Title: Liebe aus vergangener Zeit
Author: Tegan

Fandom: Highlander
Rating: NC-17
Category: Schmerz, Liebe, Erinnerung
Characters, Pairing: Duncan, Amanda, Joe, Methos / Katharina (eig. Charakter)

Summary: Auf Duncans Hausboot erinnert sich Methos an seine Frau, die er im Jahr 1808 geehelicht hatte und die ihm nach kurzen Glück brutal entrissen wurde ...

Disclaimer: Die Charaktere von Highlander – The Series gehören nicht mir, sondern der Davis/Panzer Productions und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Als ich etwas deprimiert war, habe ich mich entschlossen, Methos eine traurige Liebesgeschichte anzudichten. Und das ist dabei heraus gekommen. Ich hoffe, es ist mir gelungen, seinen seelischen Schmerz wiederzugeben. Ich wollte ihn mal – nicht auf Folterart – sondern auf diese Art leiden lassen. Tja, mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. Mailt mir doch einfach.


Liebe aus vergangener Zeit
written by Tegan
© 2000

~ Prolog ~

Duncans Hausboot,
Gegenwart

Mit leeren Blick starrte Methos vor sich hin und strich sich kurz durchs Haar. Duncan beobachtete ihn interessiert, aber doch etwas besorgt. In letzter Zeit war Methos äußerst abwesend mit seinen Gedanken. Er zählte sowieso nicht viel von sich, doch im Moment schien er sich noch mehr von seinen Freunden zurückzuziehen als das üblich der Fall war. Etwas bedrückte ihn, daß sah Duncan ihm deutlich an. Methos lag auf dem Sofa von Duncan und nippte seit zwei Stunden an einer Flasche Bier.

Und das war für den alten Mann etwas sehr ungewöhnliches. Etwas belastete schwer seine Seele. Doch wie immer mußte man es ihm aus der Nase ziehen, sonst erfuhr man gar nichts von diesen eigensinnigen Kerl. Leise seufzte Methos. Er hing seinen deprimierenden Gedanken nach. Schon wieder fühlte er sich so ausgebrannt, so leer und nutzlos. Doch der Grund für seine schlechte, abweisende Laune lag woanders. Es lag nicht daran das er so alt war, sondern das er trauerte. Wie jedes Jahr – wenn der Tag ihres Todes näher rückte.

„Ich fliege morgen auf den Mond und komme nie wieder, Methos“, sprach Duncan um die Aufmerksamkeit des alten Mannes auf sich zu ziehen. „Schön für dich“, murmelte der alte Mann vor sich hin. Er hörte ihm einfach nicht zu. Duncan verdrehte die Augen. Langsam, aber sicher verlor er seine Geduld. Seit einigen Stunden schon versuchte er sich vernünftig mit Methos zu unterhalten; ein richtiges Gespräch mit ihm anzukurbeln. Doch das war nicht möglich, da er zwar körperlich, aber nicht seelisch anwesend war. Er war mit seinen Gedanken meilenweit weg, so schien es Duncan.

„METHOS!“ brüllte Duncan so laut er konnte. Nun blickte der älteste Unsterbliche der Welt auf. Ein trauriger Schatten zeichnete sich in seinen Gesicht ab. „Was ist? Warum schreist du so?“ Sofort tat es Duncan leid das er so ungeduldig war. „Was ist los mit dir? Warum bist du so traurig?“ sprach er sanft. „Es ist nichts“, winkte Methos ab. „Du hast doch was.“ „Nein, mir geht es gut“, knurrte Methos. Er haßte es, wenn Duncan so in seinen Leben rum stocherte und immer alles wissen wollte.

„Lüg mich nicht an“, tadelte Duncan ihn. „Ich sehe doch, daß dich was schwer mitnimmt.“ Wütend funkelte Methos seinen schottischen Freund an. „Bevor ich es dir erzähle, wirst du keine Ruhe geben, oder?“ „Nein“, bestätigte Duncan. Methos seufzte schwermütig und nickte langsam. Er leerte seine Bierflasche und reichte sie Duncan. Dieser verstand und holte aus dem Kühlschrank zwei Bierflaschen. Eine davon gab er Methos. „Los, erzähl“, forderte er ihn auf.

Methos stopfte sich zwei Kissen unter den Kopf und machte es sich bequem. Lange starrte er schweigend an die Decke, bevor er die richtigen Wort fand um anzufangen. „Hast du schon einmal richtig geliebt?“ fragte er in die Stille hinein. „Ich rede nicht von dieser flüchtigen Verliebtheit, die schnell wieder vorbei geht. Ich meine, so richtig geliebt, daß du diese Frau nie mehr loslassen wolltest?“ Duncan nickte langsam.

„Ja, das habe ich“, gestand er. Augenblicklich dachte er an Tessa. Kurz wurde Duncan von seiner eigenen tiefen Traurigkeit überwältigt. Er seufzte schwer. Tessa war eine einzigartige schöne, aber auch sterbliche Frau gewesen. Sie hatte ihm alles bedeutet, war aber seit einigen Jahren tot. Er hatte immer gewußt, das sie vor ihm sterben würde, aber die Art ihres Todes war ein Schock für ihn gewesen. Noch heute vermißte er sie sehr und ihr Tod traf ihn noch immer tief.

Methos wandte nicht den Blick von der Decke. „Ihr Name war Katharina, Katharina Craven. Sie war das schönste, weibliche Geschöpf, das ich in meinen fünftausend Lebensjahren je gesehen habe. Sie war die einzige Frau, die ich jemals so tief liebte. Katharina war mein ein und alles; mein Grund zu leben. Ich war noch nie so glücklich gewesen wie in der Zeit mit ihr“, sprach Methos ruhig.

„Sie war jung, schön, intelligent – kurz und bündig – einfach einzigartig. Ich dachte, mein Glück mit ihr würde ewig währen. Bei ihr war ich mir sicher ... sie würde ich nicht so schnell verlieren. Jedoch meinte es das Schicksal anders mit mir“, seufzte Methos und er schwieg einen Moment. Methos tauchte in seine Erinnerung an Katharina ein und ein schwermütiger Seufzer entrang sich seiner Kehle.

„Ich habe in meinen Leben viele Menschen geliebt und zu Grabe getragen; viel zu viele. Doch irgendwie bin ich immer damit klar gekommen und habe es akzeptiert. Nur einmal bin ich fast an diesem mir so bekannten Verlust zerbrochen. Katharinas viel zu früher Tod war wie ein Schlag in den Magen für mich. Sie starb viel zu früh und viel zu jung“, erzählte Methos mit ernster Stimme.

„Unser Glück war nicht von Dauer. Sie zu Grabe zu tragen war das Schlimmste, daß ich je tun mußte. Der Verlust eines Menschen, den ich liebte, tat mir noch nie so weh; traf mich noch nie so tief. Der Schmerz ist noch heute da. Ich habe sie geliebt; mit Leib und Seele. Ich wäre für sie gestorben, wenn es ihr das Leben gerettet hätte. Doch ich konnte nur hilflos zusehen wie das Schicksal sie mir brutal entrissen hatte. Ich konnte sie nicht im Leben halten.“ „Was ist passiert, Methos?“ fragte Duncan sanft nach.

Methos nahm einen nachdenklichen Schluck seines Bier und schluckte schwer. Leicht, fast unmerklich, schüttelte er den Kopf. Er wollte sich nicht erinnern. Es tat so weh sie an die Zeit mit Katharina zu erinnern. Er mußte seine ganze Kraft sammeln um die Geschichte seiner schönen und doch unglücklichen Liebe zu erzählen; um das alles erneut durch zu machen und die schmerzhafte Erinnerung lebendig werden zu lassen. „Alles begann so ...“

~ 1. ~

New Orleans,
Jahr 1808

Zu jener Zeit war New Orleans eine kleine, aber lebendige Stadt im unendlich weiten wilden Westen. Methos lebte unter der Identität Doktor Benjamin Adams unter den Sterblichen. Er hatte Medizin studiert und praktizierte als ein guter Arzt. New Orleans war eine Stadt, die ihm außerordentlich gefiel. Seit gut zwei Jahren lebte er nun schon in dieser Stadt.

Eigentlich hatte Methos es sich zur Angewohnheit gemacht nie lange an einen Ort zu bleiben, doch in New Orleans gab es vieles was ihm gefiel. Zum Beispiel Katharina, die Tochter eines angesehenen Bürgers. Schon seit einer gewissen Zeit überlegte Methos, wie er ihr näher kommen konnte ohne gleich von den fanatischen Katholiken in der Stadt gelyncht zu werden.

Methos hatte sich verändert. Er war nicht mehr der starke Death aus der Reiterzeit. Aus dem ehemaligen Reiter war ein ziemlicher Feigling geworden, so das ihm nichts anderes übrig blieb als Katharina stumm aus der Ferne zu beobachten. Seine Sehnsucht nach diesem hübschen Mädchen wurde von Tag zu Tag stärker, er spürte es. Insgeheim wünschte Methos sich nichts anderes als endlich den Mut zu finden und ihr zu sagen wie er sich fühlte.

Die Stadtbewohner schätzten den jungen Arzt sehr. Er war freundlich und hatte für jeden ein offenes Ohr. Außer seinem Freund Ben, dem Besitzer des Saloons, wußte niemand wie sehr er sich für Katharina Craven interessierte. Doch Ben hatte geschworen kein Wort darüber zu verlieren. Methos‘ heimliche Sehnsucht wurde immer intensiver. Dieser Zustand sollte sich jedoch schon bald ändern.

Methos saß an seinen Schreibtisch und studierte ein Buch als die Tür aufging. Dem Unsterblichen fielen einige Strähnen ins Gesicht als er aufsah. „Mr. Craven, kann ich etwas für Sie tun?“ rief Methos überrascht. Mit dem Vater von Katharina hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Wenn der Mann ihn aufsuchte, lag ihm etwas auf der Seele, was äußerst wichtig war und was nicht warten konnte.

„Doktor Adams, ich habe ein Problem“, beklagte sich der angesehene Bürger der Stadt. „Kommen Sie, Mr. Craven, setzen Sie sich! Wollen Sie etwas trinken?“ bot Methos ihm an. Doch Eric schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, danke, Doktor.“ „Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte Methos neugierig nach. „Meine Tochter macht mich noch ganz verrückt“, beschwerte sich der Mann.

„Colleen?“ fragte Methos gelassen, doch sein Besucher schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, meine Ältere – Katharina. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Sie ist ein solch sturer Esel.“ „So aufmüpfig?“ fragte Methos mit einen leisen Lachen. „Das kann man wohl sagen“, stöhnte Eric. „Sie waren immer ein Mann meines Vertrauens.“ „Und für dieses Vertrauen danke ich Ihnen ... aber was kann ich tun?“ fragte Methos, der nicht verstand, worauf sein Gegenüber hinaus wollte.

„Katharina braucht dringend eine Beschäftigung; eine Arbeit. Und sie wollte den Menschen immer helfen. Sie ist sehr ... barmherzig.“ „Sie wollen, daß ich Ihrer Tochter einen Job gebe?“ fragte Methos überrascht. Eric nickte bejahend. „Sie könnte Ihnen ein wenig helfen. Mit ihren zwanzig Jahren ist sie alt genug um in Ihrer Praxis arbeiten zu können.“ „Wieso ist sie noch unverheiratet?“ fragte Methos unschuldig. Er wollte nicht, daß Eric erfuhr, wie brennend ihn dieses Thema interessierte.

„Sie weigert sich standhaft zu heiraten. Katharina ist ziemlich eigensinnig. Sie will nach Europa. Sie will nach London um dort Medizin zu studieren. Sie hat sich in den Kopf gesetzt Ärztin zu werden. Können Sie sich das vorstellen ... eine Frau in diesen Beruf?“ Ein leises Lachen entrang sich der Kehle des Mannes. „Ja, ich kann mir das sehr gut vorstellen“, sprach Methos. „Die Universität in London ist äußerst gut und nimmt auch Frauen auf. Warum ihr ein Recht verweigern, daß uns Männern sowieso zusteht?“ sprach Methos mit zuckenden Schultern. „Ist das Ihr Ernst, Doktor?“ fragte Eric Craven nach.

„Das ist lediglich meine Meinung, Mr. Craven. Ich könnte schon jemanden gebrauchen, der mir ein wenig zur Hand geht. Ist sie tüchtig?“ wechselte Methos das Thema, da er wußte, das dieses Thema noch immer ein Streitfaktor war. „Katharina erfüllt ihre Arbeit sehr gewissenhaft. Jedoch protzt sie auch gerne mal zurück und bietet Ihnen vielleicht die Stirn.“ „Sie will Ärztin werden?“ hakte Methos nach.

„Ja“, nickte Eric. „Okay, ich gebe ihr die Chance diesen Beruf kennen zu lernen. Außerdem kann ich Hilfe im Moment wirklich gebrauchen. Ich werde es mit ihr probieren. Sie soll morgen vorbei kommen.“ „Danke, Doktor Adams“, sprach Eric erleichtert. „Kein Problem! Wenn die Zusammenarbeit aber nicht funktioniert, schicke ich sie wieder nach Hause.“ Das glaubst du doch selbst nicht, sprach eine Stimme in Methos‘ Kopf. Er schüttelte Gedanken solcher Art jedoch sofort wieder ab.

„Abgemacht! Aber sie wird Ihnen bestimmt keinen Ärger machen“, versprach Eric Craven den Arzt. „Danke, Doktor, herzlichen Dank.“ Kräftig schüttelte er seine Hand und verließ die Praxis. Methos blickte aus dem Fenster und beobachtete wie Eric Craven nach Hause ging um die Nachricht sofort seiner Familie mitzuteilen. „Was für ein glücklicher Zufall“, murmelte er. Jetzt konnte er Katharina endlich kennenlernen. Und er würde dafür sorgen, daß sie ihn mochte.

Entschieden klopfte es am nächsten Morgen an die Tür seiner Praxis. „Herein“, rief Methos und er sah von seinen Buch auf. „Doktor Adams?“ fragte das Mädchen, daß durch die Tür trat. „Ja, der bin ich“, sprach Methos und augenblicklich schlug sein Herz schneller. Katharina war noch schöner als er sie in Erinnerung hatte. „Ich bin Katharina“, stellte sie sich vor. „Ich weiß. Komm rein“, forderte er sie auf und deutete auf einen Stuhl. Methos beobachtete sie verstohlen während sie Platz nahm.

Katharina Craven war in den Blüten ihres Lebens. Methos‘ Augen glitt von ihren langen, schwarzen Haar zu ihren grünen Augen. „Mein Vater erzählte mir, daß Sie Hilfe brauchen, Doktor Adams“, sprach Katharina. „Stimmt. Ich habe mit ihm geredet. Er meinte, Sie bräuchten eine Beschäftigung; eine Arbeit, Katharina. Eric macht sich Sorgen.“ „Ja, aber auch nur darüber, daß seine Tochter kein braves Hausmütterchen für daheim sein will“, erwiderte Katharina bitter.

„Wollen Sie wirklich Ärztin werden?“ hakte Methos nach. Katharina schenkte ihm ein warmherziges Lächeln und nickte leicht. „Ja, will ich.“ „Und warum? Für eine Frau ist es äußerst schwer sich in diesen Beruf zu bewähren. Heutzutage bringt der Mann das Geld nach Hause und die Ehefrau kocht, putzt und versorgt die Familie.“ „Was Sie nicht sagen; ist mir gar nicht aufgefallen“, spottete Katharina. Methos lachte leise.

„Doch Sie können gerne ein wenig bei mir arbeiten und den Beruf kennenlernen, wenn Sie unbedingt wollen, Katharina. Danach können Sie noch immer entscheiden ob dies die richtige Wahl ist.“ „Das ist es, Doktor Adams“, sprach Katharina entschlossen. „Das wollen wir doch mal sehen.“ Methos erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung und sprach: „Kommen Sie! Ich zeige Ihnen meine Praxis. Oben habe ich ein paar Zimmer; falls ein Patient über Nacht bleiben muß.“ Nachdem Methos ihr alles gezeigt hatte, trug er ihr ihre Arbeit auf.

Vormittags – während Katharina die Regale säuberte – kam ein alter Mann vorbei. „Doktor Adams, mein Husten ist wieder schlimmer geworden“, beklagte er sich. „Mr. Slater, kann es sein, daß Sie schon wieder geraucht haben, obwohl ich Ihnen das ausdrücklich verboten habe?“ tadelte Methos ihn. „Eine Zigarre, Doktor, die kann doch nicht schaden.“ „Eine Zigarre allein genügt um sich umzubringen – vor allem bei Ihnen“, wies Methos den Mann streng zurecht.

„Können Sie mir nicht irgend etwas geben, damit es wieder besser wird, Doktor?“ sprach der Mann mit flehenden Blick. Methos seufzte leise und schüttelte den Kopf. „Meine Frau, Doktor, bringt mich um, wenn sie das mit den heimlichen Rauchen mitbekommt. Tun Sie mir das nicht an“, bat der Mann inständig. „Mr. Slater, hören Sie zu rauchen auf, dann kommt der Husten nicht wieder und Sie bekommen keinen Ärger mit Ihrer Frau.“ „Doktor, bitte! Geben Sie mir etwas! Das Rauchen ist nun einmal mein Laster“, sprach der Mr. Slater schulterzuckend.

„Ein tödlicher Laster, Mr. Slater. Aber ... okay, Katharina“, sprach Methos seufzend. „Ja?“ Sie hob den Kopf. „Geben Sie mir bitte die Flasche rechts neben Ihnen.“ Sie nahm die Flasche und reichte sie Methos. „Das wird Ihren Husten lösen, Mr. Slater. Aber Sie hören mit dem Rauchen auf, verstanden? Das ist keine Dauerlösung“, sprach Methos ernst. „Ich habe verstanden“, sprach Mr. Slater und er nahm die Medizin entgegen. „Kann ich gehen?“ „Ja, aber in Zukunft machen Sie einen großen Bogen um alle Zigarren dieser Welt.“ „In Ordnung, Doktor.“ Mr. Slater lachte leicht. „Katharina, richte deinen Vater einen schönen Gruß aus.“ „Das mache ich, Mr. Slater.“ Der alte Mann verabschiedete sich und verließ die Praxis.

„Mr. Slater wird wohl nie mit dem Rauchen aufhören“, seufzte Katharina kopfschüttelnd. Methos lachte leise. „Das schafft er nicht; dafür gönnt er sich viel zu gerne eine Zigarre. Wie er selbst gesagt hat – das Rauchen ist sein Laster.“ „Und was ist Ihr Laster, Doktor Adams?“ „Benjamin, ich heiße Benjamin“, bot Methos ihr die vertrauliche Anrede an. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, erwiderte Katharina ungerührt.

„Jeder hat seine Laster, Katharina; jeder, auch ich“, beteuerte Methos. „Und welche Laster haben Sie ... Benjamin?“ Sie stützte sich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch ab und beugte sich vor. Methos erhob sich und blickte ihr tief in die Augen. „Das ist noch nichts für Ihre jungen Ohren, Katharina“, grinste er schelmisch. Sein Blick wanderte zu ihrem Dekolleté, daß sie ihm unbewußt präsentierte.

„Wollen Sie mich verführen, Katharina?“ fragte Methos mit brüchiger Stimme. Er mußte sich wieder fangen. Sie war wirklich eine verführerische, junge Frau. „Nein. Wie kommen Sie darauf, Doktor Adams?“ fragte sie zurück. „Spielen Sie nicht mit dem Feuer, wenn sie nicht bereit sind, die Konsequenzen zu tragen, Ms. Craven.“ Unverständlich sah Katharina ihn an. Sie verzichtete darauf ihm eine Antwort zu geben und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

Die Sonne ging unter und der Abend brach herein. Methos hob kurz den Kopf und blickte durch das Fenster seiner Praxis. „Sie können für heute Schluß machen, Katharina. Ich danke für die Unterstützung.“ „Kein Problem, Doktor“, erwiderte die junge Frau und sie band sich ihren Umhang um. Einen Moment dachte Methos nach. Er konnte sie unmöglich allein nach Hause gehen lassen. Das war die perfekte Gelegenheit ihr ein wenig näher zu kommen.

„Warten Sie, Katharina, ich bringe Sie nach Hause“, sprach Methos hinter ihr als sie schon bei der Tür war. „Das ist wirklich nicht nötig, Doktor. Den Weg finde ich schon allein.“ Ein kleines Lächeln huschte über Methos‘ Gesicht. „Das ist mir schon klar, aber es ist schon dunkel. Eine junge Lady wie Sie sollte nachts nicht allein herumlaufen. Das ist viel zu gefährlich. Um diese Zeit ist der ganze Haufen im Saloon schon sturzbetrunken. Ich will nicht, daß Ihnen etwas zustößt.“ Methos nahm seinen Mantel und öffnete die Tür.

„Kommen Sie, Katharina!“ Sie seufzte leise und trat mit Methos auf die dreckige Straße hinaus. Ihre Familie wohnte weiter oben – in der Nähe der Schule. Zu Fuß war man in einer Viertelstunde bei den Cravens. „Warum wollen Sie ausgerechnet Ärztin werden?“ fragte Methos neugierig nach. „Ich wollte den Menschen schon immer helfen. Und eine Frau kann diesen Beruf genauso gut ausüben wie ein Mann“, erwiderte Katharina entschlossen.

„Dagegen sage ich ja nichts. Ich vertrete sogar die Meinung, daß man Frauen mehr Chancen geben sollten als es heutzutage üblich ist. Ich will Sie bloß warnen, Katharina: Es ist ein harter Beruf. Man muß oft dabei zusehen wie Menschen sterben und man kann nichts mehr für diese leidenden Menschen tun. In diesen Beruf stößt man oft an seine Grenzen.“ „Der Tod gehört nun einmal zum Leben dazu.“ Methos schluckte und enthielt sich ein Kommentar. Dies war ein empfindliches Thema für ihn.

Vor ihrem Haus angekommen, sah Methos, daß noch Licht brannte. Aber das war nichts ungewöhnliches. Katharinas Vater pflegte spät abends noch gemütlich ein Buch zu lesen. Katharina blickte zu Methos auf. Sie ist nervös, dachte er, als er sie wie sie ihre Handflächen drehte. Methos nahm ihre Hände in seine und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. „Deine Hände sind viel zu zart für eine solch anstrengende Arbeit“, flüsterte er sanft.

„Ich arbeite gerne in der Praxis. Es ist eine Arbeit, die den Menschen hilft und Sie sind ein guter Arzt, Doktor Adams. Die Menschen schenken Ihnen sehr viel Vertrauen. Ich habe Sie oft auf dem Marktplatz gesehen. Die Frauen renken sich regelrecht die Hälse nach Ihnen aus. Warum ist ein Mann wie Sie unverheiratet?“ Ein kleines Lächeln huschte über Methos‘ Lippen. „Flirtest du mit mir, Katharina?“ fragte er leicht amüsiert.

„Gewiß nicht, Doktor Adams.“ „Tja, vielleicht bin ich noch unverheiratet weil ich noch auf der Suche bin. Vielleicht ist die Richtige noch nicht in meinen Leben aufgetaucht.“ „Und was hat das damit zu tun? Doktor Adams ...“ „Benjamin“, korrigierte er sie. „Benjamin, Sie haben einen anerkennenden Beruf und sind ein Mann, nach dem sich die Frauen gerne umdrehen.“ Ein leichtes rot zog über ihre Wangen und scheu senkte Katharina den Blick.

Leicht schob Methos eine Hand unter ihr Kinn und hob es an – so das sie ihn ansehen mußte. „Ich will nicht eine solch arrangierte Ehe führen, wo meine eigene Frau vielleicht noch Angst vor mir hat. Nein, für mich hat eine Ehe viel mit Liebe zu tun. Ich will, das meine Frau mich liebt und sich freut, wenn ich abends nach Hause komme. Ich will nicht, das sie mich zum Teufel wünscht. Was ist das für eine Ehe, Katharina, wenn man sich nicht liebt?“ fragte er sanft.

Ein zartes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Was hat Liebe damit zu tun? Die Ehen werden heutzutage arrangiert. Der Mann sucht sich eine Frau aus und heiratet sie, egal was die Frau davon hält.“ „Ich weiß, aber ich will das nicht so. Ich zähle nicht zu diesen Männern, Katharina. In meinen Bett soll nur die Frau liegen, dich ich liebe und die mich liebt. Ich will nicht, das meine eigene Frau mich verabscheut, weil unsere Ehe arrangiert ist. Wenn, das muß sie die Ehe freiwillig mit ihr eingehen.“ „Diese Meinung ist selten.“ „Ich bin ein wenig anders als die Menschen hier.“ Und das in mehr als einer Hinsicht, fügte Methos still hinzu.

„Ich sollte jetzt ... wirklich hineingehen“, sprach Katharina zögernd, als sie den Blick bemerkte, mit dem Methos sie betrachtete. Tief und viel zu lange blickte er ihr in die Augen. „Ich muß jetzt wirklich los. Gute Nacht ... Benjamin“, sprach sie und drehte sich um. Es war, als würde sie plötzlich Panik überfallen. Doch Methos war nicht gewillt sie gehenzulassen. Er umfaßte ihren rechten Arm und zog sie zurück. Katharina landete in seinen Armen.

„Doktor Adams“, protestierte sie. „Mein Name lautet Benjamin. Auch wenn du wütend auf mich bist, kannst du mich Benjamin nennen“, flüsterte Methos. Sein Blick glitt über ihr Gesicht zu den vollen Lippen. Schon den ganzen Tag verspürte er den Drang diese Lippen zu küssen. Und er wußte, wenn er es nicht bald tat, würde er wahnsinnig werden. Dieses Mädchen den ganzen Tag um sich zu haben, weckte sein Verlangen nach ihr erst recht.

Katharina sah das Verlangen, das sich in seinen Augen widerspiegelte. Auf einmal bekam sie das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können. Wie hypnotisiert blickte sie ihn an. „Ich ... muß jetzt wirklich gehen. Benjamin, bitte“, flehte sie schwach. Ein kleiner herausfordernder Funke tauchte in Methos‘ Augen auf und er legte seine Hände um ihre Taille, um sie noch näher an sich heranzuziehen.

Sie sah, was er vorhatte, war jedoch zu schwach um sich dagegen zu wehren. „Bitte nicht! Man könnte uns sehen“, flüsterte sie. „Wir werden nicht beobachtet, Katharina. Wovor hast du Angst? Vor deinen eigenen Gefühlen?“ „Nein.“ „Dann hast du auch nichts zu befürchten.“ Methos zog sie noch näher an sich heran. Katharina unternahm einen vergeblichen Versuch ihn von sich fortzuschieben. „Sag bloß, du bist noch nie geküßt worden?“ murmelte Methos. Ihr Schweigen war ihm Antwort genug. „Dann bin ich ja froh, das ich der Erste bin“, sprach er sanft.

Methos beugte sich so langsam über Katharina, das sie die ganze Stadt hätte alarmieren können. Doch sie stand nur da und brachte keinen vernünftigen Ton über die Lippen. Ein ihr unbekanntes Gefühl breitete sich in ihr aus. Etwas in ihr wartete darauf, das er sie endlich küßte. Zärtlich verschloß Methos ihre Lippen mit seinen. Eine nie gekannte Leidenschaft überwältigte Katharina. Wie in Trance öffnete sie ihre Lippen und hieß die Intimität ihres Kusses willkommen.

Katharina hatte das Gefühl, das ihre Beine unter ihr nachgaben. Haltsuchend schlang sie ihre Arme um Methos‘ Nacken. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher, mutiger. Sie konnten beide nicht mehr genug voneinander bekommen. Doch dann meldete sich in Katharinas Kopf eine innere Stimme, die Stimme der Vernunft. Ihr wurde klar, das sie das nicht tun durfte – egal wie gut es sich auch anfühlen mochte. Wenn ihr Vater sie dabei erwischen würde, wie sie den Arzt küßte, wäre der Teufel los.

Erneut unternahm Katharina einen Versuch sich aus Methos‘ Umarmung zu befreien, doch er zog sie noch enger an sich. Seine Leidenschaft nach ihr wurde immer größer. Dieser eine Kuss hatte ein Feuer in ihm geweckt, das er nicht mehr zu kontrollieren wußte. Katharina wehrte sich nun energischer gegen ihn und er spürte, das der Moment ihrer Verbundenheit vorbei war. Zögernd löste er seine Lippen von ihren.

„Benjamin, bitte ... laß mich los“, flüsterte sie. Methos blickte ihr in die Augen und sah, das ihre Leidenschaft langsam verschwand. Seufzend gab er Katharina frei, die sofort auf Distanz ging und einen Schritt zurücktrat. „Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders. Den ganzen Tag habe ich mich danach gesehnt, Katharina. Wir sehen uns morgen. Geh schlafen. Es ist schon spät“, sprach Methos mit einen einfühlsamen Lächeln.

„Gute Nacht“, murmelte Katharina, dann stieg sie die Stufen zu ihrem Elternhaus hoch. Methos sah ihr zu wie sie im Inneren verschwand. Dann machte er sich auf den Rückweg zu seiner Praxis. Ein Teil der Praxis war abgestellt und stellte seine Privaträume dar. Methos dachte noch lange über Katharina nach. Sie war scheu, aber gleichzeitig unglaublich verführerisch. Wahrscheinlich war sie sich dessen nicht einmal bewußt. Ich werde sie ein wenig aus der Reserve locken, beschloß Methos. Und als sich ins Bett begab, schlief er auch schon ein. Es war ein anstrengender Tag gewesen.

~ 2. ~

Am darauffolgenden Tag war Methos schon tief in seine Arbeit vergraben als Katharina erschien. Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, das Katharina bis in die Tiefen ihrer Seele erschütterte. „Guten Morgen“, sprach sie, da er gerade einen Patienten betreute. Mit einen wissenden Blick sah sie ihn an. Methos erwiderte ihren Blick, wußte er doch, was er zu bedeuten hatte.

Nachdem der Patient die Praxis verlassen hatte und Methos allein mit ihr war, drehte er sich zu ihr um. Schweigend standen sie sich einen Moment gegenüber. Sie wußten beide nicht, was sie sagen sollten. „Ich sollte ... an die Arbeit gehen“, murmelte Katharina und brach damit die Stille zwischen ihnen. „Wir sollten reden“, schlug Methos vor. „Worüber?“ fragte sie gespielt unwissend. Wo ist nur ihre Schüchternheit geblieben? fragte sich Methos unwillkürlich, aber dieses kleine Spiel störte ihn auch nicht. Im Gegenteil: Es machte ihm Spaß.

„Ich möchte mit dir über das sprechen, was gestern zwischen uns vorgefallen ist.“ „Und was ist zwischen uns vorgefallen?“ Methos umfaßte Katharinas Handgelenk und blickte sie an. „Wer bist du und wo ist die Katharina, die mich gestern noch an meinen Kuss hindern wollte?“ „Vielleicht hatte sie Zeit über alles nachzudenken?“ schlug Katharina vor. „Was soll das heißen?“ „Das ... ich mir bewußt bin, was für ein Funke gestern auf mich über gesprungen ist“, teilte sie ihm mit einen leichten Lächeln mit.

Überrascht blickte Methos sie an. Woher kam auf einmal diese Erkenntnis? Aber es gefiel ihm. „Okay, aber ich möchte dir trotzdem gerne sagen, was mir auf den Herzen liegt. Ich mußte es zulange für mich behalten.“ „Ich werde zuhören“, versprach Katharina und sie nahm vor Methos‘ Schreibtisch Platz. Er nahm auf seinen Stuhl Platz, stützte die Hände auf die Tischplatte und sah sie an.

„Ich dachte, dieser Kuss hat dich etwas verwirrt. Jetzt habe ich den Anschein, das dies nur gestern war und du dir über Nacht – wie du selbst sagst – Gedanken gemacht hast. Trotzdem bin ich dir eine Erklärung schuldig warum ich so unverfroren war und dich mitten auf der Straße geküßt habe. Immerhin gehört sich das nicht in unserer Gesellschaft.“ „Ich schätze, das hat dich noch nie gestört, oder, Benjamin?“ fragte Katharina herausfordernd.

Methos lachte leise und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Ihren bissigen Kommentar ignorierte er einfach. „Ich warte seit Monaten auf diesen Moment. Und ich konnte gestern nicht widerstehen. Katharina, ich mußte dich küssen, weil du so unglaublich schön bist und mich anziehst wie kaum eine Frau vor dir. Ich tat es nicht, weil ich dich demütigen wollte. Ich schätze, gestern hast du diesen Kuss falsch aufgefaßt“, sprach Methos. Er stand von seinen Stuhl auf und ging zu Katharina.

Lässig lehnte sich Methos an die Tischkante und blickte auf sie herab. „Als du bei mir zu arbeiten angefangen hast, da kannte ich dich schon vom sehen. Genau wie du habe ich dich oft auf dem Marktplatz gesehen und dich dort heimlich beobachtet. Schon vor einiger Zeit fiel mir auf wie schön und geistreich du bist.“ Methos fischte eine Haarsträhne von Katharina auf, die sich von der Frisur löste. Er drehte sich leicht in seinen Fingern.

„Benjamin, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ...“, stammelte Katharina, doch Methos schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin noch nicht fertig, meine Liebe. Laß mich bitte zu Ende erzählen. Mir liegt einiges schwer auf dem Herzen.“ Leicht nickte Katharina. „Hier ist es nicht üblich eine junge, hübsche Dame auf der Straße anzusprechen. Also habe ich es nie gewagt. Doch jedesmal, wenn ich dich sah, verschlang ich dich regelrecht mit meinen Blicken. Dein Anblick raubte mir fast den Verstand“, sprach Methos.

„Schade, das du es nie bemerkt hast, aber egal. Dein anmutige Art zog mich schon vor Monaten magisch an. Ich mußte mir etwas einfallen lassen um an dich heran zu kommen. Doch, um ehrlich zu sein, war meine Phantasie in dieser Hinsicht nicht sehr großzügig. Ich dachte sogar daran, zu deinen Vater zu gehen und ihm um deine Hand für die Ehe zu bitten. Aber diese Idee verwarf ich schnell, da ich nicht über deinen Kopf hinweg entscheiden wollte. Ich wollte, das du mich davor kennenlernst und freiwillig mit mir die Ehe eingehst.“ Katharina blickte ihn ungläubig an. Er hatte die Absicht sie zu heiraten?

„Immerhin mußte ich mir etwas einfallen lassen um in deiner Nähe zu sein. Ich war entschlossen, mein Ziel zu erreichen – egal auf welche Art und Weise. Doch das Schicksal meinte es gut mit mir und dein Vater kam mir zuvor. Er kam zu mir, erzählte mir von seinen Sorgen und das du eine Beschäftigung brauchst. Dadurch sah ich die Chance, dich in meiner Nähe zu haben und dich kennenzulernen“, teilte Methos ihr freimütig mit.

„Ich kann auch nicht abstreiten, das ich dich dadurch beobachten und deine Schönheit bewundern konnte. Das war einer der vielen Gründe warum ich dich gestern geküßt habe. Wenn dir das, was ich jetzt gesagt habe, Angst gemacht hat, dann möchte ich mich dafür entschuldigen. Aber ich werde meine Worte nicht zurücknehmen und dir keine Chance mehr lassen, dich von mir zurück zu ziehen. Katharina, ich will dich. Und ich kriege dich. Ich werde nicht aufgeben. Ich höre erst dann auf, wenn ich mein Ziel erreicht habe. Und du bist mein Ziel. Du wirst mich nicht los“, sprach Methos entschlossen.

Sein ausführliches Geständnis mußte Katharina erst einmal verdauen. Sie hatte sich gewünscht, das es so war. Denn seit gestern wußte sie, das sie ihn liebte. „Willst du mich ... noch immer heiraten?“ fragte sie. Ein Lächeln huschte über Methos‘ Lippen und er blickte ihr in die Augen. „Ja, ich beabsichtige noch immer, dich zu ehelichen.“ Sie blickte ihn ruhig an. Methos konnte nicht sagen, ob sie skeptisch war oder sich freute.

„Wenn du Zweifel hast, verstehe ich das. Noch nie hat dir ein Mann Avancen gemacht – jedenfalls nicht auf die Art und Weise, wie ich es getan habe. Aber du kannst mir glauben, wenn ich sage, das du es sehr gut haben wirst, wenn du meine Frau wirst. Ich würde dich sehr glücklich machen, Katharina.“ Noch immer schwieg sie. Und dieses Schweigen zerrte an Methos‘ Nerven.

„Bin ich wirklich so schrecklich, das du mich nicht heiraten willst?“ seufzte er. Katharina erhob sich und sah ihn an. Sie ließ sich nicht anmerken, das sie ihn zappeln ließ. Seine Worte taten ihr gut. „Nein, du bist ein sehr attraktiver Mann, Benjamin.“ „Langsam bekomme ich den Eindruck, das du nur nach einen Weg suchst, mir schonend deine Zurückweisung beizubringen. Willst du mich überhaupt heiraten, Katharina?“ fragte er geradeheraus.

„Ich weiß es nicht“, sprach sie. „Ich kenne dich kaum.“ „Du weißt schon alles über mich, was du wissen mußt. Wir würden eine wunderbare und schöne Ehe führen. Ich würde dir gerne zeigen wieviel du mir bedeutest, aber ...“ „Aber?“ hakte Katharina nach. „Es gibt gewisse Dinge, die ich dir gerne beibringen möchte. Doch um dieses bestimmte, wunderschöne Gefühl kennenzulernen, muß ich dich heiraten.“ „Wieso?“ „Wieso? Weil ich deinen guten Ruf nicht zerstören will. Heirate mich, Katharina. Wenn du ja sagst, rede ich noch heute Abend mit deinen Vater“, versprach Methos.

„Soll ich vielleicht betteln? Ist es das, was du willst?“ fragte Methos und er machte Anstalten auf die Knie zu gehen. „Nein, laß das, Benjamin. Das ist doch albern. Sag mir, warum du ausgerechnet mich heiraten willst?“ bat Katharina nachdrücklich. „Es gibt so viele, andere schöne Frauen und auch weitaus erfahrenere hier.“ „Katharina, diese Frauen sind verrucht. Ich will keine dieser Frauen. Ich will nur dich. Du bist so ... wie soll ich sagen ... rein, aber auch verführerisch. Ich will der erste und einzige Mann in deinen Leben sein“, sprach er offen.

„Du willst, das ich jetzt eine Entscheidung treffe? Ich habe nicht einmal Zeit über deinen Antrag nachzudenken?“ „Wie lange soll ich den noch auf dich warten? Ich habe seit Monaten ein Auge auf dich geworfen, aber zu sehr Feigling, um etwas zu unternehmen. Laß mich nicht länger warten.“ Katharina wußte, das ein Leben an seiner Seite sehr ausgefüllt und leidenschaftlich sein würde. Und obwohl sie ihn kaum kannte, wußte sie, das sie seine Frau werden wollte. Sie hatte ihn lang genug hingehalten. Es wurde Zeit, ihre geheimen Karten aufzudecken.

„Natürlich will ich dich heiraten, Benjamin. Ich weiß seit gestern, das ich dich liebe“, gestand sie. Verdutzt blickte Methos sie an. Und auf einmal wurde ihm klar, was hier gespielt wurde. „Du freches, kleines Biest“, tadelte er sie und zog sie an sich. „Du hast mich umsonst mein Herz ausschütten lassen. Warum hast du dem Spiel nicht schon vor Minuten ein Ende gesetzt?“ „Weil ich wissen wollte, ob du es wirklich ernst meinst“, teilte sie ihm mit.

„Du bist wirklich ungezogen“, sprach Methos lachend. „Aber ich bin froh, das du meine Frau wirst. Ich werde noch heute mit deinen Vater sprechen. Du wirst deine Entscheidung nicht bereuen.“ „Das werde ich nicht.“ „Ich hoffe es. Ich werde dich glücklich machen, Liebling, ich schwöre es dir“, sprach Methos mit fester Stimme und umfaßte mit beiden Händen ihr zartes Gesicht.

„Da du nun meine Verlobte bist, zwar noch inoffiziell, darf ich dich küssen, so oft und solange ich will.“ „Ich habe nichts dagegen“, murmelte Katharina, bevor Methos ihr die Lippen zu einen zarten Kuss verschloß. „Von dir werde ich nie genug bekommen“, flüsterte Methos an ihren Lippen. In diesen Moment wurde Katharina klar, was es wirklich zu bedeuten hatte, wenn sie seine Frau werden würde. Sie wußte, was sie aufgeben mußte. Ein kurzer, trauriger Schatten legte sich über ihren Blick.

„Was ist los?“ fragte Methos, der ihre Wandlung bemerkte. „Wenn ich dich heirate ... kann ich meinen Traum wohl begraben“, flüsterte Katharina. „Du meinst, deinen Traum Ärztin zu werden?“ Bejahend nickte sie. „Ich mache dir einen Vorschlag, Liebes. Du heiratest mich und wir leben noch zwei bis vier Jahre hier. Dann ziehen wir nach London um und ich bringe dich in der dortigen Universität unter. Dann kannst du Medizin studieren. Und wenn du mit dem Studium fertig bis und es erfolgreich bestanden hast, woran ich keinen Zweifel hege, machen wir eine gemeinsame Praxis auf. Ist das ein Wort?“ schlug er vor.

„Meinst du das wirklich so wie du es sagst?“ hakte Katharina nach. „Natürlich. Ich will nicht, das du meinetwegen irgend etwas aufgibst, was dir wichtig ist. Gibt es sonst noch ein Problem was unsere Heirat betrifft und ich aus dem Weg räumen muß?“ „Ja.“ „Was?“ „Du hast gestern gesagt, du willst nur eine Frau in deinen Bett, die du liebst. Du weißt jetzt, das ich dich liebe und ...“ „Ich dachte, ich hätte das schon erwähnt“, murmelte Methos. Er blickte ihr in die Augen. Sie wußte zwar, das sie ihn liebte, aber sie hatte keine Ahnung von tiefer, inniger Liebe. Und es würde ihm Freude bereiten es ihr beizubringen.

„Katharina, ich würde dich nicht bitten, mich zu heiraten, wenn ich dich nicht lieben würde. Ich liebe dich – wahrscheinlich habe ich es schon vom ersten Augenblick, als ich dich sah, geliebt. Laß dich einfach von diesen Gefühl, das du für mich empfindest, leiten. Ich werde dir die wahre Liebe beibringen. Von mir kannst du eine Menge lernen.“ Katharina lachte leise und schlug ihm spielerisch gegen die Schulter. „Ich werde schon wieder unverfroren“, stellte Methos lachend fest.

„Denkst du, mein Vater wird unsere Verbindung gestatten?“ fragte Katharina und strich die Falten seines Hemdes glatt. „Er hat keinen Grund sich unserem Wunsch zu widersetzen, Liebling. Ich bin ein einigermaßen wohlhabender, angesehener Bürger. Außerdem bin ich Arzt. Genau so eine gute Partie, wie ich es bin, wünscht sich jeder Vater für seine Tochter.“ „Eingebildet bist du überhaupt nicht, oder? Weißt du eigentlich alles?“ „Hm, so ziemlich“, sprach Methos und legte seine Arme fester um Katharina.

„Katharina, glaubst du wirklich, mit mir glücklich zu werden?“ Sie hob den Kopf und begegnete seinen Blick. „Ja, ich glaube daran.“ „Schön zu hören. Wenn alles gut läuft, könnten wir noch diese Woche heiraten“, murmelte Methos nachdenklich. „Diese Woche?“ fragte sie überrascht. „Sicher. Du bist zu schön als das du lange unverheiratet herumlaufen kannst. Das ist mir zu gefährlich. Komm, es wird Zeit, das wir uns an die Arbeit machen“, sprach Methos. Der Nachmittag zog sich in die Länge.

Am Abend begleitete Methos Katharina nach Hause. Als sie vor ihrem Elternhaus standen, war er doch etwas nervös. Ich bin ein schrecklicher Feigling geworden, dachte er grimmig. Katharina stieß die Tür auf. „Hallo, mein Kind“, begrüßte ihre Mutter sie. „Doktor Adams! Welch ein Vergnügen Sie zu sehen! Wem verdanken wir Ihren Besuch?“ fragte Louisa. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Ich hoffe, ich störe nicht?“ fragte Methos.

„Aber nein, Sie stören doch nie“, erwiderte Louisa lachend. „Ich bin hier um mit Ihren Mann zu sprechen – wegen einer dringenden Angelegenheit.“ „Eric ist in seinen Arbeitszimmer. Liebes, zeige Doktor Adams doch bitte den Weg“, bat Louisa ihre Tochter. „Natürlich.“ Methos folgte Katharina durch das Haus. Am Ende des Ganges blieben sie vor einer verschlossenen Tür stehen. „Keine Sorge, ich schaffe das schon“, beruhigte Methos sie und strich ihr zärtlich über das Kinn. Dann klopfte er an die Tür und trat ein. „Doktor Adams“, hörte Katharina ihren Vater überrascht rufen, bevor sie die Tür schloß.

„Setzen Sie sich doch“, bot Eric Craven seinen Gast einen Stuhl an. „Geht es um Katharina?“ „Ja, keine Sorge, sie macht ihre Arbeit ausgezeichnet. Ich möchte über etwas anderes sprechen.“ „Und was?“ „Ich möchte Sie um die Hand Ihrer Tochter Katharina bitten. Ich möchte sie heiraten.“ „Sie wollen was?“ fragte Eric erstaunt. „Ich will Katharina heiraten. Ich finde Katharina wundervoll und hege zärtliche Gefühle für sie“, teilte Methos seinen Gesprächspartner mit.

„Damit hatte ich nicht gerechnet. Sie sind ein angesehener Bürger, Doktor Adams. Ich gehe davon aus, das meine Tochter bei Ihnen in guten Händen ist.“ „Natürlich ist sie das. Katharina will mich heiraten. Ich habe mit ihr darüber gesprochen. Das letzte Wort haben sie.“ „Und wenn ich nein sage?“ „Brenne ich mit ihr durch und heirate sie trotzdem“, sprach Methos. Eric sah ihn einen Moment lang an und fing dann schallend zum lachen an. Er schien das, was Methos gerade gesagt hatte, für einen Scherz zu halten.

„Etwas besseres als Sie kann ihr eigentlich gar nicht passieren. Ich erkläre mich einverstanden. Ich schätze, Katharina und Sie ... werden ein gutes Paar abgeben. Sie können Katharina heiraten. Ich habe keine Bedenken, Doktor Adams. Bleiben Sie doch beim Essen“, sprach Eric seine überraschende Einladung aus. „Danke, das ist sehr freundlich. Ich bleibe gerne.“ Die beiden Männer gingen ins Eßzimmer, wo das Essen serviert wurde.

„Katharina, Liebes, leg noch ein Besteck auf. Doktor Adams ißt mit uns.“ „Ja, Vater.“ „Louisa, kommst du mal?“ rief Eric. Seine Frau erschien. „Können wir essen?“ „Ja, das Abendessen ist fertig.“ Die Familie nahm am Tisch Platz und Methos nahm den Stuhl neben Katharina neben sich ein. Sie fragte sich, wie ihr Vater wohl auf das Anliegen des Arztes reagiert hatte. Sie sah ein verräterisches Funkeln in Methos‘ Augen und fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. 

Als die Familie beisammen saß, erhob Eric das Glas. „Ich habe etwas zu sagen. Doktor Adams kam zu mir, um mich um Katharinas Hand zu bitten. Ich gebe meine Erlaubnis für diese Eheschließung.“ „Wirklich?“ fragte Katharina überrascht. „Ja, werdet glücklich, Ihr Beiden.“ Die Familie gratulierte Methos und Katharina herzlich. Am Tisch stellte Methos fest, das sie über ausgezeichnete Manieren verfügte und eine gute Ehefrau werden würde. Ja, sie war die Richtige ... die Richtige für ihn. Nach dem Essen und einen Drink mit Eric begab sich Methos auf den Heimweg.

Methos nahm Katharina an der Hand und verzog sich mit ihr diskret nach draußen. Methos schloß die Haustür und trat mit ihr in die kühle Nacht hinaus. „Ich sagte doch, er wird einverstanden sein. Ich brauchte ihn nicht einmal richtig überzeugen.“ „Du bist Arzt. Du bist ein angesehener Bürger.“ „Das wird es wohl sein. Ich kann es kaum erwarten bis du bei mir einziehst. Aber leider ist das erst nach der Hochzeit möglich. Dafür kommst du ja jeden Tag in die Praxis“, sprach Methos mit einen leichten Lächeln.

„Du willst, das ich weiter für dich arbeite?“ fragte Katharina überrascht. „Nur bis zur Hochzeit.“ Er sah ihre protestierende Miene und fügte versöhnlich hinzu: „Wir reden später darüber, okay, Liebling? Ich halte mein Versprechen, das du die Möglichkeit bekommst, Medizin zu studieren. Es ist schon spät. Geh ins Bett und schlaf schön.“ Methos drückte ihr einen langen Kuss auf die Lippen. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Benjamin.“ Methos sprang auf die Straße und ging nach Hause. Bevor er gänzlich in der Dunkelheit verschwand, drehte er sich noch einmal um und hob die Hand. Katharina sah ihm nach. Schon bald würde sie seine Frau sein.

~ 3. ~

In den darauffolgenden Tagen war Methos damit beschäftigt seine Hochzeit zu planen. Inzwischen hatte die ganze Stadt von den Hochzeitsplänen zwischen Katharina und dem Arzt erfahren. Und Katharina durfte schon jetzt die Gratulationen entgegennehmen. Sie arbeitete weiter jeden Tag bei ihm. Obwohl das gar nicht mehr so einfach war, da Methos eigentlich etwas anderes mit ihr im Sinn hatte. Doch er mußte sich beherrschen. Noch war er nicht mit ihr verheiratet.

Methos beobachtete sie stumm und lächelnd, wenn sie sich bei ihm in der Praxis aufhielt. Fest stand auch, wo sie nach der Eheschließung leben würden. Katharinas Vater hatte Methos ein kleines Haus angeboten, das in seinen Besitz war. Nach kurzem Zögern hatte der Arzt das Angebot angenommen. Ihr Vater wußte inzwischen auch, das sie nach zwei, vier Jahren nach London ziehen würden. Doch solange würden sie in dem kleinen Haus wohnen, das Eric Craven ihnen zur Verfügung stellte. Das Haus stand auf einen kleinen Hügel, etwa zehn Minuten von der Stadt und Methos‘ Praxis entfernt.

Eine Zeitlang blickte Methos seine zukünftige Braut an. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und legte den Kopf schief. Irgendwann wurde sich Katharina dieses Blickes bewußt. „Wie lange beobachtest du mich schon?“ fragte sie. „Eine Weile“, gab Methos freimütig zu. „Hast du keine Arbeit?“ „Wie soll ich arbeiten, wenn du um mich herum spazierst? Du lenkst mich ab, Liebes.“ „Wenn das so ist, sollte ich vielleicht gehen.“ „Untersteh dich“, drohte Methos lächelnd.

„Dann mache dich an deine Arbeit, Benjamin.“ „Eigentlich dachte ich immer, das wäre meine Praxis“, scherzte er. Methos lächelte leicht und streckte seine Hand nach ihr aus. Katharina ergriff seine Hand und Methos zog sie auf seinen Schoß. „In zwei Tagen bist du meine Frau.“ „Willst du mir nicht mal erzählen, was du für unsere Hochzeit geplant hast?“ „Nein, das ist eine Überraschung. Das Einzige, was du tun mußt, ist erscheinen und ja sagen.“ „Ich komme mir so nutzlos vor“, seufzte Katharina. „Das mußt du nicht. Es soll eine Überraschung für dich sein. Laß mir doch die Freude.“ „Etwas anderes bleibt mir auch nicht übrig.“ Methos nickte leicht und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen.

Zwei Tage später war es endlich soweit. Selten war Methos in seinen langen Leben so nervös gewesen. Es war nicht seine erste Eheschließung, aber er war ungeheuer nervös. Vielleicht lag es daran, das er noch nie ein solch zauberhaftes Geschöpf wie Katharina geehelicht hatte. Methos betrachtete sich in einen Spiegel. Er trug einen neuen, maßgeschneiderten Anzug. „Irgendwie komme ich mir schrecklich albern vor“, sprach er zu Jesse, einen seiner wenigen Freunde in New Orleans.

„Du heiratest heute, Ben. Und du siehst gut aus“, sprach der Saloonbesitzer mit einen Blick auf seinen Freund. „Schau dir das an“, sprach Methos und er streckte Jesse seine Hände hin. „Sieh mal, wie mein Hände zittern. Ich kann mich kaum beruhigen. So aufgeregt war ich noch nie.“ Ein leises Lachen entrang sich Jesses Kehle. „Ein Glas Whiskey wird deine Nerven beruhigen“, sprach er amüsiert.

Jesse goß zwei Gläser ein und stieß mit Methos an. „Du hast wirkliches Glück, Junge. Katharina ist das schönste Mädchen weit und breit.“ „Ja, das ist sie. Sie ist ein Engel.“ „Beruhige dich, mein Alter! Bald bist du ein verheirateter Mann.“ „Was ist, wenn sie es sich anders überlegt hat und nicht erscheint?“ meinte Methos in einen plötzlichen Anfall von Panik. Jesse lachte und schlug seinen Freund auf die Schulter. „Mache dich nicht verrückt. Sie wird kommen. Es wird Zeit, das wir zur Kirche gehen.“ Methos nickte leicht und verließ gemeinsam mit seinen Freund die Praxis.

Engste Freunde und Bekannte waren eingeladen worden. Die Hochzeit fand in der kleinen, ansässigen Kirche statt. Katharinas Familie hatte in der ersten Reihe Platz genommen. Der Priester lächelte Methos aufmunternd an. Methos hatte Horrorvorstellungen, die vor seinen inneren Auge abliefen. Er erschauerte leicht. Seine schlimmste Befürchtung war, das sie nicht auftauchte und ihn einfach stehen ließ; das sie es sich anders überlegt hatte. Doch als Katharina endlich erschien, konnte er diese Angst hinter sich lassen.

Er musterte seine Braut mit einen anerkennenden Blick. Katharina trug ein schön geschnittenes, elegantes, aber auch einfaches Kleid, das mit weißer Spitze und zierlichen Perlen besetzt war. Ein halblanger, weißer Schleier zierte ihr Gesicht. Ihr Haar war geschickt darunter befestigt. Methos nahm ihre Hand. Der Priester sprach eine feierliche Rede und erzählte von den Pflichten, die auf das Ehepaar zukam, dann traute er die Beiden.

Nach der Trauung wurde eine Feier vor der Kirche auf der großen Wiese veranstaltet. Methos saß auf einer Decke neben Katharina und hatte seine Beine von sich gestreckt. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. „Bist du glücklich?“ fragte er Katharina. „Ja.“ „Du siehst wunderschön aus. Ich hatte schon die Befürchtung, du würdest mich stehenlassen.“ „Warum sollte ich das tun?“ „Ich war schrecklich nervös und wurde von Horrorvorstellungen geplagt“, beichtete Methos seiner frisch angetrauten Frau.

„Ich war auch nervös“, gestand sie ihm. „Du bist noch immer nervös.“ „Wie kommst du darauf?“ wich Katharina aus. „Ganz einfach: Erstens, ich bin dein Mann. Ich muß so etwas merken. Zweitens, faltest du die Serviette jetzt schon zum zehnten oder zwölften Mal. Und drittens, kann ich mir denken, warum du nervös bist.“ „Ach ja und warum bin ich nervös, mein werter Herr Ehemann?“ Methos beugte sich zu ihr und sprach so leise, das nur Katharina seine Worte verstand.

„Du bist aufgeregt – wegen unserer bevorstehenden Nacht“, traf er die Sache auf den Punkt. Katharina lächelte scheu. „Ich wußte es. Du brauchst keine Angst haben, Liebes.“ Methos nahm ihre Hand und küßte zärtlich ihre Finger. „Ich verspreche dir, es wird schön werden. Außerdem ... bin ich deswegen auch nervös.“ „Du und nervös?“ sprach sie spöttisch. „Ja, jetzt habe ich eine Frau, der ich etwas bieten muß. Ansonsten kommt sie noch zu der Überzeugung, das ich doch nicht gut genug für sie bin“, scherzte Methos. Seine Finger glitten zu ihrem Nacken, wo er unbemerkt anfing, sie zu kraulen. Katharina erschauerte unter seine Berührung.

„Benjamin, hör auf damit! Benimm dich, solange wir in der Öffentlichkeit sind.“ „Wieso? Gefällt es dir nicht?“ fragte er herausfordernd. „Du bist unmöglich“, lachte Katharina. „Ich gebe dir nur einen Vorgeschmack auf das, was dich noch mit mir erwartet.“ Zufrieden beobachtete Eric Craven seine Tochter und ihren Ehemann. Das sie einmal den Arzt der Stadt heiraten würde, hatte er sich zwar gewünscht, aber nie für möglich gehalten. Nun hatte er endlich seine älteste Tochter verheiratet. Ein Problem weniger, um das er sich Sorgen machen –mußte.

Langsam brach der Abend herein und die Gäste verabschiedeten sich. Doch Methos bestand darauf, sich mit seiner Frau noch den Sonnenuntergang anzusehen. Sie waren allein auf der Wiese. „Wunderschön“, flüstere Katharina. „Ja, allerdings.“ Doch Methos‘ Blick haftete auf seiner Frau und nicht auf dem Sonnenuntergang. Sie fröstelte leicht. „Ist dir kalt?“ „Ja, ein wenig.“ „Dann laß uns nach Hause gehen. Ich finde es sehr nett von deinen Vater, das er uns sein zweites Haus zur Verfügung stellt.“ „Ich auch. Aber warum hast du dann gezögert sein Angebot anzunehmen?“ fragte sie als sie sich auf den Heimweg begaben.

„Weil ich dachte, es hätte keinen Sinn. Schließlich gehen wir in zwei, vier Jahren nach London“, sprach Methos mit einen leichten Schulterzucken. „Du willst das wirklich tun?“ „Natürlich. Ich habe es dir versprochen. Und ich pflege meine Versprechen meiner Frau gegenüber zu halten.“ Sie waren bei ihrem neuen zu Hause angekommen. Methos hatte es schon vor einigen Tagen begutachtet und mußte selbst zugeben, das es sehr schön war.

Kurz entschlossen hob Methos seine Frau hoch und trug sie über die Schwelle. „Ich dachte immer, du hältst nichts von Traditionen.“ „Tue ich eigentlich auch nicht. Aber bei dir ist das etwas anderes.“ Methos stieß die Tür mit seinen Fuß zu. „Willst du mich nicht runter lassen?“ „Ich denke nicht daran.“ „Ich will mir das Haus ansehen. Ich war zwar schon mal hier, aber vielleicht hast du etwas verändert.“ „Das kannst du später auch noch kontrollieren. Ich habe Monate auf diesen Moment gewartet, Liebes. Das Haus läuft dir nicht weg.“ „Ich dir auch nicht.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher“, grinste Methos jungenhaft und trug sie zielsicher die Treppe zum Schlafzimmer hoch.

Methos bemerkte das unmerkliche Zittern, das Katharinas Körper erfaßte. „Du brauchst keine Angst haben. Ich würde dir nie weh tun, Liebling“, flüsterte Methos und betrachtete sie so leidenschaftlich, das ein heißer Schauer ihren Rücken hinab rieselte. Liebevoll strich Methos über Katharinas Wange. Seine Finger glitten über ihr Kinn, dann verschloß er ihre Lippen zärtlich mit seinen.

Unwillkürlich reagierte Katharina auf seine Leidenschaft und auf seinen langen, bittersüßen Kuss. Methos hob den Kopf und sah sie verlangend an. Langsam befreite er ihr Haar von dem Schleier, der ihm störte. Er wollte ihre volle und lange Haarpracht ausgebreitet auf dem Kissen sehen. „Au!“ „Habe ich dir weh getan?“ „Benjamin, der Schleier ist mit lauter Haarnadeln befestigt.“ „Oh, entschuldige, Liebling“, sprach Methos zerknirscht. Vorsichtig streifte Methos ihr die Haarnadeln ab und ließ den Schleier auf den Boden fallen.

Methos trug Katharina zum Bett und ließ sie sanft darauf nieder. Langsam öffnete er die Schnüre ihres Mieders und schob ihr das Kleid über die Schultern. Nachdem das auf dem Boden gelandet war, zog er ihr das leichte Unterhemd, den Unterrock und die Strümpfe aus. Methos küßte sie zärtlich, ließ seine Lippen über ihren Hals gleiten. „Sag mir, wenn ich zu schnell für dich bin“, flüsterte er. Doch das war er nicht.

Sanft küßte er sie, streichelte ihre nackte Haut. Er war verführerisch, jedoch mit wachsender Leidenschaft, als er spürte, wie Katharina auf ihn und seine Zärtlichkeiten reagierte. Sie zog ihn an, streichelte über sein Haar, seine Schultern, seinen Rücken ... Hingebungsvoll erwiderte sie all seine Küsse. Methos schenkte ihr ein zärtliches Lächeln. Er wußte, sie war soweit. Katharina schloß die Augen und wartete auf den Augenblick, in dem sich all ihre Gefühle entladen würden und sie ihn spüren konnte ...

„Du bist eine sehr gelehrige Schülerin“, murmelte Methos, als sie zwischen ihren heißen Liebesspielen eine Pause der Erschöpfung einlegten. „Tja, ich habe einen guten und erfahrenen Lehrer erwischt.“ „Sowas hört man gerne. Ich habe Hunger“, stellte Methos fest. „Und was soll ich nun tun?“ „Wie wäre es, wenn du in die Küche gehst und mich bekochst? Für was habe ich dich geheiratet?“ „Ach so ist das! Du brauchst nur eine billige Köchin“, meinte Katharina entrüstet. In Methos‘ Augen tauchte ein übermütiger Funke auf.

„Soll das heißen, du bist nicht bereit, mir etwas zu kochen, Eheweib?“ „Nein.“ „Nun ja ... entweder du kochst mir was oder ich werde meinen Unterricht noch eine Weile fortsetzen.“ „Tja, dann muß ich wohl hier bleiben“, seufzte Katharina. „Wie du willst“, flüsterte Methos und beugte sich über sie. Für die Beiden stand die Zelt still. Doch die Erschöpfung befiel sie irgendwann in den frühen Morgenstunden. In Methos‘ Armen schlief Katharina ein. Eine Zeitlang beobachtete er sie. Sie war schön und einzigartig. Sie war seine Frau. Und mit dieser Erkenntnis schlief auch er glücklich ein.

Duncans Hausboot,
Gegenwart

Mit leiser, gefaßter Stimme erzählte Methos. Duncan mußte sein Gehör anstrengen um auch jedes Wort zu verstehen. Es fiel Methos sichtlich schwer, diese Erinnerung hervor zu holen und darüber zu sprechen. Es tat noch immer weh. Der Schmerz war noch allgegenwärtig. „Damals glaubte ich, nichts könnte mein Glück zerstören. Ich war noch nie so glücklich in meinen langen Leben. Bei Katharina war es auch noch etwas anderes, was mir soviel gab.“ „Was?“ fragte Duncan interessiert.

„Zum ersten Mal in meinen Leben war ich innerlich ruhig und ausgeglichen. Katharina verschaffte mir inneren Frieden, verstehst du? Sie gab mir so unendlich viel von sich und ... Als sie damals in meinen Armen lag, das war ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Was ich für diese wunderbare Frau empfand, kann man nicht in Worte fassen.“ Methos wandte seinen Blick traurig ab und starrte auf den Boden. Sein Bier war inzwischen warm geworden und er rührte es auch nicht an. Er war zu sehr in seiner Erinnerung gefangen.

„Was ist geschehen, Methos?“ stellte Duncan ruhig seine Frage. „Ich habe die einzige Person im Leben verloren, die mir innere Ruhe verschafft hatte, die ich wirklich tief geliebt habe“, erklärte der alte Mann. Als Duncan Methos ansah, konnte er nicht glauben, was er sah. Über die Wangen des alten Mannes rieselten leise Tränen. „Es ist doch lange her, Methos“, versuchte Mac seinen Freund zu trösten. „Wenn du sie gekannt hättest ... sie so geliebt hättest wie ich ... würdest du meine Trauer und auch den Schmerz verstehen. Sie war mein Leben, meine Seele, mein Herz ... sie war einfach alles für mich.“ Hastig sprang Methos auf und ging unruhig hin und her.

„Duncan, mir tat es noch nie so weh einen geliebten Menschen verloren zu haben. Weißt du, irgendwie war ich es doch diesen gewohnt – diesen Verlust. Doch sie ... Katharina zu verlieren, war das Schlimmste, was mir je widerfahren ist. ich denke noch oft an sie und wenn ihr Todestag ansteht, geht es mir immer so schlecht und miserabel wie jetzt.“ Duncan blickte den alten Mann erstaunt an. Noch nie hatte er so offen über seine Gefühle gesprochen. Noch nie hatte er sich ihm so offenbart.

„Ich liebte Katharina mehr als mein Leben. Und ich war bereit, alles zu tun, um sie zu retten. Doch ich konnte es nicht. Es war mir nicht möglich. Sie glitt mir einfach aus den Händen.“ „Methos?“ Doch der Angesprochene reagierte nicht. Er sprach mehr zu sich selbst als zu Duncan. „Ich konnte sie einfach nicht retten. Es war mir nicht möglich. Ich stand diesen schrecklichen Tatsachen einfach gegenüber“, sprach Methos leise.

Er warf einen kurzen Seitenblick auf Duncan, der ihn besorgt, aber auch mit einer Spur Mitleid betrachtete. Duncan wußte, wie weh es tat, einen liebenden Menschen zu verlieren. „Noch nie in meinen Leben hatte ich mich so schlecht gefühlt, als in dem Moment, in dem mir klar wurde, das sie sterben würde und ich dabei nur hilflos zusehen konnte.“ In seiner unbändigen Wut, die Methos auf einmal auf sich selbst hatte, schleuderte Duncans Bücher, die auf dem Tisch standen, zur Seite. Duncan schwieg. So hatte er seinen Freund noch nie erlebt.

„Warum muß ich immer die Menschen verlieren, die mir am meisten am Herzen liegen? Die ich liebe? Warum ausgerechnet Katharina? Sie hat nie etwas unrechtes getan. Sie hätte niemals so jung sterben dürfen. Ich hätte mein Leben gegeben um sie vor dem Tod zu bewahren. Ich hätte mich für sie geopfert. Aber ... ich konnte nur hilflos zusehen wie sie dem Tod immer näher kam“, sprach Methos betroffen. Endlich wagte Duncan, etwas zu sagen.

„Was ist passiert, Methos? Woran ist sie gestorben?“ Methos ließ sich wieder schwach auf das Sofa sinken. „Das Unfaßbare traf uns drei Monate nach unserer Hochzeit. Es waren die schönsten drei Monate meines Lebens, die ich mit ihr hatte. Ihre scheue, aber gleichzeitig lebensfrohe Art bereicherte mein Leben. Ich wußte, wenn ich nach Hause kam, würde dort die Frau auf mich warten, die mich liebte. Doch dann geschah alles ganz anders als ich mir meine Zukunft mit ihr vorgestellt hatte. Sie wurde mir entrissen und ich konnte es nicht verhindern. Das Unglück brach über uns herein ...“

~ 4. ~

New Orleans,
Jahr 1808

Es war früh und Katharina war dabei, für ihren Mann das Frühstück zu machen, als sie plötzlich einen schmerzlichen Stich in der Brustgegend verspürte. Sie zuckte zusammen und ließ die Kanne fallen, da sie nicht mit dem Schmerz gerechnet hatte. Das laute, klirrende Geräusch riß Methos aus seinen angenehmen Schlaf. Er zog sich an und ging in die Küche. Katharina stand am Herd und hielt sich krampfhaft mit einer Hand fest. Ihre andere Hand preßte sie gegen die Lunge. Ein starkes Husten erfaßte sie. Mit ein paar schnellen Schritten war Methos bei ihr und legte seine Hände auf ihre Taille.

„Liebling, was ist los?“ fragte er besorgt. „Es geht ... mir gut, Benjamin. Ich ... es war nur ein kleiner Anfall.“ „So wie in den letzten fünf Tagen?“ hakte Methos nach. „Es ist nichts, Benjamin, wirklich“, beteuerte Katharina, doch es klang nicht sehr überzeugend. „Ich bin Arzt nd werde mich das ansehen, jetzt gleich“, beschloß er. „Das ist doch nicht nötig.“ „Doch, du bist meine Frau. Ich sehe doch, das du krank bist“, tadelte Methos sie.

„Nur bist du zu stur um dir das selbst einzugestehen. Du gehst auf der Stelle ins Bett zurück, Liebes.“ „Aber ...“ „Kein aber“, bremste Methos entschieden ihren Protest ab. „Katharina, ich bin nicht nur dein Mann, sondern auch Arzt. Ich sehe dir an, das dir etwas fehlt. Und darum befehle ich dir, das du zurück ins Bett gehst.“ Methos wirkte äußerst entschlossen. Katharina wußte, es hatte keinen Sinn mit ihm zu streiten. Er würde von seiner Meinung nicht weichen. Also ergab sie sich und ging widerspruchslos ins Bett zurück.

Methos betrachtete seine Frau nach der Untersuchung mit ernster Miene. „Es wird nichts schlimmes sein“, beruhigte Katharina ihn. „Das werde ich überprüfen. Bitte, Liebes, bleib heute im Bett.“ „Den ganzen Tag? Aber es wartet Hausarbeit auf mich“, protestierte sie schwach. „Du bleibst im Bett und rührst keinen Finger im Haus, verstanden? Soll ich deine Mutter rüberschicken, damit du dich nicht langweilst?“ „Nein, das ist nicht nötig“, sprach Katharina kopfschüttelnd.

„Na gut, wenn heute nicht viel lost, komme ich früher nach Hause. Und bitte tue, was ich sage. Bleib im Bett, Liebes.“ „Ja schon gut, ich werde mich dran halten.“ Methos betrachtete sie noch einen Moment, dann küßte er sie zart auf die Lippen. Seit einiger Zeit war sie schon blaß um die Nase. Natürlich hatte er auch bemerkt wie sie oft vor Schmerz zusammen gezuckt war. Und so gut, wie er sie inzwischen kannte, hatte Katharina versucht, es vor ihm zu verbergen. Aber es war ihm nicht entgangen. Methos ahnte, was es war, aber er wollte es nicht wahrhaben.

Doch sein grausamer Verdacht bestätigte sich. Methos hatte in seiner Praxis sofort einige Bücher herausgesucht und darin nachgeschlagen. Nun saß er schon seit einer Stunde bewegungslos auf seinen Stuhl und starrte ins Leere. Er konnte es nicht glauben. Es war wirklich wahr. Methos vergrub sein Gesicht in seinen Händen und nahm nichts mehr um sich herum wahr. Jesse betrat mit einen lauten Klopfen die Praxis, doch auch das registrierte Methos nicht.

„Benjamin?“ Die Stimme holte Methos aus seinen Gedanken. Er mußte äußerst verzweifelt aussehen, den Jesse merkte sofort, das etwas schlimmes geschehen sein mußte. „Was ist passiert?“ fragte er. „Sie wird sterben, Jesse.“ „Wer?“ „Katharina, meine Frau.“ „Wie meinst du das?“ „Sie ist krank. Sie hat ein schweres Lungenleiden und ... ich kann nichts tun, um ihren Tod zu verhindern. Dieses Leiden ist unheilbar. Sie wird sterben. Ich werde meine Frau verlieren“, sprach Methos mit brüchiger Stimme. Geschockt blickte Jesse ihn an. Der Arzt und seine Frau galten als absolutes Traumpaar von New Orleans. Sollte dieser Traum jetzt sein jähes Ende finden?

„Du mußt dich irren“, sprach er. Doch Methos schüttelte leicht den Kopf. „Ich wünschte, es wäre so. Jesse, ich habe sie untersucht und habe ihre Symptome verglichen. Katharina hat keine Chance und nicht mehr viel Zeit. Sie liegt im sterben.“ „Bist du dir sicher? Vielleicht hast du dich getäuscht. Ich meine, sie sieht gar nicht krank aus.“ „Noch siehst sie nicht danach aus. Ich als ihr Mann und Arzt habe schon vor einiger Zeit Auffälligkeiten bemerkt“, sprach Methos betroffen.

„Verdammt, ich hätte es ernst nehmen sollen“, fluchte er schwach. „Du kannst nichts dafür.“ Ich will sie nicht verlieren, Jesse. Ich liebe sie. Sie ist mein Leben. Katharina ist alles, was ich habe.“ Jesse hatte seinen Freund noch nie so verzweifelt gesehen. „Geh nach Hause zu deiner Frau. Kümmere dich um sie. Sie braucht dich jetzt.“ „Du hast recht. Sie ist jetzt wichtiger als alles andere. Was wolltest du eigentlich von mir?“ „Ach nicht so wichtig“, winkte Jesse ab. „Geh zu deiner Frau, Ben.“ Methos nickte, packte seine Sachen zusammen und ging nach Hause. Diesmal war es ein schwerer Weg für ihn, den er mußte Katharina die Wahrheit über ihren Zustand sagen.

Duncans Hausboot,
Gegenwart

Das leise, quälende Schluchzen von Methos erfüllte den Raum. „Mein glückliches Leben brach an diesen Tag zusammen. Ich sah nur noch Scherben vor mir. Meine Frau würde sterben und ich konnte es nicht verhindern“, sprach er leise. Duncan stand auf und setzte sich zu seinen Freund. Instinktiv legte er einen Arm um Methos‘ Schulter um ihn zu trösten. Doch er wußte, es würde Methos nicht viel helfen. Nur der alte Mann allein wußte, wie lange er diesen Schmerz für sich behalten hatte.

Duncan ahnte, das es seit damals war. Methos hatte nie seine Gefühle gezeigt; hatte MacLeod nie an seinen Leben teilhaben lassen. Doch jetzt wurde ihm all das zuviel. Er konnte seine Gefühle – seinen Schmerz über Katharinas Tod – nicht länger für sich behalten. Methos ließ seiner tiefen, inneren Qual freien Lauf – zum ersten Mal seit langer, langer Zeit. Ein Klopfen an der Tür und das Gefühl, das einer ihrer Art in der Nähe war, ließ Duncan aufsehen.

In der nächsten Sekunde traten Joe Dawson, Duncans Beobachter, und Amanda durch die Tür. Duncan ließ Methos allein auf dem Sofa und ging zu ihnen. Amanda gab ihm einen sanften Kuss und blickte auf den gebrochenen Mann auf Macs Sofa. „Duncan, was ist passiert?“ fragte Joe entsetzt, der sah, das Methos weinte. Der alte Mann hatte noch nie geweint. Er hatte immer geglaubt, Methos würde lieber sterben, als einen solchen Gefühlsausbruch vor seinen Freunden zu bekommen.

„Er erzählt mir gerade etwas aus seinen Leben. Es handelt sich um eine Geschichte aus dem Jahr 1808. Es geht um seine damalige Ehefrau“, sprach Duncan bedrückt. „Sollen wir wieder gehen?“ fragte Joe leise, während Amanda zu Methos ging und versuchte, ihn zu trösten. „Ich weiß nicht, ob das besser ist. Joe, ich habe ihn noch nie so erlebt. Er ist vor wenigen Minuten total zusammen gebrochen. Er hat seine Gefühle immer für sich behalten, aber jetzt ... sieh ihn dir an. Er scheint noch immer nicht damit klarzukommen, obwohl es so lange her ist.“ „Die Geschichte hat kein gutes Ende, oder?“ Verneinend schüttelte Duncan den Kopf.

„Methos?“ fragte Amanda leise. Doch er hörte nicht zu. „Amanda, laß ihn. Er beruhigt sich von allein. Er braucht Zeit, um wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu haben. Er hat sie furchtbar tief geliebt.“ „Das sehe ich. Wir sollten wieder gehen, Joe. Methos will sicher allein mit Duncan sprechen.“ „Du hast recht, Amanda. Wir kommen morgen wieder. Wirklich, so einfühlsam kenne ich dich gar nicht, Amanda.“ „Ich habe viele Seiten“, sprach die Berufsdiebin.

Joe und Amanda waren schon auf den Weg zur Tür als sich Methos zu Wort meldete: „Ihr könnt ruhig bleiben. Verlangt aber bloß nicht von mir, das ich das alles noch einmal von vorn erzähle.“ „Nein, das werden wir nicht. Wir werden ruhig zuhören“, versprach Joe. „Wie geht es weiter, Methos? Wie hat sie es aufgenommen?“ fragte Duncan um Methos aufzufordern weiter zu erzählen.

„Katharina hat diese Nachricht besser als ich aufgenommen, wesentlich gefaßter. Sie machte sich mehr Sorgen um mich als um sich. Sie war nun einmal ein wahrer Engel. Von diesen Tag an kümmerte ich mich rund um die Uhr um sie. Ihr Anblick schmerzte mich, doch ich wollte und konnte sie nicht allein lassen.“ Methos strich sich mit den Händen leicht über die Augen um die restlichen Tränen wegzuwischen. Dann erzählte er leise weiter. Die Anwesenden sahen den Schmerz in seinen Gesicht, hörten ihn aus seiner Stimme heraus.

New Orleans,
Jahr 1808

In den letzten Wochen war es Katharina immer schlechter gegangen. Sie hatte keine Kraft mehr das Bett zu verlassen. Methos wich nicht mehr von ihrer Seite. Ihre Familie kam sie oft besuchen und fürchtete wie Methos den Augenblick, an dem sie diese Welt für immer verlassen würde. Methos saß in einem Sessel und wachte über seine Frau. Katharina war weiß wie die Wand geworden in den letzten Tagen. Sie aß sehr wenig, hatte keinen Appetit und schlief fast die ganze Zeit.

Es traf ihn tief, sie so zu sehen. Das Einzige, was Methos für sie tun konnte, war ihre Schmerzen ein wenig lindern. Er wußte, es ging zu Ende. Es brach ihm das Herz. Sie so leiden zu sehen ... verkraftete er nicht. Zu wissen, seine Ehefrau würde bald sterben, ließ ihn an allem zweifeln. Warum kann ich es nicht verhindern? Warum kann ich dich nicht retten? dachte er kopfschüttelnd. Methos war in seinen Beruf oft den Tod ausgesetzt und oft machtlos, aber noch nie war es so grausam gewesen wie jetzt.

Ein liebevolles Lächeln huschte über Methos‘ Lippen, als er sah, das Katharina wach war und ihn beobachtete. Er setzte sich auf die Bettkante. „Wie fühlst du dich, Liebling?“ fragte er besorgt. „Nicht besonders gut“, flüsterte sie und hustete stark. Schmerzerfüllt verzog Methos das Gesicht. Es tat ihm mehr weh als ihr. Die Frau, die er so liebte, so krank zu sehen, ließ sein Herz bluten. „Benjamin?“ „Ja?“ Er wandte ihr das Gesicht zu. „Erzähl mir eine deiner Geschichten“, bat sie mit schwacher Stimme.

Methos lehnte sich an die Wand, legte den Arm um seine Frau und fing zu erzählen an. In der letzten Zeit hatte er ihr oft Geschichten von fernen Ländern und Kulturen erzählt. Alles, was er gesehen hatte. Er wollte es mit ihr teilen. Katharinas Kopf lag an seiner Brust und zärtlich strich Methos über ihr Haar. Es lenkte sie von ihrer Krankheit ab. Aber es lenkte ihn nicht ab. Er dachte jede Sekunde daran und konnte es kaum verkraften. Während seiner Erzählung schlief Katharina ein. Doch Methos ließ sie nicht los. Er wollte ... er konnte es nicht.

Duncans Hausboot,
Gegenwart

Methos verstummte inmitten seiner Erzählung. Seine anwesenden Freunden blickten ihn mitleidig an. Doch er wandte seinen Blick nicht. Das Zucken seines Körpers verriet ihnen, das er am Ende seiner Nerven war. Katharinas Verlust tat ihm noch heute weh. Er konnte es kaum verkraften, diese Erinnerung aufzurollen. „Willst du eine Pause machen?“ fragte Duncan verständnisvoll. Leicht nickte Methos. Mac nickte seinen Freunden zu und ging mit ihnen nach draußen. „Wir lassen dich eine Weile allein. Wenn du weiter erzählen willst, hol uns, ja?“ Wieder antwortete Methos bloß mit einen Kopfnicken.

Die frische Luft wehte ihnen ins Gesicht. Amanda lehnte sich gegen das Geländer des Hausbootes. „Er tut mir so leid“, sprach sie aufrichtig. „Mir auch. Joe, wußtest du etwas davon?“ fragte Duncan an seinen Beobachter gewandt. „In seinen Chroniken ist zwar eine Ehefrau aus dem Jahr 1808 vermerkt, aber nicht, das sie aufgrund einer Krankheit verstorben ist.“ Duncan blickte auf das Meer hinaus.

„Das ist eine absolut neue Seite von Methos. Ich kenne ihn so nicht; habe ihn noch nie so ... menschlich erlebt. Ich glaubte bis jetzt immer, er wäre nur ein egoistischer Zyniker, jemand, der in allererster Linie an sich selbst denkt. Mir war nicht bewußt, das er tief in sich solche Schmerzen hat erdulden müssen. Ich denke, ich habe mich schrecklich in Methos getäuscht“, sprach Duncan nachdenklich.

„Joe, hast du eine Idee, wie wir ihm helfen können?“ fragte Amanda. „Ich denke, es hilft Methos schon sehr, das wir ihm zuhören. Er hat diese Qual schon zu lange in sich begraben. Das er sich das alles endlich von der Seele reden kann, tut ihm ganz gut.“ „Das habe ich bemerkt. Ich dachte, ich sehe nicht recht, als ich mitbekam, das er weint. All seine Taten nahmen ihn nicht so sehr mit wie Katharinas Tod“, warf Mac mit ernster Miene ein.

Bejahend nickte Amanda und Joe. Sie alle kannten Methos nicht in diesen Zustand. Diese Verhalten war neu und zeigte ihnen eine äußerst verletzliche Seite des alten Mannes. Eine Seite, die er immer vor ihnen versteckt hatte. Eine kräftige Windböe fegte über ihren Köpfen hinweg. „Wir müssen irgend etwas tun. Methos hat viele Frauen gehabt, da sind wir uns einig. Aber die eine scheint er ewig zu lieben.“ „Das glaube ich auch, Mac. War es bei dir und Tessa das Gleiche?“ fragte die Unsterbliche. „Amanda!“ protestierte Duncan heftig.

Sie schenkte ihm ein mildes Lächeln. „Ich würde es gerne wissen. Ich weiß, das du sie geliebt hast. Wahrscheinlich tust du es noch immer und ich bin deswegen nicht böse. Aber genau aus diesem Grund müßtest du Methos am besten verstehen.“ „Du hast recht, irgendwie. Liebes, du weißt, ich liebe dich.“ „Ja, aber Tessa wird immer ein Teil von dir sein. Ein Teil deines Herzens wird immer ihr gehören. Es stört mich nicht. Es geht hier auch gar nicht um unsere Beziehung, sondern um Methos. Wir kann man ihm helfen?“ sprach Amanda hilflos.

Einen Moment dachte Duncan über Amandas Worte nach. Wenn sie wollte, konnte sie äußerst einfühlsam und verständnisvoll sein. Diese sensible Seite ihres Charakters kam leider viel zu selten zum Vorschein. „Solche Wunden heilen sehr langsam“, sprach Duncan schließlich. „Ich weiß das. Aber ich glaube, nichts – was wir sagen oder tun – wird Methos trösten oder ihm helfen“, sprach der Schotte.

„Methos hat Katharina mehr geliebt als ich Tessa, das weiß ich nun. Er kann sich nur selbst helfen. Das Einzige, was wir als seine Freunde tun können, ist einfach für ihn da sein. Methos sagte, wenn ihr Todestag näher rückt, geht es ihm immer so schlecht. Wahrscheinlich hat er sich bald wieder gefangen und beruhigt. Jedenfalls hoffe ich das.“ „Das glaubst du doch selbst nicht! Duncan, der denkt viel mehr an sie als er es uns glauben lassen will. Er wird es sich nur nicht anmerken lassen, darin ist er ja ein Meister. Und heute ist der ganze Schmerz, den er runter geschluckt und tief begraben hat, aufgebrochen. Das mußte mal sein. Das hat sich alles aufgestaut. Einmal mußte sich das entladen“, rief Amanda aufgebracht.

„Heute hätte man Katharinas Lungenleiden heilen können, aber damals ...“, seufzte Joe. „Ja, heute schon. Doch leider ...“ Duncan sprach nicht weiter. Seine Freunde wußten auch so was er meinte. Da tauchte Methos‘ Kopf auf. „Könntet ihr bitte ...“ Es fiel ihm schwer die richtigen Worte zu finden. Die Erinnerung an seine süße Katharina tat einfach zu weh. „Natürlich, Methos, wir kommen“, erwiderte Duncan. Die Drei gingen wieder zu Methos. Methos hatte das Sofa wieder für sich beschlagnahmt.

„Ihr müßt verstehen, das mir das nicht leicht fällt“, sprach er. „Wir verstehen dich, Methos. Wir sind deine Freunde“, erklärte Duncan ruhig. Unmerklich nickte Methos. Er schien sich wieder einigermaßen beruhigt zu haben. Er schien sich wieder ein wenig gefaßt zu haben. Doch der traurige Zug unter seinen Augen zeigte seinen Freunden, das er seine Fassung nicht so stark war, wie es den Anschein hatte. Aber Methos riß sich zusammen und war bereit, den letzten Teil dieser Geschichte zu erzählen.

~ 5. ~

New Orleans,
Jahr 1808

Methos spürte, das Katharina nicht mehr viel Zeit blieb. Auch sie wußte es, sprach aber nicht davon. Katharina wollte nicht, das es Methos noch schlechter ging, wenn sie davon sprach. Ihr Sorge galt ihm und nicht ihren schwachen Zustand. „Benjamin?“ Ihre Stimme war nur noch ein Hauchen. „Ja, Liebling?“ „Nimm mich noch einmal in die Arme“, bat sie. „Bitte, sprich nicht so“, wies Methos sie gequält zurecht.

„Benjamin, du weißt, das meine Zeit bald gekommen ist. Also, tue mir den Gefallen.“ Methos widersprach ihr nicht. Ohne ein weiteres Wort legte er sich zu seiner Frau und nahm sie in die Arme. Katharina schmiegte sich an ihn und legte ihren Kopf an seine Brust. Methos zog sie noch enger an sich. Katharina konnte das heftige Schlagen seines Herzens regelrecht spüren. „Ich liebe dich“, sprach er. „Ich liebe dich auch“, erwiderte Katharina schwach. In seinen Armen schlief Katharina ein. Zu diesen Zeitpunkt hatte Methos schon so ein ungutes Gefühl – eine Art Vorahnung. Doch irgendwann überkam auch ihn die Müdigkeit ...

Als Methos am nächsten Morgen aufwachte, wußte er sofort, das es vorbei war. Die Leiden von Katharina waren zu Ende. Seine Frau war tot. „Nein!“ Methos‘ verzweifelter Schrei hallte durch das Haus. Später konnte Methos nicht sagen, wie lange er mit ihr im Arm da gesessen und um sie geweint hatte. „Katharina“, flüsterte er und strich ihr über die Wange. Es war vorbei. Man hatte sie ihm genommen. Methos war am Boden zerstört.

Er hatte gewußt, das dieser Tag kommen würde; hatte es von dem Augenblick an gewußt, als er ihre Krankheit diagnostiziert hatte. Und obwohl er gewußt hatte, das sie sterben würde, hatte es ihn doch völlig unvorbereitet getroffen. Bald kam Jesse zu ihm und kümmerte sich um alles. Apathisch saß Methos am Küchentisch. „Benjamin?“ Er sah auf. „Es tut mir so leid, mein Freund. Jeder hier weiß, wie sehr du sie geliebt hast. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, laß es mich wissen, ja?“ Methos nickte unmerklich. Und bald darauf war es still in seinen Haus. Er war allein.

Kein Lachen, keine fröhliche Stimme, keine Geräusche in der Küche ... nichts war zu hören. Methos sprang so heftig auf, das der Stuhl krachend zu Boden fiel. Ruhelos tigerte er durch das Haus. Das erste Mal fühlte er sich wirklich allein und verlassen. Einsam – das war das richtige Wort. Er fühlte sich schrecklich einsam. Katharina war nicht mehr da. Sie hatte ihn verlassen. Im Wohnzimmer packte ihn eine solch verzweifelte Wut, das er zu toben anfing.

„Warum? Warum Katharina? Warum mußt du mir alles nehmen?“ Methos warf einiger seiner Gegenstand voller Zorn an die Wand. Doch dann schien ihn auf einmal seine ganze Kraft zu verlassen und er brach weinend zusammen. „Nicht Katharina! Warum nimmst du nicht mich? Sie hat den Tod nicht verdient. Sie war unschuldig. Wenn jemand den Tod verdient hat, dann ich. Bin ich dazu verdammt, jeden zu verlieren, den ich liebe?“ Methos blickte auf das Kreuz, das an der Wand des Wohnzimmers hing. Er sprach zu dem Gott, an den Katharina geglaubt hatte. Der Gott, der ihm seine liebliche Frau genommen hatte.

Die Stille im Haus war grausam und wurde zuviel für ihn. Methos konnte diese Stille nicht ertragen. Sie war nicht mehr. Er würde Katharina nie mehr in diesen Haus hören. „Sieh dich an, Bruder“, hörte er auf einmal eine Stimme. Es war die ihm bekannte Stimme von Kronos. Drehe ich jetzt vollkommen durch? dachte Methos. „Sieh dich an, Death. Du weinst um eine Frau. Du bist ein solcher Schwächling geworden. Erinnerst du dich nicht mehr daran wer du warst? Wer du bist? Du bist nicht der feine Arzt. Du bist der Tod.“ Energisch schüttelte Methos den Kopf.

„Nein, laß mich in Ruhe“, sprach Methos. „Du könntest es wieder werden. Du bist Death, akzeptiere das. Komm zurück, Methos! Wir könnten wieder das werden, was wir schon einmal waren.“ „Verdammt, Kronos, nie mehr! Und jetzt laß mich in Ruhe!“ Die Stimme verstummte augenblicklich. Jetzt bilde ich mir schon Kronos‘ Stimme ein, dachte Methos kopfschüttelnd.

Der Schmerz holte ihn sofort wieder ein. Der Verlust seiner Frau hatte ihn tief in seiner Seele getroffen. „Katharina, warum nur du? Ich hätte alles getan um dich retten. Ich habe doch alles versucht. Ich hätte mein Leben für dich geopfert, wenn es dich gesund gemacht hätte“, sprach Methos leise. Tränen bannten sich einen Weg über seine Wangen. Er war allein. Seine Frau – die Liebe seines Lebens – hatte ihn verlassen. Instinktiv wußte Methos, eine solche Frau wie Katharina würde es nie mehr in seinen Leben geben. Sie war einzigartig gewesen.

Einige Tage später fand das Begräbnis statt. Jesse stand Methos bei, so gut er konnte. Die Leute sprachen ihr Mitgefühl aus. Nachdem alle gegangen waren, blieb Methos noch lange am Grab seiner Frau stehen. Zwei Meter von ihm entfernt stand ein gesatteltes Pferd. Methos würde von hier verschwinden. Er hatte nach einen anderen Arzt geschickt, der bald eintreffen und seinen Job übernehmen würde. Hier konnte er nicht mehr bleiben. In dieser Stadt hatte er alles verloren. Er würde versuchen, sein Leben irgendwo anders weiter zu leben. Doch die Erinnerung an Katharina würde immer bleiben – egal, wie lange er leben würde. Langsam kniete sich Methos hin.

„Liebes, du fehlst mir schon jetzt entsetzlich. Ich weiß wirklich nicht, wie ich dieses Leben ohne dich ertragen soll. Ich liebe dich, mein Engel, und das werde ich immer tun. Warum ausgerechnet du? Warum mußtest du mich verlassen? Ich habe so viele Menschen verloren, doch ich habe es immer verkraftet. Jetzt habe ich das erste Mal Zweifel, das ich es auch diesmal überstehe. Katharina, du warst das zauberhafteste Geschöpf, das mir jemals begegnet ist. Du hast mir inneren Frieden beschafft, etwas, was keiner vor dir geschafft hat. Und dafür danke ich dir“, sprach Methos leise mit betroffener Stimme.

„Ich liebe dich. Und ich werde dich nie vergessen, egal wie lange ich lebe. Es tut mir leid, das ich dir nicht die Wahrheit über mich erzählt habe. Verzeih mir, aber ich wollte dich nur schützen, indem ich mein Geheimnis wahre. Meine Erinnerung an dich wird immer da sein. Leb wohl, mein süßer Engel. Meine Liebe, mein Herz, meine Seele, meine Gedanken ... werden immer bei dir sein.“ Methos stand auf und schwang sich auf sein Pferd. In mörderischen Tempo ritt er aus der Stadt. Vielleicht würde der Schmerz irgendwann einmal vergehen, irgendwann einmal schwächer werden und verblassen ...

Duncans Hausboot,
Gegenwart

„Ich habe mich getäuscht. Der Schmerz über ihren Tod ist noch immer da. Er ist nie verblaßt“, endete Methos leise seine Erzählung. „Methos, es tut mir so leid. Ich wußte nicht, das du eine Frau jemals so sehr geliebt hast“, sprach Duncan ernst. Hastig sprang Methos vom Sofa auf. „Ich habe alles versucht. Ich habe versucht, sie zu retten. Ich habe alles in meiner Machtstehende getan, um sie am Leben zu erhalten. Doch es gelang mit einfach nicht. Sie starb ... mir regelrecht unter den Händen weg“, sprach Methos mit zitternder Stimme. Daran merkte man wie aufgewühlt er wirklich war.

„Die Wahrheit ist, ich liebe sie noch heute. Tief in mir wird meine Liebe zu ihr ewig währen. Ich habe nie aufgehört sie zu lieben. Alle Frauen, mit denen ich nach ihr zusammen war, habe ich mit ihr verglichen. Doch keine dieser Frauen war so einzigartig ... so wundervoll .. .wie meine Katharina. Keine konnte mich wirklich glücklich machen. Glücklich – richtig glücklich – war ich nur in der Vergangenheit mit ihr. Ich hätte alles gegeben um sie nicht zu verlieren. Doch ich habe sie verloren – das Wertvollste, was ich jemals besaß.“ Methos stützte sich auf der Theke ab. Er grub sein Gesicht in die Hände und ließ den restlichen Tränen, die seine Trauer beschrieben, freien Lauf.

Still saßen Duncan, Amanda und Joe da und warteten, bis er sich beruhigt hatte. „Was glaubt ihr, wie oft ich mir seit ihren Tod gewünscht habe, selbst zu sterben? Die Monate nach ihrem Tod bin ich von einem Duell ins andere gestolpert, aber ich war für meine Gegner immer zu gut. Ich wollte bei ihr sein. Ich will es noch immer“, sprach Methos bedrückt. Die Sehnsucht, die in seiner Stimme widerhallte, war deutlich zu hören.

„Methos, du lebst schon so lange und ...“, warf Duncan ein. Der alte Mann unterbrach ihn hastig. „Ja, viel zu lange. Ich lebe mein Leben, sehe wie sich die Welt verändert und ... wünsche mir, bei Katharina zu sein. Ich will sie bei mir haben. Ich habe miterlebt, wie sich die Medizin verändert hat, wie sie besser wurde und erstaunliche Fortschritte machte. Wenn das damals doch nur Ansatzweise da gewesen wäre, dann hätte Katharina eine Chance gehabt, wieder gesund zu werden.“ Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Ich weiß, das ich Katharina irgendwann wiedersehen werde. Doch bis dahin werde ich leiden. Ich werde so lange tief in mir Schmerz verspüren, bis ich meinen Kopf verliere.“ „Methos ...“ Doch er ließ Duncan nicht zu Wort kommen. „Selbstmord ist für mich eine kurzfristige Lösung. Dadurch habe ich das Gefühl, ihr näher zu sein, bei ihr zu sein. All die Jahre habe ich gelitten. Die ewige Liebe – ich glaubte nicht daran, bis sie mir begegnete. Katharina ist die einzige Frau, die ich bis zu meinen Tod lieben werde.“ „Methos?“ „Ja?“ Er sah auf. „Ich habe dich noch nie so gut verstanden wie in diesen Augenblick. Danke, das du dich uns mitgeteilt hast“, sprach Amanda mit einen aufmunternden Lächeln.

Aus seiner verletzlichen Miene wurde wieder die undurchdringliche Maske, hinter der er sein wahres Ich verbarg. „Glaubt ja nicht, daß das in Zukunft oft sein wird. Ich habe euch das nur erzählt, weil ich diesen Schmerz – diese Einsamkeit, die mit Katharinas Tod verbunden ist – nicht mehr ertragen konnte.“ „Sie muß eine tolle Frau gewesen sein, wenn du sie über einen so langen Zeitraum liebst“, stellte Joe fest. „Das war sie“, seufzte Methos.

„Katharina war mein Engel. Sie war das Beste, was mir jemals im Leben passiert ist. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und dort anhalten, wo sie mit mir mein Leben geteilt hat. Ich konnte sie nicht im Leben halten, doch ich schenkte ihr alles, was ich zu geben hatte. Die Zeit mit ihr war kurz, aber kostbarer als alle Diamanten dieser Welt. Ich mache mir noch heute Gedanken über sie. In meinen Tagebüchern steht viel über sie. Glaubt ihr, ich sehe sie eines Tages wieder?“ „Ja“, antworteten alle drei gleichzeitig.

Methos‘ aufgewühltes Gemüt beruhigte sich langsam wieder. Er bekam sich wieder unter Kontrolle und zog sich erneut in sein Schneckenhaus zurück. Methos entschied, das er genug von sich preis gegeben hatte. „Danke, das ihr mir zugehört habt. Das hat ... mir irgendwie gut getan.“ „Gern geschehen.“ „Ich geh dann mal.“ „Methos ...“ „Nein, MacLeod, ich brauche jetzt etwas Zeit für mich. Ich muß jetzt eine Weile allein sein.“ Duncan nickte verständnisvoll. Die Drei sahen Methos nach wie er das Hausboot verließ. Ja, er fühlte sich jetzt wirklich besser. Die Aussprache war notwendig gewesen.

Der alte Mann ging den Hafen entlang. Er betrachtete das Meer. Schade, das ich keine Möglichkeit hatte, Katharina das Meer zu zeigen. Es hätte ihr bestimmt gefallen, dachte er. Es war schon dunkel geworden und eine kühle Brise zog über seinen Kopf hinweg. Die Sterne leuchteten an diesen Abend besonders hell. Es war, als wollten sie Methos etwas sagen. Methos blickte zu den Sternen hoch. „Ja, ich sehe dich eines Tages wieder, Liebling. Eines Tages, aber jetzt noch nicht.“ Er ging weiter.

Es war, als würde in diesen Moment eine große Last von seinen Schultern. Das er seinen Freunden von seinen tiefen, inneren Schmerz erzählt hatte, hatte ihm gut getan. Methos fühlte sich nun etwas besser und auch befreiter. Katharina würde – egal, wo sie jetzt war – auf ihn warten. Da war er sich sicher. Sie war auch jetzt bei ihm und würde ihn solange durch sein Leben begleiten, bis er bei ihr war. Er hatte nicht vor der Letzte seiner Art zu sein. Eines Tages würden sie sich wiedersehen, Methos wußte das.

Vielleicht würden die nächsten Jahre doch nicht so schwer werden wie er sich das vorgestellt hatte. Er würde immer an seinen süßen Engel denken, doch jetzt würde ihm die Erinnerung an Katharina leichter fallen. Wenn er jetzt an sie dachte, überwog die Liebe seine Traurigkeit und den Schmerz. Er würde nie aufhören dieses zauberhafte Geschöpf – das ihm soviel Freude gebracht hatte – zu lieben. Nein, vergessen würde er sie nie. Sie würde die Einzige sein, an die er sich immer erinnern würde. Die einzige Erinnerung, die lebhaft bleiben und nie verblassen würde. Methos lächelte leicht. Katharina würde nie in Vergessenheit geraten ...

Ende


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