Title:
Himmlische Hilfe
Fandom: Highlander Summary: Nach ihrem Unfall wird Lucia als Engel zurück auf die Erde gesandt um die Seele von Methos zu retten ...
Disclaimer:
Die Charaktere von „Highlander – The
Series“ gehören nicht mir, sondern der Davis/Panzer Production und anderen.
Diese Story ist FanFiction, mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt
werden sollen. Ich schreibe sie allein zu meinen Vergnügen. Note: Für mich persönlich ist dies einer meiner absoluten Lieblingsstorys, die ich über Highlander geschrieben habe. Hierbei möchte ich mich bei Shendara bedanken, die mich auf jede erdenkliche Art und Weise unterstützt und mir beisteht. (Ohne dich wüßte ich nicht was ich sonst machen würde!) Und jetzt überlaß ich euch der Story. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen.
Himmlische Hilfe
She came to me one morning, one lonely Sunday
morning,Her long hair flowing in the mid-winter wind.
She asked me name my foe then. I said the need within some men
But she would not think of battle that reduces men to animals,
„Oh lady lend your hand,“ I cried, „Oh let me rest here at your side.“
This having spoke she turned away and though I found no words to say - Lady in Black von Uriah Heep -
~ Prolog ~ Es war ein schöner, warmer Frühlingstag. Die Sonne erwärmte den Asphalt. Die Vögel zwitscherten und verliebte Pärchen genossen den sonnigen Tag. Lucia Jolak blickte nervös auf ihre Uhr. Sie war äußerst spät dran. Ihre Vorlesung begann in zehn Minuten. Niemals würde sie es rechtzeitig schaffen. Die Universität war gut zwanzig Minuten entfernt. Lucia wurde immer unruhiger. Sie konnte es sich nicht leisten noch mehr Vorlesungen zu verpassen. Obwohl die Ampel gefährlich blinkte und sie nicht mehr die Straße überqueren sollte ... tat Lucia es doch. Ein lautes Hupen ließ sie herumfahren. Ein dunkelroter Wagen schlitterte auf sie zu. Entsetzt starrte Lucia das Auto an, daß sich ihr rasend schnell näherte. Der Fahrer versuchte zu bremsen, doch sein Schwung war einfach zu kräftig. Lucia war wie gelähmt. Sie konnte nicht glauben das dies wirklich geschah. Da das Bremsen ihm nicht mehr möglich war, versuchte der Fahrer alles um auszuweichen. Lucia wußte genau, das er sie erfassen würde, wenn sie nicht zur Seite sprang. Lucia wollte es. Ihr Instinkt riet ihr sofort auszuweichen. Doch sie konnte es einfach nicht. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihr Körper war starr vor Angst. Schnell schoß der Wagen auf sie zu. Lucia sah das Entsetzen in den Augen des Fahrers als er sich ihr rasend näherte. Der Wagen erfaßte sie. Die Kraft des Zusammenstoßes schleuderte Lucia auf die Motorhaube. Ihre Bücher, die sie bei sich hatte, flogen durch die Luft. Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle. Dann wurde sie auf die Straße geschleudert und blieb regungslos liegen. Benommen öffnete Lucia schwer ihre Augen. Ein Schatten fiel über sie, den sie nur verschwommen wahr nahm. „Lady, hören Sie mich? Können Sie mich verstehen?“ fragte eine Stimme besorgt. Lucia wollte antworten, doch kein Wort drang über ihre Lippen. „Bleiben Sie ganz ruhig. Der Notarzt wurde schon alarmiert“, beruhigte sie der Mann, der neben ihr kniete. Die Stimme entfernte sich und Lucia fiel in ein tiefes, dunkles Loch ... Lucia hörte eine Stimme aus der weiten Ferne. Sie wollte ihre Augen aufschlagen, doch dies war ihr nicht möglich. Es gelang ihr einfach nicht. „Herzstillstand, Doktor. Wir werden sie verlieren“, sprach eine Krankenschwester, deren Schatten über sie fiel. Lucia ahnte das sie im Krankenhaus war. Sie konnte nur im Krankenhaus liegen und die Ärzte versuchten sie wieder zu beleben. Aber es geht mir doch gut. Ich bin wach, dachte Lucia. Sie wollte sich so gerne bewegen und sie wollte weg. Lucia mochte keine Krankenhäuser. Sie konnte Krankenhäuser auf den Tod nicht ausstehen. Aber genau darum ging es. Sie schien zwischen Leben und Tod zu schweben. „Wir dürfen sie nicht verlieren“, sprach der Arzt. Lucia versuchte zu sprechen. Sie wollte dem Arzt sagen das es ihr gut ging. Doch etwas hinderte sie daran. Sie konnte nicht sprechen und sie konnte sich nicht bewegen. Ihr eigener Körper gehorchte ihr nicht mehr. Obwohl ihre Augen geschlossen war, sah Lucia die besorgten Gesichter der Krankenschwestern und das des Arztes genau über ihr. Und dann spürte sie diesen Schmerz, der immer stärker wurde und sie fesselte. Das Atmen fiel ihr immer schwerer. Ihre Rippen schienen sich in die Lunge zu bohren. Lucia wurde von Panik gefaßt. Nun spürte sie deutlich, daß sie keine Luft mehr bekam. Und in ihrem Körper breitete sich eine grausame Kälte aus. Langsam schlich der Schmerz in ihr Herz; breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Ein leises Stöhnen drang über ihre Lippen. Es war qualvoll und war das einzige Lebenszeichen, das die Ärzte von ihr bekamen. Lucia fröstelte heftig und fror entsetzlich. Noch nie war ihr so kalt gewesen. Und dann ... dann geschah es. Ein helles, warmes Licht umgab sie und sie tauchte darin ein. Die Wärme des ihr unbekannten Lichts umhüllte sie; strahlte tief in ihre Seele. Das Licht nahm ihr langsam die Angst vor der Ungewißheit ihrer Reise, die sie antreten würde. Sie tauchte tief in die Wärme ein und schwebte empor und empor ... Verwirrt blickte Lucia sich um. Wo war sie? Sie stand inmitten eines vollen Platzes. Vor ihr baute sich eine lange Schlange auf. Vor und hinter ihr warteten viele Menschen. Eine leichte, angenehme Brise wehte über die Wolken. Ein leichter Nebel umgab die Menschen, die geduldig warteten. Worauf warten die? fragte sich Lucia unwillkürlich. Vorsichtig setzte einen Schritt nach vorne um etwas zu sehen, doch es gelang ihr nicht. Ihr wurde die Sicht von den wartenden Menschen vor ihr versperrt. Ihr linker Flügel schlug gegen den Mann hinter ihr. Erst da bemerkte Lucia das sie überhaupt Flügel hatte. „Entschuldigung“, sprach sie sofort. Der Mann lächelte sanft. Lucia sah seinen Kragen. Er war einmal Priester gewesen. Darauf deutete auch die Bibel hin, die er in seiner Hand hielt und las. „Es ist ja nichts passiert“, erwiderte er freundlich. Er sah sie mit einem warmen Blick an und lächelte leicht. Wieder blickte sich Lucia neugierig um. Vor Lucia stand ein älterer Herr. Er trug einen grauen Anzug. Und schlagartig wurde Lucia klar das sie eine entsetzliche Kleidung trug. Sie war schrecklich gekleidet. Ein langer, schwarzer Rock und dazu ein blaues Oberteil. Ich hätte etwas anderes anziehen sollen, dachte sie nieder geschlagen. Lucia mochte es nicht unpassend gekleidet zu sein – egal was für einen Termin sie wahr nehmen mußte. Leicht zuckte sie mit den Schultern. Klar, als ich aufgestanden bin hatte ich ja noch keine Ahnung, das ich heute sterben würde, dachte sie sarkastisch. Jetzt war es offiziell. Sie war im Besitz von Flügeln und stand auf einer Wolke. Sie war tot und war im Himmel angekommen. Also hatte sie den Zusammenstoß mit dem Wagen nicht überlebt und es war ganz allein ihre Schuld. Sie hätte die Ampel doch beachten sollen. Aber nein, sie hatte es ja zu eilig gehabt. Und für diesen Leichtsinn hatte sie mit dem Leben bezahlt. Noch einmal blickte Lucia an sich hinunter. Wirklich unpassend, dachte sie kopfschüttelnd. Für diesen Anlaß wäre weiße Kleidung besser geeignet gewesen. Weiß war doch wirklich klassisch dafür. Aber nun konnte sie es auch nicht ändern. Sie hob den Blick und sah sich um. Sie war nun im Himmel. So war das also wenn man starb. War mein Tod wirklich Zufall? Oder gibt es so etwas wie Schicksal? Ist meine Zeit einfach abgelaufen? dachte Lucia verwirrt. Jetzt, wo sie tot war, stellte sie sich Fragen mit denen sie sich noch nie beschäftigt hatte. Nun ist es auch zu spät, dachte Lucia zynisch und sie zuckte leicht mit den Schultern. Nun befand sie sich im ewigen Glück und wußte, wie das war wenn man den lang ersehnten Seelenfrieden verspürte. Ein wirklich schöner Ort, dachte Lucia. Es gefiel ihr an diesem Ort sehr. Die Gewißheit breitete sich tief in ihr aus. Sie war wirklich tot. Lucia trat unruhig von einen Fuß auf den anderen. Was ging da vorne vor sich und warum ging das nicht weiter? Wieder traf sie den Priester hinter sich unabsichtlich mit ihrem Flügel. Entschuldigend verzog sie das Gesicht. „Es tut mir leid“, sprach sie aufrichtig. Der Priester hob den Kopf und lächelte sie freundlich an. „Schon gut“, meinte er. Er hatte wirklich eine Engelsgeduld. Er mußte sie haben, wenn er einmal Priester gewesen war. Ungewollt stieß sie den Mann vor sich an. Er drehte sich zu ihr und lächelte freundlich. „Stimmt etwas nicht, Kleine?“ fragte er. „Warum geht das nicht weiter?“ erkundigte sich Lucia neugierig, aber ungeduldig. Nachsichtig lächelte der ältere Mann. „Das kann dauern.“ „Wieso?“ „Jeder Einzelne muß registriert werden. Es dauert seine Zeit bis jeder seinen Heiligenschein bekommen hat. Und dazu kommt noch der Test.“ „Der Test?“ rief Lucia lauter als beabsichtigt. Nun bekam sie doch Angst. Sie haßte Tests genauso wie sie Krankenhäuser haßte. Schon auf der Universität hatte sie immer Probleme mit Prüfungen gehabt. Aber irgendwie war sie immer durch gekommen. Doch hier? Hier konnte sie nicht schummeln oder betrügen. Der ältere Mann sah ihr Entsetzen, lächelte beruhigend und drehte sich wieder um. Langsam wurde Lucia doch nervös. Ein Test, na super, dachte Lucia frustriert. Es war doch klar das nicht alles so schön sein konnte. Diese Sache mußte ja einen Haken haben. Lucia machte sich Sorgen. Was konnte das für ein Test sein? Was würde man Fragen; aus was würde er bestehen? Fragten sie etwa die zehn Gebote ab? Nun wurde Lucia erst recht unruhig. Sie konnte die zehn Gebote nicht. Und wenn sie nach dem Verhalten beurteilt wurde, sah es für sie auch nicht besonders gut aus. Sie fluchte und log auch schon einmal. Doch im Himmel wurde nicht geflucht, das wußte Lucia. Das würde schwer für sie werden. Sie konnte sich das Fluchen nur schwer abgewöhnen. Es wäre viel einfacher, wenn sie wußte, aus was dieser Test bestand. Dann konnte sie sich darauf einstellen. Was konnte es nur sein? Zum tausendsten Mal stellte sich Lucia diese Frage. Was für einer Prüfung mußte sie sich unterziehen um den Heiligenschein zu bekommen und diesem würdig zu sein? Lucia war sich sicher das sie es bald erfahren würde. Doch für ihre Sorgen war es jetzt viel zu spät. Das Murmeln, das sich durch die Leute zog, holte Lucia aus ihren Gedanken. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den in weiß gekleideten Mann, der sich ihr näherte. Er blieben direkt neben Lucia stehen und blickte sie sanft an. Seine Augen strahlten Wärme und Vertrauen aus. Wie alt er war, konnte Lucia nicht sagen. Er schien sein jugendliches Alter erhalten zu haben. Ein Heiligenschein schwebte über seinen Haar. „Ich grüße euch, Neuankömmlinge“, sprach er mit sanfter Stimme. „Wir grüßen dich“, antwortete der Priester und der ältere Mann. Er stieß Lucia leicht an. „Oh ja, natürlich. Ich grüße dich“, sprach sie schnell. Sein warmer Blick traf sie mitten im Herz. Und es war genau dieser Blick, der sie unruhig werden ließ. „Mein Name ist Andy“, stellte er sich vor. Sein Blick wanderte über die Drei. Dann wandte er sich an Lucia und blickte sie lange an. Lucia war nicht sehr wohl dabei. „Meine schöne Lucia, ich habe eine Bitte an dich“, sprach Andy ruhig. „An mich?“ fragte sie ungläubig. „Ja.“ Sanft berührte er sie an der Schulter. „Da unten steckt ein Mann in Schwierigkeiten. Er braucht dringend unsere Hilfe“, sprach er. „Und was hat das mit mir zu tun?“ fragte Lucia unsicher. „Ich habe entschieden das du gehen sollst.“ „Ich?“ rief Lucia fassungslos. Sie verstand nicht warum sie gehen sollte. „Wie soll ich diesem Mann helfen?“ fragte sie. Sie wollte nicht gehen. Nun war sie im Himmel und sie wollte nicht weg. Lucia wollte nicht von diesem herrlichen Ort fort – nicht jetzt, wo sie schon einmal hier war. Seit ihrer Kindheit hatte sie von einen solch schönen und friedlichen Ort geträumt. Und sie spürte, hier war sie sicher. Es war wie ein zu Hause. „Du mußt wissen, wir haben schon seit längerem ein Auge auf diesen Mann geworfen. Er bereitet uns große Sorgen. Und bis jetzt fanden wir niemanden, der wirklich in Stande ist ihm zu helfen. Wir fanden niemanden, der einen starken Charakter hat und ihm gewachsen ist. Doch du bist ihm gewachsen. Da bin ich mir sicher“, sprach Andy zuversichtlich. „Ich weiß nicht“, zögerte Lucia. „Niemand wird dich zwingen, Lucia. Es ist allein deine Entscheidung, aber ich möchte, daß du weißt, wer er wirklich ist.“ „Okay“, sprach Lucia nickend. „Es gibt vieles zwischen Himmel und Erde was die Menschen nicht erklären können. Lucia, es gibt Menschen, die ewig leben. Sie nennen sich Unsterbliche.“ „Unsterbliche?“ „Ja, Menschen, die ihre eigenen Gesetze haben. Sie bekämpfen sich mit Schwertern und enthaupten sich. Der Sieger erhält die Macht des Verlierers ...“ Und Andy klärte Lucia über die Unsterblichen und ihr ewiges Spiel auf. „Dieser Mann ...“, begann Lucia zögernd. „Er ist nicht irgendein Unsterblicher. Er ist der Älteste von allen. Er ist fünftausend Jahre alt und somit der älteste Mensch der Welt. Sein Name ist Methos. Er trägt momentan den irdischen Namen Adam Pierson. Somit schützt er sich. Niemand soll und darf wissen wer er wirklich ist. Er hat ein paar Freunde, die seine wahre Identität kennen. Aber trotzdem ist er nicht sehr glücklich. Er braucht dringend Hilfe. Wir wollen ihn nicht verlieren.“ „Was muß ich tun?“ „Du mußt seine Seele retten“, sprach Andy ruhig. „Seine Seele?“ fragte Lucia verwirrt. Wie sollte sie den die Seele dieses Mannes retten? Sie hatte doch keine Ahnung was zu den Aufgaben eines Engels gehörte. „Ja, er leidet unter den Fehlern, die er einst begangen hat. Er trinkt und ist sehr zynisch. Wir riskieren ihn für immer zu verlieren. Nur ein Engel kann ihm jetzt noch helfen. Nur ein Engel kann ihm jetzt noch aus dieser Situation heraus holen. Und du mußt dir deinen Heiligenschein verdienen.“ „Aber wie soll ich seine Seele retten?“ fragte sie zweifelnd. „Du hast unsere volle Unterstützung. Wenn du wieder auf der Erde bist, wirst du alles wissen, glaube mir. Du wirst schon wissen wie du seine Seele rettest.“ „Okay“, murmelte Lucia und sie nickte leicht. „Das ist lieb von dir, Lucia. Aber sei gewarnt: Er ist ein sehr schwieriger Mann. Du brauchst sehr viel Geduld mit ihm. Und du benötigst viel Selbstbeherrschung und Liebe. Denn Liebe löst alle Probleme.“ Andy strahlte über das ganze Gesicht. Es freut ihn, das Lucia seiner Bitte nachkam. „Es wird nur zwei, drei Wochen dauern“, versprach er ihr. „Übrigens, Lucia ...“ Sie blickte fragend auf. „Tue mir den Gefallen und fluche nicht soviel, okay? Das viele Gefluche hilft dir nicht weiter und es gehört sich nicht zum Benehmen einer Dame.“ Lucia hatte keine Möglichkeit mehr darauf zu antworten. Ihre Flügel verschwanden und sie schwankte gefährlich. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. Ein leichter Wind umfing sie. Sie taumelte am Rand der Wolke und fiel hinab und hinab ...
~ 1. ~ Reger Betrieb herrschte in der ‘Le Blues Bar‘. Sie war bis zum letzten Stuhl voll. In der Bar war es heiß. Der Zigarettenrauch hing in der Luft und die Klimaanlage der Bar funktionierte nicht. Sie hatte am Vortag den Geist aufgegeben. Joe Dawson, der Besitzer der Bar, hantierte hinter der Theke herum während sein Schützling Duncan MacLeod neben Methos saß und auf ihn einredete. Leicht schüttelte Joe den Kopf. Methos reagierte gar nicht auf das Gerede von Duncan und der alte Mann trank jetzt schon sein drittes Bier. Schon seit einiger Zeit versuchte Duncan Methos aus seiner deprimierenden Phase heraus zu holen. Doch es gelang ihm einfach nicht. Der alte Mann war im Moment unausstehlich. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit schnauzte er Duncan unfreundlich an und er war auch einer Schlägerei nicht ganz abgeneigt. Das paßte überhaupt nicht zu dem ansonsten so zynischen und feigen alten Mann. Duncan wußte, woran es lag. Es war Methos‘ Vergangenheit. Dem Schotten war klar, das es eine Vergangenheit war, die den alten Mann schmerzte. Es war sicher nicht einfach – so lange zu leben und damit fertig zu werden. Im Augenblick ging Methos alles auf die Nerven. Doch Duncan MacLeod nervte ihn am meisten mit seinen mütterlichen Instinkte ihm gegenüber. Der Schotte brachte es wirklich fertig das er ihm bald eine runter haute. Gelangweilt blickte Methos sich in Joes Bar um während Duncan weiter auf ihn einredete. Er ignorierte das sinnlose Gequassel des Schotten einfach. Methos trank einen Schluck seines Biers während er seinen Blick in der Menge herum schweifen lief. In einer Ecke zielten zwei Typen auf eine Dartscheibe, in einer anderen sprach ein Mann mit einer üppigen Blonde in hautenger, schwarzer Hose, die das Interesse des Mannes in unzähligen Drinks umwandelte. Die beiden Unsterblichen saßen an der Theke und hatten so einen guten Überblick über die ganze Bar. Eine kleine Gruppe Männer kämpfte verbissen am Billardtisch um den Einsatz ihres Spiels. Und dann stand da dieser Engel in der Tür. Ruhig blickte sich der zarte Engel im Raum um. Augenblicklich verschluckte sich Methos an seinen Bier. Er konnte nicht glauben was er da sah. Bilde ich mir das nur ein? fragte sich Methos verwirrt. Sah er etwa wirklich einen Engel in Joes Bar? Für einen Moment glaubte Methos nahe an einer Alkoholvergiftung zu stehen. Anders konnte er sich diese Halluzination – die atemberaubend schön war – nicht erklären. Methos rieb sich die Augen, atmete einmal tief durch und sah noch einmal genauer hin. Und das Gerede von Duncan trat in immer größere Ferne. Doch der alte Mann irrte sich nicht. In der Tür stand ein echter Engel – ganz klassisch in weiß gekleidet. An ihren Schultern trug sie zarte Flügel und ihre Füße steckten in hübschen Sandalen. Die letzten paar Sonnenstrahlen der Abendsonne ließ ihr Gesicht nicht ganz erkennen. Jedoch sah Methos die rötlich, blonden Locken, die ihr weit über die Schulter reichten. Und ein Heiligenschein schien über ihren Kopf zu schweben. Die Tür fiel hinter ihr zu als sie die Bar betrat. Im gedämpften Licht der Bar erkannte Methos, daß sie nun nicht mehr wie ein echter Engel aussah. Doch die Schönheit dieses weiblichen Geschöpfs blieb. Sie hatte einen ruhigen und geschmeidigen Gang. Methos‘ Augen wurden zu schmalen Schlitzen und mit einen bewundernden Blick folgte er der unbekannten Schönheit. Diese überaus attraktive Frau bewegte sich mit einer erotischen Sinnlichkeit, die sämtliche Blicke der männlichen Gäste auf sich zog. Die unbekannte Frau war im Besitz einer überaus sexy Figur. Sie war zierlich; hatte jedoch lange Beine. Im Vergleich mit dem Rest von Joes Gästen war sie regelrecht ein fremdes, überirdisches Wesen. Nun rückte sie die Handtasche unter ihrem Arm zurecht und blieb direkt unter einer Glühbirne stehen. In ihrem Blick war etwas verzweifeltes als sie sich umblickte. Jetzt bemerkte Methos auch das ihre Flügel in Wahrheit kurze Ärmel eines hoch geschlossenen Kleides waren. Und das Kleid war der reinste Wahnsinn. Ohne es zu bemerken pfiff Methos anerkennend durch die Zähne als sie sich umdrehte. Nun wirkte ihr Kleid nicht mehr so züchtig. Das Kleid war völlig rückenfrei und entblößte ihre zarte Haut. Duncan hörte den Pfiff von Methos und unterbrach überrascht seinen Redeschwall. Er folgte dem Blick des alten Mannes und grinste breit. Die unbekannte Schönheit ging zu dem Tisch, der ihr am nächsten war, und sie beugte sich zu dem sitzenden Mann nach vorne. Dabei spannte sich das Kleid um ihren wohlgeformten Po. Wer zum Teufel ist diese Frau? fragte sich Methos unwillkürlich. Der Mann, mit dem sie sprach, schüttelte verneinend den Kopf und sie ging weiter. Wieder ließ sie ihren Blick über die Menge schweifen. Nun war ihr Blick schon entschlossener. Da erblickte sie Methos und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Methos bekam das Gefühl, das sie in direkt in sein Herz sah. Er erwiderte ihren sanften Blick. Methos konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Etwas nervös fuhr er sich durch sein kurzes Haar. Nun war es die Frau, die den Blick abwandte. Einige Sekunden später blickte die in weiß gekleidete Frau Methos erneut an. Methos erkannte das tiefe blau ihrer Augen und eine nie gekannte Wärme machte sich in seinen Körper breit. Zielsicher kam sie auf ihn zu. „Kennst du diese Frau?“ fragte Duncan seinen Freund. Methos schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, noch nicht“, sprach er leise. Ihre zarten Hände strichen über den Tresen. Methos sah, das ihre Nägel leicht lackiert waren. Das zarte rosa paßte zu ihr und ihrem Outfit. Sie blickte Methos direkt in die Augen. „Adam Pierson?“ fragte sie sanft. Der Klang ihrer Stimme jagte Methos einen wohligen Schauer über den Rücken. Überrascht wechselten Duncan und Methos einen Blick miteinander. Woher wußte sie wer er war? „Ja, der bin ich“, erwiderte der alte Mann und er drehte sich zu ihr. Erleichtert seufzte die fremde Frau auf. „Endlich habe Sie gefunden“, sprach sie. „Wer sind Sie?“ „Mein Name ist Lucia. Ich bin schon seit einiger Zeit auf der Suche nach Ihnen“, gestand sie. „Nun, Sie haben mich gefunden. Sind Sie ein Engel, Lucia?“ fragte Methos herausfordernd und er lächelte. „Ich bin hier um Ihnen zu helfen.“ „Oh, Sie haben mir schon sehr geholfen“, meinte Methos und er fischte nach einer Locke ihres weichen Haares, die er sich um den Finger wickelte. „Ich muß mit Ihnen sprechen“, sagte Lucia mit ernsten Blick. „Warum den so förmlich, mein zauberhafter Engel?“ neckte Methos sie. Erstaunt blickte Duncan den alten Mann an. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich sein Verhalten um gut 180 Grad gedreht. Methos war wie verwandelt – was nur an der Anwesenheit dieser schönen Frau liegen konnte. Eine andere Erklärung hatte Duncan nicht für diese Wandlung. Methos ließ die Haarlocke Lucias los und strich sanft an ihrer Schulter entlang. „Bitte laß das, Adam“, wies Lucia ihn zurecht. „Ich muß wirklich dringend mit dir sprechen.“ „Gerne. Und wie kann ich dir weiterhelfen?“ „Ich bin hier um dir zu helfen. Ich wurde zu dir geschickt ... Methos“, sprach Lucia zögernd. Augenblicklich erstarrte Methos. Sie kannte seine wahre Identität – woher? Hastig glitt er von seinen Barhocker und umfaßte den Arm der Fremden. Er schwankte leicht; hielt aber sein Gleichgewicht. „Woher kennst du mich?“ fragte er scharf, aber leise. Lucia lächelte sanft. „Beruhige dich! Ich bin nicht hier weil ich dir etwas antun will. Ich bin hier um dein Leben zu ändern.“ Ein Grinsen huschte über Methos‘ Lippen. „Das hast du doch schon längst getan“, sprach er. Lucia blickte sich um. Sie konnte unmöglich an diesen öffentlichen Ort mit ihm sprechen. „Gibt es einen Ort, wo wir uns ungestört unterhalten können?“ fragte sie. „Natürlich gibt es diesen Ort. Laß uns zu mir gehen“, schlug er vor. Einen Moment zögerte Lucia. Sie mußte wirklich dringend mit ihm sprechen. Ihr Auftrag war äußerst wichtig. Doch war es eine gute Idee mit in seine Wohnung zu fahren? Es war offensichtlich, daß er betrunken war. Leise seufzte sie. Eine andere Wahl schien sie nicht zu haben. „Na gut“, willigte Lucia schließlich ein. „Schön“, kommentierte Methos und er zog seinen Mantel an. Methos führte die weiße Schönheit aus der Bar. „Ich fahre“, beschloß Lucia als sie vor dem Wagen standen. Sie sah, das Methos wirklich angetrunken war. Wahrscheinlich war er schon den ganzen Abend in der Bar gewesen und hatte sicher einiges getrunken. Widerspruchslos warf Methos ihr die Autoschlüssel zu. Es dauerte eine Weile bis Methos auf dem Beifahrersitz saß. Das kann ja heiter werden, dachte Lucia kopfschüttelnd. Zweifelnd blickte sie sich im Range Rover von Methos um. Sie hatte noch nie einen solchen Wagen gefahren. Das kann doch nicht so schwer sein, dachte Lucia entschlossen. „Schnalle dich an, Methos“, befahl sie. „Warum?“ gab er lächelnd zurück. Ein Seufzen entrang sich Lucias Kehle und sie beugte sich zu ihm. Mit sicheren Händen legte sie Methos den Sicherheitsgurt an. Methos nutzte die Gelegenheit und schnupperte an ihrem Haar. Ihm gefiel ihr Haar. Es war lang und glänzte so schön – rot und golden. Selig lächelte Methos. Sie duftete so gut. Er konnte diesem Duft und dieser Frau einfach nicht widerstehen. Und er wollte ihr auch gar nicht widerstehen. Welcher Mann würde eine solch vollkommene Schönheit aus seinen Bett werfen? Methos kannte niemanden, der das tun würde. Es wäre ein glattes Verbrechen. Woher auch immer sie ihn kannte – es war Methos egal. Diese Frau war die pure Versuchung. Methos blickte Lucia verträumt an. Er war wie betäubt. Lucia schenkte ihm ein warmes Lächeln und Methos erwiderte das Lächeln. Lucia lehnte sich zurück und legte den Gang ein. Sicher fuhr sie aus der Parklücke. „Wo lang?“ erkundigte sie sich. „Geradeaus bis zur Kreuzung, dann rechts abbiegen“, teilte Methos ihr mit. Sein Blick wanderte über ihren Körper und glitt dann zurück zu ihrem zarten Gesicht. Wirklich engelhaft, dachte Methos zufrieden. Ihre Augen leuchteten, wenn sie sprach. Ihr ganzer Körper strahlte eine unwiderstehliche Wärme aus. Und ihre Haut war sonnen gebräunt. Methos‘ Blick blieb bei ihren zarten Lippen hängen. In ihm wuchs der Wunsch diese Lippen zu küssen. Lucia war wie die Verkörperung eines Traumes, der sich nun endlich zu erfüllen schien. Nach der Kreuzung bog Lucia rechts ab. „Und wohin jetzt?“ „Die Straße hinunter, dann links abbiegen und zum Haus mit der Nummer 47 fahren. Dort wohne ich“, sprach Methos. Lucia nickte leicht. Ihr war klar, daß sie ihr ernstes Gespräch morgen mit ihm führen mußte. Methos war wirklich nicht mehr ansprechbar. Er würde sich nicht auf das Gespräch konzentrieren können. Sie wußte nicht einmal was sie ihm sagen sollte. Das sie ein Engel war; auserkoren seine Seele zu retten? Leise seufzte sie. Da spürte Lucia wie Methos‘ Hand unter ihr Haar glitt und ihren Nacken streichelte – zärtlich, aber doch bestimmend. „Methos, laß das“, meinte Lucia, die sich sichtlich unwohl dabei fühlte. „Es fühlt sich aber so gut an“, sprach Methos leise. „Ich muß mich auf die Straße konzentrieren.“ „Wir sind sowieso gleich da“, murmelte er und er setzte seine Zärtlichkeit fort. Geschickt lotste Lucia den Wagen in eine Parklücke und stellte den Motor ab. Methos schnallte sich los und öffnete die Tür. Er stolperte auf die Straße. Lucia schüttelte den Kopf und kam um den Wagen herum. „Wir werden morgen miteinander sprechen. Du bist heute nicht mehr in der Lage dich zu konzentrieren“, sprach sie. „Oh doch, ich kann mich sehr wohl noch konzentrieren. Doch ich konzentriere mich auf die Dinge, die wichtiger sind“, flüsterte Methos und er zog Lucia an seine Seite. Lucia wand sich aus seinen bestimmenden Griff und stützte den alten Mann. Sie schleppte ihn zur Haustür. Erst da bemerkte sie das Methos ihr den Schlüsselbund abgenommen hatte. „Methos, gib mir die Schlüssel“, bat sie stöhnend. Doch er grinste breit und hielt den Schlüssel hoch. „Meinst du diese Schlüssel?“ fragte er unschuldig. „Genau die meine ich.“ Sie griff danach, doch Methos streckte die Hand nach oben – so das sie nicht ran kam. Methos strapazierte deutlich ihre Nerven. Lucia war versucht zu fluchen, doch es gelang ihr, es nicht zu tun. Immerhin war es ihr ja strengstens verboten. „Methos, bitte sei so nett und gib mir die Schlüssel, ja?“ bat sie sanft, aber streng. „Hm ... nein“, meinte Methos kopfschüttelnd. „Methos, bitte! Gib mir die Schlüssel“, forderte Lucia nun schon heftiger. „Du kannst sie haben ... wenn ich dafür etwas bekomme“, sprach der alte Mann. „Und was wäre das?“ „Einen Kuss“, grinste Methos breit. Ungläubig blickte Lucia ihn an. Das konnte doch nicht wahr sein. Er wollte einen Kuss von ihr? Das konnte nicht sein Ernst sein. Als Lucia ihn anblickte, wußte sie, es war sehr wohl sein Ernst. Sie war ein Engel. Es war ihr nicht gestattet einen sterblichen Mann zu küssen und schon gar nicht ihren Schutzbefohlenen. Soviel hatte sie vom Engel-Dasein schon gelernt. „Laß diesen Blödsinn, Methos“, protestierte sie. Verneinend schüttelte Methos den Kopf. „Gib mir einen Kuss, meine schöne Unbekannte! Du bekommst den Schlüsselbund, wenn ich einen Kuss kriege.“ Lucia schüttelte den Kopf und griff erneut nach den Schlüsseln. Darauf schien Methos nur gewartet zu haben. Er packte sie an den Handgelenken und zog sie zu sich. „Methos ... nein, tue das nicht“, warnte Lucia ihn. Doch er schlug ihre Warnung in den Wind und hörte nicht auf ihren Protest. Mit einer Hand umfaßte er ihr Kinn, mit der anderen zog er sie noch enger in seine Arme. Und dann verschloß er ihre Lippen zu einen sanften Kuss. Lucia ließ sich von seinen lockenden Kuss hinreißen und öffnete wie betäubt ihre Lippen. Methos zog sie noch enger an sich und vertiefte seinen Kuss. Lucia spürte, wie der Schlüsselbund in ihre Hand glitt. „Jetzt darfst du aufschließen, mein Engel“, grinste Methos breit. Kurz strich sich Lucia eine Locke aus der Stirn und sammelte sich wieder. Er leistet sich das nur weil er betrunken ist und keine Ahnung hat wer ich bin, dachte Lucia als sie aufschloß. Kurzerhand verfrachte sie den alten Mann in den Lift. „Welcher Stock?“ fragte Lucia. „Bis hinauf in den Himmel“, sprach Methos lächelnd. „Methos, bitte reiß dich zusammen und sag mir, wo deine Wohnung liegt. Es ist mir ernst“, tadelte Lucia ihn stöhnend. „Ich meine es aber ernst. Bitte, bringe mich in den Himmel.“ „In welchem Stock liegt deine Wohnung?“ fragte Lucia streng nach. Methos seufzte leise. „Sie liegt im dritten“, teilte er ihr mit. Lucia drückte den Knopf und der Lift rumpelte los. Methos griff nach Lucia und zog sie an sich. „Methos, laß das“, zischte Lucia. „Laß deine Hände bei dir.“ Doch statt ihr eine Antwort zu geben, lächelte er sie nur verträumt an. Methos benahm sich wie ein Teenager, der seine Gefühle nicht mehr zügeln konnte. Seine Finger wanderten ihren nackten Rücken hinunter und blieben auf ihrem Po liegen. Leicht schlug Lucia ihm auf die Finger. „Jetzt reicht es aber! Ich bitte dich, Methos, benimm dich!“ „Aber das tue ich doch“, gab Methos schmeichelnd zurück als der Lift stehenblieb und die Türen sich öffneten. Wieder stützte Lucia ihn – was Methos sehr gefiel. So konnte er weiter ungerührt ihren wundervollen Körper berühren. Lucia brachte Methos in seine Wohnung verschaffte sich dort einen kurzen Überblick. „Ich bringe dich jetzt ins Bett“, sprach sie. „Hm, eine gute Idee“, stimmte Methos ihr zu. Lucia verdrehte genervt die Augen. Mußten Männer eigentlich immer an das eine denken? Lucia beförderte Methos zum Bett. Zufrieden ließ er sich darauf sinken und ließ sich rückwärts fallen. Dabei zog er Lucia mit sich, so das sie auf ihn lag. Doch sie befreite sich hastig aus seinen Griff und setzte sich auf. Lucia bückte sich und zog Methos die Schuhe aus. Diese Gelegenheit nutzte Methos um ihr spielerisch über den Po zu streichen. „Methos“, sprach Lucia scharf. „Jetzt laß das doch endlich!“ „Du fühlst dich so gut an; so weich und so ... hm ... ich weiß nicht was ich sagen soll. Du bist einfach traumhaft“, seufzte er. Lucia stellte seine Schuhe nahe an das Bett und half ihm den Mantel auszuziehen. „Mein Schwert ...“, protestierte Methos schwach. „Deinen Schwert passiert schon nichts. Ich lege es hier hin, okay?“ sprach Lucia und sie lehnte die Waffe gegen einen Sessel. Langsam nickte Methos. Vorsorglich hängte sie seinen Mantel an der Garderobe auf. Dann kam sie zu Methos zurück, der sie sofort mit seinen Blicken verschlang. „Heb deine Arme, Methos“, befahl sie ungerührt. Sofort gehorchte der Unsterbliche und ließ sich von ihr bereitwillig den Pullover über den Kopf ziehen. Einen Moment zögerte Lucia und überlegte. Sollte sie ihm die Hose auch noch ausziehen? In der nächsten Sekunde entschied sie sich dagegen. Methos benahm sich wie ein hormongesteuerter Teenager. Man wußte nie auf was für Ideen er in diesen Zustand kam. Für dieses abgedrehte Verhalten ist er nun wirklich zu alt, dachte Lucia kopfschüttelnd. Sie schlug die Bettdecke zurück. „Leg dich hin“, befahl sie Methos ruhig, aber bestimmend. Methos krabbelte bereitwillig zum Kissen und folgte ihrem Befehl. Als Lucia ihn zudecken wollte, griff Methos nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich ins Bett. „Methos, laß mich los“, forderte Lucia. „Nein, ich kann nicht. Ich will, daß du bei mir bleibst. Die Nacht ist noch jung“, sprach er mit einen leichten Grinsen. Lucia wehrte ihn heftig ab. Sie durfte das nicht tun; auch wenn Methos ein sehr anziehender Mann war wie sie fand. Doch er benahm sich im Moment absolut unmöglich. Sein Verhalten war nicht zu akzeptieren. Konnte ein Mann beim Anblick einer schönen Frau wirklich so reagieren wie Methos es gerade tat? Zärtlich streichelte Methos ihre Rundung und schob das Kleid etwas höher. Er entblößte ihre Beine und seine Hände streichelten bis zu den Schenkeln hoch. Verzweifelt versuchte Lucia Methos zur Vernunft zu bringen. Er ging viel zu weit. „Methos, bitte“, bat sie inständig. „Leg dich zurück und schlaf endlich. Wir reden morgen.“ „Ich will aber nicht reden. Ich will etwas anderes mit dir machen“, flüsterte er und hauchte ihr einen sanften Kuss auf den entblößten Rücken. Methos war wirklich eine Nervensäge. Wie sollte sie diesen Mann bloß helfen, wenn er sie ständig befummelte und seine Finger nicht von ihr lassen konnte? Sie hätte niemals erwartet das er so auf sie reagieren würde. Vielleicht liegt es auch nur an dem Alkohol, dachte Lucia. Nach Andys Beschreibung sollte sie es mit einem zerbrochenen Mann zu tun haben. Doch so schien er nicht auf sie. „Methos, bitte“, flehte sie noch einmal. Doch ihr Protest wurde immer schwächer. Methos drehte sie zu sich. Und ehe sie regieren konnte war er über ihr und drückte sie in die Kissen. Verführerisch berührten sich ihre beider Körper. Sein tiefer Blick traf sie direkt in ihrer Seele. Methos beugte sich zu ihr und küßte sie. Sein Kuss machte all ihre Widersprüche und Gedanken zunichte. In diesen Moment zählten nur noch seine zärtlichen Verführungsversuche. Lucia vergaß wer sie war und wo sie war. Für diesen Augenblick vergaß sie den Grund für ihre Anwesenheit. Sie vergaß, daß sie schon tot war. Lucia fühlte sich frei und lebendig. Selbst zu ihren Lebzeiten hatte sie sich nie so frei gefühlt. Noch nie war sie auf diese Art und Weise von einen Mann geküßt worden, wie Methos es gerade tat. Kurz löste er seine Lippen von ihren. Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln. Dann verschloß er ihre Lippen erneut mit seinen. Methos küßte sie wie ein Mann, der sich danach sehnte eine Frau tief und innig zu lieben. Doch dann – ohne jegliche Vorwarnung – unterbrach er seinen Kuss. Verwirrt blickte Lucia ihn an. „Methos?“ Er reagierte nicht auf ihre Anrede. Lucia blickte in sein Gesicht. Mit einen seligen Lächeln lag er da und hörte sie nicht mehr. Er war eingeschlafen. Methos war einfach in das Land der Träume gesegelt während er eine Frau in seinen Bett hatte. Verächtlich seufzte Lucia. Das konnte nicht wahr sein. Was bildete dieser Mann sich eigentlich ein? Dieses Verhalten war ja wirklich das Letzte. Zuerst konnte er seine Finger nicht von ihr lassen und befummelte sie bei sich jeder bietenden Gelegenheit. Und dann, als er sie zu sich ins Bett zog und sie küßte, schlief er einfach ein. Er schlief ein während er eine Frau in den Armen hielt. Noch nie war es Lucia passiert das ein Mann bei seinen Verführungsversuchen einfach einschlief. Wie konnte er das nur tun? „Das ist wirklich das Allerletzte, Methos“, sprach sie kopfschüttelnd. Lucia stand auf, warf die Decke über ihn und ließ ihn allein.
~ 2. ~ Durch leise Geräusche in seiner Wohnung wachte Methos am nächsten Morgen auf. Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Verschlafen blickte Methos neben sich auf den digitalen Wecker. Es war kurz nach elf Uhr. Sofort fiel Methos ein was am Abend zuvor passiert war. Mein Gott, dachte er; schockiert über sein eigenes Verhalten. „Ich habe mich wie ein Teenager bekommen“, flüsterte er. Ob die schöne Frau noch da ist? überlegte er. Es gab nur einen Weg das heraus zu finden. Methos zog sich an und tigerte in die Küche. Sie war noch da. In all ihrer Schönheit saß sie auf einen der hohen Stühle vor Methos‘ Tresen. „Guten Morgen, Methos“, grüßte sie fröhlich während sie aufstand und seinen Kühlschrank öffnete. Sie räumte ihn aus. Anscheinend hatte sie einen Bärenhunger. „Morgen“, sprach er verwirrt. Erwartungsvoll blickte Lucia ihn an. Es war offensichtlich, daß sie eine Entschuldigung von ihm erwartete. „Ich muß ... mich wohl für mein gestriges Benehmen entschuldigen. Tut mir leid, ich habe mich unmöglich aufgeführt“, sprach er. „Schon vergessen“, lächelte Lucia. „Setz dich. Wir müssen dringend miteinander sprechen“, forderte sie ihn auf. „Das hast du gestern schon erwähnt. Worüber willst du mit mir reden? Ich weiß noch, daß du davon geredet hast mir helfen zu müssen, aber ...“ „Genau deswegen bin ich doch hier, Methos“, unterbrach Lucia ihn mit einem warmen Lächeln. Leicht zuckte Methos mit den Schultern und er schlurfte zum Kühlschrank, wo er sich ein Bier heraus holte. In diesen Moment riß Lucia es ihm aus der Hand. „Was soll das?“ zischte Methos wütend. „Du wirst keinen Alkohol mehr trinken. Jedenfalls, nicht in dem Ausmaß wie du es momentan tust.“ „Wer zum Teufel bist du, daß du denkst, mir Vorschriften machen zu können?“ schnauzte er sie unfreundlich an. Entgeistert sah er dabei zu wie sie das Bier den Abfluß hinab schüttete. „Ich bin Lucia, dein Engel“, sprach sie. „Natürlich“, erwiderte Methos gereizt. „Hier, trink das“, meinte Lucia und sie bot ihm einen Kaffee an. „Ich trinke morgens immer ein Bier.“ „Damit ist es jetzt vorbei, Methos. Ich bin hier um dein Leben zu ändern. Ich bin hier um es zu bessern. Und ich werde meinen Auftrag durchführen. Allerdings mußt du mir entgegen kommen und mir dabei helfen.“ Unsicher lächelte sie ihn an. Methos verdrehte leicht die Augen. „Ich mag mein Leben so wie es ist“, warf Methos ein. „Aber es bringt dich auf den direkten Weg in die Hölle“, protestierte Lucia. „Ich brauche keine Hilfe; nicht einmal von einer so schönen Frau wie du es bist, Lucia. Du kannst also wieder gehen. Ich danke dir für deinen Besuch, aber ... dein Samariterkram hilft bei dir nicht. Ich brauche diesen Samariterquatsch nicht, okay?“ „Ver ... flixt“, murmelte Lucia. Sie konnte den ihr auf der Zunge liegenden Fluch gerade noch unterdrücken. Es war ihr ja untersagt zu fluchen. Aber dieser Mann brachte sie auch zur Verzweiflung. „Ich kann nicht gehen. Ich muß dir helfen“, sprach sie heftig. „Wer bist du das du das denkst?“ fragte Methos herausfordernd. Lucia zögerte und blickte ihn ernst an. „Ich bin ein Engel. Ich wurde zurück auf die Erde geschickt um deine Seele zu retten, Methos“, gestand sie schließlich. Lucia wußte nicht wie er darauf reagieren würde. Einen Moment starrte Methos sie stumm an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Was ist daran so komisch?“ fragte Lucia unverständlich. „Du bist ein Engel? Ein echter Engel vom Himmel?“ fragte Methos kichernd. „Methos!“ fuhr Lucia ihn wütend an. „Entschuldige, aber ich finde das äußerst komisch“, sprach er amüsiert. „Jetzt hör mir mal zu“, sprach Lucia ernst. „Ich bin von einen Wagen angefahren worden und gestorben. Wenn du mir nicht glaubst, dann ruf im Krankenhaus an und frage nach. Die werden dir meine Geschichte bestätigen. Ich lebe nicht mehr. Ich bin tot, Methos. Deine Seele ist in Gefahr, verstehst du das nicht? Ich bin hier um dir zu helfen dein Leben zu ändern.“ „Danke, kein Bedarf“, blockte Methos ab. Der alte Mann stand auf und schlurfte Richtung Schlafzimmer. „Was hast du gedacht als du mich gestern gesehen hast?“ fragte Lucia hinter ihm. Methos schüttelte leicht den Kopf und blieb stehen. „Ich dachte, du bist eine schöne Frau – mehr nicht.“ „Du lügst“, stellte Lucia sachlich fest. „Du hast mich für einen Engel gehalten, Methos. Das kannst du ruhig zugeben.“ Ein Grinsen huschte über Methos‘ Gesicht. „Na schön“, seufzte er. „Ich habe dich für einen Engel gehalten. Auf den ersten Blick sahst du auch wie ein Engel aus. Doch ich bitte dich, Lucia! So etwas wie Engel gibt es nicht.“ „Dann dürfest du auch keine fünftausend Jahre leben. Wenn es keine Engel gibt, existieren auch keine Unsterblichen“, sprach Lucia. Methos ließ sie allein. Er war nicht bereit zuzugeben, daß das sogar Sinn ergab. Nachdenklich ging Methos unter die Dusche. Lucia war eine schöne Frau, daß gab er gerne zu. Sie war sinnlich und erotisch und sie vereinte in sich die geheimsten Träume eines Mannes. Und sie hat sich sehr gut angefühlt, überlegte Methos unter dem Wasserstrahl. „Oh mein Gott“, sprach er leise als ihm einfiel das er eingeschlafen war. „Als ich sie in den Armen gehalten habe“, flüsterte er. Das war wirklich peinlich. Welcher Mann schlief schon ein, wenn er eine solche Frau neben sich hatte? Sowas kann auch nur mir passieren, dachte Methos. Wie zum Henker konnte er nur einschlafen, wenn er eine so schöne Frau in den Armen hielt? Sie zählte eindeutig zu den schönsten, weiblichen Geschöpfen, die er jemals gesehen hatte – auch wenn sie etwas verrückt war weil sie sich für einen Engel hielt. Sie hat sich so gut angefühlt, dachte Methos. Und als er an ihre Küsse dachte, erwachte eine tiefe Sehnsucht in ihm. Am liebsten würde er ... „Ah!“ Entsetzt sprang Methos aus der Dusche als das Wasser eiskalt wurde. Wie war das den möglich? Kopfschüttelnd trocknete Methos sich ab, zog sich an und ging wieder in die Küche, wo Lucia geduldig war ihn wartete. Lucia saß auf einen der hohen Stühle und trank seelenruhig einen Kaffee. „Ich werde den Hausmeister anrufen müssen“, sprach Methos. „Warum?“ „Irgend etwas stimmt mit den Wasser nicht. Es wurde eiskalt als ich darunter stand.“ Über Lucias Gesicht huschte ein Grinsen. Methos sah das und blickte sie ruhig an. „Ganz sicher aber auch noch“, spottete er. „Wie willst du das gemacht haben?“ „Hast du etwa unanständige Gedanken gehabt, Methos?“ fragte Lucia mit einen zuckersüßen Lächeln. Methos wandte sich von ihr ab. Doch es ließ ihm keine Ruhe mehr. Er drehte sich zu ihr um. „Nehmen wir an, du hast das wirklich getan. Dann frage ich dich: Wie?“ „Engel machen so etwas mit ihren Gedanken“, teilte Lucia ihm mit. „Es sind die positiven, warmen Gedanken, die so etwas fertig bringen“, sprach sie. „Na klar! Ich gehe jetzt zu Joe. Kommst du mit?“ „Nein, ich laß dich besser allein“, sprach Lucia lächelnd. „Dann kannst du noch einmal über alles nachdenken. Soll ich dir beweisen das ich ein echter Engel bin?“ „Ja“, schoß es sofort aus Methos. „Okay, schlag etwas vor. Was soll ich tun?“ Einen kurzen Moment überlegte Methos, dann hatte er die richtige Aufgabe für sie gefunden. „Laß es regnen“, sprach er. „Regnen?“ „Ja, etwas schweres; schier unmögliches. Ich weiß, daß es heute nicht regnet. Der Wetterbericht sagt Sonnenschein voraus. Du sagst, Engel können solche Dinge mit ihren Gedanken herauf beschwören. Dann laß es regnen, Lucia.“ „Okay, ich werde es regnen lassen“, versprach sie ihm ruhig. Methos grinste leicht. Das würde sie entlarven und ihr beweisen, daß sie kein Engel war. Er nahm seinen Mantel und verließ die Wohnung. Leicht wanderte die Sonne über die Straßen. Es war angenehm warm. Methos blickte im Treppenhaus aus dem Fenster. Die Sonne schien, so wie er es Lucia gesagt hatte. Ach, das wird ein Spaß werden. Niemals wird sie es regnen lassen können, dachte er vergnügt. Doch die Frau tat ihm auch leid. Sie war felsenfest davon überzeugt ein Engel zu sein. Methos wußte, dieser Glaube konnte sehr gefährlich werden. Vielleicht sollte ich ihr helfen, überlegte er. Immerhin hatte er Papiere, die ihn als Psychiater auszeichneten. Er sollte sich darum kümmern. Er war in der Lage, ihr zu helfen und sie von ihrem Glauben zu befreien. Die einzige Frage, die er sich stellte, war: Woher wußte sie von seiner wahren Identität? Das konnte Methos sich nicht erklären. Ich werde es schon noch herausfinden, dachte er. Methos würde einige Tage warten. Wenn sie dann noch immer glaubte sein Engel zu sein, würde er etwas unternehmen. Dieser Frau mußte geholfen werden. Sie glaubte wirklich daran ein echter Engel zu sein und ihm helfen zu müssen. Methos trat aus dem Haus. Plötzlich hatte er eine böse Vorahnung. Er blickte nach oben. In der nächsten Sekunde prasselte ein Schub Regen auf die Straße und Methos wurde klatschnaß. Wütend stampfte Methos nach oben. Lucia saß auf seiner Couch und las seelenruhig in einem Buch, daß sie aus seinem Regal entwendet hatte. „Okay, das war wirklich komisch! Ha, ha! Ich hab wirklich gelacht“, zischte er und baute sich vor ihr auf. In aller Ruhe hob Lucia den Blick. „Was ist den passiert, Methos? Hast du im Regen gestanden?“ fragte sie unschuldig und sie wandte sich wieder dem Buch zu. Zornig riß Methos ihr das Buch aus der Hand. „Wie hast du das gemacht? Wo ist der Eimer, mit dem du das Wasser aus dem Fenster geschüttet hast?“ fragte er fordernd. „Wie kann man nur so mißtrauisch sein?“ tadelte Lucia ihn. „Aber zu deiner Information: Ich habe nichts aus dem Fenster geschüttet. Das war mein Beweis.“ „Was?“ „Du hast gesagt, ich soll es regnen lassen. Das habe ich getan“, sprach Lucia ruhig. „Quatsch! Das kann jeder behaupten. Man braucht nur einen Eimer Wasser aus dem Fenster schütten.“ „Wenn du mir nicht glaubst, geh zu den Fenstern und schaue selbst nach. Wenn es nur ein Eimer Wasser war, müßtest du dort Spuren vorfinden – auch Wischspuren. Immerhin hätte ich die Wasserflecken ja wegwischen können, damit du nichts merkst“, sprach sie spöttisch. Methos folgte ihrer Aufforderung und ging zu seinen Fenstern. Er kontrollierte sie. Die Fenster waren geschlossen und es gab keine Spuren von Wasser oder verwischte Spuren. Verwundert blickte er Lucia an. Es gab keine Spuren, die auf einen Eimer Wasser hindeutete, den sie aus dem Fenster geschüttet hatte. Sie schien das alles sehr amüsant zu finden. Sie kicherte leise, weil er klatschnaß durch seine Wohnung lief. „Ich sagte doch, ich bin ein Engel“, sprach Lucia ruhig. „Ich weiß alles über dich, Methos. Ich kenne dein gesamtes Leben.“ Langsam zweifelte Methos an sich selbst. „Bist du wirklich ein Engel?“ fragte er nach. Lucia nickte bejahend. „Ja, ich habe es regnen lassen. Dein Duschwasser wurde kalt als du unanständige Gedanken über mich hattest. Und ich wußte von Anfang an wer du bist. Ist das nicht Beweis genug?“ Methos zögerte. Das verwirrende Puzzle, mit dem sie ihn konfrontiert hatte, fügte sich langsam zusammen. Methos blickte an sich hinunter. „Ich ziehe mich um“, sprach er. Lucia blickte ihm in die Augen und nickte. Ein amüsiertes Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Ja, das solltest du wirklich tun. Du bringst eine Flut in deine Wohnung.“ „Das ist deine Schuld“, zischte Methos. „Oh, ich hätte dir raten sollen einen Regenschirm mitzunehmen. Aber du hättest sowieso nicht auf mich gehört“, sprach Lucia unschuldig. „Allerdings“, brummte Methos und er ging ins Schlafzimmer um sich umzuziehen. Er hatte einen Beweis für ihr Engel-Dasein gewollt und diesen hatte sie ihm geliefert. Sie hatte es ihm bewiesen. Es schien also wirklich zu stimmen. Methos schüttelte leicht den Kopf. Sie war ein echter Engel. Er mußte es glauben – ob er wollte oder nicht. Nachdem er sich abgetrocknet und umgezogen hatte, erschien er wieder im Wohnzimmer. „Nun, zu welchem Ergebnis bist du gekommen, Methos?“ fragte Lucia ohne aufzusehen. Methos nahm auf einen alten Sessel Platz und blickte sie ernst an. „Okay, du scheinst wirklich ein Engel zu sein. Warum bist du hier?“ Lucia blickte ihn mit einen warmen Lächeln an. „Ich wurde zu dir geschickt um deine Seele zu retten.“ „Das kann niemand“, sprach Methos. „Ich weiß, du leidest unter deinen einst bösen Taten. Doch jeder hat das recht auf Vergebung“, sprach sie energisch. „Komm mir nicht mit diesen Blödsinn“, forderte Methos. „Warum nicht? Weil du die Wahrheit nicht hören willst? Weil du nicht wahrhaben willst das du meine Hilfe brauchst? Du bist nur so zynisch geworden um deine Schuld zu verdrängen.“ „Das stimmt nicht!“ „Methos, hör auf, alles abzustreiten was ich dir sage. Du weißt, daß ich recht habe“, wies Lucia ihn zurecht. Der alte Mann brummte etwas unverständliches vor sich hin. „Warum schickt man ausgerechnet mir einen Engel? Kannst du nicht jemand anderen die Seele retten?“ fragte er spöttisch. „Ich muß mir meinen Heiligenschein verdienen. Außerdem habe ich es mir nicht ausgesucht. Du wurdest mir ... zugeteilt“, sprach sie zögernd. „Wunderbar! Jetzt werde ich im Himmel schon herum gereicht“, stöhnte Methos. „Man hat lange nach jemanden gesucht, der dir gewachsen ist, Methos. Also hör auf so abfällig vom Himmel zu sprechen“, fuhr Lucia ihn scharf an. Methos grinste breit. Ihre heftige Reaktion auf seinen Spott gefiel ihm. „Der süße Engel kann sogar böse werden.“ „Sehr komisch“, kommentierte Lucia. „Du denkst also mir gewachsen zu sein?“ grinste Methos. „Ich hoffe es“, seufzte Methos. „Ich habe schnell fest gestellt das du eine zynische Nervensäge bist.“ „Gut, dann kennst du mich wenigstens schon. Wie willst du meine Seele vor dem Abgrund retten?“ fragte Methos neugierig nach. „Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung“, gestand Lucia zögernd. Methos stöhnte hörbar. „Habe ich nicht ein Glück? Da will der Himmel meine Seele retten und man schickt mir einen ahnungslosen Engel.“ „Ich bin erst vor kurzem gestorben, Methos. Ich habe keine Ahnung was ein Engel so macht; jedenfalls weiß ich es teilweise nicht. Doch Andy sagte mir, daß ich mir keine Sorgen machen muß. Ich werde es wissen wenn ich dich getroffen habe“, erklärte Lucia. Methos beugte sich neugierig vor. „Und?“ fragte er erwartungsvoll. „Ich denke, es ist das Beste dich umzubringen.“ Ein sympathisches Lachen entrang sich aus Methos‘ Kehle. Einen Moment sahen sie sich lange in die Augen. „Okay, du hast es geschafft mich zum Lachen zu bringen, Komm, gehen wir zu Joe. Ich lade dich ein“, sprach Methos. „Kein Alkohol, Methos“, befahl Lucia streng. „Ich brauche ein, zwei Flaschen Bier“, protestierte er lautstark. „Nein, kein Alkohol! Das ist nicht gut für dich. Du kannst deinen Kummer nicht im Alkohol ertränken.“ „Das ist mein Leben.“ „Aber ich bin da um deine Seele zu retten. Und da mußt du dich an ein paar Regeln halten, okay?“ erwiderte Lucia sanft. „Wenn du es nicht für dich tun willst, dann tue es meinetwegen“, bat Lucia und sie blickte ihm offen in die Augen. Widerwillig nickte Methos. „Erste Regel: Kein Alkohol“, sprach sie. „Zweite Regel?“ fragte Methos etwas gelangweilt. „Du wirst dich bemühen nicht mehr so zynisch zu sein. Statt dessen könntest du ein wenig freundlicher zu deinen Mitmenschen sein. Du könntest auf sie zugehen“, schlug Lucia vor. Sie bemerkte seine finstere Miene. Methos war von ihren Vorschlägen nicht sonderlich begeistert. „Ich habe so etwas geahnt“, murmelte er. „Da schickt mir der Himmel einen Engel und ich kann meinen wunderbaren, alten Leben ade sagen“, stöhnte er. „Methos, bitte, versuche es doch wenigstens. Es ist sehr wichtig für mich“, bat Lucia. Methos erhob sich und enthielt sich einen Kommentar. „Gehen wir zu Joe“, lächelte Lucia um ihn aufzumuntern. Leicht schüttelte Methos den Kopf. Die nächste Zeit mit ihr dürfte sicher heiter und interessant werden.
~ 3. ~ Duncan und Joe waren überrascht als Methos mit der schönen Fremden vom Vortag auftauchte. Augenblicklich fragten sich die Beiden was zwischen dem Unsterblichen und der Frau wohl gelaufen war. „Joe, ein Bier“, sprach Methos aus alter Gewohnheit. „Nein“, mischte sich Lucia scharf ein. „Er nimmt ein Glas Mineralwasser.“ „Wie bitte?“ Fassungslos blickte Joe und Duncan sie an. Seit wann entschied diese Frau über Methos‘ Kopf hinweg? „Methos trinkt keinen Alkohol mehr. Nicht wahr?“ Scharf blickte sie den alten Mann an. Er seufzte leise. „Dann gib mir eine Cola, Joe. Doch verschone mich mit diesen schrecklichen Wasser.“ Methos zog seinen Mantel aus und legte ihn auf die Theke. „Was ist passiert?“ fragte Duncan neugierig. „Ich werdet es nicht glauben, wenn ich euch das erzähle“, sprach Methos prophezeiend. Methos nahm einen Schluck der Cola, die Joe ihm reichte. Angewidert verzog er das Gesicht. „Du wirst dich daran gewöhnen müssen“, meinte Lucia neben ihm, die an einen Eistee nippte. Sie ließ sich auf einen Barhocker nieder. „Nun, was ist gestern passiert?“ fragte Duncan nach. „Sie ist ein Engel“, sprach Methos schlicht und er deutete mit dem Kopf auf Lucia. „Wie bitte?“ Entgeistert blickten Duncan und Joe den alten Mann an. Sie konnte nicht glauben was er da sprach. War er jetzt vollkommen verrückt geworden? „Seht mich nicht so an als wäre ich total bescheuert. Sie ist ein echter Engel. Lucia wurde auf die Erde zurück gesandt um meine Seele zu retten“, teilte Methos seinen Freunden mit. „Stimmt das?“ fragte Joe neugierig nach. Der Beobachter und sein Schützling blickten von einen zum anderen. „Es stimmt“, bestätigte Lucia ruhig. „Methos hat einen Beweis dafür bekommen.“ Sie kicherte leise vor sich hin. „Hör gefälligst zum Lachen auf“, schnauzte Methos sie an. „Was habe ich dir gesagt, Methos? Sei freundlicher zu deinen Mitmenschen“, erwiderte Lucia ruhig. In einer fremden Sprache brummte Methos vor sich hin. „Was für einen Beweis hat er bekommen?“ hakte Duncan nach. Er war an die Theke gekommen. „Ich habe es regnen lassen.“ „Als ich das Haus verlassen habe“, ergänzte Methos. Duncan lachte laut bei der Vorstellung auf wie Methos klatschnaß vor dem Haus stand und sich ärgerte. „Du Dusche dürfte ihm gut getan haben. Du bist ein richtiger Engel?“ fragte Duncan an Lucia gewandt. „Ja, ich bin erst vor kurzem gestorben. Und ich muß mir meinen Heiligenschein verdienen.“ Joe wirkte nachdenklich. Er dachte über die Worte von Lucia nach. Da entdeckte sie das Klavier, das in einer Ecke stand. „Darf ich spielen?“ fragte sie Joe. „Natürlich. Spiel solange du willst“, sprach Joe lächelnd. Sie setzte sich auf den Hocker vor dem Klavier und begann zu spielen. „Was denkst du, Mac?“ fragte Joe seinen Schützling. „Du meinst über diese Engel-Geschichte?“ Joe nickte. „Sie wirkt sehr glaubwürdig. Ich meine, wir Unsterbliche existieren auch. Warum soll es dann keine Engel geben? Ich finde das gar nicht sehr weit her geholt das sie au die Erde zurück geschickt wurde. Mich stört nur eines daran.“ „Und was? Ich wußte, die Sache hat einen Haken“, mischte sich Methos zufrieden ein. Duncan grinste breit. „Ich frage mich warum sie zu dir geschickt wurde? Du bist unausstehlich, Methos. Einen Zyniker wie dir kann man nicht helfen.“ Joe lachte laut auf. Methos verzog finster die Miene. „Sehr komisch, Highlander! Ich finde das nicht witzig. Ich meine ... ein Engel ... der mir helfen soll? Es ...“ Hilflos zuckte Methos mit den Schultern. „Ich glaube ihr“, mischte sich Joe ein. „Wirklich? Warum?“ fragte Methos sofort neugierig nach. Joe schüttelte leicht den Kopf und lächelte. „Sieh sie dir doch einmal genauer an, Methos. Blick in ihr Inneres.“ Die drei Männer sahen zu der Frau, die an Joes Klavier saß und eine langsame, schöne Melodie spielte. „Sie ist eine wunderschöne Frau, richtig“, sprach Joe. „Doch sie hat etwas sehr verletzliches – etwas verlorenes – an sich. Sie weiß nicht wo sie hingehört, Methos. Das sieht man in ihren Augen. Sie ist nicht nur hier um dir zu helfen, Methos, sondern auch um sich selbst zu helfen. Du kannst ihr helfen.“ „Wie soll ich einem Engel helfen?“ fragte Methos zweifelnd. „Indem du dafür sorgst, daß sie ihren Auftrag so schnell wie möglich erledigt, damit sie zurück kann“, erklärte Joe dem alten Mann. „Was glaubst du den wie sie sich im Moment fühlt? Sie ist gestorben und wurde auf die Erde zurück geschickt. Ihr Leben ist vorbei, Methos, und doch ist sie noch am leben. Sie muß sich sehr verloren vorkommen. Dein Engel ist ein verlorenes Geschöpf, Methos.“ Methos blickte zu Lucia und wurde auf einmal ganz nachdenklich. Er mußte über die Worte Joes nachdenken. Im Grunde hatte der Beobachter recht. „Doch wie kann ich ihr wirklich glauben?“ fragte er. „Du wirst es tun müssen. Glaube ihr, Methos. Sie hat so etwas ...“ „... Himmlisches an sich?“ neckte Duncan seinen Beobachter. Verneinend schüttelte Joe den Kopf. „Nein, ich wollte sagen das sie so etwas reines an sich hat. Lucia ist genauso wie man sich einen Engel vorstellt.“ Methos stützte sich auf einen Ellbogen und blickte zu Lucia, die nachdenklich am Flügel spielte. Joe ging zu ihr und fragte sie, ob sie gemeinsam ein Stück spielen konnten. Mit einen warmen Lächeln rückte Lucia zur Seite um Joe Platz zu machen. Dann stimmten sie gemeinsam ein kleines Lied am Klavier an. „Was denkst du über diese Sache, Mac?“ fragte Methos den jüngeren Unsterblichen. „Nun, wenn du noch immer Zweifel an ihrer Geschichte hast ... es gibt einen Weg um sie zu überprüfen. Wir können heraus finden ob sie dir die Wahrheit erzählt hat.“ „Und wie?“ „Ruf im Krankenhaus an und erkundige dich nach ihr.“ „Du hast recht. Aber dafür müßte ich wissen in welches Krankenhaus sie eingeliefert wurde. Ich will sie nicht fragen.“ „Stimmt, ist keine gute Idee. Nun ...“ Duncan ging hinter die Theke und legte ein dickes Telefonbuch auf den Tresen. „Ich sage dir die Nummer und du wählst“, meinte er zu Methos. Dieser nickte und schnappte sich das Telefon. Während Lucia und Joe sich auf einen Tisch nieder gelassen hatte und sich über verschiedene Künstler unterhielten, kämmten Methos und Duncan systematisch die Krankenhäuser durch. „Ja, ihr Name ist Lucia“, sprach Methos gerade in den Telefonhörer. „Sie kam bei einen Autounfall ums Leben. Sie wurde von dem Wagen erfaßt.“ „Kennen Sie die Dame?“ fragte die Krankenschwester am anderen Ende der Leitung. „Sie ist eine Bekannte meiner Familie“, behauptete Methos einfach. „Würden Sie bitte einen Moment warten? Ich schaue einmal nach ob ich etwas finde“, sprach die Schwester freundlich. „Danke.“ Methos blickte Duncan an. „Wie viele Krankenhäuser haben wir noch vor uns?“ fragte der alte Mann schwer seufzend. „Drei“, antwortete Duncan. Methos fuhr sich kurz durch sein Haar. Das war anstrengender als er gedacht hatte. Er hatte ja keine Ahnung gehabt das es so viele Krankenhäuser in Paris gab. „Sind Sie noch da, Mr. ...“, fragte die Schwester in diesen Moment. „Adam Pierson, mein Name“, sprach Methos schnell in den Hörer als die Krankenschwester sich am anderen Ende der Leitung meldete. „Ich weiß nicht, ob Sie dieses Mädchen suchen, aber wir haben hier wen da“, sprach sie zögernd. „Ich höre?“ fragte Methos erwartungsvoll. „Ihr Name ist Lucia Jolak“, erzählte die Krankenschwester. „Sie wurde von einen Auto angefahren ...“ „Genau die meine ich.“ „Nun ... Lucia Jolak ist nicht tot, Mr. Pierson.“ „Was?“ fragte Methos fassungslos. „Ms. Jolak liegt seit einigen Wochen im Koma.“ Methos war wie erstarrt. Instinktiv blickte er zu Lucia und beobachtete sie. Wie war das den möglich? „Bekommt sie Besuch?“ erkundigte er sich. „Nein, bis jetzt war noch niemand bei ihr.“ „Danke für die Auskunft“, sprach Methos und er legte wie betäubt auf. Duncan merkte sofort das etwas nicht stimmte. Doch da Methos nichts sagte, wollte er ihm die nächste Nummer ansagen. Da winkte Methos mit der Hand ab. „Das ist nicht nötig. Ich denke, ich habe sie gefunden.“ „Sie war also in der Greenhall Klinik?“ Methos nickte bloß. „Du hast nicht gefragt was mit ... ich meine, wo ihr Grab liegt“, sprach Duncan zögernd. „Das hätte in ihren Fall nichts gebracht“, meinte Methos und er blickte erneut zu Lucia. Sie lachte gerade über einen Scherz, den Joe gemacht hatte. Sie hatte keine Ahnung was wirklich mit ihr los war. „Mein Gott, wie ist das nur möglich?“ flüsterte er. „Das habe ich noch nie erlebt.“ „Was meinst du? Methos, was hat die Krankenschwester gesagt?“ fragte Duncan, der nun sah, wie verwirrt Methos war. „Duncan, Lucia ist nicht tot“, sprach Methos irritiert. Erstaunt blickte der Schotte seinen Freund an. „Wie meinst du das? Ich meine, sie muß tot sein. Wie sollte das sonst möglich sein?“ „Das frage ich mich auch“, seufzte Methos. „Was genau hat die Schwester den gesagt? Du bist total aus dem Gleichgewicht gekommen“, stellte Mac fest. Methos atmete tief ein und blickte Duncan ernst in die Augen. „Duncan, sie liegt im Koma – und das schon seit Wochen.“ Der Schotte erstarrte förmlich bei diesen Worten. „Sie liegt im Koma? Wie ist das möglich?“ „Ich weiß es nicht“, sprach Methos kopfschüttelnd. „Ich muß mir ihr reden. Ich muß ihr das sagen. Lucia glaubt, sie wäre tot. Irgendwie muß ich ihr die Wahrheit begreiflich machen.“ „Dann ist sie ein Geist?“ fragte Duncan ohne großartig nachzudenken. „Nein, Lucia ist kein Geist. Sie ist aus Fleisch und Blut.“ Methos seufzte und ging auf den Tisch zu. „Joe, kannst du uns bitte allein lassen?“ bat Methos mit einem ernsten Blick. „Natürlich. Ich muß sagen ... für einen Engel ist Lucia wirklich unterhaltsam. Vor allem, wenn man bedenkt, das sie dein Engel ist. Da muß sie ja Nerven aus Stahl haben.“ Methos verzog keine Miene über diesen bissigen Kommentar. Er wartete bis Joe an der Theke angekommen war, dann erst setzte er sich zu Lucia. Methos nahm neben ihr Platz. „Was ist los, Methos? Was bedrückt dich?“ fragte sie in ihrer warmen Art. „Lucia, ich ... habe im Krankenhaus angerufen. Ich wollte erfahren ob deine Geschichte wirklich stimmt“, begann Methos zögernd. „Das mußt du mir nicht sagen. Ich bin tot“, sprach sie schlicht. Methos blickte sie lange an und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Auf einmal spürte Lucia, daß etwas nicht stimmte. Er war so ernst. „Was ist los, Methos?“ „Ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll.“ „Sag es mir einfach“, forderte sie ihn auf. „Lucia, du bist nicht tot. Du liegst seit Wochen im Koma“, gestand er. Entsetzen mache sich auf Lucias Gesicht breit. Lucia konnte nicht glauben was er ihr da sagte. In der Bar war kein Ton zu hören. Duncan hatte Joe in kurzen Worten alles erklärt. Auch die Beiden schwiegen. „Das kann nicht sein“, flüsterte Lucia und sie blickte Methos aus großen Augen an. „Es tut mir leid“, meinte Methos aufrichtig. In seinen Augen las Lucia, daß er es wirklich so meinte. „Bist du dir sicher?“ hakte Lucia nach. „Bist du Lucia Jolak?“ Sie nickte langsam. „Ja, das ist mein Familienname.“ „Dann ist es traurige Gewißheit.“ „Aber ... ich kann das nicht glauben. Ich war im Himmel, Methos. Ich war an diesen schönen Ort, der so friedlich und vollkommen ist. Ich habe ...“ Lucia hielt inne und stutzte. Dann blickte sie Methos ernst an. „Methos, was bin ich wenn ich im Koma liege, aber jetzt hier bei dir bin?“ fragte sie geradeheraus. Unwissend zuckte Methos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, sprach er ehrlich. „Ich will dich nicht belügen, Lucia. Es muß einen Grund geben warum du hier bist. Es muß einen bestimmten Grund dafür geben, mein Engel.“ Eigentlich wollte er Lucia damit ein Lächeln entlocken, doch es gelang ihm nicht. „Methos, ich will ... bitte bringe mich ins Krankenhaus“, forderte Lucia auf einmal. „Hältst du das für eine gute Idee?“ „Ich kann mich ja verkleiden, aber ich muß mich vor Ort überzeugen.“ Methos nickte langsam. „Bist du dir wirklich sicher?“ hakte er nach. „Ja“, sprach Lucia entschlossen. „Okay, wir können heute Nachmittag dort vorbeischauen.“ „Ich muß es wissen. Ich muß es einfach sehen, Methos“, sprach Lucia ernst. „Amanda ist in der Stadt“, meldete sich plötzlich Duncan zu Wort. „Und was soll ich jetzt tun?“ fragte Methos mürrisch. „Sie ist eine kleine Diebin.“ „Sie ist eine große Diebin“, verbesserte Methos den Highlander. Duncan verdrehte die Augen. „Jedenfalls ... hat sie ihre Kostüme vorbei. Sie kann euch sicher helfen, damit Lucia im Krankenhaus nicht erkannt wird. Ich meine, die kriegen doch einen Schock wenn sie Lucia am Gang sehen“, bemerkte Duncan. „Da hast du recht. Wo ist sie denn?“ „Na, wo wohl?“ grinste der Schotte. „Sie hat sich bei dir einquartiert“, beantwortete Methos sich seine Frage selbst. „Du sagst es“, bestätigte Duncan. „Was hältst du davon?“ richtete Methos seine Frage an Lucia. Sie zuckte leicht mit den Schultern. Noch immer konnte sie nicht glauben was sie soeben erfahren hatte. „Ich glaube, es ist eine gute Idee“, flüsterte sie. „Dann schlage ich vor ... wir gehen Amanda aufsuchen“, meinte Duncan. „Bis später, Joe“, verabschiedete sich der Unsterbliche von seinen Beobachter. Joe nickte ihnen nur zu und die beiden Männer verließen mit dem Engel die Bar. „Duncan, du bist ja wieder da“, rief Amanda als er durch die Tür seines Hausbootes trat. Hinter ihm tauchte Methos auf. „Hallo, alter Mann“, spottete sie leicht. „Wie freundlich du heute wieder bist, Amanda“, gab Methos zurück. „Wer ist das?“ fragt die Unsterbliche als sie Lucia sah. „Eine lange Geschichte“, seufzte der alte Mann. „MacLeod, erkläre es ihr doch bitte.“ „Natürlich. Amanda, wir brauchen deine Hilfe“, sprach Duncan und er zog seinen Besuch zur Seite um ihr alles zu erklären. „Wow, das ist unglaublich“, sprach Amanda nach Beendung von Duncans Schilderung. „Da hast du recht. Kannst du uns helfen?“ „Na klar! Was denkst du den?“ sprach Amanda und sie zog Lucia in den hinteren Teil des Hausbootes und befahl den beiden Männern sich umzudrehen und nicht zu schauen. Dann machte sie sich an die Arbeit. Da es länger dauerte tranken Methos und Duncan ein Glas Whiskey. „Ihr könnt jetzt gucken. Sie ist fertig“, erklärte Amanda nach einer Weile. Die beiden Unsterblichen drehten sich neugierig um. Lucia war nicht mehr wieder zu erkennen. Ihre lange Mähen war unter einer Perücke mit schwarzen, schulterlangen Haaren verschwunden. Amanda hatte sie anders geschminkt und ihr schwarze Kleidung von sich zum anziehen gegeben. „Das sieht ... toll aus“, meinte Methos – sichtlich um Worte bemüht. Mit dieser Verwandlung hatte er nicht gerechnet. „Da gebe ich dir recht, Methos“, sprach Duncan. „So erkennt sie niemand.“ „Das ist doch der Sinn dieser Aktion“, meinte Lucia. Mit einen warmen Lächeln drehte sie sich zu der hübschen Unsterblichen um. „Danke, Amanda. Du hast mir sehr geholfen“, sprach sie offen. „Das habe ich doch gern getan. Ich wünsche dir viel Glück.“ „Danke.“ Kurz umarmten sich die beiden Frauen. „Wir können gehen, Methos“, sprach Lucia. „Ich habe noch gar nicht ...“ Da fiel Lucias Blick auf das Glas, das Methos in seinen Händen hielt. Methos sah ihren wütenden Blick; sah wie es in ihren Augen wild funkelte. Oh, oh, dachte er ahnungsvoll. Das war kein gutes Zeichen. „Methos“, zischte Lucia. „Ich hab gar nicht daran gedacht das ich keinen Alkohol mehr trinken darf. Tut mir leid“, sprach er zerknirscht. Und Duncan hat auch nicht daran gedacht, dachte Methos und er blickte den Schotten vorwurfsvoll an. Dieser ignorierte den Blick geflissentlich. Lucia stöhnte hörbar. „Du wolltest nicht daran denken weil es dir nicht gefällt. Wie soll ich dir helfen, wenn du dich nicht einmal einen einzelnen Tag an das halten kannst, was ich dir sage?“ warf Lucia ihm vor. „Lucia ...“, begann Methos zögernd. „Du machst es mir wirklich schwer. Ich versuche doch nur meinen Auftrag auszuführen“, sprach sie vorwurfsvoll. „Ich bin mir sicher, daß Andy mir erklären kann warum ich noch nicht tot bin. Doch zuerst muß ich deine Seele retten, dann kann ich zurück. Doch wie soll ich das, wenn du mir Steine in den Weg legst?“ fuhr sie ihn scharf an. „Es tut mir leid, Lucia. Ich habe wirklich nicht daran gedacht. Das nächste Mal werde ich daran denken. Ich werde mich zusammen reißen“, versprach Methos schnell. Nun bekam Duncan doch ein schlechtes Gewissen. Obwohl er in der Bar gehört hatte was Lucia gesagt hatte, hatte er nicht daran gedacht. Jetzt bekam Methos seinetwegen Ärger. Dessen böser Blick strafte Duncan auch sofort. Lucia gab einen verächtlichen Laut von sich. Oh, der Engel kann sogar zornig werden, dachte Methos ironisch. In der selben Sekunde tadelte er sich selbst für diesen nicht angemessenen Gedanken. Die Situation war nicht komisch. Er sollte jetzt besser keine blöden Witze machen. Lucia verabschiedete sich von Duncan und Amanda. Sie wollte endlich ins Krankenhaus und sich überzeugen, ob sie wirklich noch nicht tot war. „Methos, kommst du jetzt endlich?“ rief sie wütend. Der alte Mann zuckte leicht mit den Schultern und wandte sich zur Tür. „Ich gehe jetzt besser. Ich glaube, ich muß meinen Engel besänftigen“, erklärte er hastig und er folgte Lucia nach draußen. Duncan und Amanda brachen augenblicklich in schallendes Gelächter aus. Das war wirklich zu komisch. Methos tat was Lucia ihm sagte. Er folgte Befehlen. Das war eine völlig neue Erfahrung.
~ 4. ~ Während der ganzen Fahrt schwieg Lucia beharrlich. Methos sah ihr an, daß sie von seinen Verhalten enttäuscht war. Er hielt den Wagen auf dem Parkplatz für Besucher des Krankenhauses. Methos hielt Lucia am Handgelenk fest um sie am aussteigen zu hindern. „Ich möchte mich entschuldigen. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht verärgern oder deinen Auftrag behindern. Ich war gedankenlos, Lucia.“ Leise seufzte Lucia. „Du denkst gar nicht daran das ich einen Auftrag habe“, warf sie ihm leise vor. „Nein“, gestand Methos ehrlich und er seufzte schwer. Ein böser Blick traf Methos. „Lucia, so war das nicht gemeint. Hör zu: Wenn ich dich ansehe, dann ... du bist so schön das ich bei deinen Anblick ganz vergesse warum du hier bist. Ich werde mich bessern. Ich werde mich bemühen, okay?“ Sie nickte langsam. „Verzeihst du mir mein Verhalten von vorhin?“ hakte er nach. „Ja, ich merke, das es dir ernst ist. Ich nehme deine Entschuldigung an“, sprach Lucia und sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln. „Gut, daß wir das geklärt haben. Nun, denkst du, du schaffst das?“ Lucia nickte leicht. „Ja, ich schaffe das. Laß uns gehen“, sprach sie ernst. Die Beiden stiegen aus und traten durch den Eingang des Krankenhauses. Methos ging zur Krankenschwester am Empfang während Lucia sich im Hintergrund hielt. Unsicher blickte sie sich um. „Guten Tag“, sprach Methos die Schwester freundlich an. „Kann ich Ihnen helfen?“ erkundigte sich die Schwester. „Mein Name ist Adam Pierson. Ich bin ein Freund von Lucia Jolak. Sie liegt hier im Koma.“ „Sie sind der Mann, der angerufen hat, richtig?“ Eigentlich war diese Frage überflüssig, wie Methos fand, aber er nickte bejahend. „Meine Freundin und ich ...“ Methos warf einen Blick auf Lucia. „... Möchten Ms. Jolak gerne besuchen.“ „Bitte, warten Sie einen Moment“, sprach die Schwester und sie griff nach dem Telefonhörer. Sie wählte eine Nummer und sprach – ganz offensichtlich – mit einen Arzt. Lächelnd legte sie auf und wandte sich wieder Methos zu. „Die Intensivstation liegt im ersten Stock. Ms. Jolak liegt im Zimmer 24“, teilte sie ihm mit. „Danke.“ Methos und Lucia gingen zum Lift. Oben angekommen bekamen sie einen grünen Krankenhauskittel, den sie überziehen mußten. Erst dann durften sie das Zimmer betreten. Methos hielt sich im Zimmer in Hintergrund. Dieser Moment war für Lucia bestimmt, auch wenn es ihr sehr schwer fiel. Gebannt blickte Lucia ihn ihr eigenes Gesicht. Sie war an verschiedene Geräte angeschlossen; das Atmen übernahm eine Maschine für sie. Das Gesicht war ganz blaß; fast weiß. Verunsichert drehte sie sich zu Methos um. Er kam an ihre Seite und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Er spürte, wie verzweifelt sie war und das sie nun Beistand brauchte. „Es ist wirklich unglaublich“, flüsterte er. „Methos, sag mir was hier los ist“, bat Lucia leise. „Ich weiß es nicht, aber vielleicht ...“ Er überlegte einen Moment. „Vielleicht was?“ hakte Lucia nach und sie blickte zu ihm auf. „Vielleicht ist das Ganze eine Art Bewährungsprobe für dich.“ „Ich verstehe nicht ganz“, sprach Lucia irritiert. „Wenn du deinen Auftrag schaffst, bekommst du vielleicht noch eine Chance.“ „Eine Chance wofür? Ich bin nicht wirklich tot. Aber ich bin auch nicht wirklich am Leben. Ich bin an zwei Orten gleichzeitig.“ „Eine Chance für ein neues Leben“, erwiderte Methos sanft. Beruhigend strich er ihr über den Rücken. „Ich ertrage das nicht mehr. Bitte, laß uns gehen“, bat Lucia leise. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie konnte sich das nicht länger antun. Es tat zu sehr weh. „Okay“, sprach Methos bloß und er führte sie nach draußen. Ein letztes Mal drehte Lucia sich um und blickte zurück. Ihr Körper lag schwach, fast leblos, im Bett und wurde durch Maschinen am Leben erhalten. Die Krankenhauskittel landeten in einer Tonne, wo Methos sie hinein warf. Er wartete an der Tür. „Laß uns gehen“, sprach er sanft. Lucia nickte langsam und verließ an seiner Seite das Krankenhaus. „Lucia?“ fragte Methos besorgt. Sein Engel war ganz still geworden. Sie standen vor dem Eingang des Krankenhaus. Lucia blickte nachdenklich zurück. Langsam drehte sie ihr Gesicht zu Methos. „Ich wüßte gerne was hier los ist“, meinte sie mit leiser Stimme. Methos sah ihren verzweifelten Gesichtsausdruck. Die Ratlosigkeit – die Verzweiflung – war in ihren Augen zu lesen. Sie tat ihm leid. Methos konnte sich das nicht länger ansehen. Sie litt, das sah man ihr an. Instinktiv schlang er seine Arme um sie und drückte Lucia sanft an sich. Er gab ihr den Trost, den sie im Moment so dringend suchte. Methos spürte ihre Tränen, die langsam auf seine Schulter tropften. Und er fühlte das deutliche Zittern ihres zarten Körpers. Lucia klammerte sich an Methos; suchte in seinen Armen Schutz. „Wir werden herausfinden was hier los ist“, flüsterte er. Lucia hob den Kopf. „Wie soll ich dir helfen, wenn ich selbst nicht mehr weiter weiß?“ murmelte sie. Methos strich ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Komm, fahren wir nach Hause.“ Lucia ließ sich von ihm widerstandslos zum Wagen führen. Während der Rückfahrt war sie noch stiller und in sich gekehrt als bei der Hinfahrt. Hilflos mußte Methos zusehen wie Lucia auf dem Sofa saß und unruhig zwischen den TV-Programmen hin und her schaltete. Inzwischen hatte sich Lucia umgezogen. Sie trug nun eine Bluse und eine Jeans. „Jetzt reicht es“, sprach Methos mit sich selbst. Er hatte sich ihr Leid lang genug angesehen. Entschlossen ging er zu ihr und setzte sich neben sie auf die Couch. Methos nahm ihr die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher aus. „Was soll das?“ fragte Lucia verwirrt. „Ich sehe mir das nicht länger an.“ „Was?“ Unverständlich blickte sie ihn an. Das du so traurig bist. Hör mal, Lucia, ich bin mir sicher, daß sich die ganze Sache bald aufklären wird“, sprach er zuversichtlich. „Ich liege eigentlich im Koma, Methos. Und doch ... bin ich hier. Ich kann das nicht glauben. Verzweifelt suche ich nach einer Erklärung wie das möglich sein kann.“ „Du wirst keine finden. Lucia, beruhige dich. Irgendwann wird sich die ganze Sache aufklären.“ Sie schüttelte den Kopf. Das war eine Antwort, die ihr nicht reichte – mit der sie sich nicht zufrieden gab. Zart umfaßte Methos ihr Gesicht und drehte es zu sich. Eigentlich hatte er vor sie zu belehren, doch es kam ganz anders. Er kam nicht mehr dazu ihr zu sagen, daß sie sich keine Sorgen machen brauchte. Sie blickten sich schweigend in die Augen. Lucia zitterte leicht, wie Methos aus dem Augenwinkel erkannte. In Methos‘ Blick konnte sie lesen woran er dachte. Langsam legte er seinen Arm um sie und zog sie an sich heran. „Du bist der schönste Engel, den ich je gesehen habe. Nein, ich muß mich korrigieren. Du bist der schönste Engel, den ich mir je vorgestellt habe. Und doch übertriffst du meine ganze Vorstellungskraft. Ich bin froh, daß man dich zu mir geschickt hat“, flüsterte Methos angeregt. „Methos, laß das. Ich darf das nicht“, sprach Lucia zögernd. „Was ist dir nicht erlaubt? Darfst du keine Zärtlichkeiten mit einen Mann austauschen?“ „Ja“, antwortete sie sofort. „Ich bin unsterblich und kein normaler Mann.“ „Aber du bist mein Schutzbefohlener“, protestierte Lucia schwach. „Was macht das für einen Unterschied? Ich finde dich unglaublich anziehend. Und ich habe den Kuss nicht vergessen, Lucia. Ich denke jede Minute mit dir an diesen Kuss. Ich sehne mich danach diese zarten, schönen Lippen noch einmal zu küssen. Ich will sie rund um die Uhr küssen.“ Gebannt von seinen Worten sank Lucia in die Kissen zurück. Der alte Mann beugte sich über sie und öffnete den ersten Knopf ihrer Bluse. Lucia hielt seine Hand auf. „Ich kann ... ich darf das nicht tun“, flüsterte sie. Ein begehrender Funke tauchte in Methos‘ Augen auf. „Ich habe noch nie einen Engel geliebt. Wie fühlt man sich dabei? Hat man das Gefühl als würde man in den Himmel schweben?“ fragte er neugierig. Lucia zuckte hilflos mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Ich bin erst seit kurzem einer.“ „Tja, es gibt einen Weg das heraus zu finden, mein süßer Engel Lucia.“ „Methos ...“, stammelte Lucia, doch ihre Worte blieben ihr im Hals stecken als Methos sie zart küßte. Regungslos blieb sie in seinen Armen liegen. Selbst, wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sich nicht bewegen können. Das fahle Licht warf einen Schatten auf seinen starken Rücken und seine Schultern. Methos öffnete den zweiten Knopf ihrer Bluse. Ein kalter Schauer lief Lucia über den Rücken. Der alte Unsterbliche las in ihren Augen das sie sich noch nicht richtig entscheiden konnte. „Lehn dich zurück und genieße“, sprach er sanft. „Du magst zwar ein Engel sein, Lucia, aber auch ein Engel hat das Bedürfnis zu lieben und geliebt zu werden. Du hast das gleiche Recht wie ein Unsterblicher.“ Langsam sank Lucias Kopf nach hinten. Seine Liebkosungen und seine Worte ließen sie schwach werden. Und es war ihr egal mit welchen Konsequenzen sie zu rechnen hatte. Leidenschaftlich zog Methos sie in seine Arme. Er beugte sich erneut über ihr Gesicht. Das Wohnzimmer lag im Halbdunkeln und Lucia konnte seinen Gesichtsausdruck nur erahnen. Doch die Intensität, mit der Methos sie betrachtete, raubte ihr schlichtweg den Atem. Noch nie hatte sie so einen Ausdruck in den Augen eines Mannes gesehen. Methos‘ Körper war völlig angespannt und er blickte auf ihre Lippen. Methos beugte sich tief zu ihr und küßte sie voller Verlangen. Leicht erzitterte Lucia bei seinen leidenschaftlichen Kuss. Für den Moment war alles vergessen was sie erledigen mußte. Ein heißer Schauer lief über Lucias Körper. Der Kuss berauschte all ihre Sinne und Gefühle. Lucia hatte beschlossen ihm Trost zu spenden; seine Einsamkeit zu lindern, die er ihr vor kurzem offenbart hatte. Sie hatte es schon bemerkt als sie ihn das erste Mal begegnet war. Lucia wollte ihm Trost geben um ihren Auftrag zu erfüllen. Sie wollte, daß er begriff, das er nicht alleine war. Es gab Menschen, denen er etwas bedeutete. Und Lucia wollte Methos dazu bringen das einzusehen. Doch das was er ihr jetzt bot und gab, hatte nichts mit seiner Einsamkeit zu tun. Sie erlebte ein Verlangen, wie sie es noch nie verspürt hatte. Sie erwiderte seinen Kuss. Lucia schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn an sich. Sie war bereit sich in seine Arme fallen zu lassen. Zärtlich glitten Methos‘ Hände über ihren Körper. Fester als Methos beabsichtigte, zog Methos an der Bluse, so das die Knöpfe rissen. Methos streichelte über ihre entblößte Haut. Genießerisch schloß Lucia die Augen. Sie war ganz benommen von seinen erfahrenen Zärtlichkeiten. In diesen Sekunden vergaß sie alles. Im Moment zählte nur noch dieser Mann. Es zählte nur noch Methos. Methos‘ Einsamkeit und sein ungestillter Hunger forderten etwas was sie nicht kannte. Und es erstaunte Lucia, das ihr soviel daran lag, seine Einsamkeit zu vertreiben. Unbedingt wollte sie seinen Hunger stillen. Lucia hätte Ewigkeiten in seinen Armen liegen können, doch ein schrilles Geräusch zerstörte die magische Stimmung zwischen ihnen. Ein Fluch entrang sich aus Methos‘ Kehle und er hob den Kopf. Das Geräusch kam von der Tür. „Wer ist da?“ rief er ohne sich von der Couch zu erheben. „Duncan“, sprach der Unsterbliche vor der Tür. Methos stöhnte. Er hatte nicht einmal den Buzz wahr genommen, so sehr war er mit Lucia beschäftigt gewesen. „Verschwinde, Schotte! Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für dich.“ „Mache die Tür auf“, forderte Duncan ruhig. „Ich denke nicht dran“, erwiderte Methos. Diese Störung seitens Duncan hätte unpassender nicht sein können. Lucia befreite sich aus Methos‘ Armen. „Mach die Tür auf“, sprach sie bestimmend. „Nein. Er kommt zum ungünstigsten Moment überhaupt“, brummte Methos. „Was habe ich dir gesagt? Sei netter zu deinen Mitmenschen und den Leuten, die deine Freunde sind.“ „Ja, ich weiß. Aber ...“ „Kein aber. Tue es einfach“, forderte sie sanft. Seufzend erhob sich Methos. „Methos, warte noch einen Moment“, bat Lucia hinter ihm. „Hast du es dir anders überlegt?“ fragte der alte Mann in der Hoffnung Duncan nicht herein lassen zu müssen. Lucia kniete sich auf den Boden und sammelte die Knöpfe ihrer Bluse zusammen. Dann ging sie ins Schlafzimmer. „Jetzt kannst du aufmachen“, rief sie als sie die Tür hinter sich schloß. Der alte Mann holte tief Luft und riß die Tür auf. Duncan wollte gerade noch einmal an die Tür hämmern um Methos Feuer unter dem Hintern zu machen. „Machst du doch auf?“ fragte er spöttisch. „Was willst du?“ fragte Methos mißbilligend. „Darf ich rein kommen?“ Das Wort nein lag Methos auf den Lippen, doch dann entschied er sich dagegen. „Aber nur kurz“, teilte er Duncan mit. „Ja, ich bin in zehn Minuten wieder weg“, meinte Duncan als er die Wohnung betrat und Methos die Tür hinter ihm schloß. „Wo ist Lucia?“ erkundigte sich der jüngere Unsterbliche. „Im Schlafzimmer. Sie ruht sich aus.“ „Ich war gerade auf den Weg zu meinen Laden. Da habe ich einen kleinen Umweg gemacht um zu fragen wie es im Krankenhaus gelaufen ist“, erklärte Duncan seine Anwesenheit. „Sie ist noch immer ziemlich verstört. Sie hat geweint. Lucia fragt sich was mit ihr los ist. Ich habe auch keine Erklärung für diese Sache.“ „Ich auch nicht. Aber Joe recherchiert ein wenig herum. Vielleicht findet er eine plausible Erklärung für diese ganze skurrile Sache“, meinte Duncan. „Es gibt keine plausible Erklärung dafür, Mac. Sonst noch etwas? Wenn nicht, du weißt ja wo die Tür ist“, sprach Methos abweisend. „Willst du mich schon wieder los werden?“ „Ja“, sprach Methos ehrlich. Er rief sich jedoch Lucias Worte in Erinnerung und seufzte leise. „Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber ich möchte mich gern um Lucia kümmern. Sie braucht jetzt selbst Hilfe um damit klar zu kommen. Ich meine, sie ist nicht richtig tot. Sie liegt im Koma, ist aber hier bei mir. Das alles ist sehr verwirrend für sie“, erklärte Methos ruhig. „Das kann ich mich gut vorstellen. Glaubst du, sie kommt damit klar?“ „Ich denke schon. Sie ist stark.“ „Muß sie ja auch sein. Ansonsten wäre sie nicht dein Engel“, scherzte Duncan. Methos grinste breit. „Wirklich sehr komisch, Schotte! Ich finde das nicht witzig. Du weißt, ich mag es nicht wenn man sich auf meine Kosten amüsiert.“ „Ich weiß, ich weiß. Melde dich, wenn du Hilfe brauchst“, meinte Duncan. „Natürlich. Und du ruf an wenn Joe etwas weiß.“ „Ich finde schon allein raus. Mache dir nicht die Mühe mich zur Tür zu begleiten“, sprach Duncan. Methos wartete bis Duncan weg war, dann schaute er ins Schlafzimmer. Lucia hatte sich ins Bett gelegt. Sie schlief. Leise holte Methos Bettzeug. Er würde diese Nacht wohl auf der Couch verbringen.
~ 5. ~ Verschlafen öffnete Methos die Augen. Ein Geräusch hatte ihn aufgeweckt. Methos setzte sich auf und erblickte Lucia. Regungslos stand sie am Fenster und beobachtete den Sonnenaufgang. „Lucia?“ fragte Methos ruhig hinter ihr. Er betrachtete sie. Lucia trug ein langes T-Shirt von ihm. „Ich werde einen Sonnenaufgang vielleicht nie mehr sehen“, meinte sie leise. „Hast du gut geschlafen?“ erkundigte sich Methos. Lucia zuckte leicht mit den Schultern und drehte sich zu ihm um. „Nein“, gestand sie offen. „Ich frage mich ständig was mit mir los ist. Ich habe keine Erklärung dafür und es läßt mich nicht schlafen.“ „Ich wünschte, ich hätte eine Erklärung dafür. Aber ...“ „Schon gut“, unterbrach Lucia ihn. Sie wandte sich vom Fenster ab und kam zu Methos. „Tut mir leid, wenn ich geweckt habe.“ „Kein Problem! Aber wir sollten noch ein paar Stunden schlafen. Es ist noch früh.“ „Ich kann nicht schlafen“, gestand Lucia unruhig. Ein verständnisvolles Lächeln huschte über Methos‘ Lippen. „Schlechte Träume?“ fragte er sanft nach. „Das auch“, erwiderte Lucia. „Komm her“, forderte er sie auf. „Ich werde dafür sorgen das du ein wenig Schlaf findest.“ Methos rückte ein Stück zur Seite und lächelte sie aufmunternd an. Lucia zögerte. Nach dem was zwischen ihnen passiert war, hielt sie es für keine gute Idee, ihm noch einmal zu nahe zu kommen. „Du traust mir nicht“, stellte Methos sachlich fest. „Glaubst du, ich kann meine Finger nicht von dir lassen?“ Lucia nickte bejahend. „Kannst du Gedanken lesen?“ „Nun ... ich lebe lang genug. Ich habe eine ganz gute Menschenkenntnis. Komm her, Lucia. Du brauchst dringend ein wenig Schlaf ... und ich auch. Ich bin, ehrlich gesagt, viel zu müde um da weiter zu machen wo Duncan uns gestern gestört hat.“ Diese aufrichtige Antwort reichte Lucia. Lucia legte sich zu Methos auf die Couch. Methos spürte ihren warmen Körper neben sich. Wie selbstverständlich legte er einen Arm um sie. „Versuch zu schlafen“, sprach er beruhigend. „Ich weiß, daß das alles im Moment sehr schwer für dich ist. Doch wir finden eine Lösung. Das verspreche ich dir“, sprach er leise. Seine Worte wirkten besänftigend auf Lucia. Sie schmiegte sich an ihn und suchte Halt in seinen Armen. Methos zog die Decke über sie beide und ließ sich in die Kissen zurück sinken. Ihr Gesicht war dem seinen sehr nahe. Methos genoß ihre Wärme, die er an seinen Körper spürte. Er genoß es, sie in seinen Armen halten zu dürfen. Lucia glaubte, ihn noch ändern zu müssen. Doch Methos spürte, wie er begann sich zu verändern. Selten war es ihm so wichtig gewesen jemanden zu helfen. Er hatte seine Ritterambitionen schon vor Jahrtausenden aufgegeben. Er war kein Duncan MacLeod, der sofort sprang, wenn ein Unschuldiger in Not geriet. Doch ihr ... ihr wollte er helfen. Methos wollte Lucia zu ihrem Frieden verhelfen. Selbst wenn dies hieß, daß er sich ändern mußte. Lucia schlief in seinen Arm ein. Bald danach fand auch Methos seinen Schlaf. Ein hartnäckiges Klopfen riß Methos aus seinen Schlaf. Er warf einen müden Blick auf seine Uhr. Es war kurz nach zehn Uhr vormittags. In diesen Moment spürte Methos das altbekannte Gefühl. Er gähnte und wußte augenblicklich, daß es Duncan war, der vor der Tür stand. Methos‘ Blick glitt zu Lucia, die friedlich an seiner Seite schlief. Vorsichtig stieß Methos von der Couch und deckte sie zu. Er wollte sie nicht wecken. Dann ging er zur Tür und riß sie auf. Duncan war nicht allein. Joe begleitete ihn. „Guten Morgen, Methos“, grüßte Mac ihn. „Was machst du um diese Zeit hier?“ sprach Methos ungehalten. „Ich dachte mir schon das du so reagierst. Also habe ich zur Versöhnung Frühstück mitgebracht.“ Duncan hielt eine Tüte in die Höhe. Der frische Duft von Croissants stieg Methos in die Nase. „Kommt rein“, seufzte er schließlich. „Aber seit leise. Lucia schläft noch.“ „Wir wissen uns zu benehmen. Im Gegensatz zu jemanden anderen“, stichelte Mac. Ein wütender Blick aus Methos‘ Augen traf den Schotten. Überrascht stellte Duncan fest das Lucia auf der Couch schlief. „Hast du ihr nicht das Schlafzimmer überlassen?“ warf er Methos vor. War der alte Mann den wirklich so unsensibel? Duncan deutete auf das Schlaflager. Methos lächelte und machte Kaffee. Entschieden wies er den Vorwurf des Schotten ab. „Ich habe ihr das Schlafzimmer überlassen. Sie hat sich den Sonnenaufgang angeschaut. Lucia hat schlecht geschlafen. Nach dem Sonnenaufgang hat sie sich zu mir gelegt. Ich habe es ihr vorgeschlagen weil ich ihr versprochen habe, daß sie besser schlafen wird. Nun ... wie du siehst, hatte ich recht.“ Methos fuhr sich mit den Händen kurz über das Gesicht um die letzte Müdigkeit zu vertreiben. „Du bist müde“, stellte Joe fest. „Ja, daß bin ich. Hast du etwas raus gefunden?“ lenkte Methos ab. Verneinend schüttelte Joe den Kopf. „Tut mir leid, Methos, aber ich habe nichts gefunden. Es gibt nichts was uns helfen könnte. Für das, was hier lost ist, gibt es keine vernünftige Erklärung.“ „Es gibt gar keine Erklärung dafür“, meinte Duncan. „Ich habe auch nicht erwartet das ihr was findet“, sprach Methos. Er holte drei Kaffeetassen aus einen Schrank und schenkte den inzwischen fertigen Kaffee ein. Methos setzte sich neben Duncan auf einen der hohen Stühle vor dem Tresen und griff nach einen Croissant. „Ich kann mir das einfach nicht erklären. Wie kann es das nur geben?“ fragte er in die Runde. „Nun ... vielleicht soll sie wirklich eine zweite Chance bekommen“, warf Duncan nachdenklich ein. Methos blickte seinen Freund an und sah, daß ihm etwas durch den Kopf ging. „Erläutere mir deine Gedanken“, spottete er. Darauf schien Duncan nur gewartet zu haben. „Du hast doch auch schon daran gedacht. Aber mal ehrlich: Dich zu ändern ist Schwerstarbeit. Dafür kann man doch nur eine Belohnung kriegen, wenn man es wirklich schafft. Und was wäre eine schönere Belohnung als eine zweite Chance im Leben?“ „Natürlich ist es möglich. Was soll das eigentlich heißen mich zu ändern wäre Schwerstarbeit?“ beschwerte sich Methos. Duncan lachte leise. „Du weißt genau wie ich das meine“, gab er zurück. „Nein, weiß ich nicht“, behauptete Methos unwissend. Joe kicherte leise. Das war genau das Stichwort, worauf Duncan gewartet hatte. „Du bist eine zynische, trinkende Nervensäge und ein Feigling dazu. Es wundert mich das du ihr gegenüber so ... rücksichtsvoll bist. Eigentlich nimmst du auf keinen Menschen in deiner Umgebung Rücksicht. Doch ihr gegenüber bist du so sanft und freundlich. Ihr warmes Wesen scheint auf dich abzufärben“, sprach Duncan enthusiastisch. „Ich weiß, daß ich ein schwieriger Typ bin“, gab Methos zurück. „Ich habe auch nie behauptet einfach zu sein. Aber ... Lucia wirkt so verletzlich auf mich. Sie vermittelt mir den Eindruck als würde sie einen Beschützer brauchen.“ „Und der wärst gerne zu. Ich sehe schon, die Veränderung beginnt langsam. Sie verändert dich sehr wohl. Das ist gut so“, sprach Mac mit einen zufriedenen Nicken. Methos verzog mißmutig das Gesicht, sagte aber nichts. „Was soll ich tun?“ „Dich ändern“, sprach Joe ruhig. „Damit hilfst du ihr ihre Mission zu erfüllen. Dann kann sie auch zurück und wird hoffentlich erfahren was mit ihr geschehen ist.“ „Glaubst du, man kann so einfach ein ewiges Verhalten ablegen, Joe? Ich war viele Jahrhunderte so wie ihr mich kennt. Ich kann das nicht einfach ablegen; auch wenn ich es wollte. Es geht nicht so einfach.“ „Das wissen wir. Aber ... du mußt dich nur ein wenig anstrengen, dann schaffst du das schon“, sprach Duncan zuversichtlich. Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des alten Mannes. Er schüttelte den Kopf. So einfach wie Duncan sich die Sache vorstellte war sie nicht. Methos wußte selbst, daß er Lucia helfen mußte. Doch ... sie war so schön und geistreich. Und sie hatte ihn unter Kontrolle. Das wunderte ihn am meisten. Er konnte es sich einfach nicht erklären. Aber er tat was Lucia ihm sagte. Nun ... er tat es zur Hälfte. Doch wie Duncan sagte, nahm er auf Lucia Rücksicht. Er nahm Rücksicht darauf das sie bei ihm lebte und ihn verändern wollte. Methos wußte, daß sie einen Auftrag hatte. Das sie es nur gut meinte, wenn sie ihm den Kopf zurecht rückte. Methos mußte ihre guten Absichten akzeptieren; auch wenn es ihm manchmal schwer fiel weil sie so atemberaubend schön war. Er hatte jetzt jemanden in seinen Leben, der es nur gut mit ihm meinte. Methos hatte sich an ihre Anwesenheit gewöhnt. Er hatte sie gern um sich und wollte sie so lange wie möglich bei sich haben. Methos mochte sie nicht gehen lassen. Doch er wußte, wenn ihr Auftrag zu Ende war, würde sie ihn verlassen. Und er würde es nicht verhindern können. Schon bald verabschiedeten sich Duncan und Joe. Methos schloß die Tür hinter ihnen. In diesen Moment wachte Lucia auf. Sie strich sich das Haar zur Seite und setzte sich auf. „Guten morgen“, sprach Methos lächelnd und er ging zum Tresen um das Geschirr wegzuräumen. „Morgen, Methos! War das Duncan, den ich gehört habe?“ fragte sie verschlafen. „Ja, er war mit Joe da. Und er hat uns sogar Brötchen mitgebracht. Hast du Hunger? Wie wäre es mit einen ausgewogenen, köstlichen Frühstück? Oder einen Glas frisch, gepreßten Orangensaft? Kaffee?“ Lucia hörte ihm stumm zu und lächelte. Seine Fürsorglichkeit war wirklich rührend. Methos hielt mitten in der Bewegung inne. „Was ist?“ fragte er verwirrt. „Du fängst an dich zu verändern. Das ist ... schön.“ Methos schenkte ihr sein sympathischstes Lächeln. „Es ist nicht leicht“, gab er zu während er ihr eine Tasse Kaffee einschenkte. Methos kam zu Lucia und reichte ihr die Tasse. Sie zog die Beine an, damit er sich neben sie setzen konnte. „Du mußt wissen: Jahrelang lebte ich als – wie Duncan sich gerne ausdrückt – zynische, feige Nervensäge. Ich lebte so wie ich wollte. Es gab niemanden in meinen Leben auf den ich Rücksicht nehmen mußte. Perfekt hielt ich mich aus dem Spiel der Unsterblichen raus und tauchte unter. Ich machte mich selbst zu einen Mythos. Für die wenigen Leute, die mich kannten, war ich Adam Pierson, der arme Student.“ Methos hielt einen Moment inne und lehnte sich zurück. Er bekam auf einmal das Gefühl zu sprechen; seine Gefühle zu offenbaren. Methos wollte sie Lucia mitteilen. Er ahnte, daß dies ein längeres, tiefsinniges Gespräch werden würde und stellte sich darauf ein. „Was ist passiert?“ fragte Lucia neugierig. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Dann traf ich diesen schottischen, sturen Edelmann“, sprach Methos und er rollte theatralisch mit den Augen. Lucia lachte leise. „So schlimm wird es doch nicht sein, oder?“ „Hast du eine Ahnung“, seufzte Methos leise. „Duncan MacLeod geht mir auf die Nerven, so einfach ist das. Er mischt sich ständig in mein Leben ein und denkt, mich beschützen zu müssen. Sein Mutterinstinkt nervt mich. Duncan ist erst vierhundert Jahre alt. Er ist hier das Kind, nicht ich. Ich bin der älteste Unsterbliche der Welt. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Aber das will er einfach nicht einsehen.“ Methos‘ Stimme nahm einen wütenden Unterton an. Das sich Duncan so vehement in sein leben einmischte machte ihn ganz verrückt. „Er macht sich doch nur Sorgen um dich“, warf Lucia ein. „Aber das gibt ihm trotzdem nicht das Recht sich so drastisch in mein Leben einzumischen“, erwiderte Methos. Er war frustriert. Das sah Lucia ihm deutlich an. „Duncan meint es doch nur gut; genauso wie ich.“ Ein warmes, beruhigendes Lächeln glitt über ihre Lippen. „Bei dir ... ist das etwas anderes“, sprach Methos. „Aber ...“ „Laß mich bitte weiter erzählen“, bat er. „Natürlich.“ „Jedenfalls ... geht es mir auf die Nerven, daß er sich ständig um mich sorgt. Ich bin kein kleines Kind. Und er ist nicht meine Mutter. Ich war schon unsterblich, da wußte die Welt noch nicht einmal das es irgendwann einmal einen Duncan MacLeod geben würde. Und er kapiert es einfach nicht! Er kapiert nicht, daß ich seine Hilfe weder will, noch brauche“, erzählte Methos. „Es geht einfach nicht in Duncans Schädel! Ohne ihn kam ich bestens klar. Ich war vor den anderen Unsterblichen sicher und konnte mein Leben leben. Dann tauchte er auf und brachte mein ganzes Leben durcheinander. Dadurch gerate ich natürlich in seine Schwierigkeiten und in das Spiel der Unsterblichen. Vor Duncan hatte ich ein ruhiges Leben, so wie ich es wollte. Er hat alles durcheinander gebracht“, meinte Methos frustriert. „Er ist dein Freund“, sprach Lucia. „Ja, das schon, aber ... sein mütterliches Getue geht mir echt auf den Geist. Ich hab es ihm schon tausend Mal gesagt, aber er hört einfach nicht auf mich. Duncan ignoriert es einfach. Er will es nicht wahrhaben. Und das nervt mich. Ich wollte mich immer nur raus halten und meine Ruhe haben. Und bis ein Duncan MacLeod in meinen Leben aufgetaucht ist, ist mir das auch prima gelungen. Er hat alles ruiniert.“ „Aber du magst ihn doch, oder?“ Methos zuckte leicht mit den Schultern. „Manchmal. Doch die meiste Zeit könnte ich ihm den Schädel abschlagen“, sprach er amüsiert. „Ja, er ist ... mein Freund. Aber ... er geht mir auf die Nerven“, lenkte Methos ein. „Ich bin mir sicher das Duncan das auch so sieht. Nur wirst du ihm auf die Nerven gehen“, bemerkte Lucia. „Das kann nicht sein“, widersprach der alte Mann. „Ich bin doch ein netter Kerl. Natürlich ... bin ich nicht ganz umgänglich, aber ich bin nett.“ Lucia lachte leise. „Du bist ein wirklich schwieriger Kerl. Duncan will bloß nicht das dir etwas passiert. Er will, daß du deinen Kopf behältst“, warf sie sanft ein. „Ich habe schon gekämpft, da wußte dieser Grünschnabel noch gar nicht was ein Schwert ist. Ich habe die Erfahrung von fünftausend Jahre. Ich kann mich verteidigen. Nur weil ich nicht gerne kämpfen, heißt das nicht, das ich es nicht kann. Das muß er endlich einmal einsehen. Er muß einsehen, daß ich für mein Leben selbst verantwortlich bin. Genau das ist auch so ein Punkt, der mich an MacLeod nervt.“ „Was?“ fragte Lucia verwirrt. „Er erwartet tatsächlich von mir das ich in diesen fünftausend Jahren immer brav und unschuldig war. Das kann doch nicht sein Ernst sein! Ich meine, ich lebe schon so lange, das ich nichts mehr weiß was vor meinen Tod geschah. Was hat er erwartet? Das ich ein Saubermann bin? Ja, ich habe gemordet, geraubt und vergewaltigt. Ja, ich habe unschuldige Menschen gefoltert und es hat mir Spaß gemacht“, gestand Methos offen. „Damals war die Zeit anders, Lucia. Wir standen an unseren Anfang. Die gesamte Menschheit stand am Anfang. Damals gab es nur ein Gesetz und das lautete: Der Stärkere überlebt. Ich wollte ...“ Methos brach seine Erzählung ab als er spürte, wie sich Lucia an ihn schmiegte. Nach kurzem Erstaunen legte er seinen Arm um sie und fuhr fort. „Ich wollte nur überleben. Ich liebe das Leben, Lucia. Es fiel mir damals nicht leicht einfach so zu sterben. Es ist heute noch genauso schwer.“ „Was war mit Kronos?“ fragte Lucia zögernd nach. „Ich traf auf ihn und er machte aus mir Death. Ja, zuerst wollte ich all das nicht tun was Kronos von mir forderte. Doch er nahm mir schnell mein Gewissen. Kronos lehrte mich das wir Unsterbliche eine große Macht besitzen und das wir machen können war wir wollen. Und irgendwann gab ich nach und tat nur noch was ich wollte“, sprach Methos und bei dem Gedanken an Kronos lief es ihm eiskalt den Rücken hinab. „Ich folgte seinen Ruf – genau wie Caspian und Silas. Ich wurde zu Death und ich habe es geliebt. Das Gewissen verschwand sehr schnell und lautlos. Schon bald war ich nur noch darauf aus zu töten und zu foltern. Ich liebte es, wenn meine Opfer sich vor mir fürchteten. Ich liebte ihre Angst und genoß es sie zu demütigen, wo ich nur konnte. Ich kannte es nicht anders. Kronos hat mir nie etwas anderes beigebracht.“ „Er war dein Lehrer?“ „Gewissermaßen, ja.“ „Was ist dann passiert?“ erkundigte sich Lucia. „Du meinst, warum ich mich geändert habe? Was passierte, daß ich die Reiter verließ?“ „Ja.“ „Nun ... ich weiß gar nicht wie lange wir durch die Gegend zogen und uns alles nahmen was wir haben wollten. Es war eine lange Zeit. Ich begann irgendwann mich zu verändern. Ich wurde reifer. Jedenfalls fing ich an mich zu langweilen. Es war irgendwann nicht mehr dasselbe. Dann geschah etwas was meine Aufmerksamkeit auf sich zog“, sprach er. „Die Schrift wurde erfunden und ich wollte es lernen. Ein Gelehrter brachte mir lesen und schreiben bei. Ich fand es faszinierend. Ich lernte eine neue, aufregende Welt dadurch kennen. Damals war lesen und schreiben eine unglaubliche Erfindung, mußt du wissen. Die Menschen schauten mit viel Respekt zu den Wenigen auf, die es beherrschten. Ich ließ den Gelehrten am Leben wenn er es mir beibrachte. Und er lehrte es mich. Danach ließ ich ihn gehen und das gefiel Kronos natürlich überhaupt nicht“, erzählte der alte Mann weiter. „Auf Kronos‘ Meinung gab ich zu diesen Zeitpunkt keinen Wert mehr. Es war mir egal was er von mir dachte und hielt. Es interessierte mich nicht mehr.“ Methos hielt einen Moment inne und schloß die Augen. Die Erinnerung an damals war noch so deutlich; so nah. „Ich widmete meine Zeit immer öfter den lesen und schreiben. Damit trieb ich Kronos zur Weißglut. Seine Überfälle gingen meistens ohne mich zustatten. Ich blieb im Lager und beschäftigte mich ganz mit meinen neuen Hobby, wenn du es so ausdrücken willst“, sprach Methos und er schenkte Lucia einen zarten Blick. „Natürlich schäumte Kronos vor Wut weil ich mich immer öfter weigerte mit ihnen zu reiten und einen Stamm nach dem anderen auszurotten. Ich beanspruchte auch keine Sklavin mehr für mich. Diese ganze Sache der vier apokalyptischen Reiter gab keinen Reiz mehr für mich. Und eines nachts, als die anderen schliefen und ich am Fluß saß, wurde es mir klar. Ich wollte weg; ich mußte weg. Ich wollte das alles nicht mehr haben.“ Methos machte eine kleine Pause. „Ich wollte mein Leben so gestalten wie es mir gefiel und nicht wie Kronos es wollte. Doch ich wußte, er würde mich niemals gehen lassen, wenn er meine Absichten kennen würde. Also handelte ich spontan. Ich packte die Kleinigkeiten zusammen, die ich brauchte, sattelte mein Pferd und verschwand noch in derselben Nacht. Ich kehrte den Reitern den Rücken zu. Wie Kronos reagierte – als er mein Verschwinden bemerkte – kann ich nicht sagen. Da war ich schon über alle Berge und war bereit ein neues Leben zu beginnen“, erzählte er ruhig. „Es war ein neues Leben ohne die Reiter; ohne das Töten. Ja, ich habe mich verändert. In dieser langen Zeit meines Lebens habe ich mich oft verändert.“ „Was zählt, ist, wie du jetzt bist. Du bist ein reifer Mann geworden, Methos. Du weißt jetzt wer du bist“, sprach sie mit einen warmen Lächeln. „Tja, sag das einmal einen Duncan MacLeod. Meine Taten als Death kann er mir nicht vergeben“, erwiderte Methos. „Eines Tages wird er es. Er kann nicht erwarten, daß du in all dieser langen Zeit immer der Gleiche warst. In fünftausend Jahren ändert man sich. Eines Tages wird auch Duncan es einsehen müssen“, sprach Lucia. Tja, das wird aber sicher erst in zwei, drei Jahrtausenden geschehen“, spottete Methos. „Ich habe mich ziemlich verändert. Ich wurde zum Feigling. Vom Tod zum Feigling – das ist eine Wendung von 180 Grad“, sprach er trocken. „Ich mache lieber einen Kilometer weiten Umweg als einen Unsterblichen zu begegnen, den ich nicht kenne und mit dem ich nichts zu tun haben will. Ich packe lieber meine Sachen und verschwinde für zehn, zwanzig Jahre als zu kämpfen. Doch wenn es sein muß, kämpfe ich auch; wenn ich keine andere Wahl habe.“ Und wieder verfiel Methos in ein kurzes, tiefes Schweigen. „Doch dann geschah etwas auf das ich nicht vorbereite war“, sprach er ernst. „Und was war das?“ Methos lächelte leicht und blickte Lucia tief in die Augen. „Du bist aufgetaucht. Du kamst einfach in mein Leben geschneit und hast die Kontrolle darüber übernommen. Du hast mich vor vollende Tatsachen gestellt. Zuerst habe ich dich wirklich für verrückt gehalten weil du behauptet hast ein Engel zu sein“, gestand der alte Mann. „Aber jetzt ... ich glaube dir. Allerdings habe ich mir so schön und anmutig einen Engel nicht vorgestellt. Du bist die vollkommenste Frau, die ich jemals sah. Du magst vielleicht noch glauben mich ändern zu müssen, Lucia. Doch glaube mir, wenn ich dir sage, daß du das bereits getan hast. Ich brauchte in den letzten Jahren nie auf jemanden Rücksicht nehmen weil es keinen gab. Jetzt bist du in meinen Leben. Und wenn du mich nicht schon geändert hast, würde ich nicht solche Rücksicht auf dich nehmen“, meinte er mit einem kurzen Lächeln. „Ist das wirklich wahr?“ fragte Lucia berührt. Methos nickte leicht. „Ja, du hast mich schon längst geändert. Immerhin bist du nicht umsonst hier. Deine Aufgabe erfüllt sich bereits. Aber du mußt verstehen, das ich mich nicht einfach so von heute auf morgen ändern kann. Ich brauche Zeit um so zu werden wie diese Typen da oben es sich wünschen.“ „Methos!“ „Entschuldige! Wie deine Auftraggeber im Himmel sich das vorstellen“, verbesserte er sich schnell. „Schon besser“, lächelte Lucia zufrieden. „Ich kann nicht einfach ein Verhalten ablegen, nachdem ich solange gelebt habe. Das siehst du doch ein, oder?“ fragte Methos und er blickte sie dabei an. „Ja, ich bin hier um dir zu helfen und das werde ich auch.“ Lucia mußte es nicht aussprechen. Sie las es in Methos‘ Augen, das es ihm gut getan hatte über all das zu sprechen. Er machte Fortschritte und darüber war Lucia sehr froh. Denn inzwischen hatte sie Methos sehr ins Herz geschlossen.
~ 6. ~ Methos hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und hatte den Fernseher eingeschaltet. Er sah sich die Serie Xena an. Doch Methos blickte auf als Lucia ihre Jacke anzog. „Wo willst du hin?“ Ein leichtes Lächeln huschte über Lucias Lippen. „Ich will in die Kirche. Es ist Sonntag, Methos.“ „Du verlangst von mir doch nicht das ich mitkomme, oder?“ fragte er skeptisch. „Ich laß mir von euch ja – widerwillig – helfen, aber ich werde gewiß kein religiöser Mensch“, teilte er ihr mit. „Das erwartet auch niemand von dir. Schau dir Xena ruhig weiter an“, sprach sie lächelnd. „Ich will sogar das du hierbleibst. Ich gehe allein“, meinte sie benommen mit ernster Miene. Methos schaltete den Ton leiser und stand auf. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er und musterte besorgt ihr Gesicht. „Sicher. Ich will nur ... eine Weile allein sein. Ich brauche jetzt das Haus Gottes, wenn du so willst. Ich will beten und ein wenig allein sein“, teilte Lucia ihm mit. „Bist du dir sicher? Ich meine, ich kann mir auch die Wiederholung anschauen. Ich kann mitkommen, wenn du willst“, bot Methos ihr an. Lucia griff nach seiner Hand und schüttelte leicht den Kopf. „Das ist wirklich lieb von dir, aber ... nein. Ich brauche jetzt ein wenig Zeit für mich, okay?“ „Na gut. In welche Kirche gehst du?“ erkundigte er sich. „Südwesten, in die Kirche der heiligen Katharina.“ Fragend blickte sie Methos an. „Ich will nur wissen wo du bist“, sprach er mit einen leichten Lächeln. Lucia nickte, öffnete die Tür und war verschwunden. Um diese Uhrzeit war die Kirche der heiligen Katharina wie ausgestorben. Keine Menschenseele befand sich in der Kirche. Am Eingang bekreuzigte sich Lucia. Mit langsamen Schritten ging sie den Mittelgang entlang und setzte sich in die erste Reihe. Am Altar war eine Statue der heiligen Katharina aufgebaut worden. Lucia schloß die Augen und betete zu der heiligen Katharina. Sie bat sie um Antworten. Sie betete um die Antworten, die sie nicht fand. Lucia fiel in eine tiefe Trance und hoffte sehnlichst auf eine Antwort der Heiligen. Zur selben Zeit versuchte Methos sich in seinen Apartment auf Xena zu konzentrieren. Doch das Bild der Kriegerprinzessin verschwamm immer mehr vor seinen Augen. Er machte sich Vorwürfe weil er Lucia allein hatte gehen lassen. Sein Gewissen – bei dem er dachte, er besäße keines mehr – sagte ihm, daß er sie hätte begleiten sollen. Da war etwas in ihren Augen gewesen was ihm Sorgen bereitete. Leise fluchte Methos. Er schaltete den Fernseher ab und zog seinen Mantel an. Es war besser ihr zu folgen. Sie hatte so verloren gewirkt. Methos wußte, daß sie sich Gedanken über ihren Zustand machte. Sie wußte nicht wo sie hin gehörte. Der alte Mann verließ hastig seine Wohnung und folgte Lucia in die Kirche der heiligen Katharina. Bitte, antworte mir, flehte Lucia inständig. Doch Lucia bekam keine Antwort auf ihre Frage wie lange ihre Zeit auf der Erde noch dauern sollte. Sie wußte nicht wann ihr Auftrag beendet war. Lucia sah, das Methos sich bereits änderte. Aber sie wußte nicht, wann sie zurückkehren konnte. Lucia betete darum, daß die heilige Katharina zu ihr sprechen würde und ihr antwortete. Früher hatte sie nie an all das geglaubt. Sie war nie in die Kirche gegangen und hatte nie gebetet. Doch jetzt ... sie sollte tot, aber sie lag im Koma. Niemals hätte sie gedacht das es Unsterbliche gab, aber nun kannte sie die Wahrheit. Und sie selbst war ein Engel und sie hatte einen Auftrag zu erledigen. Also warum sollte es nicht auch möglich sein das die Heilige zu ihr sprach? Leise ging die Tür der Kirche auf und Methos trat ein. Er fröstelte unmerklich. Methos fühlte sich in solchen Gebäuden etwas unwohl. Die Kirche war leer. Lucia war der einzige Besucher zu dieser Zeit. Sie saß in der ersten Reihe und betete. Methos blieb stehen und hielt sich im Hintergrund. Er wollte sie nicht stören. Sie schien in so tiefen Gedanken zu sein, daß sie seine Anwesenheit nicht einmal bemerkt hatte. Methos wollte sie in ihrem Gebet nicht stören. Es wunderte den alten Mann nicht das sie hier war und betete. Sie suchte Hilfe in der Kirche. Das Haus Gottes sollte ihr die Antworten geben, die sie so verzweifelt suchte. Immerhin war sie ein Engel – von Gott gesandt um ihm zu helfen. Methos hoffte, daß für Lucia alles gut werden würde. Sie hatte es verdient. Lucia öffnet die Augen. Sie hatte nicht bemerkt das Methos die Kirche betreten hatte. Er stand im Schatten einer mächtigen Säule und ließ sie in den Glauben allein zu sein. Es war besser, wenn sie es glaubte. So konnte sie ungestört beten und um Hilfe flehen. Methos wußte, das sie genau aus diesem Grund hier war. Sie flehte um Hilfe und bat um Antworten. „Warum antwortest du mir nicht?“ schrie sie verzweifelt und blickte dabei auf die Statue der heiligen Katharina. Langsam erhob sich Lucia und trat vor den Altar. „Antworte mir, bitte! Sag mir, was mit mir geschehen ist“, flehte sie. Lucia sank vor der Statue zu Boden. Tränen bannten sich einen Weg über ihre Wangen. Ihre Schultern zuckte leicht als sie weinte. „Bitte, antworte mir. Antworte mir, Katharina“, flehte sie leise. Gerade so laut das Methos sie noch verstand. Sie tat ihm unendlich leid. Nun erst wurde ihm klar wie verzweifelt sie wirklich war. Wenn sie schon in einer Kirche auf der Suche nach Antworten war, dann war ihre Verzweiflung über ihr ungewisses Schicksal größer als er gedacht hatte. Methos wollte zu ihr gehen. Er wollte Lucia trösten. Doch in diesen Moment wurde er auf etwas aufmerksam. Von der Decke schimmerte plötzlich ein sanftes, angenehmes Licht. Zuerst dachte Methos, das sich etwas in den Fenstern spiegelte, doch dem war nicht so. Das Licht schien auf Lucia herab. „Was ist das?“ murmelte Methos verwirrt. Er hatte so etwas noch nie gesehen. Sein Blick glitt zu Lucia, die den Kopf hob und lächelte. Es war ... als ob sie jemanden sehen würde. Vielleicht hat sie eine Erscheinung, dachte Methos sofort. Er hatte es schon ein paar Mal in seinen Leben erlebt, daß einfache Menschen Heilige sahen. Heilige, die zu diesen Menschen kamen und mit ihnen sprachen. So konnte es auch jetzt sein. Immerhin war Lucia ein Engel. Da konnte sie doch eine Antwort von ihren Heiligen erwarten. Methos‘ Neugier war groß. Er würde gerne wissen was genau dieses Licht zu bedeuten hatte. Doch er ahnte, wenn es wirklich eine Erscheinung einer Heiligen war, dann würde Lucia ihre Antworten nur bekommen wenn sie allein war. Mit seiner Anwesenheit würde Lucia nicht hören was die Heilige ihr zu sagen hatte. Leise stahl sich Methos aus der Kirche und wartete draußen – auch wenn er vor Neugier fast umkam. Lucia blickte auf die sanfte Frauengestalt, die sich von dem Licht leiten ließ und zu ihr kam. Sie sprach zu ihr ohne den Mund zu bewegen. Lucia, sprach die Stimme sanft. Die heilige Katharina, erwiderte Lucia ohne es laut auszusprechen. Sie wußte, die heilige Katharina verstand sie auch so sehr gut. Lucia war froh das ihre Gebete erhört wurden. Man hatte endlich jemanden zu ihr geschickt um mit ihr zu sprechen. Dein Gebet wurde erhört, sprach die heilige Katharina. Sag mir, wann kann ich zurück? Wann ist meine Mission beendet? Methos ändert sich bereits. Ich glaube, er kommt jetzt ohne mich zurecht, sprach Lucia. Bist du dir dessen so sicher, mein Kind? Er braucht dich mehr als du denkst; als er selbst es weiß, erwiderte die Heilige. Lucia verstand das nicht. Worauf wollte die Heilige hinaus? Was meinst du damit? fragte Lucia verwirrt. Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht der Heiligen. Jedenfalls glaubte Lucia das sie es tat. Er liebt dich. Er braucht dich. Lucia schüttelte den Kopf. Methos liebte sie nicht. Er war froh, wenn er sie wieder los war und sich nicht mehr in sein Leben einmischte. Nein, er liebt mich nicht, antwortete sie der Heiligen. Doch die Frau lächelte sanft. Und warum ist er dann hier – vor der Kirche – und wartet auf dich? Warum ist er dir dann gefolgt? Er hätte sich keine Sorgen um dich gemacht, wenn er dich nicht lieben würde. Lucia erstarrte regelrecht. Methos ist hier? fragte sie ungläubig. Allerdings. Er hat sich diskret verzogen. Du hast recht. Er hat sich geändert. Früher wäre er geblieben und wäre seiner Neugier gefolgt. Du hast deine Arbeit sehr gut gemacht, lobte Katharina den Engel von Methos. Heißt das, ich kann zurück kommen? fragte Lucia hoffnungsvoll. In der selben Sekunde verspürte sie auch schon einen Stich in ihren Herzen. Es würde bedeuten das sie Methos verlassen mußte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Lucia es sich nicht eingestanden. Doch jetzt tat sie es. Sie hatte sich in Methos verliebt. Seine ganz eigene Art war es, die ihn so liebenswert machte. Ja, sie liebte den schwierigen, alten Mann. Aber sie würde ihm niemals gehören. Denn schon bald würde sie zurückkehren in den Himmel. Ihre Aufgabe war beendet. Ja, deine Aufgabe ist zu Ende. Du kannst zurück kommen. Aus dir ist ein guter Engel geworden. Methos schafft es jetzt ohne dich. Er wird sich an deine Lehren halten, dessen bin ich mir sicher, sprach die Heilige. Traurig senkte Lucia den Blick. Du freust dich nicht, stellte Katharina fest. So ist es nicht. Es ist nur ... Die heilige Katharina lächelte verständnisvoll. Du liebst ihn, sprach sie sanft. Lucia hob den Blick und nickte leicht. Ja, das tue ich, gestand sie. Wann muß ich zurück? fragte sie vorsichtig nach. Sie fürchtete sich vor der Antwort; fürchtete sich vor dem Abschied von Methos. Ich gebe dir bis morgen Zeit dich von Methos zu verabschieden. Genieß die letzten Stunden mit ihm. Wir erwarten dich morgen zurück, sprach die Heilige und verschwand. „Ich danke dir“, flüsterte Lucia und sie erhob sich langsam. Methos saß vor der Kirche auf einer Stufe und beobachtete die Vögel, die sich am Platz vor ihm um das Futter stritten. Er hörte wie die Tür hinter ihm zuschlug. Methos drehte sich um als Lucia die Stufen herunter kam. Er sah ihre ernste Miene und sprang auf. „Alles in Ordnung?“ fragte er nach. Sie sah wirklich nieder geschlagen aus. „Ich ... das was du gesehen hast war die Erscheinung der heiligen Katharina.“ „Echt?“ Methos konnte es nicht glauben. Aber inzwischen glaubte er ja auch an Engel. „Und ... was hat sie gesagt?“ fragte er zögernd nach. Er las in Lucias Augen, daß sie etwas wichtiges erfahren hatte. „Sie sagte mir, das du hier bist. Und das ...“ Lucia brach ab und schluckte. Sie konnte das nicht. Sie konnte ihm nicht sagen das die heilige Katharina ihr seine Gefühle verraten hatte. „Sie hat gesagt, daß meine Aufgabe zu Ende ist. Du kommst jetzt ohne mich klar.“ Lucia ging an Methos vorbei. Er starrte ihr nach. Ihre Aufgabe war beendet? Nein, daß konnte nicht sein. Es durfte einfach nicht sein; nicht jetzt. Wie konnte der Himmel ihm so einen süßen Engel schicken und ihm genau diesen Engel nach so kurzer Zeit wieder wegnehmen? Das durfte nicht geschehen. Ich brauche dich, dachte Methos augenblicklich. Er lief ihr nach um sie einzuholen. „Du gehst?“ fragte er als er neben ihr war. „Ich muß gehen. Ich habe getan was nötig war um dir zu helfen. Jetzt muß ich zurück.“ Methos fürchtete sich vor der Antwort, doch er mußte die Frage stellen. Sie lag ihm auf der Seele. Er brauchte Gewißheit. „Wann?“ Lucia blieb stehen und sah ihn an; lange ohne ein Wort zu sagen. „Morgen“, meinte sie schließlich. „Schon? Dein Aufenthalt hier war doch sowieso schon viel zu kurz. Können die dir keine Woche geben?“ Methos verstummte, wußte er doch, daß es zwecklos war sich aufzuregen. „Eigentlich sollte ich noch heute gehen“, begann Lucia zögernd. „Aber ... Sie gaben mir Zeit bis morgen um ... mich von dir zu verabschieden.“ Methos schluckte schwer. Das alles war einfach nicht fair. Doch er wußte, daß sie diesen einen Abend noch bleiben durfte, war mehr als er von ihren Arbeitgebern erwarten durfte. Er konnte froh sein das er noch diesen Abend mit ihr hatte. „Das ist ... sehr großzügig von deinen Auftraggebern. Dann sollten wir uns den Abschied so schön wie möglich machen, oder? Wir sollten das Beste aus diesen Abend machen.“ „Was ... was willst du den machen?“ fragte Lucia, die sich nicht vorstellen konnte wie sie sich am leichtesten von Methos verabschieden konnte. „Wie wäre es mit einen richtig schönen Abendessen? Ich koche“, schlug er vor. Lucia nickte. Methos nahm sie fest in seine Arme und hielt sie fest. Er wollte sie nicht gehen lassen. Nicht jetzt, wo er das Leben mit ihr zu genießen anfing.
~ 7. ~ Nachdem sie nach Hause gekommen waren, hatte Methos Lucia kurzerhand ins Badezimmer verfrachtet. Sie hatte sich seinen Willen ergeben und nahm ein Schaumbad. Lucia hörte, wie Methos in seiner Wohnung herum hantierte. Sie ließ sich tiefer in das Schaumbad gleiten. Lucia hing ihren Gedanken nach. Erst, als sie mit der heiligen Katharina gesprochen hatte, war ihr klar geworden was sie für Methos empfand. Zu ihren Lebzeiten war sie immer an die falschen Männer geraten. Wie jeder Mensch hatte sie nach der wahren Liebe gesucht, sie aber nie gefunden. Doch jetzt ... sie spürte, jetzt hatte sie sie gefunden. Doch es war zu spät. Schon morgen war alles vorbei. Alles würde morgen enden und sie würde zurück gehen in den Himmel. Immerhin schwebte sie zwischen Leben und Tod. Und was dann mit ihr geschah mußte Andy entscheiden. Allerdings hatte sie wenig Hoffnung das sie zurückkehren durfte – zu Methos. Ein leises Klopfen an der Tür riß Lucia aus ihren Gedanken. Sie öffnete die Augen. „Ja?“ „Kann ich kurz rein kommen?“ fragte Methos. Einen Moment überlegte Lucia. Sollte sie ihn rein bitten? Nun, da sie morgen sowieso nicht mehr da war ... warum nicht? „Komm rein“, rief sie. Die Tür ging auf. Lucia wollte wissen was Methos im Wohnzimmer trieb, doch er versperrte ihr geschickt den Blick. „Ich will dich nicht stören, aber ich hab da eine kleine Bitte an dich“, sprach er. „Welche?“ „Zieh das an“, bat er und hielt das Kleid hoch, daß sie bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Methos schloß die Tür hinter sich. „Ist dir das wirklich so wichtig?“ fragte Lucia. „Ja, bitte zieh es an. Ich will meinen Engel in all der Schönheit sehen wie am ersten Tag. Ich will dich so sehen wie ich dich einst sah. Bitte, zieh es an. Es ist unser ... letzter Abend. Du bist ... morgen nicht mehr da“, sprach er stockend. Lucia hörte aus seinen Worten den Schmerz heraus. Er wollte nicht, daß sie ging. Er will nicht, daß ich ihn allein lasse, stellte sie überrascht fest. Die heilige Katharina hatte wirklich die Wahrheit gesprochen. Nun wollte Lucia es von ihm wissen. „Sie hat noch etwas gesagt; etwas sehr wichtiges“, sprach Lucia. Methos legte das Kleid auf die Waschmaschine. „Wer hat was gesagt?“ fragte er. „Die heilige Katharina teilte mir noch etwas mit. Eigentlich wollte ich es nicht ansprechen weil ich ... weil es uns den Abschied sicher nur noch schwerer machen wird. Aber ich kann ... nicht jetzt.“ „Wovon redest du, Lucia? Was hast sie den gesagt?“ Lucia seufzte leise. Ich bin verrückt, daß ich mir den Abschied noch schwerer mache, dachte sie. Sie hob den Kopf und begegnete Methos‘ neugierigen Blick. „Die heilige Katharina sagte, daß du ... mich brauchst. Weil du ... sie sagte, du liebst mich“, gestand sie. Für einen kurzen Moment herrschte Stille im Badezimmer. „Hat sie recht?“ fragte Lucia. „Brauchst du mich?“ Methos ging zur Tür. „Ist das jetzt noch wichtig?“ murmelte er. „Methos, warte“, bat Lucia sanft. Er drehte sich zu ihr um. „Ja, es ist wichtig; wichtig für mich.“ Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Er seufzte schwermütig. „Ja, deine Heilige hat recht. Ich brauche dich.“ „Liebst du mich?“ hakte Lucia nach. „Natürlich“, meinte er sachlich, so als wäre es selbstverständlich. „Hast du das noch nicht bemerkt, Lucia?“ flüsterte er. „Ich hab es nicht bemerkt, nein. Wie denn auch? Ich war zu sehr damit beschäftigt dich zu ändern“, erwiderte sie. „Du hast mich doch schon längst geändert.“ Methos umfaßte den Türgriff. „Was ist mit dir? Liebst du mich?“ Einen Moment zögerte Lucia. Doch wenn er den Mut hatte es zuzugeben, sollte sie diesen auch haben. „Ja, ich liebe dich“, gestand sie. Die Tür fiel hinter Methos zu. Während Lucia aus der Badewanne stieg und sich zurecht machte, schaute Methos nach dem Essen. Sie hatten sich gegenseitig ihre Gefühle eingestanden. Doch es würde nichts ändern. Schon morgen würde Lucia gehen. Sie war morgen nicht mehr da. Methos wußte, er konnte sie nicht halten. Der Himmel holte sich seinen Engel zurück. Was geschieht dann mit ihr? fragte sich Methos während er zwei Teller herrichtete. Was für ein Schicksal würde Lucia erwarten? Würde sie ihren Heiligenschein bekommen und im Reich Gottes aufgenommen werden? Oder würde sie eine zweite Chance bekommen und aus dem Koma aufwachen? Und wenn sie wieder aufwachte, würde sie sich dann an alles erinnern? Oder würde er dann in Vergessenheit geraten? Tausend Gedanken schossen Methos durch den Kopf. Er schüttelte sich leicht. Er wollte sie nicht gehen lassen, obwohl er wußte, daß es nicht an ihm lag. Er hatte keine Wahl; genauso wenig wie Lucia. Sie würden gehen – ob er wollte oder nicht. Eine halbe Stunde später kam Lucia ins Wohnzimmer. Erstaunt blickte sie sich um. Methos hatte überall Kerzen aufgestellt und diese angezündet. Sie schufen eine unglaublich sinnliche Atmosphäre. Das hatte sie Methos gar nicht zugetraut. Das Essen war fertig. Methos hatte sich für Fisch mit Bratkartoffeln als Beilage entschieden. Er richtete alles auf den Tisch an, den er dekoriert hatte. Methos hatte sogar noch eine Flasche Sekt in seiner Wohnung gefunden. Lucia war überwältigt. Diese Überraschung war Methos vollends gelungen. Doch es machte sie auch wehmütig. So würde der Abschied von ihm noch schwerer werden. Methos drehte sich zu ihr um. Sein Blick glitt über sie. „Du siehst toll aus. Du sieht genauso schön aus wie an dem Abend als du in Joes Bar kamst“, sprach er lächelnd. Lucia erwiderte sein Lächeln. „Du hättest dir nicht solche Mühe machen brauchen“, warf sie ein. „Ich wollte es aber so. Unser letzter Abend soll etwas besonderes werden. Ich wollte mir die Mühe machen. Du siehst wirklich toll aus. Setz dich“, sprach er. Lucia tat wie ihr befohlen. Methos schenkt den Sekt ein und holte die beiden Teller. Er kehrte zu Lucia zurück und setzte sich ihr gegenüber. „Wirst du dich an meine Regeln halten?“ fragte Lucia zögernd. „Es ist das Einzige, daß mir von dir bleibt“, erwiderte er und stieß mit ihr an. Still nahmen sie das Essen zu sich. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Für beide war der sich näherten Abschied schwer. Lucia hatte sein Leben – ihn – verändert. Methos hatte das Gefühl, daß er sie schon seit Jahren kannte und sie schon eine lange Zeit bei ihm war. Dabei war es noch gar nicht solange her das sie sich in sein Leben eingemischt hatte. Und jetzt ... jetzt wurde sie ihm wieder entrissen. Methos schüttelte leicht den Kopf. „Du wirkst so nachdenklich“, brach Lucia schließlich das Schweigen. „Ich habe nur ... es ist einfach nicht fair.“ „Was ist nicht fair?“ „Das du wieder gehen mußt. Was geschieht dann? Mit dir, meine ich“, sprach Methos besorgt. „Ich weiß es nicht“, gestand Lucia. Methos griff nach ihrer Hand und umschlang ihre Finger mit seinen. „Du könntest deinen Heiligenschein kriegen“, überlegte er. „Aber du könntest auch theoretisch eine zweite Chance im Leben bekommen. Doch was ist, wenn du dich an nichts erinnern kannst? Was, wenn du mich vergißt?“ fragte er. „Ich kann nicht sagen was passiert, Methos. Ich weiß nicht was mit mir geschieht. Es ist alles möglich.“ „Eben. Und genau diese Ungewißheit gefällt mir nicht“, sprach er ernst. Methos stand auf und räumte die leeren Teller weg. Dann ging er zur Stereoanlage und schaltete sie ein. Sanfte, leise Klänge erfüllten den Raum. „Laß uns tanzen“, schlug er vor. „Nun, ich muß sagen: Innerhalb der wenigen Stunden, die du hattest, hast du den Abend gut geplant“, sprach Lucia als sie aufstand. Methos lachte leise. „Ich habe schnell geschaltet. Das konnte ich schon immer gut. Ich bin ein Meister darin auch unter Druck einen Plan zu entwickeln.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen. Bereitwillig ergriff Lucia sie. Lucia glitt in Methos‘ Arme und sie bewegten sich zu den langsamen Klängen der Musik. Zufrieden lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und genoß den Moment. Lucia wußte, dieser Augenblick würde zu schnell vorbei sein. Methos‘ Hände glitten zielsicher über ihre Schultern zu ihrem entblößten Rücken. „Methos, was machst du da?“ murmelte Lucia. „Ich genieße den Moment“, erwiderte er. „Das solltest du nicht tun“, tadelte Lucia ihn. „Warum nicht? Weil wir uns dadurch den Abschied nur noch schwerer machen?“ „Ja, genau aus diesem Grund.“ „Wir sollten richtig Abschied nehmen, Lucia. Und wie ginge das besser als all die angestauten Gefühle raus zu lassen? Wenn wir uns schon trennen müssen, dann richtig“, sprach er. Lucia seufzte leise. Innerlich gab sie ihm recht. Aber es war – wie er sagte – nicht fair. Methos hob den Kopf und blickte Lucia zärtlich an. Er beugte sich zu ihr und verschloß ihre Lippen zu einen zarten, aber leidenschaftlichen Kuss. Lucia reagierte sofort auf seine Küsse. Zwischen ihnen wuchs die Leidenschaft. Methos zog sie eng an sich. „Bist du dir wirklich sicher?“ fragte er nach. „Ja, morgen ist alles vorbei“, sprach sie resigniert. „Ich weiß. Aber bis dahin haben wir Zeit; die ganze Nacht.“ Lucia nickte langsam. Er hatte völlig recht. Methos zog sie wieder an sich und küßte sie. Sie konnten beide nicht sagen wie sie ins Schlafzimmer gelangt waren. Methos‘ Pullover landete am Boden. Der alte Mann hob sie hoch und sank mit ihr auf das Bett nieder. Immer und immer wieder trafen sich ihre Lippen zu leidenschaftlichen Küssen zusammen. Gegenseitig zogen sie sich aus. Ein Kleidungsstück nach dem anderen landete achtlos auf dem Boden. Sie erforschten gegenseitig ihre Körper und ließen sich dabei viel Zeit. Sie wußten beide, das alles enden würde was sie jemals miteinander verbunden hatte, wenn der Morgen graute. Methos nahm sich alle Zeit der Welt um Lucia zu lieben. Er wollte diese eine Nacht unvergeßlich machen. Die Welt schien stillzustehen als sie sich zärtlich und leidenschaftlich zugleich. Im Schutze des Schlafzimmers fiel kein Wort. Es war nicht nötig etwas zu sagen. Es war alles gesagt worden was der andere wissen mußte. Methos war von Lucias Sinnlichkeit berauscht und vollkommen angetan. Und mit seiner Vermutung, die er einmal geäußert hatte, hatte er recht gehabt. Liebte man einen Engel, brachte er einen in den Himmel ... Die Sonne blinzelte durch den Vorhang und kündigte einen neuen Tag an. Die Vögel zwitscherten ihr morgendliches Lied. Auf den Straßen hatte das tägliche Leben begonnen. Verschlafen öffnete Methos die Augen und griff neben sich. Doch der Platz war leer. Methos hob den Kopf und blickte auf seinen Wecker. Es war kurz nach Mittag. In diesen Moment wurde es ihm wirklich klar; alles fiel ihm wieder ein. Methos wußte es nun; hatte es schon gefühlt. Er brauchte sich nicht umzudrehen um sich der traurigen Wahrheit zu stellen. Lucia war nicht mehr da. Sie war weg. Der Himmel hatte sie geholt. Nun war ihre Aufgabe bei ihm wirklich zu Ende. Lucia hatte getan was man ihr befohlen hatte. Sie hatte seine Seele gerettet; hatte sein Leben mit ihrer drastischen Einmischung verändert. Seufzend setzte Methos sich auf und strich sich durch sein Haar. Seine Klamotten lagen noch immer da, wo er sie am Vorabend achtlos hingeworfen hatte. Jetzt wußte er, wie es war einen echten Engel zu lieben. Lucia hatte ihm den Himmel auf Erden beschwert. Niemals würde er diese Tage mit ihr vergessen. Methos vermißte sie schon jetzt schmerzlich. Doch eine Frage stellte sich bei ihm ein: Was würde jetzt mit Lucia geschehen? Schwach sank Methos in die Kissen zurück. Würde Lucia ihren Heiligenschein oder eine zweite Chance im Leben bekommen? Traurig seufzte Methos. Alles deutete daraufhin hin das er sie für immer verloren hatte. Diese Ungewißheit zerrte an seinen Nerven. Er brauchte einfach Klarheit. Methos mußte wissen was mit ihr geschah. Und das erfuhr er nur, wenn er ins Krankenhaus ging. Wenn sie starb, hatte sie ihren Heiligenschein. Methos stand auf und zog sich an. Er mußte es einfach wissen.
~ Epilog ~ Leichtfüßig schwebte Lucia dahin. Sie hatte ihre Flügel zurück bekommen. Ihre Füße berührten die Wolke, auf der sie ging, kaum. Lucia entdeckte eine Person, die auf einer weißen Bank saß und sie erwartungsvoll anblickte. Es war Andy, der dort auf sie wartete. Lucia seufzte leise. Nun war sie wieder hier. Eigentlich sollte sie glücklich sein, da sie nun erfahren wurde, was mit ihr geschehen würde. Doch sie war alles andere als glücklich. Sie war ein Engel und war verliebt. Lucia fragte sich, was Methos nun tun würde. In der Zwischenzeit dürfte er ihr Verschwinden bemerkt haben. Was würde er jetzt unternehmen? Würde er es einfach so akzeptieren oder würde er ins Krankenhaus fahren um sich Gewißheit zu verschaffen? Wieder stieß sie einen unglücklicher Seufzer aus. Sie wußte, sie würde Methos nie wiedersehen. Sie würde nie mehr die Chance haben mit ihm zusammen sein zu können. Und das stimmte sie traurig. Lucia konnte nur hoffen, daß er sie nicht vergaß. Andy blickte ihr mit einen warmen Lächeln entgegen. Er deutete auf den Platz neben sich. Lucia setzte sich und wartete geduldig. „Du bist wieder hier“, stellte Andy mit sanfter Stimme fest. Kaum merklich nickte Lucia. „Ja, ich bin wieder hier“, erwiderte sie monoton. Sie sehnte sich so sehr nach Methos, daß sie kaum noch an etwas anderes als an ihn denken konnte. „Freust du dich nicht? Du hast seine Seele gerettet“, stellte Andy fest. „Er hat sein Leben geändert. Und du hast die Prüfung bestanden. Warum bist du so traurig, Lucia?“ „Es ist weil ...“, begann sich, doch sie brach ab. Sie brachte es einfach nicht fertig es auszusprechen. „Du liebst ihn. Und er hegt dieselben Gefühle für dich“, sprach Andy. Bejahend nickte Lucia. „Was ... was geschieht jetzt mit mir?“ fragte Lucia zögernd. Sie brauchte endlich Gewißheit über ihr Schicksal. „Du hast deinen Auftrag erfüllt. Es gibt jetzt keinen Grund mehr dir den Heiligenschein vorzuenthalten.“ „Ich verstehe“, murmelte Lucia nieder geschlagen. „Freust du dich nicht?“ „Oh ... doch ... sicher, aber ...“ „Du willst zurück auf die Erde – zu Methos.“ „Ich weiß, daß es nicht möglich ist“, flüsterte Lucia. „Wer sagt denn, daß es nicht möglich ist, Lucia?“ Lucia sah überrascht auf. Wovon sprach Andy da? „Aber ... es hieß doch, daß ich meinen Heiligenschein bekomme, wenn ich Methos helfe“, stammelte sie verwirrt. „Das habe ich nie gesagt. Ich habe dir gesagt, daß er in Schwierigkeiten steckt und die Hilfe Gottes braucht. Ich sagte dir, daß du seine Seele retten mußt. Doch ich habe nie erwähnt was mit dir geschehen wird.“ Lucia schluckte. Was ging hier bloß vor? „Und was heißt das?“ fragte sie mit zitternder Stimme. Andy lächelte sie warm an. „Ich habe zu dir gesagt, die Liebe löst alle Probleme. Du konntest Methos‘ Seele nur retten, wenn er sich in dich verliebte. Und das ist auch geschehen. Deine Liebe und dein Glaube zu ihm haben ihm geholfen. Du glaubst an ihn und akzeptierst ihn so wie er ist – mit all seinen Fehlern.“ „Ja, das tue ich“, bestätigte Lucia. „Willst du zurück?“ fragte Andy. „Sehr gerne.“ „Deine Zeit, Lucia, ist noch nicht gekommen. Wir haben gesehen das du ihm geholfen hast. Nur die Liebe eines Engels konnte diesen zynischen Mann ändern. Und auch du hast dich verändert. Du fluchst nicht mehr; glaubst jetzt an den Herrn. Das war unser Ziel. Ihr solltet euch gegenseitig helfen. Und genauso ist es auch eingetreten.“ Andy lächelte sanft. „Was heißt das?“ fragte Luca. „Das du zurück auf die Erde kannst, wenn du willst. Deine Zeit ist noch lange nicht gekommen. Der Unfall war ein tragischer Fehler, mehr nicht. Du kannst zurück gehen. Willst du?“ „Ja, ich will. Ich will zurück“, sprach Lucia und Freude erfüllte ihren Körper. „Dann soll es so sein. Deine Zeit kommt erst viel, viel später. Doch jetzt noch nicht. Du hast ein langes Leben vor dir, Lucia. Geh jetzt! Dein Platz ist bei Methos. Du bekommst deine zweite Chance und nun geh“, sprach Andy warm. Und erneut spürte Lucia wie ihre Flügel verschwanden und sie hinab stürzte ... „Oh!“ Ein qualvolles Stöhnen drang über ihre Lippen. Sie spürte, wie sich jemand zu ihr auf das Bett setzte. „Lucia?“ fragte eine Stimme besorgt. Sie kannte diese Stimme; hatte sie oft gehört. Und auf einmal wurde es ihr klar. Sie war wieder in ihrem Körper. Sie war im Krankenhaus und war aus dem Koma erwacht. Lucia war wieder am Leben. Das verschwommene Bild vor ihren Augen verschwand. Jemand beugte sich über sie und blickte sie besorgt an. Lucia erkannte ihn. Es war Methos. Er war bei ihr. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Methos?“ flüsterte sie. Lucia hörte, wie er erleichtert seufzte. Sie erinnerte sich. Sie erinnerte sich an alles. Lucia hatte ihn nicht vergessen. „Mein süßer Engel“, sprach Methos zärtlich und er streichelte über ihr Gesicht. Ein liebevolles Lächeln lag auf seinen Lippen. „Du bist wieder da. Du lebst“, flüsterte er. „Ja, sie sagen, meine Zeit ist noch lange nicht gekommen. Der Unfall war ein Fehler, mehr nicht.“ „Das heißt, der Himmel wird dich mir nicht mehr wegnehmen?“ fragte Methos hoffnungsvoll. Lucia lächelte leicht und verzog dabei das Gesicht. „Was hast du?“ fragte Methos sofort voller Sorge. „Es sind ... Schmerzen. Ich bin gerade aus dem Koma aufgewacht, Methos. Ich lebe wieder.“ „Ja, das tust du. Ich werde mich um dich kümmern. Ich werde dich gesund pflegen, Lucia. Hauptsache, du bleibst bei mir und verläßt mich nicht mehr.“ „Ich werde bei dir bleiben“, flüsterte Lucia und sie lächelte glücklich. Methos beugte sich zu ihr und küßte sie zärtlich. Diesmal würde sie bleiben. Der Himmel würde ihm diese wunderbare Frau nicht noch einmal wegnehmen. Methos war zuversichtlich, daß sie wieder völlig gesund werden würde. Natürlich würde ihre Genesung Zeit brauchen, doch er würde für sie da sein. Niemals hätte Methos das für möglich gehalten. Doch es war wirklich geschehen. Ausgerechnet der Himmel hatte ihm einen Engel geschickt um sein Leben zu ändern. Und ja, er hatte sich geändert. Lucia hatte ihn verändert und seinem Leben nach langer Zeit wieder einen wirklichen Sinn gegeben. Er liebte einen Engel. Und es war der süßeste Engel, den er sich je vorgestellt hatte. Diesmal würde er Lucia nicht gehen lassen; nicht noch einmal. Der Himmel hatte ihm helfen wollen. Tja, der Himmel hatte ihm geholfen. Mit Lucia begann für Methos ein neues Leben ... The End || Home || |