Title: Between Love and Violence
Fandom: Highlander – The Series Summary: Selene gerät in die Gefangenschaft der vier apokalyptischen Reiter. Doch nach einiger Zeit verändert sich ihr Verhältnis zu Methos. Er beginnt über sein Leben nachzudenken, was Kronos nicht sehr gefällt ... Disclaimer: Die Charaktere von Highlander – The Series gehören nicht mir, sondern der Davis/Panzer Productions und anderen. Diese Story ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen. Note: Dies ist die erste FanFiction, die ich überhaupt geschrieben habe. Und es ist dazu die erste Highlander-FanFiction. Ich habe sie jetzt akualisiert. Aber erwartet nicht soviel davon. Immerhin habe ich bei dieser Story noch herum experimentiert und kannte die Figuren von Highlander noch nicht so gut wie heute. Viel Spaß beim Lesen.
Between Love and Violence ~ 1. ~
Bronzezeit, Das Leben in der Wüste war nicht immer einfach. Doch die Menschen hatten sich an das rauhe und harte Leben dieser Art gewöhnt. Die Wüstenstämme beteten zu ihren Göttern und erledigten ihre täglichen Arbeiten. Das friedliche Leben wurde jedoch von vier Personen gestört. Die vier apokalyptischen Reiter brachten der Welt Terror und Tod, Angst und Schrecken. In der weiten, kargen Wüste regierten und bestimmten sie. Überall, wo die vier Reiter des Bösen auch hinkamen, hinterließen sie den süßen Duft des Todes. Jeder Wüstenstamm hoffte, ihnen niemals zu begegnen. Niemand hatte je eine Begegnung mit diesen vier geheimnisvollen Reitern überlebt. Geschichten kursierten durch die Welt. Geschichten darüber, das sie nicht zu töten waren. Wenn man diesen Geschichten Glauben schenkte, dann waren sie unbesiegbar, unverwundbar. Sie schienen die Freunde des Todes zu sein ... denn sie erhoben sich aus dem Tod wieder und erwachten. Die Zeiten waren nicht leicht – auch nicht für Selenes Stamm. Wie es jeden Tag ihre Aufgabe war, kümmerte sie sich um die Verletzten. Sie behandelte einen jungen Mann, der sich den Arm gebrochen hatte. Dschitan, der Heiler des Stammes, hatte ihr die Kunst des Heilens beigebracht. „Was ist passiert?“ erkundigte sich Selene mit einer Sorgenfalte in der Stirn. „Ich bin gestürzt als ich Holz eingesammelt habe“, erwiderte der junge Mann mit schmerzverzerrten Gesicht. „So schlimm ist das nicht“, beruhigte Selene ihn mit einen leichten Lächeln. „Laß den Arm ruhig, strapaziere und beanspruche ich nicht. Dann bist du bald wieder völlig gesund. Dein Arm braucht viel Ruhe um sich zu erholen. Aber keine Sorge, es ist kein komplizierter Bruch“, erklärte sie. „Danke, du hast ein gutes Herz, Selene“, sprach der junge Mann, erhob sich und ging zu dem Zelt seiner Familie. „Er hat recht“, sprach Dschitan hinter ihr. Er kam aus dem Zelt. Liebevoll blickte Dschitan seine Ziehtochter an. Er hatte Selene als Baby in der Wüste gefunden und bei sich aufgenommen. Noch immer war es ihm unverständlich, wer ein solch süßes Kind einfach in der Wüste aussetzte. Dschitan hatte Selene aufgezogen und ihr seine Gabe gelehrt. Er hatte ihr alles beigebracht. Von ihm hatte sie gelernt wie Verletzungen und Krankheiten zu behandeln waren. Und Dschitan sah ihr an, das es ihr Freude bereitete anderen Menschen zu helfen. „Du wirst merken, Selene, das du nicht nur mit den Händen heilen kannst“, sprach Dschitan ruhig. „Was meinst du?“ Neugierig sah Selene zu ihm auf. „Du bist zu etwas größerem bestimmt, zu etwas mächtigeren. Eines Tages wird dir klar werden welche Macht in dir schlummert, Tochter“, teilte Dschitan ihr mit. Verwirrt blickte Selene ihn an. Wovon sprach er? Bevor sie ihn jedoch fragen konnte, was genau er meinte, wurden sie durch einen heftigen Lärm unterbrochen. Am Horizont tauchten wir Reiter mit furchterregenden Masken auf. Heftig erbebte der Boden unter den kräftigen Donnern der Pferdehufe. In heller Aufruhr und vor Angst liefen die Menschen von Selenes Wüstenstamm durcheinander. Sie wußten nicht, in welche Richtung sie fliehen sollten. „Wer sind diese Reiter?“ fragte Selene mit zitternder Stimme. Sie spürte, das diese Reiter gekommen waren, um ihren Stamm etwas böses anzutun. „Sie sind die Reiter des Todes“, erwiderte Dschitan ernst. Er wandte sich Selene zu. Sie sah in seinen Augen eine Angst, die ihr bei ihm fremd war. „Lauf, Selene, lauf“, forderte er. „Nein, ich laß dich nicht zurück. Ich laß meinen Stamm nicht in Stich“, erwiderte Selene energisch. „Du mußt, Tochter! Tust du es nicht ... wirst du sterben. Diese Welt braucht deine besondere Gabe zu heilen. Sie braucht dein gutes und reines Herz. Also geh!“ Verneinend schüttelte Selene den Kopf. Sie wollte ihren Stamm – der ihre Familie war – nicht mit der Gewißheit verlassen, das sie alle sterben würden. „Tue es mir zuliebe“, bat Dschitan sanft, aber doch befehlend. „Ich will nicht, daß dir etwas zustößt. Du darfst diesen Bestien in Menschengestalt nicht zum Opfer fallen.“ Durchdringend sah er sie an. Zögernd willigte Selene ein. Entsetzt sah sie, wie die vier Reiter ihre Schwerter – einer hatte eine Axt – zogen und die unschuldigen Menschen ihres Stammes einfach abschlachteten. Ein letztes Mal umarmte Dschitan seine geliebte Ziehtochter und Selene folgte seiner Aufforderung zur Flucht. Mutig trat Dschitan den vier Reitern der Apokalypse entgegen als diese ihre Pferde vor ihm zügelten. „Verschwindet von hier! Wir haben nichts, was euch von Nutzen wäre“, sprach Dschitan mit kräftiger Stimme. „Du wagst es uns Befehle zu erteilen, Wüstenratte? Hast du eine Ahnung, wen du vor dir hast?“ sprach einer der Männer drohend. Er zog seine Maske vom Gesicht und Dschitan erkannte, das es der war, der Kronos gerufen wurde und als Anführer der vier Reiter galt. „Ich weiß, wer Ihr seit. Doch es ändert nichts an unserer Lage. Wir haben nichts für euch“, sprach Dschitan so mutig, wie er es aufbringen konnte, doch seine Stimme zitterte leicht. „Ihr habt sehr wohl etwas, was wir wollen“, erwiderte Kronos grinsend. „Und was wäre das?“ „Euer Leben“, sprach Kronos. „Und schöne Mädchen“, fügte Methos hinzu, der Selene entdeckt hatte. Er lenkte sein Pferd in ihre Richtung und ritt im wilden Galopp hinter ihr her. „Laßt sie in Ruhe“, schrie Dschitan verzweifelt. Er bangte um das kostbare Leben seiner Ziehtochter, die er über alles liebte. Doch Dschitan hatte keine Möglichkeit sie zu retten oder vor dem weiteren Verlauf ihres Lebens zu beschützen, da Kronos ihn brutal niedermetzelte. Und während die Drei sich an das Vergnügen machten, die Menschen dieses unbedeutenden Wüstenstammes zu töten, folgte Methos Selene. Sie hörte das Wiehern hinter sich und blickte sich kurz zum. Selene riß die Augen auf und sah den Reiter, der sich ihr schnell näherte. So leicht würde Selene es ihm nicht machen. Sie versuchte ihm zu entkommen, obwohl sie ahnte, das es zwecklos war. Immerhin war er mit einen Pferd unterwegs. Sie hatte keine Chance. Mit dem Pferd hatte Methos sie schnell eingeholt und fing sie nach einigen Metern Verfolgung ab. Mit einer raubtierhaften Bewegung stieg er aus dem Sattel und nahm langsam seine Maske ab. Er wollte, das sie sein Gesicht sah und lernte, es zu fürchten. „Wohin so schnell, holde Schönheit?“ spottete Methos und er kam auf sie zu. Mit dem Mut der Verzweiflung – so leicht wollte sie sich nicht unterkriegen lassen – schlug Selene zu. Sie verpaßte Methos einen Schlag mitten ins Gesicht. Er zuckte unter ihrem Schlag nicht einmal zusammen, sondern blickte sie stumm an. Dann holte er aus und schlug als Lektion hart zurück. Niemand – vor allem keine Frau – hatte es je gewagt ihn zu schlagen. Und für diese Unverfrorenheit würde sie bitter bezahlen. Irgendwie verhakten sich Selenes Finger in Methos‘ Mantel und die Beiden stürzten zu Boden. Sie rangen im Sand miteinander. Methos hatte sie bald unter Kontrolle und saß über ihr. Er blickte auf sie herab. „Was wollt Ihr von mir?“ fauchte Selene. „Tja, was werde ich wohl wollen? Du bist äußerst schön. Dein langes, goldblondes Haar, deine grünen Augen, diese schlanke Figur ... Was würde ein Mann meines Kalivers wohl von einen weiblichen Geschöpf wie dir wollen?“ fragte Methos herausfordernd und er wollte in ihr langes, volles Haar greifen. Doch Selene schaffte es, eine Hand zu befreien, und seine abzuwehren. Daraufhin schlug Methos erneut zu. Er packte sie bei den Handgelenken und hielt sie über ihren Kopf zusammen. Dann beugte er sich über sie, so das sein Atem ihr Gesicht streifte. „Dir werde ich deine Frechheiten, die du dir soeben erlaubt hast, noch austreiben. Ich bin Methos. Es ist deine Bestimmung mir zu dienen, vergiß das niemals“, sprach er gefährlich. „Lieber sterbe ich“, zischte Selene. „Du hast gar keine andere Wahl, meine Schöne. Du wirst mit mir kommen und solange bei mir bleiben wie ich Gefallen an dir habe und ich schätze, ich werde sehr lange Interesse an dir haben. Wir beide werden noch viel Spaß miteinander haben“, sprach Methos und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. Er erhob sich und kniete sich neben sie. Seine Hand schob ihr Kleid ein Stück höher und glitt an ihrem Bein entlang. Seine Berührung war hauchzart, aber auch bestimmend. Gequält schloß Selene die Augen und wandte das Gesicht. Zufrieden registrierte Methos ihre Reaktion. „Du wirst dich an mich gewöhnen müssen. Wenn du es tust, wird es dir leichter fallen, mit mir zu leben. Wie lautet dein Name?“ fragte er. „Selene.“ „Selene – ein schöner Name. Gewöhne dich schnell an mich, Selene, denn wie gesagt, du wirst eine lange Zeit das Lager mit mir teilen.“ Es war ihm ernst, das sah Selene an dem Ausdruck in seinen Augen. Nie werde ich seine Dienerin, dachte sie entschlossen. Sie war in dieser – für sie – aussichtslosen Situation zu allem bereit. Selene wußte, sie konnte Methos nicht töten. Selbst wenn sie es tat, er würde wieder aufwachen. Dschitan hatte ihr schon ein paar Mal von den vier Reiter des Todes erzählt. Er hatte ihr erzählt, das sie unsterblich seien. Anders sei die Tatsache, das sie immer wieder vom Tod erwachten, nicht erklärbar. Selene wußte, was sie zu tun hatte. Und sie war für diesen Schritt bereit. Sie war eine starke Frau, zweifelte aber daran, das sie dieses Leben ertragen konnte. Irgendwann würde Methos ihren Willen brechen. Doch das würde sie zu verhindern wissen. Einen Moment paßte Methos nicht auf. Ihm entging das entschlossene Aufblitzen in Selenes Augen. Blitzschnell richtete sich Selene auf und griff nach dem Messer, das in Methos‘ Gürteltasche steckte und stieß es sich ohne zu zögern in den Bauch. Blut quoll aus der Wunde und Selene stöhnte schmerzhaft auf. Doch ihr war dieser Weg lieber als das Leben, das sie bei Methos erwartete. Sie sackte in sich zusammen und starb. Überrascht blickte Methos auf das Messer, dann schüttelte er leicht den Kopf. Er zog das Messer aus dem Fleisch und steckte es in seine Gürteltasche zurück. „Dummes Mädchen“, sprach er amüsiert. „Nicht einmal der Tod kann dich vor mir bewahren.“ Er beugte sich über die Wunde und begutachtete sie. Die Wunde war tief und es war ein gewaltsamer Tod gewesen. Methos kannte ihre wahre Natur. Wie er war sie unsterblich. Und somit würde sie wieder aufwachen. Er wußte, es konnte dauern, bis sie erwachte – beim ersten Tod brauchte das eine gewisse Zeit. Also hob er sie auf sein Pferd, schwang sich in den Sattel und ritt ins Reiterlager zurück.
~ 2. ~ ReiterlagerMethos‘ Brüder waren schon seit einiger Zeit von ihrem Streifzug zurück gekehrt und feierten ausgelassen ihren erfolgreichen Kampf als Methos sein Pferd zum stehen brachte. „He, Methos, wo warst du den solange?“ rief Kronos vergnügt. „Ich mußte noch etwas einfangen und bändigen“, erklärte der Tod unter den vier Reitern ruhig. Geschmeidig glitt er aus dem Sattel. „Ein neuer Fang?“ „Ja, ein ziemlich wilder Fang, wenn du mich fragst.“ Methos hob Selene von seinen Pferd und brachte sie in sein Zelt. „Die Kleine ist süß“, kommentierte Kronos als er einen Blick auf Selene warf. „Willst du sie mir nicht mal borgen?“ „Vergiß es, Kronos“, lachte Methos. „Ich habe sie eingefangen. Diese kleine Wildkatze gehört mir.“ „Hat sie dir Probleme gemacht?“ „So kann man es auch nennen. Zuerst hat sie mich geschlagen, dann hat sie mit mir gekämpft und zum Schluß hat sie sich mit meinen Messer für eine Weile ins Reich der Ohnmacht befördert.“ „Und was hast du getan?“ „Gar nichts. Das hat sich von allein erledigt. Sie wird wieder aufwachen“, grinste Methos. „Unsterblich?“ „Ja.“ „Was hat die Frau doch für ein Glück“, spottete Kronos und er kehrte zu Caspian und Silas zurück. Methos lachte kurz und ging zu Selene zurück. Methos versuchte vergeblich Selene aufzuwecken. Es gelang ihm einfach nicht und zerrte augenblicklich an seinen Nerven. „Dann muß ich wohl etwas nachhelfen“, seufzte er und hob sie hoch. Er trug sie aus dem Zelt zum Fluss. Am Ufer ließ er sie hinunter und tauchte sie im seichten Wasser ein. Nach wenigen Sekunden fing Selene wild zum zappeln an. Ein deutliches Zeichen dafür, das sie wieder wach war. Methos ließ sie los und Selene schnappte panisch nach Luft. „Willkommen unter den Lebenden, Süße“, grinste er breit. „Willst du mich umbringen?“ rief Selene aufgebracht. Methos blickte sie amüsiert an. Ihr Haar klebte naß an ihr und Wassertropfen rieselten auf ihre Kleidung. Er sah über die Tatsache, daß Selene ihn duzte, für den Moment hinweg. Er würde schon noch auf seine Kosten kommen. Die Nacht würde noch äußerst interessant werden. Selene würde schon noch zu dem Vergnügen kommen, das Lager mit ihm zu teilen und an seinen speziellen Spielen teilhaben zu dürfen. „Das war gar nicht nötig. Das wolltest du schon selbst erledigen, mein Mädchen.“ Methos erhob sich und streckte Selene die Hand entgegen. Sie zögerte, nahm dann jedoch seine Hand und half ihr auf. Erst jetzt wurde ihr klar, was er mit seiner Anspielung gemeint hatte. Sofort glitt ihr Blick zu ihrer Wunde. „Meine Wunde? Sie ist weg. Aber ... wie ist das möglich? Ich müßte doch tot sein“, sprach sie verwirrt. Ihr Blick fiel auf Methos, der ganz ruhig vor ihr stand und ihr Reaktion auf die Tatsache, das sie noch lebte, beobachtete. „Wie du siehst, bist du es nicht“, erwiderte er. „Aber wie ... ist das möglich? Ich verstehe nicht.“ „Du lebst, weil ich es so wollte. Und du wirst weiterleben – solange du mir gefällig bist“, sprach Methos und er griff wieder in ihr Haar. Erneut wiederholte sich die Szene von vorhin. Selene stieß seine Hand zurück. Nun reichte es Methos. Er besaß sowieso nur einen Funken Geduld, aber nun war das Faß voll. Er zog Selene an sich und zückte seinen Dolch, den er ihr gegen die Kehle preßte. „Hat dir das Sterben so gut gefallen, mein Mädchen? Willst du es noch einmal erleben? Wenn nicht, dann hör gut zu und merke es dir: Entweder du läßt dich von mir freiwillig zähmen oder ich werde ein wenig nachhelfen müssen“, teilte er ihr scharf mit. „Dann tue es doch. Bring mich um“, forderte Selene entschlossen. Für einen Moment war Methos wirklich überrascht. Er war noch keinen Menschen – schon gar keiner Frau – begegnet, der ihm so dermaßen die Stirn geboten hatte. Ihre Zähmung würde ein reinstes Vergnügen werden. Methos lachte bitter. „Das hat keinen Zweck, denn du würdest wieder aufwachen. Ich kann dich von den Toten zurückholen. Ich kann dich ins Leben zurück bringen und genau das werde ich jedesmal tun, wenn du stirbst. Ich weiß nicht, ob du mutig oder einfach nur töricht bist, das du dich mir gegenüber so verhältst, aber ich rate dir, ändere dein Verhalten. Noch etwas: Lauf nicht vor mir davon. Es würde dir nicht viel helfen. Ich würde dich doch finden und zurückholen und dann erlebst du eine so grausame Strafe, das du dir wünschen wirst, mir niemals begegnet zu sein“, drohte Methos. „Das wünsche ich mir schon jetzt“, zischte Selene. Methos ignorierte ihren Kommentar und ließ die Spitze des Dolches über ihr Kleid gleiten. „Wir sollten anfangen dich zu zähmen“, schlug er ihr übertrieben freundlich vor und packte sie bei den Armen. „Nein, niemals! Ich werde mich dir niemals ergeben“, rief Selene heftig und sie setzte sich zur Wehr. Methos drehte sich um und schlug zu. „Hör auf zu schreien! Ich gebe dir einen guten Rat: Tue, was dir von mir befohlen wird – ohne Fragen und ohne Geheul. Ansonsten wird dir nicht gefallen wie ich dich zähme. Ist das klar?“ Selene nickte eingeschüchtert. Für diese Sekunde hatte er sie unterworfen, aber Methos war klar, ihr Wille war noch lange nicht gebrochen. In seinen Zelt angekommen wich Selene zurück. Doch wohin sollte sie fliehen? Sie war gefangen. Langsam legte Methos seine Waffen und seinen Umhang ab. Dann machte er einen Schritt nach vorne und seine Finger bohrten sich in ihre Oberarme. „Du wirst nur meinen Körper bekommen, aber niemals mich“, fauchte Selene. Vielleicht war sie wirklich töricht, aber sie konnte nicht anders. Sie konnte nicht einfach aufgeben. Das paßte nicht zu ihr. „Ich will auch nicht mehr als deinen Körper“, erklärte Methos ihr. Lustvoll ließ er seinen Blick über ihre Kurven gleiten. Er spürte, wie Selene heftig erzitterte. Auch wenn sie es nicht zeigte, hatte sie doch Angst vor ihm. Er konnte es in ihren Augen lesen. „Bitte nicht“, flehte sie und leicht lösten sich Tränen von ihren Augen. „Hör auf zum heulen! Du hast keinen Grund dazu. Nach so einen Tag will ich ein wenig Spaß und den wirst du mir geben.“ „Niemals“, widersprach Selene. Methos wußte, das es schwer werden würde, sie zu zähmen. Die Frauen solcher Normadenstämme hatten einen unglaublichen Willen, das war ihm bekannt. Doch besonders diese hier würde es ihm schwer machen, wo sie nur konnte. Sie würde sich ihm nicht so leicht ergeben, daß hatte sie ihm deutlich gezeigt. Methos zweifelte jedoch nicht daran, das er – der Tod der vier Reiter – auch ihren Willen brechen würde. Bis jetzt hatte er noch jeden Stolz gebrochen. Und es würde ihm ein besonderes Vergnügen bereiten Selenes Willen zu brechen und ihr Feuer zu löschen. Aber damit würde er sich Zeit lassen. Ihr wildes, ungezähmtes Feuer – ihre Gegenwehr – törnte ihn auf eine bestimmte Art und Weise an. Mit dieser Wildkatze würde sein spezielles Spiel mehr Spaß machen als alles andere. Methos wollte ihre Gegenwehr ein wenig genießen, bevor er sie durchbrach. Er drückte Selene auf das Felllager zurück. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen. So leicht wollte sie es ihm nicht machen. „Wehr dich ruhig, meine Schöne! Es wird dir nichts nützen. Ich bekomme doch, was ich will – auf den einen oder anderen Weg“, sprach Methos ungerührt. Mit einer einzigen Bewegung riß er ihr das Kleid von den Schultern, so das sie nackt vor ihm lag. Methos nahm sich Zeit sie zu betrachten. Seine Wahl war richtig gewesen. Auf den ersten Blick hatte er bemerkt das Selene schön war. Methos ließ seine rechte Hand über ihre Beine bis zu ihrem Gesicht hinauf gleiten. Mit der anderen Hand hielt er ihre Arme über ihren Kopf zusammen. Gequält schloß Selene die Augen als er an ihren Lippen entlang strich. Dann spürte sie, wie sich Methos über sie beugte und hinter den Kissen nach etwas suchte. Verwundert öffnete sie die Augen. Wonach suchte er? Bevor Selene reagieren konnte, hatte Methos ihr die Arme mit einen Seil zusammen gebunden. „So habe ich mehr Freiheiten und es ist sehr viel angenehmer“, grinste er breit als er ihre Verwunderung sah und mitbekam, wie sie an den Fesseln zog. Doch sie unterließ diese Versuche bald, nachdem sie bemerkte, daß das Seil sich bei jeder Bewegung enger um ihre Handgelenke schloß. Methos begann, sein Spiel fortzusetzen. Es war das Spiel, das ihm so sehr gefiel; von dem er nicht genug bekommen konnte. Methos wollte sehen wie sie litt, wie langsam ihr Wille starb und ob sie dann noch soviel Stolz besaß, diese Demütigungen mit Würde zu ertragen. Er täuschte sich nicht in ihr. Obwohl sie lange kämpfte, wurde ihr bald klar, das sie diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Aus ihren Mut wurde Verzweiflung. Und ihre verzweifelten Schreie verstummten irgendwann in der tiefen, dunklen Nacht. Auch Selenes Willen brach Methos in der ersten Nacht ...
~ 3. ~ Durch ein Geräusch fuhr Selene am nächsten Morgen aus ihren unruhigen Schlaf. Sie blickte zu Methos auf, der sich gerade anzog. An den ängstlichen Ausdruck in Selenes Augen, sah er, das er sein Ziel erreicht hatte. Ihre Frechheiten hatte er ihr ausgetrieben. Ein selbstgefälliges Lächeln huschte über seine Lippen. „Du solltest dich frisch machen. Du siehst scheußlich aus. Und das dulde ich nicht. Meine Mädchen sollen schön aussehen“, sprach er, als wüßte er nicht, was er böses getan hatte. Ohne ein weiteres Wort schnitt er mit seinen Dolch die Fesseln durch und ließ sie allein. Selene brauchte Zeit, um zu verstehen was geschehen war und sich zu sammeln. Sie sagte sich, das sie verkraften würde, was er ihr angetan hatte. Doch in derselben Sekunde zweifelte sie selbst daran. Selene verspürte keine Kraft mehr in ihrem Körper. Sie versuchte, aufzustehen, doch es gelang ihr nicht. Kraftlos sank sie zu Boden und ließ ihrem Schmerz freien Lauf. Verzweifelte Tränen bannten sich einen Weg über ihr Gesicht. Auf einmal spürte Selene eine warme, zierliche Hand auf ihrer Schulter. Es war eine sanfte, beruhigende Berührung. Also konnte es Methos nicht sein. Langsam blickte sie auf und sah in das Gesicht eines jungen Mädchens. „Ich weiß, er ist eine menschliche Bestie“, sprach die Fremde tröstend und legte Selene eine Decke um die Schultern, damit sie sich ein wenig wärmen konnte. „Wer bist du?“ fragte Selene mit zitternder Stimme. „Ich bin Leonnore. Ich bin die Sklavin von Kronos, dem Anführer der vier Reiter. Man hat mir befohlen, daß ich mich ein wenig um dich kümmern soll.“ „Worum sollst du dich kümmern? Das ich nicht auf dumme Gedanken komme?“ sprach Selene bitter. „Es tut mir leid. Ich weiß, was er dir angetan hat.“ „Woher?“ „Auch mich hat Methos entführt. Aber er hat bald das Interesse an mir verloren und mich zu Kronos abgeschoben. Kronos ist zwar auch böse, aber ...“ Sie zuckte schwach mit den Schultern. Leonnore wußte nicht, wie sie das erklären sollte. Kronos war ja nicht viel besser als seine rechte Hand. „Du mußt stark sein“, sprach sie statt dessen zu Selene. „Wie soll ich das durchhalten? Gestern hatte ich noch einen Lebenswillen. Davon ist jetzt nicht mehr viel übrig“, flüsterte sie. „Du mußt es einfach sein. Nur wenn du stark bist hast du eine Überlebungschance, glaube mir! Bist du nicht stark, wird Methos dich auf die grausamste Art, die es gibt, töten.“ „Und welche Art ist das?“ „Ich kann es dir nicht sagen. Man hat es mir verboten. Komm, du solltest dich anziehen und dich waschen“, wechselte Leonnore das Thema. „Ich habe kein Kleid mehr zum anziehen“, teilte Selene ihr mit. „Hier, das ist eines meiner Kleider. Es wird dir sicher passen“, sagte Leonnore und reichte ihr ein blaues Kleid aus dünner Seide. „Viel verdeckt das ja nicht“, bemerkte Selene trocken, doch es wunderte sie auch nicht. „Diese Männer lieben es, ihre Sklavinnen in solchen Kleidern zu sehen. Zieh es einfach und verliere kein Wort darüber. Das ist das Beste, das du tun kannst“, seufzte Leonnore. Sie selbst fühlte sich in diesen Kleidern auch nicht wohl, aber sie hatte keine andere Wahl. Das besagte Kleid hatte dünne Träger aus einem goldenen Band und es verdeckte das Nötigste des weiblichen Körpers. Der blaue Stoff war dünn. Darunter konnte man die Beine erkennen. Um die Taille baumelte ein goldenes Band. Widerwillig zog Selene es an. „Du solltest dich waschen“, sprach Leonnore. Obwohl man keine Spuren an ihrem Körper sah, war Selene noch etwas wacklig auf den Beinen. Das war ein deutliches Zeichen dafür, wie brutal Methos in der letzten Nacht vorgegangen war. Mit Leonnore an ihrer Seite verließ Selene das Zelt. Die grelle Sonne blendete sie für einen Moment. „Dort drüben ist der Fluss.“ „Ich weiß. Ich habe schon mit ihm Bekanntschaft gemacht.“ „Soll ich dir helfen?“ fragte Leonnore besorgt, weil Selene darauf bestand, sich nicht stützen zu lassen. „Auch mir ging es so nach der ersten Nacht mit Methos.“ „Wie ging es dir – nach der Nacht mit mir?“ sprach Methos auf einmal hinter ihnen interessiert. Leonnore schrak bei der Stimme zusammen. Die beiden Frauen drehten sich um. Da stand Methos – in Begleitung von Kronos. Angst überhäufte Leonnore. Sie wußte, ihr Herr hatte alles gehört. Und an seinen grimmigen Gesichtsausdruck war ihr auch die Strafe klar, die sie zu erwarten hatte. „Ich ... ich ...“, stammelte sie. „Kronos, du solltest dein Weib besser unter Kontrolle haben. Sie sollte achtgeben, was sie erzählt. Deine Kleine scheint ein Schandmaul zu haben. Ich will nicht, das sie meinen Mädchen einen Blödsinn ins Ohr setzt.“ Scharf blickte Kronos seine Sklavin an. Leonnore drückte kurz Selenes Hand. Dann ging sie mit Kronos in sein Zelt um ihre Strafe entgegen zu nehmen. Betreten sah Selene zu Boden. Ein Lächeln huschte über Methos‘ Lippen. In ihren Augen konnte er lesen, das sie vor ihm Angst hatte, aber ein wenig von ihren wilden Feuer brannte noch in ihr. „Das Kleid steht dir“, kommentierte er als er zu ihr ging. „Wie fühlst du dich?“ „Soll ich darauf wirklich eine ehrliche Antwort geben?“ fragte Selene spitz. Methos war ihr so nah, das nicht einmal mehr ein Sandkorn zwischen ihnen Platz hatte. Er beugte sich zu ihr und flüsterte einschmeichelnd: „Gib auf deine Wortwahl acht, mein Mädchen. Du solltest lernen mir mit Respekt gegenüber zu treten. Also ich fühle mich ausgezeichnet. Die letzte Nacht hat mir anscheinend neue Kraft gegeben. Und jetzt antworte mir. Wie fühlst du dich?“ „Das sieht man doch. Ich kann mich kaum rühren ... Herr“, erwiderte Selene bissig. Das ‘Herr‘ sprach sie mit soviel Verachtung aus, die in ihr schlummerte. Methos legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie leicht an sich. „Du bist ehrlich, daß gefällt mir. Ich hätte dir nicht zugetraut, das du es nach dieser Nacht noch wagst, mir die Stirn zu bieten. Ich sehe in deinen Augen, das dein Wille gebrochen ist. Aber dein Feuer ist noch da.“ Selene ertrug seine Berührung nicht. Methos hingegen schien es sogar noch zu gefallen, wenn sie gequält die Augen schloß. Langsam strich seine Hand abwärts. „Ich sollte dir eine kleine Ruhepause gönnen. Schließlich will ich kein Unmensch sein. Du solltest dich waschen gehen“, sagte er und deutete auf den Fluss. Selene ging zum Fluss und ließ sich davor nieder. Methos nahm neben ihr am Ufer Platz und zog seinen Dolch aus der Gürteltasche, den er in seinen Fingern drehte. Selene versuchte, ihn zu ignorieren, aber das war nicht so einfach. Obwohl er sich mit seinen Dolch beschäftigte, ließ er sie nicht aus den Augen. Mit wachsamen Blick beobachtete er sie. Sein Blick war ihr äußerst unangenehm. Reichte es nicht, was er ihr angetan hatte? Mußte er sie auch noch so anstarren als wäre sie bloß sein Eigentum und kein vollwertiger Mensch? Doch die Sehnsucht, sich zu waschen, war einfach größer. Es war nicht nur der Schmutz, der auf ihr haftete, sondern auch der Dreck, den Methos an ihr hinterlassen hatte. Aber Selene wußte, diesen Schmutz würde sie nie von ihrem bekommen – egal wie lange und wie intensiv sie sich auch waschen würde. Sie zwang sich dazu sich zu waschen – auch wenn Methos sie beobachtete. Langsam ließ Selene ihre Hände in das kühle Wasser gleiten. Es tat so gut das kühle Wasser auf ihrer Haut zu spüren, bei der sie das Gefühl hatte, sie würde in Flammen stehen. Es machte sie nervös das Methos neben ihr saß. Das Zittern ihrer Hände verriet deutlich den Zustand ihrer aufgewühlten Gefühle. Auf einmal spürte Selene, wie Methos‘ Messer ihren Rücken hinunter strich und bei ihren Beinen endete. Sie spürte, wie er mit dem Messer ihr Kleid ein wenig höher schob. Doch Selene zwang sich selbst dazu, sich nichts anmerken zu lassen. So stolz wie es ihr möglich war, drehte sie sich um und erhob sich. „Fertig?“ „Ja.“ „Gut. Es gibt da noch einige Dinge, die wir besprechen müssen – in meinen Zelt“, teilte er ihr mit. Bei seinen Worten zuckte Selene zusammen. Auffordernd blickte er sie an und sie folgte ihm zögernd in sein Zelt. Sie rechnete fest damit, das er nun dort weitermachen würde, wo er in der Nacht zuvor aufgehört hatte. Doch als sie ihm gegenüberstand, war dem nicht so. „Ich reite jetzt fort. Aber zuerst erkläre ich dir noch deine Pflichten.“ „Meine Pflichten?“ fragte Selene verwundert. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. „Aber natürlich, meine Schöne“, erwiderte Methos scheinheilig. „Du wirst mein Zelt in Ordnung halten, dich um mein Essen und meine Kleidung kümmern. Eine Pflicht hast du ja schon letzte Nacht gelernt – mit mir das Lager teilen. Solltest du auch nur eine einzige Pflicht nicht so erfüllen, wie ich das erwarte, dann wirst du bestrafst. Ist das klar?“ Selene nickte leicht. „Gut, wenn ich wieder komme, will ich, das frische Wein bereitsteht und ... natürlich du.“ Mit diesen Worten verließ Methos das Zelt. „Du kreuzt ja auch wieder auf! Na, was macht dein neues Spielzeug?“ lachte Caspian als er sich auf sein Pferd schwang. Methos griff nach den Zügeln seiner weißen Stute. „Sie macht mir doch ein wenig mehr Ärger als ich zuerst angenommen habe.“ „Ich glaubte immer, du liebst Feuer?“ „Das tue ich, aber Selene hat vielleicht ein wenig zuviel Feuer. Doch keine Sorge, das bringe ich auch noch zum erlöschen“, sprach Methos und er schwang sich in den Sattel. Dann jagten die vier Reiter davon ... Selene blickte den vier Reitern nach. Ein leiser Seufzer entrang sich ihrer Kehle. Sie war froh, das Methos für ein paar Stunden verschwand. Sie brauchte Zeit, um sich von den Verletzungen zu erholen, die er ihr beigebracht hatte. Es waren nicht die Verletzungen ihres Körpers – da hatte sie keine, was sie nicht verstand – sondern die Wunden ihrer Seele. Er hatte sie tief in ihr zerrissen. Selene würde nie mehr der Mensch sein, der sie einmal gewesen war. Sie wandte sich ab und begann ihren Pflichten nachzukommen. Sie wollte sich Methos nicht beugen, aber sie wußte, sie hatte keine andere Wahl. Sie hatte Angst vor Methos‘ Strafe, wenn sie nicht tat, was er von ihr erwartete. Selene hatte all ihre Aufgaben bald erledigt und als sie sich für einen Moment auf das Felllager setzte, spürte sie die Müdigkeit, die sie schon den ganzen Tag mit sich herumtrug. Erschöpft sank sie zurück und schlief ein. Die Wüste versank schon in der dunklen Nacht als Methos wiederkam. Er kam nicht sofort in sein Zelt zurück, da ihr blutiger Erfolg noch gefeiert wurde. Nach einigen Runden Wein verabschiedete sich Methos jedoch von seinen Brüdern. Der Zelteingang schlug hinter ihm zu und Methos legte seinen Mantel sowie seine Waffen ab. Erst dann drehte er sich zu der schlafenden Selene um. Im ersten Moment erfaßte Wut ihn. Wie konnte sie es wagen zu schlafen, wenn ihr Herr sich wieder im Reiterlager aufhielt? Durch einen kleinen Spalt im Zelt schien das Mondlicht auf Selenes Gesicht. Methos‘ Zorn verrauchte sofort. In diesen Augenblick sah sie wie eine leibhaftige Göttin aus. Methos mußte schwer schlucken um das Gefühl, das in ihm aufkam, nicht näher an sich ran zu lassen. Methos kniete sich neben Selene und streckte zögernd eine Hand nach ihr aus. Er strich ihr eine Haarsträhne zurück, die in ihr Gesicht gefallen war. In diesen Moment kam ihm zum ersten Mal in den Sinn, das sein Leben eine falsche Richtung verlief. Vielleicht war er schon zulange in der Gesellschaft seiner Brüder. Was wäre aus ihm geworden, wenn er sich Kronos nicht angeschlossen hätte? Energisch schüttelte Methos den Kopf. Er wollte nicht darüber nachdenken und legte sich neben Selene. Doch Methos konnte nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten immer wieder um seine ganze Situation. Seit einigen Tagen beschäftigte ihn das. Doch so richtig bewußt wurde es ihm erst jetzt. Er mußte über seine Taten, über die Grausamkeiten nachdenken, die er begangen hatte. War es richtig was er hier tat? Methos‘ Blick glitt zu Selene, die friedlich neben ihm schlief und nichts von seiner Anwesenheit mitbekam. Was war bloß los mit ihm? Hatte diese Frau etwas an sich, was sein schlechtes Gewissen hervorrief? War sie sein Schicksal? Würde sie wirklich seinen Weg ändern – so wie er es befürchtete? Methos schüttelte den Kopf. Dies waren zu viele, verwirrende Fragen, auf die er –keine Antwort kannte. Ohne sich dessen bewußt zu sein, zog Methos ein warmes Fell über Selene. Dann lehnte er sich zurück und versuchte selbst ein wenig Schlaf zu finden.
~ 4. ~ Niemand bemerkte, das sich etwas an Methos‘ Verhalten änderte. Er ließ die Zügel ein weniger lockerer. Die Einzige, die das bemerkte, war Selene. Doch ihr Angst vor Methos war inzwischen so groß, das sie nur noch sprach, wenn er sie etwas fragte. Wie jeden Abend aß Methos in seinen Zelt zu Abend. Doch diesmal forderte er von Selene ihm Gesellschaft zu leisten. „Erzähl mir von deiner Familie“, sprach er auf einmal. „Was?“ Verwirrt blickte Selene ihn an. „Erzähl mir von deiner Familie“, wiederholte Methos seine Bitte. „Aber ... warum?“ „Es interessiert mich.“ „Meine Familie war Dschitan. Ich habe meine Eltern nie kennen gelernt. Dschitan vermutete, das sie umgebracht wurden. Und ich kann mir auch denken von wem“, sprach sie vielsagend und blickte Methos kurz an, doch der schien ihren Unterton einfach zu überhören. Irgendwann würde sie vielleicht die Wahrheit über ihre Natur erfahren und feststellen, das sie gar keine Familie hatte. Und er würde sie in diesen Glauben lassen. Es lag nicht bei Methos sie aufzuklären. „Dschitan hat mich als Baby in der Wüste gefunden. Er hat mich bei sich aufgenommen und mich aufgezogen. Er liebte mich wie eine Tochter. Er hat mir sehr viel bedeutet. Für mich war er mein Vater, meine Familie“, sprach sie traurig. „Du hast eine neue Aufgabe in deinen Leben“, erwiderte Methos gleichgültig. „Dschitan meinte, ich wäre zu höherem bestimmt. Aber das ...“ Selene schwieg, als er ihr bewußt wurde, was sie gerade im Begriff war, zu sagen. „Sprich weiter“, forderte Methos sie auf, der ihr Zögern bemerkte. Verneinend schüttelte sie den Kopf. „Warum nicht? Hast du Angst vor meiner Reaktion?“ fragte er amüsiert. „Ja, Herr“, bestätigte Selene leise. „Komm, sage mir, was dein Ziehvater sagte. Ich verspreche, das ich dir nichts tun werde“, sprach Methos nachdrücklich. Selene zweifelte an der Ehrlichkeit seiner Worte, gab jedoch nach, da sie Angst hatte von ihm bestraft zu werden, wenn sie es ihm nicht mitteilte. „Das hier ... es kann nicht das sein wovon Dschitan sprach. Nein, etwas höheres ist das bestimmt nicht.“ Sie richtete ihren Blick auf den Boden, wagte es nicht Methos anzusehen. Doch ihre Angst war umsonst. Methos saß ruhig da und blickte sie an. „Warum solltest du das anders sehen als die Sklavinnen, die vor dir da waren? Es überrascht mich nicht“, meinte er und lehnte sich zurück. Selene sprang auf, nahm das Geschirr und ging damit nach draußen. „Perfekt gezähmt“, sprach er mit sich selbst. Er war mit dem Resultat seiner Zähmung sehr zufrieden. Sein Spielzeug war genau so wie er sich das vorgestellt hatte. Auf einmal zerriß eine heller, verzweifelter Schrei die Stille im Reiterlager. Es war der Schrei eines Mädchens. Die Jungs amüsieren sich mal wieder, dachte Methos kopfschüttelnd. Zuerst hörte er nicht genauer hin, doch dann fuhr er hoch. „Methos!“ rief eine Stimme panisch. Die Stimme gehörte eindeutig Selene. Methos schnappte sich sein Schwert und stürzte nach draußen. Doch er konnte seine Sklavin nirgendwo entdecken. Hatte er sich das soeben bloß eingebildet? „Suchst du deine Kleine?“ fragte Silas von seinen Zelt aus. „Ja, wo ist sie?“ „Kronos will ein wenig Spaß“, lachte Silas, dann verschwand er im Inneren seines Zeltes. Methos verdrehte die Augen. Ich hätte es mir denken können, daß das früher oder später passiert, dachte er. Methos hatte bemerkt, das Kronos Gefallen an Selene gefunden hatte. Es verwunderte Death auch nicht. Doch er würde sie nicht hergeben. Selene gehörte ihm, ihm allein. Methos machte sich auf den Weg zu Kronos‘ Zelt. „Methos“, schrie Selene noch einmal. Daraufhin schlug Kronos sie nieder. Ein amüsierter Ausdruck lag in seinen kalten, fast leblosen Augen. „Glaubst du, bei ihm hast du es besser? Nein, Weib, gewiß nicht. Außerdem wird er dir nicht helfen. Du bist ihm völlig egal“, sagte er und ließ sich neben Selene nieder. Endlich hatte er das Mädchen für sich. Doch Kronos täuschte sich. Den Methos hatte sehr wohl etwas gegen das, was Kronos im Begriff war, mit Selene zu tun. Der Anführer der vier apokalyptischen Reiter spürte auf einmal die scharfe Klinge eines Schwertes in seinen Rücken. „Selene ist noch immer mein Mädchen, Kronos. Ich habe dir nicht die Erlaubnis gegeben sie zu dir zu holen. Nimm eine deiner Sklavinnen und laß meine in Ruhe“, sprach Methos drohend. Langsam sah Kronos zu ihm auf. „Methos, was soll das? Tue das Schwert weg. Seit wann willst du nicht mehr teilen? Komm, wir vergnügen uns ein wenig mit ihr“, sprach er beschwichtigend und stand auf. Methos warf einen Blick auf Selene. Verängstigt und aus großen, weit aufgerissenen Augen sah sie zu ihm auf. Stumm flehte sie ihn an sie zu beschützen. Sie war vollkommen verstört und Methos konnte ihre Angst förmlich greifen. In ihrer ersten Nacht mit mir war sie auch so, dachte er und diese Erkenntnis schockierte ihn. Methos wandte sich Kronos zu. Einen Augenblick starrten sie sich wortlos an. „Selene ist mein Mädchen. Sie gehört mir allein. Geht das in deinen Schädel hinein?“ knurrte Methos mit scharfen, unnachgiebigen Blick. „Was ist los mit dir?“ fragte Kronos irritiert. So einen Aufstand hatte Methos noch nie gemacht, wenn sich Kronos eines seiner Mädchen geholt hatte. Im Gegenteil: Methos war es egal gewesen. Methos reichte Selene die Hand. Sie ergriff sie und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Er spürte, das sie am ganzen Körper zitterte. „Wenn du sie noch einmal anrührst, ist hier der Teufel los“, drohte er Kronos und führte Selene in sein Zelt zurück. Obwohl sie versuchte, stark zu sein, brach Selene doch weinend zusammen. Im ersten Augenblick wußte Methos nicht so recht was er tun sollte. Dann legte er sein Schwert beiseite und ließ sich langsam neben Selene auf dem Felllager nieder. „Komm, es ist ja nichts geschehen“, versuchte er sie halbherzig zu trösten. Methos hatte keine Übung darin eine weinende Frau zu trösten. Deshalb war sein erster Versuch auch nicht sehr gelungen. Methos wollte sie in die Arme nehmen – für ihn eine vollkommen neue Erfahrung -, doch Selene wandte sich ab. Methos fühlte sich hilflos, wußte nicht, was er tun konnte um Selene zu beruhigen. So hatte er sich noch nie gefühlt. Eigentlich sollte er sie zurechtweisen sich nicht so anzustellen und zum heulen aufhören, aber das brachte er nicht über die Lippen. Methos wünschte sich nichts mehr als ihren Kopf an seine Brust zu ziehen und sie zu trösten. Was ist bloß los mit mir? fragte er sich zweifelnd. Sie sollte ihm noch heute Nacht ein Vergnügen bereiten, aber jetzt sträubte sich alles in ihm, sie dazu zu zwingen. Diesen Fehler wollte er nicht noch einmal begehen. „Selene, es ist nichts geschehen. Beruhige dich“, sprach er leise. Doch die Tränen lösten sich noch immer von ihren Augen. Wieder streckte Methos seine Hand nach ihr aus und wollte sie in die Arme nehmen. Ihr Widerstand war nicht mehr so groß und er zog sie leicht an sich. Langsam und beruhigend strich er ihr über das Haar. „Ist ja gut. Kronos wird dir nie mehr zu nahe kommen, dafür werde ich sorgen.“ Lange Zeit saßen sie in stiller Eintracht da – solange, bis sich Selene beruhigt hatte. Ihr wurde klar, in wessen Armen sie lag und riß sich von ihm los. „Tut mir leid, ich ...“, stammelte sie, doch Methos ließ sie nicht zu Ende sprechen. „Leg dich hin. Es ist spät.“ „Aber ...“ Selene verstand sein Verhalten nicht. Eigentlich hatte sie erwartete, das er ... Warum tat er es nicht? „Leg dich hin. Das ist ein Befehl“, sprach er. Seine Stimmlage war jedoch nicht so scharf wie gewöhnlich, sondern sanft, aber trotzdem bestimmend. Und er schenkte ihr ein warmes, fast schon gefühlvolles Lächeln. Verwirrt tat Selene, was er ihr befahl. Sie hielt dies für eine Falle, für eine neue Form seiner Spielchen. Doch nichts dergleichen kam. Methos sah sie einfach an wie sie einschlief. Irgendwann überfiel auch ihn die Müdigkeit und er schlief ein. Er bekam nicht mit wie Selene aufwachte, leise aufstand und das Zelt verließ. Wenn es Nacht war und der Mond hoch über dem Reiterlager stand, war kein Geräusch zu hören. Es herrschte eine fast gespenstische Ruhe. Nur ab und zu gab eines der Pferde ein Schnaufen oder ein Wiehern von sich. Selene ging zum Fluss und ließ sich davor nieder. Sie versank in Gedanken und trug ihre Seele weit weg von diesen schrecklichen Ort. Zur selben Zeit schreckte Methos aus seinem Schlaf hoch. Sein Unterbewußtsein schien zu spüren, das Selene nicht mehr da war. Instinktiv sah er neben sich und der Platz war tatsächlich leer. Sein erster Gedanke war, das Kronos sie erneut geholt hatte. Aber er konnte sich auch nicht vorstellen, das Kronos so selten dämlich war und eine Warnung Methos‘ einfach ignorierte. Das hatte er noch nie getan. Also wo war Selene hingegangen? Methos trat aus dem Zelt und blickte sich um. Er entdeckte Selene am Fluss sitzen – in tiefer Antracht und Gebeten versunken, wie es schien. Methos beobachtete wie Selene zum dunklen, sternenklaren Himmel hochblickte. Lautlos näherte er sich ihr, wagte jedoch nicht, sie zu stören. Doch er stand nahe genug um ihre Worte mitzubekommen. Im Mondschein sah er ihr Gesicht von der Seite und erneut beschlich ihm das Gefühl, das sie wunderschön wie eine Göttin war. „Warum, Ihr Götter, warum läßt Ihr zu, das er mich so quält?“ rief sie. Ihr verzweifelter Ruf verhallte unbeantwortet in der Dunkelheit. Methos wußte, über wen sie mit ihren Göttern – an die er nicht glaubte – sprach. Sie sprach über ihn, Methos. „Warum läßt Ihr das zu? Was habe ich böses getan? Was, das ich dieses Leid verdient hätte? War ich Euch nicht immer treu ergeben? Habe ich mich nicht immer an Eure Regeln gehalten? Ihr Götter, warum laßt Ihr mich einfach so in Stich? Ich ertrage es nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter. Bitte, erlöst mich! Erlöst mich von diesen Monster“, bat Selene inständig. Methos zuckte zusammen, so als hätte jemand ihn geschlagen. Er wußte, er war grausam. Aber er hatte nicht vermutet, das Selene ihn für ein Monster hielt. Sie hat recht. Was habe ich ihr bloß angetan? dachte er beschämend. „Ich habe nie nach diesen Leben verlangt. Es ist kein Leben. Ich bin eine Sklavin – werde geschändet und gequält. Mit meiner Freiheit verlor ich meinen Willen und mein Leben. Warum wurde ich auserwählt Methos zu dienen? Ich könnte ein schönes, freies Leben führen. Aber ich bin hier gelandet. Erlöst mich von diesen trostlosen Weg, den man nicht mehr als Leben bezeichnen kann. Was habe ich nur böses getan?“ fragte sie verzweifelt und sah noch immer zum Himmel entbor. „Du hast gar nichts böses getan, sondern ich“, murmelte Methos. Selene fiel wieder in eine tiefe Konzentration und Methos ließ sie alleine. Sie mußte das mit sich selbst ausmachen. Doch ihre Worte hatten ihn nachdenklich gestimmt. „Was habe ich zerstört?“ fragte er sich als er sich wieder in sein Zelt begab. Eigentlich sollte er sie für diese Frechheit töten. Aber er konnte es nicht. Er war dazu nicht in der Lage. Methos beschloß, das was sich soeben zugetragen hatte, für sich zu behalten. Würden es seine Brüder erfahren, würden sie von ihm verlangen, sie mit dem Tod zu bestrafen. Doch das würde Methos nicht zulassen. Seine Brüder brauchten nichts davon zu erfahren. Selene ist mein Mädchen und ich entscheide wann sie bestraft wird, dachte er. Methos konnte nicht mehr einschlafen. Selenes Worte hatten in ihm etwas wach gerüttelt. Sein Gewissen schien endgültig aktiviert worden zu sein. Leise kehrte Selene zurück und sie legte sich neben ihn. Sie nahm an, das er schlief, da er sich nicht rührte. Sie spürte, wie Methos sich zu ihr drehte und ihr von hinten einen Arm um die Taille legte. Es war keine besitzergreifende Geste, sondern eine tröstende. „Es tut mir leid“, flüsterte er an ihrem Ohr. Selene schrak zusammen. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. Hatte er etwa alles gehört, was sie da draußen gesagt hatte? „Ich wußte nicht, das du mich für ein Monster hältst.“ Sie wollte sich zu ihm umdrehen, doch Methos verhinderte dies. „Nein, ich will nicht, das du mich ansiehst“, wies er sie zurecht. „Herr, ich ...“, sprach sie, doch er unterbrach sie. „Laß es, okay? Ich habe verstanden. Es ist ja auch nicht verwunderlich. Ich habe dir wirklich schreckliches angetan. Verzeih“, flüsterte er. Langsam bekam Methos Zweifel an sich selbst. Wer war er eigentlich wirklich? Und wieso redete er so einen Quatsch? Warum entschuldigte er sich bei seiner Sklavin für das, was sein Recht war, mit ihr zu tun? Diese Worte fanden wie von selbst ihren Weg über seine Lippen. Zwischen ihnen herrschte Schweigen. Die Art, wie sie nebeneinander lagen, war für beide neu. Methos zog Selene ein wenig näher an sich und grub sein Gesicht in ihre Schulter. Sie lagen beide noch lange wach. Doch keiner der Beiden wagte es, diese Stille zwischen ihnen zu brechen. Vielleicht war zuviel zerstört worden und der Graben zwischen ihnen zu tief ...
~ 5. ~ Lautes Gebrüll weckte Selene am nächsten Morgen auf. Sie blickte neben sich. Doch Methos war nicht mehr da. Augenblicklich fiel ihr ein, was in der Nacht geschehen war. War das, was Methos gesagt hatte, wirklich sein Ernst gewesen? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Plötzlich kam Leonnore ins Zelt gelaufen. „Was ist los?“ fragte Selene, die sah, wie aufgeregt Leonnore war. „Komm schnell! Methos und Kronos streiten sich.“ „Warum?“ „Wegen dir.“ „Wegen mir?“ wiederholte Selene verblüfft. Sie stand auf, strich ihr Kleid zurecht und folgte Leonnore nach draußen. Mit einen Blick erkannte Selene, das ihre Freundin recht hatte. Mit gezogenen Schwertern standen sich Kronos und Methos gefährlich gegenüber. „Was ist geschehen?“ flüsterte Selene. „Als Kronos heute Morgen aufwachte und Methos am Lagerfeuer sah, ging er sofort zu ihm und fragte ihm, wie er das von gestern tun konnte. Und dann meinte er, Kronos, er ließe nicht zu, das Methos ihn vor einer Sklavin so bloßstellt. Ein Wort gab das andere und hier stehen sie nun. Was ist den geschehen, Selene?“ „Nicht so wichtig“, winkte Methos‘ Sklavin ab. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Death, aber komme – verdammt noch mal – wieder zur Besinnung“, forderte Kronos zornig. Das wunderliche und neue Verhalten seines besten Mannes gefiel ihm nicht. „Ich? Ich hatte nicht vor über deine Sklavin herzufallen“, sprach Methos spöttisch. „Und? Wir teilen alles, schon vergessen?“ „Es gibt Dinge, die teile ich nicht. Dazu gehört mein Schwert und Selene“, teilte Methos seinen Bruder mit Nachdruck mit, um seinen Standpunkt noch einmal klar zu stellen. „Du weißt ja nicht mehr was du da sagst. Ist dir eigentlich klar, was du von dir gibst?“ knurrte Kronos zynisch. „Seit wann ist dir das Wohl einer Sklavin so wichtig? Hast du dich etwa verliebt?“ Für einen langen Augenblick erstarrte Methos; konnte nicht mehr reagieren. Hatte Kronos mit seiner spöttischen Vermutung ins Schwarze getroffen? Hatte er sich verliebt? Er konnte es nicht sagen, war sich seiner Gefühle selbst nicht mehr sicher. Dieses tiefe Gefühl, das man verspürte, wenn man liebte, war ihm fremd. Energisch schüttelte Methos den Kopf. „Hast du den Verstand verloren, Kronos? Sie gefällt mir und ich will ihr Feuer allein genießen. So ein Geschöpf teilt man nicht gerne“, verteidigte sich Methos. „Du solltest nicht vergessen, wer du bist, Bruder. Du bist gerade dabei alles zu verraten, wofür wir stehen. Und wofür willst du all das verraten? Für so eine Hure! Die Kleine scheint dich verhext zu haben“, spuckte Kronos verächtlich seine Worte aus. „Ich weiß ganz genau wer ich bin. Dafür brauche ich deine Hilfe nicht, Kronos. Außerdem ist Selene weder eine Hure, noch eine Hexe. Sie ist mein Mädchen und das ist auch schon alles. Wage es nie mehr meine Dienerin als Hure zu betiteln“, brauste Methos entrüstet auf. Kronos schüttelte den Kopf. „Du weißt nicht, wer du bist – jedenfalls in Moment ist dir das nicht klar. Komm endlich wieder zur Besinnung. Zerstöre uns nicht. Wir sind die Reiter der Apokalypse, vergiß das nicht!“ forderte der Anführer mit blitzenden Augen. „Wie könnte ich das vergessen? Du erinnerst mich ja ständig daran“, spottete Methos bissig. „Aber du solltest wissen, Kronos, das es Dinge gibt, die ich mit niemanden teile, ist das klar? Das sind die Dinge, die ich nicht einmal mit dir teile, Bruder.“ Giftig blickten sich Kronos und Methos an. Der Streit drohte in eine Katastrophe auszuarten. Also schritt Caspian entschieden ein. „Jungs, beruhigt euch! Wir sind eine vereinte Gruppe und ... dieser Streit ist nicht gut für das Klima im Reiterlager. Damit untergräbt ihr unsere Autorität.“ Die Streithähne warfen sich noch einen bitterbösen Blick zu und zogen sich dann zurück. „Er hat recht“, lenkte Kronos ein und verschwand in seinen Zelt. Er mußte sich jetzt abreagieren. Auch Methos drehte sich um und ging zu seinen gesattelten Pferd. „Selene, komm her“, rief er barsch. Sie war noch immer verwirrt über das, was sie gesehen und gehört hatte. Mit unsicheren Schritten trat sie zu Methos. „Ja, Herr?“ fragte sie zögernd. Ohne ein weiteres Wort hob Methos sie in den Sattel und schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung hinter sie. Er griff nach den Zügeln und blickte auf Caspian hinab, in dessen Augen Verwunderung lag, über das, was Methos anscheinend vorhatte. „Sollte Kronos mich suchen, dann richte ihm aus, das ich heute Abend wieder da bin“, sprach Methos mit eisiger Stimme. Caspian nickte leicht. Er wagte es nicht, öffentlich auszusprechen, das Kronos recht hatte. In letzter Zeit verhielt Methos sich wirklich seltsam. Das er eine Sklavin zu einen Ausritt mitnahm, war ein eindeutiges Zeichen für Methos‘ Veränderung. Das hatte er noch nie getan. Caspian verstand Kronos‘ Besorgnis. Wenn Methos sich änderte und sogar die Reiter verließ, würde Kronos seinen besten Mann und Strategen verlieren. Und das wollte Kronos auf jeden Fall verhindern. Methos gab seinen Pferd die Sporen und verschwand in einer bestimmten Richtung. „Darf ich fragen ... wohin wir reiten?“ fragte Selene leise. Nachdem letzte Nacht diese eine Sache zwischen ihnen vorgefallen war, faßte sie neuen Mut, obwohl ihr doch etwas mulmig dabei zumute war. Methos hatte ihr von Anfang an eingetrichtert niemals Fragen zu stellen, sondern nur zu sprechen, wenn das Wort an sie gerichtet wurde. Sie sollte einfach tun, was er ihr befahl. „Wir reiten zu einer heißen Quelle“, teilte er ihr freimütig mit. „Sie liegt nicht weit von hier entfernt. In einen solchen Gebiet ist eine heiße Quelle etwas sehr ungewöhnliches. Man findet sie in der Wüste nur sehr selten. Du solltest sie sehen.“ Dann herrschte wieder Schweigen zwischen ihnen. Nach einer Viertelstunde hielt Methos bei dieser besagten Quelle an. In dieser Gegend war sie wahrhaftig eine ungewöhnliche und atemberaubend schöne Erscheinung. Die Quelle lag im Schatten. Methos band sein Pferd an dem Baum an und legte sein Schwert neben der Quelle ab. „Zieh dich aus. Wir werden ein kleines Bad nehmen“, sprach er beiläufig während er sich entkleidete. Selene zuckte augenblicklich zusammen. Konnte es sein, das seine Freundlichkeit nur vorübergehend – nur gespielt – gewesen war? Hatte sie sich von ihm wirklich so täuschen lassen? Methos hatte ihren Willen gebrochen, deshalb begann sie, ohne Widerspruch ihr Kleid auszuziehen. Methos hatte es sich in der heißen Quelle gemütlich gemacht und sah ihr dabei zu wie sie sich auszog. „Komm her! Komm zu mir“, forderte er sie sanft auf. Vorsichtig stieg Selene in die Quelle. Es war ein angenehmes, wohliges Gefühl das heiße Wasser um sich zu spüren. Doch sie hatte Angst vor dem, was Methos nun wieder vorhatte. Doch Methos griff sie nicht an, begann nicht eines seiner kranken Spielchen. Er sah sie eine lange Zeit einfach nur an. In seinen Kopf spukte die Frage herum, was mit ihm los war und er hoffte, die Antwort ins Selenes Augen zu finden. „Massier mich“, befahl er ihr leise und wandte ihr den Rücken zu. Sie wußte, das er das sehr gerne hatte und so oft, wie es ihm möglich war, genoß. Selene begann seine verspannten Schultern zu massieren. Zufrieden schloß Methos die Augen. Seine Sklavin war eine wahre Zauberin, wenn es um das Massieren ging. Diese Gabe lag ihr im Blut. Wenn er ihre zarten Hände – so wie jetzt – auf seiner Haut spürte, wurde ihm langsam klar, das er sehr wohl begann, sich zu verändern. Und Methos wußte, das die Antworten auf all seine Fragen bei Selene lagen. Vielleicht hat sie mich wirklich verhext, dachte Methos versonnen. Schweigend massierte sie ihn. Sie zog hastig ihre Hände zurück als Methos sich zu ihr umdrehte. „Habe ich etwas falsch gemacht?“ fragte sie sofort. Methos hörte den Anflug von Panik aus ihrer Stimme heraus. „Nein, wie kommst du darauf?“ fragte er sanft. „Nun, Herr ...“ „Ich weiß“, unterbrach er sie. „Normalerweise genieße ich das länger, aber es gibt wichtigeres.“ Zärtlich blickte er sie an. So hatte Methos sie noch nie angesehen. Er strich ihr das nasse Haar zurück. „Habe ich dir schon einmal gesagt, das du schön wie eine Göttin bist?“ Verneinend schüttelte Selene den Kopf. „Dann wurde es aber langsam Zeit dafür. Selene, meine süße Göttin, es tut mir ehrlich leid, wie ich dich behandelt habe. Ich werde versuchen mich zu bessern. Du sollst nie mehr solche Qualen erleiden“, flüsterte er. „Doch du mußt Geduld mit mir haben. Ich habe keine Erfahrung in solchen Dingen. Erst du lehrst mich das. Ich brauche Zeit um zu begreifen.“ „Methos, was ...“ Sie wußte nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Ihr war nicht einmal klar, das sie ihren Herrn mit seinen Namen ansprach. Lächelnd legte Methos ihr einen Finger auf die Lippen. „Schweig“, ermahnte er sie liebevoll. Dann beugte er sich über sie und zog sie näher an sich. Ihre Lippen berührten sich. Sein Kuss war zaghaft und zärtlich. Man merkte, das er eine Frau noch nie auf diese Art geküßt hatte. Zuerst war Selene verwirrt, aber dann entspannte sie sich, da sich ein warmes Gefühl in ihr ausbreitete. Zögernd erwiderte sie seinen Kuss. In den letzten Tagen war Methos ein angenehmer Zeitgenosse gewesen und ihr Hass begann zu verschwinden. Methos begann, sich in ihr Herz zu schleichen. Aber das war verrückt. Sie konnte sich doch unmöglich in ihren Entführer verliebt haben. Jenen Mann, der sie in ihrer ersten Nacht im Reiterlager so grausam geschändet hatte, das es ihr noch heute einen Schrecken einjagte. Jenen Mann, der so brutal war. Das Geschrei eines Vogels riß die Beiden auseinander. „Kannst du mir vergeben?“ fragte er leise. „Wenn ich dir eine falsche Antwort gebe, wirst du wieder böse werden“, erwiderte Selene. „Nein, das werde ich nicht. Ich weiß nicht, was du mit mir gemacht hast. Vielleicht hast du mich wirklich verhext, aber wenn ja, dann danke ich dir dafür. Es gefällt mir. Du hast mir gezeigt, das ich auch noch anders sein kann, das ich ein Herz habe. Mein schlechtes Gewissen plagt mich schon lang genug, was ich dir angetan habe, das ich bestimmt nicht ausrasten werde. Ich schwöre es dir.“ Selene faßte Mut und langsam auch Vertrauen zu Methos. „Ich weiß es nicht“, gestand sie. „Du weißt es nicht?“ wiederholte Methos. „Ja, tut mir leid.“ „Das muß es nicht, Selene. Du hast deine eigene Meinung und das ist okay. Es gibt da noch etwas, was ich dir sagen muß. Ich schätze, ich sollte dir das Geheimnis deine Identität anvertrauen.“ „Was meinst du?“ fragte sie verwirrt. „Ich besitze nicht die Gabe dich jedesmal, wenn du stirbst, ins Leben zurück zu holen.“ „Aber wie ...“ „Du bist unsterblich“, fiel er ihr ins Wort. „Unsterblich?“ Methos nickte bejahend. „Ich sollte dir die Wahrheit nicht länger verschweigen – nicht jetzt, wo sich etwas zwischen uns ändert. Hör mir zu, Selene. Das was ich dir zu sagen habe, ist sehr wichtig für dich. Unsterbliche können auf alle möglichen Arten getötet werden. Aber wir wachen wieder auf. Nur wenn man dich enthauptet, ist der Tod endgültig.“ „Du meinst ... man schlägt uns den Kopf ab?“ Methos nickte. Angewidert verzog Selene bei dieser Vorstellung das Gesicht. „Ich sage dir das aus einen bestimmten Grund.“ „Welchen?“ „Ich vertraue dir, meine schöne Göttin. Es liegt an dir, ob du mich über Nacht enthauptest oder nicht. Aber du sollst die Wahrheit über unsere Natur wissen, wenn du eines Tages auf dich selbst gestellt bist.“ „Ich verstehe nicht“, sprach Selene verwirrt. „Wer weiß? Vielleicht laß ich dich eines Tages gehen“, sagte Methos und er stieg aus dem warmen Wasser. „Laß uns zurück reiten.“ Seufzend erhob sich Selene und zog sich an. Methos half Selene in den Sattel und schwang sich hinter sie. Schweigend trieb er sein Pferd in Richtung Reiterlager. Sie waren beide in Gedanken versunken. War wirklich Selene der Grund, warum er sich veränderte? Methos fragte sich, ob Kronos nicht doch recht hatte und er sich verliebt hatte? Lag diese Vermutung der Wahrheit näher als Methos es selbst glauben wollte? Für ihn war dieses Verhalten neu und fremd. Die Sonne war schon untergegangen als die Beiden zurückkehrten. Kronos hatte sich in sein Zelt zurück gezogen. Er war wütend und beleidigt. Kronos mußte sich eine Strategie überlegen um seinen gnadenlosen und eiskalten Methos wieder zu bekommen. Er wußte, das Methos‘ beginnende Veränderung nur mit Selene zusammenhängen konnte. Seit sie da war, war Methos nicht mehr selbst. Und Kronos würde es zu verhindern wissen, daß er seinen besten Mann an eine wertlose Sklavin verlor. Derweil hob Methos Selene vom Pferd. Doch er zog seine Arme nicht zurück. Er hielt sie einfach fest. Ein Sklave kam herbei gelaufen und brachte das Pferd weg um es zu versorgen. Methos‘ Arme glitten zu Selenes Taille. Er hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. „Ist dir kalt?“ fragte er, als er sah, das sie leicht fröstelte. „Nein.“ „Laß uns reingehen“, sprach er sanft und führte Selene in sein Zelt. Dort zog er Selene auf das Felllager und fing an sie zu streicheln. Zwar war er nicht so brutal wie in ihrer ersten Nacht bei ihm und er ließ auch seine grausamen Spielchen weg, aber es fiel Selene schwer, ihn gewähren zu lassen. Methos genoß diese Nacht, doch er spürte, das Selene sich nicht so richtig entspannen konnte. Sie hatte zwar Vertrauen zu ihm gefaßt, aber es fiel ihr schwer, ihm ihren Körper zu schenken. Und auch Methos hatte so seine Probleme nicht wieder in sein altes Verhalten hineinzufallen. Es fiel ihm schwer, seine ganze Brutalität abzulegen, da er nie gelernt hatte, eine Frau zärtlich zu lieben – ohne Gewalt, ohne Zwang. Er hatte sich geschworen, sie nicht mehr zu zwingen, aber sie war noch immer seine Sklavin und sie mußte gehorchen. Methos wußte selbst nicht mehr was in ihm vorging. Einmal wollte er sie einfach nur zärtlich in den Armen halten, aber dann sagte er sich selbst wieder, das er böse und ein Reiter war. Methos steckte in einem Zwiespalt. Während Methos friedlich und zufrieden schleif, lag Selene mit offenen Augen neben ihm. Methos hatte seinen Arm besitzergreifend um sie gelegt und lag dicht bei ihr. Er seufzte im Schlaf und zog Selene noch ein wenig näher an sich. Es war offensichtlich, daß er sich wohl fühlte. Seine Worte hielten Selene jedoch wach. Ihr Blick glitt zu seinen Schwert, das offenherzig im Zelt herum lag. Wahrscheinlich hatte er es mit Absicht so hingelegt um Selene und auch ihr Vertrauen zu ihm zu testen. Selene ahnte das. Gebannt starrte sie auf das Schwert; konnte den Blick nicht mehr davon abwenden. Methos‘ Stimme hallte in ihrem Kopf. „Unsterbliche können nur sterben indem man ihnen den Kopf abschlägt!“ Bei diesen schrecklichen Gedanken ging ein leichtes Zittern durch Selenes Körper. Es ging ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn. Natürlich konnte sie ihn jetzt töten. Es war die günstigste Gelegenheit, die sich ihr bot. Sie konnte fliehen. Sie hatte die Chance dazu. Jetzt oder nie – dies war eine Chance, die sich ihr vielleicht nie mehr bieten würde. Das war Selene klar. Wahrscheinlich würde sie diese Möglichkeit nie mehr bekommen. Aber sie konnte nicht. Sie konnte Methos nicht töten. Etwas hielt sie davon ab. Außerdem konnte sie mit einen Schwert gar nicht umgehen. Kämpfen war bei ihrem Stamm nicht nötig gewesen. Selene ließ die Nacht einfach vorübergehen ...
~ 6. ~ In den nächsten Wochen ritt Methos zwar weiter mit seinen Brüdern, aber er beschäftigte sich sehr viel mehr mit Selene. Noch nie hatte er soviel Zeit mit einer Sklavin verbracht wie mit ihr. Eines Abends saßen die vier Reiter wieder einmal zusammen und es floß viel Wein. Sie betranken sich und feierten. Auch Methos wurde ein wenig betrunken. Und während die Reiter feierten, saßen ihre Sklavinnen zusammen und redeten sich ihr Leid von der Seele. „Wie hast du das geschafft, Selene?“ fragte Leonnore. „Was meinst du?“ Methos‘ Sklavin wußte nicht, worauf Leonnore hinauswollte. „Das Methos sich so verändert hat. So habe ich ihn nie kennen gelernt. Er ist richtig brav geworden. Noch nie hat er eine Sklavin so gut behandelt wie dich.“ „Vergiß nicht, was er mir angetan hat“, wich Selene aus. Sie wollte nicht weiter ins Detail gehen; verstand sie ihre Beziehung zu Methos doch selbst nicht. „Wie könnte ich? Dir ist es schrecklich gegangen. Obwohl du keine körperlichen Verletzungen hattest, warst du ziemlich schwach auf den Beinen.“ „Selene!“ Methos‘ Schrei hallte über den Platz. „Er ist betrunken“, stellte Suleika, Caspians persönliche Sklavin, fest. „Kein Wunder, soviel wie die Herren schon getrunken haben. Ich geh dann mal“, seufzte Selene, erhob sich und ging zum Lagerfeuer, wo die vier Reiter zusammen saßen. Ungeduldig saß Methos neben Silas. Als Selene vor ihm stand, sah sie aus dem Augenwinkel, wie seine Hand gefährlich zuckte. Doch ihre Reaktion kam zu spät. Methos wandte sich zu ihr und schlug hart zu. „Wo warst du solange?“ wies er sie zurecht. „Herr, ich ...“ „Spar dir deine Ausrede! Wenn ich dich rufe, hast du gefälligst schon hier zu sein.“ „Woher soll ich den wissen, wann du mich rufst?“ rutschte es ihr heraus. „Als meine Sklavin hast du das zu wissen“, fauchte Methos laut. „Und wage es ja nicht, mir noch einmal zu widersprechen. Habe ich dir nicht beigebracht, mir nicht zu widersprechen oder Fragen zu stellen?“ „Ja, Herr, das hast du.“ „Dann merke es dir endlich. Sei dir endlich im Klaren darüber, wer hier befiehlt. Und jetzt hol mir den Wein“, sprach Methos schroff und er setzte sich wieder zu seinen Kumpels. Gekränkt griff Selene nach dem Kelch und holte den Wein. Dann kehrte sie zu Methos zurück, der ihr wortlos seinen Becher reichte. Sie kannte diesen Methos, diesen grausamen Reiter. Deshalb hielt sie es für besser, so unterwürfig zu sein, wie er es im Moment von ihr erwartete. Selene kniete sich neben ihn und füllte seinen Becher mit Wein auf. Überrascht zog Methos eine Augenbraue hoch, doch dann lehnte er sich zufrieden zurück. „Kompliment, Methos! Du hast sie wirklich gut gezähmt“, beglückwünschte Kronos ihn. „Ich bin ein Genie, was will man da mehr sagen?“ Caspians Lachen zog Methos‘ Aufmerksamkeit auf sich. „Was findest du so komisch, Caspian? Denkst du nicht, das ich ein Genie bin?“ „Nein, du bist eher krank“, meinte er lachend und Methos prustete los. Die vier Reiter lachten vergnügt. „Darf ich aufstehen?“ fragte Selene und sie sah Methos von unten herab an. „Sicher. Du kehrst aber nicht zu den anderen Sklavinnen zurück, sondern gehst in mein Zelt. Ich komme bald nach“, befahl Methos. Selene nickte und erhob sich. „Du hast etwas vergessen, Weib“, ermahnte Methos sie. Verwunderte drehte sie sich zu ihm um. Mit einer Handbewegung deutete er ihr an zurück zu kommen. „Was hat er den jetzt schon wieder vor?“ kicherte Silas. „Ich sage es ja: Er ist krank. Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich ihn leiden kann“, kommentierte Caspian und Kronos verschüttete vor lauter Lachen den ganzen Wein. „Leonnore, bringe mir Wein“, schrie er. Aus dem Augenwinkel heraus, sah Selene, wie Leonnore aufsprang und für Kronos Wein holte. Leonnore eilte mit dem Wein zu Kronos. Da zog Methos Selene zu sich hinunter und drückte ihr einen harten Kuss auf die Lippen. Es war nichts anderes als eine Machtdemonstration. „Jetzt kannst du gehen. Warte in meinen Zelt. Ich habe heute noch etwas mit dir vor. Es wird dir gefallen. Es wird Zeit, das wir mal wieder ein kleines Spielchen spielen“, grinste er breit und schickte Selene weg. Ihr Blick streifte sich mit dem von Leonnore, die sie mitleidig ansah. Leonnore wußte, wie Methos war, wenn er zuviel getrunken hatte. Sie kannte sein Verhalten in einen solchen Zustand zur Genüge. In diesen Moment schrie Kronos Leonnore an, da sie nicht aufgepaßt und den Wein über seine Kleidung verschüttet hatte. Hastig entschuldigte sich Leonnore für ihre Ungeschicklichkeit. Und Selene breitete sich seelisch auf eine brutale Nacht vor. In diesen Zustand war Methos genau der Mann, der sie gezwungen hatte, seine Sklavin zu sein. „Das ist nur der Wein“, versuchte sie sich einzureden. Sie mußte etwas unternehmen, mußte etwas tun. Nicht noch einmal würde sie eine solch schreckliche Nacht überleben. Wenig später hörte sie, wie Methos sich von seinen Gefährten verabschiedete. Doch es dauerte bis er endlich im Zelt war. Methos torkelte draußen herum und fand nur langsam den Weg zu seinen Zelt. Der Zelteingang schlug hinter ihm zu und er ließ sich auf die Felle fallen. „Es wird Zeit für unser Spiel. Komm her“, forderte er. Aus der Ferne nahm Selene wahr, wie sich auch seine Brüder in ihre Zelte begaben. Das ist meine Chance, dachte sie, als es endlich ruhig im Lager war. „Methos, bitte denk nach, was du hier tust“, flehte sie. „Ich weiß schon was ich tue. Du bist meine Sklavin. Also tue, was ich dir befehle“, keifte er aggressiv und griff brutal nach ihr. Aber Selene ließ sich durch sein Verhalten nicht irritieren. Ihre Hand zitterte leicht als sie sie langsam über seine Wange gleiten ließ. „Du bist anders als deine Brüder. Du bist menschlicher und hast ein warmes Herz. Du bist anders, Methos“, sprach sie gefühlvoll. „Was redest du da für einen Blödsinn? Anscheinend hast du vergessen, daß ich noch immer ein Reiter des Bösen bin. Ich bin Death. Nur weil ich in den letzten paar Tagen nett zu dir war, heißt das noch lange nicht, das ich mich verändert hätte. Diese Zeiten hören jetzt auf. Und jetzt halte die Klappe und zieh dich aus oder ich reiß dir die Kleider vom Leib“, drohte er gefährlich. Selene holte tief Luft und nahm seine Hand. Sie führte sie zu der Stelle, wo ihr Herz schlug. „Hörst du es schlagen, Methos? Ich habe keine Angst mehr vor deiner kalten Art. Du kannst meinen Willen nicht mehr brechen, denn das hast du schon längst getan. Zerstöre dieses Herz nicht, Methos, den es schlägt. Und wenn du willst, kann es allein für dich schlagen. Es könnte für dich schlagen, wenn du es nur zuläßt. Laß dich leiten, Methos, von dem Gefühl in dir.“ Nun versagte Selene der Mut. Sie hatte getan, was sie konnte, um eine grausame Nacht zu verhindern. Jetzt lag es allein in Methos‘ Hand wie diese ganze Sache ausgehen würde. Trotz seiner immer wieder kurzen Grausamkeiten hatte sie ihn in ihr Herz geschlossen. Sie vertraute ihm. Auch jetzt vertraute sie darauf, das er die richtige Entscheidung treffen würde. Immer mehr verlor sie sich an Methos. Selene wußte selbst, das es verrückt war, aber sie hatte sich in Methos verliebt, ihren Peiniger und Entführer. Eine lange Zeit sah Methos sie an. Langsam sah er wieder klar und konnte ihren Worten folgen. „Liebe – ich kenne dieses Gefühl nicht. Es ist mir fremd“, sprach er leise. „Dann lerne sie kennen.“ „Ich kann nicht lieben. Es ist mir nicht bestimmt.“ „Wer sagt das? Kronos?“ „Vielleicht hat er recht. Mein ganzes Leben habe ich immer nur gemordet, geschändet und geplündert. Und jetzt? Jetzt bist du da und du bringst mich vollkommen durcheinander. Ich weiß selbst nicht mehr, wer ich wirklich bin. Was hast du nur mit mir gemacht, Selene?“ fragte er und seine Stimme zitterte leicht. Fragend blickte Methos sie an. Er konnte sich das alles nicht erklären. Aber zu dieser Frau fühlte er sich hingezogen. Nicht als Reiter, sondern als Mann, der sie als vollwertiger Mensch sah und sowohl ihren Körper wie auch ihren Geist attraktiv fand. In Selenes Augen tauchte ein ungläubiger Funke auf. So offen hatte er noch nie von sich erzählt. „Du bist meine Sklavin. Ich darf nicht so fühlen. Ich sollte mit dir tun was ich will.“ „Was fühlst du den?“ hakte Selene nach. „Wenn ich vom Lager entfernt bin, wünsche ich mir, so schnell wie möglich wieder bei dir zu sein. Ich will dich in meinen Armen halten und ein glückliches Lächeln auf deine zarten Lippen zaubern. Du bringst mich um den Verstand.“ „Dieses Gefühl kommt aus den Tiefen deiner Seele. So etwas nennt man Liebe, Methos.“ „Ich kann keine Zuneigung für dich empfinden. Das ist verrückt“, sprach er kopfschüttelnd. „Ja, das ist es“, pflichtete Selene ihm bei. „Es ist ein zu gefährliches Spiel.“ „Was ist gefährlicher, Methos? Diese Gefühle oder du selbst?“ Milde lächelte er. „Ich weiß es nicht. Aber diese Zuneigung und diese Wärme, die sich um mein Herz schließt, wenn du bei mir bist ... Es jagt mir Angst ein. Ich kenne das nicht.“ „Verweigere dich nicht deinen Gefühlen, Methos. Das ist der falsche Weg und es hilft dir nicht. Laß dich leiten. Laß dich einfach fallen“, flüsterte Selene. Zögernd streichelte sie über seine Brust. Genießerisch schloß Methos die Augen. „Sieh in dein Herz und tue, was es dir sagt.“ Methos folgte ihrer Aufforderung. Im Zelt war es still, dann schlug Methos die Augen auf. „Wenn ich dich heute Nacht berühre ... genießt du es dann?“ fragte er. „Ja, das werde ich. Aber nur, wenn du deine Brutalität ganz ablegst.“ „Laß dich überraschen, meine schöne Göttin“, erwiderte Methos, zog sie an sich und küßte sie liebevoll. Er drehte sich, so das Selene unter ihm lag. „Habe keine Angst! Heute Nacht werde ich dir nicht weh tun, ich schwöre es dir“, flüsterte er in ihr Ohr. Langsam zog er sie aus und entkleidete auch sich selbst. Gefühlvoll erkundete Methos ihren Körper, ließ ihr alle Zeit dieser Welt sich zu entspannen. Selenes Berührungen wurden bald mutiger, als sie verstand, das er tatsächlich mit dem Herz lieben wollte. Sie wußten es beide. Wenn er sie diese Nacht mit den Herzen liebte ... würde morgen nichts mehr so sein wie früher. Methos würde sich dann für immer verändert haben. Doch es machte ihm keine Angst. Er war bereit diesen Schritt zu gehen. Nichts konnte ihn jetzt noch davon abhalten. Ein glückliches Lächeln huschte über Methos‘ Lippen als Selene zart über seinen nackten Oberkörper streichelte. Immer und immer wieder verschloß er ihre Lippen zu zärtlichen, aber auch leidenschaftlichen Küssen. Heiße Fluten durchfluteten sie. Selene legte ihre Arme um seinen Nacken. Ihre Finger kraulten das Haar in seinen Nacken und diese zärtliche Geste gefiel ihm. Nun war es um Methos geschehen. Er mußte sie spüren, sie fühlen, ansonsten würde er wahnsinnig werden. Leidenschaftlich und zärtlich zugleich liebte er sie. Es war eine Erfahrung, die ihn verändern würde, das wußte er. Nach einer langen Nacht, in der sie endlich zu Liebenden wurden, lagen sie sich erschöpft in den Armen und schliefen zufrieden ein. Als Methos am nächsten Morgen aufwachte, mußte er sich eingestehen, das es die schöne Nacht seines Lebens gewesen war. Er hatte keine Ahnung gehabt, das Liebe so schön sein konnte. Bis zu diesen Zeitpunkt hatte er nicht einmal gewußt, wie die Liebe war. Erst jetzt hatte er sie kennen gelernt – durch dieses wunderschöne, weibliche Geschöpf, das da auf seinen Felllager lag und friedlich schlief. Methos fühlte sich frei und wie neugeboren. Methos wandte sich Selene zu und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie drehte sich in ihren Armen und schlug die Augen auf. Methos lächelte sie an. „Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast“, flüsterte er. „Was habe ich schon großartiges getan?“ „Du hast mir die Liebe gezeigt. Danke das ich an dieser kostbaren Erfahrung mit dir teilhaben durfte. Doch eines muß dir klar sein, Selene.“ „Was?“ fragte sie, als sie sah, wie seine Miene ernst wurde. „Wir müssen diese Zuneigung zwischen uns geheimhalten. Kronos darf nichts davon bemerken. Für meine Brüder bist du nur meine Sklavin, vergiß das nicht.“ „Methos“, protestierte Selene schwach. Er stand auf und zog sich an. „Es muß sein. Kronos wird niemals dafür Verständnis haben. Er wird uns beide töten, wenn er von dem – was hier geschehen ist – erfährt.“ Selenes schöne Augen verdunkelten sich. Methos seufzte. Er hatte nicht vor ihr weh zu tun, aber dieses Geheimnis um ihre Gefühle mußten sie machen. Er mußte es tun, allein um Selene vor Kronos‘ Rache zu beschützen. Ihre Traurigkeit versetzte ihm einen schmerzlichen Stich. Methos kniete sich neben sie und legte ihr zärtlich einen Arm um die Schulter. „Sieh mich bitte nicht so an! Ich habe keine andere Wahl. Wenn ich dich beschützen will, muß unsere intensive Beziehung ein Geheimnis bleiben. Selene, ich will nicht, das dir etwas geschieht. Ich würde es nicht überleben, wenn Kronos dir ein Leid antut und ich kann dich nicht immer vor ihm schützen.“ „Warum lehrst du es mich dann nicht?“ fragte sie. „Was soll ich dich lehren?“ hakte Methos verwirrt nach. „Das Kämpfen, wie man mit einem Schwert umgeht“, meinte sie. Methos zögerte. „Ich weiß nicht. Selene, du ...“ „Ich will es lernen“, fiel sie ihm ins Wort. Er nickte leicht und ein Seufzer entrang sich seiner Kehle. „Ich werde darüber nachdenken.“ Leicht rieb er seine Nase an ihrer. Ein glückliches Lächeln huschte über Selenes Gesicht. „Das ist meine schöne Göttin. Bitte, reiß dich zusammen – auch wenn es dir genauso schwerfällt wie mir“, wies Methos sie noch einmal sanft zurecht. „Ich will nicht, das Kronos durchdreht und seine Wut auf dich verlagert. Ich kann ihn nicht immer besänftigen. Kronos zu beruhigen, war schon immer schwer. Er ist schwierig und unberechenbar. Laß dir also vor ihm nichts anmerken, ja?“ ermahnte er sie. Selene nickte leicht. Ein letztes Mal küßte Methos sie, dann ging er nach draußen. Wenig später saß er auf dem Rücken seiner Stute und ritt mit seinen Brüdern davon.
~ 7. ~ Die nächsten Wochen wurden von gefühlvollen Nächten zwischen Methos und Selene beherrscht. Sie war inzwischen viel mehr geworden als nur seine Sklavin. Doch sie hatten sich ihre Liebe mit intimen Worten noch nicht gestanden. Es schien als hätten sie ein stilles Abkommen getroffen und beschlossen, nicht offen über ihre Gefühle zu sprechen. Am Tag war Selene nicht mehr als seine Sklavin. Doch nachts war sie seine Frau, seine Partnerin, seine Freundin. Methos hatte sich dafür entschieden Selene doch in die Kampfkunst einzuführen. Sie würde es brauchen, wenn sie eines Tages frei wäre. „Selene, warte! Du mußt das Schwert anders halten“, sprach Methos als er sie im Geheimen unterrichtete. Seine Brüder durften niemals davon Wind bekommen. Methos wußte, das dann die Katastrophe perfekt war. Geübt wurde mit Methos‘ Schwert und das war eine große Ehre, da eigentlich niemand außer ihm dieses wertvolle Schwert in die Hände nehmen durfte. „Warte, ich helfe dir“, sagte er und stellte sich hinter seine. Seine Hände umschlossen ihre und er zeigte ihr wie man ein Schwert richtig hielt und man sich seine Kräfte richtig einteilte. „Wieso lächelst du so, Selene?“ fragte Methos als er ihr Lächeln bemerkte. Sein Gesicht war dem ihren so nahe. Er brauchte sich nur ein Stück vorbeugen und schon konnte er den Duft ihres Haares tief in sich aufnehmen. „Du tust das ja nur um mich berühren zu können“, tadelte sie ihn. „Ist das schlimm?“ „Nein.“ „Dann ist ja alles in Ordnung.“ Schnell drückte Methos ihr einen Kuss auf den Hals und wandte sich ab. „Kronos kommt bald“, erklärte er. „Du gehörst hier nicht mehr her, Methos.“ „Selene, du hast in mir Gefühle geweckt, die ich früher nicht kannte und ich habe dich gerne bei mir, aber diese Sache mit den Reitern geht nur mich etwas an.“ „Methos!“ protestierte Selene. „Nein, laß es. Du verstehst das nicht. Die Reiter sind etwas besonderes. Das verstehen nur die, die auch reiten. Laß es ruhen“, meinte er und führte seinen Unterricht fort. Kronos marschierte bei Sonnenuntergang geradewegs zu Methos ins Zelt. Dieser lag mit Selene gemütlich auf den Fellen und amüsierte sich mit ihr. Er fütterte sie gerade mit Erdbeeren. Methos spürte nicht einmal den Buzz als Kronos sich näherte. Vor dem Zelt stutzte Kronos als er das fröhliche Gelächter hörte. „Methos, bitte, benimm dich!“ „Keine Chance, du entkommst mir nicht“, hörte Kronos seinen besten Mann antworten. Er stürmte in das Zelt und sah, wie Methos über Selene lag und eine Erdbeere zwischen den Zähnen hatte. Selene war gerade dabei abzubeißen. Methos und Selene blickten auf. Mit grimmiger Miene stand Kronos im Zelteingang. „Methos, komm mit raus. Wir müssen reden“, orderte Kronos zornig an. „Was gibt es denn, Kronos?“ fragte der Angesprochene ausgelassen und schluckte die Erdbeere runter. In Gegensatz zu Selene war er nicht im Mindesten beunruhigt. „Komm raus – sofort“, schrie Kronos ungehalten und verließ das Zelt. „Bin ja schon unterwegs“, seufzte Methos und erhob sich. Er bemerkte Selenes ängstlichen Blick. „Keine Sorge, ich werde ihn schon besänftigen.“ „Sei vorsichtig, Methos!“ „Natürlich bin ich das“, versprach er ihr und folgte Kronos nach draußen. Am Lagerfeuer angekommen, wurde Methos sofort niedergeschlagen. „Kronos, was ist in dich gefahren?“ fauchte er als er zu seinen Bruder aufblickte. In diesen Moment zog Kronos sein Schwert und preßte die Klinge gegen Methos‘ Brust. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber das ist nicht mehr der Methos, den ich kenne.“ „Mann, rede keinen Unsinn! Natürlich bin ich noch immer der Alte!“ „Der Alte? Death hätte niemals das getan, was ich soeben gesehen habe, und das noch mit einer Sklavin. Caspian hatte Unrecht. Als er dich als krank bezeichnete, war das noch ein Kompliment, aber jetzt ... jetzt bist du einfach nur noch dumm“, warf Kronos ihm vor. Methos sprang auf und funkelte Kronos an. „Du tickst wohl nicht mehr richtig! Ich bin immer noch der böse, gnadenlose Methos“, behauptete er. „Ich sehe nicht mehr, daß du eiskalt bist. Deine Lust und Leidenschaft beim Töten ist dahin. Es ist verloren gegangen an diese Hexe, diese Hure.“ „Kronos, halte deine Zunge im Zaum“, sprach Methos schärfer als er es beabsichtigte. „Ich werde dir jetzt mal etwas sagen, Methos. Dieses Mädchen ist Gift für dich. Sie hat dich vergiftet. Früher hast du deine Sklavinnen gequält, sie benutzt und geschändet. Und was ist jetzt? Der Tod der vier Reiter entdeckt auf einmal eine neue Seite an sich. Er scheint die Liebe zu entdecken.“ Kronos sprach dieses besagte Wort mit soviel Bitterkeit und Verachtung aus, das man merkte, wie sehr er Gefühle dieser Art haßte. „Komm wieder von deinen Trip runter, Kronos“, versuchte Methos ihn zu besänftigen. „Ich habe eine Idee, Methos. Beweise mir, das du noch immer einer von uns bist, das du noch immer mein bester Mann bist.“ „Wie?“ Kronos hielt ihm die Peitsche entgegen. „Peitsche deine geliebte Sklavin aus – vor meinen Augen. Hundert Peitschenhiebe dürfen reichen, oder?“ Methos erschrak. Das konnte er nicht tun. Wenn er Selene auspeitschte, würde er sie für immer verlieren. Das würde sie ihm nie verzeihen. Kronos bemerkte Methos‘ Zögern. „Was ist, Death? Bist du für oder gegen uns?“ „Natürlich bin ich für euch, aber warum soll ich sie auspeitschen? Sie macht ihre Arbeit gut, erledigt ihre Pflichten gewissenhaft. Sie hat mir keinen Grund dafür gegeben.“ „Seit wann muß eine Sklavin dir einen Grund geben, um zu ihr grausam zu sein? Früher hast du deine Sklavinnen ohne Grund ausgepeitscht. Du hast es getan, weil dir danach war und du Spaß haben wolltest. Tue es! Tue es für uns! Zeig mir, das du noch immer würdig bist ein Reiter der Apokalypse zu sein.“ Methos zögerte. Alles in ihm wehrte sich, diese grausame und brutale Tat an seiner Selene zu begehen. „Methos, verrate nicht alles, wofür wir stehen, wofür wir gekämpft und gemordet haben“, warnte Kronos ihn. „Das tue ich nicht“, wich Methos aus um Zeit zu schinden. „Dann nimm die Peitsche und zeige mir, wo du wirklich stehst – auf welcher Seite.“ Noch immer rührte Methos sich nicht. „Nimm die verdammte Peitsche, Methos“, brüllte Kronos. Methos kämpfte mit sich. Du gehörst hier nicht mehr her, hallte Selenes Stimme in seinen Kopf. Hat sie recht? fragte er sich. „Nimm endlich die Peitsche“, forderte Kronos ungehalten. In diesen Moment wurden sie von Silas unterbrochen. „Kronos, Probleme“, schrie er. „Was ist los?“ „Caspian ist los geritten um alleine gegen einen ganzen bewaffneten Stamm anzugehen. Er scheint verrückt geworden zu sein.“ „Gut, ich komme! Du bleibst hier, Methos. Wir führen unser Gespräch noch zu Ende. Rühr dich nicht von der Stelle“, drohte er ihm und ritt mit Silas Caspian hinterher. Methos geriet in Panik. Er wußte, was er zu tun hatte. Um sich machte er sich keine Sorgen. Seine Besorgnis galt Selenes Sicherheit. Wenn ihr etwas geschah ... das würde er nicht überleben. Er mußte sie wegbringen. Nur wenn sie weit weg vom Lager war, war sie sicher. Es war vorbei. Er konnte sie nicht länger vor Kronos beschützen. „Ich muß sie fortbringen“, murmelte er. Methos befahl einen Sklaven sein Pferd und noch ein anderes zu satteln, dann ging er ins Zelt. „Du mußt von hier weg“, sprach er sofort zu Selene. „Was?“ „Komm mit, ohne zu fragen. Ich erkläre es dir unterwegs.“ Methos nahm sein Schwert und seinen Dolch und steckte es in die dafür vorgesehenen Riemen. Draußen half er Selene in den Sattel und schwang sich dann selbst auf den Rücken seines Pferdes. Als sie davon ritten, wollte Selene sich umdrehen, doch Methos hinderte sie daran. „Nein, dreh dich nicht um. Nur wer sich umdreht kehrt zurück. Und ich will nicht, das du zurückkommst. Es ist zu gefährlich für dich.“ „Kannst du mir endlich erklären, was los ist?“ fragte sie. „Kronos verlangt von mir einen Treuebeweis.“ „Was?“ „Er will, das ich dich auspeitsche. Caspians Dummheit hat mich gerettet und es gibt mir Zeit“, sprach er. Neugierig blickte Selene ihn an. „Zeit wofür?“ hakte sie nach. „Dich wegzubringen. Du mußt von hier fort. Du schwebst in großer Gefahr. Kronos ist ausgerastet. Er wird alles daran setzen, das ich dich verliere. Aber ich werde das nicht zulassen.“ „Er wird dich töten, wenn er zurückkommst und ich bin nicht mehr da“, bemerkte sie besorgt. Methos sah sie an und schenkte ihr ein Lächeln. „Laß das mal meine Sorge sein. Wichtig ist jetzt nur, das du von hier wegkommst. Ich will dich nicht in Kronos‘ Nähe haben.“ Sie hielten an einer Anhöhe an – weit weg vom Reiterlager. Methos und Selene stiegen ab und nahmen sich für ihren Abschied noch einmal Zeit. Methos hielt sie lange in seinen Armen. „Komm mit mir“, bat sie ihn inständig. „Ich kann nicht. Kronos würde mich jagen und somit auch dich. Nein, das kann ich nicht riskieren. Ich muß dich beschützen, Selene, und wenn das bedeutet, das ich dich gehen lassen muß ... dann werde ich es tun. Ich gebe dir deine Freiheit wieder. Mach etwas daraus“, sprach er eindringlich auf sie ein. Selene blickte zu ihm auf. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sprach sie leise. Methos schenkte ihr ein zärtliches Lächeln. „Vergiß nicht, was ich für dich empfinde, Selene. Vergiß niemals, was zwischen uns war. Ich habe noch etwas für dich“, teilte er ihr mit. Methos griff in seine Satteltasche und holte etwas hervor. Dann legte er Selene eine Kette um den Hals. An einen Lederband baumelte ein silberner, orientalischer Anhänger. „Es heißt, wer diese Kette trägt, wird von den guten Geistern dieser Welt beschützt. Sie soll dich vor allem Bösen schützen und die bösen Dämonen von dir abwenden.“ „Danke, Methos“, seufzte Selene und sie schlang ihre Arme um seinen Nacken. Methos hielt sie fest und grub sein Gesicht in ihr Haar. „Bitte, geh! Geh, Selene!“ flehte er machtlos. In seiner Stimme schwang eine Traurigkeit mit, die er sich selbst nie zugetraut hätte. Methos hatte keine Ahnung gehabt, das ihm der Abschied von ihr so weh tun würde. Mit diesen Schmerz hatte er nicht gerechnet. Wenn sie nicht bald gehen würde, würde er womöglich noch in Tränen ausbrechen. Und es reichte, das Selene Tränen vergoß. Ihr liegt wirklich etwas an mir, dachte Methos. „Geh, geh endlich, meine schöne Göttin“, flüsterte er an ihrem Haar. Methos wollte sie nicht loslassen, hielt sie fest an sich gedrückt. Doch dann schob er sie von sich und Selene stieg auf ihr Pferd. Sie blickte zu ihn hinab. „Ich werde dich nie vergessen“, sprach sie und konnte ihre Tränen nur mit viel Mühe zurückhalten. „Methos, ich l...“ „Nein“, fiel er ihr schnell ins Wort. „Sprich es nicht aus. Mit diesen Worten fällt uns der Abschied noch schwerer. Es sollte hier enden. Paß auf dich auf.“ Selene nickte leicht und treib ihr Pferd an. Methos sah ihr nach. „Leb wohl. Vielleicht, eines Tages, sehen wir uns wieder“, sprach er leise. Als nur noch eine Staubwolke am Horizont zu sehen war, schwang sich Methos in den Sattel und ritt ins Reiterlager zurück. Im Lager war der Teufel los. Seine Brüder waren zurück und warteten schon auf ihn. Methos war kaum vom Pferd gestiegen als Kronos mit dem Schwert auf ihn losging. Er hatte gerade noch Zeit sein Schwert zu ziehen. Nun konnte er vor dieser Auseinandersetzung nicht länger weglaufen. Er mußte sich Kronos stellen. Und niemand wußte, wie dieser Streit enden würde. „Du mieser Verräter“, schrie Kronos und stürzte sich auf ihn. Sofort entstand ein erbitterter Kampf zwischen den Beiden. „Wo ist deine kleine Hure?“ knurrte Kronos zornig. „Weg“, erklärte Methos kurzangebunden und wehrte den Schlag von Kronos ab. Kronos war wütend, das konnte man ihm deutlich ansehen. „Du hast uns hintergangen – uns alle. Du hast unsere Gesetze hintergangen und verraten. Dafür wirst du mir büßen, Methos.“ „Ich werde euch verlassen. Du hast keine Macht mehr über mich, Kronos“, teilte er seinen Bruder mit. „Ja, du wirst uns verlassen, aber du wirst nie wiederkommen, da ich dich enthaupten werde“, erwiderte Kronos ungehalten. Einen Moment paßte Kronos nicht auf. Er stolperte und fiel zu Boden. Mit erhobenen Schwert stand Methos über ihn. „Worauf wartest du? Du wolltest doch immer meine Stelle als Anführer der vier apokalyptischen Reiter einnehmen. Jetzt hast du die Chance dazu. Na los, töte mich“, forderte Kronos. Die Versuchung war groß. Methos brauchte nur mit der Hand durchziehen und ... Doch er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Kronos“, sprach er ruhig. „Ich bin nicht mehr Death. Ich bin nicht länger der, der ich einmal war. Du wirst leben. Ich laß dir deinen verdammten Kopf. Ich bin nicht wie du. Ich war es nie. Ich will nicht länger dieser Killer sein, den du aus mir gemacht hast. Doch ich warne dich: Solltest du Selene verfolgen und ihr zu nahe kommen, dann komme ich wieder und beende, was ich hier begonnen habe. Dann wirst du deinen Kopf verlieren, das schwöre ich. Ich werde dich jagen, wenn du ihr weh tust. Ich bin nicht länger dabei. Ich will nicht mehr“, verkündete er. Dann drehte sich Methos um und ging zu seinen Pferd. Als er sich in den Sattel schwang, warf er Caspian und Silas einen solch tödlichen Blick zu, das diese es nicht wagten, ihn aufzuhalten. Methos ritt davon und ließ das Lager hinter sich. Es war das letzte Mal, das man die vier Reiter der Apokalypse gemeinsam sah. Methos‘ Weggang war der Anfang vom Ende. Bald danach zerbrachen die Reiter und jeder ging seinen eigenen Weg. Selene und Methos hatten sie nie wieder gesehen ...
~ 8. ~ Paris – Frankreich,
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