber nach Hause fahren und deiner Mutter helfen. Ich werde hier nach Informationen suchen und dir heute Abend beim Essen Bescheid sagen. Vorausgesetzt, ich finde etwas“, sprach Giles ruhig.

Die Jägerin seufzte. „Giles, was kann hinter Angel her sein?“ „Ich weiß es nicht“, gestand der Wächter offen. „Ich wünschte, ich hätte wenigstens eine Ahnung. Aber nicht einmal das habe ich. Ich habe rein gar nichts. Ich kann es dir nicht sagen. Fest steht ... das sich Angel in großer Gefahr befindet. Was immer hinter ihm her ist und ihn quält ... es läßt nicht locker. Im Gegenteil ... es ist verdammt hartnäckig.“ Sarah nickte und blickte aus dem Fenster. Sobald sie wußte was hinter Angel her war, würde sie diesem Wesen einen Tritt in den Hintern verpassen. Niemand würde es schaffen ihr Angel wieder wegzunehmen.

~ 11. ~

Gegen Abend kam Giles vorbei. Er trug ein paar Bücher unterm Arm. Joyce begrüßte ihn und ließ ihn eintreten. Giles hatte sogar Geschenke dabei. „Nur eine Kleinigkeit“, sprach er zu Joyce. Joyce trug die Geschenke ins Wohnzimmer und legte sie unter den festlich geschmückten Weihnachtsbaum. „Das Essen ist bald fertig“, sprach sie und sie bot Giles einen Drink an. „Wo ist Sarah?“ erkundigte sich Giles. „Sie ist noch im Badezimmer. Sie wird sicher gleich kommen“, sprach Joyce. Die Mutter und der Wächter der Jägerin unterhielten sich sogar ganz gut. Inzwischen hatte sich ihr Verhältnis wirklich verbessert.

Sarah betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Sie hatte ihr Haar hoch gesteckt. Zu ihren schwarzen Stiefeln trug sie einen dunkelblauen Hosenanzug. Sarah verließ das Badezimmer und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Sie ging zu ihrem Nachttisch um Giles‘ Geschenk zu holen. Da bemerkte sie das ihr Fenster – das sie nur einen Spalt geöffnet hatte – sperrangelweit offen stand. Verwirrt runzelte sie die Stirn.

Als sich Sarah umdrehte schrak sie zusammen. Da stand Angel vor ihr. „Angel, was ... was machst du hier?“ stammelte sie. Er sah absolut schrecklich aus. Angel war total verwirrt und in einer schlechten Verfassung. Er starrte sie einige Sekunden nur an. Sein Blick glitt immer wieder zu Jenny, die neben der Jägerin stand. „Angel, sag mir doch bitte was los ist mit dir. Ich mache mir Sorgen“, sprach Sarah.

„Tue es“, forderte Jenny. „Hörst du ihr Blut pochen? Sie verlangt nach dir. Sie will dich. Bringe es zu Ende. Tue es und du bekommst deinen Frieden. Sie wartet nur auf dich“, sprach Jenny sanft. „Sie will dich.“ Angel schüttelte verwirrt den Kopf. Er richtete seine Augen auf Sarah.

„Wir ... wir können uns nicht mehr sehen“, sprach er. „Was?“ „Sarah, ich will das du mich nicht mehr besuchst. Halt dich fern von mir“, forderte Angel. „Aber ... Angel, du kommst nur hierher um mir zu sagen, daß wir uns nicht mehr sehen können? Was ist mit meiner Einladung?“ „Ich will, daß du dich von mir fernhältst, Sarah. Ich bin eine Gefahr für dich“, sprach Angel und mit diesen Worten stieß er Sarah zur Seite und er verschwand durchs Fenster in die Dunkelheit. Sarah starrte ihm besorgt nach. Instinktiv wußte sie: Er sagte das nur weil er sich um sie sorgte. Er tat dies für sie – doch was war der Grund, der ihn dazu trieb?

Sarah holte ihre Waffenkiste unter ihrem Bett hervor und öffnete sie. Sie holte eine Axt heraus und ließ die Kiste stehen wo sie war. Sie hatte jetzt keine Zeit die Kiste zurück zu schieben. Angel brauchte ganz dringend ihre Hilfe. Hastig eilte die Jägerin die Stufen hinab. „Giles!“ rief sie panisch. Auch ihre Mutter kam sofort angerannt. „Was ist los?“ „Angel war gerade da. Er war oben in meinen Zimmer. Giles, es geht ihm ganz und gar nicht gut. Wissen Sie etwas?“ Er nickte. „Ja, ich hab etwas heraus gefunden.“ „Und was?“ „Dieses Wesen, daß du in deinen Traum gesehen hast ist ein Priester des ersten Bösen.“ Giles holte eines der Bücher hervor, die er mitgebracht hatte.

Zielsicher schlug er eine Seite auf. „Was sind die Priester des ersten Bösen?“ fragte Sarah. „Sie dienen dem ersten, reinen Bösen. Wir reden hier vom reinen Bösen, Sarah. Es hat keine bestimmte Form. Es ist eigentlich formlos und es ist immer da. Die Diener des ersten Bösen führen Rituale durch damit das Böse die Macht hat eine bestimmte Form annehmen zu können. Das bedeutet, das reine Böse ist hier.“ „Es ist bei Angel“, sprach Sarah. Giles nickte. „Davon müssen wir ausgehen.“ „Wo kann ich diese Priester finden?“ „Hier in diesem Buch steht geschrieben das – egal wo sie sind – alles Leben zu wachsen und gedeihen aufhört“, erzählte Giles.

Sarah überlegte einen Moment. „Wo nichts mehr wächst und gedeiht“, flüsterte sie. „Natürlich! Die Weihnachtsbäume“, rief sie. „Welche Bäume?“ mischte sich nun Joyce ein. „Mom, du weißt doch noch wie wir den Baum gekauft haben. Weiter hinten waren Bäume, die total abgestorben waren. Da war kein Leben mehr.“ „Dann sind sie dort unter der Erde.“ Sarah nickte, zog ihren Wintermantel an und nahm ihre Axt an sich, die sie kurz abgestellt hatte.

„Du willst jetzt noch weg, Schatz?“ fragte Joyce. „Mom, Angel ist in Gefahr. Und wenn ich jetzt nicht handle ist er für immer verloren. Ich laß nicht zu das dieses reine, erste Böse mir meinen Freund wegnimmt und ihn wahnsinnig macht. Ich muß Angel helfen. Und das hat nicht bis Morgen Zeit. Er braucht mich jetzt mehr als jemals zuvor.“ Joyce nickte. Sie verstand. „Giles, bleiben Sie bei meiner Mutter.“ „Sicher“, versprach er ihr. „Sei vorsichtig“, rief Joyce ihrer Tochter nach als diese hastig das Haus verließ. Joyce blickte Giles an. „Denken Sie, sie kann Angel helfen?“ „Ich hoffe, daß sie nicht zu spät kommt“, flüsterte Giles und er schloß die Tür.

Jenny wartete schon auf Angel als dieser ins Herrenhaus zurückkehrte. „Warum hast du das getan? Du hättest sie töten sollen; nicht ihr sagen, du willst sie nicht mehr sehen“, stöhnte sie. „Ich werde euch nicht folgen – auf keinen Fall“, sprach Angel. „Du weißt selbst, daß du nicht stark genug bist um das Böse in dir zu besiegen.“ „Ich weiß“, seufzte Angel. „Also, sag mir: Was willst du tun?“ Angel ging Richtung Treppe.

„Ich werde Sarah beschützen. Und wenn ich mich dafür umbringen muß ... werde ich es tun. Ich werde auf die Sonne warten und meinem Leben ein Ende bereiten“, sprach Angel und er stieg die Stufen hinauf. „Das war nicht vorgesehen“, rief Jenny ihm nach. „Doch es ist auch nicht schlecht“, flüsterte sie als Angel verschwunden war.

Angel stieg die Stufen hinauf und blieb oben am Hügel stehen. Von dort hatte er eine gute Sicht über ganz Sunnydale. Es war eine sternenklare Nacht. Angel zitterte leicht. Er hätte niemals gedacht sein Leben auf eine solche Art und Weise zu beenden. Doch er würde es tun. „Verzeih mir, Sarah, daß ich mein Versprechen nicht halten kann. Aber ... ich tue das nur für dich“, flüsterte Angel leise und er wartete geduldig auf die ersten Sonnenstrahlen.

Mit festen, entschlossen Schritten ging Sarah an den Weihnachtsbäumen vorbei. Sie huschte an den abgestorbenen Nadelbäumen vorbei und sah sich um. Sarah bückte sich und bekam den Kanaldeckel zu fassen. Sie waren also tatsächlich unter der Erde. Gut, daß Sunnydale über ein ausreichendes Kanalisationssystem verfügte. Sarah schob den Deckel zur Seite und kletterte die Leiter hinunter.

Sobald sie unten angekommen war hörte sie Stimmen. Sarah schwang die Axt einmal gekonnt in ihren Händen und horchte. Die Stimmen sprachen in einer ihr fremden Sprache. Doch das war ihr egal. Es interessierte Sarah nicht welche Sprache diese Priester sprachen. Sie würde sie töten. Sie würde sie dafür bestrafen das sie Angel quälten. Und wenn es sein mußte ... würde sie auch den Kampf gegen das erste, reine Böse aufnehmen. Sarah folgte den Stimmen und ging in die Richtung, aus der sie kamen. Für Angel würde sie durch die Hölle gehen.

Die Stimmen wurden immer lauter. Sarah blickte um die Ecke. Sie war in einer kleinen Höhle angekommen. In einem Kreis – vor einen kleinen Altar – saßen vier dieser Priester des ersten Bösen. Entschlossen trat Sarah aus ihrem Versteck. „So, Leute, sprecht euer Gebet zu Ende“, rief sie in den Raum. Ihre Stimme hallte in den Raum wider. Die vier Priester hoben gleichzeitig die Köpfe.

Sarah ließ ihnen gar keine Zeit zu reagieren. Sie sprang auf den Tisch, der den Altar darstellen sollte und schwang die Axt. Blitzschnell hatte sie einen Priester nach dem anderen getötet. Sarah stieg vom Tisch und holte mit der Axt aus. Kraftvoll schlug sie den Altar in Kleinholz. Sie schlug mit der Axt solange darauf ein bis nichts mehr übrig war. „Das wird ihn auch nicht retten“, sprach auf einmal eine Stimme. Sarah blickte auf und erstarrte. Sie riß erschrocken die Augen auf. Es war Jenny, die da vor ihr stand.

Nein, es ist nicht wirklich Jenny, dachte Sarah sofort. „Es wird Angel retten“, sprach Sarah und entschlossen nahm sie ihre Kampfhaltung ein. Jenny lachte. „Du kannst mich nicht besiegen. Ich bin überall. Auch wenn du mich nicht siehst ... bin ich immer da. Gegen mich kannst du nicht kämpfen.“ „Wer bist du?“ brachte Sarah die Sache auf den Punkt. „Ich bin das erste Böse. Ich stehe jenseits der Sünde, jenseits der Angst. Sogar jenseits des Todes. Mich fürchtet sogar die Dunkelheit.“ „Beeindruckend“, spottete Sarah.

„Mir ist eigentlich egal wer du bist. Wenn du Angel anrührst ... wirst du mich kennenlernen.“ „Du kannst ihn nicht retten. Er gehört zu uns.“ „Nein“, sprach Sarah entschlossen und sie schüttelte den Kopf. „Er gehört dem Bösen nicht. Angel hat sich gegen euch gestellt. Er wird gegen das Böse ankämpfen; auch gegen das Böse in sich selbst. Ich weiß es. Ich werde euch Angel nicht überlassen. Also, laß ihn gehen. Laß Angel in Ruhe“, forderte Sarah energisch.

„Du verstehst nicht, Kleine“, sprach Jenny. „Du kannst rein gar nichts gegen uns ausrichten. Wir sind zu mächtig – selbst für die Jägerin.“ „Ich mag dabei draufgehen. Doch ich kann es jedenfalls versuchen. Ich gebe Angel nicht auf. Ich werde nicht zulassen das ihr ihn weiter quält.“ „Du kannst ihn nicht retten. Es ist zu spät.“ „Was soll das heißen?“ fragte Sarah alarmierend. Jenny lachte kalt. Da stimmt etwas nicht, schoß es Sarah sofort durch den Kopf.

„Er steht am Hügel oben.“ „Und?“ „Er wartet auf den Sonnenaufgang. Angel will sich umbringen – nur um dich zu schützen.“ „Nein“, flüsterte Sarah schockiert. Angst breitete sich in ihrem Körper aus. Sie bekam panische Angst um Angel. Das konnte er doch nicht machen. „Du hast ihn dazu getrieben“, rief Sarah. Jenny zuckte mit den Schultern.

„Wir wollten ihn böse sehen. Doch er ließ sich nicht dazu bringen dich zu töten. Sein Selbstmord ist eine Lösung mit der wir leben können.“ „Aber ich nicht“, rief Sarah. In diesen Moment verwandelte sich Jenny in ein schreckliches Schattenwesen. „Du wirst nicht mehr rechtzeitig dort sein. Er ist verloren“, sprach das Wesen mit dunkler Stimme. Dann löste es sich in Luft auf. Sarah dachte nicht lange nach und hastete ihren Weg zurück.

Sobald Sarah wieder auf der Straße von Sunnydale stand rannte sie los. Sie lief so schnell ihre Beine sie tragen konnten. Sie wußte, es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Doch sie würde nicht zulassen das Angel tat was er vorhatte. Sarah rannte die Straße entlang, bog ab und betrat den Friedhof, auf dem Angels Herrenhaus aufgebaut worden war. Sarah rannte mit hastigen Schritten über den gesamten Friedhof. Schließlich stand sie im Vorhof des Herrenhauses. Sie brach durch den Vorhang und blickte sich kurz um.

„Angel“, schrie sie laut. „Tue es nicht!“ Sarah raste durch die Hauptmann Gruft bis sie im hinteren Teil an der zweiten Stiege angekommen war, die zum Hügel hinauf führte. „Angel!“ Immer wieder rief Sarah seinen Namen. Sie hoffte, wenn er sie hörte würde er sein Vorhaben aufgeben und umkehren. Doch nichts rührte sich. „Verdammt, Angel, tue es nicht“, rief Sarah und sie lief panisch über die Treppe zum Hügel hinauf.

Sie lief so schnell ihre Beine sie tragen konnten; sie nahm ein paar Stufen auf einmal um noch schneller zu sein. Ihr Körper zitterte vor Angst um den Mann, den sie liebte. Sie würde es verhindern. Sie würde alles tun um Angel von seinen Selbstmord abzuhalten. „Angel“, rief sie erneut seinen Namen. Wie vom Blitz getroffen blieb Sarah stehen als sie oben angekommen war.

Da stand er. Angel stand ungefähr einen Meter von ihr entfernt und blickte auf Sunnydale herab. Das erste, reine Böse hatte tatsächlich recht gehabt. Angel wartete auf die Sonne. Er war bereit zu sterben weil er dachte, nicht stark genug zu sein. Er hatte Angst. Und Sarah wußte wovor er Angst hatte: Er hatte Angst davor den Kampf gegen das Böse zu verlieren. Er wollte nie mehr zu dem werden was er einst gewesen war. Angel hielt sich für schwach, daß erkannte Sarah in diesem Moment. Ich werde dir zeigen wie stark du wirklich bist, dachte sie. Sarah war zu allem entschlossen um Angel von seinen Vorhaben abzubringen.

Sarah schluckte schwer und beobachtete ihn ein paar kurze Sekunden. Unbeweglich stand Angel am Hügel und starrte den Himmel an. Es war offensichtlich was er tun wollte: Er wollte sein Leben wirklich beenden. Er wollte sich das Leben nehmen. Was ist mit deinem Versprechen? fragte sich Sarah unwillkürlich. Ich werde nicht zulassen das du mich verläßt, dachte sie und sie stieg über ein Gebüsch hinweg.

„Angel?“ sprach sie hinter ihm. Angel drehte sich nicht zu ihr um. Er konnte es nicht. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Angel hatte so sehr gehofft, daß sie es nicht schaffte. Doch sie war hier. Und sie wollte ihn daran hindern zu gehen. „Diese Nacht ist so wunderschön“, sprach er leise. „Ja, daß ist sie“, pflichtete Sarah ihm bei. „Angel, du kannst nicht hierbleiben. In ein paar Minuten geht die Sonne auf. Du mußt rein gehen. Die Sonne wird nicht darauf warten bis du wieder im Schutze der Dunkelheit bist“, sprach Sarah hastig auf ihn ein. „Ich weiß“, flüsterte Angel ruhig und er drehte sich nun doch zu Sarah um.

Einen kurzen Moment sah er sie an. Sarah sah, wie sehr er sich selbst unnötig quälte. Er schloß die Augen und schüttelte den Kopf. Dann drehte er ihr wieder den Rücken zu. „Bitte, Angel“, flehte Sarah panisch. „Geh rein! Ich flehe dich an ... geh hinunter in das Herrenhaus. Dort bist du vor der Sonne sicher. Laß uns dort über alles reden. Es ist vorbei. Sie werden dich nicht mehr quälen. Angel, bitte! Geh hinunter. Du wirst sterben wenn du es nicht tust.“ „Genau das ist meine Absicht“, sprach Angel.

Sarah schrak heftig zurück. Es war, als hätte er sie geschlagen. Seine resignierten Worte schlugen sie auch. Und es tat ihr weh. Sarah blickte zum Horizont. Noch war die Sonne nicht dabei aufzugehen. Sie hatte noch ein paar wertvolle Minuten. Und diese mußte sie nutzen. Sie mußte Angel dazu bringen rein zu gehen. Ich will ihn nicht verlieren, dachte Sarah verzweifelt. Wie konnte Angel nur all das sagen? Wußte er denn nicht, daß es ihr weh tat dies zu hören?

„Angel, ich hab es besiegt. Ich habe die Priester des ersten Bösen vernichtet. Und ich habe das erste, reine Böse vertrieben. Es wird dich nicht länger verfolgen“, sprach Sarah in der Hoffnung das er auf sie hörte und hineinging. Doch Angel zuckte nur kurz mit den Schultern. Seinen Blick hatte er stur auf Sunnydale gerichtet. „Es spielt keine Rolle“, sprach er ruhig. „Du kannst es nicht besiegen, Sarah. Es ist nicht das erste, reine Böse, daß mich zweifeln läßt.“ „Was dann?“ „Es ist in mir. Die Stimmen haben recht. Das Böse ist immer da. Es ist in mir und es will unbedingt ausbrechen.“ „Angel, laß dir von diesen Typen doch nicht so einen Blödsinn einreden. Du bist nicht böse“, widersprach Sarah. „Doch, daß bin ich. Angelus wird immer ein Teil von mir sein. Er ist immer da“, sprach der Vampir.

„Angel, verdammt, hör auf dir diese Zweifel einzureden“, fluchte Sarah und sie kam näher. Sie baute sich vor ihm auf. „Angelus drängt an die Oberfläche, verstehst du das nicht, Sarah? Ich weiß, er ist da und ich muß jeden Tag – jede Sekunde – gegen ihn ankämpfen. Ich hab einfach nicht die Kraft diesen Kampf zu gewinnen.“ Sarah schüttelte den Kopf. Sie wollte es nicht wahrhaben.

„Du hast die Kraft, ich weiß es. Angel, ich weiß, daß es nicht leicht für dich ist. Du mußt jeden Tag gegen deine eigenen Dämonen kämpfen. Das muß ich doch auch. Ich weiß, daß du kämpfst. Du magst vielleicht glauben es nicht zu schaffen. Doch ich weiß ... du kannst es schaffen. Du kannst gewinnen. Wie ich kannst du deine inneren Dämonen besiegen. Du mußt es nur wollen, Angel. Und jetzt laß uns hineingehen, bitte“, sprach Sarah energisch auf ihn ein. Sie hoffte so sehr, ihre Worte würden ihn zur Vernunft bringen.

Doch das taten sie nicht. Sie stieß mit ihren Worten bei Angel auf taube Ohren. „Nein, ich kann es nicht schaffen. Ich weiß, daß ich irgendwann verlieren werde. Und jetzt geh, Sarah! Ich will, daß du mich allein läßt. Dieses eine Mal ... laß mich meinen Kampf allein zu Ende bringen. Hilf mir niemals nicht“, forderte Angel heftig. Doch Sarah schüttelte verneinend den Kopf. Sie akzeptierte das nicht. „Ich werde nicht gehen - nicht ohne dich.“ Gequält schloß Angel für einen Moment die Augen.

Dann blickte er Sarah fest in die Augen. „Glaubst du wirklich ... dieser Schritt ist einfach für mich? Das ist es nicht. Ich habe Angst davor. Doch ich muß ihn jetzt gehen.“ „Warum?“ flüsterte Sarah. „Ich muß ihn für dich gehen“, gestand Angel. „Ich bin eine Gefahr für dich, Sarah. Ich werde versagen, ich weiß es. Ich kann deinen Glauben an mich nicht verwirklichen. Ich kann nicht ewig gegen das Böse in mir ankämpfen. Es geht einfach nicht. Ich bin zu schwach dafür.“ „Nein, daß bist du nicht“, protestierte Sarah laut.

„Du bist nur dann schwach ... wenn du dich einfach aufgibst. Das, was du tust und sagst, gehört nicht zu meinem Angel. So kenne ich dich nicht. Das was du vorhast ist feige. Und das bist nicht du.“ „Doch, das bin ich“, widersprach Angel heftig und er wandte sich von Sarah ab. Er schaffte es nicht ihr noch weiter in die Augen zu sehen. Er wollte, daß sie ging. Doch Sarah ließ nicht zu, daß er sie einfach von sich wegstieß.

Sarah packte ihn an der Schulter. „Angel, du darfst das nicht tun! Du darfst dich nicht selbst umbringen!“ „Sag mir einen Grund warum ich weiterleben soll“, forderte Angel. „Ich brauche dich“, rief Sarah. „Zählt das den gar nicht?“ flüsterte sie traurig. „Du ... du hast es ohne mich besser. Und jetzt laß mich allein, Sarah. Ich will nicht das du dabei bist. Sarah, laß mich das tun, bitte! Laß zu, daß ich einmal in meinen Leben etwas zu Ende bringen kann. Laß zu, daß ich nur ein einziges Mal einen Kampf alleine beende. Laß zu, daß ich mit Würde und Stolz gehen kann“, flehte Angel. Sarah schüttelte verneinend den Kopf.

„Ich werde dich nicht gehen lassen. Ich kann es einfach nicht. Geh hinein, Angel! Bitte, bleib bei mir. Ich werde nicht zulassen das du dich vor mir zurückziehst und mich einfach so allein läßt. Du wirst mich in deine Entscheidung mit einbeziehen, hast du verstanden? Du wirst dich nicht von mir abwenden.“ „Verdammt, Sarah! Laß mich endlich los. Siehst du nicht, daß ich dein Untergang bin?“ Angel stieß sie grob von sich. Doch auch das konnte Sarah nicht abschütteln; auch das veranlaßte sie nicht dazu zu gehen.

„Ich wünschte, ich ... ich könnte dich diesen Schritt gehen lassen, Angel“, sprach Sarah verzweifelt. „Aber ich kann es nicht. Du bedeutest mir einfach zuviel ... als das ich tatenlos dabei zusehe wie du dich umbringen willst. Ich wünschte, ich könnte mein Leben ohne dich leben; ich könnte ohne dich glücklich werden. Doch ich kann es nicht. Verdammt, Angel, ich liebe dich so sehr“, sprach Sarah. Alles, was sie in den letzten Monaten mit Angel erlebt hatte, brach aus ihr heraus.

„Ich wünschte, ich könnte aufhören dich zu lieben; ich könnte dich loslassen. Doch ich schaffe es nicht. Es tut weh. Es tut so furchtbar weh dich zu lieben, Angel. Das ertrage ich einfach nicht. Und auch wenn es mich schmerzt, weiß ich, ich schaffe dieses Leben ohne dich nicht. Ich brauche dich. Angel, ich sterbe ohne dich“, rief Sarah. Angel schüttelte langsam den Kopf. „Nein, du stirbst nur mit mir“, erwiderte er mit zitternder Stimme. Das, was Sarah ihm sagte, ging ihm sehr nahe. Angel wandte den Blick ab.

Als er den Blick wieder hob schimmerten Tränen in Sarahs Augen. Sie hatte angefangen zu weinen und die Tränen rieselten ihre Wangen hinab. Sarah machte nicht einmal Anstalten ihre Tränen vor ihm zu verbergen und zurück zu halten. Es war ihr egal das er ihre Tränen sah. „Angel, bitte“, flehte sie ihren Freund inständig an. „Geh rein! Laß uns drinnen über alles reden. Aber nicht hier ...“ „Ich werde nicht gehen“, sprach Angel.

„Laß mich nicht allein – nicht noch einmal“, fuhr Sarah fort. „Ich schaffe das alles – dieses Leben als Jägerin – nicht ohne dich. Glaubst du, ich hätte mir nicht schon oft genug gewünscht ohne dich leben zu können? Ich habe es mir gewünscht, Angel. Doch es geht einfach nicht. Ich kann ohne dich nicht leben. Ich brauche dich so sehr. Niemand versteht und liebt mich so sehr wie du. Und niemand konnte mich jemals so schwächen und mich so verletzen wie du es getan hast. Niemand konnte mir jemals so weh tun wie du. Und das schmerzt noch mehr. Ich sehe dich an und ich weiß, ich werde dir nie mehr so nahe sein können wie einst. Angel, du bist meine größte Schwäche. Und dafür hasse ich mich“, rief Sarah.

„Ich werde nicht zulassen das du einfach so den Abgang machst. Das ist nicht fair. Es ist mir gegenüber nicht fair. Willst du mich wieder voller Schmerz allein zurücklassen? Ich lasse nicht zu, daß du dich einfach so aus der Affäre ziehst. Ich weiß selbst das es weh tut. Verdammt, Angel, es tut so weh dich zu lieben. Die Liebe zu dir ist mit Schmerzen verbunden. Ich kenne das Verlangen, daß du empfindest. Das Verlangen danach noch ein einziges Mal in deinen Armen zu liegen. Doch wir dürfen nicht aufgeben. Wir müssen kämpfen, verstehst du? Nur wenn wir aufgeben sind wir schwach.“ „Wir sind verloren, Sarah“, rief Angel. „Ich weiß“, schleuderte sie Angel ihre Antwort lautstark ins Gesicht.

„Laß mich gehen“, schrie Angel. Verneinend schüttelte Sarah den Kopf. „Ich kann nicht“, sprach sie leise. Angel wollte, daß sie ging. Doch sie weigerte sich ihn allein zu lassen. Er wußte sich keinen anderen Rat mehr und schlug Sarah ins Gesicht. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper als er sie schlug. Sie starrte ihn nur fassungslos an.

Sarah schlug zurück. Der Schwung ihres Schlages beförderte Angel zu Boden. Er schüttelte den Kopf. War es wirklich schon so weit zwischen ihnen gekommen? War es soweit gekommen, daß sie sich schlugen? Er hob den Kopf und sah zu ihr auf. „Du bist stark genug um gegen das Böse anzukämpfen“, rief Sarah lautstark. „Du mußt es nur wollen, verdammt! Nur wenn du dich selbst aufgibst bist du ein Feigling. Soll dich die Welt so in Erinnerung behalten? Willst du, daß die Welt dich als abscheuliches Monster in Erinnerung behält? Willst du das man an dich als Monster und Feigling zurück denkt, der sich selbst umgebracht hat weil er nicht den Mut zum leben hatte?“, schrie Sarah verzweifelt.

Angel wollte den Blick abwenden, doch etwas zwang ihn dazu Sarah weiter in die Augen zu blicken. „Du hast die Möglichkeit Gutes zu tun, Angel. Man hat dir eine Chance gegeben. Dir wurde eine Seele geschenkt. Nutze diese Chance und tue Buße. Ich verspreche dir, ich werde dir helfen wo ich nur kann. Doch gib nicht einfach so auf!“ Wütend sprang Angel auf und er schlug Sarah erneut. Diesmal fiel Sarah zu Boden.

Einen langen Augenblick sahen sie sich schweigend an. Angel sah ihre Tränen. Er konnte ihre Trauer und ihre Verzweiflung spüren. Er fühlte sie; den ihm ging es genauso. Schwach ließ sich Angel neben Sarah auf die Knie fallen. Er packte sie an den Schultern. „Verstehst du den nicht, Sarah? Ich bin nicht so stark wie du glaubst. Ich bin nicht so stark wie du“, rief er mit seiner ganzen Verzweiflung, die er verspürte. Er wollte Sarah kräftig durchschütteln um sie somit zur Vernunft zu bringen. Sarah wollte es nicht wahrhaben und schüttelte energisch den Kopf. Seine Worten ließen sie nur weiter weinen.

„Du bist stark, Angel. Du mußt es nur erkennen.“ Angel schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann ohne dich nicht leben. Mein Verlangen nach dir macht mich verrückt. Diese Sehnsucht ... ich ertrage sie nicht. Ich sterbe ohne dich“, sprach er. „Ich kenne das. Mir geht es doch genauso. Auch mir fällt es schwer so zu leben, Angel. Doch ich gebe nicht auf. Ich bin bereit zu kämpfen. Ich kämpfe für dich und unsere Liebe. Du darfst uns nicht aufgeben, Angel“, forderte die Jägerin energisch.

„Sarah, ich kann dich nicht vor mir beschützen. Ich kann dich nicht vor dem Bösen in mir schützen. Ich kann es einfach nicht. Du bist in Gefahr, wenn du bei mir bleibst, siehst du das den nicht? Ich kann dagegen nicht ankämpfen. Ich kann das Böse nicht besiegen. Ich schaffe es einfach nicht.“ „Und ich schaffe dieses Leben nicht ohne dich. Angel, du bist mein Halt. Du bist alles was ich im Leben habe.“ Wieder schüttelte Angel den Kopf. „Nein, daß ist nicht wahr. Du hast deine Mutter, deine Freunde. Sarah, laß mich gehen. Ich flehe dich an: Laß mich los, bitte!“ Diesmal war es Sarah, die den Kopf schüttelte.

„Was ist mit deinem Versprechen?“ flüsterte sie. „Du hast mir versprochen mich nie mehr zu verlassen. Willst du das jetzt brechen weil das Böse hinter dir her ist? Wir können dagegen kämpfen, Angel. Gemeinsam besiegen wir es. Ich weiß, daß wir es schaffen können.“ „Nein, diesmal nicht“, widersprach Angel bedrückt. Doch so leicht wollte Sarah ihn nicht aufgeben.

„Das Böse kann dich verführen, ja, Angel. Doch du kannst es besiegen. Du hast die Stärke dafür in dir. Und ich werde mit dir stark sein. Aber du mußt es wollen, Angel. Du brauchst den Willen dazu.“ „Es liegt nicht nur daran, Sarah. Merkst du den nicht, das ich wahnsinnig werde, wenn ich dich nicht haben kann?“ „Das werde ich auch. Doch dieses Schicksal müssen wir tragen“, sprach Sarah. Diesmal schüttelte Angel sie heftig um sie zur Vernunft zu bringen.

„Ich hasse es dich zu lieben“, flüsterte Sarah unter ihren Tränen. „Ich ertrage es nicht dich jeden Tag zu sehen und zu wissen, daß ich dir nie mehr so nah sein kann wie in jener Nacht. Doch ich kann einfach nichts gegen meine Gefühle tun; gegen das was mein Herz verlangt. Ich liebe dich so sehr, Angel. Bitte, laß mich nicht allein“, flehte sie inständig mit leiser Stimme. Angel ließ den Kopf sinken. Er spürte ihre Verzweiflung tief in sich. Er teilte diese Verzweiflung mit ihr.

„Angel, bitte! Tue es nicht! Tue mir das nicht an!“ „Ich bin einfach nicht so stark wie du“, flüsterte Angel kaum hörbar. Aber seine Worte drangen zu Sarah durch. Sie hörte es. „Doch das bist du“, widersprach sie. „Nein, daß bin ich nicht. Sag mir einen Grund weshalb ich stark genug für diesen Kampf bin.“ „Du bist stark genug mich zu lieben“, antwortete Sarah. Sie blickten sich in die Augen und Sarah sah, daß auch Angel weinte.

Die Tränen rannen seine Wangen hinunter; genau wie bei ihr. Angel zog Sarah an sich und hielt sie fest in seinen Armen. Sarah spürte, daß Angel am ganzen Körper zitterte. Sarah weinte an seiner Schulter und sie hielt ihn verzweifelt fest. Sie wollte ihn nicht mehr loslassen. Sarah hatte Angst ihn zu verlieren wenn sie ihn losließ. Die Jägerin richtete ihre Augen zum Himmel hoch. „Bitte, gib ihm ein Zeichen das er leben muß“, flüsterte sie so leise, daß nicht einmal Angel es hören konnte.

„Ich will dich nicht allein lassen“, sprach Angel. „Doch ich habe keine Wahl. Ich muß es tun – damit du leben kannst.“ Sarah schüttelte den Kopf. „Nein“, widersprach sie heftig. Angel antwortete darauf nicht. Sarah schlang ihre Arme noch fester um Angel. Angel und Sarah hielten sich in den Armen und weinten gemeinsam wegen ihrer hoffnungslosen und verdammten Liebe.

Erst in diesem Moment wurde Sarah klar, daß die Sonne schon vor einer Minute hätte aufgehen müssen. Da fielen die ersten Schneeflocken vom Himmel. Verwundert starrte Sarah auf den Schnee, der langsam auf Sunnydale nieder rieselte. „Was ...“ Sie konnte nichts mehr sagen. Schnee, um diese Zeit? Die Wettervorhersage hatte doch gesagt, es würde über Weihnachten keinen Schnee geben. Und auf einmal wurde es Sarah klar: Das war das Zeichen um das sie gebeten hatte.

Nun spürte auch Angel die Schneeflocken auf seiner Haut. Er hob den Blick und stand auf. Sarah tat es ihm gleich. Der Himmel war vollkommen verdunkelt und es schneite. In wenigen Sekunden war ganz Sunnydale von einer weißen Schicht Schnee bedeckt. Sarah und auch Angel wurde klar, daß die Sonne nicht mehr aufgehen würde. Sarah blickte Angel ernst an. „Das ist ein Zeichen“, sprach sie leise. „Eine höhere Macht will das du lebst.“ Angel seufzte und nickte langsam.

„Sarah ...“ „Nein, wir haben uns alles von der Seele geredet, Angel. Es ist genug. Du lebst und ich weiß, du liebst mich. Das genügt mir. Versprich mir jedoch eines“, bat sie. „Was?“ Sarah trat zu Angel und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Versprich mir, daß du so einen Blödsinn nicht noch mal versuchst. Das nächste Mal, wenn du auf irgendeine Art und Weise verfolgt wirst, kommst du zu mir und erzählst mir davon. Dann bekämpfen wir die Gefahr gemeinsam. Gemeinsam können wir alles schaffen, Angel. Du mußt nur wieder daran glauben. Du bist für alles stark genug. Hast du das jetzt kapiert?“ Angel nickte langsam. Sarah zog sein Gesicht zu sich und küßte ihn sanft auf die Lippen.

Giles und Joyce standen vor dem Haus und sahen verwundert zu wie der Schnee auf die Erde von Sunnydale flog. „Es schneit“, flüsterte Joyce. „Was glauben Sie ... konnte Sarah Angel retten?“ Giles nickte langsam. „Ja, daß glaube ich. Ihm kann nichts mehr passieren. Die Sonne wird heute nicht mehr aufgehen. Angel ist in Sicherheit.“ „Das ist schön. Ich meine, ich ... kenne ihn zwar nicht so gut, aber ... irgendwie mag ich ihn.“ Giles verzichtete auf einen Kommentar.

Er wußte, Angel und er hatten noch einen langen Weg vor sich, aber ... sie würden schon wieder miteinander klarkommen. Auch Xander und die Anderen blickten aus ihren Fenstern und schauten dem Schnee zu. Für alle war es unfaßbar, daß es jetzt schneite. Die Wettervorhersage hatte sich getäuscht. Sunnydale bekam sein weißes Weihnachten doch noch.

Hand in Hand gingen Sarah und Angel in die Innenstadt von Sunnydale und spazierten die Hauptstraße entlang. Die Straßen, die Häuser ... alles war mit einer weißen Schicht bedeckt. Sie gingen an einen Schaufenster vorbei, wo um Fernseher geworben wurde. Einer von den Fernseher lief und es zeigte die Abendnachrichten. Der Mann, der für das Wetter zuständig war, sprach gerade:

„Es ist wirklich unglaublich. In ganz Sunnydale schneit es, obwohl alle Wettervorhersagen genau das Gegenteil behauptet haben. Die Wärme dieses Jahres ist total verschwunden. Das Wetter ist abgekältet und der Schnee bedeckt ganz Sunnydale. Unsere Wetterstationen sagen, daß die Sonne heute nicht mehr aufgehen wird.“

Sarah spürte Angels Blick auf sich ruhen. Sie sah zu ihm hoch. Über seine Lippen glitt ein zärtliches Lächeln. Auch wenn er es nicht sagte, sie wußte: Er war froh noch am Leben zu sein. Er war bereit gewesen freiwillig zu sterben um sie zu schützen. Doch nun wußte er, daß es nicht der richtige Weg war. Das Leben war mit Hoffnung und Schmerz verbunden. Und solange beides in Angel noch brannte würde er den Kampf gegen das Böse gewinnen.

Der Schnee bedeckte die Straßen und einzelne Schneeflocken fanden sich auf ihren Jacken wider. Angel blieb stehen und sah Sarah tief in die Augen. „Ich liebe dich so sehr“, sprach er leise und er pustete eine Schneeflocke von Sarahs Nase weg. „Ich liebe dich auch“, erwiderte Sarah. Angel zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. „Sarah, ich werde mein Versprechen halten wenn du mir auch etwas versprichst.“ „Alles, was du willst“, sprach Sarah und sie blickte in seine dunklen Augen.

„Versprich mir, daß du mich nie aufgibst; das du immer so hartnäckig bist wie du es heute warst. Und versprich mir ... das ... wenn ich nicht mehr an mich und meine Stärke glaube ... das du es tust.“ Sarah nickte. „Das tue ich“, versprach sie ihm. „Jeden neuen Tag werde ich mein Versprechen halten. Ist alles wieder okay?“ Angel nickte.

„Ja, jetzt geht es mir wieder gut.“ Angel nahm Sarahs Gesicht zärtlich in seine Hände und küßte sie mit all seiner Liebe, die er für dieses wunderbare Mädchen empfand. Auch dieses Weihnachten war für Beide sehr turbulent gewesen. Sarah hatte Angel retten können. Er lebte noch und das war das schönstes Weihnachtsgeschenk, daß sie jemals bekommen hatte ...

To Be Continued ...


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