The Magnificent Seven

Smells Like Team Spirit

Autor: Birgitt Schuknecht (magnifica@gmx.net)
Fandom: Magnificent Seven
Universum: ATF
Charaktere: alle Sieben
Rating: G
Kategorie: (Galgen-)Humor
Archiv: Shendara's and Birgitt's Magnificent 7 site, FF-Paradies
Anzahl der Worte: 992 (ohne header)
Datum: 10.02.2003

"Mr. Larabee, ich hasse es, Sie mit einer solchen Nebensächlichkeit zu belästigen, aber ich sehe es als meine Pflicht an, Sie darüber zu informieren, daß mich ein weiterer Tag Schreibtischarbeit den Rest meiner geistigen Gesundheit kosten wird. Die Umstände, die dazu geführt haben, daß sowohl der ärztliche Betreuerstab des ATF als auch die unergründlichen Mächte in Gestalt unseres geschätzten Vorgesetzten, Mr. Travis, sich dazu gezwungen sahen, meine Erfahrungen und mein Können brachliegen zu lassen, haben sich grundlegend geändert. Momentan verschwenden sie wertvolles Humankapital, indem sie mich dazu verdammen, stupide und wenig fruchtbare Routinerecherchen durchzuführen. Es würde Ihnen meine ewige Dankbarkeit einbringen, wenn Sie Ihren beträchtlichen Einfluß bei den entscheidenden Stellen geltend machen und mich von meinem gegenwärtigen Schicksal erlösten."

In der Sekunde, als er geendet hatte, wurde Ezra klar, daß seine Version von "Ich bin fit, ich langweile mich zu Tode - tu was, Chris!" ihren Zweck völlig verfehlt hatte. Chris Larabee sah ihn an, als hätte er eigene Ideen für das vor ihm stehende Problem - Einfälle, die Ezra im Geiste schlucken ließen und die Frage aufwarfen, was ihn geritten hatte, in das Allerheiligste vorzudringen und seinen Vorgesetzten mit etwas so Nichtigem wie seinem Wohlergehen zu belästigen.

"Ezra?" Larabees Stimme war betont ruhig, definitiv kein gutes Zeichen. Aber solange er noch saß...

"Mr. Larabee?"

Larabee stand langsam auf und umrundete den Schreibtisch. Ezras innerlich empfundenes Schlucken verwandelte sich in ein reales, und er war froh, daß er den Nerv hatte, nicht zurückzuweichen, als Larabee sich vor ihm aufbaute. In Zeitlupentempo verwandelte sich Larabees ernster Gesichtsausdruck in ein Lächeln, das Ezra an weiß gekittelte Psychiater erinnerte. Oder mehr noch an deren Patienten in der Geschlossenen.

"Warum tust du der Menschheit im Allgemeinen und diesem Team im Besonderen nicht einen Gefallen und gehst für eine gewisse Zeit im Park spazieren? Für eine Woche oder so. Nimm dein Handy mit, dann können wir dich erreichen, wenn wir dich früher brauchen."

Der ruhige Tonfall hatte sich hörbar verschärft, aber noch hatte Larabee sich unter Kontrolle. Es war jedoch offensichtlich, daß Larabee wohl den Teil der Menschheit bedauerte, der zur Zeit den Park bevölkerte. Wahrscheinlich hatte er - Ezra - es übertrieben.

Bei seinem Versuch, sich die Zeit zu vertreiben, während er auf die Freigabe für den aktiven Dienst wartete, hatte er unabsichtlich die Lebenszeit von Mr. Sanchez' Lieblingskaktus drastisch verkürzt, weil er diesem zuviel Aufmerksamkeit in Form von Wasserzufuhr gewidmet hatte. Dazu kam noch der Zorn von Mr. Wilmington, der ihm lautstark klar gemacht hatte, daß das, was Ezra als Müll ansah, in seinen Augen geschätzte Sammlerobjekte und Memorabilia vergangener und aktueller Beziehungen darstellte. Auch von Mr. Dunne konnte er keine Unterstützung mehr erwarten, denn Ezras wohlgemeinte und objektiv gesehen effiziente Re-Orgination von Dunnes' Computerfilesystems wurde mit der unqualifizierten Bemerkung "Ein Genie beherrscht das Chaos!" brüsk abgetan.

Mr. Jackson hatte ähnlich ungehalten reagiert, als Ezra ihn mit der Neuigkeit überraschte, er habe die medizinische Notfallausrüstung auf den neuesten medizinischen Wissensstand gebracht. Der größte Faux pas war allerdings seine Initiative gewesen, für Mr. Tanner die Unterlagen für ein Trainingslager im Umgang mit Schußwaffen aller Art anzufordern, da er die Übergabe der Papiere unbedachterweise mit den Worten kommentierte: "Ich hatte bei dem letzten Einsatz den Eindruck, Ihre Technik habe etwas nachgelassen." Auch der Zusatz, daß es sich nur um eine infinitesimale Verschlechterung handeln würde, die nur einem Experten auffielen und die nicht in kausalem Zusammenhang mit seiner - Ezras - Verletzung stünden, änderte nichts daran, daß Tanner nun schon seit vier Tagen nicht mehr mit ihm sprach. Wenn eine Kommunikation nötig war, schickte er ihm Memos oder Emails, oder - was das Beschämendste war - er redete über Dritte mit ihm. Wobei diese "Dritten" nicht gerade begeistert über die Tatsache waren, daß sie als Übermittler von Zwieträchtigkeiten eingespannt wurden.

Alles deutete darauf hin, daß die Beschwerden seiner Teamkameraden in Kombination mit seinen wiederholten Anfragen bezüglich seiner uneingeschränkten Diensttauglichkeit zu Larabees übertrieben deutlichen Reaktion geführt hatten. Natürlich wußte Ezra, daß er ein unerträglicher Rekonvaleszent war - bei seiner Arbeit als Undercover-Agent war eine gesunde und ehrliche Selbsterkenntnis von unschätzbarem Wert. Dennoch hatte er mehr Verständnis erwartet. Vielleicht sollte er auf Larabees Ratschlag eingehen und einige Zeit allein verbringen. Der Park war nicht weit entfernt, und das Wetter war mehr als angenehm.

"Wenn Sie mich wirklich entbeh--" Er brach unter Larabees Blick ab und nickte ergeben. Als er das Büro verließ, sahen ihm fünf Augenpaare mit einem Ausdruck an, den man nicht anders als erwartungsvoll bezeichnen konnte. Ezra räusperte sich. "Ich werde für ein paar Stunden außer Haus sein. Falls sich eine Situation ergeben sollte--"

"--haben wir deine Nummer. Keine Sorge, wir halten die Stellung." Ezra war sprachlos - die ersten Worte, die Tanner an ihn richtete seit dem "Zwischenfall".

Seine Bestürzung nutzte Wilmington, um ihm ein paar Zeitschriften in die Hand zu drücken. "Etwas zum Lesen und Genießen, Ezra. Kein Altpapier!"

Dunne nickte in Richtung Ezras Schreibtisch. "Ich passe auf, daß keiner an deinem PC rummacht. Ich weiß doch, wie du das haßt!"

Sanchez steckte ihm eine Broschüre zu. "Wir haben gehört, du gehst in den Park. Im Expositionsstrakt des Gewächshauses läuft eine Ausstellung, die dich vielleicht interessiert. 'Kakteen - die unbekannten Wesen'."

Bevor er Sanchez danken konnte, legte Jackson ihm seinen Arm um die Schultern. "Tu mir den Gefallen und geh auf dem Rückweg in das medizinische Lager - hier ist die Bewilligung. Unser Vorrat an Beruhigungs- und Schlafmitteln ist etwas zu knapp."

Ezra sah sich unsicher in Richtung Aufzug um, erwartete, daß Travis mit seiner Entlassungsurkunde und einer goldenen Uhr auftauchen würde. Plötzlich stand Tanner neben ihm, steckte ihm Schlüssel und Handy in die Jackettaschen. "Auf Wiedersehen, Ezra."

Ezra besah sich die Papiere in seinen Händen, schaute seine Kollegen und Larabee an, der jetzt im Türrahmen lehnte, Arme vor der Brust verschränkt. Sie alle kosteten diesen Augenblick aus. "Würden die Gentlemen mir einen Gefallen tun? Wenn ich das nächste Mal in den Innendienst verbannt werde - erinnern Sie mich daran, unbezahlten Urlaub zu nehmen.

|| Fiction ||