Title: Danger of the Past, Part 1 – Evil Vision
Author: Tegan

Fandom: Highlander – The Series
Rating: NC-17
Category: Visionen, Folter
Characters, Pairing: Duncan, Kronos, Joe, Cassandra, Methos / Eve (eig.
Char.)

Summary: Eve erleidet Visionen über die vier apokalyptischen Reiter. Vor allem Death tritt dabei in den Vordergrund. Ihre Visionen und Träume führen sie nach Seacouver, wo sie auf den Mann in ihren Visionen trifft – Methos ...

Disclaimer: Die Charaktere von Highlander – The Series gehören nicht mir, sondern der Davis/Panzer Productions und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Ich weiß, das ich mit dem zweiten Teil schon etwas lang hinterm Berg halte. Doch er wird noch fertig. Die Frage ist nur wann. Ich kann nicht versprechen, das dies in allzu ferner Zukunft geschieht, aber ich werde mir Mühe geben. Allzu viel gibt es zu dieser FanFiction nicht mehr zu sagen. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!


Danger of the Past, Part 1 - Evil Vision
written by Tegan
© 2001

~ Prolog ~

... Heftig erbebte die Erde. Unter den Hufen der Pferde donnerte der Boden. Ängstlich blickten die Menschen auf als am Horizont vier Reiter erschienen. Es waren Reiter mit furchterregenden Masken. Ein lauter Schrei ging durch die Menge. Die vier Reiter gaben ihren Pferden die Sporen und zogen ihre Schwerter. Nur einer von ihnen hatte kein Schwert, sondern eine Axt, die er als tödliche Waffe einsetzte.

Die Pferde galoppierten den Hügel hinunter und brachten ihre Reiter damit den Wüstenstamm immer näher. Die Bewohner des Stammes liefen aufgeregt und verängstigt im Lager hin und her. Sie versuchten zu fliehen, zu entkommen oder sich zu verstecken. Sie kannten diese vier Reiter. Die Geschichte der Reiter war ihnen bekannt und sie fürchteten die vier Gestalten. Sie waren die Reiter des Todes, die vier Reiter der Apokalypse. Und die Menschen wußten, das niemand eine Begegnung mit den Reitern je überlebt hatte.

Der erste Reiter schwang sein Pferd und streckte einen Mann nieder, der versuchte zu fliehen. Der Zweite hinterließ eine alte Frau mit einer blutenden Wunde. Der dritte Reiter galoppierte über einen schwachen Mann hinweg. Tödlich wurde er von den donnernden Hufen des Pferdes getroffen. Und der Vierte rammte die Spitze seines Schwertes in den Bauch eines Kindes. Sie metzelten den ganzen Stamm nieder. Blut floß und Leichen stapelten sich am Boden.

Die Reiter töteten sie alle. Sie verschonten niemanden, ließen keinen am Leben. Der ganze Stamm starb. Die Täter waren zufrieden mit ihren Werk. Nach ihren Angriff durchwühlten sie die Zelte ihrer Opfer. Was ihnen gefiel, wurde einfach mitgenommen. Danan ritten sie in ihr Lager zurück. Sie waren der Krieg, der Hunger, die Pest und der Tod. Sie waren die vier Reiter der Apokalypse ...

Eve fuhr schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Mit zitternder Hand tastete sie nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe und schaltete sie ein. Das grelle, künstliche Licht blendete sie für einen Moment, doch ihre Augen gewöhnten sich schnell daran. Eve schlug die Decke zurück und ging mit weichen Knien ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel genügte, um festzustellen, das sie schrecklich aussah. Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn. Ihre Augen waren leicht geschwollen. Das lange, schwarze Haar war total zerzaust.

Kraftlos sank sie gegen die Badewanne. Eve schloß die Augen und lehnte sich gegen die kühlen Fliesen. Sanft massierte sie ihre Schläfen, wo ein pochender Schmerz sein Unwesen trieb. Nach solchen Visionen hatte sie immer Kopfschmerzen. Daran würde sich wohl nie etwas ändern. Eve war anders als ihre Mitmesnschen. Sie besaß eine kostbare Gabe. Eve sah Dinge, die erste geschehen würden. Ihre Freunde betitelten sie als Hellseherin, aber so sah sie sich nicht. Sie sah einfach Dinge aus der nahen Zukunft, das war alles.

In diesen Moment tauchte ein Schatten im Türrahmen auf. „Eve?“ sprach eine Stimme besorgt. Sie öffnete die Augen und blickte zu ihren Bruder Brian auf. Er ging neben ihr in die Knie. „Was ist los? Du bist total durch den Wind.“ „Ich hatte eine Vision, im Traum ... Jedenfalls glaube ich, das es eine Vision war.“ „Was ist passiert?“ fragte Brian als er seine Schwester ins Bett zurück brachte. Er holte ihr ein Glas Wasser und ein Aspirin. Nachdem sie die Tablette genommen hatte, sagte sie: „Es war ein Überfall, eine Szene aus der Vergangenheit.“ „Ein Überfall?“ wiederholte Brian ruhig.

„Ja, ein Überfall der vier apokalyptischen Reiter.“ Verwundert blickte Brian seine Schwester an. „Du scherzt!“ „Nein, das tue ich nicht.“ „Aber deine Visionen handeln doch immer von der Zukunft. Wie kannst du etwas sehen, was gut zweitausend Jahre her ist?“ fragte er. Leicht zuckte Eve mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber ... es war irgendwie anders, nicht so wie meine sonstigen Visionen“, teilte sie ihm mit.

„Wie anders? Vielleicht war es wirklich bloß ein Traum“, bemerkte Brian. Entscheiden schüttelte Eve den Kopf. „Nein, das war kein Traum. Es war ... so real, so lebendig. So als wäre ich dort gewesen – als Zuschauerin, Brian.“ Leicht fröstelte Eve. Bei dem Gedanken an ihren Traum wurde ihr eiskalt. Brian schenkte ihr ein sanftes Lächeln. „Versuch zu schlafen, Schwesterchen. Du solltest morgen Dr. Boyard anrufen.“ „Das werde ich“, versprach sie. Brian ließ seine Schwester alleine. Eve versuchte noch ein wenig Schlaf zu finden und hoffte, das ein so grausamer Traum nicht wieder auftauchen würde.

~ 1. ~

Dr. Leslie Boyard war ein angesehener Therapeut, der sich auf ungewöhnliche Phänomene bei Menschen spezialisiert hatte. Seit fünf Jahren war Eve nun schon bei ihm in Behandlung. Er half ihr mit ihren hellseherischen Fähigkeiten und sie vertraute ihm. Eigentlich hatte Eve keinen Termin, aber die Sache mit ihren Traum war zu wichtig. Das konnte sie nicht am Telefon klären. Sie mußte dringend mit ihm persönlich sprechen. 

„Glauben Sie mir, es ist äußerst wichtig“, sprach sie zu Kady, der Sprechstundenhilfe. „Es tut mir leid, aber er hat heute einen vollen Terminkalender. Es geht nicht. Ich kann Ihnen für morgen einen Termin geben.“ Kady blickte auf den Terminkalender von Dr. Boyard. Dann hob sie überrascht den Kopf und blickte Eve an. „Sie haben am Freitag doch einen Termin ...“ „Ich muß ihn aber jetzt sprechen. Es ist wichtig. Das kann nicht warten“, fiel Eve ihr energisch ins Wort. In diesen Moment ging hinter ihnen die Tür auf.

Der Arzt führte eine Patientin heraus und sprach noch etwas zu ihr. Auf seiner Nase saß eine Brille und er hatte schon graues Haar. Die Patientin verabschiedete sich mit einen Lächeln. Eve kam auf ihn zu. „Eve, Ihr Termin ist doch erst am Freitiag“, sprach der Arzt überrascht. „Ich weiß. Aber ich muß dringend mit Ihnen sprechen – sofort. Es ist wichtig, Dr. Boyard.“ Der Arzt erkannte, das Eve völlig ihre Fassung verloren hatte. Etwas belastete sie schwer.

Irgend etwas mußte geschehen sein. Etwas, das ihr völlig das seelische Gleichgewicht nahm. Er erkannte, daß es sich bei ihr um einen Notfall handelte. Ansonsten wäre sie nicht hier. Leslie kannte seine Patientin schon lange gnug, um einschätzen zu können, ob es wichtig war oder nicht. „Kady, sagen Sie meiner nächsten Patientin, das es etwas dauern wird“, sagte er zu seiner Sprechestundenhilfe. „Kommen Sie, Eve.“ Er hielt ihr die Tür auf und ließ sie eintreten.

„Setzen Sie sich“, sprach er und bot ihr einen Stuhl an. Doch Eve konnte jetzt nicht stillsitzen. Unruhig lief sie hin und her. „Ich hatte einen Traum“, begann sie. Dann erzählte sie ihm mit zitternder Stimme davon. „Verstehen Sie, Dr. Boyard? Ich träumte etwas, was gut zweitausend Jahre her ist. Ich sah die apokalyptischen Reiter. Das kann ich doch unmöglich wissen“, meinte sie erregt. In ihren Augen sah man allerdings, das ihr dieser Traum Angst gemacht hatte. Ernst dachte Leslie über ihre Worte nach.

„Von so etwas habe ich noch nie gehört“, sprach er schließlich. „Sie können das unmöglich wissen, Eve, da gebe ich Ihnen recht. Sind Sie sich sicher, das es mehr als nur ein Traum war?“ hakte er nach. Eve nickte leicht. „Dieser Traum ... er war so echt. Es war, als wäre ich dabei gewesen.“ Für einen Moment schwieg Eve. Leslie wußte, das sie ihm noch etwas sagen wollte. Also wartete er geduldig. „Ich weiß, das es geschehen ist“, brach Eve dann die Stille. „Woher?“ Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht. Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber ich weiß, das es passiert ist. Ich fühle es. Es ist genauso geschehen wie ich es gesehen habe.“ Nun ließ sich Eve auf den Polstersessel fallen und blickte ihren Therapeuten an. „Was hat das zu bedeuten?“ fragte sie. „Das müssen wir herausfinden. War es anders als bei deinen früheren Visionen?“ „Ja, ganz anders. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich fühlte die Angst der Opfer. Aber gleichzeitig empfand ich auch die Freude, die diese Mörder beim Töten gehabt hatten. So war noch keine meiner Visionen“, seufzte sie.

Leslie runzelte nachdenklich die Stirn. Eve war schon immer ein Rätsel gewesen. Es hatte sie beide viel Mühe und viel Arbeit gekostet, diese hellseherischen Fähigkeiten, die sie seit ihrer Kindheit hatte, einigermaßen zu kontrollieren. Eve schrieb alles auf, was sie sah. Sie hatte ihre Gabe akzeptiert – auch wenn die Bilder nicht immer schön waren. Doch das, was sie ihn erzählte ... das war neu und es war zuviel für sie. „Nun, weißt du ...“ Er hielt mitten im Satz inne als Eve sich stöhnend den Kopf hielt. Die Bilder stürzten plötzlich auf sie ein.

... Es war das Lager der Reiter. Sklaven saßen an einigen Plätzen zusammen und klagten sich ihr Leid, andere gingen ihrer Arbeit nach. Die Frauen, die gefangen genommen worden waren, wuschen die Wäsche der vier Reiter oder machten ihr Essen, da sie wußten, das sie bald zurückkommen würden. Sie waren allein im Reiterlager, doch niemand würde es wagen, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Sie alle fürchteten die vier Reiter. Und sie hatten dafür auch einen guten Grund.

Zwei Sklavinnen waren Zeuge gewesen, wie einer der Reiter getötet worden war. Sie hatten gesehen wie er wieder aufgewacht und aufgestanden war. Die Reiter der Apokalypse waren keine normalen Menschen. Sie waren nicht sterblich und sie waren auch keine Götter. Sie waren vier Dämonen in Menschengestalt, dessen waren sich die Sklaven und die Frauen einig. Donnernde Hufe ließen den Boden erbeben. Die Reiter kehrten von ihrem Streifzug zurück. Die männlichen Sklaven sprangen sofort auf um die Zügel der Pferde entgegenzunehmen.

Die vier Männer stiegen von ihren Pferden und lachten vergnügt. Ihr Streifzug war ein voller Erfolg gewesen. Sie nahmen ihre Masken ab. Die Sklaven brachten eiligst ihre Pferde weg und versorgten sie. Die Reiter hatten gute Laune. Der Erfolg ihrers Überfalls konnte sie auch nur zufrieden stimmen. Zwei von ihnen waren etwas stämmiger als die anderen Beiden. Die Gesichter aller vier waren bemalt.

Einer, der wurde der Hunger genannmt, war tätowiert und schob ein junges Mädchen vor sich her. Sie hatte schreckliche Angst. Sie wußte, was mit ihr geschehen sollte und sie würde es über sich ergehen lassen müssen. Ob sie am Leben blieb ... das verängstigte Mädchen glaubte nicht daran. Der Zweite, der Krieg, ging in sein Zelt und legte seine Axt beiseite. Er hatte Hunger und würde sich als erstes von dem Essen nehmen, das die Sklavinnen zubereitet hatten.

Der dritte Reiter – er war der Anführer – wurde die Pest genannt. Eine Narbe zierte sein Gesicht. Er nahm sich von dem Wein und ließ amüsiert seinen Blick über das Lager schweifen. Der Letzte wurde Death genannt. Er war der leibhaftige Tod der vier apokalyptischen Reiter. Er trug – im Gegensatz zu seinen Brüdern – einen weißen Umhang und eine weiße Hose mit schwarzen Reitstiefeln. Die Hälfte seines Gesichtes war blau bemalt. Sein Lächeln war genauso kalt wie sein Blick. Sein ganzes Auftreten war gefährlich und arrogant. In seinen Blick lag Arroganz und Macht, gepaart mit Eiseskälte. Ja, er verkörperte den Tod. Er war der Tod ...

Als Eve aus ihrer Erstarrung erwachte, war ihr Arzt neben ihr. Er reichte ihr ein Glas Wasser. Eve stöhnte auf und ein Keuchen drang über ihre Lippen. Der Laut klang äußerst quälend. Das, was sie gesehen und gefühlt hatte, war nicht sehr schön gewesen. Es waren Bilder aus einer dunklen und trostlosen Welt; aus einer Zeit, die Eve als barbarisch empfand. Hastig trank sie einen Schluck. „Was ist geschehen?“ fragte Leslie sanft. Instinktvi schlang Eve die Arme um ihren Oberkörper, so als würde sie das vor der schmerzhaften Erinnerung beschützen. Leise erzählte sie Dr. Boyard von ihrer Vision.

„Diese Angst ... die Frauen hatten schreckliche Angst. Ich hielt es nie für möglich, das eine solche Todesangst wirklich existiert. Ich habe mich getäuscht. Ein Mensch kann sich wirklich zu Tode fürchten. Die Menschen hatten Angst vor den Reitern und sie litten.“ Ein kalter Schauer lief über Eves Rücken. „Ich habe diese Macht gefühlt.“ „Welche Macht?“ hakte Leslie neugierig nach. „Die Macht dieses einen Reiter. Er war der Tod.“ „Konntest du ihn sehen?“ Eve schluckte und nickte leicht. Ja, sie hatte ihn gesehen – besser als die anderen. Sein Bild war so klar vor ihr ... so als würde er direkt vor ihr stehen.

„Er hatte schulterlanges Haar und mystische Augen. Seine Augen ... sie waren so kalt. Er trug schwarze, kniehohe Stiefel“, begann Eve mit trockener Stimme zu erzählen. Leslie griff nach seinen Diktiergerät und schaltete es ein. Er hatte von Eve die Erlaubnis, alle Dinge, die mit ihren Fähigkeiten zusammenhingen, aufzunehmen. Eve war sich auch bewußt, daß das Diktiergerät neben mitlief und jedes Wort von ihr aufzeichnete. Sie wußte es, ohne hinzusehen. Ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet.

„Dazu trug er eine weiße Hose und einen weißen Umhang mit Kapuze. Seine Freunde waren alle in schwarz gekleidet, so fern ich das erkennen konnte.“ Eve griff nach dem Glas Wasser, trank einen Schluck und fuhr fort. „Er trug so komische Metallteile vor der Brust, dazu Lederbänder an den Handgelenken.“ „Was für einen Eindruck hat er auf dich gemacht?“ „Ich fühlte, was in ihm vorging. Der Mann war eiskalt, voller Arroganz und macht. Dieser Mann ... er ist sehr intelligent. Das spürte ich. Er war der Stratege, hat sich die Pläne der Reiter ausgedacht. Die Kälte ... sie lag in seinen Blick. Alles, was er fühlte, spiegelte sich in seinen Augen wieder“, sprach sie und verstummte.

Eve hatte durch diese Vision auch noch den letzten Rest ihrer Fassung verloren. Leicht berührte Leslie sie an der Schulter. „Sie sollten sich ausruhen, Eve. Ich weiß, das diese Visionen Sie immer sehr schwächen. Wir reden am Freitag weiter darüber.“ Eve nickte leicht und erhob sich. An der Tür drehte sie sich noch einmal zu ihren Arzt um. „Dr. Boyard, bitte helfen Sie mir. Ich ... diese Bilder machen mir Angst. Ich weiß nicht, was sie zu bedeuten haben.“ „Ich werden Ihnen helfen, Eve. Wir werden die Bedeutung der Visionen heraus bekommen.“ Eve verließ die Praxis, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Die Menschen liefen an ihr vorbei. Doch Eve achtete nicht auf die Menschenmenge um ihr herum. Sie ging die Straße hinunter und hing ihren Gedanken nach. Was war nur los mit ihr? Diese Bilder waren selbst für sie neu. Eve hatte die Fähigkeit Dinge zu sehen, bevor sie überhaupt passierten, schon seit ihrer frühesten Kindheit. Die erste Vision hatte sie im zarten Alter von sechs Jahren bekommen. Ihre Eltern hatten ihr nicht geglaubt; hatten sie all die Jahre über für verrückt gehalten. Sie glaubte noch immer, das ihre Tochter verrückt war.

Doch Brian, ihr älterer Bruder, hatte immer an sie geglaubt. Er hielt fest zu ihr und half ihr, wo er nur konnte. Mit neunzehn war Eve das erste Mal zu Dr. Leslie Boyard gegangen, weil sie die Bilder nicht mehr ertragen konnte und er ihr empfohlen worden war. Er war ihre Rettung gewesen. Er hatte ihr geholfen und ihr beigebracht, das diese Bilder – egal wie schrecklich sie auch waren – eine Gabe waren. Nun kam Eve damit klar. Doch jetzt waren diese Bilder aus einer längst vergessenen Zeit da.

Diese Bilder waren ihr so fremd. Sie waren so anders. Eve konnte es sich selbst nicht erklären, warum ausgerechnet jetzt diese Bilder kamen und warum sie dafür auserwählt worden war, sie zu empfangen. Was zum Henker hatten diese Bilder bloß zu bedeuten? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Eve war sich jedoch sicher, das diese Dinge wirklich geschehen waren. Sie hatte es gespürt. Nun mußte sie raufinden, wer diese Männer gewesen waren, wie ihre Namen lauteten und wie lange das alles ging.

Das Geschehen von damals mußte doch wo geschrieben stehen. Irgendwo mußte es doch Aufzeichnungen über das Tun der vier apokalyptischen Reiter geben. Eve mußte es einfach wissen. Ansonsten würde sie nie ihre Ruhe finden, das wußte sie. Eve fuhr zum Supermarkt. Sie mußte noch einkaufen. Vielleicht konnte sie durch diese Ablenkung die Bilder eine Zeitlang vergessen. Doch dem war nicht so. Denn diese Bilder waren immer da. Sie ließen sie einfach nicht los und quälten sie. Egal, ob sie die Augen schloß oder ob sie offen waren. Sie waren immer vor ihr.

~ 2. ~

[Ein paar Tage später]

Eve hatte ihre freie Zeit damit verbracht, um nach der Bedeutung ihres Traumes zu forschen. Sie wollte wissen, ob es wirklich geschehen war. Sie brauchte einen Beweis, ein kleines Detail – irgend etwas, was ihr zeigte, das sie sich nicht irrte. Eve hielt sich in der Stadtbibliothek auf und suchte nach allem, was mit den apokalyptischen Reiter zu tun hatte. Die Bücher stapelten sich auf einen abgelegenen Tisch zwischen den Bücherregalen. Eve las sich jede einzelne Seite durch, sah sich alles an. Vielleicht half es ihr eine Antwort auf ihre Fragen zu finden.

Immer wieder mußte Eve an ihre Träume und Visionen der vier Reiter denken. Sie konnte es nicht abstellen. Warum sie? Warum jetzt? Und warum sah sie Dinge, die sie unmöglich wissen konnte? Es war schon schlimm genug, das sie Bilder aus der Zukunft sah. Aber jetzt auch noch etwas aus der Vergangenheit? Etwas, das so grausam, so brutal war ... Das konnte und wollte sie nicht einfach so akzeptieren. Es mußte einen Grund geben, warum sie all das sah.

Es war zum verzweifelen. Das, was in der Bibel über die vier Reiter des Todes geschrieben stand, half Eve nicht weiter. Sie vertiefte sich in ihre Recherchen. Gegen den späten Nachmittag griff Eve nach einen ledergebundenen, dicken Buch. Als sie das Buch aufschlug, fiel ihr sofort die Zeichnung von vier Männern auf Pferden ins Auge. Sand wirbelte unter den donnerenden Hufen auf. Sie trugen alle Waffen und furchterregende Masken. Szenenhafte, verschwommene Bilder wurden vor Eves Augen plötzlich ganz klar. Eine neue Vision aus dieser alten und grausamen Zeit drängte an die Oberfläche.

... Die dunkelhaarige Frau blickte ihren Peiniger aus großen Augen ängstlich an. „Cassandra“, sprach er leise. Seine Stimme war wie das Wispern des Windes – sanft, einschmeichelnd. Doch der Schein trog. Denn über seine Lippen glitt ein grausames, kaltes Lächeln. Sie haßte ihn. Sie haßte ihn bis in die Tiefen ihrer gequälten Seele. Und niemals würde sie aufhören ihn zu hassen. Sie war ihm hilflos ausgeliefert. Sie war wehrlos gegen ihn und gegen seine Folter. Er hatte sie an einen Pfosten seines Zeltes gebunden.

„Bitte nicht mehr“, flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte vor Schmerzen und vor Qual. Obwohl ihre Wunden schnell heilten – wie er das fertigbrachte, wußte sie nicht –, wollte und konnte sie nicht länger. Sie hatte keine Kraft mehr gegen ihn zu kämpfen. Sie hatte keinen Willen mehr seine Folter mit Würde zu überstehen. Sie ließ es einfach über sich ergehen. Ihr Verhalten würde nichts daran ändern, das er aufhören würde. Es war ihm egal. Hauptsache, er hatte seinen Spaß.

Mit seinen Dolch hatte er ihr schwere Wunden zugefügt. Es waren fremdartige Zeichen, die er in ihre Haut geritzt hatte. „Nicht mehr. Bitte, Herr, hört auf! Ich bitte Euch, Methos, nicht mehr.“ Methos – so lautete der Name des leibhaftigen Todes. Er grinste breit und kniete sich langsam vor ihr hin. „Warum soll ich aufhören? Es macht doch so viel Spaß“, flüsterte er mit gefährlicher Stimme. Die Spitze seines Dolches glitt über ihr Bein. Am Knie hielt er an, dann ritzte die Klinge langsam die Haut auf. Cassandra biß sich auf die Lippe um nicht zu schreien. Und dann – ohne Vorwarnung – stieß er den Dolch brutal durch das Knie.

Ein dämonisches Grinsen legte sich über seine Lippen als Cassandra laut aufschrie. Höllische Schmerzen jagten durch ihren Körper. Methos hörte, wie der Knochen splitterte und die Klinge das Gelenk durchbrach. Wie aus der Ferne nahm Cassandra Methos‘ sadistisches Lachen wahr. Mit einen Ruck riß er den Dolch heraus und amüsierte sich über ihre Qual. Methos suchte sich die Kehle aus. Die Spitze der scharfen Waffe glitt über die Halsschlagader. Cassandra zitterte am ganzen Körper. Sie versuchte den Schmerz zu verdrängen. Blut floß aus der Wunde und verteilte sich am Boden. Methos grinste und schnitt eine kleine Wunde in die Kehle.

Während Cassandra würgte, erhob sich Methos mit einer geschmeidigen Bewegung und holte die Peitsche. Überrascht zog er eine Augebraue hoch als er Cassandra ansah. „Noch am Leben?“ fragte er spöttisch. Anscheinend hatte er nicht erwartet, sie lebendig vor sich zu sehen. Gleichgültig zuckte Methos mit den Schultern. „Das können wir sehr schnell ändern“, meinte er zuversichtlich. Methos ließ sich hinter Cassandra nieder. Nicht nur, das sie den Pfosten hinter sich spürte ... nun spürte sie auch noch Methos‘ Knie in ihren Rücken. Brutal drückte er es in ihr Rückgrat.

Cassandra biß die Zähne zusammen. Sie wollte nicht noch einmal schreien, wollte ihm diese Schwäche nicht noch einmal zeigen. Methos legte die Peitsche locker um ihren Hals. „Habe ich dich eigentlich auf diese Art schon mal getötet?“ fragte er scheinheilig und strich ihr durchs Haar. „Nein“, antwortete Cassandra widerwillig. Methos lachte vergnügt. „Das ändern wir jetzt.“ Ruckartig zog er die Peitsche zusammen. Das Leder schnitt Cassandra die Luft ab.

Sie wand sich - versuchte sich zu befreien - doch Methos zog die Peitsche nur noch enger zusammen. Cassandra keuchte und schnappte hörbar nach Luft. Ihr Todeskampf gefiel Methos und aus reiner Freude drückte er sein Knie noch fester in ihren Rücken. Ein lauter, gequälter Schrei entrang sich Cassandras Kehle. Sie spürte, wie sie schwächer wurde und ihre Augenlider wurden schwer. Methos‘ Gesicht kam ganz nahe an ihr Ohr. „Schöne Träume, Weib“, flüsterte er. Dann fiel ihr Kopf nach vorne. Methos zog die Peitsche zurück. Cassandra war tot. Achtlos verließ er das Zelt. Sie würde bald wieder aufwachen, das wußte er ...

Fassungslos schüttelte Eve den Kopf. Sie konnte nicht glauben was sie gesehen hatte. Ihre Vision hatte ihr schreckliches gezeigt. Eve hatte das Gefühl gehabt keine Luft zu bekommen. Dies war ganz anders gewesen als die vorangegangen Visionen und Träume. Sie hatte das Gefühl, als wäre diese Tat an ihr selbst begangen worden. Eve blickte sich vorsichtig um; wollte sicher gehen, das sie noch immer in der Bibliothek in ihrer Zeit war. Ein erleichterter Seufzern entrang sich ihrer Kehle als sie feststellte, daß dem so war.

Dann fiel ihr Blick auf den Block, der vor ihr auf den Tisch lag. Unbewußt hatte sie einen Namen darauf geschrieben. „Methos“, las sie leise. Das war der Name des Todes. Es war der Name des Mannes, den sie ständig vor sich sah. Eve konnte es sich nicht erklären, aber instinktiv wußte sie, das dieser Mann noch lebte – in dieser Zeit. Wie das möglich war, konnte sie sich erklären. Er lebte noch. Sie spürte es. Und Eve war bewußt, wenn sie Methos gefunden hatte, dann hatte sie auch ihre Antworten gefunden. Er war der einzige Mensch, der den Qualen ihrer Visionen über die apokalyptischen Reiter ein Ende setzen konnte.

Besorgt blickte Brian auf seine Uhr. Er machte sich große Sorgen um Eve. Seit ihren ersten Traum über die Reiter des Todes war sie so anders, noch mehr in sich gekehrt als üblich. Dies ihr war anders als all ihre vorangegangenen Visionen, daß war ihm klar. „Eve?“ rief er, als er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloß drehte. „Ja, ich bin es“, erwiderte sie als die Tür hinter ihr zufiel. „Hast du Hunger?“ erkundigte er sich.

Eve zog ihren Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe. „Nein“, sprach sie kopfschüttelnd. Brians Sorge um seine Schwester wurde noch größer, als er sah, in welchen Zustand sie sich befand. Sie schien völlig neben sich zu stehen. „Ich habe gekocht“, startete Brian noch einen Versuch. „Stell es in den Kühlschrank. Vielleicht esse ich es später“, blockte Eve ab. Sie ging in ihr Zimmer und schloß die Tür. Brian seufzte schwer. Dies hier war bitterer Ernst. Diesmal wurde sie nicht mit den Bildern fertig, die sie plötzlich sah. Und dazu kamen die Gefühle, die sie bei ihren Visionen empfand, die es ihr noch schwerer machten. Es stand nicht gut um die Gesundheit seiner Schwester. So schlimm war es noch nie gewesen.

Die Vorhänge waren zugezogen und Eve krümmte sich in ihren Bett zusammen. Sie versuchte,die Bilder zu verdrängen, die sich vor ihren Augen auftaten. Doch es war zwecklos. Es ließ sie einfach nicht los. Unruhig wälzte sie sich hin und her. Früher, als das mit ihren Visionen noch ganz frisch gewesen war, hatte sie versucht, sich in den Schlaf zu flüchten, in eine andere Welt – eine Traumwelt. Als Kind hatte sie geglaubt, dort vor diesen Dingen sicher zu sein. Doch dem war nicht so gewesen. Es hatte sie immer wieder eingeholt. Es war töricht von ihr, zu glauben, daß das auch jetzt funktionierte. Ihre Augenlider wurden schwer und Eve fiel in einen unruhigen Schlaf.

... Eve fand sich an einen ruhigen, friedlichen Ort wieder. „Wo bin ich?“ flüsterte sie und blickte sich neugierig um. Große Bäume streckten sich den Himmel entbor. Die Sonne schien und die Vögel zwitscherten ein friedliches Lied. Die Wiesen waren saftig grün. Eve stand bei einen Weg, der durch den Wald führte. Eine helle Lichtung streckte sich vor ihr aus. Blumen blühten und gedeihten. Eve bückte sich und roch an einer Blume. Als sie Schritte vernahm, sah sie auf. Ein Mann kam den Weg hinunter. Sein Bild spiegelte sich mit dem aus ihrer Vision wider. Nun trug er kurze Haare, Jeans und einen Pullover. Doch sie erkannte ihn.

Seine Hände in den Taschen seines Mantels vergraben, kam er rasch näher. Er las in ihren Augen, was ihr durch den Kopf ging. „Erkennst du den Ort nicht mehr?“ fragte er mit angenehmer Stimme, die keine Spur von Kälte aufwies. Verneinend schüttelte Eve den Kopf. Mit einer ausholenden Handbewegung blickte er sie an. „Dies ist der Ort, an den du dich immer als Kind geflüchtet hast. Du bist zurück gekommen.“ „Was mache ich hier?“ „Du suchst Antworten“, sprach der Mann und bückte sich, um ein Gänseblümchen zu pflücken.

„Das stimmt. Woher weißt du das? Was hat das alles zu bedeuten? Diese Visionen ... ich verstehe sie nicht“, sprach Eve. Ein leichtes, sympathisches Lächeln huschte über seine Lippen. „Es kommt die Zeit, da wirst du verstehen.“ „Ist es passiert? War es wirklich so?“ Er nickte leicht. „Ja, es ist geschehen.“ „Du bist einer dieser Reiter.“ „Ich war einer von ihnen. Es ist lange her, Eve.“ Lächelnd reichte er ihr das Gänseblümchen.

„Was soll ich tun, damit sie aufhören?“ „Du suchst an den falschen Stellen. In Ungarn findest du die Antworten nicht.“ „Wo dann?“ „In Seacouver. Flieg nach Amerika und du wirst sie finden. Dort findest du, was du wissen willst. Aber nicht hier. Nur wenn du verstehst, wirt es besser. Fang an zu verstehen, Eve. Verstehe, das diese Visionen einen Sinn haben.“ „Welchen denn? Sie sind so grausam.“ „Ich weiß. Folge deinen Visionen. Folge deinen Träumen. Sie führen dich an den Ort, wo du nach den Antworten suchen mußt und sie auch finden wirst“, riet er ihr.

„Wie ist es möglich das du lebst?“ fragte sie unvermittelt. „Du hast in der Bronzezeit gelebt, müßtest schon längst tot sein.“ „Das wirst du noch erfahren.“ Er drehte sich um und ging langsam den Weg wieder hinauf. „Deine Name ist Methos“, rief Eve ihm nach. Er blieb stehen und sah sie an. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ja, so nennt man mich. Wir sehen uns wieder. Dessen bin ich mir sicher. Folge deinen Träumen, Eve. Sie führen dich zu den Antworten, die du suchst“, meinte er. Dann ließ er sie allein zurück ...

Eve fuhr aus ihrem Schlaf hoch. Sie strich sich über die müden Augen. Was hatte das zu bedeuten? Und was war das eigentlich gewesen? Was suchte dieser Mann in ihrem Traum? Es war ein ganz fremder Traum gewesen. Sie war tatsächlich an den Ort ihrer Kindheit zurück gekehrt. Aber das Gefühl ... es war, als wäre sie ihm wirklich gegenüber gestanden. Diese Begegnung war mehr als bloß ein Produkt ihrer Phantasie gewesen, sie spürte es.

„Was ist hier nur los? Was ist mit mir los?“ murmelte Eve und sie stieg aus dem Bett. Nachdenklich trat sie an das Fenster und blickte hinaus. Er war irgendwo da draußen, daß war ihr nun klar. Er lebte noch. „Du suchst an den falschen Stellen“, flüsterte sie und wiederholte Methos‘ Worte. Schlagartig wurde es ihr klar: Seacouver. Er mußte dort sein. Eve beschloß diesen Traum zu folgen. Wenn ihr Weg sie nach Amerika führte, mußte es wohl so sein. Sie holte ihren Koffer unter dem Bett hervor und begann zu packen.

Brian, der sehen wollte wie es ihr ging, blieb überrascht im Türrahmen stehen. „Eve, was machst du da?“ „Ich muß nach Seacouver“, erklärte sie ihm kurzangebunden. „Wie bitte? Ich wollte nur schauen, ob du in Ordnung bist und jetzt sehe ich dich Koffer packen? Eve, wieso mußt du nach Amerika?“ „Ich verstehe das Ganze ja selbst nicht, aber die Bedeutung meiner Träume finde ich nicht hier in Ungarn, sondern in den USA.“ „Woher weißt du das?“ Eve lächelte milde. „Vertrau mir einfach, Brian. Rufst du bitte am Flughafen an und reservierst mir einen Platz in der nächsten Maschine?“ Obwohl er nicht verstand, nickte er und ging ans Telefon.

Ungefähr zur selben Zeit fuhr Methos in Seacouver aus seinen Bett hoch. Entsetzt blickte er sich um. Er mußte sich vergewissern, daß er noch in seiner Wohnung war. Was zum Henker war das gewesen? Er hatte sich pötzlich in einen fremden Traum wiedergefunden, der eindeutig nicht ihm gehörte. Wie konnte das sein? Er war in einen fremden Traum aufgetaucht und hatte gewußt, wonach diese Frau suchte und was er sagen mußte. Das alles war ihm so vertraut vorgekommen.

Methos stieg aus dem Bett und taumelte schlaftrunken ins Badezimmer. Als er den Lichtschalter betätigte, blendete in das künstliche Licht für einen Moment. Methos drehte den Wasserhahn auf und schüttete sich kaltes Wasser ins Gesicht.  Zweifelnd blickte er sein Spiegelbild an. Kopfschüttelnd dachte er über diese verrückte Szene nach. Was war das soeben gewesen? Wie war das überhaupt möglich, daß man einfach in den Traum eines fremden Menschen spazierte?

Das konnte einfach nicht sein. So etwas gab es doch gar nicht und er kannte diese Frau nicht einmal. Sie war ihm noch nie in seinen Leben begegnet und doch hatte er das Gefühl, sie zu kennen. Irgendwie kam sie ihm so vertraut vor. Und sein Instinkt sagte ihm, daß er dieser Frau vertrauen konnte, das sie alles über ihn wußte. „Vielleicht werde ich langsam wirklich verrückt“, sprach Methos mit sich selbst. „Eve“, flüsterte er. Das war ihr Name. Was ging hier vor? Methos hatte keine Erklärung für diesen absolut skurrilen Traum.

~ 3. ~

Eve wußte nicht, wo sie in Seacouver nach Methos suchen sollte. Sie wußte nur, das sie ihn finden mußte und es auch würde. Ihre Visionen würden sie zu ihm führen, dessen war sich Eve sicher. Sie hatte ein Zimmer in einer kleinen Pension bezogen. Dort wurde Eve herzlich empfangen. Die Angestellten waren überaus freundlich. Nach dem langen Flug ruhte Eve sich erst einmal aus. Sie mußte dringend den Jet-Leg ausschlafen. Erst danach hatte sie die Kraft, sich auf die Suche nach Methos zu machen.

In ihren Traum tauchten szenenhaften Bilder auf. Es war eine Bar, die sie erkennen konnte und der Name „In Down“. Dazu tauchten noch zwei Gesichter auf. Das ihr so bekannte Gesicht von Methos und das eines Fremden mit schwarzen Haaren. Nach dem Aufwachen war Eve froh, zur Abwechslung einmal einen friedlichen Traum gehabt zu haben. Es war kein blutiger Traum, sondern einer, der ihr half, Methos zu finden. Eve ging unter die Dusche um sich frisch zu machen. Sie würde die Bar noch heute aufsuchen. Sie mußte dringend mit Methso sprechen. Nur er konnte ihr helfen, obwohl sie noch nicht wußte wie.

Düster blickte Methos Duncan an, der sich ein Lachen nur schwer verkneifen konnte. „Du hast ...“ Duncan brach ab um erneut zu lachen. „Ich finde das gar nicht komisch“, brummte der alte Mann. Die beiden Unsterblichen saßen in einer Ecke des „In Down“ und tranken ein Bier. Duncan versuchte seinen Freund ernst anzusehen, aber das gelang ihm nur schwer. „Tut mir leid. Aber das ... ist komisch.“ „Das finde ich nicht.“ „Du hast dich in einen fremden Traum wieder gefunden?“ wiederholte Duncan. Methos nickte leicht.

„Wehe, wenn du jetzt lachst“, drohte er. Duncan hob die Hände. „Ich weiß selbst nicht, was das soll. Ich habe dafür keine Erklärung.“ „Du bist fünftausend Jahre alt und weißt nicht, was hier gespielt wird?“ fragte der Schotte leise. Methos zuckte leicht mit den Schultern. „Das ist unglaublich. Vielleicht war es ja dein Traum.“ „Nein, war es nicht. Ich kenne diese Frau doch gar nicht“, protestierte Methos. „Vielleicht habt ihr den Traum ja gemiensam erlebt.“ „Das ist eine total abgefahrene Theorie“, murmelte der alte Mann.

Methos war mit den Nerven völlig am Ende. Den Rest dieser besagten Nacht hatte er unruhig verbracht. Er hatte nicht mehr richtig schlafen können. Das alles ergab keinen Sinn für ihn. Jetzt – zwei Tage nach dem Traum – war das alles noch immer ein Rätsel für ihn. „Wie war ihr Name?“ „Eve.“ „Das ist echt kraß. Du kennst sie nicht, aber weißt ihren Namen? Von so etwas habe ich noch nie gehört. Was willst du jetzt machen?“ Methos zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ „Wie wäre es mit warten?“ schlug Duncan vor. „Warten? Worauf?“ „Ob diese Eve wirklich hier auftaucht.“ „Das glaubst du doch nicht wirklich?“ spottete Methos. „Warum nicht?“ sprach Duncan locker. „Du glaubst wirklich, daß wir diesen Traum gemeinsam erlebt haben“, meinte er gereizt.

Langsam nickte Duncan. „Du tickst ja wohl nicht mehr richtig! MacLeod, so etwas existiert nicht. Zwei Menschen, die sich absolut nicht kennen, erleben einen gemeinsamen Traum“, sprach Methos zynisch. Duncan beugte sich vor und sah seinen Freund strafend an. „Was für einen Rat hast du ihr im Traum gegeben?“ Methos wich seinen Blick aus. „Dann sag ich es dir. Schließlich hast du es mir ja erzählt. Du hast der Dame den Rat gegeben nach Seacouver zu kommen. Warum?“ „Ich weiß es nicht“, seufzte Methos.

„Ich habe keine Ahnung, okay?“ zischte der alte Mann ein wenig aggressiv. „Ich kenne diese Frau nicht, aber ich wußte, was ich zu ihr sagen mußte. Ich kannte sogar ihren Namen – ohne das sie mir sagte, wie sie heißt“, seufzte Methos schwermütig. „Ich sagte ihr, das sie ihre Antworten an der falschen Stelle sucht und das sie ihre Visionen eines Tages verstehen wird. Sie wußte, das ich ein Reiter war. Sie kannte meinen Namen, meine wahre Identität.“ Ruhig hörte Duncan ihm zu. Das alles war wirklich eigenartig.

Mit dem Taxi war Eve zum „In Down“ gefahren und nun stand sie davor. Sie blickte auf das Schild, das über der Bar hing und atmete die kühle Abendluft ein. Das lange schwarze Haar hatte sie mit einer Spange im Nacken zusammen gebunden. Sie trug eine schwarze Bluse, dazu eine Jeans und schwarze Schuhe. Über der Bluse trug sie eine schlichte Jeansjacke. Instinktiv wußte Eve, das Methos mit seinen Freund in dieser Bar war.

Soll ich es wagen? fragte sie sich. Zweifel überkamen sie plötzlich. Sie war sich nicht mehr so sicher wie sie es noch in der Pension gewesen war. War es wirklich eine gute Idee ihren Antworten nachzujagen? Dem zu glauben, was Methos ihr in ihren Traum gesagt hatte? War es nicht besser ihre Visionen einfach zu akzeptieren und es ruhen zu lassen? Energisch schüttelte Eve den Kopf. Sie konnte diese Qualen, die sie durch Methos‘ Vergangenheit erlitt, nicht lange standhalten. Sie mußte das tun – allein, um dafür zu sorgen, das die Schmerzen aufhörten. „Ich werde niemals Frieden finden, wenn ich die Antworten auf meine Fragen nicht finde“, sprach sie sich selbst Mut zu und betrat die Bar.

Als die Tür der Bar zuschlug, hob Methos – einer Vorahnung folgend – den Kopf. „Das ist sie“, flüsterte er schockiert. Duncan folgte dem entsetzten Blick seines Freundes. „Wer?“ „Das ist Eve, die Frau aus meinen Traum.“ „Sie ist schön“, stellte Duncan fest. Methos ging auf diesen Kommentar nicht ein. Er blickte nur Eve an. „Es gibt sie wirklich. Das ist die Frau, in deren Traum ich mich wieder gefunden habe“, meinte er. Der alte Mann sprach zu sich selbst.

In diesen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke. Eve blickte Methos an. Sie konnte selbst nicht glauben, ihn zu sehen. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das konnte Methos nur zu gut verstehen. Er erhob sich und kam langsam auf sie zu. „Eve?“ sprach er und seine Stimme zitterte leicht. Er konnte es nicht glauben. War vielleicht Zauberei im Spiel? „Methos?“ Der alte Mann blickte sie an; konnte nicht glauben, das sie ihn wirklich kannte.

Langsam nickte er. „Ja, der bin ich. Aber in der Öffentlichkeit nennt man mich Adam Pierson. Nicht jeder muß von mir wissen.“ Ein leichtes Lächeln huschte über Eves Lippen. „Es freut mich, das wir uns jetzt auch außerhalb deines Traumes kennenlernen“, sprach Methos und reichte ihr die Hand. Bei der Berührung seiner Finger, die sich um ihre schlossen, stöhnte Eve augenblicklich auf. Schwäche machte sich in ihren Körper breit. Methos stützte sie, da er erkannte, das sie sonst zusammenbrechen würde. War war auf einmal mit ihr los? „Oh Gott, nicht jetzt“, flüsterte Eve und breitete sich auf die Bilder vor, die sie erfaßten.

... Ein kaltes Lachen drang über seine Lippen. Methos und Kronos amüsierten sich über das verängstigte Wesen vor ihnen. Das junge Mädchen lag am Boden des Zeltes und wimmerte leise vor sich hin. Sie hatte ihre Beine angezogen und die Arme darum geschlungen. Sie hatte sich vor Schmerzen zusammen gekrümmt.  Der Rücken war mit Striemen übersät. Das einfache Leinenkleid war zerrissen und blutverschmiert. „Bitte aufhören“, flüsterte sie unter ihren verzweifelten Tränen.

Kronos blickte seinen Death in die Augen. Dieser grinste breit. Er nahm Kronos die Peitsche aus der Hand und kniete sich mit einer anmutigen Bewegung neben den Mädchen nieder. Ängstlich wich sie vor ihm zurück. Hauchzart strich Methos über ihren Arm. „Sch ... es ist alles gut“, flüsterte er einschmeichelnd. „Es ist okay.“ Seine Stimme war sanft, fast zärtlich. Er umfaßte den Arm des Mädchen und half ihr sich aufzusetzen. Panik stand in ihren Augen. Sie traute ihm nicht. Sie sah die Peitsche in seiner Hand und schrie leise auf. Sie wollte zurückweichen, doch da verstärkte sich der Griff des Todes.

„Ganz ruhig, Kleine! Du hast die Strafe verdient, daß siehst du doch ein? Du warst böse. Mädchen, du kennst die Regeln hier in unseren Lager. Wer nicht gehorcht, wir hart bestraft.“ Methos strich mit der Peitsche über ihr Bein. Die junge Sklavin zitterte am ganzen Körper. Amüsiert beobachtete Kronos seinen Bruder. Methos war ein Meister in diesen Dingen. Es war eine Freude ihm dabei zuzusehen.

„Du hast einen Befehl ignoriert, Mädchen. Und dafür mußtest du bestraft werden. Das weißt du doch, oder?“ Methos sah in das verängstigte Gesicht der Sklavin. Sie fürchtete sich zu Tode. Dann nickte sie plötzlich. „Ja ... es war meine Schuld, ganz allein meine Schuld“, stammelte sie. Methos erhob sich. „Gut so. Du wirst doch jetzt ein braves Mädchen sein, oder?“ Fragend sah er sie an. „Ja, das werde ich. Bitte ... keine Schläge mehr!“ Methos erwiderte auf ihr Flehen nichts, sondern gesellte sich wieder zu Kronos.

„Gut gemacht. Du verstehts wirklich dein Handwerk“, lobte Kronos ihn. „Hast du etwas anderes erwartet? Was hältst du von Wein?“ „Laß uns gehen“, lachte der Anführer. Sie ließen das Mädchen allein im Zelt. Kronos rief nach Caspian. „Vergnüge dich mit ihr“, meinte er und deutete mit den Kopf auf das Zelt hinter sich. Caspian grinste breit und ging hinein. „Nein, bitte nicht. Nein ...“ Die verzweifelten Schreie des Mädchens verhallten in der Dunkelheit. Ihr Schmerz wurde noch größer ...

Geschockt blickte Eve Methos an. Sie konnte nicht glauben, was sie soeben gesehen hatte. Es war unfaßbar. „Eve, ist alles in Ordnung?“ fragte Methos besorgt. Er las in ihren Augen, daß sie eine Vision gehabt hatte. Sie mußte etwas schreckliches aus seiner Vergangenheit gesehen haben. Methos schluckte schwer. Er konnte nicht sagen, woher er dies wußte. Er konnte nur sagen, das er es wußte. Sie riß sich von ihm los. „Nein ... nein, ich kann das nicht“, flüsterte sie. Abrupt drehte sie sich um und rannte fluchtartig aus der Bar.

Methos blickte ihr unverständlich nach. Er drehte sich zu Duncan um. Der hielt dem alten Mann einfach seinen Mantel hin. „Was soll ich damit?“ fragte Methos unverständlich. „Folge ihr. Sie hatte anscheinend eine Vision. Folge ihr und rede mit ihr. Erkläre ihr alles. Das bist du der Frau schuldig.“ „Ich bin ihr gar nichts schuldig. Ich kenne sie nicht einmal.“ „Methos, sie leidet. Sie leidet unter deiner Vergangenheit. Und du bist der Einzige, der dieses Leid beenden kann. Es ist sicher nicht leicht mit solchen Visionen zu leben. Verschaffe ihr Frieden. Und nun gehe endlich oder ich trete dich hinaus“, wies Duncan ihn zurecht. Methos seufzte, nahm den Mantel an sich und verließ die Bar.

~ 4. ~

Der alte Mann blickte auf die nasse, beleuchtete Straße hinunter. Er entdeckte Eve wie sie am Ende der Straße abbog. Es schien ihr egal zu sein, wohin sie lief. Seufzend schlug Methos den Kragen zu seinen Mantel hoch und folgte ihr. Eves Beine trugen sie einfach vorwärts. Der Schmerz, die Angst dieses Mädchens, Methos‘ Grausamkeit ... Es war zuviel für sie. Zusammen mit seinen Bruder hatte Methos ihr all diese Schmerzen angetan und er hatte es genossen.

Kraftlos ließ sie sich auf eine Bank im Park fallen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Diese Gefühle, die sie bei ihren Visionen empfand, waren einfach zuviel. Leise begann sie zu weinen; ließ den Tränen freien Lauf. Sie konnte es nicht mehr ertragen, wollte diese Visionen loswerden. Sie wollte all das aus Methos‘ Vergangenheit nie mehr sehen; wollte diese schrecklichen Gefühle nicht mehr spüren. Es wurde einfach zuviel für sie. Sie konnte nicht mehr. Eve war verzweifelt.

Methos erblickte sie auf der Parkbank. Ohne ein Wort setzte er sich zu ihr. „Es tut mir leid“, sprach er nach einer Weile. Eve wandte ihm das Gesicht zu und blickte ihn fragend an. „Was?“ „Das dir diese Visionen meiner Vergangenheit so weh tun.“ Methos reichte ihr ein Taschentuch, damit sie sich die Tränen wegwischen konnte. „Danke“, murmelte sie. „Wie ist das möglich? Wie ist es möglich, daß du weißt, was ich getan habe? Wer ich einst war?“ Eve zuckte leicht mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht“, gestand sie. Methos fröstelte leicht. „Was hältst du davon, wenn wir uns einen wärmeren Ort suchen, wo wir alles besprechen?“ Er erhob sich. „Und wohin, schlägst du vor, gehen wir?“ hakte Eve nach. „Zu mir“, schlug Methos zögernd vor. Eve erklärte sich damit einverstanden. Langsam gingen sie nebeneinander her. Methos wohnte in einen alten Mietshaus. Er führte sie zu seiner Wohnung. „Ich habe einen wunderlichen Lebensstil“, warnte er seinen unerwarteten Gast. Regal waren mit alten Büchern vollgestopft, in dem Chaos stand ein hochmoderner Computer. „Setz dich auf das Sofa. Willst du was trinken?“ „Einen Kaffee.“ Methos schenkte ihr ein leichtes Lächeln und ging in die Küche.

Methos legte seinen Mantel ab und hielt es für besser, das Schwert voerst im Inneren des Mantels zu lassen. Er mußte ihr sowieso erklären, warum er noch lebte. Sie wußte, wer er war und was er getan hatte. Nun galt es herauszufinden, was genau sie gesehen hatte. Sie wollte Antworten und er würde sie ihr geben, so fern ihm das möglich war. Diese Frau war wirklich eigenartig. Was hatte sie aus seiner Vergangenheit gesehen? Was wußte sie alles? Methos zweifelte nicht daran, daß sie log. Dazu wußte sie zuviel über ihn.

Eve streifte ihre Schuhe ab und setzte sich mit angezogenen Knien auf das Sofa. Methos reichte ihr eine heiße Tasse Kaffee. „Danke“, sprach sie mit einen kurzen Lächeln. Der alte Mann setzte sich ihr gegenüber in den Couchsessel. Er nahm einen Schluck seines Kaffees und blickte Eve interessiert an. „Deine Visionen ...“, begann er. „Ich weiß nicht, was sie zu bedeuten haben. Ich sehe diese Dinge nun einmal.“ „Wie lange schon?“ „Du meinst, wie lange ich schon mit Visionen zu leben habe?“ Bejahend nickte Methos.

„Seit meiner frühesten Kindheit sehe ich Dinge, die erst geschehen. Doch ich kann sie nicht verhindern. Ich weiß nur, daß sie passieren. Doch jetzt ...“ Eve seufzte schwer. „Jetzt sehe ich Dinge, die ich unmöglich wissen kann. Dinge, die so schrecklich sind, daß ich sie nicht ertragen kann. Diese Visionen ... es sind Dinge, die du getan hast. Geschehnisse, die nicht wissen kann, weil sie gut zweitausend Jahre her sind“, sprach Eve und ihre Verzweiflung war aus ihrer Stimme heraus zu hören..

„Ich war ganz schön geschockt als ich mich in deinen Traum wiederfand“, warf Methos nachdenklich ein. „Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe? Wie konntest du wissen, was du mir sagen mußt?“ „Ich weiß es nicht, Eve. Wir müssen heraus kriegen, warum du etwas siehst, was einmal geschehen ist, was mich betrifft“, sprach Methos. Sie nickte langsam. Methos sah ihr an, daß sie diese Bilder nicht ertragen konnte. Er streckte die Hand aus, weil er sie trösten wollte, doch Eve zuckte vor seiner Berührung zurück.

„Nein, bitte ... faß mich nicht an! Sobald du mich berührst, sehe ich wieder das Monster, das du einst warst. Tue mir das nicht an, Methos“, bat sie leise. Methos zog seine Hand wieder zurück. Er mußte ihre Entscheidung akzeptieren. Und instinktiv wußte er, daß sie recht hatte. Er würde es nicht glauben, wenn er sich nicht in ihrem Traum wiedergefunden und sie keine Vision bekommen hätte als er sie berührt hatte. Sie sprach die Wahrheit.

„Erkläre mir, warum du noch am Leben bsit, Methos“, bat sie. Er seufzte schwer. Der Zeitpunkt war gekommen es ihr zu sagen. Hoffentlich versteht sie es, dachte er. „Es kann nicht sein, das du jetzt noch lebst, obwohl diese Dinge ...“ „Ich weiß“, unterbrach Methos sie sanft. „Es gibt eine Erklärung dafür. Und weil du weißt, was ich einst war, denke ich ... ist es besser, wenn du die Wahrheit über meine Identität erfährst.“ Neugierig blickte Eve ihn an. Methos erhob sich und holte sein Schwert hervor.

Er legte es auf den Couchtisch und beobachtete Eves Reaktion. Sie riß die Augen auf und blickte entsetzt zu ihm hoch. „Wozu benötigst du ein Schwert?“ fragte sie mit zitternder Stimme. Methos las in ihren Augen, was sie dachte. Sie hielt ihn noch immer für die menschliche Bestie, die er einst gewesen war. „Sei beruhigt! Ich habe mich verändert. Ich bin schon lange kein Killer mehr.“ „Aber warum ...“ „Das ist einfach erklärt“, fiel Methos ihr ins Wort. „Ja, ich bin der Methos aus deiner Vision, der apokalyptische Reiter.“ „Und?“ „Ich bin fünftausend Jahre alt. Ich bin unsterblich, Eve“, gestand er ruhig, doch innerlich zitterte er.

Wie würde sie dieses Geständnis aufnehmen? Sterbliche, die davon erfuhren, reagierten geschockt. Doch Eve blieb ganz ruhig. „Hast du mich verstanden, Eve?“ fragte Methos stirnrunzelnd. Sie war so ruhig, das er sich vergewissern mußte, ob sie die Nachricht auch aufgenommen hatte. Eve nickte leicht. „Ja, ich habe verstanden“, flüsterte sie. Methos lehnte sich zurück und konnte jetzt nichts anderes tun als abwarten. Ernst blickte sie ihn an. „Du bist unsterblich?“ hakte sie nach. „Ja.“ „Das würde sogar einen Sinn ergeben“, murmelte sie.

„Ich verstehe nicht ganz. Was für einen Sinn würde das ergeben?“ fragte Methos kopfschüttelnd. „Warum ich seit der ersten Vision aus deiner Vergangenheit das Gefühl hatte, daß du noch am Leben bist. Wie ist das – unsterblich zu sein?“ „Willst du gar keinen Beweis für meine Behauptung?“ fragte Methos ungläubig. Sie nahm ihm das einfach so ab? Sie glaubte ihm? „Ich glaube dir. Ich weiß, das es so ist. Ich fühle es“, erwiderte sie ruhig. „Das ist unglaublich. Willst du wirklich keinen Beweis?“ „Wenn du mir unbedingt einen liefern möchtest ... gerne“, willigte Eve lächelnd ein.

Methos nahm sein Schwert und zog eine gerade Linie über seinen Arm. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Eve angewidert das Gesicht verzog. Sie sah nicht gerne, wenn sich ein anderer in ihrer Gegenwart Schmerzen zufügte. Doch dann beobachtete Eve unglaubliches. Sie sah wie kleine, blaue Blitze durch die Wunde zuckten und sich diese dann sofort schloß. Die Haut war völlig unversehrt. Und dann begann Methos zu erzählen. Er wußte selbst nicht, warum er die Regeln der Unsterblichen einer völlig fremden Person erzählte, aber er spürte auf einmal eine tiefe Verbundenheit mit dieser Frau.

[Zwei Stunden später]

„Das ist ... ganz schön abgefahren“, sprach Eve kopfschüttelnd als Methos mit seiner Erzählung fertig war. „Du bist wirklich fünftausend Jahre alt?“ Methos nickte leicht. „So ungefähr. Ich bin der Älteste von allen. Ich kann mich nur an das erinnern, was nach meinen ersten Tod passiert ist. Das andere ... liegt einfach zu weit zurück. Ich habe keine Erinnerung an mein Leben, bevor ich das erste Mal gestorben bin.“ „Wow“ Ich ahnte, daß du alt sein würdest, aber so alt ...“ Ein kurzes Lächeln huschte über Methos‘ Lippen.

„Was soll ich sagen? Eve, warum siehst du Dinge, die ich einmal getan habe?“ „Ich weiß es nicht. Aber ich bin hier, um genau das herauszufinden.“ Eve stellte ihre Kaffeetasse auf dem Tisch ab. „Ich habe selbst keine Erklärung dafür. So schlimm, so tragisch war es noch nie. Ich sehe nicht nur die Dinge, die du einst getan hast ... nein, es ist mehr.“ „Wie mehr?“ hakte Methos nach. „Ich fühle, was du beim foltern und töten empfunden hast. Ich fühle den Schmerz und die Qualen der Opfer. Ihre Angst ... sie ist tief in mir. So, als wären diese Verbrechen an mir begangen worden.“ „Ist das dein Ernst? Wenn du diese Visionen hast, empfindest du den Schmerz der Opfer?“ Eve nickte bejahend.

Hörbar stieß Methos die Luft aus. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Wie schrecklich mußten diese Bilder und Gefühle für sie sein? „Das ... das ist unglaublich“, stammelte Methos trocken. „Ich weiß. Warum tauchst du plötzlich in meinen Traum auf und gibst mir den Rat nach Amerika zu kommen?“ Mit ratlosen Blick zuckte Methos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber ich werde eine Erklärung dafür finden.“ Eve warf einen Blick auf ihre Uhr. „Ich sollte ... jetzt gehen.“ „Ich fahre dich“, bot Methos ihr spontan an.

„Nein, danke. Das ist nicht nötig. Ich brauche jetzt etwas Zeit für mich.“ Methos verstand und versuchte nicht, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Das alles war ein bißchen viel auf einmal. Eve brauchte jetzt Zeit zum nachdenken. Methos brachte sie zur Tür. „Ich hoffe, das deine Visionen für den Rest des Abends ausbleiben. Was hältst du von Frühstück? Morgen?“ „Ist okay. Wo?“ „Ich hole dich ab.“ Eve nickte und nannte ihm die Adresse der Pension, in der sie wohnte. Dann ging sie. Methos sah ihr nach. Sie war eine bewundernswerte, starke Frau.

Methos griff nach dem schnurlosen Telefon und wählte Duncans Nummer. Er mußte jetzt dringend mit jemanden sprechen. „MacLeod“, meldete sich der Schotte am anderen Ende der Leitung. „Methos hier. Ich sage es wirklich ungern, MacLeod, aber ... ich brauche deine Hilfe.“ Der alte Mann hörte wie Duncan hörbar einatmete. „Du bittest mich dir zu helfen? Seit wann machst du das denn freiwillig? Wie komme ich zu dieser Ehre“, spottete Duncan.

„Ich bitte dich nicht, mir zu helfen, sondern. Eve. Ich brauche deine Unterstützung, um herauszufinden, was hier gespielt wird“, zischte Methos sauer. „Wie kann ich dir helfen?“ „Hilf mir raus zu finden wie all das möglich ist. Sie kann nicht wissen, was einst geschehen ist, was ich einst für ein Mensch war. Sie kann es einfach nicht wissen.“ Methos schwieg für einen langen Augenblick.

„Sie ist vollkommen verzweifelt, Duncan. Eve kommt damit nicht zurecht. Ich kann das verstehen. Immerhin sind diese Bilder nicht gerade angenehm. Duncan, stell dir vor, sie weiß, was meine Opfer empfunden haben. Sie fühlt ihre Angst und ihre Schmerzen.“ „Wie erklärst du dir das?“ „Eve hat gesagt, sie hat das Gefühl ... als wären diese Taten an ihr selbst begangen worden.“ Einen Moment überlegte Duncan. Konnte das überhaupt möglich sein?

„Eve empfindet die Gefühle deiner Opfer?“ hakte der Schotte nach. Methos nickte, obwohl er wußte, das sein Freund diese Geste nicht sehen konnte. „MacLeod, kann es sein, das ...“ „Das was? Du mußt schon zu Ende sprechen. Wie soll ich dir sonst helfen? Ich kann keine Gedanken lesen.“ Methos seufzte schwer. „Das alles klingt jetzt weit her geholt, aber ... Kann es sein, daß sie eine Ur-Verwandte von einen meiner Opfer ist? Oder das ein Geist meiner Opfer in sie gefahren ist, um sich auf diese Weise an mir rächen zu können?“ sprach Methos zögernd.

„Du hast recht. Das klingt verrückt“, bemerkte er. „Das weiß ich, Duncan. Aber nach dem Gespräch mit Eve glaube ich wirklich alles.“ „Nun ... in unserer Welt ist alles möglich. Denk daran, wir sind unsterblich. Uns sollte es eigentlich auch nicht geben.“ „Ja, ja, die alte Leier. Ich kenne sie“, blockte Methos ab. „Also, kannst du mir nun helfen?“ „Ich werde mit Joe sprechen. Doch ich schätze, das ist nicht sein Gebiet. Vielleicht kriegt er aber etwas raus.“ „Danke. Ich weiß mir – ehrlich gesagt – keinen Rat mehr“, seufzte Methos.

„Ist sie gegangen?“ erkundigte sich Duncan. „Ja, sie ist zurück in die Pension gegangen, wo sie untergekommen ist. Eve braucht jetzt Zeit zum nachdenken. Für mich ergibt das alles ja auch keinen Sinn. Deshalb verstehe ich sie. Duncan, ich sehe, daß sie darunter leidet und ... es tut mir weh. Ich kann nicht sehen, daß sie unter dem leidet, was ich einst getan habe. Ich will ihr helfen.“ „Wir kommen dahinter, Methos“, versprach Duncan und legte auf. Aber der Schotte war sich da nicht so sicher. Gab es für diese Situation eine pausible Erklärung?

~ 5. ~

Eve und Methos saßen sich in einen Lokal gegenüber. Nachdenklich trank sie einen Schluck ihres Kaffees. „Hast du gut geschlafen?“ fragte Methos, um den unerträglichen Schweigen zwischen ihnen ein Ende zu bereiten. Eve lächelte kurz. „Nein, ich habe mich hin und her gewälzt. Ich sehe diese Bilder ständig vor mir und ich weiß nicht warum. Es gibt keine Erklärung für das“, flüsterte sie.

„Joe ist ein guter Freund. Wenn jemand raus findet, was hier los ist, dann er“, sprach Methos zuversichtlich. Er hatte ihr von Joe erzählt und auch davon, das Joe ein wenig recherchieren würde. Vielleicht fand Joe ja wirklich etwas raus, was ihnen weiterhalf, diese Sache zu verstehen. Wenn Eve schon Dinge aus seiner Vergangenheit sah, konnte er ihr auch alles erzählen. „Ist Cassandra auch unsterblich?“ fragte Eve plötzlich. Methos verschluckte sich an seinen Kaffee. Diese Frage kam so unvermittelt ... darauf war er nicht vorbereitet gewesen.

„Ist sie unsterblich, ja. Sie hat einen ganz schönen Hass auf mich“, erklärte er. „Das kann ich ihr nicht verübeln“, murmelte Eve. „Hast du alles gesehen, was ich ihr angetan habe?“ „Das Wichtigste“, erwiderte sie knapp. „Eve, ich habe mich verändert. Ich bin schon lange nicht mehr so. Wenn man so lange lebt wie ich verändert man sich.“ „Das weiß ich. Aber wenn ich dich sehe, dann spiegelt sich dein früheres Ich über dein Gesicht. Ich sehe beide Wesen von dir“, sprach Eve.

„Wie meinst du das – beide Wesen?“ hakte Methos nach. „Ich sehe den Mann, der du heute bist und das Monster, das du füher warst. Es ist nicht einfach für mich.“ „Ich weiß. Wann hattest du deine erste Vision? Wie alt warst du?“ fragte er. „Ich war sechs Jahre alt. Es war schrecklich. Ich sah, wie das Flugzeug meines Onkels abstürzte. Ich habe es meinen Eltern gesagt, doch sie haben mir nicht geglaubt. Sie haben Onkel Paul nicht gewarnt. Drei Tage später kam er während des Fluges in einen heftigen Sturm und stürzte über den Pazifik ab. Er hat es nicht überlebt“, erzählte Eve nieder geschlagen.

„Ab da hat sich alles für mich verändert. Ich war nicht mehr dieselbe. Ich wurde ein stilles und in sich gekehrtes Kind. Am Tag meiner ersten Vision starb das fröhliche Kind, das ich einst war. Meine Eltern haben nie verstanden, warum ich diese Visionen habe. Sie haben es mir nie verziehen. Meine Eltern wollten nicht akzeptieren, daß ausgerechnet ihre Tochter anders ist. Sie haben schon vor langer Zeit den Kontakt zu mir abgebrochen“, seufzte Eve.

Ruhig hatte Methos ihr zugehört. „Ich bewundere dich“, sprach er auf einmal. „Wieso?“ Irritiert blickte Eve ihn an. „Du bist die stärkste Frau, die mir jemals begegnet ist. Du bist mental sehr stark. Ansonsten könntest du das alles gar nicht durchhalten. Und dafür bewundere ich dich.“ Er unterstrich seine Aussage mit einen sanften Lächeln. „Es ist nicht einfach. Das ist es ganz und gar nicht“, bestätigte Eve.

„Aber ... ich habe gelernt, diese Bilder – diese Gabe – zu akzeptieren. Ich sehe diese Dinge nun einmal. Dagegen kann ich nichts machen. Ich kann es nicht ändern, nur akzeptieren. Ich versuche mein Leben – so gut es mir möglich ist – zu gestalten. Ich hatte mein Leben mit den Visionen auch im Griff. Doch dann ...“ „... Dann fingen die Visionen und Träume über meine Vergangenheit an“, beendete Methos ihren Satz. Eve nickte bejahend. Und plötzlich – ohne Vorwarnung – ging es von neuem los.

... Mit Genuß vernahm Methos wie die Rippe brach. Er vernahm Cassandras schmerzenden Aufschrei. „Tut weh, nicht wahr?“ fragte er scheinheilig. Cassandra lag zu seinen Füßen am Boden. Das Gesicht war in eine Decke vergraben. Sie schluchzte und wimmerte vor Schmerz. Alles tat ihr weh. Wieviele Knochen Methos ihr in den letzten Stunden gebrochen hatte, wußte sie nicht. Ein Zittern ging durch ihren ganzen Körper. Tränsen rieselten über ihr Gesicht und Cassandra vermochte nicht, sie zurück zu halten.

Geschmeidig erhob sich Methos und beobachtete sie. Die gebrochene Rippe schnürte Cassandra die Luft ab. Sie fühlte, wie sich der Knochen in ihre Lunge bohrte und ihr das Atmen plötzlich erschwerte. Methos empfand hohe Freuden bei Cassandras qualvollen Anblick. Ihr Leid machte ihm Spaß. Er konnte nicht genug davon bekommen, zu sehen, wie sie durch seine Folter – seine Hand – tausend Qualen erlitt und sich nicht dagegen wehren konnte.

Methos‘ Blick wanderte im Zelt umher. Was konnte er noch verwenden, um sie zu quälen? Auf welche Art konnte er sie noch verletzen? Es wurde von Tag zu Tag immer schwerer. Da er ihr schon alles mögliche angetan hatte, war es eine Herausforderung, etwas neues zu finden. Doch Methos nahm die Herausforderung gerne an. Auch wenn er überlegen mußte, die Ideen würden ihm nie aussehen. Er kniete sich zu Cassandra und hob ihr Kinn an. Cassandra mußte sich aufsetzen, damit er ihr nicht das Genick brach. Methos sah ihre Tränen und ein eiskaltes Grinsen huschte über sein Gesicht. Er freute sich diebisch über ihr Leid.

Der Tod der apokalyptischen Reiter vernahm das Zittern ihres Körpers. Er sah ihre Angst. „Liebste Cassandra“, schmeichelte er ihr. Seine Stimme war trügerisch sanft. Methos nahm ihre Hand in seine. „Ganz ruhig! Ich bin bald fertig mit dir, das verspreche ich.“ Dann umfaßte er Cassandras Handgelenk und riß es ohne ein Wort herum. Die dunkelhaarige Sklavin schrie auf als der Knochen brach und ein heftiger Schmerz durch ihren Körper fuhr. Sie umfaßte ihr gebrochenes Handgelenk und wich ängstlich vor Methos zurück.

Doch Methos packte sie an der Schulter und zog sie nah zu sich. „Schließ die Augen“, befahl er. Cassandra tat es – widerwillig, zögernd. Sie hatte Angst vor dem, was er vorhatte. Methos griff nach seinen Dolch. Er wartete, genoß ihre panische Angst, ließ sie zittern und bangen. Dann trieb er ihr den Dolch langsam durchs Herz. Cassandra riß die Augen auf und fiel schwach nach hinten. Sie fühlte grausame Schmerzen, hörte sein kaltes Lachen und wußte, das ihm gefiel, was er sah. Methos sah dabei zu wie sie qualvoll starb. Cassandra hoffte, Erlösung zu finden. Doch er würde sie ins Leben zurückholen – so wie er es immer tat ...

Leise stöhnte Eve auf. In ihren Gesicht spiegelte sich der Schrecken ihrer Vision wider. „Können wir bitte ein Glas Wasser haben?“ rief Methos der Kellnerin zu. Diese nickte und ging zum Tresen. Methos erhob sich und setzte sich neben Eve. Da kam die Kellnerin zurück und reichte ihm das Glas Wasser. „Ist mit Ihrer Freundin alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt. „Sie leidet an starker Migräne“, erwiderte Methos. Die Lüge kam wie von selbst über seine Lippen. Die Kellerin ließ sie wieder allein.

Methos wußte, das er womöglich alles noch schlimmer machte, wenn er sie berührte, aber er konnte nicht anders. Vorsichtig legte er seinen Arm um Eves Schulter. „Eve?“ Zögernd öffnete sie die Augen und sah ihn gequält an. „Hier, trink das“, sprach er und reichte ihr das Glas Wasser. Eve trank einen Schluck, dann fing sie hilflos zu weinen an. Methos zog ihr Gesicht an seine Brust und ließ sie weinen. „Es tut mir so leid“, flüsterte er. Hastig umfaßte sie seinen Arm.

„Warum? Warum warst du so grausam?“ flüsterte sie. „Weil die ganze Welt damals anders war. Die Zeit ... es war nicht wie heute. Damals überlebte nur der Stärkere.“ Energisch löste sich Eve von ihm und blickte ihn aus wütenden Augen an. „Das ist keine Entschuldigung für das, was ich gesehen habe. Es hat dir Spaß gemacht. Es hat dir Spaß gemacht Cassandra zu foltern und all die anderen. Du hast es geliebt. Es hat dir Freude gemacht, wenn sie um Gnade bettelten und vor Schmerz und Angst weinten. Du hast jede einzelne Sekunde genossen.“ Eve nahm ihre Handtasche und stand auf. Sie verließ das Lokal.

Doch Methos wollte sie nicht einfach so gehen lassen. Er mußte es ihr erklären. „Eve!“ Sie drehte sich nicht um, sondern ließ die Tür hinter sich zufallen und trat auf die Straße hinaus. Methos eilte ihr hinterher. „Mister, warten Sie! Sie müssen noch bezahlen“, rief eine Kellnerin hinter ihm und hielt ihn auf. Hastig holte der alte Mann seine Geldbörse hervor und drückte der Frau das Geld in die Hand. „Ihr Wechselgeld ....“, rief sie ihm nach als er zur Tür rannte.

„Behalten Sie es“, meinte Methos und stürmte aus dem Lokal. Ihm war nicht klar, das er gerade der Kellnerin zwanzig Dollar Trinkgeld gegeben hatte. Und selbst wenn ... es war ihm egal. Er hatte keine Zeit sich mit solch unwichtigen Dingen zu beschäftigen. Er mußte Eve einholen und mit ihr reden. Doch als Methos auf die Straße trat, war sie verschwunden. „Verdammter Mist“, fluchte er ungehalten. Hilflos blickte Methos sich um. Aber er konnte Eve nirgendwo mehr sehen.

Duncan hielt an einer Kreuzung, da die Ampel auf rot umsprang. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf das Lenkrad. Gerade als es grün wurde, sah er die Frau, die diese Visionen über Methos‘ Vergangenheit hatte. Sie sah völlig durcheinander und verstört aus. Duncan beschloß, zu fragen, ob alles in Ordnung war. Er fuhr an den Straßenrand und parkte. „Eve?“ rief Duncan und schloß seinen Wagen ab. Wie vom Blizt getroffen blieb sie stehen und sah sich um. Lächelnd kam Duncan auf sie zu.

„Ich bin Duncan MacLeod. Ich bin ein Freund von Methos“, stellte er sich vor. „Ich erinnere mich, das Sie an jenen Abend auch in der Bar waren“, sprach Eve knapp und sie wollte weitergehen. Doch Duncan legte sanft seine Finger um ihren Ellbogen. „Sie sehen nicht besonders gut aus, wenn ich das sagen darf. Ist etwas passiert?“ Eve zuckte leicht mit den Schultern. „Kommen Sie! Ich kenne da ein schönes Fleckchen Erde, wo wir ungestört sind“, schlug er vor. Eve zögerte. „Ich will Ihnen bloß helfen.“ Sie nickte leicht und gab sich geschlagen.

Duncan fuhr mit ihr zum Hafen. Langsam spazierten sie den Weg des Hafens entlang. Eve beobachtete das Meer. „Was ist geschehen? Hat Methos Ihnen Angst eingejagt?“ „In gewisserweise, ja“, sprach sie. „Ich will nicht aufdringlich erscheinen, aber erzählen Sie mir, was vorgefallen ist?“ fragte Duncan sanft. Und Eve erzählte es ihm. „... Er meint, die Zeit damals wäre anders gewesen. Aber das ist doch keine Erklärung für sein grausames Verhalten“, sprach Eve heftig.

„Er hat ... sie so schlecht behandelt. Es hat ihm Spaß gemacht Cassandra zu foltern. Diese Vision ... sie war so schrecklich. Sie hat so weh getan. Er hat es genossen sie leiden zu sehen. Es hat ihm Freude bereitet ihr solche Schmerzen zuzufügen.“ Eve schluckte schwer. „Ich verstehe. Nun ... ich kenne seine Geschichte, kann ich sagen. Es ist auch für mich nicht leicht damit zu leben. Er ist mein Freund. Aber das, was er getan hat, ist für mich unvorstellbar. Es war schwer, seine Vergangenheit zu akzeptieren und zu verstehen, das er damals anders war“, gestand Duncan offen.

„Was soll ich bloß tun, Duncan?“ fragte Eve hilfesuchend. „Hören Sie ihm einfach zu. Lassen Sie es sich von ihm erklären. Methos hat sich verändert. Er ist jetzt ein guter Mensch, zwar etwas zynisch und feige, aber ein guter Mensch. Methos hat mir beigebracht, daß man akzeptieren muß, wer man ist ... wer man war. Ich bin mir sicher, daß er Ihnen gerne den Rest seiner Lebensgeschichte erzählen möchte. Er will, das Sie es verstehen“, teilte er ihr mit.

„Es ist nur ...“, begann Eve. „Ich weiß. Auch ich kann es schwer akzeptieren, das er ... der Tod war. Aber ich bin ein Moralprediger. Ich bin, wie Methos immer wieder sagt, der Ritter auf den weißen Ross mit seinen Prinzipien der Gerechtigkeit. Bei mir ist das etwas anderes. Aber bei Ihnen ... Sie sind irgendwie mit ihm vertraut, mit ihm verbunden. Ich weiß nicht wie das möglich ist, aber es ist so. Reden Sie mit ihm.“ Plötzlich spürte Duncan den Buzz und drehte sich um. Methos kam auf sie zu. „Dafür müßte ich wissen, wo er ist“, sprach Eve. „Drehen Sie sich um“, riet Duncan ihr und ging Methos entgegen.

„Hast du mit ihr geredet?“ fragte Methos. „Ja. Ich habe sie etwas beruhigt. Sie ist sehr durcheinander, Methos.“ „Wo hast du sie getroffen?“ „Ich habe sie auf der Straße völlig verstört vorgefunden“, erklärte der Schotte. „Danke, das du dich um sie gekümmert hast.“ „Kein Problem“, sprach Duncan. Er ließ die Beiden allein. Methos atmete einmal tief ein und ging dann zu Eve. „Du hast recht. Das die Zeiten anders waren ... ist keine Entschuldigung für das, was ich Cassandra und all den anderen angetan habe“, begann Methos ruhig.

„Aber Tatsache ist nun einmal, das die Welt wirklich anders war“, fügte er hinzu. Langsam setzten sie den Weg fort. „Es war schwierig. Die Menschheit stand an ihrem Anfang und wir ... nun wir waren böse. Wir waren abgrundtief böse, ja. Wahre Gefühle zeigten wir nur, wenn wir töten konnten. Ja, es hat uns Spaß gemacht die Menschen zu demütigen und zu quälen.“ Methos erzählte mit ruhiger, gefaßter Stimme. Es war das erste Mal seit langer Zeit, daß er sich einen Menschen offenbarte.

„Ich war böse. Ich war Death. Doch ich muß dir auch sagen, daß ich beim Töten oft gezögert habe. Meine Pläne hingegen ... waren schon immer Kunstwerke. Ich war gerne ein Reiter. Irgendwie waren sie eine lange Zeit meine Familie. Ich war der Tod und liebte es. Ich folterte gerne. Ich liebte es, die Angst in den Augen meiner Opfer zu sehen – so auch bei Cassandra. Ich war Kronos‘ rechte Hand und eine lange Zeit war ich gerne in dieser Position. Auch, wenn ich selbst gerne die ganze Macht gehabt hätte“, sprach Methos.

„Und was ist passiert?“ fragte Eve neugierig nach. „Du meinst, was mich verändert hat?“ Sie nickte bejahend. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. „Nun ... die Zeit verging und irgendwann stellte ich eine Veränderung an mir fest, die am Anfang völlig unbewußt geschah. Ich wurde ruhiger, sanfter. Ja, ich fing an, mich in der Gesellschaft meiner Brüder zu langweilen.“ Methos schwieg für einen langen Moment und ließ seine Worte auf Eve einwirken.

Er blickte auf das Meer hinaus. Eine leichte Brise wurde zu ihnen herüber getragen. „Kronos gefiel das Ganze natürlich überhaupt nicht. Meine Veränderung blieb ihm nicht verborgen. Er bemerkte es und tat natürlich alles, damit ich bei den Reitern blieb. Kronos wußte, daß – wenn ich gehe – die Reiter am Ende wären. Er wußte, ohne mich würde es keine Reiter mehr geben. Und das wollte er auf jeden Fall verhindern. Denn für ihn waren die Reiter alles, was er hatte. Sie waren sein Lebenswerk. Doch das Unvermeidliche war nicht mehr aufzuhalten?“ „Was meinst du?“ hakte Eve nach.

„Nun ... nach meiner Veränderung wurde mir immer bewußter, daß ich das alles nicht mehr wollte, das ich nicht mehr dazu gehörte. Mir wurde klar, daß ich weg mußte. Ich mußte die Reiter verlassen. Ich mußte weg – von Kronos, den Überfallen, den Töten und all dem anderen. Doch mir war auch klar, das ich so einfach nicht gehen konnte, das ich nicht so schnell von ihnen wegkommen würde. Kronos würde dies verhindern“, erzählte Methos.

„Ich wußte, er würde alles tun, um mich aufzuhalten. Und ich konnte mich auch nicht direkt gegen ihn stellen.“ „Warum nicht?“ „Dann hätte ich auch Silas und Caspian gegen mich gehabt. Ich hätte nicht überlebt“, sprach Methos trocken. „Und wie bist du von ihnen losgekommen?“ Ernst blickte der alte Mann sie an. „Ich hatte mir einen Plan zurecht gelegt – alles äußerst detailliert. Ich wollte mich langsam von ihnen loseisen. Doch so einfach war das nicht. Dann beschloß ich, einfach über Nacht zu verschwinden“, gab er schmunzelnd zu. „Aber dann ... dann kam alles ganz anders“, sprach Methos und er erinnerte sich.

~ 6. ~

... Der Überfall war erfolgreich verlaufen. Zufrieden blickte Kronos sich um. Sie hatten Tod und Zerstörung über diesen Wüstenstamm gebracht. Die Menschen waren vollkommen davon überrascht worden. Sie hatten keien Chance gehabt. Doch es gab noch eine Handvoll Überlebende. Sie drängten sich zusammen und zitterten vor Angst am ganzen Körper. Caspian machte sich einen Spaß daraus und neckte sie. Damit jagte er ihnen noch mehr Angst ein.

Caspians eiskaltes Lachen jagte Methos einen unguten Schauer über den Rücken. Er hatte diesen Überfall nicht gewollt und trotzdem hatte er ihn nicht verhindern können. Methos haßte die Gesellschaft seiner Brüder. Er haßte das, was sie taten, was er selbst vor nicht allzu langer Zeit noch getan hatte. Methos wollte weg – mehr als alles andere. Er wandte dem blutigen Geschehen den Rücken zu. Methos wollte nicht sehen, was sie getan hatte. Sein schlechtes Gewissen ließ ihn nicht mehr in Ruhe. Diese unschuldigen Menschen waren umsonst gestorben.

Methos streichelte sanft über die Nase seiner Stute. Das Pferd wieherte leise. Die Streicheleinheiten gefielen dem Tier. „Methos!“ Augenblicklich verkrampfte er sich und zuckte unmerklich zusammen. Kronos‘ kalte Stimme hallte über das Schlachtfeld. Widerwillig drehte er sich zum Anführer der vier apokalyptischen Reiter um. Mit festen Schritten kam Kronos auf ihn zu.

Kronos zerrte ein junges Mädchen – es war vielleicht zehn, höchstens zwölf Jahre alt – hinter sich her. Die Kleine weinte und wehrte sich. Doch gegen die immense Kraft von Kronos hatte das Kind keine Chance. Sie hatte Todesangst, daß sah Methos. Er schluckte schwer und schloß gequält die Augen. „Bitte nicht“, flüsterte er und ließ hilflos den Kopf gegen den Hals seines Pferdes sinken. Ein paar Mal atmete Methos tief durch, dann hob er den Kopf und straffte die Schultern. Er drehte sich zu Kronos um als dieser vor ihm stehenblieb.

„Was ist los mit dir, Bruder? Freust du dich nicht? Wir haben eine gute Kriegsbeute gemacht“, sprach Kronos mit leuchtenden Augen. „Es ist alles okay. Ich bin nur ... etwas müde, ausgelaugt“, erwiderte Methos schwach. „Rede keinen Unsinn! Du bist unsterblich und ein Reiter. Also sie nicht so zimperlich. Schau mal, was ich gefunden habe“, grinste Kronos kalt. Mit einer einzigen Bewegung schob er das verängstigte Mädchen zwischen Methos und sich.

Das Kind zitterte am ganzen Leib. Mit weit aufgerissenen Augen blickte das Mädchen von einem zum anderen. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Du hast heute wenige getötet, Bruder. Es waren zu wenige“, sprach Kronos nachdrücklich. „Ich bin im Moment nicht in Form“, wich Methos aus. „Du bist schon lange nicht mehr in Form“, stichelte Kronos. „Was ist los? Bedrückt dich etwas?“ Methos schluckte schwer und schüttelte verneinend den Kopf. Er hatte die Warnung deutlich aus Kronos‘ Stimme heraus gehört.

„Dann sind wir uns ja einig. Ich habe dir dieses Mädchen ausgesucht. Jetzt kannst du dich austoben. Töte sie! Danach fühlst du dich besser“, sprach Kronos grinsend. Er drückte Methos regelrecht das Schwert in die Hand. Methos fing den verängstigten Blick des jungen Mädchens auf. Er zögerte. „Was ist los? Empfindest du plötzlich Mitleid?“ fragte Kronos gereizt. Er verstand Methos nicht mehr. Was war mit seinen besten Mann auf einmal los? „Du sollst sie töten“, forderte Kronos. „Das ist nur ein unbedeutendes Kind. Tue es, Death!“ Methos wußte, jetzt war der Tag der Entscheidung gekommen. Sein ganzes weiteres Leben hing von der Entscheidung ab, die er jetzt treffen mußte. 

Er warf Kronos das Schwert vor die Füße. „Nein“, sprach er ruhig. „Was?“ Ungläubig blickte Kronos ihn an. „Ich sagte nein. Ich werde sie nicht töten. Ich will nicht mehr. Es reicht mir. Ich hab das alles satt. Ich will und kann nicht mehr. Ich kann so nicht mehr leben.“ „Was meinst du damit?“ fragte Kronos – wie ein Raubtier auf der Lauer liegend. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitze. Dies war ein eindeutiges Zeichen dafür, daß er gereizt war. Und Methos wußte, es war nicht gut, ihn noch mehr herauszufordern. Doch er hatte keine andere Wahl. Er konnte nicht mehr umkehren. Dafür war es zu spät.

„Ich höre auf. Ich gehe.“ „Wie bitte?“ flüsterte Kronos. „Ich verlasse die Reiter“, verkündete Methos. Jetzt hatte er es ausgesprochen. Fassungslos blickte Kronos seinen Bruder an. Er konnte nicht glauben, was dieser da sagte. „Du glaubst, dieses Kind retten zu können?“ Ein Grinsen huschte über Kronos‘ Lippen und er hob das Schwert. Ehe Methos reagieren konnte, hatte Kronos seine Tat schon vollbracht. Das Mädchen schrie gequält auf und sank zu Boden. Blut tränkte den Sand. Methos schloß gequält die Augen. Er konnte nicht auf das tote Mädchen blicken, das zu ihren Füßen lag.

„Sieh mich an“, forderte Kronos scharf. „Verdammt, Methos, sieh mich an!“ Zögernd folgte Methos dieser Aufforderung. „Du willst gehen?“ spottete Kronos. Methos nickte leicht. Er wußte, er konnte das, was er gesagt hatte, nicht mehr zurücknehmen. Er mußte bei seiner Enscheidung bleiben. „Ja, ich gehe. Ich habe keine Lust mehr. Das Töten ... ich kann nicht mehr.“ „Was ist los mit dir, Mann?“ Kronos verstand nicht, wie es so weit hatte kommen können. Methos war sein bester Mann. Er durfte nicht gehen. „Ich verbiete dir die Reiter zu verlassen“, zischte Kronos zornig.

Methos zuckte zusammen. Die Worte hatten ihn tief getroffen, doch er ließ sich auch davon nicht länger aufhalten. „Du verbietest es mir?“ wiederholte Methos im Flüsterton. „Ja, das tue ich. Du bleibst bei uns. Das ist ein Befehl.“ „Du hast kein Recht dazu. Du hast kein Recht über mich zu bestimmen, Kronos. Ich mache mit meinen Leben, was ich will. Und ich gehe.“ Methos stieg auf sein Pferd und jagte im mörderischen Tempo davon.

Fassungslos blickte Kronos ihm nach. Was fiel Methos ein, das zu tun? Wie konnte er das wagen? Wie konnte er es wagen, die Reiter tatsächlich verlassen zu wollen? „Methos!“ brüllte Kronos über das gesamte Schlachtfeld hinweg. Caspian und Silas sahen von ihrer Plünderei auf und blickten dem davon reitenden Methos verwundert nach. Was war da den los? „Methos! Komm gefälligst zurück“, schrie Kronos außer sich. Doch Methos verschwand am Horizont ...

„Ich wollte das Kind so gerne retten. Aber Kronos war schneller als ich. Ich konnte nur noch verschwinden und nutzte den Überraschungsmoment für mich aus“, erzählte Methos mit bebender Stimme. „Du warst sehr mutig“, warf Eve ein. Methos blickte sie an und sah so etwas wie Anerkennung in ihren Blick. Oder bildete er sich das nur ein? „Wie meinst du das?“ „Nun ... du hast dich gegen Kronos und deine Brüder gestellt ... das ist dir sicher nicht leicht gefallen“, bemerkte Eve.

„Nein, das war es nicht. Aber ich mußte es tun. Mir blieb keine andere Möglichkeit. Ich bin ein Überlebungskünster, Eve, ansonsten hätte ich niemals so lange überlebt. Jetzt kennst du die Geschichte. Jetzt weißt du, wie es gekommen ist, das ich mich von meinen Brüdern loseiste und sie verließ. Nach meinen Weggang fing ich noch einmal von vorne an. Ich habe akzeptiert, wer ich bin und wer ich einst war. Ich bin nicht stolz auf meine Vergangenheit. Aber ich kann es nicht ändern, Eve. Es ist geschehen. So gern ich auch will ... ich kann es nicht ändern“, sprach Methos.

Die Beiden blickten sich in die Augen. Auf einmal lag eine knisternde Spannung zwischen ihnen. Wie von selbst kam Methos‘ Gesicht dem ihren ganz nahe. Doch bevor er ihre Lippen mit seinen verschloß, drehte Eve ihr Gesicht zur Seite. „Ich danke dir, daß du mir das erzählt hast. Es hilft mir sehr, Methos“, sprach sie hastig. „Wirklich?“ „Ja. Die Bilder ... sie sind während deiner Erzählung verschwunden. Es tut nicht mehr so weh.“ Sie schenkte Methos ein dankbares Lächeln.

„Duncan hat recht. Du bist ein anderer Mensch geworden. Du hast dich verändert und distanzierst dich vor dem, was du einst warst. Ich kann dich jetzt besser verstehen und ... meine Visionen auch. Egal aus welchem Grund ich die Dinge aus deiner Vergangenheit sehe, es muß eine Bedeutung dahinter stecken.“ „Ich bin mir sicher, daß es einen besonderen Grund hat“, flüsterte Methos. „Ich denke, ich kenne den Grund jetzt.“ „Wirklich? Und was wäre der Grund?“ hakte er nach.

Fragend zog Methos eine Augenbraue hoch. „Der Grund ist womöglich der, daß dich jemand bewegen mußte, über deine Vergangenheit zu sprechen. Jemand, der dich dazu bewegt, dich noch einmal mit deiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, um endgültig damit abschließen zu können.“ Methos wollte darauf etwas erwidern, doch Eve schüttelte verneinend den Kopf. Sie wollte nicht, daß er darauf etwas sagte. Eve küßte Methos leicht auf die Wange und ging langsam davon. Verwundert blickte er ihr nach. Und zum ersten Mal seit unendlich vielen Jahrhunderten hatte er wieder das Gefühl richtig am Leben zu sein.

Unaufhörlich klingelte das Telefon. Duncan stolperte über seine Schuhe, die am Boden lagen und griff nach dem Hörer. „MacLeod“, meldete er sich und fluchte im Stillen, das er so unsanft aus dem Schlaf geholt worden war. „Hier ist Joe“, meldete sich sein Beobachter am anderen Ende der Leitung. „Was ist los?“ „Ich rufe wegen der Sache an von der du mir erzählt hast.“ „Und?“ fragte Duncan nun schon neugieriger. „Ich muß sagen, von so etwas habe ich noch nie gehört. Ich habe herum geforscht. Es war nicht leicht, etwas zu zu finden.“ „Komm zum interessanten Teil, Joe“, forderte Duncan.

„Hab etwas Geduld, Mac. Jedenfalls ... nachdem ich auf normalen Weg nichts gefunden habe, habe ich angefangen die alten Mythen und Sagen zu durchstöbern. Und siehe da ... ich hab etwas etwas in diese Richtung gefunden“, erklärte Joe. „Es ist eine alte Weisheit aus Japan, die ich aufgetrieben habe.“ „Ich höre“, murmelte Duncan skeptisch. „Diese Weisheit besagt, daß jedes Wesen auf dieser Erde jemanden hat, mit dem es verbunden ist. Es heißt, es handelt sich dabei um einen Menschen, der so feinfühlig ist, das er spürt, wenn der andere Probleme hat“, erzählte Joe. Er hörte, wie Duncan schwermütig seufzte.

„Die kenne ich, Joe.“ „Wirklich?“ „Ja. Die hilft uns nicht weiter. Ist das alles, was du heraus gefunden hast?“ hakte er nach. „Natürlich habe ich etwas mehr. Wenn ich meine Arbeit mache, dann mache ich sie gründlich, wie du weißt.“ „Worauf wartest du, Joe? Erzähl, was du hast“, forderte Duncan. „Ich habe ein wenig über diese Eve nach geforscht – wo sie herkommt und so. Ihre Familie hat einen überaus beachtlichen Stammbaum, eine wirklich interessante Geschichte. Aber das willst du ja nicht hören. Okay ... hör zu: Ich hab da noch in Methos‘ Chroniken herum gestöbert. Und tatsächlich habe ich etwas gefunden.“ „Was?“ fragte Mac hellhörig. „Es geschah ein paar Jahre, bevor er sich veränderte und die Reiter verließ“, sprach Joe und er erzählte seinen Schützling von diesen Geschehnis.

... Sie waren alle tot – alle bis auf die alte Greisin, die in ihren Zelt hockte und Methos entgegensah. Sie blieb völlig ruhig als Methos mit den Schwert vor ihr auf und ab ging. „Hast du Angst, alte Frau?“ fragte er vergnügt und kniete sich vor ihr hin. Ein kaltes Lächeln huschte über seine Lippen. „Nein“, erwiderte die die Frau mit brüchiger Stimme. „Schade! Aber glaub mir, das kommt noch“, sprach Methos nickend.

Mit einer geschmeidigen Bewegung stand Methos auf und hob sein Schwert. Die alte Frau hatte den Kopf gesenkt, so als wäre sie schon besiegt. Doch dann – ohne Vorwarnung – blickte sie Methos an und sprach: „Ich kenne dich. Ich kenne deinen Namen, Death. Oder sollte ich besser Methos sagen?“ Das Schwert blieb Millimeter vor ihrer Kehle stehen. Ungläubig blickte Methos sie an. „Woher?“ fragte er zögernd. Die Frau lächelte leicht. „Ich bin eine Seherin. Ich weiß es. Dunkle Zeiten werden über dich hereinbrechen.“ „Wohl eher über dich“, lachte Methos.

Ernst blickte sie ihm in die Augen. „Andere Zeiten werden kommen. Zeiten, die dich zerstören, wenn du dein Leben nicht änderst.“ „Das brauche ich mir nicht anhören.“ „Eines Tages kommt alles zu dir zurück. Eines Tages mußt du dich all dem stellen, was du tust. Eine Frau wird dich zwingen darüber nachzudenken. Du wirst dich deiner Vergangenheit stellen und erkennen, wer du wirklich bist. Du wirst erkennen, daß deine Taten Fehler waren, die du nie mehr gutmachen kannst“, prophezeite die alte Frau ihm.

Methos lachte bitter. „Du bist keine Seherin. Du bist eine Hexe.“ „Hör auf meine Warnung, Reiter. Du wirst dich deiner Vergangenheit, deinen Gewissen, stellen. Glaube mir, Death. Du wirst es tun. Du wirst gar keine andere Wahl haben. Und dann wirst du dir wünschen, daß alles nie getan zu haben.“ Methos schüttelte den Kopf. Er war nicht bereit sich das länger anzuhören. Sein Schwert sauste auf die Frau nieder. „Die Finsternis wird von dir Besitz ergreifen. Die Frau wird dir helfen dich deinen Schatten zu stellen. Und wir werden sehen, ob du stark genug bist, sie zu bekämpfen“, sprach die Frau, dann durchtrennte die Klinge ihren Hals. Der Leichnam fiel zu Boden und Methos warf keinen Blick mehr darauf ...

„Verstehe“, murmelte Duncan. „Joe, geht der Stammbaum von Eve in so viele Generationen zurück, das diese Frau eine Verwandte von ihr ist?“ „Nicht direkt, Duncan.“ „Wie meinst du das?“ „Sie hat vorausgesagt, daß Methos sich seinen Schatten stellen muß, wenn eine Frau in seinen Leben auftaucht, die ihn mit seiner Vergangenheit konfrontieren wird. Diese Frau ist Eve. Eve hat auch die Gabe einer Seherin. Die alte Greisin ist zwar nicht mit ihr verwandt, aber sie hat vorausgesagt, daß es so geschehen wird. Und wie wir sehen ... hatte sie wirklich recht.“ Duncan nickte leicht und dachte darüber nach.

„Methos muß seine Schatten bekämpfen. Dann ist auch Eve erlöst“, murmelte er. „Ich denke schon, aber sicher bin ich mir nicht“, erklärte Joe. „Woher weißt du das alles eigentlich?“ „Ich habe Methos‘ geheime Akten – die er über sich selbst angelegt hat – ein wenig durchforstet. Er denkt, ich kenne das Versteck nicht, aber ich weiß es. Tja, mehr kann ich dir nicht sagen.“ „Danke. Du hast mir mehr geholfen als du denkst, Joe.“ „Wann kommst ihr eigentlich zurück?“ erkundigte sich Joe. „Ich weiß nicht, was Methos vorhat, aber ich werde in einer Woche zurück nach Paris kommen.“ „Ruf an, wenn du da bist.“ „Mach ich, Joe.“ Nachdenklich legte Duncan auf. Das war mehr als er erwartet hatte. Nun war es an der Zeit Methos zu informieren.

Duncan wählte sofort Methos‘ Nummer. Dieser hörte sich ruhig an, was Joe heraus gefunden hatte. „Mann, diese alte Verrückte habe ich ganz vergessen“, stöhnte er. „Eine unheimliche Frau – diese Greisin! Die hatte ein total irres Lachen drauf.“ Methos schüttelte sich leicht. Die Erinnerung an diese Frau jagte ihm noch immer einen kalten Schauer über den Rücken. „Sie hat vorausgesagt, daß du auf Eve treffen wirst. Eure Begegnung war kein Zufall.“ „Was dann?“ „Schicksal“, erwiderte Duncan ruhig.

„Schicksal? Vielleicht hast du recht. Was soll ich jetzt tun?“ „Du mußt dich deinen Schatten stellen, Methos. So bekommt auch Eve ihren Frieden.“ „Wir sind auf den Weg dorthin, Duncan. Sie hat gesagt, es wird besser. Als ich ihr erzählt habe, wie ich die Reiter verließ, hat sie keine Vision gehabt. Die Bilder sind schwächer geworden.“ „Ich denke, das ist der Schlüssel.“ „Du denkt also, ich sollte ihr erzählen, was in Bordeaux passiert ist und damit hat sich die Sache erledigt?“ „Möglich. Sei mal ehrlich, hast du es etwa schon verkraftet? Das alles, was mit Kronos‘ Auftauchen zu tun hatte?“ fragte Duncan nach.

Für einen kurzen Moment schloß Methos die Augen. „Nich wirklich“, gab er dann zu. „Immerhin bin ich lange Zeit mit ihnen geritten. Sie waren die einzige Familie, die ich je kennen gelernt habe. Natürlich habe ich es noch nicht überwunden.“ „Erzähl Eve davon. Sag ihr, was geschehen ist. Sag ihr, wie du dich gefühlt hast. Dann wird es besser. Diese alte Greisin sagte, du mußt deine Schatten bekämpfen. Deine Schatten sind Kronos und deine Brüder. Mach dich von ihnen frei – seelisch, meine ich. Dann wird alles wieder in Ordnung kommen.“ „Ich wünschte, du würdest nicht immer Recht haben“, murmelte Methos und legte auf. Ja, er mußte sich auch geistlich von Kronos befreien. Das hatte er noch nicht getan, aber es wurde dafür Zeit.

~ 7. ~

Am nächsten Tag ging Methos auf die Suche nach Eve. Doch in ihrem Hotel fand er sie nicht vor. Instinktiv wußte Methos aber, wo sich Eve aufhielt. Er ging zum Hafen und seine Vermutung bestätigte sich. Sie blickte auf das Meer hinaus und schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Methos wußte, wenn er ihr erzählte, was in Bordeaux vorgefallen war ... was er fühlte ... dann war alles vorbei. Wenn sie alles erfuhr, würde sie wieder nach Hause fliegen. Ein kurzer Schmerz zog sich durch sein Herz.

Wenn sie all ihre Antworten hatte, würde auch die Bilder verblassen, so wie sie hoffte. Und wenn dies wirklich eintraf, würde sie nach Ungarn zurückfliegen und ihr Leben weiterführen. Methos war klar, daß er sie dann vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Diese Frau war so einzigartig, so stark und doch sensibel. Er wollte sie nicht gehen lassen. Vielleicht sollte ich sie nach Ungarn begleiten, dachte er, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort wieder. Das war keine gute Idee. Ungarn war kein Land, in dem er leben konnte. Er wäre dort todunglücklich.

„Du hast mich gefunden“, sprach Eve lächelnd als er neben ihr stand. „Das war nicht sehr schwer. Ich dachte mir, das du hier sein wirst. Ich habe es im Gefühl gehabt. Eve, es gibt da noch ein paar Dinge, die ich dir sagen muß.“ „Ich weiß“, teilte sie ihm ruhig mit. Diese Erkenntnis überraschte Methos nicht. „Tja, dann fange ich am Besten an.“ Und Methos erzählte ihr was in Bordeaux vorgefallen war – Kronos‘ Auftauchen, sein Virus, die Wiedervereinigung der Reiter, Cassandra, die ihn auf Duncans ausdrücklichen Wunsch hin verschont hatte. Methos ließ nicht ein kleines Detail aus. Er erzählte ihr alles.

„Wenn du es nicht mehr wolltest, warum hast du dich trotzdem mit Kronos wieder zusammen getan?“ fragte Eve nach. „Aus einen einzigen Grund, Eve. Ich wollte überleben – um jeden Preis. Kronos hätte mich getötet, wenn ich mich geweigert hätte. Ich konnte nicht gegen ihn kämpfen. Ich war nie dazu in der Lage gegen ihn anzutreten. Und Silas? Ich wollte nicht gegen ihn kämpfen. Silas war der Einzige von diesen Haufen, den ich wirklich mochte.“ „Doch du hast es getan – um Cassandra zu beschützen“, stellte Eve fest. Bejahend nickte Methos.

„Weißt du, Eve, wenn man eine solange Zeit mit den Jungs geritten ist wie ich ... das kann man nicht einfach abschreiben oder vergessen. Das ist nicht möglich. Ich meine, sie waren immer da. Wir waren auf eine gewisse Art und Weise eng miteinander verbunden. Sie waren ... für eine lange Zeit meine Familie. Sie waren die einzige Familie, die ich je gehabt habe.“ „Das kann ich nachvollziehen.“ „Wirklich?“ fragte Methos zweifelnd.

„Ja, auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst, ich verstehe es.“ „Das mit Bordeaux ist noch gar nicht so lange her. Ich leide ... noch etwas unter den Nachwirkungen“, gestand Methos. „Wie meinst du das?“ „Meine Gefühlswelt ist etwas aus dem Gleichgewicht gekommen. Trauer, Freiheit, Erlösung, Wut – es ist eine Mischung aus allem. Es hätte nicht so weit kommen müssen. Aber irgendwie habe ich es geahnt. Ich wußte, das es irgendwann so kommen würde, aber ich wollte es nur nicht wahrhaben. Ich muß mich von Kronos losmachen. Es ist vorbei – für immer“, sprach Methos und als er dies sagte, fühlte er sich tatsächlich befreit. 

„Ich stand immer unter Kronos‘ Fuchtel. So lange ich ihn kannte, war es so. Es war nicht einfach sich von ihm zu befreien. Ich weiß heute nicht mehr, woher ich damals den Mut nahm, mich einfach umzudrehen und zu gehen. Es war wohl die einzige Chance, die ich hatte und die ich gesehen habe. Es war die beste Möglichkeit zu gehen und die nutzte ich.“ „Es war die richtige Entscheidung, Methos“, sprach Eve sanft. „Das weiß ich heute auch. Jetzt fühle ich mich etwas besser. Ich fühle mich befreit, jetzt wo ich dir alles gesagt habe. Es hat mir gut getan. Ich spreche selten über meine Vergangenheit. Duncan versteht diese Dinge nicht. Doch du ... Ich weiß, du verstehst es. Danke“, sprach Methos aufrichtig.

Offen blickte er ihr in die Augen. „Ich denke, genau das war der Sinn dieser Vision, das war der Grund.“ „Du meinst ...“ „Ja, der Grund war, dir zu helfen“, sprach Eve. „Vielleicht ist es wirklich so. Und jetzt? Denkst du, du kommst mit den Visionen klar?“ „Kannst du die Sünden deiner Vergangenheit überwinden?“ hakte sie sanft nach. „Ich denke schon. Das Wichtigste habe ich überstanden. Ich habe Kronos überlebt“, sprach er mit einen leichten Lächeln. „Dann ... komme ich auch mit den Visionen klar. Da bin ich mir sicher“, teilte Eve ihm überzeugend mit.

Kurzes Schweigen entstand zwischen ihnen. „Was wird jetzt passieren?“ fragte Methos schließlich. „Ich gehe. Ich werde nach Budapest zurück fliegen.“ „Jetzt schon?“ Methos klang ehrlich enttäuscht. Er hatte gehofft, noch etwas mehr Zeit mit ihr zu haben. „Ich muß. Ich bin her gekommen, um Antworten auf meine Fragen zu finden. Ich habe sie gefunden. Es wird Zeit, das ich abreise, Methos. Du könntest ... mitkommen“, schlug Eve zögernd vor. Lange sah Methos sie an, dann schüttelte er verneinend den Kopf.

„Ich würde dich in den Wahnsinn treiben, Eve. Ungarn ist kein Land für mich.“ „Ich verstehe. Wahrscheinlich ist es besser so“, murmelte sie. „Wahrscheinlich“, flüsterte der alte Mann. Diesmal konnte er nicht ander. Er zog Eve in seine Arme und hielt sie einfach fest. „Methos?“ „Ja?“ „Es wird Zeit, das wir uns verabschieden“, sprach Eve leise. Methos schob sie ein Stück von sich und blickte ihr in die Augen. „Ich werde mich jetzt verabschieden. Ich hasse lange Abschiede, Methos“, teilte Eve ihm mit. „Nein, nicht jetzt. Ich werde dich morgen zum Flughafen bringen und dann werden wir Abschied nehmen. Du fliegst doch morgen, oder?“ „Ja, ich fliege morgen zurück“, sprach sie nickend. Methos seufzte. Dieser Abschied würde auch ihm schwerfallen.

[Der nächste Tag]

Der Morgen verlief für Methos alles andere als normal. Er hatte Eve von der Pension abgeholt und nun saß sie schweigend neben ihm in seinen Wagen. Der Abschied würde auch ihr nicht leichtfallen, das spürte Methos. Sie mochte ihn, das sah er ihr an. Und sie würden sich vielleicht nie wiedersehen. Es ist vielleicht besser so, dachte Methos betrübt während Eve am Schalter stand und ihr Ticket abholte.

Irgendwann würde er ihr Schmerzen bereiten. Irgendwann würde er ihr weh tun. Und vielleicht würde Eve seinetwegen sogar in Gefahr geraten. Das wollte und konnte er nicht riskieren. Er würde es sich selbst nie verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde. Sie war eine warmherzige, anmutige Frau, die einem mit ihrer sanften Art unter die Haut ging. In den wenigen Tagen, wo er sie kennen gelernt hatte, hatte er sie schon zu sehr ins Herz geschlossen. Sie hatte ihn erobert, ja. Doch er konnte diese Liebe nicht zulassen. Es war für sie beide besser so.

Eve kam zu ihm zurück. „Die Maschine hat Verspätung“, informierte sie ihn. „Dann haben wir noch etwas Zeit. Was wirst du tun, wenn du wieder zu Hause bist?“ fragte Methos. „Als allererstes werde ich duschen. Dann werde ich Dr. Boyard, meinen Therapeuten, anrufen und ihm sagen, das mit diesen neuen Visionen alles geklärt ist.“ Mißtrauen tauchte in Methos‘ Augen auf, doch Eve beruhigte ihn. „Keine Sorge, ich sage ihm schon nicht, das du unsterblich bist. Das würde er mir auch kaum glauben. Es bleibt unser süßes Geheimnis“, sprach sie mit einen sanften Lächeln.

„Danke.“ „Nein, ich habe dir zu danken, Methos. Mit dem, was du mir erzählt hast, hast du mir sehr geholfen. Jetzt komme ich damit klar. Und die Visionen sind auch nicht mehr so intensiv. Sie tun auch nicht länger weh. Ich empfinde auch die Gefühle der Opfer nicht mehr. Es wird besser, Methos. Und vielleicht verschwinden sie bald ganz.“ Warm lächelte Eve ihn an. Methos streckte die Hand aus und fuhr ihr mit den Fingern durch das Haar.

„Obwohl wir uns erst ein paar Tage kennen, kann ich gar nicht glauben, das du schon wieder gehst. Außerdem habe ich das Gefühl, dich schon ewig zu kennen.“ „Wir wissen beide, das es besser ist, wenn wir getrennte Wege gehen, Methos.“ „Ich weiß. Aber ... ich werde dich vermissen“, sprach er offen. „Ich werde ...“ Eve hielt in ihren Satz inne als der Flug nach Budapest aufgerufen wurde. Die Maschine war gelandet und bereit weiterzufliegen, um ihr Ziel zu erreichen.

Stumm blickten sich Eve und Methos in die Arme. „Das war es dann wohl“, sprach Eve leise.  Methos nickte langsam. „Ja, jetzt müssen wir uns verabschieden.“ Methos zögerte jedoch genau wie Eve. Die Menschen, die nach Budapest flogen, machten sich langsam auf den Weg. „Ich muß jetzt los“, flüsterte Eve. „Du wolltest vorher noch etwas sagen“, erinnerte Methos sie. Er wollte wissen, was sie hatte sagen wollen, bevor die Ansage sie unterbrochen hatte.

„Ich wollte bloß sagen, das ich ... dich auch vermissen werde“, teilte Eve ihm mit. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Das wird mir helfen, die Zeit nach deiner Abreise irgendwie zu überstehen.“ „Das wirst du schon schaffen. Du bist ein starker Mensch, Methos. Das weiß ich. Du hast dein Leben gut im Griff. Auch wenn du etwas zynisch bist.“ Ihre Hand strich zaghaft über seine Brust. „Ich muß jetzt gehen“, flüsterte sie und zog ihre Hand zurück.

„Paß auf dich auf“, sprach Methos verabschiedend. Mit Absicht sagte er nicht ‘Leb wohl‘. Es sollte kein Abschied für immer sein. „Du auch. Behalte deinen Kopf, Methos. Wiedersehen.“ Langsam ging Eve auf die Stewardeß zu, die die Passagiere über die Gangway zu ihrem Flugzeug brachte. Am Schalter drehte sich Eve noch einmal zu Methos um. Er lächelte kurz. Ihm tat dieser Abschied genauso weh wie ihr. Eve stellte ihre Tasche ab und bat die Stewardeß einen Moment zu warten. Dann kam sie zu Methos zurück. Etwas schien sie regelrecht zu ihm zu ziehen.

Fragend blickte er sie an. Dann lag Eve in seinen Armen und sie küßten sich. Methos schlang die Arme um sie und zog sie nah an sich. Ihre Lippen verschmolzen miteinander und Methos vertiefte den Kuss. Nur widerwillig lösten sie sich voneinander. „Eve?“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Ich mußte das tun. Mit deiner fünftausendjährigen Erfahrung hast du mich nicht enttäuscht. Du hast das Küssen perfektioniert.“ „Ich lebe schon lang genug“, sprach Methos heiser.

Eve blickte sich um. Geduldig wartete die Stewardeß auf den letzten Passagier. Eve wußte, sie mußte in die Realität zurück. „Ich muß jetzt wirklich gehen.“ „Ich weiß.“ „Methos ...“ Doch er legte einen Finger auf ihre Lippen und hinderte sie daran, das zu sagen, was sie sagen wollte. „Nein, sag jetzt nichts. Geh einfach, Eve. Das ist der beste Abschied, glaub mir.“ Eve befolgte seinen Rat. Ihre Hand löste sich von seiner und sie entfernte sich von ihm. Ein letztes Mal blickte sie zu ihm zurück. Und dann war sie auch schon verschwunden.

Methos seufzte schwer. Nun war sie auf den Weg in ihre Heimat. Methos wartete, bis das Flugzeug abflog. Erst als es sich dem Himmel entgegenhob, verließ er langsam die Flughafenhalle. Er blickte zum Himmel entbor. Was hatte diese Frau an sich, das sie ihn so verzaubert hatte? Ihre Visionen hatte sie zu ihm geführt. Doch nun hieß es für Methos allein weiterzumachen. Das Leben ging weiter. Er hatte ihr geholfen mit ihren Visionen über seine Vergangenheit fertig zu werden. Aber jetzt war seine Mission beendet. Methos stieg in seinen Wagen. Jedoch wartete er darauf den Wagen zu starten. Sein Kopf sank auf seine Arme, die auf dem Lenkrad lagen.

Minutenlang blieb er einfach im Wagen sitzen und starrte vor sich hin. „Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen“, seufzte er. „Ich hätte es nicht zulassen dürfen, daß sie einfach so aus meinen Leben verschwindet.“ Methos blickte auf. „Ich werde dich wiedersehen, Eve“, flüsterte er. Und er war sich sicher, daß es so kommen würde. Seine Sehnsucht würde ihn zu ihr treiben. Sie würden sich wiedersehen – Irgendwann ... Irgendwo ...

To Be Continued ...


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