Der Gesang der Wale


Der Gesang der Wale
written by Tegan
© 2008

Orlando erfüllt sich seinen Wunsch, Wale zu beobachten, als er mit seiner Schwester Sam einen Kurzurlaub in Gibraltar macht. Die Beiden begleiten ein Forscherteam auf das Meer hinaus. Ein einziger Tag, der sein Leben für immer verändert? Ein Tag, der ihm das Herz stiehlt? ... Es ist eine "kurze" Sommergeschichte mit Orlando Bloom ...

Rating: PG-12
Disclaimer: Orlando Bloom gehört nicht mir, sondern nur sich selbst. Hannah Barnett und einige Nebencharaktere sind meine eigene Erfindung und gehören deshalb mir. Und da ich Orlando Bloom nicht persönlich kenne, entspringt sein Verhalten ausschließlich meiner Phantasie und nicht der Wirklichkeit. Diese Geschichte ist FanFiction mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.
Anmerkung der Autorin: Ich danke meiner Freundin Sandra für das Cover, das sie für mich gemacht hat. Herzlichen Dank, Süsse, es ist toll geworden. Auch danke ich der Schauspielerin Blake Lively, die als Hannah herhalten muss. *gg*
Ich habe keine Ahnung von Orca Walen. Ich finde sie nur so ungeheuer süss *schwärm* Alles, was ich weiß, habe ich aus dem Internet recherchiert. (Danke, Gott, das es wikipedia gibt!) Dasselbige gilt für die Arbeit von Tierforschern und das Tauchen. Ich bin völlig unwissend in diesen Dingen *lach* Das International Sealife Institute ist meine eigene Erfindung. Es existiert nicht wirklich.
Ich hatte diese Idee an einem heißen Tag im Schwimmbad. Und ich musste sie einfach aufschreiben. Es ist mein erster Versuch bezüglich Kurzgeschichte mit Orlando als Hauptcharakter. Ich schreibe sowas normalerweise nicht, weil mir die längeren Stories einfach mehr liegen. Und diese hier ist dann doch etwas länger geworden als zuerst gedacht. *gg*



Mit geschlossenen Augen stand Doktor Hannah Barnett an Deck ihres Forschungsbootes Orcas Heart und genoss die frische Brise des weiten Ozeans, die der Wind zu ihr herüber brachte. Dieser wirbelte ihr langes, goldblondes Haar wild durcheinander, etwas, was schon längst kein nervendes Übel für sie war, etwas, das sie stören könnte, sondern etwas, das für sie eine Nichtigkeit darstellte. Langsam öffnete sie die Augen und blickte auf das weite Meer hinaus, das sich vor ihr weitflächig erstreckte. In den vergangenen Monate hatte die Tierforscherin ihre Zeit in der europäischen Atlantikküste rund um Island verbracht, um dort ihrer Arbeit nachzugehen. Doch ihre eigentliche Heimat war hier.

Hier ...

Damit war der schönste Fleck auf Erden gemeint, das kleine Fleckchen Gibraltar. Jedes Jahr um die selbe Zeit, Ende Juni, kam sie hierher zurück, kehrte in ihr Apartment zurück, um sich auf die kommenden und spannenden Monate vorzubereiten. Anfang Juli kam eine große Gruppe Orca Wale, ebenfalls bekannt als großer Schwertwal oder Killerwal, nach Gibraltar, um hier die Sommermonate zu verbringen. Auf Wale spezialisiert zählte Hannah, trotz ihrer jungen achtundzwanzig Jahren, zu den führenden Experten auf diesem Gebiet. Schon als kleines Kind war sie von den Meerestieren fasziniert gewesen. Ihr Leben lang hatte sie nie etwas anderes tun wollen, als diese edlen Geschöpfe zu beobachten, sie zu schützen, und alles zu tun, um ihren Lebensraum und ihre Art zu erhalten. Für sie war dies nicht nur eine Arbeit. Für Hannah war es ihre Bestimmung. Es war der Grund ihrer Existenz. Sie liebte diese Wale über alles. Ihnen gehörte ihr Herz. Denn sie waren die große Liebe ihres Lebens.

So folgte sie den Orcas jedes Jahr über in die Gewässer, in denen sie lebten. Doch in den Sommermonaten zog es sie in das britische Überseegebiet, an der Südspitze Spaniens, zurück. Nicht nur, weil sie hier wohnte, sondern auch, weil viele Orca-Familien hier auftauchten und bis Anfang September blieben, bevor sie weiter zogen. Und Gibraltar war einfach ein einmaliger Ort. Die Grenze zu Spanien war nicht weit entfernt, zog sich über eine Fläche von über einen Kilometer entlang. Die Meeresfläche von Gibraltar war wunderschön, ein schönes Fleckchen Erde, das ein Geschenk an Lebensraum für die verschiedensten Meeresbewohner war. Ja, sie konnte gut verstehen, das ihre Wale gerne im Sommer hierher kamen.

Außerdem gab es hier ein bekanntes Naturschutzgebiet Upper Rock, das den Einheimischen sehr wichtig und das gegründet worden war, um den Lebensraum vieler Tiere aufrecht zu erhalten. Es umfasste auch das Meer, jenes Gewässer, das die Orcas für sich beanspruchten. Hier lebten die Menschen friedlich mit den Walen, dachten nicht darüber nach, sie zu jagen und zu töten. Hier wurden sie geschützt. Hier konnten sie in Ruhe leben. Hannah war Angestellte der Organisation International Sealife Institute, kurz ISLI, deren Sitz im australischen Sydney befand, und die es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Ozean zu schützen, die Tiere, die darin lebten, und auf diesen Lebensraum angewiesen waren. Und Hannah war für die Abteilung für Orca Wale verantwortlich. Ihre wissenschaftliche Arbeit war sehr wichtig, um mehr über die Tiere zu erfahren, um Projekte ins Leben rufen zu können, die auf die Orcas abgestimmt waren, um ihre Art zu schützen.

„Han?“ sprach eine Stimme sie an. Hannah wandte den Kopf und blickte ihren Assistenten Daniel an. Der dunkelhaarige Mann schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Es ist alles vorbereitet. Und Marc ist auch schon unterwegs. Er hat unsere Gäste, die uns ja heute begleiten, vom Hotel abgeholt.“ Leicht verzog Hannah das Gesicht. Sie war nicht sonderlich begeistert von dem neuen Umstand, der ihren Tag heute begleitete. Vor einer Woche hatte sie einen Anruf ihres Chefs bekommen. Harvey hatte ihr mitgeteilt, das sie einen Tag lang den berühmten Schauspieler Orlando Bloom als Gast auf ihren Boot zu begrüßen hatte. Er plante einen Kurzurlaub mit seiner Schwester Samantha in Gibraltar und hatte von ihrem Forschungsprojekt erfahren. Augenscheinlich hatte er großes Interesse daran bekundet. Deshalb hatte er sich auch mit Professor Harvey Patterson in Verbindung gesetzt, um sich zu erkundigen, ob es möglich war, die Forscher für einen Tag zu begleiten. Er wollte gerne die Orcas sehen. Harvey hatte natürlich eingewilligt. Einerseits, weil dies gute Publicity für sie bedeutete, einen berühmten Fürsprecher in der Öffentlichkeit konnten sie immer gebrauchen, und andererseits, weil er einer großzügigen Spende nie abgeneigt war.

Hannah konnte sich etwas besseres vorstellen, als einen erfolgsverwöhnten und reichen Schauspieler den ganzen Tag auf ihren Boot ertragen zu müssen. Er war sicher fürchterlich arrogant. Das er wirklich Verständnis für ihre Arbeit, für ihre Lebensaufgabe, empfand, konnte sie sich nur sehr schwer vorstellen. Und ausgerechnet sie hatte das Glück, mit einem Schauspieler hinausfahren zu müssen und ihm ihre Orcas zu zeigen. War er tierliebend? Oder ging es ihm hier nur um seinen guten Ruf? Ein Ruf, der zweifellos aufpoliert werden würde, wenn er sich für eine gute Sache einsetzte? War dieser Einsatz ehrlich gemeint? Oder nur gespielt? Hannah hegte starke Zweifel an Orlando Bloom und seinem ehrlichen Interesse an ihren Walen. Sie ging eher davon aus, das er nur eine große Show veranstaltete, um die Presse bei Laune zu halten, und der Welt zu zeigen, das ihm Wohltätigkeit wichtig war.

Diese falschen Nettigkeiten verabscheute Hannah. Die Stars glaubten, mit einem hübschen Foto, einer kleinen finanziellen Unterstützung, und ein paar netten Worte war der Einsatz für die gute Sache erledigt. Dabei war das nicht einmal der Anfang. Wie viel harte Arbeit, wie viel Einsatz, wie viel Verzweiflung und auch Tränen nötig waren, um diesen Kampf für die Tiere gegen den Menschen zu führen, ahnten die Meisten von denen doch nicht einmal im Entferntesten. Und nun musste sie sich mit einen von ihnen herumschlagen. Wieso hatte sie in diese Idee eingewilligt? Leicht schüttelte Hannah den Kopf. Gut, sie hatte gar keine andere Wahl gehabt. Harvey war festentschlossen gewesen, den Wunsch des Schauspielers zu erfüllen. Für die junge Wissenschaftlerin bedeutete dies, das die Verantwortung für die Sicherheit von Bloom bei ihr lag, das sie auf ihn aufpassen musste, das sie ihm alles erklären und zeigen musste, anstatt sich intensiv um die Daten zu kümmern, die sie an einen solchen Arbeitstag aufzeichneten. Ja, eigentlich hatte sie besseres zu tun, doch stattdessen durfte sie ihn mit einer Berühmtheit verbringen.

„Wir erledigen unsere Arbeit wie jeden Tag. Es ist ein ganz normaler Tag“, erklärte sie knapp. „Ein wenig ungewöhnlich wird dieser schon. Immerhin begleitet uns heute Orlando Bloom. Mann, ich bin richtig aufgeregt. Wir haben in wenigen Minuten eine Berühmtheit an Bord.“ „Daniel, die Wale sind wichtiger! Es gibt nichts wichtigeres als sie. Also, komm wieder runter“, befahl Hannah scharf. Ein leiser Seufzer entrang sich seiner Kehle. Das sah ihr ähnlich. Sie empfand den Schauspieler bloß als Störenfried. Nach wie vor zählten für sie nur die Tiere. Es waren die Wale, die ihre Nummer eins waren. Es waren die Wale, die ihr gesamtes Leben einnahmen. Das war eine gute Sache. Doch es würde ihn auch freuen, wenn sie mal wieder ein Date hätte. Ihr letztes war Jahre her. Und ihre letzte Beziehung war an ihrer Liebe zu ihren Walen gescheitert. Ryan, ihr Verlobter, hatte sie vor die Wahl gestellt ... die Orcas oder er. Hannah hatte sich für die Orcas entschieden. Nichts, absolut nichts, stellte sie über ihre Tiere.

Er verstand ihre Entscheidung. Von einem Forscher zu verlangen, sein Tun aufzugeben, war geradezu ein Verbrechen. Sie hingen alle an den Tieren, die sie zu schützen versuchten. Besonders grausam war eine solche Handlung bei Hannah. Mit Herz und Seele gehörte sie den Orcas. Sie gehörte zu ihnen. Diese Tiere zu beobachten war jedes Mal aufs neue ein einzigartiges Erlebnis. Und das Glänzen in Hannahs Augen erzählte jeden Menschen, der die Gelegenheit besaß, sie dabei zu betrachten, das ihre Liebe zu diesen Tieren in jeden einzelnen Augenblick, den sie mit ihnen verbringen durfte, neu entfachte. Die Orcas in Gibraltar, die nun schon seit Jahren hierher kamen, und die sie nun schon über einen langen Zeitraum hinweg begleiteten, waren an die Forscher schon gewöhnt. Es faszinierte Daniel völlig, miterleben zu dürfen, wie Hannah mit ihnen tauchte, wie sie sie vertrauensvoll in ihre Nähe ließen. Einfach aus dem Grund, weil die Tiere genau spürten, das Hannah ihnen niemals etwas antun würde. Neugierig kamen sie zu ihr, ließen sich von ihr berühren, weil sie Vertrauen zu der jungen Frau hatten. Daniel hoffte sehnlichst, das Orlando Bloom heute Zeuge dieser Einmaligkeit wurde. Sie hatten nicht jeden Tag das Glück, das die Orcas bei ihrem Boot blieben, wenn sie die Gruppe gefunden hatten. Es würde ihn begeistern und dafür sorgen, das er ihr Programm unterstützte. Das war ganz im Sinne des Instituts. Ihre Botschaft würde durch einen Schauspieler wie ihn leichter Gehör finden.

„Schon gut! Ich werde mich professionell benehmen. Aber findest du es nicht ein klein wenig aufregend?“ „Nein“, sprach sie mit einem entschiedenen Kopfschütteln. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf einen schwarzen Jeep gelenkt, der am Hafengebäude, das von ihrem Boot aus gut zu sehen war, auf dem für das Forschungsteam reservierten Parkplatz hielt. „Sie sind da“, stieß Daniel freudig aus. „Auf in den Kampf“, murmelte Hannah und wandte ihre Aufmerksamkeit auf die drei Personen, die aus dem Wagen ausstiegen, und den Steg herunter kamen. Ihre Augen lagen auf Orlando Bloom. Sie interessierte sich nicht sehr für Schauspieler, hatte sie doch nicht einmal die Zeit, ins Kino zu gehen. Gut, er war gutaussehend. Doch alleine ein gutaussehender Mann reichte nicht aus, um sie versöhnlich zu stimmen, das er ihr Boot betrat und sie nichts dagegen tun konnte. Harvey hatte entschieden und dem musste sie sich fügen. Für den Rest des Tages war der Brite ihr Problem.

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Orlando blickte sich neugierig um, als er den Jeep verließ. Marc, ein Mitarbeiter des Forschungsteams, hatte sie vom Hotel abgeholt, so wie der Direktor des Instituts es ihm am Telefon versprochen hatte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Die Zeiger schlugen kurz vor sieben Uhr morgens. Dass das Team so früh zu den Walen rausfuhr ... damit hatte er nicht gerechnet, aber er kam gut mit diesem Umstand zurecht. Immerhin sollte er heute das erste Mal in seinem Leben freilebende Orca Wale sehen dürfen. Da war es ihm wert, seinen Schlaf dafür zu opfern. Ja, Orlando freute sich wahnsinnig auf diesen Tag. Und wenn der Rest des Teams so war wie Marc, dieser redete ohne richtig Luft dabei zu holen, würde es ein sehr entspannter und aufregender Tag werden.

„Dann gehen wir mal! Der Tag heute wird toll. Wir haben wunderschönes Wetter, dazu eine ruhige See! Das wird klasse“, erhob Marc wie auf Kommando auch schon wieder das Wort. Ein strahlendes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Ja, das Wetter war in der Tat traumhaft. Schon zu dieser frühen Stunde stand die Sonne hoch am Horizont und warf ihre warmen Strahlen herab. Keine einzige Wolke hatte sich in dem blauen Himmel verirrt. Orlando griff nach seiner Sonnenbrille und schob sie sich ins Gesicht, um seine Augen vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Er schenkte seiner Schwester, die ihn auf diesen Trip begleitete, einen geschwisterlichen Blick, dem ein kurzes Lächeln folgte. Sie würden nur eine Woche in Gibraltar bleiben. Sam hatte sich sehr gefreut, als er sie gefragt hatte, ob sie mitkommen wollte. Natürlich hatte sie sofort zugesagt. Etwas anderes hätte Orlando auch sehr überrascht. Schließlich kannte er seine Schwester in- und auswendig.

Zur Zeit war es ruhig um seine Person geworden. Und das war ihm nur ganz Recht. Die Presse ließ ihn ziemlich in Ruhe, einfach auch aus dem Grund, weil es nichts großartiges über ihn zu berichten gab. Er genoss seine Auszeit, die Tatsache, das er momentan überhaupt nichts tat, er war Single, es gab keinerlei Gerüchte über eine neue Liebelei, und das war für die Medien nicht sonderlich interessant. Ja, er war im Urlaub. Noch verspürte er kein großes Verlangen wieder einen Film zu drehen. Auch wenn es schöner wäre, seine Freizeit mit einer neuen Liebe verbringen zu können, so tat es ihm trotzdem ganz gut, einmal alleine zu sein. An Angeboten mangelte es ihm nicht, dessen war sich Orlando bewusst. Doch er wollte sich gerne wieder richtig verlieben, nicht etwas kurzfristig haben, das nur in einer Affäre endete. Diese Art von Beziehung wollte er nicht mehr. Er wollte eine Frau, in die er sich Hals über Kopf verlieben konnte, mit der er eine Familie gründen konnte. Bis er diese gefunden hatte, musste er seinen Urlaub eben mit Sam verbringen.

„Bist du nervös?“ erkundigte sich Sam, als sie an der Seite ihres Bruders auftauchte. Gemeinsam folgten sie Marc den Steg hinunter, der auf ein großes Boot zusteuerte. „Ich bin aufgeregt, ja, und ich freue mich wahnsinnig auf das, was wir heute erleben werden.“ „Freust du dich wie zu Weihnachten auf die Geschenke?“ Lachend legte Orlando ihr einen Arm um die Schulter und drückte sie leicht an sich. „Das trifft es ziemlich. Immerhin werden wir Orcas in freier Wildbahn beobachten können.“ „Hattest du dieses Glück in der Antarktis nicht?“ Verneinend schüttelte Orlando den Kopf. Er hatte ihren Cousin Sebastian Copeland auf dessen Reise in die Antarktis begleitet. Von all den einmaligen Eindrücken, all dem, was sie gesehen hatten, war es ihm nicht vergönnt gewesen, auch nur einen einzigen Orca zu Gesicht zu bekommen. Die Wale hatten sich äußerst rar gemacht. Und dabei hatte er sich so sehr gewünscht, diese auf der Reise zu sehen.

„Nein, leider nicht. Aber heute ... heute ist dieser Tag endlich gekommen“, jubelte Orlando grinsend. „Eines sollten Sie noch wissen, bevor Sie an Bord gehen“, erklärte Marc und blieb ruckartig stehen. Er drehte sich zu den Beiden um. „Und was?“ hakte Samantha irritiert nach. „Es betrifft unsere Chefin, Doktor Barnett. Hannah ist nicht sehr glücklich über Ihre Anwesenheit. Harvey hat ihr diese Entscheidung aufgedrängt.“ „Wieso ist sie dagegen?“ Orlando blickte zu dem Boot, die Orcas Heart, hinüber. An Deck stand eine schlanke Blondine und beobachtete sie skeptisch. Nein, einen glücklichen Eindruck machte sie in der Tat nicht. Für einen langen Augenblick vergaß er sowohl Marc, wie auch seine Schwester, sondern sah einfach nur die hübsche Wissenschaftlerin an. So jung hatte er sie sich nicht vorgestellt. Und auch nicht so hinreißend.

Gefährliche Kombination, warnte seine innere Stimme ihn. Eine Frau, die attraktiv und klug zugleich war, war wahrlich eine Mischung, auf die er in der Regel ansprang. Dabei war er doch hier, um die Wale zu sehen, nicht, um eine Frau kennenzulernen. Das war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. „Hannah lebt für diese Wale. Sie hat ihnen ihr Leben verschrieben. Und sie glaubt nicht, das Ihr Interesse ehrlich gemeint ist, Orlando. Sie hält Sie für ziemlich arrogant ... für einen ... wie nannte sie es Überheblichen und egozentrischen Star.“ „Sie kennt mich doch gar nicht. Wie kann sie so eine schlechte Meinung von mir haben?“ „Nehmen Sie das nicht persönlich, aber sie versucht nur, ihre Wale zu beschützen. In dieser Hinsicht ist sie sehr ... besessen. Sie mag keine Stars.“ „Ich bin auch keiner. Ich drehe bloß Filme“, korrigierte Orlando seinem Gegenüber. „Das müssen Sie ihr klar machen, nicht mir. Hannah ist kein Teufel, sondern nur jemand, der alles tut, um die Wale, die sie liebt, vor jeglicher Gefahr zu beschützen, wenn nötig, sogar unter Einsatz ihres Lebens.“

„Diese Tiere bedeuten ihr sehr viel, nicht wahr?“ erkundigte sich Orlando beeindruckt, als sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung setzte. „Ja, sie sind der Mittelpunkt in ihrem Leben, das absolute Wichtigste darin, einfach ihre große Liebe.“ „Mein Bruder wird ihr Herz schon erobern. Die Frauen liegen ihm schließlich zu Füßen.“ „Sam“, zischte Orlando. „Was denn? Es ist doch wahr! Dein gutes Aussehen, dein Charme, deine zuvorkommende Art ... darauf stehen Frauen nun einmal“, verteidigte sie sich. „Ich bin nur wegen den Walen hier.“ „Das wird Hannah sehr freuen. Denn um nichts anderes soll es Ihnen gehen“, mischte sich Marc ein. „Sie werden sich schon anfreunden. Solange Sie nicht ihre Arbeit stören, wird sie Sie schon nicht über Bord werfen.“ Ein lautes Lachen entrang sich Marcs Kehle. Auch Sam und Orlando stimmten darin ein. Alleine die Vorstellung, wie diese zierliche Frau Orlando über Bord warf, war geradezu köstlich.

„Ich werde mich benehmen“, versprach der Schauspieler kichernd. „Dann kann ja gar nichts schief gehen. Willkommen auf der Orcas Heart“, erklärte Marc und machte eine ausholende Handbewegung. „Warum ausgerechnet dieser Name für das Boot?“ Fragend sah Orlando den blonden Mann an. Dieser grinste erneut breit. „Fragen Sie das Hannah.“ Marc bestieg das Boot und reichte Sam die Hand, um ihr den Einstieg zu erleichtern. Nach ihr kam Orlando auf das Forschungsboot. Sein Blick wurde sofort von Hannah angezogen. Ja, aus der Nähe sah sie noch bezaubernder aus als aus der Ferne. Sie trug einen Taucheranzug, der ihre Rundungen an genau den richtigen Stellen betonte. In ihren braunen Augen konnte er erkennen, das sie die Entscheidung ihres Vorgesetzten nur widerwillig akzeptierte. Doch er sah in ihren Augen auch noch etwas anderes, nämlich ihre tiefe und bedingungslose Liebe zu den Orcas.

„Guten Morgen! Ich bin Doktor Hannah Barnett“, stellte sie sich vor und kam auf ihren Besuch zu. Auch wenn sie ihre Anwesenheit als Störung empfand, schenkte sie den Beiden dennoch ein Lächeln. Selbst wenn es nicht sehr echt aussah. „Samantha“, erwiderte Orlandos Schwester und reichte der blonden Frau die Hand zur Begrüßung. „Willkommen auf meinen Boot, Mister Bloom“, sprach Hannah und hielt ihm ihre Hand entgegen, eine Geste, die Orlando gerne annahm. In diesen Moment, in dem sie sich berührten, egal wie harmlos es gemeint war, schien die Welt stillzustehen. Orlando hörte das Rauschen des Meeres, spürte die sanften Wellen, die gegen das Boot schlugen, und er fühlte den elektrischen Schlag, der ihn durchfuhr. Unwillkürlich begann sein Puls zu rasen, das Herz schlug heftiger gegen seine Brust, und sein ganzer Körper schien zu vibrieren. Er war nahe daran, sich in Hannahs warmen Augen zu verlieren.

Auch Hannah entging nicht das ihr fremde Gefühl, das wie eine Welle über sie hereinbrach, als seine Finger die ihren umschlangen. Sie konnte nichts anderes tun als in seine Augen zu sehen. Noch nie war sie einem Mann begegnet, der in ihre Seele zu blicken schien, mit einem einzigen Blick, den er ihr schenkte. Aber genau so fühlte sie sich. Es war, als würde er ihr mitteilen, das er sie verstand, das er ihren Kampf für ihre Wale verstand, und das er sie darum bat, ihm ihre Welt zu zeigen ... die Welt der Orcas. Nur langsam zog sie ihre Hand zurück, versuchte, das Zittern zu unterdrücken, das sich ihrer Finger bemächtigte. Schwer musste sie schlucken. Er ist nur ein Mann. Nur ein Schauspieler, redete sie auf sich selbst ein, um wieder zur Ruhe zu finden. Die Berührung hatte sie völlig durcheinander gebracht. Das war noch nie einem anderen Menschen gelungen.

„Orlando. Mein Name ist Orlando. Dieses Mister Bloom ist nicht nötig“, erklärte er lächelnd. Und was für ein Lächeln das war! Es war das wohl charmanteste Lächeln, das er zu bieten hatte. „Nennen Sie mich Hannah. Sie haben die Fahrt mit Marc gut überstanden?“ „Ich habe mich zusammen gerissen“, meldete sich der Forscher sofort lautstark zu Wort, hörte den Unterton in ihrer Stimme, und wusste genau, was dieser zu bedeuten hatte. Marc war als Raser bekannt, als jemand, der die Geschwindigkeit liebte, und auch schon gerne einmal mit geradezu irrsinnigen Tempo über die Straßen von Gibraltar hetzte, mit der Polizei hinter sich. Er war schon des öfteren aufgehalten worden, hatte sogar schon einmal seinen Führerschein abgeben müssen. All das hinderte ihn jedoch nicht daran, weiterhin seiner Liebe zur Geschwindigkeit nachzugehen.

„Ja, wir haben es überlebt.“ „Gut. Dann können wir ablegen“, sprach Hannah. Ihre Mitarbeiter verstanden und widmeten sich sofort ihrer Arbeit. Daniel hatte das Steuer übernommen und wenig später bewegte sich das Boot auf das weite Meer hinaus. „Nehmen Sie Platz, wenn Sie wollen. Wollen Sie etwas trinken?“ Während Samantha sich auf eine Bank setzte, sich lieber im Hintergrund hielt, immerhin ging es hier vorrangig um den Wunsch ihres Bruders, blieb Orlando an Hannahs Seite und sah ihr neugierig über die Schulter, als sie die hochmodernen und technischen Geräte einschaltete, die das Institut gesponsert hatte. „Danke, nein. Wie lange werden wir brauchen, um die Orcas zu finden?“ erkundigte sich Orlando. „Das ist schwer zu sagen. Manchmal stoßen wir schon nach zehn Minuten auf sie, ein anderes Mal dauert es drei Stunden, bis wir einer Gruppe begegnen. Es ist eine Geduldsfrage.“

„Was sind das für Geräte?“ „Orca Wale kommunizieren auf einer hohen Tonlage miteinander. Dieses Gerät hier empfängt diese, wenn sie sich in einem Umkreis von fünfzig Metern aufhalten. Wir können dem dann folgen und sie aufspüren. Doch oft ist es gar nicht nötig. Denn sobald wir die Meldung erhalten, tauchen sie wenig später auch schon auf, weil sie unser Boot sehen.“ „Verbinden Sie es mit Futter?“ „Nein. Wir geben ihnen nichts. Sie sind Jäger. Sie müssen ihr Futter selbst jagen. Denn sie würden sich zu schnell daran gewöhnen, das sie ihre Beute von uns bekommen. Das will ich nicht. Aber sie sind neugierig. Inzwischen kennen Sie unser Boot. Orcas sind verspielte Tiere. Sie sind keine sogenannten Killerwale. Im Gegenteil ... so sind sie sehr friedlich, neugierig natürlich, und in keinster Weise aggressiv. Wissen Sie über die Tiere Bescheid?“ „Nicht besonders gut“, musste Orlando einräumen.

„Ein Orca ist auch als Großer Schwertwal bekannt. Was die Größe betrifft ... so werden die Männchen bis zu acht Meter lang. Die Weibchen hingegen <nur> bis zu sechs Meter. Die Rückenflosse nennt man Finne, die bis über einen Meter lang wird. As Flipper bezeichnet man die Brustflossen, während die Rücken- und Schwanzflosse Fluke genannt werden. Die Lebensdauer ist bei Männchen und Weibchen unterschiedlich. Das männliche Tier wird ungefähr dreißig Jahre alt. Es kann allerdings auch vorkommen, das sie über fünfzig Jahre alt werden. Das sind jedoch Ausnahmen. Die Weibchen hingegen werden fünfzig Jahre alt, können aber auch eine Lebensdauer von achtzig Jahren vorweisen. Orcas leben in Gruppen, sogenannten Schulen, das von einem Weibchen angeführt wird. Die Jungtiere bleiben ihr ganzes Leben über in ihrer Familie. Sie trennen sich niemals. Orcas sind keine Einzelgänger. Sie brauchen die Gesellschaft ihrer Artgenossen. Sie brauchen ihre Familie.“

„Wie wir Menschen“, sprach Orlando. „Ja. Genau wie wir.“ Wieder drohte Hannah ihre Umgebung zu vergessen, nur weil sie ihm in die Augen sah. Sie konnte die Wärme seines Körpers spüren, die Nähe, die er ausstrahlte. Leicht schüttelte sie den Kopf und trat einen Schritt zurück. Er verwirrte sie, ja, das tat er wirklich. „Es tut mir sehr leid“, entschuldigte er sich im nächsten Moment. „Was tut Ihnen leid?“ „Das Sie nicht gefragt wurden, ob Ihnen unsere Anwesenheit recht ist. Ihr Boss hätte Sie das fragen sollen. Ich will mich sicher nicht aufdrängen.“ „Es ist nicht so, das ich Sie nicht hier haben will ...“ „Nein?“ Hannah schenkte ihm ein entspanntes Lächeln. „Erwischt. Gut, ich will Sie nicht hier haben. Es ist meine Arbeit. Es ist mehr als das.“ „Sie wollen nur Ihre Tiere schützen. Dafür habe ich Verständnis. Glauben Sie mir, ich würde nie etwas tun, das ihnen schaden würde. Oder Ihrer Arbeit. Vielleicht hätte ich zuerst Sie fragen sollen, ob ich mit Ihnen hinaus fahren darf. Ihr Boss hat Sie wohl vor vollendete Tatsachen gestellt.“ „Das hat er allerdings“, pflichtete sie ihm bei.

„Dann tut es mir sehr leid. Ich hoffe jedoch, das Sie Ihr Bild über mich ändern.“ „Mein Bild?“ „Vorurteile sind eine schreckliche Eigenschaft. Ich bin nicht arrogant, sondern ein ganz normaler Kerl.“ „Wer hat Ihnen das gesagt?“ „Marc“, informierte Orlando sie. Hannah blickte sofort zu ihrem Kollegen hinüber. Dieser hatte es plötzlich verdammt eilig, unter Deck etwas zu holen. Denn sobald ihre Augen ihn trafen , war er auch schon verschwunden, um nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Ja, manchmal redete er echt zuviel. Für ihn selbst wäre es des Öfteren besser, wenn er seinen Mund halten würde. Aber das war leichter gesagt als getan. Er redete viel und gerne. Das konnte man nicht einfach so abstellen. Deswegen geriet er auch schon mal in Schwierigkeiten.

„Marc ist ein Klatschmaul, aber ja, es stimmt. Ich halte Sie dafür.“ „Noch immer?“ „Das kann ich nicht genau sagen. Das wird der heutige Tag zeigen. Warum wollen Sie ausgerechnet Orcas sehen?“ „Auf meiner Reise in die Antarktis hatte ich diese Gelegenheit leider nicht.“ „Sie waren in der Antarktis?“ hakte Hannah überrascht nach. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. Was verschlug einen Schauspieler in diese wilde und abgelegene Stück Paradies? Orlando konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie war an seiner Karriere wohl nicht sonderlich interessiert. Das fand ganz seine Zustimmung. Wenn sie ihn mochte, würde sie ihn seinetwegen mögen, und nicht wegen seinem Berufsstand als Schauspieler, nicht wegen seinem öffentlichen Leben.

Verdammt, was dachte er denn da? Wieso machte er sich Gedanken darüber, ob sie ihn gut leiden konnte oder nicht? Warum wollte er überhaupt, das sie ihn mochte? <Weil du sie interessant findest>, meldete sich erneut seine innere Stimme. Diese Tatsache konnte er nicht bestreiten. Er wusste doch so gut wie gar nichts über sie, kannte sie gerade einmal eine halbe Stunde. Wahrscheinlich hatte sie sogar einen Freund. Eine Frau wie sie konnte unmöglich alleine leben. Das würde dich doch freuen. Frustriert stöhnte Orlando auf. Seine innere Stimme fing an ihn zu nerven. Gut, sie hatte nicht ganz Unrecht. Er würde sie gerne kennenlernen. Doch er bezweifelte das sie das auch wollte. Immerhin waren ihr nur ihre Wale wichtig. Das konnte man ihr deutlich ansehen. Und sie hatte keine hohe Meinung über ihm. Das konnte man allerdings ändern.

„Ich habe meinen Cousin Sebastian auf seiner Reise begleitet“, erwiderte er, da Hannah noch immer auf eine Antwort von ihm wartete. „Ich benötigte eine Auszeit und das war genau das Richtige für mich, um den Medien zu entkommen. Und so sehr wir auch Ausschau hielten, die Wale haben mir meinen Wunsch nicht erfüllt. Ich habe sie eines nachts gehört, habe mir meinen Anorak geschnappt, und bin nach oben gelaufen. Doch da waren die Orcas schon wieder fort.“ „Sie sind eigenwillige Tiere. Man braucht viel Geduld, um sie zu Gesicht bekommen zu können. Warum ist Ihnen das so wichtig, Orlando?“ „Es sind sehr majestätische Tiere. Sie haben mich schon immer fasziniert. Ich kann es selbst nicht genau erklären, aber ich will sie einfach einmal im freien Meer sehen. Sie sind ... so edel.“ „Das sind sie in der Tat. Es sind die schönsten Tiere weltweit. Ich verspreche Ihnen, heute werden Sie einen Orca sehen.“ „Versprechen Sie mir nichts, was Sie nicht halten können“, erwiderte er mit einem Augenzwinkern.

„Sie haben mein Wort, Orlando.“ „Dann bin ich hier willkommen?“ Tief blickte er ihr in die Augen, brachte sie damit wieder aus der Fassung. Nur unter größter Anstrengung gelang es ihr, die Kontrolle über sich zu behalten. Seine Augen waren wirklich umwerfend. „Ich ... ich will Sie jedenfalls nicht mehr über Bord werfen. Als Sie im Hafen erschienen, war das mein größter Wunsch.“ „Das ist doch schon ein Fortschritt“, amüsierte sich Orlando. „Entschuldigen Sie mich bitte“, murmelte Hannah, die glaubte, gleich selbst über Bord zu gehen. Hastig stieg sie die Leiter hinauf, die sie zu Daniel führte. Deutlich spürte sie Orlandos Blick in ihrem Rücken. Seine Augen brannten regelrecht auf ihrer Haut, bohrten sich durch den Taucheranzug, und berührten erneut die Tiefen ihrer Seele. Gott sei Dank musste sie nur einen einzigen Tag mit ihm auf dem Boot verbringen. Würde dies eine Woche so gehen, würde sie durchdrehen. Wieso übte er diese starke Wirkung auf sie aus? Lag es daran, das sie schon lange kein Date mehr gehabt hatte? Das sie schon lange Single war? Oder war er, er allein, der Grund? Egal, was auch immer es war, es war eindeutig besser für sie, wenn sie sich von ihm fernhielt. Ein wenig Distanz war dringend erforderlich.

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Daniel erwartete sie schon mit einem breiten Grinsen, während er das Forschungsboot geschickt durch die Wellen steuerte. „Was ist?“ hakte Hannah nach, als sein Blick neugierig auf ihr lag. „Nichts“, winkte er lachend ab. „Und wieso siehst du mich dann so an?“ „Anscheinend hast du deine Abneigung unserem Gast gegenüber verloren.“ „Wie meinst du das?“ „Du scheinst ihn sehr nett zu finden. Jedenfalls schließe ich das aus eurem kleinen Gespräch. Von hier oben sah es so aus, als hättest du dich sehr gut mit ihm unterhalten.“ „Er ist nicht übel“, wich Hannah geschickt aus, wohlwissend, das dieser Versuch bei Daniel nicht funktionierte. Er kannte sie von ihrem Team einfach am Besten. Sie waren nicht nur Arbeitskollegen, sondern auch beste Freunde, kannten sich seit ihrer Schulzeit. Auch hatten sie gemeinsam studiert. Daniel war ihre erste Wahl gewesen, als Harvey ihr angeboten hatte, ihr eigenes Team zusammen zu stellen. Oft wusste sie nicht, was sie ohne ihn machen sollte. Er hatte ihr stets hilfreich zur Seite gestanden ... als Freund und als Assistent.

„Er ist nicht übel?“ wiederholte Daniel amüsiert. „Das sah aber klein wenig anders aus.“ „Spionierst du mir schon wieder nach?“ „Das tue ich doch dauernd ... weil ich es bei dir muss. Du kommst ja nicht in die Gänge.“ „Sind wir schon wieder beim alten Thema?“ „Du brauchst einen Mann, Süße, und zwar dringend.“ „Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben. Meine Wale füllen mich vollkommen aus.“ „Du musst dich verlieben.“ „Die Orcas sind meine große Liebe.“ „Aber du brauchst auch eine große Liebe auf zwei Beinen.“ „Das sehe ich nicht so“, widersprach sie kopfschüttelnd. „Ich aber“, beharrte Daniel auf seiner Meinung. „Wie lange bist du jetzt schon alleine? Zwei Jahre?“ „Drei“, korrigierte Hannah ihn mit ernster Miene. „Süße, ich bin mir im klaren darüber, das dich die Sache mit Ryan ziemlich geschädigt hat.“ „Herzlichen Dank! Ich wusste nicht, das ich einen Schaden habe“, fiel sie ihm bissig ins Wort.

„So war das nicht gemeint und das weißt du auch. Das Ende mit Ryan hat dich sehr verletzt. Er hat sich absolut daneben benommen. Ich kann verstehen, das du deswegen vorsichtig geworden bist, doch du meidest jegliche Annäherung ... aus Angst.“ „Aus Angst?“ „Ja. Du willst nicht wieder so enttäuscht werden, willst nicht noch einmal erleben, wie dich jemand vor diese Entscheidung stellt.“ „Es ist ja nicht so, als wäre es das erste Mal gewesen, Daniel. Ryan war nicht der Erste, der mich aufforderte, mich zu entscheiden, was mir wichtiger ist ... meine Beziehung oder meine Wale. Männer handeln irgendwann einfach so. Weil sie kein Verständnis dafür aufbringen, das ich mehr Zeit den Orcas widme als meiner Beziehung. Ich bin für meine Arbeit viel unterwegs, bin kaum zu Hause, und ich springe sofort, wenn es um einen Orca geht. Da vernachlässige ich sehr eine Beziehung. Meine Wale haben oberste Priorität bei mir. Erst danach kommt die Liebe. Nach einer gewissen Zeit akzeptiert das kein Mann mehr.“

Schwach zuckte sie mit den Schultern. Daniel kam es so vor, als hätte sie sich längst damit abgefunden, das in ihrem Leben kein Platz für einen Mann war. Und sie tat ihm furchtbar leid, das sie auf diese Art und Weise darüber dachte. Hannah hatte es verdient geliebt zu werden. Sie hatte es verdient, eine Beziehung ihr eigen zu nennen, in der sie ihre Tätigkeit mit ihrer ganzen Leidenschaft ausführen konnte, ohne das ihr deswegen Vorwürfe gemacht wurden. Verdammt, sie hatte es verdient, einen Mann an ihrer Seite zu haben, der respektierte, wofür sie sich einsetzte, der sie aufrichtig liebte, und ihre Liebe zu den Walen teilte. Ja, sie brauchte jemanden, der sie mit ihren Walen nahm, für den es kein Problem darstellte, das sie den Tieren das ganze Jahr über folgte.

Vielleicht steht er ja da unten ... dieser Jemand, überlegte Daniel und warf einen Blick zu Orlando Bloom, der das Meer aufmerksam beobachtete. Hannah konnte es abstreiten, soviel sie wollte, zwischen den Beiden hatte es gefunkt. Von der ersten Sekunde an, ein Blick hatte ausgereicht, damit sich da etwas entwickelt hatte. Selbst er hatte die Funken gespürt, die Orlando und Hannah gleichermaßen gefangen hielten. „Sei nicht traurig, Süße. Du wirst den richtigen Mann schon noch finden ... obwohl ...“, sprach Daniel und ließ den letzten Teil seiner Aussage verhängnisvoll in der Luft hängen. „Obwohl was?“ hakte sie nach, betrachtete ihren besten Freund neugierig. „Ich glaube, du musst nicht mehr nach ihm suchen. Ich glaube, er hat dich schon gefunden.“ Dabei riskierte er einen vielsagenden Blick auf den Schauspieler, der den weiten Ozean nicht aus den Augen ließ, in der Hoffnung, endlich einen Orca zu Gesicht zu bekommen.

Hannah folgte seinem Blick und schüttelte ihn der nächsten Sekunde entschieden den Kopf. Ungläubig starrte sie Daniel an. „Hast du den Verstand verloren? Das glaubst du doch selbst nicht“, stieß sie verärgert aus. „Wieso nicht? Was hast du daran auszusetzen? Er ist gutaussehend, reich und tierliebend. Er interessiert sich sehr für deine Arbeit und er ist von Orcas fasziniert. Ansonsten wäre er nicht hier. Und zwischen euch beiden funkt es gewaltig.“ „Da funkt überhaupt nichts“, wehrte sie energisch ab. „Ich habe ein Gespür für so etwas, einen ganz besonderen Instinkt für die Liebe. Zwischen euch knistert es, seit er auf das Boot gekommen ist. Oder warum sonst versteckst du dich hier oben bei mir?“ „Ich verstecke mich nicht. Ich wollte dir Gesellschaft leisten“, behauptete Hannah knapp. Bezeichnend verdrehte Daniel die Augen.

„Ja, klar“, erwiderte er in demselben trockenen Tonfall. „Du bist nie hier oben, wenn wir rausfahren. Du sitzt normalerweise vor deinen Geräten und wartest auf das erste Signal. Nein, Süße, du bist hier oben, weil du versuchst, vor der Wirkung, die unser Gast auf dich ausübt, davon zu laufen. Dein Plan hat nur einen entscheidenden Fehler.“ „Und welchen?“ „Wir sind hier auf einen Boot. Du kannst Orlando für den Rest des Tages nicht ausweichen. Du musst dich mit ihm abgeben. Denn du hast gar keine andere Wahl. Und du solltest deine Zeit auch mit ihm verbringen.“ „Ach ja, Doktor Freud, und warum sollte ich das tun?“ spottete sie mit blitzenden Augen. Die Wut darin konnte Daniel deutlich erkennen, ignorierte es jedoch geflissentlich. Schließlich war er mit seinem Vortrag noch lange nicht fertig.

„Damit du ihm zeigen kannst, wie deine Welt aussieht. Ich bin mir sicher, das er das gerne erfahren will. Außerdem gibst du ihm dadurch Gelegenheit dich kennenzulernen. Du solltest mit ihm ausgehen.“ „Ich soll was? Jetzt bist du wohl völlig verrückt geworden? Ich habe keine Zeit für Dates.“ „Dieses Mal solltest du sie dir aber nehmen. Geh mit ihm essen ... habe Spaß mit ihm.“ „Er ist doch nur für eine Woche in Gibraltar. Schon bald fliegt er wieder nach Hause.“ „Dann hast du eine gute Woche um dich mit ihm zu vergnügen.“ Daniel brach in lautes Gelächter aus, als er Hannahs entsetzten Gesichtsausdruck wahrnahm. „Langsam glaube ich, du hast getrunken.“ „Ich trinke keinen Alkohol, wie du weißt. Ich bin die Stimme der Vernunft. Irgend jemand in unserem Team muss diesen Job ja machen. Ohne mich wärt ihr alle schlichtweg verloren“, grinste er breit.

„Ich will keine Affäre haben.“ „Du willst nicht einmal eine Beziehung haben“, stichelte er in Hannahs Richtung. Erneut erhielt er einen abgrundtief bösen Blick. „In Ordnung ... erstens, lieber Daniel, habe ich keine Zeit für irgendeine Liebelei. Zweitens, gehört meine Liebe den Orcas. Die sind mir das Wichtigste. Und drittens, habe ich nicht das kleinste Interesse an Bloom.“ „Ja, ja, rede dir das nur weiter ein. Dann glaubst du es bis zum Ende des Tages vielleicht sogar. Aber Tatsache ist, Süße, zwischen euch fliegen die Funken. Du fühlst dich zu ihm hingezogen, weil er nicht nur wahnsinnig gut aussieht, sondern auch noch wahnsinnig nett ist.“ „Das reicht! Ich verschwinde wieder! Du gehst mir auf die Nerven“, kommentierte Hannah und ließ ihn alleine, auch wenn dies bedeutete, sich auf sehr dünnen Eis bewegen zu müssen. Denn im unteren Bereich des Bootes wartete ein Orlando Bloom, dessen Lächeln Gefahr für sie bedeutete. Doch sie riskierte lieber, sich den ganzen Tag seinem Charme ausgesetzt zu sehen, als weiterhin von ihrem besten Freund analysiert zu werden, eine Analyse, die einfach nur falsch war. Daniel irrte sich. Zwischen Orlando und ihr existierten keinerlei Funken.

Oder etwa doch?

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Orlando hatte sich mit den Armen auf das Geländer abgestützt und betrachtete das Meer, als er hinter sich ein Geräusch wahrnahm. Leicht neigte er den Kopf und beobachtete Hannah, wie sie die Leiter herunter kam. Automatisch schlug sein Herz schneller. Litt er seit neuestem unter Herzproblemen? Oder lag das allein an ihr? Samantha hatte sich inzwischen eines der Getränke, eine Flasche Mineralwasser, genommen, die in einer Kühlbox aufbewahrt wurden. Schweigend, aber mit einem eindeutigen Lächeln, verfolgte sie den Flirt zwischen ihrem Bruder und der Forscherin. Und zweifellos handelte es sich hierbei um einen. Selbst ein Blinder würde das erkennen. Auch wenn sie hier waren, weil Orlando freilebende Wale beobachten wollte, so stieg sein Interesse an Doktor Barnett von Minute zu Minute. Und einem Flirt war er ja bekanntlich nie abgeneigt.

„Warum heißt ihr Boot Orcas Heart?“ erkundigte sich Orlando, als Hannah mit einem Fernglas neben ihm auftauchte und einen Blick hindurch warf. „Weil mein Herz den Orcas gehört“, erwiderte sie ruhig. „Nur den Orcas?“ Hinter ihm hörte er, wie seine Schwester leise kicherte. Sie wusste genau, das seine Frage nicht so unschuldig gemeint war, wie er sie stellte. Er wollte gerne herausfinden, ob es einen Mann im Leben von Hannah gab. Die Wissenschaftlerin, die sich ihrer Suche nach einer Gruppe Wale widmete, schien dies nicht zu durchschauen. „Ja, ausschließlich ihnen.“ Und da sie noch immer durch das Fernglas schaute, entging ihr auch das zufriedene kleine Grinsen, das sich auf Orlandos Gesicht abzeichnete. Das war genau die Antwort, die er hatte hören wollen.

Aufmerksam ließ Orlando seine Augen über Hannah gleiten. Sie besaß ein sehr hübsches Seitenprofil. Seine Betrachtung fiel ihr nicht einmal auf, weil sie sich nach wie vor auf das Meer konzentrierte. Also konnte er ruhig einen längeren Blick riskieren. Nein, sie entsprach so gar nicht dem Bild, das er sich von einer Wissenschaftlerin gemacht hatte. Doch dieses Bild gefiel ihm außerordentlich. Sie war nicht nur sehr bezaubernd, ihr Lächeln war wirklich umwerfend, sondern besaß auch noch ein sehr gutes Herz. Dieses hatte sie zweifellos. Immerhin trug sie ihre tiefe Liebe zu den Orcas offen mit sich herum. Sie setzte sich so intensiv für diese Tiere ein, das daneben nichts anderes mehr eine Bedeutung hatte. Für Hannah war nur wichtig, das es den Walen gut ging, das sie in Sicherheit waren, und friedlich ihr Leben leben konnten. Ihren unermüdlichen Einsatz schätzte Orlando sehr. Er bewunderte sie sogar dafür. Es gab nicht viele Menschen wie sie, die sich schlichtweg aufopferten für die Sache, an die sie glaubten, für das, was sie so bedingungslos liebten. An ihr konnten sich so viele Menschen ein Beispiel nehmen. Hannah stellte das Wohl der Wale über ihr eigenes. Das beeindruckte Orlando. Den größten Respekt ließ er ihr deswegen zukommen. Und ja, es machte sie in seinen Augen unwiderstehlich.

Orlando konnte den Blick nicht mehr von ihr nehmen. Lächelnd beobachtete er, wie der Wind durch ihr Haar streichelte. Der Wunsch, ihr die blonden Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, wurde immer stärker. Zu gerne würde er herausfinden, wie weich ihre Haut war, wie warm sich ihr Körper wohl in seinen Armen anfühlen mochte. Es war gut, das er eine Sonnenbrille trug, die seine Augen bedeckte, ansonsten würde man ihm seine nicht sehr anständigen Gedanken ansehen. Und gerade jetzt, wo Hannah begann, seine Anwesenheit zu akzeptieren, würde sie das sicher nur verärgern. Das wollte er schließlich nicht. So wollte er sich lieber mit ihr anfreunden. Vielleicht sollte er sie nach diesem Tag einladen. Er würde gerne mit ihr zu Abend essen. Ob sie sich darauf einlassen würde? Immerhin hielt sie nicht besonders viel von Schauspielern. Andererseits würde er gerne mehr Zeit mit ihr verbringen.

Leicht schüttelte Orlando den Kopf. Er sollte sich auf den heutigen Tag konzentrieren, auf seinen Wunsch, die Wale zu sehen. Stattdessen dachte er ernsthaft darüber nach, Doktor Barnett zu einem romantischen Date einzuladen. Wie hatte er auch damit rechnen können, das ihm keine Mittvierzigerin gegenüberstand, sondern eine heiße und clevere Blondine, die äußerst engagiert an ihre Arbeit heran ging? Das warf ihn völlig um. Instinktiv wusste er, das sie ein besonderer Mensch war, bei dem er sich glücklich schätzen konnte, sie kennen zu dürfen. Sidi würde sie bestimmt mögen, überlegte er im Stillen. Gut, jetzt hatte er ein echtes Problem. Wenn er schon darüber nachdachte, wie sie sich mit seinem kleinen Liebling verstehen würde, war es ein eindeutiges Zeichen für ihn, das er auf sehr dünnen Eis wandelte, das sie eindeutig sein Interesse geweckt hatte.

Bevor er diese Gedanken weiter verfolgen konnte, gab eines ihrer technischen Geräte ein Piepsen von sich. Ein warmes Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Sind Orcas in der Nähe?“ hakte Orlando neugierig nach und blickte auf das Meer hinaus. „Ja, wir haben sie gefunden“, erklärte sie und reichte ihm ihr Fernglas. „Schauen Sie nach rechts, Orlando.“ Er folgte ihrem Rat und tatsächlich ... in der Ferne konnte er die mächtigen Körper erkennen, die sich durch das Wasser schoben. „Wow“, flüsterte er sichtlich fasziniert. Er spürte eine Bewegung neben sich. Samantha war an seine Seite gekommen und wortlos überreichte er ihr das Fernglas. „Sieh dir das an, Sam! Das ist ... unglaublich!“ Ja, er war sehr von den Tieren angetan. Sein Wunsch, der sich in der Antarktis leider nicht erfüllt hatte, wurde nun Realität. Hannah hielt ihr Versprechen, das sie ihm zuvor gegeben hatte. Sie zeigte ihm die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum. Sie brachte ihn zu den Orcas ... zu ihren Orcas.

„Daniel“, rief Hannah zu ihrem Assistenten hoch. „Drossle das Tempo ein wenig. Nähere dich ihnen langsam.“ „Ich weiß! Ich mache das nicht erst seit gestern“, ertönte seine Antwort. Das Boot wurde augenblicklich langsamer. Je näher sie den Orcas kamen, desto heftiger schlug Orlandos Herz. Ja, er war aufgeregt. Das konnte er nun wirklich nicht leugnen. Endlich war es soweit. Er konnte die Orcas beobachten, freier Wildbahn, konnte sehen, wie sie lebten, wie sie sich untereinander verhielten. Es war etwas gänzlich anderes, als zu Sea World zu fahren, und sich dort eine Show mit den Walen anzuschauen, etwas, was für ihn sowieso Tierquälerei war. Die Showtiere lebten in Gefangenschaft, in einem viel zu kleinen Becken, und mussten Kunststücke vorführen, die nicht ihrem natürlichen Verhalten entsprachen. Er war ein absoluter Gegner dieser Shows. Und er empfand die dortigen Lebensumstände für die Tiere nur als äußerst traurig.

Fasziniert beobachtete Orlando die Gruppe. Seine Augen fingen geradezu Feuer. Oh ja, er hatte gewusst, warum er diesen Tag unbedingt hatte erleben wollen. Es war einzigartig. „Ich zähle neun Tiere“, sprach er lächelnd. „Es sind zwölf. Die anderen drei dürften noch unter Wasser sein“, erwiderte Hannah. Wie auf Kommando brachen drei weitere Tiere durch die glitzernde Oberfläche und gaben ihre, für Hannah, wohlbekannten Laute von sich. „Freuen Sie sich, Orlando, sie singen für Sie.“ Das Grinsen des Schauspielers wurde um noch eine Spur breiter. Der Gesang war absolut einmalig. Noch nie hatte er etwas so schönes gehört. Es mit eigenen Ohren hören zu dürfen, live und vor Ort, war noch wunderbarer, als wenn er dies in einer Dokumentation auf dem Discovery Channel sah. Ja, sie sangen tatsächlich.

In diesen Augenblick näherten sich die ersten Wale dem Boot, das sie offensichtlich erkannt hatten. Ruckartig hielt das Forschungsboot an und Daniel schaltete den Motor aus. Neugierig kamen die Tiere heran. Ebenso neugierig beugte sich Orlando über das Geländer. Er konnte es nicht glauben. Es war unfassbar, wie nahe er ihnen plötzlich war. Augenblicklich schlug sein Herz schneller. Ja, irgendwie war es ein Gefühl, als wäre er frisch verliebt. Und irgendwie war er das auch, während er beobachtete, wie die Wale ihre Kreise um das Boot zogen, ihre Köpfe nach oben regten, und einen Laut von sich gaben. Oh ja, er hatte sich soeben verliebt. Jetzt, in diesen Moment, verstand er absolut, warum Hannah so sehr an diesen Tieren hing, warum sie für sie das Wichtigste in ihrem Leben darstellten. Diese Tiere waren einfach nur zum verlieben.

„Sam, hast du die Kamera?“ erkundigte sich Orlando. „Ja, natürlich.“ „Haben Sie etwas dagegen, wenn wir ein paar Fotos machen?“ wandte sich der Schauspieler im nächsten Moment an Hannah. Leicht schüttelte sie den Kopf. „Das ist völlig in Ordnung. Sie sind es gewohnt. Ich habe sie oft genug selbst fotografiert.“ „Danke.“ Ein warmes Lächeln glitt über sein Gesicht. Er brauchte von diesem Erlebnis unbedingt ein paar Erinnerungen. Er war froh, das Hannah ihm dies erlaubte. Samantha machte die ersten Fotos. Sie war sehr erleichtert, das Orlando sie gebeten hatte, sie auf diesen Trip zu begleiten. Das, was er für diesen Tag organisiert hatte, war zwar ungewöhnlich, aber letztendlich war es eine außerordentlich gute Idee gewesen. Dieses Abenteuer würde sie so schnell nicht vergessen. Wann hatte man schon einmal die Möglichkeit, freilebenden Orca Walen so nahe zu kommen, wie es jetzt gerade der Fall war?

„Sie sind wunderschön“, sprach Sam begeistert. „Das sind sie in der Tat“, erwiderte Hannah mit strahlenden Augen. „Hallo meine Süßen! Hattet ihr eine angenehme Reise? Seit ihr gut angekommen?“ richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Wale und streckte ihre Hand aus. Einer der Orcas reagierte sofort darauf und schob sich nach oben. Leicht berührte er sie mit seinem mächtigen Kopf. Fasziniert beobachtete Orlando das kleine Spiel zwischen dem Orca und der Wissenschaftlerin. Es war unglaublich, wie bereitwillig sich das Tier von ihr anfassen ließ. Und er konnte nicht abstreiten, das es ihm ebenfalls in den Fingern juckte. Gerne würde er ihrem Beispiel folgen. Offenbar sah man ihm seinen Wunsch deutlich an, denn ein breites Grinsen zeichnete sich auf Hannahs Lippen ab.

„Strecken Sie einfach Ihre Hand aus, Orlando. Halten Sie sie ganz ruhig.“ „Darf ich wirklich?“ In seinen Augen trat ein wildes Funkeln. Sie erlaubte es ihm? Er hatte gehofft, einmal in seinem Leben einen Orca berühren zu dürfen, doch das sie ihm dies wirklich gestattete, konnte er im ersten Moment gar nicht so recht glauben. Umso dankbarer war er ihr, das sie ihm in dieser Hinsicht entgegen kam. Zu Beginn des Tages hätte er das nicht für möglich gehalten. Immerhin hatte sie seine Anwesenheit als ein Übel betrachtet, das sie zu akzeptieren hatte. Das sie ihn trotzdem so nahe an ihre Wale ließ, war ein Zeugnis, das sie ihn doch irgendwie mochte. Diese Tatsache freute ihn noch mehr. „Ja, trauen Sie sich! Orcas sind sehr neugierig.“ Orlando folgte ihrer Aufforderung und streckte vorsichtig seine Hand über das Geländer.

In der nächsten Sekunde berührte einer der Orcas seine Hand. Die Haut des Orcas fühlte sich in keinster Weise glitschig an, so wie er sich das irgendwie vorgestellt hatte. „Das ist unglaublich“, flüsterte er überwältigt. Er bemerkte nicht einmal, das Sam diesen Augenblick auf einen Foto festhielt. Zu sehr war er in der Faszination gefangen, die diese Wale auf ihn ausübten. Auch fiel ihm nicht auf, das Hannahs Blick interessiert auf ihm lag. Sie sah seine funkelnden Augen, sah das Lächeln, das sein Gesicht schmückte. Seine ganze Haltung erzählte ihr, das dieser Moment ihn glücklich machte. Hatte sie zuvor vielleicht noch an ihm gezweifelt, so waren diese Zweifel nun vollständig verschwunden. Ja, er war ehrlich an den Walen interessiert. Und anscheinend hatte er sich soeben verliebt. Sie konnte nicht anders, als dies mit einem warmen Lächeln zu kommentieren. Wenn er so herzlich auf ihre Orcas reagierte, konnte er wahrlich kein schlechter Mensch sein. Dann musste er ein gutes Herz besitzen.

Das ist verdammt gefährlich für dich, Han, sprach sie mit sich selbst. Gut, als Mann war er interessant. Doch sie hatte keine Zeit für so etwas. Sie brauchte weder eine kurze Affäre, noch eine ernsthafte Beziehung. Für sie zählte nur ihre Arbeit. In ihrem Leben war für Liebe einfach kein Platz. Vielleicht gab es da wirklich ein paar Funken zwischen Orlando und ihr. Dennoch änderte das nichts an der Tatsache, das er nur eine Woche in Gibraltar bleiben würde. Sie selbst war das ganze Jahr über unterwegs, folgte den Orcas auf ihrer Wanderschaft. Ein Mensch konnte ihr Herz niemals auf diese Art und Weise erobern wie das den Walen vor langer Zeit gelungen war. Ihre Liebe gehörte ausschließlich ihnen. Daran würde auch ein berühmter Schauspieler nichts ändern können.

Orlando schien zu bemerken, das Hannah ihn beobachtete, den ruckartig hob er den Kopf und blickte ihr direkt in die Augen. Für eine lange Sekunde, die ihr unendlich vorkam, verschwamm die Welt um sie herum. Sie versank regelrecht in seinen warmen, braunen Augen. Selbst die Laute ihrer Orcas gerieten in die Ferne. Sie sahen sich einfach nur an. Er schien ihren Blick gefangen zu halten. Sie sollte damit aufhören! Sofort! Das, was sie hier tat, war keine gute Idee. Gut, die Wirkung, die er auf sie hatte, war vielleicht doch stärker, als sie gedacht hatte. Denn wenn es ihm gelang, das sie für einen kurzen Moment sogar ihre Orcas vergaß, war er überaus gefährlich für sie. So etwas konnte sie sich nicht leisten. Ein Mann war das Letzte, das sie in ihrem Leben brauchte, das sie überhaupt haben wollte.

Hastig wandte sich Hannah ab, um seinen Bann zu entkommen, den er, ganz offensichtlich, auf sie ausübte. Reiß dich zusammen, verfluchte sie sich im Stillen selbst. Gut, das war der Beweis gewesen, das es zwischen Orlando und ihr tatsächlich knisterte. Vielleicht hätte sie Daniel doch glauben sollen. Schließlich hatte dieser, wie er nie müde wurde zu betonen, eine Antenne für die Liebe. Hannah ging zu ihrer Tasche hinüber, um ihre Ausrüstung zu holen. Das gab ihr auch Gelegenheit ein paar Mal tief durchzuatmen, damit sie wieder Kontrolle über ihren eigenen Körper hatte. Ein angenehmes Zittern rieselte über ihre Haut. Es prickelte geradezu, ein Umstand, für den Orlando verantwortlich war. Er brachte sie völlig durcheinander. Sie war ein Profi. Von der Anwesenheit eines Mannes ließ sie sich doch sonst auch nicht so sehr aus dem Konzept bringen. Herr Gott, er war bloß ein Schauspieler. Bloß ein einziger Mann. Es war absolut nichts besonderes an ihm.

Mit einem Schnorchel und einer Taucherbrille ging Hannah zum Geländer zurück, sehr darauf achtend, ein wenig Abstand zu Orlando zu halten. Seine Nähe machte sie auf unerklärliche Art und Weise nervös. Etwas, das sie noch nie zuvor so dermaßen intensiv empfunden hatte. Hatte sie überhaupt jemals so empfunden? Oder war er der Erste, der diese starken Gefühle in ihr auslöste? Leicht schüttelte Hannah den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Sie waren einfach fehl am Platz. Sie passten nicht zu ihr. „Haben Sie das vor, was ich glaube, was Sie vorhaben?“ grinste Orlando, dem dies natürlich nicht entging, das sie versuchte, eine gewisse Distanz zu ihm aufzubauen. Anscheinend brachte er sie durcheinander. Das ist gut, meldete sich erneut seine innere Stimme lautstark zu Wort. Ja, es war gut, denn es bedeutete, das es ihm gelang sie nervös zu machen. Dies war eine Tatsache, die ihm deutlich zeigte, das er ihr nicht so gleichgültig war, wie sie vorgab. Ja, sie mochte ihn wirklich, und wenn es nur ein klein wenig war, ansonsten würde sie nicht so auf ihn reagieren.

„Wenn Sie davon ausgehen, das ich mit den Orcas schwimmen werde ... ja, dann haben Sie Recht, Orlando“, erwiderte sie, versuchte das charmante Lächeln zu ignorieren, das er ihr schenkte. War dies nur für sie bestimmt? Oder schenkte er es jeder Frau? In ihr breitete sich das Gefühl aus, das dieses Lächeln ganz alleine ihr galt. Sie wollte es gerne glauben. „Sooo ... du kannst meinetwegen von Bord gehen. Ich habe die Kamera. Ich bin bereit alles zu filmen“, durchbrach Marcs fröhliche Stimme die aufgeladene Atmosphäre zwischen Orlando und Hannah, die drohte, sich erneut in den Augen des Schauspielers zu verlieren. Oft hatte Marc ein wirklich ungünstiges Timing. Sie hatte ihn oft genug deswegen verflucht, vor allem, wenn er sie wieder einmal bei der Auswertung ihrer Beobachtungen gestört hatte. Doch dieses eine Mal war sie ihm wirklich dankbar dafür. Unabsichtlich rettete er sie vor den starken Funken, die Orlando und sie miteinander teilten.

„Nehmen Sie jede Begegnung mit den Orcas auf?“ hakte Orlando neugierig nach. Bejahend nickte Hannah. „Ja, jeder meiner Tauchgänge wird gefilmt. Die Auswertungen dieser Zusammentreffen sind sehr wichtig für meine Arbeit.“ „Und für mich bedeutet das, das ich mit ihr ins Wasser muss“, erklärte Marc wenig begeistert. Das lange Gesicht, das er machte, sprach Bände. Nein, er sah nicht so aus, als freute er sich auf das Wasser. „Sie machen das nicht gerne?“ „Er ist keine Wasserratte, so wie ich. Er filmt lieber vom Boot aus, doch wir müssen sehr nahe an den Orcas dran sein, und das bedeutet, das er sie auch unter Wasser filmen muss“, lachte Hannah. „Wenn Sie das Wasser so wenig mögen, warum sind Sie dann Unterwasserkameramann geworden?“ Fragend blickte Orlando seinem Gegenüber an. „Ich wollte Tiere schon immer filmen. Es ist meine Leidenschaft. Ich habe früher Elefanten und Löwen gefilmt. Aufgrund einer kleinen Unstimmigkeit mit meinem früheren Boss, war ich gezwungen, mir ein anderes Aufgabenfeld zu suchen. Hannah war bereit, mir eine Chance zu geben, und so wurde ich zu ihrem Kameramann.“

Orlando hakte nicht weiter nach, weil er Marc deutlich ansah, wie unangenehm dieses Thema ihm war. Offenbar war da mehr vorgefallen als eine kleine Unstimmigkeit, wenn er sich einen anderen Job hatte suchen müssen. Doch es ging ihm nichts an. Das waren Dinge, die ihn nicht betrafen. „Ich werde es überleben. Das habe ich immer. Ich bin nur froh, das Hannahs Liebe nicht den weißen Haien gehört. Dann hätte ich echt ein Problem“, lachte er trocken. „Ich vertraue Hannah. Deshalb gehe ich mit ihr auch ins Wasser. Sie würde mich niemals einer Gefahr aussetzen. Orcas haben zwar diesen Ruf, aber sie sind keine Killerwale. Sie sind sehr friedlich.“ „Doch zu Haien würden sie nicht ins Wasser gehen“, stellte Orlando amüsiert fest. „So sehr vertraue ich Hannah dann auch wieder nicht“, lachte Marc, setzte sich die Taucherbrille auf, und griff nach seinem Schnorchel.

„Ich weiß“, stimmte die Blondine in sein Lachen ein. Elegant schwang sie ein Bein über das Geländer und betrat die kleine Leiter, die an der Außenwand des Bootes angebracht war, und in das Wasser führte. Neugierig beobachteten die Orcas ihr Tun. Sie schienen zu ahnen, was Hannah vorhatte, denn aufgeregt stießen sie ein paar Laute aus. Langsam stieg sie die Sprossen hinab und ließ sich in das Wasser gleiten. Marc schnappte sich seine Kamera, die ausschließlich für Unterwassereinsätze gedacht war, und folgte ihr. „Gott, ist das kalt“, rief er entsetzt, als er in das Wasser hinab tauchte. „Jetzt stell dich nicht so an! Es hat genau die richtige Temperatur. Und es ist eine schöne Abkühlung. Immerhin ist es auf dem Boot schon ziemlich heiß“, schüttelte Hannah den Kopf. Manchmal war er richtig empfindlich. Eine tiefere Liebe für das Wasser würde Marc wohl niemals entwickeln.

Die Orcas schwammen um die Beiden herum. Sie hatten nicht einmal mehr Angst vor der Kamera. Am Anfang hatten sie sich Marc und seinem Gerät sehr vorsichtig genähert. Inzwischen waren sie es gewohnt, das er die Kamera auf sie hielt, genauso wie er es jetzt tat. Hannah streckte ihre Hand nach den Tieren aus. Vertrauensvoll ließ sich ein Orca von ihr berühren. Marc hielt sich etwas zurück, ging es doch in erster Linie darum, die Wale zu filmen, ihr Verhalten zu dokumentieren. Mit ein paar Schwimmzügen entfernte sich Hannah vom Boot. Die Orcas blieben dicht an ihrer Seite. Es war offensichtlich, das sie sie längst als Spielkameradin akzeptiert hatten. Mit einer geschmeidigen Bewegung tauchte Hannah ein Stück in die Tiefe hinab, wohlwissend, das Marc ihr folgen und sie gleichzeitig dafür verfluchen würde.

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Unter Wasser fühlte sie sich frei. Ja, das war ihre Freiheit ... sobald sie im Wasser war, sich in der Gesellschaft ihrer Orcas befand, war sie glücklich. Dann konnte sie nichts mehr ärgern, nichts konnte ihr die gute Laune ruinieren ... sie vergaß einfach die Welt um sich herum. Für Hannah war es der glücklichste Ort auf Erden ... das Meer ... die Nähe der Wale ... Das machte sie vollkommen. Unter der Wasseroberfläche spielt nichts anderes mehr eine Rolle. Nur die Orcas waren wichtig. Nur sie beide, die Orcas und sie selbst, zählten dann noch. Dass Marc sie durch die Kamera hindurch beobachtete, jede ihrer Handlungen festhielt, bemerkte sie nicht einmal. In der Welt der Orcas war nichts von all dem bedeutend. In dieser Welt, in ihrer Welt, hatte sie nur Augen für die Wale, für ihre Familie, wie sie die Tiere liebevoll nannte. Denn genau als das betrachtete sie sie. Die Orcas waren ihre Familie, ihr Herz, ihre Seele, einfach ihr Leben.

Und jeder einzelne von ihnen hatte längst einen Namen erhalten. Hannah hatte ihnen allen Namen gegeben. So war es nun auch Bruce, ein ungefähr sieben Meter langes Männchen, das sich ihr langsam näherte. Hannah strich mit der Hand an seinen Rücken entlang. Er umkreiste sie ein weiteres Mal, als wäre es eine Aufforderung. In der nächsten Sekunde umschloss sie seine Rückenflosse und ließ sich von ihm mitziehen. Die Kraft der Tiere, und gleichzeitig ihre Anmut, die sie besaßen, faszinierte Hannah jedes Mal aufs neue. Bruce schwamm nicht schnell davon, es war, als wollte er Hannah nicht verletzen, sondern zog seine Kreise um seine Gruppe. Ein paar seiner Artgenossen schlossen sich ihm an. Ja, das war eines dieser unglaublichen Geschehnissen, die Hannah mit den Orcas erlebte, die ihr offenbarten, das sie ihr vertrauten. Würden sie dies nicht tun, hätte sie keine Chance, auf ihnen reiten zu dürfen. Und es war ein Privileg, das die Tiere ihr dies erlaubten, das ihr gestatteten, so nahe an sie heran kommen zu dürfen. Dessen war sich Hannah jeden einzelnen Tag bewusst.

Nach ein paar Metern lockerte Hannah ihren Griff. Bruce machte erneut eine Runde um sie herum und reckte ihr schließlich seinen mächtigen Kopf entgegen. Sanft streichelte Hannah darüber, hatte nicht einmal Angst, als er sein Maul öffnete, und ihr seine scharfen Zähne präsentierte. Stattdessen schüttelte sie nur amüsiert den Kopf und streichelte ihn weiter. Marc war inzwischen völlig in Vergessenheit geraten, der einfach nur die Kamera laufen ließ, und stets zutiefst beeindruckt davon war, wie viel Vertrauen diese Orcas zu Hannah hatten. Genau das war, weshalb Hannah so einen ausgezeichneten Ruf genoss. Sie sorgte für einzigartige Bilder, für Aufnahmen, wie sie kein anderer Forscher zustande brachte, weil sie es war, denen die Tiere mit Vertrauen begegneten. Weil sie sie dadurch in ihre Gruppe aufgenommen hatten, als wäre sie ein Teil von ihnen. Und jedes Mal, wenn sie den Orcas begegneten, konnte man deutlich sehen, das diese sich wirklich freuten, Hannah zu sehen. Sie hatten die Wissenschaftlerin gerne in ihrer Nähe. Dieser kleine Tauchgang bewies es wieder einmal auf ganzer Linie.

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Interessiert blickten Orlando und Sam den Treiben im Wasser zu. Das Meer war sehr klar, deshalb konnten sie auch erkennen, was sich unter der Oberfläche abspielte. Immerhin waren Hannah und Marc nicht sehr tief getaucht. Die Orcas umrundeten Hannah, schienen viel Spaß mit ihr zu haben. Es machte jedenfalls diesen Eindruck, denn die Tiere wichen ihr nicht von der Seite. Umso beeindruckter war Orlando auch, als er ihren kleinen Ritt auf einen der Tiere beobachtete. „Das ist ... einmalig. Mir fehlen echt die Worte“, sprach er kopfschüttelnd. „Was oder wer fasziniert dich eigentlich mehr? Ihr Spiel mit den Walen? Die Wale? Oder Doktor Barnett?“ hakte Sam grinsend nach. „Ich weiß nicht, was du meinst“, wich Orlando aus, wohlwissend, das diese Antwort sie nicht zufrieden stellen würde. Sam würde so lange nachbohren, bis er mit der Wahrheit herausrückte.

„Stell dich nicht so dumm! Ich kenne dich, Bruderherz. Und ich sehe dir an der Nasenspitze an, das du an der Wissenschaftlerin interessiert bist. Wer kann es dir übel nehmen? Sie ist jung, sehr attraktiv und sie setzt sich sehr für das Wohl der Wale ein. Sie ist genau dein Typ.“ „So? Ist sie das?“ Ein kleines Lächeln umspielte Orlandos Lippen. Bejahend nickte Sam. „Ich beobachte euch jetzt schon die ganze Zeit über. Zwischen Hannah und dir knistert es ziemlich. Das kannst du nun wirklich nicht abstreiten. Also, was genau läuft da?“ „Ich streite nicht ab, das es zwischen uns knistert.“ „Und?“ „Und was?“ hakte Orlando gedehnt nach, gab sich erneut ahnungslos, doch auch dieses Mal war Samantha nicht bereit, ihren Bruder aus ihrem Fragennetz entkommen zu lassen.

„Was hast du jetzt vor?“ „Wie meinst du das?“ Orlando wandte seine Augen kurz von dem Geschehnis im Wasser ab, um seiner Schwester einen fragenden Blick zukommen zu lassen. Lachend schüttelte Sam den Kopf. „Ich meine, ob ich nach Hause fliegen soll, weil du deine Zeit gerne mit Hannah verbringen würdest.“ „Ich würde dich niemals nach Hause schicken, Sam.“ „Ich weiß. Es wäre ja auch meine Entscheidung.“ „Ich weiß ja nicht einmal, ob sie überhaupt einen Abend mit mir verbringen würde. Sie hat schließlich nur Augen für ihre Wale.“ „Aber du bist ihr dennoch aufgefallen. Du machst sie ziemlich nervös. Das ist doch ein gutes Zeichen. Hast du sie gerne?“ „Ja.“ „Würdest du sie gerne näher kennenlernen?“ „Sehr gerne sogar.“ „Dann solltest du auch etwas dafür tun.“ „Ich weiß. Und das werde ich auch.“ „Wirst du sie für heute abend einladen?“ „Das habe ich vor“, erklärte Orlando entschlossen. Ja, er würde Hannah nach einem Date fragen. Zwischen ihnen hatte sich etwas entwickelt. Und er wollte gerne herausfinden, was da im Einzelnen möglich sein könnte. Aber wollte Hannah das auch? Orlando jedenfalls hatte es irgendwie im Gefühl, das sie sein Leben verändern könnte.

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Hannah und Marc kehrten zum Boot zurück. Die Orcas begleiteten sie nach wie vor. Marc war der Erste, der die Leiter bestieg, und sichtlich froh war, wieder den festen Grund des Bootes unter seinen Füßen zu spüren. Hannah nahm sich noch die Zeit, sich ausgiebig von der Gruppe Wale zu verabschieden, besonders von Bruce, der immer ein wenig extra Zuneigung benötigte. Aus irgendeinem Grund, den sie sich selbst nicht erklären konnte, mochte Bruce sie ganz besonders. Er war immer der Erste, der begrüßt werden wollte, und auch der Erste, von dem sie sich zu verabschieden hatte. Er war auch immer ganz vorne dabei, wenn es darum ging, von ihr berührt werden zu wollen. Und Hannah erfüllte ihm seinen Wunsch natürlich. So auch dieses Mal. Nachdem sie sich von Bruce verabschiedet hatte, schwang sie sich auf die Leiter.

Oben war es Orlando, der ihr freundlich die Hand reichte, um ihr auf das Boot zu helfen. Für einen langen Augenblick sahen sie einander einfach nur an. Wieder hielt dieses starke Gefühl sie gefangen, wieder war es ihr nicht möglich, sich seinem Blick, seinen charmanten Lächeln, zu entziehen. Erneut übte er diese einzigartige Wirkung auf sie aus. Ein Zittern rieselte über ihre Haut, als sie ihre Hand in seine legte. Warm legten sich seine Finger um ihre. Es kam einem elektrischen Schlag gleich, dennoch gelang es ihr nicht, die Hand zurück zu ziehen. Ihr Körper gehorchte ihr nicht. Langsam stieg sie die letzten beiden Sprossen hinauf. Noch immer war sie nicht in der Lage irgend etwas zu sagen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, so heftig, das sie befürchtete, er könnte es sogar hören.

Schweigend standen sie sich gegenüber, verloren sich völlig in den Augen des anderen. Wie es sich wohl anfühlten mochte, von ihm geküsst zu werden, von ihm umarmt zu werden? War ein Kuss von ihm wirklich so sinnlich wie sein Mund es versprach? Verdammt, Hannah Magdalena Barnett! Was soll das denn? schimpfte sie im Stillen mit sich selbst. Was dachte sie denn da? Wie konnte sie über solche Dinge ernsthaft nachdenken? Er war nur einen verdammten Tag auf ihrem Boot! Danach würde sie ihn nie wiedersehen. Wieso war es ihm möglich, sie so um den Verstand zu bringen, das sie sich schon Gedanken darüber machte, ob er gut küssen konnte. Das war doch irrsinnig! Wenn sie wieder im Hafen waren, würde ihre Wege sich für immer trennen. Und Herr Gott, in ihrem Leben war für die Liebe keinen Platz. Er würde sowieso irgendwann gehen ... genau wie jeder andere vor ihm. Auch ein Orlando Bloom würde nicht bei ihr bleiben, würde irgendwann aufhören, Verständnis für ihre Arbeit zu haben. Auch er würde sie eines Tages vor die Wahl stellen. An diesen Tatsachen konnte sie nichts ändern. Niemand würde jemals auf Dauer respektieren, das sie ihr Leben ihrer Aufgabe opferte. Das ihre Wale Priorität hatten. Letztendlich würde auch er sie wegen ihren Orcas verlassen.

Ruckartig entzog Hannah ihm ihre Hand, die er länger umschlungen hielt, als nötig. Sie legte die Taucherbrille und den Schnorchel neben ihren Geräten ab und griff nach einem Handtuch. „Das war beeindruckend! Ich bin völlig hin und weg“, erklärte Orlando lächelnd. Die Begeisterung stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. „Was meinen Sie?“ Zögernd drehte sie sich zu ihm um, wusste sie doch, wie gefährlich seine Nähe für sie war, wie sehr er sie schon mit einem einzigen Blick durcheinander brachte. „Ihr Ritt mit dem Orca. Die Tiere vertrauen Ihnen sehr.“ „Daran habe ich auch lange gearbeitet.“ „Dieses Spiel mit den Walen ... es war unglaublich. Ich bin Ihnen sehr dankbar, Hannah, das Sie mich daran haben teilnehmen lassen. Das ich das sehen durfte.“ „Gern geschehen“, sprach sie und erwiderte sein Lächeln. Auch wenn dies keine besonders gute Idee war, so konnte sie nicht anders. Ein innerer Drang zwang sie dazu. Denn dieses Lächeln, das er ihr schenkte, war alleine für sie gedacht. Und er besaß ein wirklich sehr ansehnliches und verführerisches Lächeln.

Du bist wirklich in Schwierigkeiten, schüttelte Hannah über sich selbst den Kopf. Sie griff nach einem Handtuch und rubbelte sich das nasse Haar trocken, vor allem tat sie dies, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Ja, es machte sie nervös, wie er sie ansah, wie er sie anlächelte. Schon alleine die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, machte sie nervös. Das war doch echt nicht normal. Sie hatte ihre Gefühle normalerweise im Griff, besaß eine gute Kontrolle über sich und ihr Gefühlsleben, aber Orlando machte all das zunichte, weckte in ihr den Wunsch, sich in seine Arme zu werfen. Gut, vielleicht hat Daniel Recht und ich bin schon zulange alleine, weil ich so empfindlich auf den Kerl reagiere. Genau das war es wohl. Sie lebte vielleicht tatsächlich schon viel zu lange alleine, das ein harmloser Flirt mit dem Briten sie völlig aus dem Konzept brachte. Doch ihre innere Stimme machte ihr gleich einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihr zuflüsterte, das es daran nicht lag, sondern alleine an Orlando. Das er es war, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Ja, sie würde froh sein, wenn er ihr Boot wieder verließ, wenn er aus ihrem Leben verschwand, dann würde es nämlich wieder in Ordnung sein. Für die Liebe hatte sie keine Zeit und sie wollte sich diese auch nicht nehmen ... Funken hin oder her ... Das spielte keine Rolle.

Hannah ging zum Geländer hinüber und beobachtete ihre Orcas, die sich noch immer in der Nähe des Bootes aufhielten. Erneut stießen sie ihre Laute aus. „Wir sehen uns morgen wieder, meine Süßen. Ich muss leider zurück und mich um den Papierkram kümmern. Passt bis dahin gut auf euch auf“, sprach sie und streckte ein letztes Mal ihre Hand aus. Bruce folgte der Geste sofort und schob seinen Körper nach oben, um von ihr berührt zu werden. „Wiedersehen, Bruce! Daniel, wir können zum Hafen zurück fahren“, rief sie zu ihrem Mitarbeiter hoch. Dieser startete in der nächsten Sekunde den Motor und entfernte sich langsam von den Orcas, sehr darauf achtend, keinen von ihnen zu verletzen. Die Wale blieben zurück und sangen zum Abschied für Hannah. So jedenfalls kam es Orlando vor. Einige von ihnen vollführten einen eleganten Sprung, bevor sich auch die Wale zurück zogen und in die Tiefen des Meeres hinab tauchten.

Sein Blick fiel auf Hannah, die den Walen nach sah, solange, bis sie im Wasser verschwunden waren, bis der Letzte abgetaucht war. „Bruce?“ hakte er nach. „Ja. Ich habe jeden Wal einen Namen gegeben. Ich kann sie gut voneinander unterscheiden.“ „Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Sie haben eine sehr enge Bindung zu diesen Tieren. Es war ein wundervolles Erlebnis“, sprach Orlando, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Lächelnd blickte sie ihn an. „Es freut mich sehr, das Sie Spaß hatten, Orlando.“ „Es ist mehr als das. Sie haben mir einen sehr großen Wunsch erfüllt. Diese Tiere sind wahrlich einzigartig. Ich kann sehr gut verstehen, weshalb sie Ihnen so wichtig sind.“ „Dann tun Sie etwas, um Ihren Lebensraum zu erhalten.“ „Wollen Sie mir gerade eine Spende abringen?“ grinste er breit. Verneinend schüttelte Hannah den Kopf. „Das gehört nicht zu meiner Arbeit. Ich lass das andere tun, die geschickter mit unseren Geldgebern umgehen können als ich. Mir liegt das nicht. Ich kann mit Menschen nicht besonders gut.“ „Davon merke ich allerdings nichts.“ Schwach zuckte Hannah mit den Schultern. „Dann sind Sie aber einer der Wenigen, der das so sieht. Orlando, ich möchte Sie nur um etwas bitten. Sie haben die Möglichkeit, etwas zu unternehmen, Organisationen wie das ISLI zu unterstützen, alleine aus dem Grund, weil Sie Millionen besitzen. Nutzen Sie das, um diesen Tieren zu helfen. Machen Sie etwas sinnvolles mit Ihrem Geld. Oder macht es Sie wirklich so glücklich, soviel davon zu besitzen?“

Eindringlich sah sie ihn an, wartete geduldig auf seine Antwort. In diesen Augenblick kam es ihm so vor, als würde sie in seine Seele schauen, als würde sie erkennen, das ihm der Presserummel um seine Person viel zuviel war, das es Tage gegeben hatte, an denen er sich gewünscht hatte, niemals Schauspieler geworden zu sein, das es oft äußerst anstrengend für ihn war, zu akzeptieren, das die Medien so großes Interesse an ihm hatten, Tage, an denen er sich nach einem ruhigen und normalen Leben, fernab von Hollywood und den Medien, sehnte. Ja, es war, als würde sie auch seine Einsamkeit sehen, unter der er litt, seit seiner Trennung von Kate. Sie blickte ihm direkt ins Herz. Nichts, das er je erlebt hatte, hatte ihn jemals so intensiv berührt wie dieser eine Moment.

„Nein, es macht mich nicht glücklich. Ich setze heute meine Prioritäten anders als noch vor ein paar Jahren.“ „Das heißt?“ „Inzwischen setze ich mich sehr für den Klimaschutz ein. Ich versuche, mit meinem Geld zu helfen. Reichtum wird überschätzt, Hannah.“ „Ich weiß. Doch wenn Sie ihn haben, unterstützen Sie Projekte für den Artenschutz oder den Klimaschutz. Wir sind auf Spenden angewiesen. Wir brauchen sie, um unsere Arbeit machen zu können, um diesen Tieren effektiv helfen zu können. Diese einzigartigen Geschöpfe sind auf unsere Hilfe angewiesen, Orlando. Setzen Sie sich für sie ein. Das ist es, das einem vollkommen macht ... etwas Gutes tun, selbstlos und ehrlich, ohne Hintergedanken ... Das ist es, worauf es im Leben ankommt. Wissen Sie ... wenn Sie auch nur einem Orca das Leben retten, retten Sie ein Stück weit die Welt“, erklärte Hannah ernst.

Es war ihr deutlich anzusehen, das sie diese Überzeugung mit Leib und Seele vertrat. Sie glaubte felsenfest daran. Und sie stand für das ein, woran sie glaubte. Orlando wusste, sie hatte Recht. Wenn es nicht die Menschen waren, die begannen, sich für eine bessere Welt einzusetzen, wer sollte es sonst tun? Ja, ihr Kampf für die Orcas war bewundernswert und er würde sie dabei unterstützen. Sie sollte sich keine Sorgen mehr darum machen müssen, wie ihre Projekte finanziert wurden. Sein Entschluss stand längst fest, nicht nur, weil er sie mochte, sondern weil diese Tiere einzigartig waren, weil er sie ins Herz geschlossen hatte. Ihr Lebensraum gehörte dringend geschützt. Und er würde seinen Namen und sein Geld dafür benutzen, Hannahs Kampf um die Orcas zu begleiten.

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Die Zeit war wie im Flug vergangen. Orlando hatte nicht das Gefühl, das es schon halb ein Uhr mittags war, als das Boot im Hafen ankam. Auch verspürte er keinerlei Hunger. Zu aufregend war sein Tag gewesen, und ja, das lag vorrangig an Hannah. Die Wale zu sehen, er hatte sogar einen von ihnen berührt, war unglaublich gewesen. Und dabei auch noch eine Frau kennen gelernt zu haben, die nichts auf seinen Status als Schauspieler gab, der der Rummel um seine Person völlig egal war, war absolut erfrischend. Solchen Menschen begegnete er nicht so oft. Sie war tatsächlich etwas ganz besonderes ... ihre außerordentlich starke Liebe zu den Tieren, ihr freundliches Wesen, ihre bezaubernden Augen, das warme Lächeln ... Sie hatte es ihm schwer angetan. Und er würde von dem Tag liebend gerne mehr mitnehmen als nur die bloße Erinnerung daran.

„Wäre es sehr aufdringlich, wenn ich Sie fragen würde, ob Sie sich mit mir fotografieren lassen?“ erkundigte sich Orlando zurück haltend. Schon mehrmals an diesen Tag hatte sie durchblicken lassen, das sie Tiere lieber mochte als die Menschen. Und er wollte sich ihr wirklich nicht aufdrängen. Das war das Letzte, das er bei ihr erreichen wollte. „Nein, das wäre es nicht“, willigte sie in seine Bitte ein. Es überraschte Hannah selbst, das sie so bereitwillig darauf einstieg, doch sie konnte bei dem Blick, den er ihr zuwarf, einfach nicht nein sagen. „Sam, wärst du so lieb?“ bat Orlando seine Schwester. Diese hatte ja noch immer die Kamera bei sich. „Natürlich“, erwiderte sie lächelnd. Irgendwie hatte sie damit gerechnet. Es verblüffte sie also nicht wirklich, das Orlando die Wissenschaftlerin um ein Foto bat. Für ihn war es eine gute Möglichkeit, ihr etwas näher zu kommen. Und genau das lag ihm ja im Sinn.

Orlando stellte sich neben Hannah und legte ihr sanft einen Arm um die Schulter. Prüfend blickte er sie an. War ihr das unangenehm? Er war sich sicher, würde es so sein, würde sie ihn zurechtweisen. Doch nichts dergleichen geschah. Obwohl sie erst vor kurzem im Wasser gewesen war, fühlte sich ihr Körper warm an. Sein Herz raste. Ihre Nähe löste dies in ihm aus. Außerdem duftete sie wunderbar. Es war eine Mischung aus Meerwasser und Orchidee, ihr Parfüm, mutmaßte er. Jedenfalls war es eine verführerische Kombination. Samantha machte ein Foto von ihnen. Oh ja, da hatte es wirklich gefunkt. Durch die Kamera war das noch deutlicher zu erkennen. Und sie hoffte sehnlichst, das es Orlando auch gelang, Hannah näher kennenzulernen. Sie wünschte es ihm vom ganzen Herzen.

„Ich möchte mich gerne bei Ihnen bedanken. Es war ein wundervoller Tag“, sprach Sam zum Abschied und reichte Hannah die Hand. „Das freut mich sehr“, erwiderte diese. Unbemerkt gab Orlando seiner Schwester mit einem Kopfnicken zu verstehen, das Boot schon einmal zu verlassen. Sie verstand den Wink und verließ mit Marc, der sie zum Hotel zurück fahren würde, die Orcas Heart. Es war ein einmaliger Tag gewesen. Diesen würde sie nicht so schnell vergessen. Und Orlando erst recht nicht. Er hatte sehr viel dadurch gewonnen. War er zuvor von Orcas fasziniert gewesen, so hatte er nun seine Liebe zu diesen Tieren entdeckt. Und nicht nur das ... So war er auch hin und weg von Doktor Hannah Barnett. Es gelang ihr, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. Ja, er mochte sie, und Sam freute sich für ihn, das er eine Frau gefunden hatte, die ihn ernsthaft interessierte. Vielleicht konnte sie ihn wieder richtig glücklich machen. Vielleicht waren die Beiden ja füreinander bestimmt.

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„Sie waren doch eine ganz gute Gesellschaft, Orlando“, sprach Hannah. Eigentlich sollte sie einen Schritt zurück treten, es wäre besser für sie, doch sie blieb dicht an seiner Seite, als sie ihn ein Stück begleitete, um ihn zu verabschieden. „Da bin ich sehr erleichtert. Es war der beste Tag meines Lebens, Hannah. Danke, das wir Sie begleiten durften.“ „Es hat Ihnen also gefallen“, stellte sie lächelnd fest. Bejahend nickte Orlando. „Gefallen? Es war einzigartig. Ich werde diesen Tag niemals vergessen.“ „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt in Gibraltar. Wenn Sie unsere Organisation wirklich unterstützen wollen, setzen Sie sich mit Harvey in Verbindung. Er wird alles weitere mit Ihnen klären. Haben Sie noch einen schönen Tag, Orlando“, sprach Hannah. Es klang nicht nur nach einem Abschied, es war auch einer. Doch so einfach ließ sich Orlando nicht abwimmeln. Für ihn war diese Sache noch nicht beendet. Und er musste ihr einfach diese Frage stellen. Denn Hannah hatte sich in sein Herz geschlichen. Nach diesem Tag, nachdem er erlebt hatte, wie liebevoll sie mit ihren Orcas umging, hatte sie dort einen Platz eingenommen.

Orlando blieb am Geländer stehen und blickte Hannah in die Augen. Unter seinem eindringlichen Blick wurde sie unruhig. Sie hatte es im Gefühl, das er noch etwas los werden wollte, etwas das ihm wichtig war. „Hannah ... ich habe den Tag sehr genossen und ... ich würde dich gerne zum essen einladen. Heute abend“, brachte er die Sache auf den Punkt. Hoffnungsvoll lagen seine Augen auf ihr. Ja, es würde ihn wahnsinnig freuen, wenn sie mit ihm ausgehen würde. Er wollte gerne mehr von ihr erfahren. Herr Gott, er wollte alles von ihr erfahren. Zwischen ihnen war irgend etwas und er wollte gerne herausfinden, was da möglich wäre. Es knisterte einfach viel zu stark zwischen Hannah und ihm, um das zu ignorieren. Er wollte ihnen eine Chance geben und konnte nur hoffen, das sie das auch tat. In welche Richtung es sie letztendlich brachte ... darüber wollte er noch kein Urteil fällen.. Nur die Zeit konnte ihnen dies offenbaren.

Perplex starrte Hannah ihn an. Hatte er sie gerade zu einem Date eingeladen? Hatte er wirklich eine Einladung zu einem romantischen Abendessen ausgesprochen? Für einen langen Moment war sie schlichtweg sprachlos, wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Das war doch ... Ja, was war es eigentlich? Leicht schüttelte sie den Kopf. Er löste etwas in ihr aus, das konnte sie nicht bestreiten, doch auf der anderen Seite war da ihre Angst ... ihre Angst, eine neue Liebe einzugehen, weil sie einfach wusste, das sie wieder verlassen wurde. Auch er würde gehen. Zweifellos würde er das irgendwann machen. Und ihr Herz verkraftete es kein weiteres Mal, das man sie wegen ihren Walen verließ. Das es ihre Wale waren, die den Mann an ihrer Seite Grund gaben, sie alleine zurück zu lassen. Nein, noch einmal ein solches Ende ... das wäre viel zuviel für sie. Sie würde es nicht ertragen. Deshalb war es das Beste, Orlando nie wieder zu sehen. Es war das Beste, sich von ihm fern zu halten.

„Danke für das Angebot, aber ... ich muss ablehnen. Ich habe wirklich keine Zeit. Ich muss noch einige Berichte verfassen, die Aufnahmen auswerten, die Marc in den letzten Tagen gefilmt hat, und ... Ich habe einfach keine Zeit“, lehnte sie seine Einladung ab. „Nicht einmal für einen Abend?“ hakte er nach. Er klang ziemlich enttäuscht. Und er war es. Das sah sie ihm deutlich an. Er hatte sich auf einen Abend mit ihr gefreut. Es tat ihr auch leid, das sie ihn enttäuschen musste. Doch wenn sie selbst eine Enttäuschung von sich abwehren wollte, musste sie jetzt so handeln. Orlando löste viel zu starke Gefühle in ihr aus. Es wäre äußerst gefährlich für sie sich mit ihm einzulassen.

„Nein, es geht wirklich nicht“, sprach sie mit einem Kopfschütteln. Sie musste ihr Herz schützen. Dies war der einzige Weg, wie sie dies tun konnte. „Wenn du ... deine Meinung änderst, du findest mich im Glory. Ich würde mich sehr freuen, wenn du dich meldest. Wenn du an einen anderen Tag Zeit hast, dann melde dich bitte. Ich bin noch eine Woche in Gibraltar“, erklärte Orlando und verließ das Boot. Deutlich spürte er Hannahs Augen in seinem Rücken. Gut, diese Abfuhr hatte weh getan. Damit hatte er nicht gerechnet. Schließlich war da etwas zwischen ihnen. Er hatte es gespürt, verdammt, und trotzdem hatte sie abgelehnt. Das war eine Abfuhr, an der er noch lange zu nagen hatte. So einfach würde er Hannah nicht vergessen können. Zu sehr hatte sie schon sein Herz erobert.

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„Und? Was hat sie gesagt?“ erkundigte sich Samantha neugierig, als sie am Ende des Stegs auf Orlando wartete. Er strahlte nicht. Ja, sie ahnte, welche Antwort Orlando erfahren hatte. Es war nicht gut gelaufen für ihn. „Sie hat nein gesagt. Sie will nicht mit mir essen gehen“, erklärte er enttäuscht. Orlando wandte sich zum Boot um, auf dem Hannah noch immer bewegungslos stand, und ihm nachsah. Über die Entfernung hinweg tauschten sie einen Blick miteinander aus. Es ärgerte ihn zutiefst. Verdammt, wieso lehnte sie ab, wenn sie sich doch so offensichtlich zueinander hingezogen fühlten? Niemand konnte das ignorieren. Es hatte sich während dem Tag auf dem Meer etwas zwischen ihnen entwickelt. Wieso handelte sie gegen ihre eigenen Gefühle? Warum tat sie so etwas?

„Das tut mir leid“, sprach Sam mitfühlend und drückte seine Hand. Normalerweise wäre das keine große Sache für Orlando. Ging es hier nur um einen bedeutungslosen Flirt würde ihr Nein ihn nicht so schwer treffen, wie es offensichtlich der Fall war. In Samantha wuchs eine Ahnung. Es gab nur eine Erklärung, warum diese Ablehnung von Hannah Orlando so beschäftigte. Konnte es wirklich sein, das dieser halbe Tag ausgereicht hatte, damit er völlig sein Herz verlor? Nicht an die Orcas, sondern an der Wissenschaftlerin? Die Liebe kam oft überraschend, das wusste sie. Hatte er etwa schon solch starke Gefühle für Hannah entwickelt? Hatte es ihn wirklich schwer erwischt?

„Hast du dich verliebt?“ hakte sie direkt nach. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf Orlandos Gesicht ab. Noch immer beobachtete er Hannah, so als wollte er sich ihre Erscheinung tief einprägen. So einfach konnte er nicht aufgeben. Vielleicht benötigte sie nur ein wenig Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, das sie das Interesse eines Schauspielers auf sich gelenkt hatte. Schließlich hielt sie nicht besonders viel von Schauspielern. Oder sie hatte einfach nur Angst, das er sie von ihrer Arbeit ablenkte, die ihr so unglaublich wichtig war. Vielleicht sollte er ihr einfach etwas Zeit einräumen und danach erneut Kontakt zu ihr aufnehmen. Ihre Begegnung war Schicksal gewesen. Das Schicksal hatte sie zusammen geführt. Hannah war eine absolute Bereicherung für sein Leben. Er hatte dies einfach im Gefühl.

„Ja, ich habe mich verliebt“, antwortete Orlando lächelnd und warf einen letzten warmen Blick auf Hannah. Erst dann stieg er in den Wagen ein. Sam glitt neben ihm und wenig später war der Wagen schon auf der Straße unterwegs, auf den Weg zurück in das kleine Hotel, in dem die Beiden abgestiegen waren. Orlando blickte während der Fahrt aus dem Fenster. Doch er sah nicht die Landschaft, sondern Hannahs bezaubernde Gestalt. Mit einem Blick hatte sie sein Herz für sich gewonnen. Ganz überraschend, als er selbst es am wenigstens erwartet hatte, war die Liebe in sein Leben zurück gekehrt. Jetzt galt es nur noch diese Liebe auch zu halten, Hannah zu offenbaren, das sie beide eine Chance hatten. Er würde diese wunderbare Frau nicht aufgeben. Sie gehörte zu ihm.

Er würde Hannah erobern ...

The End (?)