Thirty-Eight Minutes

Title: Sanctuary / The Fear Itself, Part 2
Author: Tegan (teganspirit@gmail.com)
Fandom: Stargate Atlantis
Rating:
R
Category:
Drama, Liebe, Abenteuer
Characters, Pairing: Doktor Weir, Teyla, Rodney McKay, Ford, Major John Sheppard / Elektra Shiva

Summary: Nachdem John den Angriff eines Insektes nur mit knapper Mühe überlebt, offenbart sich Elektra den Wraith. Ihre Rückkehr auf den Planeten aus ihrem Traum endet in einer Katastrophe ...

Disclaimer: Die Charaktere von Stargate Atlantis gehören nicht mir, sondern MGM Television, Brad Wright, Robert C. Cooper, Peter DeLuise und anderen. Diese Story ist FanFiction, mit der weder Geld verdient, noch Rechte verletzt werden sollen. Ich schreibe sie nur zu meinen Vergnügen.

Note: Als erstes wünsche ich allen fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Diese Story ist ein Teil meines Weihnachtsgeschenkes für Shendara. Also Susi, frohe Weihnachten, du hast jetzt, was du wolltest. Als Warnung ist folgendes zu sagen: Ich bin für das Ende von Part 2 nicht verantwortlich. Es war Susis Idee und sie hat darauf bestanden und gedrängt, das ich diesen Teil auf diese Art ausklingen lasse. Sie allein trägt die Verantwortung (und Schuld?) an dem, was Rodney hier zustößt. Wenn ihr euch davon nicht abschrecken lässt, wünsche ich viel Vergnügen mit Runde zwei zwischen Elektra und den Wraith.


Sanctuary, Part 2 - The Fear Itself
© 2005 by Tegan

~ 1. ~

Mit einem lauten Geräusch prallte das Schwert an einer anderen Klinge ab. Ein frustriertes Stöhnen entrang sich Johns Kehle, während Elektra geschickt ihr Schwert schwang und ihn herausfordernd anblickte. Auf ihre Bitte, ihren Trainingspartner zu spielen, war John sofort eingegangen. Durch all das, was Elektra ihm über die Kamaguris erzählt hatte, war seine Neugier geweckt worden, und deshalb wollte er nur zu gerne sehen, wie der Kampfstil des Ordens im Einzelnen aussah. Ihr scharfer Blick machte dem Soldaten aber auch klar, das sie ihn in keinster Weise schonen würde. Sie nahm ihr Training absolut ernst und dies erwartete Elektra auch von ihrem Freund.

John hatte noch nie mit einem Schwert gekämpft. Teyla unterrichtete ihn zwar im Nahkampf mit Kampfstöcken, doch das hier war etwas vollkommen anderes. Es war ein seltsames Gefühl, eine echte Klinge auf die Frau zu richten, die man liebte. In der Hinsicht auf diesen Kampf unterlag er ihr in allen Punkten, dessen war sich der Soldat nur zu deutlich bewusst. Wie ein Raubtier umkreiste Elektra ihn, beobachtete all seine angespannten Bewegungen. Ihrem entschlossenen Blick entging nicht ein kleines Detail, die von den Fehlern sprachen, die John im Umgang mit dem Schwert machte.

In der nächsten Sekunde griff sie ihn an, wobei sie den Soldaten austrickste, und mit einer geschmeidigen und einzigartigen Bewegung direkt über ihn hinweg setzte. John konnte auf ihren Angriff nicht schnell genug reagieren. Er spürte nur noch ihre Klinge an seinen Hals und den starken Druck, mit dem sie ihn auf die Knie zwang. Als sich Elektras Griff lockerte, entrang sich ein schweres Keuchen seiner Kehle. Und obwohl die Niederlage, die er soeben erlitten hatte, nicht besonders gut schmeckte, war er zutiefst beeindruckt von der Leistung, die Elektra ihm präsentierte.

„Auf dem Schlachtfeld möchte ich dir nicht begegnen“, sprach John kopfschüttelnd und erhob sich langsam. „So sehr ich dich liebe, John, doch du bist kein ernstzunehmender Gegner für mich. Die Ausbildung deiner Welt unterscheidet sich grundsätzlich von der meinen.“ „Ich weiß, das ich nicht auf deinen hohen Niveau kämpfe, Elektra.“ „Verkraftet dein Ego es, das eine Frau dich schlägt?“ hakte sie lächelnd nach. „Bei dir kann ich damit umgehen. Wie hast du das gemacht?“ erkundigte sich Major Sheppard neugierig.

„Worauf spielst du an?“ „Ich rede von diesen genialen Sprung über mich, der der reinste Wahnsinn war. Du bewegst dich so dermaßen schnell, das es unmöglich ist, dir richtig zu folgen.“ „Aus eigener Erfahrung, die du mit den Wraith gemacht hast, weißt du inzwischen, das sich unsere Feinde äußerst schnell bewegen.“ „Allerdings. Das ist uns allen schon unheimlich. Aber ich sah noch nie einen Menschen, der sich so bewegen kann.“ „Es erfordert ein hartes Training, um dieses Ziel zu erreichen. Die Kamaguris hatten deshalb eine Chance gegen die Wraith, weil sie gelernt haben, sich auf derselben Ebene zu bewegen“, führte sie näher aus.

„Um über einen Wraith zu triumphieren, musst du schnell denken und handeln. Du musst über ihnen stehen. Nicht die Wraith dürfen die Regeln bestimmen, sondern du musst den Ton angeben.“ „Kann man diesen ungewöhnlichen Kampfstil und diese Schnelligkeit auch als Außenstehender erlernen?“ „Wenn eine Kamaguri dich unterrichtet“, sprach Elektra geheimnisvoll. Sie ahnte bereits, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. John war fasziniert von der Kunst ihres Kampfes. Er war wissbegierig herauszufinden, wie er mit dieser neuen Fähigkeit, die man trainieren konnte, umzugehen wusste. Elektra würde es ihm nur zu gerne beibringen, vor allem mit dem Gedanken im Hinterkopf, das er sich mit dem Stil der Kamaguris besser gegen die Wraith verteidigen konnte.

„Würdest du es mich lehren?“ stellte John die entscheidende Frage. „Hast du überhaupt eine Ahnung, worauf du dich da einlässt? Im Training der Kamaguri gibt es kein Erbarmen, kein Flehen und Bitten, das du aufhören willst, wenn es zu hart für dich wird. Du musst dich den Schatten deiner Seele stellen. Außerdem wird das Training zur Folge haben, das du dich von den festen Bestandteilen deiner militärischen Ausbildung lossagen musst. Vieles davon, zum Beispiel dein Verlass auf deine Schusswaffen, lässt sich nicht gut mit den Kamaguris verbinden. Nur so kannst du über dich hinaus wachsen und Taten vollbringen, bei denen du nicht einmal weißt, das du dazu fähig bist“, erklärte sie streng.

„Du hast mich schon mit dieser kleinen Episode nicht geschont. Ich bin mir im Klaren darüber, das du mich bis zum letzten Blutstropfen fordern wirst. Ich will von dir lernen, Elektra.“ „Wenn ich dafür sorgen kann, das deine Verteidigung in Gefahrensituationen noch unantastbarer wird, so bin ich natürlich damit einverstanden. Wir werden sehen, ob du es noch für eine gute Idee hältst, wenn du vollkommen erschöpft auf deinen Knie in dein Quartier zurück kriechst“, prophezeite Elektra ihrem Freund. John lachte kurz auf und legte ihr einen Arm um die Taille.

„Es ist unser Schlafzimmer. Und sollte es so geschehen, wie du es mir hier sagst, wirst du die Nacht damit verbringen dürfen, meinen müden Körper zu verwöhnen“, erklärte er mit einem frechen Grinsen. „Überheblich bist du wirklich nicht“, bemerkte Elektra ironisch. „Das Training wird dir gut tun, John. Solange du mir vertraust, wird dir nichts geschehen. Du weißt doch, das ich gut auf dich aufpasse. Ich mache aus dem Soldaten, der du bist, einen Krieger, den nichts und niemand stoppen kann“, prophezeite sie ihm und der ernste Blick, mit dem sie ihn ansah, versprach von der Wahrheit ihrer Worte.

 

„Sie sind vollkommen gesund, Elektra“, sprach Carson beeindruckt und schloss somit die letzte Untersuchung ab, die notwendig war, um der Kriegerin eine absolute Erholung ihres Todes zu bescheinigen. „Das habe ich doch gesagt“, erklärte Elektra zufrieden. „Wie sieht es mit ihren Erinnerungen aus? Zwei Monate sind seit dem Na-Thil vergangen. Haben sich die Lücken geschlossen oder müssen Sie noch über ein paar Dinge nachdenken?“ „Es geht mir gut, Doktor Beckett. Sie können auf mein Urteil vertrauen. Meine Erinnerung hat sich wie mein Körper gut erholt. Zwar habe ich noch ein paar dunkle Löcher in meiner Vergangenheit, doch es ist nichts von wichtiger Bedeutung. Ich habe das Na-Thil erfolgreich überstanden“, analysierte Elektra ihren Zustand selbst.

„Sollten trotzdem irgendwann noch Komplikationen auftauchen, dann ...“, begann Beckett ermahnend, wurde jedoch von Elektra unterbrochen. „Dann werde ich mich sofort auf Ihre Krankenstation begeben.“ „Versprochen?“ „Ja, danke, Doktor Beckett für alles, was Sie für mich getan haben. Sie haben mir in den vergangenen Wochen sehr geholfen, meine angeschlagene Gesundheit zu stabilisieren. Ohne Sie wäre das nicht so schnell möglich gewesen. Ich hätte viel länger gebraucht, um mich von allem zu erholen.“ „Ich bin Arzt. Ich habe nur das getan, wozu ich mich verpflichtet habe“, blockte Carson ab, dem es unangenehm war, das ausgerechnet diese starke Kamaguri ihren Dank ihm gegenüber aussprach.

Elektra nickte ihm noch einmal zu und verließ die Krankenstation, während Beckett seinen letzten Bericht schrieb, der sich mit Elektras Gesundheit befasste. Diese Dokumentation war wahrscheinlich die beste Arbeit, die er jemals geschrieben hatte. Auf der Suche nach John, der sich voraussichtlich in der Kommandozentrale aufhielt, begegnete ihr Doktor McKay. „Elektra, ich war auf den Weg zu Ihnen“, rief er hinter ihr, um sie dazu zu bewegen, stehen zu bleiben. Langsam drehte sie sich zu ihrem neuen besten Freund um, der Rodney war, seit er ihre Erlaubnis für das Betreten der geheimen Kamaguri-Räume erhalten hatte.

„Was kann ich für Sie tun, Rodney?“ „Ich würde gerne die Kammer ein wenig näher erforschen.“ „Sie sind unermüdlich.“ „Ich habe noch so viele Fragen, so viele Dinge, die ich unbedingt wissen will“, sprudelte es aus dem Wissenschaftler heraus. „Schon gut“, lächelte Elektra, die seinen Redeschwall unterbrach, bevor er überhaupt die Möglichkeit erhielt, richtig anzufangen. „Ich öffne Ihnen das Tor.“ „Es ist nicht so, dass ich nur etwas von Ihnen verlange, Elektra, ich habe auch etwas für Sie“, bemerkte McKay, als Elektra vor dem Tor stehen blieb und den Vorgang zum Öffnen der Türen durchführte.

„Tatsächlich? Und was könnten Sie haben, das von Interesse für mich ist?“ hakte sie neugierig nach. „Es befindet sich auf meinen Computer. Ich habe Ihnen die Daten über Ihren Mythos aufgerufen, der in meiner Welt existiert. Die Persönlichkeit, die Sie dort für die Menschen sind, könnte etwas sein, das Ihre Aufmerksamkeit erweckt.“ Elektra hob kurz den Kopf und Rodney erkannte in ihren Augen die Neugier, die dort über das soeben angesprochene Thema aufflammte.

„Natürlich würde ich das gerne mit eigenen Augen sehen, da ich nach wie vor nicht glauben kann, das ich wirklich zu einem solchen Mythos auf der Erde geworden bin. Dabei habe ich nichts großartiges getan, um diesen Ruf zu erlangen.“ „Sie haben etwas einzigartiges getan, von dem meine Welt nie erfahren wird. Sie haben Atlantis vor dem Untergang und die Übernahme durch die Wraith gerettet. Und alleine für diese Tat stehe ich in Ihrer Schuld“, gab Rodney zu, dem durchaus bewusst war, das er auf Atlantis nicht arbeiten könnte, wenn Elektras Edelmut dieser Situation nicht vorausgegangen wäre, in einer schrecklichen Zeit des Krieges, die sie hoffentlich nie erleben würden.

Rodney nahm die Arbeitsgeräte an sich, die für seine unzähligen Untersuchungen nötig waren, und ging auf das offene Tor zu. „Kann ich mich einfach an Ihren Arbeitsplatz setzen?“ bemerkte Elektra zweifelnd. „Für Ihren Zugriff ist gesorgt, Elektra“, rief McKay über die Schulter, ohne sich noch einmal umzusehen. Sobald er sich innerhalb der Räume der Kamaguris befand, war er zufrieden und es gab nichts, nicht einmal ein drohender Angriff der Wraith, der ihn dabei stören konnte. Kopfschüttelnd beobachtete Elektra ihn einen kurzen Augenblick, bevor sie sich abwandte, und direkt zur Kommandozentrale ging, um ihrer Neugier nachzugeben. Die Gelegenheit, die Rodney ihr bot, konnte sie nicht ausschlagen. Sie musste einfach herausfinden, was der Grund war, das sie auf der Erde zu einem Mythos heran gewachsen war.

[Zwei Stunden später]

Überrascht stellte John fest, das Elektra an McKays Computer saß. Sie schien so sehr in dem, was sie las, vertieft zu sein, das sie den Betrieb um sich herum gar nicht richtig mitbekam. Langsam beugte sich John über sie, stützte sich mit den Händen rechts und links von ihr ab, und küsste sie zärtlich auf die Stirn. „McKay bringt dich um, wenn er dich hier sieht“, murmelte er an ihrem Ohr. „Erstens befindet er sich in den Räumen meines Ordens. Und zweitens hat er mir genau das hier erlaubt. Es war sogar seine Idee“, erwiderte sie, ohne den Kopf zu heben.

„Was liest du da eigentlich?“ hakte John nach und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Bildschirm. „Elektra, die Kriegerin der Schatten“, las er laut vor. „Das alles hat mir Rodney heraus gesucht. Ich hatte keine Ahnung“, flüsterte Elektra und lehnte sich vertrauensvoll in seinen Armen zurück. „Das ist eine Geschichte, die so nie geschehen ist. Das ist nicht mein Leben.“ „Es ist ein Mythos, der über dich erzählt wird. Natürlich entspricht das Meiste davon der Unwahrheit. Aber mit einem haben all diese Erzähler Recht.“ „Und das wäre?“ „Sie berichten alle von der schönsten aller Frauen, von einer Frau, die vollkommen ist.“ „Ich habe auch meine Schwächen, John. Es ist nicht nötig, das du mich auf ein so hohes Podest hebst“, wies sie sein Kompliment ab.

John nahm mit einem Seufzen auf den Stuhl neben ihr Platz und sah ihr durchdringend in die Augen. „Ist es wieder die alte Geschichte? Plagt dich schon wieder der Gedanke, das sich Valenko deinetwegen umbrachte?“ „Er hat sein Leben für mich beendet.“ „Das hat er nicht. Er hat dich getötet und mit diesen Gedanken konnte er nicht leben. Es war seine eigene Schuld. In den dunklen Zeiten eures Krieges war es nicht erforderlich, den Gesetzen der Kamaguris zu folgen. Er hat die einzige Kriegerin, die die Wraith vernichten konnte, getötet, um seine Ehre zu behalten.“ „John, wie oft muss ich dir noch sagen, das du das nicht verstehst?“ erwiderte Elektra kopfschüttelnd.

„Solange, bis du endlich aufhörst, dir die Schuld an seinem Tod zu geben. Du hast alles in deiner Macht stehende getan, um Atlantis und dein Schicksal zu retten.“ „Ich habe es verleugnet.“ „Nein, das hast du nicht“, beharrte er auf seiner Meinung. „Wie kannst du das behaupten? Du warst damals nicht dabei, ich hingegen schon.“ „Ich habe die Botschaft gesehen, die du kurz vor deinem Tod aufgenommen hast, schon vergessen? Ich sah Verzweiflung in deinen Augen, ja, doch da war noch etwas anderes. Du warst entschlossen, deine Heimat zu verteidigen - mit deinem Blut, deinem Leben und deinem Tod. Bis zum letzten hättest du gekämpft, wenn Valenko dich gelassen hätte. Elektra, du hast eine Entscheidung gefällt. In den Augen aller Menschen hier das einzig Richtige, das du in deiner gegenwärtigen Situation machen konntest. Atlantis steht nur noch aus einem einzigen Grund: Deinetwegen“, führte John entschlossen aus.

„Und trotzdem fühle ich mich noch immer schlecht. Ich habe noch immer das Gefühl, schrecklich versagt zu haben“, offenbarte sie ihm ihre Sorgen. John griff nach ihrer Hand und erhob sich. „Komm mit“, sprach er bloß und führte sie von der Kommandozentrale fort auf einen Balkon, der ihnen eine weite Sicht über die Stadt gab. „Sieh dich um, Liebling. Das alles hier existiert noch, weil du da warst, um Atlantis zu beschützen. Ohne dich wäre es wohl in die Hände der Wraith gefallen. Deine Feinde hätten alles zerstört, was du so sehr liebst. Ist es das, was du dir wünscht? Das deine Vergangenheit so abgelaufen wäre? Der Triumph der Wraith über die Antiker, Atlantis und den Kamaguris?“ sprach der Soldat und forderte sie damit auf, sich endlich klar darüber zu werden, das ihre Entscheidung in keinster Weise falsch gewesen war.

„Natürlich nicht. Es gibt für mich keinen schlimmeren Gedanken, als das die Wraith alles Leben auslöschen und die Macht über diese Galaxie erreichen“, stieß sie wütend aus. „Dann sieh der Wahrheit endlich ins Gesicht. Akzeptiere endlich die Geschehnisse, Elektra, so wie sie vorgefallen sind. Du hast deine Heimat beschützt und dafür hast du mit deinem Leben bezahlt. Du wusstest, wie Valenko reagieren würde, wenn du zuerst an deine Stadt und dann an dein Schicksal denkst. Lass dir von niemanden einreden, schon gar nicht von Valenkos Verhalten, das deine Tat nicht richtig war. Deine Selbstlosigkeit, Elektra, hat dafür gesorgt, das Atlantis überlebt hat. Dank dir können wir hier sein“, erklärte John und blickte sie dabei eindringlich an.

Elektras Blick lag auf dem Ozean, der Atlantis umgab, und auf die Stadt, die sie so sehr liebte, das sie in aller erste Linie nur ihr Heimat hatte retten wollen. Fest umklammerte Elektra die Brüstung des Balkons, sah sich nicht in der Lage, den Blick abzuwenden. John entging nicht das leichte Zittern, das über ihren Körper lief. „Kann es ein Trost für mich sein, das Atlantis ohne mich nicht mehr existieren würde? Ich weiß es nicht, John, ehrlich nicht. Mein Volk ist tot. Alles, was einst eine Bedeutung in meinen Leben besaß, ist verschwunden. Mein Orden ist genauso fort wie die Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Das ist nicht mehr mein Atlantis, so wie ich es kannte“, offenbarte Elektra kopfschüttelnd.

„Das weißt du seit deinem ersten Tag deines neuen Lebens. Die Frage, Elektra, die du dir stellen musst, ist folgende: Kannst du das akzeptieren?“ „Ich muss mit den Konsequenzen meiner Entscheidung leben. Ja, ich habe Atlantis gerettet und dafür mein Schicksal geopfert. Ich habe die Chance versäumt, die Wraith zu vernichten. Und mit dieser Entscheidung habe ich viele Völker in unserer Galaxie zum Leid verdammt. Damit muss ich leben. Ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Mein Verstand erklärt mir, das du Recht hast, wenn du sagst, dass Valenko die Verantwortung für seinen Tod trägt. Doch es ist mein Herz, das sich weigert, dies einzusehen.“

„Du brauchst Zeit, um zu verstehen, das Valenko in den letzten Stunden deines Lebens nicht länger dein Freund war. Er hat sich gegen dich gestellt und dich verraten, als du eigentlich seine Unterstützung benötigt hättest.“ „Wir hatten auch gute Zeiten, John.“ „Davon bin ich überzeugt, aber er hat deine Entscheidung nicht verstanden. Genau das hätte er jedoch tun müssen, um dir sein Vertrauen zu beweisen. Elektra, so sehr du ihn auch geliebt haben mochtest, Valenko hat zuerst an die Gesetze der Kamaguris gedacht. Dies war ihm wichtiger als dein Leben“, führte John sachlich aus und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Deine Entscheidung sorgte dafür, das all das, was du hier sieht, noch steht. Die Wraith konnten es deinetwegen nicht zerstören. Du glaubst, versagt zu haben, aber du hast deine Stadt gerettet. Das, was du tun wolltest, ist dir erfolgreich gelungen.“ „Valenko hätte dich wohl von Anfang an abgelehnt“, lächelte Elektra. „Das beruht auf Gegenseitigkeit. Was hätte er unternommen, um mich von dir fern zu halten, damit du dich auf dein Schicksal konzentrierst?“ hakte John neugierig nach. Sie hatte Valenko gut genug gekannt, um ihm diese Frage beantworten zu können.

„Er hätte geglaubt, du würdest mich ablenken. Also hätte es für Valenko nur einen Weg gegeben, dich los zu werden, indem er dich tötet.“ „Bin ich froh, das ich zur Zeit deines ersten Lebens nicht auf Atlantis war. Das hätte nur zum Streit zwischen euch geführt.“ „Niemand nimmt mir meinen Major Sheppard weg. Ich werde dein Leben bis zum letzten Blutstropfen verteidigen - so wie einst Atlantis.“ „Auch wenn ich dich gerne um mich habe, ich brauche keinen Bodyguard“, versicherte John ihr, bevor sie in einen innigen Kuss miteinander verschmolzen. Vielleicht hatte dieses ernste Gespräch ausgereicht, um Elektra endlich zu verstehen zu geben, das sie keinerlei Schuld an Valenkos Tod trug. Er hatte ganz alleine die Entscheidung für sich gefällt und diese Qual musste der Lehrmeister der Kamaguris seiner Schülerin nachfolgend nicht auflasten.

~ 2. ~

McKay hob überraschend den Kopf, als er hinter sich ein lautes, aber schon bekanntes Geräusch vernahm. Das Tor öffnete sich und Elektra betrat die weitflächige Halle der Kamaguris. In ihrer Begleitung befand sich Major Sheppard, der sofort auf den Wissenschaftler zusteuerte, während Elektra die geschwungene Treppe nahm, um so auf die höher gelegene Etage zu gelangen. „Wie laufen Ihre Nachforschungen, McKay?“ erkundigte sich John neugierig. „Die Kamaguris waren ein sehr faszinierender Orden. Ich will all ihre Geheimnisse lösen“, sprach Rodney begeistert.

„So fern Elektra Sie das tun lässt.“ „Inzwischen habe ich einen ganz guten Draht zu ihr.“ „Ja, ich weiß. Seit sie Sie hier herein geführt hat, verehren Sie Elektra. Woran liegt das wohl?“ sprach Sheppard gedehnt und sein altbekannter Spott tauchte in seiner Stimme auf. „Ich mag sie, okay? Mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Elektra ist eine interessante Persönlichkeit.“ „Und die Einzige, die das Tor zu diesen Räumen öffnen kann. Übertreiben Sie es nicht mit Ihren Enthusiasmus. Wenn Sie Elektra vor dem Kopf stoßen, werde ich mich einmischen und ich glaube nicht, das Ihnen das gefallen wird“, bemerkte John ernst.

Ein leises Stöhnen entrang sich Rodneys Kehle. Langsam drehte er sich zu Sheppard um, der ihn noch immer bei seinen Untersuchungen beobachtete. „Würden Sie bitte endlich mit diesen Drohungen aufhören, Major? Inzwischen habe ich verstanden, das ich mir Ihre Rache einfange, wenn ich Elektra verletze. Herr Gott, dass hat jeder hier verstanden! Sie brauchen sie nicht wie ein Löwe verteidigen. Elektra ist um einiges stärker als Sie. Diese Frau kann Ihnen noch viel beibringen“, spottete McKay zurück.

„Dessen bin ich mir bewusst. Ich habe mit ihr eine kleine Trainingsstunde gehabt.“ „Und?“ „Sie ist unglaublich. Dieses Wissen, das diese Frau über die Kampfkunst besitzt, ist kaum zu beschreiben. Ich bin neugierig geworden. Deshalb bat ich Elektra, mich zu unterrichten.“ „Sie wollen die Kampfkunst der Kamaguris erlernen?“ „Unbedingt und Elektra wird meine Lehrerin.“ „Ich glaube nicht, das dies eine gute Idee ist. Sie haben keine Ahnung, worauf Sie sich da einlassen. Die Kamaguris haben eine ganz besondere Art der Kampfform entwickelt. Ein Außenstehender erlernt das niemals, denn Sie müssen sich von so vielen irdischen Dingen lösen, um diese höhere Ebene zu erreichen“, führte McKay sachlich aus, der bereits einige Berichte über die Kamaguris und ihren Kampfstil gelesen hatte. Im Gegensatz zu Sheppard hatte er sich ausführlich darüber informiert.

„Danke, das Sie mir das nicht zutrauen, McKay“, spottete John und sein Blick wanderte zu der höher gelegenen Etage, auf der sich Elektra befand. „Sie sind ein guter Soldat, Sheppard, doch kein Krieger. Ich bezweifle, das es überhaupt irgend jemanden gelingt sich auf die Kampfkunst der Kamaguris einzulassen, ohne daran zu scheitern.“ „Ich werde Ihnen beweisen, das Sie sich mit Ihrer Annahme irren. Ich werde das Training erfolgreich überstehen.“ „Für Ihre Gesundheit hoffe ich das wirklich. Ihre Ausbildung beim Militär ist nichts gegen das, was das Training der Kamaguris für Sie bereithält“, prophezeite Rodney und wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf die vielen Notizen, die sich in den letzten Wochen angesammelt hatten. Es gab so viele Dinge, die er festhalten musste, um nicht irgendein Detail des alten Ordens zu vergessen.

Deutlich drang die Unterhaltung der beiden Männer zu Elektras feingeschliffenes Gehör durch. Doch sie achtete nicht auf die Stimmen, lenkte ihre Konzentration auf die Tür, vor der sie stehenblieb. Einst hatte sie dieses Zimmer bewohnt. Einem kurzen Zögern folgend öffnete sie die Tür und trat ein. Der Raum war nicht groß, bestand aus einem hohen Fenster, einem schlichten Bett und einem Kleiderschrank. Mehr war für die Lebensumstände einer Kamaguri nicht nötig gewesen, da das Leben einer Kriegerin nicht aus materiellen Dingen bestand, sondern aus ihrer Ausbildung und der Verteidigung ihres Volkes.

Die Farben der Möbelstücke waren gar nicht mehr zu erkennen. Überall lag zentimeterdicker Staub. Zielsicher ging sie vor dem Bett auf die Knie und holte eine alte Kiste darunter hervor. Da sie die trockene Luft in dem Zimmer nicht ertrug, ging sie hinaus, um sich den Inhalt anzusehen. In dieser Kiste befanden sich die wenigen persönlichen Habseligkeiten, die sie nach dem Tod ihrer Eltern mitgenommen hatte, nachdem sie in Valenkos Obhut gekommen war. Und sie wollte in Erfahrung bringen, was davon überlebt hatte. Nach wie vor wandelte sie auf den Spuren ihrer eigenen Vergangenheit, um all die Handlungen zu verstehen, die sowohl die Kamaguris, wie auch sie begangen hatte.

Elektra kniete sich auf den Boden und schob den Deckel zur Seite. Obwohl zehntausend Jahre vergangen waren, hatten ihre Sachen diese Zeitspanne gut überstanden. Die Fotos waren vergilbt und verblasst, aber die Personen darauf waren noch zu erkennen. Sie musste schwer schlucken, als sie auf ein Bild ihrer Eltern sah. Ihr Tod war eine solange Zeit her, dennoch spürte sie noch immer den quälenden Schmerz ihres Verlustes. Was wäre wohl aus ihr geworden, wenn Valenko ihren Eltern nichts von ihrem Schicksal erzählt hätte? Wenn sie nicht von den Kamaguris aufgenommen worden wäre? Welches Leben hätte sie geführt, wären ihre Eltern nicht so früh verstorben?

Sie hob den Kopf, als sie auf einmal Schritte auf der Treppe vernahm. In der nächsten Sekunde glitt ein kurzes Lächeln über ihre Lippen, von dem sie stets überwältigt wurde, sobald John in ihrer Nähe auftauchte. „Ist alles in Ordnung, Elektra?“ erkundigte er sich, als er die Tränen sah, die in ihren Augen glänzten. „Ich schwelge bloß in trauriger Erinnerung. Willst du meine Eltern kennenlernen?“ „Deine Wurzeln interessieren mich.“ Elektra reichte ihm ein äußerst altes Foto, das er sich neugierig ansah. „Jetzt weiß ich endlich, woher du deine Schönheit hast. Deine Mutter hat dir ein gutes Erbe hinterlassen.“

„Du bist unverbesserlich“, schüttelte Elektra den Kopf. „Ist das alles, was von deinen Sachen übrig geblieben ist?“ „Es ist alles, was mir wichtig war. Materielle Dinge bedeuten nichts, John.“ Mit diesen Worten holte sie eine alte Waffe aus der Kiste. Bewundernd blickte John ihr über die Schulter, beobachtete ihre Reaktion auf den kurzen Dolch, der einen schwarzen Schaft mit vier silbernen Streifen an der Seite besaß. Ihre Augen erhielten einen seltsamen Glanz, den er nicht so richtig deuten konnte. Es war offensichtlich, das sie eine tiefe Erinnerung mit dieser Waffe verband.

„Ich hatte ihn beinahe vergessen“, murmelte sie nach einer langen Schweigeminute. „Woher hast du das Messer?“ „Es war Valenkos Einführungsgeschenk, nachdem ich Schülerin der Kamaguris wurde.“ „Das hätte ich mir denken können“, stieß er aus und Elektra entging nicht der bittere Unterton, der in seiner ansonsten so warmen Stimme auftauchte. Ein schwerer Seufzer entrang sich ihrer Kehle. „Wieso kannst du seine Tat nicht einfach akzeptieren? Er hat doch nur nach den Regeln unseres Ordens gehandelt. Valenko hatte keine Wahl.“ „Doch, die hatte er durchaus. Er entschied sich, brutal über dich zu richten. Und egal, was du auch versuchst, es mir zu erklären, ich werde es nie verstehen.“

„Dann sollten wir aufhören darüber zu diskutieren. Denn es würde stets nur in einem Streit enden. Und ich will mich nicht mit dir streiten.“ „Das will ich auch nicht, obwohl ein solcher Streit auch seinen Reiz hat“, sprach er mit einem vielsagenden Lächeln. „Ich schätze, du sprichst vom Reiz der Versöhnung. Wirst du niemals satt, John?“ „Ich verspüre immer Hunger auf dich.“ „Anscheinend habe ich mir einen Casanova geangelt“, bemerkte Elektra lächelnd und streichelte über sein Haar. Sie liebte sein dichtes Haar einfach, konnte nicht genug davon bekommen, es zu berühren. Stundenlang könnte sie mit ihren Fingern hindurch gleiten, um sich zu vergewissern, das der Mann ihrer Träume tatsächlich der Realität entsprang.

„In keinster Weise bin ich das. Du kannst jeden hier fragen. Ich habe mich gegenüber den Frauen dieser Expedition immer korrekt verhalten.“ „Du bist ein anständiger Kerl, dessen bin ich mir bewusst“, erklärte sie und steckte das alte Messer in ihren Stiefel. „Viel hat von deinen Sachen nicht überlebt“, stellte John mit einem Blick, die er in die Kiste warf, nüchtern fest. „Ich habe noch nie viel besessen. Außerdem sind zehntausend Jahre vergangen. Da hat nicht besonders viel überlebt.“ „Stimmt dich das traurig?“ „Zu meiner eigenen Überraschung muss ich sagen, das es das nicht tut. Mich quält die Erinnerung an meine Eltern ein wenig. Sie haben all ihre Hoffnungen in mich gesetzt und ich habe das Gefühl, sie enttäuscht zu haben.“

„Weil du die Wraith nicht vernichtet hast?“ hakte er nach, obwohl es eine überflüssige Frage war, da er Elektras Antwort schon im vornhinein kannte. „Ja. Ich habe mein Schicksal verleugnet. Diese Tatsache muss ich akzeptieren. Aber es gibt da noch ein anderes Gefühl in mir, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, da ich davor nicht ewig fliehen kann.“ „Und was ist das?“ „Meine Angst“, gestand Elektra offen und blickte John unsicher an. „Deine Angst? Vor der Zukunft? Ich bin für dich da, Liebling, ich lasse dich mit deinem persönlichen Krieg gegen die Wraith nicht alleine“, versuchte er sie zu besänftigen.

„Das ist es nicht. Ich hatte Angst mich meinem Schicksal zu stellen. Ich wollte nicht sterben, John. Man lehrte mich, den Tod nicht zu fürchten. Aber in diesem Moment, als ich meinen Tod vor Augen hatte, fürchtete ich ihn zutiefst. Instinktiv wollte ich davonlaufen, wollte nichts mehr mit diesem Krieg zu tun haben. Meine Angst verleitete mich beinahe dazu, Valenko und dem Orden vor dem Kopf zu stoßen. Ich sah mich plötzlich nicht mehr in der Lage mein Volk zu beschützen, sondern dachte nur an mein eigenes Überleben. Meine Gedanken waren egoistisch.“ „In deiner Situation waren sie vollkommen normal. Elektra, dir wurde eine Bürde aufgeladen, dessen Druck zuviel für dich war. Das Überleben der Antiker und der Völker dieser Galaxie hing alleine von deiner Entscheidung ab. Du hast nur menschlich reagiert. Das ist kein Verbrechen.“

„Du empfindest meine Angst, die ich damals verspürte, also nicht als Verrat an meinen Volk?“ „Nein, so kannst du das wirklich nicht interpretieren.“ „Ich habe noch immer Angst, John, vor der Entscheidung, die ich womöglich treffen muss, um die Wraith aufzuhalten. Ich weiß, das ich zu allem bereit bin, um mich ihnen erfolgreich in den Weg zu stellen. Die Aussicht darauf, wie weit ich für meine Ziele gehen würde, jagt mir Furcht ein.“ „Vertraust du nicht auf deine Fähigkeiten?“ „Ich vertraue nicht darauf, das ich diesmal eine gut durchdachte Entscheidung fällen kann. Vielleicht muss ich diesmal nicht nur mein Leben opfern, sondern das auch jener, die ich zu lieben gelernt habe. Du sollst nicht wegen meines Kampfes den Tod finden.“

„Ich habe dir schon einmal gesagt, das ich keinen Leibwächter benötige. Ich bin Soldat, Elektra, und kann gut auf mich selbst aufpassen.“ „Du wirst durch mich in einen grausamen Krieg hinein gezogen, der nicht der deine ist.“ „Ich befinde mich seit meinen ersten Tag auf Atlantis in dieser Schlacht. Die Wraith haben uns schon vor deiner Erweckung nicht geschont.“ „Aber du hast keine Ahnung, was auf euch wirklich zukommt, sobald die Wraith von meiner Existenz erfahren. Das ist etwas ganz anderes, als das, was du bis jetzt gesehen hast“, warnte sie ihn eindringlich.

„Das ist eine sehr weitreichende Behauptung, Elektra. Kein Krieg unterscheidet sich vom anderen. Wenn Krieg ist, sehen sie alle gleich aus.“ „Du täuscht dich, John. Der Krieg zwischen den Kamaguris und den Wraith findet auf einen ganz anderen Level statt. So einen Krieg hast du noch nie zuvor erlebt“, sprach sie tadelnd und streichelte mit ihren Fingern sanft über seine Wange. „Das ist nicht fair“, seufzte er leise. „Wieso? Was tue ich schon?“ „Du weißt genau, das ich mich nicht auf unser Gespräch konzentrieren kann, wenn du mich so berührst. Das ist eine clevere Taktik, um mich abzulenken.“

„Und ich weiß, das es immer funktioniert. Mache dir keine Sorgen, John. Das ist nämlich meine Aufgabe. Ich bin eine Kamaguri. Es liegt in meiner Pflicht, euch zu beschützen.“ „Egal, was auch immer ich sage, du wirst dich von dieser Meinung nicht abbringen lassen“, stellte er kopfschüttelnd fest. „Du kennst mich einfach schon zu gut.“ „Und das ist mein Job, Elektra“, bemerkte er, bevor er sich über sie beugte und von ihren weichen Lippen Besitz ergriff. Innerhalb einer Sekunde versanken sie in leidenschaftlichen Küssen, die sie miteinander teilten.

Es war bloß Rodneys Erscheinen zu verdanken, das sie im Korridor auf der ersten Etage nicht übereinander herfielen. „Ich will ja nicht stören“, sprach er laut, wobei er nach Sheppards Geschmack etwas zu triumphierend klang. „Warum tun Sie es dann, McKay?“ knurrte John, während seine Hand noch immer auf Elektras Oberschenkel lag. „Sie haben den Funkspruch wohl nicht gehört, Major.“ „Welchen Funkspruch?“ „Der von Doktor Weir kam und uns anwies, augenblicklich im Konferenzraum zu erscheinen.“ „Dieser ist mir wohl entgangen.“ „Das überrascht mich gar nicht. Können wir gehen?“ drängte Rodney ungeduldig.

„Wir kommen schon“, sprach John und richtete sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf. Elektra steckte das alte Foto ihrer Eltern ein und tat es ihm gleich. Inzwischen war es bereits überflüssig, das McKay sie auf ihre Anwesenheit bei der Besprechung hinwies. Doktor Weir bemühte sich, ihr das neue Leben auf Atlantis zu erleichtern, wo es ihr möglich war. Sie bezog sie in ihre Entscheidung für die Stadt mit ein, erkundigte sich nach ihrer Meinung und hörte der Kriegerin interessiert zu, wenn sie auf ihr umfangreiches Wissen über die verschiedenen Völker dieser Galaxie berichtete. Für Elektra war dies überaus wichtig, da es ihr das Gefühl gab, noch ein Mitspracherecht in ihrer Stadt zu besitzen.

Elektra nahm gerne an den Teambesprechungen teil. Auf diese Art und Weise erfuhr sie eine Menge über die Menschen, die das Kommando ihrer Stadt besaßen. Für eine Kamaguri war es einfach, in den Gesichtern und der Körperhaltung ihrer Gegenüber wie in einem offenen Buch zu lesen. Ihre Zweifel, die sie anfangs über die Fähigkeiten von Doktor Weir gehabt hatte, hatten sich in Luft aufgelöst. Elizabeth war genau die Richtige für den Posten, den sie inne hatte. Ihr lag das Wohl der Stadt und der Menschen ihrer Expedition am Herzen und sie würde niemals eine Entscheidung treffen, die gegen diese Sicherheit verstieß.

 „Wir müssen die Wraith im Auge behalten. Sie werden irgendwann beschließen, uns direkt anzugreifen, anstatt immer darauf zu hoffen, das sie einem unserer Teams auf anderen Planeten begegnen“, sprach Zelenka ernst. „Das wissen wir schon seit unserem ersten und sehr ungemütlichen Treffen mit den Wraith. Wir tun unser Möglichstes“, erwiderte Rodney knapp. „Vielleicht sollte ich mich endlich zu erkennen geben“, warf Elektra nachdenklich ein. Ihre Worte veranlassten John zu einem verneinenden Kopfschütteln, doch es überraschte sie nicht, das ausgerechnet er etwas dagegen hatte. John wusste, ihr Leben war in Gefahr, sobald die Wraith von ihrer Existenz erfuhren.

 „Ich halte das für keine besonders gute Idee“, mischte sich der Major auch schon in die Unterhaltung ein. „John, ich weiß, was ich tue. Sie werden es so oder so erfahren. Und ich will gerne den Augenblick dafür selbst bestimmen.“ „Das kann ich durchaus nachvollziehen, aber wir sollten dein neues Leben noch eine Weile geheim halten. Es ist jetzt nicht klug sich zu offenbaren.“ „Du willst mich nur beschützen.“ „Das streite ich nicht ab. Ich mache mir Sorgen, was geschieht, wenn du ihnen gegenüber stehst. Deine Warnungen waren deutlich, Elektra.“

„Die Wraith werden mein Leben nicht dulden. Sie werden alles tun, um die letzte lebende Kamaguri auszulöschen. John, es liegt in ihrer abscheulichen Natur, dies durchführen zu wollen.“ „Und ich werde sie daran hindern.“ „Du kannst mich nicht vor meinen Schicksal bewahren“, sprach sie mit einem liebevollen Lächeln. „Ich muss Major Sheppard beipflichten“, bemerkte Elizabeth, um die Anspannung zu lösen, die sich leicht zwischen dem Soldaten und seiner Freundin aufgebaut hatte. Jeder auf Atlantis wusste inzwischen, das John alles unternehmen würde, um Elektra vor Schaden zu beschützen. Und es war auch jedem Mitglied der Expedition klar, das die Kriegerin ihn immer darauf hinwies, seinen Schutz nicht zu benötigen. Genau wie Valenko war dies ein empfindliches Thema für die beiden Liebenden.

„Wir haben den Wraith gegenüber einen Vorteil, Elektra, und das ist Ihre Existenz. Wir müssen den Zeitpunkt klug auswählen, um dieses Geheimnis vor unseren Feinden zu lüften.“ „Ich weiß, das Sie sich um mich sorgen, Doktor Weir, aber glauben Sie mir, ich bin bei weitem nicht so schwach, wie Sie alle denken. Ich bin bereit, meinen alten Kampf gegen die Wraith wieder aufzunehmen. Es gibt nichts, was mich körperlich noch beeinträchtigt“, erklärte Elektra entschlossen. Nur John alleine fiel auf, das sie bewusst das Wort körperlich in ihrer Aussage verwendete. Die Probleme, die ihr so manches Detail ihrer Seele noch machten, waren eine ganz andere Geschichte. Ihre Miene setzte aber auch ein deutliches Zeichen, das sie darauf nicht näher eingehen wollte.

„Niemand auf Atlantis kann mir meine Entscheidung abnehmen. Und ich habe beschlossen, das ich bereit bin, mich den Wraith in den Weg zu stellen“, fügte Elektra hinzu. Kaum, das sie zuende gesprochen hatte, war sie auch schon auf den Beinen und verließ den Konferenzraum. Sie spürte Johns intensiven Blick auf ihren Rücken, als sie über eine Treppe in eine höher gelegene Etage verschwand. Er würde ihr nun ein wenig Zeit geben, um alleine zu sein, da dies genau das war, was sie sich jetzt wünschte. Doch John würde ihr zweifellos folgen, sobald er den Zeitpunkt für richtig erachtete, erneut ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen, um sie vielleicht in ihrer Entscheidung umzustimmen.

Nach einer Stunde Ruhe, die John Elektra bereitwillig eingeräumt hatte, um ihre noch immer durcheinander geratenen Gedanken zu sortieren, suchte er sie auf. „Du kannst meinen Beschluss nicht ändern“, sprach Elektra, als ein Schauer über ihre Haut rieselte, der sie stets erfasste, sobald er sich in ihrer Nähe aufhielt. „Lass es mich wenigstens versuchen.“ „Wieso willst du meine Existenz verschweigen? Natürlich kannst du mich dadurch besser beschützen, doch für mich kommt dies nicht in Frage. Irgendwann müssen die Wraith erfahren, das ich wieder lebe. Nur so habe ich die Chance ihre widerliche Rasse zu vernichten.“ „Ich will dich nur nicht verlieren, Elektra, und ich befürchte, das genau das geschieht, wenn ich einer Begegnung zwischen den Wraith und dir zustimme“, gestand Sheppard offen.

„Vor nicht einmal zwei Stunden hast du mir von deiner tief verwurzelten Angst berichtet. Körperlich bist du soweit, aber seelisch musst du noch einiges tun, um für deinen Kampf gegen die Wraith wirklich bereit zu sein. Du musst deine inneren Dämonen besiegen. Deine Furcht ist eine davon.“ „Willst du mich davon befreien?“ „Ich will alles von dir abwenden, das dich quält. Du musst es nur zulassen.“ „Ich bin eine Kamaguri. Das kann ich auch alleine.“ „Lass mich dir einfach helfen. Manche Dinge bewältigt man besser, wenn man weiß, das jemand da ist, der dich dabei unterstützt. Du bist jetzt Teil meines Teams und als solches hast du auf deinen kommandierenden Offizier zu hören.“

„Und was genau befiehlt mir mein Vorgesetzter?“ „Das du unverzüglich in seinem Schlafzimmer erscheinst. Auf deinen Tagesplan steht eine sehr private Besprechung“, sprach er im verschwörerischen Ton. „Hast du für diese Art von Besprechung überhaupt Zeit?“ „Eine Stunde kann ich schon heraus schlagen.“ „Das ist für uns nicht genug.“ „Aber es liefert dir einen Vorgeschmack auf das, was ich heute Nacht mit dir vorhabe“, grinste er breit. „Und wenn ich mich nicht freiwillig beuge?“ „Werde ich dir dies aufzwingen müssen. Sieh es einfach als Ablenkung.“ „Ich liebe deine Ablenkungen. Du weißt, ich kann nicht genug von dir bekommen.“ „Meine Wirkung auf dich ist einfach einzigartig. Und dies nutze ich gerne für meinen Vorteil aus.“

„Ich ergebe mich deinen Wünschen in diese Richtung gerne, deshalb werde ich deinem Befehl Folge leisten“, lächelte Elektra. „Eine gute Entscheidung“, erwiderte John und ließ sie vorausgehen. Und wie jedes Mal, wenn er ihre wunderschöne Erscheinung betrachtete, wurde ihm auch jetzt wieder klar, das sie sein Leben vollkommen verändert hatte. Der Gedanke, Elektra zu verlieren, entsprang seinem schlimmsten Alptraum. Ohne sie existierte John gar nicht mehr. Sie war zum Sinn seines abenteuerlichem Lebens geworden. Wie sollte er weiter machen, wenn Elektra nicht mehr da war? Es war unmöglich für ihn, Elektra jemals gehen zu lassen.

~ 3. ~

Unruhig beobachtete John seine Freundin, wie sie mit den Bewegungen eines lauernden Raubtieres ihre Kreise um ihn zog. Es war seine erste Stunde im Training der Kamaguris und jetzt, wo er Elektra genauestens betrachtete, machte sich durchaus Zweifel in seinem Körper breit, ob dies tatsächlich eine so gute Idee gewesen war. Der Blick, der sich mit dem seinen kreuzte, war ihm vollkommen fremd. Auf diese Art und Weise hatte Elektra ihn noch nie angesehen. In diesen Moment war sie nicht die Frau, die absolut verrückt nach ihm war, sondern eine Kriegerin, die mit ihrem Feind keinerlei Erbarmen kannte.

Zu Beginn seiner neuen Kampfausbildung hatte Elektra ihn aufgefordert, sich auf den Boden der weitflächigen Halle zu setzen. John war dem augenblicklich nachgekommen. Nun blieb Elektra direkt vor ihm stehen. „Die Art des Trainings der Kamaguris hebt sich deutlich von der Ausbildung deiner Welt hervor. Es ist anders, als du es dir überhaupt vorstellen kannst. Dein Training war gut, doch du verlässt dich zu sehr auf deine Schusswaffen. Was denkst, was geschieht, wenn du auf diese einmal nicht zurück greifen kannst?“ „Ich wurde auch im Nahkampf trainiert.“ „Davon hast du mir bis jetzt nicht besonders viel gezeigt. Beweise es, John“, forderte sie ihn heraus.

„Leg alle Waffen ab!“ „Du wirst mir doch nicht weh tun, oder?“ fragte er im Scherz, während er ihrer Aufforderung nachgab. „Ich würde dich niemals ernsthaft verletzen“, erwiderte Elektra und wartete, bis John seine Angriffsposition eingenommen hatte. In der nächste Sekunde verwickelte sie ihn auch schon in einem harten Kampf, wo er sich alleine mit seinem Körper verteidigen musste. Elektra erkannte sehr wohl die guten Grundlagen, die John besaß, aber es war bei weitem nicht das, was er brauchte, um sich auf diese Art und Weise gegen einen Wraith erfolgreich zur Wehr zu setzen.

Innerhalb weniger Sekunden konterte sie seine Schläge aus, tauchte hinter ihm auf und zwang ihn mit einem Tritt gegen seine Kniekehle auf den Boden. „Konzentriere dich, John“, wies sie ihren Freund scharf zurecht. John wollte sich erheben, doch Elektra ließ dies mit einem unnachgiebigen Griff nicht zu. Sie zwang ihn auf den Knien zu bleiben. „Ich bin konzentriert“, erwiderte er mit einem leisen Stöhnen. „Nicht so, wie du es sein solltest. Du darfst dich von nichts und niemanden ablenken lassen. Die Kunst des Kampfes ist die Herausragendste, die überhaupt existiert. Es ist nicht nur eine Notwendigkeit, um sein Leben und das anderer zu verteidigen. Es ist eine Lebenseinstellung.“

„Du kannst nicht nur für den Kampf leben.“ „Deine Meinung darüber musst du ändern, wenn du die Kunst der Kamaguris wirklich in dir aufnehmen willst. Eine Kamaguri lebt alleine für ihre Pflicht. Es gibt nichts, was daneben eine Rolle spielt, da es nur um die Vernichtung der Wraith geht. Das Leben einer Kamaguri wird allein davon bestimmt. Hast du Angst vor dem Tod, John?“ „Jeder hat Angst vor dem Sterben.“ „Aus dieser Furcht musst du deine Kraft ziehen. Es sind unsere Ängste, unsere Zweifel und unsere Schwächen, die uns stark machen. Einer Kamaguri bringt man bei, furchtlos zu sein, dabei aber niemals die eigene Verwundbarkeit zu vergessen. Doch genau diesen Fehler habe ich gemacht.“

„Inwiefern?“ fragte John, während er versuchte, sich aus ihrem eisernen Griff zu befreien. „Ich habe angefangen, mich meinen Mitmenschen überlegen zu fühlen. Ich hielt mich für unfehlbar, für jemanden, der nicht zu bezwingen ist. Einst hatte ich Angst vor dem Tod, doch jetzt, wo ich ihn selbst erlebt habe, weiß ich, das es keinen Grund dafür gibt. Der Tod gehört zum Leben dazu und er ist der Beginn einer neuen Reise, wenn die Alte zuende geht.“ „Du siehst das Leben als Reise?“ „Du etwa nicht? Kamaguris sahen das Leben stets als lange Reise an. Wir sind nur zu Besuch auf diesen Planeten. Die Welt gehört uns nicht. Und irgendwann endet unser Besuch. Schätzt du das Leben?“

„Mein eigenes oder das anderer?“ „Beides.“ „Ich würde mein Leben geben, um die Menschen auf Atlantis zu beschützen.“ „Eine solche Behauptung solltest du nicht leichtfertig aufstellen.“ „Das ist keine leichtfertige Aussage, Elektra.“ „Ich weiß, du hast dich bereits in viele Gefahren begeben, auch für mich. Das Wasser, das Atlantis umgibt, wird bewacht.“ „Von wem?“ „Die Antiker nannten das Wesen einen Schutzgeist. Du hast dich schon in die größte Gefahr deines Lebens begeben, ohne es zu ahnen. Dieser Schutzgeist ist eine Kreatur, die ich selbst nie gesehen habe. Ich gehe davon aus, das er die Jahrtausende gut überstanden hat. Er hätte euch in Stücke reißen können.“ „Und das sagst du mir erst jetzt?“ schluckte John schwer.

„Hätte ich dich gewarnt, wärst du trotzdem gegangen, um meine Leiche zu bergen?“ „Ja“, sprach er, ohne großartig darüber nachzudenken. „Deine Liebe ist deine größte Schwäche.“ „Nein, Elektra, sie ist meine größte Kraft.“ „Aber sie lässt dich nicht klar denken. Nicht einmal davon darfst du dich ablenken lassen. Manchmal musst du innerhalb von Sekunden Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod bestimmen. Doch das muss ich dir nicht sagen. Als Soldat bist du dir dessen bewusst. Du darfst mein Leben nicht über das eines fremden und bedrohten Volkes stellen.“

„Das ist leichter gesagt als getan“, räumte John ehrlich ein. „Obwohl ich in dieser Hinsicht versagt habe, fürchtet eine Kamaguri nicht den Tod. Du musst bereit sein, selbstlos dein Opfer zu vollbringen. Halte deine Augen offen und lerne, das alles möglich ist, auch jene Dinge, von denen du annimmst, das sie niemals funktionieren können. Geh über deinen Verstand hinaus, lass deine Seele aus deinem Körper gleiten und dich von dem führen, was dir eine leise Stimme zuflüstert. Du musst aus dir heraus gehen, dich von deinen Grundsätzen befreien, um die Fähigkeiten zu erlangen, bei denen du glaubst, sie nicht zu besitzen. Lerne, deiner Seele zu folgen und nicht deinem Verstand. Logik hat keinen Platz im Leben eines Kamaguri-Kriegers“, sprach Elektra wissend und holte aus der Trainingstasche, die John mitgebracht hatte, ein schwarzes Tuch, mit dem sie auf ihn zukam.

Bereitwillig ließ er sich mit dem Tuch die Augen verbinden. Von einer Sekunde auf die Andere versank seine Umgebung in Dunkelheit. John konnte nur noch schattenhafte Bewegungen erkennen, die von Elektra ausgingen. Intensiv spürte er ihre Nähe, die so gefährlich für ihn war und eine ganz besondere Wirkung auf ihn ausübte. Sanft berührten ihre Finger seine linke Schulter. „Vertraust du mir, John?“ flüsterte sie an seinen Ohr. „Bedingungslos“, erwiderte er aufrichtig. „Nicht auf deine militärische Ausbildung darfst du dich in einer Schlacht verlassen, sondern alleine auf deinen Instinkt. Dies ist die wichtigste Regel für dein Überleben.“

An Johns Gehör drang ein Laut, der ihm vage bekannt vorkam. Seine Ahnung wurde bestätigt, als Elektra seine Hand um einen langen Schaft schloss. Das Schwert fühlte sich zwar leicht an, aber dennoch ungewohnt. Bis jetzt hatte er mit so etwas nur ein einziges Mal gekämpft und bei dieser kleinen Trainingseinheit hatte Elektra ihn vernichtend geschlagen. Johns Körper reagierte augenblicklich darauf und eine Anspannung lief durch seine Muskeln. Konzentriert lauschte er auf die Geräusche um ihn herum. In diesen Moment kam er sich vollkommen isoliert vor.

Er hörte Elektras leise Schritte, die ein unruhiges Gefühl in ihm hinterließen. Von Sekunde zu Sekunde spürte John die Veränderung an Elektra. Schon bald bewegte sie sich so lautlos, das es für ihn unmöglich war, herauszufinden, wo sie sich befand. „Eine Kamaguri gehört nicht zum Volk. Sie lebt abgeschnitten von ihnen, um ihre Aufmerksamkeit auf ihr Schicksal zu richten und sich auf die letzte Schlacht zwischen Kamaguris und den Wraith vorzubereiten. Nichts lenkt eine Kamaguri von ihrem Weg ab. Sie ist ein Wesen, das auf normaler Ebene nicht existiert. Die Straßen eines Kampfes sind dunkel und genau so ist es auch die Seele einer echten Kriegerin“, erzählte Elektra entschlossen.

„Eine Kamaguri ist ein Wesen des Schattens. Auch wenn sie für das Licht des Friedens kämpft, ist die Finsternis trotzdem ihr zu Hause. Um die Traditionen der Kamaguris zu verstehen, musst du dich auf die Dunkelheit einlassen. Lass dich von ihr einfangen und vollständig ausfüllen. Du musst sie spüren, John, fühle und erlebe sie.“ „Das macht mir Angst“, gestand Sheppard ehrlich. Ein Zittern bemächtigte sich seiner Seele, denn die Worte, die er hörte, beunruhigten seine militärischen Instinkte zutiefst.

„Für jeden Außenstehenden, der nicht von Geburt an in die Welt von Atlantis gehört, ist all das sehr furchteinflößend. John, du bist nun in einer Welt zu Hause, die vollkommen anders ist als jene, aus der du kommst. Du musst bereit sein dich auf unsere dunkle Seite einzulassen. Nur so kannst du jemals stark genug sein, um die Wraith, die grausame Ausgeburt der Dunkelheit, zu zerstören. Die Finsternis ist ihr Wegbegleiter und Führer. Sie fühlen sich an kalten Orten wohl, da dies ihre Natur ist. Auch eine Kamaguri muss dazu in der Lage sein, da dies dazu beiträgt, den Wraith die Stirn bieten zu können. Wie willst du diese dir fremde Welt verstehen, daraus neue Kraft schöpfen, wenn du nicht bereit bist, seine Schatten kennenzulernen?“ fragte Elektra herausfordernd.

„Du musst dir bewusst werden, wer du wirklich bist. Im Angesicht mit dem schlimmsten aller Feinde darfst du nicht deine Identität verlieren. Ein Krieger, John, ist das Einzige, der zwischen den Wraith und den Menschen steht. Trotz der Aussicht einer ungewissen und vielleicht sogar todbringenden Zukunft musst du deine Pflicht erfüllen und alles tun, was in deiner Macht steht, um den Schwachen Schutz zu bieten. Fühlst du die Waffe in deiner Hand?“ „Ja.“ „Es ist nicht bloß eine Waffe, eine Klinge, dessen Umgang du erst lernen musst. Spüre, wie sie lebt, wie sie bereit ist, durch dich Leben auszulöschen. Dies ist ein Werkzeug, das dazu dient, deine Taten zu vollbringen.“

In der nächsten Sekunde hörte John, wie Elektra sich ruckartig bewegte. Instinktiv hob er den Arm und wehrte ihren Angriff erfolgreich mit dem Schwert ab. Zu seiner eigenen Überraschung stellte John fest, das er sich nicht nur auf eine Art und Weise bewegte, von der er nicht einmal gewusst hatte, das dies in ihm steckte, sondern auch, das er keinerlei Schwierigkeiten besaß, das Schwert wie ein erfahrener Samurai-Krieger zu führen. „Du musst den Gedanken loslassen, das nur deine Schusswaffen dein Leben verteidigen. Egal, welche Waffe du bei dir trägst, es ist bloß eine Hilfe, die tut, was du willst. Du aber bist Derjenige, den die Wraith lernen müssen zu fürchten, da du allein sie in den Tod schickst“, sprach Elektra weiter, ohne John dabei aus den Augen zu lassen.

Erneut ging sie zum Angriff über und wieder schien John darauf vorbereitet zu sein. Die beiden Klingen prallten aneinander. „Wenn dir nicht klar wird, welche tiefe Macht in dir wohnt, John, wirst du einen Wraith niemals in die Knie zwingen können. Jeder Mensch besitzt die Gabe, die Dunkelheit der Wraith zu erkennen. Aber die Meisten, auch du, wenden es nicht an. Du musst anfangen richtig hinzusehen.“ „Ich sehe nur das, was ich mit den Augen erkennen kann“, gab John zurück. „Genau das ist das Problem. Du siehst nur mit deinen Augen.“ „Womit soll ich sonst sehen?“ „Eine Kamaguri sieht mit dem Herzen, mit der Seele und der Macht, die Dunkelheit zu spüren. Das hat mich dazu bewogen dich auszuwählen, meinen Körper zu bergen und mich ins Leben zurück zu holen. Ich sah mit dieser Gabe Dinge in dir, von denen du nicht einmal weißt, das sie in dir existieren.“

„Jetzt fühle ich mich wirklich geehrt“, witzelte John, bekam dafür jedoch einen nicht sehr harten Schlag gegen die Schulter ab. „Konzentriere dich“, wies sie ihn scharf an. „Es wird Zeit, das du die Dunkelheit so kennenlernst, wie eine Kamaguri sie sieht. Du musst die Schatten spüren. Nur auf diese Weise wird es dir gelingen, den Wraith zu trotzen, ohne von deinen Schusswaffen Gebrauch machen zu müssen. Die Finsternis, John, muss zu deinem sicheren Begleiter werden. Nimm das Tuch ab“, erklärte sie und nahm das Schwert, das sie ihm vor wenigen Minuten überreicht hatte, wieder an sich.

John folgte ihrer Aufforderung und ließ das Tuch, das seine Augen an einen Blick hinderte, einfach auf den Boden fallen. „Ist das schon das Ende deines Unterrichts?“ hakte er nach. Alleine das Lächeln, das Elektras Lippen zierte, war ihm Antwort genug. „Wir haben noch nicht einmal richtig angefangen. Leg dich bitte auf den Boden.“ „Wieso?“ „Frag nicht nach, sondern tue, was ich dir sage“, sprach sie, ohne genauer auf seine Frage einzugehen. In ihren Augen flackerte dieses besondere Etwas auf, das eine neue Runde ihres außergewöhnlichen Trainings verkündete. Und egal, welche Lektion auf ihn wartete, John war fest entschlossen, diese zu bewältigen.

Dennoch rieselte ein kalter Schauer über Major Sheppards Rücken, als er sich auf den Boden der Kamaguri-Kammer legte. „Die Bemerkung, das ich ein Kissen benötige, ist wohl unangebracht“, murmelte er. „Allerdings. Schließlich sind wir nicht zum Vergnügen hier, sondern weil du von mir lernen willst.“ „Rodney wird sicher schon ungeduldig, weil wir seine Kammer solange für uns beanspruchen.“ „Es ist meine Kammer, John“, korrigierte Elektra ihren Freund. „Und Rodney wird sich meinen Willen fügen.“ „Schließlich will er nicht deine Erlaubnis für seine Untersuchungen verlieren. Dieses Risiko würde er niemals eingehen“, bemerkte John spottend.

„Richte deine Aufmerksamkeit bitte wieder auf mein Training. McKay spielt hier keine Rolle“, erwiderte Elektra, der nicht das leichte Frösteln entging, das von John Besitz ergriff. Seine innere Unruhige war deutlich zu sehen, denn er wusste nicht, was ihn jetzt erwartete. „Du musst lernen über deine Fähigkeiten zu stehen, über dir selbst, um zu erreichen, was du als ein so weit entferntes Ziel siehst. Du musst die Dunkelheit als das akzeptieren, was sie ist.“ „Das wäre?“ sprach John, während er Elektra dabei beobachtete, wie sie zu einer Kontrollkonsole ging und einen Code eingab.

„Der Ort, an dem ein Krieger seine Kämpfe ausfechtet. Sie ist ein wichtiger Teil deines Lebens. Du musst mit den Augen deines Feindes sehen. Erkenne die Finsternis auf die Art, wie ein Wraith in sie hineinblickt“, sprach Elektra ernst. In diesen Moment wurde ihr Befehl in die Tat umgesetzt und die Lichtzufuhr der Kammer wurde herunter gefahren. Die gesamte Halle wurde in vollkommene Dunkelheit getaucht. „Das baut mich nun nicht sehr auf. Was genau soll ich jetzt tun?“ hakte John nach. „Ich fordere deine Willenskraft heraus. Die Finsternis musst du alleine in dich aufnehmen. Dabei kann ich dir nicht helfen. Ich kann dir die Tür zeigen, doch hindurch gehen musst du alleine“, erklärte Elektra ruhig. Ihre Stimme klang sehr nahe und John wurde die Bedeutung ihrer Aussage wirklich bewusst. Diesen Weg durch die Dunkelheit musste er alleine bestreiten. Es war die einzige Art, die ihn zu dem Ende führte, über sich selbst hinaus zu wachsen.

Noch nie in seinem Leben war John das Schweigen der Stille so erdrückend erschienen wie in jenen Augenblicken, als er auf dem Boden lag, und nicht einmal Elektras Schritte hören konnte. Das Einzige, das an sein Gehör drang, war seine eigene Atmung. Die Dunkelheit wirkte auf jeden Menschen unheimlich. Es lag in der Natur der Menschlichkeit sich vor etwas zu fürchten, dessen Gefahren man nicht richtig einzuordnen wusste. Und er kam nicht an dem Gefühl vorbei, sich schon ein wenig dumm vorzukommen, so wie er auf dem kühlen Boden lag und in die Finsternis starrte. Doch ihm war auch bewusst, das er sich solchen Gedanken nicht hingeben durfte. Sie passten so gar nicht in die Traditionen der Kamaguris. Wenn er ihre Kunst erlernen wollte, musste er sich von den vielen Regeln seiner strengen Ausbildung trennen.

Die Schatten leben, hallte Elektras weiche Stimme in seinen Kopf. Über ihn sah er nur die Dunkelheit. Und zum ersten Mal in seinen Leben wurde ihm wirklich bewusst, das sie nicht nur ein notwendiges Detail des Tages war. Die Finsternis besaß tatsächlich ihr eigenes Leben, das sie ihm nun offenbarte. „Es gibt keinen Grund sie zu fürchten“, flüsterte Elektra an seiner Seite. John hatte nicht einmal bemerkt, wie sie zu ihm gekommen war, da er dermaßen fasziniert von den Bildern war, die die Schatten ihm präsentierten. „Ich habe keine Angst“, sprach er leise, ohne seine Augen von der spitzen Hallendecke zu nehmen. Diese neuen Eindrücke, die er gerade erlebte, waren einzigartig. Nach einer solch besonderen Erfahrung strebten so viele Menschen, die sie nicht einmal annähernd erreichten, und Elektra ließ ihn freiwillig an diesen Geschenk teilhaben.

„Das ist total cool“, stieß er begeistert aus. Mit einem tadelnden Lächeln schüttelte Elektra den Kopf. Dabei war es nicht wichtig, das John ihre Geste nicht erkennen konnte. „Fühlst du die Veränderung in dir?“ „Eigentlich fühle ich mich noch immer gleich“, räumte er ein. „Das liebe ich so sehr an dir, John. Du bist so ein bescheidener Kerl.“ „Und ich dachte, du liebst mich wegen meines guten Aussehens und meines Charmes“, gab er frech zurück. „Das sind weitere Gründe für meine Liebe. Auch wenn du es nicht glaubst, in deiner Seele hat eine Veränderung stattgefunden.“ „Kannst du das beweisen?“ „Ich würde eine solche Behauptung nicht aufstellen, wenn ich dies nicht mit Handlungen untermauern könnte. Steh auf und stelle dich einem erneuten Kampf mit mir“, befahl Elektra, die sich von John entfernte und mit einem erneuten Code das Licht in der Halle wieder einschaltete.

Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich John. Innerlich fieberte er der letzten Trainingseinheit für diesen Tag schon entgegen. Er hatte es im Gefühl, das sich etwas grundlegendes in ihm verändert hatte. Obwohl er dies nicht genau mit Worten definieren konnte, spürte er eine neue Anspannung in seiner Seele. Als Elektra ihm ein Schwert zuwarf, fing er es geschickt auf, ohne großartig darüber nachzudenken. „Komm schon, John, zeige mir, was du kannst“, lockte die Kriegerin den Soldaten. Diesmal ließ er sich nicht zwei Mal bitten. John hatte bei den wenigen Gelegenheiten Gefallen am Umgang mit dem Schwert gefunden. Es war eine neue Erfahrung des Nahkampfes für ihn, die ihn herausforderte, besser zu sein als alle anderen. Außerdem machte es ihm Spaß, wie ein Samurai das Schwert zu schwingen.

Ein Beobachter, der die Beiden von weitem sah, würde keinen Zweifel daran hegen, das sie sich einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod lieferten. Elektra schonte ihn nicht, da auch seine Feinde dies nicht taten und hart gegen ihn vorgingen, um seinen Tod zu erreichen. Im Training der Kamaguris war alles tiefster Ernst. Sie würde ihm niemals weh tun oder auch nur annähernd verletzen. Elektra wusste, wie weit sie gehen konnte, ohne das John einen Schaden davontrug. Er musste aus dieser Härte lernen, um sie für sich selbst annehmen und zu einem wahren Krieger der alten Schule werden zu können.

John gab unter dem Druck ihrer Angriffe nicht nach. Bereits in ihrer ersten Unterrichtsstunde hatte er mehr gelernt als während seiner gesamten militärischen Grundausbildung. In dieser Sekunde prallte ihr Schwert gegen das seine. John packte Elektra an der Schulter und wirbelte sie herum. Als sie den Arm hob, schlug er ihr das Schwert aus der Hand und drückte seine Klinge gegen ihre Kehle. „Jetzt bin ich wirklich beeindruckt. Du bist ein Naturtalent“, stöhnte Elektra anerkennend, da es selbst für sie eine Überraschung war, das es ihm bereits nach dieser kurzen Zeit gelang, sie zu entwaffnen. Insgeheim hatte sie damit nicht gerechnet. Er hatte die Grundlagen der Kamaguris schneller aufgenommen als sie dies von einem Zivilisten, der nicht auf Atlantis geboren war, erwartet hatte.

„Das liegt daran, das du eine ausgezeichnete Lehrerin bist. Ich hatte keine Ahnung, das so etwas in mir steckt. Anscheinend hast du schlafende Hunde geweckt.“ „Du befindest dich jetzt am Anfang einer neuen Reise.“ „Wenn du mich begleitest, bin ich dafür bereit“, erklärte John, als er das Schwert zurück zog. „Keine Sorge, ich werde niemals von deiner Seite weichen“, versicherte Elektra ihm, als sie die beiden Schwerter in seiner Trainingstasche verstaute und mit John den Ausgang ansteuerte. „Wie fühlst du dich nach deiner ersten Lektion?“ „Außerordentlich gut. Ich bin noch immer aufnahmefähig und kann aufrecht stehen. Eigentlich habe ich erwartet, das du mich zusammen schlägst“, witzelte er vergnügt, als sie die Kammer des alten Antiker-Ordens verließen.

„Du musst wohl alles mit deinem Humor kommentieren, oder? Das ist nicht das Training der Kamaguris. Du sollst daraus mehr lernen als rohe Gewalt.“ „Das habe ich. Es ist unglaublich, wie die Kamaguris die Form des Kämpfens sehen. Für dich ist es wirklich eine Kunst und nicht nur Selbstverteidigung.“ „Ich bin stolz auf dich, das du das endlich erkannt hast. Unsere Ausbildungen unterscheiden sich in allen Facetten und Regeln, John.“ „Und ich muss sagen, das ich begierig bin, mehr über deine zu erfahren.“ „Ich werde es dir Stück für Stück offenbaren. Im Gegenzug hätte ich jedoch gerne etwas von dir.“ „Jetzt machst du mich neugierig“, bemerkte John grinsend.

„Ich möchte gerne den Umgang mit deinen Schusswaffen lernen.“ „Tatsächlich? Du empfindest doch eine solche Abneigung gegen meine Waffen.“ „Das leugne ich auch nicht, aber ich möchte gerne erfahren, warum du dich so sehr auf sie verlässt. Du wirst mich nie dazu bringen, eine deiner Waffen im Kampf gegen einen Wraith zu benutzen. Dennoch kann es nicht schaden, herauszufinden, warum du sie so gut findest.“ „Du lässt dich auf meine Welt ein.“ „Das ist das Mindeste, das ich dir schulde. Ich will deine Welt verstehen, John. Immerhin sind es deine Wurzeln und somit sind sie ein Teil von dir. Alles, das dich betrifft, interessiert mich brennend.“

„Und wieder überwältigst du mich mit deinen Ideen. Du bist und bleibst die einzigartigste Frau, die jemals meinen Weg kreuzte. Natürlich zeige ich dir, wie meine Waffen funktionieren.“ „Eine andere Antwort habe ich von dir auch nicht erwartet.“ Locker legte John ihr einen Arm um die Taille und veranlasste sie damit stehen zu bleiben. Sanft strich er ihr eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er Elektra einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchte. „Wirft das kein schlechtes Licht auf den kommandieren Offizier dieser Expedition, wenn er sich öffentlich zu Liebesbeteuerungen hinreißen lässt?“ sprach Elektra leise an seinen Ohr und genoss dabei seine innige Umarmung.

„Jeder auf Atlantis weiß, das ich nicht meine Finger von dir lassen kann. Du musst die Tatsache akzeptieren, das ich ohne dich nur noch ein halber Mensch bin. Du machst mich vollkommen, Elektra, und für den Rest meines Lebens werde ich alles tun, um dich glücklich zu machen.“ „Du machst mich allein mit diesen Versprechen glücklich, John“, erwiderte sie und streichelte durch sein dichtes Haar. „Trotzdem solltest du jetzt wieder an deine Pflichten denken, Major Sheppard. Später hast du noch immer genügend Zeit, um dich mit mir zu beschäftigen.“ „Und was machst du solange?“ „Ich werde Carson einen Besuch auf der Krankenstation abstatten. Er drängt nämlich schon wieder, einen Gesundheitscheck mit mir durchführen zu wollen. Je länger ich mich weigere, desto mehr läuft er mir nach.“

„Ich bin hier der einzige Mann, der das Recht hat, dir nachlaufen zu dürfen. Morgen üben wir dann mit meinen Schusswaffen“, erklärte er und hauchte Elektra einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe er die Kommandozentrale von Atlantis ansteuerte. Sehnsüchtig blickte sie John nach. Früher, als ihr altes Atlantis noch existiert hatte, war es für sie unvorstellbar gewesen, jemals diese schmerzliche Leidenschaft zu empfinden. Sie hatte nicht daran geglaubt, einen Mann zu treffen, der so umwerfend war, das er alles andere in den Schatten stellte. Die Liebe war für sie ein unerreichbares Ziel gewesen, ein Gefühl, das für sie einfach nicht erlaubt war.

Und dann war Major John Sheppard nach Atlantis gekommen. Sein Auftauchen hatte alles verändert. Er hatte um ihre Seele gekämpft, hatte dafür gesorgt, das sie eine zweite Chance im Leben erhielt, um ihr Schicksal doch noch zu erfüllen. Elektra hatte nicht vergessen, wie liebevoll er sich nach ihrer Auferstehung um sie gekümmert hatte. John war einfach für sie dagewesen. Bei jedem neuen Tag, der angebrochen war und Elektra ihn an ihrem Bett sitzen gesehen hatte, hatte sich ihr Herz mehr zu ihm hingezogen gefühlt. Er nahm sie so, wie sie war, akzeptierte ihre Entscheidungen, auch wenn es ihm manchmal schwer fiel, da dies Gefahren für ihr Leben mit sich zog.

John war das Erste, woran sie dachte, wenn sie morgens aufstand und das Letzte, woran sie dachte, wenn sie abends zu Bett ging. Ihre ganze Welt drehte sich nur noch um ihn. Obwohl sie eine Kamaguri war, für die ihr Schicksal das Wichtigste sein sollte, war John Sheppard zu ihrem Lebensinhalt geworden. Ohne es zu ahnen, hatte er aus ihr eine noch stärkere Kriegerin, als sie es zuvor schon gewesen war, gemacht. Sie zog ihre Kraft aus ihrer Liebe zu ihm. Die tiefe Zuneigung, die er für sie empfand, war ihr Lebenselixier. Er ließ sie dort weitermachen, wo sie drohte, zu verzweifeln. Ihr Leben bestand nur noch aus zwei Dingen: Die Vernichtung der Wraith herbeiführen und Major John Sheppard, den Mann, dem ihr Herz gehörte.

~ 4. ~

[Drei Monate später]

„Atlantis, hier ist Jumper one“, meldete sich der Pilot, während der Puddle Jumper mit voller Geschwindigkeit durch den Weltraum bewegte. „Hier ist Doktor Weir. Sprechen Sie“, forderte die Leiterin von Atlantis über Funk. „Major Sheppard wurde während der Expedition verletzt. Wir benötigen dringend Doktor Beckett und ein Sanitäterteam am Stargate. Geschätzte Ankunftszeit in ungefähr fünf Minuten“, erklärte der Soldat. „Wir kümmern uns darum. Was ist geschehen?“ hakte Doktor Weir nach. „Das können wir nicht genau sagen. Major Sheppard wurde von einem insektenähnlichen Wesen angegriffen, das sich an seiner Kehle fest gesaugt hat. Es lässt sich nicht mehr von ihm entfernen.“

„Für ihre Ankunft wird alles vorbereitet sein“, versprach Doktor Weir und gab sofort ihre Anweisungen weiter, das Beckett bereit stand, um Major Sheppard augenblicklich behandeln zu können. Der Pilot warf einen besorgten Blick über die Schulter. John lehnte im hinteren Bereich an der Wand, konnte sich kaum bewegen, und dieses kleine Monster, als etwas anderes konnte der Soldat dieses Insekt nicht beschreiben, hing an seinem Hals und ließ einfach nicht locker. Das Team stand um den Major herum. Jeden Einzelnen stand die Sorge um seine Gesundheit ins Gesicht geschrieben.

Elektra kniete neben John und strich ihm beruhigend über die Wange. Sie bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern. „Es wird alles wieder gut, John. Wir werden dich von diesem Biest befreien. Uns wird schon etwas einfallen. Halte durch, Liebling. Es wird sich alles zum Guten wenden“, sprach sie auf ihn ein, während sie seine Hand hielt. Elektras Blick glitt zu dem Wesen, das auch ihr fremd war. Die Kamaguris hatte nie mit so etwas zu tun gehabt. Sie war noch nie zuvor einer Kreatur wie dieser begegnet. Doch welche Absicht hinter dem stand, was es mit John tat, war deutlich zu erkennen.

Das Wesen aß von ihm. Es raubte ihm seine Lebensenergie. Das Ergebnis davon war, das er immer blasser und schwächer wurde. Es würde ihn seinem Tod enden, denn dieses Wesen würde erst aufhören, wenn es so sehr von seinem Leben gekostet hatte, das es nur seine Leiche zurück ließ. „Wir müssen doch irgend etwas tun können“, bemerkte Ford kopfschüttelnd. „Vielleicht sollten wir noch einmal probieren, das Wesen mit Gewalt von Ihnen zu trennen, Sir“, fügte er nach einer kurzen Schweigeminute hinzu. „Das ist keine gute Idee, Aiden. Als wir das zuvor versucht haben, hast du ihn angeschossen“, erwiderte Elektra schärfer als beabsichtigt. Sie hatte Angst um John und bangte um sein Leben. Niemals würde sie es zulassen, das er noch einmal verletzt wurde.

Der Pilot hatte inzwischen das Orbit-Stargate angewählt. Es war bereit sie aufzunehmen, um sie nach Atlantis zurück zu bringen. „Wir sind in wenigen Sekunden zu Hause, John. Gib jetzt nicht auf. Bald ist alles vorbei“, versprach Elektra ihrem Freund. Ein qualvolles Stöhnen drang über seine Lippen. Das Wesen grub sich mit seinen Zähnen immer mehr in seine Haut. Obwohl er seinen Körper nicht mehr wirklich bewegen konnte, fühlte er die Schmerzen, die das Insekt bei ihm auslöste, um von seiner Energie zu trinken. John schloss für einen langen Augenblick die Augen und ließ sich von Elektras Berührung, als sie ihm zärtlich durch das Haar streichelte, ablenken. Dies war momentan das Einzige, das ihn daran erinnerte, das er noch am Leben war.

„Ford hat Recht, Elektra“, sprach John leise. „Ihr müsst alles unternehmen, was euch möglich ist, um dieses Wesen von mir wegzubekommen.“ „Es wird dir nur zusätzliche Schmerzen bereiten. Lass das McKay und Beckett machen, wenn wir wieder auf Atlantis sind. Dort haben wir mehr Möglichkeiten als hier, um dieses Wesen von dir zu trennen.“ „Elektra, ich weiß nicht, ob ich solange noch durchhalte. Ich verliere immer mehr von meiner Kraft. Tue etwas! Jetzt! Bitte!“ forderte er sie scharf auf. Einen langen Augenblick sahen sie sich schweigend an. Zustimmend nickte Elektra schließlich und holte ihr Messer aus dem Stiefel. Sie stieg über John und ließ sich auf der anderen Seite nieder, um besser an das Wesen heran zu kommen.

Für jeden Anwesenden war zu erkennen, das sie mit Johns Vorhaben überhaupt nicht einverstanden war. Doch sie fügte sich seinem Wunsch, das er das Insekt nicht länger an seinen Körper ertrug. Sie schob die Spitze des Messers zwischen John und dem Wesen. Mit all ihrer Macht drückte sie die scharfe Klinge gegen das Insekt, in der Hoffnung, es würde nachgeben und von ihm ablassen. Die einzige Konsequenz dieser Handlung war jedoch nur Johns Schrei, der von den Schmerzen, die mit einem plötzlichen Schlag in ihm zu explodieren drohten, regelrecht überwältigt wurde.

Hastig zog Elektra das Messer zurück. Das Insekt hatte sich keinen Millimeter bewegt. „Ich kann dir das nicht zumuten, John“, sprach sie kopfschüttelnd. „Es tut dir viel zu sehr weh. Das kann ich nicht verantworten. Wir finden einen anderen Weg. Ich verspreche dir bei meinen Leben, das es dich nicht töten wird. Du wirst überleben.“ John konnte darauf nur nicken. Er war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben, denn so sicher war er sich nicht, was sein Überleben betraf. „Wir sind bald zurück auf Atlantis. Dann werden wir dieses Problem auch in den Griff bekommen“, mischte sich Teyla in die Unterhaltung ein, um Elektra dabei zu unterstützen, das John sich nicht irgendwelchen Zweifeln aussetzte.

In diesen Moment wurde der Puddle Jumper von einem heftigen Stoß erschüttert. McKay und Ford wurden von der Kraft der Welle zu Boden gerissen. Teyla konnte sich nur mit Mühe an der Sitzbank festhalten. Elektra reagierte instinktiv und legte ihre Arme um John, während sie sich mit den Füßen am Boden abstützte. Sie würde nicht zulassen, das der brutalen Ruck, den der Jumper erlebte, ihm noch mehr Schmerzen bereitete. Dennoch verzog John das Gesicht, da er mit dem Kopf gegen die Rampe prallte. Dieses Erlebnis war auch so schnell zuende, wie es gekommen war. In seinem Zustand war selbst ein Windhauch zuviel, als das er keine Qual verspürte.

„Ist alles in Ordnung, John?“ erkundigte sich Elektra sofort bei ihm. „Sieht man einmal von diesen hartnäckigen Biest an meiner Kehle ab, geht es mir den Umständen entsprechend“, erklärte er schwach. „Aiden, Teyla?“ „Uns ist nichts passiert.“ „Rodney, was war das?“ richtete Elektra ihre Frage an den Wissenschaftler, nachdem er ihr signalisierte, das ihm nichts geschehen war. Rodney wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihm diese regelrecht im Hals stecken blieb. Entsetzt starrte er auf das helle Licht, das sie alle einnahm. Zuerst glaubte John, aufgrund seines sich ständig verschlechterten Gesundheitszustandes, an eine Halluzination, als er das Stargate so direkt vor den Augen hatte.

„Das ist nicht gut“, murmelte Rodney kopfschüttelnd. „Rodney, bitte sage mir, das wir mit dem Jumper nicht im Stargate festsitzen“, stieß Elektra heftig atmend aus. „Nun ... wir ...“, begann McKay mit seiner Erklärung, fand jedoch nicht die richtigen Worte. „Das kann doch nicht wahr sein“, mischte sich Ford ein. „Es sieht ganz danach aus, als würden wir im Stargate gefangen sein. Das Cockpit befindet sich auf der anderen Seite.“ „Malcolm und Stockhouse?“ hakte Teyla nach. „Noch nicht tot. Der Jumper wurde vom Wurmloch durchtrennt. Dadurch wurden die Piloten entmaterialisiert.“ „Bekommen sie irgend etwas mit?“ „Nein, aber sie werden sterben, sobald sich das Stargate wieder schließt. Und sobald das geschieht, wird der Jumper vom Gate durchtrennt und wir sind alle tot“, erwiderte Rodney trocken und seiner Aussage folgte ein schweres Stöhnen.

Elektra wandte sich zu John und kühlte seine Stirn mit einen feuchten Tuch. Sie griff nach Teylas Jacke, die auf der Sitzbank lag, und hob leicht seinen Kopf an. Vorsichtig legte sie ihn auf den improvisierten Kissen zurück. „Versuche dich zu entspannen, so gut es dir möglich ist.“ „Was ist passiert?“ murmelte er, als er auf das türkis schimmernde Innere des Stargates blickte. „Wir können uns nicht mehr bewegen. Keine Sorge, John, Rodney kriegt das schon wieder hin. Bald sind wir zu Hause und dann geht es dir wieder besser“, beruhigte sie ihn. Mit einer Kopfbewegung bedeutete sie Teyla, neben John zu bleiben, während Elektra zu Rodney ging, um die Lage mit ihm zu besprechen.

„Du findest doch eine Lösung, oder?“ hakte sie leise nach, so dass John dies nicht hören konnte. Unsicher blickte er sie an. „Wir können uns weder vor, noch zurück bewegen und ...“ „Jumper eins, hier ist Atlantis. Wir erwarten eure Ankunft. Wo bleibt ihr?“ meldete sich Elizabeth in diesen Moment. „Wir stecken im Stargate fest. Daran ist wohl eines der Triebwerke schuld, das nicht richtig eingefahren ist“, räumte Rodney ein. „Wiederholen Sie das bitte, Doktor McKay“, bat Elizabeth verwirrt, die glaubte, nicht richtig hingehört zu haben. „Wir stecken mitten im Stargate fest. Das ist wirklich sehr beunruhigend. Wir können uns nicht mehr bewegen und im Augenblick sehe ich keine Möglichkeit diesen Zustand zu ändern.“ „Jedoch wäre das besser“, zischte Elektra.

„Wie geht es Major Sheppard?“ erkundigte sich Doktor Weir. „Es geht ihm immer schlechter. Wir müssen dringend nach Atlantis zurück, damit er die notwendige medizinische Behandlung erfährt. Außerdem können wir nicht zulange auf diese Art und Weise hier draußen festsitzen.“ „Haben Sie Informationen, die mir bis jetzt vorenthalten wurden, Elektra?“ „Wir haben ungefähr dreißig Minuten, das Problem zu beseitigen oder das eisige Vakuum des Alls wird uns töten, da sich das Stargate von selbst schließen wird. Korrigiere mich, Rodney, wenn ich mich irre.“ „Um es genau zu sagen, so sind es achtunddreißig Minuten.“ „Was brauchen Sie, Rodney?“ erkundigte sich Elizabeth augenblicklich. Jeder, der dem Gespräch über Funk folgte, wurde klar, das Major Sheppards Team die Zeit davonlief. Sie saßen in einer tödlichen und, wie es schien, ausweglosen Falle fest.

„Hilfe“, gab McKay schlicht bekannt. „Gut, ich werde mich von hier aus darum kümmern. Rodney, beeilen Sie sich.“ „Darauf können Sie sich verlassen, Elizabeth“, erwiderte der Angesprochene und griff bereits nach einem handlichen Bordcomputer. Über Funk waren Doktor Weirs Anweisungen zu hören, die Grodin sofort in die Tat umsetzte, und ein entsprechendes Team an Wissenschaftlern zusammenstellte, damit sie eine Lösung fanden, um sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Die Zeit drängte und auch der Umstand, das Sheppard verletzt war, verkomplizierte die Sache noch mehr.

„Kann mir bitte jemand erzählen, was genau geschehen ist“, ertönte Elizabeths Stimme erneut. „Natürlich kann ich das, Ma’am“, erwiderte Ford und wollte bereits beginnen, als hinter ihm Sheppard das Wort erhob. „Es ist meine Geschichte, Ford“, bemerkte er bloß. „Du musst dich schonen, John. Lass Ford erzählen. Du bist viel zu schwach dafür“, mischte sich Elektra ein, die sich erneut neben ihm niederließ. „Ich war dabei. Und ich allein weiß, was genau abgelaufen ist. Immerhin bin ich angegriffen worden“, widersprach er heftig. Diesen Versuch unterließ er jedoch sofort, als alleine die Wut, die in seiner Brust über seinen Zustand brodelte, ausreichte, um einen erneuten Schub seiner Schmerzen zu erhalten.

Beruhigend legte Elektra ihm eine Hand auf die Schulter. Sie wusste, das er sich auf keinen Fall aufregen durfte. Das schadete seiner Gesundheit noch zusätzlich und Elektra wollte um jeden Preis vermeiden, das sich sein Zustand verschlechterte. Eine Ohnmacht konnten sie nicht riskieren, da niemand sagen konnte, ob er daraus jemals wieder aufwachen würde. Dafür raubte diese verdammte Kreatur John zuviel seiner Lebensenergie. Sein Leben hing an einen seidenen Faden und je länger es dauerte, bis Rodney sie aus ihrem unfreiwilligen Gefängnis befreite, desto mehr drohte John in den Tod abzurutschen.

Ihr Blick glitt für ein paar Sekunden zu Rodney, der bereits fieberhaft an einer Lösung für ihr gravierendes Problem suchte. Hoffentlich kannst du uns rechtzeitig befreien, dachte Elektra und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren verletzten Freund. In seinen Augen war ein flehender Ausdruck aufgetaucht. „Elektra, bitte“, fügte er eindringlich hinzu. Die Kriegerin erkannte, das es für John äußerst wichtig war, seine jüngsten Erlebnisse selbst wieder zu geben. Er war noch immer der leitende Offizier dieses Teams und die Fähigkeit, den Überblick über alles zu behalten, wollte er sich auch durch seinen bedrohlichen Zustand nicht absprechen lassen wollen.

Ein leichtes Seufzen entrang sich ihrer Kehle. Sie konnte eine längere Diskussion mit John nicht riskieren. Da sie jede weitere Aufregung für ihn verhindern wollte, stimmte sie schließlich mit einem Nicken seinem Vorhaben zu. John würde sich sowieso nicht davon abbringen lassen. Inzwischen kannte sie ihn gut genug, um das mit Sicherheit sagen zu können. Zärtlich berührte sie ihn an der Wange und ließ es geschehen, das er mit seinen eigenen Worten beschrieb, was ihm widerfahren war ...

~ 5. ~

Sie waren auf einer erneuten eigentlich harmlos einzustufenden Expedition, um einen fremden Planeten zu erforschen. Weder McKay, noch Zelenka, die den Planeten ausgesucht hatten, gingen von irgendwelchen Schwierigkeiten aus. Dies war eine Tatsache, die bei Sheppard augenblicklich dafür sorgte, das er wachsamer als üblich war. In den meisten Fällen ging etwas schief, tauchten Probleme auf, die die beiden Wissenschaftler in ihrem Eifer nicht eingerechnet hatten. John vertraute Rodney, das ging jedoch nicht soweit, das er automatisch davon ausging, das McKay mit seinen Berechnungen über fremde Planeten im Recht lag. Oft genug hatte er schon daneben gelegen und das gesamte Team hatte es ausbaden müssen.

Der Planet schien verlassen zu sein. Es gab keinen einzigen Anhaltspunkt dafür, das an diesen Ort irgendein Leben existierte. Dennoch gab es etwas, worauf das Team einheitlich fasziniert starrte. Es war der riesengroße Krater, der sich vor ihren Augen offenbarte, und hatte das gesamte Tal fortgerissen, das sie eigentlich hatten erkunden wollen. Rund herum gab es nur noch einen dichten Wald. „Ein unbewohnter Planet ist einmal etwas anderes“, bemerkte Ford knapp. „Es gibt keine verlassenen Welten, Aiden. Hier existiert Leben. Wir mögen es nicht sehen können, doch das bedeutet nicht, das es keines gibt“, führte Elektra sachlich aus.

„Hast du eine Ahnung, wie dieser Krater entstanden ist? Es sieht nicht so aus, als wäre er natürlichen Ursprungs“, bemerkte Teyla und richtete ihre Augen auf die Kamaguri. „Das war eine Bombe der Wraith.“ „Wieso überrascht es mich nicht, das die auch Bomben haben?“ stieß John spottend aus. „Diese Bombe muss unglaubliche Auswirkungen haben. Was auch immer an diesen Ort existiert hat, der Angriff der Wraith hat all das vernichtet.“ „Es hat ein Labor zerstört“, erklärte Elektra nüchtern. „Woher weißt du das?“ „Ich war schon einmal hier. Es ist nur eine schwache Erinnerung, doch die erzählt mir, das sich an der Stelle des Kraters einmal ein Außenposten der Kamaguris befunden hat.“

„Um was für eine Art von Labor hat es sich gehandelt?“ hakte Rodney neugierig nach. Schwach zuckte Elektra mit den Schultern. „Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nicht mehr. Wie du weißt, habe ich noch immer mit ein paar meiner Erinnerungen zu kämpfen.“ „Du hast bei der Besprechung mit keinem Wort erwähnt, das du früher schon einmal auf diesen Planeten warst“, sprach John in die Richtung seiner Freundin. „Die Bezeichnung dieses Planeten hat mir auch nichts gesagt. Das sind die Namen, die Rodney den Welten gegeben hat, und nicht die der Kamaguris“, verteidigte sie sich. John warf ihr ein herausforderndes Lächeln zu, bei dem Elektra wusste, das er nur mit ihr spielte.

„Dann ist euer Stützpunkt im Krieg gegen die Wraith gefallen“, bemerkte Ford. Nachdenklich stimmte Elektra dem Soldaten mit einem Nicken zu. „Davon ist auszugehen. Die Wraith haben fast alles zerstört, was die Antiker und ihre Kamaguris betraf. Sie sind sehr gründlich vorgegangen, um ihre hartnäckigsten Gegner auszulöschen. Wir waren schon immer eine Gefahr für die Wraith. Sie wussten, das der Orden der Kamaguris es sich zum Ziel und zur Lebensaufgabe gemacht hat, ihrer Rasse den endgültigen Tod zu bescheren. Und dieses Vorhaben mussten sie um jeden Preis stoppen. Wir haben nicht nur die Antiker, sondern auch alle anderen Völker beschützt. Wir waren ihr größtes Problem.“

„Nach wie vor bist du das. Doch diesmal wissen die Wraith noch nichts von ihrem Glück, sich wieder mit einer Kamaguri messen zu müssen“, sprach Ford zuversichtlich. Ein eindeutiger Blick von Major Sheppard traf ihn, der ihm schweigend erzählte, Elektra in ihrem Wunsch nicht noch zu bestärken, sich endlich den Wraith erkennen geben zu wollen. John wollte diese Begegnung solange, wie es nur möglich war, hinausziehen. Es missfiel ihm zutiefst, das er Elektra vor ihrem Schicksal nicht bewahren konnte. Die Zukunft konnte er nicht aufhalten. Auf den einen oder anderen Weg würde Elektra wieder in einem brutalen Krieg gegen die Wraith hinein tauchen. Und diesmal konnte er sie unter Umständen nicht vor ihrem Ende retten.

Ruckartig hob Elektra den Kopf und ließ ihren Blick aufmerksam in ihrer Umgebung herum gleiten. „Alles in Ordnung?“ sprach John neben ihr, der die Anspannung spürte, die durch ihren Körper rieselte. „Wir sind hier nicht mehr allein. Irgend etwas befindet sich in unserer Nähe. Ich kann es regelrecht spüren, das wir beobachtet werden.“ „Ein Wraith?“ hakte Rodney misstrauisch nach und sah sich etwas panisch um. „Nicht so hektisch, Rodney, damit wirst du niemanden ausfindig machen, der uns im Nacken sitzt“, tadelte Elektra den Wissenschaftler sanft.

„Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber es ist uns auf jeden Fall feindlich gesinnt.“ „Vielleicht sollten wir zum Jumper zurück kehren“, überlegte John laut. „Willst du mich schon wieder verstecken? Wenn es tatsächlich ein Wraith ist, so ist dies die beste Möglichkeit, meine Existenz endlich zu offenbaren. Es wird Zeit, John.“ „Nein, noch lange nicht.“ „Ich bin wieder gesund. Vor ein paar Monaten hast du eine Begegnung zwischen mir und meinen schlimmsten Feind mit dem Argument verhindert, das ich vollkommen gesund sein muss, um mich ihnen stellen zu können. Ich bin nun im Besitz all meiner alten Kräfte. Ich bin dafür bereit.“

Aber ich nicht, dazu werde ich nie bereit sein, dachte John kopfschüttelnd. Er wusste, das sie ihn verstand, seine Beweggründe, weshalb er ihrem Vorhaben einfach nicht zustimmen konnte. Und dennoch ließ sich Elektra nicht davon abbringen. Früher oder später würde sie ihren Willen durchsetzen, egal ob er damit einverstanden war. Sheppard liebte sie zu sehr, um einfach tatenlos dabei zuzusehen, wie sie sich in ihren sicheren Tod stürzte. In dem Moment, in dem sie ihr Schicksal erfüllte, würde nichts sie mehr an seiner Seite im Leben halten. Als John sich die Aufzeichnungen des Na-Thil durchgelesen hatte, hatte er erfahren, das es keine Wirkung mehr bei Denjenigen besaß, die ihrer Bestimmung gefolgt waren.

John war instinktiv klar, was dies für Elektra, für ihn und ihre Liebe bedeutete. Starb sie noch einmal, noch dazu selbstlos für ihr Schicksal, würde sie endgültig den Tod finden. Sie konnte danach nicht noch einmal zum Leben erweckt werden. Dadurch würde er sie für immer verlieren. Für einen langen Moment sahen sie sich stumm an. Elektra konnte in seinen Augen die Gedanken lesen, die er sich um ihr Schicksal und ihr Leben machte. Mit einem besänftigenden Lächeln legte sie John eine Hand auf die Wange, um ihm ein Zeichen zu geben, das sie seine Sorgen verstand.

Auch sie wollte ihn nicht verlassen, aber vielleicht würde ihr Schicksal sie genau zu dieser Handlung zwingen. Sie konnte nicht länger ihren Gedanken nachhängen, da in dieser Sekunde ein Schuss in jenem Baum einschlug, der sich direkt neben Rodneys Kopf befand. Mit weit aufgerissenen Augen starrte McKay auf das Einschussloch und duckte sich instinktiv. Teyla war die Erste, die die drei Dronen entdeckte, die sich auf sie zu bewegten. „Soldaten der Wraith“, stieß Elektra knapp aus. Sie kannte die Vorgehensweise der Wraith und wenn sie an ihren Strategien nichts geändert hatten, war außer den Dronen noch mindestens ein Wraith auf dem Planeten, der das Kommando besaß.

„Zurück zum Jumper“, befahl John. Bis auf Elektra setzte sich jedes Mitglied des Teams in Bewegung. John beobachtete, wie die Hand der Kamaguri um den Schaft einer ihrer Sais glitt. Sie wollte kämpfen. Diesmal wollte sie die Wraith nicht ungeschoren davon kommen lassen. „Wage es nicht, mich noch einmal vor meiner Pflicht zurück halten zu wollen, John“, wies sie ihn scharf zurecht, noch bevor John dazu kam, das Wort an sie zu richten. „Das muss ich aber tun“, erklärte er zögernd. „Komm schon, Elektra, lass uns von hier verschwinden.“ „Nein, diesmal nicht“, erwiderte sie entschlossen und hob stolz den Kopf. Sie wollte gegen die Dronen in den Kampf ziehen. Sie wollte den Wraith einen Vorgeschmack auf das Grauen geben, das sie in der nahen Zukunft erwartete.

„Elektra“, rief John wütend und wirbelte sie heftig herum, um ihr in die Augen schauen zu können. „Es geht jetzt nicht nur um dich. Ich muss auch an die Sicherheit meines Teams denken.“ „Ihr könnt nach Atlantis zurück fliegen. Danach kannst du mich wieder abholen. Bis dahin dürfte ich mit den Wraith fertig sein.“ „Bist du wahnsinnig? Was ist das denn bitte für ein verrückter Plan? Ich werde dich hier nicht alleine zurück lassen, nicht mit der Aussicht, das du dich auf einen Kampf mit den Wraith einlässt. Du wirst mit mir kommen.“ „Das habe ich aber nicht vor“, sprach sie hitzig.

„Ich kann das alleine, John, und nebenbei bemerkt, hast du mir nichts zu befehlen.“ „Da täuscht du dich aber. Ich bin hier der kommandierende Offizier. Du hast dich meinen Entscheidungen unterzuordnen. Und als dein Vorgesetzter befehle ich dir, augenblicklich zum Jumper zurück zu kehren. Fang jetzt mit mir keinen Streit an, Elektra.“ „Darauf läuft es aber anscheinend hinaus. Hast du noch immer nicht verstanden, das dies mein Schicksal ist? Du kannst mich nicht ewig davor beschützen.“ „Das weiß ich, was jedoch nicht bedeutet, das ich mich mit dieser Tatsache abfinden kann. Ich will dich nun einmal nicht in Gefahr sehen.“ „Du kannst meine Bestimmung nicht aufhalten, egal, was du auch dagegen unternimmst.“

„Lass uns das zu Hause auszudiskutieren. Hier fehlt uns die Zeit dafür.“ „Dann geh endlich“, forderte sie ihn energisch auf. Verneinend schüttelte John den Kopf. „Das ich dich hier nicht zurücklasse, war mein voller Ernst. Elektra, ich kann auch anders. Zwinge mich nicht dazu, dich bewusstlos zu schlagen, damit ich dich zum Jumper tragen kann.“ „Das würdest du nicht wagen!“ „Um dein Leben zu retten, würde ich dieses Risiko allerdings eingehen. Wir haben keine Ahnung, wie viele Wraith sich auf diesen Planeten befinden. Ich kann nicht gewährleisten, das du sie alle besiegst und Teyla, Ford und McKay nichts zustößt. Und jetzt bewege dich endlich zum Jumper“, forderte John lautstark. Es war das erste Mal, seit sie in sein Leben gestolpert war, das er sie anschrie, doch in dieser bedrohlichen Situation hatte er keine andere Wahl. Ihm blieb nichts anderes übrig, damit sie sich seinem Befehl fügte.

„Dir ist doch hoffentlich klar, das du das noch bereuen wirst“, sprach sie mit dunklen Augen, während sie sich widerwillig Richtung Jumper bewegte. „Du kannst mir eine Ohrfeige verpassen, sobald wir wieder auf Atlantis sind“, gab John zurück, als er hinter ihr her lief. „Deine Strafe wird schlimmer sein als bloß eine harmlose Ohrfeige.“ Sheppard wusste, das ihre Drohung nicht nur aus leeren Worten bestand. Insgeheim stellte er sich schon auf ein Donnerwetter ein, das ihn erreichen würde, wenn er mit Elektra wieder in der Stadt war. Sie würde dies nicht unkommentiert stehen lassen. Eine Ohrfeige war das Mindeste, die er von ihr zu erwarten hatte. Und es konnte durchaus einige Tage dauern, bis Elektra ihm diese Entscheidung verzieh.

Immer wieder warf John einen Blick über die Schulter. Die Dronen bewegten sich sehr schnell und dachten gar nicht daran, ihre Beute entkommen zu lassen. Nur sehr knapp entgingen Elektra und er den Schüssen, die sie von ihren Waffen abfeuerten. John war klar, das er etwas tun musste, um ihre drei Verfolger loszuwerden oder sie würden den Jumper niemals lebend erreichen. Mitten im Wald hielt er plötzlich an. Verwirrt warf Elektra ihm einen Blick zu. „Lauf zum Jumper und bereite unseren Start vor.“ „Und was hast du vor?“ hakte sie skeptisch nach, als er sich einer anderen Richtung zuwandte.

„Ich werde sie ablenken. Sobald sie dich nicht mehr sehen, werden sie mir folgen. Ich laufe einen Kreis und hänge sie ab. Dann komme ich zum Jumper zurück.“ „Und warum darfst du dich in solche Gefahren begeben und ich nicht?“ erklärte sie bissig. „Weil ich hier das Sagen habe.“ „Ich bin aber die bessere Kriegerin. Lass mich das machen.“ „Nein, Elektra, und das ist mein letztes Wort. Wir sehen uns am Jumper. Und nun geh bitte! Tue einmal, worum ich dich bitte.“ „Ich dachte, du würdest mir das befehlen“, gab sie knapp zurück. „Vertraue darauf, das ich das Richtige tue“, sprach er eindringlich. Elektra seufzte leise und nickte schließlich. Dies war nicht der passende Moment, um sein Vorhaben in Frage zu stellen. John war genauso stur wie sie und würde sich das von ihr nicht ausreden lassen.

„Sei bitte vorsichtig, John“, erwiderte sie und ihre Hand streifte für einen kurzen Augenblick seine Finger. Dann verschwand Elektra zwischen den dichten Bäumen, die keine weite Sicht zuließen. John lief nach links und stellte zufrieden fest, das die Soldaten der Wraith den ausgeworfenen Köder schluckten. Sie nahmen sofort die Verfolgung nach ihm auf. Je weiter fort er sie von Elektra führte, desto wohler fühlte sich Johns Gewissen. Wenn auch nur einer der Drei sie sah, würde er einem leitenden Wraith von seinen Beobachtungen erzählen und dann war das Geheimnis gelüftet. Dann würden ihre Feinde erfahren, das eine Kamaguri nach zehntausend Jahren den Weg ins Leben zurück gefunden hatte.

Und als er sich noch einmal kurz umdrehte, um die Entfernung zwischen den Dronen und sich selbst abzuschätzen, entging John die Gefahr, die ihm von einer anderen Seite drohte. Direkt vor ihm war ein großes Spinnennetz zwischen zwei Bäumen gespannt. Blindlings lief Major Sheppard hinein. Das Insekt, das für das Netz verantwortlich war, nutzte diese Chance augenblicklich aus und saugte sich an seiner Kehle fest. John sackte auf seine Knie und versuchte das Tier mit seinen Händen fortzuschieben, doch dieses Unterfangen gab er nach wenigen Sekunden wieder auf.

Es ließ sich aus eigener Kraft nicht entfernen. Im ersten Moment realisierte er nicht, was das Insekt mit ihm vorhatte, doch schon nach ein paar Augenblicken, die vergingen, spürte er die Veränderung in seinem Körper. John fühlte sich zusehends schwächer, so als würde jemand mit Gewalt an seiner Lebensenergie reißen. Verdammt, dachte er kopfschüttelnd, stellte jedoch sofort fest, das dies keine besonders gute Idee war. Dadurch würde das schmerzende Gefühl, das sich durch seinen gesamten Nackenbereich zog, nur noch stärker. Heftig fing es an der Stelle, wo sich das Insekt befand, zu brennen an. John kam es so vor, als würde jemand eine Fackel in die Wunde halten.

Und als er Schritte hörte, kehrten seine Gedanken zu den Wraith zurück, wegen denen er es so eilig gehabt hatte. Doch es war nur ein einziger Drone, der langsam auf ihn zutrat, und dabei seine Waffe auf ihn richtete. Sheppard ging davon aus, das er dieses Aufeinandertreffen nicht überleben würde. Der Drone würde ihn zweifellos das Leben nehmen. Nur langsam konnte John den Kopf heben, um seinen Gegenüber direkt ins Gesicht zu blicken. In seinen Augen tauchte Angst auf. Er schrieb sein Leben bereits ab, die Möglichkeit, Elektra jemals wieder in den Armen halten zu können. Jeden Moment rechnete John mit dem tödlichen Schuss. Der Drone sah jedoch nur auf ihn hinab, ohne irgendeine Reaktion, und betrachtete ihn ein paar Minuten lang, die John ewig vorkamen.

Schließlich wandte sich der Wraith um und verschwand, ohne sein Opfer auch nur berührt zu haben. Ich bin so gut wie tot, dachte John erschreckend, als er dem Drone nachsah, wie dieser keinen Blick mehr auf ihn verschwendete. Wenn sein Feind es nicht einmal mehr für nötig hielt, ihn selbst zu töten, war es eindeutig, das dieses Insekt dies auf jeden Fall übernehmen würde. Aus den Fängen dieser Kreatur konnte er sich anscheinend nicht befreien. Da ein Wraith ihm sein Leben gelassen hatte, ging John davon aus, das dieser wusste, der Soldat würde den Angriff dieses Insektes nicht überleben.

Nur unter der größten Anstrengung kam John auf die Beine. Er blickte noch einmal in die Richtung, in die der Drone verschwunden war. Doch dort war keine einzige Gestalt zu erkennen. Die Wraith hatten sich zurück gezogen und überließen ihn seinem Schicksal, das wohl aus seinem baldigen Tod bestand. John richtete sich auf, wobei er einen leisen Schrei nicht unterdrücken konnte. Das Insekt grub seine Zähne noch tiefer in sein Fleisch und während es von ihm aß, hatte John den Eindruck, als würde sein Köper in Flammen stehen. Mühevoll schleppte er sich zum Jumper zurück.

„Er sollte schon längst zurück sein“, sprach Elektra besorgt. Die beiden Soldaten, die ihre Expedition begleiteten, hatten bereits den Jumper vorbereitet. Alle warteten nur noch auf Johns Erscheinen, dann konnten sie sofort den Planeten verlassen. „Ich wusste, das dies keine gute Idee ist.“ „Der Major kommt schon klar, Elektra“, versuchte Ford die junge Frau zu beruhigen. „Ich weiß, er ist ein guter Soldat, aber ich spüre, das irgend etwas nicht mit ihm stimmt. Er ist in Gefahr.“ „Wie kannst du das so sicher sagen?“ hakte Teyla interessiert nach. „Meine Seele flüstert mir das zu. Ich muss ihn suchen gehen“, beschloss Elektra, doch in dem Augenblick, als sie aufbrechen wollte, stolperte John auf die kleine Lichtung und brach zusammen.

„John“, stieß Elektra entsetzt aus und lief hastig zu ihm. Sie ließ sich neben ihn nieder. Ihre kühle Hand legte sich gegen seine Wange. Auf seiner Stirn hatten sich schon Schweißperlen gebildet und jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. „Befreit mich ... von diesen ... Insekt“, flehte er beinahe tonlos. Selbst die Stimme versagte ihm in diesen Augenblick. Elektra und Ford reagierten sofort und machten sich daran, das Wesen von Johns Kehle fort zu bekommen. Doch es ließ sich keinen Millimeter bewegen. „Das habe ich auch schon versucht“, stöhnte John schwer.

„Vielleicht sollte ich versuchen, es mit einem Schuss zu erledigen“, überlegte Ford laut. „Das ist viel zu riskant, Aiden. Du könntest John treffen“, protestierte Elektra heftig. „Aber es ist eine Möglichkeit“, mischte sich John ein. Mit einem Nicken gab er seinem Soldaten sein Einverständnis, das dieser nach seiner Waffe greifen sollte. Elektra stützte Johns Kopf auf ihren Knien ab, um sein Gesicht - so gut es ging - aus der Gefahrenzone zu nehmen. Ford fixierte das Insekt und feuerte einen gezielten Schuss ab. In der nächsten Sekunde schrie John auch schon gequält auf. Die Kugel hatte nicht das Tier, sondern seine Schulter getroffen. Und noch immer hing der kleine Angreifer an seiner Kehle, ohne sich gerührt zu haben.

„Verdammt, Aiden“, fluchte Elektra mit funkelnden Augen. „Das tut mir leid, Sir“, entschuldigte sich der Soldat augenblicklich. „Es war ja ... keine Absicht“, sprach John. „Wir bekommen dich schon wieder hin, John. Was ist mit den Dronen?“ „Die sind sicher nicht mehr auf diesen Planeten. Elektra, einer von ihnen hatte die Chance mich zu töten. Doch er hat mich verschont.“ „Weshalb? Das passt in keinster Weise zu ihrer Persönlichkeit“, stellte sie verwirrt fest. „Er hat mich zum sterben zurück gelassen. Dieser Wraith hat das Insekt an meiner Kehle gesehen und ist einfach davon gegangen. Er wusste, das ich nicht überleben werde.“

„Rede nicht so einen Unsinn, John. Natürlich wirst du wieder gesund. Dafür werde ich sorgen. Beckett findet einen Weg, dich von diesen Tier zu befreien. Ich lasse dich nicht sterben, Liebling“, versprach sie ihm mit ernster Miene. Ford und Elektra halfen John auf die Beine und brachten ihn in das Innere des Jumpers. Der Rest des Teams begleitete sie und schon wenige Sekunden später hob der Puddle Jumper ab und schlug den Weg nach Hause ein. John benötigte dringend medizinische Versorgung, während Elektra alles unternahm, um ihren Freund vor dem Insekt zu retten, das sich an seinen Hals fest gesaugt hatte ...

~ 6. ~

„Wir haben die Schussverletzung verarztet, so gut uns das möglich war“, fiel Ford dem Major ins Wort, um die Erzählung abzuschließen. „Was ist mit dem Insekt?“ „Das hat sich noch immer nicht bewegt, sieht man einmal davon ab, das selbst ein Blinder erkennen kann, wie es von John isst“, erklärte Elektra kopfschüttelnd. Leicht griff John nach ihrer Hand, brauchte in diesen Minuten ihre Nähe. Mit einem aufmunternden Lächeln sah sie ihn an und berührte zärtlich seine Finger. Johns Blick lag auf McKay, der verzweifelt gegen die Zeit arbeitete, die eindeutig gegen sie lief.

Zur selben Zeit, so wusste Rodney, taten die Wissenschaftler auf Atlantis alles, um ihn bei der Rettung aus ihrem Gefängnis zu unterstützen. „Was können wir von hier aus tun, um Ihnen Hilfe zu geben, Major?“ erkundigte sich Elizabeth besorgt. John überließ Elektra die Antwort, da er viel zu schwach war, um noch rational denken zu können. Außerdem spürte er instinktiv, das sie in einer solchen Situation besser Bescheid wusste als jeder andere, wie ihm am besten geholfen war. Trotz der Angst, die sie um ihn hatte, behielt sie die Kontrolle und die Übersicht über ihre scheinbar aussichtslose Lage.

„Ich brauche Carson“, erklärte sie knapp. „Ich werde ihn sofort holen, Elektra“, versprach Doktor Weir und unterbrach für ein paar Minuten den Funkkontakt. „Es wird alles wieder gut, John. Du kommst wieder in Ordnung“, redete Elektra auf ihren Freund ein. „Wie kannst du dir dessen so sicher sein?“ „Ich bin eine Kamaguri. Ich weiß so etwas einfach.“ „Er hat gewusst, das ich sterben werde.“ „Auch die Wraith irren sich manchmal.“ „In diesen Fall glaube ich daran jedoch nicht. Wäre er nicht von meinem sicheren Tod ausgegangen, hätte er mich selbst erledigt.“ „Hör bitte auf, dir das einzureden“, wies Elektra John scharf zurecht.

„Dieses Insekt wird dich nicht töten. Das werde ich nicht zulassen.“ „Ich will nicht sterben, nicht jetzt, und nicht auf diese Art“, sprach John verzweifelt. „Das wirst du auch nicht. Du hast ein langes und abenteuerreiches Leben vor dir. Dein Tod wird jetzt noch nicht geschehen.“ „So entschlossen, wie du das sagst, fange ich an, deinen Worten zu glauben.“ „Das solltest du auch, John. Ich habe dir versprochen, dich immer zu beschützen. Und daran halte ich auch fest.“ „Vielleicht benötige ich doch einen Bodyguard“, seufzte er schwer und schloss für einen langen Augenblick die Augen. Er spürte Elektras weiche Lippen auf seiner Stirn und war sich im Klaren darüber, das sie alles tun würde, um ihn zu retten. Unter keinen Umständen würde sie ihn aufgeben. Bis zu ihrem letzten Blutstropfen würde Elektra kämpfen, um sein Überleben zu sichern.

Teyla und Ford besprachen im leisen Tonfall die Lage, dachten über eine weitere Möglichkeit nach, wie man Major Sheppard von seinem Angreifer befreien konnte. Elektra ging zu Rodney hinüber, der fieberhaft daran arbeitete, das sie ihrem eisigen Gefängnis entkamen. „Können wir nicht einfach hindurch gehen?“ hakte sie ernst nach. „Immerhin steht das Stargate doch offen.“ „Das Cockpit des Jumpers blockiert den Durchgang. Wir würden wie die beiden Piloten entmaterialisiert werden, was wiederum bedeuten würde, das wir uns nicht bewegen könnten“, erklärte Rodney und schloss in diesen Moment die Verbindungstür, die zwischen dem hinteren Bereich und dem Cockpit lag.

„Warum haben Sie das getan?“ hakte Ford nach, als der Wissenschaftler eine Taschenlampe einschaltete. „Weil wir im All landen, wenn sich das Stargate abschaltet, was genauer gesagt, in dreiundzwanzig Minuten sein wird. Halten Sie mich nicht mit einer sinnlosen Diskussion auf, Ford, da ich schon alles tue, um den Jumper zu bewegen.“ „Wir wissen, das du bereits versuchst, die Triebwerke manuell in Betrieb zu setzen, Rodney“, warf Elektra ein. „Dennoch musst du schneller arbeiten. John geht es immer schlechter. Er braucht dringend medizinische Versorgung. Ihm läuft die Zeit davon.“ „Uns auch“, stieß McKay hektisch aus.

„Ich will dich nicht zusätzlich unter Druck setzen, als du es ohnehin schon bist, Rodney, aber ich mache mir Sorgen um uns alle. Ich hoffe nur, die Wraith tauchen nicht auf und sehen uns in dieser hilflosen Situation. Im Augenblick können wir uns gegen niemanden verteidigen.“ „Danke, Elektra, jetzt geht es mir wirklich besser“, sprach Rodney zynisch. Und sein eindringlicher Blick erzählte ihr, das die Aussicht, nun auf die Wraith zu stoßen, für ihn nur noch mehr Stress bedeutete. „Du machst das gut, Rodney, jedoch ...“ „... Kann ich nur schneller arbeiten, wenn man mich in Ruhe lässt“, fiel er ihr ungeduldig ins Wort. Mit einem Nicken signalisierte Elektra ihrem Gegenüber, das sie verstanden hatte, und kehrte zu Major Sheppard zurück.

„Sag mir, wie es dir geht“, bat sie ihn sanft. „Ich fühle, wie das Leben aus meinen Körper weicht, und ich kann nichts dagegen unternehmen.“ „Spürst du das?“ hakte Elektra nach, als sie eine Hand auf sein Knie legte. „Ich sehe deine Hand, aber ich spüre deine Berührung nicht“, sprach er schwach. „Jumper One, hier spricht Doktor Beckett“, meldete sich in diesen Augenblick Carson, nach dessen Anwesenheit Elektra verlangt hatte. „Wie sieht der Gesundheitszustand von Major Sheppard aus?“ „Er hat kein Gefühl mehr in den Beinen. Außerdem sind seine Hände eiskalt und er ist äußerst blass“, erklärte die Kamaguri.

„Hat das Insekt schon eine andere Reaktion gezeigt außer das es sich von ihm ernährt?“ „Nein, Carson, es hört einfach nicht auf zu essen.“ „Elektra, erkennst du das Wesen? Hast du so etwas schon einmal gesehen?“ „Mir ist nie eine solche Kreatur aufgefallen, als ich vor zehntausend Jahren schon einmal gelebt habe. Aber ich hege den Verdacht, das es mit den Wraith in Verbindung steht. Vielleicht ist es aus einem ihrer vielen Experimente entstanden, jedoch würde ich diese Behauptung nicht unterschreiben. Carson, John hält das nicht mehr lange durch. Was können wir tun, um ihm zu helfen?“

„Jedes Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier, hat seine Schwachstelle. Und die müssen wir bei diesem Insekt finden. Probiert alle Substanzen, die ihr an Bord habt, aus. Womöglich reagiert dieses Wesen auf irgend etwas allergisch und lässt dadurch freiwillig vom Major ab.“ „Aiden, hol den Erste-Hilfe-Koffer“, sprach Elektra bloß. Der Soldat tat sofort, was sie ihm auftrug, und entfernte den Gegenstand von seinem eigentlichen Aufbewahrungsort. Auf dem Boden öffnete er ihn und holte alle Medikamente hervor, die sich darin befanden. „Was haben Sie alles, Lieutenant?“ hakte Carson nach, neben dem bereits ein Sanitäterteam stand, das bereit war, Sheppard zu behandeln, sobald das Team wieder auf Atlantis war.

„Alkohol, Schmerzmittel, Jod, Salz, Wasser ...“, begann Ford und zählte alle Substanzen geflissentlich auf. „Was ist das?“ hakte Elektra nach und deutete auf das Gerät, das neben Ford lag. „Ein tragbares Reanimierungsgerät für das Herz“, erklärte der Soldat. Mit einem Nicken nahm Elektra diese Information auf. „John, hast du Becketts Vorschlag mitbekommen?“ „Ja, habe ich.“ „Bist du damit einverstanden?“ „Habe ich eine andere Wahl? Es ist vielleicht der einzige Weg, um mein Leben zu retten.“ „Ich bin bei dir, Liebling, und ich werde nicht zulassen, das du noch weitere Schmerzen erhältst. Wenn es für dich zu anstrengend wird, musst du es mir sagen.“ „Fangt an“, sprach John bloß, unterließ diesmal aber ein zustimmendes Nicken. Einen langen Moment sah Elektra ihm schweigend in die Augen, dann streckte sie die Hand aus, damit Ford ihr das erste Mittel reichte.

Ford nannte Beckett den Namen einer jeden Substanz und jedes Mal hegten sie erneut die Hoffnung, das es entsprechend ihrer Vorstellungen funktionieren würde. Doch das Insekt gab weder sein Opfer frei, noch bewegte es sich ein kleines Stück. Alles, was sie am Bord des Jumpers hatten, schien nicht auszureichen, da es keinerlei Wirkung bei dem Insekt hinterließ. „Das wird langsam wirklich frustrierend“, bemerkte John spottend. „Dein Humor hat in dieser Situation nichts zu suchen, John.“ „Das war kein Humor, sondern Sarkasmus“, klärte der Soldat Elektra auf. „Auch dieser charmante Zug deines Charakters ist momentan hier fehl am Platz“, erwiderte sie kopfschüttelnd.

„Was kommt als Nächstes?“ erkundigte sich Beckett. „Wasser“, erwiderte Elektra knapp und ließ ein paar Tropfen auf den Rücken des Insektes hinab rieseln. Kaum, das die Flüssigkeit die Haut des Wesens berührt hatte, änderte sich dessen Verhalten schlagartig. Es gab ein quiekendes Geräusch von sich und saugte sich mit doppelter Stärke am Hals des Soldaten fest. Gequält schrie John auf, da er die Schmerzen nicht ertrug, die wie Feuer durch seinen gesamten Körper jagten. Es dauerte ein paar Sekunden, die Sheppard wie eine Ewigkeit vorkamen, bis sich das Insekt wieder beruhigt hatte.

„Bitte, tue das nicht mehr“, flehte John beinahe tonlos. Schwach lagen seine Augen auf Elektra. „Das wollte ich nicht, John. Keine Sorge, ein zweites Mal riskiere ich eine solche Reaktion nicht. Carson, ich kann unmöglich weitermachen.“ „Wie viele Substanzen sind noch übrig?“ „Zwei“, mischte sich Ford in die Unterhaltung ein. „Elektra, es ist wichtig ...“, begann Beckett, doch er kam nicht dazu, seine Ausführung zuende zu sprechen, da die Kriegerin ihm energisch ins Wort fiel. „Wenn dieses Insekt auch nur auf ein weiteres Medikament so heftig reagiert wie auf Wasser, ist das viel zu gefährlich für Johns Zustand. Ich werde ihm nicht weiter etwas aussetzen, das ihm eine zusätzliche Qual beschert. Es war ein Versuch wert, doch ich sage nein und dabei bleibt es“, entschied Elektra. Der entschlossene Tonfall, der in ihrer Stimme auftauchte, ließ keinen einzigen Widerspruch zu. Beckett verstand ihren Wunsch und respektierte ihn. Er hatte sowieso keine Wahl, da er von der Atlantis-Basis aus nicht besonders viel tun konnte, um Major Sheppard auf irgendeine Art Hilfe zukommen zu lassen.

„Dreizehn Minuten noch“, murmelte Ford, als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf. Seine Augen wanderten zu McKay hinüber, dem man den Druck, unter dem er so offensichtlich stand, deutlich ansehen konnte. Rodney hielt über Funk Kontakt zu dem Team rund um Doktor Radek Zelenka, das von Atlantis aus versuchte, eine Lösung für ihr tödliches Problem zu finden. Letztendlich lief dieses Gespräch jedoch nicht darauf hinaus, das sie Informationen austauschten, sondern über die richtige Vorgehensweise diskutierten. Dieses Verhalten war aber so typisch für McKay und Zelenka. Sie waren beide auf ihren Gebiet einzigartig mit ihrem Wissen, standen sich manchmal aber gegenseitig im Weg. Ford hatte schon oft das Gefühl erhalten, das Rodney keinen Konkurrenten an seiner Seite duldete, der ihm sein Genie streitig machen wollte.

„John?“ sprach Elektra ihren Freund an, der für einen langen Moment die Augen schloss. Nur schwer gelang es ihm diese wieder zu öffnen. „Du darfst dich nicht selbst unter Druck setzen.“ „Kannst du mir auch verraten, wie ich das machen soll? An meiner Kehle hängt ein Insekt, das mich in keinster Weise freigeben will und das auf jeden Fall meinen Tod verursachen wird.“ „Du musst dich auf die Lehren der Kamaguris konzentrieren. Es hilft dir bei deiner Atmung.“ „Wie kann ich das umsetzen?“ „Schließ die Augen und horche auf die leise Stimme deiner Seele, die zu dir spricht. Du musst deine Schmerzen völlig in dir aufnehmen. Das mag jetzt ungewöhnlich für dich klingen, aber nur auf diesen Weg wird es nicht mehr so weh tun.“

„Weißt du auch genau wovon du da sprichst?“ hakte Sheppard skeptisch nach. „Wenn es um die Kamaguris geht, bin ich mir ihrer Vorgehensweisen absolut sicher. Du vertraust mir doch, oder?“ „Wie kannst du mein blindes Vertrauen zu dir in Frage stellen?“ „Dann lass dich auf meinen Ratschlag ein, John. Momentan ist es die einzige Möglichkeit, dich von einem kleinen Teil deiner Qualen zu befreien. Es wird dir helfen, das versichere ich dir“, erklärte sie ihm ruhig. Johns Antwort darauf war bloß ein stummes Nicken, als er erneut die Augen schloss und seine Aufmerksamkeit auf sein Innerstes lenkte.

Für einen kurzen Augenblick versank alles um ihn herum in tiefstes Schweigen. Doch dann drang eine ihm fremde Stimme an sein Ohr. Sie flüsterte ihm Worte zu, die er nicht verstehen konnte. Erst nach ein paar Sekunden wurde die Stimme klarer und die Dinge, die er hören sollte, wurden deutlicher. Nur dein Tod rettet dein Leben, sprach die Stimme zu ihm. Zuerst entsetzte es John in allen Maßen, welchen Weg er einschlagen sollte, doch dann wurde ihm bewusst, das es womöglich seine einzige Chance war, den Morgen überhaupt noch zu erleben. Er hatte verstanden, was seine Seele ihm mitteilen wollte. Nun wusste er, was zu tun war, um endlich von diesen widerlichen Insekt erlöst zu werden.

Und als John die Augen aufschlug, begegnete er Elektras warmen Blick. Teyla und Ford beobachteten ihn ebenfalls neugierig. Sie alle schienen die Veränderung gespürt zu haben, die in ihm statt gefunden hatte. „Ich weiß, was wir tun müssen“, sprach John und sein wissender Blick glitt zu dem Wiederbelebungsgerät, das noch immer achtlos neben Fords Füßen lag. „Worauf wollen Sie hinaus, Major?“ erkundigte sich der jüngere Soldat sofort. „Mir ist nun klar, was wir unternehmen müssen, um das Insekt von mir fort zu bekommen.“ „Wir haben doch schon alles probiert“, mischte sich Teyla kopfschüttelnd ein. Mit seiner ganzen Entschlossenheit, die er in seinem geschwächten Zustand aufbringen konnte, sah John sein Team an. „Nein, nicht alles. Um zu überleben, muss ich sterben.“

~ 7. ~

Fassungslos starrte das Team John einheitlich an. Sogar Rodney vergaß für einen langen Moment seine Arbeit an dem Jumper. „Was?“ stieß Elektra schließlich leise aus. „Du hast mir gesagt, ich soll auf die Stimme meiner Seele hören. Und genau das hat mir meine Seele geraten. Elektra, dieses Insekt isst von mir. Der einzige Weg, dem Wesen seine Ernährungsquelle zu entziehen, ist mein Tod. Nur wenn ich sterbe, mein Herz zum schlagen und ich zum atmen aufhöre, wird es von mir ablassen“, führte er überzeugend aus. „Sir, das ist ein viel zu großes Risiko. Diese Gefahr können wir nicht eingehen. Wir könnten Sie endgültig verlieren“, erklärte Ford energisch, der absolut nicht mit dieser Idee einverstanden war.

„Ihr könnt mich wieder zurück holen.“ „John, ich kann hier nicht das Na-Thil durchführen. Dafür fehlen mir die Mittel.“ „Davon rede ich auch nicht, Elektra. Mit den Stromstößen des Reanimierungsgerätes werdet ihr mein Herz anhalten. Und sobald das Tier sich entfernen lässt, fangt ihr mit den Wiederbelebungsmaßnahmen an.“ „Nein, das können wir nicht einmal in Erwähnung ziehen“, sprach sich auch Teyla gegen dieses Vorhaben aus. Johns flehender Blick traf Elektra. Stumm bat er sie, auf sein Urteil zu vertrauen, und zu tun, worum er sie bat. In seinen Augen konnte Elektra erkennen, das es die einzige Hilfe war, die sie ihm geben konnte. So grauenhaft sein Vorschlag auch klingen mochte, etwas anderes konnte sein Leben nicht mehr retten.

„Bist du dir wirklich sicher, John?“ „Es sind die Lehren deines Ordens, die mir dies zugeflüstert haben. Wenn du darauf vertraust, tue ich es auch.“ Elektras Augen wanderten von John zu Teyla und Ford. Ein paar lange Sekunden dachte sie über die Optionen nach, die sie noch besaßen. „Rodney, wie lange brauchst du noch?“ „Ein paar Minuten. Ich kann uns jeden Augenblick befreien“, erklärte McKay hektisch. „Sag mir Bescheid, wenn du soweit bist“, befahl Elektra in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Deshalb nickte Rodney bejahend, da er wusste, wann es besser war, sich Elektras Willen zu beugen.

„Ford, du kannst mit diesen Gerät umgehen, deshalb wirst du es tun.“ „Nein, Elektra, das kann ich nicht machen.“ „Du hast gar keine andere Wahl. Es ist das Einzige, das Johns Leben rettet. Wir werden sein Vorhaben in die Tat umsetzen.“ „Und wenn es schief geht?“ „Das wird es nicht. Er hat die Stimme der Kamaguris gehört. Eine Lüge erzählt diese Stimme nicht. Wir werden diesen Versuch wagen.“ „Und dann?“ hakte Ford missmutig nach. „Wir entfernen das Insekt. Danach werde ich mit John sofort durch das Stargate verschwinden, damit Beckett ihn versorgen kann. Ich warte nur noch auf Rodneys Zeichen.“ „Den Seitenhieb habe ich verstanden“, erhob McKay bitter das Wort.

„Auf jeden Fall müssen wir uns beeilen. Wie viele Minuten haben wir noch?“ „Acht“, sprach Ford sachlich. „Rodney?“ „Gib mir noch zwei Minuten, Elektra“, bat er mit entschlossenen Gesichtsausdruck. „In Ordnung“, murmelte sie und ihr Blick streifte erneut John. „Du kannst es dir jetzt noch anders überlegen.“ „Da gibt es nichts mehr zu überlegen. Ich will nicht sterben, Liebling, doch das werde ich garantiert, wenn wir nicht endlich etwas gegen diese Kreatur unternehmen. Es raubt mir mein Leben. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, das ich heute zum letzten Mal dein Gesicht sehe.“

„Niemals würde ich zulassen, das du mich auf diesen Weg verlässt“, lächelte Elektra sanft. Elektra griff nach ihrem Messer und schnitt Johns Shirt durch, um seine nackte Brust freizulegen. „Du wirst mich zurück holen, nicht wahr, Elektra? Lass mich nicht im Stich. Ich zähle nämlich auf dich.“ „Ich werde dich retten. Dein Tod bleibt nicht endgültig.“ „Ist das ein Versprechen?“ hakte John nach, als er zweifelnd auf das Gerät blickte, das Ford vorbereitete. „Ja, ich werde alles genauestens bewachen. Und wenn du wieder zu dir kommst, werde ich da sein und dich nach deinem kurzen Tod empfangen“, versicherte sie ihm.

Elektra trat einen Schritt zurück und sah Ford dabei zu, wie dieser das Gerät vorbereitete. Der unsichere Blick, mit dem er Sheppard streifte, war ein eindeutiges Zeichen, das diese Idee in keinster Weise seine Zustimmung fand. „Können wir anfangen, Rodney?“ „Ja“, warf der Wissenschaftler über die Schulter, der nur noch die letzten Details durchging, bevor er das System des Jumpers neu aktivierte. „Ich habe dich das zwar schon einmal gefragt, aber wie ist es zu sterben?“ erkundigte sich John mit einem qualvollen Stöhnen. „Du brauchst davor keine Angst haben. Der Tod ist eine Erfahrung, die nicht unbedingt endgültig sein muss. Zu sterben ist nicht schlimm, John, und es tut auch nicht weh. Um zu fliegen benötigt man nicht immer Flügel“, erklärte sie und streichelte ihm noch einmal kurz durch sein weiches Haar. Ihre Augen glitten zu Ford und mit einem Nicken signalisierte sie ihm, das er beginnen konnte.

Ford positionierte die beiden handlichen Verbindungen des Gerätes auf Sheppards Haut. Mit den elektrischen Wellen, die hindurch flossen, bearbeitete er das Herz seines Vorgesetzten. Schmerzhaft verzog John das Gesicht, dann spürte er aber eine ungewöhnliche Schwäche in sich und konnte kaum noch die Augen offen halten. Es war ihm nicht möglich, sich dagegen zu wehren, und deshalb ließ er sich auch einfach in das dunkle Loch fallen, das von ihm Besitz ergriff. Sein Herz hörte zu schlagen auf und langsam wanderte er auf die andere Seite hinüber. Wenige Sekunden später gab das Gerät ein langes, piepsendes Geräusch von sich, das den Tod des Betroffenen ankündigte.

Augenblicklich war Elektra bei dem Insekt und warf einen kurzen Blick darauf. Johns Rechnung ging in allen Punkten auf. Die Kreatur hörte schlagartig auf, sich von ihm zu ernähren. Nun stellte es kein besonderes Problem mehr dar, es zu entfernen. Elektra griff nach ihrem Messer und trieb die Klinge mitten durch den kleinen Körper, damit das Insekt keinerlei Schaden mehr anrichten konnte. Das Insekt gab noch einen letzten, quietschenden Laut von sich und starb dann in einer Blutlache. Bewegungslos blieb es liegen. Die Gefahr, die davon ausging, schien vorüber zu sein. Ein kurzer Seufzer entrang sich Elektras Kehle, als sie ihre Augen auf Ford richtete. „Hol ihn zurück, Aiden ...“

Langsam öffnete John die Augen und sah sich aufmerksam um. Seine Umgebung war ihm vollkommen fremd. Er war nicht länger im Jumper und kämpfte um sein Leben. Verwirrung legte sich in seinen Blick, den der Ort, an dem er sich befand, war mit nichts zu vergleichen, was er kannte. Alles um ihn herum war in ein warmes weißes Licht getaucht. Es gab keinen einzigen Anhaltspunkt, an dem er sich in irgendeiner Art und Weise orientieren konnte. War das wirklich das Jenseits? War er nun tatsächlich tot und gab es aus dieser Situation kein Entrinnen mehr für ihn?

„Elektra?“ rief er ihren Namen, mit der kleinen Hoffnung vertretend, das sie ihn selbst über die Grenzen ihres Daseins hören konnte. Doch das Einzige, das ihm entgegen hallte, war ein grausam wirkendes Schweigen. Fühlte sich das sterben etwa so an? War man alleine, wenn man die Reise ins Jenseits antrat? Gab es niemanden, der einen empfing und am Beginn einer neuen Reise willkommen hieß? Vielleicht war der Tod doch nicht der neue Weg eines weiteren, eines anderen, Lebens, so wie Elektra dies durch ihren Orden gelernt hatte.

Aus der Ferne drang eine vertraute Stimme zu John durch. Es war die von Elektra, die ihn verzweifelt anflehte, zu ihr zurück zu kommen. „Wach auf, John“, vernahm er ihr Rufen deutlich. „Aber ich bin doch wach. Ich kann dich gut hören, Elektra“, murmelte John kopfschüttelnd. In der nächsten Sekunde wurde er sich der Tragik seiner Situation bewusst. Sie hatten ihn getötet, um ihn vor den tödlichen Klauen des Insektes zu retten. Aber anscheinend war alles zu spät für ihn. Er konnte nicht in sein Leben zurück kehren. „Mein Gott, ich bin tot“, stieß er entsetzt aus, konnte den Gedanken nicht ertragen, das hier und jetzt wirklich sein Ende drohte. Sein Leben war vorbei. Der Tod hatte ihn eingefangen.

„Du bist nicht tot, sondern befindest dich nur auf einer anderen Ebene des Lebens, Major John Sheppard“, sprach eine Stimme hinter ihm. Hastig wandte sich John um und stand einem älteren Mann mit dichten, dunklen Haaren gegenüber. „Wer sind Sie?“ hakte er sofort misstrauisch nach. „Ich denke, du kennst mich besser, als du es im Augenblick annimmst. Ich bin Valenko“, stellte sich der Fremde vor. Erst jetzt fiel John die Kleidung auf, die der Mann trug. Sie ähnelte vom Stil der Uniform, die er an Elektra gesehen hatte, als er diese aus ihrem Sarg befreit hatte.

„Elektras Lehrer“, flüsterte John ungläubig. „Der Mann, den du für seine Entscheidungen verurteilst.“ „Wenn ich nicht tot bin, was tun Sie dann hier? Sie sind doch tot, oder?“ „Meine Seele hat schon lange die Reise zu einem neuen Leben angetreten. Ich bin hier, um dir die Selbstsicherheit für einen Weg zu geben, der äußerst schwierig für dich werden wird. Außerdem will ich die Gelegenheit nutzen, jenen Mann kennenzulernen, der meiner besten Schülerin so unendlich viel bedeutet. Ich komme nicht zu dir, um dich ihr zu entreißen.“

„Von welchen Weg reden Sie, Valenko?“ „Elektras Weg, den du mit ihr gehen willst.“ „Das habe ich vor, ja, und niemand kann mich daran hindern. Ich kann sie mit ihrem Krieg nicht alleine lassen.“ „Kennst du auch den Preis für deine Selbstaufopferung?“ hakte der Lehrmeister streng nach. John bekam bei den durchdringenden Blick, mit dem er betrachtet wurde, ein ungutes Gefühl. Blicke wie diese machten ihm in der Regel nichts aus, doch Valenko hatte eine Art an sich, die ihn in den Tiefen seiner Seele nervös machte. Er konnte nicht richtig einordnen, worauf der Anführer der Kamaguris hinaus wollte. Was wollte er ihm wirklich mitteilen, das seine Anwesenheit rechtfertigte? Was war der wahre Grund für seinen seltsamen Besuch?

„Elektra kennt ihren Preis für diese Schlacht. Bei dir bin ich mir jedoch nicht so sicher.“ „Ich weiß, das ich sie verlieren kann“, gab John bitter zurück. „Davon spreche ich nicht“, schüttelte Valenko verneinend den Kopf. „Wovon dann?“ „Nicht Elektra ist Diejenige, die ihr Leben verlieren könnte, sondern du. Wie weit bist du bereit zu gehen, um sie zu beschützen?“ „Über den Tod hinaus.“ „Ich bezweifle, das du wirklich weißt, worauf du dich da einlässt. Dein Schicksal hat mir ein paar interessante Dinge über dich erzählt. Ich habe in deine Sterne gesehen, John. Dein Weg kreuzte sich nicht durch Zufall mit Elektras.“

„Unsere Begegnung war Bestimmung?“ „Ich schickte dich zu ihr.“ „Was?“ „Den Mord, den ich an meiner Tochter begangen habe, habe ich mir nie verziehen. Mir war von Anfang an bewusst, das sie ihr neues Leben niemals alleine schaffen würde. Sie brauchte jemanden, der ihr beisteht und ihren Weg bis zum tödlichen Ende begleitet. Ich bat die Götter um einen Engel, dessen Sterne ihm jenes Schicksal zuteil werden ließen, das er für Elektra die nötige starke Schulter besitzt. Und zehntausend Jahre später erfüllen die Götter mir meine Bitte in Form eines irdischen Soldaten, der mich für meine Handlung verachtet.“

„Als ich im Sterben lag, betete ich darum, das Elektra eines Tages Vergebung für die Entscheidung erfährt, die sie gefällt hat.“ „Es war die richtige Entscheidung.“ „Sie hat bekommen, was sie brauchte, um bereit zu sein, wenn sie die Wraith in ihre Hölle zurück schickt. Du hast ihr diese Vergebung geschenkt, John. Eure Zukunft stellt große Herausforderungen für euch dar. Geh mit ihr diesen Weg, solange du kannst. Lass sie nicht in Stich, so wie ich das einst tat. Nur mit dir an ihrer Seite kann sie ihr Schicksal überleben. Ich habe getan, was ich konnte, um ihr beizustehen, doch im entscheidenden Augenblick reichte dies nicht aus. Zwar habe ich die Gesetze meines Ordens respektiert, aber ich habe Elektra und ihre Loyalität, die sie mir gegenüber empfand, grausam verraten.“

Und in dieser Minute verstand John, das Valenko sich selbst zutiefst dafür hasste, Elektra einst getötet zu haben. Noch immer verfolgte ihn seine Entscheidung, wohlwissend, das damit sein Herz und seine Seele mit Elektra gestorben waren. Er hatte keinen Selbstmord begangen, weil er in den Augen des Rates versagt hatte, sondern weil er mit dem Gedanken nicht hatte leben können, das Leben der Schülerin, die er wie eine Tochter liebte, brutal beendet zu haben. Er hatte es nicht ertragen, ohne sie weiterleben, mit dem Gewissen, das er für ihren Tod verantwortlich war. Valenko hatte über sich gerichtet, da ein Leben ohne Elektra für ihn eine Strafe war, die er sich selbst aufgebürdet hatte. Die Last war für ihn zu schwer gewesen. Seine unendliche Liebe zu der Kamaguri hatte seinen Untergang bedeutet.

„Ich werde auch so enden“, flüsterte John wissend. „Die Liebe zu Elektra ist ein Gefühl, von dem man nie wieder loskommt. Diese Liebe endet nicht einmal im Tod, John. Sie ist das Stärkste, das dich zu neuen Höchstleistungen antreibt, und das Schwächste, das dich zerstören kann. Und wenn ich sehe, das sie noch heute hinter mir steht, nach allem, was ich ihr angetan habe, dann bricht mir dies erneut das Herz. Ich habe ihre grenzenlose Treue nicht verdient. Ich war nicht da, als sie mein Verständnis am dringendsten gebraucht hat. Doch ich weiß, du wirst in einen solchen Augenblick da sein. Du wirst nicht zurück weichen, John, sondern ihr bis in den gemeinsamen Tod folgen.“

„Elektra ist bei mir gut aufgehoben. Ich achte gut auf sie und bei meinem Leben, ich schwöre, das ich sie nicht alleine lasse. Nach wie vor bin ich noch immer nicht begeistert von Ihrer Entscheidung, Valenko, aber nun kann ich es akzeptieren. Ich habe die Meinung vertreten, sie hätten Elektra nicht geliebt, hätten in ihr bloß die Kriegerin gesehen, die Ihre Schlacht gewinnen sollte. Doch jetzt, wo ich in Ihre Augen sehe, erkenne ich die Liebe, die Sie Elektra entgegen gebracht haben. Sie getötet zu haben, hat aus Ihnen einen gebrochenen Mann gemacht.“ „Halte Elektra fest, solange dir dies möglich ist, Major Sheppard. Sag ihr, das ich sehr stolz auf sie bin und das ich diesmal bei ihr bleibe. Sie ist meine Tochter. Ich habe es nie bereut, sie als das zu sehen. Ich weiß, sie wird ihr Schicksal erfüllen und durch dich ihren Frieden finden“, erklärte Valenko zuversichtlich.

„Ist das der Abschied?“ „Es wird Zeit, das du aufbrichst, mein Freund. Elektra wartet auf dich. Du musst zu ihr zurück kehren. Sie braucht keine Angst vor ihrer Zukunft haben. Mit dir an ihrer Seite kann ihr nichts passieren.“ „Und wenn sie doch den Tod findet? Es darf noch nicht alles vorbei sein. Ich habe noch nicht einmal angefangen, richtig mit ihr zu leben.“ „Ich werde dich nun in etwas einweihen, das Elektra vor der Erfüllung ihres Schicksals nicht erfahren darf. Sie würde versuchen, dies zu ändern und es hätte fatale Konsequenzen für sie. Nur dein Schicksal, Major John Sheppard, rettet sie vor der Finsternis ihres eigenen.“ Und bevor John nachfragen konnte, was Valenko damit im Detail meinte, spürte er, wie er fortgerissen wurde und der Lehrmeister der Kamaguris aus seinem Blickfeld verschwand ...

„Ich habe wieder einen Herzschlag. Er ist zwar schwach, doch Major Sheppard ist wieder unter uns“, sprach Ford hektisch. „Rodney, wie viele Minuten noch?“ „Drei“, antwortete der Wissenschaftler, als Teyla und Ford den Major auf die Beine halfen und Elektra ihn stützte. Sie blickte Rodney an und warf ihm ein zustimmendes Nicken zu. „Ich öffne jetzt die Tür, damit du den Major durch das Stargate bringst. Danach sorge ich dafür, das der Jumper seine Triebwerke einfährt“, klärte er die Anwesenden über sein Vorhaben auf und aktivierte das neu gestartete System des Jumpers. Elektra war die Erste, die mit John hindurch ging, damit er auf dem schnellsten Weg seine dringend benötigte medizinische Versorgung erhielt.

Ein eisiger Wind kam vom Stargate zu den Personen hinüber, die sich noch im Jumper befanden. Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten, so heftig erwischte sie der regelrechte Sturm des offenen Wurmloches. Sobald Elektra mit ihrem Freund das Wurmloch durchquert hatte, gab Rodney manuell den Befehl für die Triebwerke ein. In der nächsten Sekunde setzte sich der Jumper auch schon in Bewegung. Erleichtert stieß Rodney Luft aus seinen Lungen, da er eigentlich nicht damit gerechnet hatte, das wenigstens das ohne Schwierigkeiten ablief. Diesmal jedoch war es wirklich äußerst knapp gewesen. Beinahe hätte das gesamte Team auf einen Schlag den Tod gefunden. Der Alptraum, in den sich diese eigentlich als harmlos vorgesehene Expedition entwickelt hatte, war endgültig vorbei. Und kaum, als der Jumper auf Atlantis ankam, war Beckett mit seinen Sanitätern schon bei Major Sheppard, um dessen Zustand zu stabilisieren.

„Hei“, sprach Elektra sanft, als John die Augen aufschlug. „Sind Sie ansprechbar, Major?“ erkundigte sich Beckett. „Ich dachte, ich sehe dich nie wieder“, sprach John leise, wobei er Elektra ansah. Sie schenkte ihm ein Lächeln und strich ihm zärtlich durch das Haar. Beckett wies den Soldaten an, nicht zuviel zu sprechen, da dies im Moment noch viel zu anstrengend für ihn war. John wurde für den Transport auf die Krankenstation vorbereitet und Elektra überließ ihn der Untersuchung des Arztes. Dabei wich sie aber nicht von Johns Seite. Das drohende Unheil war von ihm abgewandt worden. Den hinterhältigen Angriff des Insektes hatte er ohne Schäden überstanden. Und als Carson Beckett Sheppards Zustand genauestens diagnostizierte, fiel Elektras Angst, ihren Freund fast verloren zu haben, von ihr. So nahe sollte er seinem Tod nie wieder kommen.

~ 8. ~

Einige Tage hatte John auf der Krankenstation unter Becketts Beobachtung verbringen müssen. Von dem Insekt war nur eine kleine, kaum zu sehende Narbe an seiner Kehle zurück geblieben. John beobachtete Elektra, wie sie auf einem Balkon stand und in die Ferne blickte. Ohne ihr Gesicht zu sehen, wusste er auch so, das sie an Valenko dachte. „Er war ein guter Mann“, sprach er hinter ihr. Überrascht drehte sich Elektra zu ihm und blickte ihn irritiert an. „Wann hast du deine negative Meinung über ihn geändert?“ „Seit ich eine kleine Unterredung mit ihm hatte. Als ich kurz starb, um das Insekt los zu werden, hat er mich aufgesucht. Ich bin nicht mehr wütend auf ihn“, erklärte John ruhig, als er näher kam.

„Du hast mit ihm gesprochen? Was hat er gesagt? Welchen Eindruck hat er auf dich gemacht? Ist er zufrieden?“ „Er leidet, Elektra.“ „Wegen was?“ „Valenko ist seit seiner Tat ein gebrochener Mann. Er liebt dich über alles und er hat es sich selbst nie verziehen, das er dich in Stich gelassen hat. Du bist sein Leben.“ „Hat er dir das erzählt?“ „Das brauchte er nicht aussprechen. Ich habe es in seinen Augen gelesen. Du sollst wissen, das er sehr stolz auf dich ist. Er sieht dich noch immer als seine Tochter, als sein eigen Fleisch und Blut. Daran wird sich nie etwas ändern. Und diesmal, wenn du deinen Krieg gegen die Wraith beendest, wird er da sein, um dir beizustehen. Ein zweites Mal lässt er dich mit deiner Last nicht alleine.“

Elektra wandte ihren Blick von John ab und ließ ihn erneut über den weiten Ozean gleiten. Seit sie erfahren hatte, das Valenko sich selbst getötet hatte, war die Frage in ihr immer stärker geworden, wie er mit seiner Schuld auf seiner neuen Reise umging. Und nun hatte John diese Antwort ausgesprochen. „Du hast dich in ihm getäuscht, John, siehst du das jetzt ein?“ „Seine Tat verurteile ich nach wie vor. Doch jetzt sehe ich ihn auch als den Menschen, der er war. Tief in seinen Herzen ist er nicht so schlecht, wie ich davon ausging.“ „Einst trug er die gesamte Verantwortung für unseren Orden. Er hat immer das Beste für uns erreichen wollen“, erzählte Elektra mit einem schweren Seufzen. John trat dicht hinter sie und schloss sie in seine Arme.

„Hat er dich akzeptiert?“ „Ich denke, er ist mit deiner Wahl einverstanden. Valenko weiß, das mich nichts von dir trennen kann. Ich werde deinen Weg bis zum bitteren Ende begleiten, egal, was für eine heftige Schlacht auch immer auf uns wartet.“ Elektra drehte sich in seinen Armen um und schenkte dem Soldaten ein zärtliches Lächeln. Sie wollte nicht näher darauf eingehen, wie sehr das Grauen auf sie alle einstürzen würde, sobald die Wraith von ihrer Existenz erfuhren. Auch wenn John sich auf die Gefahren einstellte, so hatte er dennoch keine Ahnung, was es wirklich bedeutete, in einen Krieg zwischen den Wraith und den Kamaguris hinein zu stolpern.

Eine Bewegung hinter ihrem Rücken zog plötzlich Johns Aufmerksamkeit auf sich. Das ruhige Meer schlug viel zu hohe Wellen. „Was ist das?“ stieß er skeptisch aus. Elektra folgte seinem Blick und konnte nur noch einen meterlangen Schatten unter der Meeresoberfläche ausmachen. „Mein Gott! Er zeigt sich! Das ist meines Erachtens noch nie zuvor passiert. Das ist der Schutzgeist, von dem ich dir erzählt habe, John“, erklärte die Kriegerin überrascht, die nicht glauben konnte, das der rätselhafte Schutzgeist tatsächlich seine Deckung aufgab. „Im nachhinein wird mir doch etwas mulmig zumute, wenn ich daran denke, das sich dieses Wesen im Wasser befunden hat, als Ford und ich den Tauchgang unternommen haben.“

Mit faszinierenden Augen beobachtete Elektra den Schutzgeist. Es war das erste Mal in ihrem langen Leben, das er sich ihrem Blick offenbarte. In ihrer Seele explodierte ein Drang, ihre Neugier zu stillen. Instinktiv spürte sie, das sie etwas tiefes mit dem Schutzgeist verband. Sie beide lebten nur für ihr einziges Ziel, Atlantis vor Feinden jeglicher Art zu beschützen. Das war ihre Aufgabe. Und in dieser Sekunde erinnerte sie sich an die Worte, die Valenko ihr einst über den Schutzgeist mitgeteilt hatte. Eine Kamaguri erkennt er auf den ersten Blick. Eine Kriegerin von Atlantis ist das einzige Wesen, das er verschont.

Ruckartig wandte sich Elektra um und verließ die Terrasse. Irritiert sah John ihr kurz nach, bevor er ihr folgte. „Wo willst du hin?“ „Es gibt da etwas, das ich ausprobieren muss. Auf diese Gelegenheit warte ich schon viel zulange.“ „Wird es mir gefallen?“ hakte John nach, der aufgrund der Entschlossenheit in ihrer Stimme Misstrauen gegenüber ihres für ihn noch unbekannten Vorhabens hegte. „Das bezweifle ich“, erwiderte Elektra und war in der unteren Etage, die zum Ufer des Meeres führte, angekommen. Sie öffnete die Türen und trat hinaus. „Was genau willst du hier tun?“ John hatte die Frage kaum ausgesprochen, als Elektra bereits mit einem gezielten Sprung im Wasser verschwand.

„Elektra“, rief John panisch, der sich augenblicklich an ihre Warnung, die sie über den Schutzgeist ausgesprochen hatte, erinnerte. „Bleib, wo du bist, John. Das dauert nicht lange“, sprach die Kriegerin, als sie auftauchte und sich zu ihrem Freund umdrehte. „Komm bitte sofort da raus. Hast du etwa vergessen, was du mir von diesen Wesen erzählt hast?“ „Nein, das habe ich nicht. Aber er wird mir kein Leid antun.“ „Woher weißt du das schon wieder?“ „Ich bin eine Kamaguri, John. Der Schutzgeist und ich kämpfen für dieselbe Sache. Wie ich existiert auch er nur für den Schutz dieser Stadt“, sprach Elektra und tauchte in die Tiefe hinab. John blieb nichts anderes übrig als auf ihre Rückkehr zu warten. Er zog seine Waffe aus dem Halfter und ließ das Meer nicht aus den Augen. Ohne zu zögern würde er auf den Schutzgeist schießen, sollte er mitbekommen, das Elektra angegriffen wurde.

Der letzten überlebenden Kriegerin der Kamaguris fiel sofort die Stille auf, die ihr entgegenschlug. Das Meer schien durch die Anwesenheit des Schutzgeistes regelrecht in seinem Leben eingefroren zu sein. Wo bist du? fragte sie sich schweigend und sah sich aufmerksam um. Im nächsten Augenblick wurde das Wasser über ihr dunkler. Und als sie hoch blickte, zog er Schutzgeist seine Kreise um sie. Nicht einmal Valenko hatte ihr sagen können, wie diese Kreatur aussah, da es keinerlei Aufzeichnungen in diese Richtung in der Datenbank der Antiker gab. Doch nun sah sie ihn mit eigenen Augen. Bei weitem ähnelte er nicht dem Bild in ihren Gedanken.

Der Schutzgeist war nichts weiter als eine Riesenschlange, die an die fünfzehn Meter maß. Er konnte sie mit einem einzigen Bissen verschlingen. Elektra blieb jedoch völlig ruhig, als er näher kam und seine riesigen, scharfen Augen auf sie richtete. Für einen langen Moment, der Elektra ewig vorkam, standen sie sich gegenüber, ohne das einer von ihnen eine Reaktion zeigte. Doch schließlich war Elektra die Erste, die in Bewegung kam. Sie berührte den Schutzgeist am Hals. Ihre Finger hielten sich an einer Schuppe fest. Für jeden anderen wäre es eine Kraftanstrengung gewesen, aber für die Kamaguri war es eine Leichtigkeit, sich daran hoch zu ziehen. Und mit Elektra als seine Begleiterin schwamm der Schutzgeist davon.

„Major, haben Sie Elektra gesehen? Ich würde gerne mit meinen Nachforschungen weitermachen“, sprach Rodney, als er neben John trat. Eine großartige Suche nach der Frau ersparte er sich grundsätzlich, da er wusste, er fand sie dort, wo sich auch Sheppard aufhielt. „Das wird warten müssen, McKay“, murmelte John, während er den Schatten beobachtete, wie er in der Ferne verschwand. „Wie meinen Sie das? Und wieso stehen Sie hier mit Ihrer Waffe, als würden Sie einen Angriff erwarten?“ „Elektra ist im Wasser.“ „Sie nimmt ein Bad?“ „Nein, Rodney, sie will dem Schutzgeist begegnen. Wir haben seine Silhouette im Meer gesehen und Elektra ist ihm einfach gefolgt.“ „Ihrem ernsten Tonfall nach zu urteilen, halten Sie das für keine gute Idee“, bemerkte Rodney spitz.

„In keinster Weise tue ich das. Elektra hat mir erzählt, das dieser Schutzgeist für jeden eine tödliche Gefahr darstellt, der sich im Wasser aufhält. Das ich mit diesen Hintergrund nicht sehr begeistert von der Tatsache bin, das sie mit dieser Kreatur schwimmen will, ist wohl verständlich, oder?“ „Wie lange wird das dauern?“ hakte Rodney genervt nach. „Ich weiß es nicht. Sie denken wieder einmal nur an sich selbst, McKay.“ „Wie darf ich denn das verstehen?“ „Ich mache mir Sorgen um Elektra.“ „Das tun Sie doch dauernd. Was ist daran neu? Sie sollten Elektra mehr Freiraum lassen, Major.“ „Seit wann sind Sie ein Experte für Frauen und Beziehungen, McKay? Es gibt keinerlei Probleme zwischen Elektra und mir.“ „Es sei denn, Sie verhindern eine Begegnung zwischen Elektra und den Wraith“, sprach Rodney und erhielt für seine Aussage einen vernichtenden Blick Sheppards.

„Ich sehe etwas, was Sie anscheinend nicht sehen, McKay.“ „Das wäre?“ „Sobald die Wraith von ihrer Existenz erfahren, ist sie tot. Die Verteidigung der Antiker ist im Krieg vor zehntausend Jahren gefallen. Elektra ist die Einzige, die übrig geblieben ist. Die Wraith werden sie jagen, werden nur noch das eine Ziel kennen, die letzte lebende Kamaguri zu vernichten. Auch wenn wir ihre Schlacht begleiten, letztendlich steht Elektra dieser Übermacht an Wraith alleine gegenüber. Ich habe Angst vor der Entscheidung, die sie treffen wird, um uns alle vor den Wraith zu beschützen“, gestand John freimütig.

„Wir sind zu ihrer Familie geworden, Rodney. In ihren Augen sind wir das neue Volk ihrer Stadt. Elektra hat schon einmal ihr Leben geopfert, um Atlantis zu retten. Und ich weiß, steht sie vor der Wahl, mein Leben oder ihres, so ist sie bereit, für mich zu sterben. Mit diesen Gewissen könnte ich jedoch nicht leben. Sie macht mich vollkommen, McKay. Ein Leben ohne diese Frau kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Ja, ich habe ständig das Bedürfnis, sie vor ihrem Schicksal beschützen zu müssen, auch wenn ich weiß, das mir das nicht möglich ist. Ich kann sie nicht vor dem bewahren, was in der Zukunft auf sie wartet. Der Gedanke, sie zu verlieren, erscheint mir unerträglich.“

„Elektra kann ganz gut auf sich selbst aufpassen, Major.“ „Ihr Schicksal bedeutet ihr Ende. Sie ist in der Lage, die Wraith zu töten, aber diese Tat fordert unter Umständen ihr Leben ein. Sie muss einen Preis zahlen, den ich nicht akzeptieren kann.“ „Sie können nicht mehr tun als ihr helfen. Alles andere liegt in Elektras Händen. Sie muss ihr Schicksal erfüllen, ansonsten wird ihre Seele nie ihren Frieden finden.“ „Sie haben Elektra bei ihren Reden gut zugehört, McKay. Ich bin einfach nicht bereit sie gehen zu lassen.“ „Aber das werden Sie eines Tages müssen. Elektra ist eine Kriegerin. Sie muss beenden, was sie begonnen hat. Vielleicht gelingt es ihr tatsächlich, die Rasse der Wraith für immer zu vernichten. Es würde das Überleben jedes Volkes in dieser Galaxie sichern.“ „Rodney, Elektra wird das wahrscheinlich nicht überleben. Und ich auch nicht“, fügte John leise hinzu. Für einen langen Moment schloss er die Augen und versuchte die vielen Sorgen zu vergessen, die er sich um Elektras Leben machte. Doch der Gedanke, das die Wraith sie grausam töteten, nagte wie ein nie enden wollender Alptraum an ihm.

Unter Wasser hatte der Schutzgeist Elektra inzwischen zu der Stadt zurück gebracht. Sie streichelte der Riesenschlange noch einmal über den kräftigen Hals und sah ihr schließlich nach, wie sie in der Tiefe des Ozeans verschwand. Ihr Auftauchen am Ufer wurde weder von John, noch von McKay registriert. Die beiden Männer waren zu sehr in der Unterhaltung gefangen, die sie miteinander führten. Schon nach wenigen Sekunden war Elektra bewusst, das es in dem Gespräch um sie und um ihre düstere Zukunft ging, die John mit all seiner Macht von ihr abwenden wollte.

„Ich sterbe ohne Elektra“, sprach John kopfschüttelnd. „Sie machen sich viel zu viele Gedanken. Wenn die Wraith von ihrem Leben erfahren, wird es zweifellos hart für Elektra werden. Doch sie wird diesen Krieg überleben.“ „Wie können Sie sich da so sicher sein?“ „Ich vertraue auf Ihre Fähigkeiten. Und das sollten Sie auch tun, Major. Ihre Freundin ist eine äußerst starke Persönlichkeit. Sie hat schon einmal gegen die Wraith gekämpft. Dabei hat sie erfolgreich ihre Stadt verteidigt.“ „Mit dem Ergebnis, das sie für Atlantis gestorben ist.“ „Damals war es Valenko, der sie tötete. Wäre er nicht gewesen, hätte sie die letzte Schlacht vermutlich überlebt. Sie müssen Elektra einfach vertrauen.“ „Ich vertraue ihr, jedoch nicht den Wraith“, erklärte der Soldat entschlossen. Rodney wollte darauf etwas erwidern, verzichtete aber auf seinen Kommentar. Es spielte keine Rolle, was er oder ein anderer sagte, Major Sheppard konnte niemand, nicht einmal Elektra, von seiner Angst um die Frau seines Lebens befreien.

„Schicken Sie Elektra bitte zu mir, sobald sie von ihrem Abenteuer mit diesen seltsamen Schutzgeist zurück ist. Ich bin in meinem Labor“, erklärte Rodney, der dem Soldaten ansah, das er nicht weiter über dieses für ihn sehr empfindliche Thema sprechen wollte. Normalerweise würde Rodney nicht so einfach aufgeben, auf seiner Meinung zu behaaren, doch diesmal war es besser ohne ein weiteres Wort zu gehen. John bekam nicht einmal mit, wie McKay wieder im Inneren der Stadt verschwand, um sich seiner Arbeit zu widmen, während er noch immer damit beschäftigt war, die Verwirrungen seiner Gedanken zu sortieren. Mit einem schweren Seufzen versuchte er, die Anspannung in seiner Brust zu lösen.

„Ich hatte keine Ahnung, das deine Angst um mich so tief geht“, sprach überraschend eine weibliche Stimme hinter ihm. Ruckartig fuhr John herum. Elektra stand am Ufer und an ihrem Körper rannen unzählige Wasserperlen hinab. Ihre schönen Augen waren von einem ernsten Funkeln überschattet. „Was hast du alles gehört?“ erkundigte sich John. „Genug, um zu verstehen, weshalb du mich unbedingt von den Wraith fernhalten willst. Mir war bewusst, das du dir Sorgen um die Dinge machst, die geschehen werden, wenn mein neues Leben offenbart wird. Jedoch habe ich nicht damit gerechnet, das es dich so sehr berührt“, erklärte die Kriegerin und umarmte ihn instinktiv. John zog sie nahe an sich heran und schlang seine Arme um ihre Taille.

„Valenko hat mir klar gemacht, das ich dein Schicksal nicht genau kenne. Durch das, was er mir mitgeteilt hat, wurde mir bewusst, das du letztendlich alleine auf deine Feinde treffen wirst. Ich kann mich noch so sehr bemühen, aber es ist dein Krieg. Trotzdem werde ich dich begleiten. Es ist mir egal, wohin mich dein Weg führt.“ „Die Dunkelheit kann grauenvoll sein, John.“ „Einen kleinen Teil davon hast du mir schon im Training beigebracht. Elektra, auch ich habe Angst vor der Entscheidung, die du triffst, wenn die Wraith nach Atlantis kommen.“ „Ich habe dir schon einmal gesagt, das deine Liebe sich zu deiner größten Schwäche entwickelt. Was passiert mit dir, sollte ich im Krieg fallen?“

„Du kennst die Antwort.“ „John, dein Leben ist zu kostbar, als das du es meinetwegen fortwirfst. Du darfst nicht ewig um mich trauern.“ Ein schwaches Lächeln glitt über Johns Lippen, als er Elektra zärtlich am Hals berührte. „Ich liebe dich, bei weitem mehr, als du es vielleicht ahnst. Wie soll mein Leben weiter gehen, wenn du nicht mehr da bist? Mein Leben wird ohne dich nicht mehr das sein, was es jetzt ist. Dein Schicksal ist zu meinem geworden.“ „Du denkst zuviel über meinen Verlust nach“, tadelte Elektra ihren Freund. „Woran soll ich sonst denken, wenn du mir immer wieder zu verstehen gibst, das dein Krieg gegen die Wraith mit keinem Grauen des Lebens zu vergleichen ist?“ schüttelte John energisch den Kopf.

„Wir teilen eine einzigartige Zeit miteinander, John. Das Band, das zwischen uns besteht, kann uns niemand wegnehmen. Unsere Liebe ist ein Geschenk. Genieße es einfach. Alles andere fügt sich ganz von alleine. Gemeinsam überstehen wir die dunklen Tage, die auf uns zukommen“, erklärte Elektra und ließ sich erneut in seine Umarmung fallen. Sie war die Einzige, die John den Mut geben konnte, ruhig in die Zukunft zu blicken und den Verlauf der Geschehnisse abzuwarten. Er sollte sich nicht unnötig Sorgen um etwas machen, das noch nicht einmal passiert war. Um jeden Preis wollte Elektra verhindern, das er zuviel über ihre Bestimmung und dessen Folgen nachdachte. Er konnte es sowieso nicht ändern. Nur wenn John ihr Schicksal akzeptierte, würde sie die Chance besitzen, lebend aus dem blutigen Krieg mit den Wraith auszusteigen.

~ 9. ~

[Zwei Wochen später]

„Ihr seit also Weltenerforscher?“ erkundigte sich Primos, der Bürgermeister jener Welt, die Major Sheppards Team besuchte. Für ihn war es eine aufregende Erfahrung, jemanden zu begegnen, der durch das Stargate gekommen war. Außer diesen Menschen, die sich selbst als Freunde bezeichneten, benutzten nur die Wraith dieses Tor, um ihre Ernte einzuholen. Noch nie zuvor hatte Primos es erlebt, das auch Menschen diese Reisen unternahmen, nicht um zu töten, sondern um Freunde zu gewinnen. Er war fasziniert von der Aussicht, was diese kleine Gruppe schon alles gesehen hatte. Ihre Erlebnisse mussten unvorstellbar einzigartig sein.

„Wir sind absolut friedlich“, erklärte John. „Es sei denn, wir werden angegriffen. Dann fangen meine Begleiter wie die Verrückten zu schießen an“, kommentierte Rodney kopfschüttelnd. „McKay“, warnte John ihn gedehnt. Der Angesprochene zuckte schwach die Schultern, ohne darauf etwas zu erwidern. Wenn Sheppard seinen Namen auf diese Art aussprach, war dies ein deutliches Zeichen, das er den Mund halten sollte, da er sie ansonsten mit irgendwelchen Aussagen wieder in Schwierigkeiten brachte. Und John wollte gerne einmal, nur ein einziges Mal, eine Reise erleben, bei der sie sich nicht verteidigen oder um ihr Leben rennen mussten.

„Diese Geräte benötigt ihr für eure Verteidigung?“ hakte Primos nach, wobei er bewundernd die Waffe von Sheppard ansah. „Dafür sind sie da, ja, aber sie sind auch sehr gefährlich“, fügte Elektra hinzu, die die Begeisterung der Menschen für diese Waffe noch immer nicht nachvollziehen konnte. „Eine erstaunliche Technologie! Könnt ihr damit den Wraith Einhalt gebieten?“ „Wenn wir lange genug auf die Wraith feuern“, murmelte Ford, während er sich mit wachsamen Augen umblickte. „Ihr müsst mir mehr von diesen Dingen erzählen. Bitte bleibt doch zum Abendessen. Ich würde mich über eure Anwesenheit freuen“, sprach Primos seine Einladung aus.

„Wir sind gerne deine Gäste“, bedankte sich John mit einem Nicken. Primos erhob sich und führte das Team hinaus, das sich mit ihm in seinem Haus, das eher einer einfachen Blockhütte gleich kam, unterhalten hatte. Primos zeigte ihnen sein Dorf, die Menschen, mit denen er lebte. Sie waren eine friedliche Gemeinschaft, in den Augen von McKay äußerst primitiv angelegt, doch auch diese Spitzfindigkeit behielt er für sich. Er wollte nicht für Unruhe sorgen, wo man sie gerade zum Essen eingeladen hatte. Und Rodney kam nicht daran herum, offen zu zugeben, das er Hunger hatte. Eine Stärkung war genau das, wonach er sich jetzt sehnte.

Trotz der Gefahr, das die Wraith jeden Moment auftauchen konnten, feierte das Dorf zur Begrüßung ihrer Gäste ein Fest unter klaren Sternenhimmel. „Ich halte das für keine besonders gute Idee“, sprach John leise. „Das sind die wenigen Momente, in denen diese Menschen keine Angst haben. Sie glauben, sollten die Wraith jetzt kommen, werden wir sie retten können. Lass sie feiern, John. Sie werden schneller, als es ihnen lieb ist, wieder mit der grauenhaften Realität konfrontiert“, erwiderte Elektra lächelnd und legte ihm vertrauensvoll eine Hand auf den Oberschenkel, den sie zärtlich zu massieren begann.

„Du unternimmst gerade eine sehr gefährliche Handlung. Das halte ich in der Öffentlichkeit auch nicht für eine gute Idee“, raunte er ihr grinsend zu. „Ich weiß schon, wie ich mit dir umzugehen habe, John.“ „Niemand weiß das besser als du. Was hältst du davon, wenn wir uns in das Quartier zurückziehen, das Primos uns großzügigerweise zur Verfügung gestellt hat?“ „Das wäre unserem Gastgeber gegenüber aber sehr unhöflich. Immerhin hat er dieses Fest für uns organisiert.“ „Er wird sicher Verständnis dafür aufbringen, das ich mit einer schönen Frau wie dir gerne alleine wäre.“

„Sie wiederholen sich, Major“, mischte sich Rodneys nervige Stimme in diesen Augenblick ein. „Was geht Sie das an, McKay?“ „Ich will nur anmerken, das Sie Elektra stets dasselbe erzählen. Lassen Sie sich doch bitte etwas neues einfallen. Diese alte Platte ist ja nicht mehr mitanzuhören.“ „Dann hören Sie doch einfach weg“, schlug John bissig vor. Elektra kommentierte das kleine Wortgefecht zwischen dem Soldaten und dem Wissenschaftler mit einem amüsierten Lachen. Sie hörte John und Rodney bei ihren Streitgesprächen gerne zu, da dies eine der besten Unterhaltungsmöglichkeiten waren, die für sie reinste Vergnügen bedeuteten. Die Beiden waren einmalig mit den Beleidigungen, die sie sich gegenseitig an den Kopf warfen.

„Du hast doch an meinen Komplimenten nichts auszusetzen, oder?“ hakte John, irritiert über McKays Einmischung, bei Elektra nach. „Keineswegs. Ich bin mit allem zufrieden, was dich betrifft“, lächelte sie und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Bis auf die vielen Leute um uns herum ist das alles eigentlich sehr romantisch. Wir befinden uns unter einem klaren Sternenhimmel und sitzen an einem knisternden Lagerfeuer.“ „Das Einzige, das dich stört, ist die Tatsache, das wir nicht alleine sind.“ „Allerdings. Mit der Anwesenheit dieser Menschen kann ich hier nicht das mit dir tun, was ich gerne tun würde“, gab er lächelnd zurück und streichelte über ihren Arm.

„Major Sheppard?“ wurde er auf einmal angesprochen. Als John den Kopf hob, war es Primos, der vor ihm stand, und dem es sichtlich unangenehm war, diesen intimen Moment zerstören zu müssen. „Ich werde dich nicht lange aufhalten, aber ich möchte mich noch einmal für euren Besuch bedanken. Du weißt gar nicht, wie viel Hoffnung du meinem Volk damit gibst.“ „Wir sind nur hier, um deine Welt kennenzulernen. Vielleicht legst du zuviel Glaube in mein Team und mich.“ „Keineswegs, mein Freund. Ich bin davon überzeugt, das du uns von den Wraith retten kannst. Glück und Frieden mögen dein Leben stets begleiten“, erklärte Primos mit einem kurzen Lächeln.

„Und ebenso deines“, erwiderte Elektra, da John nicht so recht wusste, wie er diese Worte aufnehmen sollte. Irritiert wanderte Johns Blick von seiner Freundin zu Primos, der zu seiner Familie zurück kehrte und weiterhin das Fest genoss. „Was war das eben?“ „Er hat dich gesegnet, John.“ „Das war ein Segen?“ „Auf diese Art drückt das Volk seine besten Wünsche seinen Gästen gegenüber aus. Und wenn du gesegnet wirst, erwartet man von dir, das du ebenfalls einen Segen für denjenigen aussprichst, der ihn dir zukommen ließ.“ „Warst du schon einmal hier?“ fragte John nach, obwohl dies überflüssig war. Elektras ruhige Reaktion auf den überraschenden Segen, den er erhalten hatte, sprach eine eindeutige Sprache.

„Lange vor der Schlacht gegen die Wraith habe ich diesen Planeten regelmäßig besucht. Wir waren für den Schutz dieses Volkes zuständig.“ „Hat man dich auch gesegnet?“ „Jedes einzelne Mal, sobald mich mein Weg hierher geführt hat. Es ist ein besonderes Geschenk, John.“ „Ich wusste, du bist genauso eine Bereicherung für mein Team, wie du es für mein Leben bist. Du kennst die Geschichte der meisten Völker dieser Galaxie. Dein Wissen ist unbezahlbar.“ „Viele Völker haben sich verändert, John. Die Meisten von ihnen denken nur noch an ihr Überleben. Und einige von ihnen werden den Glauben vertreten, das wir sie in Stich gelassen haben.“

„Die Wraith haben die Kamaguris zerstört. Ihr hattet keine Möglichkeit mehr, sie weiterhin zu beschützen. Das ist der Lauf der Geschichte, den man akzeptieren muss.“ „Ich weiß. Dennoch fällt es mir sehr schwer. Ich habe diese Menschen früher beschützt. Und nun sehe ich, was aus ihnen geworden ist, weil ich eine eigenmächtige Entscheidung getroffen habe. Ich habe nicht nur die Wraith am Leben gelassen, sondern all diese Völker auch zu schrecklichen Leid verdammt. Vielleicht hätte ich mein Schicksal damals doch erfüllen sollen, egal, mit welcher Angst ich dem Tod ins Gesicht geblickt hätte.“

„Würdest du bitte aufhören, solche Gedanken weiterhin zu verfolgen? Ich weiß, ich wiederhole mich, aber das, was du getan hast, war sehr mutig und ehrenvoll. Du hast Atlantis gerettet. Ohne dich hätten wir nie hier her kommen können, um diese neue Welt zu erforschen. Und wir beide wären uns nie begegnet. Ich hätte nie gelernt dich zu lieben.“ „Aber ich habe zu viele Opfer für das Wohl meiner Stadt gebracht. Damals habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, was aus den Völkern wird, wenn ich diesen Schritt gehe.“ „Du musst deine Entscheidung mit all den Konsequenzen akzeptieren, die sie mit sich zieht. Jetzt, Elektra, hast du die Gelegenheit, diese Qualen wieder gutzumachen.“

„Kannst du mir auch erklären, wie ich das machen soll, wenn du jede Begegnung zwischen den Wraith und mir verhinderst?“ hakte Elektra spitz nach. Ein mildes Lächeln glitt über Johns Lippen. „Ich verstehe deinen Vorwurf, aber du musst auch mich verstehen. Ich kenne dein Schicksal, Liebling. Und das ich dein Opfer, in Form deines selbstlosen Todes, solange wie möglich hinausziehen will, ist doch nachvollziehbar, oder? Ich will dich nicht verlieren. Den Gedanken, plötzlich ohne dich dazustehen, ertrage ich nicht. Auf meine Art versuche ich nur, dich zu beschützen, dich in meinem Leben zu halten“, seufzte John schwer und umschlang zärtlich ihre Hand mit der seinen.

„Dessen bin ich mir bewusst, John. Ich bin mir auch im Klaren darüber, das du durch Valenkos Worte mehr über mein Schicksal gelernt hast. Aber dennoch kannst du es nicht verhindern.“ „Das weiß ich und genau das stört mich. Ich weiß, das ich dich nicht retten kann, wenn du den letzten Schritt für unsere Verteidigung zu gehen bereit bist.“ Elektra streichelte ihm sanft über die Wange. „Wie ich dir schon sagte, denkst du zuviel über die Zukunft nach. Lass es einfach auf uns zukommen.“ „Habe ich eine andere Wahl?“ „Nein“, meldete sich McKay knapp zu Wort. Genervt verdrehte John die Augen.

„Wieso wundert es mich nicht, das Sie Ihren Kommentar dazu abgeben müssen, Rodney?“ „Vielleicht, weil Sie sich viel zu viele Sorgen machen?“ schnappte der Wissenschaftler zurück. John schüttelte leicht den Kopf und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, wobei er Elektras Hand nicht losließ. „Es wird Zeit, das wir uns zurück ziehen. Hier kann man nicht einmal ein ruhiges Gespräch führen, ohne das sich ständig jemand einmischt.“ „Sie wollen nur mit Elektra reden, wenn Sie mit ihr alleine sind? Das glaubt Ihnen nicht einmal der Teufel“, bemerkte McKay zynisch und fing sich dafür einen scharfen Blick des Majors ein.

„Ich will nur ein wenig Privatsphäre für Elektra und mich schaffen.“ „Als würden Sie diese auf Atlantis nicht genug in Anspruch nehmen.“ „Manchmal finde ich Sie unerträglich, McKay.“ „Manchmal kann ich mich selbst nicht leiden“, erklärte Rodney mit einem schwachen Schulterzucken. Elektra wünschte Rodney eine gute Nacht, als sie an ihm vorüber ging, und folgte John zu dem Quartier, das Primos ihnen als Schlafmöglichkeit zur Verfügung gestellt hatte. Sie wussten beide, das es nicht darum ging, sich in Ruhe unterhalten zu können, sondern voll und ganz ihrem Begehren nachzugehen. Und in dem Moment, als John Elektra mit sanfter Gewalt, einem leidenschaftlichen Kuss folgend, auf das Bett zwang, wusste noch niemand, das dies die letzten friedlichen Stunden auf dem Planeten sein würden, bevor eine regelrechte Hölle über ihnen allen hereinbrach.

~ 10. ~

Ruckartig fuhr Elektra aus ihrem Schlaf hoch. Es war kein Geräusch gewesen, das sie aufweckte, sondern ihr Instinkt, der sie vor einer näher kommenden Gefahr warnte. Ihr Blick glitt im Raum umher. Auf dem Boden lag sowohl Johns Uniform, wie auch ihre Kleidung. Der Soldat schlief friedlich neben ihr und hatte ihre Bewegung in keinster Weise mitbekommen. Eigentlich sollte es ein ruhiger Morgen sein, doch Elektra spürte, das irgend etwas an der Situation nicht stimmte. Die Kamaguri in ihr war bis zum äußersten angespannt. In der Regel war sie dies nur, wenn sie sich in den Kampf stürzte.

Ihre Aufmerksamkeit wurde auf die fast lautlosen Schritte gelenkt, die sich der Hütte näherten. Neben dem Fenster tauchte eine Silhouette auf, deren Existenz sie bis in die Tiefen ihrer Seele hasste. Automatisch streckte Elektra die Hand nach einem ihrer Sais aus, die stets griffbereit neben ihr lagen. Dies holte nun auch John aus seinem Schlaf. „Was ist los?“ hakte er müde nach, als er die Waffe zwischen Elektras Fingern sah. Elektra antwortete auf seine Frage nicht. „Liebling, ich sehe dir an, das ...“, holte er näher aus, wurde von der Kamaguri jedoch unterbrochen, als sie ihm ihre linke Hand auf den Mund legte, um ihn zum schweigen zu bringen.

„Die Wraith sind hier“, erklärte sie leise und deutete mit dem Kopf Richtung Tür. Augenblicklich war auch John hellwach. „Bist du dir sicher?“ „Diese Schatten sind unverwechselbar.“ In diesen Moment öffnete sich die Tür. John hatte Elektras schnelle Reaktion schon immer bewundert, doch in dieser Sekunde vollbrachte sie in seinen Augen beinahe ein Wunder. Sie schlang sich das Bettlaken um den nackten Körper, setzte über das Bett hinweg, und zog den Wraith an der Schulter in den Raum, noch eher dieser überhaupt wusste, wie ihm geschah.

Die Tür fiel hinter ihm mit einem lauten Geräusch zu. Der Drone wirbelte wütend herum, erstarrte jedoch in seiner Bewegung, als er plötzlich einer echten Kamaguri gegenüberstand. An der Wahrheit ihrer Existenz gab es keinen Zweifel. Ein Wraith spürte die besondere Ausstrahlung, die von ihr ausging, und identifizierte die Frau, die vor ihm stand, sofort als eine Kriegerin des alten Ordens der Antiker. Sein Ärger über die Dreistigkeit dieses Menschen vergaß er augenblicklich. John bemerkte, wie sich seine Atmung beschleunigte. „Mein Gott“, flüsterte er kopfschüttelnd, als ihm klar wurde, das der Wraith mit all seinen Mitteln gegen seine Angst ankämpfte. Er fürchtete Elektras Erscheinung zutiefst.

Bevor sich der Drone entscheiden konnte, ob er einen Angriff gegen die Kamaguri wirklich wagen konnte, stieß Elektra ihm bereits ihr Sai tief in das Fleisch seines Bauches. Sie drehte die Klinge in der Wunde sogar noch herum, um ihren Feind auf die Knie zu zwingen. Schwach sackte der Wraith in sich zusammen. Seine Hand tastete nach dem Selbstzerstörer an seinem Handgelenk, aber Elektra durchschaute seine Absicht, und brach ihm mit einer einzigen Bewegung den Knochen seines gesamten Armes, so das er keine Gelegenheit mehr hatte, den Selbstzerstörer zu aktivieren.

Mit entschlossenen Blick beugte sie sich über ihren Feind und schnitt ihm die Kehle durch. Sie tötete ihren Gegenüber, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne Mitleid oder auch nur annäherndes Zögern für den Wraith und ihre Tat zu empfinden. John hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu beobachtete er Elektras Handlung. In diesen Minuten war sie nicht länger die Frau, die ihm ihr Herz und ihre Liebe schenkte, sondern die wilde Kriegerin, die nur das eine Ziel - die Vernichtung der Wraith - kannte.

„Zieh dich an, John“, befahl sie ihm, als sie achtlos über die Leiche der Drone hinweg stieg und nach ihrer Kleidung griff. „Ist er wirklich tot?“ hakte John skeptisch nach. „Dieser Wraith ist nicht mehr in der Lage, sich jemals wieder zu erheben. Er wird die Chance, seine Entdeckung zu berichten, nie erhalten. Wir müssen uns beeilen. Es sind bereits Abfangjäger über dem Dorf. Und ich gehe davon aus, das noch mehr Wraith gelandet sind, um sich ihre Nahrung vor Ort zu holen“, erklärte sie sachlich, wobei ihre Stimme einen deutlichen drängenden Unterton annahm. Es war ein eindeutiges Zeichen, das sie keinen Aufschub duldete. Sie wollte den Menschen dieses Dorfes beistehen, um das zu tun, wozu sie auserwählt wurde. Es lag in ihrem Blut, die Unschuldigen vor den Wraith zu verteidigen.

Hastig warf sich John seine Uniform über und griff nach seinen Waffen. Und als er Elektra in die Augen sah, erkannte er das Feuer, das in ihr brannte, und auf seinen langersehnten Einsatz wartete. „Wenn du da raus gehst, Elektra, gibst du deine Deckung auf. Die Wraith werden von deiner Existenz erfahren“, sprach er ernst. Es war ein letzter verzweifelter Versuch, sie von ihrem Vorhaben abzuhalten, auch wenn er tief in sich wusste, das sie sich nicht umstimmen lassen würde. Elektra hatte ihre Entscheidung gefällt. Sie wollte kämpfen, heute an diesen Ort, und sich ihren Feinden endlich offenbaren. Die Kamaguri hatte das Versteckspiel satt.

„Hab keine Angst“, erwiderte Elektra und streichelte zärtlich durch sein dichtes Haar. „Es ist der richtige Augenblick. Du hast mir in den letzten Monaten immer gesagt, das wir auf den richten Moment warten müssen, um die Wraith über meine Identität in Kenntnis zu setzen. Ich spüre, das es jetzt soweit ist. Du kannst diese Begegnung nicht länger hinauszögern. Vertrau mir, John, mehr erwarte ich nicht von dir.“ „Ich bleibe an deiner Seite“, erwiderte er mit einem knappen Nicken. „An meiner Seite kann es unter Umständen sehr gefährlich werden.“ „Dieses Risiko nehme ich auf mich“, erklärte er entschlossen und öffnete die Tür ihres Quartiers. Vor ihrer Hütte schien die Apokalypse zu herrschen.

Am Himmel erledigten die Abfangjäger das Einsammeln ihrer Nahrung. Die Menschen des Dorfes flüchteten panisch in alle Richtungen, doch vor den Wraith gab es kein Entkommen. Auf dem Boden wanderten die Wraith selbstbewusst herum, um sich ihre Ernte persönlich abzuholen. Ford und Teyla waren bereits in den Kampf involviert und taten alles in ihrer Machtstehende, um die Bewohner, die sie so freundlich empfangen hatten, vor dem Grauen der Wraith zu beschützen. Und in McKays Gesicht, der sich mit dem Bürgermeister hinter einem Felsen versteckte, konnte Sheppard lesen, das sich dieser wünschte, an einem anderen Ort zu sein. Er wollte dringend von diesen Planeten fort.

McKay wurde nicht auf die beiden Dronen aufmerksam, die sich Primos und ihm näherten. Doch ihre Anwesenheit entgingen John und seiner Begleiterin nicht. „Hilf Rodney und schaffe das Team zum Jumper“, befahl Elektra, als sie die Veranda im Laufschritt verließ und über den offenen Platz hetzte. „Elektra“, rief John ihr nach, als sie zwischen den Wirren der ängstlichen Menschen abtauchte und sich seines Blickes entzog. Hastig wanderten Johns Augen hin und her. Im ersten Moment konnte er sich nicht entscheiden, ob er Elektra folgen sollte, um sie vor Schaden zu beschützen, oder ob er McKay zur Hilfe kam. Ihm war bewusst, das Elektras Chancen zu überleben höher waren als die von Doktor Rodney McKay. Dieser war dringender auf die Unterstützung des Majors angewiesen als die Kriegerin, deren Schicksal es war, zu kämpfen.

„Verdammt“, fluchte John und schoss auf den ersten der beiden Dronen. Danach erledigte er den Letzten, der McKays Person bereits gefährlich nahe gekommen war. Johns Blick glitt noch immer in die Richtung, in die Elektra verschwunden war. Schließlich eilte er den Weg hinab, der zu McKay führte. Diesem stand der Schock ins Gesicht geschrieben. „Das war wirklich knapp, Major“, kommentierte Rodney, der wohl einige Zeit benötigen würde, bevor wieder Farbe in sein Gesicht kam. „Aber noch rechtzeitig“, erklärte John und blickte auf, als Ford und Teyla zu ihnen stießen.

„Wir sollten zum Jumper und ein kleines Feuerwerk auf die Abfangjäger veranstalten“, schlug Ford vor. „Solange mein Team nicht vollständig ist, lehne ich diesen Vorschlag kategorisch ab.“ „Wo ist Elektra?“ hakte Teyla nach. „Sie hat mir nur aufgetragen, McKay zu retten, und ist selbst in diese Richtung verschwunden“, erklärte John und deutete mit dem Kopf auf den Weg, den die Kriegerin genommen hatte. „Hat sie gesagt, was sie vor hat?“ „Mit keinem einzigen Wort.“ „Was glauben Sie, was sie tut, Major?“ bemerkte Rodney. John warf ihm einen vielsagenden Blick zu und schüttelte schließlich den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, aber ich weiß, das es mir überhaupt nicht gefallen wird.“

Elektra ließ sich von ihrem Instinkt führen. Und dieser erzählte ihr, das sie diesen Weg weiter laufen sollte. Ihr Ziel war nicht mehr fern. Während sie sich durch die Menschenmenge bewegte, tötete sie einen Dronen nach dem anderen. Sie ließ keinen Wraith, der das Pech hatte ihren Weg zu kreuzen, am Leben. Doch es waren nicht die Dronen, die ihr wichtigstes Ziel darstellten, sondern der Anführer, der die Verantwortung für diesen Angriff trug. Ihn wollte sie treffen. Sie wollte für die Wraith ein deutliches Zeichen setzen, eine Botschaft, die selbst der Dümmste unter ihnen verstehen würde. Die Nachricht war einfach und unkompliziert. Der Orden der Antiker war nicht vollkommen vernichtet worden. Eine Kamaguri lebte noch und sie war bereit, den alten Krieg wieder aufzunehmen und ihn als Siegerin zu beenden. Sie, die beste Kriegerin der Kamaguris, würde triumphierend den Untergang dieser widerlichen Rassen mitansehen.

Ruckartig und völlig lautlos blieb Elektra am Ufer des Sees stehen. Dort war er, der Anführer, und beugte sich über ein wehrloses Opfer, das von seiner tiefsten Angst regelrecht erstarrt war. Ein breites Grinsen lag auf den Lippen des Wraith, als er seine Hand ausstreckte, um die Brust seiner Nahrung zu berühren. Der junge Mann war nicht in der Lage zu fliehen oder auch nur daran zu denken. Er konnte nur in die Augen seines Gegenübers blicken und sich mit der Tatsache abfinden, das niemand kommen würde, um sein Leben zu retten. Er war verloren und dem sicheren Tod ausgeliefert.

Doch Elektra war fest entschlossen, dem Wraith diese Mahlzeit zu ruinieren. Er hatte genügend unschuldige Menschen getötet. Dieser eine würde nicht zu seinem nächsten Opfer werden. In der nächsten Sekunde gab ihr Sai ein zischendes Geräusch von sich, als es zielsicher durch die Luft flog, und die Klinge die Hand des Wraith durchbohrte. Unter dem plötzlichen Schmerz zuckte er zusammen und starrte fassungslos auf die Waffe, die in seinem Körper steckte. Er konnte es nicht glauben, das irgendein niedriger kleiner Mensch es wagte, seine Nahrungsaufnahme zu verhindern. Der Mensch, an dem er sich nähren wollte, war augenblicklich vergessen. Er würde jenen vorziehen, der ihm diese Verletzung beigefügt hatte. Der Wraith erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung und drehte sich um. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit der Frau und der unverkennbaren Uniform, die sie trug, und die ihn mit stolzen Blick beobachtete.

Nein, das ist unmöglich, völlig ausgeschlossen, dachte der Wraith entsetzt. Sie konnte nicht die sein, für die er sie hielt, die er in ihr sah. Ein Mitglied dieses hartnäckigen Ordens konnte nicht überlebt haben. Es war zulange her, als das noch irgend jemand von ihnen am Leben war. Doch diese Gestalt entsprang nicht einer Illusion, die seine Rasse bei den Menschen auszulösen vermochte. Er bildete sich ihre Erscheinung nicht ein. Sie war Realität, genauso wie die Klinge, die noch immer in seiner Hand steckte. Diese Frau war eine Kamaguri. Und was auch immer ihr dieses unwürdige Leben bescherte, sie war hier, um eine alte Rechnung zu begleichen. Und sein Tod sollte den Anfang machen. Der Geist der Kamaguris hatte die Vergangenheit überlebt und war zurück gekehrt, um jeden einzelnen Wraith einzuholen und mit der finstersten Dunkelheit und unaussprechlichen Qualen zu bestrafen.

~ 11. ~

Elektra verließ den Waldrand und näherte sich abwartend den Wraith, der noch immer nichts anderes tun konnte, als sie bloß anzusehen. Es war offensichtlich, das ihre Erscheinung etwas war, was sich die Wraith nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hatten vorstellen können. Für sie war das Thema Kamaguris mit den Antikern gestorben. Und nun erkannte einer von ihnen, das sie den Überlebenswillen des Ordens unterschätzt hatten. Niemals waren sie davon ausgegangen, das es einer Kriegerin gelingen würde, zurück zu kommen, um zu beenden, was sie einst begonnen hatten.

„Auf diesen Moment habe ich zehntausend Jahre gewartet“, sprach Elektra und deutete den jungen Mann mit einem Nicken an, sich aus dem Staub zu machen. Er folgte ihrer Anweisung augenblicklich und rannte davon, erleichtert darüber, das man ihn verschont hatte. „Eine Kamaguri“, fand der Wraith endlich seine Stimme und auch seine Fassung wieder. „Ein Wraith“, erwiderte sie spottend. Mit einer heftigen Bewegung zog der Wraith die Klinge aus seiner Hand und warf sie achtlos auf den Boden. Ein erleichtert Seufzer entrang sich seiner Kehle, als der Schmerz nachließ. „Hast du Lust auf eine kleine körperliche Auseinandersetzung?“ „Ich dachte, wir hätten euch vernichtet.“ „Nicht alles von den Kamaguris. Ich habe eine sehr lange Zeit geschlafen. Aber nun bin ich zurück, um euer Ende herbei zu führen“, erklärte sie, als sie den Wraith umkreiste. Er versuchte seine Anspannung zu verbergen, doch Elektra sah die Nervosität, seine Unsicherheit, ob er sie wirklich bezwingen konnte. Der Wraith hegte Zweifel, gegen sie erfolgreich bestehen zu können. Er kannte also die unzähligen Geschichten über die besondere Stärke der Kamaguri-Kriegerinnen.

„Du solltest weglaufen“, riet Elektra ihrem Gegenüber. „Ein Wraith fürchtet nichts.“ „Außer die Begegnung mit einer Kamaguri. Trittst du gegen mich an, nehme ich dich auseinander. Nichts, außer dein Leichnam, wird von dir übrig bleiben.“ „Ein netter Traum! Die Zeiten haben sich seit damals geändert. Wir sind besser geworden. Nichts vermag uns mehr aufzuhalten.“ „Eure Arroganz, das es keinen mehr gibt, der euch Gegenwehr leistet, ist euch zu Kopf gestiegen. Doch es ist die beste Hilfe, die ich bekommen kann, um euch zu zerstören. Du hast keine Ahnung, mein Freund, worauf du dich hier einlässt.“ „Die Macht deines Ordens, Mensch, ist nicht mehr wirksam. Alles, was die Kamaguris betraf, ist vergangen.“

„Nicht mein Leben und nicht mein Schicksal. Denn ich, Elektra Shiva, bin noch hier“, offenbarte sie ihre Identität und genoss das Entsetzen, das sich im Gesicht des Wraith ausbreitete. Sie badete in dem Zittern, das seinen Körper beanspruchte. Ihr Name war ein schreckliches Omen für die Wraith. Er wurde unter den Wraith niemals laut ausgesprochen, da sie als böser Fluch galt. Nur mit einem Flüstern erzählte man sich ihre Geschichten, aus Angst davor, es könnte ihren Geist wieder erwecken. Der Wraith erstarrte in seiner Bewegung und Elektra nutzte seine vorübergehende Schwäche aus, um ihn mit einem gezielten Schlag zu Boden zu werfen. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. Endlich befand sie sich wieder inmitten des Kampfgeschehens. Jetzt war die Kriegerin in ihr tatsächlich wieder lebendig.

Der Dorfbewohner rannte noch immer um sein Leben, aus Furcht, der Wraith könnte ihn verfolgen. Zwar konnte er sich nicht erklären, weshalb sich diese Frau dem Kampf freiwillig stellte, doch sie hatte sein Leben gerettet. Nur ihrer Einmischung hatte er es zu verdanken, das er einem grauenhaften Tod entkommen war. Aber konnte sie ihn bezwingen? Keinem Menschen war es möglich, gegen einen Wraith zu bestehen. Niemand war in der Lage, sie in den Tod zu schicken. Wieso ging diese Frau bloß dieses Risiko ein? Ein Versuch jeglicher Art, etwas an der Situation ihrer dunklen Zeit zu ändern, war sinnlos. Warum stürzte sich die Begleiterin von Major Sheppard freiwillig in diesen Kampf?

Eine Hand legte sich plötzlich auf seinen Arm. Heftig zuckte der Dorfbewohner zusammen und riss den Kopf herum, mit der Ahnung, das er direkt einem Wraith in die Hände gelaufen war. Doch es war bloß der Major, der sich mit seinem Team den Weg regelrecht frei schoss. John hatte gesehen, aus welcher Richtung der Mann gekommen war und instinktiv wusste er, das dieser ihm etwas über Elektras Aufenthaltsort sagen konnte. Er las es in den vor Angst geweiteten Augen seines Gegenübers. Was auch immer ihm widerfahren war, er würde für den Rest seines Lebens mit dem Trauma beschäftigt sein. Von dem Schock dieses Angriffes würde er sich wohl nie mehr erholen.

„Wo ist sie?“ hakte John scharf nach, und der harte Tonfall in seiner Stimme erzählte dem jungen Mann, das er sich nicht mit langen Erzählungen aufhalten sollte. „Sie ist am See und kämpft gegen einen Wraith. Sie hat mein Leben gerettet“, sprudelte es aus ihm heraus. „Versteck dich“, befahl John und wandte sich zu seinem Team um. „Sir, wir müssen etwas unternehmen, um die Wraith zu stoppen. Ich verstehe, das Sie Elektra helfen wollen, aber diese Menschen sterben, wenn wir nicht endlich etwas tun“, bemerkte Ford sachlich. John verschaffte sich einen kurzen Überblick. Ihm war klar, das Ford im Recht lag. Sie konnten nicht zulassen, das die Wraith weiterhin ihr Unwesen auf diesen Planeten trieben. Doch er konnte auch nicht zulassen, das Elektra womöglich getötet wurde.

Eine Idee wuchs in ihm, die er nicht besonders berauschend fand, da er damit die Gefahr direkt zu Elektra führen würde. Aber es konnte sein, das es außerordentlich gut funktionierte. „Wir müssen sie zu Elektra bringen“, sprach er nachdenklich. „Was genau meinen Sie damit?“ hakte Teyla nach. „Ich habe die Reaktion des Drone auf Elektra gesehen. Er hat sie sofort erkannt und ist vor Angst fast gestorben.“ „Wie soll uns das helfen?“ mischte sich Rodney in die Unterhaltung ein. „Wir spielen den Köder für die Wraith und führen sie alle zum See. Wenn sie Elektra sehen, wollen sie nur noch von hier verschwinden.“ „Und wenn Sie sich irren?“ „Dann stecken wir in echten Schwierigkeiten.“ „Das ist ja nichts neues. Es wäre eine schöne Abwechslung, einmal nicht um mein Leben rennen zu müssen“, sprach McKay zynisch.

„Diesen Wunsch kann ich Ihnen heute nicht erfüllen“, erwiderte John. Sein Blick glitt in die Runde, und sowohl Ford, wie auch Teyla stimmten seinem Vorschlag zu. Mit einem schweren Seufzen ergab sich Rodney der Stimme der Mehrheit. „Wie wollen Sie es machen, das auch alle Wraith uns verfolgen?“ „Weil Sie auf etwas scharf sind, das ich besitze“, erklärte John und trat entschlossen einen Schritt vor. Er schulterte sein Gewehr und atmete einmal tief durch. „Das Antiker-Gen“, stieß Rodney aus. „Wenn Sie mich haben wollen, müssen Sie mir folgen. Sobald Sie Elektra sehen, vergessen Sie den Grund ihres Besuchs.“ Bevor Rodney  einen weiteren Kommentar abgeben konnte, wurden die Wraith darauf aufmerksam, das sich die neuen Bewohner Atlantis’ nicht von der Stelle bewegten.

„Lasst sie näher kommen. Auf mein Zeichen lauft ihr los. Am See weicht nach links und rechts aus. Sie müssen Elektra erkennen.“ „Major, ist Ihnen bewusst, das Sie Elektra damit womöglich in ernste Gefahr bringen?“ „Ja, das bin ich. Aber wir sind da, um sie zu beschützen, Ford.“ Besser gesagt, sie ist da, um uns zu beschützen, korrigierte John sich im Stillen. Er musste anfangen, die Worte zu akzeptieren, die er sowohl von Valenko, wie auch von Elektra gehört hatte. Und wenn Valenko wirklich Recht hatte, konnte er Elektra vor ihrem Tod nur retten, wenn er bereit war, ihr Schicksal als das zu nehmen, das es letztendlich war.

Rodney wurde immer unruhiger, da die Wraith schnellstens näher kamen und John nicht daran dachte, sie loslaufen zu lassen. „Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da tun“, murmelte McKay kopfschüttelnd. John warf ihm einen kurzen Blick zu und nickte bejahend. Er verzichtete auf eine Antwort, da er innerlich regelrecht betete, das seine Entscheidung nicht die Falsche war. Er würde es auf ewig bereuen, wenn sich seine Idee in eine Katastrophe entwickelte. „Lauft“, befahl er schließlich. Das gesamte Team setzte sich in Bewegung und rannte den Weg zum See hinab. Mit einem kurzen Blick über die Schulter stellte John fest, das die Wraith darauf hereinfielen und die Verfolgung aufnahmen. Sie liefen blind in ihr Verderben.

Inzwischen hatte es Elektras Gegner geschafft, auf die Beine zu kommen, und sich gegen die Kamaguri zu verteidigen. Ein spektakulärer Kampf war zwischen ihnen entbrannt. Auch wenn es die Wraith noch immer verstanden, sich durchzusetzen, war ihr Kampfstil schwächer geworden. Elektra wusste, woran dies lag. Nachdem sie die Stadt im Meer versenkt hatte, waren die Wraith davon ausgegangen, das von den Kamaguris keine Gefahr mehr drohte. Deshalb hatten sie ihr besonderes Training, mit denen sie ihre Rasse geschult hatten, eingestellt. In den Augen der Wraith war es nicht mehr nötig gewesen, ihre Gemeinschaft auf eine Begegnung mit dem alten Orden vorzubereiten.

Sehr nachlässig, dachte Elektra und wich den Schlägen ihres Gegenübers aus. Sie attackierte ihn ihrerseits mit harten Schlägen und drängte den Wraith immer mehr zurück, bis er knöcheltief im Wasser stand. Elektra setzte mit einem Überschlag über ihn hinweg, so schnell, das er nicht mehr reagieren konnte, als sie direkt hinter ihm auftauchte. Einem brutalen Tritt folgend prallte der Wraith auf den steinigen Untergrund des Ufers. Ein tiefes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Und als er den Kopf hob, stand sie triumphierend über ihm. Warum musste sie ausgerechnet jetzt auftauchen? Wie war ihr Erscheinen überhaupt zu erklären? Der Wraith erinnerte sich an das, was sie ihm vor wenigen Minuten gesagt hatte. Sie hatte eine lange Zeit geschlafen. Doch wer würde eine Kamaguri aus ihrem Schlaf befreien?

In dieser Sekunde erschien das Team von Major Sheppard am Waldrand. Sie näherten sich dem Ufer, blieben jedoch ein paar Meter davon überrascht stehen, als sie sich des Szenarios bewusst wurden, das im Wasser ablief. Der Wraith schien völlig am Ende zu sein. Sein Körper wies tiefe Wunden auf, die Elektra ihm mit bloßen Händen beigefügt hatte, da sich ein Sai in ihrem Gürtel befand und das andere am Boden lag. Doch der Wraith sah einen Hoffnungsstern am Horizont, als seine untergebenen Soldaten ebenfalls auftauchten. Ein breites Grinsen glitt über seine Lippen.

„Jetzt bist du erledigt, Mensch“, lachte er vergnügt. „Ich habe schon gegen mehr von euch auf einen Schlag gekämpft. Außerdem solltest du besser hinsehen. Deine Kameraden sind über meine Rückkehr genau so schockiert wie du. Vor Angst wagen sie es nicht sich zu bewegen.“ Elektra hatte den Satz kaum zuende gesprochen, als sie von einem harten Kraftstoß, der sie traf, durch die Luft gewirbelt wurde. Eine Drone hatte von seiner Waffe Gebrauch gemacht und eine Salve auf sie abgeschossen. Dieser Wraith litt anscheinend nicht unter dem Entsetzen, einer Kamaguri gegenüberzustehen, wo sie alle einst ausgelöscht worden waren. „Elektra, nein!“ schrie John panisch, als sie im tiefen Wasser landete, und von diesem regelrecht verschluckt wurde.

„Jagt diese Bastarde zur Hölle“, erklärte John, als sich die Wraith nun auf die Menschen konzentrierten. Augenblicklich eröffneten Teyla, Ford und McKay das Feuer, während John zum Wasser eilte. Sein Gesicht war von Angst und Schuld gezeichnet. Er hatte die Wraith zu ihr geführt und nun würde sie seinetwegen den Tod finden. Was habe ich nur getan? dachte John kopfschüttelnd. Er achtete nicht einmal auf den Wraith, der aus dem Wasser kroch, und sich ihm entgegenstellte. „Ihr habt eine Kamaguri ins Spiel gebracht“, warf er dem Soldaten vor, als er diesen mit einer kurzen Handbewegung auf die Knie zwang.

„Das ist ein Verbrechen, das ihr euch gar nicht vorstellen könnt.“ „Ich habe für so etwas keine Zeit“, erwiderte John scharf und versuchte sich der mentale Kontrolle, die der Wraith anwand, um ihn auf dem Boden zu halten, zu widersetzen. „Von deinem Leben werde ich als erster kosten. Danach sind deine Begleiter dran“, sprach der Wraith unbeeindruckt und beugte sich zu ihm hinab. Das diese Menschen, die auf einmal in ihrer Galaxie aufgetaucht waren, etwas mit der Rückkehr der Kriegerin zu tun hatten, war keine besonders großen Überraschung für den Wraith. Aber auch die Kamaguri würde ihnen jetzt nicht mehr helfen können. Sie war eben auch nur ein Mensch und somit besaß sie die gleiche Verletzbarkeit wie jeder anderer ihrer schwachen Rasse.

Bevor er sich jedoch an dem Soldaten nähren konnte, spürte der Wraith zwei Hände, die sich von hinten auf seine Schultern legten, und ihn mit einem brutalen Schlag zu Boden stießen. „Nimm deine dreckigen Pfoten von meinem Kerl“, sprach die Kamaguri wütend. Mit einem erleichterten Seufzen stellte John fest, das sie von dem Zusammenstoß mit der Waffe nicht einmal einen Kratzer davon getragen hatte. Sie war unversehrt und am Leben. Von ihrem Körper rannen unzählige Wassertropfen, doch die Tatsache, das sie bloß klatschnass war, war etwas, womit John leben konnte. Sie sah so unglaublich verführerisch in diesen Zustand aus.

Du hast echt ein Problem, Sheppard, tadelte John sich im Stillen selbst. Sie befanden sich in einer schwierigen Lage mit den Wraith und vor ein paar Augenblicken noch, hatte John geglaubt, am Tod Elektras Schuld zu sein. Und jetzt, wo sie sich vollkommen nass aus dem Wasser erhob, hatte er nur das eine Bedürfnis, mit ihr an einen verlassenen Ort zu verschwinden und ihr die nasse Kleidung auszuziehen. „Das ist der absolut falsche Zeitpunkt für solche Gedanken, John“, wies Elektra ihn an. Sie sah das verräterische Funkeln in seinen Augen, obwohl sie ihm in den Rücken zugedreht hatte und ihr Blick ausschließlich auf dem Wraith lag, der sich vor Schmerzen am Boden krümmte.

„Gib deinem Team den Befehl, das sie aufhören sollen, zu schießen.“ „Wieso?“ „Weil mindestens ein Wraith am Leben bleiben muss, um seiner Rasse berichten zu können, was sich hier abgespielt hat. Einer muss noch in der Lage sein, seine Beobachtung erzählen zu können.“ „Sie werden alle hinter dir her sein“, bemerkte John ernst, als er sich erhob. „Sie müssen es wissen, was ich mit ihnen tue, wenn sie mir begegnen.“ „Du hast keine Ahnung, Mädchen, welchen Krieg du auslöst“, sprach der Wraith bei seinem Versuch aufzustehen. Elektra nagelte ihn aber am Ufer fest, als sie ihm einen Fuß auf die Brust stellte und ihren Absatz als Waffe verwendete. Er grub sich qualvoll durch die Kleidung hindurch.

„Wir haben uns zehntausend Jahre in der Schlacht befunden. Unser Krieg war nie vorbei. Er hat nur geruht. Doch jetzt bin ich zurück und ich werde ihn ein für alle Mal beenden“, wies sie den Wraith entschlossen zurecht. „Tue es, John“, wandte sie sich wieder dem Soldaten zu. „Ich vertraue darauf, das du ein bestimmtes Ziel verfolgst“, sprach er leise. „Feuer einstellen“, rief er seinem Team im nächsten Moment zu. Der Angriff erstarb augenblicklich. McKay ging hinter Teyla und Ford ein wenig in Deckung, da es ihm nicht gefiel, wie die drei überlebenden Wraith ihn ansahen.

John warf noch einen zögernden Blick auf Elektra, doch sie nickte bloß bejahend. Er verstand diese stumme Geste und verließ das Ufer. Der Soldat zog sein Team zur Seite, da er es im Gefühl hatte, das dies nun ausschließlich eine Angelegenheit zwischen Elektra und den Wraith war. Und er akzeptierte ihren Wunsch, das sie diese Sache alleine durchführen musste. Die drei Wraith wussten nicht so recht, was genau sie jetzt unternehmen sollten. Die Kriegerin hatte den Schuss, der sie eigentlich hätte töten sollen, ohne die kleinste Wunde überlebt. Und in diesen Moment schien sie sogar noch stärker zu sein als zuvor. Sie sollten ihrem Anführer helfen, der in ihre Fänge geraten war. Doch ein Blick aus ihren feurigen Augen genügte, damit die drei Wraith vor Angst nicht mehr wagten, auch nur einen einzigen Schritt zu machen. Ihre Furcht  vor der Kamaguri ließ sie erstarren.

„Ihr dürft meine Zeugen sein, wie lebendig der Geist der Kamaguris noch ist“, rief Elektra ihnen zu und schnappte sich den Wraith, der ihr zu Füßen lag. Für diese Rasse war die Hilflosigkeit, die Überlegenheit des Gegners, eine völlig neue Erfahrung. Sie zog ihn mit einer einzigen Bewegung auf die Beine. „Verteidige dein wertloses Leben“, flüsterte sie ihm zu und wartete geduldig, bis er aufrecht stand, und sich der Situation bewusst wurde. Zu kämpfen war seine einzige Chance. Doch der Wraith wusste, er würde die Auseinandersetzung mit der Kamaguri nicht überleben. Sie würde ihn niemals davon kommen lassen. Gnade war etwas, das eine solche Kriegerin für einen Wraith nicht empfand. In dieser Hinsicht glich eine Kamaguri dem Wesen seiner Rasse.

Von seiner Verzweiflung, die ihm bis zu dieser Begegnung völlig fremd gewesen war, angetrieben, führte der Wraith den ersten Schlag aus. Aber für Elektra Shiva war er nur ein Spielball, den sie herumstoßen konnte, wie es ihr gefiel. Sie bombardierte ihren Gegner mit harten Schlägen. Mit dem Überschlag, um den John sie so sehr beneidete, setzte sie über den Wraith hinweg. Sie hob ihr Sai auf, das im Gras noch immer auf seinen Einsatz wartete, und drehte das Zweite ebenfalls geschickt zwischen den Fingern. Elektra benutzte die Klingen als Verlängerung ihrer Arme. Die Wunden, die sie dem Wraith zufügte, waren nicht tief, doch es reichte aus, damit er den Geschmack seines eigenes Blutes kennenlernte.

Der Wraith war nichts weiter als ihr Opfer. Nun fühlte einer von ihnen die Bedeutung dieser Rolle. Ihm wurde gelehrt, was die Menschen durch die Anwesenheit der Wraith ertragen mussten. Die Kamaguri wollte ihn nicht einfach nur töten, sondern ein Exempel an ihn statuieren und seinem gesamten Volk offenbaren, das jeder einzelne diese Lektion von ihr erhalten würde. Ihre unnachgiebigen Tritte sorgten dafür, das er immer mehr ins stolpern geriet. Wir sind alle verloren, dachte der Wraith resigniert, als sie ihm ihr Sai in die Schulter stieß. Er spürte nicht einmal mehr den Schmerz, sondern nur noch das Gefühl des Versagens. Sie hatten den Untergang der Kamaguris gefeiert, ohne auch nur annähernd Nachforschungen anzustellen, ob die Rückkehr des Ordens möglich war.

Für die Wraith waren die Krieger der Antiker gestorben. Sie waren nachlässig gewesen. Der Geist der Kamaguris war nicht tot. Die lebendige Tatsache stand vor ihm und würde sein Leben beenden. Seine Rasse war zum Leid verdammt. Die Wraith würden qualvoll vernichtet werden. Elektra Shiva war der Alptraum eines jeden Wraith. Ihr Schicksal war seiner Rasse bekannt. Sie war auserwählt worden, ihre Welt vor dem Übel der Wraith zu erlösen. Diese Prophezeiung hatte sein Volk wie eine finstere und sehr beunruhigende Wolke begleitet. Alleine aus diesem Grund hatten sie einst Atlantis angegriffen. Doch das endgültige Verschwinden dieser Kriegerin hatten sie nicht erreicht. Und für diesen Fehler würden sie mit ihrer Existenz bezahlen.

Mit einer brutalen Handbewegung zwang Elektra ihren Widersacher auf die Knie. Triumphierend sah sie ihm in die Augen. Sein Blick war von Angst gefüllt. Seine Gedanken spiegelten sich darin wider. Es war lange her, das ein Wraith wegen ihr aufgegeben hatte. Nach wie vor war dies ein äußerst befriedigendes Gefühl. „Deine Zeit ist abgelaufen“, verkündete sie mit einem kalten Lächeln. Das kaum zu sehende Nicken des Wraith erzählte ihr davon, das sie seinen Willen gebrochen hatte. Er konnte ihr nur noch schweigend zustimmen, denn es gab nichts, das sein Leben noch retten würde.

In der nächsten Sekunde stieß Elektra ihre rechte Hand in seine Haut. Ihre Finger bohrten sich durch sein Fleisch. Unsagbare Schmerzen jagten durch seinen Körper. Der Wraith warf den Kopf zurück und brüllte die Qual, die an seinem Innersten zerrte, hinaus. Und ruckartig erstarb jegliches Leben in ihm. Seine Augen wurden schwarz wie die Nacht und seine Glieder hingen schlaff von ihm herab. Sein Gesicht kannte nur den Ausdruck des Entsetzens. Elektra zog ihre von Blut getränkte Hand zurück. Zwischen ihren Fingern hielt sie das Herz des Wraith, dessen Leichnam zu Boden glitt.

Langsam drehte sie sich den Beobachtern zu. Ihr entging nicht der von Ekel befallene Blick ihres Freundes. John und auch der Rest seines Teams fand ihre Tat nicht besonders appetitlich. Mit Genuss badete Elektra in der Panik der überlebenden Wraith. Sie bewegte sich mit stolzen Blick auf sie zu und warf ihnen das Organ ihres Kameraden direkt vor die Füße. „Richtet euren Anführern aus, das die Wut von Elektra Shiva auch sie treffen wird. Ich werde nicht eher ruhen, bevor ich euer Volk nicht vollkommen ausgelöscht habe. Von den Wraith wird nichts überleben, nicht einmal eine Erinnerung an eure Taten. Der alte Krieg wurde heute wieder aufgenommen. Meine Rückkehr besiegelt euren Untergang. Euer Schicksal, durch meine Hand zu sterben, wird sich in der nahen Zukunft erfüllen“, sprach sie zu den zitternden Wraith, die befürchteten, die Nächsten zu sein.

Mit einem Kopfnicken deutete Elektra ihnen an zu verschwinden. Im schnellen Laufschritt rannten die Wraith zu ihrem Schiff zurück, erleichtert darüber, verschont worden zu sein. Ihr Instinkt erzählte ihnen jedoch, das die Kamaguri sie zu einem anderen Zeitpunkt vernichten würde. Diesmal ließ sie ihnen ihr Leben, aber früher oder später würde sie es beenden. Elektra blickte ihnen siegessicher nach. Die Wahrheit war offenbart worden. Nun wussten die Wraith, das sie zurück war. Der Krieg von einst hatte erneut begonnen. Ihr Schicksal entschied das Überleben aller Völker der Pegasus-Galaxie. Sie hielt das Leben dieser Menschen in ihren Händen. Und Elektra wusste, die Rache der Wraith würde grausam sein.

~ 12. ~

Elektra genoss die kühle Nacht unter freien Himmel. Sie beobachtete die Sterne, wobei ihre Gedanken immer wieder zu den Wraith zurück kehrten. Ihre Tat, das sie ihrem Feind das Herz bei lebendigem Leib heraus gerissen hatte, hatte sich wie ein Lauffeuer auf Atlantis verbreitet. Seit drei Tagen war sie wieder zu Hause und ihr war aufgefallen, wie sie einige Mitglieder der Expedition mit anderen Augen ansahen. Die Menschen kannten nun ihre außergewöhnliche Stärke. Das dies bei einigen Bewohner für ein ungutes Gefühl sorgte, war etwas, womit Elektra gerechnet hatte. Sie besaß Verständnis dafür, das einige ihre Gesellschaft mieden. Sie hatte eine Tat begangen, die nicht in der Vorstellungskraft der Menschen vorkam.

Nur einer sah sie nicht mit anderen Augen, verspürte nicht den Hauch an Angst vor ihr, mit der sie nun konfrontiert wurde. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, als sich die Terrassentür öffnete und sie die ihr so vertrauten Schritte wahrnahm. Vertrauensvoll streckte Elektra eine Hand nach John aus, die dieser sofort ergriff, und sie in seine Arme schloss. „Geht es dir gut?“ erkundigte er sich an ihrem Ohr. „Wieso fragst du?“ „Seit du den Wraith getötet hast, auf eine Art und Weise, die ich persönlich ziemlich widerlich finde, bist du so ruhig. Du schweigst mich an. Das bin ich nicht gewohnt. Da du ansonsten mit mir über alles redest, gehe ich davon aus, das es seinen Grund hat, weshalb du dich vor mir zurück ziehst.“

„Hast du Angst vor mir, John?“ hakte Elektra leise nach. „Nein. Wieso sollte ich die haben? Weil ich nun erfahren habe, was es bedeutet, inmitten eines Krieges zwischen den Wraith und einer Kamaguri zu stehen?“ „Ich habe den Wraith nicht einfach nur getötet, sondern ihm den qualvollsten Tod beschert, den es gibt.“ „Wovor ich Angst habe, ist die Freude, die ich dabei in deinen Augen gesehen habe. Du hast mit ihm gespielt, mit ihm gekämpft und ihn getötet. Und du hast jede einzelne Sekunde davon genossen.“ „Das kann ich nicht abstreiten. Ich bin nun einmal eine Kriegerin. Du kannst nicht ändern, was ich bin, John.“

„Das will ich auch gar nicht, denn so wie du bist, liebe ich dich mit meinem ganzen Sein. Die Kriegerin in dir war mir bist jetzt jedoch fremd.“ „Erkennst du nun, das ich ganz gut auf mich selbst aufpassen kann?“ „Ja, das tue ich, was aber nichts an meinen Sorgen um dein Leben ändert wird. Nach wie vor kannst du jederzeit von den Wraith getötet werden. Und bevor du mich wieder belehren willst, Elektra, ich weiß, das du eine Kamaguri und unglaublich stark bist.“ „Wie lange wirst du dich um mich sorgen?“ „Solange, bis keine Wraith mehr existieren. Ich glaube an dein Schicksal und daran, das dir das Unmögliche gelingen kann. Vielleicht liegt es wirklich nur in deinen Händen, die Rasse der Wraith in die Knie zu zwingen.“

„Glaubst du auch noch daran, wenn ich dabei den Tod finde?“ „Hast du mir nicht gesagt, ich soll mir nicht so viele Gedanken darüber machen? Lass uns nicht wieder darüber sprechen. Wir haben dieses Thema lange und oft genug diskutiert.“ Elektra drehte sich in seinen Armen zu ihm um und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Wofür war das?“ „Es ist einfach dafür, das du bereit bist, meinen Weg zu begleiten, egal in welche finstere Hölle er uns auch führt. Du siehst in mir eine starke Frau, John, aber ohne dich könnte ich meinem Schicksal nicht entgegen treten. Ich schaffe das ohne dich einfach nicht. Du gibst mir die Kraft zu tun, was ich tun muss, um den alten Krieg meines Volkes zu beenden.“

„Ich weiß, Elektra“, sprach er lächelnd und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Auf der Erde gibt es ein Sprichwort, dessen Bedeutung ich erst jetzt zu glauben beginne. Es heißt, Liebe überwindet alles.“ „Ein schönes Sprichwort“, kommentierte Elektra lächelnd. „Wie wird es jetzt weitergehen? Was denkst du, wie werden die Wraith auf deine Rückkehr reagieren?“ „Voller Hass, aber gleichzeitig auch mit einer Angst verbunden, die sie schon lange nicht mehr verspürt haben. Die Wraith sind in ihrem Verhalten unberechenbar.“ „Werden sie Atlantis angreifen?“

„Nein, dazu fehlt ihnen der Mut. Sie werden einige Zeit brauchen, um sich von diesem Schock zu erholen. Schließlich haben sie in keinster Weise damit gerechnet, das sie jemals wieder einer Kamaguri begegne. Mit dem Untergang von Atlantis haben sie auch die Vernichtung meines Ordens gesehen. Im Augenblick dürfte eine ziemliche Unruhe die Rasse der Wraith befallen.“ „Was willst du als nächstes tun? Einfach abwarten und beobachten, was unsere Feinde jetzt unternehmen werden?“ „Wir müssen auf den Planeten aus meinem Traum zurück. Ich denke, die Zeit ist dafür reif. Dort wartet etwas auf mich, John. Dieses Gefühl bin ich noch immer nicht los.“

„Sollte dem wirklich so sein, dann werden die Wraith die Wachen dort verstärken. Sie werden nicht das Risiko eingehen, das du in ihr Revier eindringst. Aber ich kenne dich und weiß, das ich dir diese Idee sowieso nicht ausreden kann. Deshalb werde ich jetzt zu Weir gehen und die Sache mit ihr abklären. Mach dich fertig, Elektra. In einer Stunde brechen wir auf“, entschied John und stahl sich noch einen kurzen, zärtlichen Kuss, bevor er am Absatz kehrt machte und das Büro von Doktor Weir aufsuchte. Wenn Elektra einen erneuten Besuch des Planeten wagen wollte, konnte sie niemand davon abhalten. Deshalb war es besser, sich ihrem Willen zu beugen, um zu verhindern, das sie alleine zu dieser kleinen Reise aufbrach.

„Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, auf einem Planeten herum zu laufen, der den Wraith gehört“, kommentierte Rodney, als das Team den Jumper verließ. „Ich verspreche, das ich dich beschütze, Rodney“, sprach Elektra ernst. „Soll mich das beruhigen? Ich war Augenzeuge deiner sehr blutigen Tat.“ „Und Sie wissen auch, das Sie vor Elektra nichts zu befürchten haben, McKay“, mischte sich Sheppard ein. „Ich habe nicht gesagt, das ich nun Angst vor ihr habe, sondern halte es einfach nur für nötig, meine Meinung zu äußern.“ „Das tun Sie auch dann, wenn Ihre Meinung nicht gefragt ist.“ „Können wir gehen?“ beendete Elektra die Diskussion zwischen dem Soldaten und dem Wissenschaftler.

„Wir folgen dir“, erklärte John bloß. Das gesamte Team setzte sich in Bewegung. Elektras Augen wanderten über den Boden. Sie suchte die Erde nach Spuren der Wraith ab. Das sie auch eine geschickte Fährtenleserin war, war John bis zu diesem Zeitpunkt fremd gewesen. Doch es überraschte ihn nicht sehr, da dieses Können dem Wesen einer Kamaguri ähnlich sah. Die Fähigkeiten dieser Krieger gingen über das Sterbliche hinaus. Ihre Macht und ihre Stärke grenzten an etwas übernatürliches, von dem John immer geglaubt hatte, es existierte nicht. Elektra, ihre besondere Art und Weise des Lebens, hatte ihn eines besseren belehrt.

John kam gar nicht dazu, Elektra zu fragen, wohin sie sie führte, er kannte den entschlossenen Blick in ihrem Gesicht bereits in- und auswendig. Die Spuren, die für ein nicht geschultes Auge nicht zu erkennen waren, aber zweifellos da waren, führten sie in die Richtung, in die auch ihr Instinkt sie trieb. Und die Kamaguri folgte dem Rufen ihrer Seele. „Wir sind da“, erklärte Elektra plötzlich, als sie ruckartig stehen blieb und dem Team mit einer Handbewegung andeutete, hinter den Bäumen in Deckung zu gehen. Ein kurzer Blick genügte, damit John die Anwesenheit der Wraith feststellte, die einige Meter von ihnen entfernt in einer Höhle verschwanden.

„Ich zähle nur vier“, murmelte John. „Es sind mindestens fünfzehn“, korrigierte Elektra ihn. „Woher willst du das wissen?“ „Ich kenne die Angewohnheiten und Strategien dieser Rasse besser als du, John.“ „Und was genau machen wir jetzt?“ erkundigte sich Ford. John und Elektra wechselten einen langen Blick miteinander. Ein leiser Seufzer entrang sich seiner Kehle. Er las die Antwort in ihren Augen. „Du willst da hinein gehen“, stellte er trocken fest. „Das habe ich vor. Ich will, das ihr hier draußen auf mich wartet. Es ist für euch sicherer, wenn ich mich alleine in der Höhle umsehen.“

„Dann haben wir ein Problem, Elektra, denn ich werde nicht zulassen, das du da ohne mich hinein gehst“, bemerkte John mit einem entschiedenen Kopfschütteln. „Du hast keine Ahnung, was dich dort drinnen erwartet.“ „Du auch nicht.“ „Ich bin eine Kamaguri.“ „Und ich lasse mich nicht von dir umstimmen. Ich werde dich begleiten.“ „In Ordnung“, willigte Elektra schließlich ein. „Aber nur du“, fügte sie streng hinzu. „Teyla, Ford, lasst die Umgebung nicht aus den Augen. Sollte irgend etwas ungewöhnliches vorfallen oder sich der Höhle noch mehr Wraith nähern, sagt ihr sofort Bescheid, damit wir rechtzeitig verschwinden können. Verhaltet euch ruhig. Wenn wir in dreißig Minuten nicht wieder da sind, wird es Zeit für eine kleine Rettungsaktion“, befahl John den restlichen Mitgliedern seines Teams.

„Keine Sorge, Sir, wir sind da, wenn Sie Alarm schlagen.“ „Vielleicht komme ich nicht dazu, Lieutenant“, erwiderte John und kontrollierte ein letztes Mal seine Waffen, um sich zu vergewissern, das sie ihn im Notfall nicht in Stich ließen. „Wir holen Sie raus, egal was geschieht“, versprach Teyla, deren Blick ihm erzählte, das sie von dem Plan nicht sehr begeistert war. Dennoch verstand sie Elektras Gründe, den Spuren zu folgen, die womöglich zu ihrer Vergangenheit führten und ihr die letzten, noch ungeklärten Fragen beantworten konnten. Es gab noch ein paar Details, an die sie keine Erinnerung besaß. Sie war auf der Suche nach den Bildern, die ihr Unterbewusstsein verdrängte. Elektra wollte Gewissheit und vielleicht fand sie diese ausgerechnet inmitten der Wraith.

Der Eingang der Höhle wurde nicht bewacht. Dennoch bewegten sich John und Elektra äußerst vorsichtig vorwärts. Aufmerksam ließ die Kamaguri ihren Blick umher wandern. Die Höhle ging tief unter die Erde. Ein Tunnelsystem verband die angelegten Räume miteinander. „Welchen Weg nehmen wir überhaupt?“ erkundigte sich John leise, während er die drei Korridore betrachtete, die in verschiedene Richtungen führten. „Wir nehmen den Rechten“, entschied Elektra nachdenklich. „Du scheinst so überzeugend von deiner Wahl zu sein. Spricht wieder deine innere Stimme zu dir?“

„So etwas in der Art. Du musst mich wirklich nicht begleiten. Noch hast du die Möglichkeit umzukehren.“ „Ich will dich aber begleiten. Hör also bitte auf, mit mir darüber diskutieren zu wollen. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen, Elektra. Es ist nicht nötig, das du das für mich übernimmst“, erklärte er knapp und aus seiner Stimme hörte die Kriegerin deutlich den beleidigten Tonfall heraus. „Tut mir leid, John, ich will dich nicht bevormunden. Das liegt nicht in meinen Sinn. Mir gefällt bloß der Gedanke nicht, das du diese Höhle nicht lebend verlässt.“ „Dann weißt du wenigstens, wie ich mich die ganze Zeit über fühle, besonders jetzt, wo die Wraith von dir erfahren haben. Bei mir ist das ein Dauerzustand, der niemals verschwindet.“

Statt ihm mit Worten zu antworten, ergriff Elektra schweigend seine Hand und drückte sie kurz. Diese Geste reichte aus, damit John erfuhr, wie gut sie ihn verstand. In der nächsten Sekunde schob Elektra ihn zur Seite und legte ihm einen Finger auf die Lippen, um ihm zu signalisieren, das ein Gespräch jetzt keine gute Idee war. John folgte ihrem Blick und erkannte die beiden Wraith, die beinahe ihren Weg gekreuzt hätten. Elektra wollte um jeden Preis einen Zusammenstoß in diesen dunklen Tunnel vermeiden. Es würde jeden Wraith, der sich auf diesen Planet befand, auf sie aufmerksam machen.

„Das ist ein verlassener Planet. Was, zum Teufel, machen die Wraith hier?“ flüsterte John kopfschüttelnd. „Ich hege eine Ahnung, was genau sie hier treiben.“ „Lass mich an deinen Gedanken teilhaben“, forderte John. „Es ist ein geheimes Labor.“ „Ein Labor?“ „Sie führen Experimente an Menschen durch und halten sie als Nahrung fest, damit sie nicht ständig auf die Jagd gehen müssen. Willst du mir erzählen, das du ein solches Zentrum der Wraith noch nie gesehen hast?“ „Doch, ich habe so etwas schon gesehen, aber nur auf ihren Schiffen. Ich kann mir nicht vorstellen, das sie so dreist sind, und dies auch auf einem Planeten eingerichtet haben. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Völker dieser Galaxie.“

„Es liegt in der Natur der Wraith, da sie nichts und niemanden Respekt zollen.“ „Die Angst, die sie vor dir verspüren, ist schon einmal ein Anfang.“ „Allerdings“, erklärte Elektra und setzte sich wieder in Bewegung, nachdem die beiden Dronen gänzlich in der Dunkelheit des Korridors verschwunden waren. Nach ein paar Metern blieb sie vor einer breiten Tür stehen. John nickte ihr bejahend zu und hielt den Lauf seiner Schusswaffe direkt auf die Tür gerichtet. Elektra öffnete diese und stand dem Grund für diese geheime Station gegenüber. Insgeheim hatte sie es zwar erwartet, dennoch schockierte sie das grauenhafte Bild, das sich ihren Augen offenbarte.

~ 13. ~

Der gesamte Raum war mit Kältekammern gefüllt. Und in jeder einzelnen war ein Mensch gefangen. Einige waren schrecklich zugerichtet und das Leben anderer hing an einen seidenen Faden. Doch diese Menschen hatten alle etwas gemeinsam. Sie wandelten zwischen Leben und Tod. „Das habe ich befürchtet“, sprach Elektra entsetzt. Da sich in diesem Teil des Labors kein Wraith aufhielt, ging die Kriegerin davon aus, das bei ihren Feinden gerade ein Wechsel des Wachpersonals stattfand. Das würde auch die beiden Dronen erklären, die sie kurz zuvor gesehen hatten.

Elektras Augen glitten zu der Kontrollkonsole, die sich in der Mitte des Raumes erhob. Etwas schien zu rufen und anzutreiben, einen Blick in die Daten zu werfen, die die Wraith angelegt hatten. „Wir haben nicht viel Zeit. In wenigen Minuten wird die Wache zurück kommen“, sprach Elektra, als sie vor der Konsole stehenblieb und die Daten aktivierte. „Dann sollten wir uns von hier verabschieden. Elektra, was machst du da?“ rief John irritiert, als er sah, wie seine Freundin in den Daten ihrer Feinde herum stöberte. „Ich muss einfach wissen, welche Daten sich hier befinden. Vielleicht finde ich ein paar Informationen, die uns nützlich sein könnten.“

„Wir sollten lieber versuchen, diese Menschen zu befreien.“ „Du kannst ihnen nicht mehr helfen, John, niemand kann das. Sie sind bereits mehr tot als lebendig.“ „Willst du sie etwa dahin vegetieren lassen?“ „Bevor wir gehen, werde ich ihr Leiden beenden. Sie werden friedlich einschlafen und keine Qualen mehr verspüren“, erwiderte Elektra, während sie die Datenbank des Labors durchsuchte. „Wieso kennst du eigentlich die Zugriffscodes der Wraith?“ „Weil ich eine Kamaguri bin? Benötigst du noch eine andere Erklärung?“ „Nein, diese genügt mir vollkommen“, gab John ihr mit einem Nicken zu verstehen.

„Das kann nicht wahr sein“, stieß die Kriegerin in der nächsten Sekunde aus und starrte auf die Datei, die sie soeben geöffnet hatte. „Was ist los?“ „Sie haben eine ganze Studie über uns angelegt.“ „Du meinst, über mein Team?“ „Nein, über meinen Orden. Sie haben die Kamaguris genauestens beobachtet. Jedes noch so kleine Detail unseres Verhaltens ist hier aufgelistet.“ „Sie haben dasselbe getan wie ihr. Oder willst du mir weismachen, das dein Orden solche Dateien nicht besessen hat?“ „Natürlich haben wir unsere Beobachtungen nieder geschrieben, aber das die Wraith dies auch tun, war mir fremd. Daran habe ich nicht gedacht“, gestand Elektra freimütig.

„Steht da auch etwas über dich?“ „So kann man es auch nennen. Sie sind im Besitz der gesamten Prophezeiung, die mein Schicksal wurde.“ „Man darf seinen Feind nicht unterschätzen, Elektra.“ „Ich unterschätze die Wraith nicht. Der Orden ist nie davon ausgegangen, das die Wraith etwas über mein Schicksal wissen. Sie haben mich einst studiert. Deshalb wollten sie mich gefangen nehmen, um mehr darüber zu erfahren, wie ich sie vernichten soll.“ „Das alles ist wirklich interessant, Elektra, doch du musst dich beeilen. Wir bekommen Besuch“, sprach John hastig, als er die Schatten erblickte, die sich ihnen näherten.

„Wie viele?“ „Kann ich nicht genau sagen, zwei bis fünf Wraith. Sie steuern direkt auf uns zu.“ „Ich brauche nur eine Minute“, erklärte die Kriegerin, als sie einen Befehl eingab. Im nächsten Augenblick schaltete das System auch schon die Stromzufuhr des Raumes ab. Die Kammern wurden nicht mehr länger mit der nötigen Elektrizität versorgt. Die Lebenslinie der Gefangenen wurde unterbrochen. Wie Elektra es versprochen hatte, sorgte sie für einen friedlichen und schmerzlosen Tod der Opfer. Wenigstens ihr Tod sollte nicht mit entsetzlichen Qualen verbunden sein. Die Kamaguri ging davon aus, das einige der Menschen die Endgültigkeit des Todes nicht einmal mehr richtig mitbekamen.

In dem Augenblick, als das System nicht mehr auf Hochtouren lief, hallte auch schon ein lauter Alarm durch den Tunnel. „Ich schätze, das warst du?“ sprach John überflüssig. „Der Alarm muss an die Stromzufuhr der Kammern gekoppelt sein.“ „Das bedeutet nichts gutes für uns, vor allem, nachdem sich gerade die Tür öffnet.“ „Bleib hinter mir, John, dann kann dir nichts passieren.“ „Eigentlich sollte ich dich beschützen. Immerhin bin ich hier der Mann.“ „Aber ich bin stärker als du“, kommentierte Elektra. Sie blickte den drei Wraith, die in den Raum stürmten, stolz in die Augen. Bei diesen dreien würde es nicht bleiben. Der Alarm würde ihnen jeden einzelnen Wraith des Planeten auf den Hals hetzen.

Die Schüsse, die aus der Höhle zu hören waren, zogen die Aufmerksamkeit des wartenden Teams auf sich. In der nächsten Sekunde meldete sich Major Sheppard über das Funkgerät. „Wir haben hier einige Schwierigkeiten. McKay, Ford, macht sofort den Jumper für einen schnellen Start fertig.“ „In Ordnung, Sir“, erwiderte Aiden. „Ich komme Ihnen entgegen, Major“, erklärte Teyla entschlossen. Sie nickte Ford kurz zu und dieser machte sich mit McKay auf den Weg zum Jumper, damit sie ohne weitere Probleme von diesen Planeten und den Wraith fliehen konnten.

Währenddessen betrat Teyla die Höhle und sah Elektra und John, wie sie sich ihren Weg durch eine Übermacht an Wraith frei kämpften. Ohne lange zu überlegen stürzte sie sich ebenfalls in den Kampf, um ihren Freunden zu helfen. „Was ist passiert?“ hakte sie nach, als die Beiden zu ihr stießen. „Das erzähle ich Ihnen, Teyla, sobald wir in Sicherheit sind“, bemerkte John. Seite an Seite verließen sie die Höhle und nahmen die Richtung, die zum Jumper führte. Doch anstatt sich dort in Sicherheit wiegen zu können, rannte John regelrecht in die hohe Gestalt eines Wraith hinein.

„Ich habe das Gefühl, das wir irgendwie in eine Falle hinein geraten sind“, stieß Teyla aus, als ihr Blick die Lichtung erforschte. Die Wraith hatten am Puddle Jumper auf sie gewartet. Elektra stieß den Wraith, der sich bedrohlich vor John aufbaute, zu Boden und war bereits mit ihm beschäftigt, noch eher irgend jemand richtig reagieren konnte. Johns Blick glitt zu Ford, der McKay einen Stoß in den Rücken gab, damit dieser nicht ins Kreuzfeuer geriet. Mit seiner tapferen Handlung rettete der Soldat McKay vor einer Entführung, den in der nächsten Sekunde wurde Ford Opfer eines Abfangjägers, der am Himmel auftauchte, und den jungen Mann mit sich nahm.

Teyla erlitt dasselbe Schicksal und wurde erneut eine Geisel der ihr so verhassten Wraith. Bevor John entscheiden konnte, wem er zuerst zur Hilfe eilen sollte, packte ein Wraith ihn an den Schultern. Er schlug ihm die Waffe aus der Hand und wollte sich an ihm nähren. Doch John war jemand, der niemals aufgab, auch dann noch kämpfte, wenn es absolut aussichtslos aussah. Und nun war er besser trainiert als zu irgendeinen anderen Zeitpunkt seines Lebens. Nicht umsonst hatte er Elektra gebeten, ihn in die außergewöhnliche Kampfkunst der Kamaguris einzuweihen. Jetzt, im Angesicht seines Feindes, würde sich zeigen, ob das Training bei ihm wirklich funktionierte.

„Ich kann das“, sprach John sich selbst Mut zu, während sein Blick kurz zu Elektra glitt, die sich mit dem Wraith einen harten Kampf lieferte. „Das solltest du nicht wagen“, warnte der Wraith seinen Gegenüber, doch John war bereit, sich von den Lehren der Kamaguris leiten zu lassen. „Ich habe bei einer Kamaguri gelernt. Und ich besitze den Glauben, das dieser Unterricht seine Wirkung bei mir hinterlassen hat“, sprach John entschlossen. Innerhalb weniger Momente wurde er in einen erbitterten Kampf mit den Wraith hinein gezogen. Spätestens jetzt wurde ihm bewusst, dass das Wissen des alten Ordens sich in ihm befand.

Mit harten Schlägen beförderte er den Wraith zu Boden. Dieser wurde von der heftigen und erfolgreichen Gegenwehr des Menschen völlig überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, das dieser Soldat in der Lage war, sich wie ein Krieger der Antiker zu bewegen. Die Lehren der Kamaguris waren zu einem Teil von ihm geworden, das wurde dem Wraith auch durch die Schmerzen klar, die sich von seinem rechten Arm bis zur Schulter ausbreiteten. Mit einem einzigen Handgriff hatte John ihm den Knochen gebrochen.

Dem Wraith entkam ein schmerzerfüllter Schrei. Doch die Qual war schnell vergessen und wich seiner unbändigen Wut. Mit vor Zorn sprühenden Augen funkelte er den Soldaten an. John musste schwer schlucken, konzentrierte sich jedoch auf den Kampf und das besondere Training, das er genossen hatte. John konnte dem Angriff des Wraith ausweichen, nur um in der nächsten Sekunde zu Boden geworfen zu werden. Er wusste instinktiv, das es nicht leicht werden würde den Sieg davon zu tragen. Aber er war fest entschlossen, seinem Gegner nicht zu unterliegen. Würde dies geschehen, würde er sein Leben verlieren. Und er würde alles tun, um das zu verhindern. John wurde von dem überwältigenden Gefühl, das er bei Elektra gelernt hatte, regelrecht fort gerissen. Er war nicht länger nur ein Soldat, sondern wurde zu dem Krieger, den die Kamaguri in ihm schon längst erkannt hatte. Aus Major John Sheppard wurde eine tödliche Waffe.

Ängstlich blickte sich Rodney um. Er wusste nicht, wohin er fliehen sollte, den überall, wo er hinsah, war ein Wraith. Teyla und Ford waren verschwunden. Elektra und John kämpften mit den Wraith um ihr Überleben. Und er war soeben von einem Feind als Nahrung ausgewählt worden. Warum musste eine solche Wahl immer auf ihn fallen? Wieso konnten die Wraith ihn nicht einmal übersehen? Das Glück verließ ihn stets auf solchen Missionen, die nur in einer Katastrophe enden mussten, da John nun eine Begleiterin hatte, die genauso neugierig war wie der Soldat. Sie konnten sich beide in Situationen wie diesen nicht zurück halten und einmal der sicheren Gefahr aus dem Weg gehen.

John war ein Abenteurer und Elektra eine Kriegerin. Das konnte nur bedeuten, das sie sich stets selbst in die größten Schwierigkeiten brachten. Dabei spielte es keine Rolle, wie sehr man diese vermeiden konnte. Wieder hegte Rodney den sehnlichen Wunsch, nicht auf diesen Planeten zu sein, sondern in seinem Labor, wo er an seinen Projekten weiter arbeiten konnte. Doch ihm würde es vielleicht nie mehr gelingen nach Atlantis zurück zu kehren. Seine Arbeiten würden nie beendet werden. Außer Zelenka maß es sich an, sich an Rodneys Projekte zu vergreifen. Das wäre der Untergang meines guten Rufes, dachte McKay zynisch. In einem Moment, wo er dem sicheren Tod in die Augen blickte, sollte er sich nicht mit solchen Gedanken beschäftigen. Sie sollten nicht das Letzte sein, das ihm durch den Kopf ging.

Ein arrogantes Lächeln glitt über die Lippen des Wraith, als er vor Rodney stehenblieb, und ihn aufmerksam musterte. Rodney konnte nicht verhindern, das dieses grauenhafte Wesen das Zittern seines Körpers bemerkte, das von seiner Angst erzählte. Der Wraith badete in der Furcht seines Opfers. Er streckte die Hand aus und presste sie dem Menschen auf die Brust. Gequält brüllte Rodney seine Schmerzen hinaus, als er auf die Knie sank, und seinem Gegenüber hilflos ausgeliefert war. Niemand würde ihn jetzt noch retten können. Das war sein Ende. Einen Ausweg gab es für ihn nicht mehr.

Der Wraith stahl sich seine Lebensenergie. Rodney spürte die Schwäche, die ihn gefangen hielt. Er konnte nicht dagegen ankämpfen, da sein Körper ihm nicht länger gehorchte. Selbst die Knie, auf denen er saß, zitterten heftig unter der Berührung des mächtigen Feindes. Ich werde sterben, dachte Rodney und er ging davon aus, das dies sein letzter Gedanke sein würde, bevor er tot ins Gras fiel. Es gab kein Entrinnen, kein Entkommen, keinen einzigen Weg zur Flucht. Es existierte nur noch die Kälte, die über seine Haut rieselte, und unbarmherzig nach seiner Seele griff, die in tiefste Finsternis gestoßen wurde. Verschwommen nahm Rodney die Gestalt des Wraith wahr. Er sah weder sein Team, noch den Wraith richtig. Nebel legte sich über seine Augen. Das Einzige, das Rodney noch erblickte, war sein Tod ...

~ To be Continued ~


|| Home ||