Title: Feelings Never Die
Author: Tegan

Fandom: Highlander
Rating: NC-17
Category: Love, Sex, Angst (ein wenig)
Characters, Pairing: Duncan MacLeod, Joe Dawson, Caspian, Kronos u. Silas (andeutungsweise), Methos / Amarice (eigener Charakter)

Summary: In Joes Bar trifft Methos durch Zufall auf eine alte Liebe ...

Dislaimer: Die Charaktere von „Highlander – The Series“ gehören nicht mir, sondern der Davis/Panzer Production und anderen. Diese Story ist FanFiction, mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie allein zu meinen Vergnügen.

Note: Es gab von dieser Story eine alte Version, die mir nicht so gut gefallen hat. Deshalb habe ich sie jetzt überarbeitet, damit ihr die aktuelle Version zu lesen bekommt. Zu dieser Story gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und würde mich über Kommentare freuen.

Diese Story wurde 2000 unter dem Titel "Alte Gefühle wieder entdeckt" geschrieben und 2005 überarbeitet und umbenannt.


Feelings Never Die
written by Tegan
© 2000 / 2005

~ 1. ~

Amarice und ihr guter Freund Jesse waren auf den Weg in die Le Blues Bar. Sie kamen direkt aus dem Kino, wo sie sich den neuen Film von Michael Douglas angesehen hatten, und wollten nun ein paar gute Drinks und gute Musik genießen. Es war genau das, was Amarice nach einem anstrengenden Tag brauchte, um richtig abschalten zu können. „Ich lade dich ein“, beschloss Jesse. „Das finde ich aber nett von dir“, gab Amarice spottend zurück und strich sich eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. Lachend hakte sie sich bei Jesse ein.

Vor der Bar blieb Amarice jedoch irritiert stehen und blickte sich suchend um. Schlagartig war sie von dem ihr so bekannten Buzz eingeholt worden, der ihr erzählte, das sich ein anderer Unsterblicher in ihrer Nähe aufhielt. „Was ist los?“ erkundigte sich Jesse verwundert, als er ihren misstrauischen Blick bemerkte, mit dem sie ihre Umgebung kontrollierte. „Hier ist ein weiterer Unsterblicher“, erwiderte Amarice abwesend. Für Jesse war dies eine vertraute Situation, wusste er doch um ihre wahre Natur. Mit einem bloßen Nicken kommentierte Jesse wieder einmal eine Szene, die mit ihrem Geheimnis in Verbindung lag.

Zielsicher tastete Amarice nach dem Schwert, das sie versteckt unter ihrem Mantel trug. Sie fühlte sich wohler, wenn sie es spürte und wusste, das es einfach da war. „Gehst du davon aus, das du verfolgt wirst?“ „Das kann ich noch nicht genau sagen. Ich bezweifle es jedoch, da sich dieser Unsterblicher in der Bar befindet. Würde er mich verfolgen, weil er meinen Kopf will, hätte er wissen müssen, das wir nach dem Kino hierher kommen.“ „Vielleicht sollten wir woanders hingehen“, schlug Jesse fürsorglich vor. „Ich will nicht, das du in ein Duell hinein gezogen wirst.“ „Das ist nun einmal ein Teil meines Lebens. Es gehört einfach dazu“, sprach Amarice ernst.

„Gehen wir in eine andere Bar“, drängte Jesse nun schon ungeduldiger. Doch Amarice schüttelte verneinend den Kopf. „Ich laufe vor niemanden davon, Jesse. Außerdem erfahre ich nur auf einen Weg, wer der Unsterbliche ist, dessen Anwesenheit ich spüre“, erklärte sie entschlossen und stieß die Tür auf. Im Inneren ließ sie ihren Blick über die Gäste schweifen, bis er sich mit dem eines dunkelhaarigen Mannes kreuzte, der sie ebenfalls augenblicklich als Unsterbliche identifiziert hatte. Ein knappes Lächeln, das keinerlei Feindseligkeit versprach, glitt über seine Lippen. Er rutschte von seinem Barhocker und kam direkt auf Amarice zu. Obwohl sie sein Lächeln erwiderte, blieb sie auf Distanz und beobachtete vor allem die Bewegungen seiner Hände. Seine Freundlichkeit, mit der er sie offenbar begrüßen wollte, konnte auch nur ein hinterhältiger Trick sein, um sie in eine Falle zu locken.

„Ich bin Duncan MacLeod vom Clan MacLeod“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand. „Amarice“, erwiderte sie kurz angebunden, da sie noch ein wenig Vorsicht walten ließ. Jedoch erwiderte sie seinen Händedruck. „Darf ich erfahren, weshalb Sie hier sind?“ sprach er leise, damit die Menschen um sie herum nicht mitbekamen, das sich hier zwei Unsterbliche unterhielten. „Ich bin keineswegs wegen Ihrem Kopf hier, Duncan, dessen können Sie sich sicher sein“, erwiderte sie lächelnd. „Es ist schön zu hören, das Sie nicht an meinen Kopf interessiert sind. Darf ich Ihren Freund und Sie zu einem Drink einladen?“ „Dieses Angebot nehmen Jesse und ich gerne an.“ Duncan nickte ihrem Begleiter freundlich zu und führte die Beiden an den Tresen. Dort stellte er ihnen den Besitzer der Bar, Joe Dawson, vor, der sofort Duncans Angebot der Runde Drinks, die er versprochen hatte, in die Tat umsetzte.

Von der ersten Sekunde an verstanden sich Duncan und Amarice prächtig. Es war, als wären sie keine Fremden füreinander, sondern alte Freunde. Lange, nachdem Jesse nach Hause gegangen und Joe die Bar geschlossen hatte, saßen sie noch zusammen und waren in ein angeregtes Gespräch vertieft. Im Verlauf des Abends waren sie auch zu dem vertraulichen Du über gegangen. „Wie alt bist du eigentlich?“ erkundigte sich Duncan neugierig. „Eine Dame fragt man nicht nach ihrem Alter, Mac“, antwortete Amarice schlagfertig. „Da muss ich ihr recht geben“, mischte sich Joe ein. „Du bist kein Gentleman, wenn du es wagst, eine hübsche Frau nach ihrem Alter zu fragen.“

Ein amüsiertes Lachen entrang sich Joes Kehle, als er Duncans unverständlichen Blick sah. Amarice stimmte ebenfalls in das Lachen ein. Der Gesichtsausdruck, mit dem der Schotte verwundert von einem zum anderen blickte, war einfach zu komisch. In diesen Augenblick setzte erneut das ihr bekannte Gefühl ein, das Unsterbliche fühlten, sobald einer der ihren in unmittelbarer Nähe auftauchte. „Erwartest du Besuch von noch einem Unsterblichen oder muss ich mir jetzt Sorgen machen?“ richtete Amarice ihre Aufmerksamkeit auf Duncan. „Das ist sicher nur Adam, ein guter Freund. Du wirst ihn mögen. Zwar ist er ein wenig zynisch, aber eigentlich ein ganz netter Kerl.“ „Und trampelt auf den Nerven seiner Mitmenschen herum“, fügte Joe kopfschüttelnd hinzu.

Duncan erhob sich und griff trotzdem nach seinem Schwert. Schließlich konnte man nie genau wissen. Schließlich wollte er keine böse Überraschung erleben. Duncan stieg die drei Stufen zur Tür hinauf und öffnete diese vorsichtig. Da steckte ein ihm sehr vertrautes Gesicht den Kopf herein. „Erwartest du jemanden, mein lieber Duncan MacLeod?“ spottete Methos mit einem wissenden Blick auf das Katana in Duncans Hand. „Du bist es, Adam. Ich habe zwar diesen Verdacht gehegt, aber man kann nie vorsichtig genug sein“, sprach Duncan erleichtert.

„Hast du Besuch?“ fragte Methos leise nach. Duncan nannte ihn nur dann bei seinen falschen Namen, wenn jemand anwesend war, der nicht wissen musste, das Adam Pierson bloß eine weitere Identität jenen Mannes war, der schon eine so lange Zeit lebte. Ein leichtes Lächeln glitt über die Lippen des Schotten und er nickte bejahend. „Ich befinde mich in der Gesellschaft einer wunderbaren Frau, die ich heute kennen gelernt habe. Sie ist eine von uns und wirklich nett. Sie wird dir gefallen, Adam.“

„Das kannst du gleich vergessen, MacLeod“, erklärte Methos energisch. „Was?“ „Deine lächerlichen Verkupplungsversuche funktionieren bei mir nicht.“ „Was bist du heute wieder empfindlich. Davon habe ich doch gar nichts gesagt.“ „Das war auch nicht nötig, da du mir seit Wochen damit in den Ohren liegst, das ich eine Frau brauche, jemanden, der sich um mich kümmert.“ „Diese Meinung vertrete ich noch immer, dennoch habe ich heute nichts dergleichen vor. Ich will nur, das du sie kennen lernst. Und benimm dich bitte, Adam.“ „Ich weiß mich immer zu benehmen“, bemerkte Methos, der sich nur widerwillig und auch nur aufgrund Duncans unnachgiebigen Drängen auf dieses plötzliche Treffen mit einer ihm fremden Unsterblichen einließ.

Duncan, der gerade das Wort erheben wollte, um die Beiden einander vorzustellen, kam gar nicht mehr dazu. Entsetzt blieb ihm seine Aussage regelrecht im Hals stecken, als Amarice’ Stimme schockiert dazwischen fiel. „Methos“, entkam es ihr fassungslos und sie war mit einer ruckartigen Bewegung auf den Beinen. Verwirrt blinzelte der Schotten und sah von einem zum anderen. In der nächsten Sekunde verdrehte er genervt die Augen. Nicht schon wieder eine weitere Ex-Sklavin von ihm, dachte er mit einem schweren Seufzen.

„Du lebst tatsächlich noch?“ flüsterte sie im nächsten Atemzug, da sie nicht glauben konnte, das tatsächlich er soeben diese Bar betreten hatte. „Ja, wie du siehst“, erklärte Methos überrascht, dessen Augen ausschließlich auf Amarice lagen. Er betrachtete jedes noch so kleine Detail an ihr, um sich wirklich bewusst zu werden, das sie keiner Halluzination entsprach. Wahrhaftig, in Fleisch und Blut, stand sie vor ihm. Amarice’ Anwesenheit war tatsächlich Realität. Mit dieser Begegnung, die hier auf einmal vonstatten ging, hatte er in keinster Weise gerechnet. Er hätte nicht gedacht, sie jemals wiederzusehen.

„Dasselbe könnte ich dich auch fragen. Mein Gott, ich dachte, du wärst schon längst tot“, stieß Methos verblüfft aus. „Ich habe gelernt zu überleben. Als Unsterbliche wird dies einem sehr schnell bewusst.“ „Du hast dich verändert“, stellte Methos sachlich fest. „Allerdings. Es ist eine lange Zeit seit unserer letzten Begegnung vergangen. Menschen ändern sich, Methos.“ „Du bist heute noch schöner als damals. Diese Augen, diese wunderschönen grünen Augen, habe ich nie vergessen“, gestand er und trat langsam nahe auf sie zu. Für einen langen Moment sahen sie sich schweigend an.

Amarice musste ihn berühren, um auch wirklich glauben zu können, das er es eindeutig war. Ihre Finger zitterten deutlich, als sie ihre Hand auf seine Schulter legte und über seinen Arm hinab gleiten ließ. Ein leiser Seufzer entrang sich Methos’ Kehle, als sich ihre warmen Finger an seine kühle Wange legten. Diese eine Berührung war intensiver als alles andere, was er in der letzten Zeit erlebt hatte. Auf einmal, völlig überraschend, war seine süße Rice wieder in sein Leben gestolpert. Fasziniert blickte Methos ihr in die Augen. In ihren Blick erkannte er, das auch sie ihn nie vergessen hatte. Ihre Freude, ihn zu sehen, war absolut ehrlich gemeint. Eine kurze Minute zögerte Methos noch, doch dann folgte er seinem inneren Gefühl und schloss sie in seine Arme.

In diesen Moment schien Duncan vor Neugier regelrecht zu platzen. Er wollte um jeden Preis erfahren, was zwischen den beiden Unsterblichen vorgefallen war. „Tue es nicht, Mac, nicht jetzt“, bemerkte Joe in Richtung seines Schützlings. „Worauf spielst du an? Was soll ich nicht tun?“ „Die Beiden ausfragen, was absolut überflüssig ist, da selbst ein Blinder sieht, das sie einander sehr lieben.“ „Denkst du das wirklich, Joe? Methos hat Amarice uns gegenüber nie erwähnt. Wenn er in sie verliebt ist, hätte er doch einmal ein Wort gesagt, oder nicht?“ „Du kennst doch Methos. Ich brauche nicht ihre Geschichte kennen, da ich sehe, wie tief die Gefühle gehen, die offenbar zwischen ihnen herrschen“, führte Joe näher aus. Duncan konnte nur zustimmend nicken. Joe lag völlig im Recht mit seinen Worten. Methos erzählte freiwillig nie etwas von sich. Wenn man näheres über sein Leben wissen wollte, musste man ihn regelrecht zu einem Gespräch zwingen.

Methos spürte, wie sich Amarice an ihn schmiegte und zog sie noch ein Stück näher an seinen Körper heran. Ein sehnsüchtiges, aber auch erleichtertes Seufzen, das er sie wiedergefunden hatte, entrang sich seiner Kehle. Beinahe hatte er dieses wohlige Gefühl, das nur sie allein in ihm auszulösen vermochte, vergessen. „Du hast mir so sehr gefehlt, Methos“, gestand sie leise an seinem Ohr. Ihr Geständnis ließ seine Seele vor Freude einen Sprung machen. Er hatte die Hoffnung vertreten, das es so war, war sich jedoch nicht wirklich sicher gewesen. Immerhin trennten sie so viele Jahre, die sie nicht gemeinsam verbracht hatten. Das sich wegen dieser Umstände an ihrer Zuneigung zu ihm etwas geändert hatte, hätte durchaus im Bereich des Möglichen liegen können.

„Wie hast du die letzten Jahrtausende verbracht?“ hakte Methos neugierig nach, dachte jedoch nicht daran, seine Hände zurück zu ziehen. Ein sanftes Lächeln glitt über Amarice’ Lippen. Sie mochte seine Berührungen, nach wie vor, und wollte gar nicht, das er sie losließ. „Ich kann mich nicht beklagen, obwohl du mir sehr gefehlt hast“, gestand sie freimütig. „Manchmal wäre das Leben leichter gewesen, wenn du da gewesen wärst, Methos.“ „Du bist direkter geworden“, stellte der Angesprochene fest. Ihre Offenheit wirkte wie ein sanftes Streicheln auf seiner Haut.

„Und wie lange bist du schon in Frankreich?“ „Ein paar Monaten. Hätte ich gewusst, das du auch hier lebst, hätte ich deine Wohnung ausfindig gemacht, um dich zu besuchen.“ „Das wäre eine schöne Überraschung gewesen.“ „Wie lange hältst du dich schon in Paris auf?“ „Eine gewisse Zeit. Ich bin einmal hier und einmal da, lebe dort, wo es mir gerade am Besten gefällt und wo ich vor allem vor anderen Unsterblichen sicher bin. Dies erweist sich in der Gegenwart eines Duncan MacLeod aber als ein etwas schwieriges Unterfangen.“ „Das ist nicht fair, Methos“, protestierte der Schotte augenblicklich, wurde jedoch von Beiden weiterhin ignoriert. Er bezweifelte, das sie seinen kurzen Ausbruch überhaupt gehört hatten.

„Warum nennst du dich Adam?“ erkundigte sich Amarice, als Methos sie zu einem Tisch führte, wo sie sich niederließen. Meine Identität muss geheim bleiben. Ich bin fünftausend Jahre alt, Rice. Wenn man der Älteste von uns ist, muss man sehr vorsichtig sein. Ich muss schließlich etwas für meinen eigenen Schutz tun.“ „Wann bist du zu einem Feigling geworden?“ „Vor ein paar Jahrhunderten“, gab Methos leise zu. Amüsiert warf Amarice ihr Haar zurück und schüttelte lachend den Kopf. „Was ist daran so komisch?“ Verwirrt blickte Methos sie an. „Irgendwie hatte ich diese Veränderung deiner Persönlichkeit erwartet.“ „Und warum?“

„Die Welt hat sich verändert, Methos. Ich ahnte, das du dabei nicht der Gleiche bleiben würdest.“ „Ich möchte euer Wiedersehen wirklich nicht stören, aber woher, zum Teufel, kennt ihr euch?“ mischte sich Duncan nun lautstark ein, um sich Gehör zu verschaffen. Die beiden Unsterblichen hoben einheitlich die Köpfe und sahen in seine Richtung. Ungeduldig trommelte Duncan mit den Fingern auf die Oberfläche des Tresens. Es war ihm anzusehen, das er sich vor Neugier nicht mehr zurück halten konnte. Um ein Haar hatten Methos und Amarice alles um sich herum vergessen, waren sie doch völlig in ihrem Wiedersehen versunken.

„Wir kennen uns schon eine sehr lange Zeit“, bemerkte Methos vorsichtig. „Wie lange?“ hakte Duncan nach, in dem bereits eine Ahnung wuchs, die sein Freund in der nächsten Sekunde auch schon bestätigte. „Aus der Bronzezeit.“ „Oh nein! Nicht schon wieder eine deiner Sklavinnen?“ stöhnte Duncan genervt, der diese Geschichten aus der Zeit der vier apokalyptischen Reiter schon zur Genüge kannte und gar nicht mehr hören wollte. Dies war eine Seite an Methos, mit der er nichts zu tun haben wollte und die er auch in keinster Weise verstehen konnte.

Bevor Methos eine Antwort abgeben konnte, um sich zu verteidigen, fiel sein Blick auf Amarice. Alleine die Erwähnung dieser Zeit reichte aus, um sie in ihren alten Schmerz zurück zu stoßen. Die Vergangenheit, auch wenn sie sie verarbeitet hatte, tat ihr noch immer weh. Ein qualvoller Ausdruck glitt über ihr Gesicht. „Methos“, begann Duncan bereits tadelnd, wurde aber von Amarice unterbrochen. „Er ist nicht für das verantwortlich, was man mir einst angetan hat. Methos hat immer nur versucht, mich zu beschützen.“ „Tatsächlich?“ „Ja, Duncan, etwas anderes lag mir nicht im Sinn“, bemerkte Methos spitz. Liebevoll legte er einen Arm um Amarice, um sie zu trösten. Derweil waren auch Duncan und Joe an dem Tisch angekommen, und Joe stellte ein Glas Bier vor Methos ab. Er hatte es einfach im Gefühl, das die Erzählung jener Geschichte, die die beiden Unsterblichen zueinander geführt hatte, eine Weile dauern würde.

Methos flüsterte Amarice beruhigende Worte ins Ohr, um ihr aufgebrachtes Gemüt wieder zu besänftigen. Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Niemand wird dich je wieder so verletzen wie er. Ich selbst werde dafür sorgen.“ „Du bist ein Feigling.“ „Ich kann auch ein Held sein, wenn du es willst“, sprach Methos lockend und erreichte damit sein Ziel, Amarice zum lächeln zu bringen. „Was ist nun passiert?“ fing Duncan das eigentliche Gesprächsthema wieder auf. „Die Ereignisse sind anders verlaufen als du dir das vorstellst, MacLeod. Das, was sich zwischen Amarice und mir entwickelt hatte, war damals eine komplizierte Geschichte.“

„Und was genau ist zwischen euch abgelaufen?“ „Offiziell, vor den Augen Kronos’, war sie meine Sklavin. Ja, Duncan, das gebe ich zu. Damals ging es jedoch nicht anders. Es war der einzige Weg, wie sie bei mir sein konnte. Ich habe schon einmal versucht, es dir zu erklären. Die Welt war eine andere als heute. Es ging nur darum zu überleben. Aber das ist ja nicht das Thema“, sprach Methos mit einem Seitenhieb auf Duncan, den dieser nur zu gut verstand, beschloss aber, diesen zu ignorieren. Es hatte keinen Sinn, jetzt mit Methos erneut über sein damaliges und abscheuliches Verhalten zu diskutieren.

„Für mich war Amarice jedoch nie meine Sklavin. Ich sah in ihr meine Frau. Aber bis sie zu mir kam, musste sie bei Caspian eine Menge durchmachen.“ Sobald Amarice diesen Namen vernahm, entrang sich ein schweres Seufzen ihrer Kehle. „Es ist vorbei“, erklärte Methos sanft. „Du weißt so gut wie ich, das es niemals vorbei sein wird. Kronos wird dich nie gehen lassen. Und somit wird es auch für mich weitergehen.“ „Du irrst dich, Rice. Kronos ist tot. Genauso wie meine anderen Brüder.“ „Caspian ist tot?“ hakte sie überrascht nach. Bejahend nickte Methos. Sein ernster Blick unterstrich seine Behauptung. „Duncan hat Kronos und Caspian getötet. Es geschah vor zwei Jahren in Bordeaux.“ „Wirklich?“ hakte Amarice voller Hoffnung nach.

„Du kannst mir glauben, wenn ich dir versichere, das es endgültig zuende ist. Ich bin der letzte Reiter, der noch am Leben ist.“ „Das ist auch gut so. Du bist der Einzige, der es verdient hat, zu leben.“ „Ich habe mich verändert, das weißt du schon alleine dadurch, wenn du mich ansiehst. Du brauchst keine Angst mehr haben.“ „Wie ist es geschehen? Was ist in Bordeaux passiert?“ „Es ist eine lange Geschichte, die ich dir erzähle, sobald wir ein wenig Zeit miteinander verbracht haben. Ich will dich jetzt nicht damit belasten.“ Amarice verstand Methos’ Gründe für sein Schweigen, auch wenn Duncan dies nicht als richtig empfand. Die Unsterbliche nickte leicht, um ihr Einverständnis zu geben, das sie sich seinem Wunsch fügte.

„Ich möchte wirklich nicht als aufdringlich wirken, könntest du aber deine Erzählung fortsetzen, Methos?“ mischte sich Duncan erneut ein. „Ich wusste nichts von meiner Unsterblichkeit als ich den vier Reitern begegnet bin“, begann Amarice zögernd, deren Finger sich um Methos’ rechte Hand schlang. Mit einem Lächeln kommentierte er ihre stumme Bitte, ihn berühren zu dürfen. „Ich kannte nur die einfache Welt, in der ich lebte. Doch das Auftauchen von Kronos und seinen Brüdern veränderte alles. Sie waren der schlimmste Alptraum der Menschen. Überall, wo sie hinkamen, erstarb das Leben. Sie hinterließen eine Spur von Blut und Tod. Das Grauen, das sie über uns brachten, war für jeden unvorstellbar. Nur im Flüsterton wurde von ihnen gesprochen, da man Angst hatte, ein böses Omen herauf zu beschwören, sollten ihre Namen fallen“, erzählte sie mit ernster Stimme. Ihr zärtlicher Blick glitt zu dem Mann neben ihr.

„Methos aber war anders als Caspian, Kronos und Silas. Er hatte etwas beruhigendes an sich. In dieser schlimmen und brutalen Zeit war er menschlicher. Ich sah ihn, als Caspian mich entführte. Da war etwas in Methos’ Augen, das mich daran glauben ließ, diese ganze Sache zu überleben.“ „Ist das wahr?“ hakte Duncan nach. Leicht zuckte Methos mit den Schultern. „Das ich menschlicher als meine Brüder war, hing alleine mit Amarice zusammen. Caspian machte sie zu seiner Sklavin, noch ehe ich dazu kam. Ich wollte sie für mich beanspruchen, um sie in meiner Nähe haben zu können. Aber Caspian reagierte schneller, hatte ebenfalls Interesse an ihr gezeigt. So konnte ich nur abwarten, bis er seine Meinung ändert. Für Caspian war sie bloß ein Objekt, für mich aber war sie die Verkörperung meiner geheimsten Träume. Ihre Erscheinung hat mich regelrecht überwältigt.“

„Das hast du mir nie erzählt“, bemerkte Amarice. „Es gibt da viele Dinge, die du nicht weißt und ich bin mir sicher, du brennst darauf, sie zu erfahren.“ „Allerdings“, bemerkte sie lächelnd. „Ich erinnere mich noch genau an ihren Blick, der mir unter die Haut ging“, fuhr Methos fort. „Amarice schien gespürt zu haben, was in mir vorging, denn ihr Blick flehte mich an, ihr zu helfen. Leider war mir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Diese Warterei auf den passenden Moment machte mich fast wahnsinnig. Ich suchte nach einem Weg ihr zu helfen, konnte nur jeden einzelnen Schritt planen, um Caspian mein Interesse an seiner Sklavin zu zeigen. Bis sie letztendlich aber bei mir landete, verging viel Zeit ...“

~ 2. ~

[Bronzezeit]

Brutal wurde Amarice vom Pferd gezogen. Sie stand noch immer unter tiefsten Schock. Ihr gesamter Stamm war tot. Wieso durfte sie leben? Warum brachte man nicht auch ihr den Tod? Die Menschen, die ihr soviel bedeutet hatten, waren von diesen Bestien getötet worden. Sie konnte noch immer nicht begreifen, was geschehen war. Vor einigen Stunden waren sie gekommen, das Grauen in Menschengestalt, von dem man ihr ängstlich erzählt hatte. Die vier Reiter des Bösen hatten ihren Wüstenstamm überfallen. Nur wenige hatten dieses schreckliche Ereignis überlebt.

Unwillkürlich musste sie sich fragen, ob die vielen Gerüchte, die sich die Wüstenstämme über diese vier Männer erzählten, auch stimmten. Waren sie keine normalen Menschen, sondern viel mehr Dämonen, die sogar den Tod überwinden konnten? Waren sie die Herren über Leben und Tod? Ein Zittern bemächtigte sich ihres Körpers. Amarice wusste, welches Leben sie nun zu erwarten hatte, fürchtete sich vor dem Tod, den man ihr bescheren würde. Ihre Chance, zu überleben, war im Lager dieser Männer äußerst gering. Und bevor sie sterben würde, würde sie schreckliches durchmachen müssen.

Amarice war ganz starr vor Angst. Sie wagte es nicht, den Blick zu heben. Sie bewegte sich eher mechanisch, würde dies wahrscheinlich nicht tun können, wenn dieser Mann mit den unzähligen Tätowierungen sie nicht unaufhaltsam in sein Zelt stoßen würde. Einer seiner Gefährten hatte ihn beim Namen genannt. Caspian, dachte Amarice angstvoll. Schon jetzt begann sie diesen Namen zu hassen und gleichzeitig zu fürchten. Sie war wie in Trance, schien sich selbst dabei zuzusehen, wie sie in die schlimmste Hölle ihres Lebens stolperte. Amarice hatte das Gefühl, in einem schrecklichen Alptraum gefangen zu sein, aus dem es kein Entrinnen gab.

Mit Gewalt wurde sie in das Zelt gezerrt. Amarice wollte es nicht betreten, bekam jedoch einen harten Schlag ins Gesicht ab, der ihre Gegenwehr im Keim ersticken sollte. Sie spürte seinen scharfen Blick auf sich ruhen und Tränen traten in ihre Augen. Nur mit Mühe konnte sie verzweifelte Schreie, die ihr in der Kehle saßen, unterdrücken. Mit einer heftigen Bewegung riss Caspian ihr das Kleid vom Körper und warf sie auf sein Lager, um über sie herzufallen. Amarice wusste nicht, ob sie diese Nacht überlebte, doch irgendwann wünschte sie es sich, denn es sollten die schlimmsten Stunden werden, die sie sich je überhaupt hatte vorstellen können ...

Methos, besser bekannt als Death der apokalyptischen Reiter, saß seit einigen Minuten in seinem Zelt und grübelte über den letzten Überfall nach. Wie immer war dieser ein voller Erfolg gewesen. Es gab eigentlich nichts zu beklagen. Auch ihre Beute war ausreichend gewesen. Und genau das war der Punkt, der ihn zutiefst störte und ihn in seine Gedanken abschweifen ließ. Es war die Kleine, die Caspian ins Reiterlager mitgenommen hatte, die alles von ihm für sich beanspruchte. Sie ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Er verfluchte sich selbst, weil er nicht schneller als sein Bruder reagiert hatte, und seine Besitzansprüche an dem Mädchen gestellt hatte. Caspian ging es bloß um dessen eigene Bedürfnisse, doch Methos hatte etwas beim Anblick dieser Fremden gefühlt, das er noch nie zuvor empfunden hatte. Vor seinem inneren Auge sah er die Erscheinung dieser langen, hellbraunen Haare und dieser haselnussbraunen Augen so deutlich vor sich, als würde sie direkt neben ihm stehen. Und aus diesen Augen hatte sie ihn flehend angesehen. Methos war wirklich versucht gewesen, sich mit Caspian in einen großen Streit zu begeben, um sie vor ihm zu beschützen.

Dieses Risiko hatte er jedoch nicht eingehen können, ohne womöglich Kronos’ Schwert an seiner Kehle zu spüren. Kronos würde niemals dulden, das seine Brüder wegen einer wertlosen Frau, wie sich dieser verächtlich ausdrücken würde, einen heftigen Streit vom Zaun brachen. Niemand konnte sich zwischen die vier Reiter stellen, schon gar nicht eine Sklavin, deren Leben absolut keine Bedeutung mehr hatte. Methos musste sich der momentanen Situationen fügen und abwarten, bis Caspian sein Interesse an ihr verlor. Wenn es soweit war, musste er sofort eingreifen, damit sein Bruder verstand, das Methos sie haben wollte. Dies war die einzige Chance, die er hatte, um das Mädchen zu bekommen und sie vor dem sicheren Tod zu beschützen.

Amarice konnte kaum glauben, noch am Leben zu sein. Mehr als einmal hatte sie in der vergangenen Nacht die Grausamkeit ihres Herrn gespürt. Und sie war sich sicher, gestorben zu sein. Wie oft dies geschehen war, konnte sie ihm nachhinein nicht mehr sagen. Wie gelang es ihm, sie immer wieder ins Leben zurück zu rufen? Er konnte mit ihr machen, was auch immer er wollte, denn es war ihm möglich, sie von den Toden wieder auferstehen zu lassen. Schon als sie in die Hände der Reiter gefallen war, war ihr bewusst geworden, das ihr bisheriges Leben für immer vorbei war. Doch nun bekam dieser eine Gedanke eine ganz neue und tragische Bedeutung. Es war alles zuende. Sie war nur noch eine Gefangene, eine Sklavin, die nur solange leben durfte, bis ihr Herr ihrer überdrüssig wurde.

Alles war ihr genommen worden. Jeder Mensch, den sie geliebt hatte, war getötet worden. Ihr Wille war gebrochen und ihre Freiheit hatte man ihr gestohlen. Unbarmherzig ließ Caspian sein neues Spielzeug an seiner Grausamkeit teilhaben. Er war ohne jeglichen Skrupel und genau auf diese Art ging er gegen Amarice vor. Keines seiner kranken Spiele war für Amarice leicht zu verkraften. Oft verlor sie das Leben dabei, nur um wenig später wieder aufzuwachen und die Qual von neuem ertragen zu müssen. In diesen schweren Zeiten gaben ihr nur die heimlichen und aufmunternden Blicke von Methos, Caspians Bruder, etwas Hoffnung.

Amarice spürte, das er anders war als der Rest der Reiter. Er hatte sie noch nie scharf angesprochen oder ihr einen Blick zugeworfen, der davon sprach, wie wenig wert sie in den Augen ihres Gegenübers war. In seinen Augen lag etwas beruhigendes. Sie erzählten ihr davon, das er sie nicht verletzen wollte. Doch konnte sie ihm wirklich ihr Vertrauen schenken? War die Zurückhaltung, mit der er ihr begegnete, nicht nur ein hinterhältiger Trick, um sich danach an ihrer Enttäuschung zu erfreuen? Würde er dann gemeinsam mit Caspian über ihre Dummheit lachen?

Der Reiter, der sich selbst als Tod bezeichnete, war mit Abstand der Attraktivste der Gruppe. Er besaß eine geheimnisvolle Ausstrahlung, die ihn nicht genau in einen Charakter einordnen ließ. Im Gegensatz zu seinen Freunden war er in weiß gekleidet. Caspian, Silas und der Anführer Kronos zogen jedoch schwarz vor, um noch gefährlicher zu wirken. Dies hatte Methos nicht nötig, da es seine Augen waren, die niemand ignorieren konnte, und die seinen Opfern unsagbare Qualen versprachen. Er trug einen langen, weißen Umhang mit Kapuze, dazu runde Metallteile vor der Brust. An seinen Handgelenken trug er Lederarmbände. Die weiße Hose mit den dazugehörigen schwarzen und knielangen Stiefeln perfektionierte sein Aussehen.

Amarice wusch das Geschirr am Fluss, so wie es ihre Pflicht war, als sich das ihr schon so bekannte Rauschen im Kopf einstellte, das das Erscheinen ihres Herrn oder das seiner Gefährten ankündigte. Hastig blickte sie sich um. In ihr tauchte kurz Angst auf, das Caspian wieder etwas abartiges vorhatte, dem sie sich fügen musste. Doch am Weg zum Fluss stand nur Methos, der sie beobachtete, und sich, wie es stets war, nicht ansehen ließ, was er dachte oder was genau er von ihr eigentlich erwartete, wenn seine Augen so brennend auf ihrer Haut lagen, wie dies im Moment der Fall war.

Sie schluckte schwer und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, um keine Strafe von Caspian zu erhalten, wenn sie ihre Aufgaben nicht zu seiner Zufriedenheit erledigte. Zu groß war inzwischen schon ihre Angst vor dem Mann, der sie schlug und der sich an den Demütigungen erfreute, mit denen er sie regelmäßig zu Boden drückte. Auf einmal war hinter ihr das Geräusch von sich nähernden Schritten zu hören. Gleich darauf fiel auch schon ein Schatten über Amarice. Zögernd hob sie den Kopf und begegnete Methos’ rätselhaften Augen. Seine Finger glitten um ihr linkes Handgelenk. Mit sanfter Gewalt zog er sie auf die Beine.

Schweigend standen sie sich gegenüber. Amarice wagte es nicht, etwas zu sagen. Sie wollte von ihm für diese Frechheit nicht bestraft werden. Sanft schob Methos seine Hand unter ihr Kinn und hob es an, um ihr in die Augen sehen zu können. „Wie lautet dein Name, Kleine?“ sprach er schließlich. Seine Frage überraschte Amarice zutiefst. Caspian hatte sich nie für ihren Namen interessiert. Er nannte sie stets Weib oder Sklavin. Wie sie hieß, war ihm vollkommen egal. Es war ihr Name, der aus ihr ein menschliches Wesen machte, und diese Tatsache würde ihr Herr ihr niemals zugestehen.

Caspian sah in ihr nur ein Objekt, das er herum kommandieren konnte und das sich um sein Wohl zu kümmern hatte. Er war nicht bereit, ihr ihre Persönlichkeit zurück zu geben, indem er sie beim Namen ansprach. Doch sein Bruder interessierte sich für ihren Namen und somit auch für ihren Charakter. Oder täuschte sie sich mit diesen Gedanken? Da Methos sie abwartend ansah und noch immer auf eine Antwort wartete, gab Amarice ihm die gewünschte Information. Für einen kurzen Moment musste sie sogar überlegen, um sich an ihren eigenen Namen zu erinnern, da dieser aus einer Zeit zu stammen schien, die schon lange vorbei war.

„Amarice“, sprach sie leise. Methos’ Augen folgten der Bewegung ihrer geschwungenen Lippen. Sie wirkten so einladend auf ihn. Dieser Mund sollte keine Gewalt erfahren, sondern sanfte Küsse, die sie verwöhnen sollten. Mit einem entschiedenen Kopfschütteln verdrängte Methos diese Gedanken. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er nicht nur dieses intensive, neue Gefühl gespürt. Auch ein anderes hatte er wahrgenommen. Es war das Gefühl ihrer Identität, das von ihrer Unsterblichkeit erzählte. Doch wenn er ihr in die Augen sah, las er darin, das sie keine Ahnung davon hatte. Caspian hatte sie in keinster Weise aufgeklärt und hatte auch nicht vor, dies jemals zu tun.

„Ich bin Methos“, stellte er sich vor. „Und es ist mein Wille, das du mich beim Namen nennst.“ „Das ... kann ... ich nicht tun“, widersprach Amarice zögernd. Sie hatte Angst ihm zu widersprechen. Methos sah ihr dies deutlich an. Wenn sie dieses Vorhaben bei Caspian versuchte, steckte sie eine schlimme Bestrafung ein. Und deshalb hatte sie schon nach kurzer Zeit aufgehört, auch nur ein Widerwort zu geben. „Doch, das kannst du, Amarice. Ich weiß, deine Welt ist zusammen gebrochen. Aber das hier ist nicht das Ende“, erklärte Methos. Mit einem verneinenden Kopfschütteln kommentierte Amarice seine Aussage. Sie hatte schnell gelernt, ohne die Erlaubnis ihres Herrn nicht zu sprechen.

„Du kannst mir ruhig antworten. Ich bin nicht Caspian, Rice“, sprach Methos nachsichtig. Die Abkürzung ihres Namens ließ Amarice ruckartig aufblicken. Ihre Augen kreuzten sich mit den seinen. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen. Es war eine Geste, die ihr Mut spenden sollte. „Ich werde dich nicht bestrafen, wenn du gegen seine Regel verstößt.“ „Ich habe alles verloren“, bemerkte Amarice zögernd. „Das ist nicht wahr. Er mag deinen Willen gebrochen haben, doch du hast noch deinen Stolz“, widersprach er energisch. Ein bitteres Lachen entrang sich Amarice’ Kehle.

„Was bedeutet in meiner Situation noch mein Stolz?“ „Du hältst das nicht für viel, doch es ist deine einzige Überlebungschance. Du musst deinen Stolz behalten. Wenn du dich aufgibst, wird er dich töten.“ „Aber das tut er doch schon. Er tötet mich immer wieder und holt mich danach ins Leben zurück. Er besitzt die Macht über Leben und Tod.“ „Diese Macht liegt nicht in seinen Händen“, bemerkte Methos trocken. „Doch wie ist es ihm ansonsten möglich?“ stammelte Amarice verwirrt. „Der Tag wird kommen, an dem ich es dir erklären werde. Aber glaube mir, wenn ich dir sage, das er kein Gott ist.“

„Aber ein Dämon“, rutschte es aus Amarice heraus. In der nächsten Sekunde schlug sie die Hand vor den Mund und tadelte sich selbst, das sie so gedankenlos war. Vorsichtig blickte sie Methos an. Einen solch vorlauten Kommentar würde er als Caspians Bruder niemals dulden. Sie fürchtete seine Reaktion zutiefst, stellte zu ihrer eigenen Überraschung jedoch fest, das er noch immer vollkommen ruhig vor ihr stand. „Da magst du Recht haben“, erwiderte er bloß geduldig. „Ich weiß, Rice, er ist ein Tier. Aber du musst durchhalten. Schon bald wird Caspian sein Interesse an dir verlieren. Er verweilt nicht lange bei nur einer Sklavin.“ „Und was geschieht dann mit mir?“ fragte sie unsicher nach, da sie schon die Endgültigkeit ihres Todes vor sich sah.

„Davor brauchst du dich nicht fürchten. Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, verspreche ich dir, das ich da sein werde. Mehr kann ich im Moment nicht für dich tun.“ Nickend nahm Amarice seine Worte zur Kenntnis, auch wenn sie daran Zweifel hegte. Sie wusste nicht, ob sie Methos wirklich Glauben schenken konnte. War das Risiko, einem Reiter zu trauen, nicht zu groß? Würde sie sich nicht die Finger daran verbrennen? Kurz blickte sich Methos um, um sich zu vergewissern, das niemand sie beide beobachtete. Erst dann wagte er es, die Hand auszustrecken und ihre Wange zu berühren.

„Vertrau mir, Kleine“, flüsterte Methos sanft, während seine Finger langsam ihren Hals hinab glitten. „Ich werde nicht zulassen, das er dich tötet. Wenn er dich nicht mehr will, werde ich da sein. Solange kann ich leider nur warten.“ Amarice war instinktiv klar, das es ein äußerst gefährliches Unterfangen war, Methos zu vertrauen, doch sie würde es so gerne tun. Er gehörte zu den vier Reitern. Durchaus war es möglich, das dies alles nur ein weiteres krankes Spiel war, dem sie sich beugen musste. Methos drehte am Absatz um und entfernte sich von ihr. Kopfschüttelnd blickte Amarice ihm nach. Das alles ergab einfach keinen Sinn für sie.

Und während sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Pflicht richtete, kehrten ihre Gedanken zu Methos zurück. Er lag völlig im Recht mit seinen Worten. Sie musste sich ihren Stolz bewahren. Diesen durfte sie auf gar keinen Fall verlieren. Wie lange würde es wohl dauern, bis Caspian sein Interesse verlor, so wie Methos es ihr prophezeit hatte? Denn Amarice wusste, selbst der Tod war besser als ein Leben auf Dauer mit Caspian. Doch wenn sie drohte, an den Punkt zu gelangen, wo sie verzweifelte, belehrte sie sich selbst zur Stärke. Er durfte ihr einfach nicht den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung nehmen.

In Caspians Gegenwart fiel es ihr aber so schwer, sich an das zu halten, was sie sich selbst vorgenommen hatte. Er war so brutal und rücksichtslos. Jetzt, wo Amarice wusste, das Methos auf sie achtete, konnte sie es vielleicht schaffen und solange durchhalten, bis sie für Caspian nicht mehr wichtig war. Jedoch warnte ihre innere Stimme sie davor Methos zu vertrauen. Amarice versuchte dieses Flüstern zu ignorieren. Tief in ihrer Seele konnte sie erkennen, das Methos sie wirklich nur beschützen wollte. Er schien es mit dem, was er an jenen Tag am Fluss mitgeteilt hatte, ernst gemeint zu haben.

Die Wochen vergingen, in denen Caspian keine Anstalten machte, Amarice fallen zu lassen. Jedes Mal, wenn sie sich im Lager bewegte und ihre Aufgaben erledigte, spürte sie die Blicke von Methos, die auf ihrer Haut brannten. Er war äußerst vorsichtig, denn Methos wusste, das Kronos ausrasten würde, sollte dieser in dabei erwischen, wie er Caspians Sklavin regelrecht mit seinen Blicken verschlang. Der Anführer der Reiter würde einen seiner berühmten Tobsuchtsanfälle bekommen, sollte dieser erkennen, das Methos tiefes Interesse für Amarice hegte, nicht als Objekt, sondern als richtige Frau. Für dieses Verbrechen würde Kronos ihn bluten lassen.

Methos war lange genug mit Kronos unterwegs, um ihn zu kennen und um zu wissen, wie dieser auf Gefühle reagierte. Kronos würde dieses Verhalten von einem seiner Brüder niemals akzeptieren. Und aus diesem Grund durfte er nicht erfahren, das es ausgerechnet sein bester Mann war, der eine tiefere Zuneigung für eine Sklavin empfand. Die Nächte waren für den unberechenbaren Death eine Qual. Er wusste genau, was Caspian mit Amarice tat und alleine ein Gedanke daran ließ ihn verrückt werden. Methos konnte diese Gewissheit kaum ertragen.

Doch er konnte sich auch nicht wütend auf Caspian stürzen, da dieses seltsame Verhalten die Aufmerksamkeit ihres Anführers auf sich ziehen würde. Und dieser würde augenblicklich neugierige Fragen stellen. Wenn dieser Moment tatsächlich eintraf, würde Methos alleine Kronos, Silas und Caspian gegenüberstehen. So blieb dem Unsterblichen nichts anderes übrig als auf den Tag zu warten, an dem es günstig war, sich einzuschalten. Auch wenn er diese Warterei abgrundtief hasste, hatte er einfach keine andere Wahl.

Wieder waren die Reiter auf einen Überfall unterwegs. Methos kam von ihrem Streifzug jedoch vor seinen Brüdern in das Lager zurück. Er hatte etwas dringendes zu erledigen, bevor Caspian eintraf. Auf den direkten Weg ging Methos zum Zelt der Sklaven hinüber und als er es betrat, sprangen die dort befindlichen Personen sofort auf und senkten demütig ihre Blicke. Methos ignorierte die Sklaven völlig und sah sich suchend um. Er entdeckte Amarice in einer Ecke, wo sie in ihre Gedanken versunken war, und nicht einmal seine Anwesenheit gespürt hatte.

Amarice zuckte zusammen, als sie jemand leicht an der Schulter berührte. Ruckartig blickte sie hoch und blickte in Methos’ Gesicht. Fragend sah sie ihn an. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er sie bei der Hand und führte sie aus dem Zelt. „Du wirst heute Nacht deine Ruhe vor Caspian haben“, erhob er das Wort. „Warum?“ fragte Amarice mit zitternder Stimme nach. Bei ihm war sie mutiger als bei seinem Bruder, dennoch blieb ein kleiner Rest an Angst, die sie nicht ablegen konnte. Methos zog sie näher an sich heran und ließ seinen Arm um ihre Taille gleiten.

„Er hat ein neues Opfer gefunden. Ich möchte, das du mir genau zuhörst und das tust, was ich dir sage. Wenn er wieder im Lager ist, wirst du ihn wie jedem Abend das Essen zubereiten. Ich werde während dieser Zeit in sein Zelt kommen und nach dir fordern.“ „Doch wird er sich auch darauf einlassen?“ „Du kannst mir vertrauen. Er wird sich heute mit einem anderen Mädchen vergnügen. Wir sind Brüder, Rice. Und er wird mit mir teilen. Auf meine Forderung wird er ohne ein Zögern eingehen. Ich bitte dich inständig, glaube niemals, was du zu hören bekommen wirst. Hast du das verstanden?“

Mit einem Nicken signalisierte sie ihm, das sie dem, was sich in Caspians Zelt abspielen würde, keinen Glauben schenkte. „Du brauchst vor der heutigen Nacht keine Angst haben“, versprach Methos ihr und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann drehte er um und verschwand in seinem Zelt. Verwirrt beobachtete Amarice ihm, wie er sich entfernte. Was ging in diesem Mann nur vor? Das alles konnte doch einfach kein Spiel sein? Konnte sie sich so sehr in ihm irren? Amarice war bewusst, in dieser Nacht würde sich sein wahres Gesicht herausstellen.

Es verging einige Zeit, bevor die restlichen Reiter ihren Weg ins Lager zurück fanden. Die männlichen Sklaven kümmerten sich sofort um die Pferde, als die drei Männer aus den Sätteln stiegen. Amarice straffte die Schultern und tat, was Methos ihr befohlen hatte. Aus der Ferne beobachtete dieser das Geschehen. Mit einem Nicken kommentierte er Amarice’ Verhalten, das sie ihn offenbar verstanden hatte. Sie kochte Caspian die abendliche Mahlzeit. Es war ein ganz gewöhnlicher Tag im Lager der vier apokalyptischen Reiter. Doch diesmal sollte sich etwas ändern, denn Methos würde dafür sorgen, das Amarice einmal eine Nacht erlebte, in der sie keine tausend Qualen ausstehen musste.

Amarice sah die Mädchen, die neu im Lager ankamen. Sie taten ihr zutiefst leid. Aus eigener Erfahrung wusste sie nur zu gut, welches Grauen diesen Mädchen bevorstand. Ihr Schicksal einer aussichtslosen Zukunft war in der Sekunde besiegelt gewesen, als die Reiter bei ihrem Stamm aufgetaucht waren. Als sie Caspian sein Abendessen brachte und sich danach sofort zurück ziehen wollte, tauchte bereits Methos im Zelt seines Bruders auf. Sie blieb am Eingang stehen und senkte respektvoll die Augen, so wie ihr Herr ihr dies mit Gewalt beigebracht hatte.

„Methos, was willst du, mein Freund?“ erkundigte sich Caspian gutgelaunt. „Deine Sklavin“, erklärte der Angesprochene knapp. Seine Stimme hatte einen solch eiskalten Ton angenommen, den Amarice bei diesen Mann noch nicht kennen gelernt hatte. Sein durchdringender Blick schien sich durch ihren Körper zu bohren. Amarice konnte nun nicht länger sagen, ob er sein freundliches Verhalten ihr gegenüber wirklich ernst gemeint hatte. Die Ruhe, die in seiner Stimme ebenfalls aufflammte, ließ ihn noch gefährlicher erscheinen.

„Du willst meine Sklavin?“ hakte Caspian nach. „Wir teilen alles, Bruder. Hast du das etwa schon vergessen? Sie ist ja ganz süß“, bemerkte Methos, wobei er brutal Amarice’ Kinn umfasste, um ihren Blick aufzufangen. „Sicher hat sie noch einiges an Feuer in sich, an dem ich mich erfreuen kann. Oder warst du schon wieder so grausam, das sie nur noch ein stummes Reh ist?“ „Ihr Feuer ist noch nicht ganz erloschen, obwohl ich mich frage, wo sie das noch hernimmt. Nimm sie dir ruhig. Du kannst sie haben“, willigte Caspian auf Methos’ Wunsch ein, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Danke, Bruder“, sprach Methos mit einem kalten Lachen, das Amarice dabei ein Schauer über den Rücken rieselte. „Du kannst sie die ganze Nacht über haben, wenn du so scharf auf sie bist. Aber lass noch etwas von ihr übrig“, amüsierte sich Caspian, als er Zeuge wurde, wie Methos dieses unbedeutende Weib hart am Handgelenk packte. Ein kurzer Schrei entkam ihrer Kehle, ob vor Überraschung oder aus Angst, konnte selbst Amarice nicht genau definieren. Caspians Lachen hallte noch in ihren Ohren, als Methos sie aus dem Zelt zerrte und in Richtung seines eigenen stieß.

~ 3. ~

Hinter Methos schlug der Zeiteingang zu. Einen langen Moment fürchtete Amarice, ihre innere Stimme hatte sich nicht getäuscht und er hatte ihr nur etwas vorgespielt, um sie noch mehr zu demütigen als Caspian dies schon vollbracht hatte. Doch als sie das Gesicht hob, war jegliche Kälte aus seinen Augen verschwunden. Sein unnachgiebiger Griff lockerte sich augenblicklich. Sanft strichen seine Finger über jene Stelle, für deren Schmerzen er verantwortlich war. „Ich wollte dir wirklich nicht weh tun, doch es ging leider nicht anders“, entschuldigte er sich aufrichtig.

„Ich bin das schon gewohnt“, erklärte Amarice monoton. „Rice, gewöhne dich niemals an das, was Caspian dir antut. Wenn du das tust, lebst du nicht mehr richtig.“ „Das tue ich doch schon lange nicht mehr. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst“, flüsterte sie. Methos legte sein Schwert und seinen Dolch ab und blickte ihr direkt in die Augen. Doch er sagte nichts, sondern zog sie stattdessen einfach in seine Arme. „Lass dich fallen. Entspanne dich“, sprach er leise an ihrem Ohr. Nur langsam begriff Amarice, das sie in Methos’ Nähe tatsächlich nichts zu befürchten hatte.

Methos führte Amarice zu seinem Felllager und ließ sie darauf Platz nehmen. „Bediene dich“, forderte er sie auf, als sie auf die Köstlichkeiten an Speisen blickte, die seine Sklavin für ihn hergerichtet hatte. Zögernd folgte Amarice seinen Worten und griff nach den Weintrauben. Methos ließ sich neben ihr fallen und beobachtete sie. Zufrieden streckte er die Beine von sich. Wenigstens für diese eine Nacht musste er sich keine Sorgen darüber machen, was Caspian seiner Rice antat. Heute war sie in Sicherheit und bei ihm. Endlich konnte er einmal einen Abend mit ihr in Ruhe verbringen, ohne Angst haben zu müssen, das seine Brüder ihm seine Gefühle ansahen.

Schließlich griff er nach einem Krug Wein und füllte zwei Becher mit der roten Flüssigkeit auf. „Trink das“, bot er ihr an. Amarice’ Hand zitterte leicht als sie den Becher entgegen nahm und einen Schluck davon probierte. „Du brauchst keine Angst vor mir haben“, beteuerte Methos ihr noch einmal nachdrücklich, nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Zärtlich begann er, ihre Finger zu küssen. „Du bist bei mir absolut sicher, Kleine. Ich habe dir versprochen, dich über deine wahre Natur aufzuklären.“ „Ja“, erwiderte sie vorsichtig. „Du bist unsterblich“, bemerkte Methos, als er nach einer Weintraube griff und sie sich in den Mund schob. Bei ihm klangen diese Worte so, als wäre es das Normalste auf der Welt.

„Unsterblich?“ flüsterte Amarice entgeistert. Sie konnte nicht fassen, was er versuchte, ihr da näher zu bringen. Was bedeutete es für sie, die Identität einer Unsterblichen zu besitzen? Neugierig glitt ihr Blick zu Methos, der es gar nicht abwarten konnte, sie in jedes Detail der Unsterblichkeit einzuweihen. Außerdem schien sie in keinster Weise zu wissen, welch süßen Eindruck sie hinterließ, wenn sie ihn so verwirrt ansah, wie sie es gerade tat. Methos richtete erneut sein Wort an sie und begann zu erzählen. Er klärte Amarice über alles auf, was ihre besondere Art betraf ...

„Das ist auch der Grund, weshalb du immer wieder aufwachst, nachdem er dich getötet hat. Es hat jedenfalls nichts damit zu tun, das Caspian oder ein anderer von uns ein Gott ist“, sprach Methos am Ende seiner Erzählung ruhig. „Ich verstehe, dennoch ist es unfassbar in meinen Augen. Ich bin also wirklich unsterblich?“ „Ja, und nicht nur das. Du bist eine starke Person, Amarice. Eine Frau, die sich von niemanden zerstören lässt, egal wie sehr Caspian das auch versucht.“ „Wie lange wird es noch dauern?“ bemerkte Amarice kopfschüttelnd. „Ich hoffe nicht mehr zulange. Rice, ich bin immer da, auch wenn du mich nicht sehen kannst“, seufzte er schwer.

Hauchzart strich er ihren Arm und rückte näher an sie heran. Ein ungutes Gefühl breitete sich in Amarice aus. „Ich tue dir nicht weh“, versicherte Methos ihr und legte ihr einen Finger auf die zitternden Lippen. Zärtlich glitt seine Hand unter ihr langes Haar und streichelte ihren Nacken. Methos wollte, das sie sich einfach wohl bei ihm fühlte. Ihr sollte klar sein, das sie bei ihm die Geborgenheit fand, die ihr niemand sonst geben konnte. Methos schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln und beugte sich vor. Sanft berührte er ihre Lippen mit den seinen.

Geduldig küsste er sie, nahm wahr, wie ihre Lippen unter seinen nachgaben. Seine Zunge strich über ihre Unterlippe und tastete sich langsam vor. Engumschlungen sanken sie in die Felle zurück. „Ich werde dich zu nichts zwingen, was du nicht willst, Rice. Doch du musst es mir sagen, sollte ich zu weit gehen“, flüsterte er an ihrem Ohr. Ausgiebig liebkoste er die Haut an ihrem Hals. „Was ist der Grund für dein Verhalten?“ fragte sie unvermittelt nach. „Ich will dir nichts vormachen, Rice. Solche Gefühle waren mir bis zum Zeitpunkt unseres ersten Treffens fremd. Du bist die erste Frau, die all das in mir auslöst. Ich bin das erste Mal in meinen Leben richtig verliebt“, offenbarte Methos ihr.

„Du liebst mich?“ stieß sie verblüfft aus. „Ja, ich denke, das tue ich. Anders sind diese starken Gefühle, die mich regelrecht überfallen, sobald du in meinen Blickfeld auftauchst, nicht zu erklären. Ich weiß, das meine Worte nicht glaubwürdig klingen, weil ich ein Reiter bin. Aber ich empfinde nun einmal auf diese Art. Rice, du musst mir keine Antwort geben, wenn du nicht weißt, was du sagen sollst. Lass es einfach auf die zukommen. Dein Vertrauen reicht mir für den Anfang vollkommen.“

Die brutale Erfahrung mit Caspian hatte Amarice tief geprägt. Dennoch wusste sie, das sie hier einen Mann vor sich hatte, dessen Ziel es war, ihre Qualen aus ihren Gedächtnis zu streichen. Sanft legte sie ihre Hände an seine Wangen und für einen langen Moment sahen sie sich einfach nur schweigend an. „Amarice“, flüsterte Methos erregt, der die angespannte Atmosphäre deutlich spürte, die sich zwischen ihnen aufbaute. „Sag bitte nichts, Methos. Küss mich einfach“, bat sie heiser. Für ein paar Sekunden war Methos von ihrer Bitte überrascht, hatte er doch nicht erwartet, von ihr diese Einwilligung zu erhalten. Aber er ließ sich auch nicht lange bitten, zu tun, wonach sie sich anscheinend sehnte.

Wie ein Verdurstender kostete Methos von ihren Lippen. Zärtlich wanderten seine Hände über ihren Körper, streichelten ihre weiche Haut. Das leidenschaftliche Feuer, das ihn innerlich zu verbrennen drohte, ging auch auf Amarice über. Ein leiser Seufzer entrang sich ihrer Kehle, der Methos ermutigte, forscher voran zu gehen. Mit flinken Bewegungen hatte er ihr das Kleid ausgezogen und entkleidete auch sich selbst. Noch einmal blickte er ihr in die Augen, um sich zu vergewissern, das sie dies auch wirklich wollte. Ihr zustimmendes Nicken war ihm Antwort genug. Nach allem, was Amarice bei Caspian hatte ertragen müssen, schenkte Methos ihr den Himmel, zeigte ihr, wie schön die Vereinigung zwischen Mann und Frau sein konnte ...

Leise zog sich Amarice am nächsten Morgen an, um Methos nicht aufzuwecken. Es würde eine Situation erfolgen, die für sie beide nicht besonders angenehm war. Doch ein Geräusch holte Methos aus dem Schlaf. „Wo willst du hin?“ fragte er sofort. „Caspian“, begann Amarice zögernd, die nicht wusste, wie sie es ihm am Besten erklären konnte. Seine Miene verfinsterte sich augenblicklich. „Er wird bald aufwachen und wird erwarten, das du deine Pflichten erledigst. Verdammt“, fluchte Methos laut. „Ich will dich nicht zu ihm zurück lassen, aber ich habe keine andere Wahl. Bitte halte durch.“ „Das verspreche ich dir.“ „Du solltest jetzt wirklich gehen.“

„Ich weiß, Methos, aber ...“, begann Amarice, die den Gedanken nicht ertragen konnte, ihn verlassen zu müssen. „Verdammt, geh endlich“, forderte Methos schärfer als eigentlich beabsichtigt. Auch ihm gefiel es nicht, sie zu Caspian zurück schicken zu müssen. Ihm war bewusst, was dieser wieder mit ihr machen würde. Amarice zuckte zusammen. Methos erkannte, was seine laute Stimme in ihrer Seele anrichtete und bereute es sofort, die Stimme erhoben zu haben. Hastig stand er auf, band sich ein Tuch um die Hüfte und zog sie fest in seine Arme. Verlangend küsste er sie und hielt sie einfach nur fest, als würde dadurch nicht die Realität auf ihn einstürzen, die ihn regelrecht erdrückte. „Sei stark, Rice“, murmelte er an ihren Lippen.

Nur langsam vergingen die Wochen und nichts änderte sich an der gegenwärtigen Situation. Caspian behandelte Amarice weiterhin schlecht und Methos musste hilflos dabei zusehen. Er musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, um seinen Bruder nicht zu enthaupten, und das noch vor Kronos’ Augen. Ab und zu jedoch hatte er das Glück, das Caspian die Gesellschaft eines anderen Mädchens vorzog, und dann hatte er Amarice ganz für sich alleine. In ihren Augen sah er die tiefen Gefühle, die auch sie für ihn hegte. Liebe war eine Emotion, die er noch nie kennen gelernt hatte. Und es war etwas, das ihm persönlich sehr gut gefiel.

Es waren die kurzen Momente mit Amarice, in denen er sie in seinen Armen halten konnte, die ihn alles um sich herum vergessen ließen. Mehr schien ihm im Augenblick nicht vergönnt zu sein. Er konnte sich nur mit der Zeit zufrieden geben, die Caspian bereit war, ihm zur Verfügung zu stellen. Und jedes Mal, wenn die Sonne aufging, wusste Methos, das der Zauber der Nacht vorbei war. Dann musste er sich erneut mit den Tatsachen auseinandersetzen, das Amarice das Eigentum seines Bruders war. Eines abends aber tauchte Caspian überraschend in seinem Zelt auf.

„Was kann ich für dich tun, Caspian?“ erkundigte sich Methos unbeteiligt. Sein Bruder griff bloß hinter sich und warf Methos eine Gestalt vor die Füße. Die Frau, die vor ihm lag, war Amarice. „Du hast doch so sehr Gefallen an ihr, nicht wahr? Du kannst sie haben, Bruder. Sie langweilt mich. Ich will sie nicht mehr“, erklärte Caspian knapp und verließ ohne ein weiteres Wort das Zelt. Was nun mit Amarice geschah, war ihm vollkommen egal. Sollte doch Methos entscheiden, wie das Schicksal dieser Sklavin nun aussah.

Methos reichte Amarice die Hand und half ihr auf die Beine. In der nächsten Sekunde hatte er auch schon seine Arme um sie geschlungen. „Ist alles in Ordnung?“ hakte er nach. „Ja, jetzt, wo ich bei dir bin, geht es mir besser.“ „Ich werde mich darum kümmern, das die Schmerzen, die deine Seele belasten, dich nicht länger quälen“, versprach Methos ihr ernst. „Wie lange willst du das eigentlich noch machen? Ein Reiter, der eine Sklavin liebt, passt nicht unbedingt in dieses Lager.“ „Ich weiß, aber die Sache mit Kronos ist kompliziert.“ „Inwiefern?“ stellte Amarice die Frage, die sie schon seit Tagen beschäftigte.

„Ich kann mich nicht einfach so gegen ihn oder die anderen stellen, Kleine“, sprach Methos mit einem schweren Seufzen. „Caspian und Silas würden Kronos niemals vor den Kopf stoßen. Sie sind ihm gegenüber äußerst loyal. Zweifle nicht an meiner Liebe, Rice.“ „Inzwischen weiß ich, das ich dazu keinen Grund habe, Methos.“ „Wir sind mehr als Herr und Sklavin. Du bist meine Frau und das wirst du immer bleiben.“ „Ist das dein Ernst?“ „Ja, das ist es. Wie du siehst, hatte ich Recht, Rice. Er hat sein Interesse nach einer gewissen Zeit verloren. Ich habe dir versprochen, da zu sein, wenn es soweit ist. Ab jetzt kümmere ich mich um dich. Nun bin ich für dich verantwortlich.“ Und als er sie küsste, war sein Kuss ein stummes Versprechen, das sie bei ihm in Sicherheit war.

Niemanden fiel auf, was zwischen Methos und Amarice wirklich vorging. Nicht einmal Kronos ahnte, was sich hinter dem Zelteingang von Death abspielte. Still und heimlich liebten sich die Beiden. Anders war es ihnen nicht möglich, ihrer Liebe freien Lauf zu lassen. Amarice schwieg über dem Thema, das Methos weiterhin ein Teil der Reiter blieb. Sie vertraute ihm einfach und liebte ihn mit ihrem ganzen Herzen. Deshalb stellte sie seine Handlungen auch nicht in Frage. Instinktiv war ihr klar, das er mit seiner Entscheidung, ihre Liebe geheim zu halten, ihrer beider Leben rettete.

Und auch, wenn sie über ihre Gefühle nicht offen sprach, so wusste Methos, das sie ihn liebte. Doch Methos sah auch die Zeichen, die ihm verkündeten, das er für ihre intensive Liebe etwas opfern musste. Es war an der Zeit Amarice gehen zu lassen. Ihre Anwesenheit im Lager wurde nun mit wachen Augen beobachtet. Es wurde viel zu gefährlich für sie. Kronos hatte wie ein Tier etwas gerochen. Er spürte, das irgend etwas mit Methos vonstatten ging, was ihm nicht gefiel. Zwar konnte er es nicht erklären, aber Kronos ahnte, das alles, was Methos’ Verhalten betraf, mit seiner Sklavin zusammenhing.

„Wir ziehen morgen weiter“, sprach Methos, als sie nachts, nachdem im Lager Ruhe eingekehrt war, in seinen Armen lag. „Du hast es mir gesagt“, murmelte sie. „Rice, du wirst mich nicht begleiten.“ „Wieso nicht?“ „Kronos ist aufmerksam geworden. Er spürt, das etwas nicht stimmt. Das Reiterlager wird zu einer Bedrohung für dich“, erklärte Methos näher, als er ihr zärtlich über die nackte Schulter streichelte. „Du willst mich fortschicken?“ protestierte sie schwach. Sie wollte sich nicht von ihm trennen, liebte ihn dafür viel zu sehr. Ein Leben ohne Methos gab es nicht mehr für Amarice. Doch in seinen Augen las sie, das er sich um ihr Leben sorgte.

„So schwer mir diese Entscheidung auch fällt, es geht einfach nicht anders. Ich werde dich morgen in der Wüste zurück lassen. Mir ist durchaus bewusst, das dies äußerst grausam ist, aber es ist deine einzige Chance, Kleine. Du wirst irgendwann auf Menschen stoßen.“ „Wenn du willst, das ich gehe, dann werde ich das auch tun“, sprach sie mit einem traurigen Lächeln. „Ich will nicht, das du gehst, aber es muss sein.“ Für einen kurzen Moment sahen sie sich schweigend an, genossen die Erscheinung des anderen, und prägten sich jedes Detail ein. Die Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit konnte ihnen niemand rauben.

„Werden wir uns jemals wiedersehen?“ hakte Amarice vorsichtig nach. Schwach zuckte Methos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. An meiner Liebe wird sich nie etwas ändern, Rice. Mein Herz gehört dir auf ewig.“ Amarice kommentierte seine Worte mit einem kleinen Lächeln. Sie hoffte, das sein Plan gelang, und Kronos ihnen keine Schwierigkeiten bereiten würde. Nur schweren Herzens ließ Methos sie in der Wüste zurück. Er war sich sicher, das sie ihr neu gewonnenes Leben bald in den Griff bekommen würde. Und sehnlichst verspürte er den Wunsch, das sie sich eines Tages wiedersahen ...

~ 4. ~

[Gegenwart]

„Ich hätte es niemals für möglich gehalten, das ich ihr tatsächlich noch einmal begegne“, gestand Methos. Sein Blick kreuzte sich mit dem von Amarice. „Wir haben mit Kronos und Caspian viel durchgemacht. Und diese Erfahrung hat uns einander noch näher gebracht.“ „Innerhalb des Reiterlagers war es nicht einfach, unsere Liebe zu leben. Schon gar nicht war es für Methos einfach, sich überhaupt verlieben zu dürfen.“ „Das ist doch keine Frage des dürfens. So etwas passiert einfach.“ „Nicht bei Kronos“, erwiderten Amarice und Methos gleichzeitig.

„Anscheinend kennt ihr euch wirklich sehr gut. Ich dachte nicht, das du an Liebe auf den ersten Blick glaubst, Methos“, spottete Duncan vergnügt. „Amarice hat mich gelehrt, das dieses Phänomen tatsächlich existiert. Durch sie lernte ich die Liebe erst richtig kennen. Ich wusste, was Caspian ihr antat, doch ich war machtlos dagegen. Ich hatte keine Chance, sie davor zu bewahren. Ich konnte mich nur Schritt für Schritt einschalten, damit ihm klar wurde, das ich Gefallen an Rice hatte. Caspian erfuhr dadurch, das ich Interesse an ihr hatte. Ich wusste aber auch, das er sie sofort an mich abschieben würde, wenn er sie nicht länger wollte“, erklärte Methos ausführlich. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, Amarice aus den Fängen seines brutalen Bruders zu befreien.

„Eure Liebesgeschichte ist zwar ein wenig ungewöhnlich, aber es kann ja nicht immer der Klassiker sein. Dennoch finde ich es radikal, das du sie einfach in der Wüste zurück gelassen hast.“ „Ich hatte keine andere Wahl. Kronos ist auf meine Veränderung aufmerksam geworden. Früher oder später wäre er hinter unser Geheimnis gekommen und dann hätte ich sie nicht weiter beschützen können. Ich hätte Amarice’ Tod nicht verhindern können“, sprach Methos ernst. „Was ist nach unserer Trennung mit dir geschehen?“ Amarice schenkte Methos ein warmes Lächeln, um ihm zu zeigen, das er sich für seine damalige Entscheidung nicht schuldig fühlen brauchte.

„Ich bin wohl tausend Mal vor Hunger und Durst gestorben, bevor ich auf Menschen traf. Sie haben sich gut um mich gekümmert. Heute weiß ich, das es all meine Qualen wert war.“ „Wer hat dich unter seine Fittiche genommen? Irgendein Unsterblicher muss dich doch trainiert haben.“ „Mein Lehrer war Sean Burns“, erklärte Amarice, die nicht bemerkte, wie über Duncans Gesicht beim Klang dieses Namens ein schmerzvoller Schatten huschte. Seans Burns war ein guter Freund von ihm gewesen. Doch der gutmütige Mann lebte nicht mehr. Ausgerechnet er, Duncan, hatte ihn getötet, als das Böse ihn überwältigt hatte.

Ein leiser Seufzer entrang sich seiner Kehle. Duncan musste mit der Schuld leben, einen guten Mann wie Sean Burns auf dem Gewissen zu haben. Mit einem leichten Seitenblick auf Amarice schätzte Duncan, das sie nichts vom Tod ihres Lehrers wusste, geschweige denn, das er es gewesen war, der Sean das Leben geraubt hatte. Duncan wurde aus seinen Gedanken geholt, als Joe ihm eine Hand auf die Schulter legte und mit einer Handbewegung Richtung Tresen deutete. Der Schotte folgte seinem Beobachter zur Theke.

„Was ist denn?“ hakte er nach. „Lass die Beiden alleine“, sprach Joe lächelnd. Duncans Augen glitten zu Methos und Amarice. Methos hatte ihre zarten Hände in die seine genommen. Schweigend, als würde ein Blick ausreichen, um sich alles zu erzählen, sahen sie sich in die Augen. „Ich hätte nie gedacht, das er zu solch tiefen Gefühlen überhaupt fähig ist.“ „Methos ist auch nur ein Mensch, Mac. Es ist gut, das er jemanden hat, der ihm anscheinend soviel bedeutet. Methos ist alleine. Und die lange Einsamkeit tut ihm einfach nicht gut. Er braucht einen Menschen, der ihn aus dieser Situation heraus holt. Und ich gehe davon aus, das Amarice dafür die geeignete Person ist. Er ist verrückt nach ihr.“ „Da muss ich dir beipflichten“, sprach Duncan. Amüsiert beobachten Mac und Joe die beiden Gäste, die sich nicht mehr voneinander trennen wollten.

„Was hältst du davon, wenn wir von hier verschwinden, Methos?“ schlug Amarice vor. Sie wollte die Unterhaltung mit ihm an einen ruhigeren Ort verlegen. Duncan und Joe waren zwar nett und sie mochte deren Gesellschaft, dennoch mussten sie nicht alles mitbekommen, was zwischen Methos und ihr ablief. Und als sie Methos in die Augen sah und die freudigen Funken darin tanzen sah, wusste sie, das er auf dieses Angebot nur gewartet hatte. „Eine gute Idee“, stimmte er ihr bloß zu. Die beiden Unsterblichen erhoben sich und zogen ihre Mäntel an.

„Wo wollt ihr denn hin?“ erkundigte sich Duncan neugierig, obwohl bereits eine Ahnung in ihm wuchs, was die Beiden zu ihrem Aufbruch antrieb. „Wir wollen ..“ „... Alleine sein?“ zog der Schotte seinen Freund auf. „Stell dir vor, das wollen wir tatsächlich. Wir haben uns lange nicht gesehen und dementsprechend haben wir uns viel zu erzählen.“ „Verstehe! Reden nennt man das heutzutage“, spottete Duncan. „Ich mag es nicht, wenn man sich über mich amüsiert, MacLeod. Das ist dir bekannt. Rice und ich sind alte Freunde. Deshalb wollen wir uns nur unterhalten. Auf Wiedersehen, Leute“, erklärte er hastig, griff nach Amarice’ Hand und führte sie aus der Bar. Sie kam nicht einmal mehr dazu, sich richtig zu verabschieden, da er sie regelrecht aus der Tür schob.

„Wohin gehen wir, Methos?“ hakte Amarice neugierig nach. „Mein Vorschlag wäre, das wir zu mir fahren, vorausgesetzt, du willst das.“ „Ich würde gerne sehen, wie du heute lebst.“ Methos legte ihr einen Arm um die Taille und führte sie zu seinen Wagen. „Ein Range Rover! Das hätte ich mir denken können. Der Wagen passt zu dir“, lachte Amarice, als sie auf den Beifahrersitz glitt und Methos den Wagen startete. Geschickt lenkte er ihn aus der Parklücke und fädelte sich in den nächtlichen Verkehr ein. „Da du keinen Ring trägst, hege ich die Hoffnung, das du nicht verheiratet bist“, sprach Methos die Frage aus, die ihn die letzten Stunden über zutiefst beschäftigte.

„Ich lebe alleine, das hast du richtig erkannt. Und was ist mit dir? Hast du eine Frau oder eine Freundin?“ „Dergleichen gibt es nichts in meinen Leben. Ich lebe völlig allein und einsam.“ „Wie lange schon?“ bemerkte Amarice, die Methos einen ernsten Blick von der Seite aus zuwarf. Das, was er sagte, klang äußert deprimiert und traurig. Leicht zuckte er mit den Schultern, spürte ihre brennenden Augen auf seiner Haut, und wusste, das sie sich Sorgen darüber machte, das er dieses einsame Leben gewählt hatte. „Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht genau. Es ist schon eine zu lange Zeit. Ich war zwar siebenundsechzig Mal verheiratet, aber ...“ „Du hattest siebenundsechzig Ehefrauen?“ stieß Amarice verblüfft aus.

„Sag mal, spinnst du, Methos?“ „Ich lebe doch schon solange, Rice“, lachte Methos leise, der diese Reaktion bereits erwartet hatte. „Ich kann dich beruhigen, denn es waren alles nur sterbliche Frauen. Ich habe nie eine von uns geheiratet.“ „Warum nicht?“ „Das war mir eine zu große Verantwortung, die ich bereit war, nur mit dir einzugehen.“ „Mit mir?“ hakte sie überrascht nach, da Amarice mit diesen Geständnis nicht gerechnet hatte. Ein bejahendes Nicken war von Methos zu erkennen. „Du warst die einzige Unsterbliche, die ich geheiratet hätte. Und das hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert, Rice.“

„Du hast vorhin erwähnt, das deine Brüder nicht mehr am Leben sind. Ich empfinde den Zeitpunkt als richtig, das du mir jetzt erzählst, was geschehen ist.“ „Kronos tauchte wieder in meinen Leben auf und zwang mich, mich ihm wieder anzuschließen und bei seinen kranken Plänen mitzumachen. Ich führte ihn zu Caspian und Silas“, sprach Methos mit einem schweren Seufzen. „Hast du das gewollt?“ „Nein, aber Kronos ließ mir gar keine andere Wahl. Ich stand ihm hilflos gegenüber und musste mich vorübergehend beugen. Hinter seinem Rücken habe ich begonnen, MacLeod auf ihn anzusetzen. Ich habe Duncan Kronos’ Plan verraten.“

„Und was war das für ein Plan? Wenn es sich um Kronos handelt, rechne ich mit allem“, sprach Amarice bitter. „Kronos hat einen Virus erfunden, um die Wasserversorgung zu verseuchen und die Regierungen dieser Welt zu zwingen, ihm die Führung zu überlassen. Er wollte die Welt beherrschen. Duncan hat zuerst Caspian und dann Kronos getötet. Ich selbst habe Silas erledigt.“ „Doch jetzt ist es wirklich vorbei?“ Ein aufmunterndes Lächeln glitt über Methos’ Lippen. „Es ist für immer vorbei, Rice. Caspian kommt nie mehr zurück. Der Alptraum ist zuende.“ „Das wurde langsam auch Zeit“, kommentierte Amarice mit einem entschiedenen Nicken.

Inzwischen hatte Methos den Wagen vor dem Haus geparkt, indem seine Wohnung lag. Amarice öffnete den Sicherheitsgurt und wollte die Tür öffnen, als Methos’ Ausruf sie daran hinderte. „Nein, lass mich das machen, Rice“, hielt er sie auf und stieg aus. Er kam um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Lächelnd umschlang Amarice die Hand, die er ihr entgegenhielt, und verließ den Wagen. Methos schloss den Range Rover ab und führte sie in die zweite Etage des Wohnblocks.

Sein Apartment war genauso eingerichtet, wie Amarice sich das insgeheim vorgestellt hatte. Die Räume waren mit alten, wertvollen Antiquitäten eingerichtet und auf den Regalen stapelten sich sowohl alte, wie auch neuere Bücher. Und mitten in diesen Chaos stand ein hochmoderner Computer. „Du hast einen wunderlichen Lebensstil, Methos.“ „Du bist nicht die Erste, die mir das sagt“, erwiderte er. „Aber, um ehrlich zu sein, habe ich genau das hier erwartet. Ich ahnte, das du in dieser Zeit so leben würdest“, erklärte sie kopfschüttelnd.

„Wie wäre es mit einem Drink?“ schlug Methos vor. „Langsam erweckst du bei mir den Eindruck eines Alkoholikers. Du hast gerade erst ein Bier getrunken.“ „Ich bin keineswegs einer, sondern habe nur nichts gegen einen starken Drink.“ „Oder auch mehrere“, fügte Amarice hinzu. „Du bist Gast in meiner Wohnung. Also werde bloß nicht frech“, warnte Methos sie herausfordernd. „Hast du auch etwas anderes im Haus, außer deine alkoholischen Getränke?“ „Kaffee“, sprach er schlicht. „Das wäre wundervoll.“ Methos legte seinen Mantel ab und ging in die Küche, um den Kaffee zu machen, wenn Amarice sich wünschte.

Derweil legte sie ebenfalls ihren Mantel ab und machte es sich auf dem dunklen Sofa bequem. Sie entledigte sich ihrer Stiefel und zog die Beine an. Methos brachte seinem hübschen Besuch eine Tasse heißen Kaffee. „Danke, Methos“, bemerkte sie knapp und trank einen Schluck, während er sich mit einem Bier in der Hand neben ihr fallen ließ. Eine Zeitlang saßen sie nebeneinander, ohne kein Wort zu sprechen. Dies war im Augenblick auch nicht nötig. Sie waren einfach nur froh, sich endlich wieder gefunden zu haben. Doch schließlich stellte Amarice ihre Tasse auf dem Couchtisch ab und drehte sich zu Methos.

„Was war eigentlich mit Cassandra? Ich möchte, das du mir die Sache mit ihr erklärst.“ „Woher weißt du das?“ „Spielt das eine Rolle, Methos?“ „Nein. Was willst du von mir hören?“ „Die Wahrheit“, sprach sie knapp. „Rice, sie war ein Fehler. Cassandra kam lange nach dir. Das mit uns beiden war etwas ganz besonderes.“ „Ist das alles? Ich sehe dir doch an, das du mich noch irgend etwas fragen willst.“ So recht wollte Methos mit der Wahrheit nicht heraus rücken, das war deutlich in seinem Gesicht zu erkennen. Er tat sich nun einmal schwer, seine Gefühle ohne wenn und aber preis zu geben, sich fallen zu lassen, ohne an die Konsequenzen zu denken.

„Komm schon, Methos, du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen“, forderte sie ihn energisch auf. „Ich frage mich, ob es zwischen uns wieder so sein könnte, wie es einmal war“, brachte er die Sache auf den Punkt. „Es wäre schön, wenn es sich wieder eine so intensive Beziehung zwischen uns entwickeln würde.“ „Du denkst, es könnte möglich sein?“ „Was spricht dagegen?“ „Die Zeit vielleicht. Du hast mir zwar gesagt, das du mich vermisst hast, das ist aber nicht dasselbe wie jene Gefühle, die wir einmal füreinander empfunden haben. Es ist sehr lange her, Rice. Da kann es durchaus möglich sein, das die Liebe nur noch einseitig ist.“

„Wäre meine Liebe zu dir wirklich erloschen, Methos, wäre ist nicht hier bei dir“, sprach Amarice lächelnd und glitt auf seinen Schoß. „Wie könnte ich jemals vergessen, was zwischen uns war?“ murmelte sie und strich durch sein Haar. „Du warst für mich da, Methos, und hast mich vor Caspian beschützt, so gut dir das möglich war. Für dich war ich nie eine Sklavin und dafür, das du mich als Frau sahst, danke ich dir. Du ließest mich wieder glauben ein vollwertiger Mensch zu sein. Ich liebe dich noch immer Methos, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. In all diesen Jahrhunderten, die vergingen und die uns getrennt haben, habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dich wiederzusehen. Doch ich dachte, du wärst schon längst tot. Doch dann hörte ich eines Tages dieses Gerücht“, erzählte Amarice ruhig.

„Welches Gerücht?“ „Das es einen von uns gibt, der fünftausend Jahre alt wäre, und dessen Name Methos lautet. Viele hielten es bloß für eine faszinierende Geschichte, doch instinktiv wusste ich, das es mehr als ein Gerücht war. Da wusste ich, du bist noch am Leben.“ „Ich bin nun einmal ein Überlebungskünstler“, sprach Methos und beugte sich vor, um ihre Lippen zu einen sanften Kuss zu verschließen. In diesen einen Kuss lag all seine Liebe, die tiefe Zuneigung, die noch immer in ihm für Amarice schlummerte. Sehnsüchtig seufzte Methos auf. Ihre Lippen waren noch genauso warm und weich wie in seiner Erinnerung. Augenblicklich wurde er vom Feuer seiner Leidenschaft gepackt.

Amarice wurde von ihrer alten Flamme, die mit einem einzigen Schlag ausbrach, mitgerissen. Nach so vielen Jahrhunderten ging ihr geheimster Traum endlich in Erfüllung und sie befand sich wieder in Methos’ Armen. In ihr Leben war der einzige Mann zurück gekehrt, dem je ihr Herz gehört hatte. Natürlich hatte es auch andere Männer gegeben, aber niemand hatte den Platz von Methos einnehmen können, sowohl an ihrer Seite, als auch in ihrer Seele. Würden sie diesmal zusammen bleiben? Oder würde irgend etwas sie erneut trennen? Würde Amarice ihn wieder verlieren? Methos schien ihre Anspannung zu spüren, denn er nannte sie liebevoll beim Namen.

„Woran denkst du?“ hakte er nach, um die Ursache für den plötzlichen Wechsel ihrer Gefühle zu erfahren. „Ich habe Angst, dich wieder zu verlieren. Alleine der Gedanke daran reicht aus, um mich zum zittern zu bringen. Ich hege den Glauben, das du mich wieder verlässt, wenn ich dich loslasse.“ „Dann lass mich einfach nicht mehr los“, schlug er lächelnd vor. „Kannst du mir versichern, das sich nichts mehr zwischen uns stellen wird?“ „Nichts und niemand wird uns je wieder trennen, Rice“, versprach er ihr mit ernster Stimme. „Ich werde dich nie wieder gehen lassen, nicht jetzt, wo du so unerwartet in mein Leben zurück gekommen bist.“

„Willst du mich verführen?“ fragte sie leise, als seine Hände zärtlich unter ihre Bluse glitten. Verneinend schüttelte Methos den Kopf. „Ich will nicht, das du hinterher irgend etwas bedauerst. Schon damals habe ich dir gesagt, das du es mir mitteilen musst, wenn ich zu weit gehe.“ „Du warst in unserer ersten Nacht sehr rücksichtsvoll, Methos. Das hatte ich von einem Reiter gar nicht erwartet. Ich war am Anfang sehr skeptisch, ob ich dir wirklich vertrauen kann.“ „Doch du hast schnell bemerkt, das ich deines Vertrauens würdig bin, oder?“ „Allerdings. Ich würde nie etwas bereuen, das mit dir zusammenhängt, Methos. Mach mit mir, was du willst“, flüsterte sie heiser an seinem Ohr.

Ihrer Aufforderung kam Methos nur zu gerne nach. Da brauchte sie ihn nicht lange bitten. Fest umschlang er sie mit seinen Armen. Alles, was sie jemals getrennt hatte, gehörte der Vergangenheit an. Im Augenblick konnte sich nichts zwischen ihrer Flamme der Leidenschaft und der nahen Erfüllung drängen. Es zählten nur noch sie beide, die Liebe, die sie miteinander teilten. Und als ihre Lippen erneut zu einem innigen Kuss verschmolzen, hob Methos sie hoch und trug sie in sein Schlafzimmer. Das Sofa war nicht der richtige Ort, um ihr Wiedersehen auf diese ganz besondere Art zu feiern.

Engumschlungen sanken sie auf das Bett nieder. Während Methos Amarice langsam auszog, berührte er dabei jeden Zentimeter Haut mit seinen Lippen, den er entblößte. Zärtlich streichelten seine Hände über ihren aufregenden Körper. Jede einzelne weibliche Kurve, jede Rundung, wurde berührt und neu erforscht. „Ich habe nie vergessen, was für eine schöne Frau du bist“, murmelte er an ihren Lippen, nur um erneut seinen Mund auf ihren zu pressen. Sein Verlangen nach ihrer gemeinsamen Erfüllung war unstillbar. Grenzenlos schien das wilde Feuer zu sein, das sich seiner Seele bemächtigte und immer nur Amarice’ Namen flüsterte.

Dennoch ließ er sich Zeit. Methos wollte die Dinge nicht überstürzen. Er wollte, das Amarice sich wohl fühlte. Ihre Wünsche waren ihm wichtiger als sein eigenes Begehren. Eine lange Zeit hatte er seine Sehnsucht nach ihr nicht stillen können, weil sie einfach nicht da gewesen war, um sein Leben mit ihm zu teilen. Nun war sie hier, in seiner Wohnung und in seinem Bett, und deutlich spürte Methos, wie er sie erneut besitzen wollte. Doch um ihretwillen musste er sich zurück halten, durfte seinen Gefühlen noch nicht auf die Art nachgeben, wie er es gerne tun wollte.

Zärtlich begann er, sie mit seiner Zunge zu liebkosen und ihren Körper zu erkunden. Ein leises Stöhnen entrang sich aus Amarice’ Kehle. Es erzählte von der ganzen Leidenschaft, die nur Methos in ihr wecken konnte. Sanft streichelte er sie, verteilte unzählige Küsse auf ihrer weichen und vollkommenen Haut. Methos konnte regelrecht spüren, wie ihr Körper in Flammen stand. Begehrlich wand sie sich unter ihm und für eine langen Augenblick kostete Methos es völlig aus, das er soviel Macht über Amarice besaß.

Und obwohl er ihre Reaktion genoss, konnte und wollte er nun nicht länger warten. Er wollte sie tief in sich aufnehmen und erneut mit ihr in einer Welt versinken, in der es nur um sie beide ging. Methos entledigte sich seiner restlichen Kleidung und warf diese achtlos zu Boden. Er wusste instinktiv, das dies nur der Anfang einer überaus leidenschaftlichen und aktiven Nacht war. Für sie beide war das Ende noch lange nicht in Sicht. Leicht beugte er sich vor und hauchte Amarice einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

 „Geht es dir gut?“ erkundigte er sich. „So gut wie schon lange nicht mehr“, sprach sie mit leuchtenden Augen. Methos mochte die Funken in ihren wunderschönen Augen, die ihm offenbarten, wie wohl und geborgen sie sich in seinen Armen fühlte. Amarice zog sein Gesicht zu sich und stahl sich erneut einen intensiven Kuss. „Lass mich nicht länger warten“, raunte sie ihm zu. Nach einem letzten Blick in ihre Augen, um sich zu vergewissern, das sie dies wirklich wollte, kam er ihrer Bitte nach. Und als ihre Körper miteinander verschmolzen, wurden Methos und Amarice von einer neuen Welle ihres leidenschaftlichen Feuers mitgerissen. Ein atemberaubendes Gefühl, wie beide es schon lange nicht mehr verspürt hatten, hielt sie gefangen. Und in ihnen wuchs der Wunsch, das dieser einzigartige Moment niemals vergehen würde ...

~ 5. ~

Warme Sonnenstrahlen wanderten durch den Raum und kündigten einen neuen Tag an. Mit der Erwartung, Amarice neben sich zu spüren, griff Methos gähnend neben sich. Doch der Platz neben ihm war leer. Verwirrt schlug er die Augen auf und sah sich in seinem Schlafzimmer um. Er war tatsächlich alleine im Bett. Von Amarice war keine Spur zu sehen. „Rice?“ rief er, in der Hoffnung, sie wäre im Bad oder in der Küche. Aber er erhielt keine Antwort. In seiner Wohnung war es so still wie jeden Morgen, den er alleine verbrachte. Diesmal jedoch hatte er geglaubt, das sich die einsamen Zeiten geändert hatten.

Methos zog sich an und ging ins Wohnzimmer. Amarice war offenbar verschwunden, genau wie ihr Mantel und ihr Schwert, die sie am Abend zuvor neben dem Sofa liegen gelassen hatte. In diesen Augenblick, wo er nicht wusste, was mit ihr geschehen war, überfielen seine Sorgen um ihr Leben ihn. Wo konnte sie bloß sein? Hatte sie ihn schon verlassen, nachdem sie es gewesen war, die Angst davor gehabt hatte, ihn zu verlieren? War sie nach dieser einmaligen Nacht etwa für immer gegangen? Tausend Gedanken beschäftigen Methos und kein einziger davon gefiel ihm besonders.

Normalerweise nahm er morgens eine Dusche, die nötig war, um sich überhaupt den Tag stellen zu wollen, doch diesmal verzichtete Methos darauf. Er wollte einfach nur Amarice finden, um sich zu vergewissern, das es ihr auch gut ging. Jetzt, wo er sie endlich wieder hatte, konnte er sie unmöglich nach so kurzer Zeit wieder verlieren. In der Hoffnung, das sie vielleicht bei Duncan und Joe in der Bar war, suchte er auf den direkten Weg das Lokal des Beobachters auf. Wenn er Glück hatte, hielt sie sich dort auf, und er brauchte Angst haben, das sie womöglich in ein Duell hinein geraten war.

„Sieh mal einer an, wer hier auftaucht“, spottete Duncan amüsiert. „Ich dachte, sobald würden wir dich nicht zu Gesicht bekommen, weil du die nächsten Tage nicht aus dem Bett kommst.“ Ein strafender Blick traf den Schotten sofort. Methos fand das nicht sehr komisch, das war ihm deutlich anzusehen. „War Amarice hier?“ erkundigte er sich, ohne auf Duncans Kommentar nähr einzugehen. „Wir dachten, sie wäre bei dir. Weshalb sollte sie hier sein?“ „Woher soll ich das wissen?“ gab Methos gereizt zurück. Duncan beobachtete seinen Freund und ihm fiel auf, wie durcheinander sein Gegenüber war. Etwas schien nicht zu stimmen.

„Was ist los?“ hakte er sofort nach. „Amarice ist weg. Als ich aufgewacht bin, war sie nicht mehr in meiner Wohnung. Sie hat mir keine Nachricht hinterlassen, wo sie hingeht oder wann sie wieder kommt. Sie ist einfach ohne ein Wort gegangen.“ „Sie war also die ganze Nacht über bei dir“, stellte Duncan sachlich fest. „Mach dir keine Sorgen, Methos. Vielleicht hat sie einfach nur frische Luft benötigt. Sie wird schon wieder auftauchen.“ „Und wenn nicht? Vielleicht war es das ja und sie hat mich endgültig verlassen, weil ihr klar geworden ist, das sie mich doch nicht mehr so sehr liebt wie sie angenommen hat.“

„Jetzt redest du Unsinn“, warf Joe ein. „Wenn du dir über etwas sicher sein kannst, dann sind es ihre tiefen Gefühle, die sie für dich hegt. Selbst ein Blinder würde erkennen, das Amarice total verrückt nach dir ist. Diese Frau verlässt dich nicht einfach so.“ „Und wenn sie ein Duell gehabt hat?“ „Wir haben keine Auswirkungen eines Quickenings gesehen. Amarice ist eine selbstständige Frau, Methos, die auch einen Spaziergang machen kann, ohne um deine Erlaubnis bitten zu müssen. Sie weiß schon, was sie tut. Was denkst du denn, was sie gerade macht?“ „Genau das würde ich gerne wissen“, teilte Methos seinen Freunden knapp mit.

„Beruhige dich erst einmal“, schlug Duncan vor. „Ihr wird schon nichts passiert sein. Seit ihr jetzt ein Paar?“ „Davon gehe ich aus“, sprach Methos zögernd. „Das gefällt mir. Eine Frau ist genau das, was du brauchst.“ „Was soll das werden, Joe? Eine Analyse über mein kaputtes Seelenleben?“ giftete Methos in Richtung des Beobachters. Ein breites Grinsen glitt über Joes Lippen, aber er enthielt sich einer Antwort. „Zwar kennen wir Amarice noch nicht so lange wie du, Methos, aber sie ist eine äußerst erfrischende Frau“, mischte sich der Highlander wieder in die Unterhaltung ein.

„Sie ist eine Frau, die auch ihre Freiheiten braucht, um glücklich zu sein. Wenn du sie mit deiner Liebe erdrückst, wird sie bald die Flucht ergreifen.“ „Ich werde sie nicht erdrücken. Ich will sie bloß bei mir haben. Verstehst du das nicht? Ich dachte, sie wäre tot.“ „Natürlich kann ich das nachempfinden, aber seien wir einmal ehrlich. Du bist kein einfacher Mensch, Methos.“ „Das weiß ich selbst. Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, mir das zu sagen“, stöhnte Methos frustriert. Diese ganze sinnlose Diskussion mit Duncan brachte ihn nicht zu dem Ergebnis, wo sich Amarice aufhielt.

„Da ihr mir keine Hilfe seit, werde ich wieder gehen und Amarice suchen.“ „Wenn du sie wirklich so gut kennst, wie du behauptest, dürfte das kein Problem für dich darstellen.“ „Duncan, die Zeit, als ich sie traf, war anders. Ich weiß nicht, was ihr heute gefällt. Sie selbst ist ein anderer Mensch geworden. Wir haben uns beide verändert.“ „Aber eure Liebe hat die Jahrtausende überlebt“, bemerkte Duncan, als Methos sich umwandte und die Bar verließ. Duncan und Joe wechselten einen wissenden Blick miteinander und konnten nur die Köpfe schütteln. Manchmal gab ihnen Methos’ Verhalten wirklich Rätsel auf.

Unruhig lief Methos durch die Stadt. Seine Gedanken drehten sich nur darum, warum Amarice einfach verschwunden war. Wo konnte sie nur sein? Methos ließ seinen Blick an der Menschenmenge entlang schweifen, die an ihm vorbei zog. Doch seine Erwartung, das Amarice plötzlich auf ihm zukam, erfüllte sich nicht. Seine Beine trugen ihn zum Zentralfriedhof. Methos wurde sich dessen erst bewusst, als er dort angekommen war. Wieso führte sein Instinkt in hierher? In dieser Sekunde vernahm er auch schon den Buzz und sah sich suchend um.

Ein Lächeln glitt über Methos’ Lippen, als Amarice den Weg zu ihm heraufkam. Augenblicklich beruhigten sich seine Nerven, als sie  vor ihm stand. „Du hast mich gefunden“, stellte sie fest. „Ungewollt“, räumte er ein. „Vielleicht spürte ich unbewusst, das du hier sein würdest. Ich habe nach dir gesucht. Warum bist du verschwunden? Ich habe mir Sorgen gemacht. Du hättest nicht einfach so gehen dürfen.“ „Das bin ich nicht, Methos. Ich wollte ein wenig nachdenken und wollte dich nicht aufwecken. Glaube mir, ich wäre zu dir zurück gekommen“, erklärte sie ihm mit ernster Stimme.

„Du gehst ausgerechnet zum Friedhof, um nachzudenken? Und da soll noch einer behaupten, ich wäre seltsam“, kommentierte Methos kopfschüttelnd. „Ich liebe die Ruhe, die hier herrscht. Außerdem erzählt dir jedes Grab seine ganz eigene Lebensgeschichte“, tadelte sie ihn. Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt sie in seinen Arm und gemeinsam setzten sie den Spaziergang fort. Amarice schmiegte ihr Gesicht an seine Schulter. „Wie geht es jetzt mit uns weiter?“ erkundigte sich Methos. Er blieb stehen und drehte sich zu seiner Begleiterin.

„Wie stellst du dir die Zukunft vor?“ „Jetzt, wo du wieder bei mir bist, gibt es für mich nur eine gemeinsame Zukunft. Ich will mit dir leben, Rice. Ich habe dich einmal gehen lassen. Ein zweites Mal befürchte ich, das ich das nicht verkrafte. Bitte bleib bei mir, für immer“, sprach er flehend. „Du verlangst eine ganze Menge von einer Frau, Methos“, warf sie ein. „Ich will dir nichts vormachen, Amarice. Ich bin nicht einfach, im Gegenteil, so weiß ich, dass das Leben mit mir schwierig und kompliziert sein kann. Glaubst du, deine Liebe reicht nicht für die Ewigkeit? Sind dir Zweifel gekommen?“ Amarice warf ihr Haar zurück und schüttelte den Kopf.

„Meine Liebe reicht nicht nur für die Ewigkeit, sondern geht über den Tod hinaus. Ich liebe dich, Methos, und will bei dir bleiben, solange wie du mich haben willst. Aber denkst du nicht, das wir uns irgendwann auf die Nerven gehen werden?“ „Sollte es jemals so weit kommen, kannst du mich ans Bett fesseln und mit mir machen, was auch immer dir beliebt, Rice“, schlug er amüsiert vor. Ein breites Grinsen glitt über ihre Lippen. „Du solltest mir so etwas nicht sagen. Ich könnte auf die Idee kommen, es in die Tat umzusetzen, und zwar schneller, als du annimmst. Dieses Angebot klingt nämlich sehr verlockend.“

„Dagegen habe ich keine Einwände. Ziehst du bei mir ein?“ hakte er hoffnungsvoll nach. „Noch heute, wenn das dein Wunsch ist“, erwiderte sie und streichelte zärtlich über sein Gesicht. „Ich schätze, wir sind uns soeben einig geworden. Dennoch habe ich noch eine Bedingung.“ „Die wäre?“ „Verschwinde nicht wieder einfach, ohne mir zu sagen, wo du hinwillst. Hinterlass mir wenigstens eine Nachricht. Mit dieser Panik will ich nicht wieder einen Tag beginnen“, bat Methos eindringlich. „Ich werde mich daran halten“, versprach Amarice und genoss seinen zärtlichen Kuss. Diese eine kleine Geste besiegelte ihre Gefühle, die eine lange Zeit still in ihnen geschlummert und auf ihre Erlösung gewartet hatten. Sie waren wieder vereint. Der Zufall hatte sie erneut zusammen gebracht. Und diesmal gab es für Methos und Amarice eine Zukunft.

The End


|| Home ||